I S öhltal
Landschaft im Grenzraum Nordostbelgiens
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ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE ;
IM GÖHLTAL
Nr. 85 — Februar 2010
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Im Göhltal
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr. 85
Februar 2010
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet.
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. 087/65.75.04.
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
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Fortis Bank: 248-0068875-35
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Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten
Druck.: Aldenhoff, Gemmenich - 087-78 61 13.
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Inhaltsverzeichnis
Alfred Bertha Zum Umschlagbild: 5
Hergenrath Glocken im Strudel der Zeitgeschichte
Günter Martinius Glocke, Glocke, Du musst wandern 40
Lontzen Von dem einen Ort zum andern...
Joseph Langohr Sur les chemins de !’histoire des villages 44
Gemmenich de la commune de Plombi@&res
Henri Beckers Wöet met «F» 62
Kelmis
Walter Meven (+) Kriegslasten und Kriegsschäden 64
Aachen in der Bank Walhorn
J. Minetti Der Teufelsdaumen vl
Herbesthal am Aachener Domportal
Günter Martinius Unser Land. Die Karikatur eines 73
Lontzen Belgien-Bildes aus dem Jahre 1902
M.-Th. Weinert Der Fährmann 7a
Aachen-Forst
Albert Creutz Gedenksteine und Wegekreuze 76
Eupen
Henri Beckers Aje Jraav, bej de Liik 82
Kelmis
L6on Schillings Von Lüttich nach Kelmis: 83
Dinant Zu den Ursprüngen der Familie Beaufays
Henri Beckers Abend am Casinoweiher 101
Kelmis
Herbert Lennertz Jahresrückblick 2009 102
Neu-Moresnet
5
Zum Umschlagbild:
Glocken im Strudel der Zeitgeschichte
von Alfred Bertha
Schon in der Franzosenzeit waren Kirchenglocken zu Kriegszwecken
beschlagnahmt worden.
Im Ersten Weltkrieg kam es zu einer systematischen Erfassung der
Geläute. Die Glocken wurden in drei Kategorien mit den Bezeichnun-
gen A, B und C eingestuft. Gruppe A umfasste alle nach 1860 gegosse-
nen Glocken, die keinerlei Schutz genossen und sofort zur Verhüttung
kamen. In die Gruppe B wurden die Glocken des 18. und der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts eingestuft, während die Gruppe C alle „mit-
telalterlichen‘“ Glocken enthielt. Letztere wurden nicht angetastet.
Der Bedarf an kriegswichtigen Rohstoffen war im Hinblick auf die
Kriegsplanung des Dritten Reichs erheblich größer als 20 Jahre zuvor.
„Um die für eine Kriegführung auf lange Sicht erforderlichen Me-
tallreserven zu schaffen“, erließ der Beauftragte für den Vierjahresplan,
Hermann Göring, am 15.3.1940 eine Anordnung zur Durchführung die-
ses Planes, in der u. a. bestimmt wurde:
„Die in Glocken aus Bronze enthaltenen Metallmengen sind zu er-
fassen und unverzüglich der deutschen Rüstungsindustrie dienstbar zu
machen“ (Ziffer 1 des Erlasses).
„Die Glocken aus Bronze sind anzumelden und abzuliefern. Die
Festsetzung des Zeitpunktes der Ablieferung bleibt vorbehalten. Über
die anzumeldenden Gegenstände darf ohne besondere Anweisung nicht
verfügt werden“ (Ziffer 2 d. Erlasses).
Ausbau und Abtransport der Glocken, so hieß es weiter, würden auf
Kosten des Reiches erfolgen und es werde „eine angemessene Entschä-
digung des Wertes der Glocken nach Kriegsende zugesichert“.
Bei der Einstufung der Glocken ging das Reich härter als im Ersten
Weltkriege vor. Statt der damals durchgeführten Sichtung auf der Basis
von 3 Stufen, wurden die Glocken nun in 4 Stufen eingeteilt:
A (alle Glocken, die nach 1800 entstanden waren), B und C (die Glo-
cken des 17. und 18. Jahrhunderts) sowie D (alle älteren Glocken).
Es wurde ausdrücklich bestimmt, dass auch unter den mittelalterli-
chen Glocken eine „starke Sichtung“ vorzunehmen sei. Das Alter allein
rechtfertige nicht die Zubilligung dauernder Erhaltung.
6
Die Glocken der Gruppen B und C wurden zwar aus den Türmen ent-
fernt, jedoch vorläufig vor dem Einschmelzen zurückgestellt, während
diejenigen der Gruppe A sofort zur Verhüttung kamen.
Die Anmeldung der Glocken erfolgte durch Meldebogen, die über
das Generalvikariat den Pfarren zugestellt wurden. Die Einstufung ge-
schah ebenfalls durch das bischöfliche Generalvikariat im Einverneh-
men mit dem Provinzialkonservator der Rheinprovinz. Im Falle der un-
ter „D“ eingestuften Glocken lag die endgültige Entscheidung bei der
„Reichsstelle für Eisen und Metalle“ in Berlin.
Einen vorläufigen Aufschub der Glockenbeschlagnahmung brachte
das deutsch-sowjetische Wirtschaftsabkommen vom 19. August 1940,
das Deutschland gegen Maschinen und Technologie sowjetische Lie-
ferungen an Lebensmitteln, Erdöl und Nichteisenmetallen zusicherte.
Letztere, vor allem Kupfer und Zinn, machten das Reich gegen eine
eventuelle Blockade Groß-Britanniens „immun“ und die Ablieferung
der Glocken wurde vorerst weniger dringlich. „Stalin hat unsere Glo-
cken gerettet“, sagte das Volk.
Mit dem Beginn des Russlandfeldzuges am 22. Juni 1941 änderte
sich die Situation schlagartig. Den Pfarren wurden im November 1941
die ersten Meldebogen zugestellt. In Betracht kamen nur Glocken von
mehr als 25 kg Gewicht. In einer besonderen Spalte („Besondere Be-
merkungen“‘) sollte auf den besonderen Wert einer Glocke hingewiesen
werden, vor allem auf eine außergewöhnliche Klangschönheit.
Jede Pfarrkirche durfte eine Läuteglocke behalten, und zwar die je-
weils leichteste. Besaß eine Kirche keine D-Glocke, so war als Läute-
glocke die leichteste C-Glocke vorgesehen. Beim Fehlen einer solchen
verblieb die leichteste B-Glocke u.s.w.
Die ausgefüllten Meldebogen mit Angaben zur Größe, dem Gewicht,
dem Ton, der Herkunft und dem Verwendungszweck (Turmglocke,
Feuerglocke...) der Glocken wurden an das bischöfliche Generalvika-
riat in Aachen zurückgeschickt, das die Einstufung, wie schon gesagt,
im Einvernehmen mit dem Provinzialkonservator vornahm. Die kirch-
lichen Stellen erhielten so den Eindruck, als könnten sie selbst über das
Schicksal ihrer Glocken entscheiden...
Die ostbelgischen Glocken kamen in 6 Transporten zwischen dem
16.9.1942 und dem 15.2.1944 in Hamburg an. Am 14. November 1944
wurde „auf die Weiterverfolgung der Metallmobilisierung mit Rück-
sicht auf die derzeitige Arbeitseinsatzlage abgesehen‘““'.
! Staatsarchiv Düsseldorf, Reg. Aachen, 20.306
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Baelen. Die alte und ehrwürdige St. Paulskirche meldete 4 Glocken
in den Tönen E-Dur, g, b, und A-Dur. Die Durchmesser waren 132, 107,
90 und 57 cm. Da für keine der Glocken das Alter angegeben wurde,
kamen sie zunächst in die Klasse B (die größte) und A (die restlichen 3).
Später machte der Pfarrer in einer getrennten Eingabe an das Generalvi-
kariat auf den besonderen Wert der großen Glocke aufmerksam. Diese
sei 1691 gegossen worden und sei Nachfolgerin einer bedeutend älte-
ren Glocke. Daraufhin durfte die historisch wertvolle Glocke im Turm
verbleiben.
Baelen-Garnstock. Da das Kloster Garnstock keine Pfarre bildete,
mussten beide Glocken abgeliefert werden. Sie waren 1935 bei Sergeys in
Löwen gegossen worden und besaßen ein Gewicht von 250 bzw. 200 kg.
Bleyberg. 350 und 55 kg wogen die Glocken der Pfarrkirche Bley-
berg. Beide waren nach der Pfarrerhebung im Jahre 1866 durch die Fa-
milie Paquot gestiftet worden. Die größere stammte aus der Lütticher
Kirche Ste Walburge und hatte bis zur Erbauung des neuen Gotteshau-
ses i. J. 1934 kaum geläutet werden können, da der Glockenturm des
ersten Gotteshauses zu klein für diese Glocke war. In einem Schuppen
hatte sie so Jahrzehnte aufbewahrt werden müssen. Nur um das 20. Jahr-
hundert einzuläuten, hatte man sie hervorgeholt. Diese große Glocke
trägt (nach Angabe von Herrn P. Xhonneux) die Inschrift: „Quando fui
formata Godescalcus ....vocata. Qui sequitur finem respice....Respice in
servos tuos et in opera tua Domine. M.F.G.H.
Eine Glocke, die auf den Namen Gottschalk getauft wurde, gibt es
sonst nirgendwo im ostbelgischen Raum. Die Abkürzung MFGH dürfte
den Gießer angeben (Me Fudit/Fecit gefolgt von den Initialen des Glo-
ckengießers).
Beide Bleyberger Glocken wurden in die Kategorie A eingestuft, die
größere verblieb jedoch im Turm, da man sich außer Stande sah, sie
ohne größere Beschädigung des Bauwerks herunterzunehmen.
Gemmenich. Die St. Hubertus-Pfarrkirche meldete drei Glocken mit
den Durchmessern 90, 80 und 40 cm und in der Tonlage la, do und la.
Sie stammten aus den Jahren 1737, 1726 und 1811. Letztere war 1831
repariert oder umgegossen worden. Als Gießer werden Fr. Chaudoir
(1737), Johann Franssen (1726) und Peiper (1831) angegeben.
10
Der Pfarrer vermerkte, die Glocke von 1737 trage die Inschrift „Lib-
rarum Ponderis‘“ und er vermutete, dass so in verschlüsselter Form das
Gewicht angegeben werde.
Die unvollständigen Angaben von Pfarrer Langohr möchten wir hier
vervollständigen. Die Inschrift der Chaudoir-Glocke lautet nämlich:
Franciscus Caesar Constantinus Comes de Hoensbroech Ab Oost
Scholasticus Aquensis Me Refundi Librarum Ponderis Anno 1737 Cu-
ravit“, d. h. Franciscus Cäsar Constantin Graf von Hoensbroech von
Oost, Scholaster von Aachen, ließ mich 1737 neugießen.
Die Gewichtsangabe, die nach „Librarum Ponderis‘“ zu erwarten
wäre, fehlt leider.
Die Inschrift beweist, dass es sich bei dieser Glocke um die so ge-
nannte Zehntglocke handelt. Im Bereich Vaals-Gemmenich-Moresnet-
Montzen dürfte ursprünglich nur eine Pfarre bestanden haben, deren
Zehnt dem Aachener Marienstift zukam. In einem vor 1200 aufgestell-
ten Güterverzeichnis des Aachener Marienstifts wird der Kirchenbesitz
in Gemmenich nämlich als Einheit dargestellt. Im Laufe der Zeit kam
es zur Aufsplitterung der Pfarre und Verselbständigung der in den ein-
zelnen Orten entstandenen Kapellen; R. Nolden vermutet, dass diese
Aufteilung zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert erfolgt sei und
die Kirchen von Montzen und Vaals an das Domkapitel, die Kirche von
Moresnet an den Dekan und die Kirche von Gemmenich an den Scho-
laster des Marienstiftes gefallen sei?.
1613 stehen dem Scholaster 2/3 und dem Pfarrer 1/3 des Zehnten in
Gemmenich zu. Der Zehnte in dem Weiler Ter Straeten stand dem Ka-
pitel zu und war dem des Scholasters beinahe gleichwertig.
Der Scholaster (Leiter der Stiftsschule) stand in der Rangfolge der
Würdenträger des Domkapitels nach dem Propst und dem Dekan an 3.
Stelle, Als Zehntherr hatte er der Kirche von Gemmenich gegenüber
gewisse Verpflichtungen zu erfüllen. Dazu gehörten Bau und Unterhalt
des Kirchenschiffs und die Bereitstellung der Zehntglocke.
Die Chaudoir-Glocke aus dem Jahre 1737 erinnert an diese historisch
interessanten Zusammenhänge. Es ist zu vermuten, dass die Vorgänger-
glocke gesprungen und deshalb ein Neuguss erforderlich geworden war.
Bei der Visitation des Jahres 1613 fehlte das Läuteseil der Zehnt-
glocke. Das Protokoll der Visitation des Jahres 1658 vermerkt, es seien
zwei Glocken im Turm, die größere der beiden sei jedoch geborsten, als
2 Reiner Nolden, Besitzungen und Einkünfte des Aachener Marienstiftes von seinen
Anfängen bis zum Ende des Ancien Regime, Sonderdruck aus der ZAGV, Bd. 86/87,
11
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Gemmenich 1726. Die St. Hubertus-Glocke Gemmenich, die Zehntglocke 1737
die Dorfbewohner beim Einfall der lothringischen Truppen Zuflucht im
Turm gesucht und die Glocke geläutet hätten. Der Scholaster behaupte
daher, er sei zum Umguss dieser Glocke nicht verpflichtet.
Auch 1666 wird die Zehntglocke noch als „fracta““ (gesprungen) be-
zeichnet, während es 1712 heißt, sie sei „reparata“ (repariert).
Die 1726 von Joh. Franssen gegossene Glocke trägt die Inschrift:
„Sankt Hubertus heisch ich, die Lebendige rufe ich und die Doodten
begrabe ich. Johannes Franssen goss mich 1726.“
Beide Glocken des 18. Jahrhunderts kamen in die Gruppe C, die drit-
te in die Gruppe B. Abgeliefert wurden die Franssen-Glocke und die
Peiper-Glocke.
Unsachgemäße Lagerung auf dem Gelände des Hüttenwerkes führten
zu einer irreparabelen Schädigung der Franssen-Glocke, die 1948 den
Weg nach Gemmenich zurückfand, aber umgegossen werden musste.
Beim Umguss wurde die Glockeninschrift auf den Neuguss übertra-
gen und um einen Zusatz durch folgende Zeilen erweitert: „Im Welt-
krieg 1942 zerbrochen, im Frieden des 2. Vatik. Konzils 1964 wieder-
hergestellt. — Te Deum laudamus. Te sancta confitetur Ecclesia.- Meine
Paten: Mathieu Parnitzke & Marguerite Crützen.- Dank den Familien
Ahn-Goebbels, Austen-Reinders, Austen-Wiertz, Fallentheyn-Fischer,
Flas-Cremer, Flas-Leisten, Langohr-Danthine, Nix-Possen, Nyssen-
Spirlet, Rampen-Hoffmanns, Joseph Schmetz, Schynts-Corman und der
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Kgl. St. Hubertus Schützen. Dank meinen Paten Mathieu Parnitzke und
Marguerite Crützen“‘.
Der Umguss wurde in der Gießerei Sergeys in Löwen vorgenommen.
Als Ersatz für die Peiper-Glocke, die im Krieg verloren ging, ließ die
Pfarre daselbst auch eine neue Glocke gießen. Sie wurde 1964 geweiht
und trägt die Inschrift: „Je suis de&diee a Notre-Dame, Mere du Sauveur,
Möre de Dieu, et je vous redis comme ä Banneux : Priez beaucoup.
Mes Parrains : L&opold Kever et Pia Pelzer. »
Henri-Chapelle. Die St. Georg-Pfarrkirche besaß drei Glocken, die
auf die Namen Georg, Barbara und Maria-Anna getauft waren. Die bei-
den Erstgenannten mit Durchmessern von 115 bzw. 104 cm waren 1810 *
im Orte selber von Clemens Drouot und J. B. Dupont, die Dritte 1935
in Löwen gegossen worden. Die Klangfarbe wird mit fa, sol und la an-
gegeben. Die beiden älteren kamen in die Gruppe B, die jüngere in die
Gruppe A.
Die in Hamburg vorgenommene Registrierung der Glocken führte
bei denen der Gruppen B und C zu einer systematischen Vermessung
und Beschreibung. Die Drouot-Glocke hatte demnach ein Gewicht von
910 kg und um die Schulter, auf je 3 Stegen, eine als Chronogramm
angelegte sechszeilige Inschrift. Diese lautete:
„ECCE GREGIS FUDIT ME PIA RELIGIO (weisende Hand) CURA
R.D. ERNST PAR. ET DNI KREUSCH (weisende Hand) HIC LEGE
POSTERITAS QUID PENSES CORDE FIDELI
GEORGIUS VOCOR (weisende Hand) PATRINI MEI SUNT DO-
MINI ET DOMINAE (weisende Hand) DNS M. A. G. L. A. LIBER
B. DE FROMENTEAU ET DE RUYFF ET DNA M. I. H. THIRIARD
DE MUTZHAGEN NATA DELEZAACK (weisende Hand) DNS A. A.
THIRIARD DE MUTZHAGEN ET DNA M. F. I. S. DE FROMEN-
TEAU ET DE RUYFF NATA DE NELIS (weisende Hand) DNS AE.
T. BECKERS PRAETOR COMMUNITATIS ET DNA M. I. REUL
NATA DAELEN . CLEMENS (weisende Hand) DROUOT ET J. B.
DUPONT ME FUDERUNT IN PRATO D.1. A. REUL A HENRI CHA-
PELLE.£
Die Inschrift nennt den Pfarrer Ernst, die Paten Freiherrn von -.Fro-
menteau und Ruyff und Frau Thiriard von Mützhagen geb. Delezaack,
sodann Herrn Thiriard von Mützhagen und Frau von Fromenteau und
Ruyff geb. Nelis und schließlich Herrn Bürgermeister Ae. Beckers und
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Frau M. J. Reul geb. Daelen. Die Glocke sei, so steht weiter zu lesen, in
Henri-Chapelle in der Wiese des Herrn Reul gegossen worden.
Als Verzierung trägt die Glocke über dieser Inschrift einen „zarten
Fries aus gerolltem Rankenwerk mit fächerartigem Blatt in wiederho-
lender Folge zwischen je zwei Stegen. Darunter Wellenfries.‘“ Ferner
trägt sie 4 Reliefs, und zwar die Mutter Gottes mit Zepter und Kro-
ne zwischen 2 Akanthusblättern; ein Gießerzeichen mit Namen; einen
Kruzifixus mit Maria Magdalena und (undeutlich) einen hl. Bischof.
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Henri-Chapelle, Barbara-Glocke, 1810
Die Barbara-Glocke, die ebenfalls 1810 gegossen worden war, konn-
te als Läuteglocke erhalten bleiben. Sie trägt die Inschrift. „Barbara
Vocor“ (Barbara werde ich genannt) und „Me LiberaLitas paroChlae
fUnDI feCIt, d. h. mich ließ die Großzügigkeit der Pfarre gießen.
Als Pate und Patin werden genannt der im Ruhestand in Henri-
Chapelle lebende Geistliche Gilkin, Fräulein Thielen, Herr G. Thielen,
Richter in Malmedy, Herr J. De Tiege, ehemaliger „mayeur“ von Ruyff
und Frau Beckers geb. Lacroix.
Die kleinste Glocke, die im Krieg verloren ging, wurde 1969 durch
einen Neuguss ersetzt. Sie wurde „Cloche de la Paix‘“ getauft. Paten
14
waren Henri Pelsser und Maria Henkens. Gegossen wurde diese Glocke
bei Sergeys in Löwen.
Homburg. 1658 nennen die Visitationsprotokolle Hasbaniens in
Homburg 2 Glocken, wovon die eine die Zehntglocke sei, die andere
aber der Gemeinde gehöre. Die beiden Glocken waren 1764 „in bono
statu“, in gutem Zustand.
Bei der Erfassung des Glockenbestandes und Anlage der Listen wur-
de eine 1824 gegossene Glocke mit einem Durchmesser von 96 cm in
B eingestuft. Ihr Gewicht wurde mit 670,5 kg angegeben, aber später
in Hamburg mit 726 kg korrigiert. Sie war gegossen worden durch die
Gebr. Gaulard in Aachen und trug um die Schulter zwischen je 2 Stegen”
eine sechszeilige Inschrift, die z. T. als Chronogramm angelegt war und
in jeder Zeile das Gussjahr 1824 ergab.
Diese lautet:
„Jo. Jo. LaUdeM eXCeLsi VoClIfero vocor maria . Scissa fUIt sUbI-
to haeC CaMpana IdeoqUe refUsa. (weisende Hand) nUDa bonis opI-
bUsqUe treMens eCCLesla fLeVit. ECCe patrinUs aDest fUerstenberg
hIC arrIpIt aUrUM (weisende Hand) aDIUVat egregIe fabrICae SUC-
CUrrIt aMenter . fLoreat eXCeLLentIa sUa et faMILIA dIU (weisen-
de Hand) aC Liberalls DoMInUs ChalneUX. ECCe MatrIna De Vota
IosephIna ChalneuX (weisende Hand) N. J. Mambour Pastor in Hom-
bourg et N. W. Eymael Vic. (weisende Hand) J. Langhoor Mayeur, M.
J. Franssen Echevin, J. G. Duyckaerts Margers/Marguillers.
Darüber zwischen Stegen stehender schmaler Bogenfries mit stili-
siertem Blattornament.
Darunter zwischen Stegen hängender Bogenfries mit Blattornament.
Auf der Flanke Relief: Stehende Mutter Gottes als Königin auf Kon-
sole mit Girlande; darunter auf dem Schlagring Inschrift: (weisende
Hand) “Me fuderunt Fratres Gaulard.‘““ (mich gossen die Gebr. Gaulard).
Um den Schlagring dreiteiliger Steg zwischen je 2 Stegen, grader, glat-
ter Wolm mit dreiteiligem Steg zwischen Stegen; Krone aus 6 kantigen
Bügeln mit überhöhter Mittelöse.“
(Oh, Oh, Ich verkünde das Lob des Allerhöchsten. Ich heiße Maria.
