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Im Göhltal
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr. 72
Februar 2003
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet.
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. 087/65.75.04.
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
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Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten
Entwurf des Titelblattes: (+) Alfred Jansen, Moresnet-Kapelle.
Druck.: Aldenhoff, Gemmenich - 087-78 61 13.
3
Inhaltsverzeichnis
Alfred Jansen (+) Zum Umschlagbild: 5
Moresnet-Kapelle Schloss Baelen zu Ruyff
Erich Barth Der Hochaltar der 9
Eynatten Pfarrkirche zu Eynatten
Hubert Schiffer (+) Die Zwerge im „Haus Raeren‘“ 14
Raeren
Alfred Bertha Einwohnerverzeichnisse der Pfarre 20
Hergenrath Walhorn aus dem 18. Jahrhundert
(Teil 1: Walhorn)
M.-Th. Weinert Der Turmwärter 47
Aachen-Forst
Josef Bernrath (+) Die Hergenrather Kalkwerke 48
Hergenrath
Willy Timmermann Das „Kaffee-Lehnchen“ im Pech 7
Eupen
Iwan Jungbluth Die KKG Ulk im Wandel der Zeit 78
Eupen
Jakob Langohr Der Clown 90
Bildchen
H. v. Schwartzenberg Das Wunder der Kreuzreliquie von Ellen 91
Aachen
Erich Kockartz Poschvröjd - Poschleed 101
Hauset
Herbert Lennertz Jahresrückblick 2002 103
Neu-Moresnet
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Lektor: Alfred Berthe, Balnhofsiraße 33. 4728 Hergenrath SA Ss
Kassierer‘ Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath. 5
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ASRK- 001-1 14924161 | B.
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Entwurf des Titelbfaftes: (f) Alfred Jansen, Motesnet-Kupelic. N A
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5
Zum Umschlagbild
Das Schloss „Baelen“‘ zu Ruyff
in Henri-Chapelle *
Von (+) Alfred Jansen
Das Schloss besitzt die Eigentümlichkeit, den Namen eines Dorfes
(Baelen) zu tragen, aber nicht in der Gemarkung dieses Dorfes zu liegen.
Diese augenscheinliche Anomalie rührt daher, dass in der Mitte des 17.
Jahrhunderts die Eigentümer des Schlosses „Baelen‘“ auch die Herren
von Baelen waren. Die Benennung „Baelen‘“ half wohl auch, eine
Verwechslung mit dem nur 200 m entfernten alten Schloss Ruyff zu
vermeiden, liegen doch beide Schlösser, „Ruyff““ und „Baelen“ im zu
Henri-Chapelle gehörenden Ortsteil Ruyff.
Von der vorbeiführenden Straße, der „rue du chäteau de Ruyff““ ist
„Baelen“ durch eine große Toreinfahrt im Stil Ludwigs XIV. getrennt.
Eine kleine Steinbrücke führt über die in früheren Zeiten Schutz
bietenden, heute aber trocken gelegten Wassergräben zum Haupteingang,
dessen Türsturz die Jahreszahl 1737 trägt.
Die von einem geschlossenen Vorhof umgebene neunachsige
Vorderfront des Schlosses bietet einen prächtigen Anblick. Große Fenster,
prachtvoll eingerahmt im Stile Louis XIII, geben dem Haus ein fürstliches
Gepräge. Das Mittelstück ist als Risalit leicht vorgezogen und wird
überragt von einem Dreieck-Giebel, der unter einer Krone die reich
verzierten Wappen der Familien Pirons und Franquinet trägt.
In der Horizontalen wird die Front sowohl im Parterre wie im
Obergeschoss durch die als durchgehende Steinbänder verlaufenden
Fenstersockel gegliedert.
Das mächtige Walmdach, dessen First an beiden Enden von einem
massiven Kamin überragt wird, birgt zwei Mansardenetagen. Eingerahmt
wird das Schloss von vorstehenden, massiven Türmen, deren gedrungenes
Mauerwerk in hohen achteckigen Hauben zwiebelförmig endet. Diese
beiden Türme sehen sich zwar sehr ähnlich, sind aber nicht vollkommen
gleich. Turmhelme dieser Form finden sich nirgendwo sonst im
Herzogtum Limburg. Sie erinnern stark an diejenigen der Rathaustürme
von Aachen, so wie diese sich Mitte des 19. Jahrhunderts dem Betrachter
darboten.
