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ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr. 76 — August 2005
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ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr. 76
August 2005
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet,
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. 087/65.75.04.
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Postscheckkonto Nr. 000-0191053-60.
Fortis Bank: 248-0068875-35
Konto NL: AMRO-BANK: 46.37.00.090 Vaals/L
Konto BRD: Aachener Bank: 821 363 012 (BLZ 390 601 80)
Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten
Entwurf des Titelblattes: (+) Alfred Jansen, Moresnet-Kapelle.
Druck.: Aldenhoff, Gemmenich - 087-78 61 13.
3
Inhaltsverzeichnis
Alfred Jansen (+) Zum Umschlagbild: 5
Moresnet-Kapelle Das Weiße Haus b. Henri-Chapelle
Albert Creutz Die alten Grabsteine 9
Eupen auf dem Eynattener Friedhof
Erich Kockartz D’r Loof van de Jöhl 23
Hauset
Alfred Bertha Ein vollständiges Einwohnerverzeichnis 27
Hergenrath von Lontzen aus dem Jahre 1704
Caroline Leterme Ein alter Uniformknopf aus Lontzen 63
Kelmis
Dieter Iven und Ein königliches Geschenk 66
Walter Meven mit erfreulichen Folgen für Aachen
Aachen
Gerard Tatas (+) Den vielen Goldhochzeitern 74
Gemmenich ins Poesiealbum
Leonhard Kirschvink Das Raerener Haus 77
Bollendorf
M. Th. Weinert Hoffnung 82
Aachen-Forst
Albert Creutz Mord am Landgraben 83
Eupen
Jakob Langohr Mörjejebättche 86
Bildchen
Alfred Bertha Vor 135 Jahren - 88
Hergenrath Napoleon III. auf der Durchreise in Verviers
Erich Kockartz Er&nnerong an dr Pelzerto-en 101
Hauset
Henri Beckers En jenge hat Schoot. 105
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M. Th. Weinert Im Abendlicht 107
Aachen-Forst
H. von Schwartzenberg (*) Zwei Aachener am Scheideweg 108
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3
Zum Umschlagbild *
Herberge und Zollstation: Das «Weiße Haus»
von Alfred Bertha
Mit dem Ausbau der großen Heerstraße Aachen-Lüttich (1750 ff.) und
dem Bau der vor Henri-Chapelle davon über Welkenraedt führenden
Verbindung nach Eupen - der heutigen Neutralstraße -, die nach 1777 in
Angriff genommen wurde, stellte die Ecke am «Weißen Haus» einen
besonders markanten Punkt auf der Landkarte dar. Der Weg über das «Weiße
Haus» blieb für die Eupener Industrie noch lange die Hauptverbindung nach
Aachen. Erst 1827/28 kam mit dem Bau der sog. Aktienstraße über
Eynatten und Köpfchen eine schnellere Verbindung der Eupener
Tuchindustrie mit ihrem Aachener Hinterland zur Ausführung.
In dem durch die vorgenannten Straßen gebildeten Winkel (bis 1816 auf
dem Gebiet von Henri-Chapelle) errichtete 1792 der damalige Besitzer des
nahen Schlosses Mützhagen, Freiherr von Thiriart, einen Bauernhof mit
Herberge. Der rege Fuhr- und Postverkehr versprach eine gute Zukunft. Für
die Fuhrleute, die die starke Steigung nach Henri-Chapelle vor sich hatten,
standen am «Weißen Haus» Vorspannpferde bereit und die Post konnte hier
die Pferde wechseln. Die genannten Vorspannpferde trabten übrigens, auf
der Höhe von Henri-Chapelle angekommen, allein zum heimischen Stall
zurück, wo als Belohnung eine Portion Hafer auf sie wartete...
Nach der Grenzziehung von 1816 wurde die Straße nach Eupen zur Grenze
zwischen Preußen und den Niederlanden, zur sog. Neutralstraße. Das «Weiße
Haus» wurde preußische Zollstation.
Die beinahe quadratische Anlage, (sie misst 50 x 48m), die ihren Namen
der weißen Tünche verdankt, besteht aus Wohnhaus, Scheune, Stallungen
und kleineren Anbauten, die sich um einen gepflasterten Innenhof
gruppieren, zu dem zwei Toreinfahrten von Norden und Westen Zugang
gewähren.
Das Wohnhaus mit Erd-, Ober- und Dachgeschoss hat zur Hofseite
fünf, zur Straßenseite sechs Achsen. Die Fensterstürze sind gewölbt mit
keilförmigem Schlußstein. Im Oberlicht des rückwärtigen Eingangs liest
man die Jahreszahl 1792.
* Die Umschlagseite der Nummern 41-75 unserer Zeitschrift zeigte markante Bauwerke
unseres Landstrichs aus der Feder von Guy Poswick. Diese Serie ist nun leider erschöpft
und so werden wir in Zukunft auf andere Quellen zurückgreifen. Das gezeigte Foto des
«Weißen Hauses» stammt aus dem Nachlass von Alfred Jansen und entstand um 1970.
Wir danken der Immobilienagentur Nyssen für wertvolle Hinweise zum «Weißen Haus».
8
Das Mansarddach mit Krüppelwalm hat auf unserem Foto vorderseitig
zwei Gauben; nach einer 1992 erfolgten Neueindeckung mit Schiefer erhielt
es fünf Gauben und zusätzlich einen kleinen Dachreiter.
Das Haus hat vier gewölbte Keller und einen Kühlraum.
Fassaden, Dach und Einfriedungsmauer des «Weißen Hauses» stehen
seit dem 10.10.1985 unter Denkmalschutz.
1988 wurde das «Weiße Haus», vordem ein landwirtschaftliches Anwesen.
und zuletzt im Besitz von Frau Elise Wallraff-Schifflers, nach Verkauf zu
einem im Grenzland sehr geschätzten Restaurant, in dem die intime
Atmosphäre vergangener Zeiten herrschte. 1997 wurden die rückwärtigen
Stallungen und Pferdeställe ebenfalls umgebaut. Über den Stallungen
entstand aus dem ehmaligen Heuboden ein großer polyvalenter Raum von
nahezu 300 qm, der durch den frei liegenden alten Dachstuhl einen ganz
besonderen Reiz ausstrahlt und vielseitig Verwendung finden kann.
Die Betreiber des Restaurants stellten den Betrieb inzwischen ein und so
steht das schöne Haus z. Zt. zum Verkauf.
Literatur
Denkmälerverzeichnis, Lontzen, S. 281-282
Grondal, G., Lontzen, Notices Historiques, Verviers, 1954, S. 48
Königs, H., Vom Jakobstor zum Bildchen. Aus der Geschichte einer Landstraße. Hrsg.
Stadtsparkasse Aachen, 1973
Patrimoine Monumental, Vlg. P. Mardaga, Liege, 12/2, S. 749-751
9
Die alten Grabsteine
auf dem Eynattener Friedhof
von Albert Creutz
Bis wann die Eynattener ihre Toten auf dem Friedhof der Mutterpfarre
Walhorn beigesetzt haben, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Die
Anlage eines eigenen Friedhofs dürfte jedoch in das frühe 17. Jahrhundert
fallen und Eynatten das Begräbnisrecht vielleicht zeitgleich mit dem
Taufrecht erhalten haben.
Wie allseits üblich, so wurden früher auch in Eynatten die Toten im
Schatten der Kirchenmauern beigesetzt. Nur einige wenige Familien
genossen das Vorrecht, innerhalb des Kirchenraumes beerdigt zu werden.
G. Grondal („Eynatten“, S. 16) hat in den Eynattener Sterberegistern für
die Zeit von 1679 bis 1784 an die vierzig Beisetzungen im Innern der
Kirche gezählt.
Pfarrer Cornelius Matthaei (1676-1729), der 1722 eine kurze
Pfarrchronik verfasste, erwähnt darin, dass bis zum Neubau der Kirche
(1707-1710) keine besondere Priestergrabstätte im Chor vorhanden war.
Das ganze Chor sei von den Gräbern der Adelsfamilien eingenommen
worden („nobiles totum occupabant chorum et non erat pro pastore
sepultura‘). Er habe nun, so der Pfarrer, vor dem Hauptaltar eine solche
Priestergrabstätte ausgewiesen und auch einen Grabstein darauf gelegt.
Auf diesem Stein habe er eigenhändig („propriis manibus‘“) Kelch und
Hostie ausgemeißelt.
Die Adelsgräber im Chor waren die der Besitzer von Vlattenhaus,
Amstenrather Haus und Neuenhof. Letztere hatten dieses Privileg dadurch
erlangt, dass Dietrich Crümmel von Raaf beim ersten Gotteshaus (1444)
die Kosten für den Bau des Chores getragen hatte, während die Herren
von Groß- und Kleinhaus abwechselnd das Besetzungsrecht der Pfarre
ausübten und dadurch besondere Privilegien genossen.
Andere angesehene Persönlichkeiten (Wildt, Meessen...) hatten ihr
Grab vor der Kommunionbank.
Bis 1864 lagen die Grabplatten in der Eynattener Kirche. Die drei
Priestergräber vor dem Hauptaltar (Cornelius Mathaei, Mathias Reulandt
und Arnold Bounie) wurden auf dem Friedhof östlich des Chores neben
der Grabstätte von Pfarrer Krickels neu angelegt.
10
Bei der Erweiterung der Kirche im Jahre 1953 — Bau von Seitenschiffen
— wurden auch die sterblichen Überreste der drei genannten Priester
exhumiert und auf dem Friedhof in einem gemeinsamen Grab (vor dem
Missionskreuz, neben der großen Grabstätte Coenen-Hertzog) beigesetzt.
Eine Grabplatte trägt ihre Namen.
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Pfarrer Cornelius Matthaei fertigte Die „Ruhestätte der Pfarrer von
eigenhändig seinen Grabstein, Eynatten“, am Fuß des
auf dem Kelch und Hostie ihn Missionskreuzes. Die schwarze
als Priester ausweisen. Marmortafel auf dem Kreuz erinnert
an Pfarrer Hubert Lassaulx (1872-1930).
Der Erweiterungsbau führte auch dazu, dass ein Teil des früheren
Friedhofsgeländes in den Kirchenraum einbezogen wurde und zahlreiche
am Fuße der alten Nord- oder Südmauer liegende Gräber aufgehoben
werden mussten. Die Überreste dieser Toten wurden ebenfalls, wie
Grondal berichtet, in einem gemeinsamen Grab neben dem Vorherigen
beigesetzt. Dieses Grab überragte ein Kreuz, das auf einem bei den
Bauarbeiten gefundenen Kapitell ruhte. Inzwischen erinnert eine in der
östlichen Friedhofsmauer angelegte Nische mit Gedenktafel an die Toten
der früheren Jahrhunderte.
Von den alten Grabkreuzen sind noch 23 erhalten geblieben. Sie wurden
1966 zum 1951 an der Lichtenbuscher Straße angelegten Friedhof
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verbracht und fanden dort an der 1966 angelegten heutigen
Priestergrabstätte Aufstellung.
Der aufgelassene Friedhof an der Kirche wurde zu einer kleinen
Parkanlage.
Später holte die Gemeindeverwaltung die alten Kreuze zurück ins Dorf
und gab ihnen einen schönen Platz an der Friedhofs- bzw. Kirchenmauer.
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Die meisten der noch erhaltenen alten Grabkreuze fanden an der Kirchenmauer
Aufstellung.
Wie überall festzustellen ist, nagt der Zahn der Zeit an den Steinen
und die Inschriften sind von Jahr zu Jahr schwerer zu entziffern. Ein in
den „Publications de la Societe Historique et Archeologique dans le Lim-
bourg“! sowie ein weiterer im Jahre 1974 von Jean-Jaques Bolly?*
unternommener Leseversuch müssen leider beide schon damals als total
gescheitert bezeichnet werden.
12
Auch die im April desselben Jahres von der Societe d’Histoire et
d’Arch&ologie du Plateau de Herve als «Compte rendu» Nr. 32 vorgelegte
Auflistung aller alten Grabmäler von „Andrimont“ bis „Walhorn“ ist so
mit Fehlern behaftet, dass sie für die Namensforschung unbrauchbar ist.
In letzterem Verzeichnis werden fünf Inschriften als „illisibles“
(unleserlich) bezeichnet. Beide Auflistungen geben von den einzelnen
Kreuzen die genauen Maße, jedoch keine Abbildungen.
Wir haben für die Entzifferung der nach 1676 entstandenen Kreuze
die Pfarr-Register zu Hilfe genommen. Im Folgenden sind die Kreuze
chronologisch geordnet.
1. Ao 162(.) CLAS WIETEN (Haus-) FRAW MARIA STARB -
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2. ANNO 1626 DEN 16 FEBRUARII IST IN DEN HERREN
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Das einzige Eynattener Kreuz mit Berufsangabe ist das des Gilis Battel, der
„Simmerman seins Handwerck“ gewesen war.
6. ANO 1674 DEN 5 JANUARI IST IN GOTT ENTSCHLAEFFEN
DIE ERSAME MARIA ROTHOET (= Rotheudt)
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AO 1675 DEN 10. JANUARII IS IN DEN HEEREN
ENTSCHLAFFEN DER EHRSAMER JOHAN KUTGEN VON
EYNATEN UND SUN EHRLIGE HUYSFRAW HELWUIJCH DEN 15
FEBRUARI GTD SEELEN A.
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(Bemerkenswert ist der schön herausgarbeitete Strahlenkranz sowie
die der Inschrift vorauf gehenden und folgenden Initialen der
Verstorbenen).
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AO 1684 DEN II FEBRUARY IST GESTORVEN CATRINNA
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Das schön gestaltete Kreuz der Catrinna Kittel, der Tochter des Philipp Kittel,
zeugt vom handwerklichen Können des Steinmetzen.
9. AO 1684 Den 9. Decemb starb die viel Tugentsame Jungfraw Anna
Kopfferschleger Gott Trost Ihre Liebe Seel. AO 1715 DEN .9 XBRE
STARB PETER LAMBERTS. ENDE MATH. WILH. LAMBERTS
STARB 1745 DEN 15. MERTZ . AO 1745 DEN 21 OCTOBER STARB
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Nur noch schwer zu entziffern ist die in Fraktur gehaltene Inschrift auf dem
Kreuz der Johanna Kofferschläger. Später wurden in lateinischer Schrift die
Daten von Peter Lamberts (1715), Mathias Wilhelm Lamberts sowie Johann
Stephan Lamberts (beide 1745) hinzugefügt.
(In Nummer 19 dieser Zeitschrift, S. 38-41, wurde ein sehr lesenswerter
Beitrag aus der Feder von Herrn Dr. Helmut Christoph (Kehl) über den
Schöffen und Notar Mathias Wilhelm Lamberts veröffentlicht. Herr
Christoph konnte den Lebensweg dieser 1681 in Hauset geborenen
Persönlichkeit nachzeichnen und die verwandtschaftlichen
Zusammenhänge der auf dem angeführten Grabstein genannten Personen
herausstellen. Demnach war Anna Kofferschläger eine Großtante des
Notars, dessen Vater Peter Lamberts am 9. Dezember 1715 starb. Dieser
war verheiratet mit Maria Kofferschläger, der Tochter des Wilhelm
Kofferschläger aus Hauset.
Notar und Schöffe Mathias Wilhelm Lamberts war verheiratet mit
Agnes Salm aus Eupen. Nach dem Tode ihre Mannes zog sie sich in ihre
Heimatstadt zurück, wo sie 1769 in der Kapuzinerkirche beigesetzt wurde.
Die Kreuzesinschrift erinnert auch an den nur sieben Monate nach
seinem Vater im Alter von nur 22 Jahren verstorbenen Sohn Johann
Stephan Lamberts.
Das Kreuz wurde beim Abbruch der Eynattener Friedhofsmauer in
den siebziger Jahren stark beschädigt, fand dann aber mit den restlichen
18
22 alten Eynattener Kreuzen Aufstellung auf dem neuen Friedhof an der
Lichtenbuscher Straße, von wo es inzwischen wieder in die Parkanlage
an der Kirche zurückgebracht wurde).
