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Landschaft im Grenzraum Nordostbelgiens
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ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr. 73 — August 2003
Im Göhltal
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr; 73
August 2003
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet.
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. 087/65.75.04.
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
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Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten
Entwurf des Titelblattes: (+) Alfred Jansen, Moresnet-Kapelle.
Druck.: Aldenhoff, Gemmenich - 087-78 61 13.
3
Inhaltsverzeichnis
Alfred Jansen (+) Zum Umschlagbild: a
Moresnet-Kapelle Das ehemalige Augustinerinnen-Stift
von Sinnich
Erwin Bruch Die Familie des Peter Lamberts, 10
Neu-Moresnet des Erbauers des „Alcazar“ in Eynatten
Jacob Langohr Caterina va Siena 22
Bildchen
Alfred Bertha Soldatenbriefe aus der 24
Hergenrath napoleonischen Zeit
Willy Timmermann Kaffeegeschichte aus Hauset 38
Eupen
Iwan Jungbluth Leonard Kohl genannt Nades: 40
Kelmis Ein urwüchsiger Karnevalist
Joseph Lousberg Aubeck im Felde 46
Hombourg
M.-Th. Weinert Rätselhaft 55
Aachen-Forst
Alfred Bertha Einwohnerverzeichnisse der Pfarre 56
Hergenrath Walhorn aus dem 18. Jahrhundert
(Teil 2: Astenet - Merols - Rabotrath)
Henri Beckers Dat Dösske met de Püttchkere 94
Kelmis
Iwan Jungbluth Die Königliche St. Paulus 95
Kelmis Schützengesellschaft Kelmis
Didier Bonni Sanfter Tourismus im Göhltal 101
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7. Vorsitzender: Höpbert Lennertz, Stadionktraße 3, 4721 Neu-Mördsnet . .
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Zum Umschlagbild
Das ehemalige Augustinerinnen-Stift
von Sinnich *
von (+) Alfred Jansen
Angelehnt an einen bewaldeten Berghang und inmitten eines
prächtigen Parks, den die Gülpe durchfließt, an der Straße Sippenaeken-
Teuven, dort, wo diese nach einem kurvenreichen Abstieg aus dem Wald
von Beusdael das Tal der Gülpe erreicht, liegt rechter Hand etwas
versteckt das ehemalige Kloster Sinnich. Der imposante, langgestreckte,
zweigeschossige Bau unter Mansardendach mit siebzehn Achsen in der
Vorderfront, von denen die drei mittleren mit dem Haupteingang im Risalit
von je sieben Achsen symmetrisch flankiert werden, trägt die Handschrift
des genialen Aachener Architekten Johann Jos. Couven, der ihn 1754 im
Auftrag der damaligen Äbtissin Anna-Carolina von Berghe von Trips
entwarf.
Wie im Rhein-Maas-Gebiet bei repräsentativen Gebäuden üblich,
besteht Sinnich aus heimischen Backsteinen, die horizontal durch einen
hellen Kalksteinsockel sowie ein Kalksteinband über dem zweiten
Geschoss gegliedert sind. Vertikal wird die lange Vorderfront durch
Blausteinrahmen, die den Mittel- und zwei Eckrisalite von einander
abheben, aufgelockert.
Der Mittelrisalt wird bekrönt von einem mächtigen Ziergiebel unter
geschwungenem Dach, den das Wappen der Bauherrin mit der Jahreszahl
1754 ziert. Das gleiche Wappen findet sich in der Stirnseite der großen
zum Haupteingang führenden Freitreppe, hier mit der Jahreszahl 1756.
Im Erdgeschoss befinden sich 8 große Räume, die ursprünglich der
Äbtissin und ihren Gästen vorbehalten waren. Im Obergeschoss lagen
der Kapitelsaal und die Räume der Schwestern.
Im großen Klosterpark sprudelt die Quelle der seligen Maria (Fons
Beatae Mariae), die der ganzen Anlage auch ihren Namen gegeben hat.
Poswick beschreibt Sinnich wie folgt: „Durch ein schönes Portal führt
eine Allee zu einem Hof. Links befanden sich die frühere Brauerei und
die Krankenstation, heute Wohnhaus und Stallungen des Pächters des
Bauernhofes.
* Aus G. Poswick, G., Les Delices du Duche de Limbourg, Verviers 1951, S. 265-276
6
Rechts lagen die heute zum großen Teil abgerissenen Pferdeställe und
Scheunen. Vor dem Besucher liegt die ehemalige Klosterkirche. Im
Nordwesten des Turms erstreckte sich der Wohntrakt der Äbtissin und
der Kanonissinnen, im Osten die Wohnung des Klostergeistlichen und
die Unterkünfte des Dienstpersonals. Diese Gebäulichkeiten umschlossen
einen kleinen Innenhof.“ j
Von der ursprünglichen Anlage des Stiftes Sinnich, das für adlige
Damen gedacht war, können wir uns heute nur noch schwer eine genaue
Vorstellung machen. Es war eine im Viereck gebaute geschlossene Anlage,
deren innen gelegener Kreuzgang den Friedhof der Schwestern
umschloss.
Der Ursprung dieses adligen Stifts geht auf das Jahr 1243 zurück, als
den bis dahin in Rolduc/Herzogenrath ansässigen Augustinerinnen durch
den Lütticher Fürstbischof Robert de Langres die Genehmigung erteilt
wurde, im Tal der Gülpe ein neues Kloster zu errichten...
In der limburgischen Herrschaft Rolduc hatte 1101 ein Kathe-
dralpriester von Tournai, der Prämonstratenser Ailbert, eine Abtei-
gründung vorgenommen, deren Kirche 1108 durch den Lütticher Bischof
Otbert konsekriert wurde. Die Mönche dieser Abtei lebten seit 1139 nach
der Regel des hl. Augustinus.
Der Männerabtei folgte sehr bald ein Frauenkloster, von dem aus neue
Gründungen ausgingen, nämlich in Marienthal (D) und in Schaarn bei
Maastricht. Die drei Frauenklöster standen unter der Leitung des Abtes
von Rolduc.
Da diese Häuser sich sehr günstig entwickelten, suchte Abt Marsilius
zu Beginn des 13. Jahrhunderts nach einem passenden Ort für eine
Neugründung, wo alle Schwestern zusammen leben konnten. Das Kloster
Rolduc verfügte über Grund und Boden in Teuven; so fiel die Wahl für
das neue Damenstift auf diesen Ort.
Ende 1243 konnten die Schwestern den Klosterneubau beziehen. Der
Weiler besaß schon zwei Kapellen, die eine in Obsinnich, die andere in
Niedersinnich (Sinnich). Eine eigene Kapelle erhielten die Schwestern
erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Diese nahm den südöstlichen Flügel
des Priorats ein. Eingeweiht wurde sie im Jahre 1297. Es war ein
langgestreckter Rechteckbau mit Tonnengewölbe in Holz und Westturm.
In einer kleinen, der hl. Barbara geweihten Annexkapelle, befanden
sich die Grabmäler der Herren von Beusdael.
1760 wurde die Klosterkirche auch für die Gläubigen der Umgebung
zugänglich. Für sich behielten die Schwestern lediglich den Chorraum.
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Der romanische Turm und Reste des Kirchenschiffes erinnern noch heute an
die ehemalige Klosterkirche von Sinnich,
(Foto A. Jansen)
Während mehr als fünf Jahrhunderten erlebte das adlige Damenstift
von Sinnich alle Höhen und Tiefen. Auf Zeiten des Wohlstands folgten
solche der Armut und Not, auf religiösen Eifer Lockerung von Disziplin
und Moral. Man weiß, dass es den vermögenden und selbstbewussten
adligen Damen nicht immer leicht gefallen ist, sich in ein frommes
Klosterleben zu fügen... Die Anwandlungen von Selbständigkeit und
Freiheit wurden dadurch begünstigt, dass die Klosterfrauen beim Eintritt
in die Gemeinschaft nur sehr beschränkte Gelübde ablegten. Sie
verwalteten weiterhin ihr eigenes Vermögen und konnten auf Wunsch in
ihre Familie zurückkehren. Wen wundert es, dass unter solchen
Bedingungen die Klosterdisziplin sich lockerte?
Eine Reform des Klosterlebens versuchte erstmals gegen Ende des
15. Jahrhunderts die aus Walhorn stammende Äbtissin Maria von Walhorn
(1487-1508). Wie die „Annales Rodenses“ berichten, geschah dies auf
Initiative des Abtes von Rolduc, der 1495 vier ursprünglich mit einer
Klosterneugründung betraute Schwestern aus Holtzem bei Neuss nach
Sinnich berief mit dem Auftrag, dort die herunter gekommene
Klosterdisziplin zu erneuern.
Die Nachfolgerin der Maria von Walhorn war die mit 25 Jahren zur
Äbtissin gewählte Odilia von Ratloe. Diese führte nicht nur die
8
eingeleitete Reform energisch und zielstrebig weiter, sondern brachte
das Kloster auch zu einer neuen wirtschaftlichen Blüte. Mit einer kurzen
Unterbrechung führte sie das Kloster bis zu ihrem Tode im Jahre 1571.
Sie erreichte das hohe Alter von 88 Jahren.
Eine beachtenswerte Persönlichkeit war auch die Äbtissin Katharina
von Golstein, 1644-1655. Sie widersetzte sich mit Erfolg den Versuchen
des Herrn von Draeck, den Hof und die Herrschaft von Sinnich an sich
zu reißen. Der von der Äbtissin eingeschaltete Brabanter Oberhof sprach
dem Herrn von Teuven lediglich die Hochgerichtsbarkeit über Sinnich
zu.
Von 1676 bis 1712 stand Isabelle von Schwartzenberg der Abtei Sinnich
vor. Fast ununterbrochene Kriege verheerten das Limburger Land und:
Sinnich erlebte einen bedrohlichen Niedergang. Zeitweise sehen sich die
Stiftsdamen sogar gezwungen, ihr Kloster an der Gülpe zu verlassen
und in Aachen ein Refugium aufzusuchen.
Als die Äbtissin Anna-Carolina von Berghe von Trips im Jahre 1747
die Leitung der Abtei übernahm, sah sie es als ihre vordringlichste
Aufgabe an, die herunter gekommenen Baulichkeiten wieder in Stand
zu setzen bzw. zu erneuern, die in den Wirren des 17. Jahrhunderts
verloren gegangenen Einkünfte des Stiftes für die Zukunft zu sichern
und die Klosterdisziplin wieder zu straffen.
Unter Kaiser Joseph II., als die rein beschaulichen Orden aufgehoben
wurden und auch Sinnich dieses Schicksal drohte, richteten sich die
Schwestern an die Limburger Stände und legten dar, dass sie für die
Bevölkerung von Nutzen seien. U. a. schrieben sie:
„Das Kapitel von Sinnich war immer bestrebt, sich den Mitmenschen
nützlich zu zeigen. Regelmäßig hat es Gottesdienst gefeiert, an dem auch
die Anwohner teilnahmen. Die bedürftigen Familien der Nachbarschaft
und Umgebung wurden durch bedeutende Zuwendungen unterstützt,
besonders wenn sie im Falle von Krankheit keine anderen Einnahmen
hatten. Den armen Kranken haben wir mancherlei Linderung verschafft
durch Fleischsuppen, Kleidung, Wein, Medikamente, Wäsche usw.
Während der Ruhrepidemie haben wir diese Zuwendungen noch erhöht,
und wir sind entschlossen, es auch weiterhin zu tun...‘
Die Abtei Sinnich erlebte einen kurzen Gnadenaufschub. Letzte
Äbtissin von Sinnich war Gertrude Francoise Heusch de la Zangrie.
Bald brach die französische Revolution über unser Land herein und
die Äbtissin musste sich mit ihren Mitschwestern im Dezember 1794
nach Köln zurückziehen. Am 19. Mai 1795 kehrten sie nach Sinnich
9
zurück, doch schon am 1. September 1796 wurden alle religiösen Orden
durch Gesetz aufgehoben.
Der Abteibesitz wurde durch den französischen Staat verkauft und
durch den früheren Klostereinnehmer Karl Joseph Reul erworben.
Nach dessen Tod geht Sinnich 1809 durch Kauf an Jakob-Ernst
Soumagne, dessen Tochter Clementine die frühere Abtei im Jahre 1846
an Emmanual-Victor Coenegracht verkauft. Auf dem Erbwege kommt
Sinnich an dessen Sohn Eugene Coenegracht, dessen Tochter Marie-
Christine-Eugenie den Grafen Arnold de Secillon heiratete. Lionel de
Secillon, letzter Bürgermeister von Teuven, trennte sich von dem alten
Klosterbau, der nach einem zweiten Verkauf in den Besitz eines
niederländischen Industriellen (Dassen) überging. Nach umfangreichen
Arbeiten und Anlage eines großen Parks in den frühen 90er Jahren des
letzten Jahrhunderts ist das ehemalige adlige Damenstift (leider) mehr
und mehr hinter einer immer dichter werdenden Vegetation verdeckt.
Quellen
G. Poswick, a. a. O.
Brouwers, D., Histoire du Chapitre Noble de Sinnich, Bulletin de la Societe
vervietoise d’Archeologie et d’Histoire, 5, 1903
Cravatte, Ch., Regards sur le passe de la r&gion des Trois Frontieres: L’ancien
prieure des chanoinesses nobles de Sinnich, in Le Courrier, 15. u. 16.2.1974
Ders., Das adlige Stift zu Sinnich, in Grenz-Echo, 9.2.1974
De Fossa, Paul-Andre, Chäteaux en terre vervietoise...Sinnich, une ancienne
Abbaye de Dames, in Le Courrier, 8.4.1977
Dubois, F., Notes historiques sur Teuven, 0. J.
Gielen, V., Das adlige Damenstift von Sinnich, in Im Göhltal, Nr. 46, 1990, S.
48
Ministerium der flämischen Gemeinschaft (Hrsg.), Bouwen door de eeuwen
heen, S. 168-172, mit weiterführenden Literaturangaben.
10
Die Familie des Peter Lamberts,
des Erbauers des „Alcazar‘‘ in Eynatten
von Erwin Bruch
Das imposante Herrenhaus an der Lichtenbuscher Straße Nr. 17 in
Eynatten wird im Volksmund meist „Alcazar‘ genannt. Wann diese
arabisch-spanische Bezeichnung (Alcazar = Burg, Schloss, Palast) für
das schöne Bürgerhaus aufgekommen ist, lässt sich nicht mehr sagen, ist
aber bezeichnend für den außergewöhnlich reich ausgestatteten Bau,
dessen Erbauer die Eheleute Peter Lamberts und Maria Emonts waren;
deren Initialen sich neben der Jahreszahl 1734 in einer Kartusche über
der Haustüre befinden.
Der Familienname LAMBERTS ist in Eynatten stark vertreten, und
dies bereits mit dem Beginn der Kirchenbücher im Jahre 1676!. Obwohl
Eynatten davor zur Mutterpfarre der Bank Walhorn, Sankt Stephanus in
Walhorn, gehörte, deren Kirchenbücher Anfang des 17. Jahrhunderts
beginnen, sind die weiteren Vorfahren der Eynattener Lamberts dort nicht
zu finden. Es gibt zwei Zweige, die mit Friedrich (Fredericus) und Mathias
LAMBERTS beginnen. Die zahlreichen Patenschaften zwischen den
beiden Zweigen und die Namensgebungen lassen vermuten, dass es sich
hier um Brüder handelt, deren Vater ebenfalls Friedrich hieß.
In dieser Arbeit wollen wir uns für einen Teil der Nachkommen von
Friedrich LAMBERTS interessieren, dessen Enkel Peter LAMBERTS
den „Alcazar‘“ erbauen ließ.
I Friedrich LAMBERTS. Er wird erwähnt in einem Protokoll der
Schöffen von Walhorn vom 10.2.1671 als Schwiegersohn von Dietrich
Peltzer, ist gest. am 7.4.1697 in Eynatten. Er heiratete in erster Ehe
Elisabeth PELTZER, gest. 26.7.1680 in Eynatten, Tochter von Dietrich
Peltzer, und in zweiter Ehe am 15.2.1681 in Eynatten (Zeugen/Z: Lambert
Lennertz, Elisabeth Lennertz, Maria Friol), Anna Margaretha FRIOEL,
gest. am 6.5.1706 in Eynatten.
Die Taufen der Kinder aus erster Ehe sind weder in den
Kirchenbüchern von Eynatten, noch in denen von Walhorn zu finden.
Ohne Zweifel? gehört zu diesen Kindern der Eynattener Einnehmer
Lambert LAMBERTS (siehe II). Zu der weiteren Nachkommenschaft
aus erster Ehe gehört sehr wahrscheinlich auch Friedrich LAMBERTS
MM
(1740-1805), der Pfarrer von Weiswampach war. Für die vielfach
weitergegebene Überlieferung, er sei der Anführer des Klöppelkrieges
gewesen, gibt es keine Beweise?.
Aus zweiter Ehe findet man folgende Kinder in den Eynattener
Kirchenbüchern:
1) Johanna Maria, get. 1.2.1682 in Eynatten (P(aten): Franciscus
Wilhelm N. aus Brachel, Regina Wilt, Johanna Margaretha von Vlatten)
2) Paschasius, get. 17.4.1683 in Eynatten (P: Arnold Rotheut,
Christina Brewer, Johann Gubbel)
3) Maria, get. 4.3.1685 in Eynatten (P: Petronella Wilf, Elisabeth
Francquir, Lambert Peltzer)
4) Johann Joseph, get. 13.9.1686 in Eynatten (P: Johann Jakob
Arnold von Vlatten, Maria Agnes de Hasquen)
5) Johann, get. 21.1.1691 in Eynatten (P: Mathias Beckers, Johanna
Naedenoen)
Diese Kinder findet man später nicht mehr in den Kirchenbüchern.
II Lambert LAMBERTS, gest. 3.10.1726 in Eynatten, Königlicher
Notar, Schöffe der Bank Walhorn, Einnehmer von Eynatten, Abgeordneter
der Generalstaaten des Herzogtums Limburg“; erklärt am 22.8.1695,
durch die Lüneburger Truppen Schäden in Höhe von 40 Pattacons erlitten
zu haben®; er stiftete 1710 für die Pfarrkirche von Eynatten® eine neue
Kanzel, die das Datum des 2.6.17107 trug.
Dieser Lambert Lamberts heiratete am 27.6.1683 in Eynatten (Z:
Leonard Barth, Wilhelm Lamberts, Hubert Lamberts, Elisabeth Lamberts,
Anna Peucken) Catharina BARTH, gest. 15.10.1722 in Eynatten. Das
Testament der Eheleute Lamberts-Barth wurde am 19.3.1722 durch die
Schöffen der Bank Walhorn protokolliert. Diese beurkundeten auch 1729
die Erbteilung der Kinder:
1) Johann Friedrich®, get. 1.6.1684 in Eynatten (P: Johann Carolus
de Dieden de Malatesta, Maria Elisabeth Lamberts, Johann Peltzer,
Thecla, Ehefrau des Hubert Kurgen), gest. 29.1.1729 in Brüssel, beg. am
1.2.1729 in Brüssel (Ste. Anne), Bankier und Kaufmann in Brüssel,
heiratete am 3.9.1721 in Brüssel/Ste. Gudule Barbe VAN SCHOOR (Z:
Michel und Jean-Baptiste van Schoor, Vater und Onkel der Braut) get.
24.9.1701 in Brüssel (St. Nicolas, P: Jean Verreycken, Barbe van der
Vinne), gest. 30.5.1774 in Brüssel, beg. 3.6.1774 in Brüssel (Ste. Gudule),
Tochter von Michel van Schoor und Catherine Verreycken. Bei der
Erbteilung seiner Eltern im Jahre 1729 war er tot, dabei werden erwähnt
12
seine Witwe Johanna Barbara van Schoor und sein unmündiger Sohn
Joan Frederik Joseph Lamberts. Laut einem Protokoll der Schöffen von
Walhorn vom 24.2.1744 war sie verheiratet in zweiter Ehe mit Joseph
Wilhelm Helman, sie hatten 2 Kinder, die aber beide als Kleinkinder
gestorben sind.
2) Elisabeth, get. 11.5.1686 in Eynatten (P: Peter Wilf, Christopherus
Meessen, Margaretha von Vlatten, Maria , Ehefrau des Michael Kutgen),
gest. 6.9.1693 in Eynatten
3) Peter, get. 28.3.1688 in Eynatten (P: Hubert Lamberts, Elisabeth
Lamberts), siehe III
4) Catharina, get. 4.3.1691 in Eynatten (P: Sigismund de Lamboy,
Elisabeth Moresnet, Ehefrau des Leonard Barth, Jan Wilt), gest. 25.6.1721 .
in Kettenis, sie heiratete (dedi dimmissoriales für ihn nach Eynatten am
30.1.1711 in Kettenis) am 31.1.1711 in Eynatten (Z: Peter Lamberts,
Maria Lamberts, Gerhard Müller) Mathias THISQUEN, Steuereinnehmer
(„Schatzheber“‘) von Kettenis, geb. ca. 1690, gest. 5.3.1764 in Kettenis,
Sohn von Johann Thisquen und Gudula Burger?. Unter ihren Kindern
waren Johann Thysquen, königlicher Notar, und Hubert Thysquen, Förster
der königlichen Wälder.
5) Maria, get. 5.4.1693 in Eynatten (P: Gerhard Bardt, Maria Welter,
Ehefrau des Mathy Lorent), gest. 6.8.1767 in Eynatten, heiratete in erster
Ehe am 12.12.1711 in Eynatten (Z: Jakob Hausman, Gerhard Bardt,
Barbara Müller, Catharina Schiffer) Peter CARDOLL, gest. 12.12.1744
in Eynatten, und in zweiter Ehe am 17.6.1746 in Eynatten (Z: Mathias
Thisquen, Petronella Legyptien) Mathias BEYER. Laut einem Protokoll
der Schöffen von Walhorn vom 12.3.1754 war sie Witwe des Schöffen
Johann Beyer von Burtscheid; sie scheint keine Kinder gehabt zu haben.
