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ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr. 77 — Februar 2006
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ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr. 77
Februar 2006
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet,
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. 087/65.75.04.
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Postscheckkonto Nr. 000-0191053-60.
Fortis Bank: 248-0068875-35
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Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten
Druck.: Aldenhoff, Gemmenich - 087-78 61 13.
3
Inhaltsverzeichnis
Alfred Bertha Zum Umschlagbild: 5
Hergenrath Das Dreiländereck bei Vaals
Firmin Pauquet Das Urkataster von Neutral-Moresnet 15
Kelmis (1860)
Jakob Langohr Kockeledaak 38
Bildchen
Alfred Bertha Die Familienaufzeichnungen des 40
Hergenrath Peter Arnold Heyendal
Peter Emonts-pohl (+) Herbesthaler Impressionen 60
Raeren
M. Th. Weinert Flucht nach Ägypten 69
Aachen-Forst
Henri Beckers Nöj Amerika 70
Kelmis
Leonhard Kirschvink Raerener Mundart JS
Bollendorf
Joseph Lousberg (*) Wie man dem originellen Pfarrer 88
Hombourg einmal einen Schabernack spielte
Joseph Langohr Un quart de si&cele avec Mr l’abbe 97
Gemmenich Emile Nyssen, cur 4 Gemmenich
Alfred Bertha Für Sie gelesen 108
Hergenrath
Herbert Lennertz Jahresrückblick 109
Neu-Moresnet
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Zum Umschlagbild
Das Dreiländereck bei Vaals
von Alfred Bertha
Unser Umschlagbild zeigt den höchsten Punkt der Niederlande, so
wie dieser sich um die Wende zum 20. Jahrhundert darstellte.
Dieser markante Punkt auf der Landkarte, wo mehrere Gemeinden
(Plombi@res/Bleyberg, Aachen/Laurensberg und Kelmis) sich berühren,
ist auch ein Dreiländereck und hat als solcher eine lange Geschichte.
Wie Heinrich von Schwartzenberg seinerzeit in einem ausführlichen
Beitrag in dieser Zeitschrift' dargelegt hat, liefen am Vaalserberg schon
um 1430, bei der ersten uns bekannten Grenzbeschreibung des so
genannten Aachener Reiches, die Grenzen verschiedener Hoheitsgebiete
zusammen. Hier trafen sich das Aachener Reich, die Bank Montzen
(Herzogtum Limburg) und die Dreibank Vaals/Vijlen/Holset. Die
Entstehung des Dreiländerpunktes dürfte somit auf jene Zeit
zurückgehen.
In den nachfolgenden Jahrhunderten gab es mancherlei Verschiebungen
der Grenzen, doch immer wieder war der Dreiländerpunkt dabei ein fester
Bezugspunkt.
So war es auch 1795, als die Franzosen mit der Gliederung unseres
Landes in Departements, (die Vorgänger unserer Provinzen) neue
administrative Strukturen schufen. Das ehemalige Herzogtum Limburg
wurde nun Teil des Ourthe-Departements (mit Hauptstadt Lüttich). Wo
seit dem Partage-Vertrag von 1661 die so genannten Generalstaaten
(Niederlande) mit der Exklave Vaals/Vijlen/Holset, die österreichischen
Niederlande mit dem Herzogtum Limburg bzw. der Bank Montzen und
das Aachener Reich mit dem Vaalser Quartier an einander stießen, legten
die Franzosen den Berührungspunkt der drei Departements Niedermaas
(Hauptstadt Maastricht), Ourthe (Lüttich) und Roer (Aachen).
Der Wiener Kongress (1815) und die dort festgelegten neuen Grenzen
im Westen brachten auch auf dem Vaalserberg einige Veränderungen.
Die Departements Niedermaas und Ourthe gehörten nun zum Königreich
der Niederlande, das Roer-Departement zu Preußen.
Die mit der Grenzziehung befasste preußisch-niederländische
Kommission konnte sich infolge unterschiedlicher Auslegungen der
entsprechenden Artikel der Wiener Kongressakte nicht auf eine
6
gemeinsame Grenze im Bereich von Moresnet-Kelmis einigen. Infolge
dessen kam die Kommission nach etwa sechsmonatigen Arbeiten im
Aachener Grenzvertrag vom 26. Juni 1816, Artikel 17, zu dem Schluss,
dass man die Grenzziehung im Bereich Kelmis-Moresnet vorläufig
unbestimmt lassen müsse. Dies führte zu einer doppelten Linienführung
und damit zur Dreiteilung des Gebietes der vormaligen „Mairie de
Moresnet“, deren Mittelteil als „Neutral-Moresnet“ nun bis zum Ende
des Ersten Weltkrieges ein Eigenleben führen durfte.
Die Nordspitze dieses neutralen Gebietes stieß im Preuswald bis zum
Berührungspunkt der vormaligen drei Departements vor, wo sich nun
die Niederlande, Preußen und Neutral-Moresnet berührten. Als
Gemeinden berührten sich auf dem Vaalserberg Gemmenich, Vaals, *
Neutral-Moresnet und Preußisch-Moresnet.
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Diese am 6. August 1906 in Verviers abgestempelte Karte zeigt den Grenzverlauf
von Kelmis/Neutral-Moresnet mit dem früheren Vierländerpunkt auf dem
Vaalserberg
(Archiv der Göhltalvereinigung).
Nach der belgischen Revolution von 1830 waren die Niederlande
vorübergehend zurückgedrängt. Der Vaalserberg gehörte nun zu Belgien.
Erst nach dem Londoner Vertrag von 1839 („Vertrag der 24 Artikel“),
durch den das Königreich der Niederlande seine südlichen Grenzen
definitiv festigte, wurde der Grenzpfahl auf dem Vaalserberg zum
9
dort einen kleinen Holzpfahl eingeschlagen. 1897 legte man einen kleinen
Blaustein in Satteldachform mit der Aufschrift: „hoogste punt van
Nederland“. Ob dieser Stein mit der Höhenangabe an die durch den
„kleinen Holzpfahl‘“ markierte Stelle oder zu Füßen der „3 Steine“ gelegt
wurde, lässt sich nicht sagen. Unser Umschlagbild zeigt die Grenzsteine
ohne besagten Blaustein. Eine im Juli 1905 gestempelte Postkarte zeigt
das Monument mit dem Höhenstein. Ist unser Umschlagbild eventuell
noch vor 1897 entstanden?
Der Aachener Grenzvertrag vom 26. Juni 1816 sah in Artikel 42 vor,
dass innerhalb von 14 Tagen nach erfolgter Räumung bzw. erfolgtem
Gebietstausch mit der Errichtung von (eichenen) Grenzpfählen begonnen
werden solle. Diese Pfähle seien mit Nummern zu versehen und auf der
preußischen Seite schwarz und weiß, auf der niederländischen orange
und weiß zu streichen.
Die „Verdinggabe“ dieser (359) Grenzpfähle fand allerdings erst am
28. Februar 1817 statt. Am 22. Oktober 1817 konnte der Grenzregulie-
rungskommissar von Bernuth der Regierung in Aachen melden, die
Abpfählung der preußisch-niederländischen Grenze sei beendet.
1839 wurden die ersten „hausteinernen Grenzzeichen Behufs Ersetzung
einer gleichen Anzahl schadhafter oder fehlender hölzerner Pfähle an
verschiedenen Grenzpunkten der Kreise Malmedy und Eupen gegen
Belgien“ zur Lieferung ausgeschrieben.
Bis 1856 waren im Kreis Eupen alle Holzpfähle durch Steine ersetzt
worden. Eine Ausnahme bildete noch das neutrale Gebiet von Moresnet
mit seiner doppelten Grenzlinie. Diese wurde erst 1869-1870 mit
steinernen Markierungen versehen. Der Grenzpfahl Nr. 188 in Hof/Kelmis
wurde zur Nr. 1 des neutralen Gebietes.
Bauinspektor Cremer berichtet am 30. September 1847 der Regierung
in Aachen, im Kreis Eupen solle nur eine einzige „Hauptsäule‘‘ gesetzt
werden. Diese solle das Dreiländereck Vaals-Gemmenich-Aachen
markieren.
Wie Cremer schreibt, stand damals seit kurzem ein eiserner Pfahl auf
niederländischer und ein hölzerner Pfahl auf belgischer Seite. Leider sagt
der Landbauinspektor nicht, ob besagte zwei Pfähle den Grenzpfahl Nr.
193 des neutralen Gebietes flankierten.
1850 standen am Berührungspunkte Belgien-Niederlande-Deutschland
und Neutral-Moresnet, dort, wo heute die Nr. 193 steht, 3 hölzerne
Grenzpfähle.
1853 sollten diese durch den heutigen „Blauen Stein“ ersetzt werden.
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Nicht datierte Ansicht des «Blauen Steins» sowie der Steinplatte mit Höhenangabe
(Archiv Cees Damen, Internet «Göhltalmuseum»)
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Blick von niederländischer Seite in Richtung «Blauer Stein»,
Karte mit Stempel vom 10.8.1933
(Privatarchiv)
Dieser wurde jedoch erst an einer verkehrten Stelle, und zwar 120
Schritte weiter südlich, auf der Grenze des neutralen Gebietes gegen
Belgien, errichtet. Erst 1860 wurde der Irrtum korrigiert”, so dass 7 Jahre
lang die Nummer 193 in doppelter Ausführung vorhanden war, was die
Arbeit der Zollbeamten eheblich erschweren konnte.
11
Die Nummerierung dieser Steine beginnt mit der Nummer 1 an der
Mosel, am Dreiländereck Frankreich-Deutschland-Luxemburg.
Die konisch zulaufenden gusseisernen Grenzsäulen, eine
gemeinschaftliche Markierung für Belgien und die Niederlande, wurden
1844 gesetzt. Der Beschluss, die belgisch-niederländische Grenze teils
mit gusseisernen, teils mit steinernen Grenzpfählen zu markieren, war
1843 gefallen‘. Insgesamt wurde die Lieferung und Setzung von 388
gusseisernen und 356 steinernen Grenzpfählen ausgeschrieben. Von den
gusseisernen Pfählen, die mit den Wappen der beiden vertragschließenden
Königreiche versehen sind, wurde die Nummer 1 am vermeintlich
höchsten Punkt der Niederlande und die Nummer 388 unweit des
Seebades Knokke gesetzt. Die gleichzeitig gelieferten viereckigen Steine
waren Zwischensteine.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg konzentrierte sich der Vaalser
Tagestourismus am Vierländereck.
Große Aufregung herrschte in Vaals, als die Gemeindeverwaltung am
5. November 1922 von dem „inspecteur-verificateur‘“ des Katasters in
Roermond darüber informiert wurde, dass die internationale Kommission
zur. Grenzregulierung zwischen den Niederlanden, Belgien und
Deutschland am 8. November 1922 den gusseisernen Grenzpfahl Nr. 1
durch einen steinernen Grenzpfahl ersetzen werde. So geschah es.
Gleichzeitig entfernte man auch den anderen Stein der Dreiergruppe, so
dass nur der „Blaue Stein“ und die davor liegende Platte mit der
Höhenangabe zurück blieben.
Versteckt unter der eisernen Säule fand man eine Flasche mit einem
Zettel, der die Nachricht enthielt, dieser Pfahl sei am 24. Mai 1844, abends
6 Uhr, durch den belgischen Leutnant Bovy und den niederländischen
Pionierleutnant Hoof gesetzt worden.
Auf eine am 8. Januar 1923 durch die Gemeindeverwaltung an das
Ministerium für Unterricht, Kunst und Wissenschaften gerichtete Anfrage
nach dem Verbleib der entfernten Steine kam keine umgehende Antwort.
Am 11. April 1923 richtete sich die Vaalser Mittelstandsvereinigung
an die Gemeinderverwaltung und drückte ihr Bedauern darüber aus, dass
die Grenzsteine am „höchsten Berg der Niederlande‘ entfernt wurden,
wahrscheinlich durch die belgischen Behörden...
U. a. schreiben sie:...“wäre es zur Förderung des Fremdenverkehrs
und des damit verbundenen Wohlstandes der Vaalser Bevölkerung von
allergrößter Wichtigkeit, dass die genannten Grenzsteine wieder an ihren
Platz zurückgebracht würden....“ Sie bitten um Nachricht über den
12
Verbleib der Steine und möchten gerne wissen, wie sie es angehen
müssten, diese „für den Wohlstand von Vaals so wichtigen historischen
Monumente zurück zu erlangen und zu behalten“.
Erst am 9. August 1923 äußerte sich das Ministerium für Unterricht,
Kunst und Wissenschaften zu den entfernten Steinen. Der Minister schrieb
der Gemeindeverwaltung von Vaals, sein Kollege des Finanzministeriums
habe ihm mitgeteilt, „dass eine Wiederherstellung des früheren Zustandes
nicht mehr in Frage komme“. Für ihn selber bestehe aus dem Blickpunkt
des Denkmalschutzes kein Anlass, darauf zu drängen, denn „die
betreffenden Grenzsteine könn(t)en nicht als Geschichts- oder
Kunstdenkmäler angesehen werden“.
Dolf Baltus und Peter Sparla konnten aus dem Schriftverkehr zwischen .
verschiedenen Behörden und aus der Tagespresse die weitere Entwicklung
am Dreiländereck nachzeichnen.
Die 1922 entfernten Steine waren von den drei Grenzkommissaren
der Stadt Aachen überlassen worden. Schon 1924 wollte Aachen die
Steine der Gemeinde Vaals übergeben, doch es dauerte noch bis 1927,
ehe alle bürokratischen Hemmnisse überwunden waren und die beiden
Grenzzeichen mit Zustimmung des Regierungspräsidenten nach Vaals
zurück gebracht werden konnten. In der Zwischenzeit hatte die eiserne
Säule vor dem Museum am Ponttor gestanden. Der Stein war im
städtischen Depot auf Süsterfeld gelagert worden.
Nach fünfjähriger Abwesenheit kamen die Steine am 15. bzw. 16.
November 1927 nach Vaals zurück. Aufgestellt wurden sie nun etwa 35
m vom eigentlichen Dreigrenzenpunkt entfernt.
Der Grenzstein 193 (der „Blaue Stein‘) blieb natürlich am tatsächlichen
Berührungspunkt der drei Länder stehen.
Der Verkehrsverein „Nederlands Hoogste Berg‘ schenkte 1928 den
zur Vervollständigung des Denkmals notwendigen dritten Stein. Am
Himmelfahrtstag 1928, dem 17. Mai, fand die feierliche Enthüllung des
Denkmals „de Drie Stenen“ in Anwesenheit vieler geladenen Gäste und
Vereine statt. Hervorgehoben wurde besonders die Anwesenheit der
Bürgermeister von Aachen, Laurensberg, Kelmis und Neu-Moresnet
sowie des Aachener Archivdirektors Dr. Huyskens. Dieser wies in einer
kurzen Ansprache besonders auf die gemeinsamen Interessen von Vaals
und Aachen hin.
1977, bei einer großen „opknapbeurt“ der staatlichen Forstverwaltung,
wurde das Denkmal einige Meter nach Norden verschoben und steht
nun ca. 50 m vom eigentlichen Dreiländerpunkt entfernt.
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1984 wurde es auf ein gepflastertes „Podest“ platziert; der Text mit
der Höhenangabe wurde erneuert und geringfügig geändert („„Met.‘“‘ wurde
duch „MTR.“ ersetzt.)
Der Fall der Binnengrenzen am 1.1.1993 führte zu einer Zunahme des
motorisierten Durchgangsverkehrs und die Sicherheit der Fußgänger
war im Bereich des Denkmals und des Balduin-Turms nicht mehr
gewährleistet. Gegen das Vorhaben, das Denkmal erneut „umzusiedeln“
gab es jedoch energischen Widerstand, auch von Seiten der belgischen
Behörden. So dauerte es bis 1996, ehe konkrete Arbeiten zur
Verkehrssicherheit in Angriff genommen wurden. Die niederländisch-
belgische Grenze wurde dabei in Buntsteinpflaster gestaltet, sehr zum
Ärger der belgischen Katasterverwaltung, die befand, die Niederlande
hätten sich ca. 120 m* belgischen Grund angeeignet. Eine zur Prüfung
dieses Vorwurfs eingesetzte Grenzkommission kam zu dem Schluss, dass
es nur 34 m? waren, die von den Niederlanden zuviel gepflastert worden
waren, weil man eine kleine Biegung begradigt hatte, dies sogar mit
Zustimmung eines Bleyberger Kommunalbeamten.
Der Grenzkonflikt zwischen Vaals und Plombi@res/Bleyberg konnte
nach 7 Monaten (ohne Blutvergießen) beigelegt werden.
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Die kreisrunde Pflasterung weist durch die unterschiedlichen Farbsegmente auf
die ehemalige Situation am Dreiländereck hin, wo sich Belgien, die Niederlande,
Preußen (bzw. Deutschland) und Neutral-Moresnet berührten.
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Die Grenzsäule Nr. 1 der niederländisch-belgischen Abpfählung von 1843,
flankiert von zwei Blausteinsäulen, von denen die rechte die Jahreszahl 1928
trägt. Im Hintergrund der «Blaue Stein»
' Siehe «Im Göhltal», Nr. 51, Aug. 1992, S. 9-28
?__ S. Frits Kern, tussen twee grenzen 1900-2000. Veröffentlichung des Heemkundekring
Sankt Tolbert Vaals, 2000, S. 189-215
? S.F. X. Schultheis: Die Grenzbezeichnungen des neutralen Gebietes von Moresnet
und ihre geschichtliche Entwicklung, in «Im Göhltal» Nr. 28, 1981-1, S. 8-42 und
Nr. 29, 1981-2, S. 21-38.
* _S. Hubert Beckers : Die Landes-Grenzpfähle zwischen Belgien und den Niederlanden,
in «Im Göhltal», Nr. 37, 1985-2, S. 5-13.
5
Das Urkataster von Neutral-Moresnet
(1860) und die erste «Erhebungs-Rolle
der Grund- und Gebäudesteuer
für die Jahre 1861 bis 1865 incl.»
von Firmin Pauquet
Einleitung
Im Protokoll der in Lüttich am 13. Dezember 1819 und den darauf
folgenden Tagen abgehaltenen Beratungen der Königlichen Kommissare
für die gemeinsame Verwaltung des grenzstreitigen Gebietes von
Moresnet, des Oberbergrats Johann Martin MAYER, Düren,
preußischerseits, und des Mitgliedes der Deputierten Stände der Provinz
Lüttich , Werner JACOB, niederländisch-belgischerseits, wird festgestellt,
dass dieser Teil der Gemeinde Moresnet ca. 400 ha groß ist (in
Wirklichkeit 343 ha 95 a 28 ca) und 56 bewohnte Häuser mit 256
Einwohnern, meistens Arbeitern bei der Galmeigrube der Vieille Mon-
tagne, zählt. Die direkten Steuern betragen 598 niederländische Gulden
46 Cent (umgerechnet 1266,5807 F, der Gulden zu 2,1164 F gerechnet),
oder 332 preußische Thaler 11 Silbergroschen 6 Pfennige (umgerechnet
1259,375 F, der Taler zu 3,75 F;. 1. TIr = 20 Silbergroschen = 360
Pfennige). Der Unterschied von 7,2057 F hängt wohl mit dem Satz des
Währungswechsels zusammen. Diese Steuern werden entsprechend dem
von den zuständigen Behörden der beiden Regierungen getroffenen
Abkommen erhoben.
Merkwürdig in diesem Protokollauszug ist zuerst, dass die französische
Währung, die einzige im Gebiet gesetzliche, gar nicht erwähnt wird.
Merkwürdig ist auch, dass die Königlichen Kommissare, die ja
gemeinsam die Befugnisse der französischen Präfekten auszuüben haben,
der höchsten französischen Behörde im jeweiligen «Departement», die
Einmischung anderer «zuständigen Behörden» in Steuersachen einfach
hinnehmen. Später wird sich dies ändern und notwendigerweise zu
Kompetenzkonflikten mit diesen «anderen Behörden» führen. Eine
Erklärung dazu wäre, dass niederländisch-belgischerseits der Kgl.
Kommissar auch Deputierter der Provinzialstände ist und sein preußischer
Kollege als Oberbergrat wenig Interesse für allgemeine Verwaltung zeigt.
16
Die Intervention anderer Behörden lässt sich auch dadurch erklären,
dass die direkten Steuern ja jährlich erhoben werden müssen und keine
Zeit bestand, um die Ernennung der KgI. Kommissare seitens der Fürsten
abzuwarten. Der erste preußische Kgl. Kommissar Geheimer Bergrat
Wilhelm HARDT wird wohl am 6. August 1817 seitens der
Oberberghauptmannschaft (oberste Bergbaubehörde) in Berlin bestimmt,
aber am darauffolgenden 23. Januar hat er noch keine Ernennung erhalten.
Also beschränkt er seine Tätigkeit auf die Bergbauangelegenheiten. Für
die «allgemeinen Angelegenheiten» erhält er erst am 17. März 1818
eine Vollmachtserklärung des Innenministers und am 21. April eine
ähnliche des Finanzministers in Steuerangelegenheiten. Das wichtigste
Dokument ist aber die Erklärung des Außenministeriums vom 23. März
1818, nach welcher HARDT für alle Angelegenheiten, die sich auch später
stellen würden, zuständig ist, da er mit dem Vertreter einer ausländischen
Macht zu verhandeln hat. Die erste eigentliche Ernennung wird erst am
22. April 1819 zugunsten des Oberbergrates Johann Martin MAYER,
Leiter des Bergamtes Düren, ausgestellt.
In Preußen scheint ein Mangel an Zusammenarbeit zwischen den
verschiedenen Ministerien zu herrschen! Überhaupt liegt das Interesse
Preußens für Neutral Moresnet damals hauptsächlich im finanziell-
wirtschaftlichen Bereich; es interessieren quasi nur die steuerlichen
Einnahmen aus dem Galmeibergbau.
Der niederländische König Willem 1. von Oranien ist in dieser Hinsicht
viel logischer; durch Königlichen Erlass vom 8. Dezember 1817 ernennt
er Werner JACOB, einen ehemaligen limburgischen Rechtsanwalt, und
gibt ihm Vollmacht, um mit seinem preußischen Kollegen, damals
Geheimer Bergrat HARDT, die gemeinsame Verwaltung des ungeteilt
gebliebenen Teiles der Gemeinde Moresnet zu bilden.
1- Erhebung der Staatssteuern von 1816 bis 1860
Um welches Abkommen zwischen den für die direkten Steuern
«zuständigen Behörden» mag es sich wohl handeln?
Nach ersten Kontakten, die im Mai 1817 zwischen einerseits dem
Gouverneur der Provinz Lüttich und andererseits der Kgl. Regierung zu
Aachen stattfinden, einigen sich die beiden Provinzialbehörden am 10.
November 1817: Preußen sollte weiterhin, wie vor der Teilung und nach
der Besitznahme durch die Alliierten in den Jahren 1815/1816, die
Steuerrollen aufstellen, die Steuern erheben und anschließend Belgien
17
seinen Anteil auszahlen. Diese Regelung gilt zuerst für das gesamte Gebiet
von Moresnet, später nur noch für den grenzstreitigen Teil. Sie führt
schon bald zu Kompetenzstreitigkeiten. Am 3. Mai 1823 erhebt der
königlich-belgische Kommissar Einspruch gegen die alleinige
Vollziehung der Heberollen des Jahres 1822 durch die Kgl. Regierung
zu Aachen. Die Vollziehung der Steuerrollen ist, seiner Meinung nach,
eine alleinige gemeinsame Befugnis der beiden kgl. Kommissare.
Im Jahre 1825 erneuern die Provinzialbehörden ihr Abkommen von
1817 mit dem Unterschied, dass nun die belgischen Steuerbehörden mit
dem Einzug der Steuern beauftragt werden. Es scheint sich also eine
Alternanz anzubahnen. Am 3. Mai 1832 einigen sich die beiden
Provinzialbehörden wieder, um Preußen erneut die Steuerangelegenheiten
anzuvertrauen.
Als der Steuerempfänger VANDENDAELE 1842 stirbt, beauftragt
die Aachener Regierung seinen Nachfolger in Preußen, NÜCKER, auch
mit der Erhebung in Neutral-Moresnet, aber ohne zuvor weder die
Lütticher Provinzialregierung noch die kgl. Kommissare zu informieren!
Und dies, obschon sie in einem Schreiben vom 5. Januar 1827 an den
Eupener Landrat die alleinige Kompetenz der beiden kgl.
Verwaltungskommissare anerkannt hat. Sie fügt dann wohl hinzu, dass
sich diese Beamten nicht um die Ernennung des Steuerempfängers
gekümmert haben. Sie hätten dies als «Nebensache» den
Provinzialbehörden überlassen!
Durch Schreiben des neuen belgischen kgl. Kommissars Mathieu
CREMER (1840-1889) vom 10. Februar 1845 vernehmen wir, dass die
Kgl. Regierung zu Aachen noch immer die Steuerrollen allein «in
Vollziehung bringt». Und dies ist noch der Fall bei den Heberollen 1861-
1865, die wir weiter unten analysieren werden.
Die kgl. Kommissare haben auf ihre Kompetenz aber nicht verzichtet.
Als 1862 ein Einwohner von Belgisch Moresnet bei der Lütticher
Permanentdeputation gegen die Erhöhung der Grundsteuer auf seine
Liegenschaften in Neutral-Moresnet nach der Katasterrevision protestiert,
wiederholen die beiden Kommissare ihren Anspruch auf alleinige
Kompetenz in Steuersachen, unter Ausschluss der Provinzialbehörden.
Im Jahre 1864 wendet sich die Aachener Regierung an die kgl.
Kommissare, um die Erneuerung der Mandate sowohl des kgl.
Preußischen Steuerempfängers Rechnungsrat Eduard KREMER zu
Eupen wie auch des «mit der Beitreibung der Rückstände gedachter
(Staats-)Steuern beauftragten KgI. Steuer-Exekutors» Wilhelm
18
GROTECLAES zu Eupen zu bewirken. Dem kommen die kgl.
Verwaltungskommissare dann im August 1864 gerne nach: die Aachener
Regierung hat mit diesem Schritt ihre alleinige Kompetenz ja anerkannt.
2- Das französische Steuersystem. (Staatsarchiv Lüttich, Fonds fran-
cais)
Nach der Besetzung des alten Herzogtums Limburg durch die
Franzosen, im September 1794, bleibt zuerst das alte Steuersystem
bestehen. Zusätzlich werden wie üblich Ergänzungsabgaben und
Wehrbeiträge von der Bevölkerung verlangt. Nach dem Anschluss an
die Republik am 1. Oktober 1795 werden die französischen Steuergesetze
erst allmählich in die «Departements r&unis» eingeführt : die Grundsteuer
am 16. Juni 1796, die Patentsteuer auf Gewerbetreibende am 25. August.