10. Ao 1690 den 2. 9bris starf yn den Herren Ehrsamer und fromer
Peter Bart GTDSA und (17.. ) maria Johanna / bit vor mich
11. AO 1692 DEN 25 MARTY IST IN GODT DEN HERREN
ENTSCHLAFFEN DIE EHRSAME EYTGEN SCHREUS GEWE-
SENE HAUSFRAUW VAN CORNELLIS RADERMECKER RIP
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Die „Eytgen Schreus“ unseres Grabkreuzes, Ehefrau des Cornelis Radermecker,
registrierte der Pfarrer im Sterberegister als „Ida Schreuer“. Seinen Angaben
zufolge starb sie am 20. April 1692. Dieses Kreuz trägt als einziges in Eynatten
ein Skapulier,
19
12. AO 1694 den 4 Decembris ist die Tugent Reiche Catharina Lauß
bergh gewesene Haußfraw von Leonard Steinmetzer in Gott
Entschlaffen.
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Catharina Laußberg starb laut Sterberegister am 3. Dezember 1694.
13. AO 1710 den 15 Mertz starb der Ehrsamer Johanes Steickelman.
AO (weder Jahr, noch Tag angegeben) starb die Ehrsame Margaretha
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14. AO 1714 den 12 Juny ist der Ehrsamer Jacob HAAN im H(errn)
Entschlaffen. Ao 1715 den 4. January starft seine Hausfraw Joanne
Rodtheut. G.T.D.L.S. N.
(Das an die Schlussformel G(ott) Trost) D(ie) L(iebe) S(eelen) angefügt d
„N“ steht vermutlich für ein vom Steinmetz falsch gelesenes „A“ =
Amen).
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Vom Grabkreuz der Eheleute Haan-Roetheudt ist nur noch der Oberteil mit den
Armen erhalten.
15. Ao 1714 den 7 Septembris Ist (der) Ehrsamer Nicolaus Haan (in
den ) H. Entschlaffen. Ao 1715 den 26 January ist der Ehrsamer (Johannes)
Stutgen Eidem (= Eidam, Schwiegersohn) von Jacob (Name ist mit dem
rechten Arm weggebrochen) im H. Entschlaffen. GTDLSN
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‚ en CAT UL EE FRE Das Beispiel des Grabkreuzes
JE ZEU NOrI a EG des Nicolaus Haan zeigt, wie
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UF KT (3:1. SON ad #7 wenig zuverlässig die Daten sein
SE BA A EOS AT ”. können, hat doch der Steinmetz
; A U De Kr En Er den 31.(!) September als
SE SEE BR AA Todestag angegeben. In den
u I # _ a RS Sterberegistern ist Nicolaus
u x x Haan unter dem 31. Dezember
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4 / ae 1714 eingetragen.
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RR ME Der 1715 gestorbene Johannes
Ce % £ Stütgen war vermutlich der
Sa BE A AS a Schwiegersohn von Jacob Haan.
21
16. ANO 1715 DEN 26 MAII IST DER EHRSAMER CKRIN
PEUCKEN (Beucken) IM HEREN ENTSCHLAFEN GTDS
(Die Eintragung im Sterberegister gibt den Namen mit Querinus
Peuken an).
17. Ao1717 den 12 7bris starb der Ehrsamer Johannes Mostart. Ao
17... Petrus Mathaei. ...............A0 1730 den 30 August starb Joanna
Mostart Eheleuth GTDLS
18. „Ann 1721 den 3 Juny ist der Ehrsamer Steffen Born Im Herren
Entschlaffen und Seine Haußfraw Anna Peucken Starb Aon 1733 den 7
January Istt Im Heren Entschlaffen. GTDS (= Gott Tröste Die Seele)
19. ANO 1728 9. 7bris STARB CORNELIUS MATHAEIANO 17
STARB DIE ANNA EMYNTS BEIDE EHE(leute)......PETER
MATHAEI....G(ott) T(röste) D(ie) B(eiden) L(ieben) S(eelen) A(men)
(Die Sterberegister nennen Cornelius Matthaei, Sohn des Peter
Matthaei und dessen Ehefrau Johanna Mostart).
20. ANNO 1735 DEN 14 NOVEMBER STARB DER ERSAMER
LABE FRANCK GOD TROSD SEINE LIBE SEL AMEN
(Der Pfarrer trägt den Verstorbenen als „Lambertus Franquier“ ein.
Die Ehefrau Maria Lorenz starb am 18. Juni 1718. Der Pfarrer schreibt
„uxXor (= Ehefrau) des Lambert Vranquier“‘.
re ZERO Das Kreuz steht zwar für
SEE if Ss „beide gewesene Ehludh“,
BE = % < % 3 nennt aber nur den Namen der
JE ERTTESES EN Johanna Tronn.
28
D’r Loof van de Jöhl
von Erich Kockartz
Wenn de Jöhl op Li-etebösch en e Huus entsprengt,
vengt et Läve vör se a, su-e wi vör e Kenk.
Schöj, jät ängstlech, kohm bemerkt, de£ht se s£ch bewäje,
Stellstand jet et now neht mi-e, jrad bejennt et Läve.
Schlängelt s£ch va lenks no räts, alles Schrett vör Schrett
H6&j änn doh n&mmt se da noch e kle Bäckse met.
Enette, Hosend, Herjend, Kelmes änn da Moresnet,
kick ens a, wi s£ch dat Kenk op €ns hat jescheckt.
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Die neue Hammerbrücke in Hergenrath
Jöhltal h&scht dat janz Revier, wu-e se sch bewächt,
Dat hat se now € Beschlach, hat et janz vör s£ch...
Henger Blieberch köhmt zum Schluss S&ppenake dra,
Överquert wät dann en Jrenz, j&nge hölt se a.
Vrott jo neht noh Land änn Lüj, kennt neht Striet off Hass,
j&nge vrodde ajen Jrenz jemols hö-er d’r Paas.
Döschtech hat se zujenomme, wat hö-er prächtech steht,
Änn noh mäht dat Schennos sch op et Holnsch now breht.
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Die St. Remigius Pfarrkirche von Moresnet verdeckt den Blick auf den Viadukt.
Iepe, Mächeln wätt passiet, herrlech €&s dat Land,
wat se s£ch heij uusjesu-et, do jehürt hö-er Dank.
Op et Schloss va Wittem werpt kött de Jöhl ‘ne Bleck,
Jölpe änn da Schin op Jöhl litt noch open Streck.
Wenn € Valkebursch Turiste vöhl ze si-e do hant,
Ess os Jöhl d’r Mittelpunkt änn wä-ed weltbekannt.
Hat d’r Zenith now erreicht, alles j£ht ze Eng,
langsam j£ht et now berchaaf, Meerssen, da Rottem.
Uusjewaaße, ähl noch jonk, lang wohr neht d’r Wääsch.
Wenn me noch zeröck ens bleckt, hat se vöhl bewächt.
27
Ein vollständiges Einwohnerverzeichnis
von Lontzen aus dem Jahre 1704
von Alfred Bertha
Ähnlich wie für Raeren und Gemmenich, wo Pfarrer Großmeier 1693
bzw. 1709 Einwohnerverzeichnisse anlegte, haben auch die Pfarrer von
Walhorn und Lontzen im 18. Jahrhundert solche Register geführt. Im
letztgenannten Ort wurde das erste Verzeichnis im März 1704 durch
Pfarrer Johannes Cuitte (1) begonnen. Das zweite legte Pfarrer Carl Joseph
Lemmens (2) am 23. August 1740 an; das dritte ist eine Fortschreibung
aus der Feder des Pfarrers Johann Stephan Thielen (3) und beginnt 1776.
Alle drei befinden sich in einem einzigen Ausgabe zusammengebunden.
Die Eintragungen von Pfarrer Cuitte nehmen 81 Seiten ein, die von Pfarrer
Lemmens 18.
Wie aus der Eintragung auf der Titelseite ersichtlich, handelt es sich
auch in Lontzen um ein „Liber de statu animarum“‘, ein Buch über den
Stand der Seelen, wo der Pfarrer neben dem Alter der Pfarrkinder auch
durch den Zusatz des Buchstabens C angibt, ob die betreffende Person
gefirmt ist; ein doppeltes „C“ (CC) zeigt, dass sie auch die Kommunion
empfangen hat. Dabei handelt es sich um die Osterkommunion. Auf die
Wiedergabe dieser Details haben wir verzichtet.
Manche Namen sind ohne Altersangabe. Sie wurden nach 1704
hinzugefügt.
Fünf Jahre nach Anlegung des Familienbuches trägt Pfarrer Cuitte die
inzwischen eingetretenen Änderungen ein. „Nunc 1709“ (Jetzt 1709)
heißt es dann. Auch vermerkt der Pfarrer die Abgänge, allerdings ohne
Jahresangabe. „Abierunt‘“ = sind verzogen findet sich recht häufig. Auch
eingetretene Sterbefälle werden registriert mit „mortuus‘“ oder „obiit“ =
„tot“ bzw. „ist verstorben“. Nicht in allen Fällen gibt der Pfarrer zusätzlich
zum Namen der Familie auch deren Wohnort an. So ist es anhand dieser
Liste auch nicht möglich, ein bis ins Letzte stimmendes Bild der
Besiedlung Lontzens vor knapp 300 Jahren zu zeichnen. Dass Pfarrer
Cuitte nur ganz selten den Beruf hinzufügt, ist sehr zu bedauern. Aber es
war ja nicht die Absicht des Pastors, eine soziologische Studie seines
Seelsorgebezirks anzufertigen. Immerhin bekommen wir eine genaue
Vorstellung von der Zusammensetzung der Familien. In den allermeisten
Fällen hat der Pfarrer bei der Benennung der Familien die Namen seiner
Pfarrkinder latinisiert. So wird aus Jan Jo(h)annes, Willem wird zu
28
Guillielmus, Huppert zu Hubertus, Hendrik/Heinrich zu Henricus, Tonis
zu Antonius etc. Wir haben im Folgenden diesen latinisierten Namen die
deutsche Form gegeben. In der Auflistung der Familienmitglieder finden
wir aber meistens die gebräuchlichen Rufnamen wieder.
1
Familie Matthys Smedts
Matthys Smedts (30) u. Helena Reul (25) - Eheleute,
Kinder:
Anna Christina Smedts (3)
Leonard Smedts (1)
Claes Smedts
Matthys Smedts #
Jetzt: Familie Hubert Corman
Hubert Corman u. Barbara Crat - Eheleute,
Kinder:
Anna Maria Corman
Elisabeth Corman
Barbara Corman
Margaretha Corman
N
N :
Der Hof auf der Lontzener Heide Nr. 106 (seit 1972 Familie Doum-Lautermann)
gehörte bis 1934 zum ausgedehnten Grundbesitz der Familie Nellessen von der
Eyneburg. 1915 übernahm ihn Familie Lauterman-Ahn als Pachtgut.
Beim Verkauf im Jahre 1934 ging das Gut in den Besitz dieser Familie über.
29
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Die Jahreszahl der Erbauung (1694) findet sich im Maueranker und im Schluss-
Stein des Türsturzes, hier gemeinsam mit den Initialen LS und dem Monogramm
IHS. Unsere Haysliste kennt keinen Hausbesitzer, dessen Namen diese Initialen
ergäbe. Ganz offensichtlich war der Hof 1704 durch Familie Matthys Smedts
bewohnt. Von den Kindern trägt der älteste Sohn den Namen Leonard. Da es
üblich war, den ältesten Sohn auf den Namen des Großvaters zu taufen, ist es
erlaubt, einen Leonard Smedts als Erbauer des Hauses anzunehmen.
2
Familie Aret Wintmeulen Lonzenter Heydt
Aret Wintmeulen (48) u. Catharina Preim (38) - Eheleute,
Kinder:
Anna Barbara Wintmeulen (10)
Wilhelm (Guillielmus) Wintmeulen (8)
Jenna Wintmeulen (6)
Gertrud Wintmeulen (4)
Elisabeth Wintmeulen (2)
Maria Wintmeulen
Arnold Wintmeulen
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Der (frühere) Schluss-Stein der Toreinfahrt des Hauses Wintmeulen (Lontzener *
Heide (heute Haus A. Renardy, Bergstraße 122) nennt den Namen des Hofes in
„Brabantisch“ und in Französisch: „OP DEN HEIDHOF*“- „A LA CENSSE DE
BRVVIER“ und gibt neben der Jahreszahl 1706 die Initialen der Erbauer
A(rnold/Arret) W(intmeulen) und C(atharina) P(reim).
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Die Maueranker des Hauses sowie ein Zahlenstein über dem Eingang datieren
den Hauptbau in das Jahr 1701.
Arnold Wintmeulen, Schöffe von Lontzen, starb am 11.3.1719.
31
3
Familie Cornel Pleinevaux 2da Heydt
Cornel Pleinevaux (71) u. Barbara Straet (70) - Eheleute
Maria Pleinevaux, als Tochter angenommen (“pro filia”)
Dirick Clermont 52
3
Familie Hubert Pleinevaux 3tia Heydt
Hubert Pleinevaux u. Gertrud Krisscher - Eheleute.
Kinder:
Cornelius Pleinevaux
Maria Pleinevaux
Guillielmus (Wilhelm) Pleinevaux
4
Familie Lambert Plainevaux (durchgestrichen)
Lambert Pleinevaux (40) u. Gertrud Krisscher (40) - Eheleute,
Cornelius Pleinevaux (10)
Guillielmus Pleinevaux (5)
5
Familie Jan Heudt Kerris 4to Heydt
Jan Heud Kerris (40) u. Gertrud Mutsenich (40) - Eheleute
Kinder:
Catharina Heudt Kerris (14)
Maria Heudt Kerris (7)
Margaretha Heudt Kerris
6
Familie Jan Heudt, Schöffe, 410 Heydt
Jan Heudt (46) u. Margareta Rikalt (45) - Eheleute,
Kinder:
Leonard Heudt (18)
Joseph Heudt (16)
Elisabeth Heudt (12)
Anna Maria Heudt (9)
Margareta Heudt (5)
Claes Heudt (3)
32
ül
Familie Jan Heudt Thyllen Heydt
Jan Heudt Thyllen, verstorben u. Catharina Scheen (80) - Eheleute,
Kinder:
Jenne Heudt (24) auswärts
Catharina Heudt (22) auswärts
Barbara Heudt (20) auswärts
Catharina Heudt (19)
Anno 1709 waren dort
Johann Buchel (32) u. Catharina Neredt (26) - Eheleute
8 ?
Familie Witwe Wynand Haemael, Heydt
Anna Krisscher Witwe Haemael (63)
Kinder:
Stephan Haemael (20)
Maria Haemael (24)
Anno 1709
Wynand(us) Haemel u. Anna Jonckbloedt - Eheleute.
Kinder des Winand aus erster Ehe:
Anna Catharina Haemel (13)
Joh. Peter Haemel (10)
Lambert Haemel (8)
Joh. Adam Haemel (5)
9
Familie Witwe Dirick Otten
Barbara, Witwe des Dirick Otten (80)
Kinder:
Huppert Otten (30)
Catharina Otten (35)
1709 war dort
Maria Becker (90)
10
Familie Gerard Goor
Gerard Goor (36) u. Catharina Kersten (34) - Eheleute
Maria Kalson aus Moresnet, Magd, ist verstorben
33
11
Familie Claes Chantraine Bergh
Claes Chantraine (56) u. Elisabeth Melchior (50 ) - Eheleute
Kinder:
Maria Chantraine (19)
Heinrich Chantraine (15) auswärts
Johannes Chantraine (13) auswärts
Gertrud Chantraine (Il) auswärts
Claes Chantraine (9)
Clara Chantraine (7)
Palme Fober, Knecht aus Kerk(en)raed, ist verstorben
Der Türsturz des Hauses Bergstr. Nr. 50 weist die Eheleute Nicolaus («Claes»)/
Chantraine und Elisabeth Melchior («Melg») als Erbauer aus.
34
12
Familie Leonard Menster Bergh
Leonard Menster (80) u. Trijn Nellis (70) - Eheleute
Kinder:
Nellis Menster (40)
Elisabeth Menster (24)
Leonard(us) Menster, Diener im Schloss (27)
13
Familie Johann Hausman Bergh
Jan Hausman (30) u. Maria Jacob (Peeter) (35) - Eheleute.