6) Johanna Elisabeth, get. 26.4.1697 in Eynatten (P: Peter Havenith,
Margaretha Frioel, Witwe des Friedrich Lamberts, Cecilia Kutgens,
Ehefrau des Simon Gubbel), heiratete am 16.4.1723 in Eynatten (Z:
Nicolaus Daelen, Bruder, Maria Gertrud Lamberts) Egidius DAELEN,
get. 26.7.1695 in Baelen (P: Walram Dahll, Anna Elisabeth Pessers),
Sohn von Walram Dahlen und Eva Maria Pesser, sie hatten mehrere
Kinder, die in Baelen, Membach und Welkenraedt getauft wurden.
7) Anna Maria, get. 24.2.1699 in Eynatten (P: Friedrich Lamberts,
Anna Maria de Dieden), über sie ist nichts Weiteres bekannt.
8) Maria Gertrud, get. 24.8.1702 in Eynatten (P: Maria Gertrud
Schmitz, N. Gobler, Magister in Walhorn), sie heiratete am 9.2.1725 in
Eynatten (Z: Sebastian Newlens, Agnes Theresia Daelen, Johanna
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Der „Alcazar‘“ in Eynatten, erbaut 1734,
ein schönes Beispiel großbürgerlichen Wohnens im 18. Jahrhundert
(Foto A. Bertha)
der Schwägerschaft 4. Grades!?; sie heiratete am 31.12.1752?° in Eynatten
(auch eingetragen in Kornelimünster am 7.7.1755, Z: Hyacinth Friedrich
Lambrichs, Peter Lamberts) (Z: Nicolaus Lambrichs, Maria Lamberts,
Maria Catharina Lamberts) Johann Peter Theodorus LAMBRICHS, get.
4.10.1714 in Kornelimünster, gest. 29.9.1781 in Eynatten, Witwer aus
erster Ehe von Eva Offermans, Forstmeister der Abtei Kornelimünster,
Sohn des Gerichtsschreibers Johann Paul Lambrix und Anna Maria
Elisabeth Pagen, sie hatten 8 Kinder:
15
a) Charlotte Wilhelmina Maria Franziska, get. 9.10.1753 in
Kornelimünster, gest. 15.1.1828, heiratete am 20.4.1793 Johann Aloys
WERTZ, get. 5.1.1773 in Eynatten, Sohn von Cornelius Wertz und
Johanna Maria Fober
b) Peter Hyacinth Lambert, get. 23.3.1755 in Kornelimünster
c) Anna Barbara Clara Petronella, get. 7.3.1757 in
Kornelimünster, erbte den "Alcazar"; heiratete am 20.11.1778 in
Kornelimünster (Z: Vikar Hubert Ernst, Wilhelma Lambrichs) Johann
Arnold KESSEL, get. 8.5.1757, Sohn von Renerus Kessel und Margaretha
Kutgen, Schöffe von Walhorn, Bürgermeister von Eynatten von 1794
bis 1796, und von 1801 bis 1806?!, verkaufte am 30.10.1839 den
"Alcazar" an Franz Bosten ?2,
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Auffallendes Schmiedewerk im Eingangsbereich des Hauses. Die kleine
Kartusche über der Tür gibt die Initialen der Erbauer und die Jahreszahl 1734.
(Foto A. Bertha)
16
Kinder:
1) Peter Renerus, geb. Klein Eynatten, get. 11.11.1779 in Eynatten
(P: Mathias Lambrichs für Peter Theodor Lambrichs aus Kornelimünster,
Margaretha Keutgen)
2) Barbara Isabella, get. 3.12.1781 in Eynatten (P: Barbara Isabella
Lambrichs Wwe, geb. Lambertz, Renerus Kessel rector communitatis
d'’Eynatten), sie heiratete am 17.4.1805 in Eynatten (Z: Johann Wilhelm
Kessel, Maria Ludovica Grand Ry) Henri Joseph GRAND RY,
Bürgermeister von Eynatten von 1806 bis 1809, Sohn von Nicolas Grand
Ry und Maria Catharina Schwartzenberg.
Kinder: S
3) Johann Wilhelm Hubert, get. 26.11.1785 in Eynatten (P: Johann
Hennen Pastor in Hergenrath, Wilhelmine Charlotte Lambrichs)
4) Franz Leopold Joseph, get. 25.6.1788 in Eynatten (P: Mathias
Joseph Lambertz aus Eupen, Maria Anna Leopoldine Lambrichs Witwe
Cornelius Graff aus Stolberg), Bürgermeister von Woluw&-Saint-Lambert
von 1816 bis 1819
5) Margaretha Caroline, get. 21.1.1791 in Eynatten (P: Mathias
Cornelius Lambrichs, Maria Sibilla Römer, Ehefrau des Andreas Joseph
Franssen)
6) Carl Ludwig Lambert, geb. op gen Treppchen, get. 25.5.1793 in
Eynatten (P: Renerus Kessel für Lambert Hyacinth Lambrichs, Maria
Anna Klein?3, Ehefrau des Friedrich Lambertz), Besitzer von 1812 bis
1829 des "Chäteau Malou" in Woluw&-Saint-Lambert, das er von seinem
Onkel Lambert de Lamberts geerbt hatte.?+
d) Mathias Theodor Carl, get. 19.6.1759 in Kornelimünster
e) Hyacinth Lambert, get. 21.4.1761 in Kornelimünster,
Bürgermeister von Eynatten von 1800 bis 1802, er heiratete am 9.3.1799
in Eynatten (Z: Maximilian Leopold Bounie, Maria Catharina Bounie)
Johanna Maria BOUNIE, get. 26.5.1766 in Hergenrath, Tochter von
Nicolaus Bounie, Notar, Schöffe von Walhorn und Lontzen, und Catharina
Maria Caen
f) Mathias Carl Friedrich, get. 17.5.1763 in Kornelimünster
g) Johann Nicolaus Jakob, get. 17.4.1767 in Eynatten (P: Johann
Nicolaus Jakob Smets, Anna Catharina Birven Ehefrau Heyendall)
h) Maria Theresia Theodora, get. 3.4.1770 in Eynatten (P: Carl
Theodor Lambrichs, Maria Theresia Ahn für Maria Theresia Lambertz),
gest. 7.4.1775 in Eynatten Y
17
2) Lambert, get. 25.9.1727 in Eynatten (P: Bartolomäus Aan,
Barbara Lamberts, Ehefrau Schorn?>), gest. vor 1809, er wurde am
27.2.1769 durch Kaiserin Maria-Theresia geadelt, lebte in Brüssel.
Beschreibung seines Wappens: "coupe: a) de gueules ä l'agneau passant
d’argent: b) d’or ä trois trefles de sinople 2 et 1. Cgq. cour.: (trois fleurons).
L.: d'argent et de gueules. C.: un mouton naissant d'argent. "26, laut seinem
Adelsdiplom waren sein Vater und seine beiden Großväter Mitglieder
der Generalstaaten des Herzogtums Limburg?7, er kaufte in Woluw&-
Saint-Lambert das vorher den Jesuiten gehörende Anwesen "Speelgoet",
das er 1776 durch ein kleines Schloss ersetzen lässt. Ein Stein in der
Fassade des Schlosses trägt die Inschrift "Mr L. DE / LAMBERTS /
EDIFICAVIT / MDCCLXXVI", (d. h. L. de Lamberts erbaute das Haus
1776), das Schloss ist heute bekannt unter dem Namen eines seiner
späteren Besitzer als "Chäteau Malou"?8, Ob er Nachkommen hatte, ist
nicht bekannt.
3) Carl Wilhelm Joseph, get. 19.2.1730 in Eynatten (P: Maria
Lamberts, Carl Hermann Emonts), gest. 18.6.1752 in Eynatten
4) Johann Friedrich, get. 15.7.1732 in Eynatten (P: Aegidius Dalen,
Margaretha Gast), über ihn ist nichts Weiteres bekannt.
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Das „Chäteau Malou‘“ in Woluw&e-St-Lambert
(Foto E. Bruch)
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Der Stein des Erbauers am «Chäteau Malou»
(Foto E. Bruch)
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Wappen des Lambert Lamberts nach dem Adelsbrief vom 27.2.1769
(Aus Armorial du Duche de Limbourg et des pays d’Outremeuse, Lens, 1947)
19
5) Maria Catharina Ida, get. 22.5.1736 in Eynatten (P: Nicolaus
Noellens, Maria Ida Emons), gest. 20.10.1760 in Eynatten
6) Maria Theresia, get. 1.1.1739 in Eynatten (P: Johann Peter
Tappers, Anna Magdalena Bertholf de Belven de Roederen)
Soweit die Darstellung der Familie von Peter Lamberts. Mit dem
Verkauf des Alcazars am 30.10.1839 an Franz Bosten verließ dieser jedoch
nicht endgültig die Familie Lamberts, sondern wechselte in den Zweig
des eingangs erwähnten Mathias Lamberts. Die folgende Aufstellung
ergibt eine kurze Übersicht der verschiedenen Besitzer des Alcazars??
und die jeweilige Beziehung zur Familie Lamberts:
1. Peter Lamberts lässt 1734 den Alcazar erbauen. Er stirbt am
11.4.1762 in Eynatten.
2. Barbara Isabella Lamberts erbt den Alcazar von ihrem Vater. Sie
heiratete Johann Peter Theodor Lambrichs.
3. Anna Barbara Clara Petronella Lambrichs erbte den Alcazar von
ihren Eltern, sie heiratete Johann Arnold Kessel. Sie verkauften am
30.10.1839 den Alcazar an Franz Bosten.
4. Franz Bosten vererbte den Alcazar an seine Tochter Therese
Bosten.
5. Therese Bosten war verheiratet mit Karl Ludwig Vecqueray®®;
dessen Mutter war Maria Theresia Lambertine Lamberts.
6. Mathias Geron kauft den Alcazar am 30.7.1902 von den Erben
der Eheleute Karl Ludwig Vecqueray und Therese Bosten. Die Eltern
von Mathias Geron waren Wilhelm Geron und Anna Catharina Lamberts.
7. Nach dem Tode ihrer Eltern erben die beiden Töchter Catharina
und Barbara Geron den Alcazar. Sie verkaufen ihn später.
Etwas mehr als 100 Jahre, nachdem Peter Lamberts den Alcazar
erbauen ließ, verkauft ihn seine Enkelin. Danach kommt er in den Besitz
von Mitgliedern des anderen Stammes der Familie Lamberts in Eynatten.
Wieder etwa 100 Jahre später verlässt er dann die weitverzweigte Familie
Lamberts.
Dem „Chäteau Malou‘ in Woluwe&-Saint-Lambert“ erging es nicht
anders. Nachdem Lambert de Lamberts es 1776 hatte erbauen lassen,
verkaufte es Karl Ludwig Lambert Kessel 1829 an Pierre Van
Gobbelschroy, der während der holländischen Zeit mehrmals Minister
war. Seinen jetzigen Namen „Chäteau Malou‘* verdankt das Schloss
20
seinem späteren Besitzer Jules Malou (1810-1886), der ebenfalls Minister
war und später Vize-Gouverneur der Societ& Generale de Belgique?!
wurde.
!_ Die Verkartung der Eynattener Kirchenbücher wurde erstellt durch H. Tichelbäcker
und wurde veröffentlicht auf der CD-Rom WGfF-2 der Westdeutschen Gesellschaft
für Familienkunde.
2 Insbesondere tragen die beiden ersten Kinder die Vornamen der Großeltern (Friedrich
und Elisabeth).
3 Siehe: 1) Wämper Chronik, Fanfare Weiswampach, 1988; 2) Friedrich Lamberts,
Pfarrer von Weiswampach 1765-1805, Jean Malget, in „De Cliärrwer Kanton“, 3/
1998, S. 74-86.
4 Guillaume Grondal, Eynatten - Notices Historiques, 1962, S. 64.
5 Walter Meven, Die "Herrlichkeit" Eynatten, in „Im Göhltal“ Nr. 29, S. 39 bis 44,
1981 (in Eynatten am 17. und 18. August 1695 erlittene Schäden durch Lüneburger
Truppen).
6 Joseph Becker, Eynatten, Veröffentlicht durch Erich Barth und Leo Kever, 1973, S.
14 & 109.
7 Guillaume Grondal, a. a. O., S. 13.
8 Siehe: 1) Jean-Henri de Crumpipen (1693-1769) et ses descendants - Annexe: La
famille van Schoor, Baron Roland d’Anethan, L’Intermediaire des GEnealogistes,
XLIX, N° 290, 2/1994, Seite 73 bis 90 ; 2) La Coll&giale des Saints Michel et Gudule
- Table des anciennes €pitaphes, Michel P. Vanwelkenhuyzen, L’Intermediaire des
Gen&alogistes, LI, N° 302, 2/1996, pages 82 a 103.
9 Sie heiratete in zweiter Ehe Heinrich Lamberts, der aber nicht zu dieser Familie gehört.
Ihr Sohn Nikolaus Lamberts war Schultheiß der Bank Walhorn.
10 Für diesen Namen gibt es zahlreiche Schreibweisen in den Kirchenbüchern, zum
Beispiel Nolens, Nuellens, Nullens...
11 Alfred Bertha, Ein Pachtvertrag über den Gutshof der Eyneburg, in „Im Göhltal“ Nr.
37,5.93 bis 95.
12. Vom Schicksal der Hergenrather Kirchenbücher, Walter Meven, Im Göhltal, Nr. 60,
S. 38 bis 52.
13 Joseph Becker, a. a. O., S. 17.
14 Ebda, S. 87.
15 Guillaume Grondal, a.a.O., S. 64.
16 Bilder und Beschreibung des Hauses in Le Patrimoine Monumental de la Belgique,
Wallonie, Tome 12-3, Pierre Mardaga Editeur, 1984, S. 1173-1175.
21
17 Guillaume Grondal, a.a.0. S. 64.
18 Luise Freiin von Coels von der Brügghen, Die Lehensregister der Propsteilichen
Mannkammer des Aachener Marienstifts, Publikationen der Gesellschaft für
Rheinische Geschichtskunde LII, 1952, S. 172.
19 Die Kölner Generalvikariatsprotokolle als personengeschichtliche Quelle für die Orte
Eilendorf, Gressenich, Kornelimünster, Lohn, Schevenhütte, Stolberg, Vicht und
Zweifall bis 1765, Genealogie ohne Grenzen, Nr. 46, S. 1226-1231.
20 Warum diese Heirat sowohl 1752 als 1755 eingetragen wurde, konnte bis jetzt nicht
ergründet werden.
21 Guillaume Grondal, a. a. O., S. 64.
22 Ebda, S. 65.
23 Ihr Name ist im Kirchenbuch so angegeben, sie hieß jedoch Dahlen!
24 Le chäteau Malou, od !'histoire le dispute A la culture, M. Villeirs, Musge Communal
de Woluw&-Saint-Lambert, journ&e du patrimoine du 13 septembre 1992.
25 Bis zur Klärung der Heirat seines Onkels Johann Friedrich Lamberts in Brüssel war
diese Patin, ohne genaue Angaben zur Person ihres Ehemannes noch ihrer Herkunft,
eine der vielen offenen Fragen, mit denen man in der Familienforschung regelmäßig
konfrontiert wird.
26 Armorial du Duche de Limbourg et des pays d'Outremeuse, Lens, 1947.
27 Guillaume Grondal, a. a. O., S. 64.
28 Le chäteau Malou, Siehe Fußnote 24
29 Siehe auch: Grondal, a.a. O., S. 64.
30 Zur Familie Vecqueray, siehe Erwin Bruch, Die Familie Vecqueray in Eynatten, in
"Im Göhltal" Nr. 55, 1994, S. 100 — 112.
31 Le chäteau Malou, 00 !'histoire le dispute A la culture, M. Villeirs, Musge Communal
de Woluw&-Saint-Lambert, journee du patrimoine du 13 septembre 1992.
22
Caterina va Siena
Astenet erob, do ob dä Kop,
es e Kapellche, dat es ömmer op.
Mänchenge, dä die Streck deet vaare,
höllt do ens ä, vö6r „Daach“ te saare.
Hej wät met e Jebättche, wat me jeliet,
Caterina va Siena stell jeiet.
Va a-jen Stroot do siss de et flimmere, ü
die Käezkere, die va bännes schimmere.
Et brennen er vööl bej hellem Daach,
schinge och als Lech de janze Naat.
Va Käezeschwaam die Steng belaat,
van die Offere, die hej wäede braat,
wue Dank än Rot se dönt hej brenge
Än könne Truest do stellekens venge.
Hej hange Kränzkere än Blomestrückskere
Än och mänch Ruesekränzke e-je Hückske.
Och hengt mänch Kengerbellche dra,
beschötz se helleje Vrow va Siena!
Ding Statue als Sennbeld steet,
als Mahnong van die Einfachkeet.
Schings a döön te saare, die brenge hönn Led,
Minsch, denk an de Verjänglechkeet.
Vö6öl Tafele hange met Dank än Jroß
Va döön, die vonte hej der Truest.
Wä van ding Aura es jevange,
jestärkt än vrej va hej jejange.
E die Kapellche, wie ech ming,
do könnt me werrem bej de sing.
24
Soldatenbriefe aus der
napoleonischen Zeit
von Alfred Bertha
Nach der Angliederung der ehemaligen habsburgischen Niederlande
an Frankreich (1795) dauerte es noch einige Jahre, bis die ersten
Zwangsaushebungen in den annektierten Gebieten stattfanden.
1799 war es dann soweit. Die Nationalversammlung hatte am 5.
September 1798 durch ein Rekrutierungsgesetz die dazu notwendige
legale Grundlage geschaffen. Fortan war der Militärdienst eine allgemeine”
Verpflichtung, die alle Bürger männlichen Geschlechts im Alter von 20
Jahren persönlich betraf. Bis dahin hatten sich die Truppen hauptsächlich
aus Freiwilligen rekrutiert. Jetzt wurde die Militärpflicht zur Regel. In
Friedenszeiten war die Dauer auf fünf Jahre festgesetzt, in Kriegszeiten
unbegrenzt.
Als militärtauglich wurden nur kerngesunde junge Männer bezeichnet,
die eine Körpergröße von mindestens 1,651 m (5 pieds, 1 pouce) auf-
wiesen.
Die ersten Rekruten unserer Gegend mussten einrücken. Die wenigsten
zogen mit Begeisterung in den Krieg für Frankreich, das sich in den
Jahren zuvor durch seine antikirchliche Haltung alle Sympathien
verscherzt hatte. Viele versuchten auch, durch die Flucht sich dem Zugriff
der Franzosen zu entziehen. So berichtet Kommissar Bassenge, dass von
1300 Rekruten 500 desertiert seien. Die harten Strafen, die im Falle der
Desertion den Angehörigen drohten und die von der Beschlagnahmung
des Eigentums bis zu Gefängnishaft reichen konnten, mögen manchen
"Consecrit" moralisch gezwungen haben, den Rock der Revolutions-
truppen anzuziehen. Die Eltern waren "civilement responsables", d. h.
zivilrechtlich verantwortlich. Die Listen der Deserteure und der gegen
sie (bzw. die Eltern) verhängten Strafen wurden im "Memorial Adminis-
tratif", dem Amtsblatt der Departements-Regierung, veröffentlicht. 1804
sprach das Lütticher Gericht in der Regel Strafen von 1500 Francs aus.
Wenn man bedenkt, dass im gleichen Jahre der Arbeitslohn in der
Landwirtschaft auf 1 Franc pro Tag festgesetzt war, so kann man die
Härte der Strafe in etwa ermessen. Als Deserteur galt, wer innerhalb
eines Monats nach dem festgesetzten Tag sich nicht beim Rekrutierungs-
Offizier oder bei der durch diesen angegebenen Einheit gemeldet hatte.
25
Die zum aktiven Dienst einberufenen Rekruten konnten einen
Ersatzmann stellen; dieser musste ohne körperliche Mängel sein und
mindestens die Körpergröße desjenigen besitzen, den er ersetzen wollte.
In den Nummern 18 und 20 dieser Zeitschrift (1975 / 76) wurden
schon einige Soldatenbriefe aus der Franzosenzeit veröffentlicht, die sich
in den Archiven der ehemaligen Hochbank Walhorn im Lütticher
Staatsarchiv bzw. dem Aachener Stadtarchiv befanden. Zwei weitere
Briefe eines Hergenrather Rekruten hatte Prof. G. de Smet (Gent) bereits
in Nummer 11 dieser Zeitschrift veröffentlicht.
Bei erneuter Durchsicht der inzwischen von Lüttich nach Eupen
transferierten Archivalien fanden sich weitere bisher unveröffentlichte
Briefe von Soldaten des Walhorner Landes, die in der napoleonischen
Armee kämpfen mussten und oft in bitterer Not ihre Angehörigen zu
Hause um Hilfe baten. Die Briefe der Rekruten dienten bei den Behörden
als Beweis dafür, dass schon ein Sohn der Familie unter den Waffen war.
So konnte einem anderen dasselbe Los erspart bleiben. Diesem Umstande
verdanken wir es, dass die Briefe in den Gemeindearchiven aufbewahrt
worden sind.
Bei dem ersten der hierunter abgedruckten Briefe ist der Absender
nicht mehr klar zu identifizieren. Der junge Soldat beklagt sich, dass er
als einziger aus seinem Dorf noch keine Post von zu Hause bekommen
hat und bittet, man möge den Antwortbrief und das bitter benötigte Geld
an seinen Kameraden Winand Nicol schicken. Beim Regiment ist
Schmalhans Küchenmeister; es gibt fast kein Brot und auch "Grund-
birnen" (Kartoffeln) sind nur schwer zu bekommen.