Die alten Steuern und die republikanischen Kriegssteuern werden erst
am 14. November aufgehoben.
Im Jahre VIII (1799-1800) bestehen als direkte Steuern: die
Grundsteuer, wie sie vom «Directoire» eingeführt worden ist, eine
Mobiliarsteuer, eine Steuer auf Türen und Fenster. Um die Grundsteuer
zu erheben, wird die Anlegung eines neuen Katasters notwendig. In der
«municipalite& de Moresnet», die durch Zusammenfügen der beiden
Herrschaften und Gemeinden Moresnet und Kelmis entstanden ist,
bezeugen der «agent municipal» J. L. Schillings, sein Beigeordneter J.
W. Schyns und die Verteilungskommissare L. Malmendier, F.D. Walraff,
J.N. Baltus, W. J. Van der Heyden und P. F. Gouder de Beauregard am 4.
prairial des Jahres VII (23. Mai 1799), die Aufstellung sei abgeschlossen.
Die Beschreibung der Grundstücke und Gebäude geschieht noch in zwei
separaten Abteilungen, je nach Lage in der einen oder anderen der
früheren Gemeinden Moresnet bzw. Kelmis. Es ist wohl anzunehmen,
dass es sich im Grunde um eine Aktualisierung des theresianischen
Katasters handelt.
Dieses wurde für Kelmis durch das Schöffengericht am 31. Oktober
1770 abgeschlossen und am 23. August 1774 korrigiert. In Moresnet
schloss das Schöffengericht die Aufnahme am 6. November 1770 ab
und die Korrektur erfolgte am 22. August 1774. Wie damals üblich, wird
leider auch 1799 keine Urkatasterkarte von einem Landmesser
aufgenommen, die es ermöglichen würde, die Grundstücke und Gebäude
genau zu situieren.
19
3- Betrag der Steuern. (Staatsarchiv Lüttich, Kreis Eupen 199)
Im Jahre 1816 erstreckt sich die ehemalige französische
Bürgermeisterei («mairie») Moresnet, aber ohne die von den Bächen,
Wegen und dem kgl. Preusforst eingenommene Fläche, auf 1318
limburgische Bunder und 276 Ruten, umgerechnet 1149 ha, 81 a, 28,42
ca. Nach der Teilung vom 16. Juni 1816 wird die Veranlagung für die
Grundsteuer einerseits sowie für die Steuer auf Türen und Fenster
andererseits von den Steuerkontrolleuren SCHMITZ und BEAUJEAN
wie folgt aufgeteilt und geschätzt (1. Semester 1816, B = Bunder, R =
Ruten):
Preußen Grenzstreitig Belgien Insgesamt
Fläche 421B, 182R 339B,089R 558B,005R 1318B, 276
Anzahl Häuser 48 51 91 196
Einwohnerzahl 255 248 438 939
Reinertrag d.
Liegenschaften 3587,85 F 2435,15F 8112,20F 14135,20 F
Grundsteuer 998,84 F 675,26 F 2260.62 F 3934,72 F
Tür- und Fenster-Steuer 18,74 F 80,60 F 181,16 F 346,50 F
Insgesamt 1077,58 F 755,86 F 2447,78 F 4281,22 F
Für das ganze Jahr 1816 müssen diese Zahlen verdoppelt werden, so
dass für Grundsteuer und Steuer auf Türen und Fenster in Neutral-
Moresnet ein Betrag von 1.511,72 Francs feststeht. In diesen Beträgen
sind nicht die anderen direkten Steuern einbegriffen: Personal- und
Mobiliarsteuer einerseits (130,19 F im 1. Semester 1816), Patentsteuer
andererseits (9,45 F im selben Zeitraum), Letztere nur von den Gewerbe-
treibenden zu entrichten. Diese beiden letzten Steuern ändern eventuell
von Jahr zu Jahr. Das wird vor allem nach 1840 in Neutral-Moresnet der
Fall sein, nachdem die Bevölkerung durch Einwanderung stark
zugenommen hat und viele Gewerbetreibende sich niedergelassen haben.
Bezüglich der angegebenen Fläche ist zu vermerken, dass der
limburgische Bunder, auf dem Lütticher Sankt Lambertus Fuß (292 mm)
beruhend, 400 Ruten zählt und 87a, 17,817 m* ausmacht. Umgerechnet
ergibt sich eine Fläche von 295 ha, 72 a, 79 ca, ohne die Fläche der
Bäche und Wege und des Königsforstes «Preus». Laut belgischem
Kataster misst der neutrale Königsforst 9 ha, 59 a, 90 ca und das gesamte
ehemalige neutrale Gebiet 343 ha, 95 a, 28 ca. Die nutzbare Fläche macht
20
also 305 ha, 32 a, 49 ca aus. Es ergibt sich ein Unterschied von nur
9,5970 ha (2,79%) zur Schätzung von 1818.
Für das Jahr 1818 melden die Steuerkontrolleure für das grenzstreitige
Gebiet:
Grundsteuer 1312,62 F (135052 Fi. J! 1816)
Tür- und Fenster-Steuer 150,14 F (161,20 Fi. J. 1816)
Personal- und Mobiliarsteuer 255,29 F (260,38 Fi. J 1816)
Patentsteuer 6,30 F (18.90 Fi. J. 1816)
Insgesamt: 1724,35 F (1791 F im Jahre 1816)
Prinzipiell ist seit der Teilung angenommen worden, dass im
grenzstreitigen Gebiet die Steuersätze auf dem Fuß von 1816 eingefroren
bleiben. Das bedeutet u. a., dass die Zulagen auf Grundsteuer und auf
Personal- und Mobiliarsteuer zugunsten der Gemeinde nicht mehr erhöht
werden dürfen.
Für das Jahr 1829 (Staatsarchiv Lüttich, Gemeinde Moresnet, 36) sieht
die Aufstellung wie folgt aus :
Grundsteuer Tür u. Personal- und
Fenstersteuer Mobiliarsteuer
Prinzipal 844,00 130,02 167,68
Zuschlag 43% 362,92 (10%) 13,00 (40%) 67,08
Gemeinde 5% 42,20 keine (5%) 8,39
Steuerempfänger 62,52 AS 12,16
Zusammen : 1311,84 F 150,17 P 25534F
Ohne die jährlich wegen der sich ändernden Anzahl Gewerbetreibender
schwankende Patentsteuer erreicht der Gesamtbetrag der direkten Steuern
also die Summe von 1717,12 F im Jahre 1829, gegenüber 1791,00 F im
Jahre 1816 und 1724,35 F im Jahre 1818, d. h. ein Manko von 73,88 F,
resp. 7,23.F.
Ab 1824 bis 1879 besitzen wir mit wenigen Lücken die jeweils vom’
Bürgermeister und von den gesetzlich vorgesehenen Steuerverteilern,
als Vertreter der Steuerpflichtigen, unterzeichneten jährlichen
«Mutterrollen» der direkten Steuern («matrice sommaire»).
Für das erste Jahr 1824 gibt es im grenzstreitigen Gebiet 104
Steuerpflichtige, davon wohnen 32 (30,77%) außerhalb des Gebietes und
21
zahlen nur Grundsteuer für ihre dort befindlichen Liegenschaften. Von
den 72 in Neutral-Moresnet wohnenden Steuerpflichtigen bezahlen 41
keine Grundsteuer, besitzen also weder Grund noch Haus. Obschon dies
nicht so sicher ist, da gemeldet wird, dass Häuser, wohl einfache
Arbeiterhütten, ohne Erlaubnis auf Gemeindegrund gebaut worden sind.
Beispiele bringt die 1860 aufgestellte Urkasterkarte: auf den Parzellen
197 bis 202, Flur VII, drei Häuser «Henrotay», an der Ecke der späteren
Park- und Schützenstraße.
Für die Grundsteuer wird der steuerbare Wert mit 2410 F gegenüber
2435,15 F im Jahre 1816 veranschlagt. Eine Verteilung der Eigentümer
nach diesem Wert gibt folgendes Bild:
- Gemeinde Montzen für den Gemeindewald «Preus»: 871 F (36,14%)
Seit 1618 gehört dieser Wald gemeinsam den Pfarrgemeinden
Gemmenich (mit Völkerich), Montzen und Moresnet (mit Kelmis).
- Gut «Tannenbaum», Nicolas Hermens, auf «Hazard»,
Preußisch-Moresnet 149 F
- Nicolas Joseph Schillings für «Schnellenwind» u. «Heide»: 154 F
(12,57%)
- 5 Besitzer (2 Einw.) von Gütern mit einem Wert
zw. 50 F und 99 F 346 F (14,36%)
- 17 Besitzer (11 Einw.) zwischen 20 und 49 F 554 F (22,99%)
(darunter Mosselman in Paris für das Grubengelände 28 F)
- 18 Besitzer (9 Einw.) zwischen 10 und 19 F 255 F (10,58%)
- 18 Besitzer (7 Einw.) zwischen 1 und 9 F 80 F ( 03,32%)
Zusammen 2410 F = 99,90 %
Insgesamt zählte man 62 Grundbesitzer, darunter nur 31 Einwohner.
Im selben Jahr 1824 sind 53 von 72 Einwohnern personalsteuer-
pflichtig.
Für die Mobiliarsteuer wird der Mietwert des bewohnten Hauses
berücksichtigt. S RC
- der Direktor des Bergwerks Deprez im Königlichen Haus wird
veranschlagt mit 32F(8%)
- 4 Einwohner werden mit einem Mietwert
von 20 bis 28 F veranschlagt. 95 F (25%)
- 10 Einwohner von 10 bis 16 F : 132 F (35%)
- 13 Einwohner von 5 bis 9 F: 92 F (24%)
- 13 Einwohner von 2 bis 4 F: 40 F (10%)
Zusammen 41 Steuerpflichtige für einen Gesamtmietwert von 381 F
(102%).
22
Die Anzahl der Türen und Fenster wird für die Steuer mit 221
angegeben.
- die Direktorwohnung, das ehemalige «Königliche Haus»,
bei weitem mit der höchsten Zahl : 21
- Peter Joseph Nijssen (Schmied auf «Hazard»): 10
- 22 Einwohner mit 4 bis 7: 101
- 42 Einwohner mit 1 bis 3: 89
Das ergibt 66 Einwohner mit zusammen 221 Türen und Fenstern.
Diese Steuer ist jeweils vom Hausbewohner, Eigentümer oder Mieter,
zu entrichten.
Die erste «Nachweisung der patentsteuerpflichtigen Einwohner»
stammt aus dem Jahre 1835. >
Zu der Klasse 7 zählen 3 Wirte, die jeweils 3,25 F zu entrichten haben.
Zu der Klasse 6 gehört ein kleiner Handelsmann, mit 4,20 F
veranschlagt.
In die Klasse 5 fallen zwei Bäcker, der eine bezahlt 7,35 F und der
andere 9,45 F. Der Unterschied rührt vom hinzu gerechneten Mietzins
her.
Insgesamt 6 Steuerpflichtige, die zusammen 30,45 F bezahlen, darin
einbegriffen sind 5% «Beischlag» zur «Primitivsteuer».
4- Die Erneuerung des Urkatasters für Neutral Moresnet
Die Entwicklung am Bergwerk und dessen Modernisierung durch die
1837 gegründete Aktiengesellschaft «Vieille Montagne» sowie der Bau
einer Zinkhütte auf dem Gelände desselben verursachen im
grenzstreitigen Gebiet eine bedeutende Einwanderung, zuerst von
Arbeitern, dann auch von Gewerbetreibenden. Die Bevölkerungs-
steigerung lässt sich durch einige Zahlen verdeutlichen
1816 1840 1844 1850 1852 1855 1858 1859
Einwohner 248 512 761 1000 1406 2328 2801
Häuser SSNLOO 200 334
Innerhalb von ca. 40 Jahren hat sich die Einwohnerzahl verzehnfacht.
Damit verbunden sind natürlich bedeutende Besitzstandsänderungen
durch Anlegen neuer Straßen auf dem Plateau östlich des Tagebaus und
durch den von der «Vieille Montagne» begünstigten Bau von Häusern.
Die Umschreibungen der Güter nimmt Bügermeister Arnold de (bzw.
von) Lasaulx, französischer «maire» seit 1802, der de facto Bürgermeister
28
des neutralen Teiles geblieben ist, auf losen Blättern des französischen
Katasters vor, heißt es. Als er im Februar 1859 im hohen Alter von 85
Jahren abdankt, weil er sich nicht mehr im Stande fühlt, die Geschäfte
weiter zu führen, müssen die Kgl. Verwaltungskommissare erstmalig
einen Bürgermeister in Neutral-Moresnet ernennen: Es ist der seit dem
26. August 1854 amtierende Beigeordnete, Bergwerksingenieur Adol-
phe van Scherpenzeel-Thim, der seit dem 1. September 1846 die «Agence
de Moresnet» der «Vieille Montagne» leitet. Der am 21. Februar 1859
ernannte Bürgermeister Thim, wie er meistens genannt wird, hat also die
Entwicklung selbst miterleben können. Leider muss er bald danach am
30. Mai 1859 abdanken, weil er Neutral-Moresnet aus beruflichen
Gründen verlassen muss. Er übernimmt die Leitung der neuen Bergwerke
der «Vieille Montagne» in Mülheim-Oberhausen an der Ruhr.
Bürgermeister Thim hat wohl noch Zeit, eine Revision des Katasters
anzuregen.
Mit der Aufstellung der Urkatasterpläne und der Mutterrolle wird die
preußische Katasterverwaltung beauftragt, die diese Arbeit schon um
1830 für Preußisch-Moresnet durchgeführt hat. In Belgisch-Moresnet
ist das Urkataster um 1834 aufgestellt worden.
Die Arbeit wird so zügig vorangetrieben, dass das neue Kataster im
Januar 1861 für die Erhebung der Grundsteuer des Jahres 1861 dienen
kann. Dabei wird die frühere Steuer auf Türen und Fenster (als
Gebäudesteuer) mit der Grundsteuer zusammengelegt. Wer diese
Zusammenlegung beschlossen hat und auf welcher gesetzlichen
Grundlage dies geschehen ist, sei dahingestellt.
Die neue Grundsteuer für Neutral Moresnet wird wie folgt ab 1861
berechnet:
Prinzipal: 844,00 F
43 Zuschlags-Prozente : 362,92 F
Summa : 1206,92 F
5% Hebegebühren des Empfängers : 60,35 F
5% des Prinzipals für die Gemeinde : 40,20 F
Wovon Hebegebühren 2.:1.1E
Tür- und Fenstersteuer 130,00 F
10 Zuschlagsprozente 13,00 F
5% Hebegebühren des Empfängers LI5E
Gesamtbetrag 1461,73 F
24
Zum Vergleich die Gesamtzahlen des Vorjahres 1860:
Grundsteuer : 131L58F
Steuer auf Türen und Fenster: 5S0,15F
Insgesamt 1461,73 F
Aus dem Vergleich ist ersichtlich, dass der Gesamtertrag unverändert
geblieben ist, entsprechend dem Prinzip, im grenzstreitigen Gebiet die
Steuern auf dem Satz von 1816 zu belassen. Natürlich finden
Anpassungen für die einzelnen Steuerpflichtigen statt: das ist ja der Sinn
der Katasterrevision gewesen.
5- Analyse der «Erhebungs-Rolle der Grund- und Gebäudesteuer für
die Jahre 1861 bis 1865 incl.» ü
Die preußische Steuerbehörde benutzt ihre eigenen Formulare mit
einigen Anpassungen: die vorgedruckten Angaben «Regierungsbezirk
Aachen. Kreis ... Bürgermeisterei ...» sind gestrichen worden. Es bleibt
«Gemeinde», dann (handgeschrieben) «Neutral-Moresnet» und «Steuer-
Empfangs-Bezirk Eupen». Die Anzahl der Steuerpflichtigen wird mit
238 (+1) angegeben. Der besteuerbare Wert oder Rein-Ertrag beträgt
8204,80 F. Hiernach beträgt also der Besteuerungssatz pro Franc
0,1781554 F. Richtig wird die einzige gesetzliche Währung des Neutralen
Gebietes benutzt: der französische Franc, der übrigens vor 1914 dem
belgischen Franken im Rahmen der «Union latine» gleichgestellt war.
In der vergleichenden Tabelle der Jahre 1861 bis 1865 merkt man,
dass für das Jahr 1861 zuerst nur die echte französische Grundsteuer in
Höhe von 1311,58 F berücksichtigt wurde.
Nachträglich wurde dann die «Thür- und Fenstersteuer» beigefügt und
die Beträge aller Steuerpflichtigen im Proporz abgeändert. Ob dies eine
gesetzliche Grundlage hatte, ist zu bezweifeln. Die französische Steuer
auf Türen und Fenster konnte ja nur Gebäude betreffen und keinesfalls
nicht bebaute Grundstücke.
Am Ende der alphabetischen Aufstellung der Steuerpflichtigen sind
die vorgedruckten Formulare zur Erhebung der Steuern wie folgt
ausgefüllt:
Für das Jahr 1861 revidirt und abgeschlossen auf den Betrag von
1461 Francs 13 Cents
Der Steuerrath, (Unterschrift)*
25
*Nach Einsicht und Prüfung der Erhebungs-Rolle für das Jahr 1861
setzen wir deren Betrag auf die vorstehend ausgebrachte Summe von
1461 Francs 73 Cent. geschrieben : eintausenvierhundert einundsechzig
Franc dreiundsiebenzig Cent. hiermit fest und weisen den Steuer-
Empfänger an, dieselbe spätestens fünf Tage vor dem Ablaufe eines jeden
Monats mit einem Vierundzwanzigstel an die Königliche Kasse
abzuführen und ein Vierundzwanzigstel an das Belgische Zollamt zu Hery-
la Chapelle (Henri-Chapelle).
Alle in gegenwärtiger Hebe-Rolle für das Jahr 1861 bezeichneten
Steuerpflichtigen werden angewiesen, die ihnen zur Last gesetzten
Grundsteuer-Quoten in den bestimmten Terminen unter Strafe durch die
gesetzlichen Zwangsmittel dazu angehalten zu werden, an den Steuer-
Empfänger abzutragen.
Aachen, den 21ten Januar 1861.
Königl. Preuss. Regierung,
Abtheilung für die Verwaltung der Steuern, Domainen und Forsten.
(Unterschrift)*
*Unterzeichneter Landrath bescheinigt hierdurch, die Erhebungs-Rolle
für das Jahr 1861 heute dem Bürgermeister von Moresnet übersandt zu
haben, um diese gesetzmässig verkünden zu lassen.
Eupen, den 25ten Januar 1861.
Der Königl. Landrath,
(gez.) v. Harenne*
*Unterzeichneter Bürgermeister von Moresnet Neutral bescheinigt
hierdurch, dass die Erhebungs-Rolle für das Jahr 1861 am 26ten Jan.
bis 6/2 1861 in der Gemeinde verkündigt (offen gelegt) worden ist (gez.)
J. Kohl*
*Unterzeichneter Steuer-Empfänger von Eupen bescheinigt hierdurch,
die Erhebungs-Rolle für das Jahr 1861 am 9ten Febr. 1861 von dem
Herrn Bürgermeister empfangen zu haben, um diese in Vollziehung zu
setzen. (gez.) Kremer
Statt die alphabetische Reihenfolge der Steuerpflichtigen zu
veröffentlichen, scheint es mir sinnvoller, eine nach der Höhe der
«Reinerträge von Liegenschaften und Gebäuden» sortierte Aufstellung
zu publizieren. Die Nummern sind diejenigen der alphabetischen
Aufstellung. Zum Vergleich füge ich noch, insofern möglich, folgende
Zahlen bei : den «Kapitalwerth der Grundsteuer» für die letzte Erhebung
26
vor der Katasterrevision mit Angabe der Berufe; die Nummer der
Grundstücke auf der Urkatasterkarte nach Angaben einer Karte der «pro-
priet&s indemnis&es» (von der Vieille Montagne wegen der Zinkhütte zu
entschädigende Grundeigentümer) vom 12.11.1862; die Hausnummer
nach der Bevölkerungsliste von 1856.
Die erste Kolonne gibt die Reinerträge 1861, die zweite die Erträge
des Jahres 1860, die dritte die Katasternummer 1860 (Karte 1862) und
die vierte die Hausnummer.
PM steht für Preußisch-, BM für Belgisch Moresnet.
Reinerträge Erhebung Kataster-Nr Hausnumer
1861 1860 1860 1856
Karte 1862 7
I. Reinertrag über 500 F
- 065 Gesamtgem. Moresnet 922,40 871
-067 Gesellsch. Vieille Montagne 666,35 066
nicht steuerbar (66.70)
IL. Reinertrag von 200 F bis 499,99 F (2: 459,49 F)
- 218 Thielen Joh. Ant. Wwe (geb.Hermans)
241,42 110 Ackerer IV 26 301
- 189 Schillings Wilh. Jos. 218,07 49 Ackerer VILSO Nr.162
II. Reinertrag von 100 F bis 199,99 F (11: 1446,04 F)
- 076 Hauten, van Josef 159,92 18 IVS50+53/56 Nr.39
Unternehmer
-018 Bree Gerhard, Bildchen PM 150,35 90 VI 190
- 082 Hermens Nikolaus 142,57 32Ackerer VII66 Nr. 160
-211 Steffens Peter 142,33 40 Ackerer V16 Nr. 220
- 186 Scharis Edmund 140,55 60 Ackerer VII54 Nr. 161
- 126 Leclerc Nicolaus 130,58 34 Ackerer 1129,10? Nr. 224
- 066 Gemeinde Neutral-Moresnet 122,94
nicht steuerbar (4,33)
- 122 Laschet Joh. Math. 122,77 22Ackerer VI2-3 42?
- 131 L’hoiste-Lonhienne Lüttich 120,98 47
- 045 Domänenfiskus
(preußisch), nicht steuerb. (112,79)
-191 Schins Joh. Wwe 112,64 VII 8, 28, 45 168
-132 Maas Joh. Hub. Aachen 100,41 53 IV52/54 178-179
27
IV Reinertrag von 50 F bis 99, 99 F (19: 1415,00 F)
- 184 Sagehomme Victor, Wwe 94,70 28 Handelsfrau VI 271-272 97/100
VI 20/24 28
- 104 Kofferschläger Friedrich, BM 91,64 VI 160/165 82
-081 Hermens Arnold Eupen 91,36 23 IV 60
-001 Ahn Gebrüder 88,24 50 Ackerer VII 73-74
-221 Thimister Theodor 86,84 35 Bäcker VII 50/52 167
-202 Schönauen Franz 83,46 30 Ackerer V91 021
- 190 Schins Jacob 82,00
- 183 Rumpen Leonard, PM 80,26 VIL116
- 044 Dohm Peter Jos. 78,71 V1269 096
-233 Walraf Peter 771,26 36 Ackerer V13 223
-211 Steffens Peter Geschwister 72,61 22 Ackerer V3/5 218
- 166 Prevöt Wilhelm Dison 67,27 VI94 55a
- 113 Küpper Jacob 66,70 04 Steiger
- 119 Lamarche Adonis 62,71 VI 176-177 085
-236 Wirtz Joh. Heinr. 62,31 10 Ackerer
-210 Spork Peter 57,33 16 Schenkwirth V 41/47 003 b
- 157 Pelzer Heinrich Wwe, BM 56,90 VI7
- 219 Thimister Johann 50,68 04
Ackerer u. Schenkwirth
V Reinertrag von 40 F bis 49, 99 F(13: 597,18 F)
-200 Schmitz Wilhelm WbBM 49,92 1112-13 hs
- 167 Prosch Johann Robert, 48,61 08 Apotheker VI 153-154 078
- 038 Dederen Ludwig 48,56 05 Schenkwirth V 69-70 014
- 146 Niessen Nicolaus 48,34 1161/65 ?
(Neu Teckenbusch)
- 009 Bleisner Karl, Arzt 48,18 VI 178
- 111 KupperGerhard Wwe,‚PM 47,68 12 V175
- 060 Franssen Peter Lambert, 46,92 02 Lehrer V 48/50 004
- 165 Prevöt Franz,Soumagne 48,40 14 Rentner V13940 035
- 092 Huppermann Joh. Math. 45,38 06 Taglöhner VII 149/152 128/130
-226 Timmermann Wilhelm 43,09 19 Pensionierter V 137,143 195
- 085 Hinkers Peter Henri-Chapelle 42,08 01 VI 115
- 225 Timmermann Sebast. Wwe 41,72 20 V24-25, 154-153 199
Aubel
- 033 Cloth Leonard 40,30 06 Aufseher V 174
28
VI Reinertrag von 30 F bis 39,99 F (19: 664, 84 F)
- 062 Frantzen Joseph 39.81 03 Bäcker VII 101/113 155
- 177 Reul Heinrich 38,85 O1 Schmelzer VII 162, 124
VI 87-88 029?
- 011 Bosch Lambert BM 38,80
- 032 Cloth Johann Laurenz 38,78 10? IV 181/183 242
- 110 Kriescher Simon, BM 38,60 11
- 197 Schmitz Joh. Mich. BM 38,17 25 Küster
- 127 Lecolle Johann BM 37,68 VI 14/19 027
- 168 Radermacher Joh. Heinr. 35,79 02 Handelsmann VII 136/141 132/137
- 089 Hotechamps Felix Wtwe 35,35 03 Schenkwirthin VI 167/171 083
- 154 Paul Hubert 34,53 06 Steiger 1130/39 230 .
- 010 Bonni Peter BM 34,35
- 102 Klynens Joh. Jos. BM 33,70 42
-233 Wermeister Joh. Jos. 32,30 14 Schreiner VII53/58 165-166
- 185 Schäfer Michael 31,98 VI112,115 009
- 118 Lacroix Laurenz 31,97 02 Maurer V 66-67 013
- 013 Burguignon Ferd.,‚BM 31,46 VI 104 057
- 037 Dechene Stephan 31,25 02 Schreiner V65 012
- 108 Kraus Philipp PM 31,03 VI 141-142 070
- 106 Kötgen Johann Joseph 30,44 05 VI 88/93 071 a/c
ohne Gewerbe
VII Reinertrag von 20 F bis 29,99 F (30 : 716,50 F)
- 071 Hackens Anton 29,90 05 Schmelzer VII 132/134 068
- 030 Clebanck Franz 29,11 VI 144-147 125/127
- 121 Laschet Eugen 28,22
-224 Timmermann Lambert 28,11 10 Taglöhner VII83/87 139-140
- 006 Beauregard,de Agnes BM 28,02 14 IV, 30
- 083 Heuschen Peter 27,83 18 (Anna Elis. ohne) VII 132
- 046 Döme Johann Laur, 27,50 02 Aufseher VII 101-102 152
- 072 Hansen Joh. Stephan 26,24 01 VI 259/263 095
Henri-Chapelle .