Diese Glocke war plötzlich gesprungen und wurde deshalb neu gegos-
sen. Die Kirche, ohne Güter und Mittel, zitterte und weinte. Doch da
erscheint als Pate H. Fuerstenberg. Er besorgt/sammelt das Gold, hilft
in hervorragender Weise, unterstützt die Kirchenfabrik selbstlos. Lang
15
lebe Seine Exzellenz und dessen Familie! Und der großzügige Herr
Chaineux. Da ist die fromme Josephina Chaineux. N. J. Mambour, Pas-
tor in Homburg, und N. W. Eymael, Vikar; J. Langhoor, Bürgermeister,
N. J. Franssen, Schöffe; J. G. Duyckaerts, Einnehmer, N. J. Duyckaerts,
G. J. Duyckarerts, J. P. Duyckaerts, Kirchenvorstand).
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Homburg, 1824: eine Glocke der Gießerei Gaulard in Aachen
Abgeliefert wurde auch eine von Fr. Chaudoir (Lüttich) im Jahre
1748 gegossene 30 kg schwere Glocke, deren reiche Verzierungen in
Hamburg wie folgt beschrieben wurden: „Auf der Haube drei Stege.
Um die Schulter zwischen Stegen zwei leere Inschriftbänder. Darüber
zwischen feinen Blattstegen Fries aus sich überschneidendem doppel-
ten Wellenband mit kleinen Blüten. Darunter hängender Akanthusfries.
Um den Schlagring 7 Stege. Darüber Inschrift: in A.-C.: F. CHAU-
DOIR ME CONFLAVIT LEODII 1748 (= Mich goss F. Chaudoir in
Lüttich 1748).
Gebogener Wolm mit 2 Stegen. Krone aus 6 kantigen Bügeln und
überhöhter Mittelöse.“
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Homburg, 1748: eine Glocke des Gießers F. Chaudoir in Lüttich
Die dritte Homburger Glocke, deren Gewicht unbekannt war, mit ei-
nem Durchmesser von 84 cm, kam in die Gruppe der C-Glocken, da ihr
Gussjahr sie ebenfalls als vorläufig erhaltenswert auswies.
Diese Glocke wurde gestiftet von Herrn Fürstenberg. Die Inschrift
lautet: „Brictius heisch ich, Levache von Lüttich gosse mich. Seine Ex-
cellentz von Furstenbergh alhier gaff mich. Zur Ehre Gottes läute ich.
A(nno). 1728.“
Die beiden abgelieferten Homburger Glocken kamen nach dem Krie-
ge am 1. Mai 1947 wieder unbeschädigt zurück
Klause/La Clouse. Beide 1873 bei A. L. J. Vanaerschot in Löwen
gegossene Glocken im Gewicht von 100 bzw. 80 kg wurden für die
sofortige Verhüttung frei gegeben, doch durfte, wie üblich, die kleinere
als Läuteglocke im Turm bleiben.
Membach. Drei Glocken im Gewicht von 77, 66 und 37 kg, wovon
die Erste 1754 und die Letzte 1725 datiert und Werke des berühmten
Malmedyer Gießers Martin Legros waren, wurden durch das General-
1074
vikariat im Einvernehmen mit dem Provinzialkonservator in die Gruppe
C eingestuft. Der Pfarrer hatte unter „besondere Bemerkungen“ auf das
Gussjahr, den Gießer und die Klangschönheit hingewiesen.
Die mittlere Glocke, im Gewicht von 163 kg, trägt laut Meldebogen
als Gussjahr in der Inschrift die durch lateinische Großbuchstaben her-
auszulesende Jahreszahl 1745. Die Glocke wird wie folgt beschrieben:
Eine gekehlte Fußplatte. Haube mit 3 Stegen. Um die Schulter auf
Steg Fries aus fächerartigem Ornament und Ranken.
Um die Schulter, zwischen je 2 Stegen, 2zeilige Inschrift in A.-C.
(Hand) + VenlIte IVbILate et EXVLtate Deo saLVtarI nostro In se-
CULVM + Reginae Coeli Almae Christianorum Matri Immaculatae
Virgini Mae Dicavit Dingler Pastor.
(Kommt jauchzet und frohlocket Gott unserem Heil auf ewig. Der
Königin des Himmels, der gütigen Mutter der Christen, der unbefleck-
ten Jungfrau Maria, weihte (die Glocke) Pastor Dingler).
Auf den Flanken über dem Schlagring Relief der Muttergottes mit
Kind. Daneben Inschrift: Fondu par Joseph et Hemery Perrin.
Am Schlagring 3 Stege. Am gebogenen Wolm 3 Stege. Krone aus 6
kantigen ausgeschwungenen Bügeln.“
Dem Schreiber ist ganz offensichtlich ein Irrtum beim Lesen der Jah-
reszahl unterlaufen, denn es ergibt sich die Zahl 1845. Pastor J. Deng-
ler (Dingler) war in Membach von 1824 bis zu seinem Tode i. J. 1867
tätig. Das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis wurde erst 1854
verkündet. Wir wissen aber, dass diese Lehre sich schon seit dem 15.
Jahrhundert allmählich durchgesetzt hat.
Die Legros-Glocke von 1754 wird in Hamburg mit einem Gewicht
von 252 kg registriert. Entgegen den Feststellungen des Pfarrers gibt
das Karteiblatt aus Hamburg als Gießer Nicolaus Le Gros mit dem
Gießort Löwen an. Der Gießer bezeichnet sich jedoch als „Leodiensis‘“
= aus Lüttich.
Die Glocke wird wie folgt beschrieben: Runde Haube mit 2 Stegen
und tief angekehlter Krone. Um die Schulter 2 Schriftbänder zwischen
Stegen und stehendem und hängendem Ornament aus Schwüngen von
offener Kleeblattform aus Blattwerk.
Inschrift in Antiqua: In Honorem S. Iohannis Baptistae Patroni Ec-
clesiae de Membach 1754. — Nicolaus Le Gros Leodiensis Me Fecit“
Auf der Flanke: Relief des hl. Johannes d. Täufers.
Auf der Gegenseite ornamentiertes Kreuz über Stufensockel. Um
Schlagring 3 Stege. Krone aus Vierkantstäben.
Beide Membacher Glocken kamen 1947 in die Heimat zurück.
18
Montzen. Die Visitationsprotokolle Hasbaniens erwähnen 1658 für
Montzen im schadhaften Turm eine Zehntglocke (campana decimalis)
und eine Glocke der (Pfarr-) Gemeinde (campana communitatis). 1764
sagen die Protokolle, die Zehntglocke sei „olim“ (vor längerer Zeit)
umgegossen worden. Eine dritte Glocke sei geborsten (rupta) und be-
finde sich in der Kirche.
Die St. Stephanus-Pfarrkirche meldete 1942 drei Glocken, wovon die
Erste 1209, die Zweite 764 kg wog. Das Gewicht der Dritten war un-
bekannt.
Die beiden Ersten kamen aus der Gießerei Vanaerschodt in Löwen
(1886), bzw. Jos. Grognard in Lüttich (1709). Herkunft und Gussjahr
der mit 95 cm Durchmesser kleinsten Glocke waren unbekannt. Die *
schwerste Glocke kam in die Gruppe B, die zweite in die Gruppe C. Für
die dritte fehlen die Angaben.
Auf dem Hamburger Sammelplatz fand die größere Montzener Glo-
cke keine besondere Beachtung, wohl aber die Dritte, deren Gewicht
mit 603 kg festgestellt wurde.
Die Inschrift der Vanaerschodt-Glocke wollen wir hier der Vollstän-
digkeit halber einfügen. Sie lautet:
„Parrain: Henri Kücks
Marraines: Me C. Ernst et Melle A. Loop
Cure N. Lamberts, H. Xhaflaire Bourgmestre
A. L. J. Vanaerschodt Major (= der Ältere) et filius successores Aug.
Vandengheyn, Lovanii 1886.“
Die Flanke trägt u. a. ein Bild des hl. Stephanus mit Märtyrerpalme
und Steinen.
Da die kleinere Glocke den Verantwortlichen als ganz besonders
wertvoll schien, wurde von Dr. Er. Thienhaus in Hamburg eine Klang-
aufnahme angefertigt und darüber ein Protokoll verfasst. Von dem
Schriftband fertigte man einen Gipsabdruck an.
Verzierung und Inschrift werden wie folgt angegeben:
Um die Schulter zwischen zwei tauartigen Stegen Majuskelinschrift:
„O +REX + GLORIAE + VENI + CUM + PANA + ESU + ANNO +
DNI+M° +CCC° +LXXXXII „, = O König der Herrlichkeit, komme
mit (deinem) Frieden.
(Anm.: Hier ist ganz offensichtlich beim Lesen ein Irrtum unterlau-
fen.
19
Das „O rex gloriae, veni cum pace“ ist wohl das älteste Glockengebet,
das wir kennen. Es ziert ja auch die Glocke unseres Umschlagbildes.
„Cum Pana*“ ergibt keinen Sinn! Ebenso unbefriedigend ist die Le-
sung des dann folgenden ESU (=IESU ?). Da danach die Jahreszahl
1392 folgt, erwartet man „fusa sum“ = ich wurde gegossen.
Um den Schlagring ein Steg. Glatter gebogener Wolm. Hohe Krone
aus 6 Bügeln.
Wie aus einem 1949 durch den Leiter der belgischen Glockenrück-
führungskommission, Dom Jos. Kreps, veröffentlichten Bericht hervor-
geht, war diese dritte Montzener Glocke ursprünglich Teil des Geläutes
der Stiftskirche St. Paul in Lüttich gewesen.
Die Zeitschrift „Leodium“ (1921, S. 39) vermerkt, dass im Jahre 1326
eine Glocke für die St. Stephanus-Kirche in Montzen gegossen wurde.
Die mittlere der drei Montzener Glocken, 1811 in Montzen durch
Clement Drouot gegossen, verblieb im Turme. Während die 1886 bei
Vanaerschodt in Löwen gegossene Glocke schon 1947 wieder nach
Montzen zurückkam, dauerte es bis zum 2. September 1948, ehe die
kleine Glocke ihren Platz wiederfand. In einem Register des Montzener
Pfarrers Johannes Birven (Pfarrer in Montzen von 1691 bis 1725) steht
zu lesen, diese Glocke sei die „Kapitelsglocke“ gewesen, d. h., dass
sie vom Zehntherrn, dem Kapitel des Aachener Marienstiftes, gestellt
worden war.
1664 sprang die Kapitelsglocke und erst nach einem langen Tauzie-
hen zwischen Pfarre und Aachener Kapitel übernahm Letzteres 1666
die Kosten eines Neugusses durch den Lütticher Gießer Grognard.
Schon 1687 musste die Zehntglocke erneut nach einem Sprung um-
gegossen werden. Diesmal betraute man den Aachener Gießer Chris-
toph von Trier mit dieser Aufgabe. Die Familie von Trier war eine sehr
bekannte und berühnmte Glockengießerdynastie. Doch wiederum durf-
te sich Montzen nicht lange an dem Geläute dieser Glocke erfreuen,
denn 1709, beim Tode des Grafen von Harckingh, des Besitzers von
Schloss Broich, hatte man wohl beim Läuten übertrieben und die Glo-
cke war wieder gesprungen. Mit Genehmigung des Aachener Kapitels
wurde sie am 4. Dezember 1709 erneut bei Grognard eingeschmolzen.
Die neue Glocke wurde am 14. April 1710 geweiht und auf den Namen
„Maria“ getauft. Dies wohl als Zeichen ihrer Herkunft und Verbunden-
heit mit dem Aachener Marienstift.
Am 6. Juni 1731 wurde die erneut gesprungene Zehntglocke umge-
gossen. Sie trug bis dahin die Inschrift: “Ies V Marla Ioseph aC sanCte
20
Stephane estote Defensores nostrI‘“ (Jesus, Maria, Joseph und St. Ste-
phanus, seid unsere Verteidiger). Das Chronogramm ergibt die Jahres-
zahl 1709. }
Das Abenteuer des Transports nach Hamburg und der Rückkehr in
die Heimat überstand die Glocke unbeschädigt. Im Mai 1950 war das
Montzener Geläute wieder vollständig. Doch schon am 31. Oktober
desselben Jahres sprang die „Kapitelsglocke“ erneut, so dass bei Sle-
gers in Tellin ein Umguss vorgenommen wurde. Dabei wurde die alte
Form gewahrt und die Inschrift der alten Glocke auf die neue über-
tragen. Eine zusätzliche Inschrift in Latein (in gotischer Schrift) erin-
nert an die Episode 1942-48 sowie an den Neuguss 1952. Wir können
sie leider nur unvollständig wiedergeben. («1942 a Germanis ablata,
1948 reducta, 31 oct. 1950 fissa, 1952 renovata... Munificentia Baart ex
Montzen... consecrata sum »)
A en
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3 5
A Sm
A
BE
EA 3
Montzen. Die «Maria» getaufte Glocke, deren Inschrift auf ihre (neuere)
Geschichte eingeht, schlägt die halben und die Viertelstunden.
Z1
Was die dritte Montzener Glocke betrifft, so wissen wir aus den Visi-
tationsprotokollen des Erzdiakonates Hasbanien, dass die Kirche 1658
über 2 Glocken verfügte, wovon eine die Zehntglocke war („campana
decimalis‘“). Die beiden hingen im Turm. 1764 wird eine dritte Glocke
erwähnt, von der es heißt, sie sei „in ecclesia‘, was wohl so zu verste-
hen ist, dass diese Glocke über dem Kirchenschiff angebracht war. Der
Bericht sagt auch, sie sei „rupta‘“, d. h.geborsten.
1811 kam es in Montzen selber zu einem Glockenguss durch den
Glockengießer Clement Drouot aus Romain-s-Meuse in Lothringen
(1770-1821), der viel als Wandergießer gearbeitet hat. Die Glocke hat
einen Durchmesser von 100 cm und trägt als Inschrift die Namen des
Paten N. G. Brandt (Avocat) und der Patin, der Baronin Maria Anna
Louise de Sluse. Diese war die Ehefrau des Besitzers von Schloss Bro-
ich (Charles Henri v. Broich).
Die komplette Inschrift lautet:
Parrain: M. J. Brandt, Avocat
Marraine : M. A. L. Baronne de Sluse de Hopertingen €pouse de C
(Charles) H (Henri) de Broich de Brouck
Clement Drouot m’a fait 4 Montzen
A. Heyendal &tant cure et B. Schever Maire
Refecta vocem de novo recepi. (= Ich habe die Stimme wiedergefunden)
Moresnet (Alt-Moresnet). “Sunt duae campanae, major decimalis,
altera communitatis”. (Es sind zwei Glocken vorhanden, eine Zehntglo-
cke und eine Gemeindeglocke): So die Visitationsprotokolle vom Jahre
1764. 1613 vermerkt der Visitator, der Zehntglocke fehle das Glocken-
seil, um sie zu läuten.
Die drei Glocken der Remigius-Pfarrkirche, von denen zwei 1864
durch den Gießer Vanaerschot in Löwen gegossen wurden, während
man von der dritten weder Gießer noch Gussjahr anzugeben wusste,
wurden 1942 nach B und A eingestuft.
Bis 1864 hatte die Kirche nur zwei Glocken besessen im Gewicht von
530 bzw. 340 kg. Letztere wies damals einen Riss auf und verursachte
damit einen Fehlklang. So beschloss man, sie umgießen zu lassen. Die
neue Glocke sollte auch mit 730 kg erheblich größer werden.
Wurde die Glocke damals nur repariert und blieb ihr äußeres Erschei-
nungsbild erhalten?
23
Die Anrufung „O Rex gloriae“ findet sich ebenfalls auf einer durch
die Inschrift auf 1392 datierten Montzener Glocke. Auch in Meyerode
hatte man eine Glocke aus dem Jahre 1401 mit derselben Inschrift.
Die Form der Krone, die leicht gebogene Haube, die um die Schul-
ter zwischen zwei tauartigen Stegen stehende Majuskelinschrift, die
schmucklose Flanke und die nur schwach markierte Fußplatte: all dies
sind Hinweise auf ein hohes Alter dieser Moresneter Glocke.
Am 17.9.1985 wurde die alte Glocke aus dem Turme herabgelassen
und durch die neue ersetzt. Sie blieb erhalten und steht seitdem als mah-
nendes Friedensdenkmal neben der Kirche.
Moresnet-Kapelle. Da der Ortsteil keine eigene Pfarrei bildet, muss-
ten beide Glocken des Franziskanerklosters abgeliefert werden. Sie gin-
gen verloren.
Sippenaeken. Eine Glocke aus dem Jahre 1783, der der Pfarrer „be-
sondere Klangschönheit“ bescheinigte, wurde in die Gruppe C aufge-
nommen. Eine andere, mit 72,5 cm Durchmesser, die aus dem Jahre
1824 stammte, wurde unter B eingestuft. Sie wog 303 kg und wurde
unversehrt in Hamburg wiedergefunden.
Welkenraedt. Der Meldebogen enthält 2 Glocken im Gewicht von
1083 und 903 kg. Beide
Hi FERN eG waren 1891 bei F. & A.
se ) * | Causard in Tellin gegossen
— Cake 7 worden. Ihr Alter verurteil-
GES te sie dazu, in die Gruppe A
9 iS eingestuft zu werden.
Na Die Schwerere der
\ beiden Glocken wurde
A “El abtransportiert, konnte
5 jedoch unversehrt wieder-
gefunden werden. Auf dem
Karteiblatt wurde das „A“
* mit einem Fragezeichen
# versehen. Man war sich of-
V fenbar nicht schlüssig, ob
% nicht doch ein „B“ ange-
Welkenraedt, 1891, eine Glocke der Gießerei brachter gewesen wäre.
Causard in Tellin
24
2. Die Glocken des heutigen Kantons Eupen
Eupen, Pfarrkirche St. Nikolaus
Die drei gemeldeten Glocken von 156, 122 und 104 cm Durchmesser
und den Tönen c, e und g, die alle drei 1817 durch den Aachener Glo-
ckengießer J. B. N. Gaulard gegossen worden waren, wurden in „C“
eingestuft. Der Pfarrer wies unter „besondere Bemerkungen“ darauf
hin, dass die Glocken von St. Nikolaus am 21.6.1917 durch den Dom-
kapellmeister Cohen aus Köln auf ihren musikalischen Wert hin geprüft
worden seien und dass diese Prüfung so gut ausgefallen sei, dass damals
die Erhaltung der drei größten Glocken beschlossen wurde. ;
In der Franzosenzeit hatte Eupen zwei seiner drei Glocken verloren.
So war es 1817 zum Neuguss von 4 Glocken gekommen. Davon musste
eine im Ersten Weltkrieg geopfert werden.
Von den drei verbliebenen Glocken musste nun die kleinste, auf den
Namen Maria getaufte und 555 kg schwere Glocke, am 7. September
1942 abgeliefert werden.
Sie kam Anfang 1947 unbeschädigt aus Hamburg zurück.
Eupen, St. Joseph. Vier Glocken im Gewicht von 1500, 925, 650 und
475 kg wurden in die Kategorie A eingestuft. Sie stammten alle aus dem
Jahre 1924 und waren bei Sergeys in Chenee gegossen worden.
Die Glocke der Bergkapelle (St. Johanniskapelle), 86 kg schwer und
1846 bei König in Köln gegossen, kam in die Kategorie B.
Anfang April 1942 verlangte man auch die Anmeldung der kleine-
ren Glocken von Werthkapelle, Klosterkirche, Heidberg und Kneipp-
Anstalt. Heidberg, Klösterchen und Klosterkirche kamen in die Gruppe
B. Die Glocke der Nisperter St. Johannis-Kapelle, 1778 gegossen und
40-50 kg schwer, wurde in die Gruppe C eingestuft.
Eynatten. Im Ersten Weltkriege hatte Eynatten eine von Martin Le-
gros wohl Mitte des 18. Jahrhunderts gegossene Glocke abliefern müs-
sen. So verblieben der Kirche zum hl. Johannes d. Täufer noch 2 wert-
volle Glocken aus dem Jahre 1467, wovon die eine 75 cm Durchmesser
hatte und 260 kg wog, während die andere mit 93 cm Durchmesser 489
kg schwer war,
25
Beide Glocken kamen in die Gruppe D und waren damit vor einer
Beschlagnahmung gesichert.
Am 23.5.1953 meldete die Tagespresse, von diesen beiden Glocken
sei nur die Marien-Glocke erhalten geblieben, während die Johannes-
Glocke in den letzten Monaten gesprungen sei und auf eine baldige
Wiedererneuerung warte.
Am 2. Februar 1977 wurde in der Gießerei Joh. Mark in Brockscheid
b. Daun eine neue und damit vierte Glocke für Eynatten gegossen. Sie
erinnert an die 300-Jahrfeier der Pfarre (1976), wiegt 900 kg und trägt
den Namen „Maria, Mutter der Kirche‘“ und die Inschrift: „300 Jahre
Pfarrgemeinde Eynatten, 1676-1976“. Die neue Glocke wurde am 8.
Mai 1977 geweiht.
Hauset. Die noch junge St. Rochus-Pfarre besaß zwei Glocken im
Gewicht von 90 bzw. 42 kg. Die Schwerere war 1859 bei Beduwe in
Aachen gegossen worden und maß 60 cm im Durchmesser. Von der
Leichteren waren Gussjahr und Gießer unbekannt. Beide Glocken ka-
men in die Gruppe A.
Herbesthal. Der Meldebogen der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung
verzeichnet nur eine einzige Glocke von 50 kg, die um 1900 gegossen
wurde. Sie war kunsthistorisch wertlos und wurde somit in die Gruppe
A eingestuft, durfte aber als Läuteglocke erhalten bleiben.
Herbesthal-Baum. Das Kloster der Salvatorianer verfügte über
2 Glocken, die beide in die Gruppe A kamen und abgeliefert werden
mussten.
Hergenrath. Von der St. Martinus-Pfarrkirche liegen zwei Meldebo-
gen vor, der Erste von Juli 1940, der Zweite vom 12. November 1941.
Der erste Bogen führt drei Glocken auf, wovon die älteste 1909 bei
Schilling in Apolda gegossen worden war, während die beiden anderen
1926 durch die Gießerei Joris in Chenee geliefert wurden. So wenigs-
tens die Angaben des Meldebogens.