Kinder: 5
Jan Hausman (7)
Jacob Hausman (4)
Catharina Hausman (2)
Pieter Hausman -_
Maria Hausman _-
Familie Witwe Margareta Mutsenich, Bergh
Margareta Mutsenich (45)
Kinder:
Barbara Heudt (12)
Matthys Heudt (8)
Firmpaten: von Barbara: Elisabeth Mentior
von Mathias: Gerard Heudt
Im nächsten Haus: Elisabeth Jennis (65)
14
Familie Johannes Fraipont Berghweydt
Johannes Fraipont (55) u. Sophia Dobbelstein (54) - Eheleute.
Kinder:
Gregord Fraipont (24)
Barbara Fraipont (22)
Simonis Fraipont (20)
Anno 1709 war dort die Magd Maria Aiche
36
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Eingangstür mit Wappenstein der Erbauer
Anno 1709
Catharina Flaem
Nicolaus Loven (16)
Familie Johannes van de Sande 7ruit
Jan van de Sande (70) u. Margarite de Cos (65) - Eheleute
Kinder:
Lambert van de Sande (29)
Idelette van de Sande (34)
ill
Familie Hendrich Taetter Bouwart
Hendrich Taetter (35) u. Barbara Monier (35) - Eheleute
Kinder:
Claes Taetter (11)
Dirych Taetter (8)
Maria Taetter (5)
37
18
Familie Leonard Reul
Leonard Reul (66) u. Barbara Hüls (53) - Eheleute
Gertrud Boorn aus Montzen (18), Magd
19
Familie Joseph Otten, Frey
Joseph Otten (35) u. Anna Thoma (29) - Eheleute
Kinder:
Gertrud Otten
1709 waren dort
Anton Kersten u. Maria Chantraine - Eheleute
Kinder:
Johann Hubert Kersten
1709 in dem selben Haus: Heinrich Segher aus Aachen (25)
Hendryck Gir (30) u. Elisabeth Couf (40) - Eheleute, verzogen
20
Familie Johann Jennis
Johannes Jennis (30) u. Maria Hermens (29) - Eheleute
Kinder:
Simond Jennis (3)
Barbara Jennis (2)
verzogen
Anno 1709 waren dort :
Philipp Pons u. Maria Paul, Eheleute
Kinder: Hermann Lambert (1)
2
Familie Crijn Weerts Born
Crijn Weerts (26) u. Maria Dorman (39) - Eheleute
Kinder:
Johannes Weerts (2)
Crijn Weerts
1709 war in derselben Familie Margareta Fredricks aus Capell (=
Henri-Chapelle) 10
38
22
Familie Lambert Goor
Lambert Goor (38) u. Maria Lauren (30) - Eheleute
Kinder:
Maria Goor (6)
Margareta Goor (5)
Idelette Goor (3)
Elisabeth Goor (I)
Knechte:
Matthys Meuchel
Claes Reul
Jan Kever )
Leonard Chantraine aus Henri-Chapelle
Leendert Menster
Mägde:
Maria Kesselder, aus Busch
Barbara Kaemecher, aus Busch
Anna Maria Muter, aus Kerkenrode (Kerkrade)
Anna Smedts, aus Hombourg
Sind verzogen
Familie der verstorbenen Trijn Cremer
Kinder:
Catharina Rentgens (19)
Maria Rentgens (16)
Anna Rentgens (12)
23
Familie Claes Jennis
Claes Jennis (25) u. Jenna Aldenhove (45) - Eheleute
Kinder:
Gertrud Jennis (12) .
Simon Jennis (10)
Claes Jennis (2)
Familie Laurenz Tymister, Pächter auf dem Schloss(hof) 1709
Laurens Tymister (40) u. Barbara Nols (41) - Eheleute
Kinder:
Maria Sophia Tymister 12
Anna Francisca Tymister (8)
Jacob Tymister (7)
39
Johann Arnold Tymister (3)
Johanna Tymister (1)
Knechte:
Johann Beuven aus Hombourg
Matthys a Campo ausAubel
Hubertus Stassen aus Aubel
Cornelius (N.) aus Rur
Mägde:
Johanna Stassen aus Aubel
Paten und Patinnen der Kinder des gen. Laurenz:
von Maria: Gertr. Agnes von Sittrigh
von Anna Francisca.: Eva Franssen f
von Jakob: Theodor Sironnal
von Joh. Arnold: J. J.Graffen
24
Familie Johann Straet
Jan Straet (60) u. Agnes Slick (40) - Eheleute
Kinder:
Jenna Straet (4)
Johannes Straet (3)
Anna Catharina
Anno 1709 war dort
Familie Matthias Reul, aen de Kerck
Matthias Reul (47) u. Anna Hombourg (41) - Eheleute
Kinder:
Helena Reul (17)
Leonard Reul (14)
Catharina Reul (12)
Anna Maria Reul (1 0)
Ida Reul (9)
Anna Reul (7)
Eva Reul (5)
25
Familie Joris van de Sande
Joris van de Sande (55) u. Eva Straet (50) - Eheleute
Kinder:
Joseph van de Sande (16) auswärts
40
Wilhelm van de Sande (24 ) auswärts
Simon van de Sande (9)
Maria van de Sande (6) verstorben
26
Familie Matty Daigneux
Matthy d’Aigneux (35) u. Maria Tyssen (40) - Eheleute
Elisabeth Hendryck aus Baelen (26)
Engel Muter
Anno 1709 waren dort
Matthias Haemecker (25) u. Gertrud Pantzer (28) - Eheleute.
Kinder: *
Anna Martina (2)
2
Familie Heinrich Chantraine, aen de Kerck
Henry Chantraine (50) u. Anna Raemecker (70) - Eheleute
Maria Raemecker (74)
Schwester der Frau
Anna Rihout (30)
28
Familie Lambert Schyns, Cleyn Huys (Kleinhaus)
Lambert Schyns (50) u. Maria Goor (40) - Eheleute
Brits Schyns (15)
Diryck Schyns (12)
Enghel Schyns (10)
Lambert Schyns (7)
Madalena Schyns (8)
Johannes Schyns (4)
Catharina Schyns (1)
Anna Maria Schyns
Enghel Moestert 18
Magd
29
Familie Witwe Pacharias Jonckbloet auf Busch St. Houperts Berg
Maria Dutsch (80)
41
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Kleinhaus («Cleyn Huys», Nr. 28) bewohnte im frühen 18. Jahrhundert
die Familie Lambert Schyns-Goor.
Kinder:
Anna Jonckbloet (40)
Helena Jonckbloet (35)
Maria Campo, uneheliche T. der Helena (7)
Familie Witwe Thys Pleunevaux
Anna Lammert (50)
Matthys Pleunevaux (13)
sind verzogen
1720
Witwe Margareta Fraipont
Kinder:
Marie Weertz
Britius Schyns
Lambert Schyns
Anton Schyns
Joseph Schyns (13)
Johannes Schyns
Firmpatin der Maria Weertz war
Catharina, die Witwe des Schöffen Leon. Hiesel
42
Familie Pieter Vos, St. Houpertsberg
Pieter Vos (34) u. Elisabeth Helebraent (40) verstorben
jetzt Elisabeth Jacobi - Eheleute.
Kinder:
Petronella Vos (1)
Johann Heinrich Vos
1720
Lambert D’oon (46) u. Jenne Ernens (50)
Kinder
Arnold D’oon (17)
Anna Maria D’oon (16)
Simon Doon (14) C
Anna Lisbeth Dhoon (9)
Jenne D’oon (6)
31
Familie Thonis Corman /mo Voß
Thonis Corman (28) u. Maria Daelen (32) - Eheleute
Kinder:
Barbara Corman (6)
Peeter Lendeert Corman (5)
Catharina Corman (3)
Jan Nelis Corma (1)
Eva Corman —
Anton Corman —
Isabella Gast aus Moresnet, Magd
Familie Claes Jansekock u. seine Ehefrau Enghel Janssen
Der Mann ist geflohen. Verzogen.
31
Familie Leonardt Aen 2do Voß
Leonardt Aen (38) u. Catharina Bomeecker (41) - Eheleute
Kinder:
Michel Aen (10)
Margareta Aen (9)
Diryck Aen (7)
Maria Aen (6)
Simon Aen
43
Im selben Haus
Margareta Schul (80) Jan Bomeecker, ihr Sohn (50)
Im selben Hause
Leonardt Macquinay
Gerard Macquinay - sind verstorben
Im selben Hause
Johannes Kock, weiß nicht, ob er gefirmt ist, aus Eynatten
31b
Familie Witwe Willem Cool 37i0 Voß
Jenna Cusel (?) 70
Kinder:
WillemCool (32) u. Maria Brouwers (27) - Eheleute
Kinder:
Leonaerd Cool (2)
Winand Cool
Johann Wilhelm Cool
Wilhelm Cool (10)
Johanna Maria Cool (7)
Anna Margarita Cool (4)
Joseph Cool (1)
Firmpaten und -patin
von Wilhelm, dem Vater: Heinrich Tymister
von Maria Brouwers: Catharina Kesselder
von Leonard, Winand und Johann Wilhelm: nur Peter Brouwers
Familie Wwe Gertrud Christiaen
Kinder:
Anna Maria Häleu (20) verheiratet mit Matthias Pleunevaux (26)
Anna Häleu (19)
32
Familie Peeter Mutsenich 4z0 Voß
Peeter Mutsenich (35) u. Maria Heudt (40) - Eheleute
Kinder:
Catharina Mutsenich (8)
Sybilla Mutsenich (3)
Jenne Mutsenich (3)
Jacob Mutsenich I
44
33
Familie Simon Jennis, Oude Smedt
Simon Jennis (62) u. Margareta Timmerman (60) - Eheleute
Kinder:
Leendert Jennis (29)
Margareta Jennis (24)
Maria Jennis (21)
Elisabeth Jennis (18)
Familie Willem Goor, alia domus (ein anderes Haus)
Willem Goor (48) u. Jenne Seeger (39) - Eheleute
Dominic Goor (12)
Melchior Goor (10) Öl
Jacob Goor
Elisabeth Goor (4)
Jan Willem Goor (2)
Catharina Goor (1)
Johann Gerard
34
Familie Johannes Birix , Oude Smedt
Joannes Birix (80) u. Catharina Cael (80) - Eheleute, verstorben
Familie Christian Kaal im Hause des Simon Jennis
Christian Kaal (30) u. Elisabeth Jennis (37)
Kinder:
Simon Kaal(2)
35
Familie Witwe Jan Vos, Smedt
Eve Gulpen (80)
Kinder:
Aylid Leenaardt (35)
Jenne Leenaerdt (32)
Familie Peter Visschers
Peter Visschers u. Johanna Jacobs (36)
Kinder:
Claes Visschers (10)
Sophia Visschers (8)
Peter Visscbers (6)
45
Maria Visschers (5)
Johann Heinrich Visschers (1)
36
Familie Voes Scheen, Slaghboum (Schlagbaum)
Voes Scheen (+1701)
Kinder:
Barbara Scheen
Els Scheen
Maria Scheen
Jetzt 1709
Familie Johannes Malmedit
Joh. Malmedit u. Barbara Scheen - Eheleute
Kinder.
Johann Malmedit (1 1)
Maria Malmedit (10)
Johanna Malmedit (8)
Lisbeth (6)
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Der “alte Schlagbaum” (Fam. Schultze-Schnelle) in Lontzen-Busch,
Kapellenstraße 5, heute nur noch als Wohnhaus genutzt, war früher ein
landwirtschaftliches Anwesen.
46
Der Türsturz weist auf einen Neu- oder Umbau durch die Eheleute E-1+E
und M-C - V im Jahre 1836 hin. &
37
Familie Claes Straet
Claes Straet (60) u. Agatha Misero (40) - Eheleute
Kinder:
Bil Straet (5)
Catharina Straet (3)
Maria Straet
Aus erster Ehe:
Anna Straet (14)
Familie Joannis Meulender im Hause des Peter Vos
Johann Meulender u. Catharina Gillis
Kinder:
Egidius Meulender (8)
Johann Josef Meulender (6)
Familie der Schwester der Frau Maria Gillis (27)
38
Familie Jan Mostert
Jan Mostert (70) u. Maria Eenans - Eheleute, sind verstorben 1709
Familie Matthias Ponssen Winckel
Matthias Ponsen u. Catharina Hecksterboom, Eheleute.
Kinder:
Maria Ponsen
Johanna Ponsen
47
39
F(amilie) Cornelius Mattolet, Winckel
Cornelis Mattolet (60) u. Catharina Ge(n)sterbloem (40) - Eheleute
Kinder:
Claes Mattolet (7)
Johannes Mattolet (5) verstorben
Cornelius Mattolet (3)
Jetzt 1709
Familie Peter Brandt
Peter Brandt und Maria Mager - Eheleute
Kinder:
Gertrud Brandt
Maria Brandt
Theodor Brandt
Wynand Peter Brandt
Elisabeth Brandt
Johannes Brandt }
Jacob Brandt
40
Familie Witwe Megil Aen, Winckel
Maria Loop (70)
Kinder::
Maria Aen (43)
Michel Aen (30)
Gertrud Aen (25)
Michael Aen u. Catharina Smedts - Eheleute.
Kinder:
OdeliaAen
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41
Familie Andries Pier, Winckel
Andries Pler (50) u. Anna Maria Timmerman (50)
Kinder:
Margareta Pler (24)
Catharina Pler (20)
Jan Pler
Leendert Pler (13)
Giret Timmerman (60) verstorben
48
42
Familie Huppert Mommer
Huppert Momer (36) u. Catharina Walraef (27) - Eheleute
Kinder:
Emerentiana Momer (9)
Maria Momer (7)
Catharyn Momer (4)
Barbara Momer (I)
Johanna Momer
43
Familie Barbara Momer Witwe Jan Walraef #
Barbara Momer (42)
Kinder:
Gertrud Walraef (15)
Emerentiana Walraef (8)
44
Familie Peter Massenau , Stert
Peter Massenau (35) u. Margareta Goor (35) - Eheleute
Kinder:
Gilis Massenau (7)
Diryck Massenau (5)
Cornelis Massenau (3)
Peter Massenau (2)
Madalyn Massenau -
45
Familie Jan Clenckenbergh, Stert
Jan Clenckenbergh (76) u. Maria Beetels (60) - Eheleute
Kinder:
Jan Clenckenbergh (35)
Vaes Clenckenbergh (22)
Maria Clenckenbergh (19)
49
46
Familie Merten Corver, Stert
Merten Corver (28) u. Catharina Silverentangh (30) - Eheleute
Kinder:
Jenne Corver (2)
Gertrud Corver (I)
sind verzogen
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Der Hof „Stert‘“, heute nur noch Wohnhaus, erfuhr 1972 (nach Besitzwechsel)
durch Familie Schmidt größere Umbauten,
47
Familie Hendrich Haemecher, verstorben, Stert £
Kinder:
Maria Haemecher (38)
Matthis Haemecher (20)
Barbara Haemecher (33)
50
Magd im Schloss
Daneben:
Maria Gielens, Witwe (70)
Gertrud Christiaen (42)
Kinder dieser Gertrud:
Maria Häleu
Anna Häleu
In der Familie des Heinrich Haemecher:
Maria Haemecher u. Nys Ernens - Eheleute ,
Johann Henrich Ernens
48 Ss
Familie Johann Hennen, Cleflap
Johann Hennen (48) u. Margarita Aen (41) - Eheleute,
Kinder:
Anna Catharina Hennen (4)
Anna Maria Hennen (2)
Barbara Hennen (1)
Im selben Haus:
Stephan Timmerman
Johannes Geurden, 1720 als Knecht bei ihnen
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Se LA
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„Cleflap“ , gelegen in Lontzen-Busch, Gartenweg 8, ist ein Bruchsteinbau aus
heimischem Kalkstein, der jedoch 1968 größere Umänderungen erfuhr.
51
49
Familie Fryn Lamberts
Fryn Lambert, Soldat (36) u. Catharina Hoens (36) - Eheleute
Kinder:
Els Lambert (13)
Catharina Lambert (5)
Familie Witwe Claes Tyssen, Heuff
Petronella Bovestein (65)
Kinder:
Jan Tyssen (30)
Fryn Tissen u. Maria Hoorst - Eheleute.