- 025 Carabin Bartholomäus 24,56 02 Pensioniert VI 172/175 084
- 124 Laschet Wilhelm Joseph 24,42 02 Taglöhner V 50/52 005
-237 Xhonneux Heinrich, PM 24,19 04 V1286/292 104-105
-012 Bosch Paul BM 23,98 00
- 223 Timmermann Joseph 23,20 03 Handelsmann VI 12-13 026
- 084 Hilligsmann Heinrich 23,10
29
-239 Zinzen Nicolaus 22,89 0 VL 118-119 061
Schmied u.Putzheler
- 004 Baltus Gerhard 22,63 VI 025
- 159 Peters Jacob, Hergenrath 22,41 VI 113-114 008
- 007 Beauregard de, Heinr. Gouder 22,34
- Schreul Joh. Jos. 21,98 02 Schuster V 166-167 211-212
- Frins Franz 21,84 05 Handelsmann VI 130-131 067
- 055 Francois Math. Jos. 21,83 V1274 101
- 136 Mauroy Victor 21,76 02 Aufseher VI 128-129 066
- 054 Francois Johann Joseph 21,71 06 Schenkwirth
- 169 Radermacher Caspar 21,88
- 149 Niessen Peter Joseph 21,54 01 Hufschmied V 40 002
- 005 Beaumont Joh. Lambert 21,46 03 Musikus VI 101-102 056
- 090 Hotechamps Victor 21,30 03 Aufseher VII 89/91 146-147
- 069 Gobelet Peter Joseph 21,24
- 213 Steinbrecher Gerhard 20,88 02 Schreiner V 84,88 020b
- 193 Schmitz Gerhard 20.63 O1 Taglöhner V 30 001
VIII Reinertrag von 15 bis 19,999 F (16: 275,66 F)
- 114 Küpper Johann Joseph 19,98 06 Steiger IIL50/53 254/256
- 222 Thiry No& Joseph 19,42 VI 124-125 064
-057 Francois Wilhelm senior 19,12 06 Schenkwirth VII 46/48 176?
- 198 Schmitz Nicolaus 19,08 01 Schenkwirth
- 103 Kocks Leonard 18,03 O1 Taglöhner VI43 036
- 235 Wermeister Mathias Wb 17,83 VI 20-21 175
- 194 Schmitz Heinrich Hergenrath 17,81 V 56-57 007
- 112 Küpper Hubert 17.10 03 Schmied
- 058 Frank Franz Joseph 16,85 O1 Nachtwächter VIL33/35 172/173
- 174 Radermacher Theodor, Lontzen 16,83 IV 73/76 183/185
- 036 Dahlen Nicolaus (Erben) 16,16 V 126/129 206/207
-098 Klein Mathias 16,07
- 050 Emonts Wilhelm Joseph 15,55 VqI
- 056 Francois Wilhelm jun. (cf 100) 15,51 001 Bergmann VI238/240 144-145
-027 Chantrin Andreas 15,17
- 080 Hennen Heinrich Wb 15,15
IX Reinertrag von 10 F bis 14,99 F (43: 508, 66 F)
- 091 Hoven Heinrich 14,57 02 Taglöhner
- 180 Rodberg Joseph 14,47 VL148 076
30
- 192 Schins Michael 14,45 VI14/116 0024-25
- 077 Hautregard Christian 14,29 VI 143 132
- 040 Delhaes Mathias 14,18 01 Zincqueur VII 74/78 051
- 047 Döme Peter Joseph 13,91 18 Bäcker u.Wirth V 151,152 198
- 029 Chantrin Theodor 13,84 02 Bäcker
- 156 Paul Jacob (Erben) 13,41
- 049 Emonts Peter 13,38 04 Schmelzer VII 122 112
- 176 Resimont, de Alphons BM 13,06 12 IV 58
- 093 Huppertz Arnold 273 V1 278-279 103
- 181 Rompen Peter Joseph 12,58 VIL81-82 158
- 141 Mostert Jacob 12,48
- 201 Schönartz Joh. Jacob 12,43 02 V 140-141 194
Taglöhner u. Wirth
- 145 Niessen Ludwig 12,39 VIL 36-37 174
- 028 Chantrin Johann 12,37 02 Schenkwirth VI79 040
- 227 Touwaide Toussaint 12,34 02 Schenkwirth VI 110-111 060
- 068 Gielen Mathias 12,34 IV 69-71 187-188
- 100 Kleusener Heinrich 12,29 VI 63-64 046
-229 Vandengracht Jacob 11,94 02 Handelsmann V 107/109 021k
- 073 Harenne, v. (Armand) Eupen 11,92 02 Landrat
- 070 Gobet Mathias (Gobin) 11,92 O1 Schenkwirth VI41 035d
- 203 Schössler Franz 11,88 02 Schmelzer VI 120-121 062
-215 Stephan Conrad 11,82 01 Musikus VII 107 153
- 187 Schauf Johann 11,82 VIL 108 154
- 017 Brauers Joh. Wilh. IE72 V 125,127 205
- 116 Küpper Mathias PM 11,70 10
-238 Zinzen Franz Jospeh 11,69 O1 Schreiner VI 107 058
- 041 Demonthy Wilhelm 11,48 01 Schmelzer V 177/179 241
- 138 Meisters Christian Wb 11,18 V 156-157 203
-208 Schumacher Adam 11,16 a
-205 Schrynmecker Barth. 11,14 02 Bäcker VI240 088
- 014 Boyens Geschwister 11,12 01 VI 139-140 070
Handelsmann (Cornel) VI 32 32
- 034 Colin Joseph 11,10 02 Taglöhner VI 82/84 053
- 023 Bücken Sebastian 11,09 V167-68 044
- 064 Gehlen Wilh. Jos. 10,19 V 110-111 022
- 035 Dahlen Johann Joseph 10,51 O1 Taglöhner
- 160 Peusgen Peter Joseph 10,42
- 139 Mengelbier Peter 10,36 O1 Taglöhner VII 129-130 114
31
- 147 Niessen Nicolaus 10,35
(vom Teckenbusch)
- 144 Niessen Johann Peter 10,03 0 VM3 170
Schreiner u. Wirth
- 170 Radermacher Leonard PM 10,01 01
X Reinertrag von 5 F bis 9,99 F (63: 487,17 F)
- 197 Schmitz Johann Michael 9,89
- 129 Lemmens Johann 9,65 V 103/106 21?
- 099 Klein Peter 9,53 01 Bergmann
- 105 Kohl Bartholomäus 9,27 O1 Schreiner VII 71-78 156
- 117 Küpper Peter Joseph Wb 922
- 101 Klöcker Hubert 9,13 02 IV 63-64 182
Schmelzer u. Wirth
- 217 Thaeter Jacob 8,99 02 Taglöhner VII 3940 164
- 164 Poupier Leopold 8,93 02 Schmelzer V 94 021f
-207 Schrynmecker Joseph 8,92 01 Taglöhner V13 017
- 109 Käfer JohannJoseph 8,91 IV 66/68 189
-231 Vanwersch Nicolaus PM 8,89 02 Taglöhner VII4142 162
- 052 Ernst (Eupen) 8,84
- 134 Malmendier Heinrich 8,76 01 Taglöhner VI48 038
- 133 Maguet Winand 8,14 VII 94-95 149
-024 Burggraff Johann Joseph 8,73 (Bouchard?) VII12/14 180-181
- 195 Schmitz Jacob 8,71 01 Schmelzer
- 089 Hons Johann Joseph 8,66 01 Taglöhner V 186/188 244
- 177 Reul Heinrich(Eupen) 8,62 VII 162 124
- 161 PinetJoseph 8,61 V45 037
- 199 Schmitz Wilhelm Wb 8,48
- 015 Hausmann Wilhelm 8,46
- 079 Heeren Leonard 8,46 VII 25-26 029
- 182 Rompen Peter Wb 8,44 VII 81-82 158
- 059 Frank Lambert, ab 1863 Jongh 8,39 04 Taglöhner VI61-62 047
- 152 Palm Catharine 8,35 04 Taglöhnerin V 124-125 204
-228 Vandegar Christian 8,27 01 Schuster VII 79-80 157
- 150 Niessen Peter 8,20 01 Taglöhner VIL135 131
- 042 Denoel Anton Joseph 8,15 (Förs) VI179-180 079
- 148 Niessen Nicolaus Joseph 8,13 01 Bergmann V 101-102 021
- 022 Bücken Jacob Hubert 8,12 V167-68 044
- 026 Chamberlant Hub. Jos. 8,09 02 Schmied VI35-31 034
32
-232 Vicks Aachen 8,09 VI 59-60 048
- 137 Meessen Caspar 8,07 02 Maschinist VII 92-91? 147?
- 153 Pauli Egidius 8.04 V1257-258 093
- 151 Orban Simon Joseph 7,98 VI 33-34 033
- 094 Janssen Hubert 7,67 VI44 037
- 158 Pepinster Martin Wb Montzen 7,38
- 179 Rocks Johann Leonard 7,26 04 Ackerer
- 135 Massar Joseph GE
- 053 Faucroie (Lüttich) 7,20
-216 Terwagne Anton BM Montzen 7,11 08
- 095 Jeholet Anton 6,98 01 Maschinist V 74,85 015
- 140 Mostert Gerhard 6,98 01 Schreiner VII118 138 ”
- 125 Laschet Wilhelm Joseph 6,95 VI7113 050
- 003 Ann Peter 6,72 VII 160-161 118
-230 Vanwersch Nicolaus PM 6,71
- 086 Hochgürtel Mathias 6,42 02 Schreiner VI 149-150 077
- 128 Lemmens Heinrich 6,29 04 Taglöhner VII 158 116
- 002 Ahn Johann Ludwig 6,28
- 031 Cloth Jacob 6,27 V 184-185 243
- 163 Pomm6€ Nikolaus (Lontzen) 6,25 VIL159 117
- 123 Laschet Leonard 6,24
- 206 Schrynmecker Gerhard 6,23 O1 Taglöhner V74 016
- 109 Kreus Johann 6,12 01 Taglöhner VI 63-64 046
- 048 Emonts Fabritius 6,02 O1 Taglöhner VII 126-127 113
- 020 Breuers Nicolaus 5,83 V 125-126? 205
- 074 Hartkob Ludwig 5,81 VI 69-70 045
- 101 Kötgen Joh. Michael Wb ST
- 162 Pomme Jacob 5,65 VII 154-155 115
- 061, Frantzen Bartholomäus 5,56 (Gemmenich)
- 051 Ernst Geschwister (Joh. Jos.) 5,55 01 Schreiner
- 173 Radermacher Pet. Jos. 5,55 01 Maurer
- 130 Lenders (Aubel) 5,25
- 015 Boyens Jacob 5,18 VI32 032
XI Reinertrag unter 5 F (20: 45,51 F)
- 143 Niessen Johann 4,71 VII 105? 152
- 016 Brandt Leonard 4,04
- 115 Küpper Mathias Jos. 3,69
- 087 Hoenen Lambert 353
33
- 008 Belly Johann 351 VII 165-166 119
- 021 Breuers Pet. Palmatius 3,34 03 ohne Gewerbe V 198-199? 216
-019 Breuers Lambert 3,15 V 197-198 215
- 078 Hautregard Laurenz Wb 3,03 VIL 142-143 132
- 172 Radermacher Nicolaus 2,92
- 039 Dejale Johann Joseph 2,91
- 142 Müller Heinrich (Erben) 2,65 V10 227
-214 Steinbrecher Gerhard u. Consorten 2,42
- 209 Soiron Theodor EN
- 120 Laschet Andreas 1,00
- 188 Scheff Leonard 0,75
-097 Kessel Anton BM 0,72
- 175 Reinerken Wilhelm 0,55 V95
- 155 Paul Hubert + Leclerc Nicolaus 0,38
- 043 Denoel Anton Joseph
u. Consorten 0,34 (Förs)
- 220 Thimister Mathias BM 0,16
Nicht steuerbar sind folgende Liegenschaften:
(045) Domänenfiskus (preußisch) für den Kgl. Preusforst: 112,79 F.
(067) Gesellschaft «Vieille Montagne» (teils): 66,70 F.
(066) Gemeinde Neutral-Moresnet (teils) 4,33 F
Insgesamt 183,82 F
Dass die gemeinschaftliche staatliche Behörde ihr eigenes Gut, den
Königlichen Preusforst, nicht besteuert, ist selbstverständlich. Der
verhältnismäßig sehr kleine Teil der Liegenschaften der Gemeinde,
welcher nicht der staatlichen Grundsteuer unterstellt ist, könnten die von
der Gemeinde erworbenen Grundstücke zum Kirchenbau, Flur V, Nr 223/
230, sein. Der kleine Teil der Liegenschaften der «Vieille Montagne»,
der nicht steuerbar ist, könnte aus den Gebäuden der Kapelle (Flur VII,
Nr 172) und der Schule, «Ecole Saint Louis», des jetzigen
Gemeindehauses, Flur VII, Nr. 102, bestehen.
Verteilung der Steuerpflichtigen nach Wohnorten:
Neutral Moresnet 190 (79,50 %)
Belgisch Moresnet vr Preußisch Moresnet 9
Neutral-Moresnet 216
Henri-Chapelle 2 Eupen 4 (90,38%)
Aubel 2 Hergenrath 2
34
Soumagne 2 Lontzen 2
Lüttich 2 Aachen 2
Gemmenich 1 Förs (?) 2
Montzen 1 Dison 1
BELGIEN 28 PREUSSEN 21
(11,7%) (8,8%)
Verteilung der Anzahl Steuerpflichtigen nach Höhe der Reinerträge
Anzahl Auswärtige Reinerträge
I- über 500 F: 02 (0,83%) 1588,75 F (19,36%)
IL- von 200 F bis 499,99 F 02 (0,83%) 459,49 F (5,60%)
III - von 100 F bis 199,99 F 11 (4,58%) 3 1446,04 F (17,62%) -
IV - von 50 F bis 99,99 F 19 (7,95%) 7 1415,00F (17,25%)
V - von 40 F bis 49,99 F 13 (5,42%) 5 597,18 F (7,28%)
VI - von 30 F bis 39,99 F 19 (7,92%) 8 864,84 F (8,10%)
VII - von 20 F bis 29,99 F 30 (12,50%) 5 716,50 F (8,73%)
VII- von 15F bis 19,99 F 18 (6,67%) 2 275,66 F (3,38%)
IX- von 10F bis 14,99 F 43 (17,99%) 4 508,66F (6,20%)
X-von 5Fbis 9,99 F 63 (26,25%) 12 487,17 F (5,94%)
XI - unter 5 F 20 (8,33%) 3 45,51 F (0,55%)
Zusammen 238 (99,65%) 49 8204,80 F (99,44 %)
Nicht steuerbar +1
Merkwürdig ist festzustellen, dass es außer der «Vieille Montagne»
keinen auswärtigen Großbesitzer in Neutral-Moresnet gibt. Der andere
Großbesitzer ist der Gemeindeverband der alten limburgischen Bank
Montzen mit seinem seit 1618 gemeinschaftlichen Preuswald. Es folgen
Landwirte und der Unternehmer van Hauten mit jeweils einem Reinertrag
über 100 F.
In der Periode 1861/1865 finden nur drei Umschreibungen statt:
059 Frank Lambert (8,39 F) erscheint ab 1863 nicht mehr, dafür aber
der Bäcker Jongh Johann Joseph, (240) mit dem gleichen Betrag..
Klynens Johann Joseph aus Belgisch Moresnet (102) mit 33,70 F
erscheint nicht mehr ab 1862, und ist ersetzt durch 102 de RE&simont
Wilhelm Anton Joseph aus Belgisch Moresnet (33,70 F).
130 Lenders aus Aubel (5,25 F) erscheint nicht mehr ab 1863 und ist
einbegriffen worden in 14 (Geschwister Boyens), deren Reinertrag von
11,12 F auf 16,37 F erhöht wird.
35
Ein interessanter Vergleich kann noch gemacht werden mit der «ma-
trice sommaire» aus dem Jahre 1824 und der letzten auf dem
französischen Kataster beruhenden Mutterrolle von 1860:
1824 1860 1861
Kapitalwert bzw. Reinertrag 2410 F 2278F 8204,80 F
Anzahl Türen und Fenster 221 623 nicht mehr
angegeben
Grundsteuer (1829) 1315:92-F 131158 Fei 1311:58:E
Steuer auf Türen u. Fenster 150,15 F 150,15F 150,15F
Zusammen 1466,07 F 1461,73F 1461,73 F
Steuersatz auf Grundsteuer 58,34% 57,58% 17,816 %
Pro Tür bzw. Fenster 0,694 F 0,241 F in obiger
enthalten
Wenn auch der Reinertrag durch die Katasterrevision um 5926,80 F
im Vergleiche zum Vorjahre erhöht bzw. auf 360% gebracht worden ist,
so ist dagegen der Steuersatz auf 30,94% des alten heruntergesetzt
worden, weil ja der Gesamtbetrag der Steuern seit 1816 «festgefroren»
Ist.
Dieser verhältnismäßig geringe Steuersatz mag vielleicht auch ein
Anreiz vor allem für Gewerbetreibende gewesen sein, sich in dem
grenzstreitigen Gebiet niederzulassen. Wohlgemerkt, dass dies nur die
Staatssteuern betrifft.
Bald wird sich die Lage aber ändern. Durch die Zunahme der Bevöl-
kerung steigen auch deren Bedürfnisse, die durch neue Einrichtungen
befriedigt werden müssen: Schule 1850, eigene Gemeindeverwaltung
1854, Pfarrerrichtung 1858, Kirchenbau 1862-1865. Diese neuen
Einrichtungen fallen der Gemeinde Neutral-Moresnet finanziell zur Last,
wenn die Gesellschaft der «Vieille Montagne» auch zur Errichtung
derselben finanziell beigetragen hat und später noch Gemeinde, Schule
und Pfarre weiter subsidiert. Von den beiden Fürsten bzw. ihrer jeweiligen
Regierung kam nur ein Zuschuss anlässlich des Kirchenbaues. Die
Gemeinde musste also zur Selbsthilfe greifen.
6- Einführung einer Gemeinde-Einkommensteuer
Beigeordneter Bürgermeister van Scherpenzeel-Thim beantragt am
7. Juni 1858 die Einberufung des 1854 eingesetzten Gemeinderates zur
36
Festlegung neuer Gemeindesteuern und schlägt den Kgl. Kommissaren
den Steuersatz vor: Eine provisorische Aufstellung der geschätzten
Einkommen ergibt eine Steuerbasis von 478.800 F (gegenüber 8204,80 F
für die staatliche Grundsteuer, die 3832 F Steuer erbringen würde, d.h.
ca. 0,8%. Am 16. August 1858 erhofft sich Thim eine baldige
Genehmigung der Kgl. Kommissare, um die Gemeindeeinkommensteuer
ab Januar 1859 erheben zu dürfen.
Am 16. September 1859 erst beschließt der Gemeinderat die
Gemeindeeinkommensteuer einzuführen und verabschiedet das
«Regulativ» zur Erhebung derselben. Die beiden Kgl. Kommissare
bestätigen diese Regelung am 3. Oktober. Verschiedene Einwohner und
auswärtige Grundeigentümer opponieren gegen diese «Neuerung», '
darunter Apotheker Prosch, Bergwerksdirektor Bilharz, Buchhalter
Lonhienne vor allem wegen der Höhe des geschätzten Einkommens. Der
Belgisch-Moresneter Bürgermeister Jean Michel Schmetz protestiert
gegen die Besteuerung der auswärtigen Grundeigentümer am 28. März
1860, nachdem die Steuerheberolle bekannt geworden ist. Die Opposi-
tion verschiedener gutbegüterten Einwohner, die sich weigern, die neue
Steuer zu bezahlen, da sie deren Gesetzlichkeit in Frage stellen, dauert
an. Franz Schönauen lässt durch Gerichtsvollzieher Sagehomme am 15.
Mai 1863 eine Einspruchsschrift gegen den Pfändungsverkauf einreichen,
den Steuerexekutor Radermacher ihm mitgeteilt hat. Er reicht auch eine
Klage gegen die Gemeinde beim Gericht erster Instanz in Verviers ein.
In Neutral-Moresnet sind ja die belgischen und die preußischen Gerichte
zuständig. Ein langjähriger Prozess entsteht, der bis zum Brüsseler
Kassationshof getragen wird. Das endgültige Urteil vom 17. März 1865
erkennt die Gesetzlichkeit der gemeinsamen Gesetzesverordnung der
beiden Fürsten an. Bei diesem Prozess haben bekannte Juristen
Gelegenheit, den besonderen Status des grenzstreitigen Gebietes zu
erläutern, so Generalanwalt Beckers vor dem Lütticher Appellationshof
und Erster Generalanwalt Faider vor dem Brüsseler Kassationshof, Es
muss festgehalten werden, dass nur die beiden mitregierenden Fürsten
befugt sind, die bestehende französische Gesetzgebung abzuändern bzw.
zu vervollständigen. Die Gemeindeeinkommensteuer ist in diesem Sinne
durch Kgl. Erlass des Königs der Belgier, Leopolds I., vom 7. Juni 1862
und durch Kabinettsorder des Königs von Preußen vom 28. Juli 1862
endgültig bestätigt worden.
ok
37
Die vorstehende Katastererhebung gibt uns nicht nur interessante
Einblicke in die Einkommensverhältnisse der Kelmiser Haushalte um
1860, sondern auch in die Sozialstruktur des schnell anwachsenden
Dorfes. Die bei der Vieille Montagne Beschäftigten werden nur dann
aufgeführt, wenn sie in einer besonderen Position dort tätig sind, als
Schmelzer, Aufseher, Steiger...
Daneben bietet die Liste das Bild eines gesunden Mittelstandes mit
Landwirten, Bäckern, Wirten, Schreinern, Schuhmachern, Maurern und
Schmieden. Dieses Bild wird vervollständigt durch einen Apotheker,
einen Lehrer und zwei Musiker. Eigenartigerweise fehlen die Fuhrleute,
die doch in einem Ort dieser Größenordnung schon recht zahlreich
gewesen sein müssen.
38
Kockeledaak
von Jakob Langohr
Sess Jübbe haue ver heem, janz stoote Deere,
die jonge der janze Daach e-jen Honderkau spazeere.
Et schönste Beld, wenn se an-et kockele
än dobej erop än eraaf an-et zockele.
Wie ech se bekäek, moss ech dra denke,
of Jübbe och at ens e Dröppke drenke.
Ech hau e-ne Plan, woll dämm reskeere
än bej die Jübbe ens utprobeere.
Dong oot Bruet du en e Kömpke, f
ech wor du waal jee janz brav Jönke.
Ut die Flaisch, wue Papa ömmer drut dronk,
op dat Bruet jeschott do en dä Komp.
De Jübbe haue Spass, dat koss me sihe,
kosse neet jenoch van dä Knuschel krijje.
Die Flaisch va Papa flott derater,
die völlde ech op met e Portiünche Water.
Die Huchzitt va Kanaa, die vool mech ä,
wie dat damols met dä Wiin jewässt.
Bände. «Herrjöötche, help e örrem Kenk op Äede.
lott Pikske, dat witschke Water wäede,
wie dat du e Kanaa jewässt.
Ech sett dech och en jruete Käez.»
De Jübbe-, et soch ut als danzde se Lambada
än et hool sech eng an de ander a.
Die saate neet mih Kockeledaak,
dat huet sech a wie Schokelat,
als wüere se sech kapot an-et laache,
wat die vor Tönchere an-et maake!
Met ee Ow käeke die mä mihe
än dat wor löstech a-te sihe.
Mamma jeroope, komm ens sier,
met de Jübbe es jät passiet,
Mamma wässelde de Färve
än saat: «Noa motte os Jübbe sterve.»
Pap saat: «Has de et Voor och nojekäeke,
hant die jät Verdorvenes vräete?
39
Es der Stuetvorel e-jen Luet,
of hat der Wessel erä jeluet?»
E-ne Nober saat: «Ech jlööf jewess,
die Deere hant de Honderpest .
Kickt ens wie die Jübbe oome,
lott mä ens der Viehdokter koome.»
Die Jübbe kosse sech neet mihe krijje,
magde der Kockeleboks an blääve lijje.
Loore do, necks mihe jesaat,
noch neet mihe ens Kockeledaak.,
Ech woss äl waal, wue et dra jeläje
wenn ech et jesaat, höj ech Schmagge krääje.
Et wor e Rätsel, jenge koss et verstue,
op eemool kosse de Jübbe werrem jue.
Än wie sech alles werrem jelaat,
hosch et: «Döön hat de Hetz jepackt.»
De Jübbe sönt mech neet mihe vrönd ,
wenn ech koom, die no-ne Eck erä jönt.
Än der Bleck va Mamm dörchborde mech
än se saat: «Wor dat werr jet va dech?»
Mä ech hool stand de schärpste Blecke,
ech koss at ömmer wie e Schöppke kicke.
Et Betste es, dat koss me sihe,
neet vööl kalle, ömmer schwijje.
Mänche Minsch es at ens jät vool,
mä os Jübbe, die wore harelevool!!
40
Die Familienaufzeichnungen des
Peter Arnold Heyendal
von Alfred Bertha
Vorbemerkung
Auf Leben und Wirken eines der bekanntesten Äbte der Abtei Rolduc,
des aus Astenet stammenden Nikolaus Heyendal, ist schon vielfach
eingegangen worden‘. Unter den Archivalien der ehemaligen Abtei befand
sich auch ein Register, das sich speziell auf das Leben und die Schriften
dieses Abtes bezieht. Eines der Aktenstücke dieses Registers besteht aus
genealogischen Aufzeichnungen des Peter Arnold Heyendal, eines Neffen
besagten Abtes?. Diese in niederländischer Sprache verfassten
Familiennotizen wurden erstmals 1904 durch Professor W. Goossens in
"De Maasgouw", Nr. 26, S. 62-64 und 67-70 veröffentlicht.
Die Familie Heyendal stellte im 17. und 18. Jahrhundert eine Reihe
von Persönlichkeiten, die im Dienste der Bank Walhorn oder des
Herzogtums Limburg hohe Ämter bekleideten. Früheste Erwähnung des
Namens findet sich m. W. im Feuerstellenverzeichnis der Ortschaft
Homburg aus dem Jahre 1445, wo Reynaert van Heyendael genannt wird.
Die Familie benannte sich nach der Flur gleichen Namens, die heute
unter der Form "Hindel" bekannt ist.