Offenbar hat Pfarrer Piepers sich geirrt. Aus der Pfarrchronik wissen
wir, dass 1846 (nach dem Kirchenneubau) die beiden alten Glocken ein-
geschmolzen worden sind und zwei neue bei Gaulard in Aachen gefer-
tigt wurden. Eine dritte Glocke kam 1909 dazu. Wir wissen auch, dass
1917 zwei Glocken abgeliefert werden mussten, darunter die 1909 ge-
26
gossene, 1120 kg schwere St. Cäcilien-Glocke. Die zweite 1917 abge-
lieferte Glocke war eine der Glocken aus dem Jahre 1846. Auch wurden
die neuen Glocken 1927 bei Sergeys in Chen&e hergestellt.
Auf Vorschlag von Pfarrer Piepers wurde die verbliebene Glocke von
1846 auf den Namen der Muttergottes umbenannt., während die beiden
neuen Glocken auf die Namen Luzia (zweite Pfarrpatronin) bzw. Cäci-
lia getauft wurden.
Der zweite Meldebogen gibt ebenfalls drei Glocken an mit Gewich-
ten von 600, 450 und 300 kg. Als Ton werden es, f und as angegeben.
Bei der Nachprüfung der Meldebogen fiel den zuständigen Prüfstel-
len auf, dass es einige Unstimmigkeiten gab. Sie machten auch einen
handschriftlichen Vermerk dazu, doch es fehlen weitere Unterlagen.
1943 musste Hergenrath wiederum 2 seiner drei Glocken abliefern.
Sie gingen beide verloren. 1953 wurde das: Kirchengeläute wiederum
durch Anschaffung zweier zusätzlicher Glocken (St. Martinus, 1350 kg,
und St. Luzia, 750 kg,) vervollständigt.
Kettenis, das sich eines sehr alten Geläutes erfreuen durfte, meldete
drei Glocken, wovon zwei, 1639 bzw. 1690 gegossen, in die Gruppe D
eingestuft wurde. Die dritte Glocke, 1924 bei Sergeys in Chenge gegos-
sen, mit einem Durchmesser von 101 cm und dem Ton gis, kam in die
Gruppe A und ging verloren.
Lontzen. Pfarrer Schauff wies auf den „besonders reinen Ton, künst-
lerisch und fein“ der drei 1925 erstandenen Glocken hin. Diese Ein-
schätzung des Pfarrers änderte nichts an der Tatsache, dass diese drei
„jungen“ Glocken in die Gruppe A eingestuft wurden. Eine vierte Glo-
cke wurde als B-Glocke anerkannt, aber dennoch abgeliefert. Man fand
sie nach dem Kriege unversehrt in Hamburg wieder.
Das auf dem Sammelplatz angelegte Karteiblatt gibt zu dieser Glo-
Ccke folgende Einzelheiten:
Dm: 93 cm
Höhe: 112 cm
Höhe der Bügel: 20 cm
Gewicht: 674 kg
Material: Bronze
Name:
Zeit: 1849
Gießer: Gaulard Sohn
Gießort: Aachen
29
Zu Verzierung und Inschrift vermerkt das Blatt: Runde Haube mit 3
Stegen + angeschwungener gewölbter Fußplatte.
Um die Schulter zwischen Stegen Fries aus sich überschneidenden
Perl- + Blütenguirlanden und gefl(ügelten) Engelsköpfen.
Darunter zwischen je 2 Stegen 3 Zeilen Inschrift in A.-C.:
(Hand) + AERE NOBILIS FAMILIAE ANDREAE J. F. DE GRAND
RY & L(iberi) BARONIS FLOR. DE THIRIART DE MUTZHAGEN
IN HONOREM S(ancti) HUBERTI PATRONI ECCLESIAE IN LONT-
ZEN FUSA SUM 1849. (Zu deutsch: Ich wurde gegossen im Jahre 1849
zu Ehren des hl. Hubertus, des Patrons der Lontzener Pfarrkirche, dank
der Spende/Mittel der edlen Familie Andreas Franz Joseph von Grand
Ry und des Freiherrn Florent von Thiriart von Mützhagen).
Andreas v. Grand Ry, ehemaliger Bürgermeister von Eupen, hatte
das Lontzener Schloss („Großhaus‘“) 1845 käuflich erworben. Dadurch
wurde, wie die Lontzener Gemeindechronik vermerkt, „der Gemeinde
Lontzen ein neuer Wohltäter einverleibt‘“. Die Familie von Grand Ry
blieb bis 1879 im Besitz des Lontzener Schlosses, das sie vor allem als
Sommerresidenz nutzte.
Bei seinem Tode im Jahre 1848 hinterließ F. J. von Grand Ry u.a. der
Kirche die beträchtliche Summe von 2000 F. Diese Hinterlassenschaft
sowie ein Geschenk des Barons von Mützhagen (Schloss Mützhagen
lag unweit des Weißen Hauses) ermöglichten 1849 den Neuguss von 2
Glocken, nämlich der Hubertus-Glocke für die Pfarrkirche sowie einer
kleinen Glocke für die Kapelle in Busch.
Raeren, Pfarrkirche St. Nikolaus. Schon im Ersten Weltkrieg hatte
Raeren die größte seiner Glocken, im Gewicht von 1600 kg abliefern
müssen. Auch das Dachreiterglöckchen war damals eingeschmolzen
worden.
Unmittelbar nach dem Krieg hatten die Raerener diese Dachreiter-
glocke, das sog. Klippchen, 106 kg schwer, ersetzen können, nicht aber
die größte Glocke.
Der Raerener Kirche waren zwei wertvolle Glocken des Malmedyer
Gießermeisters Martin Legros erhalten geblieben. Die eine wog 776,
die andere 550 kg. Die größere, auf den Namen Nikolaus getauft, diente
auch als Brandglocke.Die zweite war eine Marienglocke. Beide Glo-
cken, 1753 gegossen, kamen in die Gruppe C und wurden abgeliefert.
Im Ersten Weltkrieg hatte man sie verschont, weil sie als Brandgeläute
für die ausgedehnte Gemeinde erhaltenswert schienen.
28
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Raeren, eine der beiden Legros-Glocken
1947 kamen die beiden Legros-Glocken aus Hamburg zurück.
1965 gab Pfarrer Signon (Dürler) ein Gutachten zu den beiden Glo-
cken ab, in dem es heißt: “Beide Glocken klingen falsch. Die Marien-
glocke ist zudem so schwer beschädigt, dass sie gar nicht mehr geläutet
werden darf.“
Daraufhin wurde beschlossen, ein neues, aus vier Glocken bestehen-
des Geläute anzuschaffen. Die beiden Legros-Glocken sollten dabei
umgeschmolzen werden. Den Auftrag führte die Gießerei Sl&gers in
Tellin (b. St. Hubert) aus.
Von den beiden Legros-Glocken sind die Inschriftten auf den Kartei-
blättern in Hamburg festgehalten worden, und zwar für die Nikolaus-
Glocke: „Defunctos plango — Vivos voco — Fulmina frango“ (Ich bekla-
ge die Toten, rufe die Lebenden, breche die Blitze).
Es folgt dann ein lateinisches Chronogramm: haVD seCVs aC
phoenIX eX bVsto Magna reVIXI. / REFUSA SUM SUB D. PAS-
TORE T. GANSER ET D. P. BOUS VICARIO ANNO 1753 („Wie der
Phönix bin ich aus dem Feuer wiedererstanden“; dies weist darauf hin,
dass diese Glocke ein Neuguss einer durch Brand zerstörten Vorgänger-
glocke war. „Ich wurde gegossen im Jahre 1753 unter Herrn Pastor T.
Ganser und Herrn Vikar P. Bous).
29
Auf der Flanke trug die Glocke ein Relief, das einen Bischof mit
gefülltem Korbe zwischen 2 Weidenblattabformungen darstellte und
darunter die Inschrift: „Sancte Nicolae, ora pro nobis“.
Auf der Gegenseite Kruzifix auf drei Stufen, von Rankenwerk ausge-
füllt. Rechts daneben die Inschrift: Martinus Legros me fecit.
Krone aus 6 kantigen Bügeln und überhöhter Mittelöse.
Die kleinere der Legros-Glocken trug die Inschrift Sancta Maria Ora
Pro Nobis. Sunt geminae natae Legros fusore parente Anno 1753. (Sie
sind als Zwillinge geboren. Es schuf sie der Gießer Legros).
Das Raerener Marienhospital besaß eine 50 kg schwere Glocke, die
unter C eingestuft wurde und abgeliefert werden musste.
Walhorn. Pfarrkirche. Die Geschichte der Walhorner Glocken ist
verhältnismäßig gut dokumentiert und kann bis 1713/14 zurückverfolgt
werden. Aus den schriftlichen Unterlagen geht hervor, dass 1714 ein
Glockenneuguss in Walhorn stattfand, da, wie es heißt, die Zehntglocke
schon seit Jahren nicht mehr habe geläutet werden können und die bei-
den anderen Glocken auch schon beschädigt seien.
Aus den damaligen Verhandlungen mit dem Zehntherrn, dem Kapi-
tel des Aachener Marienstiftes, ersehen wir, dass das Marienstift schon
1423 eine Zehntglocke hatte gießen lassen.
Von den 1714 gegossenen drei Glocken sprang die kleinste im Jahre
1802 und wurde 1809 in Walhorn umgegossen. Der Walhorner Dorf-
Chronist C. Scheen hat den Vorgang beschrieben. So wissen wir, dass
bei diesem Glockenguss im Jahre 1809 auch Glocken für Hauset, Her-
genrath und Stockem gegossen wurden.
1827 kam es erneut zu einem Sprung dieser Glocke, die dann 1835
von A. Gaulard in Kornelimünster umgegossen wurde.
Die größte der Glocken aus dem Jahre 1714 (die Zehntglocke) wurde
1852 bei Jos. Beduwe in Aachen umgegossen, da sie 1843 geborsten war.
Diese beiden Glocken mussten 1943 abgeliefert werden, kamen dann
aber 1947 unversehrt in die Heimat zurück.
„Wegen des alten harmonischen Geläutes wurde bereits im Weltkrieg
1914-18 von jedweder Beschlagnahme durch die zuständige Kommis-
sion Abstand genommen“, schreibt Pfarrer Pflippen als Bemerkung auf
den Meldebogen, der drei größere Glocken von 1400, 1101 und 702,5
kg sowie eine kleinere („Schelle‘*) von 35-40 kg aufführt.
80
Die schwerste dieser Glocken kam in die Gruppe D, die anderen in
die Gruppe B. Die „Schelle“ wurde nicht berücksichtigt.
In Hamburg waren die Glocken registriert., vermessen und beschrie-
ben worden. Die jüngere der beiden, 1852 gegossen, erhielt keine Be-
wertung, was doch erstaunlich ist, da ihre Inschrift sie als die Nachfol-
geglocke der ehemaligen Zehntglocke ausweist.
Diese Inschrift lautet: Sit Nomen Mariae Benedictum (der Name Ma-
riens sei gepriesen!)
Campana Decimalis Ecclesiae in Walhorn Quam Capitulum Vene-
rabile Et Regale Aquense Refudit in Honorem Beatae Mariae Virginis
Patronae Suae Anno 1714. Iterum Rupta 1845 Refusa Est 1852 Pastore
Joanne Lecomte Ac Praetore Dominico Kerres. H. Maria bitte für uns,
hl. Antonius bitte für uns. Jos. Beduwe in Aachen goss mich.
(Zehntglocke der Kirche von Walhorn, welche das ehrwürdige könig-
liche Kapitel von Aachen zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria, seiner
Patronin, im Jahre 1714 umschmelzen ließ. 1845 erneut geborsten, wur-
de sie 1852 unter Pfarrer Johannes Lecomte und Bürgermeister Domini-
kus Kerres umgegossen).
Der Reichswirtschaftsminister hatte einem Antrag der Vermögens-
verwaltung der Walhorner Pfarrkirche auf Belassung der Zehntglocke
nicht stattgegeben, „da er mit einer solchen Ausnahmegenehmigung
vielen Kirchengemeinden das Recht geben würde, entsprechende An-
träge zu stellen“.
Der Durchmesser wurde mit 134, die Höhe mit 135 cm angegeben,
die Höhe der Bügel mit 31,5 cm. Außer dem Gussjahr gab es keine
weiteren Details.
Anders verhielt es sich mit der 1835 durch Gaulard umgegossenen
Glocke. Hier sammelten die Sachverständigen folgende Daten:
Dm: 97 cm
Höhe 95 cm
Höhe der Bügel: 8,5 cm. Krone abgebrochen
Gewicht: 700 kg
Zeit 1835
Gießer: A. Gaulard
Verzierung und Inschrift:
Abgesetzte Kronenplatte.
Haube: 2 Stege.
Schulter: 2 Stege im Abstand von 2 cm. Es folgt 3reihige Inschrift
zwischen Stegen im Abstand von 1 cm.
31
Daran anschließend 6 Stege in verschiedenen Abständen von 1 bis
zu % cm.
Inschrift in Antiqua: FUSA IN HONOREM S ANTONII ABATIS/
SUB PASTORE W MAEHREN PRETORE VANDENDALE/ RENO-
VATA EX LIBERALITATE RELIGIOSA PAROCHIANORUM DE
WALHORN.
(Die Zeilen Renovata...Walhorn sind als Chronogramm angelegt und
ergeben die Jahreszahl 1835).
Ich wurde gegossen aus dem frommen Opfersinn der Walhorner
Pfarrkinder zu Ehren des hl. Abtes Antonius unter Pfarrer W. Maehren
und Bürgermeister Vandendale.
Auf der Flanke Kruzifix, oberhalb des Schlagringes.
Darunter Inschrift in Antiqua: FONDUE PAR A. GAULARD 1835.
Auf der Gegenseite stehender Bischof mit Stab.
Schlagring: 5 Stege
Krone aus 6 Bügeln. Krone abgebrochen. Bügel sind glatt.
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Die St. Antonius-Glocke von Walhorn zeugt von der besonderen Verehrung dieses
Heiligen bei der Landbevölkerung.
32
Nach der Ablieferung der beiden Glocken verblieb der Pfarre noch
die Stephanus-Glocke im Gewicht von 1100 kg. Sie ist die einzige der
Fabri-Glocken, die sich bis heute ohne Umguss erhalten hat. Und sie
trägt den Namen des Gießers, Edmund Fabri, „liber et exemptus civis
Confluentiae“, freier und bevorrechtigter (von Abgaben befreiter) Bür-
ger von Koblenz.
Glockengutachten
Zieht man Bilanz der angemeldeten Glocken des Kantons Eupen, so
kamen von 42 Glocken 22 in die Gruppe A, 7 in die Gruppe B, 7 weitere
in die Gruppe C und 6 in die Gruppe D.
Die Einstufung in D wurde, wie bereits gesagt, durch die Reichsstel-
le für Metalle in Berlin vorgenommen. Wenn besagte Reichsstelle auf
die Vorschläge des Dezernenten für die Kunstdenkmäler-Aufnahme der
Rheinprovinz, Landesverwaltungsrat Zimmermann, eingegangen wäre,
dann wäre die Zahl der D-Glocken in unserem Raume erheblich höher
ausgefallen.
Unter dem Datum des 18. November 1941 ließ Zimmermann dem
Hauptkonservator der Kunstdenkmäler für Deutschland, Dr. Hiecke
in Berlin, eine Reihe von Glockengutachten zugehen. In seinem Be-
gleitschreiben wies er darauf hin, dass das Grenzgebiet Eupen-Malme-
dy von jeher mehr Opfer gebracht habe „als andere Landschaften im
glücklicheren Hinterland“. Der alte Glockenbestand sei schon 1793 und
1797 durch Wegnahme der französischen Revolutionstruppen stark ge-
lichtet worden. Die Ablieferung von 1917 komme noch hinzu. Es sei
daher seines Erachtens etwas mehr Rücksicht am Platze als im Inneren
Deutschlands.
Der Dezernent wies auch ganz besonders auf den kulturgeschichtli-
chen Wert vieler Glocken hin, erlaubten es dieselben doch, kulturelle
Beziehungen des Grenzgebietes mit dem Reich zu dokumentieren, falls
ihre Herkunft aus deutschen Gießereien festliege.
Die damals angefertigten Gutachten haben auch heute noch in den
meisten Fällen Gültigkeit. Leider liegen von den 40 Gutachten, die
Zimmermann verfasste, nur noch 20 vor; von diesen wiederum betref-
fen nur 3 Pfarrkirchen des Eupener Raumes, nämlich Eynatten, Kettenis
und Walhorn. Die restlichen beziehen sich auf das St. Vither Land.
33
1. Gutachten zu Eynatten
Zwei Glocken von 1467 in der kath. Pfarrkirche St. Johann.
Die beiden alten Glocken verdienen wegen ihrer Gießer besondere
Beachtung. Die erste ist gegossen von dem überaus selten genannten
Meister Wilhelm Hoerken. Sie ist damit gleichzeitig Beleg für die Bra-
banter Beziehungen des Eupener Landes, da Hoerken in Vechgel seine
Werkstatt hatte.
Die zweite, von Meister Andris, ist überhaupt die einzige erhaltene
Glocke dieses Meisters. Es kommt hinzu, dass beide Glocken die ältes-
ten des Kreises Eupen sind.“
Dem Vorschlag Zimmermanns, beide Glocken als D-Glocken anzu-
erkennen, hatte die Reichsstelle für Metalle nichts entgegen zu setzen.
(Anm.: Von diesen beiden Glocken heißt es in einem Zeitungsbericht
vom 23.5.1953, sei allein die Glocke „Maria“ erhalten geblieben, wäh-
rend die andere (auf den Namen des Pfarrpatrons getauft) „leider in den
letzten Monaten gesprungen ist und auf eine baldige Wiedererneuerung
wartet“.
2. Gutachten zu Kettenis.
„Glocken von 1639 und 1690 in der kath. Pfarrkirche St. Katharina.
Das Geläute der Pfarrkirche zu Kettenis enthält noch zwei Glocken
des 17. Jahrhunderts, die dauernder Erhaltung wert sind: Die erste ist
1639 von Meister Rochus Grognart gegossen, dessen Werk bereits auf
nur 2 Stück zusammengeschmolzen ist. Sie ist aber auch kunstgeogra-
phisch von besonderem Belang, da die Herkunft aus Lüttich auf die ehe-
maligen Beziehungen des Gebietes zu diesem kulturellen Mittelpunkt
hinweist.
Die zweite ist 1690 von Christoph von Trier, einem Mitglied der
berühmten Aachener Glockengießerfamilie, gegossen worden. Infolge
der Ablieferung von 1917 enthält auch dessen Werk nur noch wenige
Stücke, sodass ein weiterer Verlust möglichst vermieden werden sollte.
Für die Grenzlage des Gebietes ist es bezeichnend, dass sich hier an
ein und demselben Ort Glocken mit der Herkunft aus Lüttich und aus
Aachen treffen.“
3. Gutachten zu Walhorn
Glocke von 1714 in der kath. Pfarrkirche St. Stephan. „Die Glocke
von 1714 in Walhorn, dem Vorort einer der 4 limburgischen Bänke, ist
gegossen worden von Edmund Fabri aus Koblenz. Sie ist bemerkens-
wert wegen ihrer Inschrift. Der Gießer nennt sich hier „liber et exemp-
34
tus civis‘“, was für das Ansehen dieses Meisters spricht.
Außerdem ist sie ein höchst eindrucksvolles Zeugnis für den weitrei-
chenden kulturellen Einfluss in dieses Gebiet vom Rheine her.“
Gemäß dem Wunsch des Sachverständigen kam die Glocke in die
Gruppe D.
Die Rückführung der Glocken
Als der Krieg zu Ende war, kam auf die belgische „Kommission zum
Schutze der Glocken“ eine gewaltige Aufgabe zu. Es galt, die in den
norddeutschen Hüttenwerken lagernden Glocken zu identifizieren und
nach Möglichkeit in die Heimat zurückzuführen.
Diese Arbeit wurde erst möglich anhand der von den deutschen Stel:
len angelegten Glockenakten und der Fotos. Erhebliche Hilfe erfuhr die
belgische Glockenkommission unter der Leitung des Benediktinerpa-
ters Dom Jos. Kreps von der Abtei Kaiserberg in Löwen seitens der
britischen Militärbehörden.
Am 21. Juli 1946 begab sich Dom Kreps mit seinen Mitarbeitern
nach Deutschland, um an Ort und Stelle mit der Registrierung der noch
vorhandenen belgischen Glocken zu beginnen. Schon am 12. August
1946 konnte die ostbelgische Tagespresse melden, der Kommission sei
es gelungen, bereits 61 ostbelgische Glocken wieder aufzufinden, dar-
unter eine aus Eupen und eine aus Raeren.
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Eine der Sammelstellen in Hamburg
35
In der Folgezeit berichtet das „, Grenz-Echo‘““ immer wieder über den
Fortgang der Suchaktion. Ein dem beigeordneten Bezirkskommissar
Hoen von Dom Kreps zugegangenes Telegramm brachte die Zeitung
am 21. August 1946. „Glücklich kann ich Ihnen die amtliche Freigabe
der Glocken aus den Kantonen anzeigen. Stop. Unternehme Schritte zur
sofortigen Verladung. Nach Eintreffen (in) Antwerpen noch 8 Tage bis
Ankunft Lüttich für Schlepper notwendig. Dom Kreps.“
Am 27. August 1946 berichtete das Grenz-Echo über einen weni-
ge Tage zuvor stattgehabten Besuch des Benediktinerpaters in der Zei-
tungsredaktion, wo Dom Kreps über seine Arbeit in Hamburg erzählte.
Etwa 14.000 Glocken lagerten damals als Metallreserve in den bei-
den Hamburger Hüttenwerken, wo Dom Kreps und seine Mitarbeiter
die 61 ostbelgischen Glocken identifizieren konnten. Die deutschen Be-
hörden hatten ohne weiteres alle deutschen Glocken über 1000 kg in
die Kategorien B und C eingestuft. Da unser Gebiet als zum Deutschen
Reich gehörend betrachtet wurde, profitierten auch wir von dieser Son-
derbehandlung. Die Glocken des Inlandes waren alle in A eingestuft
und nur deshalb noch nicht verhüttet worden, weil sie infolge der in
Deutschland herrschenden Verkehrsschwierigkeiten nicht mehr recht-
zeitig den Schmelzöfen zugeführt werden konnten.