Kinder:
. Nicolaus Tyssen
50
Familie Simon van de Sande
Simon van de Sande (36) u. Maria Scheen (36) - Eheleute
Jan van de Sande (2)
Simon van de Sande (1)
Lambert van de Sande
51 (leer)
52
Familie Melchior Jeeger, Eul
Melchior Jeeger (72) u. Catharina Brouwers (74) - Eheleute
Agnes Pelsers, Magd (18) jetzt Jehenne Hendrichs
Dienstmädchen aus Montzen
Die Kinder von Jan Loor
Winand Loor (10)
Madalyne Loor (27)
Marie Leeur (30) auswärts
Jenne Leeur, verstorben
Wynand Loor u. Anna Maria Momer - Eheleute
(Die Eintragungen Loor-Leeur sind durchgestrichen).
53
Familie Matthys Jaeck
Matthys Jaeck (45) u. Barbara Scheen (45) - Eheleute,
52
Kinder:
Maria Jaeck (17)
Jacque Jaeck (15)
Claes Jaeck (13)
Elisabeth Jaeck (11)
Jan Jaeck (30)
Joseph Jaeck (26)
Theodor Jaeck
Familie Witwe Gillis Philips
Catharijn Voes (54) -
Im selben Haus
Maria Kalson (23) .
Eva Schoonmeecker (1)
uneheliche Tochter, sind verzogen
jetzt 1719
Johannes Leeur u. Regina Ernent - Eheleute
Marie Leeur (7)
Jan Leeur (4)
Anna Catharina Leeur (3)
54
Familie Jan Cael
Jan Cael (38) u. Anna Merten (50) - Eheleute
55 (diese Seite ist in der Paginierung überschlagen worden.)
56
Familie Witwe Ernen Ernens, Heuff
Jenne Langen (60)
Kinder:
Anton Ernens (30)
57
Familie Wynand Brouwer, Heuff
Wynand Brouwer (56) u. Maria Jennis (57) - Eheleute
Kinder:
Margaretha Brouwer (18)
Matthys Brouwer (14)
Peeter Boorn (22)
53
Knecht, ist verstorben
Enghel Cool, Ehefrau des Nicolaus Janssen, der sie 1709 verlassen
hat.
58
Familie Derych Goor
Derych Goor (32) u. Catharyn Wintmeulen (19) - Eheleute
Helena Boemecher (78) die Mutter des Derych
Kinder:
Jan Derych Goor (I)
Catharina Goor
Jacobus Goor
59
Familie Leendert Cael, Keuk
Leendert Cael (32) u. Barbara Beetel (40) - Eheleute
Renardus Cael (12)
60
Familie Jasper Jennis, Keuk
Jasper Jennis (54) u. Gertrud Scheen (40) - Eheleute
Anna Catharina Jennis (7)
Maria Jennis (3)
Dirich Jennis (I)
Kinder des Jasper Jennis aus erster Ehe:
Claes Jennis (24)
Melchior Jennis (22)
Jan Jennis (20)
Jetzt (1710?)
Nicolaus Jennis (30) u. Christina Hermens (30) - Eheleute
Kinder:
Catharina Jennis (6)
Barbara Jennis (4)
Jaspar Jennis (2)
61
Familie Jan Heudt Kersten
Jan Heudt Kersten (50) u. Anna Ginsterbloem (45) - Eheleute
54
Catharin Heudt (14) auswärts
Jehen Heudt (14) auswärts
Barbara Heudt
62
Familie Witwe Peeter Wyer, Leim Koul
Maria Hinckelman (42)
Kinder:
Maria Wyer (16)
Peeter Wyer (14) u
Barbara Wyer (12)
Jan Wyer (8) ®
Enghel Wyer (6)
EvaWyer (3)
63
Familie Voes Kesseleer Leim Koul
Voes Kesseleer (66 ) u. Margarite Momer (66)
Kinder. Maria Kesseler, Magd im Schloss
64
Familie Witwe Lints Lamberts
Bil Bouwesteen (80)
Kinder:
Barbara Lamberts (36)
Lisbeth Lamberts (26)
65
Familie Willem Putter, Scherp Straet ;
Willem Putter (39) u. Christina Raedermecher (44)
Kinder:
Voes Putter (12)
Jan Putter (10) Hr
Gertrud Putter (9)
Barbara Putter (4)
66
Familie Willem van de Steyn
Willem van de Steyn (66) u. Jenne Frans (66) - Eheleute
55
Kinder:
Hendryck van de Steyn(33)
Jenne van de Steyn (29)
Olivi van de Steyn
Magd: Johanna Simon (21)
67
Familie Catharyn Kesseleer
Catharin Kesseleer (50)
68
Familie Emond Rombout
Emond Rombout (65) u. Barbara Jennis (60) - Eheleute.
Kinder.
Maria Rom bout (32)
69
Familie Peeter Coemaet
Peter Coemaet (32) u. Barbara Baltus (30) - Eheleute
Kinder:
Steven Coemaet (4)
Catharyn Coemaet (3)
Michel Coemaet (1)
Johannes Coemaet
Barbara Coemaet
Jetzt 1709
Jan Matthys (24) u. Anna Baltus (33)
Kinder:
Matthys Matthys (2)
70
* Familie Cornelis Loor, Scherpstraet
Cornelis Loor (44) u. Gertrud (unleserlich) (44) - Eheleute
Kinder:
Eva Loor (16)
Jenne Loor (14)
Gertrud Loor (12)
Johannes Loor (3)
56
71
Familie Jacob Gensterbloem, Laen
Jacob Ge(n)sterbloem (62) u. Margarita Jonis (40) - Eheleute,
Kinder:
Anna Gensterbloem (14)
Maria Gensterbloem ( 11)
Margaritte Gensterbloem (8)
Jenne Gensterbloem (6)
EA
A 5 AH)
A
Der Hof “Laen”/Lohn, Montzener Straße 56, in einer Aufnahme um 1900
12
Familie Jan Dirych Straet
Jan Dirych Straet (25) u. Catharyn Groenenraedt (32) - Eheleute
Kinder:
Diryck Straet (2)
sind verzogen
73
Familie Gerard Smedts, Borm
Gerard Smedts (28) u. Eva Franssen (33) - Eheleute
Sf
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Der Hof “Laen”/Lohn, Montzener Straße 56, (Fam. Roger Schoonbroodt) war bis
1976 im Besitz der Familie Kohnen. Das Wohnhaus aus dem frühen 18. Jh. hat
seinen ursprünglichen Charakter bis heute erhalten.
Kinder:
Hendrich Cornelius Smedts (1)
Anna Catharina Smedts (1)
Michael Smedts
74
Familie Wwe Gästi
Oda Desfresne (42)
Kinder:
Margot Gästi (17)
Marie Jesue (16)
Ferdinand Gästi (14) foris (auswärts)
Leonard Gästi (12)
Francois Andre Gästi (10)
Oda Cisane Gästi (6)
Marie Isabelle (4)
Ida Sanste, Magd, aus Lüttich (21)
In demselben Haus: Ferdinand Gästi und Maria Margaretha du Pont,
Eheleute
58
75
Familie Jan Goor, Müller
Jan Goor (42) u. Helena Boorn (49) - Eheleute,
Kinder:
Matthys Goor (19)
Diryck Goor (16) auswärts
Maria Magdalena Goor (14) auswärts
Ida Goor (9)
Heluy Goor (6)
76
Familie Leonard Smedts ;
Leendert Smedts (66) u. Anna Vielvoye (71) - Eheleute
Maria Smedts (28) auswärts
Jan Smedts (20)
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Familie Dirych Momer
Dirych Momer (43) u. Catharina Macquinay (32) - Eheleute
Anna Maria Momer (8)
Jan Jacque (7)
Jacob Diryck (6)
Marie Barbe (4)
Hendrych Claes Momer (2)
78
Familie Christian Reip, Busch
Christian Reip (42) u. Jenne Scheen (38) - Eheleute
Kinder:
Jan Reip (12)
Dirych Reip (4)
Christiaen Reip (3)
Peter Reip (I)
59
79
Familie Thomas Smedts
Thomas Smedts (44) u. Maria Voes (45) - Eheleute
Kinder:
Claes Smedts (15)
Leendert Smedts (13)
Sophia Smedts (10)
Thomas Smedts (7)
Goert Smedts (4)
Maria Smedts (1)
Durchgestrichen: „In demselben Hause: Maria Voes, 3 J., Tochter der
Schwester der Frau“.
Anmerkungen
1) Der aus Vis€ stammende Johannes Cuitte wurde 1703 durch die Universität Löwen
zum Pfarrer von Lontzen ernannt, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1737 blieb.
2) Auch Carl Joseph Lemmens wurde (gegen den Widerstand des Aachener
Marienstiftes) von Löwen ernannt. Er führte die Pfarre bis 1775.
3) Johann Stephan Thielen aus Henri-Chapelle war Pfarrer von Lontzen von 1775 bis
zu seinem Tode im Jahre 1783.
okakalokoR
Die im Folgenden alphabetisch geordnete Namenliste soll durch
Angabe der Registernummer einen leichten Zugriff auf die Namen
ermöglichen.
Ehepaare bzw. Haushaltsvorstände Nummer
Aen-Bomeecker 30a
Aen-Loop 40
Birix-Cael 34
Bomeecker-Schul 31a
Brandt-Mager 39
Brouwer-Jennis 57
Buchel-Neredt al
Cael-Beetel 59
Cael-Merten 54
Chantraine-Melchior 11
Chantraine-Raermecker 27
62
Reip-Scheen 78
Rentgens-Cremer 22
Reul-Hombourg 24
Reul-Huls 18
Rornbout-Jennis 68
Scheen-? 36
Schoonmecher - Kalson 53
Schyns-Fraipont 29
Schyns-Goor 28
Seegers vide Jeegers
Smedts-Franssen 73
Smedts-Reul 1 i
Smedts-Vielvoye 76
Smedts-Voes 79
Straet-Groenenraedt 72
Straet-Misero 37
Straet-Slick 24
Taetter-Momer 17
Tymister-Nols 23
Tyssen-Bovestein 49
Tyssen-Hoorst 49
van de Sande-Straet, Joris 25
van de Sande-de Cos 16
van de Sande-Scheen 50
van de Steyn-Frans 66
Visschers-Jacobs 35
Vos-Gulpen 35
Vos-Helebraent 30
Walraef-Momer 43
Weertz-Dorman 21
Weertz-Fraipont 29
Wintmeulen-Preim ®
Wyer-Hinckelman 62
63
Ein alter Uniformknopf
gefunden in Lontzen
von Caroline Leterme
Bericht von Herrn Günter Martinius und Herrn Carly Cormann
(Lontzen) in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst der
Deutschsprachigen Gemeinschaft
Dem Archäologischen Dienst wurde ein Uniformknopf übergeben, der
bei Bauarbeiten in der Nähe des Weißen Hauses (Lontzen) gefunden
und vermutlich der Zeit der Französischen Revolution bzw. der folgenden
napoleonischen Zeit zuzuordnen ist.
Den ersten Nachforschungen des Archäologischen Dienstes zufolge
müsste der auf dem Knopf dargestellte Helm von der französischen Armee
sein, welche in unserer Region Ende des 18. Jh. — Anfang des 19. Jh.
durchgezogen ist.
Dem „Mus&e Royal de 1’Arm6&e et d’Histoire Militaire (MRAHM)“
wurde eine Fotografie dieses Knopfes übersandt mit der Bitte zur
Begutachtung.
Die dortige Sachverständige, Frau Ilse Bogaerts, des MRAHM, der
wir für ihre Hilfe bei der Identifikation des Knopfes herzlichst danken,
hat uns folgende Informationen mitteilen können:
° Der Knopf ist kein offiziell bekanntes Modell (dies bedeutet,
dass er noch nicht in ein Verzeichnis aufgenommen ist).
° Wenn es sich um einen französischen Knopf handeln sollte, dann
ist dieser nicht nach den Richtlinien, sondern eher handwerklich her-
gestellt worden.
° Das feine Gitterwerk sowie die Raupe (gedrehte Fransen), welche
den Knopf umschließen, sind typisch und exklusiv für das französische
Modell „Genie“ zwischen 1803 und 1806.
° Auf den Knöpfen des Modells „Genie“ wird der Helm jedoch
immer mit dem Harnisch abgebildet. Dies ist hier nicht der Fall.
. Der Helm mit seinem Helmbusch ähnelt sehr dem Symbol eines
Stabsoffiziers. Allerdings ist der Helm hier alleine dargestellt, wobei
64
normalerweise die Helme auf den Knöpfen eines Stabsoffiziers immer
mit Säbel- und/oder Blätterkranzverzierungen (Lorbeer und Eiche)
dargestellt waren.
° Ebenfalls ist dieser Helm zur linken Seite ausgerichtet und nicht,
wie üblicherweise, zur rechten Seite.
Also : Stabsoffizier der Genieabteilung zwischen 1803 und 1806? Dies
wäre möglich, aber Frau Ilse Bogearts hat momentan keine absolut sichere
Antwort. Abschließend sagt sie:
„Nach allem ist der Knopf vielleicht noch nicht einmal französisch.
Die Form des Helmes könnte uns auch an eine italienische Herkunft
denken lassen. Dies alles, um auszudrücken, dass man nichts mit
Sicherheit sagen kann.“
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Vorderseite des Uniformknopfes
Auch wenn man die Rückseite des Knopfes intensiv betrachtet, kann
man nicht zu einem anderen, aussagefähigeren Schluss kommen.
Buchstaben sind um den Knopf herum, um die Öse, mit welcher er
befestigt war, angeordnet. Unter Einsatz sehr starker Vergrößerung kann
man nur einige Buchstaben (mehr oder weniger gut) erkennen, aber es
65
bleiben durch Umwelteinflüsse entstandene plattgedrückte oder
wegradierte Stellen, wodurch folgende Zeile entschlüsselt werden konnte:
X DE HEU(N)S X H? AD(B):A ?ST
Rückseite des Uniformknopfes
Der Leser möge sich nun einen Reim aus dieser Konstellation machen,
wobei nicht nur französische, sondern auch deutsche, italienische, und
letztlich auch neulateinische Formulierungen berücksichtigt werden
sollten, wie sie um 1800 angewandt wurden.
66
Ein königliches Geschenk
mit erfreulichen Folgen — für Aachen
von Dieter Iven und Walter Meven
Infolge der rasanten technischen Entwicklung zu Anfang des 19.
Jahrhunderts entstanden in Europa vielerorts technische Schulen, die den
Bedarf an entsprechend vorgebildeten Technikern und Ingenieuren decken
sollten. Richtungweisend war dabei für ganz Europa die im Jahre 1775
in Paris gegründete Ecole Polytechnique. In Preußen gab es bis dahin
noch keine vergleichbare Einrichtung. Das schon früh industrialisierte
Aachen (Tuch- und Nadelindustrie) erforderte jedoch genügend technisch
qualifiziertes Personal. Entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten fehlten
indes schmerzlich. Man war bedacht, die ausländischen Maschinen und
Geräte durch eigene Konstruktionen zu ersetzen. Auch die Behörden
hatten Bedarf an technisch versiertem Personal. Die später gegründeten
Gewerbeaufsichtsämter und der «Dampfkesselüberwachungsverein»
(Vorgänger des deutschen TÜV) haben hier ihre Wurzeln. In Preußen
war der Standort einer entsprechenden Hochschuleinrichtung heiß
umstritten.
Nach einem langen, erbitterten Streit mit Köln, Düsseldorf und Bonn
setzte sich Aachen als Sitz der neuen technischen Hochschule durch. In
der alten Kaiserstadt hatte man «überzeugende Argumente», die Minister
David Hansemann in Verbindung mit der Aachen-Münchner-Feuerver-
sicherungsgesellschaft und dem «Verein zur Beförderung der Arbeit-
samkeit» in Berlin vortrug. Die Stadt Köln zögerte mit der Zusage
finanzieller Unterstützung des Projekts. Nach fünf Jahren fiel die
Entscheidung für Aachen durch Kabinettsordre vom 14.11.1863, weil
die Krone stets eine Vorliebe für Aachen hatte.