Tressen (= Dresden ?) den 23°R Septembris 1813
Ich grüße euch vielgeliebter Vater und Mutter Schwester und Brüder
viel tausend mal, und hoffe das Ihr noch alle frisch und gesund seyd, so
wie ich auch noch bin. Ich schreibe nun einmal einen Brief mit den Junge
von Winandus Nicol, das ich einmal antwort auf meinen Brief bekom,
den (= denn) ich hab schon 3 mal geschrieben und hab noch nicht antwort
bekommen, da hab ich großen verdruß vor, und die Jungen von meinem
Dorf haben alle Antwort bekommen, und wir sind jezt übel dran, beim
Regiment, den wir krigen fast kein Brod, und können fast keine
Grundberen bekommen, um den Hunger zu stillen und wenn wir in eine
Statt kamen wo Brod war so mußten wir einen Koburger für ein halb
Punt Brod geben, welches wir mit großer Freud thaten um den großen
26
Hunger zu stillen, und jetzt ist mein Geld auf, und habe keines können
bekommen können, auf die Briefe die ich geschrieben habe, ich hoffe
lieber Vater und Mutter, dass Ihr mir diesmal etwas Geld schickt, und
den Brief und das Geld schickt in den Brief von Winandus Nicol, wie
der Brief kommen ist den (= denn) dem seine Briefe sind immer
ankommen.
Vater und Mutter ich habe eine kleine Blessur an die Hand kriegen, es
thut aber nichts.
Vater und Mutter Bruder und Schwester, Verwanten und Bekannten
ich lasse euch viel tausend mal grüßen und ich hoffe dass Ihr so gesund
seyd wie ich bin.
(Die Adresse fehlt. Der Brief trägt den Vermerk: "Diesen Brief
abzugeben an den Baum von gen Hammer". Mit dem "Hammer" kann
nur die an der Göhl in der Nähe der Fossey gelegene Flur gleichen Namens
gemeint sein. Dies könnte einen Hinweis auf den Absender geben, denn
wir besitzen (s. u.) einen Brief eines Soldaten Leonard Baum, dessen
Vater Bernard in Astenet wohnt und in einem Ausschank-Patent des Jahres
1801 als "revendeur d’eau de vie", d. h. Alkoholverkäufer=Gastwirt,
bezeichnet wird. 1843 ist eine Gastwirtschaft "zu Hammer bei
Hergenrath" durch eine Verkaufsanzeige im Korrespondenzblatt belegt.
Den Grenadier Nic. Dehiselle aus Belven/Walhorn, einberufen 1804,
kannten wir schon aus einem am 6. Sept. 1811 in Forli (Italien) verfassten
Brief an seine Eltern.(S. "Im Göhltal", Nr. 20, 1976, S. 60). Ende Januar
1811 schrieb er aus "Klossen" in Deutschland/Tirol. Vermutlich ist damit
Klausen im Eisacktal (Südtirol) gemeint. Sein Brief ist sprachlich und
inhaltlich besonders interessant.
Dehiselle berichtet, wie seine Einheit nach anfänglicher Niederlage
gegen den Kaiser (von Österreich) diesen schließlich doch aus Italien
getrieben hat, durch "Duschland" (Deutschland; hier wohl Österreich),
bis über die Donau. Als die Österreicher jenseits der Donau waren, "ditten
sie die brucht ins wasser fallen" (= brachten sie die Brücke zum Einsturz).
Nun mußte die Einheit unseres Grenadiers in Richtung Wien marschieren.
"Da war die große Armee der Franzosen vor dem Wasser und der Kaiser
29
jenseits und keine Brücke über dem Wasser." Aber in zwei Stunden
schafften es die Franzosen, eine Brücke über die Donau zu schlagen "und
wir sind hinübergegangen; damit ist eine Schlacht ("batalgen" = bataille)
begonnen, die größte, die ältesten Soldaten haben ihr Leben lang gleiches
nicht gesehen.”
Nachher wurde Waffenstillstand geschlossen, "um Frieden oder
Einigkeit zu machen, da sind wir zur Ruhe gekommen", und die Einheit
Dehiselles kommt für einige Zeit nach Graz, bis der Befehl ergeht, nach
Tirol zu marschieren, um dort gegen die "buorren" (Bauern) zu kämpfen.
1809 ruft der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer seine Landsleute
zum bewaffneten’ Kampf gegen Bayern auf, dem im Frieden von Preßburg
(1805) Österreich Tirol abgetreten hatte. Nach anfänglichen Siegen am
Berg Isel (25. u. 29. Mai 1809) und dem Waffenstillstand von Znaim
(12.7.1809), durch den Österreich Tirol seinem eigenen Schicksal
überließ, kämpfte Hofer allein weiter, besiegte die Franzosen unter
Marschall Lefebvre (am Berg Isel, 13.8.1809), fiel aber durch Verrat in
die Hände der Franzosen (20.1.1810), die ihn einen Monat später in
Mantua standrechtlich erschossen.
Hören wir, wie der Bauernjunge aus dem Walhorner Flachland die
Bergwelt erlebt:
"Da sind hohe Berge von zwei Seiten, in den Bergen sind viele Steine,
und die zwei Berge sind einen Schuß weit voneinander; und durch ganz
Tirol haben sie geschossen und ließen Steine von den Bergen rollen,
doch haben sie verspielt und haben sich ergeben, als sie gesehen haben,
dass ihre Häuser verbrannt waren, nicht alle, aber viele..."
In der Einheit Dehiselles ist auch ein Soldat Schoumecher, während
ein anderer mit Namen Havenith von den "borren" (Bauern) gefangen
genommen wurde.
Hier der Brief des Nic. Dehiselle in der Originalfassung:
An Klossen in Duschland in die tirol
den 28 januarius 1810
Mein viel gelibtie eltieren vatter und mutter brueder und Schwesteren
fruenden verwanten und bekanten ich Schreibe euch die grose
Complimenten gottlob und danck mit gautie gesundheit wey ich hofe
das dissen Brief euch wird antrefen und wier erfreue uns das wir noch
ein mahl friht haben
Wir haben ins feld geligen von der 10 apriel 1809 bist den 20 januarius
30
1810 Streiten mit der Kaiser anfang in Italigen. Wird haben vorspild
nacher haben wir gewonnen und haben den Kaiser aus Italigen geschlagen
durch Duschland durch ouerland (?) bist ober die Daunau und wey sie
ueber die Daunau wahren ditten sie die brucht ins wasser fallen unbd
dan musten wir auf wienn gien dor wahr die grose armaey die franscosen
vor das wasser und der Kaeiser ober das wasser und kein brucht war auf
das wasser. In Zeit von zwey Stund war die brucht gemacht und wir sind
ober gegangen dor mit ist ein batalgen an gegangen die groeste die alste
Soldaten haben ihr leben des gleichnis nicht gesiehn.
Nacher haben sie Stilstand gemacht um friht oder einiegkeit zu machen
do sind wir zu ruht gekomen bist gratz haben wir geligen etlichie Zeit
dormit werd der friht geplialisiet (?) gleich kam ein order das wir musten-
in die tirrol gien streiten mit die buorren dor sind hoche bergen von zwey
Seiten in die bergen sind viel Stien und die zwey bergen sind ein Schust
weeg von einander und lang die gansse tirrol dor haben sie geschotzsen
und daten Stien von die bergen komen doch haben sie vorspild und haben
sich unter geben wegen sie gesien haben das ihre heusser vorbrind waren
nicht alle aber viel. Von gruesse ich euch viel dausent mahl von hertzen
und wonsche euch ein gautte gesundheit und die vonf Cronen habe ich
Richtig empfangen nun vorlanig ich nach euer beliebten und moelichkeit
wieder was geld zu bekommen de gruesse an alle eltteren von meine
kameraten Der Schoumecher ist bey mir frisch und gesund und gruesset
seine eltieren gottlob mit gautie gesundheit und der havennicht ist
gevangen genomen von die borren er werd wieder zuruht komen vielicht
das er geschreiben hat.
Ist es nicht gau geschrieben ist die kunst in dir ....geblieben.
Dehiselle
Adresset A Monsieur Dehiselle grenadie au 53°M€ Regiment 2°Me
Compaignie grenadie a garneson a Klossen a tirol
Adressiert ist der Brief an Monsieur Jean Dehiselle a Walhorn de
Partiment de Lourthe a Rodissment malmidie Canton eupen Walhorn
Belfen (= Departement de 1l'Ourthe, Arondissement Malm&dy, Canton
Eupen, Belven)
Den nächsten Brief schreibt der Soldat Mathis Taeter aus Gent. Er
31
wartet auf Geld von zu Hause, denn selbst das Notwendigste müssen die
Rekruten "selber stellen". Aus einem Brief seiner Eltern weiß er, dass
die Kameraden in Venloo schon ihre Ausrüstung und auch ihren Sold
erhalten haben, er aber hat weder das eine noch das andere bekommen.
Seine Uniform beschränkt sich bisher auf einen Militärmantel, ein Hemd,
ein Paar Schuhe, eine Hose aus weißem Leinentuch, eine Mütze und
einen Schal.
Auch Taeter ist in Geldnot und hat schon bei einem Kameraden
"pumpen" müssen. Zwei Schillinge in der Woche koste allein das Putzen
und Waschen von Montur und Kleidung.
Unbegründet sei die Sorge seiner Eltern, er könne "lauffen gehen".
Wenn er in der Fremde krank werden sollte, so möge man ihm doch
gleich Geld schicken und ihn nicht zugrunde gehen lassen.
Gand, den 4ten Februarius 1813
Meine Vielgeliebte Eltern Schwistern und brüder
ich thue euch freundlich grüßen und ich thue euch zu wisen wie das
ich noch frisch und gesund bin ich verhoffe des gleichen von euch, und
ich habe Einen brief geschrieben es ist schonn 5 Wochen, und ich habe
noch keine antwort erhalten. und ich habe in meinen vorigen brif ersehen,
das ihr euch so sehr verwundert hatt das ich so viel gelt verzehrd habe.
Vor eine Carlin habe ich noch nicht was ich höchst notwendig habe und
der sich das nicht selber stellet der bekömt es nicht, und dennoch ist er
verhasset von der gantzer Companaig und ihr habet mir geschrieben das
meine Kameraten in Fendelo die Kleider gleich bekommen haben und
auch Ehrres gehalt und ich habe die Kleider jetz noch nicht bekommen
und noch kein Heller gelt von der Zeit das ich in gent bin; Ich habe
empfangen einen Kabott (capote=Soldatenmantel) und ein Hämt und ein
par schuhe. Zwey par Hossen und eine pantalon von weyssem lingen
duch und eine mütze und auch einen schalüs und einen bant vor in den
Haltz zu thun.
ich habe zwey und eine Cronnen gelehnet an meine Kameraten ihr
habet auch geförchtet ich that lauffen gehen ihr müsset aber keine sorge
davor haben.
Wir müssen alle Wochen zwey schillings haben vor uns zu buzen vor
die patrons tasche schön zu machen und vor den Krag auf die Kapot und
vor unsere Kleider zu wachen und ich habe mir müssen eine pantalon
mossen kaufen von weissem lingen duch. Meinen Kamerat welcher mir
32
das Gelt gelanget hatt, damit habe ich wort gehabt allso hatt er es mir
zweymall in die offentliche Kompany gefragt in diesem brif sehet ihr
was ich von euch begehre zu haben
adieu Mein lieber Vatter und mutter beysammen gott vergebe euch
Ewere wohldat, und alles miteinander gott wirt euch treu belohnen das
ihr mich hat Christlich auferzohen. und so treffe ich all mein lebtag keine
solche gude leude nicht mehr an.
Nun adieu Mein lieber bruder und schwister bey samen wen ich heut
oder morgen in der fremden kranck werden soll wen ich einen brif schreibe
an euch dhun sie mir gelt schicken gleich und das bitt ich so sehr last
mich nicht zu grunden gehn. Jetz werde ich von Studieren balt aufhören
müssen sonst werden meine öglein in trennen zerfließen jetz reise ich *
über das mehr, kom mein läbdag nicht mehr in mein Vatterland mehr
her, Nun adieu zur guder nacht schönstes Vatterland du Edeliches ort.
W. Taeters
Bin und Hoffen zu verbleiben Euren getreusten Sohn bis in den Dott
M. Taeters
Schreibt mir nur bald gleich zurück. Mein adres ist also
a Monsieur M: Tae...
65 Regiment 4 Patilon voltigeurrs
Matis Taeter Soldat
in Gand
(Der Brief ist gerichtet an Willem Taeter Commun de Walhorn
Canton eupen arodisement
de Malmedy de partement
de lourte a aassen sito cito
tres presse A assen)
Ein mit Bleistift geschriebener, nicht adressierter Zettel - eine halbe
Seite - berichtet vom Schicksal des Mathis Taeter, der vor Bozen einen
Finger der rechten Hand verlor, dann ins Lazarett nach Dresden kam
und nach der Genesung zu seinem Regiment zurückgeschickt wurde,
wo er jeoch "nimal mehr" angekommen ist. Vermutlich ist er doch
desertiert.
Matis Taeter er is den 21 juny vor bozen geblezert da hat er ein Finger
353
ab kriegen in die rechte hand dar mit is er in dressden in et hospital
gekomen bis er wider gekorert is nach der Wapen Stel stan is er wider
nach sein Regiment geschickt aber er is nimal mehr bij sein Regiment
gekoemen.
Aus Givet an der Maas, in den französischen Ardennen, nahe der
heutigen Landesgrenze zu Belgien, schreibt am 25. April 1813 der Sol-
dat Leonard Baum, der dort nach dreitägiger "Reise" ins "Dipo" (Depot)
gekommen ist. Ungefähr 30 "so" (= sous) und ein halbes Brot haben die
Soldaten pro Reisetag erhalten. Doch jetzt, im Lager, gibt es täglich zwei
Mahlzeiten, und zwar morgens Suppe und Fleisch und nachmittags um
vier wiederum Suppe. Das zweistündige tägliche Exerzieren macht den
Rekruten "noch müder, als wenn ich einen Tag in der Steingrube gearbeitet
hätte".
Baum erkundigt sich auch nach dem "Drickes von dem Hof”
(vermutlich vom Asteneter Hof) und berichtet, dass sein Stubenkamerad
"Lorends Kockelt" aus Hauset sei. Es geht das Gerücht, die Einheit Baums
müsse in vier Wochen nach Spanien abmarschieren.
A Gevet geschrieben den 25t°N aprill
Anno 1813
Vielgeliebter Vatter und mutter ich kann nicht unterlassen an euch zu
schrieben dieweill ich noch frisch und gesund bin Wie ich hoffe das ihr
auch noch seyd und Wir haben 3 Tag Gereyset und siend den 8!°N aprill
siend Wir hier auf unseren Dipo angekommen in Schieve auf die 3 Tag
haben Wir ungefehr 30 so geld bekommen und alle Tag ein halb brod
hier bekommen wir aber nichts mehr als täglich 2 mahl zu essen recht
Vergnügt des morgens sop und fleisch und nachmittags sop um 4 uhren
und Wir haben erst einen Capot (Militärmantel) und eine Calote
(Kopfbedeckung) bekommen und ich müsse täglich 2 Stund ekserzehren
und da war ich noch meüger als wan ich einen Tag auf die steinkol
gearbeitet hatte.
Hiermit grüße ich euch alle Vatter und mutter Schwester und Brüder
Verwanten und bekanten schreibt mir auch wo der Drickes von dem Hof
ist ich Wisse das er nach Hauss gekommen ist und meinen Schlaff
Camerath ist von Huselt Lorends Kockelt ihr müsset mir alle neuigkeiten
schreiben Was geschehet ist es ist hier die sag das wir bennen 4 Wochen
34
auf Spangen an müssen und ich hoffe das mein Vatter Weder gesund ist
und ich verhoffe in Kurtzer noch einmal nach Hauß zu kommen und ich
begrüße meinen Camerath Servatien (?) Vielvoter er muß nicht vergessen
mir neuigkeiten zu schreyben.
Hiermit schließe ich meinen Brief und Verbleibe euer getreuester Sohn
leionartus Baum
Mein adres
a MM Leionatus Baum soldat
dans le 34°Me Regement
Ligne 5 te Battelion 2te Companey
a Givet Departement de .
du orrderene (= Ardennes)
Der Brief ist adressiert an Monsieur Bernatus Baum Du partement Du
Lourt arrondissement Du
Malmedy Canton Eupen .
a astenet Bernatus Baum a astenet
In Perigueux, Departement der Dordogne (S-W-Frankreich), waren
Ende 1805 all die Soldaten zusammen, "wass auss onserem Lant im
Soldaten Standt is hingangen". Unter ihnen war auch Joh. Hendrickus
Eycken, von dem diese Formulierung stammt und der am 25. Oktober
1805 Mutter, Schwester und Bruder davon benachrichtigt, dass er nach
langer Reise wohlbehalten in P&rigueux angekommen ist. Der Walhorner
Dorfchronist C. Scheen gibt als Jahr der Einberufung des J. H. Eycken
1804 an.
Es geht dem Rekruten Eycken recht gut. "Man hat plaisier genoch",
schreibt er, Und was die Sonntagsmesse angehe, so brauche die Familie
sich keine Sorgen zu machen, denn sonntags werde nicht exerziert.
Das Leben ist teuer und der Sold klein. Nur der Wein ist billig; die
Soldaten haben immer den allerbesten "an sechs und an vier zo0" (=
sous). So bittet denn auch der Soldat Eycken seine Mutter und
Geschwister um Geld. Er weiß zwar, dass es denen nicht leicht sein wird,
aber, "wenn Ihr meint, dass Ihr es schlimm habt, so seid Ihr doch immer
besser (dran) als ich".
Von Joh. Hendrickus Eycken haben wir schon in Nr. 18 dieser
35
Zeitschrift (1975, S. 69-70) einen vom 20. Dezember 1805 aus Peri-
gueux datierten Brief veröffentlicht, in dem er flehentlich um Geld bat..
Er sei nicht wohl dran. Es sei sehr kalt in diesem Land und man wisse
nicht, wo man vor Kälte hinlaufen solle, denn ohne Geld könne man
nicht in die Herberge gehen.
Periguex (= Perigueux) den 25 8 bris 1808
Meine Liebe freunde
ich laß euch alle seher begrüßen mutter Schwester und bruder das ich
noch frisch und gesund bin und den 23°NM obers bin ich geluckelich in
pirigeux gearriviert und goodt Loob bis heran hat mir noch nichts fehlet
in dessen ich vergunne mich recht gut ich getruste mich aen meine
kameraden meinet wegen brauchet ihr euch gar keine unruh zumachen
dan ihr habt das gar nicht vonnoethen man hat plaisier genoch was aus
onserem Lant im Soldaten Standt is hingangen diese sind alle in pirigeux
beieynaender wass aenbelangt von mess zu hoeren da fur haben wir
gelegenheit genoeg des Sondaegs brauchen wir keine exerzischen zu
machen, des werckdags mussen wir exerzieren vier Stunde morgens zwey
und abens zwey dan unsere arbeit ist ganzs leicht unsere gehalt ist klein
wan man nichts mehr hat soo kan man schon ter noeth Leben aber wan
man etwas beyzusetzen hat Das komt einen erschrecklich wohl in dessen
ihr konnet leicht wissen dass das gelt klein bey mir is de Reis is lang
gefallen und alles deur ausbehalven der Wein der haben wir imer an sehs
und an vier zoo der alderbeste und mit dises bit ich euch wan ihr nicht
mehr konnet Das ihr mir fur wenigstens eine Carlien schicket dan ohne
Zustant is nicht wohl umzukomen ich weis es is beswerlich fur euch in
dessen zweifele ich nicht daran ihr werdet euch erbarmen und das
verlangte schicken wan ihr meinet das ihr es fehlem hat soo seyd ihr
doch imer besser als ich schicket es auf dass geswinste das moeglich is
wan ihr soo gaut wohlet sein.
Meine liebe freunde
ich lass euch alle noch einmal dosentfaeltigh grußen meine liebe mutter
Schwestern und bruder verwante und bekante Lebt gesund dan ich hoffe
das ihr soo frisch und soo gesund seyd geleich wie ich
Gerardus Kremer lasset sein vatter und mutter Schwester und brauder
auch mit gauter gesundheit sehr begrußen
Adres was ihr auf den brief setzen musset den ihr schicket
36
a Monsieur joan henry Eycken
soldat a La 18eM® Compagnie, 3°ME patalion
26°Me Regement infantery de Ligne a garneson
a pirigueux de partement de la Dordogne
a pirigueux
(Der Brief ist adressiert an Monsieur Lammerts maire de La
Commune de Walhorn
arrondissement de malmedy
de partement de Lourte
a Walhorn)
Der Soldat Jean Christian Beckers, 1804 einberufen, war im Februar
1806 auf der Insel Re stationiert. Von dort schrieb er seinem Bruder und
seiner Schwester und ließ auch seinen "Cousin", den Bürgermeister Lams
(=Lamberts) freundlich grüßen. (S. "Im Göhltal", Nr. 18, 1975, S. 71).
Von Christian Beckers liegen noch zwei weitere französisch
geschriebene Briefe in den Walhorner Archiven, obwohl sie an einen in
Stembert wohnhaften Onkel gerichtet waren. Beide wurden in "Alexan-
drie"” Dep. Marengo, abgeschickt, d. h. dem heutigen Alessandria della
Paglia im norditalienischen Piemont, wo die Einheit im Herbst 1806
stationiert war.
Am 14. September 1806 bittet Beckers den Onkel, seinen Bruder von
seinem Schreiben zu informieren und dieser solle die Güte haben, ihm
etwas Geld zu schicken, da sie kurz vor dem Abmarsch stünden. Weiter
schreibt er dann: "Wir sind in der schlechtesten Garnison der Welt; wir
müssen an den Befestigungen arbeiten, ohne einen Liard zu verdienen.
Der Dienst ist sehr hart und schwer und man schickt uns stoßtruppweise
in den Kampf gegen die Räuber in den Bergen.”