Eine größere Schwierigkeit stellte sich der Glockenkommission
dadurch, dass sie ihre Suchaktion anhand der Nummern der Glocken
durchführen musste, den meisten Kirchenverwaltungen aber diese
Nummern nicht bekannt waren.
Dom Kreps konnte jedoch schon weitere Einzelheiten zu den wie-
dergefundenen 61 Glocken mitteilen. Davon kamen 23 aus dem Kanton
Eupen, 11 aus dem Kanton Malmedy und 27 aus dem Kanton St. Vith.
Insgesamt waren es Glocken im Gewicht von 22.810 kg. Nach den bis-
her gemachten Feststellungen gehörten dazu 2 Glocken aus Raeren, 2
aus Montzen und 1 aus Lontzen.
Außer Frankreich, Holland und Belgien werde, so Dom Kreps, kein
anderes europäisches Land etwas von seinen Glocken wiedersehen. An
belgischen Glocken wurden 558,5 Tonnen zurückgefunden , von Frank-
reich 22 Tonnen und von Holland 7 Tonnen. Der Pater verließ Eupen
damals mit dem Versprechen: „Ich komme wieder, und dann bringe ich
Euch Eure Glocken wieder!“
Die Glockenrückführung sollte allerdings dann doch nicht so schnell
wie erhofft abgewickelt werden. Erst am 19. Oktober 1946 konnte das
Grenz-Echo melden, ein erster Waggon mit 24 Glocken der Ostkantone
36
im Gesamtgewicht von 5.552 kg sei in Belgien eingetroffen. Darunter
befanden sich vier Glocken, die noch nicht identifiziert waren.
Die zurückgekommenen Glocken wurden alle nach Malmedy ge-
bracht, von wo die Weiterführung in die einzelnen Dekanate bzw. Pfar-
ren durchgeführt wurde.
Ein weiterer Transport mit 17 Glocken aus den Ostkantonen war
Ende November 1946 unterwegs. Mit diesen Glocken kam auch die be-
rühmte Pietkin-Wölfin aus Sourbrodt zurück.
Inzwischen waren zusätzlich zu den 61 schon gefundenen Glocken
noch 20 weitere entdeckt worden. Insgesamt kam man damit für Ostbel-
gien auf eine Rückführung von 33% der abgelieferten Glocken.
Die erneute Sichtung und Zuordnung der Glocken nahm noch einige *
Monate in Anspruch, so dass der Platz vor der Kathedrale in Malmedy
ein interessantes Bild bot, das der Grenz-Echo Fotograf für die Zeitung
festhielt.
Am Wochenende des 19. und 20. April 1947 lief dann eine groß an-
gelegte Rückführaktion ab. Wie der Transport der einzelnen Glocken
von Malmedy aus nach Buchholz/B£ho bis Montzen stattgefunden hat,
ist nicht überliefert.
In Montzen wurden die Glocken des Dekanates (außer denen von
Gemmenich, die noch nicht zurückgekehrt waren) in einem Festzug von
Birken aus zum Dorfplatz gebracht. Angeführt wurde der Zug von der
Gendarmerie; es folgten der Musikverein St Georges, die Schulkinder,
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Der Festzug in Montzen wurde vom Fotohaus Lander (Eupen) im Bild festgehalten.
38
Glocken einzugehen. Er zeichnete das Schicksal der Glocken nach und
wie es zu ihrer Wiederauffindung und Rückführung kam.
Der Bischof schloss sich den Freudensbekundungen an und fuhr dann
fort: „Ich bin gerührt zu sehen, mit welcher Begeisterung die Bevöl-
kerung ihre Glocken empfangen hat. Dieser Empfang ist für mich das
Zeichen für das definitive Ende des Krieges.‘ Bischof Kerkhofs drückte
den Wunsch aus, die Glocken möchten in Zukunft nur zu kirchlichen,
patriotischen und Friedensfeiern läuten.
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Segnung einer festlich geschmückten Glocke
Die Glocken wurden nun vorgestellt und gesegnet. Die Feier endete
mit den Klängen des „Regina Coeli‘, „Od peut-on Etre mieux“, „God
save the King“ und der Brabanconne..
Für die geladenen Gäste fand anschließend im Gemeindehaus ein
Empfang statt, wo der Bürgermeister und Minister Vermeylen den be-
sonderen Charakter der Stunde betonten.
Und während im Festsaal der Gemeinde die offizielle Feier zu Ende
ging, setzten sich die Wagen mit den Glocken in Bewegung, um die einzel-
nen Pfarren des Dekanates anzusteuern, wo man sie ungeduldig erwartete.
Anschließend an die Montzener Feier begaben sich die hohen kirch-
lichen und zivilen Persönlichkeiten nach Eupen. Am Bahnhof hatten die
Wagen mit den Glocken des Eupener Dekanates Aufstellung genommen.
39
Im Einzelnen waren dies die Glocken von Lontzen (begleitet von
den Lontzener Schützen), die Glocken von Walhorn (mit den dortigen
Schützen), die Glocke der Bergkapelle (gefolgt von den St. Johannes-
Schützen), die Glocken von Nispert und Heidberg (begleitet von der
St. Johannes-Enthauptungs-Bogenschützen-Gesellschaft), die Marien-
glocke von St. Nikolaus (mit den Nikolaus-Bürger-Schützen).
An Klosterkirche und Rathaus vorbei zogen sie über die Paveestraße
zum Marktplatz, wo die offizielle Rückgabe der Glocken stattfand und
ein sorgfältig ausgearbeitetes Programm mit Ansprachen und Musik ab-
lief.
Am folgenden Tage wurden auch in Malmedy, St. Vith und Beho/
Buchholz die wiedergefundenen Glocken den Pfarren übergeben. Da-
bei wurde, das sei hier nur angemerkt, mehrfach die Glocke von Beho
(1522 gegossen) als die älteste des Landes bezeichnet. Viele ostbelgi-
sche Pfarren besitzen bedeutend ältere Glocken!
Über die Feiern in den einzelnen Dörfern anlässlich der Rückkehr der
Glocken zu berichten, würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen
und in die Lokalgeschichte einzuordnen sein.
40
Glocke, Glocke, Du musst wandern
Von dem einen Ort zum andern...
von Günter Martinius
Unter diesem Titel lässt sich am besten der Vorgang benennen,
den wir nachstehend, nach einem Abstand von etwa 60 Jahren, für
den Leser niederschreiben möchten.
Durch die Geschichtsforschung sind wir im Rahmen unserer
heimatkundlichen Arbeit an der Lontzen-Herbesthaler dorfges-
chichtlichen Sammlung naturgemäß auf eine Reihe von Adels- -
familien gestoßen, die über Hunderte von Jahren bedeutende Be-
sitztümer und Liegenschaften in unserer Gegend besaßen. Auch
heute noch erinnern irgendwelche Grenzsteine an die Hübsch, de
Thiriart, von Grand-Ry oder de la Rousseli&re.
Es blieb aber eine Lücke in unseren Adelsfamilien aufzufüllen:
Die Familie Ostmann von der Leye, die das Lontzener Schloss
von etwa 1905 bis 1950/51 bewohnt hat, war in den uns zugäng-
lichen Niederschriften nur sehr lückenhaft vorhanden. Eine Ah-
nentafel war auf Grund dieser Niederschriften nicht zu erstellen.
Aber, so sagten wir uns, es gab sicherlich noch Zeitzeugen und
es wäre gut, Kontakt zu den noch lebenden zwei Söhnen der Frei-
frau von der Leye aufzunehmen.
Wie es der Zufall fügte, wurden uns deren Anschriften mitge-
teilt. Beide Adressen lagen in Deutschland, und zwar in Aschaf-
fenburg und in Münster.
Der Kontakt und Gedankenaustausch mit Manfred bzw. Eric
von der Leye gestaltete sich freundschaftlich und unproblematisch.
Wir wollen hier nicht in die Einzelheiten der Gespräche eingehen,
sondern uns auf eine einzige Frage beschränken: „Wo ist denn die
Glocke, die früher auf der Schlossterrasse gestanden hat?“
Bisher hatte niemand in Lontzen davon gesprochen. Auf einer
alten Ansicht des Schlosses war die Glocke gut erkennbar. Doch
wo war sie hingekommen?
Über Nachbarn und Zeitzeugen gelang es uns schließlich, der
Antwort näher zu kommen. Offenbar war die Glocke 1950, als
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Diese ältere Aufnahme zeigt die auf der Terrasse in einem Tragesgestell hängende
Schlossglocke.
das unter Sequester (staatliche Verwaltung) gestellte Gebäude und
die übrigen Liegenschaften „unter den Hammer“ kamen, von ei-
nem Privatmann ersteigert worden.
Wir fanden tatsächlich einen Augen- bzw. Zeitzeugen, der zu
den Spielgefährten der Buben vom Schloss gehört hatte und der
uns nicht nur ein Foto der Glocke überreichen konnte, sondern
auch wusste, dass eines seiner Familienmitglieder in einer Auk-
tion die Glocke erworben und diese alsdann der kleinen Kirche zu
Lichtenbusch (auf der deutschen Seite) zum Geschenk gemacht
hatte.
42
Also dann, auf zum Tatort, war unser nächster Gedanke.
Das Kirchlein war zu finden (siehe Foto 2), daneben ein Holz-
turm, auf welchem oben in einer Art Blockhaus die Glocke Platz
gefunden hatte.
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Die Kapelle zu Lichtenbusch an der Grenzstraße.
Hier fand die Lontzener Schlossglocke eine neue Verwendung.
Fehlte uns nur noch das bestätigende Wort einer zuständigen
Person!
Liebenswürdigerweise sollte sich bald ein älterer Herr in Lich-
tenbusch finden, der mit dem Kirchenbuch in der Hand uns zu
all unseren Fragen die Antworten anbot. Ja es war eine ganze
Geschichte über die Glocke geschrieben worden, und zwar von
einem Herrn Prof. W. Jaegers, der seinerzeit (1951) offenbar der
Schriftführer des Kirchenvorstandes gewesen war.
In den Aufzeichnungen von Rektor Jaegers fanden sich seiten-
lange Berichte über den Einbau der Glocke, die Kosten, die be-
43
teiligten Firmen u. s. w., auf die wir hier nicht näher eingehen
wollen.
Unter dem 10.6.1951 hat Rektor Jaegers folgende Notiz einge-
tragen:
“Im Herbst 1950 überrascht mich H. Peter Campo, Todtleger,
seit langem Mitglied des Kapellenvorstandes, mit der Mitteilung,
er habe eine Glocke für die Kapelle in Lichtenbusch erworben
und wolle sie der Kapelle schenken. Diese Glocke stammte von
der Hauskapelle des Schlosses Lontzen, wo vor vielen Jahren
Herr Cardinal Antonius Fischer Hausfreund war. Er hat sie auch,
wie es in den Briefen der alten Baronin + Ostmann von der Leye
hervorgeht, auf den Namen „Maria Immaculata“ geweiht. Sie war
von Meister Schönbrodt in Aachen gegossen...“
Wie waren die Beteiligten der Suchaktion zufrieden, das gute
Stück gefunden zu haben, wobei zu bemerken bleibt, dass eine
wesentlich kleinere Glocke sogar den Brand des Oberbaus des
Schlosses überlebte und jetzt noch im sog. Kapellenvorbau zum
Läuten käme. Auch dies werden wir den Nachfahren von der Leye
gerne mitteilen, wobei wir leider zu bemerken haben, dass der äl-
tere Sohn aus Münster, den wir oben erwähnt haben, Anfang No-
vember 2009 nach schwerer Krankheit das Zeitliche gesegnet hat.
47
En quittant la propriete d’Alensberg, nous passons sous le celebre
viaduc pour rejoindre le village de Montzen qu’on nommait «Munshic»
en 1075.
Dans l’ancien r&gime, Montzen &tait le si&ge du Haut Ban du me&me
nom. Ce dernier regroupait les villages de l’actuelle commune de Plom-
bi&res ainsi que Teuven, Remersdael et La Calamine. La seigneurie de
Montzen sera vendue par Philippe IV d’Espagne ä Johan van der Hey-
den dit Belderbusch en 1648, cette famille gardera la seigneurie Jusqu’ä
1’Epoque francaise.
La grande place communale est remarquable non seulement par sa
situation centrale, mais aussi par la classe des immeubles qui l’entou-
rent. Nous retiendrons -
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l’imposant bätiment On BASE
construit en 1876 et qui A E
sera jusqu’en 1977 la Ar E, b | |
maison communale du | FE 3 Yi Ä\ | W E
village, ä droite la mai- Se aa
son appel&e «Van Bier- ES A 8 Ö
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de style et de charme, zn un SS fo
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nous remarquons «la
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l’oppos€, dans le haut AL LiQs A.
du village, nos regards 4 5 A > -
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sont attir&s par la mai- A a LE
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bit&e par les drossards
Schillings de Montzen.
Nous pourrions citer La maison dite «Le Pütz» / Das Haus «Pütz»
de nombreuses autres
maisons remarquables, elles meritent toutes notre attention. Citons ce-
pendant un bätiment ä qui nous donnerons une mention speciale, 1’&glise
St Etienne, au style baroque et pour lequel une visite s’impose.
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Le chäteau de Streversdorp Gaspard Antoine van der Heyden
(R. Langohr) dit Belderbusch
Schloss Streversdorp Der Deutschordensritter C.A. van der Heyden
C’est aussi 4 Montzen que nous trouverons des chäteaux qui ne nous
laissent que des traces, comme celui de Belderbusch detruit lors du
bombardement de la grande gare de transport de Montzen le 28 avril
1944, ou encore le chäteau de Streversdorp qui malheureusement tombe
en ruine, ce dernier est situe dans une contree bucolique remplie de
charme et de quietude.
C’est dans ce chäteau que naquit le 10 janvier 1722, le plus illustre
habitant de Montzen, Gaspard Antoine von der Heyden dit Belderbusch;
il etudia le droit ä Louvain et entra au service de Clement Auguste de
Baviere a Cologne, il devint premier ministre et influenca la politique
ä Cologne de telle sorte que l’on peut dire qu’aucune d&cision ne sera
prise ä Cologne/Bonn sans avoir &t& supervis&e et ratifige par Belder-
busch. Son ceuvre la plus importante fut la fondation de 1l’acad&mie de
Bonn en 1777 qui, le 18 octobre 1818, donnera naissance ä 1’Universite.
Joseph IT Iui confera en 1782 le titre de Comte, ce qui fera appeler le
chäteau de Streversdorp «le chäteau de Graaf» dans le langage popu-
laire .
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La ferme-chäteau de Berlieren
Der befestigte Hof «Berlieren» war Eigentum des Stiftes St. Peter in Lüttich
Le chäteau de Wihlenru (Vieljaren), qui est magnifiquement restaure
et entretenu par les chätelains actuels, sera la proie des flammes en 1286
lors de la guerre de succession du Limbourg.
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Le chäteau de Vieljaeren a Hombourg
Schloss Vieljaeren. Eine Perle ländlicher Architektur
51
Au centre du village, nous d&couvrons 1’Eglise primitive de Hom-
bourg. Elle est dediee ä St Brice. Le cheeur et la tour remontent ä 1838-
39, tandis que la nef est probablement une realisation de l’architecte
aixois Mefferdatis, qui semble avoir remplace une construction remon-
tant au 13° siecle.
Signalons aussi que Hombourg fit partie du duche de Limbourg
jusqu’ä la fin de 1l’Ancien REgime en 1794. Le village appartint au ban
de «Sinnich- Völkerich». En 1491, le ban porte le nom de «Homborch-
Zennich en Fulkerich». En 1559, on retrouve enfin la mention «Banck
Homborch & Montzen» qui, depuis 1689, fut limit& au seul nom de
«ban de Montzen».
Apres la tourmente de l’occupation francaise, la localit& vecut des
jours paisibles sous le regime hollandais, jusqu’ä la proclamation de
: la Belgique inde-
Se SM A pendante en 1830.
2 F ) A partir de la fusion
A An des communes en
FM A 1977, elle fera partie
E 4 de la commune de
a NT Plombißres.
Se AN E
- en Il faut signaler
RS Dz- = a Hombourg, 1l’im-
* Be “A plantation, en sep-
Le cimeti&re americain tembre 1944, du ci-
Der amerikanische Ehrenfriedhof metiere americain
dit de Henri-Chapelle, qui regroupe quelque 8000 tombes de soldats
tombes lors de la 2e guerre mondiale.
En traversant les campagnes, notre itineraire nous conduit au char-
mant village de Sippenaeken. Au centre de ce petit village, l’6glise pa-
roissiale St Lambert domine un petit ensemble d’habitations, le tout
est entoure de prairies et de fermes. Cette contree pittoresque attire de
nombreux touristes transfrontaliers qui souvent n’hesitent pas ä y fixer
leur demeure.
Aprös avoir travers€ le village, le chäteau de Beusdael illustre le plus
beau paysage de la commune de Plombi&res. Beusdael fut le siege de
la seigneurie de meme nom. Il s’agit d’une bätisse rigide construite au
52
Moyen-äge, en moellons, surmontee d’une toiture simple, afın de se
prot&ger contre les m&faits des brigands. Les premiers seigneurs connus
furent Johanne dit Schevart van Oys (1323) et Herman van Abousdayl
(1334). Parmi les seigneurs du chäteau nous citerons le comte Ce6sar-
Constantin Francois de Hoensbroeck, il fit relief de la seigneurie et du
chäteau de Beusdael le 18 janvier 1760. Il donnera son bien ä son ne-
veu Pierre, Charles Francois, Antoine de M&an, lors de son avenement
comme prince-Ev&que de Liege.
Wbel — Chüfeau de Beusdal Sippenacken
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Le chäteau de Beusdael / Schloss Beusdael in Sippenaeken
La petite seigneurie de Sippenaeken, nomm6&e pour la premiere fois
en 1330, fit tout comme Beusdael partie du ban de Montzen dans le
duche de Limbourg. Nous signalons que les biens situes ä Sippenaeken
appartenaient aux chanoines de St Materne de Li&ge et ont te transf&r6s
ä Gerard Colyn seigneur de Beusdael (1606) apres approbation papale
de Rome.
Ayant suivi le cour de 1’Histoire, comme les villages voisins, Sippe-
naeken liera son sort ä l’occupation francaise et apres avoir appartenu
au Royaume des Pays-Bas, fera definitivement partie du Royaume de
Belgique a partir de 1830.
Avant de quitter cette contr&e, il est int&ressant de grimper jusqu’ä la
crete boisee qui separe Sippenaeken de Teuven, lä se trouve un monu-
ment dedie aux victimes du fil Electrique installe par 1’Allemagne lors
58
du conflit de la premiere guerre mondiale 1914-1918. Ce fil ä haute
tension devait empecher la fuite de nos ressortissants pour rejoindre le
pays neutre des Pays-Bas, et de lä, les forces combattantes anglaises.
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Deux soldats montent la garde prö@s du fil Electrique ä haute tension
Zwei deutsche Soldaten auf Wache am Elektrozaun
En remontant le cour de la Gueule, nous arrivons dans le site minier
de Plombi@res. Cet ensemble fut acquis par la Commune de Plombi&res
en 1990. L’amena-
gement du grill et
du parc a &te r&a- ü
lis€ par le person- “N
nel communal en N
AU
1994. Les travaux SE“ ZA
de renovation ont iLLi= f
A Ale ELLE
E{E: \.tealises 4 de EEE
1995 ä 1998 avec % 1
Vl’aide de la region
Wallonne. La r£ha-
bilitation de cet en-
semble a ne&cessite
le nivellement du La maison Wauters dans le site minier
terril en le recou- Das Haus Wauters wurde zu einem kleinen Museum
vrant d’un möetre de terre (44 000 m?), l’installation de deux passerelles
et la plantation de plus ou moins 17 000 arbres et arbustes. Monsieur le
ministre Collignon a preside l’inauguration du site le 12 juin 1998.
54
La localit& de Plombi&res doit incontestablement son rapide deve-
loppement au cours du XIXe s, ä la presence du plomb que renferme
son sous-sol. Jusqu’au milieu du XIXe s, Bleyberg n’&tait qu’un simple
hameau au point de rencontre de Gemmenich, Hombourg et Montzen.
Dans 1l’ordre chronologique, il est interessant de retenir les jalons de
l’histoire de ce patelin:
30-5-1365: c’est la premiere fois qu’il est fait mention de la mine
de Bradersbergh ä propos du paiement d’une redevance de cette mine
situee dans la paroisse d’Aubel. Le montant ä payer Etant de deux cents
vieux &cus «en bon or et juste poids», montre 1’importance de la mine’
de plomb de cette €poque.
1449: Le Duc de Limbourg afferme la mine ä trois associ&s qui entre-
prennent les travaux d’exhaure n&cessaires. Cette operation fut longue
et penible.
1478: Les galeries de la mine de Blaesbergh s’effondrent et la mine
est abandonn&e.
25-6-1825: Le conseil municipal de Montzen accorde ä Mr Cockerill
V’autorisation d’ouvrir les anciennes bures et canaux sous le territoire
communal de Montzen, nomm€ Bleyberg.
15-6-1828: Par arr&t€ royal, Guillaume Ier, roi des Pays-Bas, accorde
ä James Cockerill la concession de la mine de plomb situge ä Bleyberg
et d’une Etendue de 285 ha et 6 perches carrees s’Etendant sur les com-
munes de Gemmenich, Hombourg et Montzen. La concession est faite
ä la condition de verser aux proprietaires une indemnite de 50 cents par
bonnier.
26-5-1841: Une nouvelle societe est fondee par devant Maitre Aus-
sems, notaire ä Aubel. Elle porte le nom de Societ& du Bleyberg en
Belgique. Le fondateur principal en est Barthold Suermondt.
55
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Le site minier de Plombi&res en 1862 / Von den Industrieanlagen des 19. Jhs.
ist heute nur noch wenig zu sehen (Ansicht aus dem Jahre 1862).
8-7-1846: Creation de la Compagnie des Mines et Fonderies du Bley-
berg. Vu l’importance et le d&veloppement qu’a pris la mine, ses promo-
teurs ont juge preferable le statut d’une societe& anonyme A celui d’une
simple commandite. Les fondateurs de l’entreprise nouvelle sont pour
la plupart ceux de la d&funte commandite.