Gelegentlich seiner Heimreise von der Vermählung mit Victoria von
England unterbrach Kronprinz Friedrich Wilhelm III. (der 99 Tage-Kai-
ser) am Sonntag, dem 14. Mai 1865, die Reise in Aachen. Hier überreichte
man ihm als Hochzeitsgabe der Aachen-Münchner Feuerversiche-
rungsgesellschaft 5000 Taler für gemeinnützige Zwecke und nach seinem
Gutdünken zu verwenden. Ein wahrhaft königliches Geschenk mit
erfreulichen Folgen für Aachen. Dieses Geldgeschenk stifteten die
Hoheiten als Gründungsfonds für die neue polytechnische Hochschule.
Dass Aachen den Zuschlag als Standort erhielt, weckte nicht überall in
der Stadt unbedingt Begeisterungsstürme: Im Rheinland war alles
67
Preußische, also auch die neue Hochschule, äußerst suspekt. Man
befürchtete in gewissen katholischen Kreisen eine protestantisch-
preußische Unterwanderung des bislang ultramontanen (papst-treuen)
katholischen Milieus. Auch eine gewisse wissenschaftsfeindliche Haltung
der katholischen Kirche spielte mit. Für Kleriker wurde der Antimo-
dernisteneid verpflichtend. Diese wissenschaftsfeindliche Haltung galt
als Zeichen besonderer Gläubigkeit. Zu dieser Gruppe bekannten sich
der Aachener Klerus, sowie auch führende Laien, wie z. B. Dr. Hahn,
der Gründer des Päpstlichen Missionswerkes (heute missio). Der
Armenarzt Dr. Hahn hätte das Geld lieber für die Armen und die nicht
arbeitsfähigen Mitbürger verwandt.
Auch die preußischen Protestanten hatten gewisse Vorbehalte gegen
den Standort Aachen, da sie einen negativen Einfluss ultramontaner,
papsttreuer Aachener Kreise auf die Wissenschaftlichkeit der neuen
Anstalt fürchteten. Dieser Konflikt, nicht unbedingt typisch für Aachen,
durchzog das ganze 19. Jahrhundert'.
Der damals äußerst bekannte Architekt Robert Cremer reichte aufgrund
seiner umfangreichen Reisestudien Grundrissskizzen für das neue Insti-
tut beim Handelsministerium in Berlin ein. Da man völlig einverstanden
war mit den Cremer’schen Vorschlägen, übertrug man ihm die
Ausarbeitung der Pläne für das ganze Projekt. Die Frage des Bauplatzes
löste lange und schwierige Verhandlungen aus. Endlich, am 2. November
1864, legte die Aachener Regierung dem Handelsminister zwei Projekte
vor: eines im «gotischen» und eines im «italienischen» Stil. Das Berli-
ner Ministerium bestimmte nach einer Beratung am 28. April, bei der
Cremer auch zugegen war, das Projekt im italienischen Stil solle zur
Ausführung gelangen.
Am 15. Mai 1965 konnte der Grundstein gelegt werden. Das «Korres-
pondenzblatt des Kreises Eupen» berichtetete in der Samstagsausgabe
vom 13. Mai 1865 ausführlich über «die Feierlichkeiten am 14. und 15.
' Wie wenig man sich gegenseitig schätzte, kommt auch in den Worten des ersten Direktors
der RWTH, August von Kaven, zum Ausdruck, Dieser äußerte sich während der Haupt-
versammlung des Vereins Deutscher Ingenieure am 30. August 1875 bei seiner Festrede
im Kurhaus sehr abfällig über das katholische Aachen:
«Die Mutter der Anstalt war die Idee einiger aufgeklärter liberaler Bürger dieser Stadt,
hier, wo es am dunkelsten ist in Deutschland, für die Pflege der Wissenschaft zu sorgen,
damit es hell werde:»
Diese Äußerungen führten zu einem Nachspiel in der Stadtverordnetenversammlung vom
28.9.1876. Pfingsten 1876 warf man sogar einige Fensterscheiben bei von Kaven ein.
(Siehe Bernh. Poll, «Preußen und die Rheinlande» in ZAGV, Bd. 76, S. 21, Fußnote 32).
68
Mai in Aachen». Die detailreiche Schilderung der vorgesehenen
Festlichkeiten lassen wir hiernach in der damaligen Schreibweise folgen.
„Die Feierlichkeiten am 14. und 15. Mai 1865 in Aachen.
Nach dem vom Könige genehmigten Programm werden bei der
Gedenkfeier in Aachen nachstehende Feierlichkeiten stattfinden.
Am 14. Mai 1865 festlicher Empfang und feierlicher Einzug des Königs
und der Königin in die Stadt unter dem Geläute aller Glocken und dem
Donner der Geschütze; allgemeine Beleuchtung.
Am 15. Mai: Um 7 Uhr Morgens Glockengeläute in allen Kirchen der
Stadt; um ° 9 Uhr Gottesdienst im Münster und in der protestantischen
Kirche, um 10 Uhr Parade; um halb 12 Uhr feierlicher Act vor dem *
Rathause. Zwischen zwei auf dem Marktplatze errichteten Ehrenpforten
stellen sich im halbrunden Kreise dem Rathause gegenüber auf: die
Ehrenwache, das Offizier-Corps der Feuerwehr, die Karlsschützen, die
Turnvereine und ein berittenes Musikkorps. Vor dem Throne und zu
beiden Seiten desselben nehmen sämmtliche Festgenossen ihren Platz.
An der Rathaustreppe zur Seite des Rathauses werden die Allerhöchsten
Herrschaften durch den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, den Marschall
des letzten Provinzial-Landtages und die Bürgermeister der Stadt Aachen
empfangen und unter Vortritt der anwesenden Kammerherren durch das
Rathaus zum Throne geleitet. Beim Erscheinen der Allerhöchsten
Herrschaften auf dem Throne wird von den verschiedenen Männer-
Gesang-Vereinen der Stadt und dem Städtischen Orchester eine Kantate
aufgeführt. Nach derselben tritt der Landtagsmarschall vor den Thron
und hält eine Anrede an Ihre Majestäten. Nach Verlesung und Vollziehung
der über diesen feierlichen Akt aufgenommenen Urkunde, woran sich
die Überreichung der darzubringenden Loyalitäts-Adressen anreiht, führt
unter dem Glocken-geläute sämmtlicher Kirchen der Stadt nebst
Abfeuerung von 101 Kanonenschüssen die Capelle des 2. Rheinischen
Infanterie-Regiments Nr. 28 einen Triumpfmarsch auf, gegen dessen
Ende Ihre Majestäten, wie beim Empfang zu den Wagen zurückgeleitet
werden. Ihre Majestäten mit Gefolge verfügen sich dann unter Leitung
des Regierungs-Präsidenten Kühlwetter und des Polizei-Präsidenten
Hirsch zum Münsterplatze. Am Münster werden Ihre Majestäten durch
den Vorstand des Karlsvereins bewillkommt und zum Haupt-Portal
geleitet, wo durch den zeitigen Erzbisthums- Verweser, Namens des Epis-
copats, des Aachener Collegiat-Stifts-Capitels und der ganzen
katholischen Geistlichkeit die Begrüßung Ihrer Majestät erfolgt, an wel-
69
che sich das Te Deum anreiht. Nachdem Ihre Majestäten sich zum Münster
begeben haben, verfügen sich die Festgenossen, das leitende Musik-Corps
an der Spitze, im Festzuge zum Bauplatz der polytechnischen Schule
und nehmen dort den Raum in der Nähe des Thrones ein. Gegen 1 Uhr
werden Ihre Majestäten auf dem Bauplatze der polytechnischen Schule
erscheinen. An der Ehrenpforte werden die königlichen Herrschaften
durch die Mitglieder des Kuratoriums, den Präsidenten Kühlwetter an
der Spitze, den Ober-Präsidenten der Rheinprovinz, den Landtags-
Marschall, die Bürgermeister der Stadt Aachen und den ausführenden
Baumeister empfangen und unter Trompetenmarsch zum Throne
hingeleitet. Während die königlichen Herrschaften daselbst Platz nehmen,
wird von den Gesangs-Vereinen eine Hymne gesungen, nach welcher
die Allerhöchsten Herrschaften durch den Vorsitzenden des Curatoriums
mittelst einer Ansprache begrüßt werden. Hierauf folgt die Verlesung
der in den Grundstein zu versenkenden Urkunde, welche demnächst Ihren
Majestäten überreicht wird. Sobald die Vollziehung erfolgt ist, wird dieses
durch den Vorsitzenden des Curatoriums mit dreifachem Hoch auf den
König und das königliche Haus verkündigt. Nach der Unterzeichnung
des Dokuments wird dasselbe mit einem Exemplar der „Aachener
Zeitung» und des „Echo der Gegenwart» vom Datum der
Grundsteinlegung, ferner mit einem Goldstücke, einem silbernen Tha-
ler, einem fünf, zwei und ein halb und einem Groschenstücke, einer
Kupfermünze allerneuester Prägung, in eine Messingkapsel gelegt und
diese verlötet. Unter den Klängen des Haendel’schen Krönungsmarsches
erfolgt der Zug zur Stelle der Grundsteinlegung; dort wird die Kapsel in
die ausgemauerte Höhlung eingesenkt und mit dem Grundsteine verdeckt,
während das Musikkorps einen Choral spielt. Nach Einsenkung des
Grundsteins hält der ausführende Baumeister eine kurze Ansprache an
Ihre Majestäten. Sobald die Allerhöchsten Herrschaften, die Spitzen der
Behörden u.s.w. die drei üblichen Hammerschläge getan haben, bringt
nach üblichem Werkgebrauch der erste Polier ein dreimaliges Hoch auf
Ihre Majestäten aus, an welches sich unter Kanonendonner die vom
Musikkorps mit sämtlichen Anwesenden angestimmte Nationalhymne
reiht.
Ihre Majestäten werden unterdessen zur königlichen Ehrenpforte
zurückgeleitet, woselbst die Wagen bereit stehen. Nachmittags 3 Uhr
Festessen im Kaisersaale des Rathauses. Die Festgenossen werden sich
vor Eintreffen der Allerhöchsten Herrschaften bereits an ihre Plätze
begeben haben. Die Prinzen, die Spitzen der Behörden und ihre
70
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Das Hauptgebäude am Templergraben 55 wurde nach Plänen des Aachener
Architekten Robert Cremer im italienischen Renaissance-Stil errichtet.
(Foto Vlg. Stengel u. Markert, Dresden, vor 1906).
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«Königliche Technische Hochschule» nannte sich das Aachener Polytechnikum
vor dem Ersten Weltkrieg. Die Fachabteilung Architektur ist im «Reiffmuseum»,
Ecke Schinkelstraße-Templergraben untergebracht. (Ansichtskarte/Feldpost mit Stempel
Coblenz-Lützel v. 2.12.1916, adressiert durch Wilh. Barth an Egidius Barth in Walhorn)
71
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«Der Pflege der Wissenschaften und Gewerbe gewidmet»: An die Errichtung und
Eröffnung der TH 1865-1870 erinnert diese Tafel im Hauptgebäude am
Templergraben.
Hofchargen versammeln sich in dem unteren Saale, woselbst Ihre
Majestäten durch den Landtags-Marschall und die Bürgermeister der Stadt
Aachen empfangen werden, um unter Vortritt der Hofchargen und
Kammerherren zum Bankett geleitet zu werden. Während des Banketts
bringt der Bürgermeister der Stadt Aachen den Festtoast auf Se. Majestät
72
den König und der Vicemarschall des letzten Provinzial-Landtages den
Toast auf Ihre Majestät die Königin und das ganze hohenzollernsche
Haus nach erfolgter Allerhöchster Genehmigung aus. Um 9 Uhr in den
Räumen des Karlshauses Fest-Ball mit Vorstellung vor Ihren Majestäten.
140 Jahre sind seit der Grundsteinlegung vergangen. Den Lehrbetrieb
konnte die «Königliche Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule»
mit 32 Lehrern und 223 Studenten am 10. Oktober 1870 aufnehmen.
«Die lange Bauzeit bis zur Eröffnung», so liest man im Selbstporträt der
RWTH im Internet, «war unter anderem den Schwierigkeiten bei der
Beschaffung der Baumaterialien geschuldet: Das heute noch imposant
wirkende Gebäude entstand ja in einer nicht einmal 80 000 Einwohner
zählenden Stadt. Noch während der Planungs- und ersten Bauphase hatte
die polytechnische Schule als erste Einrichung ihrer Art in Preußen
gegolten. Im Sommer 1866 verlor sie diesen Rang an das Polytechnikum
zu Hannover. Preußen annektierte in diesem Jahr das gleichnamige
Königreich.»
Inzwischen ist das «Polytechnikum» zu einer Voll-Universität
geworden, die sich auch im Ausland eines guten Rufes erfreut. Im
Wintersemester 2004/05 waren nicht weniger als 5.612 ausländische
Studierende in Aachen immatrikuliert. Das waren 17 % der rund 33.000
Studenten der RWTH.
Belgien stellte mit 193 Studenten an der Aachener Hochschule ein
eher kleines Kontingent, das sich auf Betriebswissenschaften, Informatik,
Geschichte, Politikwissenschaften, Medizin, Kommunikationswissen-
schaften, Soziologie, Mathematik und Chemie verteilte.
Lange Jahre war das Studium im nahen Aachen für ostbelgische
Studenten dadurch erschwert, dass der Studienabgang in vielen Fällen
in unserem Lande nicht anerkannt wurde, weil gewisse in Deutschland
mögliche Fächerkombinationen in der Form in Belgien nicht bestehen.
Inzwischen sind die meisten Hindernisse abgebaut.
Wie kürzlich verlautete, will die RWTH ihre Zusammenarbeit mit der
DG in Zukunft noch ausdehnen. So werden voruniversitäre Angebote
hochbegabten Schülern der gymnasialen Endstufe zugänglich sein, was
es diesen ermöglicht, schon vor dem eigentlichen Universitätsstudium
an Vorlesungen teilzunehmen und gewisse Leistungsscheine zu erwerben
(Grenz-Echo vom 21.3.2005).
73
Weiterführende Literatur:
Max Kerner und Klaus Riching: «Aachen und das Polytechnikum»
Aspekte der frühen Beziehung von Stadt und Hochschule. ZAGV Bd.
98/99 .
Friedrich Graf Stenbock-Fermor und Hermann-Josef Schuster: «Die
Rolle der Regierungspräsidenten in der Geschichte der Technischen Hoch-
schule Aachen» in «150 Jahre Regierung Aachen», Aachen 1967.
74
Den vielen Goldhochzeitern
ins Poesiealbum
von Gerard Tatas (t)
Schier fünfzig Jahre habt Ihr gut
Das Ehejoch getragen.
Na, ich bewund’re Euren Mut.
Das muss ich ehrlich sagen.
Denn was sich in der Ehe tut,
So nach den Brautnachtsküssen, 7
Das kann ja schließlich auch ganz gut
Ein Junggeselle wissen.
Ja, täglich in der Zeitung liest
Er immer neue Fälle
Von Ehedramen und beschließt:
Ich bleibe Junggeselle!
Die Ehe ist in unsrer Zeit
Fürwahr kein Friedenshafen,
Doch stürzt sich jeder in den Streit,
Nur um zu zweit zu schlafen.
Enttäuscht wird ER wie nie zuvor
Schon in den Flitterwochen,
Da flüstert SIE ihm sanft ins Ohr:
Mein Schatz, ich kann nicht kochen!
Doch wünschen tut sie sich sehr viel.
Mit reiner Engelsmiene
Verlangt sie ein Automobil,
Wenn nicht ‘ne Flugmaschine.
Dazu auch einen Bungalow
Mit luxuriösen Hallen,
Dass alle Nachbarn auf den Po
Vor lauter Staunen fallen.
75
So schuftet er und schuftet er,
Um all das anzuschaffen,
Bis seine Kräfte immer mehr
Und schließlich ganz erschlaffen.
Die Torschlusspanik folgt alsdann
So um die fünfzig Jahre,
Befallen wird von ihr der Mann
Beim Ausfall seiner Haare.
Er mausert sich zur Frohnatur,
Steigt nach den Mini-Mädchen,
Dann hängt das Glück der Ehe nur
An einem dünnen Fädchen.
So dauert an die Eheschlacht,
Und drüber geht’s und drunter,
An Scheidung wird zwar nicht gedacht,
Jedoch an Mord mitunter. —
Die Uebel hab’ ich aufgezählt.