*Aus G. Poswick, Les Delices du Duche de Limbourg, Verviers 1951, S. 81-86
6
Bei genauerem Hinsehen fallen die Unterschiede ins Auge. Die unterste
Baustufe des linken Turms gehört noch dem 15. oder 16. Jahrhundert an.
Im 17. Jahrhundert wurde der Turm aufgestockt. Kreuzstockfenster mit
Entlastungsbogen sowie einzelne Schießscharten lassen den ursprüng-
lichen Zustand noch gut erkennen.
Der rechte Turm ist jünger und weist in den beiden unteren
Stockwerken Fensteröffnungen im Stil derjenigen des Hauptbaues auf.
Es ist unbestritten, dass das etwa 1737 erbaute Schloss Baelen einen
viel älteren Vorgängerbau ersetzt hat. Vermutlich wurden noch
vorhandene alte Bauteile in den Neubau integriert. So erklärt sich wohl
der Wassergraben an der Nordseite und die Dicke der Innen- sowie der
Turmmauern. Es hat wohl eher ein Umbau als ein Neubau stattgefunden.‘
Leider ist das Schloss durch die in der Zeit der Alexianerbrüder (ab
1875) errichteten Wirtschaftsflügel und Nebengebäude abscheulich
verunstaltet worden!
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Schloss Baelen: Mittelrisalit mit Ziergiebel
7
Die Herrschaft von Baelen zu Ruyff war ein Abspliss der alten
Herrschaft Ruyff, die 1457 durch Johann Krümmel von Eynatten,
Ehemann der Katharina von Schwartzenberg, unter die Kinder dieser
Eheleute, die Söhne Johann und Reinhard sowie die Tochter Agnes,
aufgeteilt wurde. Dabei erhielt der Sohn Johann das alte Ruyff, während
der Tochter Agnes, verheiratet mit Simon Bertolf von Belven, allem
Anschein nach das Schloss Baelen zugefallen ist; dieses geht 1530 auf
dem Erbwege an deren Sohn Everard von Belven, der Margaretha von
Doenraedt heiratete.
Durch Teilungsakt aus dem Jahre 1595 geht die Herrschaft Baelen an
Johann Bertolf, den Sohn der vorgenannten Eheleute. Dessen
gleichnamiger Sohn wird 1631 mit Baelen belehnt. Seitdem trägt das
Schloss auch den Namen dieser Ortschaft.
Johann Bertolf von Belven war verheiratet mit Marie-Isabelle de
Haultepenne. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, die sich 1666
das Erbe teilen, wobei der Sohn Johann Philipp von Bertolf, Kanoniker
zu Aachen, das Schloss übernimmt und sich zur Zahlung einer Rente an
seine Geschwister verpflichtet. Offensichtlich konnte er jedoch seinen
Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, da „Baelen‘ 1684 - nach
Pfändung - von Johann Nicolaus von Schwartzenberg, einem Schwager
des genannten Kanonikers und verheiratet mit dessen Schwester Maria
Philippina von Bertolf, übernommen wurde.
1690, - unter welchen Umständen ist unbekannt - geht „Baelen“ in
den Besitz des Barons von Haultepenne, des Herrn der Herrschaft Baelen,
über. Ihm folgt 1722 Baron Johann-Christoph Bertolf von Belven,
ebenfalls Herr der vorgenannten Herrschaft.
1737 wird das Haus mit der Hälfte des Grundbesitzes beschlagnahmt
und durch den Vervierser Fabrikanten Jacques-Antoine Pirons (1685-
1757) erworben. Er wird 1738 mit Baelen belehnt. Der neue Besitzer
gab dem Haus das Aussehen, das es bis zur Übernahme durch die
Alexianerbrüder im 19. Jahrhundert behielt.
Jacques-Antoine (de) Pirons und seine Ehefrau Marguerite de
Franquinet hatten einen Sohn, Lambert-Francois (1728-1794), der Ritter
des Hl. Römischen Reiches war und sich „de Pirons de Baelen“ nannte.
Nach dem Tode seines Vaters erbte dieser den Besitz. In erster Ehe
heiratete er 1753 Marie-Adelaide-Henriette de Lavaux des Brassines, in
zweiter Ehe die Baronin Olympe-Christine Ald. de Flötte.