18-10-1861: Les eaux continuant ä s’infiltrer dans la mine, la socie-
t& demande 1’autorisation de d&tourner cette riviere sur une partie de
son cours dans la concession. Le 16 novembre suivant, la commune de
Montzen donne son accord ä la condition que la demanderesse fasse
le bornage n&cessaire afın de garder les limites separatives des deux
communes. La canalisation de la Gueule, sur pres de trois mille mötres,
coütera A la societe environ 200 000 francs.
26-6-1869: Un arrete royal de cette date de&clare que Monsieur Remy
Paquot est concessionnaire d’une ligne de chemin de fer ä construire
de Welkenraedt ä la frontiere prussienne, ä la condition qu’elle passe ä
ou pres de Moresnet, Bleyberg et Gemmenich. Monsieur Paquot devra
construire cette ligne de chemin de fer ä ses frais, mais pendant 90 ans,
l’Etat lui laissera la moitie€ des recettes brutes operees du chef des trans-
ports de toute nature.
24-11-1881: Un accord est conclu entre les liquidateurs et la societe
de Bleyberg et les representants de la compagnie francaise des Mines
et Usines d’Escombrera, accord pour la fusion des deux societ&s. Cette
derni&re societ&, fondee a Paris en 1877 a pour objet l’exploitation des
mines de plomb, de zinc, de fer et surtout de metaux en Espagne.
57
1-4-1922: Ouverture d’une Manufacture de treillis et toiles metal-
liques
9-12-1926: Creation officielle de 1a paroisse de Plombi&res reconnue
par l’Etat.
23-9-1931: La place de la gare ä Plombi&res a 6t& agrandie de deux
ares et septante centiares par suite de l’incorporation dans cette place
d’une partie de l’ancienne cour aux marchandises suite a un accord
entre la SNCFB et la commune. Le coüt des travaux d’appropriation
s’Ele&vent a 20 280 frs dont 6 000 frs seront support6s par la commune.
14-10-1934: BEnediction de la premi&re pierre de la nouvelle Eglise
de Plombi&res par Monsieur le Doyen Ferbeck de Montzen. (Architecte
Emile Burguet, Verviers)
18-5-1952: Dans la soirge vers 19h30, passage du dernier train ve-
nant de Hombourg et se rendant ä Welkenraedt. Tout au long de son
parcours, la locomotive a siffle en signe d’adieu. La voie ne sera plus
employ6&e d@&s le lendemain.
18-6-1972: La commune de Montzen a vendu une parcelle de terrain
d’une Etendue de 22 ares 55 ca pres de l’ancienne gare de Plombieres ä
une societ€ hollandaise («Art et Mode»). Ce terrain doit servir ä 1’eta-
blissement d’un atelier de confection. Cette vente est faite sous l’obliga-
tion d’y etablir des activite&s dans un delai de six mois et de les maintenir
pendant dix ans.
17-9-1975: Arrete Royal (Moniteur du 25 de ce meme mois) porte
fusion des communes de Gemmenich, Hombourg, Montzen, Moresnet
et Sippenaeken en une entite nouvelle qui portera le nom de Plombi@res,
qui donne son nom ä ce nouvel ensemble parce qu’il est le centre g&0-
graphique et polarisant. Cette nouvelle entite& aura une superficie de
5.316 hectares: Gemmenich (1.157 ha), Hombourg 1.678 ha), Montzen
(1.316 ha), Moresnet (675 ha), Sippenaeken (490 ha) et une population
de 7.933 habitants: 2571 habitants pour Gemmenich, 1310 pour Hom-
bourg, 2.508 pour Montzen, 1.347 pour Moresnet et 207 pour Sippe-
naeken.
58
15-12-1999: Pose de la premi@re pierre de la nouvelle Maison Com-
munale de Plombie&res. (Architecte Mr Henkimbrant, bureau d’archi-
tecture «Artec» Welkenraedt). Le nouveau bätiment de l’administration
communale a &t& solennellement inaugure le 16 d&cembre 2000.
En prenant la direction de Gemmenich, nous passons le hameau de
Völkerich, Lä r&siderent, dans une belle ferme, les membres de la fa-
mille Franck, parmi lesquels Nicolas Franck, le pere du c&lebre com-
positeur, Cesar Auguste n€ a Liege le 2 d&cembre 1822, dans un petit
quartier de Ste Croix, rue St Pierre. Tout pres de cet endroit, nous trou-
vons une grande maison d’&ducation. Fondee sous l’influence de 1l’abbe
Gaspard Joseph Franck, elle vit arriver ä cet endroit la communaute des’
Freres Franciscains ä Gemmenich. Le couvent fut solennellement inau-
gure et beni par Mgr Doutreloux en 1900.
Au centre du village de Gemmenich, 1’&glise St Hubert domine un
ensemble de maisons depuis sa cr£ation probable au XIIe s. A l’interieur
de cette Eglise nous trouvons dans le cheeur un veritable joyau artis-
tique, un retable en bois du XVIe s. ä cinq panneaux (seul le panneau
central, la crucifixion, est authentique, les 4 autres sont des reconstitu-
tions, apres un vol en aoüt 1905)
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Gemmenich, €glise St-Hubert. Le retable. / Gemmenich, der Schnitzaltar.
59
La paroisse de Gemmenich eut un cure celebre en la personne de Mgr
Laurent, (1835-1839). Son ceuvre et 1’influence furent considerables au
Grand-Duche de Luxembourg ainsi que dans 1’Eglise de la province de
Li&ge. Il consacra la fin de sa vie ä guider spirituellement les sceurs du
Pauvre Enfant Jesus, il r&sida dans la maison möre de cet ordre qui se
situe a Simpelveld (NL). Les sceurs du Pauvre Enfant J&sus construi-
sirent la grande maison de Maria-Hilf qui est actuellement le College
Notre-Dame.
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Au temps olı Gemmenich avait son kiosque
Der Dorfausgang Richtung Vaals. Den kleinen Platz nahm ein Kiosk ein.
Le nom de ce village s’est fortement transforme au cours du temps.
Dans une ancienne charte de 1041, on peut lire «Chimiaco», en 1042
nous trouvons «Giminiaco», d’autres d£&nominations successives nous
conduiront au nom actuel de Gemmenich.
SEE EÜEÜR
A ‘gl 5 M ; 7A. MEN N % % )
21 LI or ;
La Vieille Forge, au coin de la rue La vieille Forge (artiste: Boverie)
St-Hubert et du Sandberg
Zwei Ansichten der «alten Schmiede» a. d. Ecke Sandberg - rue St. Hubert
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Ainsi s’ach&ve cette esquisse rudimentaire sur quelques traits de
l’histoire de notre belle r&gion de Plombi&res.
Litt&rature: Bibliotheque Communale de Plombieres et d’Aix-la-Chapelle
ainsi qu’ä la Biblioth&que Royale de Belgique.
«Minitrip au Pays des Trois Frontieres, Histoire par le texte et par l’image,
des beaux villages de notre terroir »
63
Flabbes, Flapp Flabbejan, Alberner
Fläm dä hat de Fläm, der ist mutlos,
Niedergeschlagenheit, keinen Mumm haben
flankefluure (unschuldig) flirten, liebeln, flankefluur net ezövööl
flänsche schmeicheln
Flatsch Matsch, breiige Masse
Flattebuhr Weidelandbauer, von Kuhfladen
Flet Blume, Nelke
Fliet Mädchere hant Fliete, Zöpfe
Flim Auswurf, en gröößn Flim uutspöje
Flitsch Gummischleuder, da maak &ch mech en Flitsch
flitsche flackern, aus- u. angehen
Flöbes Fleischsülze
Flockeball vör jönt danze en dow j&s ijen Flockeball, schlafen
gehen
Flockebüll Flockenbeutel, Mensch mit labilem Charakter
flömpe sich schlagen, di Jonge haue s£ch jeflömpt
Zigarette rauchen, eng flömpe
flöör in form sein, Blütejahre, Dä wo i flö6r
flöp, flup Angst haben, Dä hau flup
Flötche dat &s e Flötche, eine Dirne
Fluuse Fusseln, dr Pulover vool Fluuse ha; Schimpfwort
Straßendirne
foksweel fuchsteufelswild sein
Forfä aus dem franz. forfait, Spielabsage
frapsch Dä wor frapsch, barsch
Frekelöres umständlicher Bastler, Fummler
Fretsche Tier, Hermelin, Frettchen auch «Härmännche» ge-
nannt
Friki Handspiel des Torwarts außerhalb des Strafraumes
Frits abschätzige Bezeichnung für Deutscher
vor dem II. Weltkrieg, auch Welleme
Frittebüll Schimpfwort für Frittenverkäufer, für Einwohner
von Verviers («Frittenbeutel»)
Fröteler Hantierer, Fummler
Fuuhtel Frau mit lockerem Lebenswandel
Fuuteler Betrüger, Falschspieler, Dä fuutelt bej et Kaate
Fwing Tier, Steinmarder, Hausmarder
64
Kriegslasten und Kriegsschäden
in der Bank Walhorn
von Walter Meven (+)
Die im 17. Jahrhundert über viele Jahrzehnte sich hinziehenden kriege-
rischen Auseinandersetzungen haben auch das Walhorner Land nicht
verschont. Wir haben schon früher in dem einen oder anderen Beitrag in
dieser Zeitschrift darauf hingewiesen.
Immer wieder ist in dem Zusammenhang die Rede von der hohen Vers-
chuldung, in die sich die einzelnen Bankorte hatten stürzen müssen, um
die von Freund und Feind auferlegten Kriegslasten zu zahlen. Besonders *
hart waren die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts, als Franzosen und
Spanier die Bevölkerung gleichermaßen drangsalierten.
Im Aachener Stadtarchiv fand sich in ungeordneten Akten der Hoch-
bank Walhorn ein interessantes Dokument aus dem Jahre 1670, dessen
erster Teil ein Bild der herrschenden Lage zeichnet, während der 2. Teil
die Bedingungen aufzählt, unter denen die Bevölkerung der Bank ihren
Gläubigern die geliehenen Gelder zurückzahlen könnte.
Einleitend heißt es, er (= der Schreiber) tue kund, attestiere und
bescheinige,
-dass es ihm wohl bekannt sei, dass die Bewohner der «Bank und
Herrschaft» Walhorn in der Provinz Limburg nicht in der Lage seien, die
gewöhnlichen Umlagen (= Steuern) und Abgaben zu zahlen; noch viel
weniger seien sie in der Lage, die Zinsen von den 100.000 Reichstalern
geliehenem Kapital zu zahlen. Dieses Geld hatten die Bankbewohner
vor einigen Jahren leihen müssen wegen der großen Einquartierungen
von Truppen Ihrer Majestät.
Auch sei er von glaubwürdigen Personen informiert worden,
-dass die genannte Bank Walhorn an drei Seiten an neutrale Länder
grenzt, nämlich an das Aachener Reich, das Land von Cornelimünster
und das Land von Monschau. Zudem sei dieselbe Bank während dieser
vorherigen Kriege dem ersten und stärksten Ansturm ausgesetzt gewesen,
diversem Hin- und Her von Kriegsvolk sowohl deutscher wie anderer
Hilfstruppen, besonders derjenigen des Herzogs von Lothringen auf deren
Zug in Quartiere im Lande von Geldern und von Jülich, die immer in
genannter Bank mit 5, 16,20 und mehr Regimentern zu Fuß und zu Pferd
logiert haben und dort einige Tage liegen geblieben sind, wobei sie den
Bankbewohnern Tiere und andere bewegliche Güter genommen haben
65
mit «solchem Exzess und Maßlosigkeit, dass die meisten Bankbewohner
kaum die für ihren Unterhalt notwendigen Lebensmittel behalten haben»;
-dass dieselbe Bank auch viele Jahre lang nicht nur große und schwere
Kriegsabgaben zu tragen hatte, sondern auch durch die Franzosen und
besonders durch die aus Diedenhofen (= Thionville i. Lothringen) mit
Plünderungen, Niederbrennen ihrer Häuser, Proviantlieferungen und an-
deren Invasionen so sehr gequält und drangsaliert worden sind, dass sie
zuletzt sich der vorgenannten monatlich an die Franzosen zu zahlenden
Kontribution (Kriegssteuer) haben unterwerfen müssen, nachdem in zwei
der Hauptdörfer der Bank meistenteils die besten Häuser niedergebrannt
worden waren, was verschiedene Bewohner zum Verlassen derselben
veranlasst hat; sie haben sich mit ihren Familien in andere neutrale Ge-
biete zurückgezogen, wodurch die Zahl der Einwohner so spürbar abge-
nommen hat, dass die Bank keine Ähnlichkeit mehr mit ihrem früheren
Aussehen besitzt. Kaum 400 Personen oder Haushaltungen sind noch da
zu finden und deren Anzahl geht mit jedem Tage weiter zurück, weil die
Bankbewohner außer den Beden und Beihilfen, denen sie unterworfen
sind, so schwere Abgaben und andere geliehene Gelder auf sich lasten
haben, (sie müssen auch die Anteile derjenigen zahlen, die die Bank
verlassen haben) und diese Lasten ein solches Ausmaß angenommen
haben, dass sie bei weitem das geringe Einkommen der dort gelegenen
Höfe übersteigen.
Durch die Natur und die Kälte der Gegend, die an das Monschauer
Land oder das Venn grenzt, werfe der Boden im Vergleich zu anderen
Nachbargebieten dieser Provinz wenig oder beinahe nichts ab, denn die
anderen Gebiete liegen weiter ab von Monschau oder dem Venn und sind
deshalb nicht so kalt und unfruchtbar.
Zu alledem habe die gesamte französische Armee im Jahre 1668 zwei-
mal in der Bank Walhorn gelagert und Getreide und Gras mit allem, was
sie gefunden habe, total vernichtet und verwüstet, und darüber hinaus
sind die noch verbleibenden Häuser, um nicht niedergebrannt zu werden,
gezwungen worden, große Summen Kriegssteuern zu zahlen, die (jedoch)
wegen der großen Armut nicht gezahlt werden konnten.
Man hat ihnen deshalb gedroht, sie festzunehmen, so dass zu erwarten
ist, dass die noch verbliebenen Bankbewohner in Kürze gezwungen sein
werden, wegzuziehen, es sei denn, man ergreife zeitig Gegenmaßnahmen.
Hiernach der Originaltext:
Doen condt tuygen attesteren ende certificeren bij desen ons wel
66
bekendt syn, dat die Ingesetenen van die Bancke ende Heerlichijt van
Walhorne inde Provintie van Limborgh gelegen tot sodaenige Extre-
miteyt daermede sijn geraekt in der veuge dat dieseleve Ingesetenen
die ordinarisse omlaegen ende repartitien gelijck den staet deser voors.
Provintie gewoon ist ten hunnen last vuytte seynden niet en cunnen
voldoen veel weeniger dat dieselve van voorsc. Banck Walhorne sou-
den cunnen voldoen d’interest van over die hondert duysent rixdlr (=
Rixdaeler) Capitael by die van voorsc. Bancqen Walhorne soo wij van
geloefweerdige persoonen verstaen ende verseeckert sijn van tijt tot tijt
Overmits die groote inquartering van sijne Mats (= Majestejts) Kriegvolck
eenige Jaeren herwarts, aldaer gelogeert ende gehiverneert hebbende
boven d’alimentatie ende onderhoudinge derselve tot voldoeninge det
betaelinge hunner genoetsaekt sijn geweest op te nemen ... voerders
.... Wij van geloofweerdige persoonen meer geinformeert sijn dat die
voorsc. Banck Walhorne is aboutiserende ende paelende ten drye canten
aen neutrale plaetsen aen’t rijck van Aecken, aen’t landt van Cornelis
Münster ende aen het landt van Monsiae ende dat deselve banck ge-
duerende dese anterieure oorlogen aenden iersten ende meesten aenstoet
is onderworpen geweest aen diversche passagien ende repassagien van
het Krijgsvolck soo van duytsche als andere auxiliaire trouppen signan-
telijck die gene vanden Hertog van Lotharingen die welcke treckende
naer eenige quartieren vanden lande van Gueldern ende Gulich altijt in
voorsc. Bancke met vijff, sesthien, twintich ende meer regimenter soo
te voet als te peert ende seffens aldaer hebben gelogeert ende aldaer bij
naer eenige daegen lanck ieder wyse blijven liggen ende d’onderdaenen
vande selve kuevelingen ende rantsoe-neringen van hunne persoonen,
bestialen ende andere mobiliaire effecten affgeperst met sulcken exces
ende exorbitantie dat t’meestendeel der inwoenderen vande selve quaelich
tot hunne substantie ende onderhoudt levens middelen hebben behouden. ———
Dat dieselve banck oock veele Jaeren lanck niet alleen met groote
ende swaere contributie maer oock aende Francoisen ende sonderlingen
aenden van Diedenhoven bij plunderingen ende affbrandingen van hunne
Huyser ende rantsoeneringe van hunne persoonen, bestialen, ende andere
invasien in sulcker vuegen syn gequelt ende gevexeert geweest, dat sij te
lesten hun hebben moeten onderwerpen aende voorsch. contributie die
sij verobligeert sijn geweest maendelincks aende voorsc. Franschen te
furneren naedyen twee vande principaelste Dorpen der voorsc. Banquen
t’meestendeel die beeste Huyser derselver in de grondt sijn affgebrant
gecauseert hebbende die deserteringe van dirversche inwoonderen, die
67
hun met hunne Familien hebben geretireert op andere neutrale plaetschen
warvan het getael der inwoenderen soo merckelijck is vermindert ende
vercleynt, dat deselve banck geen scheyn van haeren ouden wesen en
is hebbende, dater quaelijck vier hondert persoonen oft Huysraeden er
sijn te vinden ende waervan het getael alle daegen meerder ende meerder
noch is verminderende vuyt dyen dat dieselve Ingesetenen boven die al
te groote laste van beeden, subsidien, daraen sij noch onderworpen sijn,
hun vinden overvallen met soo swaere lasten ende andere opgenoemene
penningen gelijck hier voor geseyt, waervan sij selffs moeten draegen het
quote vande gene die deselve banck hebben verlaeten, daervan deselve
lasten tot soo een grooten grade sijn gecoemen, dat die verre sijn surpasse-
rende het Lüttel incoemen vande gronde van erven aldaer gelegen die vuyt
haere nature ende coutheyt van platschen als aenpaelende aen’t moniaer
landt oft venne geheel lüttel oft by naer niet naer proportie van d’andere
naebuerige landen oft bancken van dese provintie en sijn renderende, ter
oirsaecke dat d’ander omliggende bancken wat verder sijn liggende van’t
voorsc. Landt van Monscoye oft venne die van soodaenigen couden oft
sterilen aert niet en sijn als die vande voorsc. Banck Walhorne boven allen
t’ gene voorsc., ist die geheele fransche armee Anno 1668 tweemael in
voorsc. Banck Walhorne gecampeert geweest, die graenen ende grasswas
met allen t’ghene sij aldaer gevonden hebben, geheelijcken vernielt ende
verdestrueert ende daerenboven om die resteerende Huyser inde voorsc.
Banquen niet aff te branden sijn gedwongen geweest aen selve groote
sommen van contributien te gelesten die nochtertijt (durchgestrichen:
niet betaelt en sijn) overmits die seer groote armoede niet en hebben
cunnen betaelt worden.
Dyenthalven van de selve gedreyght worden opgehaelt te worden in
der vugen dat te wachten staet dat de resterende ingesetenen van deselve
banck door den seer grooten overlast bij corten tijde genootsaeckt sullen
wesen, hun te retireren, ten sij daerinnen in tijts worde versien.
ok
Die außergewöhnliche Notlage machte es den Bankbewohnern
unmöglich, die geliehenen Gelder zurückzuzahlen. Um einen gemein-
samen Lösungsvorschlag auszuarbeiten, versammelten sich die Bürger-
meister der einzelnen Bankorte sowie andere Bürger in Eynatten am 31.
Dezember 1670 und legten Brabant ihre Überlegungen in einem für die
Gläubiger bestimmten Schreiben nieder, das sie dem souveränen Rat von
Brabant zustellen wollten.
68
Im einzelnen legen sie dar, wie sie von ihrem Schuldenberg herun-
terkommen könnten.
Erstens erklären sie bereit zu sein, den Gläubigern soviel von ihrem
Land zu überlassen, wie zur Deckung der Schuld notwendig ist, zum
Preis, wie sie (die Schuldner) dieses Land vor der Schuldenaufnahme
bezahlt haben, d. h. zu dem Preis von vor etwa 20 Jahren.
Sie sind auch bereit, im Verhältnis zur Verschuldung eines jeden, die
Stücke (Parzellen) abzumessen, die der Gläubiger bestimmen wird. Der
Besitzwechsel soll «vor dem Gesetz» (d. h. durch Eintrag ins Gudungs-
buch/Grundbuch) vorgenommen werden.
Allein davon ausnehmen und sich vorbehalten wollen sie ihre Häuser
und Wohnungen mit dem Gemüse- und dem Baumgarten dahinter in der ”
Größe von 1 oder 2 Morgen, den Morgen gerechnet zu 150 kleinen Ruten.
Und wenn einige Gläubiger dann bauen wollen, so soll man densel-
ben aus den Gemeindewäldern dafür soviel Holz zuweisen, wie man
den Einwohnern, die einen Neubau errichtet und gezimmert haben,
zuzuweisen pflegt.
Die Einwohner der Bank Walhorn sind auch damit einverstanden,
dass alle ihre Ländereien und Güter einige Jahre an den Meistbietenden
verpachtet werden. Wenn der Eigentümer mitbietet und soviel bietet wie
ein anderer, so soll er den Vorrang haben.
Wenn sie ihre Pacht zahlen, so sollen sie keinen anderen Forderungen
unterworfen sein.
Die Pacht soll zuerst dazu dienen, die ihnen seitens Sr. Majestät und
der Provinz auferlegten Gemeinde- und öffentlichen Lasten zu beglei-
chen. Der Überschuss soll unter die Gläubiger verteilt werden und zwar
so lange, bis deren Ansprüche befriedigt sind.
Die Gläubiger (als Pächter) müssen die Häuser in gutem Zustand
(«in behoirlijke raparatie») erhalten oder erlauben, dass die Häuser den —
Eigentümern weiterhin gehören und nicht verpachtet werden.