Außerdem bringt es die große Verzweigung dieser Familie mit sich,
dass sich immer wieder Berührungspunkte mit anderen namhaften
Familien dieses Landstrichs ergeben. Die Aufzeichnungen des Peter Ar-
nold Heyendal sind es also gewiss wert, erneut einem größeren Leserkreis
zugänglich gemacht zu werden. Kursiv eingefügte Angaben sind als
Lücken im Text des Peter Arnold Heyendal stehen geblieben und von
uns hinzugefügt worden... Auch die Zwischentitel finden sich nicht im
Manuskript des Peter Arnold Heyendal, der seine Aufzeichnungen mit
"In Nomine Domini" (Im Namen des Herrn) beginnt und dann fortfährt:
"Da ich aus Erfahrung weiß, wie angenehm es für die Nachkommmen
ist zu wissen, was vor ihrer Zeit und besonders zu Zeiten ihrer Vorfahren
geschehen ist, habe ich hier all das kurz aufgezeichnet, was zu meiner
Zeit in unserer Familie vorgefallen ist, auch all das, was ich aus der
41
Erinnerung, durch Aufzeichnungen und sonstwie von meinen Vorfahren
erfahren konnte. Diese Aufzeichnungen wurden begonnen durch mich,
Peter Arnold Heyendal, am 7. Juni 1715.
Ich bin geboren in Astenet am 6. Februar 1687 im Stockhaus
Mützhagen, gemeinhin Mützhof genannt®, getauft wurde ich in Walhorn,
am 7. Februar durch den Ehrwürdigen Herrn Pastor Wilhelm Caproens.
Paten waren Arnold Roemer Leonardts, ein reicher Kaufmann aus Eupen,
und Jan Smits, Schöffe der Bank Walhorn und Einnehmer in Kettenis.
Meine Patin war "Ma Tante" Christina Franck, Statthalterin von
Burtscheid.
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Das Stockhaus Mützhof in Astenet, Geburtshaus des Peter Arnold Heyendal,
weist im Ostgiebel noch den ursprünglichen Zustand (ca. 1660) auf.
Die Eltern
Mein noch lebender Vater ist Johann Heyendal, ältester Richter der
Zollkammer der Provinz Limburg. Während mehr als 30 Jahren war er
ununterbrochen mit der Verwaltung der Einnahmen der herzoglichen
Domänen im Herzogtum Limburg und nach dem Tode des Herrn de
Lindicq auch mit der Verwaltung der Einnahmen der Länder von
Valkenburg, Dalhem und Herzogenrath betraut. Er war Einnehmer der
42
Bank Walhorn, Kommissar dieser Bank beim Dritten Stand‘, Einnehmer
von Astenet und während 7 bis 8 Jahren Verwalter und Einnehmer von
Hergenrath, wozu er durch Urteil des Obersten Limburger Gerichtshofes
vom... 1705 bestellt wurde.
Meine auch noch lebende Mutter ist Gudula Meessen”, Tochter des
Peter Meessen, zu seinen Lebzeiten Meier von Eynatten und Hauset und
Schöffe der Bank Walhorn etc.
Meine Eltern haben geheiratet am 25. Februar 1683.
Die Großeltern väterlicherseits
Mein Großvater väterlicherseits war (Heinrich) Heyendal, zu Lebzeiten -
Greffier (Schreiber) des geistlichen und adligen Standes, Einnehmer von
Walhorn und gewählter Kommissar der Bank. Er ist sehr jung gestorben,
war er doch erst etwa 31 Jahre alt. Er ruhe in Frieden. Das genaue Datum
seines Todes war der 27.6.1662°.
Meine Großmutter väterlicherseits war Margaretha Franck, gestorben
am 4. August 1709’. Sie ruhe in Frieden.
In zweiter Ehe hatte sie den Herrn Willem Looslever, Notar und "Pro-
cureur" des Gerichts von Walhorn, geheiratet. Durch diese Ehe hat sie
den noch sehr jungen Kindern aus der ersten Ehe viele Nachteile und
viel Unglück beschert, so dass diese das Vaterhaus verlassen und ihr
Glück dort suchen mussten, wo sie konnten®. Willem Looslever war dem
Trunk ergeben.
Aus dieser Ehe ist Hendrick Looslever hervorgegangen, der bei meinen
Eltern wohnte und Maria Moresnet, die Tochter des Hermann Moresnet,
Schöffen der Hochbank Walhorn, geheiratet hat. Sie wohnen auf
Langmüs, das wir ihnen überlassen haben, und sind von Gott gesegnet
mit einem Haufen ("eenen hoop") von 7 oder 8 Kindern.
Die Großeltern mütterlicherseits
Mein Großvater mütterlicherseits war, wie hiervor gesagt, der Meier
Peter Meessen aus Hauset. Er ist gestorben am 15.3.1679°.
Meine Großmutter mütterlicherseits war Maria Lamberti. Sie ist
gestorben am 31.3.1705 im Alter von 92 Jahren!®.
43
Die Urgroßeltern
Mein Urgroßvater väterlicherseits, d. h. der Vater meines Großvaters,
war Nikolaus Heyendal, zu seinen Lebzeiten Schultheiße der Hochbank
Walhorn. Ist gestorben am 5. 10.1653''.
Meine Urgroßmutter väterlicherseits, d. h. die Mutter meiner
Großmutter, war die Wohledle Frau Engelberta von Crümmel von Merols.
Sie ist gestorben am ...
Mein Urgroßvater mütterlicherseits, d. h. der Vater meines Großvaters,
war Johann Meessen, Schöffe der Hochbank Walhorn und von Lontzen,
ist gestorben am ...
Meine Urgroßmutter mütterlicherseits, d. h. die Mutter meines
Großvaters, war Maria Beckers, ist gestorben am ...
Mein Urgroßvater väterlicherseits, d. h. der Vater meiner Großmutter
(Margaretha Franck) war Johann Franck, zu seinen Lebzeiten Kontolleur
des Galmeibergs Sr. Majestät, Schöffe der Hochbank Walhorn, Schöffe
und Gerichtsschreiber von Montzen, Schöffe und Gerichtsschreiber von
Gemmenich, Schöffe von Moresnet, Schöffe und Gerichtsschreiber der
Lathöfe von Eynenburg und Alensberg, Notar, vereidigter Landmesser
etc. Ist gestorben den .... 1680 und war geboren im Oktober 1597’.
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Grabplatte des Johann Franck an der nördlichen Außenmauer der Pfarrkirche
von Moresnet
44
Dessen erste Ehefrau, d. h. meine Urgroßmutter mütterlicherseits, war
Margaretha Reul, die Tochter von Daniel Reul aus Montzen; daher kommt
das burgähnliche Großhaus von Montzen neben der Kirche, das durch
Teilung an meine Großmutter Margaretha Franck gefallen war, die es aber
getauscht hat gegen andere uns heute in Montzen gehörende Güter !*.
Über diese Margaretha Reul kommt auch unsere Verwandtschaft ("cou-
sinage") mit den Reul in Herve und in Eupen, nämlich mit den Söhnen
des Advokaten Reul in Herve und den Herren Lizenziaten Reul in Eupen,
Söhne des Einnehmers Reul allda, der verheiratet war mit (N) Clebanck.
Die Familien Franck, Raermecker, Janssen de Stock
Der genannte Jan/Johann Franck hat genaue Aufzeichnungen
angefertigt über seine Familie und Genealogie, und sein Beispiel hat
mich ganz besonders angeregt, dieses niederzuschreiben.
Aus den Notizen des Herrn Franck ist zu ersehen, dass sein Vater Lam-
bert Franck war, Erster Kontrolleur des Galmeibergs Seiner Majestät,
eine Anstellung, die er zuerst durch Urkunde des Rechnungshofes vom
18. Mai 1605 erhielt und die danach durch den Finanzrat am 9. Mai 1611
bestätigt wurde.
Dieser Lambert Franck ist gestorben am 13. Oktober 1623, morgens
gegen 3 Uhr.
Die Mutter des Jan/Johann Franck war die Tochter des Steven
Raermecker vom "Hof" in Kelmis, der ein Enkel des Lijns (= Laurenz)
"in den hoff tot Kelmis" war.
Deren Mutter hieß Berb (= Barbara), sie hatte noch zwei Schwestern,
"naekinderen" des Lijns von Kelmis.
Die eine war verheiratet gewesen mit Leonard Wolff auf Kosenberg
und die andere mit Claes Kniphorn in Moresnet.
Erstere hatte eine Tochter Jenne, die Ehefrau des Kerst Heyendal. Claes
Kniphorn hatte drei Töchter: die Erste, Anna, verheiratet mit Reynart
Brandt, die Zweite mit Claes Jans auf Berck und die Dritte, Maycke,
verheiratet mit Derich Sluiper.
Die vorher genannte Mutter des Jan Franck hatte einen leiblichen
Bruder genannt Jan Raermecker und wohnhaft im Hof zu Kelmis. Dieser
hatte vier Kinder, nämlich Steven, Jan, Hendrick und Gertruidt
Raermecker. Daher kommt ohne Zweifel unsere Verwandtschaft mit dem
Meier von Gemmenich und Moresnet, der auf Alensberg wohnt.
45
Lambert Franck, der Vater des genannten Jan (Johann) Franck, war
der Sohn des Jan Franck aus Moresnet, der zu seinen Lebzeiten Schöffe
von Montzen und Direktor des Galmeibergs gewesen war.
Jan Franck, der Großvater meines Urgroßvaters, ist zweimal verheiratet
gewesen.
Aus der ersten Ehe mit Maria Heisterboom von Lanzenberg hatte er
fünf Kinder: Peter, Lambert, Jan, Gertrud und Anna.
Aus der zweiten Ehe mit der Tochter des Lijns Wijshooft hatte er
ebenfalls fünf Kinder, nämlich:
Laurenz Franck (daher die Verwandtschaft mit den Brocard, von denen
der eine Lektor bei den Frauenbrüdern und der andere Regularkanoniker
in Klosterrath ist), Maria und Margaretha Franck; dazu noch die jung
verstorbenen Fiecken (= Sophie) und Bärbchen.
Die Eltern des genannten Jan Franck, meines Urgroßvaters, haben
geheiratet am 1. August 1593 und hatten sieben Kinder, und zwar den
vorgenannten Johann, dann noch einen Sohn genannt Steven (= Stefan),
der jung an den Pocken gestorben ist, und fünf Töchter, nämlich:
Bärb, verheiratet mit Franz Weers (verstorben),
Maria, verheiratet mit Claes Hermans,
Christine, verheiratet mit Jan Nijssen vom Jongenbosch,
Anna, verheiratet mit Gerard Van de Gaar und
Sophie, verheiratet mit Jan Mattij aus Gülpen/ Homburg; daher unsere
Verwandtschaft mit Herrn Rouschauw, Propst von Limburg.
Mein vorgenannter Urgroßvater Johann Franck war dreimal verheiratet;
erst mit Margaretha Reul, der Tochter des Daniel Reul aus Montzen.
Aus dieser Ehe ist hervorgegangen Anna Catharina Franck, die
verheiratet war mit dem Herrn Lambert Janssen(s) de Stock, Lizentiat
der Rechte und Rechtsanwalt beim Rat von Brabant, Bailly (= Drossard)
von Montzen und Kontrolleur des Galmeibergs Seiner Majestät.
Dieser Lambert Janssen(s) de Stock ist gestorben Anno 1692, aber
seine genannte Ehefrau ist erst im Jahre 1713 gestorben, im Alter von
ungefähr... Jahren, nachdem sie mehr als 20 Jahre durch einen
Schlaganfall in Montzen zu Bett gelegen hatte, ohne ein einziges Mal
aufstehen zu können. Darüber hinaus war sie taub!*.
Sie hat zwei Töchter hinterlassen: die eine, mit Namen Maria
Janssen(s), war in erster Ehe verheiratet mit Herrn Thomas de Chaineux,
Kontrolleur des Galmeibergs Sr. Majestät; sie hatte einen Sohn, genannt
Johann Lambert de Chaineux, zur Zeit Student der Theologie, und eine
46
Tochter, genannt Margaretha de Chaineux, zur Zeit im Pensionat bei den
Pönitenten in Dalhem.
In zweiter Ehe war dieselbe Maria Janssen(s) verheiratet mit Herrn
Nicolas Schillincx, Drossard von Montzen'®, mit dem sie auch drei Söhne
hat, die noch sehr klein sind; ...ist an den Kinderpocken Anno ... gestorben.
Die andere Tochter des Herrn Janssen(s) de Stock, genannt ... durch
einen Buckel entstellt, ist unverheiratet geblieben und wohnt gegenwärtig
noch in dem Haus in Montzen.
Aus der genannten Ehe von Johann Franck sind auch noch
hervorgegangen Lambert Franck'® und meine Großmutter Margaretha
Franck.
Lambert Franck war ein sehr gelehrter Mann; er war in erster Ehe’
verheiratet mit ..., woraus hervorgegangen sind ...
Und in zweiter Ehe mit .... Daraus sind hervorgegangen ...
Die zweite Ehefrau meines Urgroßvaters Johann Franck war Maria
Bisschops, Tochter des Jan Bisschops, Schöffen des Hochgerichts von
Limburg, und der Ursula Kouvens. Sie hatten geheiratet am 6. Februar
1641.
Anmerkung: Seine erste Ehefrau, Margaretha Reul, hatte er geheiratet
am 24. Oktober 1628, im Alter von 31 Jahren.
Diese Margaretha Reul ist gestorben an der Pest, in Aachen, auf dem
Craeborn, am 7. November 1625. Sie wurde beerdigt in der St.
Jakobskirche, hinter dem Glockenturm. Auf ihrem Grab liegt ein
Grabstein, über dessen "verleeninghe" (= Verleihung, Rechtstitel) der
Akt in dem Buch des genannten Johann Franck zu finden ist.
(Anm.: Das Sterbejahr 1625 steht im Widerspruch zum Jahr der
Eheschließung, 1628).
Aus der zweiten Ehe mit Maria Bisschops ist laut Franck nur eine
Tochter hervorgegangen, genannt Christina Franck.
Diese hat in erster Ehe Herrn Simon ä Campo, Statthalter und
Forstmeister von Burtscheid, geheiratet und hatte mit ihm eine Tochter,
Anna Catharina ä Campo, die noch unverheiratet ist. In zweiter Ehe war
sie verheiratet mit Herrn N. de Battice. Daraus sind keine Kinder
hervorgegangen.
Und sie war ein drittes Mal verheiratet mit Herrn Nicolas Brandt, noch
lebendem Schöffen von Montzen, der in erster Ehe mit (N) Hendricx
verheiratet gewesen war und mit dieser einen einzigen Sohn, ebenfalls
Nicolas Brandt genannt, gehabt hatte. Gegenwärtig ist dieser Greffier
der vereinigten Montzener Lehnshöfe und Verwalter (admodiateur) des
47
Herrn Vicomte (Freiherrn) von Trazegnies: Er ist noch unverheiratet.
Aus der dritten Ehe der Christina Franck sind ebenfalls keine Kinder
hervorgegangen.
Christina Franck ist dieses Jahr, im Alter von ungefähr 76 Jahren
gestorben.
Zurück zu den Heyendal
Mein anderer Urgroßvater väterlicherseits, nämlich Nikolaus
Heyendal, der, wie schon gesagt, mit der wohledlen Dame Engelberta
von Crümmel, der Tochter des wohledlen Herrn Hermann von Crümmel
von Merols und der Frau (N.)'’ von Hagen, verheiratet war, ist gestorben
am 5.10.1653’,
Von dieser Verbindung mit den Crümmel kommt unsere
Verwandtschaft mit den Junkern.
Sein Vater (der Vater des Nikolaus Heyendal) stammte vom "Bennelt"
in Moresnet, einem burgähnlichen Haus, das gegenwärtig dem Advokaten
Hodiamont gehört.
Aus seiner ersten Ehe mit der Frau Engelberta von Crümmel hatte
Nikolaus Heyendal den vorgenannten Sohn Hendrick/Heinrich, meinen
Großvater, und noch eine Tochter mit Namen Catharina, die mit einem
gewissen Gerard Radermecker verheiratet war und ein Kind hatte. Sie
ist sehr jung verstorben.
Dieser Gerard Raedermecker ist danach eine Ehe eingegangen mit...;
daraus ist hervorgegangen... Raedermecker von Alensberg, Meier von
Gemmenich und Moresnet etc.
Der genannte Nikolaus Heyendal ist in zweiter Ehe verheiratet gewesen
mit einer gewissen Helena Graefs; er hatte eine "Naerdochter" genannt
Angela Heyendal, die verheiratet war mit Anton Keersten'”. Daraus ist
Hr. Nikolaus Keersten hervor gegangen, Wachtmeister im Dienste Seiner
Kurfürstlichen Hoheit, des Herzogs von Neuburg“. Ist augenblicklich
Aufseher in Klosterrath.
Dieselbe Angela ist hiernach verheiratet gewesen mit Herrn Timmer-
mans; daher stammt Peter Timmermans in Belven.
Mein Großvater, Heinrich Heyendal hat drei Kinder hinterlassen, und
zwar Johann, meinen Vater, Nikolaus Heyendal und Anna Maria
Heyendal.
Der genannte Nikolaus Heyendal ist gegenwärtig Prälat (= Abt) der
48
Abtei Klosterrath (= Rolduc), nachdem er zuvor Pastor in Eupen, wo er
viele Verfolgungen erdulden mußte, dann Lektor der Theologie und Prior
der genannten Abtei gewesen war.
Anna Catharina Heyendal war verheiratet mit Herrn Johann Hagen,
Schultheißen der Bank Walhorn und Einnehmer dieser Ortschaft ("Quar-
tier"). Sie hatten sieben Kinder, die alle noch leben, und zwar:
Ida Hagen, verheiratet mit Herrn Derich Römer, Kaufmann zu Eupen
und zur Zeit Bürgermeister allda;
Heinrich Hagen, gegenwärtig Schultheiße der Bank Walhorn und
Einnehmer dieses Quartiers;
Cornelius Hagen, der zur Zeit beim Pfarrer von Kettenis ist und dort
die Funktion eines "Unter-Pastors" (Kaplans) ausübt; ?
Anna Catharina Hagen, jetzt Maria Josepha genannt, Klosterfrau bei
den Klarissen?! in Aachen;
Maria Clara Hagen, jetzt Maria Gabriela Victoria genannt, ist
Klosterschwester bei den Cölestinen” in der Stadt Düsseldorf;
Nikolaus Hagen, noch in Walhorn, um seiner Mutter im Haus zu helfen;
Johannes Hagen, studiert Philosophie in Aachen;
Franziskus Hagen, Student in der "Infima" (der ersten Klasse) in
derselben Stadt. (Anm.: Die "Infima” begann der Schüler meist mit 10
Jahren.)
Die Familien Meessen, Lamberts und Reul
Meine Mutter, Gudula Meessen, hatte vier Brüder und zwei
Schwestern, und zwar:
Johannes Meessen, der Regular-Kanoniker der Abtei Rolduc und Pastor
von Hersele war; er ist gestorben im Jahre 1714, im Alter von etwa 75
Jahren, nachdem er lange das älteste Ordensmitglied der genannten Abtei
gewesen war.
Maria Clara Meessen. Sie war Klosterfrau und mehr als 30 Jahre "de-
pensi&re" (= Ökonomin) bei den Pönitenten? in Aachen; sie ist gestorben
etwa sieben Monate nach ihrem Bruder Johannes, dessen
Zwillingsschwester sie war; drei Monate zuvor hatte sie ihr goldenes
Ordensjubiläum gefeiert;
Johann Stephan Meessen, war Kanoniker an St. Adalbert in Aachen
und Leiter der Königlichen Kapelle in der großen Kirche in derselben
Stadt; er war lange Zeit in Rom und ist unmittelbar nach seiner Rückkehr
von dort in Aachen gestorben;
Winand Meessen, noch lebend und unverheiratet, war Statthalter und
50
Daher kommt unsere Blutsverwandtschaft ("Maegschappe") mit
weiland dem hochedlen Wilhelm Beckers, Baron von Walhorn, Leibarzt,
Geheimer Rat und "camerarius" (= Kämmerer) Seiner Kaiserlichen
Majestät Leopold, Herr von Schönkirchen etc. Er hat einen Neffen
genannt Peter Beckers, gegenwärtig auch Baron von Walhorn, Herr von
Schönkirchen etc.?®,
Der vorgenannte Johann Meessen, mein Urgroßvater mütterlicherseits,
war der Sohn von Steffen Meessen, auch Schöffen der Hochbank
Walhorn, und der wohledlen Dame Anna Vande Sande.
Im großen und ganzen sieht es so aus, dass die Meessen vor 4-500
Jahren von ähnlicher ehrlicher Abkunft sind und von Zeit zu Zeit mit
den Edelleuten dieses Landes, wie den Crümmel, van der Rotzen etc.
Verbindungen eingegangen sind.
Meine Großmutter mütterlicherseits war die Tochter des Herrn Anton
Lamberti und der wohledlen Dame Catharina von Astenet, die die Tochter
des Winand von Astenet und der Gudula Welters war”.
Mein Urgroßvater Anton Lamberti war der Sohn von Peter Lamberti
und ... Außer meiner Großmutter hatte er noch einen Sohn mit Namen
Winand, der der 31. Abt und der erste Mitraträger von Klosterrath war.
In der genannten Abtei befindet sich sein Grabstein®®,
Meine Großmutter hatte daneben auch noch eine Schwester, die
Ehrwürdige Mutter (= Oberin) bei den Pönitenten gewesen ist und in
dieser Funktion der Gräfin von Goltstein gefolgt ist.
Dann noch eine andere Schwester mit Namen Gudula, die mit weiland
dem Herrn Gerard Quoitbach, Drossard der Hochbank von Walhorn?,
Herrn von Eupen, verheiratet gewesen ist.
(Bemerkung: Dieser Quoitbach hatte begonnen mit dem Bau, will
sagen: mit dem Neubau des Stockhauses von Mützhagen, wozu er etwas
Geld bei seinem Schwager, dem genannten Prälaten Lamberti, geliehen
hatte. So ist es gekommen, dass dieses Gut in die Hände der Abtei von
Klosterrath geraten ist, auf dem Wege von "immissie" wie ich meine;
danach aber ist es wieder meinem Vater überlassen worden, wie aus der
darüber bestehenden Urkunde ersichtlich ist)”.
Meine vorgenannte Großmutter hatte darüber hinaus noch eine
Schwester mit Namen Clara Lamberti, die unverheiratet geblieben und
bei ihrem Bruder, dem Abt, gestorben ist.
Meine genannte Urgroßmutter, Catharina von Astenet, Tochter des
Junkers Winand von Astenet, hatte noch vier Schwestern, nämlich:
51
eine Halbschwester, deren Vater Nikolaus Peltzer war; dieser war in
erster Ehe mit Gudula Welter verheiratet: Diese Halbschwester mit Namen
Barbara Peltzer war verheiratet mit Herrn Reinardt Reul, Schöffen und
Gerichtsschreiber der Hochbank Walhorn?'; dieser Ehe entstammt ein
Sohn mit Namen Hubert Reul, der ebenfalls Schreiber der Hochbank
Walhorn war und sich, nach seiner Ehe mit einer Dame aus Brüssel, die
"carosse" hielt, in den Adelsstand hat erheben lassen. Dieser hatte einen
jung verstorbenen Sohn und zwei Töchter, von denen die eine Ordensfrau
oder Kanonissin (Stiftsdame) in St. Leonard in Aachen geworden ist und
die andere Don Ambrosio de Quintana Riva, Kommissar der Truppen
("volkeren") Sr. Majestät, geheiratet hat.
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Zahlenstein mit der Jahreszahl 1626 und den Initialen R(einardt) R(eul) (auf
„Reulenhaus“ in Astenet)
Dies ist der Ursprung unserer Verwandtschaft mit den Reul aus Astenet
und diese Verwandtschaft führte dazu, dass mein Vater (Johann Heyendal)
namens meiner Mutter (Gudula Meessen) das zu Astenet gelegene Panhaus
erworben hat, in dem wir jetzt wohnen, nachdem der genannte de Quin-
tana Riva dasselbe einem gewissen Martin Aerts verkauft hatte ®.
52
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Chäteau Thor, eng verbunden mit dem Namen der Familie Heyendal
Die drei anderen Schwestern meiner Urgroßmutter Catharina von
Astenet waren wie folgt verheiratet:
die eine mit (N) van de Cruysen oder de la Croix, deren Kinder von
Evengroot genannt wurden; sie wurden auch als Edelleute angesehen,
sind aber danach "in decadentie gecomen", (d. h. aus dem Adelsstand
abgestiegen oder verarmt). Ich habe noch in meiner Zeit den Schöffen
d’Evegroot aus Walhorn gekannt, der die Tochter des Hohen Drossards
von Herzogenrath geheiratet hatte: Dieser Schöffe hat jedoch drei Töchter
hinterlassen, die mit gewöhnlichen (gemeenen) und "schlechten",
ehrlichen Hofleuten verheiratet waren, so Louis Lamberts, Müller auf
der Preismühle, Domis (vermutlich Domes = Thomas) Rimus, Pächter,
und Lab&(e) (= Lambert) de Cool, Pächter.
Die zweite Schwester (der Catharina von Astenet) war verheiratet mit
Gillis Henn oder Hoen, einem sehr wohlhabenden Mann. Aus der Ehe
ist hervorgegangen Welter Hoen aus Baelen, der vier Kinder hatte, die
alle Geistliche geworden sind, und zwar
Der Erste, Regularkanoniker in der Abtei von Klosterrath, ist
augenblicklich Prior in Sinnich (bei Teuven);
der Zweite, Jesuitenpater, ist gegenwärtig Pater Prokurator in Aachen;
der Dritte, Franziskaner, der Andreas hieß, jetzt aber Pater Leopold
53
genannt wird, ist Lektor der Theologie und vielversprechend; man sagt,
es stecke ein Provinzial in ihm;
und eine Tochter, die Ordensfrau bei den Pönitenten in Aachen
geworden ist.
Der oben genannte Gillis Hoen hatte auch eine Tochter, Schwester
des genannten Welter, die Oberin ("R&verende Mere") bei den Pönitenten
in Aachen war.
Dann noch eine zweite Tochter, die Herrn Corman(n)s,
Steuereinnehmer der Bank Baelen, geheiratet hatte. Daraus sind hervor
gegangen:
Thomas Cormann, Schreiber der Mannkammer des Herzogtums
Limburg, verheiratet mit "mademoiselle" Daelen, der Tochter des Gref-
fiers von "Cappel" (Henri-Chapelle) und der (N.) de Coulons.
Dann noch eine Tochter, die mit Herrn Thimus, Kaufmann zu Eupen,
verheiratet ist;
desgl. eine Tochter die mit (N.) Delhaes verheiratet ist und in Gulcken
(= Go€) wohnt;
desgl. noch eine Tochter, die mit Herrn Frederick Hissel, meinem
Amtsbruder, wohnhaft in der Sossey (Fossey ?) verheiratet ist.
Der genannte Gillis Hoen hat auch eine Schwester oder Tochter gehabt,
die verheiratet war mit Thonis (= Anton) Priem aus Astenet; daher
kommen die Bewohner des Bornhofs in Astenet, nämlich die Frau des
Jan Bloemen, Jennicken Priem, die verheiratet gewesen ist mit Steffen
Burger und jetzt verheiratet ist mit N. Haemel in Kettenis, und Anneken
Priem, verheiratet mit einem Becker aus Münster (= Kornelimünster)
und jetzt in Aachen wohnhaft.