Schloss und Grundbesitz Baelen gingen an die 1754 geborene Tochter
aus erster Ehe, Marie-Henriette-B&Eatrix de Pirons de Baelen, die 1779
8
Joseph-Henri-Lambert-Marie d’Oth&e de Limont geheiratet hatte. Die
junge Frau starb schon im folgenden Jahre, nur wenige Tage nach der
Geburt eines Sohnes, dem die Eltern den Namen L&on-Lambert-Laurent-
M.-J. d’Oth&e gegeben hatten. Dieser starb jedoch schon im Alter von
20 Jahren, so dass Baelen an den Vater zurückfiel, der 1785 in zweiter
Ehe de Baronin Marie-Helene-Bernardine de Bare heiratete und diese
zu seiner Erbin einsetzte.
1807 heiratete diese Baronin in zweiter Ehe den Baron Maximilien-
Charles-Joseph de Villenfagne. Etwa 1817 verkaufte sie ihren gesamten
Besitz in Ruyff an die Eheleute M. B. A. Henri-Joseph Poswick und
Marie-Theröese Franck.
Es wechseln die Besitzer in recht schneller Folge: 1827 gehört „Baelen“ ”
dem Grafen Ferdinand de Hamal. Durch Verkauf geht das Schloss 1836
an Albert-E. de Lognay und dessen Ehefrau, die Baronin Maximilienne
de Foullon; 1857 an die Witwe Michiels geb. Agnes Lysens; 1866 an
Ferdinand Mevis aus Jodoigne; 1872 an die Dortmunder Fabrikanten
Ad. Brinkmann und Friedrich Semler und schließlich, 1875, an die
Alexianerbrüder aus Aachen. Diese bauen den alten Herrensitz zu einer
psychiatrischen Klinik um.
Seitdem haben sich im Laufe der Jahre eine Anzahl moderner
Neubauten um das Schloss gruppiert. Sie stehen in krassem Gegensatz
zu dem prächtigen Bauwerk der Vergangenheit. Doch vielleicht heiligt
hier der Zweck die Mittel.
9
Der Hochaltar
der Pfarrkirche zu Eynatten
von Erich Barth
Das viel gelesene Aachener „Echo der Gegenwart“ brachte in seinen
Lokalnachrichten unter dem 19. Oktober 1895 einen mit „Dr. B.“
signierten Artikel, der eine detaillierte Beschreibung des Eynattener
Hochaltares bietet. Dieser Altar ist beim Kirchenbrand am 23. April 1950
zerstört worden, und nur noch ältere Ansichtskarten können uns einen
vagen Eindruck von seinem genauen Aussehen vermitteln. So sind wir
überzeugt, dass der Beitrag von „Dr. B.‘“ bei vielen unserer Leser auf
Interesse stoßen wird. Wir haben die damalige Schreibweise beibehalten.
„Bei dem Fehlen von Vorbildern und Anhaltspunkten zum Entwurfe
von Altären in den traditionellen Formen romanischen Stiles dürfte es
als keine leichte Aufgabe zu betrachten sein, mit sicherer Hand einen
Altaraufsatz zu entwerfen, der den heutigen Formenbildungen der
romanischen Architektur und zugleich auch den liturgischen Vorschriften
der Kirche entspricht. Da Chor und Langschiff der Pfarrkirche von
Eynatten, eines Bauwerkes aus diesem Jahrhundert, mit rundbogigen
Fenstern und von einem Tonnengewölbe überragt, in romanischem Stile
später bemalt werden soll, so schien es angezeigt, auch den projektierten
Hochaltar mit den gegebenen Bauformen und der zukünftigen Dekoration
stilistisch in Einklang zu setzen.
Nach einem Entwurfe des Architekten Buchkremer wurde in jüngster
Zeit ein stattlicher Altarbau vom Bildhauer Hoffmann ' in den Formen
des spätromanischen Stiles kunstgerecht vollendet und bereits am 19.
Juni d. J. von dem hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Schmitz
feierlich konsekriert.
Wenige Worte werden im folgenden genügen, um Einrichtung und
Verzierungsweise dieses neuen Hochaltares näher anzudeuten, welcher
in der von Maler Schumacher mit richtigem Stilverständnis durchge-
führten Polychromie (=bunte Bemalung) als eine dauernde Zierde der
Pfarrkirche von Eynatten zu betrachten ist.