Diese Vorschläge wurden von den Anwesenden «Geschworenen»
(Bürgermeistern) der einzelnen Bankorte sowie anderen Bürgern un-
terschrieben. Es waren
- mit eigenhändiger Unterschrift:
Palm Straet, Dreis Steickelman, Jan Smit, Niclaes de Meuth, Jan
Straengh, Arsem Carsillis, Jan Mentier (?) Kerst Heinss, L. Moes (Mees?),
Gilles Momper, Jan Wyldt, W. Looslever
- mit Handzeichen:
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Die Unterschriften der in Eynatten am 31.12.1670 versammelten Vertreter
der Bank Walhorn
durchführten. In fast allen Bankorten steckten sie mehr oder weniger
viele Häuser in Brand: 13 in Astenet, 4 in Hergenrath, 36 in Raeren, 22
in Hauset. Damit war in Hauset kein Haus stehen geblieben, Eynatten
erging es nur wenig besser. 1688 lag Rabotrath noch total verlassen.
Die Bank Walhorn war durch die ständigen Truppenbewegungen und
Verwüstungen so stark getroffen, dass sie einige Friedensjahrzehnte
brauchte, um sich zu erholen. Nicht alle Bankbewohner, die ihre Höfe
verlassen hatten, kehrten später wieder zurück. Manche waren blos Päch-
ter. So wissen wir, dass in Rabotrath noch 1733 gewisse Höfe brach lagen
und in Abwesenheit der Besitzer von der Gemeinde verkauft wurden.
Quelle: Stadtarchiv Aachen, Akten Bank Walhorn, ohne AZ
A
Der Teufelsdaumen
am Aachener Domportal
J. Minetti*
Zu Aachen an dem Domportal
Schaut man als Kunstgeschöpfe
Aus reinem Erz in schöner Wahl
Zwei stolze Löwenköpfe.
Das Löwenhaupt zur Rechten hat
Seit grauer Vorzeit Stunde
Ein daumenähnlich Ding gar glatt
und los im off’nen Munde.
Dran zerret Aachens Jugend oft,
Die Mädchen und die Knaben,
Die wähnen — wie sie stets gehofft —
Das Ding wohl bald zu haben.
Doch wird’s nur, wie sie’s stets auch drehn,
Nach unten und nach oben,
So lang des Domes Hallen stehn,
Geputzt, statt draus geschoben.
Das gibt gar sonderlichen Klang
Beim Schieben hin und wieder;
Das ganze Domportal wird Sang,
Der klingt wie Glockenlieder.
Drob geht die Sage rings im Land:
Das Ding im Leukopfs-Gaumen,
Das sei, wie männiglich bekannt,
Des Satans eig’ner Daumen.
* Veröffentlicht im Korrespondenzblatt des Kreises Eupen vom 19.9.1860
72
Denn, als der Teufel sah den Trug,
Nach jenes Doms Erbauen,
Den Trug, der seinen Plan zerschlug,
Durch Priesters Gottvertrauen,
Da floh er fluchend durch’s Portal
Und schloß es jäh beim Knopfe,
Daß ihm sein Daumen unter Qual
Abbrach im Löwenkopfe.
Und flammend Blut der Klau entfloß
In ihrem Höllenkrampfe, .
Und auf zur Luft der Teufel schoß
Und schwand im Schwefeldampfe.
Sein Daumen doch ward mit der Zeit
Zu Erz in Leukopfs-Munde;
So zeigt man ihn als Seltenheit
Dem Fremdling noch zur Stunde.
Und dem’s mit freier Hand gelingt,
Den Daumen draus zu ziehen,
Dem sei - wenn er zum Probst ihn bringt —
Der Ehre Preis verliehen.
Der wird, wie uns die Sage lehrt,
Vom Aach’ner Domkapitel
Mit güldenem Gewand bescheert
Und mit dem Domgrafstitel!
73
Unser Land.
Die Karikatur eines Belgien-Bildes
aus dem Jahre 1902
von Günter Martinius
In einem Erdkunde-Lehrbuch des Jahres 1902, erschienen als „Rea-
lienbuch Nr. 4“ im Hirts Verlag in Breslau, stieß ich auf den hiernach
in Kopie wiedergegebenen Artikel über Belgien. Auch wenn der Leser
in den Angaben des Lehrbuches es schwer haben wird, Belgien wieder-
zuerkennen, so zeigt der Beitrag doch, mit welch hochnäsiger Herab-
lassung unser Land aus dem Ausland betrachtet und welches Bild von
demselben in den Schulen vermittelt wurde.
Durch die Unabhängigkeitserklärung von 1830 hatte Belgien die
beim Wiener Kongress 1815 wieder hergestellte europäische Ordnung
erheblich gestört und sich selbst in eine wenig beneidenswerte Position
gebracht, sahen doch die anderen europäischen Staaten keine Veran-
5 70. ABekgien (jo groß wie die Provinz ofen über 61/, Mill. E.), erft jeit
1831 ein felbftändiger Staat, war früher mit Holland vereinigt. E83 wird im
S.D. von Auslänfern der Wrdennen durchzogen. Der größte Teil ijt eben. Be:
wäffert wird das Land von der Maas und Schelde, Das Gebiet der Schelde ift
vorzüglid angebaut; das Ausgabe gleicht Hier-in vielen Gegenden einem Garten,
Obftban und Blumenzucht ift bedeutend. Im Tal der Maas wird auch Wein
angebaut, Die Viehzucht ift ausgezeichnet. Das Land ift uner[höpflidh reich an
Eijen und Steinkohlen; au Zink, Blei, Schiefer werden gewonnen. Die In
dauftrie fteht auf überaus Hoher Stufe; fie ift die blühendfte auf dem europäifchen
SFejtlande, nur die rheintijhe Kommt ihr uahe, Weltbekannt find die Brabanter
"oder Brüffeler Spigen. Auch die Tudhe und Teppihe Brüffel? find berühmt,
Um Lüttich werden viele Gewehre, Mafchinen und Eiferwaren gefertigt. Der
Handel ijt blühend und wird begünftigt durch die Lage am Meer, durH Kanäle
und das dihtejte Eijenbahnneg von Europa, Wichtige Seepläge find Ant-
werpen und Oftende, Die Volfsbildung ift mangelhaft. — Belgien ijt ehr
{tart bebölfert, am dichteften in OYftflandern. Das Land ift reich an [Hön gebauten
Städten und [(Hmucden Dörfern; dazwifhHen find zahlloje Meiereien und Höfe zer
ftzeut, Bon den BewohHnern ijft die größere Hälfte deutfcher Abkunft, die
Heinere Hälfte find Wallonen. Lebtere wohnen im S, des Landes und reden ein
verdorbenes Franzöfijdh. Die Bevölkerung ift fajt durchweg katholijd.
Bruüffel, über 560000-E., Hauptfiadt. EMULE 285000 €., Fejg. 11. Seehandel8
fladt, viel Beirolenm eingefahren. Lüttidh, LE t, Gentund Brügge, nn und
Handelsftädte, Ofende, Secbab, Ligny Sn und Belke- Alliance [Bl aNliängß]
find als E Fachtplätze bekannt. Bonillon [Büjöng], auf denm-Ardbennen, erinnert an den
Herzog So: ieh, von Bouillon.
Der Belgien betreffende Aufsatz im Geographie-Buch von F. Hirt, Breslau 1902
74
lassung, den Alleingang der Belgier durch eine formelle Anerkennung
abzusegnen.
Dank einer umsichtigen Politik und einem beachtenswerten wirt-
schaftlichen und sozialen Fortschritt gewann der junge Staat jedoch
nach und nach an Ansehen. Seine mustergültige Verfassung galt sogar
als ein Modell für eine konstitutionelle Monarchie und sowohl König
Leopold I. wie Leopold II. genossen großes internationales Ansehen.
Umso überraschender ist dann das Bild, das uns in dem Geographie-
Realienbuch aus Breslau über Belgien gezeichnet wird. Wir können
heute bei der Lektüre eines solchen Schulbuchbeitrages nur den Kopf
schütteln oder schmunzeln. Weitere Kommentare erübrigen sich!
75
Der Fährmann
von M.-Th. Weinert-Mennicken
Bei den grauen Weiden
am stillen Fluss
wartet das Fährhaus
rot geziegelt.
Die Tür ist verriegelt.
Wird einer kommen,
den Schlagring heben?
Den eisernen schlagen,
dass die kleinen Fenster davon erbeben?
Der alte Fährmann
tritt auf die Schwelle,
sieht auf das Glitzern
im trägen Fluss
und den dunklen Kahn an der seichten Stelle.
„Die Brücke“ —denkt er-
„ein Wegstück weiter,
ist neu
und wie eine silberne Leiter
über das Wasser gespannt
von Rand zu Rand.“
Dann stakt er die Fähre mit hölzerner Stange
lautlos hinüber —
als stünde dort einer,
der riefe: „Hol rüber!“
Er wartet lange
Und gleitet erneut
herüber, hinüber
die bange Zeit.
Beim Fährhaus
schlägt er die Augen nieder,
als wär es ihm plötzlich
nicht mehr vertraut.
Er bleibt im Boot,
bis der Morgen graut.
5 76
Gedenksteine und Wegekreuze
Wir freuen uns, unsere Leser durch den Vorabdruck eines Kapitels
zum Bildstock auf Schmalgraf auf eine noch in diesem Jahre anstehen-
de Buchveröffentlichung unseres Mitarbeiters
Albert Creutz
hinweisen zu können.
Der Autor hat sich seit 15 Jahren eingehend mit den kleinen Boden-
denkmälern des Göhltales und der angrenzenden Gemeinden befasst.
Im Jahre 2000 veröffentlichte er unter dem Oberbegriff „Spuren der
Vergangenheit“ einen ersten Ausgabe mit Gedenksteinen und Wegekreu-,
zen im Grenzraum des Göhltales. 2005 folgte ein weiterer Ausgabe zum
gleichen Thema. Die „Spuren der Vergangenheit“ fand der Autor als
Wegekreuze, Heiligenhäuschen, Türsturzinschriften usw.
Auch in dem in Arbeit befindlichen dritten Ausgabe führt uns Albert
Creutz durch das Walhorner und Lontzener Land, dann nach Kettenis,
Eupen, Baelen, Welkenraedt und Montzen.
Durch eine reiche Illustrierung und durch Kirchenbuch- bzw. stan-
desamtliche Auszüge sowie Totenzettel hatte der Autor in den beiden
ersten Bänden viele genealogische Netzwerke aufgezeigt.
Und auch diesmal geht er mit kriminalistischem Spürsinn auf Erklä-
rungssuche der manchmal recht rätselhaften und nicht vermuteten Zu-
sammenhänge.
So auch beim Bildstock auf Schmalgraf. Dazu dürfen wir unseren
Lesern den nun folgenden Vorabdruck bringen.
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Gedenksteine und Wegekrzuze
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Terstörungswelle durch neun VI Einschläge,
Sprengbomben und SGranatsplitker
zum Kriegsende 1944
in Lontzen-Walkorn-Kettemis-Engen Badlen-
Welhkemaedt-Montzen-Grwegunde
79
die kleine Kapelle ja aus dem Jahre 1732 stammt und zu dieser Zeit auf
dem Gebiet der Gemeinde Montzen errichtet worden ist.
Durch die Niederlage Frankreichs erhielt Deutschland im Jahre 1816
eine neue Grenzziehung, wodurch das Gebiet zwischen der Grünstraße,
der Lütticher Straße und der Neutralstraße von Montzen, Henri-Chapel-
le und Welkenraedt an Lontzen abgetreten wurde. Da der Schmalgraf
zuvor unter Montzen lag, musste dieser Fußfall durch ein Montzener
Ehepaar errichtet worden sein.
In Montzen heirateten am 24.10.1724 Nicolas Hanssen und Rosina
Walrimont. Er verstarb am 09.05.1741 als „villicus” zu Eselsbach. Es
war dies ein Hof im unteren Bereich des Kapellchens, nämlich Esels-
berg, Eselsburg, Eselsbach und Kluck, dessen Wiesen bis an die obe-
re Ecke von Schmalgraf-Grünstraße reichten, bis dort, wo der Fußfall
dann errichtet wurde. Der Hof Semmel lag gegenüber.
Seine Frau Rosina Walrimont verstarb 71-jährig am 17.05.1753. Der
Pastor schrieb im Sterberegister von Montzen folgendes in lateinischer
Sprache: „„ die 17mä May obiit in Domino placid® et pi&, prouti vivit,
omnibus sacramentibus rit& praemunita, et divina voluntat@ resignata”
Rosina, Walrimont, vidua p... Nicolai Hanssen, benefactrix ecclesiae,
fundatrix unius anniversary pro se et marito suo et coeteris de familia
sua. Ejus corpus coemeterio nostro inditum est. Spem dedit magnam, ut
RE Pace
Übersetzt ins Deutsche: „„ Am 17. Mai 1753 verstarb friedlich und
fromm im Herrn, so wie sie lebte, mit allen Sakramenten nach dem Ri-
tus versehen und in den göttlichen Willen ergeben, Rosina Walrimont,
Witwe von ... Nicolaus Hanssen, Wohltäterin der Kirche, Stifterin eines
Jahrgedächtnisses für sich und ihren Ehemann und die übrigen ihrer
Familie. Ihr Körper ist beerdigt in unserem Friedhof. Sie hatte große
Hoffnung, daß sie ruhe in Frieden.”
Abstammung:
Niclaes Hanssen wurde geboren in Montzen am 22.06.1683 als drit-
tes von sieben Kindern der Eheleute Jan Hanssen (+ am 17.06.1731 zu
Schnellenberg) und Margrit Tossaint/Tossengh (+ am 10.01.1728), die
im März 1678 in Montzen geheiratet haben.
80
Jne/Johanna Rosina Walrimont wurde geboren in Montzen am
13.11.1681 als fünftes von sechs Mädchen der Eheleute Wilhelmus/
Willem Walremont/Walrimongh und Catharina Cnops.
Ihre dritte Schwester Christina Walremont, * am 05.11.1677, verhei-
ratet am 11.05.1718 mit dem „villicus” Heinrich van de Steen, verstarb
in „die Kluck” am 22.12.1731.
Diese sich folgenden Todesfälle in der Familie könnten der Anlass zur
Errichtung des Kniefalles gewesen sein.
Es ist auch möglich, daß, da diese Eheleute kinderlos blieben, sie dem
Herrgott und der Nachwelt trotzdem ein Denkmal hinterlassen wollten. :
N. B.: Das Baumgrundstück hinter der Kapelle, mit Weiher und Gal-
meiblumen, wurde vor einigen Jahren durch die Gemeinde Lontzen als
Galmei-Biotop angekauft.
Etwas tiefer (auf dem Knipp) befinden sich noch die inzwischen zuge-
mauerten Ein- und Ausgänge zu den Stollen der Kelmiser Galmeiwerke
(Grube Schmalgraf).
Noch tiefer steht eine etwa 350-jährige bis zur Krone stämmige Bu-
che. Hier befand sich der Zugang zum Hof „Schmalgraf” auch Esels-
berg genannt (Flurbezeichnung A/52), welcher inzwischen zu einem
Reiterhof umgestaltet wurde und die Nummerierung Schmalgraf 50 -
52 trägt. (heute im Besitz von Vogels/Derks/Ralf). Die ehemalige gro-
ße Besitzerfamilie von Ernest und Josephine Crützen-Simons wird im
Anschluss erwähnt.
In der Kurve unterhalb Schmalgraf N° 48 befindet sich der umgebaute
Bauernhof „Eselsburg” (Flurbezeichnung A/49-50-51). Er wurde 1994
erworben durch Andreas Theben und dessen Partnerin Andrea Berens-
werth.
Vor über 100 Jahren gehörte der Hof Theophile und Felix Van Wersch-
Janssen sowie Alfons Deliege und Elisabeth Van Wersch.
Im Jahre 1950 feierten die Eheleute Hermann Chantraine (1900-1978)
und Rosalie Pitz (1897-1984) auf dem Gut Semmel ihre Silberhochzeit.
Bei dieser Gelegenheit entstand das folgende Foto vor dem gegenüber-
liegenden Schmalgrafkapellchen. Auf dem Bild erkennen wir von links
nach rechts den Sohn Leo Chantraine (+ 2008) mit seiner späteren Frau
Ida Neyckens, Maria Jonas, später °° mit dem Garagisten Norbert Koonen
82
Aje Jraav, bej de Liik
va Henri Beckers
Ose Häär Pastuer, ‘ne braave Maan,
va dem me nex andesch wi saare kan,
hä hölt dr Denst met Andacht af,
of ijen Kerk of aje Jraav.
Mär nöjlech, ech daet, hüer ech reät?
’t Platzt ut höm erut, häe laacht net schläet, N
wue alle Truerjäes — noch janz Uer —
an’t lustere wore no dr Kerkekuer.
Et öchte hauw ’t jemärkt dr Ministrant,
op Enge Ble&ck hauw häe erkannt:
Der Liikedrääjer, dä dat Särek
jrad aafjeselt,
hauw e witschke stärek
sing Books jespanne, weil häe d&€p sech jebökt.
Do es se jekrakt, wue ’t devör hauw jezw&kt.
Singe Bokseboom än de Onderboks janz wet
Hauwe now Plaatsch bs ijene Schret.
Of Bischof now of Kardinal,
Och jenge Paps höj in dä Vaal
Dr Laach sch da verkniipe könne
Dr örme Liikedrääjer wor’t net te jönne.
Och dr Verstorvene now
Va ut’n Himmel ijen &wije Row
häe selver höj ’t och net andech jemakt,
än s&ch doröver kapot jelaacht.
83
Von Lüttich nach Kelmis :
Zu den Ursprüngen der Familie Beaufays
von L6on Schillings
Vorbemerkung: In der Nummer Nr. 83 dieser Zeitschrift ( Febr. 2009,
S. 51-71) haben wir einige Randnotizen zur Familie Schillings veröf-
fentlicht.
Im Folgenden möchten wir auch die mütterliche Seite, nämlich Be-
aufays, vorstellen, die uns schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts in
Lüttich begegnet und die heute noch vielerorts vertreten ist.
Wie bei der Genealogie der Familie Schillings, gehen wir von den
Eltern des Verfassers aus und zeigen — ausgehend von der Ehefrau des
Philippe Schillings, Rosa(lie) Marie Therese Beaufays, die vielen Ver-
ästelungen des mütterlichen Zweiges der Familie.
Herkunft des Namens
Der Name Beaufays ist im wallonischen Landesteil Belgiens recht
häufig. Bei der Suche nach den Ursprüngen führen alle Spuren in das
Lütticher Land, wo südlich der Provinzhauptstadt der Ort Beaufays
liegt.
Der ehemalige Gemeindesekretär von Beaufays war der Meinung,
alle Träger des Namens Beaufays stammten wohl aus diesem Ort, den
sie verlassen haben, um in der Eisenindustrie an Maas und Ourthe Ar-
beit zu finden.
Um 1700 habe sich die Arbeitslage dort weniger günstig entwickelt,
was zu einer Zerstreung der Familie geführt habe: Ein Zweig festigte
sich im Condroz (Clavier), ein anderer via Aywaille und Soumagne im
Herzogtum Limburg, wieder andere im Maastal bei Namür. Hier ist der
Name am häufigsten anzutreffen.
Wir wissen, dass das Herzogtum Limburg vor 1700 sozusagen keine
Eisenindustrie besaß, diese sich aber dann sehr schnell dort entwickelt
hat.
Im 17. Jahrhundert erlebte Lüttich einen schnellen Aufschwung sei-
ner Eisenindustrie. Die Erze kamen über die Maas aus Lothringen oder
den Ardennen, von wo auch das notwendige Holz über die Ourthe her-
angebracht wurde.
Das auf den Höhen über der Stadt gelegene, landwirtschaftlich aus-
gerichtete Beaufays lieferte nun Arbeitskräfte für die Industrie. Man rief
84
diese Arbeiter mit ihrem Vornamen gefolgt von „de“ (von) Beaufays.
Das „von“ ging in Lüttich nach und nach verloren, blieb aber bei einem
anderen nach Namür abgewanderten Zweig über das ganze 18. Jahrhun-
dert erhalten.
Schon im Jahre 1455 wird ein Jacques Beaufays als Kanoniker an der
Stiftskirche St. Paul in Lüttich genannt. Weitere Beaufays findet man in
Verviers im 17. Jahrhundert.
1740 wird in Soumagne ein Jacques Beaufays, Sohn von Jean-Bap-
tiste Beaufays und Berthe Dehousse erwähnt. Man hat lange gemeint,
hier den Vorfahr der uns interessierenden Linie zu haben.
Dem ist aber nicht so. Der uns interessierende Jacques Beaufays ist
um 1661 geboren. Er heiratet 1692 in Saint Andre, Vermutlich handelt”
es sich um die Ortschaft dieses Namens, gelegen zwischen Battice und
Vise.
Von hier könnte durch Heirat des Gaspar Beaufays der Sprung ins
nahe Petit Rechain stattgefunden haben.
Lüttich kannte um 1700 eine Krise der Eisenindustrie. Dem gegen-
über sehen wir im Herzogtum Limburg die Eisenindustrie mit den Na-
gelschmieden aufblühen.
Die nächste Etappe der Wanderbewegung war Eupen. Von dort führt
die Arbeitssuche die Familie Beaufays nach Aachen und schließlich ins
neutrale Gebiet von Kelmis. Von hier aus beginnt die Streuung über
Westfalen und weiter hinaus bis nach Amerika! Beginnen wir unsere
genealogischen Notizen mit Kelmis und wiederholen wir nochmals
kurz die Ausgangsposition:
1. Rosalie, Marie, Therese Beaufays, *Neutral-Moresnet am
06.04.1886, + Etterbeeck am 14.10.1965, heiratete am 08.06.1909 in
Neutral-Moresnet
2. Philippe, Hubert, Marie, Joseph Schillings, *Neutral-Moresnet
08.06.1886, + Kettenis 24.09.1928.
Rosa Beaufays hatte in der Familie und bei den Schwestern von No-
tre-Dame in Neutral-Moresnet eine ausgezeichnete Erziehung genos-
sen. Nach Schulabschluss in Neutral-Moresnet spezialisierte sie sich in
Aachen als Zuschneiderin.