Man solle ihm auch schreiben, ob sein Bruder zur Aushebung des
Jahres 15 oder 16 zähle. Er könne ihm dann eine Bescheinigung schicken,
dass er unter den Waffen sei.
Am 18. November 1806 ist Beckers noch immer in Alexandrie. In
einem Brief an seinen Onkel in Stembert bedankt er sich für die von den
Brüdern und Schwestern erhaltenen 4 Kronen. Er verspricht auch, seinem
nächsten Brief eine Militärbescheinigung beizulegen, damit der Bruder
nicht einberufen werde. "Viele junge Leute sind auf diese Weise frei
37
gekommen", schreibt er.
Sein Regiment hat inzwischen den Befehl bekommen, sich zur
türkischen Grenze hin zu bewegen. Alle seien froh, aus Alexandrie, wo
das Leben sehr teuer sei, wegzukommen, aber auch wegen der
Krankheiten. In der Stadt lägen viele Truppen und der Onkel könne sich
nicht vorstellen, ‚wie die Krankheit unter den Soldaten gewütet habe.
Mehr als die Hälfte der Garnison sei im Spital gewesen und die meisten
davon seien gestorben. "Von den jungen Leuten aus unserer Gegend sind
nur wenige mit dem Leben davon gekommen. Wir waren 600; es bleiben
noch 2-300. Ich teile euch gleichzeitig den Tod des Sohnes von Herrn
Albert Clebant in der Craporue mit; gebt diese traurige Nachricht bitte
an die Eltern weiter. Selbst wenn man Gefahr liefe, im Krieg zu fallen,
so würde man doch den Krieg dieser Garnison vorziehen."
Beckers selber ist bis dahin gesund geblieben und er ist zuversichtlich,
dass Gott ihn auch weiterhin beschützen wird. Vier Regimenter -etwa
15.000 Mann- stehen zum Abmarsch nach Triest bereit, wo sie sich in
Richtung Türkei einschiffen sollen.
Beckers übermittelt Grüße von Kameraden und grüßt selber "seine
Onkeln, Tanten und Vettern und alle Verwandten" und man solle seinem
Vetter sagen, er habe Glück, einen Ersatzmann gefunden zu haben, denn
"il n'est pas fort agr&able d'&tre soldat ä present"/Es ist nicht sehr
angenehm, zur Zeit Soldat zu sein.
Der Soldat Beckers rühmt sich, bei seinen Vorgesezten gut angesehen
zu sein. Die Offiziere hätten ihn noch nie bestraft, da er sich bemühe,
ihre Wertschätzung zu gewinnen. Er wäre gerne zu den "voltigeurs", d.
h. einer Elitekompanie gewechselt, doch seine Vorgesetzten wollten ihn
nicht aus ihrer Einheit entlassen.
Sein Schreiben beendet der Soldat mit der Randnotiz: "Ich bin noch
immer gottesfürchtig und ich bete, so oft es mir möglich ist. Ich vergesse
nie meine Christenpflichten.”
J. Chr. Beckers ist wohl bei dem Adressaten der Briefe, dem in Stembert
wohnhaften Onkel, erzogen worden und deshalb der deutschen
Schriftsprache nicht mächtig. So wird er wohl auch nur auf dem Umweg
über den Onkel mit seinen Geschwistern im Walhorner Raum brieflichen
Kontakt halten können. Und die Briefe, die als Beweismittel dienten,
dass die Familie schon einen Sohn unter den Waffen hatte, konnten so in
die Walhorner Archive geraten.
38
Kaffeegeschichte aus Hauset
von Willy Timmermann
(Viele ältere Hauseter haben den Kohlenhändler Mathieu Janssen und
den pflichtbewussten Zöllner Emil Dantinne (im Dienst immer mit dem
Fahrrad unterwegs) sowie die Wirtschaft Homburg am Aachener Busch
gekannt. „Söck“ hieß ein Geschäft an der Grenze in Belgisch-
Lichtenbusch. Ein Zollbüro befand sich in Eynatten an der Lichtenbuscher
Straße. Folgende Episode soll an die Schmugglerzeiten erinnern).
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BE EEE SZ A
ESF SW BÄCHENES BUSCH vor HÜBERT HOMBURG.
A 0 N 0
DO
£ | ea
Der Ort des Geschehens: Das Restaurant und Cafe Homburg
„Zum Aachener Busch‘
Mathieu mit dem roten Halstuch, fuhr Kartoffeln, Kohlen aus,
doch die kleinen braunen Böhnchen holte er per Sack nach Haus!
Mokka Türk in Varianten, Super, Delhaize, Schwarze Katz,
Kinder, war das eine Gaudi, manchmal aber auch ne Hatz,
wenn die Zöllner man erblickte, Emil Dantinne, Schweinchen Dick,
und so kam, was kommen musste, Mathieus kleines Missgeschick:
Grad’ beim „Söck“, in Lichtenbusche, hatt’ ’ne Ladung er „gelöscht“,
als ganz plötzlich um die Ecke Emil Dantinne kam geprescht.
Sprang vom Fahrrad in den Schuppen, wo der Kohlen-Kaffee stand,
nix zu machen, das war Schicksal, an der Grenze wohl bekannt.
39
Konfisziert wurd’ dann die Ladung, ab damit ins Zollbüro
an der Lichtenbuscher Straße, rein damit ins Zolldepot!
Saftig war zwar auch die Strafe, doch der Schmuggel reizte sehr.
Folge war: Wer kommt aus Hauset, schmuggelt trotzig mehr und mehr.
Doch der Clou der ganzen Sache sei Euch hiermit kundgetan:
Dantinne im Cafe bei Homburg fing recht groß zu prahlen an,
dass er endlich hat geschnappet Janssens Thiss mit viel Kaffee,
darob kamen Mathieus Freunde, hatten voll das Portmonnee.
Rund’ um Runde sie spendierten, Gläschen Bier und Tass’ Kaffee,
Emil, voll wie tausend Mannen, fuchtelt mit dem Dienstgewehr,
konnte plötzlich, kaum zu glauben, auch noch singen mehr und mehr:
„Meine marraine (ma reine), Königin, hat mich befördert ‚“officier“‘,
maintenant, ma chere marraine, je leve mon verre a vot’ sante!!
Und was taten uns’re Schmuggler? Namen Karabiner fort!
Emil davon gar nichts merkte, als er war zum „stillen Ort“.
Auch die Schlüssel wurden Emil heimlich leise weggeklaut,
raffiniert war dieser „Anschlag“, doch auch logisch aufgebaut.
Denn dann rasten uns’re Helden schnell zum Zoll-Kaffee-Depot,
holten Kaffeesäck’ zurücke, denn der Emil war k.o.
von den vielen Liter Bierchen, die er gerne zu sich nahm.
Schlüssel und auch Karabiner Emil wohl zurück bekam.
Welcher Schreck am nächsten Morgen, als der Emil im Büro
An der Lichtenbuscher Straße, fast vor Staunen ging k.o.,
denn der der Kaffee war verschwunden, den er tags zuvor erwischt!
Keiner seiner Amtskollegen wusste Rat und glaubte nicht,
dass der Emil hätt’ geschwindelt, denn er galt als pflichtbewusst,
wenn er nüchtern kontrollierte, Schmuggler jagt’ nach Herzenslust.
Doch von Janssens Meisterszene hat der Emil nichts gemerkt.
Heut’ noch schmunzeln manche „Täter‘, wenn von Souvenirs gestärkt
Sie Erinnerungen frischen, wie die Unschuld hier vom Land!
Schließlich wollt’ man was erleben, doch nur wenig wurd’ bekannt.
' Emile Dantinne konnte die Königin Elisabeth seine Patin (marraine) nennen, weil die
Monarchin die Patenschaft derjenigen Kinder übernommen hatte, deren Vater im Ersten
Weltkrieg noch vor der Geburt gefallen war. So gebrauchte der Zöllner gerne das Wortspiel
„ma reine“ (meine Königin) und „marraine“ (Patin).
40
Leonard Kohl genannt Nades:
Ein urwüchsiger Karnevalist
von Iwan Jungbluth
Als seltenes Vorbild urwüchsigen Volkshumors verstarb kurz vor
Ostern, am 30.03.1983, im Alter von fast 94 Jahren Leonard Kohl.
Unvergesslich geworden unter seinem Künstlernamen «Nades«, hatte er
auf die Popularität des Kelmiser Karnevals einen nicht unerheblichen
Einfluss genommen.
Als langjähriges Vereinsmitglied der Gesellschaft „Ulk“ stand Nades
bei deren Prunksitzung im Narrenpalast „Astoria“ (heute KBC-Bank)
mit 93 Jahren zum letzten Mal in der Bütt. Trotz seines hohen Alters
meisterte der begabte Karnevalist die komplizierte Reimrede «Die
Aussteuer» souverän und fehlerfrei.
Was verbarg sich hinter diesem unscheinbaren Familienvater, der, wie
alle Persönlichkeiten, die im Rampenlicht stehen, Freunde und Feinde
hatte? Über Jahrzehnte hinweg zog er die Zuhörer bis weit über die
Kelmiser Grenzen in seinen Bann.
In Neutral Moresnet, das zur damaligen Zeit auch Altenberg genannt
wurde, erblickte Nades am 20.04.1889 als Sohn eines Eisenbahners das
Licht der Welt. Dort aufgewachsen, erfuhr Leonard Kohl am eigenen
Leibe den Wandel der Zeit bis zu dem Augenblick, als das heutige „Kelmis
ajen Jöhl‘“ entstand. Als schlichter Arbeiter in der Walk, dann als
Walkmeister verdiente sich Nades bei seinem einzigen Arbeitgeber, der
Filztuchfabrik Bruch & Co, seinen Lebensunterhalt. Das Naturtalent des
Karnevals wurde um die Jahrhundertwende von dem damals bekannten
Kabarettisten Peter Herff entdeckt. Ihre ersten Erfolge als komisches
Duett feierten sie als „Pitt en Nades‘“ im damaligen Hotel Bergerhoff
(dem heutigen Kulturheim Select). Maßgebend daran beteiligt war auch
der spätere Komponist Willy Huppermann. Nach dem frühzeitigen Tod
seines Partners im Jahre 1925 setzte Leonard Kohl seinen schöpferischen
Weg als Alleinunterhalter fort. Im Kabarett, dem Karneval, bei Vereins-
und Familienfesten, überall war Nades ein gern gesehener Gast. In dieser
Zeit entstanden auch die unvergesslichen Mundartdichtungen «De
Moddersprok« und die «Kelmeser Rabattmarke«, in denen Nades sich
von seiner poetischen Seite zeigte.
42
EEE
zugunsten des Soldaten Hilfswerk der Gemeinde
Neu-Movesnet am 4
Soantag den 31. März 1940 |
im Saale des Herrn Offo REINARTZ.
Veranstaltet unter dem Schutze der G-mei ndeverwaltung von den in der Gemeinde
| lagenden Vereinen und Gesellschaften unier Mitwirkung bewährter Musikkräfte, des
Männer-Gesaßgvereins «St. Josef» und der} umoristen .
Es wird auch _
M |
Kasseneröffnung 7,30 Uhr. =mmmmumen Anfang 8 Uhr.
3 Eintritt 4 Franken je Person.
Zu dieser Veranstaltung laden ergebenst el 4
Der Arbeitsausschuss des Hilfewerks.
Die Vorstunde der in Neu-Morespet In. enden Vereine,
"Die Gemeindeverwaltung
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Gemeinsamer Auftritt von Nades und Peter Zimmer
43
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4 AD =.
Nades, wie er in der Erinnerung weiterlebt
reichen Repertoire nicht nur das Dorfgeschehen, die Mucken und Fehler
seiner Nachbarn, sondern auch die besseren Leute aufs Korn genommen.
Auch bei der geistvollen Verspottung auf «Die Aussteuer», die Männer
suchende Jungfer und ihre gefüllte Mitgiftkiste, verstand es Nades, sich
meisterhaft zu verkaufen. Alles in Kelmiser Mundart versteht sich, da
Nades sich als Verfechter der Mundart dem Kelmiser Platt verschrieben
hatte. Keine Sprachgrenzen kannte das unpolitische Kelmiser Platt, mit
dem Leonard Kohl Brücken der Verständigung schlug und überall
verstanden wurde. Überall dort, wo er zu Gastauftritten eingeladen wurde,
ob in Verviers, Aachen, Maastricht oder Köln, feierte Nades als
Botschafter des Kelmiser Karnevals große Erfolge. Humor kannte und
kennt eben keine Grenzen.
Für diejenigen, die ihn persönlich gekannt haben, wirkte Leonard Kohl
dagegen unscheinbar, wenn er, bekleidet mit schlichtem Regenmantel
und abgetragenem Hut, mit bedächtigem Schritt am Stock durch die
Ortschaft spazierte. Trotz seiner meist mürrischen Miene und seinem
reservierten, fast misstrauischen Blick, war er stets zu einem kurzen
freundlichen Plausch bereit. Kein Auswärtiger hätte hinter diesem
wortkargen Greis den zungengewandten Komiker mit Mutterwitz, den
44
einzigartigen Meister in der Bütt, den «Nades», vermutet, der durch sein
Wirken weit über die Grenzen seines Heimatortes Kelmis hinaus als
Wahrzeichen des Kelmiser Karnevals zur Legende geworden ist.
In seinem Leben wurde Leonard Kohl mit vielen Anerkennungen und
karnevalistischen Auszeichnungen bedacht. Eine besondere Ehre wurde
ihm durch den Kgl. Erlass vom 01.12.1965 zuteil, in dem Leonard Kohl
für seine Verdienste als «Animateur« die Goldmedaille des Kronenordens
verliehen wurde. Sichtlich stolz war Nades, als ihm diese Auszeichnung
am 5.2.1966 bei der Prinzenproklamation durch den damaligen
Bürgermeister Willy Schyns überreicht wurde.
Der belgische Karnevalsverband verlieh Nades als Anerkennung für
dessen Verdienste um den Karneval den Titel eines Ehrensenators. .
Zu einem Volksfest gestaltete sich am 16.9.1972 die Goldhochzeit
von „Nades und Billa“. 270 geladene Gäste ließen die Goldjubilare im
Saal der „Patronage“ hochleben. Gerard Tatas, selbst ein feinhumoriger
und sprachgewandter plattdeutscher Dichter, schrieb dazu im Grenz-Echo:
Ya ZADPAL .
Li _ E . A
5 Sn Fa u
Eine besondere Ehrung für den beliebten Humoristen: Eine Straße in der
Edelweißsiedlung trägt seinen Namen.
(Foto: I. Jungbluth)
45
„Es war ein Abend, der wohl weit über die Dimensionen einer üblichen
Familienfeier hinausging, weshalb auch ein Bericht darüber in die Zeitung
gehört. Diesem pompösen Abendfest war um 16 Uhr ein Dankgottesdienst
in der Pfarrkirche vorauf gegangen, in welchem Pastor Olbertz herzliche
Worte an das gefeierte Paar richtete und Frau M. Schmetz eindrucksvoll
das Ave Maria von Schubert und das „Panis Angelicus“ (Frank) vortrug.
Eine Überraschung für Nades und Billa: Beim Auszug aus der Kirche
bildete die KG Ulk mit gezogenem Degen Spalier.
Bei der Rundfahrt (während einer Regenpause) durch Kelmis wurde
das bekannte und beliebte Paar von der Bevölkerung herzlich
applaudiert... Josef Feltes von der Hergenrather KG dichtete:
Was hält die beiden so gesund?
Da wüsste ich nur einen Grund:
Anderen Menschen Freude geben
hält fit und aktiv und verlängert das Leben...“
Leonard Kohl hat sich als Sprachschöpfer und Komiker selber
verewigt. Nach ihrem unvergesslichen Sohn benannten die Kelmiser
Gemeindeväter eine Straße im Bereich der Siedlung „Edelweiß“. Dank
der Familie Barts konnte auf deren Privatgrundstück das Denkmal mit
Foto des Künstlers seinen definitiven Standort finden und ziert nun die
Leonard-Kohl-Straße. Durch diese Geste soll das Andenken an das
Kelmiser Original Leonard Kohl der Nachwelt noch lange erhalten
bleiben.
46
Aubeck im Felde
Eine Homburger Sage, erzählt von Joseph Lousberg *
I. Der schwarze Ritter
Ackerfelder sind im Herverlande rar. Droben, hinter Homburg, liegen
welche vereinzelt. Inmitten dieser Gefilde kennen die Leute eine
besondere Stelle, die nennen sie „Im Felde‘“. Davon erzählte der Großvater
hinterm Ofen an langen Winterabenden eine schaurige Geschichte.
Viele hundert Jahre sind es her (natürlich, sonst wäre das vielleicht
nicht passiert) da stand an dieser Stelle ein Schloss. Es war eins von
denen, wie sie in der Eifel und in den Tabakspfeifen der lieben Großväter
so manchmal vorkommen. Vom Turme des Schlosses aus überschaute
man die ganze Umgegend, mindestens ebenso gut, wie wenn man den
Platz des Homburger Kirchturmhahnes einnähme. Im Schloss wohnte
ein Ritter, der Herr von Aubeck, stark, reich und mächtig. Bei dem hört
nun der Spaß auf; dafür fängt der Ernst an.
Aubeck wurde von den anderen Rittern, deren es damals fast in jedem
größeren Dorfe gab, der „schwarze Ritter“ genannt. Besonders genau
kannten sie dessen Fertigkeit im Gebrauch der Armbrust, denn zielen,
schießen und treffen waren für den schwarzen Ritter ein und dasselbe.
Manchmal war’s ein Vogel, dem im Flug das Herz von einem Pfeil aus
Aubecks Köcher durchbohrt wurde. Dann flog ein Apfel aus der Hand
* Diese Homburger Sage veröffentlichte Joseph Lousberg im „Altenberger
Jugendfreund“ 1909, Nr. 4, 5 und 6. Der 1892 in Montzen geborene Lousberg verbrachte
seine Kindheit in Homburg, wo seine Eltern ein Geschäft mit Haushaltsartikeln betrieben.
Joseph Lousberg absolvierte eine Volksschullehrerausbildung in Carlsbourg und begann
seine Lehrtätigkeit an der Deutschen Handelsschule in Antwerpen.
Eine weitere Station in seinem Berufsleben war das katholische Knaben-Institut zu
Völkerich..
Gouverneur Baltia ernannte ihn 1921 zum Schulinspektor für das neubelgische Gebiet
von Eupen-Malmedy, wo es eines der Hauptanliegen Lousbergs war, den Lehrern neue
Schulbücher, vor allem für den Deutschunterricht, zur Verfügung zu stellen. Er verfasste
eine dreiteilige Fibel für die ersten Klassen sowie ein zweibändiges „Deutsches Lese-
und Arbeitsbuch für belgische Schulen“, das 1952 in 4. Auflage erschien.
Heimatkundliche Aufsätze veröffentlichte Lousberg schon in seiner Zeit als Lehrer in
Völkerich. Die hier abgedruckte Erzählung erschien, wie gesagt, 1909, ist also ein
Jugendwerk des Autors, von dem der „Jugendfreund“ sagt, er sei „Lehrer am kath. Knaben-
Institute zu Völkerich“.
Eine ausführliche Würdigung des Werkes des Montzener Pädagogen findet sich in
„Grundlagen einer Geschichte der Literatur in Ostbelgien‘“ v. Leo Wintgens.
47
des trefflichen Schützen in die Höhe; ihm sandte der schwarze Ritter
einen Pfeil nach und holte ihn auf diesem Wege herunter. Zuweilen, wenn
er mit seinen Freunden zusammen war und ihnen ein Probestück seiner
Kunst liefern wollte, strich Aubeck den Ring von seinem Finger, rief
einen Diener zu sich und befahl diesem, sich auf Schussweite zu entfernen
und den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger über seinem Haupte zu
halten. Der Diener, dem die Launen seines Herrn ebenso bekannt waren
wie dessen Geschicklichkeit, kam diesem Wunsch ohne Einwände nach
— und gewandt jagten mehrere Pfeile durch des Ringes Kreis.
So kam es, dass Aubeck überall als vollkommenster Schütze galt und
jedermann davon überzeugt war, dass man im ganzen Lande nicht
seinesgleichen suchen könne.
Was aber nicht jeder wusste, war, dass der schwarze Ritter auch noch
Kenntnis geheimer Künste besaß. So hatte zum Beispiel ein Diener eines
Tages aus einem Versteck zugesehen, wie Aubeck über ein Säckchen
Kieselsteine einige Worte sprach und wie sich bald darauf die Steinchen
in blinkendes Gold verwandelten.
Wie der Großvater erzählte, verhielt sich die Sache in Wirklichkeit so:
Aubeck hatte von Jugend auf ein verschwenderisches Leben geführt
und gern an allen Vergnügungen teilgenommen. Als er sich nach seines
Vaters Tod einer vollständigen Freiheit erfreuen konnte, schmolz auch
das väterliche Erbteil in seinen Händen. Schon nach wenigen Monaten
war er fast gänzlich verarmt. Nun war guter Rat teuer.
Der schwarze Ritter erinnerte sich, in seinen frühen Jahren oft von
einer Hexe gehört zu haben, die draußen im Walde wohnte. In seiner Not
entschloss er sich, diese Alte aufzusuchen und sich ihrer Zauberkunst
anzuvertrauen.
Die Hexe empfing ihn sehr freundlich. Als sie aber seine Wünsche
gehört hatte, gestand sie offen, ihre Kunst sei nicht mächtig genug, ihn
zu befriedigen. Sie wollte indes den Ritter nicht ratlos heimkehren lassen
und schlug vor, ihn mit dem Teufel in Verbindung zu setzen. Aubeck
zögerte, aber nur einen Augenblick. Seine Gier besiegte sein Gewissen,
er nahm den Vorschlag an. Um jeden Preis wollte er wieder reich werden
und sein ausschweifendes Leben fortsetzen.