' Pfarrer Jos. Becker schreibt, der Altar sei von der Fa. Houben aus Breinig hergestellt
worden.
10
An der kräftig profilierten Altarmensa ersieht man in drei Nischen,
von Kleeblattbogen überragt, und zwar auf Goldfond in Weise von Email
gemalt, die drei Vorbilder des Opfers im alten Bunde, nämlich das Opfer
Abels, Abrahams und Melchisedechs ?. Über den beiden mit ornamentalen
Malereien verzierten Altarpredellen erhebt sich zu beiden Seiten des
Tabernakels ein Altaraufsatz, der in seiner unteren Hälfte unter je vier
Rundbogenstellungen in Hinterglasmalerei (englomis€), einer schon im
Mittelalter sehr gebräuchlichen Imitation von Email, acht Engelsgestalten
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Der Eynattener Hochaltar in einer älteren Aufnahme. Deutlich erkennbar ist der
Altaraufbau: Der Untersatz des Altartisches mit den Opferszenen, die acht Engel
beiderseits des Tabernakels, die Nischen links und rechts des Expositoriums, die
flankierenden Statuen des hl. Leonard und der hl. Appolonia sowie die das Ganze
überragende Kreuzigungsgruppe.
? Diese Predella-Bilder hatten, so wird berichtet, den Brand von 1950 überstanden,
werden aber seitdem vermisst.
11
erkennen läßt, die als Repräsentanten der acht Seligkeiten Spruchbänder
mit den betreffenden Texten der Bergpredigt halten, in Übereinstimmung
mit jenen Darstellungen der acht Seligkeiten, wie sie an dem Kronleuchter
Friedrich Barbarossa’s im hiesigen Münster in kräftiger Eingravierung
zu sehen sind.
Über dem Tabernakel hat der stilkundige Bildhauer einen reichen
Baldachin konstruiert, welcher die Bestimmung trägt, als Expositorium
bei feierlichen Segensmessen die hh. Eucharistie in der Monstranz zu
exponieren. Auf jeder Seite desselben erhebt sich je eine rundbogige
Nische, von reich durchbrochenem Zierkamm bekrönt, welcher dazu
bestimmt ist, in nächster Zeit mit Reliefdarstellungen aus dem Leben
des heiligen Johannes des Täufers, des Patrons der Pfarrkirche, ausgefüllt
und belebt zu werden. Den Abschluß zu beiden Seiten dieser
baldachinförmigen Nischen bilden architektonisch konstruierte Sockel,
welche die polychromen Standbilder der hl. Appolonia und des hl.
Leonardus tragen, welche letztere Bildwerke von Bildhauer Pohl (=
Wilhelm Pohl, Aachen) trefflich ausgeführt worden sind.
Wenn auch der neue Hochaltar in seiner gegenwärtigen Gestalt und
Ausstattung den ungetheilten Beifall von Kunstfreunden und vor allem
des hohen Konsekrators gefunden hat, so kann derselbe doch dann erst
als abgeschlossen und vollendet betrachtet werden, wenn der in dem
genialen Entwurf vorgesehene Aufsatz hinter dem Expositorium, in den
entwickelten Formen des spätromanischen Stiles zur Ausführung gelangt
sein wird. Nach der vorliegenden Komposition soll nämlich Abschluß
und Bekrönung des Altares durch eine größere Kreuzigungsgruppe
gebildet werden, welche, da die bauliche Beschaffenheit der Kirche die
Anbringung eines nach altkirchlicher Tradition selten fehlenden
Triumphkreuzes am Eingange des Chores nicht zuläßt, als passender
Ersatz für diesen Mangel zu betrachten sein dürfte.
Nachdem dank der Opferwilligkeit der Pfarrgemeinde von Eynatten
die Errichtung eines neuen stattlichen Hochaltares stattgefunden hat, steht
es mit Grund zu hoffen, daß es dem ferneren einmüthigen Zusammen-
wirken der Pfarrgenossen in nächster Zeit gelingen werde, die nicht
großen Mittel zu der Herstellung der im Entwurfe vorgesehenen
Passionsgruppe zu beschaffen, damit durch Hinzufügung dieses noch
fehlenden Aufsatzes der prächtige Hochaltar zur vollen Wirkung und
Bedeutung gelange“.
ok
12
A a 7 ;
Pfarrer Arnold Hochhausen (Gangelt 1838 — Hünshoven 1920), wirkte nach
seiner Priesterweihe (1863) zuerst in Kornelimünster, ehe er am 11. April 1887
die Pfarre Eynatten übernahm, wo er bis zum Jahre 1902 blieb.