Am 8. Juni 1909 heiratete Rosalie Beaufays den Nachbarssohn Phi-
lippe Schillings. Die jungen Eheleute zogen nach Verviers, rue Pierre
David in Lambermont. 1911 wurde ein Sohn, Pierre, geboren. Im Mai
85
1914 folgte der Umzug nach Verviers, rue de la Paix Nr. 23, wo die Söh-
ne Paul und L6on geboren wurden. 1923 wurde die Familie in Kettenis
ansässig.
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d Peter Beaufays mit Tochter Rosa
Den sozialen Aufstieg ihres Ehemannes genoss Rosa Schillings-Be-
aufays. Sie zeigte große Selbständigkeit, liebte es, Gäste bei sich zu
empfangen, war sehr unabhängig und scheute sich sogar nicht, allein
Ferien in der Schweiz oder an der italenischen Riviera zu verbringen
und sich so von den öfters vorkommenden häuslichen Gewittern zu er-
holen...
1. Generation
Rosalie genannt Rosa Beaufays stammte aus einer kinderreichen Fa-
milie. Die Geschwister blieben teils in Neutral-Moresnet ansässig, teils
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verzogen sie nach Belgien, zwei von ihnen ließen sich in Deutschland
nieder.
In Neutral-Moresnet blieben:
3. Helene (1873-1943), verheiratet mit Mathieu Francois. Sie führte
einen Laden neben der Metzgerei ihres Mannes und war wegen ihrer
Spielwaren und Süßigkeiten allseits bekannt.
Im Dorf kannte man sie unter dem Namen „Mamke*‘. Ging das Jahr
dem Ende zu, so nahm sie die Kleinbahn nach Aachen. Unter ihren wei-
ten Röcken war viel Platz für Spielzeug, das sie so an den Zöllnern
vorbei nach Neutral-Moresnet brachte. Manchmal war sie in Begleitung
ihres Neffen, dem sie dann auch das eine oder andere unter die Jacke
schob... 1
Helene Beaufays ist auch die Großmutter von Felix Francois und Ma-
deleine Brammertz, die eine gute Arbeit zur Genealogie der Francois
und Brammertz verfasst haben. Damit ist Helene auch die Urgroßmutter
des durch seine Arbeit am internationalen Gerichtshof in Den Haag be-
kannten Generalanwalts Serge Brammertz...
7. Sibylle (gen. Bella), 1880-1947, heiratete Arnold Collette. Sie be-
trieb ein Konfektionsgeschäft, während ihr Ehemann mit Brennstoffen
handelte.
Sibylle ist die Mutter der in Cortenberg ansässigen Sybille und Jean-
Claude Collette.
8. Maria (1884-1960), verheiratet mit Hubert Uerlings, übernahm das
Lebensmittelgeschäft der Eltern und das damit verbundene Wirtshaus in
der Nähe der Eisenbahnhaltestelle. Ihr Mann eröffnete daneben ein Hut-
und Mützengeschäft. Sie war die Mutter von Helene Uerlings, die mit
ihrem Ehemann Peter Böhmer eine Metzgerei oben im Dorf betrieben
haben.
2. Arnold (1872-1890), erlitt einen Herzschlag beim Baden in einem
kleinen Wasserlauf in Drensteinfurt in Westfalen.
Nach Belgien verzogen:
1. Marie-Therese (1870-1928), heiratete Simon Zinsen, der als Tech-
niker im Kelmiser Raum arbeitete und dem sie nach Brüssel folgte. Sie
hat Nachkommen in Wepion und in Banneux.
6. Anne-Marie Catherine (1882-1915), heiratete Jean Van Roy. Die
Familie führte ein Geschäft in Welkenraedt. Zu viele Schwangerschaf-
ten in zu kurzer Zeit führten zu ihrem frühen Tode. Es gibt zahlreiche
Nachkommen vielerorts in Belgien, u. a. Pater Jos. Van Roy und die
87
durch Radio und Fernsehen bekannten Brüder Couchard, Söhne von
Helene Van Roy.
9. Rosalie, gen. Rosa, verheiratet mit Philippe Schillings, die diese
genealogischen Notizen anführt. War in Verviers und später in Kettenis
ansässig.
In Deutschland wurden ansässig:
5. Franziska (1877-1971), heiratete (1908) Rudolf Müllenbach, der
als beratender Ingenieur bei der Vieille-Montagne tätig war. Franziska
betrieb lange Jahre ein Modegeschäft mit Atelier in Köln. Das Hand-
werk hatte sie bei Therese Mannel - de Beauregard in Aachen erlernt.
Sie war viel gereist (Spanien, Türkei) und sprachgewandt. Noch im Al-
ter von mehr als 90 Jahren korrespondierte sie in Deutsch, Französisch,
Englisch und Spanisch. Die Heirat mit dem Protestanten Mullenbach
war nicht nach dem Geschmack ihres Vaters...
Franziska war eine radikale Gegnerin der Nazis und korrespondierte
in diesem Sinne auch mit ihrem geistlichen Vetter Jos. Beaufays und H.
Sonnemann in Berlin.
Familie Mullenbach-Beaufays hatte einen Sohn, Werner, gest. 1921,
und eine Tochter, gest. 1965.
4. Joseph (1875-1939), verheiratet mit Johanna Schulz. Er war in
Aachen als Bau- und Möbelschreiner tätig. Die Famile hatte zwei Kin-
der, einen Sohn und eine Tochter. Da der Sohn (Tony) ohne männlichen
Nachkommen blieb, war der Name Beaufays in Aachen zum Ausster-
ben verurteilt... Die Enkeltochter von Joseph, Renata, Tochter von Tony
Beaufays, hat jedoch die Möglichkeit wahrgenommen, auch nach ihrer
Heirat mit dem Elsässer Ney ihren Namen beizubehalten. Die Familie
wohnt in Westfalen unter dem Namen Ney-Beaufays.
Im Bevölkerungsregister von 1903 steht Familie Peter Beaufays—
Huppertz unter „Bruch Nr. 199/200“ eingetragen. Als Beruf des Ge-
nannten ist angegeben „Maschinist und Wirt“. Damit wären wir bei der
Generation II
2. Peter Beaufays * Aachen, 6.10.1843, + Neutral-Moresnet 3.9.1969,
verheiratet mit
3. Anna Catharina Huppertz *Nothberg b. Eschweiler 23.1.1842
7 Kelmis 18.07.1924
88
Der in Eupen geborene Vater des Peter Beaufays, Caspar Beaufays,
verheiratet mit Anna Maria Catharina Palm (s.u.), war nach dem An-
schluss Eupens an Preußen und der damit verbundenen Krise auf dem
Arbeitsmarkt mit seinen Eltern in Aachen ansässig geworden.
Um 1852 kam die Familie Beaufays-Palm nach Neutral-Moresnet,
Wo Caspar bei der Gesellschaft des Altenbergs als Mechaniker und Ma-
schinist Arbeit fand.
Der Sohn Peter folgte seinem Vater als Maschinist bei der Vieille-
Montagne, wo er nicht nur für Wartung und Unterhalt der innerbetrieb-
lichen Schienenfahrzeuge zu sorgen hatte; ab 1871 kam zusätzlich auch
die neue Linie Kelmis-Moresnet in seinen Aufgabenbereich.
Auch die Brüder des Peter Beaufays fanden Arbeit bei der Vieille-*
Montagne, allerdings in einer neuen Abteilung in Westfalen (Essen-
Bergeborbeck?)
Peter Beaufays heiratete die Tochter eines Grubentechnikers, der
seine Ausbildung in den Kohlengruben des Aachener Reviers erhalten
hatte.
Der Schwager des Peter Beaufays, Arnold Huppertz, von der Vieille-
Montagne mit dem Aufbau einer neuen Werksanlage in Westfalen be-
traut, zog dorthin mit zweien seiner Brüder und drei Schwägern aus
dem Hause Beaufays...(s. unter „Geschwister des Peter Beaufays*“‘).
In Neutral-Moresnet spielte Peter Beaufays eine aktive Rolle im
Dorfleben. Als Verantwortlicher für die Zugverbindung nach Montzen
galt er als eine Vertrauensperson. Mit dem Grubenarzt Dr. Wilhelm
Molly war er eng verbunden und unterstützte dessen Versuch, Esperanto
als Zukunftssprache des neutralen Ortes zu etablieren. Peter Beaufays
gehörte auch zu denen, die 1886 den Versuch starteten, eigene Brief-
marken für Neutral-Moresnet in Umlauf zu bringen. Die Kommissare
setzten diesem Unternehmen allerdings recht schnell ein Ende.
Seine Brüder, in Neutral-Moresnet geboren, wurden zu keinem Mili-
tärdienst herangezogen.
Wie schon oben angedeutet, betrieb die Ehefrau Anna Catharina
Beaufays-Huppertz in der Nähe des „Bahnhofs‘“ von Neutral-Mores-
net einen Lebensmittelladen und — unter demselben Dach, mit einem
Durchgang von innen - einen Getränkeausschank. Im selben Häuser-
block wurde eine weitere Gastwirtschaft betrieben, allerdings mit etwas
freizügigeren Mädchen, die sich auch mit den Gästen unterhielten, was
im Hause Beaufays-Huppertz nicht zugelassen war.
90
Von den 5 Überlebenden blieben 2 in Neutral-Moresnet wohnen,
nämlich Peter (geb. 1843), verheiratet mit Catherine Huppertz, und
Franziska (geb. in Aachen am 15.1.1850). Letztere heiratete 1875 in
Neutral-Moresnet den Vetter 2. Grades Jean-Gerard Joseph Chantraine.
Die übrigen drei Söhne, Josef-Ludwig (* 15.02.1852 in Neutral-Mo-
resnet, ? in Drensteinfurt bei Hamm am 30.6.1885, verheiratet mit An-
na-Maria Huls), war von Beruf Schmied, Peter-Josef (*Neutral-Mores-
net, 07-06-1857, + Bochum, 21-01-1893, verheiratet mit Anna-Gertrud
Huls) und Peter-Franz (*Neutral-Moresnet, 29.12.1863) nahmen Teil an
dem „westfälischen Abenteuer“ und blieben in Deutschland. Die Ehe-
leute Josef-Ludwig Beaufays und Anna-Maria Huls hatten drei Söhne:
1. Anton, der nach einem Zerwürfnis mit seiner Mutter in der Gegend
von Berlin ansässig wurde. Er hatte 2 Söhne (beide gefallen) und eine
Tochter, die mit einem Amerikaner verheiratet ist.
2. Joseph, der als Geistlicher im Pfarrdienst tätig war (u. a. in Ding-
den und in Gelsenkirchen);
3. Franz, geb. in Drensteinfurt am 20.07.1879, gest. Sudmühle bei
Münster am 04.10.1961.
Letzterer heiratete 1904 Christine Overmann. Diese Eheleute hatten
5 Söhne.
In zweiter Ehe heiratete Franz Beaufays 1918 Maria Tullinghof, mit
der er eine Tochter (Anneliese) hatte. Franz Beaufays war Lehrer, dann
Schulleiter in Werne und in Bergheim (b. Düren).
Von den 5 Söhnen heiratete der älteste, Joseph, die 1924 geborene
Martha Schillings, Tochter von Philippe Schillings und Rosa Beaufays.
Joseph Beaufays, der als Gynäkologe, Chirurg und Klinikdirektor in
Arnsberg tätig war, heiratete in erster Ehe Carola Dröge; nach deren
frühem Unfalltod (1946) heiratete er seine Kusine 2. Grades, Martha
Schillings.
Das Ehepaar Beaufays-Schillings hatte 2 Kinder: Pecco (*30.4.1948)
und Annette. Genannter Pecco arbeitete zuerst in der Hotellerie in Ös-
terreich und Deutschland und wanderte dann in die Vereinigten Staaten
aus. Er heiratete dort Gail Swirsky und lebt z. Zt. in Andover (New
Hampshire), wo er ein „Bett- und Frühstück-Haus*“ betreibt.
Die Eheleute Beaufays-Swirsky haben 2 Söhne: Pecco (*25.08.1985)
und Teddy (*21.05.1987), die im Staate New York leben.
Nach dem Unfalltod von Dr. med. Joseph Beaufays (01.02.1961)
verließ die Witwe Arnsberg, um zuerst in Wien, später in Rosenheim
(Bayern) ansässig zu werden.
92
Die übrigen Söhne von Franz Beaufays, nämlich Theo, Leo, Rudy,
und Franz, haben ebenfalls männliche Nachkommen im Raum Berg-
heim. Weitere Nachkommen der Beaufays finden sich heute in Mittel-
und in Norddeutschland. Der genannte Franz blieb nach der Pensionie-
rung und dem Wegzug seines Vaters in Bergheim wohnen, wo er eine
Autoreparaturwerkstätte betrieb. Er hatte Gertrud Lippert, die Tochter
seines Arbeitgebers geheiratet. Aus der gescheiterten Ehe stammt ein
Sohn, Rolf (*02.04.1932), dessen Sohn Uwe die Linie Beaufays mit den
Kindern Marcel (*04.01.1990) und Andre (*22.05.1992) weiterführt.
Franz Beaufays jun. ist im Krieg gefallen.
Annette Beaufays hat 2005 einen Jugendfreund, Johannes Schneider, ,
geheiratet. Sie leitet nach Studien am Wiener Mode-Institut in Wien
einen Betrieb für Theaterkostüme und Theaterdekor. 2008 erhielt sie
offiziell den Titel „Professor*‘.
Hier noch ein Wort zu den anderen Söhnen von Franz Beaufays seni-
or. Die beiden Brüder Theo und Leo Beaufays hatten im Dorfe Sudmüh-
le bei Münster einen Gartenbaubetrieb aufgebaut. Theos Sohn Peter hat
2 Söhne: Dieter (in Hamburg etabliert) und Peter jun. Leos Sohn, Klaus,
lebt als Rentner in Osnabrück.
Der dritte Sohn von Franz Beaufays sen., Rudy, hat ebenfalls einen
Sohn, Tony, der als Konditormeister in Aachen lebt und dessen Kinder
in Münster wohnen, und eine Tochter, Christa, die gemeinsam mit ih-
rem Mann eine Immobilenagentur in München betreibt.
Fügen wir hier noch Renate Ney-Beaufays hinzu, eine Tochter des
Konditormeisters Tony Beaufays und Enkelkind des Schreinermeisters
Joseph Beaufays. Sie wohnt in Ibbenbüren bei Osnabrück und hat die
Erlaubnis erwirkt, den Doppelnamen Ney-Beaufays zu führen.
Die Geschwister von Anna Catharina Huppertz
1. Helene, Ehefr. Gouder de Beauregard (Bäckermeister). Kinder:
Therese (Ehefr. Mannel), Sybille (Ehefr. Harrus), Elise (Ehefr. Nossent)
Peter, Johann und Arnold, Joseph (verh. Desonay, Bäcker in Verviers
bei seinem Schwiegervater ).
2. Elisabeth, Ehefr. Vliex (Moresnet-Kapelle), 5 Kinder; führte ein
Pilgerrestaurant in Moresnet-Kapelle.
3. Peter, unverheiratet, war mit seinem Bruder Arnold in Westfalen
tätig, starb 1906 in Neutral-Moresnet.
4. Arnold, verh. Catherine N., zog mit zwei Brüdern und 3 Vettern
Beaufays nach Westfalen;
93
5. Catherine gen. Mutter („„Mere*“‘) Catharina, Ursulinerin (und Obe-
rin) im Institut in Se&roule/Verviers. Nach Kriegsende 14-18, als die un-
ter Bismark aus Deutschland nach S&roule gekommenen Schwestern
das Land verlassen mussten, wollte Mutter Catherine ihre Mitschwe-
stern nicht im Stich lassen und verließ Belgien mit ihnen. Sie war zu-
letzt im Ruhrgebiet tätig.
3. Johann, der zuerst seinen Bruder nach Drensteinfurt begleitete,
und später nach Sao Paulo auswanderte; sein Sohn Peter, in Minnesota/
USA ansässig, erbte den väterlichen Besitz in Westfalen. Er hatte 4 Kin-
der, nämlich 3 Söhne und eine Tochter.
4. Therese und Maria ??
Familienschicksale im Grenzgebiet
Anhand von zwei Beispielen möchte ich zeigen, welche Familien-
konflikte sich aus der Grenzlage ergeben konnten. Fall 1: Familie Chan-
train. Zwei Vettern gehören 1914 der Eine zu einer belgischen Einheit,
die bei der Verteidigung eines Forts vor Lüttich eingesetzt ist, der ande-
re zu einem deutschen Regiment, das von Osten angreift...
Es gibt auch den Fall des Brüsseler Architekten L&on Mercenier. Vor
1914 absolvierte er ein Praktikum bei der Vieille-Montagne und logierte
bei Familie Beaufays. Als die Eheleute Beaufays im September 1919
Goldhochzeit feierten, nahm L6on Mercenier die Einladung zu der Fei-
er nicht an, weil auch die deutschen Vettern der Beaufays dort anwesend
sein würden...
Generation III
5. Caspar Ludwig Franz Beaufays (Maschinist), * Eupen, am
15.10.1820, getauft am selben Tag in St. Nikolaus, heiratete in Eupen
am 15.04.1843
6. Anna Maria Catharina Palm, * Aachen, 22.5.1817, gest. in Neutral-
Moresnet am 26.2.1907.
Anmerkungen zu Caspar Ludwig: Die Eltern verzogen kurz nach der
Geburt dieses Kindes nach Aachen, wo sich bessere Arbeitsmöglich-
keiten boten als in Eupen. Die Umsiedlung führte auch dazu, dass der
Name Beaufays nun die verschiedensten Schreibformen erfuhr:
Beaufay, Bofay, Beaufayes...
94
Bis 1842 arbeitete Caspar Ludwig Beaufays als Schreiner in Eupen. Bei
seiner Heirat fungieren als Zeugen der Nagelmacher Vandergracht, der
Schneider Frank, der Pförtner Rietsch und der Gerichtsdiener Charlier.
In Aachen wird Caspar Ludwig als Tagelöhner geführt. In Neutral-
‘ Moresnet, wo er um 1852 ansässig wurde, ist er Maschinenschlosser,
„Maschinist‘“. Nach der Pensionierung des Caspar Ludwig Beaufays hat
das Ehepaar Beaufays-Palm in der oberen Kapellstraße, gegenüber der
Lindenallee, gewohnt.1903 ist die Witwe auf Hasard Nr. 8 registriert,
und zwar bei ihrem Enkel Jean Chantraine.
Geschwister von Caspar Ludwig Franz Beaufays
Catharina (*Aachen, 12.12.1823) P
Franz-Josef (*Aachen, 06.08.1826, vermutlich als Kleinkind gestorben)
Franz-Josef (* Aachen, 27.01.1829)
Franz-Wilhelm Josef (* Aachen, 16.02.1830)
Maria Josefina (*Aachen, 06.11.1832)
Aus dieser Aufstellung ergibt sich, dass die Eltern Eupen kurz nach der
Geburt des ersten Kindes verlassen haben.
Zur Familie Huppertz
6. Johann Arnold Huppertz (Wirt), geb. Cornelimünster 16.02.1800,
gest. Neutral-Moresnet 11.08.1883, in erster Ehe verheiratet mit Ger-
trude Lacroix, heiratet in 2. Ehe am 19.04.1834 in Neutral-Moresnet.
7. Marie-Therese Chantraint, * Moresnet (Kelmis) 08.07.1808, gest.
Neutral-Moresnet 15.12.1898.
Anmerkung zu Arnold Huppertz: Bei dessen Heirat wird als Wohnort
Montzen angegeben und als Beruf „foulon“ (Walker).
Marie Therese Chantraint ist Fabrikarbeiterin. Als Trauzeugen fun-
gieren zwei Landwirte (J. J. Hennen, M. Malmendier) und zwei Schrei-
ner (P. Schyns, Chr. Hautregard).
Generation IV
8. Franz-Josef Beaufays, * Eupen am 4.10.1795, am selben Tag in
St. Nikolaus getauft, gest. Aachen, 16.10.1834, heiratete in Eupen am
15.1.1820
9. Johanna Margaretha Steffens (Wwe von Christian Kaustens),
* Aachen, 8.5.1797, gest. Aachen, 23.8.1838.
95
Anmerkung. Zwischen 1816 und 1914 übt Aachen eine große Anzie-
hungskraft aus. Die Textilindustrie, die Nadelfabriken, die Süßwaren
(Schokolade) bieten viele Arbeitsplätze. Aachen reagiert dynamischer
als Eupen auf die neuen Gegebenheiten. 1818 wird schon die erste
mächtige Dampfmaschine in einer Kupfergießerei installiert. Die Stadt
zählte damals gut 30.000 Einwohner. Bis in das 20. Jahrhundert hinein
waren viele (15 %) aus dem belgischen Grenzland stammend.
10. Wilhelm Palm (Fabrikarbeiter), *Aachen 7.3.1791, gest. Aachen
26.4.1878, heiratete am 3.8.1815
11. Franziska Fuchs, *Aachen 11.2.1796, gest. Aachen, 31.5.1879.
Letztere habe, so wird erzählt, die Gabe des Hellsehens gehabt. Als
der deutsch-französische Krieg 1870 ausbrach, sagte sie einen noch
größeren Krieg voraus, das Schlimmste aber werde kommen, „wenn die
Menschen wie auf Balken durch die Lüfte fliegen und von oben Feuer
auf die Erde werfen“.
12. Jean Arnold Huppertz (Beruf: Tuchwalker), *Simmerath am
8.4.1765, gest. in Montzen am 8.1.1832, heiratete in Eupen am
14.11.1796
13. Helene Esser * , gest. Vaals
14. Jean Gerard Chantraint (Handlanger), *Moresnet, 11.12.1774,
heiratete in Moresnet am 16.2.1804
15. Elisabeth Gouders (auch: Gauders), *Henri-Chapelle am
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Beide Eheleute sind in Neutral-Moresnet verstorben.
Generation V
16. Gaspar Joseph Beaufays, * Eupen, 5.1.1769, get. daselbst in St.
Nikolaus am selben Tag, gest. in Eupen am 4.10.1809, heiratete in Eu-
pen am 3.11.1794
17. Johanna Gertrud Musch (auch: Muesch), * 1764.
Gaspard Joseph Beaufays heiratete in zweiter Ehe (1777) Therese
Klinkenberg. Er wohnte in der Kapuzinerstraße Nr. 87, heute Kloster-
straße 38.