Um dieses zu beweisen:
Wer glücklich sein kann und vermählt,
Ist doch als Held zu preisen.
Und Helden, sagt man allgemein,
Sind da, um sie zu ehren.
Seht hier das Paar im Jubelschein—
Kann Lob man ihm verwehren?
Verrät uns doch der frohe Blick
Der alten Eheleute:
Jawohl, es gibt ein Eheglück,
Sie liebten sich bis heute.
Ihr zogt stets an demselben Strang,
Ihr beiden lieben Alten,
Und habt jetzt fünfzig Jahre lang
Die Treue Euch gehalten.
76
Was Euch verband in Innigkeit
War nicht nur Lust der Triebe,
Es war noch aus der alten Zeit
Die opferwill’ge Liebe
Fortuna war Euch deshalb hold.
Und wenn zurück Ihr blicket,
Glänzt Euer Lebensweg wie Gold,
Das heut Euch festlich schmücket.
Und trugt Ihr Leid und Seelenpein
Auch einst in Schicksalsstunden, ;
Im milden Lebensabendschein
Vernarbten doch die Wunden.
Dass dieser Lebensabend schön
Und frei mög sein von Schmerzen,
Und wir noch lang Euch glücklich seh’n,
Das wünschen wir von Herzen.
Auch wollen wir Euch liebevoll
Mit Sang und Klang verschönern
Das Fest, das Eure Ehe soll
An diesem Tage krönen.
Und nun gefüllt mit edlem Saft
Lasst uns das Glas erheben
Zu einem Toast aus voller Kraft:
Das Jubelpaar soll leben!
77
Das Raerener Haus
von Leonhard Kirschvink
Ursprünglich bestand das alte Raerener Haus aus der Küche mit offener
Feuerstelle, («het Hus» genannt), der Stube und dem Stall. Nach Bedarf
wurde seitlich erweitert. Das Erdgeschoss wurde in Bruchsteinmauerwerk
errichtet, das Obergeschoss in einfachem Ständerwerk mit Querriegeln
sowie Ausfachung mit Strohlehm. Erst gegen 1750 ging man dazu über,
die Häuser ganz in Bruchstein auszuführen. Das über 45° geneigte Dach
war mit Stroh gedeckt. Die Bruchsteine blieben außen unverputzt. Man-
che Häuser wurden mit Kalkmilch weiß geschlämmt. Die Schlafzimmer
lagen im Obergeschoss. Eingeschossige Häuser gab es nicht.
In den alten Raerener Häusern war das «Hus» der Hauptraum, wo
man sich aufhielt. Es war der größte Raum. Hier war das offene Herdfeuer,
hier wurde gekocht, gewaschen, Butter gemacht usw. Vom «Hus» aus
hatte man Zugang zu der zwei Stufen höher liegenden Stube, zum Kel-
ler, zum Stall und über eine Spindeltreppe zum Obergeschoss. Der
Bodenbelag bestand aus großen Raerener Blausteinplatten oder aus
hochkantig in Sand gesetzten Steinzeugplatten, Krätz genannt
Das Herdfeuer war immer an der Wand zur Stube. Im Herd war in
dieser Wand eine gusseiserne Takenplatte eingemauert, die die Wärme
an die Stube abgab. Da die Stube zwei Stufen niedriger war, wurde sie
schnell warm. Die Spindeltreppe war nicht abgeschlossen, so dass die
Wärme auch ins Obergeschoss ziehen konnte. Am Herdfeuer waren
meistens zwei Wandschränke in Blausteinfassung seitlich eingemauert.
Die Decke war aus sichtbaren, gespelderten Eichenbalken, alles weiß
gekälkt.
Die Stube war der Raum, wo gegessen wurde und wo man abends
zusammen saß. Dieser Raum war unterkellert. Im Keller war meistens
der Brunnen. Die Pumpe stand im «Hus».
Unsere Bruchsteinhäuser sind schlicht und einfach gestaltet, selbst
bei den Herrenhäusern. Sie haben meistens eine gut proportionierte
Fassade und sie scheinen für die Ewigkeit gebaut zu sein.
Festungsartig, trutzig in dem dunklen Grau der angewitterten Bruch-
steine, wirken die Wasserburgen. Bei trübem Wetter wirken sie
gespenstisch.
Hauszeichen,wie: Zum Bären, Zum Hirsch usw. mit den entspre-
chenden Figuren am Haus, kennt man im Eupener Land nicht. Wenn ein
79
Zeichen, dann höchstens am Haustürsturz. Nur vereinzelt finden sich
eingemeißelte Ritzzeichen und ganz selten erhabene Schilder.
RAERENER HAUSTÜRZEICHEN
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81
Auffallend ist, wie niedrig die Haustüren waren, einige nur 1,85 m
hoch.
Alte Raerener Häuser erkennt man an den steilen Dächern, die früher
mit Stroh gedeckt waren.
Haus Laschet, Sträßchen, Neudorfer Str. 38
Haus Mathieu, Neudorfer Berg 12
Haus Lehmann, Neudorfer Berg 17
Haus Severin, Neudorfer Berg 3
Haus Schulstr. 48
Haus Heeren-Willms, Neudorfer Str. 74
Haus Schiffer Wilh., Sträßchen, Neudorfer Str. 33
Haus Falter, Holley, Neudorfer Str. 88
Häuser Pabst, Prumehuck, Schulstr. 31 + 33
Haus Zilles, Neudorf-Borngasse
Haus Dhur-Duyster, Pfaustr. 29
Haus Haas, Botz, neben Caf€ zur Linde
Haus Crott, Hochstr. 6
Haus Schumacher, Marientalstr. 1
Haus am Museum
Haus Timmermann, Gracht
Einige Häuser in der unteren Burgstr. und auf Born
Einige Häuser auf Berg, ijen Jass
Hof Bickelstein, Gracht
Zwei Häuser im Kalverberg (Häuser Wüst)
Hof Keutgen, Neuenbau, Eynattener Straße
Haus Mennicken-Jack, Neudorfer Str.
Haus Ostlender, Rottstr.
82
Hoffnung
Dein Name hat den Zauberklang verloren,
so lange schon weiß sich das Herz allein,
und dennoch pocht es immer an den Toren,
als könnte irgendwo ein Einlass sein.
Zuweilen blitzt wie Sterngefunkel
Ein fernes Licht durch Wolkennacht,
und unerwartet reißt das Dunkel,
und hat die Hoffnung neu entfacht. S
M. Th. Weinert
83
Mord am Landgraben'
von Albert Creutz
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ANNO. 1802. DEN. (7.) N
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Der Mordstein ist 73 cm hoch, 48 cm breit und 12 cm tief. Für die
Endinitialen J: P: 4 fanden wir bisher keine Deutung.
Bürgermeisterei Raeren, Gemeindebezirk Malmedy, am 10. Tag des
Blütenmonates, im Jahre 10 der französischen Republik
Sterbeurkunde von Emond Kever, 62 Jahre alt, Schnapsverkäufer im
Kleinhandel, geboren in dieser Gemeinde im Weiler Neudorf und dort
wohnend, Gatte von Maria Elisabeth Looslever, welcher am 18. Tag dieses
Monates in dem Staatswald genannt „Großer Landwehring»,
Bürgermeisterei Eynatten, tot aufgefunden wurde.
Diese Urkunde wurde erstellt auf der Grundlage der mir durch den
beigeordneten Bürgermeister der hiesigen Gemeinde Henri Joseph
Frantzen, sowie den Bügermeister von Eynatten Jean Arnold Kessel, als
Beamte der Gerichtspolizei erteilten Auskünfte in den respektiven
Abschriften der Protokolle vom 18. resp. 19. Tag dieses Monates, die
beide hiernach im Wortlaut folgen.
1) Im September wird der Helios-Verlag in Aachen aus der Feder von Albert Creutz ein
380 Seiten starkes Buch mit den Gedenksteinen und Wegekreuzen im Grenzraum des
oberen Göhltales herausbringen. Für die Großgemeinde Raeren werden 125 kleine
Denkmäler gründlich beschrieben und dokumentiert, 26 weitere für die Großgemeinde
Kelmis-Hergenrath. Diese wichtige Neuerscheinung wird im Buchhandel und in den
Museen von Raeren und Kelmis zum Preis von etwa 26€ angeboten (Abholpreis). Das
Kever-Kreuz am Landgraben ist eines der beschriebenen Objekte.
84
Protokoll Nr. 1
Heute am 18. des Blütenmonates im 10. Jahr der einen und unteilbaren
französischen Republik, erschien vor mir beigeordnetem Bürgermeister
der Gemeinde Eynatten im Bezirk Malmedy, Departement Ourthe, der
Bürger Pierre Kever, Einwohner von Raeren, welcher mir erklärte, dass
er seinen Vater Emond Kever in dem Staatswald genannt „Großer
Landwehring» tot aufgefunden hat. Er hatte gestern zwischen 8 und 9
Uhr seine Wohnung verlassen, um sich nach Aachen zu begeben.
Daraufhin habe ich mich zu dem Ort begeben, woselbst ich den toten
Mitbürger Emond Kever vorgefunden habe, den ich durch die Bürger
Leonard Born, Henri Pitz aus Raeren, Emond Pesch aus Raeren, Winand
Werges ebenfalls aus Raeren, zur Berlotter Kapelle bringen ließ. Er wurde *
in der Kapelle, deren Schlüssel ich zu mir nahm, bis zur Untersuchung
abgelegt. Zur Bewachung des Leichnams bestimmte ich folgende
Personen: Henri Joseph Becker, Caspar Havenith, Sohn von Hubert,
Antoine Gast, Sohn von Jean, Henri Fammels, Joseph Kloubert und Ni-
colas Rijmus, Sohn von Thomas.
Worüber Urkunde in Eynatten an diesem 18. Floreal, im Jahre 10
der französischen Republik. Unterzeichnen mit einem Kreuzchen,
da des Schreibens unkundig, Peter Kever, Leonard Born, Emond Pesch,
Winand Werges, Henri Pitz, Caspar Havenith, Nicolaus Rijmus, Joseph
Klobert, Henri Becker, Antoine Gas, Henricus Fammels. Henri Jos.
Frantzen, beigeordneter Bürgermeister (siehe unten). Für gleichlautende
Abschrift zeichnet Jean Arnold Kessel, Bürgermeister von Eynatten.
Protokoll Nr. 2
Heute, den 19. Floreal (= Blütenmonat) des Jahres 10 der einen und
unteilbaren französischen Republik, wurde ich Unterzeichneter
Bürgermeister der Gemeinde Eynatten, durch meinen Beigeordneten
Henri Jos. Franssen benachrichtigt, dass man gestern in meiner
Abwesenheit im nationalen Wald genannt „Großer Landwehring» in
dieser Gemeinde, in einer Vertiefung unweit der großen Straße von Raeren
über Berlotte nach Aachen- Burtscheid, eine Leiche gefunden hatte, die
durch die Kinder Guillaume und Pierre Kever und andere Einwohner als
die von Emond Kever aus der Gemeinde Raeren wiedererkannt wurde.
Dieser Leichnam wurde gestern gegen 6 Uhr nachmittags durch Jean
Leonard Born, auf Anordnung des vorgenannten Beigeordneten, in die
Kapelle des Weilers Berlotte überführt und unter die Bewachung von
Bürgern gestellt, wie dies im gestrigen Protokoll vermerkt wurde.
Infolgedessen begab ich mich heute am 19. Floreal um 10 Uhr morgens
85
zu dieser Kapelle. Ich wurde begleitet durch den Beigeordneten sowie
den Bürger Jacques Hasselenberg, Arzt in Eupen, Bezirk Malmedy,
Departement Ourthe, und den Chirurgen Francois Henri Armbruster aus
Burtscheid, Bezirk Aachen, Departement der Roer. Dort fanden wir den
Toten, den der Arzt und der Chirurg in unserer Gegenwart untersuchten,
worüber sie den beiliegenden Bericht treu und gewissenhaft verfassten.
Die Söhne Guillaume und Peter Kever wurden über die Umstände
befragt. Sie erklärten, dass ihr Vater am Freitag dem 17. dieses Monats,
gegen 8-9 Uhr morgens seine Wohnung verlassen habe, um besondere
Geschäfte in Aachen zu erledigen. Da er am selben Abend nicht
heimkehrte, wurden sie besorgt und begaben sich auf den Weg nach
Aachen-Burtscheid. Als sie in den oben genannten nationalen Wald
kamen, begann ihr Hund abseits des Weges zu laufen und führte sie zu
dem Ort, wo sie ihn tot fanden, was durch ihre Unterschrift bestätigt
wird.
Da niemand anders hierüber Angaben machen konnte, wurde dieses
Protokoll in Eynatten am 19. Floreal des 10. Jahres der Republik
abgeschlossen. Haben unterschrieben: Guillaume und Pierre Kever, Henri
Joseph Franssen, beigeordneter Bürgermeister.
Dies wird bestätigt durch mich, Leonard Barthel&mi Mennicken,
Bürgermeister von Raeren und diensttuenden Standesbeamten der Zivil-
gemeinde von Raeren.
86
Mörjejebättche
Jott, dä alles lejjd ob Äede,
loot och mech hüj wacker wäede.
Ech dong wie jedder Daach mech bääne,
va butes wor et vies an-et rääne.
Et es ejal, wat ech hüj donn,
vleks schingd diese Meddaach ääl de Sonn.
Ech blääf et levste e-je Bett,
minge Ischias dä döjjt mech jät. il
Ming Schowwere kraake wie au Rar,
wie en au verschläete Schörjelskaar.
Mä vö68l, die op Heyjrave lijje,
Die wäede wacker jar neet mihe.
Wenn ech e-ne Auto sett, maak et esue,
lott jenge Gendarm derater stue,
of dat e jrad verjett et Bletze
wenn ech öm en Kurv donn flitze.
Saar a minge Patrun, dat e mech vüet,
wenn ech jät donn, wat sech neet jehüet.
Et es jo jät wiit bis Kompostelles,
mä wenn dow em siss, da jröss em jevälles.
Et es St. Jakob, e kickt va oove,
of ech onde donn jeng Ondösch stove.
Leve Jott, kall och ens met ding Mamm,
Weil ech et selver jo neet kann.
Ech weet, wenn die mech deet beschötze,
dat deet mech janz bestemmt jät nötze.
Än jedderenge wett Besched,
döör hant se hej onde allemool jär.
Bechötz mech hüj dat neks passiet,
Ech donn och neks, wat sech neet jehüet.
Lott mech jevälles, ech bett dech drömm,
Noch at jät schravele hej onde erömm.
87
Ech döng janz jär noch va mech jääve,
wat esö passiet es en et Lääve.
Vö6öl wat now at lang verrövver,
mänchenge köss noch laache drövver.
Jäff evveje Vrä, die lang at duet,
än dörch et Lääve mech jevuet.
Han ech enge verjäete neet väälsch dovöör sihe,
ech weet jo och net alles mihe!
Jakob Langohr (Oktober 2004)
88
Vor 135 Jahren:
Ein Kaiser auf der Durchreise
Napoleon III. in Verviers
von Alfred Bertha
Kaiser Napoleon I. hatte nach dem Debakel von Waterloo (18.6.1815)
die Weltbühne definitiv verlassen und die Bourbonen waren in Frankreich
wieder in ihre alten Rechte eingesetzt worden. Dies jedoch nur für einige
Jahrzehnte, denn schon im Februar 1848 wurde die sog. Juli-Monarchie
hinweg gefegt und die Zweite Republik ausgerufen (27.2.1848). d
Die provisorische Regierung schreibt für den 23.-24. April Neuwahlen
aus. Bei einem zusätzlichen Wahlgang am 4.-5. Juni 1848 wird auch
Louis-Napol&on in die Nationalversammlung gewählt. Damit hatte wieder
ein Bonaparte den Fuß in der Tür zur Macht in Frankreich.
Wer war dieser Louis-Napol&on?
Josephine de Beauharnais, die erste Ehefrau Napoleons, hatte ihren
ersten Ehemann auf dem Schafott der Revolutionäre verloren (1793). In
die Ehe mit dem zukünftigen Kaiser brachte sie zwei Kinder, darunter
die Tochter Hortense. Auf Betreiben ihres Stiefvaters Napoleon heiratete
diese den Bruder des Kaisers, Louis Bonaparte, König von Holland.