Weit in den Wald hinein führte die Hexe den Unglückseligen. An einer
tiefen Schlucht blieb sie stehen, murmelte einige unverständliche Worte
und berührte den Boden mit ihrem Zauberstabe. In demselben Augenblick
wurde die Schlucht von einem rötlichen Lichte matt erleuchtet, und ganz
tief im Grunde wurde eine gräuliche Stimme hörbar:
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„Wer du auch sein magst, sprich! Satan hört deine Worte!“
Die Hexe gab ihrem Begleiter zu verstehen, dass er seine Bitte
vortragen könne.
„Ich bin verarmt und will wieder reich werden“, rief der Ritter.
„Dieser Wunsch und alle deine Wünsche sollen erfüllt werden, wenn
du auf meine Bedingungen eingehst!“
„Was forderst du von mir?“
„Deine Seele nach deinem Tode!‘
Ritter Aubeck rann der Schweiß in dicken Tropfen von der Stirn. Er
sollte dem Teufel seine Seele verschreiben, und das um eines Reichtums
willen, der vielleicht nur einige Tage währen würde...
„Wenn du der Satan bist“, schrie er in die Schlucht hinein, „so wisse,‘
dass ich nicht ohne weiteres auf diesen Pakt eingehen kann. Du könntest
heute unermesslichen Reichtum zu meiner Verfügung stellen und morgen
meine Seele zu dir in den Abgrund ziehen!“
„Höre mein letztes Wort‘, antwortete mit grässlicher Stimme der
Teufel, „du sollst deines Lebens und deines Sterbens alleiniger Meister
sein. Dein Tod soll nur dann eintreffen, wenn du ihn selbst herbeischwörst.
Bis dahin sollen alle Wünsche, die deinem Munde entschlüpfen werden,
in Erfüllung gehen. Nur sollst du jeden Wunsch berechnen und wägen,
bevor du ihn aussprichst, damit ja keiner zu deinem Nachteile ausfalle,
und nicht schon in kurzer Zeit deine Seele in mein Reich gerate.‘“
„Diese Rede gefällt mir“, rief der Ritter, dem der Mut zurückkam, „es
sei denn, wie du gesagt hast; ich werde schon auf meiner Hut sein, damit
mir kein Unheil widerfährt.“
Der Teufel antwortete nicht mehr; der rote Schein verschwand und in
demselben Augenblicke füllte dunkle Nacht wieder die schaudervolle
Schlucht.
Von diesem Tag an war Aubeck wieder der reiche Ritter von früher;
sein Antlitz jedoch blieb fortwährend finster, und tiefe Schwermut umgab
seine Seele. In seinen Wünschen war er sehr beschränkt und benutzte
die Macht, die Satan ihm verliehen hatte, nur im Falle äußerster Not, aus
Furcht, ein leichtsinnig ausgesprochener Wunsch könnte ihn ins
Verderben stürzen.
Er wollte heiraten, doch das Glück war ihm nicht hold. Seine erste
Braut wurde schon am Tage der Verlobung ein Opfer des Todes; die
zweite stürzte beim Brautzuge vom Pferde und fiel so unglücklich, dass
sie große Verletzungen erlitt und nach einigen Tagen daran starb. Mit der
dritten trat er zwar an den Traualtar, doch nach einem Jahre wurde ihm
49
seine Gemahlin entrissen, nachdem Gott ihnen ein Töchterchen geschenkt
hatte.
II. Von der Heyst
Sechzehn Jahre waren seitdem verflossen. Herta, Aubecks Tochter,
war unterdessen zu einem stattlichen Mädchen herangewachsen. Schon
hatte sich im ganzen Lande die Kunde von ihrer Schönheit verbreitet
und viele Freier herangezogen.
Herta aber wollte von keinem etwas wissen; ernst und entschieden
wies sie einen nach dem anderen ab. Dieses Benehmen musste
notwendigerweise Aufsehen erregen; ja, für Aubeck selbst war die
Handlungsweise seiner Tochter ein unergründliches Geheimnis. Gerne
hätte er von ihr eine Erklärung erbeten, fürchtete aber, damit ihr sanftes
Gemüt zu verletzen, und dies hätte er um keinen Preis anrichten mögen.
Herta war sein Kind, das all sein Trachten und Lieben für sich hatte und
für dessen Glück er bereit war, alles zu opfern. Konnte er schon nicht
erraten, was ihrem sonderbaren Benehmen zugrunde lag, so wollte er
geduldig warten, bis sie selbst zu ißtm kommen würde, um ihm ihr
Geheimnis mitzuteilen.
Wenn Herta sich hartnäckig weigerte, den Freiern Gehör zu schenken,
so hatte dies seinen natürlichen Grund: Vor einem Jahre schon hatte sie
Bekanntschaft gemacht mit einem jungen Ritter, Adolf von der Heyst.
Dessen Burg erhob sich kühn am Abhange des nahe gelegenen Berges,
die Heyst genannt. Herta wagte es aber nicht, ihrem Vater zu gestehen,
was sie für Adolf wünschte, denn dieser war des schwarzen Ritters
Todfeind. Wenn nur der Name Heyst in seiner Gegenwart ausgesprochen
wurde, geriet er derart in Wut, dass alles von ihm zu befürchten war.
So waren denn die beiden gezwungen, ihre Bekanntschaft nicht nach
außen hin merken zu lassen. Nicht selten, wenn des Tages Gestirn sich
seinem Untergang zugeneigt hatte und der Abendröte goldiger Schein
die Erde umhüllte, ließ Herta ihr Pferd satteln und ritt hinaus in den
Wald, wo sie mit dem Freunde ein trautes Stündchen plaudern konnte.
Bei niemandem keimte indessen auch nur der Gedanke auf, diesen
Ausritten einen heimlichen Grund zuzuschreiben. Aubeck selbst fand
sie natürlich und in völliger Übereinstimmung mit der gemütvollen Art
seiner Tochter.
Doch auch damals gab es böse Zungen. Eines Tages wurde dem
schwarzen Ritter heimlich berichtet, Adolf von der Heyst sei in heißer
50
Liebe zu Herta entbrannt und versuche es jedenfalls, mit ihr in Verbindung
zu treten, denn man habe ihn wiederholt in der Umgebung der Burg
getroffen. Diese Nachricht machte auf Aubeck einen erschütternden
Eindruck. Wenn Adolf seine Tochter liebte, ja wenn er es gar versuchte,
sich ihr zu nähern, war auch die Gefahr vorhanden, seine innige Liebe
könne ein gleiches Gefühl in Hertas Seele erwecken. So weit durfte es
aber nicht kommen! Sein grimmigster Feind sollte sein Schwiegersohn
sein? Nein, das wäre nächst dem Tode das größte Übel, das er auf Erden
zu befürchten hatte, und es musste deshalb verhütet werden, und zwar
um jeden Preis... ja um den Preis eines Menschenlebens, wenn die Not
es verlangte!
Wenige Tage später befand sich Aubeck im Turme seiner Wohnung
und betrachtete von hier aus den Aufgang der Sonne. Vor ihm, am Abhang
des Berges, lag im goldenen Glanz die Burg seines Feindes. Über der
Bergspitze funkelten und glühten die mannigfaltigst gestalteten Wolken
in tausendfachen Färbungen. Mitten in dieser glänzenden Pracht erhob
sich, einer glitzernden Scheibe gleich, langsam und majestätisch, des
Tages Stern und seine milden Strahlen fielen zitternd auf die Erde und
spiegelten sich in den Wipfeln der Waldriesen.
Auf der Terrasse der Burg, am Bergabhange, hatte sich eine Türe
geöffnet. Eine hohe Gestalt erschien und warf einen Blick auf die
glänzenden Fluren. Es war Adolf von der Heyst.
Aubeck hatte ihn sofort erkannt. Beim Anblick des Feindes geriet er
in heftige Aufregung; gedankenlos griff er nach seiner Armbrust, wählte
aus dem Köcher den spitzesten Pfeil und murmelte leise: „Dieser Pfeil
treffe deine Brust!“ Er legte an, der Pfeil schwirrte, und getroffen sank
Adolf nieder.
Aubeck lächelte sonderbar; er verließ die Turmstube, stieg langsam
die Treppe hinab, ließ sein Pferd satteln und rüstete sich zu seinem
gewöhnlichen Spazierritt, gerade als wenn nichts geschehen wäre.
Als er nach einer Stunde wiederkam und den Hausflur betrat, kam
ihm Herta entgegen und stürzte weinend in seine Arme.
„Vater! Adolf von Heyst liegt im Sterben!‘ brachte sie unter Tränen
hervor. „Lass mich hingehen, er wünscht mich zu sehen, bevor er stirbt.“
„Was kümmert dich der von der Heyst?“
„Ich liebe ihn, Vater!“
Aubeck war plötzlich leichenblass geworden. Er zitterte an allen
Gliedern und nur mit Mühe gelang es ihm, sich aufrecht zu halten.
51
„Du liebst ihn, er liebt dich“, stammelte er, „so bin ich denn der Räuber
deines Glückes!“
Herta sah ihren Vater betroffen an.
„Geh hin, Kind“, sprach dieser, nunmehr aber mit festerer Stimme.
„Möge dein Anblick ihm das Leben erhalten; mich aber und mein Haus
verschlinge der Erde Schoß!‘
Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, da trat er wie vom Blitz
getroffen zurück. Was hatte er gesagt? Hatte er nicht soeben Wünsche
geäußert und sollte nicht jeder Wunsch, der über seine Lippen käme, in
Erfüllung gehen?
Wie Donner und Wellengebrause tönte ein Satz in seinen Ohren: „Du
sollst deines Lebens und deines Sterbens alleiniger Meister sein; dein
Tod soll nur dann eintreffen, wenn du ihn selbst herbeischwörst.“
Es schwindelte ihm. Er wollte sprechen, doch der Schrecken hatte
seine Zunge gelähmt und mit einem stummen Händedruck verließ er
seine Tochter, um, sich in sein Zimmer zurückzuziehen.
Konnte indessen Herta den wahren Grund der tiefen Aufregung ihres
Vaters nicht erraten, so schrieb sie diese teils der Betroffenheit zu, die
ihre plötzliche Mitteilung in ihm bewirkt hatte, teils aber auch der Gewalt,
deren er bedurfte, um seinen Hass zu bezwingen und ihr seine
Einwilligung zu einem letzten Besuch bei Adolf zu geben. Zudem hatte
die Nachricht von der plötzlichen Gefahr des Freundes ihr eigenes Wesen
so tief erschüttert, dass sie kaum noch eines Gedankens fähig war. Sie
versuchte es daher auch nicht weiter, sich das auffallende Benehmen
ihres Vaters zu erklären und, hingerissen von der Sehnsucht, die Angst
und Liebe zu ihrem Höhepunkt gesteigert hatten, verließ sie eilends den
Hausflur, lief zu dem Pferde, das im Hofe gesattelt stand, riss dem Diener
die Zügel aus der Hand, schwang sich behende in den Sattel und schoss
blitzschnell davon.
JIL. Das versunkene Schloss
Aubecks Pfeil hatte Adolf, wenn auch schwer, so doch nicht tödlich
verwundet. Wohl hatte ein großer Blutverlust seine Kräfte fast gänzlich
erschöpft, und der Schwäche Fesseln hielten ihn unbarmherzig auf seinem
Lager; wohl hatte auch ein starkes Fieber ihn überfallen und sein Denken
und Reden in Phantasien aufgelöst. Bald jedoch traten wieder lichte
Augenblicke ein und in diesen Momenten rief er sehnsuchtsvoll nach
Herta, seiner Freundin.
52
Als diese endlich an seinem Lager erschien, als ihre weiche Hand auf
seiner brennenden Stirn lag und ihr Mund ihm mit sanfter Stimme Worte
des Trostes zuredete, da glitt ein beseligender Zug über sein Antlitz; seine
Augen leuchteten in heller Freude, und im Tone innigster Liebe flüsterten
seine Lippen einige Worte des Dankes.
Drei Tage und drei Nächte verweilte Herta an dem Bette des
Verwundeten, ohne auch nur einen Augenblick davon zu weichen. Ihre
unermüdliche Hingabe und mehr noch ihr süßer Anblick waren Adolfs
Rettung, und schon am dritten Tage hatte das Fieber vollständig
nachgelassen und die Wunde begann langsam zu heilen.
Das Ritterfräulein wollte nun zu ihrem Vater, um ihm die Botschaft
von der Rettung des Freundes zu bringen. .
Der Diener, den sie beauftragte, ihr Pferd zu satteln, zögerte sichtlich,
dem Befehl nachzukommen. Sie sah ihn verwundert an, er aber stand
still wie eine Säule und wurde bleicher und bleicher. Hertas Staunen
wurde zum Entsetzen.
„Was fehlt dir, Friedrich?“ forschte sie mit banger Stimme.
„Es wäre besser, Fräulein“, wagte endlich der alte, treue Knecht, „Ihr
rittet gar nicht aus.“
„Mach dir keine Sorge, guter Friedrich. Die Pflege deines Herrn wird
auch während meiner Abwesenheit in guten Händen sein. Übrigens werde
ich bald wiederkehren.“
Dem alten Diener standen die Tränen in den Augen.
„Ihr versteht mich schlecht, Fräulein‘, murmelte er, „ich weiß, dass
mein Herr jetzt außer Gefahr ist; aber nicht seinetwegen, sondern
Euretwegen solltet Ihr nicht ausreiten.‘“
„Ich erkläre mir nicht, was du für mich fürchten könntest; dein Bangen
ist jedenfalls unbegründet!“
„Nicht doch, mein Fräulein. Ihr wolltet Euren Vater aufsuchen;
verschiebt lieber diesen Besuch auf einen anderen Tag. Der Herr von
Aubeck wird Euch heute nicht empfangen können.“
In Hertas Seele begann ein bange Ahnung aufzusteigen.
„Wie könntest du wissen, wenn...?“ Sie vermochte nicht weiter zu
reden. Der alte Diener hatte ihre beiden Hände ergriffen und begann
bitterlich zu weinen.
„Macht Euch gefasst, gutes Kind“, brachte er schluchzend hervor, „was
ich Euch sagen muss, ist schrecklich.‘
Herta war leichenblass geworden.
53
„Die Burg Eures Vaters, Eure Burg, ist gestern Nacht plötzlich von
der Erde verschwunden“, stammelte Friedrich weiter, „nur ein gähnender
Riss im Boden bezeichnet die Stelle, wo sie gestanden hat!“
„Dieser Mann ist verrückt“, rief Herta, eilte davon und befahl dem
Stallknecht, ihr Pferd zu satteln. Sie schwang sich behende auf das Ross
und ritt der Stelle zu, wo sich das Schreckliche zugetragen haben sollte.
Sie war so aufgeregt, dass es ihr nicht einmal einfiel, ihren Blick nach
dem Turm der Burg zu richten. Sie hätte sich sonst, einigermaßen
wenigstens, augenblicklich überzeugen können, ob das Furchtbare
wirklich geschehen war.
Aber nein, gedankenlos ritt sie weiter in den Wald hinein und in wilden
Sprüngen über Stein und Gestrüpp.
Als kurz darauf das Dunkel des Waldes hinter ihr lag und des Himmels
Helle ihr entgegen leuchtete, da hielt ein plötzlicher Ruck das sich
aufbäumende Ross und, wie vom Blitz getroffen, marmorbleich, starrte
Herta die öde Stelle an, wo die Burg ihres Vaters gestanden hatte. Durfte
sie ihren Augen trauen? War das Schreckliche doch geschehen? Kalter
Schweiß trat ihr auf die Stirne. Aber was war das? Hatte da nicht eine
Stimme ihren Namen gerufen? Sie wandte sich um. Ein Schreckensschrei
entfuhr ihrem Munde. Neben ihr stand die Waldhexe. Der Bestürzung
der jungen Reiterin wie zum Hohne, spielte ein grausiges Lächeln um
ihre Lippen und sonderbarerweise schien im tiefsten Grunde ihres Auges
ein Schimmer keimenden Mitleids aufzutauchen.
„Fürchte dich nicht, liebes Kind“, sprach sie mit einer Stimme, die,
obschon besänftigend, schaudererregend die Einsamkeit durchdrang,
„wenn auch mein Anblick dich erschreckt, wenn mein Mund dir das
Grausige bestätigen soll, das deine Augen nicht glauben können, so wird
dir hier nichts zu Leide geschehen, denn auch nur Gottes Fügung erhielt
dir bis heute das Leben, und nicht unwillkürlicher Zufall rettete dich vor
einem sicheren Tode.“
Herta begann sich zu fassen.
Die Hexe erzählte ihr nun, wie während der Nacht die Hochebene
erschüttert worden und die Burg plötzlich zusammengestürzt war, wie
sich dann die Erde geöffnet hatte, um ihre Beute zu verschlingen. Sie
erwähnte dabei, dass sie Zeugin des furchtbaren Schauspiels gewesen
sei, und versicherte mit Gewissheit, dass niemand, auch nicht ein Stück
Vieh, Rettung gefunden haben konnte. Sonderbar war es, wie sie bei
ihrer Erzählung vermied, den Namen des Ritters auszusprechen, und noch
sonderbarer, dass sie, obschon alleinige Mitwisserin des Paktes Aubecks
54
mit dem Teufel, den Schleier nicht enthüllte, der des schwarzen Ritters
geheimnisvolles Leben und verhängnisvolles Ende umflorte.
Wenn drum die plötzliche Wahrnehmung des Geschehenen Hertas
Seele tief erschütterte, wenn auch der Tod ihres Vaters ihr jugendliches
Herz wie mit einer Lanze durchbohrte, so fiel kein Makel auf das Bild
des Beschützers ihrer Tage, den sie nur als besorgt und zärtlich gekannt
hatte, und dessen liebevolles Angedenken sie in ihrem Innern begrub,
um es auch fortan treu zu bewahren.
Tränenfeuchten Auges nahm sie Abschied von der Hexe und ritt
langsam der Heystburg zu. Als sie in Adolfs Zimmer trat, verriet auch
nicht ein Blick, wie sehr ihre Seele litt, wie gar das Blut in heißen Strömen
der Wunde ihres Herzens entrann. Treu und mutig fuhr sie fort, den’
Verwundeten zu pflegen, gerade als ob nichts vorgefallen wäre.
Erst als Adolf vollständig genesen war, erfuhr er, was sich so
Schreckliches für Herta zugetragen hatte. Diese aber zog sich dann für
einige Zeit in ein Kloster zurück, um dort in der Einsamkeit über den
Tod ihres Vaters zu trauern.
Erst nach einem Jahr durfte Adolf sie besuchen. Kurz darauf fand die
Vermählung statt. Das junge Paar aber verließ bald die Stätte, die nur an
Schauder und Schrecken erinnern konnte, und nie mehr hörte man in der
Gegend etwas von ihnen. Die Heystburg indes verfiel nach und nach in
Schutt und Trümmer, und heute ist auch sie gänzlich vom Erdboden
verschwunden.
55
Rätselhaft
Ein Goldfisch lebt’ in einem Glase
(das Glas galt vorher nur als Vase)-
in engen Kreisen schwamm er stumm
im Glas und um sich selbst herum.
Vergnüglich blickte er zur Uhr,
wo alle halben Stunden nur
ein bunter Vogel,-der dort schlief,
plötzlich erschien und „Kuckuck“ rief.
Der Vogel war des Goldfischs Freude,
sein Zeitvertreib, ja seine Liebe-
es schien ihm manchmal viel zu lang
das Warten, wo der Vogel bliebe.
Und eines Tages — welcher Schreck —
Blieb dieser Vogel gänzlich weg.
Der Goldfisch nahm sein Futter nicht,
verlor an Farbe und Gewicht —
und nach drei Tagen war er tot,
kein Mensch verstand ja seine Not.
Die Liebe — gleich, wohin sie fällt —
Bleibt rätselhaft in dieser Welt.
M.-Th. Weinert
56
Einwohnerverzeichnisse der Pfarre
Walhorn aus dem 18. Jahrhundert
Teil 2: Astenet - Merols - Rabotrath*
von Alfred Bertha
Unter Astenet
Von Walhorn führt der Weg den Pfarrer nach Astenet, einem Weiler,
dem durch die Familie Heyendal auf Schloss Thor und Mützhof eine
gewisse Bedeutung zukam. Der Pfarrer beginnt am Ortsrand von Walhorn-
Astenet, und zwar
„In Prijsmeolen“ (Preismühle), die zweigeteilt war.
Nummer 1: In der westlichen Hälfte
Hermann Schoemecker, Eigentümer, 30.9.1683
Johanna Lamberts, seine Ehefrau, 12.4.1694
-kinderlos-
Nummer 2: In der anderen Hälfte, nach Osten
Jakob Lamberts, Eigentümer, 11.10.1689
Catharina Teller, seine Ehefrau, ca. 1705
Ihre vier Töchter:
Anna Christina, 3.10.1727
Maria Martina, 10.11.1730
Maria Jenne, 24.3.1734
Anna Francisca, 25.1.1738
Nummer 3, “Zn gen Mesthoff”
Nach Westen
Andries Taeter, Eigentümer, 20.7.1699
Catharina, die Ehefrau des Matthias Keutgen, 8.7.1707
Ihre sieben Kinder:
Mathias, 10.2.1723
Anna Elisabeth, 1.12.1728
Maria Catharina, 14.3.1730
Maria Jenne, 25.3.1733
* S. Teil 1 (Walhorn) in „Im Göhltal“ Nr. 72, Februar 2003, S.20-46.
58
Andreas, 9.6.1711
Hubert, 28.8.1714
Catharina, 9.5.1719
Zwischen diesem Haus und der Kuhle
Nummer 6
Gaspar Krygenaer, Eigentümer
Jenne Roskamp, seine Ehefrau
Ihre 5 Kinder:
Jakob
Wilhelm .