18. N. Steffens
19. N. Klinkenberg
20. Heinrich Palm
21. Anna Maria Raaf
22. Johann Peter Joseph Fuchs, heiratete am 5.5.1794 in Aachen (St
Foillan)
96
23. Marie Therese Hennes, * Aachen 20.4.1766
24. Petrus Huppertz, *Simmerath, 14.08.1718, gest. Simmerath,
4.3.1785, heiratete am 3.2.1745
25. Maria Anna Braun, *Simmerath, 1.11.1718, gest. Simmerath,
24.4.1765
26. Pieter, Josef Esser, * 1725 (in Lohn?), gest. Niedermerts, 7
24.05.1756, heiratete in Niedermerts am 20.11.1771
27. Josepha Elisabeth Sommer, * Niedermerts
28. Bartholemi Chantraint, *Moresnet 1746, gest. Moresnet
04.10.1839, heiratete am 17.01.1774
29. Gertrude Major (auch: Mayer), *Moresnet 20.09.1738
30. Arnold Gouders,*Baelen 1749, heiratete am 10.06.1773 .
31. Helene Janssen, gest. vor 1804.
Geschwister des Caspar Joseph Beaufays (Generation V, geb. 1769)
1. Anna Barbara Luisa Beaufays, *Eupen 24.07.1758
2. Mathias Arnold B., *Eupen 29.08.1759
3. Jean Jacques Joseph B., *Eupen 16.01.1761 (gest. im Alter von 4
Monaten)
4. Maria Ludovica B., *Eupen 13.04.1765
5. (Gaspar Joseph)
6. Jean Leonard B., + Eupen 12.04.1771
7. Jacques Joseph B., *Eupen 26.04.1773
8. Mathieu (Adeodat) B., *25.10.1774
Anmerkung. Die Namen der Paten und Patinnen sind heute noch in
der Gegend zu finden: Jerusalem, Baum, Strauch, Pirson, Tonnar, Schu-
macher, Roemer... Daneben kommen einige wallonische Namen vor:
Chalbeau, Lecomte, David...
In jener Zeit war ein recht zahlreicher Zweig der Beaufays in der
Gegend von Soumagne und Aywaille ansässig.
Generation VI
32. Jacques Joseph Beaufays, *Verviers, 16.12.1734, gest. Eupen
04.12.1793, heiratete in Eupen am 7.2.1757
33. Anna Catharina Strauch, * ..., gest. Eupen, 08.10.1788.
Zur Zeit der Trauung war Jacques Joseph Beaufays schon in Eupen
ansässig. Er wohnte bis zu seinem Lebensende Kirchstraße Nr. 8 (auf
dem heutigen Marktplatz rechts des Grenz-Echos?)
97
Die Eupener Textilindustrie war in der Zeit Maria-Theresias in voller
Blüte und warb Arbeiter aus Brabant und aus dem Limburgischen an.
Da der Eupener Dialekt damals die normale Umgangssprache war, leb-
ten sich diese Textilarbeiter ohne Schwierigkeiten ein.
Als Jacques Joseph Beaufays in Eupen heiratete, war die St. Niko-
laus-Pfarrkirche im Rohbau fertiggestellt, doch die Innen-ausstattung
von Mittelschiff und Seitenkapellen war erst um 1780 abgeschlossen.
Hat er bei der Einrichtung des Gotteshauses mitgearbeitet?
34. Petrus Musch
35. Anna Peltzer
36. Johannes Steffens
37. Engels Marie-Catherine
42. Raaf Johannes
43. Minnertz Gertrud
44. Fuchs Johannes Arnold
45. Corven Johanna Maria
46. Hennes Werner
47. Ortenbach Catharina
48. Arnold Huppertz, heiratet am 14.-05.1708
49. Johanna Claes
50. Thomas Braun, *Simmerath, 25.05.1687, heiratete am 2.05.1716
51. Mechtilde Schweitzer
56. Bartholome€ Chantraint, heiratete am 08.09.1741
57. Marguerite Grooteclaes *Moresnet, 16.12.1726, + Moresnet,
14.02.1762
58. Gerard Major (Mayer?), *Moresnet, 31.08.1703 heiratete am
22.06.1730
59. Catherine Gaest, *Moresnet, 27.10.1704 + Moresnet 14.02.1762
60. Gouders Arnold, heiratete am 5.3.1751
61. Plaire Catherine
Einschub: Die Geschwister des Jacques Beaufays (Nr. 4)
1. Jeanne, Catherine, * Petit Rechain, 9.2.1731
2. Joseph, *Petit Rechain, 9.2.1732
3. Servais, *Petit Rechain, 11.4.1733
4. Jacques, *Verviers
5. Gilles (Egide) Joseph, *Verviers, 22.11.1736
6. Gaspard Joseph, *Verviers, 22.11.1737
98
7. Marie-Ange, *Petit Rechain, 09.12.1738
8.-9.?
10. Jacques, Joseph, *Petit Rechain, 10.01.1740
Aus den Geburtseintragungen geht hervor, dass die Eltern zunächst
in Petit Rechain, dann einige Jahre in Verviers gewohnt haben, um
schließlich wieder nach Petit Rechain zurückzukehren.
Nach anderen Aussagen hatte die Familie nicht 8, sondern 10 Kinder.
Generation VII
64. Gaspard (de) Beaufays geb. Lüttich *28.05.1693 (Notre-Dame,
des Ponts), + Petit Rechain 24.04.1746, heiratete um 1705
65. Catherine Miesse aus Petit Rechain * + Petit Rechain
Lambermont, 27.07.1747
100. Mathei Braun heiratet am 27.07.1680 in Simmerath
101. Johanna Johenne
116. Major, Nicolas
117. Kerff, Anne
118. Geest, Nicolas
119. Van Rey, Cornelia
Einschub: Geschwister des Gaspard (de) Beaufays (Nr. 1)
1. Gaspard geb. Lüttich (Notre-Dame des Ponts)
2. Jacques Joseph, * Lüttich (Saint Nicolas), 06.03.1697
3. Maria Oda, *Lüttich, (Saint Nicolas), 16.05.1701
4. Pierre Francois, *Lüttich (Notre-Dame des Ponts), 18.05.1701)
5. Jean, *Lüttich (Saint Nicolas), 17.09.1702
6. Jeanne Catherine, *Lüttich (Notre-Dame de la Meuse),
21.05.1705 (heiratet Gilles Massin)
7. Marie Ode, *Lüttich (Notre-Dame de le Meuse) 23.09.1707
(als Kleinkind gestorben)
8. Jacques, Joseph, *Lüttich (Notre-Dame des Ponts), 18.3.1710
9. Maria Ode, *Lüttich (Notre-Dame des Ponts), 6.05.1714
(Die Angabe des Namens mit «de» Beaufays deutet darauf hin, dass
der Betreffende oder sein Vater aus dem Ort Beaufays stammte und an
Ourthe oder Maas Arbeit gefunden hatte).
100
Generation VIII
128. Jacques (de) Beaufays, + Lüttich ca. 1661
heiratete in St Andre am 28.07.1692
129. Jeanne Catherine Warnotte, geb. Lüttich um 1669
(Bezieht sich die Angabe „Saint Andre“ auf die Kirche gleichen Na-
mens in Lüttich oder auf das Dorf Saint Andre b. Soumagne? Wir ten-
dieren zu Letzterem.
In den vorauf gegangenen Notizen haben wir uns auf einige Veräste-
lungen der Familie Beaufays beschränken müssen. Vielleicht haben wir
dennoch dem einen oder anderen Leser die Spur zu eigenen genealogi-"
schen Familienforschungen zeigen können.
Quellen
Familienarchiv
Forschungsergebnisse von Madeleine Brammertz und Felix Francois.
Hinweise von Hrn. Denayer (Uccle)
Genealogische Notizen vieler Beaufays in Belgien, zusammengetragen von Hrn. G.
Ceurvels-Beaufays, Lappensburg 18, 2600 Berchem-Antwerpen.
101.
Abend am Casinoweiher
von Henri Beckers
Wachsen die Schatten schwarz aus dem Moor
Leuchtet der See im Abendglanz,
wucherndes Schilf säumt den Uferkranz,
bietet den Brutvögeln schützenden Flor.
Spielend im Wind zieh’n die Wellen so weit.
Über den Wasserspiegel fließt
Gold, das vom Westen her sich ergießt.
Frieden und Ruh bringt die Dämmerzeit.
Schwalben durchschwirren noch rastlos die Luft.
Anmutig segelt auf einsamer Bahn
Heim zum versteckten Nest der Schwan.
Lockend der Teichrohrsänger ruft.
Sendet die Sonne ihr letztes Glüh’n,
ringend mit dunklen Wolken schon,
färbt sie den Himmel wie roten Mohn.
Bald strahlt der See lila, gelb und grün.
Da schwimmt vom Osten her langsam der Mond,
ihm leiht die Sonne ihr Spiegelbild,
taucht ihn ins Abendrot, feurig wild.
Er löst sich purpurn vom Horizont.
Leis fällt hernieder der Mantel der Nacht,
hüllt nun ins Dunkel das Schilf und den Baum.
Abend am See, wie ein Märchentraum
Schenkst du verschwenderisch deine Pracht!
102
Jahresrückblick 2009
von Herbert Lennertz
Recht zahlreich hatten sich auch dieses Jahr wieder die Mitglieder
zur jährlich stattfindenden Generalversammlung am 25. Januar im «Se-
lect» in Kelmis eingefunden, um den Rechenschaftsbericht des Vorstan-
des entgegen zu nehmen.
Der Präsident konnte mit Befriedigung feststellen, dass unsere Mit-
glieder die angebotenen Veranstaltungen durchweg gut besucht haben.
Im Besonderen die vorgeschlagenen Wanderungen fanden guten An-
klang.
Am 28.3.2009 führte H. Hans Klein die Wanderfreunde durch Raeren
„auf den Spuren der Töpfer“. Ausgehend von Haus Zahlepohl i. d. Nähe
der Burg führte die Route vorbei an Haus Raeren über einen Wiesen-
pfad zur „Hohen Brücke‘ und von dort zum Haus „Am Blar“, wo die
Großeltern des Raerener Schriftstellers Jos. Ponten zu Hause waren.
Die Route, der man anhand einer Broschüre („Wandern in Raeren“‘)
leicht folgen kann, bringt den Wanderer zum Marienheim, dann über
Botz und Pley zum Ortsteil Rott. Der Kalverberg führt uns in den Orts-
teil Neudorf, von wo man Driesch erreichen kann. Die gen. Broschü-
re weist mit erläuternden Kurztexten auf die Sehenswürdigkeiten hin.
Überall finden sich Spuren der Töpfer...
Das limburgische Städtchen Maaseik mit seinen rd. 25.000 Einwoh-
nern hat viele Trümpfe, die es im Fremdenverkehr ausspielen kann,
so den „Grote Markt“ mit zahlreichen Gebäuden aus dem 17. und 18.
Jahrhundert und schönen Beispielen „maasländischer Renaissance“ mit
dem üblichen Zusammenspiel von Blau- und Ziegelstein.
Nicht alle touristischen Trümpfe Maaseiks konnte Gaby Regulla bei
ihrer Stadtführung am 20. Juni 2009 in das Besichtigungsprogramm
aufnehmen. Wegen Bauarbeiten war die „älteste Apotheke Belgiens‘
vorübergehend geschlossen und auch der Besuch der Schatzkammer
der Catharinakerk mit ihrem bemerkenswerten Evangeliar aus dem 8.
Jahrhundert musste wegen besonderer Umstände auf ein nächstes Mal
verschoben werden.
Von Maaseik begab sich die Gruppe sodann nach Thorn, der „wei-
ßen Stadt“, wo neben einem Rundgang durch den malerischen Ort v. a.
103
das klug konzipierte Museum und die reichhaltige Kirche des ehemali-
gen Damenstiftes Beachtung verdienen.
Das 12 km von Roermond entfernt gelegene Städtchen Thorn ver-
dankt seinen Ursprung einer Abtei, aus der ein Damenstift für den
Hochadel hervorging. Hier erhielten junge Mädchen dieser Klasse die
für eine „gute Gesellschaft“ passende Erziehung...
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Stolz ist Maaseik auf die beiden Maler Hubert und Jan Van Eyck, deren Denk-
mal auf dem großen Marktplatz steht, wo es am 5. September 1864 von König
Leopold I. persönlich enthüllt wurde.
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Maaseik. Viele Häuser wohlhabender Bürger tragen solche Hauszeichen.
105
Thorn wurde sehr wohlhabend. Die Straßen wurden mit Steinen aus
der nahen Maas gepflastert, so dass die kostbaren Faltröcke der Stifts-
damen dem Straßenschmutz nicht ausgesetzt wurden...
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Stiftsdame in Ordenstracht
Über 800 Jahre konnte sich das „Land von Thorn“ als von den adli-
gen Damen regiertes Fürstentum behaupten. Erst die französischen Re-
volutionstruppen beendeten 1794 diese Damenherrschaft.
Eine Folge der Franzosenzeit und der durch die Besatzer eingeführten
Tür- und Fenstersteuer war der Umbau vieler Häuser, wozu die Stiftsge-
bäude die Steine lieferten. Die unterschiedliche Größe der Steine wurde
durch Übertünchung mit Kalk verdeckt. So kam der Ort zu seinem weiß
geprägten Ortsbild.
107
Das heute zu Pepinster gehörende Soiron wird schon 1005 unter dem
Namen „Soron“ genannt. Es liegt am Südwestrand des Herver Landes
und bildet somit den Übergang zum Wesergebiet.
Der Ort entwickelte sich im Tal an den Ufern des Baches Bola und
auf der Höhe im Umfeld der Kirche.
Da Soiron 1692 durch ein Erdbeben sehr stark beschädigt wurde, las-
sen sich hier die baulichen Stilentwicklungen der Wohnarchitektur über
mehrere Generationen verfolgen.
Der 1627 aus massiven Bruchsteinen errichtete Kirchturm der St.
Rochus-Kirche überstand das Beben. Chor und Schiff wurden ab 1723
neu errichtet.
Die Bewohner Soirons waren meist Kleinbauern, die als Heimweber
oder als Nagelschmiede sich ein Zubrot verdienten. Die Kardenscheu-
nen erinnern heute noch daran, dass diese Disteln für die Textilindustrie
im nahen Verviers angebaut wurden.
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Einige KArdeSChEhEN sind erhalten geblieben.
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Soiron behielt im 19. Jahrhundert sein dörfliches Aussehen, die Ein-
wohnerzahlen gingen jedoch beträchtlich zurück und sanken von 910
im Jahre 1840 auf 538 im Jahre 1938. So ist die Kirche für die heutige
Zeit überdimensioniert...
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Das Schloss von Soiron, seit Generationen im Familienbesitz (de Woelmont),
wurde 1692 durch ein Erdbeben stark beschädigt und 1746-1749 im Stil
Ludwig XII. aus Blaustein und Backsteinen neu errichtet.
Mit Pierre Corda erkundeten wir am 3. Oktober 2009 den Ortskern
von Walhorn, und im Besondern die St. Stephanus-Pfarrkirche, der als
Mutterkirche der Bank Walhorn eine besondere Bedeutung zukam.
Von der Inneneinrichtung zogen v. a. der romanische Taufstein, die
gotische Theothek, der frühere Hauptaltar mit dem Schuyl-Wappen, die
Gedenkplatte mit Stiftungsinschrift des kaiserlichen Leibarztes Niko-
laus Beckers sowie die Chorfenster die Aufmerksamkeit auf sich.
Im Außenbereich, auf dem früheren Friedhof, wurde auf zahlreiche
bemerkenswerte Grabsteine des 17. Jahrhunderts hingewiesen.
Die Deutschordensritter waren das Thema eines Diavortrages von
Herrn Hans-Werner Schneider am 26.11.2009 im Kulturheim in Her-
genrath.
Der zur Zeit der Kreuzzüge entstandene Ritterorden („Ordo Teutoni-
cus‘“, Deutscher Orden, Deutsche Ritter) war der dritte christliche Rit-
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Die Marienburg bei Danzig wurde 1309 Residenz des Hochmeisters.
Im 2. Weltkrieg wurde die Burganlage arg zerstört, aber inzwischen durch Polen
wieder mustergültig restauriert und durch die UNESCO mit dem Siegel
„Weltkulturerbe“ ausgezeichnet.
110
terorden, der, wie schon die Templer und die Johanniter (Malteser) mit
dem doppelten Zweck der Pflege erkrankter Jerusalem-Pilger und der
Verteidigung des Heiligen Landes durch das Schwert gegründet wurde.
Kreuz und Schwert miteinander zu verbinden, Ritter und Mönch
zu sein, Heidenkampf und Krankenpflege zu praktizieren: Diese viel-
schichtigen Aspekte des Ritterideals zur Zeit der Kreuzzüge wirkten
anziehend auf viele Adelsangehörige. Dem Orden flossen bedeutende
Schenkungen zu und er konnte dank einem großen Grundbesitz vielfäl-
tigen Einfluss in Wirtschaft und Politik ausüben.
Nachdem der Versuch, dem Islam das Heilige Land wieder zu entrei-
ßen, missglückt war, fanden die Deutschordensritter ein neues Betäti-
gungsfeld in der Missionierung der Preußen und Litauer. Die Schaffung
eines Deutschordensstaates mit dem Hauptsitz des Hochmeisters in Ma-
rienburg (Westpreußen) war das sichtbare Zeichen der Macht.
Gleichzeitig festigte der Orden sich auch in Westeuropa. Rund 300
Ordenskommenden entstanden im 13. Jahrhundert im europäischen
Raum! Vornehmlichstes Ziel der vielen Niederlassungen war es, wirt-
schaftliche Leistungen für den Orden zu erbringen.
Nach den Kreuzzügen und dem Verlust des Deutschordensstaates
entfiel diese Aufgabe und die Ritter konnten sich wieder mehr auf ihre
karitativen Aufgaben besinnen. In den Augen der Adelsfamilien war der
Orden auch eine gewisse Art Versorgungsanstalt für die jüngeren Fami-
lienmitglieder („Fürsten ohne Land“).
Wenn auch gerne im Zusammenhang mit der Ordensgeschichte auf
das hl. Land und die Missionsarbeit im baltischen Raum hingewiesen
wird, so darf doch die Tätigkeit der Ritter mit dem weißen Mantel und
dem schwarzen Kreuz im übrigen europäischen Raum nicht übergangen
werden.
Auch in der Euregio Maas-Rhein hinterließen die Deutschen Ritter
vielfältige Spuren. Nachdem das limburgische Alden Biesen, das schon
als Pilgerort mit Marienwallfahrtskapelle zu Ehren der Gottesmutter be-
kannt war, durch Schenkung Arnulfs III., Grafen von Loon, und dessen
Schwester Mechtilid, Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Munsterbil-
zen, 1220 in den Besitz der Deutschordensritter gekommen war, errich-
teten diese dort ein Haus, das seit 1228 die Ballei (Ordensprovinz) der
Niederlande unter der Herrschaft eines Landkomturs bildete. In der Fol-
ge wurde Alden Biesen zur Residenz des Deutschen Ordens im Raum
zwischen Maas und Rhein und es spann sich von hier aus ein ziemlich
dichtes Netz von Ordensniederlassungen. Die Karte dieser Niederlas-
111
sungen zeigt die Präsenz des Ordens weit über das Herzogtum Limburg
hinaus. Wir treffen die Ritter in Aachen (St. Ägidius, Pontstraße), Lüt-
tich (St. Andreas und St. Gangolph), in Sint Pieters Voeren, Maastricht
(Junge Biesen, mit Noviziat), Köln (Neue Biesen), Siersdorf (b. Jülich),
Ramersdorf (b. Bonn), Gruitrode und Gemer (in Brabant), Ordingen
und Bernissem (b. St Truiden) und Bekkevoort bei Diest..Man kann sich
leicht vorstellen, dass die wirtschaftliche Macht des Ordens auch politi-
schen Einfluss nach sich zog.
Wenn auch gerne im Zusammenhang mit der Ordensgeschichte auf
das hl. Land und die Missionsarbeit im baltischen Raum hingewiesen
wird, so darf doch die Tätigkeit der Ritter mit dem weißen Mantel und
dem schwarzen Kreuz im übrigen europäischen Raum nicht übergangen
werden.
Ein um 1700 von Romain de Hooghe angefertigter Stich zeigt die
Landkommende Alden Biesen und die ihr untergeordneten Komtureien
im Rhein-Maas-Gebiet. Die geistlichen Ritter waren Zeichen der kultu-
rellen Einheit in diesem Raum. Sie gehörten zu einer straff strukturierten
internationalen Organisation, die einen großen Teil Europas überspannte .
Eine Ausstellung über den Deutschen Orden im Bonner Raum
(Stadtmuseum Bonn, 20. Mai bis 16. Juli 2000) wies nach, welche Rol-
le der Orden als Grundherr im Bonner Raum eingenommen hat. Sie
wies auch auf die personellen Verflechtungen hin, die vor allem im 18.
Jh.festzustellen sind, da die beiden kölnischen Kurfürsten Clemens Au-
gust von Bayern und Maximilian Franz von Österreich ihre Hauptre-
sidenz in Bonn hatten und beide Hochmeister des Deutschen Ordens
waren. Dies hatte zur Folge, dass nun Deutschordensritter im Hofstaat
anwesend waren und auch wichtige Funktionen ausübten. Man denke
nur an den aus Montzen stammenden Kaspar Anton van der Heyden
genannt Belderbusch, der nicht nur kurkölnischer Minister am Hof des
Kurfürsten Maximilian Friedrich war, sondern gleichzeitig in Alden
Biesen als Landkomtur fungierte. Sein Porträt ziert heute noch die Ab-
tei Alden Biesen.
Die Komturstelle Ramersdorf wird häufig als Sprungbrett für Karrie-
ren junger Ordensritter im 17. und 18. Jh. bezeichnet, und dies im Orden
selbst oder in Diensten anderer Mächte.
Im Laufe der Jahre erlebte Alden Biesen viele größere und kleinere
bauliche Veränderungen, so dass die mittelalterliche Burg schließlich in
der Renaissance zu einem Wasserschloss wurde.