Die dritte Schwester meiner oben genannten Urgroßmutter Catharina
von Astenet ist verheiratet gewesen mit Herrn Leonard de Visschere,
Herrn von Eupen und Schöffen der Hochbank Walhorn, einem sehr
bemittelten und angesehenen Mann, dessen Nachkommen jedoch, die
de Visschers von Neudorf, "in decadentie" gekommen sind. Das Haus
Knoppenburg, alias auf der Heide, das gegenwärtig dem Herrn
"Gesubdelegeerden Intendanten" Lamberts gehört, kommt von den de
Visschers.
54
Anmerkungen:
1) Verweisen wir vor allem auf Charles de Clercq, ROLDUC — Son abbaye - Ses
religieux - Son seminaire (1661-1860)
Centre International de Rolduc, Kerkarde 1975.
2) Der Autor dieser Familiennotizen war geboren am 6.2.1687 als zweiter Sohn der
Eheleute Johann Heyendal und Gudula Meessen. Wie sein älterer Bruder Heinrich
und die jüngeren Brüder Franz-Joseph und Johann Stefan, studierte auch er
Rechtswissenschaften in Löwen, wo er "Fiscus und Dekan" der Universität wurde
und 1709 seine Studien abschloss. Bei der Gelegenheit verfassten seine Limburger
Commilitonen ein (lateinisches) Lobgedicht auf Peter Arnold, in dem es u. a. heißt
(in freier Übersetzung):
"Wenn du das Geschlecht der Heyendal kennst, wird das Staunen dir vergehen: du
wirst sehen, dass es nichts Neues und nichts Wunderliches ist.
So ist der Vater, so die ganze Familie, so der Onkel
(Anm.: Gemeint ist der Abt Nikolaus Heyendal):
Monster an Talenten. Man könnte sagen, sie seien mit dem Sturmhelm zur Welt
gekommen; alles lernen sie mit Erfolg.
Stark ist des Vaters Rat, richtig seine Ratschläge;
ein großer Schatz an Wissen jeder Art ist in ihm.
Man könnte meinen, so viele Orakel zu hören ...
Was ist mit dem Onkel? Welch ein Licht für Rolduc!
Ob es ihn hört, wie er die Mysterien des Glaubens lehrt,
oder ob es durch die Bemühungen des Priors verschönert wird:
Im einen wie im anderen hält man ihn für hervorragend.
Er ist mächtig in Wort und Schrift. Die Bücher, die er
geschrieben hat und noch schreibt, diese Bücher werden diesen Namen nicht
untergehen lassen.
Doch sei es erlaubt, von einem so großen Prior zu sagen:
Er ist nicht größer in den heiligen Dingen,
als der unsrige (= Peter Arnold) hier in der Kunst des Rechts.
Und die Frömmigkeit ist in diesem jetzt blühenden Jüngling so,
dass man darin den Onkel und den Vater wiedererkennt.”
Peter Arnold Heyendal starb jung, am 29. November 1716, im Alter von 27 Jahren.
Er wurde in der Walhorner Pfarrkirche beigesetzt, wo eine Grabplatte mit dem
Heyendal-Wappen und folgender Inschrift an ihn erinnerte:
"Alhier ligt begraven den hooch gelerden heere Petrus Arnoldus Heyendal in sijn
leven gewesen fiscus ende decanus van der universiteyt loven, licentiaet in beyde
rechten, ende advocaet geadmitteert in den Souvereynen Raede van Brabant, oudt
wesende 27 jaren, denwelcken gestorven is den 29 9bris 1716 requiescat in pace."
Der frühe Tod ist vermutlich der Grund dafür, dass in den Familienaufzeichnungen
noch so viele Lücken geblieben sind.
3) Der Mützhof im Zentrum von Astenet, gegenüber der Johannis-Kapelle gelegen,
kam 1457 durch Erbteilung in den Besitz der Gertrud von Crümmel, Ehefrau des
55
Johann von Eys. Deren Tochter Katharina heiratete den Besitzer von Mützhagen
(am Weißen Haus), Wilhem van der Sand — daher der Name Mützhager Hof, der
durch Zusammenziehung zu Mützhof wurde —, dessen Enkeltochter Nikolaus Pelzer
aus Henri-Chapelle heiratete. Dieser ging eine zweite Ehe mit Gudula Welter(s) ein,
die nach dem Tode ihres Mannes Winand von Astenet heiratete. Über dessen Tochter
Catharina, Ehefrau des Anton Lamberts, kam der Mützhof an die Familie Lamberts
(Lamberti); die Tochter Gudula Lamberts heiratete 1644 den Drossard Gerard
Quoitbach, der u. a. von seinem Schwager, dem Abt von Rolduc, Geld lieh, aber in
Zahlungsschwierigkeiten kam. Die Hauptgläubigerin, die Wwe des Freiherrn Winand
von Eynatten, Herrn von Obsinnig und Homburg, die eine Forderung von 2000
Patacons hatte, erstand den Mützhof beim öffentlichen Verkauf i. J. 1672. Nachdem
der Abt von Rolduc, Pierre van der Stege, die genannte Summe zurückgezahlt hatte,
kam der Mützhof an die Abtei und wurde an die Familie Lamberti bzw. Heyendal-
Meessen zurück gegeben. Maria Lamberti, die Schwester des Abtes Winand Lamberti,
hatte Peter Meessen geheiratet. Über die aus dieser Ehe hervorgegangene Tochter
Gudula Meessen, verheiratet mit Johann Heyendal, kam der Mützhof an die Heyendal.
Der Mützhof bildete ursprünglich mit dem Panhaus, (dem heutigen Asteneter Hof),
das seinen Namen von Wilhelm von dem Panhaus erhalten hatte und nicht zu
verwechseln ist mit dem eigentlichen Brauhaus, dem Chäteau Thor) und dem
Stocklehen (Reulenhaus, Chäteau Thor) ein zusammenhängendes Gut, das 1457 durch
Erbteilung in drei Teile zerfiel.
4) Die limburgische Ständeversammlung setzte sich aus den Vertretern der Geistlichkeit,
des Adels und des sog. Dritten Standes, der freien Bürger, zusammen. Im 18. Jh.
tagte die Versammlung in Henri-Chapelle, im Hotel zur Krone/de la couronne.
Johann Heyendal, der die Bank Walhorn in der Ständeversammlung vertreten hatte,
starb am 13.5.1717 im Alter von 61 Jahren. Geboren war er am 8.4.1656.
5) Gudula Meessen starb am 2.4.1737 im Alter von 82 Jahren. Sie war geboren am
31.8.1655. Bei Umgestaltungsarbeiten in der Walhorner Pfarrkirche wurden 1978
einige alte Grabsteine wiederentdeckt, darunter auch der wappengeschmückte Stein
der Gudula Heyendal-Meessen mit der Inschrift:
"Alhier ligt begraven Joffre Gudula Meessen gewesene gemaelinne van den hre Johan
Heyendal in sijn leven gewesen oudtrichter van de Thollcaemere deses landts Lim-
bourg, greffier ende commissaris deser bancke van Walhorn, dewelcke gestorven is
den 2 april 1737 oudt wesende 82 jaeren requiescat in pace.”
Gudula Meessen hatte noch vier Brüder, von denen einer im Kloster Rolduc und der
andere Kanoniker am Adalbertstift in Aachen war. Auch von ihren zwei Schwestern
war eine im Kloster.
Von den Kindern der Eheleute Heyendal-Meessen heiratete der älteste Sohn, Heinrich,
Margaretha Goor. Der zweite Sohn, Peter Arnold, Autor unserer Aufzeichnungen,
starb unverheiratet. Der dritte Sohn, der 1693 geborene Franz Joseph, studierte Rechte
in Löwen und war dann Schöffe des Hochgerichts Limburg. Er hatte einen Grabstein
in der Kirche zu Walhorn mit der Inschrift:
"Alhier ligt begraeven den Heere Franciscus Josephus Heyendal in sijn leven
gewesene Licentiaet in beide rechten, ende schepen van't hoochgericht ende
56
Hertochdom Limborch, starff den 8 Augusti 1735 oudt wesende 42 jaeren. Requiescat
in pace.”
Auch der vierte Sohn, Johann Stefan ("Jan Steven") Heyendal, studierte
Rechtswissenschaften in Löwen, um dann in Walhorn als Drossard zu fungieren.
Auch er starb recht jung am 8.5.1740, im Alter von 40 Jahren. Das Sterberegister
sagt, man habe ihn unter dem Schiff des Gotteshauses, "im großen Chor, wie sie es
nennen”, beigesetzt.
Die Familie Heyendal-Meessen hatte auch eine Tochter, Maria Gudula.
Die Mutter der Gudula Meessen, Maria Lamberti, war eine Schwester des Abtes von
Rolduc, Winand Lamberti.
6) Wenn die Heyendal auch nicht zum Adel gehörten, so waren sie doch bemüht, wie
man sieht, standesgemäß zu heiraten. Die Moresneter Familie Franck war ihnen gewiss
ebenbürtig. sn
7) Das Sterbedatum ist aus den Kirchenbüchern zu ersehen. Pfarrer Vanden Daele
behauptete, Heinrich Heyendal und Margaretha Franck seien nicht in der Kirche von
Walhorn, sondern auf dem dortigen Friedhof beigesetzt worden.
8) Die Kinder aus der ersten Ehe der Margaretha Franck mit Heinrich Heyendal waren:
- Nikolaus Heyendal, 1658-1733, der spätere Abt von Rolduc,
- Anna Catharina Heyendal, verheiratet mit Johann Hagen,
- Johann Heyendal, der Vater des Peter Arnold Heyendal, verheiratet mit Gudula
Meessen.
9) Peter Meessen war geboren am 11.3.1621.
10) Maria Lamberti (oder Lamberts) war die Tochter des Anton Lamberti und der
Catharina von Astenet. Sie war geboren am 17.2.1613. Sie war, wie schon gesagt,
die Schwester des bekannten Abtes von Rolduc, Winand Lamberti.
11) Die Sterbebucheintragung sagt unter dem 5.10.1653: "Obiit Nicolaus Heyendal
Scholtetus, qui ceciderat ab arbore” (Es starb N. H., Schultheiße, der vom Baum
gefallen war). Am Vortag seines Todes, am 4.10.1653, bestimmte Nikolaus Heyendal
in seinem Testament, er wolle seinem Stande gemäß in der Kirche zu Walhorn im
Grab seiner Frau (Engelbertha von Crümmel) beigesetzt werden.
Engelbertha von Crümmel war 1640 an der Pest gestorben,
Der Vater des Nikolaus Heyendal, Michael Heyendal, dessen Namen nicht angegeben
wird, begründete die Linie der Heyendal im Walhorner Land, Er kam "vom Bennelt
unter Moresnet", d. h. vom dortigen Schloss Bempt.
Eine ältere Eintragung in den Sterberegistern erwähnt unter dem 10, Juni 1647 diesen
Michael Heyendal, der durch eine Gewehrkugel (globulo bombardae) zu Tod kam.
12) Die Grabplatte des Johann Franck, die auf eine Beisetzung innerhalb der Kirche von
Moresnet hinweist, ist an der nördlichen Außenmauer der Pfarrkirche von Moresnet
angebracht. Sie trägt die Inschrift:
"Hier ligt begraven den ee-
rentachtbaren Johan Franck
SU
in sijnen Leven Grontheer
TenEycken in de Gulp ende Wijer
Contrerolleur van Sijne
Mayts Calmynberch Sche-
pen der Hofban(cken)
van (Wal)horn Mon(tzen)
etc. obiit.10. Xbris 1690. RIP
IHS."
13) Handelt es sich um das Anwesen "Pütz"?
14) Lambert Janssen(s) de Stock war Drossard von Montzen von 1684-1692 und
Kontrolleur des Galmeibergwerks in Kelmis von 1680-1692. Er starb in Moresnet.
15) Nicolas Schillincx war geboren in Montzen i. J. 1699. Er war der letzte Drossard der
Hochbank Montzen; diese Funktion übte er von 1729 bis zu seinem Lebensende aus.
Er starb hochbetagt in Montzen 1794.
16) Der schon genannte Grabstein des Johann Franck trägt eine weitere Inschrift, die an
"den eehrsamen Lambert Franck, in seinen Leven gewesene Landtmeter der Banck
Monssen" erinnert. Dieser ist gestorben am 5. Mai 1724.
17) Wahrscheinlich Catharina von Hagen,
18) S. 11)
19) Auf dem Friedhof in Walhorn ist noch der Grabstein des Anthonius Kerst und der
Engel Heyendal (1679) erhalten.
20) Neuburg a. d. Donau, westlich von Ingolstadt, war seit 1505 Residenz der Kurfürsten
von Pfalz-Neuburg.
21) Die Klarissen hatten seit 1616 eine Niederlassung in der Kleinmarschierstraße, im
Jakobsspital.
22) Die Cölestinen wurden in Aachen "weiße Frauen” genannt; sie waren 1729, aus
Düsseldorf. kommend, in das ehemalige Weiß-frauenkloster in der Jakobsstraße (am
Wehrhaften Schmied) eingezogen.
23) Die Pönitenten (= Rekollektinnen) waren 1645 aus Dolhain-Limbourg nach Aachen
gekommen, wo sie seit 1645 ihre Niederlassung in einem Haus des Dechanten
Goldstein in der Adalbertstraße hatten.
24) Geboren war Christophorus Meessen am 31.10.1658. Er starb in Hauset am
21.10.1719.
25) Im Text: "Beati pauperes spiritu, quoniam ipsorum est regnum coelorum".
Diese Catharina Meessen war geboren am 9.5.1649 und starb am 24.1.1663.
58
26) Dr. Nikolaus Beckers, durch Kaiser Leopold I. mit dem Freiherrentitel "Baron von
Walhorn” geadelt, war geboren in Walhorn im Jahre 1630. Er starb in Wien am
14.3.1705 und wurde daselbst im Stephansdom beigesetzt. S. V. Gielen, Walhorn , 3.
Aufl. 1987, S. 224-227.
27) Winand von Astenet war der Sohn des Hens (Johann) Molener (Müller), der Hens
von Astenet genannt wurde und mit Clara van der Heyden verheiratet war.
28) Der Grabstein des Winand Lamberti im Kloster Rolduc bei Herzogenrath trägt den
Wahlspruch des Abtes und erinnert an die vielen Verdienste, die dieser sich um den
Erhalt der Abtei Rolduc erworben hat.
Winand Lamberti starb am 6. Mai 1664.
Der Vater des Abtes, Anton Lamberts oder Lamberti, starb am 10.2.1662.
29) Gerard Quoitbach war Drossard der Bank Walhorn von 1652 bis zu seinem Tode im |
Jahre 1668.
30) S. Anmerkung 3)
31) Auf dem "Reulenhaus" (Gut Hoen, Nierstraße 18) befindet sich noch ein aus der
ehemaligen Burg stammender Stein mit den Initialen RR (Reinardt Reul) und der
Jahreszahl 1626. Reinardt Reul war Schöffe der Bank Walhorn und starb am 23.9.1646
im Alter von 69 Jahren,
Er war es, der 1626 den von einem Wassergraben umgebenen Wohnturm der Herren
von Astenet umbauen ließ. Die Burg wurde danach "Reulenhaus" genannt. Sie soll
in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts eingestürzt sein. Der Name "Reulenhaus" ging
sodann auf das 1776 mit den Steinen der Burg erbaute Wohnhaus des Bauernhofes
über.
Reinardt Reul hatte eine Tochter, Catharina, die 1652 Johann von Beelen, Herrn von
Bertholf, heiratete, jedoch kinderlos starb, und einen Sohn, Hubert, geboren am
19.10.1614, der Isabeau Lallemand aus Brüssel heiratete und am 3.6.1660 durch
König Philipp IV. von Spanien in den Adelsstand erhoben wurde. Er starb in Aachen
am 19.4.1666. Der im Text erwähnte "jung verstorbene Sohn" war Johann Wilhelm
von Reul, geb. am 10. November 1661 und gestorben 1693.
32) Vgl. im Französischen "rouler carrosse” = sehr reich sein.
Die Familie seiner begüterten Ehefrau Isabeau Lallemand zählte unter ihren Vorfahren
den Schatzmeister Kaiser Karls V. und den Sekretär Margarethas von Österreich.
Hubert Reul selber, dessen Vorfahren sich in Kriegsdiensten der Landesherren
Verdienste erworben hatten, wird als treuer Lehnsmann im Dienste des Staates und
des Herzogtums Limburg bezeichnet. Dort wohne er auf seinem Schloss Astenet. (S.
Grondal, G., Walhorn - Notices historiques - S. 67).
33) Das Panhaus, die Brauerei, geht auf das 14. Jh. zurück. Es darf nicht verwechselt
werden mit dem Gut "Asteneter Hof”, das nach seinem früheren Besitzer Wilhelm
von dem Panhaus auch "Panhaus" genannt wurde,
59
Im 17. Jh. war das Brauhaus im Besitz der Familie Reul. 1698 kauften Johann
Heyendal und seine Ehefrau Gudula Meessen von ihrem Schwager Don Ambrosio
de Quintana Riva die zum Stocklehen gehörende Brauerei und 12 Morgen Land. Im
Jahre 1700 (Maueranker) erbauten sie (auf den Fundamenten des Brauhauses?) das
heute "Chäteau Thor” genannte Herrenhaus, das 1738 noch einige Erweiterungen
erfuhr.
60
Herbesthaler Impressionen
von Peter Emonts-pohl'
Das Dampfbähnlein hatte mich durch ein grün wogendes Waldgebiet
geschaukelt und schlängelte sich durch das Eupener Wiesenland auf Her-
besthal zu, wo ich in der Frühe des 10. Oktobers 1930 meine erste Lehrer-
stelle antreten sollte. Eigenartig befangen entstieg ich dem Abteil dritter
Klasse, und der große Bahnhof überfiel mich mit seinem Getöse. Die
zahlreichen Bahnsteige, die ein- und abfahrenden Züge, die Massen von
Menschen, die, ihrer Arbeitsstelle zustrebend, ein-, aus- und umstiegen,
die kofferschleppenden Reisenden, dies alles verwirrte mich .
frischgebackenen Lehrer, zwanzig, an meinem ersten Schultag.
Das also war das erste Bild des Dorfes, das in Zukunft meine
Wirkungsstätte im Dienste an der Jugend sein sollte. Begleitmusik: das
Fauchen und Läuten der leichten und schweren Lokomotiven,
quietschende Bremsen, das Trillern der Fahrdienstleiter, das Donnern
der großen internationalen D-Züge auf der Strecke Aachen-Paris.
Und dann die vielen Uniformen. Bahnbeamte mit blauen und roten
Mützen, Zöllner, ockerfarben, und Gendarmen in Dunkelblau und spär-
lich drohendem Rot. Alle Mützen noch in der Käppiform der Biedermeier-
zeit. Vor der Bahnhofseinfahrt dämmerten die weiten Hallen eines Loko-
motivschuppens, davor rundete sich eine riesige Drehscheibe. Lange Koh-
lenhalden begleiteten die Geleise, Futter für die allzeit hungrigen Dampf-
rosse. Putzkolonnen, mit Eimern und Lappen bewaffnet, reinigten Abteile
und Fensterscheiben abgestellter Züge. Prüfer klopften mit langgestielten
Hämmerchen die Bremsen ab, ob sie noch hell und gesund erklangen.
Hinter dem Bahnhofsgebäude tuteten am Ablaufberg die Hörner der
Rangierer, rollten krachend und sich wie ungeduldige Herdentiere
drängend und stoßend die Güterwagen in die sich fächernden Richtungs-
geleise.
Im Bahnhof kontrollierten gelbe Uniformen Gepäck, blaue Unifor-
men prüften Ausweise und Reisepapiere.
Der Grenzbahnhof lauerte wie eine riesige Spinne in einem Netz aus
Schienensträngen, Schwellen, Signalen, Drähten, Schuppen, Stellwerken,
'__ Der Autor dieses Beitrages ist den meisten Lesern unserer Zeitschrift gewiss bekannt.
Er war geboren in Raeren am 15.3.1910. Nach dem 2. W.K. und bis zu seiner
Pensionierung unterrichtete er in Iserlohn, blieb aber seiner Heimat stets eng verbunden
und schrieb manchen Beitrag für unsere Zeitschrift, vieles davon in Raerener Platt.
Peter Emonts-Pohl starb am 16.2.1992.
62
Zur linken Seite zeigte das Dorf sein anderes Gesicht, ein Wiesen-
land, das, unter der Herbstsonne wie im Schlummer lächelnd, in sich
selbst ruhte. Hügelwellen wogten sanft auf- und abschwellend in der
Ferne. Ein grünes Land, übersponnen von einem weitmaschigen Netz
lebender Hecken. Am nördlichen Horizont schweifte weithin das blaue
Ausgabe des Aachener Waldes. Allenthalben erhoben Laubbäume ihre
dunkelgrünen Häupter. Der Herbst tupfte seine ersten bunten Farben in
die Landschaft.
Einsame Bauernhöfe lagerten sich breit in einem Kranz von Obst-
bäumen. Zufrieden grasende Rinderherden belebten die Weidegründe.
Die Straße senkte sich, schwenkte nach rechts, kroch durch eine lange,
dunkle Unterführung und stieg den Hang nach Alt-Herbesthal hoch. .
Kurz vor der Rechtskurve blickte das Schulhaus mit dunklen Fen-
stern aus alten, roten Ziegelsteinmauern. Nur die unteren Fensterscheiben
waren von innen mit weißer Ölfarbe gestrichen und verboten damit den
Kindern einen Blick auf Straße und Wiesenland. Das alte Schulgebäude
war in zwei Bauetappen errichtet worden. Sein älterer Teil bestand aus
dem Klassentrakt zur Unterführung hin und dem oberen Gebäudeteil,
der Flur, Treppenhaus und eine kleine Bodenkammer unter seinem
Satteldach barg, das sich rechtwinklig mit der Achse des Klassentraktes
verband und somit einen architektonisch interessanten Giebel zur
Straßenseite zeigte. Wahrscheinlich war diese erste, anscheinend
zweiklassige Schule schon bald zu klein und durch einen späteren Anbau
erweitert worden. Ein Schulgebäude, an sich ein totes Gebilde, wird erst
durch junge Schüler, jüngere und ältere Lehrpersonen zum Leben erweckt.
Es ist der schulische Alltag mit seinem geregelten Unterrichtsbetrieb,
den Späßen der Schüler, die ihn würzen, den Pausen, die die beiden
Schulhöfe, getrennt nach Geschlechtern, mit frohen lautstarken Spielen
erfüllen, der erst den lebendigen Begriff "Schule" prägt.
Daß eine Schule sich ständig den Erfordernissen und dem Fortschritt
der Zeit, den sich ändernden und erneuernden Erkenntnissen der Pädago-
gik anpassen muß, ist für sie lebensnotwendig. In einer Zeit audiovisueller
Techniken in Sprachlabors und anderen Spezialräumen, muß die Schule,
die vor mehr als einem halben Jahrhundert Bildungsgut verbreitete, das
romantische Bild einfachen Lebens an ihre schwarzen Wandtafeln malen.
Doch genug der Theorie!
Lassen wir noch einmal einige Bilder aus dem schulischen Leben von
damals an unserem geistigen Auge vorüberziehen! Da Herbesthal rund
15 km von meinem Heimatdorf Raeren entfernt liegt, war die tägliche
63
Fahrt dorthin ein schwieriges Problem. Lange Zeit fuhr ich mit der
Eisenbahn. Der Zug ging schon früh. Ich mußte zeitig aus den Federn,
hatte eine halbe Stunde Wegs zum entlegenen Bahnhof und wartete nach
halbstündiger Fahrt im Wartesaal von Herbesthal auf den Beginn der
täglichen Schulmesse. Während der Messe wurde der Rosenkranz gebetet.
Beim Vorbeten wechselten sich die beiden Bankreihen ab. Die Chorwände
hatte ein Maler mit viel gutem Willen und wenig Talent in eine Art
Bilderfibel verwandelt. Mich beeindruckte besonders das Opfer Abra-
hams auf der linken Wandfläche mit dem schwertschwingenden Erzvater,
dem ergebenen Isaak auf dem Holzstoß und der Einhalt gebietenden
Gotteshand. Abseits stand der Esel, und der Ersatzwidder hatte sich mit
gewundenen Hörnern in den Dornranken verfangen. Störend der
dunkelbraune Pinselstrich, der die einzelnen Figuren kontrollierte und
sie so ihrer überirdischen Atmosphäre entkleidete und zu einer nüchternen
irdischen Szene zusammenstellte.
Zeitweise fuhr ich mit der Straßenbahn. Morgendliches Hasten zur
Haltestelle, Umsteigen und Warten in Eynatten und Eupen, Ankunft
Endstation Hotel Herren.
Im Sommer lenkte ich mein Fahrrad über Walhorn und Lontzen und
so sparte ich Fußwege und Wartezeiten. Die beiden Spielhöfe füllten
sich allmählich mit Kindern. Zwei Lehrerinnen spazierten auf dem
Mädchenspielhof auf und ab. Zusammen mit dem Hauptlehrer und einer
Kollegin hatte ich Aufsicht auf dem Jungenspielhof. Ein Junge hatte das
begehrte Amt, mit einer Schelle am hölzernen Stiel den Beginn des
Vormittagsunterrichts einzuläuten.
Auf der Rückseite des Schulgebäudes lagen in einem Anbau die Toi-
letten. Eine quietschende Pumpe spendete den Durstigen erquickendes
Naß, ein Raum barg Holz und Kohlen. Hier stellten sich die einzelnen
Klassen auf und wurden von den Lehrpersonen in ihre Räume geführt.
Ich geleitete die Schuljahre fünf bis acht über eine ausgetretene Stiege in
unsere Klasse, die lang und schmal im ersten Stock dahindämmerte. Man
hatte sie von dem ursprünglich großen Raum durch eine Wand abge-
trennt. Die Kinder nahmen Platz in langen Eichenbänken, die sich von
der Estrade bis zur Rückenwand zusammendrängten. An der linken Sei-
tenwand blieb Platz für ein Pult mit Bank auf einem hohen Podium. Ein
schwarzer Kanonenofen, alt und rundum gerissen, spendete im Winter
Wärme. Im Hintergrund war die Schülerbibliothek in einem braungema-
serten Schrank untergebracht. Die Bücher waren jahrzehntealt und wur-
den gerne von den Kinderfi als Wochenendlektüre mitgenommen. Sie
64
waren stark zerlesen und lösten sich im Laufe der Jahre allmählich in
ihre Bestandteile auf. Beliebt waren Abenteuerbücher wie Robinson und
Indianergeschichten, die Erzählungen von Christoph von Schmied und
von Wilhelm Herchenbach. Vergilbte Gedichtbände wurden selten
genommen trotz der Empfehlung eines Vorwortes: "Nun, meine lieben
Kinder, folgt eine Auswahl der vorzüglichsten Poesien deutscher Dichter.