Soweit die Beschreibug des „Dr. B.‘“ (Buchkremer?). Angeschafft
wurde der neue Altar zur Zeit von Pfarrer Arnold Hochhausen (1887-
1902), der sich sehr für die Ausstattung der Kirche eingesetzt hat.
Pfarrer Becker, der in Eynatten von 1930 bis 1962 fungierte, schreibt
dazu:
„Nach seinem Auftrag führte der Architekt H. Zimmermann, Aachen,
in der Kirche Reparaturen durch, der Turmhelm wurde neugedeckt, ein
neues Turmkreuz und ein kupfervergoldeter Kirchenhahn aufgestellt.
Am 11. Oktober 1893 schenkte der Kardinal-Erzbischof von Köln der
Pfarre zur Verehrung des Leidens und Sterbens Jesu Christi eine
Kreuzpartikel unseres Heilandes und Erlösers. Im Jahre 1895 wurde der
alte Barock-Hochaltar durch einen schönen neuen Hochaltar in
13
romanischem Stile ersetzt, nach einem Entwurf des Architekten und
Dombaumeisters Buchkremer aus Aachen, ausgeführt von der Fa. Houben
aus Breinig. Dieser Altar stellte eine Kreuzigungsgruppe dar. Zur Linken
und Rechten standen die Statuen des hl. Leonardus? und der hl. Appolonia.
Am 19. Juni 1895 wurde dieser neue Hochaltar von dem Weihbischof
von Köln, Hermann Josef Schmitz, in feierlicher Weise konsekriert.
Der Altar wurde beim Brande der Kirche im Jahre 1950 vollständig
vernichtet. Am 2. Februar 1902 erfolgte die Ernennung des Pfarrers nach
Hünshoven, wo er am 30. Mai 1920 überging in die ewige Heimat.“
An die besondere Verehrung des hl. Leonard in Eynatten erinnert noch
ein von Familie Zimmermann-Schultheis gestiftetes Kirchenfenster.
ok
* Das Fest des hl. Leonard wurde in Eynatten am 6. November in feierlicher Weise
begangen. Dieser Heilige, der gegen die Krankheiten des Viehs angerufen wird, wird
besonders in Bayern sehr verehrt. An vielen Stalltüren sah man früher sein Bildnis
und die meisten Pfarrkirchen besaßen einen dem hl. Leonard geweihten Altar oder
Bilderschmuck.
In Eynatten entstand 1892 auf Initiative von Leonard Zimmermann ein
Leonardusverein, der 1895 schon fünfzig Mitglieder zählte. Dem Verein angehören
durften nur Männer, die auf den Namen Leonard getauft waren. Dem Eynattener
Leonard- Verein traten auch viele auf den Namen Leonard hörenden Männer aus den
umliegenden Orten bei.
Der genannte Verein schenkte der Kirche 1894 eine Leonardus-Statue. Dem Pfarrer
Arnold Hochhausen (1887-1902) war es 1893 gelungen, auch eine Reliquie des
Heiligen zu beschaffen; diese wurde am Festtag zur Verehrung ausgestellt und die
Pilger kamen von Nah und Fern, dem heiligen Leonard ihre Anliegen vorzubringen.
Der Eynattener Leonardverein bestand bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg.
14
Die Zwerge im „Haus Raeren“‘
Gedenkblatt
zur
Erinnerung an die Anwesenheit
SE KK Höheit
des
Deutschen Kronprinzen
in
Raeren ;
am 5. Juli 1885
Vor mehr als tausend Jahren
Allhie ein Hüfthorn' schallt’,
der erste deutsche Kaiser
Ritt jagend durch den Wald.
Zum alten Haus von Raeren
Zieht sich die Jagd hinan;
Dort sprach Carolus Magnus *:
„Ihr Herren, haltet an!
„Hier ist die Luft so würzig,
„SO frisch und bergesrein,
„Drum reicht mir her mein Trinkhorn,
„Gefüllt mit gold’nem Wein.“
Es saßen ab die Ritter,
die Edlen alt und jung;
Der Schenk kredenzt dem Kaiser
Vom Rhein den edlen Trunk.