Folglich wird sie meist in der Literatur als „la reine Hortense“, die Königin
Hortense, bezeichnet.
Louis Bonaparte und Hortense führten kein sehr harmonisches
Eheleben. Sie hatten drei Söhne. Die Vaterschaft des dritten Kindes, des
am 21.4.1808 in Paris geborenen Charles-Louis-Napol&on, wurde sogar
dem holländischen Admiral Verhuell zugeschrieben.
Nach dem Sturz Napoleons verlässt Hortense mit ihrem Sohn Louis-
Napoleon Frankreich, um sich (Dezember 1815) in der Schweiz, in
Ermatingen am Bodensee, im Schloss Arenenberg, niederzulassen. Kurz
darauf wird den Mitgliedern des Hauses Bonaparte durch Gesetz der
Aufenthalt in Frankreich untersagt.
Der kleine Louis-Napol&on verlebt die nächsten Jahre auf Arenenberg,
besucht drei Jahre lang (1821-24) das Gymnasium zu Augsburg, dann
die Artillerieschule in Thun.
1831 finden wir Louis-Napol&on und dessen älteren Bruder Napol&on-
Louis in der Romagna auf Seiten der Aufständischen gegen den Papst.
89
Der 25jährige Bruder bezahlt dieses Abenteuer mit dem Leben. Im
folgenden Jahre stirbt auch der einzige Sohn Kaiser Napoleons, der 1811
geborene „König von Rom“, (auch als Herzog von Reichstadt bekannt),
der nach Napoleons Sturz in die Obhut seines Großvaters, Kaiser Franz
I. in Wien, gegeben worden war.
Somit betrachtete sich nun Louis-Napol&on als rechtmäßiges
Oberhaupt der Familie Bonaparte und gewissermaßen verpflichtet, die
Ideen seines verstorbenen Kaiser-Onkels zu verwirklichen.
Seine politischen Visionen legt er 1832 in den „R&veries politiques‘“
dar. 1833 erscheinen seine „Considerations politiques et militaires sur la
Suisse“, 1834 ein Lehrbuch zur Artillerie. Im gleichen Jahre erwirbt er
in Bern den Grad eines Artilleriekapitäns. Die Geschehnisse in Frankreich
verfolgt er wärenddessen sehr aufmerksam und im August 1836 scheint
ihm der Augenblick gekommen, durch einen Marsch auf Paris die Macht
an sich zu reißen. Sein Plan, die Straßburger Garnison für dieses Vorhaben
zu gewinnen, scheitert kläglich nach 2 Stunden (30. Okt. 1836). Der
Putschist wird verhaftet, verlässt jedoch 3 Wochen später Frankreich an
Bord des Passagierschiffes „Andromeda“ in Richtung Amerika. In New
York bleibt er bis zum 12. Juni 1837. Er kommt rechtzeitig zum Tode
seiner Mutter Hortense nach Ermatingen zurück und nimmt anschließend
Domizil im unweit davon entfernten Schloss von Gottlieben.
Da die Franzosen seine Auslieferung fordern, verlässt er im Oktober
1838 die Schweiz und lässt sich in London nieder. Von hier aus versucht
er publizistisch Einfluss auf die französische Politik zu nehmen. Im
August 1840 machte er einen zweiten Versuch, die Macht in Frankreich
zu ergreifen. Die Landung in Boulogne endete mit seiner Gefangennahme
und anschließenden Verurteilung zu lebenslanger Festungshaft in Ham
(bei Reims). Während seiner Haftzeit schreibt er mehrere geschichtliche,
sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Abhandlungen.
1846 gelang ihm die Flucht von hier nach London und zwei Jahre
später ermöglichten ihm die revolutionären Ereignisse in Paris eine
Rückkehr nach Frankreich, das im Februar 1848 in eine politische Krise
stürzte. Das Volk geht auf die Straße und obwohl König Louis-Philippe
am 24. Februar auf den Thron zugunsten seines Enkels, des Grafen von
Paris verzichtet, wird die Monarchie durch die sog. Zweite Republik
abgelöst.
Am 28.2.1848 kommt Louis-Napoleon in Paris an, wo er der
provisorischen Regierung seine Dienste anbietet. Statt dessen wird er
zum Verlassen des Landes aufgefordert. Am 4.-5. Juni 1848 wird Louis-
90
Napoleon bei den Nachwahlen zur verfassunggebenden Versammlung
zum Abgeordneten gewählt, obwohl er nicht kandidiert hatte! Er nimmt
das Mandat nicht an, hat aber nun die Gewissheit, dass er einen hohen
Popularitätsgrad besitzt. Bei einer zweiten Teilwahl am 17.-18.-
September 1848 wird er wieder ins Abgeordnetenhaus gewählt. Diesmal
nimmt er das Mandat an.
Am 11. Oktober 1848 hebt die Volksversammlung das Anti-
Bonaparten-Gesetz auf und am 26. Oktober erklärt Louis-Napol&on, er
wolle sich um das Präsidentenamt bewerben. Er gewinnt die Wahlen.
In der Folgezeit unternimmt Louis-Napol&on alles Nötige, um seine
Machtbefugnisse auszudehnen. Am 2. Dezember 1851, am Jahrestag der
Kaiserkrönung Napoleons I. (1804) und des Sieges bei Austerlitz (1805);
stürzt er das Regime. Die daraufhin in Paris ausbrechenden Unruhen
lässt er blutig niederschlagen (400 Tote, 500 Verletzte), den Staatsstreich
am 31. Dezember durch einen Volksentscheid absegnen und sich die
nötigen Vollmachten zu einer Verfassungänderung geben.
Die von Louis-Napoleon am 14. Januar 1852 verkündete Verfassung
gibt dem vom Volk für 10 Jahre gewählten Präsidenten die Exekutivgewalt
im Staate. Die Minister werden vom Präsidenten berufen und entlassen...
Diese Machtfülle endete am 2. Dezember 1852 mit dem Griff zur
erblichen Kaiserwürde. Louis-Napol&on soll unter dem Namen Napoleon
II. herrschen.
A z A
a A
Kaiser Napoleon III. Bonaparte. Bis 1852 nannte er sich Louis Napoleon.
91
In den folgenden Jahren gelingt es Napoleon I1I., Frankreich im
Krimkrieg (1853-54) Ansehen zu verschaffen und im Italienkrieg (1859)
neuen Ruhm zu erwerben. Doch seine zweideutige Haltung zu Italien,
eine verhängnisvolle Expedition nach Mexiko (1862-67) und die
Misserfolge seiner Politik Preußen gegenüber lassen seinen Stern wieder
schnell sinken und auch die im Inland durchgeführten liberalen Reformen
(1869) können sein Prestige nicht mehr herstellen.
5 F-Münze mit dem Bildnis des Kaisers (1868)
Die ungeschickte Außenpolitik wurde 1870 durch die Kriegserklärung
an Preußen (19.7.1870) gekrönt. Die verlorene Schlacht bei Sedan
(1.9.1870) besiegelte das Schicksal des zweiten Kaiserreichs.
Über die Ereignisse bei Sedan brachte das Korrespondenzblatt des
Kreises Eupen am 7.9.1870 folgende aus Brüssel kommende Meldung:
„Die Anzahl der bei Sedan gefangenen Franzosen beträgt 80.000 Mann.
Die Schlacht begann vorgestern (1. Sept.1870) um 4 Uhr morgens unter
den Mauern von Sedan, und dauerte ununterbrochen bis 2 Uhr. Um 3
Uhr wurde sie wieder aufgenommen und um 5 Uhr beendet, nachdem
MacMahon nach Sedan zurückgeworfen und dort von 250.000 Preußen
cerniert (= umzingelt) worden. Um 6 Uhr kam ein Parlamentär (=
Unterhändler) an, später der General-Adjutant Reilly. Die Preußen
verlangten Übergabe auf Gnade und Ungnade. Plötzlich riefen die
Soldaten: „Der Kaiser ist da!“ Zugleich kam ein eigenhändiger Brief des
Kaisers an, worin er sagte: da es ihm nicht gelungen, zu sterben, so lege
er seinen Degen in die Hände des Königs. Eine Viertelstunde später spielte
die preußische Musik unter immensem Enthusiasmus. Der Kaiser kam
gestern (= 2. Sep.) in Begleitung mehrerer Generale in das preußische
Hauptquartier....
92
Die Zahl der nach Belgien übergetretenen Franzosen betrug gestern
(2. Sept.) etwa 10.000, welche alle die Waffen niederlegten. Dieselben
werden vorläufig nach Namür geschafft, mit ihnen 400 Artillerie-
Fahrzeuge, 1200 Pferde und 2 Geschütze...“
Napoleon III. hatte offensichtlich die Situation falsch eingeschätzt.
Bereits vor dem Beginn der Kriegshandlungen hatte er seinen
Stabsoffizieren die neuen Bänder zu den Dekorationen zugeteilt, die beim
Einmarsch in Berlin angelegt werden sollten. Für die siegreiche Teilnahme
am Feldzug, wo zwei Schlachten vorgesehen waren, hatte er drei
Dekorationen gestiftet. Die Medaillen waren allerdings noch nicht im
Voraus geprägt worden, da sie wohl die Benennung der Schlachten und
den Tag, an welchem sie geschlagen, sowie den Tag des Einzugs in Berlin ”
tragen sollten. Dass der Ausgang des Krieges so glanzlos sein würde,
hatte Napoleon nicht voraussehen können. Auch hatte er sich gewiss
nicht träumen lassen, dass ihm schon in wenigen Tagen als Gefangenem
das dereinst von seinem Onkel, König Jeröme (Hieronymus) bewohnte
schöne Schloss „Wilhelmshöhe‘ bei Kassel zum Aufententhaltsorte
angewiesen werden sollte.
Preußens König Wilhelm gab über die Vorgänge bei Sedan der Königin
Auguste einen ausführlichen Bericht, der am 7. September im Preußischen
Staatsanzeiger veröffentlicht wurde. Wir lassen ihn hier in gekürzter Form
folgen:
„SO beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine
Mitverbündeten ausersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns
zu Werkzeugen Seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag
ich das Werk aufzufassen, um in Demut Gottes Führung und Seine Gnade
zu preisen.
Nun folge ein Bild der Schlacht und deren Folgen in gedrängter Kürze.
Die Armee war am Abend des 31. und am 1. früh in den vorgeschriebenen
Stellungen angelangt, rund um Sedan...Der Kampf begann trotz dichten
Nebels bei Bazeilles schon früh am Morgen, und es entspann sich nach
und nach ein sehr heftiges Gefecht, wobei Haus für Haus genommen
werden musste, was fast den ganzen Tag dauerte. Der heftige Widerstand
des Feindes fing allmählich an nachzulassen, was wir an den aufgelösten
Bataillonen erkennen konnten, die eiligst aus den Wäldern und Dörfern
zurückliefen...Da sich der Rückzug des Feindes auf vielen Stellen in
Flucht auflöste und alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie in die Stadt
und nächste Umgebung sich zusammendrängte, aber noch immer keine
Andeutung sich zeigte, dass der Feind sich durch Kapitulation aus dieser
98
verzweifelten Lage zu ziehen beabsichtigte, so blieb nichts anderes übrig,
als die Stadt bombardieren zu lassen; da es nach 20 Minuten ungefähr an
mehreren Stellen bereits brannte, was mit den vielen brennenden Dörfern
in dem ganzen Schlachtkreise einen erschütternden Eindruck machte, so
ließ ich das Feuer ganz schweigen und sendete den Oberst-Lieutenant
von Bronsart vom Generalstab als Parlamentär mit weißer Fahne ab, der
Armee und der Festung Kapitulation antragend. Ihm begegnete bereits
ein bayerischer Offizier, der mir meldete, dass ein französischer
Parlamentär mit weißer Fahne am Tore sich gemeldet habe. Der Oberst-
Lieutenant von Bronsart wurde eingelassen, und auf seine Frage nach
dem General en chef ward er unerwartet vor den Kaiser geführt, der ihm
sofort einen Brief an mich übergeben wollte. Da der Kaiser fragte, was
für Aufträge er habe, und zur Antwort erhielt: „Armee und Festung zur
Übergabe aufzufordern“, erwiderte er, dass er sich dieserhalb an den
General von Wimpffen zu wenden habe, der für den blessierten Mac
Mahon soeben das Kommando übernommen habe und dass er nunmehr
seinen General-Adjutanten Reille mit dem Briefe an mich absenden
werde. Es war 7 Uhr, als Reille und Bronsart zu mir kamen; letzterer
kam etwas voraus, und durch ihn erfuhren wir erst mit Bestimmtheit,
dass der Kaiser anwesend sei. Du kannst dir den Eindruck denken, den
es auf mich vor allem und auf alle machte! Reille sprang vom Pferde
und übergab mir den Brief seines Kaisers, hinzufügend, dass er sonst
keine Aufträge habe. Noch ehe ich den Brief öffnete, sagte ich ihm: „Aber
ich verlange als erste Bedingung, dass die Armee die Waffen niederlege.“
Der Brief fängt so an: „N’ayant pas pu mourir ä la t&te de mes troupes,
je d&pose mon €p6&e ä Votre Majeste » (Da es mir nicht vergönnt war, an
der Spitze meiner Truppen zu sterben, übergebe ich Eurer Majestät meinen
Degen.»), alles Weitere mir anheimstellend.
Meine Antwort war, dass ich die Art unserer Begegnung beklage und
um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation
abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben
hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte
dieser Akt.
Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismark auf,
zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen; ritt dann zu
meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen
Hurras der heranziehenden Trains begrüßt, die überall die Volkshymne
anstimmten. Es war ergreifend! Alles hatte Lichter angezündet, so dass
man zeitweise in einer improvisierten Illumination fuhr. Um 11 Uhr war
94
ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die
solches Ereignis erkämpfte.
Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die
Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchery stattfinden
sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfeld um 8 Uhr
früh und begegnete Moltke, der mir entgegen kam, um meine
Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir
zugleich anzeigte, dass der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und
auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen
wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befand, so wählte
ich dies zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe vor Sedan an;
um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismark mit der vollzogenen
Kapitulationsurkunde; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung,
von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen
ab, wo der Kaiser mir entgegen kam. Der Besuch währte eine
Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen.
Was ich alles empfand, nachdem ich noch vor drei Jahren Napoleon
auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben.
Nach dieser Begegnung beritt ich von 3 bis 8 Uhr die ganze Armee
vor Sedan...
Nun lebe wohl, mit bewegtem Herzen am Schlusse eines solchen
Briefes. Wilhelm.
Auch Bismark beschreibt in einem aus Vendresse vom 3. September
1870 datierten Brief an seine Frau die Vorgänge in Sedan. Hier einige
Auszüge: „Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke
und den französischen Generälen über die abzuschließende Kapitulation
verhandelt hatte, weckte mich der Genral Reille, den ich kenne, um mir
zu sagen, daß Napoleon mich zu sprechen wünschte. Ich ritt ungewaschen
und ungefrühstückt gegen Sedan, fand den Kaiser im offenen Wagen mit
3 Adjutanten und 3 zu Pferde daneben auf der Landstraße vor Sedan
haltend. Ich saß ab, grüßte ihn ebenso höflich wie in den Tuilerien und
fragte nach seinen Befehlen. Er wünschte den König zu’ sehn; ich sagte
ihm der Wahrheit gemäß, daß S. M. 3 Meilen davon an dem Orte, wo ich
jetzt schreibe, sein Quartier habe.
Auf Napoleons Frage, wohin er sich begeben solle, bot ich ihm, da
ich der Gegend unkundig, mein Quartier in Donchery an, einem kleinen
Ort an der Maas dicht bei Sedan; er nahm es an und fuhr von seinen
sechs Franzosen, von mir und Carl geleitet, durch den einsamen Morgen
96
Der vor- und gestrige Tag kosten Frankreich 100.000 Mann und einen
Kaiser. Heute früh ging Letzterer mit allen seinen Hofleuten, Pferden
und Wagen nach Wilhelmshöh bei Cassel ab...“
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Kaiser Napoleon III. nach 1870
Die Entscheidung, den gestürzten Kaiser in Kassel gefangen zu setzen,
muss sehr schnell gefallen sein, denn schon am 4. September war Louis-
Napol&on auf dem Weg in die Gefangenschaft. Wie es scheint, hatte der
König von Preußen seine Zustimmung dazu gegeben, dass der kaiserliche
Gefangene über Belgien nach Deutschland gebracht wurde.