Leset sie oft und laut, und lernet sie auswendig; das stärkt euer Gedächtnis
und wird euch oft Freude bereiten.... Aber von Zeit zu Zeit werde ich
diese Sammlung vermehren, je nachdem das Bedürfnis hervortritt."
Die Pause unterbrach für eine kurze Erholungszeit die Arbeit des
Vormittags. Im Stundenplan standen je zwei Bibel- und Katechismusstun-
den, die der Klassenlehrer erteilte. Zusätzlichen Religionsunterricht gab
Herr Pastor Thunus. Der betagte geistliche Herr traf dann schon zu Beginn
der Pause auf dem Schulhof ein und leistete den Aufsichtführenden
Gesellschaft. Unsere Zeit ist arm an Originalen; die derben Predigten
eines Abraham a Sancta Clara gehören dem siebzehnten Jahrhundert an.
Unser Herr Pastor genoß wegen seines Mutterwitzes den Ruf der Origina-
lität. Einmal verkündete er von der Kanzel: "Am nächsten Sonntag werde
ich verreisen.” Lachen aus der unten sitzenden Gemeinde. "Ihr lacht ja.
Ihr freut euch anscheinend auf meine Abwesenheit. Das eine aber will
ich euch sagen: "Je mehr ihr euch freut, um so früher werde ich
zurückkommen.”
Seinen Ruhestand verlebte er in seiner Heimat Beverce jenseits des
Hohen Venns.
Mit Rechnen, Raumlehre, Deutsch und Französisch wurde allmählich
die Mittagsstunde erreicht. Die Schelle verkündete das Ende des Vor-
mittags. Ich geleitete meine Klasse über holperige Stufen dem Hinteraus-
gang zu und ging in die Klasse zurück. Hinter meinem Pult sitzend holte
ich Butterbrote und Thermosflasche aus meiner Mappe und hielt Mittags-
mahl. Es lag tiefe Stille in dem grauen Raum. Plötzlich wispelte es hier
und raschelte es dort. Einige Mäuschen schlüpften aus ihren Löchern,
schnupperten umher, kletterten in die Ablagefächer der Bänke, naschten
einige Krümel vom Pausenbrot, knabberten an einer Kruste, knisterten
in einem fetten Pergamentpapier. Ja, so eine Schulmaus lebte nicht
schlecht. Alles, was nicht zu den Hauptfächern gehörte, lag in den Nach-
mittagsstunden: Ackerbau, Gesundheitslehre, Zeichnen, Handarbeit und
Gesang. Frau Collard übte die Lieder in den Oberklassen der deutschen
und französischen Abteilung gemeinsam ein. Sie spielte dabei im Kirchen-
saal auf einem alten asthmatischen Harmonium. Mir oblag die Pflicht,
65
die etwa sechzigköpfige Sängerschar zu beaufsichtigen und etwaige
Störenfriede in den Schoß Euterpes, der Muse des Gesanges, zurück-
zuführen.
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Herbesthal, die 1881 erbaute «alte» Schule
Schon damals gewährte die Gemeinde Lernmittelfreiheit für alle
Schulkinder. Zu Beginn des Schuljahres erhielten sie kostenlos sämtliche
Schulsachen von Radiergummi über Federn, Federhalter, Lineal bis zu
den Heften und Büchern. Schwierig wurde die Abrechnung für den
Klassenlehrer am Ende des Schuljahres, besonders bei dem Fach
Handarbeit der Mädchen. Da erschwerten Posten, wie halber Strang
Baumwolle, ein Viertel Kunstseide, ein Achtel Meter Stramin das genaue
Ergebnis der Endabrechnung, die für jeden Artikel und jeden Schüler,
also in doppelter Ausführung, bis auf den Zentimeter genau stimmen
mußte. Als Schreibmaterial bis in die Oberstufe hinein dienten
Schiefertafel und Griffel. In die Hefte schrieb man mit Tinte und Feder.
In den Bänken lief oben auf den Schrägen eine Rille als Ablage für
Federhalter, Griffel und Bleistifte. Die Tintenfässer aus Glas, Ton oder
Porzellan in Zinn gefaßt, waren in die Bänke eingelassen.
66
Die Tinte erhielten wir als schwarzblaues Pulver in Papierbeuteln. Sie
wurde von hilfsbereiten Schülern zu Hause mit heißem Wasser zubereitet,
in große Flaschen abgefüllt und stolz mit blauen Händen dem Lehrer
überreicht. Dann gab es, wie auch bei besonderen Leistungen und Fleiß,
ein schönes Heiligenbildchen. Das Nachfüllen der Tintenfässer war
ebenfalls ein beliebtes Klassenamt. Mit den Schulausflügen hielt es jeder
Lehrer nach seinem Belieben. Manche fanden damals nie den Weg hinaus
ins Freie. Gerne zog ich zur Frühlings- und Sommerzeit mit meiner Klasse
in die nahen Gassen und Wiesenwege, wo eine reiche Flora ihre Pracht
entfaltet hatte. Wir bestimmten die schönsten Wildblumen und Kräuter,
suchten in Bestimmungstabellen und legten ein Heft als Herbarium an;
und so erstellten sich die Kinder eine Sammlung heimatlicher Pflanzen:
Auf den jährlichen Tagesausflug freuten wir uns schon wochenlang. Das
gemeinsam aufgebaute Maialtärchen brachte ein Stück Frühling und
Besinnung in den bescheidenen Klassenraum. Der Ausflug konnte uns
bei schönem Wetter bald in die Welt hinausführen, die damals noch einen
Kleinen Horizont zog. Auf Schusters Rappen ging es nach Raeren, wo
eine richtige Burg mit Wassergraben, Türmen und Zinnen sowie in Stein
gehauene Wappen uns ins Mittelalter zurückversetzte. Diebach, versteckt
im Staatsforst bei Eupen, und die Gileppe-Talsperre wurden erwandert.
Nur bei längeren Touren wurden Teilstrecken mit der Eisen- oder
Straßenbahn zurückgelegt. Außerdem hatten wir einen ganz preiswerten
"Bus" zur Verfügung. Ein Butterunternehmer war bereit, uns gegen
geringes Entgeld mit seinem Lieferwagen in unbekannte Gegenden zu
entführen. Das Verdeck wurde abenommen und ausgeliehene
Wirtschaftsbänke boten Sitzgelegenheit. Er trug eines schönen Morgens
die jubelnde und singende Schar hinaus ins maigrüne Land. In
Rucksäcken und Taschen lagen wohlverstaut die Butterbrotpakete mit
hartgekochten Eiern und kalten Koteletts. Das Trinkbare gluckste in
riesigen Flaschen oder Zinnkannen. Die Fahrt ging übers Hohe Venn,
nach Malmedy. In Spa schlenderten wir durch den Kurpark, in Coo ließen
wir uns von dem Sprühregen der Wasserfälle abkühlen. Damals trugen
die Jungen lange Strümpfe und gelbe Strohhüte. Dies bescherte uns einmal
einen komischen Zwischenfall. Unser "Bus" hatte uns diesmal zur
Robinsoninsel bei Vise entführt. Was gab es da nicht alles, um
Kinderaugen erstrahlend zu beglücken, Kinderbörsen zu leeren! Auf der
sandigen Insel, in der ruhig dahinströmenden Maas konnte man mit
eigener Kraft ein Pferdchenkarussel drehen. Die Kinder eroberten die
Pferdchen im Nu und schwangen sich einzeln oder paarweise in die Sättel.
67
Ein zweifach besetztes Roß sprengte wild in die Kurve, der erste Reiter
umklammerte krampfhaft den Hals des Tieres, so daß sich dieser vom
Rumpf löste, stürzte und ins Abseits rollte. Erschrocken stand das Rin-
gelspiel. Der Versuch, das Kopfhalsstück wieder mit dem Rumpf zu ver-
binden, mißlang, denn das Tier trug nur ein Fell aus Pappmache über
einem Holzskelett. Der abgebrochene und vorsichtig auf dem Rumpf
gestellte Teil balancierte im labilen Gleichgewicht. Die Stimmung war
anfangs etwas gedrückt, und auf einmal waren alle Pferdesättel leer. Unter
gedämpftem Reden zog man weiter zum Affenhaus. Eine Kuppel aus
gebogenen Eisenstäbchen stülpte sich über einen hohen, kahlen Baum,
in dem langgeschwänzte Affen kapriolierten und Bettelhände durch das
Gitter streckten. Spaßeshalber streckte Hubert Kalff seinen Strohhut einer
harmlos aussehenden Affenhand entgegen. Das Klettertier jedoch machte
Ernst, riß den Hut an sich und entfloh mit seiner Beute auf den höchsten
Ast. Bitten und Schreien halfen nichts. Das schlaue Tier untersuchte die
sommerliche Kopfbedeckung und unterzog sie einer ausgiebigen Zerreiß-
und Geschmacksprobe. Man rief nach dem Inselwart. Dieser eilte mit
einer langen Stange herbei und stocherte vergeblich nach dem Hut. In
sicherer Höhe vollendete der listige Vierhänder sein Vernichtungswerk.
Schadenfreude bei den Mitschülern und Bewährung des Sprichwortes:
"Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen."
Inspektion. Schulinspektor Lousberg wohnte in Verviers und benutzte
auf seinen Dienstreisen die öffentlichen Verkehrsmittel: Eisenbahn,
Elektrische und Bus. Endstation seiner Bahnfahrt war meistens
Herbesthal. Bei starkem Regen oder anderem Unwill der Witterung inspi-
zierte er gern die Schule in Herbesthal. Es beeindruckte besonders die
jungen Lehrer, wenn sich unversehens die Tür öffnete und ein
Charakterkopf mit abstehenden Haarbüscheln, Oberlippenbart und
Nickelbrille die Klasse betrat. Hoffentlich klappt alles! Die Respektperson
hatte bereits die vier Grundrechnungsarten nach kompliziertem Zahlen-
diktat ausführen lassen und den Schülern einen Text in die kratzende
Griffel diktiert. Bei aller Aufgeregtheit ergaben sich zufriedenstellende
Leistungen. Die Diktat- und Aufsatzhefte wurden nachgesehen, die
Zeichenhefte bewundert. Nun wollen wir mal sehen, was ihr in Erdkunde
wißt. Ah, da steht ja ein Globus. "Verzeihung, Herr Schulinspektor, der
ist neulich vom Pult gefallen, da hat sich der Nordpol zu einem Loch
erweitert, die Erdachse hat sich verbogen und die Erde ist gerissen."
Schulinspektor: "Da, nimm mal die Schelle und stelle sie mitten aufs
Podium!" Rudi stellte die Pausenschelle auf die Bretter. "Das ist nun die
68
Sonne und du bist die Erde. Was mußt du tun?" - "Ich drehe mich um die
Sonne. " Rudi umkreiste die zur Sonne ernannte Schelle in einer engen
Ekliptik, denn die Estrade war schmal und stieß vorne gleich an die erste
Bank. "Du hast vergessen, denk mal nach! Rudi dachte nach. "Ich muß
mich noch um mich selbst drehen. "Rudi startete in ein neues Erdenjahr,
bemüht, sich um die eigene Achse zu drehen. "Gut so!" Der Schulrat
zeigte auf Johann : "Komm du auch nach vorne, du bist der Mond!" Auf
Geheiß begann ein neuer Sonne, Erde-, Mondzyklus. Der Mond "Johann"
umkreiste die Erde "Rudi", beide gemeinsam die Schelle. Johann wirkte
als Erdtrabant gut, doch wurde er darauf aufmerksam gemacht, daß er
der Erde stets seine Vorderseite zeigen durfte. Abgesehen von einigen
Schwankungen und Fehltritten lief die ganze Astronomie nun wie”
geschmiert über die Bühne, sprich Estrade. Die Schelle als Fixstern durfte
keinesfalls umgerannt werden. Auf einmal gab es im Kosmos einen Knall.
Der Mond hatte etwas zuviel Fliehkraft eingesetzt, so daß es ihn vom
hohen Podium riß und ins Leere schleuderte. In seinem Fall 'riß er die
schwerfällig dahintorkelnde Erde mit sich ins Verderben. Es war schlimm,
doch kein Weltuntergang. Ewig und im matten Messingglanz schimmernd
stand nur noch die Schelle als Sonne einsam auf dem Podium. Was hätte
es bloß gegeben, wenn die Amerikaner damals schon auf den Mond
gelandet wären?
Mit diesem kleinen Ausschnitt aus dem Lousbergschen himmels-
kundlichen Prüfungssystem wollen wir diesmal die Inspektion zum befrie-
digenden Abschluß bringen. Wäre Rudi damals wirklich zur Erde gewor-
den, so hätte er bis in unsere Zeit noch vieles zu erdulden gehabt und
müßte in immer schwärzere kosmische Wolken hineinwirbeln.
Noch vieles gäbe es zu berichten aus der sogenannten "guten, alten
Zeit", doch würde es den begrenzten Rahmen dieses Berichtes sprengen.
Darum verabschiedet sich der Schreiber dieser Zeilen mit einem
lachenden und einem weinenden Auge und denkt: Es war doch schön!
69
Flucht nach Agypten
(Krippana, früher Höfen, heute Hergersberg)
Plötzlich mussten sie fort
von dem armen Ort der Geborgenheit
und der Freundschaft der Hirten.
Die Frau hatte nur ihr weites Kleid
und den Ring an der Hand
von dem König aus Samarkand.
Der Mann trug den Hut und den langen Rock
und seinen wehrhaften Knotenstock
und hatte fast nichts zum Bewirten.
Die Frau ging mit schwachem, unsicherem Schritt,
drum nahmen sie auch den Esel mit,
und sie ritt mit dem Kind in den Armen,
das schrie zum Erbarmen...
Sie wählten den einsamen Pfad für die Flucht,
über Berge und durch jene tiefe Schlucht,
der Wind wehte kalt,
und die Bäume im Wald
standen düster, umdrängten sie dicht-
und der Mann wusste auf einmal nicht
mehr die Richtung...
doch die Frau sah die Lichtung
und darüber fern
diesen geheimnisvollen Stern!
Darauf zogen sie zu,
auch das Kind gab nun Ruh.
Jetzt rauschten die Wipfel leis und licht,
erschien zwischen Bäumen das gleiche Gesicht
aus des Mannes Träumen?
Sie wussten plötzlich die Richtung wieder
und fanden den Pfad voller Vogellieder.
M. Th. Weinert
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NOJ AMERIKA
von Henri Beckers
I-je-ne Wenkter, wann et vröösch düster wor, soote
vör Kenger i Kälemes i-jen Aaterstroot bej ming
Gruesmam ömmene Kamiin. Uma vertood da va de
«Vröjere Tüte, wi se noch kleng wor»!
Enge Auvend saat se.: «Vör dr Kreech jonge
vör te voot met os Odesch no Nöj Amerika!»
Wat sät Uma do ? No Nöj Amerika? än te voot?
Ech wor du e Määnche va 12-13 Joor än koss 2
Amerika mär ut-en Schuel, dä gruete Kontinänt
jenannt USA, henger dat gruet Water, dr Atlantik!
Nöj Amerika, wor dat et Land va Winnetou än
Old Schätterhänd? of wor Uma os eng op-a-net benge?
‚Ne, ne, saat se: «Nöj Amerika lit i Herjent, diräkt a-jen
Gränz no Okke.»
Se vertood: «Et Sonndeschs, vör wore op dr Wääch
No Entepool, du hauw vör os verloope!
Dr Nonk saat: ”Lot os ens vörbej a Nöj Amerika jue,
da kom vör i-je-ne Ökker Böjsch”!
Lang hauw ech mech nojedaat, wi köss ech Nöj Amerika
op en Landkaat venge? Dat loot mech jeng Row.
Weil ech ävver e nöschiieresch Väntsche wor, vrodde
ech Nonke, Tante an jedderenge, dä mech över dat
Nöj Amerika jät vertelle koss. Verjävens !
Wi ech du sälver, dressech Joor spieder, ens dörch
Herjent spaziiede, vool mech dat Vertelche va Uma werem ä..
Du hauw ech mech ens schlau jemakt:
- Op en beljesche Si, diräkt a-je-ne Ökker Böjsch, lans de Schiine än dr
Landjraaf, verlöpt neet wiit va dr Klausbärech i-je-ne spetze Wenkel en Wej
«Nöj-Amerika !» De Wej es Deel va Herjent. Vör now te verstue, wat et
ejentlech met Nöj Amerika op sech hat, mot me sech de vröjere Tiite vör
Owe hauwe.
Avangs de 30 Joore van et 20te Joorhondert, jov et noch mie
Minsche wi hüj, di je Wärek hauwe.
Schmukkele wor i dä Tiit dr belefdeste «Sport» .
71
Besondesch i 1932 wor Schmukkele a-jen Gränz no Okke janz gruet i Mode.
Dr enorme Priisonderscheed vör Lävensmeddele, Kaffee, Tuback
än besondesch Schokolaad, op di eng Si tösche Dütschland an
op de ander Si Belje/Holland, woet ömmer grueter.
A-jen Gränz wor der Düvel los !
Et joof du Schmukklerkolonne bes 50 Maan än mie, di jenau
wi de Gränzpooste met Woope eröm loope än neet sälde woet
och domet geschoete.
De Haaredriiter (Zöllner) hauwe alle Heng vool, öm dä
orjanisiiede Schmukkel te kontrollere.
Janz besondesch di Ökker «Spazeerjänger» di öwer
«Gut Entenpfuhl» än lans de Hünenjraaver no Nöj Amerika
koemte, woare rejelmässech met de Zöllner i Krawaal än Striit verweckelt.
De Knallerej a-jen Gränz erennerde a Wild-West-Maneere.
De Beljer, di dat at va 1920 no de Gränzverdrääch woore, hauwe
op di Wej a-jene Ökker-Böjsch met Hootschwaade e paar Bude
te-saame jeklöetert. Bude a di Buffalo-Bill singe Spass gehatt
höj. Dat klee Bude-Dörepke erennerde pärfekt a amerikanesche
Hoothötte, di me i Cowboy-Filme sit, än wi se bej Karl May
beschrääve sönt. Eng grueter Bud wor besondesch bont.
De Döjsche än Bänk wore knalle-rue, jenau wi i-je-ne
Western-Salon. Särviiet woet Kaffe, beljesche Riisvlaam än
och ander kauw Jedränke. De beljesche Kriimere wore luues
an verkoete an de Ökker, Wetbrued i Dreejerpack, Pilchare,
(dat sönt Sardinge i Tomatetsaus) än natürlech Kaffee vör de
Mödderkere, Schokolaad vör de Kenger än schwatte Tuback
«Bull National» vör de Mannslüj, mä och Zijarette, wue de
jarantiiet der Hoos va kräächs.
Och i hön Nuuet, hauwe di Schmukkeler a dä «Sport»
rechteje Spass, weil se jo dr Staat öwer en Uuhre howe koste.
Manche va di Gränzpooste döjde och addens e Ow tu, wänn
di «örrem» Lüj met kleng Päckskere jeschnappt woete.
Dr Naam Haaredriiter hauwe se klääve, weil se sech metstens
henger Boom an Haare verstauke hoole.
Ja, ja di auw jow Tüte. Eneje Joore no der twääde Wältkreech,
wi de Lüj werem Wärek voonde, wor och dat Schmukkele
jedue. Dat Bude-Lajer Nöj Amerika, et Wild-West-Dörepke
va Herjent, hauw now utjedeent. |
(Quelle : Richard Wollgarten Aachen)
72
Neu-Amerika
Der hiervor so überzeugend geschilderte Ursprung von «Neu-
Amerika» klingt durchaus plausibel, entspricht jedoch nicht den
Tatsachen. In Wirklichkeit ist die Bezeichnung «Neu-Amerika» viel älter,
findet sie sich doch schon im Amtsblatt der Regierung zu Aachen vom
4. Dezember 1884. Im Zusammenhang mit der Einrichtung eines
Postamtes in Hergenrath wurde der von diesem Amte zu bedienende
Bezirk festgelegt. Dieser erstreckte sich über den Bahnhof und die
angrenzenden Häuser, den 800 m vom Bahnhof entfernt liegenden «Ort
Hergenrath selbst» sowie einen «Landbestellbezirk» mit folgenden
Weilern bzw. Einzelgehöften in Hergenrath, Astenet und Hauset: 3
Moosbend, Tiffes, Hergenrather Mühle, Emmaburg, Ochsentrapp,
Hergenrather Feld, Hundskaul, Ginster, Ochsenheide, Schivenhövel,
Lohmühle, Streif, Hoppenkohlhof, Knipp, Kaper, Ries, Grüntal, Neu-
amerika, Kapershag, Strüch, Dreischornstein, Wolfsheide,
Schampelheide, Achterstraße, Flönnes, Helmüs, Brand, Panneschopp,
Jonissenheide, Prester, Fossey, Hammermühle, Brennhaag, Weide,
Kupfermühle, Frepert, Floeg, Hauset und Hardbenden.
Zum Ortsbeftelbezirt von SCRER ehört außer
dem Bahnhof und den angrenzenden Hdufern der von
dem BADROnT 800 m entfernt liegende Ort Hergen-
rath {e[bft, mährendb bei der EEE in YAftenet
HE U BUTC8 fi nur auf den Ort Aftenet er:
redt.
Dem Landbheftelbezirt von Hergenrath find die Orte
Mogbend, Tiffes, Gergenrathermühle, Emmaburg,
Ochfentrapp, ECAENTACDELTEIDT EN Ginfter,
Ochfenheide, CO Sohmübhle, Streif, Hoppen-
Tolhof, Knipp, Kaper, Ries, Grünthal, Neuamerika,
SKaper8Hag, Strüch, Dreifdhornftein, Wolfsheide, Scham:
yelheide, AUchterftraße, DE Helmus, Brand,
Nannenfhopp, Jonijenheide, Preftes, Foßey, Hammer
mühle, Brennhag, Weide, Kupfermühle, Frepert, Floeg,
Haufet und Ar benbENDEn
Demfenigen von Ajtenet die Ort{haften Geppenhag,
Donnerkauk, Hufent, Auenberg, Lauterberg, Longeners
SEEN Songen, Beneß, Lindhen, Latenbau, Montent,
AA MWakhHornerkreuz, Walhorn, Langmäus,
Gohberg, Walhornerheide, Kirdbufh, Reismüble,
Neuhaus, Himmelplas.
Machen, den 24, November 1884. A
Der Kaiferlide Ober-Poftdirector,
Deininger.
Beschreibung des Postzustellbezirks Hergenrath
73
Im Korrespondenzblatt des Kreises Eupen vom 24.12.1912, und zwar
in einer Versteigerungsanzeige des Eupener Notars Spiess, findet sich
eine weitere Erwähnung von Neu Amerika. Unter dem Titel «Verkauf
eines Wiesengütchens mit Villen-Bauplätzen zu Hergenrath» heißt es
dort: «Teilungshalber lassen die Erben der zu Hergenrath verstorbenen
Eheleute Wilhelm Laschet-Emonts:
am Mittwoch, den 6. März cr., nachmittags 3 1/2 Uhr, in der Wirtschaft
des Herrn Leonard Mennicken am Ginster zu Hergenrath, das in der
Gemeinde Hergenrath, 10 Minuten von der Kleinbahn entfernt gelegene
schöne Wiesengütchen «Neu-Amerika», groß 3 ha, 51 a, 89 m, gleich
13 Morgen, 141 Ruten, öffentlich meistbietend versteigern.»
Verkanf eines Wiesengütchens mit
Villen-Banplätzen *zu Bergenrath,
TeilungsHalber Iafjen. die. Erben
der zu Hergenrath verftorbenen Che-
Teute Wilh. ‚Lafdet-CEmonts ;
am Mittwod, den 6. Mürz cr.
nachmittags 3'/, Uhr,
in der Wirtfjchaft des Herrn Leon.
Mennieken: am SGinfter zu Hergenrath
Das. in. der Gemeinde Hergen:
rath, 10 Minuten von der Kleinz
bahn entfernt, gelegene fHöne
Wiefengütden „Neu Mmerila“
groß 3 Hektar 51 Ar 89 Meter
glei 18 Morgen 141 Ruten
Öffentlich meiftbietend verfteigern.
Eupen. Spiess:
802) Kal. Notar,
; "Neu Amerika steht zu verkaufen
Die verstorbenen Besitzer des kleinen Gutes, Wilhelm Laschet und
Johanna Emonts, hatten 12 Kinder, die in den Jahren zwischen 1871
und 1895 geboren waren. Sie sind die Stammeltern der heute noch weit
verbreiteten Familie Laschet.
Wilhelm Laschet war geboren am 24.02.1839, seine Ehefrau am
5.9.1850. Sie heirateten am 28.04.1870. Die Heiratsurkunde nennt als
Beruf des Bräutigams «Ackerer». Das Adressbuch des Jahres 1902
vermerkt Wilhelm Laschet als Holzhändler, wohnhaft im Grüntal Nr.
61b. Er belieferte vorwiegend die Aachener Bäcker mit dem nötigen
Brennholz.
74
Johanna Emonts starb schon im Alter von 55 Jahren am 20.01.1906.
Wilhelm Laschet überlebte seine Frau um 5 Jahre. Er starb am
08.10.1911. Vier Monate später stellten die Erben das kleine Wiesengut
«Neu-Amerika» zum Verkauf.
Das Haus im Grüntal war das Elternhaus der Johanna Emonts und
von deren Eltern um 1850 erbaut worden. Durch Vererbung kam das
Haus an Wilhelm und Johanna Laschet-Emonts. Beim Verkauf im Jahre
1912 ging «Neu-Amerika» an den Aachener Professor Dannenberg, der
umfangreiche Um- und Anbauten vornehmen ließ. Das Haus wurde nun
in Anlehnung an den Namen des neuen Besitzers «Villa Tannenberg»
genannt. Die Bezeichnung Neu-Amerika blieb jedoch erhalten und nicht
nur auf das ursprüngliche kleine Wiesengut Laschet beschränkt. ;
In den Zwischenkriegsjahren scheint es mehrmals einen Besitzer-
wechsel gegeben zu haben. Das Adressbuch von 1927 erwähnt im Grüntal
Nr. 5 den Kaufmann Alexander von Schenk. Nach dem 2. W.K. erwarb
die Eupener Försterfamilie Hermann-Josef Schumacher-Duyster die Villa
Tannenberg.
Von Frau Wwe Schumacher kaufte sie sodann 1979 auf Leibrente
Herr Hubert Geulen (Saalbetrieb Geulen, Eilendorf), der das Haus 1997
an Familie Peter Hansen-Behnke verkaufte. Diese führte umfangreiche
bauliche Änderungen durch. (Die Angaben zur Familie Laschet
entnehmen wir der kürzlich von Herrn Robert Laschet fertig gestellten
Familienchronik).