Elisabeth Margaretha, 27.5.1722
Maria Christine, 26.12.1724
Anna Maria, 29.11.1727
Nummer 7
Johannes Keuck, Eigentümer
Catharina Ossemans, seine Ehefrau, 29.7.1688
Ihre zwei Töchter:
Anna Maria, 15.2.1728, gestorben in Kettenis, Mai 1773
Maria Anna, 14.8.1737
Auf der Kuhl, nach Süden, 1756 zerstört
Nummer 8
Heinrich Aldenhoven, Eigentümer, 1.9.1687
Margaretha Raedermecker, seine Ehefrau, 9.11.1718
Margaretha, 29.11.1729
-ein weiteres jüngeres Kind-
Auf der Kuhl, gegenüber, nach Westen
Nummer 9
Sophie Naedenoen, Witwe von Walr. Clocker, 1.1.1686, gestorben
19.12.1750, Eigentümer
Ihre 4 Töchter:
Marie, 4.9.1713, Ehefrau des Mathias Welter, gest. in Kettenis, Mai
1774
59
Elisabeth 20.1.1718
Anne Margaretha, 305.1719
Catharina, 22.3.1728
Nummer 10, “das kleine Häuschen”
Anna Pael, ledige und gottesfürchtige Frau, Eigentümerin
Nummer 11, neben dem Vorhergehenden, Eigentümer Heyendal
Jakob Kool, Pächter, 101.1693
Christine Beuven aus Moresnet, seine Ehefrau,
Ihre 7 Kinder:
Gudula, 24.6.1722
Christine, 29.10.1724
Maria Catharina, 5.10.1726
Maria Sibylla, 23.11.1728
Lambert, 1.12.1731
Maria, 21.2.1734
Wilhelm,6.10.1738
Direkt gegenüber, Eigentümer N. Wilt
Nummer 12
Gaspar Raedermecker aus Hergenrath
Anna Monjer, aus Hauset
Johann Theodor,
Lambert
Anton
Peter
Zepherinus Raedermecker, Knecht
Cäcilia Janssen, Magd
Im Stall
Nummer 13
Johannes Schapken, ein Pole
Gudula Hanssen, seine Ehefrau, 31.3.1702
Ihre 5 Kinder:
Maria Catharina
60
Willem
Jenne
Johannes,Maria Joseph
Nummer 14
Anna Elisabeth Moresnet, Eigentümerin, 9.4.1679
Ihre Kinder mit Mathias Keutgen
Elisabeth, 6.1.1702
Hermann, 21.10.1704
Maria Agnes, 29.12.1709
Franz, 8.4.1712
Michael, 28.9.1713 Ä.
Maria, 8.2.1717
Johannes, 23.6.1719
Franz Demanet, Schuhmacher, aus Aubel, mit seiner Ehefrau
Die Wohnung des Müllers, direkt gegenüber dem Vorhergehenden,
Eigentümer Heyendal
Nummer 15
Johannes Coemaet
Maria Gillis, seine Ehefrau
Johannes, 27.5.1717
Philipp Jakob, 1.5.1722
Peter Weertz, Knecht
Marie Gillissen, Magd
Die Mühle; sie ist unbewohnt
Nummer 16: Die Wohnung des Drossards J. Stephan Heyendal
Mit ...van der Sanden, Magd
Nummer 17, in seinem Hof, Pächter
Cornelis Nelissen
Eva Daelen, seine Ehefrau, aus Clermont
Ihre 4 Kinder:
Maria
Theodor, Johanna und Wilhelm. Alle vier sind zur Kommunion
gegangen.
61
Willem Rymes, Knecht
Maria Catharina Hanssen, Magd
Nummer 18, Mützhof
Stephan Heyendal, Gerichtsschreiber, Eigentümer
Margaretha Goor, aus Henri-Chapelle, seine Ehefrau, 1684
Johann Winand, 4.12.1714
Gerhard, Klosterherr in Rolduc, 1716
Joseph Heinrich, 5.9.1717
Christoph Franz, 27.5.1719
Maria Elisabeth, 4.8.1724
Anna Catharina, 20.9.1728
Theodor Mützenich, Knecht
Maria Scheffer, Magd
In der alten Schmiede
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Die „Schmiede” zeigt ein interessantes Beispiel ländlicher Bauart aus dem
ausgehenden 16. Jahrhundert. Ein Türsturz trägt die Jahreszahl 1585.
(Foto: A. Bertha)
Nummer 19
Anna Margaretha Beckers, Witwe von Heinrich Ossemans
Anton, 28.2.1711
Cäcilia, Magd
62
Der Hof des Drossards Heyendal in der Neustraße
Nummer 20
Leenard Timmermans, Pächter, 7.1.1711
Elisabeth Forsters, seine Ehefrau, vom Reynart
Peter , ihr Sohn, 9.12.1738
Jakob, Sohn des Michael Broun, Schafhirte
Maria Wel, Magd
Auf dem Hof der Freifrau Margaretha von Trips (= Panhuyshof, Lands-
cronenhof, Asteneter Hof)
Nummer 21 8
Gudula Evengroot, Witwe von Lambert Kool, 1662
Johannes, ledig, 20.8.1695
Catharina, 21.10.1704
Cornel Janssen, Knecht u. Schafhirt
Johannes Kryscher, Knecht, 12.10.1720
Jenne Schrynwercker, Magd
In der Gippenhag („Geppenhaeghen“), Besitzer: Das St. Leonard
Kloster/Aachen)
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Das Gut Gippenhag am Königsweg fa Bonn gele zent SCHE in seiner
rn heutigen Form aus dem 19. Jahrhundert.
(Foto: A. Jansen)
63
Nummer 22
Jan Dirick Jennis
Catharina Thaeter, seine Ehefrau
Ihre 6 Kinder:
Maria Gertrud, 29.11.1726
Petronilla, 2.9.1728
Maria Catharina, 5.10.1730
Gaspar, 11.10.1734
Maria Joseph
Anna Barbara, 7.5.1737
Auf der Weide (“op gen weye“. Eigentümer: Das Kloster St. Leonard,
Aachen
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Der Hof „auf der Weide‘, 1888 im Besitz des Aachener Bauunternehmers
Gerhard Rehm, wurde durch eine Stiftung desselben (Rehmsche Stiftung) zur
Wiege des heutigen Katharinenstiftes. Rehm überließ das Gut den
Augustinerinnen aus Neuß, deren Aufgabe es sein sollte, in den umliegenden
Orten eine ambulante Krankenpflege einzuführen, Mädchen in der
Haushaltsführung zu unterrichten, Waisenkindern ein Zuhause zu geben und
Damen beider Konfessionen als Pensionärinnen aufzunehmen.
(Foto: Göhltalarchiv)
64
Nummer 23
Johannes Teller, 18.8.1689
Gertrud Raedermecker aus Hergenrath, seine zweite Ehefrau
Maria Elisabeth, 20.5.1722 und
Margaretha, 22.2.1724. Töchter aus erster Ehe mit Amadea Baert (?
Anna Maria, Tochter der vorgenannten Gertrud, 22.10.1728
Maria Gertrud, 1.3.1732
Johannes Theodor, 18.8.1735
Johann Wilhelm, 29.9.1737
Johannes Groteclaes, Knecht
In der Neustraße (“In de nieuwstraet“) .
Nummer 24
Gillis Hyns, Eigentümer
Sophie Rotheudt (?), seine zweite Ehefrau, 27.2.1681, gest.1772
Ihre Kinder:
Johannes, 1.3.1712
Anna Maria, 28.7.1714
Gillis, 19.4.1720
Magdalena, 29.11.1722
Daneben, an der Straße, unter demselben Dach
Wilhelm Doremans, 4.11.1689
Maria Catharina Coemaet, seine Ehefrau, 5.11.1688
Ihre Kinder:
Gertrud
Maria *
Johann Wilhelm
In der Neustraße, nördlich des vorigen
Nummer 26
Catharina Saelverberg (für Saevelberg), Witwe von Leonard Franck,
Eigentümerin
Sibylla, 18.1.1702
Maria
Gertrud, 31.10.1707
Leonard, 2.12.1712
65
Daselbst in der Straße, nördlich vom vorhergehenden, 1745 verfallen
Nummer 27
Maria Eyckens, „alte Jungfer‘“ („oude dochter“‘), Eigentümerin
Cäcilia Dormans, Witwe von N. Kever
Anna Catharina, deren Tochter
Zwischen diesem Haus und der neuen Schmiede stand ein anderes
Haus, das dem H. Heyendal gehörte. Dort wohnten:
Nummer 28
Merten, Sohn des Johannes Kück
Petronilla Bruwer, aus Monschau, seine Ehefrau
Peter, ihr einziger Sohn, 2.4.1714
(Nachtrag 1:,,Beide abgebrochen“
2: „Die Schmiede wurde errichtet ca. 1750 durch Gillis
Hanssen‘“‘)
Gegenüber Drossard Heyendal, in der Neustraße
In der Schmiede
Nummer 29
Maria Nyssen, Witwe von Wilhelm Hansen, Eigentümerin
Gillis Hansen, 6.3.1705
Stephan, 16.12.1708
Ein betagter Bruder der Maria Nyssen
Anton Barvau, Knecht, jetzt — 1765 — Gerichtsbote
In der Gasse
Nummer 30
Willem Heisterboom
Catharina Schoemecker, seine Ehefrau, gest. 17.12.1753
Gegenüber der Kapelle und dem Vorgenannten
Nummer 31
Maria Smett, Witwe von Johannes Loosberg, Eigentümerin
Jenne Elisabeth, 7.10.1731
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Der Hof „Vaen“ (auch „in der Fahn‘“), kurz vor Neuhaus gelegen, war als
Gastwirtschaft bekannt. 1838 war er im Besitz des Leonard Keutgen. 1847 stand
das Gut „die Fahne“ zu verkaufen. Besitzer waren Franz van Istendael und
Maria Gertrud Coenen. 1872 wurde die „Vaen“ erneut zum Verkauf ausgestellt,
diesmal „auf Anstehen der Beteiligten Cormann-Kloth“‘.
(Foto: A. Bertha)
Elisabeth, 25.3.1723
Lucia, 9.4.1725
Willem Paul, 25.1.1728
Johann Stephan, 15.11.1733
Jan Dirick, 2.6.1735
In de Vaen, im Süden, Eigentümer der Folgende
Nummer 34
Hermann Beckers, 17.12.1710
Jenne Catharina Hendricx, 8.11.1713
Mathias Wilhelm, 20.4.1737
Gaspar Christian, 6.1.1740
Anna Maria Pitz, Magd
68
In de Vaen, im Norden
Nummer 35
Laurenz Coremans
Catharina Haveniet, seine Ehefrau
Eine Magd
Am Neuen Bau (= Neuhaus)
Nummer 36
Dionis Cool, zweiter Ehemann, 16.9.1691
Elisabeth Hennen, Eigentümerin, 4.11.1690 5
Johann Franz, Sohn dieser Elis. Hennen und des Wilhelm Beckers,
19.4.1720
Stephan, 10.3.1723
Mathias Joseph, 12.9.1726
Op de Helmsplatz (heute Himmelsplatz), östlich der Straße
Nummer 37
Christian Broun, Eigentümer
Jenne Ginsterblom, seine Ehefrau
Anna Maria, ihre Tochter, 10.3.1711
Unter demselben Dach, im Norden
Nummer 38
Nicolaus Ginsterblom, Witwer von Barbara Nuellens
Christine Sprooten, Magd
Op de Helmsplaetse (= Himmelsplatz), westlich der Straße
Nummer 39
Mathias Hennen, Witwer von Anna Timmerman, 1658
Maria Raedermeker, erste Magd
Catharina Schruer, zweite und dritte Magd
Ein Knecht
69
Fossei unter Hauset
Nummer 1 9
Hans Adam Haemel aus Lontzen, gest. 5.1.1774
Catharina, Tochter des Nicolaus Gillis und der Catharina Grommet,
seine Ehefrau, 14.5.1695
Jenne Catharina, 10.12.1733
Maria Gertrud, 24.5.1737
Eine auswärtige Wollspinnerin („trahens fila‘“)
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Fachwerkgiebel am Hof Fossey (K. Homburg-Barth)
(Foto: A. Jansen)
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Nummer 2
Willem Windtmeulen aus Lontzen, Eigentümer
Maria Catharina Chaineu aus Homburg
Anna Catharina
Arnold
Johannes Servatius, 18.1.1728
Maria Catharina, 17.11.1730
Anna Barbara, 25.2.1734
Johann Stephan, 10.12.1736
Bärb Lammersdorff, Magd
Daneben, nach Osten, an der Straße Gl
Nummer 3
Johannes Roderbourg aus Monschau
Anna Maria Baltus, seine Ehefrau
Michael, ihr Kind
Unter demselben Dach, nach Osten
Nummer 4
Johannes Vosangel
Gertrud Raedermecker, seine Ehefrau
Johannes, Maria Elisabeth
Werner, 4.1.1735
Gegenüber dem Vorhergehenden, südlich der Straße
Nummer 5
Melchior Cofferslager, Eigentümer
Maria Bodem, seine Ehefrau
Frederick
Anna
Maria Catharina
Anna Gertrud Cofferslager, eine erwachsene Verwandte
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Roverheide
Ein Türsturz mit der Jahreszahl 1688 erinnert an die Familie Klein
(Leonard Klein), die im 17. Jh. auf Roverheide wohnte.
Auf dem Walhorner Friedhof befindet sich noch das Kreuz des «Thomas Klein
ende Maria die Husvrawe van Thomas Klein van de Roover Heide» (1663).
(Foto: A. Bertha)
Nummer 6
Thomas Pael, zweiter Ehemann
Maria Kleyn aus Eynatten
Johann Leonard, ihr Sohn
Ein Knecht
Eine Magd
Unter Eynatten, an der Merolser und Walhorner Heide
Nummer 7
Hermann Westheim mit seiner Familia war unter Eynatten, aber ich
habe sie zurückgenommen, wie auch die Roverheide, um das Jahr 1745.
Merols
Nummer 1
Johann Stephan Hüsseler Schwitzer, Witwer von Catharina Piper, das
erste Häuschen das gebaut worden ist in der Merolser Heide, am Fuß des
72
Berges, woher dann diese Heide auch „Schwitzers Heide‘ genannt
wird.
Francis, sein Sohn, hier getauft 1703
Catharina Coemaet, dessen Ehefrau, aus Lontzen
Ihre 4 Kinder:
Barbara, verh. mit Peter Kück, 15.3.1727
Johanna, verh. mit Tilmann Hombourg, 14.11.1734
Peter, verh. mit Maria Wintjens, 24.1.1736
Stephan, 17.1.1739
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FE CM Sn a 8
SE =
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Auf der Merolser Heide bauten die Eheleute Johann Stephan Hüsseler
(Heuseler/Häusler) das erste Haus, das durch verschiedene Anbauten erweitert
wurde. Am Mauerwerk sind vier Bauphasen erkennbar.
(Foto: A. Bertha)
Nummer 2
Michael Coemaet, Bruder der vorgenannten Catharina, Eigentümer,
verh. am 10.2.1725 mit
Maria Catharina Heuseler, der Schwester des Francis Heuseler,
30.4.1705
Ihre Kinder:
Barbara, verh. mit Stephan Münsterman, 17.1.1726
Johanna, verh. mit Hermann Münsterman, 1728
Peter, verh. mit Maria Wintjens, 25.3.1730 $
73
Johann Stephan, unverh. gestorben, 12.3.1734
Theodor, 19.5.1738
„Bei den 100 Morgen“
Nummer 3
Michael Heisterboom, Eigentümer
Anna Hoeven, seine Ehefrau
Ihre Kinder:
Anna Maria, verh. mit Heinrich Heyres, 10.10.1718
Peter, verh. mit Maria Jenne Liberts, 7.8.1721
Anna Elisabeth, verh. mit Franz Haller, 14.12.1723
Catharina, 24.7.1728
Direkt über Michael Coemaet, an der Münsterstraße
Nummer 4
Frederik Lamberts
Maria Timmermans, seine Ehefrau seit 23.11.1724
Maria Catharina, 1729
Elisabeth, 9.10.1736
Fredericus Postea, 1765 Pastor in Weißwampach, 8.10.1740
Nummer 5
Andries Gürtzen aus Gressenich, Eigentümer
Elisabeth Phlips, seine Ehefrau, 19.3.1703
Willem, 31.5.1730
Maria Christine, 13.10.1731
Heinrich, 12.3.1733
Anna Margaretha, 23.10.1734
Johanna, 3.4.1736
Maria Catharina, 10.4.1738
Peter und
Elisabeth, Zwillinge, 13.6.1740
Peter, 9.5.1742
Maria Gertrud, 17 (?) 3.1744
Ein Häuschen direkt über dem Vorigen
74
Nummer 6
Chritian Beyen, Eigentümer
Elisabeth Weitzel (?), seine Ehefrau
Ihre Kinder:
Paul, verh. mit Maria Heisterboom
Peter, verh. mit Anna Frederichs, 20.4.1720
Catharina, 13.3.1725
Johannes, verh. mit Ursula Wüller, 10.2.1728
Nummer 7
Willem Vos aus Henri-Chapelle, Eigentümer, (erbaut ca. 1738), gest.
1758 .
Maria Hungers aus Henri-Chapelle, seine Ehefrau
Arnold und Thomas, waren auswärts
Catharina, in 2. Ehe mit Peter Geelen verh.
Hans Willem
Johannes, verh. in Kettenis mit Anna Maria Schonck, ca. 1751
Heinrich, Soldat, gefallen im Hertogenwald „unter den Holländern“
(inter Hollandos)
Maria Joseph, verh. Mit Wilhelm Krütz aus Kettenis, ca. 1761
Peter, verh. mit Catharina, der Tochter von N. Janssen, in Kettenis, ca.
1760
Ida, hier get. 16.7.1738
Auf den Weihern; Eigentümer Herr J. Wilh. von Berghe von Trips
Nummer 8
Gerard Haeghen, Pächter, 2.1.1695
Anna Christine Franck aus Moresnet, seine Ehefrau
Anna Catharina, 12.9.1724
Theodor, 6.9.1726
Maria Ida, 24.1.1729
Margaretha, 13.5. 1731
Johann Stephan, 4.3.1737
Auf der Weide, Eigentümer Herr von Berghe von Trips auf Crapoel
75
Der Hof „Auf den Weihern“ (links der Straße Kettenis-Merols) gehörte zum
Besitz des Jakob von Hagen (von Hagenshof, dem jetzigen Philippenhaus), dessen
Tochter Anna-Catharina ihn ihrem Neffen (Heinrich) Johann Wilhelm von
Berghe von Trips schenkte. Dieser war schon Besitzer des „Hagenshofs‘“, mit dem
„Auf den Weihern“ nun vereint war,
Beim öffentlichen Verkauf i. J. 1786 wird die Größe des Gutes mit 13 Bunder
angegeben. Die Weiher sind im Laufe der Zeit trocken gelegt worden; neben dem
Namen des Hofes erinnert auch noch die in der Nähe befindliche Bushaltestelle
an die frühere Beschaffenheit des Geländes.
(Foto: A. Bertha)
Die heutige Bezeichnung des rechts der Straße Kettenis-Merols (Nr. 347)
gelegenen Gutes ist „große Weide“,
(Foto: A. Bertha)
76
Nummer 9
Willem Keurtgen, zweiter Ehemann
Johanna Clöckers
Die vier Kinder aus der Ehe mit Johannes Schein:
Peter, verh. mit (.) Scharis, 15.4.1714
Gertrud, verh. mit Lambert Kool, 29.8.1716
Johannes, verh. mit Margaretha Kool, 17.7.1722
Gaspar, 6.10.1723
Das Stocklehen
Nummer 10 i
Catharina Erckelenz, Witwe von Wilhelm Mennicken
Johannes, ihr Sohn, der einzige Kalvinist,
Anna Catharina Janssen, ihre Nichte, 21.4.1726, gest. 1774
Auf Bovendriesch, am Busch, an der Straße
Nummer 11
Hendrick Sohn des Philipp Pons, Eigentümer, 9.10.1708
Agnes Raedermecker aus Mechelen, seine Ehefrau
Anna Catharina, 25.1.1732
Maria Christine, 18.3.1733, ledig gestorben
Ebenda, nach Westen, jenseits der Straße
Nummer 12
Peter Mennicken, Sohn des Wilhelm, Eigentümer
Christine Matthai, seine Ehefrau
Johanna, verh. mit Johann Keutgen aus Hauset, später mit N. Mager,
in 3. Ehe mit Joseph Pües (?), 25.1.1732
Unter demselben Dach, im Süden
Nummer 13
Leonard Fredericks,
Elisabeth Cappel, seine Ehefrau
Ihre beiden Kinder:
Anna, in dritter Ehe verheiratet mit (.)
Lambert
77
Auf Schimmerich (in den Schimmerick)
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Auch das Gut „Schimmerich“ gehörte früher zur Pfarre Walhorn. 1764 wird
Schimmerich als Eigentum der Eheleute Christian Wernerus und Magdalena
Vos, beide aus Kettenis, bezeichnet. Sie haben 5 Kinder: Maria Elisabeth
(27.6.1750), Leonard, Magdalena (15.9.1755), Maria Joseph (10.5.1758), Leonard
(6.3.1760) und einen Knecht.
(Foto: A. Bertha)
Nummer 14
Peter Wernerus
Odilia Mennicken, seine Ehefrau, hier get. am 25.3.1686
Johannes, 6.11.1713
Nicolaus, 13.3.1724
Peter, verh. 1767, 8.10.1727
Bei ihnen wohnen:
Johannes Mondi, 28.1.1737 und dessen Ehefrau
Christine Manstein
Auf Raerenpfad
Nummer 15
Severin Fryns, 2. Ehemann
Clara de Heselle, Witwe von Peter Emondts
Maria Catharina, Tochter ihres Sohnes Johannes
78
Auf Raerenpfad, nach Süden
Nummer 16
Lambert Schruer
Anna Coremans, seine Ehefrau
Anna Catharina, 15.1.1731
Laurenz Hermann, 1.10.1732,
Maria Elisabeth verh. 1761 mit Jakob Rousch und
Johann Wilhelm, Zwillinge, 7.8.1734, gest. in Monschau 1760
Antonia, 28.1.1737, als Kind gestorben
Bei ihnen wohnt eine Frau von auswärts.