Aus Verviers brachte das Korrespondenzblatt unter dem Datum des 4.
September 1870 einen ausführlichen Bericht. Darin heißt es:
„In Verviers war es bereits bekannt, daß der Kaiser erwartet werde,
und eine ziemlich große Menge war auf dem Bahnhofe und dessen
Umgebung versammelt, als der Gefangene des Königs von Preußen dort
eintraf. Der Kaiser fuhr in dem Eisenbahnwagen des Herzogs von
9%
Flandern. Der Empfang, der ihm Seitens der Menge wurde, war ein stark
sympathischer. Die Bewohner von Verviers sind nämlich große Anti-
Preußen und Franzosenverehrer. Zu einer eigentlichen Demonstration
kam es aber nicht. Ein Haufen Jungen stimmte zwar „Vive 1l’Empereur!“
und „Vive la France!“ an, die Polizei unterdrückte es aber schnell, wie
sie es auch verhinderte, daß man dem Kaiser des Abends einen Fackelzug
darbringe.
Der Kaiser sollte sich in Verviers zuerst nur einen Augenblick aufhalten.
Er beklagte sich aber über Müdigkeit; man beschloß nun zuerst, bis 11
Uhr Nachts in Verviers zu bleiben. Da aber der Kaiser wirklich leidend
zu sein scheint, so beschloß man zuletzt, die Nacht in Verviers zu
verbringen und erst morgen um 7 Uhr die Reise nach Wilhelmshöhe
fortzusetzen.
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Der Hauptbahnhof von Verviers
In dem Wagen des Kaisers befanden sich außer dem Prinzen Murat
und einigen anderen französischen Offizieren auch der belgische General
Chazal, der demselben vom Könige Leopold beigegeben war.
Preußischerseits waren anwesend die Generale von Bonin und Konsky.
Als der Kaiser aus dem Wagen stieg, eilten die beiden letzteren herbei,
um ihn zu begrüßen. Der Kaiser sah sehr traurig aus. Sein Gesicht war
zwar sehr rot, aber seine Augen waren stark eingefallen. Wie immer war
sein Gang sehr schwer. Als er nach dem Fiaker (es war ein höchst
erbärmliches Fuhrwerk) ging, hielt er den Kopf gebeugt und schlug die
Augen nieder.
98
Der Kaiser stieg mit seinem Gefolge, das aus Chazal, den beiden
preußischen Generalen, ungefähr 10 französischen Offizieren, einigen
Ärzten (man sagtre, Relaton sei auch mit ihm), dem Cabinets-Sekretär
Pietri und 20 bis 22 Bedienten aller Art besteht, in dem Hotel du Chemin
de Fer ab. Vor dem Hotel hatte sich eine ziemlich bedeutende
Menschenmenge eingefunden. Der Kaiser zeigte sich auch einmal am
Fenster und grüßte die Menge. Um 6 Uhr fand das Diner statt. An
demselben nahmen 20 Personen Theil. Der Kaiser sprach nur wenig. Er
unterhielt sich nur mit leiser Stimme mit dem preußischen General v.
Bonin, der zu seiner Linken saß, während General Chazal auf seiner
Rechten Platz genommen. Nach dem Diner wurde der Kaffee
eingenommen und gegen 10 Uhr begab sich alles zur Ruhe. Die’
Dienerschaft speiste allein. Mit ihr befand sich der Bediente des Generals
v. Bonin. Die Leute schienen ganz guter Laune zu sein, doch wollten sie
nicht vom Kriege sprechen hören. General Konsky wohnte dem Diner
nicht an. Er reiste nämlich um 6 Uhr nach Aachen ab. Es ist nicht
begründet, daß, wie man behauptet, Prinz Karl den Kaiser begleitet.“
Soweit das Stimmungsbild aus Verviers.
Als die kaiserliche Gesellschaft sich um 18 Uhr zu Tische setzte, waren
in Paris die Würfel gegen Napoleon III. gefallen. Eine Stunde vorher
hatte die Nationalversammlung die Republik ausgerufen. Damit war die
bewegte politische Karriere des letzten französischen Monarchen definitiv
zu Ende.
Die Hergenrather Gemeindechronik, die ziemlich ausführlich über den
deutsch-französischen Krieg von 1870-71 berichtet, erwähnt auch die
Durchfahrt Napoleons III. durch unseren Ort. “Am 5. September“, so
die Chronik, „passirte derExkaiser der Franzosen, Napoleon III., per
Extrazug der Rheinischen Eisenbahn die Bürgermeisterei Hergenrath,
um sich zu dem ihm von Seiner Majestät, dem Könige Wilhelm I. von
Preußen, angewiesenen Aufenthaltsorte Wilhelmshöhe bei Cassel zu
begeben.“
Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel steht an historischer Stelle, gab es
doch schon im Jahre 1140 an gleicher Stelle ein Augustinerinnenkloster.
Später ließ sich Landgraf Moritz der Gelehrte dort ein Jagdschlösschen
bauen. Dieses stand bis 1786, als Landgraf Wilhelm IX. das Schloss
Wilhelmshöhe erbauen ließ.
Kaiser Napoleon I. festigte seine Herrschaft auch dadurch, dass er die
Mitglieder seiner Familie in sein Herrschaftssystem einbezog. Louis
wurde König von Holland, Joseph König von Neapel und Spanien, Jeröme
99
König von Westfalen. Letzterer residierte auf Schloss Wilhelmshöhe in
Kassel.
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Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel
Als das Königreich Westfalen wieder aufgelöst wurde und König
Je&röme Kassel verließ, kam Kurfürst Wilhelm I. zurück ins Schloss
Wilhelmshöhe.
Nun, nach Sedan, wurde Wilhelmshöhe für drei Monate zum
unfreiwilligen Aufenthaltsort des gestürzten Kaisers. Als er via Kassel
fuhr, rief man ihm in Aachen den spöttischen Satz zu: „Ab nach Kassel!“
Dieses „Ab nach Kassel“, das heute eher wie eine Einladung des
Fremdenverkehrsamtes klingt, soll darauf zurückgehen, dass der hessische
Landesherr, Landgraf Friedrich 1I., seine kriegsfähigen Untertanen in
großer Zahl an England zwecks Teilnahme am nordamerikanischen
Kolonial- bzw. Unabhängigkeitskrieg verkauft hat. Sammelpunkt dieser
Rekruten war Kassel. Der Spruch „Ab nach Kassel“ war also einem
Marschbefehl gleichzusetzen.
Vor 1870 ist diese Redensart nicht mundartlich belegt. Das erste
schriftliche Zeugnis findet sich 1895 in Joseph Kürschners Buch „Der
große Krieg 1870/71 in Zeitberichten‘‘. Auf einem darin wiedergegebenen
Flugblatt erscheint Napoleon III. als gebrochener Mann. Rechts und links
100
von ihm stehen Moltke und Bismark. Letzterer weist gebieterisch nach
Osten. Unter der Darstellung steht: „Ab nach Cassel!“
Auf Wilhelmshöhe wurde der Ex-Kaiser bis zum 19. März 1871
gefangen gehalten. Nach seiner Entlassung begab er sich nach England,
Wo er sich in Chislehurst bei London niederließ und wo er am 9. Januar
1873 starb.
102
Kohm me no da Bösch erenn
woss me jlich, wuh6en et je&ng,
denn et wohr ooch d&smohl wi-er,
wärrem neht de öschte Ki-er
dat de Äldere met os K&nger
Richtung Pelzerto-en du j&nge,
dämm wär ku-ente si-e va h&em
ajene Horizont janz kleng
irvurchtsvoll dong männech Enge
„Finger Gottes“ hömm ooch nenne,
dä villeicht e Vöruss£cht
mahnend no jene Hömmel z&cht. Ü
Vajen Jöhl jong et Non-Stop
ömmer märr dr Bersch erop,
bEs me ko-emt no neht zwei Stond
aan op Ochens höchste Punkt.
Endlech wor me opene Kopp
wu-e me lang ad wadde drop,
änn di Knaatsch änn Kümmere
wohr met Enge Schlaach verbe.
Änn du stong dä To-en vör os
mächtesch hu-ech wi ’ne Koloss.
Schwindelech woed me ad deck,
wenn me märr no ove keck.
Van do oove sööch wär da,
jlohte wär- bes Afrika!
Änn me daht wi men em sooch —
dä-e st£ht noch e duuzend Johr
Va all Sijje ko-emte Lüj,
Enkel, änn ooch vöhl a mi-eh,
di bee Sonn, off Rähn off Wooke
noh jene Pelzerto-en ah trooke.
Deesch änn Stöhl di lohne €,
j€ Mensch jong dora verb6e.
Fröjje dong sch jedder Jaas,
op e Jlässje, op en Tass,
wat verdennt hau jedderenge
met dä Bersch erop ze kle&mme.
103
Onjedöldich wo-et jewaaht
bes me kräch ne Limenad,
Dä-me da a Engem Stöck
lääch dronk bes de le&tzde Dröp
Vadder dronk met vöhl Pläsier
noh di Möhte sech e Bier.
Änn di Mamm dronk Schluck vör Schluck
an di Tass met Mucke-Fuck.
Denn weil Kreesch wor, johv et neht
Kaffee wi et hüj em jett.
Modder döhjde noch zum Schluss
oss en Brezel &jen Vuuß.
Su-e versprooche wär, bestemmt
neht ze knaatsche wi jewännt.
Donoh trook dann di Bajasch
werr dr Öcher Bösch eraaf,
ko-eme jäje ovend da
du-edmöj &n os Hosend a.
Herrlech w&rrem dat Jevöhl
sooch änn hu-et me w&rr de Jöhl.
Sässech Johr sönt at verjange
wu-e dä Pelzerto-en jestande.
Ejen Lu-et wo-ete jesprängt,
kött bevör dr Kreech beänt.
Van dä Bow ka me noch si-eh
e paar Steng an söss necks mi-eh.
Do wu-e fröjer me trook hen
stönnt hüj märr noch Strüch an Böhm.
Noch ne Pohl, dorop e Scheld,
van dr Pelzerto-en e Beld.
Wat hat os dä Wahnsinn braaht,
dat dä To-en wo-et ömjelaat?
Off dat w&rklech nü-edesch wohr,
vrooch &ch mech ad all di Johr.
Wenn €ch now dr Bösch hu-ech jonn,
köhmt all di Erinnerong,
wi me Soondes Nommensdaach
op-ene Pelzerto-en trook a.
104
Änn mech wät op €hmohl klor:
alles blivt neht wi et wor.
Wat dr Mensch erschaffe deht,
Ess neht vor de I-ewechkeet.
Wat dr Enge sech jebowt,
maat dr andere wärr kapott.
Jonger Lühj, di w&sse kohm
wat do ove Emohl stong,
Mär os Au blitt van dr To-en
noch di fing Erinnerong.
Erich Kockartz, Hauset November 2004 *
105
An jenge hat Schoot.
E Jeneratsjuensamerölche
Wän dow no 1978 jeboore woets, hat di Jeschichte n&ks met de&ch te due,
dän Kenger va hüj wäede i Wat jepakt.
Wän dow als Kengk in de 50er, 60er of 70er Joore läävdest, &s et
trökblekend koom te glööve, dat vör esue lank överlääve koste.
Als Kengk zoote vör i Autos oone Ziekerheetsr&&m än oone Airbags.
Os B&dchere woore met de fingste Väreve bemolt, vool met BI&E€j än
Cadmium.
De Flaischkere ut’en Apetiek koste vör oone Kwääste opmaake, jenau-
e-sue wi de Flaisch Ble&&kmedel.
Dööre änn Schaaver woore ömer en Jevoor vör os Vengerskere. Op e
Vaarat droore vör jenge Hälem.
Vör drongke Kraanewater än net ut Flaische.
Et mörjens jong vör ut-en Huus vör te schpääle. Vör blääfte der janze
Daach än mooste allöch no H&&m, wän de Strootelampe aajonge.
Jenge woos, wue vör woore, än vör haue och je&& Händy derbe).
Vör hant os jeschnää, brooke Knoake än Teng; än je&nge woat davör
aajetseecht.
Et woore &€be Oonjelöker. Jenge hauw Schoot uter vör sälver.
Och vroode j&nge no Schoot, kaans-de-dech noch a Oonvääl ärenere?
Vör röölsde än schloore os bont än bloo. Domet moste vör lääve, dat
Enteresiede de Gruete net.
Vör oote Plätskere, Bruet met d&k Botter, drongke vööl än woete net te
deek.
Vör drongke met os Kameroote ut Eng Flaisch än j&nge schtoref dodra.
Vör haue jeng Playstation, Nitendo 64, X-Box, Videoschpeelder, Filme
op Videos, Surround-Sound, &&je Luurk&&ste, Computer, Internet-Chat-
Rooms. Vör haue Kameroote !
Vör troofe ze einfach op en Stroot, of vör jonge no dän no H&&m oone
Aafsprook.
Döks brukde vör jaarnet te schäälle, vör jonge einfach erä.
Os Äldere wooste n&t ömmer, wue vör woore. JEnge braat os, jenge holde
os af.
Wi woor dat mä möölech ?
Vör daate os Schpe€lder ut met Hootstäke of Tennisbäl. Vör oote och
Wörem.
106
Di Wörem läävdene net vör ömmer i ooze Maar, än met di Stäke stoote
vör os net besoondech vööl Oowe ut.
Wän i-jen Stroot jepängkt woet, doech jeder&nge metschpääle, wän e
joot wor.
Wä net joot woor, moos liere, met Änteuschoonge kloor-te-kome.
Mänche Kenger wore net esue luues wie ander. Ze blääfe da s&&te än
maakte dat Joor &&ben dobbel. Do woete j&ng Ämotsujnsälderoovende
afjehaue.
Wän vör Eng jelapt haue, woet sech net verstooke. Da kauern Schampet
noo H&6m, än os Äldere versuete net, s£ch ut dä Schlamasel erut te mulle.
Zue liede vör och, Räspekt vör Gruete te ha.
Vör liedene och, der Moond te haue än net dertösche te quatsche, wenn
Gruete Lüj kaldene, än och, dat me met Jäld vööl jääle kaan, mä ävel net
alles ha kan.
Os Äldere laate Wäet drop, os te ärtr£ke än os op et Lääve vöörteber&je.
Os Jeneratsjuen hat hiel vööl sälver jer&jelt.
Vör haue Vre€jhe6t, Päch, Glök än der Vrää, mä och Verantwortong.
Met dat allemol wooste vör ömtejue.
Än dow bes dobeej ! VÖÖL JELÖKS
va Henri Beckers, Kelmes
107
Im Abendlicht
Wie das Licht am Abend funkelt
In den Bäumen grün und golden!
Zauberisch schimmern Seidenfäden,
eh der helle Himmel dunkelt.
Um die blaue Kirchenkuppel
zieht die große Vogelwolke
schwatzend ihre Abendkreise,
lässt sich hundertfältig nieder,
und wird augenblicklich leise—
Ist die Kuppel ihre Schlafstatt
Bis zum neuen Morgenlicht?
Nebel überzieht die Bäume,
auch die Bäume wissen’s nicht.
M. Th. Weinert
108
Zwei Aachener am Scheideweg
von Heinrich von Schwartzenberg (+)
WE Beim Anblick des großen
SE Verkehrsschildes (s. Abb.)
führten zwei Aachener,
offenbar der französischen
| Ki SPA \ Sprache nicht ganz
a Liege Lüttich __ mächtig, in etwa folgendes
3 m Gespräch:
Kelmis u. A )
. ai ET
A: Jeradeaus jeht et nach Maastricht.
B: Eja !
A: Un links jeht et nach Lüttich.
B: Eja ! Und wat heißt «Liege»? (ohne Akzent gesprochen)
A: Ich jlaub’, dat heißt «Autobahn».
B: Aha !
BAM Aufgeschnappt in
FE Ad einem Bus beim
SE. Ad schönen Baum der
BEST Entscheidung (s. Abb.)
EN in Aachen, Ecke
Ka .._ Hohenstaufenallee/
a En We Ce Z Lütticher Straße.
az As Tal 1 A PP
Bios. LA