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Die Villa «Tannenberg» (Fam. Schumacher). (Aufnahme aus dem Jahre 1992)
75
Raerener Mundart
von Leonhard Kirschvink
Die Raerener Mundart ist in ihren Lauten so vielfältig, dass man nicht
alle Wörter in der uns geläufigen Schreibweise wiedergeben kann. Man-
che Wörter klingen so, dass man sie in Noten bringen müsste!
Die Raerener Mundart ist ripuarisch, mittelhochdeutsch. Sie wurde
bei der Besiedlung durch die Franken längs Inde und Iter eingeführt und
unterscheidet sich nur wenig von den Mundarten von Kornelimünster,
Aachen, Eschweiler, Inden, Jülich, Düren, Köln.
Im Westen grenzt die Raerener Mundart an die niederfränkische. Hier,
auf Katharinenpley, Merols, Johberg, Richtung Hergenrath, Kelmis, Vaals
verläuft die Benrather Linie. Westlich derselben sagt man: make, Water,
loope; östlich davon heißt es: maache, Waisser, loofe.
Im Folgenden haben wir Begriffe aus allen möglichen Bereichen des
täglichen Lebens mit ihren hochdeutschen Entsprechungen
zusammengestellt.
knottere - meckern
schubbe - schimpfen
schroo - hässlich
kusch - still
zerwesch - verkehrt, eigensinnig
att - schon
haste att gehout - hast du schon gehört ?
baschtig - aussergewöhnlich groß
deck - oft
jet - etwas
haste jet, biste jet.
fitze - schnell laufen
ävel - aber
dat is ävel schön.
futele, (fr) - unehrlich spielen
jaape - gähnen
Jöesch - Jucken
Klaaf - unnötiges Geschwätz
knommele - langsam tun
kraavele - klettern
kriesche - weinen
VO
Pooscheier - Ostereier
schötte - schütten
Schöp - Schaufel
stippen - abstützen
Stip - Stütze
häl - hart
ä fitzge - ein wenig
ens - einmal
noch ens
längs - vorbei,
de jung längs - der ging vorbei
Labbes - ungezogener Junge
Kähschplatz - Kuchen, den die Kinder um Neu-
jahr von den Paten erhielten
Klüte, ndl. - Klumpen aus Kohlenschlamm,
der zum Abdecken des Feuers
benutzt wurde.
Klütemann - er verkaufte Klüte.
Jees - Ziege
vuf - fünf
schinge - scheinen,
het schingt ä könnt niet. De Son schingt - die Sonne scheint
hirgeln - wiederkauen
Botram - Butterbrot
Haublock - Hauklotz, Baumstumpf
Komp - Schüssel
Schwejele - Streichhölzer
fleren - werfen
schuren - sich schützen, vor Regen sich
unterstellen (ndl.)
Grovelsnagel - Nelken
Mirgel - Knicker (von Mergel)
Vruutele - Falten, Runzeln
Bläv - Zunge
Schlip - kurzes Unterhemd
Öme - nicht wahr (am Schluss eines
Satzes).
De Knuddele sönd dür, öme. - Die Kartoffeln sind teuer, nicht
wahr?
kue - böse
78
an hönnes - bei ihnen zuhause
Mösch - Spatz
Deck - oft
We deck lövste? - Wie oft läufst du?
Schavau - Weißkohl (aus Savoie, Savoyen,
Gegend in Frankreich)
Makei - Quark (wallonisch/belgisch)
Quante - große Schuhe
De Öschte - der Erste
Der Leiste - der Letzte
Der Öngeschte - der Unterste
Der Öveschte - der Oberste 8
Wat mengste? - Was meinst du?
Wat säste? - Was sagst du?
Wat haste jesaat? - Was hast du gesagt?
piesacke - quälen
Schreul - hässlicher Mensch
Schoess - Schublade
Wieni? - Wann?
Wieni könnste wer? - Wann kommst du wieder?
Bliev noch jet - bleib noch was
Bang - Angst
Drien - Drehung, Kurve
Kaal, Klaaf - Geschwätz
Bejoof - Kinderkrankheit, Krämpfe,
epileptische Anfälle
Drüchte - Trockenheit
Gesüms - allerlei
Hungeschdesch - Hühnerstall
Prij - verschlagenes Frauenzimmer
Kei - Kieselstein, großer Bachkiesel.
Keigass = mit „Keien» gepflasterte Gasse. Vgl. das Kölner Fast-
nachtslied: „In der Keigass Nummer null stung än steht än Scholl...»
eklömme - einsteigen
en nöj Kier - ein ander Mal
ijen Kier - in der Kurve
Löresse - freche Burschen
Kutnelles - Naseweis (aus dem Ungarischen)
Wahrscheinlich von Ungarn
Pilgern in Aachen eingeführt.
79
Tupnelles
Tranfunzel - schwaches Licht einer Lampe, die
mit Tranfett gefüllt wurde.
Sagt man zu jemandem: «Du bist eine Tranfunzel», so heißt das «du
bist kein großes Licht, keine Leuchte».
leg ne Zahn drop. - Früher wurde über offenem Feuer
gekocht. Wurde der Kesselhaken
einen Zahn tiefer eingeklinkt,
bzw. der Kessel einen Zahn tiefer
gehängt, so kochte das Wasser
schneller.
Hang et Waisser op - hänge das Wasser auf, d. h. häng
den Wasserkessel an den Haken.
et Rütge let de Wöf los - Rötgen lässt die Wölfe los. Mit
diesem Spruch bedeutete man
abends den Kinder, dass es Zeit
war, nach Hause zu gehen.
Kuleköpp - Kaulquappen
Neiss - Nest
Hommeleneiss - Hummelnest
va wicks - von weitem
daasch ich - darf ich
Hauf - Hauswiese
Plaatsch - Platz, Stelle
A ding Platsch - an deiner Stelle
herus fleeren - heraus werfen
adig - seltsam
Ping - Pein, Schmerz
zeweer - zuwider
Büll - Beutel
Blares - Aufschneider
Küll - Stock
panschig - geizig
rauhen - schimpfen
vut do - weg da
gang do vut - geh da weg
Flapp - lustiger, neckiger Mann
Laumann - einer der nicht bezahlt
Grive - in der Pfanne ausgelassene Speck-
scheiben.
80
Ver - Feder
Ver en Enk - Feder und Tinte
Drom - Trommel
Kwätschbüll - Dudelsack, Akkordeon
jau - schnell - ndl. gauw
Da kommt der Sohn aus dem Kriege heim und sagt, er verstehe kein
Raerener Platt mehr. Da sagt die Mutter : «Dat werd ich disch wal jau
wier bibrenge.»
Steveg - gepflasterte Fläche vor dem Haus,
Steinweg
Schau - Türriegel
Stove - Ofen ;
Sölder - Speicher
Röcheres - Rauchkammer
Worbele - Waldbeeren
du hockst - du hattest
riehen - reiten
ondöge - nichtsnutzig (aus un + Tugend)
eraVv - erunter
könnste erav - kommst du runter
erop - herauf
decker - oft, öfter
Vijule - Veilchen
krentesieren - kritisieren
baater - hinter
grienge - weinen
wuröm gringste? - warum weinst du?
tavvele - strampeln
junken - heulen
fin - schön
ne finge Jong - ein schöner Junge
Brasel - Unruh
sich geschänd - sich geschunden, abgerackert
Biesterei - Ärgerlichkeit
Feeg - listiges Weib
Püss - Bett, großes, gefülltes Bettkissen.
Strohlager
«der Püss kriegen» sagt man vom Freier, der abgewiesen wurde. Auch:
Die Stelle verlieren. x
81
schmage - schlagen
eisse - essen
ich ha geise - ich habe gegessen
der Saal - der Sattel
jut - gut
der juckste - der beste (guteste)
Natspram - Nachtmensch
Amelang - Augenblick
da wahd en Amelang - dann warte einen Augenblick
amelangs - jeden Augenblick.
Soester - Schwester
ne Ärbel Hö - ein Armvoll Heu
Okder - Eltern
Verzäll - Erzählung
uneffe - nicht so schlecht
Scheem - Schatten
busser Hus - außer Haus
Herres - Herbst
zeleve - niemals
wieni könnste wier? Zeleve nit mie.
Worret - Wahrheit
in Amen - bald
in amen is het düster - bald ist es dunkel
der ater - da hinten
vlets - vielleicht
Toon - Turm
Baascht - Sprung in einem Gefäss
gebaaschte Komp
auerzicks - .altertümlich
panschig - geizig
ij Verseen . - im Nachdenken
Kuddel - Handel
Heeschemann - Bettelmann
Hömensmowe - Hemdsärmel
Froog - Frage
ich han hem jefroot
et is möhlig - es ist möglich
bau - bald
schnien - schneien
het hat jeschnigt - es hat geschneit
82
hel - alle
de hel knuddele sönt op - alle Kartoffeln sind auf
ich jue heifesch - ich gehe heim
Huschet - Haushalt
illesch - immer
illesch haste jet - immer hast du was
Wije - Weide (Baum)
Wej - Weide, Wiese
Quäste - Streit, Ärger
beklaave - beschwätzen
Pantsch - Bauch
Schür - Scheune
Scheed - Scheide, Grenze
Poetz - gemauerter Toreingang
roesen - schimpfen
allösch - erst
könnste allösch - kommst du erst?
päechen - hineindrücken
Haffel - Handvoll
än Haffel Nöss - eine Handvoll Nüsse
klömmen - klettern
Doesch - Durst
opriete - aufrichten
kott - kurz
fluppen - gelingen
het hat jefluppt
Kollef - Kohlhof, Gemüsegarten
Woesch - Wurst
Öchterdags - eines Tages
Viehküddeler - Viehhändler
Oos, Öster - Biest
i jene Atrongder - im Nachmittag
Poschelei - Porzellan
ze vrüch - zu früh
Vlaam - Fladen, Kuchen
bedühen - bedeuten
wat sol dat bedühen
zewäch - durcheinander
Soreschdeg - Samstag
83
Spöej - Spucke
Äetze - Erbsen
nier - nieder
heckste mär - hättest du nur
pütschen - küssen
rieve - reiben
Mowevriever - Ärmelreiber, Speichellecker
an Üres - bei euch
spinze - versteckt lauern (vgl. spionieren)
lure - lauern
Samstesch - Samstag
Justesch - Mittwoch
bengde - binden
gebongde - gebunden
ich be gebongde - ich bin gebunden
Boks - Männerhose
Bruch (nld. broek) - Hose
rafe - aufheben
raf op - hebe auf
Duve - Tauben
Duves - Taubenschlag
het juscht - es regnet stark
het bronkt - ein Gewitter braut sich zusammen
tösche - zwischen (ndl. tussen )
dat lit töschen... - das liegt zwischen...
Knapböes - aus Holunderholz wurde das Mark
entfernt, in die Röhre stopfte man
Haachepinkele (rote Früchte vom
Weißdorn) mit einem unten gefa-
serten Stöpsel wurde der «Pinkel»
hinaus gestoßen, das gab einen
Knall.
Züll op - Kinderspiel. Eine Blechdose wird
auf einen Stein gestellt. Die Kinder
standen in 10 Schritten Abstand,
und versuchten, mit einem Stein die
Dose umzuwerfen. An der Dose
stand ein Kind, das musste die Dose
wieder aufrichten; währenddessen
84
liefen die anderen zu dem wegge-
worfenen Stein,das Kind an der
Dose musste nun versuchen, eines
der Kinder «abzuschlagen», das
nun den Platz an der Dose ein-
nehmen musste.
Boddeleweeche - Hagebutte
Pöngel - Bündel
Pötz - Brunnen
Pröttel - Lehnstuhl
Rut - Fensterscheibe
Schaaf - Schrank .
Schmeck - Peitsche
Schoof - Totenbahre
Trievell - Eierspeise aus Ei, Mehl, Milch
und Speck
Bütt - Bottich
her hat se av - er ist müde
fies - hässlich
hösch - leise, langsam
kicke - gucken
kick ens we do könnt - guck mal, wer da kommt
klamm - feucht
kue - böse, verärgert
Iues - klug
neuj - geizig
Mönn - Tante
Rüse - Sorge, Ärger
Enk - Tinte (engl. ink)
Gemaht - gemähter Grasstreifen.
Grülle - irdene Schüsseln.
Kaav - Spreu
Knuell - Kreisel
Kniet - Kreide
Komp - Schüssel
Schlubbe - Pantoffel
Pott - Topf
Mit - Esstopf, der zur Arbeit mitge-
nommen wurde (aus frz. marmite
= Topf)
85
Höme - Hemd
Naatshöme - Nachthemd
bestaa - heiraten
bist de bestaad ? Bist du verheiratet? Ich bestaa mich niet hie. D. h.
ich bleibe nicht lange.
Kül - Stock, Keule.
Ölleg - Zwiebel
Koasch - Kruste
Jot - Patentante
Pat - Patenonkel
Sticksel - Brecheisen
Blötsch - Beule
Ejem - Eidam, Schwiegersohn
Fazon (fr. - facon-) - Form
us fazon - aus der Form (geraten)
Fesch - böses Weib
Vullich - Faulenzer
Mingsch - Bräutigam,
minge Mingsch - mein Bräutigam
Schrom - Strich, Linie
Ströfer - Wilderer
Gedöns - Anstellerei
Schnüj - Schneise
nier - niedrig
koren - abschmecken,
kor ens - schmeck mal
kören - Tierkörung zur Zucht
Daher „Kurfürsten; sie erkoren,
(wählten) die deutschen Könige
und Kaiser. Sie hatten die meisten
Stimmen bei der Kaiserwahl.
Huk (ndl. hoek) - Ecke, wärme Huk
knövele - tüfteln
Schwärbele - Schwalben
Moothüvel - Maulwurf
Schleck - Schnecke
Ümeseck - Ameise
Schproh - Spatz, Star
Mow - Ärmel
86
Vau - Falte
ieder - eher
De wor ieder do
Getriebs - Sülze
Putes - Blutwurst
Knuddele - Kartoffeln
Drotschele - Stachelbeeren (aus frz. groseille)
Äbele - Erdbeeren
Brutschele - Brennessel
Brummele - Brombeeren
Haachepinkele - Weißdornfrüchte
Biemele - Johannisbeeren .
haache - dengeln. Die Mäher setzten sich
zum Dengeln der Sense gerne in
den Schatten einer Hecke
(Haach). So die volkstümliche
Deutung. Beim Dengeln wurde
der vordere Rand des Sensen-
blattes so dünn gehämmert, dass
ein «Sensenbart» entstand. Diese
Schneide war die «Haach».
Haachbolz - Dengeleisen, Dengelamboss
Kluster - Vorhängeschloss (aus dem Latei-
nischen claustrum, abgeschlosse-
ner Raum, frz. cloitre, dt. Kloster)
Baakoov - Untier («Bachkalb»), vgl. die
Bronzeplastik am Büchel in
Aachen.
Fersch /Varsch - Färse, junges Rind
Betiel - Schleifköcher. Gefäß aus Holz
oder Kuhhorn, wurde mit Essig-
wasser gefüllt, worin der Wetz-
stein steckte. Der Mäher hing das
Betiel an den Gürtel. Aus dem la-
teinischen Patella = kleines
Gefäß.
Van aaten - von hinten
In de Nuhn - am Nachmittag (vgl. engl. after
noon). Aus dem Lateinischen
87
«Nona» = die neunte (Stunde) des
Tages, d. h. 15 Uhr.
Jong Liet - junges Licht, Neumond, zuneh-
mender Mond
Böscht - Bürste
bötteln - stochern
Dörpel - Haustürstufe, Schwelle im Haus-
eingang, aus der Zeit, als die
Häuser noch aus Fachwerk waren
und der untere Balken eine
Schwelle bildete. Der erste Raum,
den man betrat, war „het Huus».
(Aus Deur/Tür und Paal/Pfahl)
Krischelkohle - Holzkohle zum Erwärmen der
Bügeleisen
88
Wie man dem originellen Pfarrer
einmal einen Schabernack spielte
von Joseph Lousberg!
Ein eigenartiger Pfarrer war er! Tief gebückt ging er daher, als wenn
er hundert Jahre auf seinem Rücken getragen hätte. In Wirklichkeit war
er noch keine achtzig.
Sein Haar war stets fürchterlich lang. Er hatte nämlich Angst vor
Zahnschmerzen und ließ deshalb die Schere nur dann ihres Amtes walten,
wenn seine Pfarrkinder zu laut wurden. Eigentlich hatten die Pfarrkinder
Recht, mitunter laut zu werden, denn die zottige Krone ihres Oberhirten,
wo die langen Haare gleich Pechdrähten unter dem Barett hervorstießen,
konnte wirklich nicht als Zierde gelten. Und dann noch seine Soutane!
Die war nicht mehr schwarz, sondern grau und grün wie das Gras der
Wiesen im Herbste, und dazu geflickt und gestückt an allen Enden.
Warum der Pfarrer so schäbig daherlief? Einige seiner Pfarrkinder
meinten, er sei zu arm, sich anständig zu kleiden. Andere versicherten,
er sei geizig wie ein Wucherer aus dem Stamme Juda... Wie konnte man
so etwas behaupten! Der Pfarrer kannte so wenig vom Geize, wie seine
Kathrin, das war seine Haushälterin, von der Hoffart. Doch arm war der
Pfarrer auch nicht, sonst hätten seine Neffen ihn seltener besucht.
Wie aber dann war sein eigentümliches Verhalten zu erklären?
Man zerbreche sich den Kopf nicht darüber. Der Pfarrer war einfach
ein Original.
Zum Pfarrhaus gehörten ein Garten, eine Wiese und ein Ställchen.
Haus und Garten, das ließ sich gebrauchen. Aber wozu die Wiese und
der Stall? Der Pfarrer hatte sich diese Frage oft gestellt, wenn er drinnen
saß und auf den grünen Teppich seines zu großen Besitztums
hinausschaute. Andere Leute halten Kühe in den Wiesen und mästen
Schweine in den Ställen... Sollte auch er Kühe halten und Schweine
mästen? Ein Pfarrer inmitten von Kühen und Schweinen: Was würde die
Welt dazu sagen, die böse Welt ?
Doch irgend etwas müsste sich auf der Wiese bewegen! Aber was?
'_ Joseph Lousberg, geb. in Montzen 1892, war erst Lehrer in Völkerich und Antwerpen,
wurde 1921 dann Schulinspektor für das neubelgische Gebiet Eupen-Malmedy. Die
vorliegende Geschichte entnehmen wir einem unveröffentlichten Manuskript mit dem
Titel „Sagen und andere Erzählungen aus dem Altlimburgischen“.
89
Diese Frage beschäftigte wieder einmal den ehrwürdigen alten Herrn,
als er sich eben am Lesen der Bibel erbauen wollte. Und wie sein Blick
so unandächtig auf den gedruckten Seiten ruhte, da traf plötzlich ein
Satz sein irrendes Auge: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!‘
„Ich hab’s““, rief er, und fuhr von seinem Sitze auf, als wenn er plötzlich
den Verstand verloren hätte, „so ein Lämmchen, schneeweiß und
lebensfroh! Kathrin, Kathrin, komm doch mal herein!“
Die Kathrin war eben in der Küche beschäftigt, das Tafelgeschirr
abzutrocknen. Erschrocken ließ sie die Suppenschüssel fallen, stolperte
über die Scherben und fiel mit der Tür in das Arbeitszimmer ihres
geistlichen Herrn.
„Kathrin!“ rief dieser abermals, „nun hab’ ich’s! Unsere Wiese soll
einen Gast bekommen. Weide meine Lämmer... Ein Lämmchen,
schneeweiß und lebensfroh!‘
Die Kathrin galt im Dorfe als weniger geizig als der Pfarrer, obschon
sie jeden Sou zehnmal umdrehte, ehe sie ihn ausgab.
„So ein Lämmchen kostet Geld... und bringt nichts ein“, versuchte sie
einzuwenden.
„Ta, ta“, lachte der Pfarrer, „was es kostet, bezahle ich gern. Übrigens
wird das Tierchen bald groß sein und dann Wolle und Milch geben.“
„Schon recht, Herr Pfarrer, ich werde mich erkundigen, wo Lämmer
feil sind.“
„Aber jung muss das Tierchen sein, ganz jung, schneeweiß und recht
lebendig‘, meinte noch der Pfarrer.
Die Kathrin hörte es kaum. Wie eine fette Gans, die zum Wasser geht,
wackelte sie in die Küche zurück. Nun erst sah sie die Scherben der
Suppenschüssel, die auf dem Boden herumlagen, und fing an, bitterlich
zu weinen ob ihrer Ungeschicklichkeit.
Acht Tage waren verflossen. Des Pfarrers Wiese hatte ihren Gast
empfangen, ein ganz junges Lämmchen, scheeweiß und lebensfroh.
Lebensfroh war nun auch der Pfarrer, wenn er von seinem Fenster aus
das Schäfchen betrachtete, das so lustig auf dem grünen Rasen
herumsprang.
Auch die Kathrin freute sich des lieben Tierchens und hatte ihren
Kummer ob der zerbrochenen Suppenschüssel vergessen. Am liebsten
hätte sie auch die übrigen Teller und Schüsseln und gar die ganze Küche
vergessen. Wie langweilig es ihr nun dort schien, so verlockend war der
Aufenthalt in der Wiese. Ganze Stunden trieb sie sich hier mit ihrem
90
Strickzeug herum. Aus dem Stricken wurde natürlich nichts, denn den
Strumpf hatte sie nur, sich ein Aussehen zu verleihen. Das Lämmchen
nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie lächelte ihm zu, nahm
es auf den Schoß, streichelte und liebkoste es mit der ganzen Zärtlichkeit
ihrer fünfzigjährigen Jungfernschaft, ließ es dann wieder springen,
wackelte hinterher, verlor die Holzschuhe, stolperte und fiel auf den
Rasen, so lang, wie sie gewachsen war!
Keck wandte das Schäfchen sich dann um, blökte und hüpfte vergnügt
über die da Liegende hinweg...
Am Fenster seines Arbeitszimmers stand der Pfarrer, sah zu und freute
sich, dass sich was Lebendiges in der Wiese bewegte. .
Auf der Straße blieben auch die Leute stehen und lachten, wohl nicht
so sehr des Lammes, als der alten Jungfer wegen, die im Herbste ihres
Lebens in einem Schafe die Liebe fand, die ihr das Schicksal in der Jugend
verweigert hatte.
Gar schnelle entflieht die Zeit des Jahres, wo der Himmel blau und
der Rasen grün ist.
Der Pfarrer hatte schon manchen Sommer verlebt, doch so rasch wie
dieser war noch keiner entflohen. Was ein Lämmchen alles anzurichten
vermag!
Auch die Kathrin war verwundert, dass Frühling und Sommer nicht
länger währten. Hatten denn Frühling und Sommer ihres Lebens länger
gedauert?
Es war Herbst geworden. Dem Laub gefiel es nicht mehr auf den
Bäumen; es machte sich frei, tanzte durch die graue Luft, bis es nicht
mehr konnte, und fiel dann müde und matt auf die Erde, wo Verderben
und Tod seiner harrten... Holde Freiheit! Vernünftiger war das Vieh in
den Wiesen, wo der Rasen nun keine Sprossen mehr trieb. Es heulte und
brüllte, bis der Bauer kam, ihm seine Freiheit zu'raüben und es in den
Stall zu führen, wo Fesseln und Ketten bereit lagen. Doch Fesseln und
Ketten lagen an gefüllten Krippen und der Stall gewährte Schutz gegen
die Strenge des Winters.
Auch über des Pfarrers Wiese hatte ein rauher Odem geblasen; auch
dort trieb der Rasen keine Sprossen mehr und das arme Lämmchen fror
und kaute manchen dürren Halm.
„Das Tierchen muss in den Stall“, meinte verdrießlich die Kathrin.
„Leider‘“, seufzte der Pfarrer, „in den finstern Stall!“
Sl
Langsam strichen des Winters Tage dahin. Sicher gedachte das
eingesperrte Lämmchen der sonnigen Tage der Freiheit, die es in der
Wiese verlebt hatte. Die Kathrin hätte es geschworen, denn sie sah
tagtäglich, wie die Heiterkeit nach und nach aus den Augen des nunmehr
stillen Tieres schwand. Ja, tagtäglich, denn tagtäglich besuchte sie es
wenigstens zwanzigmal.
Der Pfarrer war etwas mäßiger in diesen Besuchen, obschon er gerade
so sehr wie seine Haushälterin in das Schäfchen verliebt war. Dass das
Tierchen nicht mehr so munter war wie ehemals, machte ihm keine
Kopfschmerzen. Schwindet nicht mit der Jugend auch der Frohsinn und
war das Schäfchen nicht auf dem guten Wege, ein Schaf zu werden?
Dieser Gedanke erfüllte den Pfarrer mit stiller Freude. Würde ja so das
Tierchen seinen wirklichen Wert erlangen und Wolle und Milch liefern!
O die süße Milch! Schon lechzte seine Zunge nach einem Trunk des
labenden Saftes. Und die Wolle erst! Die würde eine Decke liefern, so
warm, dass er im nächsten Winter trotz aller Kälte nicht mehr zu frieren
bräuchte. Er wusste, was er meinte, denn im Winter ließ er sein
Arbeitszimmer nur dann einheizen, wenn er von irgend einem Kollegen
oder Neffen Besuch erwartete. Sonst saß er in der kalten Stube, seinen
hageren Körper in eine wollene Decke gehüllt. Diese wollene Decke
war aber mit der Zeit so dünn geworden, dass sie ihre Aufgabe nur noch
unzureichend erfüllen konnte.
Frühling war’s geworden. Des Pfarrers Hoffnung hatte sich erfüllt;
aus dem Lämmchen war ein Schaf geworden. Die Kathrin molk es alle
Tage zweimal, und zweimal im Tage trank der Pfarrer einen Schoppen
der frischen Schafsmilch.
Auch wurde der Dorfbarbier einmal freundlich im Pfarrhaus
empfangen. Sein Besuch galt jedoch nicht dem Pfarrer, sondern dem
Schäfe.
Nach diesem freundlichen Empfang sah das arme Tier allerdings sehr
nackt aus, und den Pfarrer durchzog ein Frösteln, als er es sah.
Die Kathrin fröstelte auch und meinte, das Schaf könne eine Erkältung
bekommen. Sie wackelte in die Stube, kam mit ihres Herrn Winterdecke
zurück und breitete diese über den geschorenen Rücken aus.
Zu anderen Zeiten hätte sie sich einen gewaltigen Rüffel zugezogen.
Heute sagte der Pfarrer aber nichts; er nickte sogar vergnügt, denn er
dachte an die neue Decke, die nun bald fix und fertig sein würde.