Auf Raerenpfad, noch weiter nach Süden
Nummer 17
Gerard Kalff, Witwer von Peter Elsen, 19.3.1679
Arnold Elsen, verh in Kettenis
Johannes, verh. mit Maria Catharina Phlips, 10.12.1711
Anna
Maria Clara, 15.10.1724
und ein Knecht “op t’getauw“. Dieses Haus wurde um 1750 geteilt
und mit dem Land durch den Herrn de Royer erworben.
Noch weiter nach Süden
Nummer 18
Nicolaus Kornael, Eigentümer, erbaute das Haus 1724
Maria Schein, seine Ehefrau, hier get. am 1.5.1689
Nicolaus, der ältere (Sohn), ist in Verviers getauft
Jakob
Heinrich get. in Kettenis
Gertrud, get. in Kettenis
Anna Elisabeth, 21.7.1726
Auf Raerenpfad, noch weiter auf Kettenis zu
Nummer 19 5
Gerard Pael
Seine Ehefrau
Gudula, ihre Tochter, geistesschwach
79
Auf der Luft (op gen locht), Eigentümer Herr von Trips zu Merols
Nummer 20
Nicolaus Cool, Pächter, 21.10.1704
Maria Keutgen, seine Ehefrau, 8.2.1717
Gudula, ihre ältere Tochter, 1740
Eine Magd
Heinrich Bruwer, ein alter Mann
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„Gut Luft“, in offener Wiesenlandschaft etwas abseits der Aachener Straße gelegen,
gehörte ursprünglich zum Besitz des Jakob von Hagen (von Hagenshof =
Philippenhaus) und ging zu Anfang des 18. Jahrhunderts in den Besitz des Wilhelm-
Heinrich von Berge von Trips (von Crapoel, Rabotrath) über. Durch einen
Gütertausch mit seinem Bruder Johann (auf Hagenshof) kam auch „Gut Luft“
wieder zu diesem Hof zurück. Im Verzeichnis von 1764 stehen als Bewohner von
„op de locht“ die Eheleute Jakob Schruer aus Eynatten und Maria Thelen aus
Hergenrath mit ihren Kindern Marie, Anne, Marie Catherine (1.5.1750), Johannes
Lambert (17.2.1753) und Maria Elisabeth (23.4.1761). Sie beschäftigen 1 Magd.
Beim Verkauf im Jahre 1786 ging „Gut Luft“ mit 17 Bundern Land in den Besitz
des Leonard Wernerus über. Hat der neue Besitzer Umbauten durchführen lassen?
Oder hat er sich damit begnügt, über dem Hauseingang eine Bildnische mit seinen
und seiner Gemahlin Initialen (Anna Barbara Mor€) anzubringen? Leonard
Wernerus brachte 1831 u. a. das Gut Luft (72 Morgen) in eine Armenstiftung ein,
die noch heute besteht. Die zu Gut Luft gehörenden Ländereien sind weiterhin
Eigentum dieser Stiftung. (Foto: A. Bertha)
80
Nr. 2] Waldenburgshaus, steht leer
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Der „Hof von Merols“ wird in den Lehnsregistern des Aachener Marienstiftes
schon 1397 genannt und war damals im Besitz des Johann Prijs von Rabotrath.
Ursprünglich war das heutige Waldenburgshaus nur ein von Wassergräben
umgebener Wohnturm, der als Hooghuys bezeichnet wurde. Unter den Besitzern
finden sich klangvolle Namen wie die der Crümmel oder Bertolf von Belven.
1661 kam das „Hochhaus“ durch Kauf an Andreas von Waldenburg, der im Zuge
der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Spanien als
Colonel (Oberst) im Dienst des Herzogs Karl IV. von Lothringen in unsere
Gegend gekommen war. Er ließ das alte „Hochhaus“ durch einen Neubau
ersetzen. König Philipp IV. von Spanien adelte den Offizier i. J. 1659. Die 1669
errichteten neuen Wirtschaftsgebäude zeigen das damals verliehene Wappen von
Waldenburg . Das Schloss blieb im Besitz dieser Familie bis 1776.
(Foto: A. Jansen)
Nummer 22
Laurenz Kool, Pächter, auf Waldenburg, 11.8.1680, Sohn von Dionis
Cool und Catharina (.)
Margaretha Maria Schoemecker, seine Ehefrau, Tochter von Johannes
Schoemecker und Maria Hijns, 17.(?) 10.1681
Dionisius
81
Maria, nicht (mehr) zuhause
Anna Margaretha
Anna Catharina
Johanna Joseph
Simon van der Sanden, Knecht
Johannes Goor, Schafhirt
In den Fanien, nach Süden
Nummer 23
Cornelis Kever
Christine Fryns, seine Ehefrau
Anna, starb ledig, 28.3.1709
Frederick, verheiratet in Kettenis, 8.7.1713
Maria Catharina, 30.7.1707, Ehefrau des Peter Hunger, der geflohen
ist.
Ihre 3 Kinder:
Anna
Gillis, Johanna Maria
Unter demselben Dach, nach Norden
Nummer 24
Anton Weertz aus Lontzen
Ida Fryns, seine Ehefrau, ohne Kinder
(Anm.: Die „Fanien“ lagen in unmittelbarer Nähe von Waldenburgs-
haus).
Der Hof des Herrn von Trips
Nummer 24 (bis
Francis Kerris
Angela Beuven, seine Ehefrau
Anna Catharina
Magdalena, hier getauft am 17.9.1726
Maria Anna, 6.1.1735
Johann Wilhelm, 17.6.1739
Das Haus des vorgenannten von Trips
82
Nummer 25
Der Herr von Trips selber, hier geboren, Hans Willem, 8.7.1701
Maria Anna van Houven, seine Ehefrau, aus Mehr (= Mheer?)
Maria Anton Wilhelmina, ihr einziges Kind, 20.8.1734
(.) van Houven, Witwe des Barons van Loon
Maria Theresia, die Schwester
Peter Straeten, Knecht
Catharina Geelen, Magd
Anna Maria Nyssen, idem
Jenseits der großen Straße
Nummer 26
Nicolaus Simons, Eigentümer
Catharina Heisterboom, seine Ehefrau, 10.12.1703
Peter, 20.2.1726
Hans Peter, 23.4.1729
Nicolaus, 3.1.1732
Andreas, 9.2.1735
Willem, 28.2.1737
Maria Anna, 28.5.1739
Ein Kind des Herrn de Royer, 24.6.1739
Im Backhaus dieses Hauses
Nummer 27
Johannes Daelen genannt Hagerjan
Maria Kleyn, seine 2. Ehefrau
Bei ihnen wohnen:
Gillis Lückens (?) und seine Ehefrau Maria Piel mit ihren 2 kleinen
Kindern
An der Straße, östlich
Nummer 28
Lenart Keursgen, Eigentümer
Elisabeth Pons, seine Ehefrau
Johannes, 13.4.1706
Johanna, 4.8.1707, starb ledig
83
Maria, verh. mit Cornelius Schein, 18.2.1709
Willem, ledig, 29.12.1714
Odilia, 8.8.1716, verh. mit Leonard Yserentandt
Leonard, 10.2.1719, ledig gestorben
Catharina, 17.7.1723
Direkt gegenüber dem Vorigen, westlich der Straße
Nummer 29
Maria Kryscher, Witwe von Hubert Liberts, Eigentümerin, 167(.)
Catharina
Gertrud
Maria
Anna, starb ledig
Peter Andreas
Maria Jenne
Ida, verh. Mit Peter Emondts
Neben dem Haus Nummer 28
Nummer 30
Johannes Straeten aus Hergenrath, Eigentümer
Eva Groonenrode, seine Ehefrau, 22.8.1700
Ihre 5 Kinder:
Johann Stephan, 3.11.1723
Jenne Catharina, 1727
Maria Agnes
Maria, starb 1754
Peter
(Zusatz: Maria Jenne)
Jenseits der Straße, westlich
Nummer 31
Cornel Schein, 2. Ehemann
Eva Smets, Eigentümerin
Peter Kryscher, Sohn der Eva, 20.12.1712
Gertrud auch eine Tochter von J. Kryscher
Cornel, 31.7.1717
84
Johannes, 12.10.1720
Catharina, einzige Tochter des Cornel Schein, 26.11.1724
Auf der anderen Straßenseite, östlich
Nummer 32
Marcel Kirschfinck aus Raeren, Eigentümer
Johanna Brül, seine Ehefrau
Anna Catharina Joseph, 19.3.1726
Adam, 24.8.1728
Johann Stephan, 14.10.1736
Dirick Esser, Schneider .
Auf derselben Straßenseite, nach Osten
Nummer 33
Peter Kryscher, Maria Geelen, seine Ehefrau, seit 1739 verheiratet
Unter demselben Dach, nach Norden
Nummer 34
Johannes Jong, 2. Ehemann
Catharina Laps, Witwe von Andreas Kamp, Eigentümerin, hatte
geheiratet am 1.3.1718
Barbara, 16.9.1722 und
Anna Catharina, 9.4.1723, Kinder aus erster Ehe
Johannes Willem und Andries, Söhne von Johannes Jong
An derselben Seite, östlich
Nummer 35
Nicolaus Kannebecker, aus Raeren,
Barbara Emondts, seine Ehefrau, ebenfalls aus Raeren mit drei kleinen
Kindern, die in Raeren getauft worden sind
(Hier setzt der Pfarrer zum Namen des Mannes hinzu:“nomine et
omine“‘, womit er wohl sagen will, dass der Nicolaus Kannebecker
mit diesem Namen zum Beruf des Töpfers vorherbestimmt war).
Unter demselben Dach, nördlich
85
Nummer 36
Johannes Wolter, Eigentümer
Elisabeth Keursgen, seine 2. Ehefrau
Elisabeth, Tochter des Johannes und der Gertrud Liberts, 17.4.1725
Willem, 21.2.1734
Arnold, 10.12.1736
Peter
Joseph
In derselben Straße nach Monschau oder zum Wald, südlich
Nummer 37
Severin Fryns, Eigentümer, 31.5.1695, verh. am 12.2.1720 mit
Elisabeth Kalf
Maria Wintgens, seine 2. Ehefrau
Marcel
Mathias und Johannes, 2.4.1730, Kinder aus der Ehe mit Elis. Kalf
Gertrud, 2.2.1735
Heinrich, 23.12.1736
Peter 27.11.1738
Willem
Weiter auf den Wald zu, an derselben Straßenseite
Nummer 38
Frederick Schruer
Anna Catharina Stein, seine Ehefrau
Anna Catharina, 29.10.1733 und
(...), 1735, die beiden einzigen Kinder
Bei ihnen wohnen:
Johannes Kettenis und seine Ehefrau
Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, nach Norden
Nummer 39
Johannes Mondi, Eigentümer
Gertrud Nyssen, seine 2. Ehefrau
Die 4 Kinder aus der Ehe mit Maria Kalf
Johannes, hier get. am 28.1.1717
86
Edmund, verh. in Kettenis, 27.11.1719
Elisabeth
Maria, 305.1722
Jean (...), Junge von auswärts
Maria Jenne, eine Nichte von Joh. Mondi
Im Laas, nördlich der Straße
Nummer 40
Edmund Emonts
Catharina Keursgen, seine Ehefrau, Eigentümerin, 1699
Johanna, ledig, 29.1.1732 f
Johann Mathias, 24.2.1734
Wilhelm, 29.8.1736
Peter, verh mit Ida Liberts
Im Laas, südlich der Straße
Nummer 41
Willem Emondts, Brauer, aus Raeren
Maria Pesch, seine Ehefrau, aus Raeren
Johannes
Catharina
Maria Anton (?), alle get. in Raeren
Mathias Willem, getraut in Aachen am 16.5.1736 mit Maria Anna
Schnyder, Magd
Daselbst, direkt gegenüber dem Vorigen, nach Osten oder näher zum
Wald hin
Nummer 42
Johann Wernerus
Susanna Pesch, beide aus Raeren
Mathias Pesch und Johannes Ertz, Jungmänner, arbeiten bei ihnen an
den Webstühlen („getouwen‘“‘).
88
Nummer 2
Jan Keersten, Pächter, aus Lontzen *
Catharina Daelen, seine Ehefrau, aus Baelen
Johann Theodor, 17.2.1720
Karl, verh. 1760 mit Maria Elisabeth Windtmeulen aus Lontzen
Maria Catharina, verh. mit N. Coremans (jetzt, 1774) in Lontzen
Johannes Spronck, Schafhirt
Gertrud Jacobs, Magd
Auf Tannenbusch, Neubau, Eigentümer Cornel Haemel aus Lontzen
Nummer 3 }
Peter Coemaet
Anna Mertens, seine Ehefrau
Anna Barbara, 3.11.1735
Gertrud Mertens, Schwester der Ehefrau
Catharina Piper, Witwe des Peter Coemaet, des Onkels von Peter
Catharina, 14.4.1717
Elisabeth, 4.10.1719
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„„Tannenbusch“‘, zu Pfarrer Vanden Daeles Zeiten ein Neubau. In einer
Verkaufsanzeige vom 2.2.1844 wird Tannenbusch beschrieben als ein Gut
bestehend aus Wohnung, Stallungen, Garten und Wiesen von insgesamt 22
Morgen. Das Gut war damals Eigentum der Witwe Joh. Wilh. Hamel.
(Foto: A, Bertha)
89
Bockendriesch, gehört jetzt fest zu Lontzen, denn 1739 war dies
zweifelhaft
Nummer 4
Schloss Crapoel, Besitz des sehr ehrenwerten Herrn von Trips, steht
leer
Nummer 5
Thomas Pastager mit seiner Ehefrau, Wallonen
Ihre erwachsenen Kinder:
Andreas und Johanna Catharina
Nicolaus Weertz, Knecht
Nicolaus Mertens, Schafhirt
Eine Magd
Auf Bockenhof, Eigentümer die Folgenden
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Der „Bockenhof“ gehört zu den größeren Gütern in Rabotrath. Ursprünglich war
er im Besitz der Familie Prijs, die schon 1397 (Tod des Johann Prijs) genannt wird.
Christian Quix (Kreis Eupen, S. 79) vermutet, dass dieser Hof der „Urhof Rabottraed
war, aus welchem die anderen dortigen Höfe allmählich entstanden waren“.
1453 trug er den Namen Prijshof (Coels, S. 513: „...den großen Hof zu Rabotrath
genannt Prijshof“. Besitzer war damals der bekannte Carsillis von Eupen (+ 1453),
Erbmarschall im Herzogtum Limburg.
90
1497 begegnet uns zum ersten Male der Name Buck in der Person des Roilant von
Buck, des 2. Ehemannes und Sachwalters der Jenne von Avennes, die in erster Ehe
mit dem Aachener Schöffen Johann Beyssels verheiratet gewesen war.
Aus dem Namen Buck, der uns noch 1583 mit Junker Peter Buck, „Besitzer des
Walen- oder Heggenshofes‘“ begegnet, wird im 17. Jahrhundert „Bock“ und der
Hof wird ab 1634 in den Lehnsregistern des Aachener Marienstiftes als „Bockenhof*“
genannt.
Am 1.10.1721 empfängt der Schöffenmeister Wilhelm Adolf Freiherr von Eyß de
Beusdal das Gut zu Rabotrath, „das anfangs Preyß-, nachher Heck- oder Walenshof,
nun aber Bockenhof genannt wird“ (Coels, S. 518).
1725 geht der Bockenhof durch Kauf an die Familie Loop.
Aus einer Schuldverschreibung vom Jahre 1766 ersehen wir, dass der Hof damals
aus Ställen, Scheune, Brauhaus, Fischteichen, Gemüsegarten und 60 Bunder Land
bestand.
1783 geht der schwer verschuldete Bockenhof mit 36 Bundern Ländereien an Maria
Cool, Wwe des Johannes Ahn, und deren Kinder. (Foto: A. Bertha)
Nummer 6
Helena Birven aus Montzen, Witwe von Wilhelm Loop
Mathias Loop, deren Sohn, ledig
Leonard, der andere Sohn, aus Henri-Chapelle
Maria de Tiege, seine Ehefrau
Johannes Wilhelm, Ordensmann in Val Dieu, 5.5.1735
Maria Helena, 15.2.1737, verh. in Malmedy
Johanna Elisabeth, 7.3.1739
Peter Kück, Knecht
Maria Schirvel und Maria Clöckers, Mägde
Nummer 7
Elisabeth Goblet, Witwe von N. Könings
Bartholomäus Könings, ihr Sohn, Eigentümer
Klara Pantzer aus Baelen, seine Ehefrau, kinderlos
Anna Könings, Schwester des Bartholomäus
Johann Heinrich Heyres, Knecht
Eine Magd
Der Hof der Töchter des Herrn von Crapoel, Margaretha und Luise
Nummer 8
Leonard Kleyn, Pächter, und seine Ehefrau
Gertrud, verh mit Cornelius Weertz, Müller in Lontzen, starb am
15.9.1772 auf Preismühle
91
Maria Catharina, verh. mit dem Müller in Baelen
Jenne Catharina, verstorben
Maria Joseph, gest. ca. 1745
Zwischen dem vorigen und dem folgenden Hof, Eigentümer Gaspar
Philips
Nummer 9
Theodor Ahn aus Lontzen, Pächter
Anna Maria Raedermecker, seine Ehefrau
Leonard, ihr Sohn, etwa 10 Jahre alt
Nach Westen
Nummer 10
Ludwig Philips, Eigentümer, 27.1.1695
Maria Catharina Soclet, seine Ehefrau, aus Henri-Chapelle
Elisabeth
Gaspar,
Anna Maria
Hans Willem
Peter Franz, Vikar in Simmerath, 1774
Johann Stephan
Cornelius Coemaet, Schafhirt
Anna Maria Kalff, Magd
Dem Drossard Heyendal gehörender Hof
Nummer 11
Gerard Mützenich aus Lontzen, Witwer
Heinrich, sein Sohn
Mathias, der zweite Sohn, 22.9.1695
Jenne Smetz, seine Ehefrau
Nicolaus, 20.2.1733
Gerard, 4.7.1735
Johannes, 18.8.1739
Simon und Anna Maria
Anna Maria Du Jardin, Magd
Maria Catharina Meessen, zweite Magd
92
Das Haus des Theodor Strang, tiefer als das vorige, im Norden
Nummer 12
Gillis Loos, Pächter, (gebürtig) bei Vise
Jenne Raedermecker, seine Ehefrau, 27.2.1702
Hubert
Philipp
Maria Catharina
Gillis, Francis und Joseph, später geboren
Eine Magd oder eine bei ihnen wohnende Person für das Weben
Ein dem eben genannten Strang gehörendes Häuschen P
Nummer 13
Johannes Widefelt aus Kornelimünster
Maria , die Tochter des Wilhelm Christiaen, seine Ehefrau
Maria Clara, ihr erstes Kind, 29.4.1739
Unter demselben Dach
Nicolaus Broue, französischer Flüchtling aus Bourges-en-Berri
Maria Prülin aus Thionville (= Diedenhofen in Lothringen), seine
Konkubine
Ich habe dafür gesorgt, dass sie weggezogen sind. Sie haben 1741 in
Kettenis geheiratet.
Krompelberg, Eigentümer Herr von Trips auf Crapoel
Nummer 14
Hubert Hellebrandt, Pächter
Maria Catharina Looslever, seine Ehefrau
Hans Joseph, ihr Sohn
Ein Knecht, ein Schafhirt, eine Magd
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93
Am Ende seiner Erhebung angekommen, zählt Pfarrer Vanden Daele
die 1740 bestehenden Häuser und die zur Kommunion gehenden
Pfarrkinder. Hier das Ergebnis:
In Walhorn: 76 Häuser und 289 „Kommunikanten“
In Astenet, Hauset und Eynatten: 45 Häuser mit 188 Kommunikanten
In Merols: 42 Häuser mit 174 Kommunikanten
In Rabotrath: 14 Häuser mit 57 Kommunikanten.
Insgesamt zählte der Pfarrer in seinem Pfarrsprengel 177 Häuser und
708 Kommunikanten. Leider erwähnt der Pfarrer nicht die
Gesamteinwohnerzahl.
1740 gingen 21 Pfarrkinder zum ersten Male zur Kommunion, darunter
der am 21.2.1720 geborene Adam Pons. Die übrigen verteilten sich über
die Jahrgänge 1725 bis 1728.
In der im Vorhergehenden nur sporadisch erwähnten Hausliste von
1768 macht der Pfarrer zum 1. Mai jenes Jahres ebenfalls Bilanz und
kommt zu folgendem Ergebnis:
Unter Walhorn: 91 Häuser, davon 8 leer stehende, 86 Familien, 407
Einwohner;
unter Astenet: 46 Häuser, 45 Familien, 261 Einwohner;
unter Merols: 45 Häuser, 51 Familien, 258 Einwohner;
unter Rabotrath: 16 Häuser, 15 Familien, 89 Einwohner;
unter Hauset (Fossei): 9 Häuser, 8 Familien, 39 Einwohner;
unter Eynatten: 1 Haus mit einer vierköpfigen Familie.
So hatte Pfarrer Vanden Daele in seiner ausgedehnten Pfarre 216
Häuser und 209 Familien mit 1013 Seelen, wovon 735 als
„communicantes‘ und 278 als „non communicantes‘“ gezählt wurden.
Von 1740 bis 1764 ergibt sich eine Steigerung der Häuserzahl von
177 auf 216, was eine Zunahme von rund 22% bedeutet.
94
Dat Dösske met de Püttchkere !
Ett sönt att Enneje Joore här, du bestroffde ne Vadder
sie kl&e Mäddeke va voof Joor, weil ett oonüedech enn
Roll bont Papier verschneppelt hauw.
Ett Jeld wor knapp än e koss n&et verstuewe, datt ett Kengk
dat Papier verknöllt hauw, vör en Duues te bekläeve, die
onder ne Chreesboom stong.
Ett andere Mörjens, dat Klengt braat dat Jeschenkske singe Papa
än saat: „Papa, dat han &ch vör d£&ch jemackt!“
E witschke beschammdt, dong höm sing Schäler&ej l&ed.
Wie häe dat Dösske opmackde än sooch, dat ett lääsch wor,
schreejdene häe op ett Kengk: „Weetz dow n&et, dat me je
Päckske verschenkt, wue negeks drä Ess?“
Dat Mäddeke bekäek singe Papa met Trönnchere ien Owwe
än saat: „Mä Papa, die Duues €ss neet lääsch, ch han se
jevöllt met Püttchkere, janz all&ng vör dech!“
Der Pap hauw der suure Schleck, kräech sie Kengk iene Äerem
än dong s£ch e duzzend Mool entschöldeje.
Kötte Tiiet doropp veroonjlöckde dat Mäddeke än loot sie Lääve.
Dä Pap, jeddes Mool, wenn ett emm schläet jong än hömm der Moot
verloot, kräech häe sch dat Dösske, noom sech dorutt e Püttchke
än daat an de L&evde, die sie Kengk do drä jedue.
Dat Vertellche deet oss doraa denke, dat jederrenge va oss als
Minsch e sue Dösske met de L6&evde än de Püttchkere van 0ss
Kenger, oss Familie off oss Vrönde ha soll.
Vrönde, waahl r£cht&je, sönt wie Engele, die oss werrem op de
rechteje Positiuun brenge, wenn oss Vlöjele sch nget mie
erennere könne, wie me vlütt!
E Dösske, dat me nie verl&ere döet...
Henri Beckers
! Püttchkere (aus frz. bouche = Mund) = Küsschen
95
Die Königliche St. Paulus
Schützengesellschaft Kelmis
von Iwan Jungluth
Das schnelle Anwachsen der Bevölkerung im neutralen Gebiet von
Moresnet, dem heutigen Kelmis, früher auch häufig Altenberg genannt,
begünstigte das Entstehen eines durch die Bergwerksgesellschaft der
Vieille Montagne geförderten regen Vereinslebens. So entstand schon
1852 unter dem Patronat der hl. Barbara und Sebastian die erste
Schützengesellschaft.
1867 schlossen sich weitere Freunde des Schießsports zur
Schützengesellschaft St. Hubertus zusammen.
Im Januar 1897 folgte ein dritter Schützenverein, der sich St. Paulus
Schützengesellschaft nannte‘. Als Vereinslokal wählten diese
Schützenbrüder die Gaststätte Meessen, besser bekannt unter dem Namen
„Eden“, wo der Verein bis zur Schließung dieses Lokals und des
angegliederten Saales blieb.
Als erster Präsident fungierte Jakob Peusgen, erster Vizepräsident war
Hubert Lenders. Die weiteren Vorstandsmitglieder waren Joseph Bonni
als Hauptmann, Joseph Peusgen als Leutnant, Joseph Meessen als
Schriftführer und Fritz Meessen als Kassierer.
Aus den Protokollbüchern ersehen wir, dass im Laufe der Jahre
folgende Schützen das Präsidentenamt bekleidet haben:
Hubert Lenders, 1903 — 1922
Jakob Schyns, 1922 — 1934
Hubert Sebastian, 1934 — 1945
Peter Schyns, 1945 — 1949
Jean Barth, 1949 — 1951
Jacques Chantrain, 1951 — 1960
Jacques Schmetz, 1960 — 1969
Jacques Lavalle, 1969 — 1977
Jacques Schmetz, 1977 — 1983
Henri Meesters, 1983 —
' Damit war das Reservoir der Schießsportfreunde jedoch immer noch nicht erschöpft.
1911 folgte die Gesellschaft „Vereinigung“, 1919 die Schützengesellschaft St. Johannes
und 1929 die Schützengesellschaft St. Petrus.
96
Die Statuten des Vereins legten fest, dass jeder Anwärter auf
Mitgliedschaft das 18. Lebensjahr erreicht haben musste, aber nicht älter
als 40 Jahre sein durfte. Die Mitglieder mussten sich verpflichten, an den
von der Gesellschaft veranstalteten Festlichkeiten und Aufzügen
teilzunehmen. Die Aufnahmegebühr betrug 3 Mark; dazu kam ein
monatlicher Mitgliedsbeitrag von 20 Pfennig. Die Gesellschaft behielt sich
das Recht vor, jedes Mitglied, das gerichtlich verurteilt würde, vom Verein
auszuschließen.
Aus dem mehr als 100-jährigen Vereinsleben, welches sich in den alten
Protokollbüchern widerspiegelt, konnten wir einige Besonderheiten
herausgreifen.
04.04.1897: Die Versammlung beschließt, eine provisorische
Vereinsfahne zum Preise von 60 Mark anzuschaffen. Beim ersten
Königsvogelschuss soll diese Fahne die Schützen anführen.
Am 16.05.1897 wurden 14 neue Mitglieder in die Schützengesellschaft
aufgenommen. Joseph Bonni wurde einstimmig zum Fahnenträger gewählt.
Der erste Königsvogelschuss fand statt am 13.06.1897. Die Königsehre
ging an Heinrich Kerkhoff.
Im Jahre 1888 wurde das erste Kugelgewehr bei der Firma Lagosch in
Lüttich bestellt. Finanziert wurde die Anschaffung durch eine Tombola.
Im gleichen Jahre, am 17. April, wurde Sanitätsrat Dr. Molly, eine sehr
bekannte und geachtete Persönlichkeit, als Ehrenmitglied aufgenommen.
Vom Wachsen der St. Paulus Schützengesellschaft zeugen die
Mitgliederzahlen. Im Jahre 1907 zählte der Verein bereits 69 Mitglieder!
Schützenkönig wurde in jenem Jahre Wilhelm ÜUrlings.
International traten die St. Paulus-Schützen im letzten Friedensjahr vor
dem Ersten Weltkrieg hervor, als sie vom 17. bis 24. Mai 1914 ihr erstes
internationales Schützenfest organisierten. Eröffnet wurde dieses Fest durch
100 Böllerschüsse und einen großen Festzug, an dem sich 51 Vereine
beteiligten.
Der Erste Weltkrieg ließ alle Aktivitäten der Schützen ruhen.
Im Jahre 1922, am 25. und 26. Juni, feierten die Kelmiser Schützen ihr
25-jähriges Stiftungsfest. Wie die Chronik berichtet, ereignete sich zur
Eröffnung beim Böllerschießen ein Unfall, bei dem der Schütze Theo
Janssen verletzt wurde und nach Aachen ins Spital gebracht werden musste.
Durch Schreiben Seiner Majestät Albert I. vom 8.7.1922 wurde den St.
Paulus-Schützen die ehrenvolle Auszeichnung verliehen, sich fortan
„königlich‘ nennen zu dürfen.
98
Wie aus einer Eintragung aus dem Jahre 1924 zu ersehen ist,
entwickelte sich der Verein weiterhin sehr positiv. Am Vogelschuss jenes
Jahres nahmen nicht weniger als 124 Mitglieder teil!
Ein zweites internationales Schützenfest organisierte die Gesellschaft
vom 17. bis 30. Juli 1933. Dazu fanden sich 61 Schützenvereine in der
Göhlgemeinde ein.
Der Zweite Weltkrieg brachte erneut alle Vereinsaktivitäten zum
Erliegen und die Festlichkeiten zum 50-jährigen Stiftungsfest, das man
am 20.7.1947 beging, fielen sehr schlicht aus und beschränkten sich auf
einen feierlichen Jubelabend unter Teilnahme der anderen Ortsvereine
sowie eine Jubilarehrung.
Erst 1949, vom 15. Mai bis zum 6. Juni, wurden die Feiern zum 50-
jährigen Bestehen in einem größeren Rahmen nachgeholt. An einem
großen Festzug beteiligten sich 59 Gesellschaften, bevor der
Schießwettstreit begann.
1972 konnten die St. Paulus-Schützen das 75-jährige Bestehen feiern.
Ein großes Schützenfest auf der Festwiese von Theo Lennaerts war der
Höhepunkt.
Nur einmal in der langen Vereinsgeschichte gelang es einem
Vereinsmitglied, die Kaiserwürde zu erringen. Dreimal in Folge holte
Wilhelm Bridge den Vogel von der Stange, und zwar 1888, 1889 und
1900.
1971 ging die Königswürde an einen ...Amerikaner! Eddy Rainboone,
verheiratet mit Maria Songlet aus Kelmis, war Mitglied der St. Paulus-
Schützen geworden und hatte auch nach seiner Rückkehr in die Staaten
seine Verbindungen zum Kelmiser Verein nicht abbrechen lassen. Auch
seine Vereinsuniform hatte Eddy Rainboone behalten. Als er 1971 auf
Besuch in Kelmis weilte, nahm er zum ersten Male an einem
Königsvogelschuss teil und wurde prompt Schützenkönig.
Das 100-jährige Bestehen feierten die Schützen vom 1.-15. Juni 1997
auf dem Heidkopf-Schießstand. Als Ehrengast weilte der
Ministerpräsident der DG, Josef Maraite, in Kelmis, der das Engagement
der Schützengesellschaft lobte und sie als festen Bestandteil des
kulturellen und sportlichen Lebens der Region bezeichnete. Auch
Bürgermeister Mathieu Grosch hob den Beitrag des Jubelvereins zur
Gestaltung des Gesellschaftslebens in der Ortschaft hervor.
Der Vogelschuss wurde in früheren Zeiten mit einem Hochamt und
anschließendem Frühschoppen eröffnet. Der Wettstreit begann um 14
Uhr.
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Das Königspaar 1973: Henri Meesters mit Ehefrau «Finneke» und Tochter Nadine
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Erinnerungsfoto zum 100-jährigen Bestehen 1997,
In der Mitte das Königspaar Raymond Masson und Ehefrau Gaby Jussen
100
Zu den Vereinsaktivitäten zählte ferner ein jährliches Familienfest,
das sog. Raubvogelschießen um Neujahr, sowie ein Karnevalsball mit
Prämierung der Kostüme.
Die St. Paulus-Schützen sind der letzte Kelmiser Schützenverein, der
die Tradition aufrecht erhalten hat, nach dem Vogelschuss, der nun
samstags stattfindet, im Festzug mit dem neuen Schützenkönig zum
Vereinslokal zu ziehen. Seit 1956 spielt hierzu ohne Unterbrechung der
Gemmenicher Musikverein Sainte Cecile.
Leider verfügt die St. Paulus-Schützengesellschaft nicht mehr über
ihr altes Vereinssilber. Dieses ist zusammen mit Vereinsfotos und anderen
wertvollen Erinnerungsstücken bei einem Hausbrand beim damaligen
Präsidenten Jacques Schmetz (1979) verloren gegangen. Nur die
Protokollbücher konnten gerettet werden.
Der nun mehr als hundert Jahre alte Schützenverein hat nichts von
seiner Vitalität verloren. 43 aktive Mitglieder und 7 Jungschützen zählte
er im Jubiläumsjahr 1997. Gemeinsam mit den St. Barbara-Schützen,
den Hubertus-Schützen und der „Vereinigung“ schlossen sie sich 1921
zum Kelmiser Schützenbund zusammen, dem im Nachhinein auch die
anderen Kelmiser Schützenvereine St. Petrus und St. Johannes sowie
die St. Rochus-Schützen aus Neu-Moresnet beitraten. Ferner sind sie
dem O.S.V., dem Ostbelgischen Stangenschützenverband, angeschlossen.
101
Sanfter Tourismus im Göhltal
von Didier Bonni
Auf Initiative einer grenzüberschreitenden Arbeitsgruppe wurde in
September 2000 eine Resolution von belgischen und niederländischen
Verantwortlichen unterschrieben, die die Weiterentwicklung des
Göhltales unter den Aspekten des Erhaltes des Kulturerbes und der
Gewährleistung des Landschaftsschutzes sichern soll.
Diese Resolution lautet :
Das Göhltal, im Herzen der Euregio, gehört zum Dreiländerpark. Wegen
der Schönheit seiner Dörfer, seiner Bauernhöfe, seiner Schlösser, seiner
Landschaften und seiner eigentümlichen Natur ist dieser Landstrich weit
über seine eigenen Grenzen hinaus bekannt.
Der sanfte Tourismus stellt als Triebfeder der örtlichen Entwicklung ein
Hauptelement dar für die Aufwertung und die bessere Sachkenntnis dieses
außergewöhnlichen Kultur- und Naturerbes.
Einwohner, Unternehmer und öffentliche Behörden sind sich der
außergewöhnlichen Eigenschaften dieser Umgebung bewusst. Viele
dieser Merkmale sind unersetzbar.
Die dauerhafte „Verwaltung“ dieser Landschaft, das Erhalten des
Kulturerbes und der Landschaftsschutz gewährleisten das Bewahren
dieses Schatzes, der die Grundlage für verschiedene Tätigkeitsbereiche
bietet. Um die harmonische Entwicklung des Göhlbeckens zu sichern,
soll ein Gleichgewicht gewahrt bleiben zwischen den landwirtschaftlichen
Tätigkeiten, der Bewahrung und der „Verwaltung“ der Natur, dem
touristischen Betrieb und der Freizeitgestaltung.
Um eine optimale Nutzung der Entwicklungsaussichten zu erzielen, ist
es von Bedeutung, die Struktur dieser grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit maßgeblich zu bestimmen. Die Europäische
Kommission fördert dieses grenzüberschreitende Zusammenwirken,
indem sie im Rahmen des „Interreg-Programms“ die Projekte unterstützt,
die gleichmäßig den wirtschaftlichen und den sozialen Aspekt
berücksichtigt.
102
Aussichten für die Weiterentwicklung des Göhltales
Wasser: Erhaltung und Wiederherstellung des hydrographischen Systems
in Bezug auf die Problematik der Erosion, des Trinkwassers und der
Natur.
Umwelt: Behebung bestimmter Umweltprobleme.
Natur, Landschaft, Ökologie: Erhaltung und Entwicklung der
Ökologischen Verbindungszonen.
Landwirtschaft: Entwicklung von dauerhaften und umweltfreundlichen
Praktiken im landwirtschaftlichen Bereich.
Freizeitgestaltung und Tourismus: Entwicklung von Aufnahme-
strukturen.
Um zur Durchführung dieser Entwicklungsaussichten beizutragen
erklären die verschiedenen Parteien sich bereit :
* Intensiv und strukturell diesseits und jenseits der Grenzen zu wirken.
Dabei sollen die jeweiligen Eigenarten und die Verantwortungsträger
beachtet werden.
* Eine konkrete und globale Raumplanung vorzusehen, um die
Aufwertung, die Weiterentwicklung und den Erhalt dieses Gebietes zu
gewährleisten.
* Die Verantwortung zu übernehmen, die Öffentlichkeit ausführlich über
die Planung und Vorhaben zu informieren, aufzuklären und zu bilden.
* Sich zusammen zu bemühen, das Bewusstsein der Gesellschaft für
dieses Vorhaben zu wecken, d.h. bei der lokalen Bevölkerung sowie bei
den Besuchern des Göhltales.
* Zur Zusammenarbeit mit örtlichen Organisationen und Vereinigungen.
103
Plombieres, Wittem-Gulpen, den 30. September 2000.
Auf der Grundlage dieser Resolution haben verschiedene Träger die
Initiative ergriffen, das Projekt „Sanfter Tourismus im Göhltal“ zu
entwickeln.
Das Wanderwegprojekt Göhltal hat als Ziel, die bestehende Naturqualität,
die Landschaft sowie das kultur- und naturhistorische Erbgut zu erhalten
und bei Bedarf wiederherzustellen. Dieser Zielsetzung haben die
zusammenarbeitenden Parteien Form gegeben in einem sogenannten
„Perlenkettenkonzept‘, wobei die Wanderroute durch das landschaftlich
wertvolle Göhltal die geologischen und archäologischen Besonderheiten
und das kulturelle und historische Erbgut via eine grenzüberschreitende
Wanderroutestruktur miteinander verbindet.
Das Göhltalprojekt gibt in diesem ländlichen Gebiet der Euregio
Maas-Rhein einen Impuls für die dauerhafte Entwicklung:
- Der Natur durch u.a. den Ankauf von Naturgebieten und die
grenzüberschreitende Verbindung von ökologischen Strukturen.
- Des Tourismus durch Qualitätsverbesserung und die Ausweitung der
Wanderroute entlang der Göhl.
- Dieser Impuls geht auch aus vom Erhalt und der Wiederherstellung
der kulturellen und natürlichen Erbgüter, die entlang dieser Route
liegen, mit den Möglichkeiten zur touristisch-rekreativen Nutzung
derselben.
Das Projekt wird von 18 Partnern getragen, und zwar :
1. Den Gemeinden Lontzen, Welkenraedt, Kelmis und Plombi&res in
Belgien und den Gemeinden Vaals, Gulpen-Wittem und Valkenburg
a/d Geul in den Niederlanden.
2. Den Umweltorganisationen REserves naturelles RNOB (BNVS) und
“Ardenne & Gaume” in Belgien sowie Staatsbosbeheer,
Natuurmonumenten, Limburgs Landschap in den Niederlanden.
3. Dem Verkehrsamt der Ostkantone, O.T.C.P., dem Syndicat d’Initiative
104
von Gemmenich und dem VVV Zuid-Limburg (Niederlande).
Die Koordination der Projektzusammenarbeit wird durch die lokale
Entwicklungsagentur Lontzen-Plombieres-Welkenraedt (B) und Gewest
Maastricht en Mergelland (NL) durchgeführt.
Der Kostenrahmen des Projektes beträgt circa 2,4 Millionen €, wobei
die Hälfte durch Interreg finanziert wird. Unterstützt wird dieses Projekt
ebenfalls durch die Deutschsprachige Gemeinschaft und die Wallonische
Region.
Zahlreiche Projekte wurden in den vergangenen Jahren mit Mitteln aus
den Interreg-Programmen finanziert. Nur die Wenigsten wissen
allerdings, woher die Gelder kommen und für welchen Zweck sie
eingesetzt werden.
Interreg ist das wichtigste Förderprogramm der europäischen Fonds für
regionale Entwicklung. Die Initiative unterstützt grenzüberschreitende
Projekte in der Europäischen Union und fördert transnationale
Kooperationen. Der wirtschaftliche und soziale Zusammenhalt Europas
soll auf diesem Weg gestärkt werden. Die Euregio Maas-Rhein unterstützt
so gewisse Projekte. Im Jahre 2000 wurde das Interreg-Programm neu
aufgelegt. Die dritte Auflage heißt Interreg II und läuft noch bis zum
Jahr 2006.
Das Projekt „Sanfter Tourismus im Göhltal‘“ wird bis Ende 2004
durchgeführt. Zu den zahlreichen vorgesehenen Maßnahmen gehören:
- die Aufwertung des Hauses „Maison Wauters‘“ (Plombie&res), des
Göhltalmuseums, der St. Rochus Kapelle, der Vuursteenmijn
(Valkenburg), Schloss Schaloen, der Mühlen Terbruggen, Bovenste-,
Wittemer- und Volmolen.
- der Ankauf von Naturgebieten durch verschiedene Träger : BNVS,
Gemeinde Lontzen und Gemeinde Welkenraedt.
- die Vernetzung der belgischen und niederländischen Wanderwege.
Die Fotos der folgenden Seiten zeigen einige der genannten Objekte.
105
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Das in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Bleibergwerks gelegene Haus «Maison
Wauters» (auch Haus «op de Geul» genannt) wird im Rahmen des geplanten
touristischen Ausbaus eine besondere Aufwertung erfahren.
Neben einer Hausmeisterwohnung soll hier ein Dokumentationszentrum zum
Bleyberger Erzbergwerk entstehen.
(Foto: Nadine Schyns)
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Die Mühle von Terbruggen, am Ortsrand von Gemmenich nach Sippenaeken
gelegen, wird in die touristische Wanderroute einbezogen. Die Mühle verfügt
noch über eine gut erhaltene Mahleinrichtung.
(Foto: Nadine Schyns)
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Gegenüber dem Lontzener Hof «Semmel», auf dem Gelände der früheren Grube
Schmalgraf, hat sich ein Feuchtbiotop herausgebildet und auf einer kleinen
Anhöhe erinnert ein kleines Areal mit Galmeiveilchen an die frühere
Grubentätigkeit.
(Foto: Didier Bonni)
Bei Epen, wo die mäandernde Göhl besonders reizvoll ist, liegt die Volmolen.
Auch sie ist einer der vielen Mosaiksteine,
die im Rahmen des Projektes «Sanfter Tourismus im Göhltal» aufgewertet werden.
(Foto: A. Bertha)
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Auf einer kleinen durch zwei Göhlarme geformten Insel in Alt-Valkenburg liegt
Schloss (Kasteel) Schaloen, ein weiteres Objekt, das auf niederländischer Seite
eine Aufwertung erfährt.
(Foto: A. Bertha)
108
Um dieses Projekt durchzuführen, ist eine grenzüberschreitende
Arbeitsstruktur gegründet worden.
VORSTAND
«Vallee de la Gueule»
KOORDINATOREN
- Agence de Developpement Local
- Gewest Maastricht - Mergelland
Arbeitsgruppen
Didaktischer Erb Natur -
Lehrpfad HDEUC Umwelt
X Touristische
Dlarkeling Infrastruktur
Für weitere Auskünfte :
Agence de Developpement Local
Lontzen-Plombi&res-Welkenraedt Tel. : 0032 / 87 / 78.32.41
Place Communale 9 Fax : 0032 / 87 / 78.32.43
B - 4850 Montzen E-mail : adlplombieres@swing.be
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