92
Es war ein prächtiger Morgen. In der kleinen Kirche war soeben der
Gottesdienst zu Ende. Des Dorfes Gevatterinnen verließen nach und nach
die Stätte, wo sie gebetet hatten für sich selbst und ihre Kinder, für ihre
Kühe und Schweine.
Nun entwand sich auch des Pfarrers gebückte Gestalt dem Portale der
Kirche. Er schien es eilig zu haben. Was ihn so sehr treiben mochte?
Wohl die Sehnsucht nach dem gewohnten Schoppen Schafsmilch. Statt
dessen sollte heute eine bittere Enttäuschung des geistlichen Herrn Anteil
sein.
Droben vor dem Pfarrhause stand die Kathrin und wischte ihre Augen
mit den Zipfeln der Schürze. Sobald sie ihres Herrn ansichtig wurde,
eilte sie schluchzend zu ihm und rief: „Unser Schaf ist nicht mehr da,
man hat es gestohlen!‘ ‘
„Ei wa, dummes Zeug!“ entgegnete gereizt der Pfarrer. ‚Es wird
draußen auf der Wiese sein.“
„Kein dummes Zeug“, schluchzte die Kathrin, „gestohlen hat man’s,
wirklich gestohlen. Kommt nur mit in den Stall und überzeugt Euch
selbst!“
Dem Pfarrer blieb nichts anderes übrig, als der Aufforderung seiner
Haushälterin Folge zu leisten.
Das Schaf war wahrhaftig verschwunden. Doch statt seiner stand
gefesselt vor der Krippe ein anderes Schaf, das kaum so groß war, wie
ein Glied der schweren Kette, die es am Halse trug, eines von jenen
hölzernen Schäfchen, die in Kirmesbuden als Spielzeug feilgeboten
werden.
Der Pfarrer wäre fast aus der Haut gefahren.
„Auch dieser Hohn noch!“ schrie er die Kathrin an, die bereits anfing,
an allen Gliedern zu zittern. „Ha, die verruchten Missetäter! Sie sollen
es mir teuer bezahlen!“
Dann, ohne zu bedenken, dass sein Magen seit Tags vorher nichts
mehr genossen hatte, wandte er sich ab, trippelte die Stiegen hinunter
und eilte dem Hause des Werkleiters zu.
Der Herr Direktor war soeben aus den Federn gekrochen und saß,
seines Frühstückes harrend, am weiß gedeckten Tisch.
Da, plötzlich, stolperte statt des Dienstmädchens der Pfarrer ins
Zimmer. Der überraschte Werkleiter schlug die Hände zusammen und
meinte, die Kirche wäre eingestürzt oder...
93
Er hatte keine Zeit, einen anderen Gedanken zu hegen, denn schon
war des Pfarrers Zorn losgebrochen und tobte durch das Zimmer.
Die Arme des geistlichen Herrn bewegten sich wie im Sturme: Seine
Augen blitzten, seine Stimme donnerte, seine großen Zähne schienen
mit jedem Augenblicke noch größer zu werden. Sein Haar sträubte sich
und darüber wackelte das Barett wie der Deckel einer Schildkröte, die
sich zu einem Spaziergang bereit macht...
So hatte der Herr Direktor seinen Pfarrer noch nie gesehen und er
kannte ihn nun doch schon seit zwanzig Jahren.
Von der Flut der tobenden Wörter, die sich übereinander stürzten,
verstand er wenig oder nichts. Ob sein Besucher sich wohl deutlicher
ausdrücken würde? Vielleicht... doch zuerst musste der Sturm sich gelegt
haben.
Es kam, wie der Herr Direktor es erwartet hatte. Der Sturm legte sich
allmählich und, in einem mäßigeren Tempo, fing der unglückliche Pfarrer
seine Geschichte wieder von vorne an.
Dem Werkleiter leuchtete nun auch der wahre Sachverhalt ein. Ohne
sich viel anzustrengen, begriff er sofort, dass es sich hier nicht um einen
Diebstahl, sondern um einen unschuldigen Schabernack handelte. Dies
hätte er seinem Besucher auch gleich klarmachen können; er tat es aber
nicht und hatte dafür seine besonderen Gründe.
„Beruhigen Sie sich, Herr Pfarrer“, sprach er kurz, „ich schicke sofort
zur Polizei und heute Abend werden Sie Ihr Schaf wieder haben.“
Der Pfarrer war naiv und vertraute dem Werkleiter.
Indessen war das Dienstmädchen erschienen und hatte das Frühstück
auf den Tisch gestellt.
Der geistliche Herr warf einen Blick auf die dampfende Speise und
vergaß plötzlich das gestohlene Schaf, um nur noch seines knurrenden
Magens zu gedenken.
Ob der Werkleiter den Magen knurren hörte? Jedenfalls, denn er bat
den Pfarrer, Platz zu nehmen und den Morgenkaffee mit ihm zu teilen.
Gestärkten Magens und beruhigten Geistes begann der Pfarrer den
Aufstieg, der zu seiner Wohnung führte.
Unterdessen hatte der Werkmeister seinen Fritz in das Zimmer bestellt...
Fritz war seines Vaters Lieblingssohn. Schier dreißig Jahre hatte er
schon auf der Erde zugebracht, dreißig Jahre sich gefreut und seinen
Mitmenschen das Leben angenehm gestaltet.
94
Überall, wo er hinkam, hatte man ihn deshalb gerne. Die Königliche
Musikkapelle des Dorfes hatte ihn gar zu ihrem Ehrenpräsidenten gewählt.
Der königliche Ehrenpräsident stand nun vor seinem gestrengen Papa.
Dieser sah aber gar nicht so streng aus; ein Lächeln spielte sogar um
seine Lippen...
Fritz wusste sehr gut, weshalb er zur Rechenschaft gezogen werden
sollte, denn er hatte das vorherige Toben des Herrn Pfarrers gehört.
„Der Schabernack war nicht schlecht...‘“‘, sagte der Vater.
„Der Schabernack?“
„Nun leg mal das unschuldige Gesicht ab! Du verstehst mich ganz
gut...“
Fritz wollte protestieren, doch sein Papa machte mit der Hand eine
bedeutungsvolle Bewegung und fuhr fort: „Du hast das Tier entführt...“
„Aber, Papa!“
Ich habe dem Pfarrer soeben die Versicherung gegeben, er werde heute
Abend wieder im Besitze seines Schafes sein. Bringe es deshalb auf das
Pastorat zurück und wenn du für deine Leute oder für dich einen Nutzen
aus der Geschichte ziehen kannst, so versäume die Gelegenheit nicht!“
„Aber,Papa, ich wüsste nicht, wie...‘
„Du bist eben noch jung. Einen Schabernack spielt man ganz oder gar
nicht. Begnüge dich nicht mit einer halben Arbeit. Rufe heute Abend
deine Musikkapelle zusammen und führe dem Pfarrer sein Schaf mit
Sang und Klang zurück! Die heiteren Töne der Musik, verbunden mit
dem Wiedersehen seines lieben Tieres, werden ihn froh stimmen und,
wer weiß, vielleicht einige staubbedeckte Flaschen aus seinem Keller
hervorzaubern. Dann werden auch deine Leute sich freuen und... ihren
Ehrenpräsidenten hochleben lassen...‘
„Ein Prachtpapa bist du. Schade, dass dein Sohn dir nicht gewachsen
ist!“
Es war später Abend, und schon füllte das Dunkel der Nacht die weiten
Räume der Natur.
Im matten Scheine eines Lämpchens saß der alte Pfarrer tiefgebückt
vor seinem Schreibtische. Er arbeitete an seiner Predigt für den nächsten
Sonntag, doch wie er sich auch anstrengte, so brachte er es doch nicht
fertig, seine Gedanken aneinander zu fügen.
„Heute Abend werden Sie Ihr Schaf wieder haben!‘ hatte der Werkleiter
ihm versprochen. Es war nun schon Nacht und niemand hatte das Tier
95
heimgeführt. Sollten denn die Versicherungen des Herrn Direktors keine
Gültigkeit mehr haben? Sollte gar die Polizei ihre Pflicht versäumen?
Na, wenn es schon so weit war, dann konnte die Welt nicht mehr
fortbestehen, dann nahte der jüngste Tag...
Wie der Pfarrer so dachte, drangen plötzlich Trompetentöne durch die
Nacht. Was war das? Ging die Welt wirklich unter? Bliesen da schon die
Trompeten zum Weltgericht?
Der Geängstigte riss die Fenster auf. Heiterer Schall kam an sein Ohr.
Nein, Posaunentöne waren das nicht. Die Welt ging noch nicht unter.
Ein frohes Ereignis wurde da unten gefeiert. Was mochte es sein?
Die Töne wurden nun immer lauter. Die Musikkapelle näherte sich...
Der Pfarrer sah schon die Fackeln, die vorangingen. Der Zug war in der
Biegung des Weges, der zum Pfarrhause führte.
Was sollte das bedeuten? Des Pfarrers Staunen überschritt alle Grenzen,
sein Verstand stockte.
Doch die Kapelle rückte spielend heran. Da, auf einmal, im Scheine
der Fackeln, erblickte der bestürzte Geistliche des Werkleiters Fritz...und
hinter ihm sein Schaf,
„Kathrin, Kathrin!‘ dröhnte seine Stimme.
Die Kathrin war in der Küche über ihrem Strickstrumpf
eingeschlummert. Die hörte den Ruf, schrak aus ihrem Schlafe auf und
wackelte, sich die Augen reibend, in das Arbeitszimmer ihres Herrn.
„Hör doch, Kathrin!“ schrie der Pfarrer sie an. „Schau doch! Das Schaf
hat sich wiedergefunden. Man bringt es zurück. Das ganze Dorf freut
sich mit uns!“
Die Kathrin war noch schlaftrunken und hörte und sah nichts.
„Wir müssen den guten Leuten etwas anbieten“‘, sagte der Pfarrer. „Hier
die Schlüssel zum Keller. Hole schnell einige Flaschen!‘
Die Kathrin wurde allmählich munter.
„Wieviel denn?“ fragte sie, die Hand nach den Schlüsseln ausstreckend.
„Soviel du willst... Fünf, sechs Flaschen werden genügen.‘
Die Kathrin verschwand und kam bald mit drei Flaschen zum
Vorschein.
Die drei Flaschen genügten natürlich nicht. Des Pfarrers Wein war
ausgezeichnet und die Musikanten schwelgten in froher Stimmung.
Mehrmals noch musste die Kathrin in den Keller, um neue Flaschen
zu holen.
96
Das war mal ein Abend! So etwas hatte die Königliche Dorfkapelle
noch nie erlebt. Wenn doch dem Pfarrer noch öfter das Schaf gestohlen
würde!
Das Schaf wurde aber nicht mehr gestohlen. Schon am folgenden
Morgen kam der Schlosser auf das Pastorat und versah die Türe des Stalles
mit Schloss und Riegel.
Der Pfarrer konnte nun auf beiden Ohren schlafen und morgens wieder
seinen Schoppen Schafsmilch schlürfen.
Das tat er denn auch jeden Morgen, sogar an jenem Morgen, der von
seinem langen Leben der letzte war. .
Kurz nach seinem Tode wurde das von ihm hinterlassene Testament
geöffnet: Die Kathrin erbte das Schaf und ein kleines Kapital. Was ihr
von beiden wohl am liebsten war?
Arme Kathrin! Sie überlebte ihren Herrn leider nicht sehr lange und
das Schaf kam in fremde Hände. Was aus ihm geworden ist, weiß niemand
mehr.
Dass die Pfarre einst einen höchst originellen Seelsorger hatte, daran
erinnern sich jedoch noch viele alte Leute und an langen Winterabenden
erzählen sie von ihrem früheren Pastor Hannes. Der Pfarrer hieß nämlich
Johann. Man nannte ihn aber stets nur „Hannes‘. Warum? Na, weil er
eben ein Sonderling war.
99
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5.7 RL. WO aa92
L’abbe Nyssen, titulaire de 3° latine a St-Quirin, Huy
Pendant la deuxie&me guerre mondiale, nous le trouvions dans le Midi
de la France, ä Vic-la-Guardiole, proche de la resistance et des maqui-
sards, un milieu ol son audace se faisait d&jä remarquer. II fit partie de
l’arm&e blanche et du service de renseignements, c’&tait au nez des Al-
lemands qu’il transportait la presse clandestine ainsi que les messages
codes! Que de risques sur « la petite reine » mais 1’abbe s’en tirait tou-
jours, parfois avec Emotion. C’&tait bien Iui qui, A la Liberation, alors
que les Allemands &taient encore dans les faubourgs de Montzen, orga-
nisait une procession d’action de gräces et fit sonner la cloche de l’&glise
decanale de Montzen, afin de cel&brer 1’&venement.
En 1944, l’abbe Nyssen se rapprocha de son village natal, il fut nomme
vicaire a Plombi&res, fonction qu’il partagea avec le Pere Joseph Crosset.
Le 15 septembre 1946 fut jour de liesse 4 Gemmenich. En succ&dant
ä Monsieur le cur€ Ernest Langohr, les paroissiens heriterent d’un nou-
veau grand format, d’un « supervivant », le nouveau cur6e, 1’abbe Emile
Nyssen. Gräce ä sa brillante intelligence, sa capacite€ de travail et ses
dons de visionnaire, il se lanca dans 1’animation, attentif surtout a 1’Edu-
cation et A la formation des jeunes qui avaient Et& victimes de 1’occupa-
tion hitl&rienne. Aux acolytes et aux enfants du cat&chisme, il parla de
Dieu, &videmment, mais il leur expliqua aussi les accords des verbes et
la richesse du vocabulaire francais.
100
Dans la paroisse, il voulut Elever le niveau culturel de ses ouailles.
N’&tait-il pas lui-meme bon musicien ? En effet, il joua dans 1’harmonie
de Montzen. Dans un document vid6o r£alis€ par Mr 1’abbe Leo Rixen,
il exprima, avec joie et bonheur, toute son &motion jusqu’aux larmes,
lorsqu’il relata la prestation musicale commune des deux Harmonies,
lors de son jubile sacerdotal. Il jouait aussi de l’orgue, rien d’&tonnant
des lors qu’il fit restaurer et agrandir les orgues sur lesquelles avait joue
le grand Cesar Franck. La bEnediction et l’inauguration solennelle de
l’instrument mis A neuf furent presidees par Monsieur 1’abbe
Schoonbroodt, tre&s R&verend doyen de Montzen. La c&r&monie se de-
roula le dimanche 17 d&cembre 1950 ä 14h50. Monsieur Pierre
Froidebise, professeur au Conservatoire de Liege, donna un recital de
choix
Vraiment, ce cure fut un visionnaire. L’abbe eut vite compris que la
salle du doyenne place Colonel Peckham (propriet€ actuelle de Mr Hick)
pouvait bien faire 1l’objet d’une salle de spectacles. Des le d£but des
ann&es cinquante, cet homme entreprenant ouvrit une salle de cinema
«Je cinema du cur€ Nyssen».
£ Gemmenich — Le Presbytere - Pfarrhaüs.
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Il avait une grande sensibilite pour l’art. Aussi, confia-t-il, en 1947, ä
Monsieur Gibert, directeur et professeur aux Beaux Arts de Li&ge, le
soin de r£aliser, pour son €glise, un tableau representant la dernie&re Cene
pour le prix de 12 000 FB. L’artiste, pour realiser cette ceuvre de 6 m sur
101
4,45 m, prit pour mod@?les des habitants du village. Le tableau ne souf-
frit pas de 1l’usure du temps, il fut restaur& et expos€ dans une salle du
College Notre-Dame 0 il est toujours visible.
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La Derni@re Cine, jadis dans 1’eglise de Gemmenich, aujourd’hui au Collöge
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Interieur de l’6glise de Gemmenich avec le tableau de la Derniere Cene dans le
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Construction de l’&cole moyenne pour filles
Comme d6&jäa &crit, pour arriver ä ses fins et trouver l’argent n&ces-
saire, il savait s’y prendre. Son but etait de cr&er une petite communaute
scolaire ol il faisait bon vivre, oüU les valeurs chretiennes et humanistes
prenaient le pas sur la rentabilite et la competition. Il savait choisir les
enseignantes pour leurs qualit&s de cceur, pour leur foi et pour leur gene-
rosite.
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Le cur& et directeur Nyssen avec l’une de ses enseignantes, Louise Renardy
104
Le nombre de kilometres parcourus en voiture, ä la recherche d’€1&-
ves au-delä de nos horizons et m&me de nos fronti&res reste incalcula-
ble. Il d&veloppa un dynamisme constant jusqu’en 1977, date ä laquelle
il remit la direction de son Ecole aux mains des laics.
Entre-temps, il quitta la paroisse en 1972, pour s’£tablir chez les Pe-
res Oblats au College Notre-Dame.
L’abbe Nyssen fut toujours un fervent de La Vierge Marie : il orga-
nisa de nombreux pelerinages ä Medjugorje (ex- Yougoslavie), a Lour-
des, ä Banneux. Il &tait adepte de retraites spirituelles en France et ailleurs.
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Rencontre ä Banneux, avec ses confreres pretres
Dans I’un des derniers parcours de sa vie, il se d&voua pour les « 3x
20 » de Tenerife, en tant qu’ aumönier et guide spirituel.
Il 6tait vraiment un « supervivant » comme il se plaisait a le dire dans
ses Ecrits. On le trouvait volontiers autour d’une bonne table avec ses
amis, il appreciait le vin, ce breuvage divin ! Ou ä defaut un bon verre
de bi@&re faisait l’affaire !
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A la maison de repos de Pannesheydt, son parcours terrestre s’acheva,
le 26 septembre 2003
L’expression qui caracterise le mieux ce grand homme toujours sou-
riant, a l’esprit humoristique et fonceur est celle que 1’abbe disait sou-
vent : «...ce n’est pas mentir, c’est m’en tirer...!» . Il va sans dire que, 1ä-
haut devant son Juge Supreme, avec la mention «Tres Bien», il s’en
tirera !
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L’abb€ Nyssen repose au cimetiere de Gemmenich (en face du columbarium)
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Für Sie gelesen
Der Aachener Wald ist auch für viele Spaziergänger des Hauseter und
Hergenrather Raumes ein beliebtes Erholungsgebiet und vielen dürfte
das Kreuz am Revierweg bestens bekannt sein. Die Inschrift ist
unzweideutig: Hier wurde am 21.4.1922 ein 39jähriger Mann namens
Johann Greber Opfer eines Mordes. Wer war Johann Greber? Unter
welchen Umständen kam er zu Tode? Wer war(en) der/die Täter? Auf
diese Fragen suchte auch Ludwina Forst (Aachen) eine Antwort. Bei
Gisbert Kranz «Morde im Wald: Vierzig Kriminalfälle aus dem Land
um Aachen, Monschau, Eupen» fand sie auch den Fall Greber behandelt,
allerdings «nur relativ knapp». So musste sie versuchen, aus den Akten
der Aachener Mordkommission und der Staatsanwaltschaft (heute im
Staatsarchiv Düsseldorf/Kalkum) mehr Klarheit in diesem Fall zu
gewinnen. Das Ergebnis «Der Mordfall Johann Greber. Tätersuche im
besetzten Aachen 1922», 128 Seiten, Sutton Verlag, Erfurt; 2005, ist
mehr als eine Auflistung und Analyse der vorliegenden Zeugenaussagen.
Das Buch bietet einen Einblick in die verworrene Zeitgeschichte der
frühen zwanziger Jahre, als die Grenze bis vor die Tore der Stadt verlegt
worden war, Aachen selbst unter belgischer Besatzung stand, Beamte
und Arheiter der Deutschen Reichsbahn weiterhin auf neubelgischem
Gebiet wohnten und täglich zu Fuß durch den Aachener Wald zu ihrer
Arbeitsstelle in Ronheide oder Aachen-West gingen, das Alltagsleben
in Aachen durch Nahrungsmittelengpässe erschwert war und
Geldwechsler und Schmuggler aus der Notsituation Kapital zu schlagen
suchten. Im Fokus der Ermittlungen standen viele Personen. Viele
Örtlichkeiten, besonders Caf&s, wurden genauer unter die Lupe
genommen. Wer verkehrte wo? Die Autorin geht diesen Ermittlungen
mit kriminalistischem Spürsinn nach. Sie zeigt auch die Schwachstellen
und‘ Versäumnisse der Kripo auf. Besonders die sehr unprofessionell
durchgeführte Spurensicherung ist für heutige Verhältnisse als fahrlässig
zu bezeichnen. Wurde Johann Greber das Opfer eines einfachen
Raubmordes? Wusste er um größere Spritschiebereien im Bahnhof
Ronheide und war er dadurch bei einer bevorstehenden Untersuchung
dieser Vorgänge ein potentieller Belastungszeuge, der aus dem Weg
geräumt werden musste? Der Fall Greber wurde nie geklärt. Der Mord
blieb ungesühnt.
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Das Mordkreuz Greben am Revierweg
110
Jahresrückblick 2005
von Herbert Lennertz
Das Berichtsjahr begann am 30. Januar mit der Generalversammlung
im Kulturheim in Hergenrath, wo der Präsident den zahlreich
erschienenen Mitgliedern eine recht positive Bilanz vorstellen konnte.
Es folgte ein Dia-Vortrag von A. Bertha über die Mehrtagesfahrt 2004
nach Leipzig, Dresden und Prag.
Wunderland am Wegesrand war der Titel einer Dia-Schay in
Überblendtechnik am 23. Februar. Herr Dietrich Sommerfeld zeigte, dass
auch im Zeitalter der digitalen Fotografie und der Beamer-Projektoren
die hergebrachte Diaschau noch aktuell ist und sich behaupten kann,
wenn die verfügbaren technischen Mittel akkurat eingesetzt werden.
Der Referent führte die zahlreich erschienenen „Göhltaler‘“ mit viel
Liebe zum Kleinen und zum Detail durch das Leben in Feld und Flur, so
wie es in den verschiedenen Lebensräumen sich mit dem
wiederkehrenden Frühling zeigt. Die unwahrscheinliche Vielfalt der
verschiedenen Kleinlebewesen (Käfer, Libellen, Schmetterlinge, Frösche,
Echsen, Schlangen...) und die reichhaltige Flora waren mit einem knappen
und klugen Kommentar versehen.
Ebenfalls unter Einsatz der Überblendtechnik nahm uns am 8. März
Herr Richard Becker mit auf den Europäischen Wanderweg Nr. 4 durch
die deutschen Alpen, von Bregenz bis Bad Reichenhall.
Am 10. April stand eine Busfahrt zur Tutanchamun-Ausstellung in
Bonn auf dem Programm. Unter der Führung von Frau Helene Bings
besichtigten wir in der Kunst- und Ausstellungshalle die Schätze aus
dem alten Ägypten („Reise ind das goldene Jenseits“) und konnten im
Anschluss daran bei einem geführten Stadtrundgang am kurfürstlichen
Schloss und dem Rathaus Beispiele barocken Prunks und im Beethoven-
Haus die bürgerliche Wohnkultur der kurfürstlichen Zeit bewundern.
Im Mai 2005 stellte Herr Dr. Manfred Nimax im Göhltalmuseum eine
Auswahl von großformatigen Fotos von Burgen und Schlössern des
Göhltales aus.
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Einen Blick über die niederländische Grenze warfen wir am 26. Juni
bei einem Besuch von Valkenburg, wo uns Herr Joe Bouwens bei einem
Stadtrundgang und anschließender Besichtigung der Grotte (mit
Atomschutzbunker) einen Einblick in die verborgenen Schönheiten seiner
Heimatstadt gab.
Herr D. Sommerfeld überraschte auch am 12. Oktober im Diavortrag
über Schmetterlinge die Zuhörer mit ausgefeilter Vortragstechnik und
profundem Wissen über die faszinierende Welt der Schmetterlinge mit
ihren etwa 120.000 Arten, davon ca. 3000 in Europa. In diese Welt kann
nur eindringen, wer sich intensiv mit dem Lebensfeld dieser Insekten
beschäftigt und unendlich viel Geduld bei der Beobachtung der großen
Schmetterlingsfamilien aufbringt. Motten, Spinner, Wickler, Spanner,
Schwärmer, Weißlinge, Ritterfalter und viele andere haben sich meist
schon im Raupenstadium auf ganz bestimmte Pflanzen spezialisiert.
Strahlend heller Sonneschein lag am 6. November über der Maasstadt
Lüttich, als Helene Bing die „Göhltaler‘“ zu einem Rundgang durch das
Viertel Outremeuse einlud.
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Zwei Figuren des Lütticher Volkstheaters: Tchantches und Nanesse
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Dieses Viertel erhielt erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts sein
heutiges Aussehen, nachdem die vielen Flussarme, die es vorher
durchzogen hatten, trocken gelegt waren. Architekt Blonden, den man
mit der Stadtplanung in Outremeuse beauftragt hatte, ließ sich vom Pariser
Beispiel (Haussmann) inspirieren und drückte dem Viertel mit breiten
Boulevards und geräumigen Plätzen seinen Stempel auf.
Helene Bings legte bei ihrer Stadtführung den Akzent auf das, was
Outremeuse vom jenseitigen Maasufer unterscheidet: Hier war der
berühmteste Sohn der Maasstadt, Georges Simenon, zu Hause; hier finden
sich schöne Beispiele der Jugendstilarchitektur; hier fand die
Volksfrömmigkeit in den so genannten „potales‘“ (Bildstöcken) über den
Hauseingängen Ausdruck und hier ist die Marionettenfigur Tchantches
noch immer lebendig.
Am 22. November erlebten wir im Kulturheim „Select“ mit Herrn
Steins die verschiedenen Phasen der „„Verjüngungskur“ der Brücke von
Moresnet. Die technische Erneuerung der in die Jahre gekommenen
Konstruktion aus dem Ersten Weltkrieg konnte der Referent vom
Zusammenbau der Einzelteile in der Halle am Montzener Bahnhof bis
zum Transport der Brückenelemente nach Moresnet und deren
passgerechten Einbau vor Ort aus nächster Nähe im Film festhalten und
so ein wertvolles Dokument der Eisenbahngeschichte unseres Gebietes
erstellen.
„Karl der Große ist an allem schuld“ hieß es am 18. Dezember
gelegentlich einer Stadtführung mit Helene Bings durch die Kaiserstadt
Aachen. Aber wenn man auch dem Kaiser so manches angedichtet hat,
die Realität ist anders: Karl hat die Thermalquellen nicht entdeckt, die
Dreieckplätze in Aachen gehen nicht auf Karls Stadtplaner zurück, der
Kaiser kannte die Aachener Printen noch nicht usw. Helene Bings ging
bei ihrer Stadtführung auf Legende und Wirklichkeit ein ...Ein Glas
Rotwein auf dem Weihnachtsmarkt setzte den Schlusspunkt unter diese
Führung.
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