' Hüfthorn = Hifthorn = Jagdhorn
? Karl der Große
15
Und als sie sich gelabet,
Der Kaiser: „Gott erhalt’s!
„Nie wie im ‚Haus von Raeren’
„Schmeckt mir der Wein der Pfalz!
„Frisch auf!“ sprach nun der Kaiser,
Die Jagd ging weiter fort.
Da huschten in dem Hause
Die Zwerglein hier und dort.
Ein Becher war vergessen,
Gefüllt noch halb mit Wein,
Wie schlürften da die Zwerge,
Wie stiegen sie hinein!
Der Becher war gar prächtig
Gedreht aus Elfenbein,
Drum wollte jeder Zwerge
Sich dreh’n solch Becherlein.
Wie saßen sie und sannen
Und schwitzten früh und spat,
Bis endlich rief ein Alter:
„Gebt Acht! Jetzt weiß ich Rath.‘
Schnell stürmte er zum Walde,
Holt Thon sich weich und fein,
und bald hat er geformet
Das schönste Becherlein.
Er trug es denn hinunter
Tief in des Berges Schacht
Und sprach zum Erdgeist heiter:
„Sieh’! das hab ich gemacht!“
„Nun brenn und glüh’ du weise
„Mein feines Becherlein;
„Mir sagt es meine Ahnung,
„Als würd’ es hart wie Stein.“
16
Es brannt’ der Erde Feuer
Den Becher fest wie Stein.
So legt ein Zwerg den Ursprung
Für Raerens Töpferei’n.
Der erste Raer’ner Töpfer
Das war ein Zwergmännlein;
Fragt man: Wie er geheißen?
Es wird ein „Mennicken“ sein.
Und vor dreihundert Jahren
Zog dort ein Meister ein, ]
Jan Emen ss, sehr erprobet
In Kunst und Schnitzerei’n.
Gar manchem tapfern Fürsten
Schickt’ er die Humpen zu.-
Auch er ist hin gegangen,
Fand lang schon seine Ruh’.
Und nach ihm sind gekommen
Viel Meister ehrenwert,
Bis dass ein langes Kriegen
Das deutsche Land verheert’.
Da zog ins Haus von Raeren
Ein wildes Leben ein,
Die Zwerge floh’n, mit ihnen
Ging Kunst und Handwerk ein.
kkk
Doch stand nach schweren Zeiten
Ein deutscher Krieger auf
Und trieb den Schwarm der Feinde
Dahin im Siegeslauf.
Und Deutschland wählt zum Kaiser
Sich diesen Sieger bald:
Ein Held wie Carl im Schlagen
Gleich mächtig von Gestalt.
18
ZA
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FA 1587 IST IM FERN
) VERSTORBEN-EMONT
+ EMONTS OP DEN
BORN
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NAT
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Grabkreuz des Töpfermeisters Emont Emonts
(früher in Walhorn, jetzt in Raeren; Zeichnung F. Nijns)
Und wieder zieht durch Raeren,
Die Zwerge wußten’s schon,
Nach mehr als tausend Jahren
Ein deutscher Kaisersohn.
Ein Held, der schon geschlagen
Manch große, heiße Schlacht,
Mit dem ins Feld gezogen
Auch hier vom Rhein die Wacht.
Und Zwergmännlein, die lauern
Und flüstern in den Bart:
„Noch ganz dieselben Recken,
Noch ganz dieselbe Art.“
H. Schiffer
20
Einwohnerverzeichnisse der Pfarre
Walhorn aus dem 18. Jahrhundert
Teil 1: Walhorn
von Alfred Bertha
Neben den Kirchenbüchern zählen die als „Libri de statu animarum“
bekannten Häuser- und Einwohnerverzeichnisse der Pfarrer zu den wohl
wertvollsten Quellen der Familien- und Besiedlungsgeschichte unserer
Ortschaften. Diese Verzeichnisse, die der Seelsorger nach dem Rituale
Romanum Papst Pauls V. von 1614 anzulegen hatte und deren vorrangiges _
Ziel es war, die Zahl der Kommunikanten festzustellen, sind leider
vielerorts im Laufe der Zeit verloren gegangen. An dieser Stelle mag der
Hinweis erlaubt sein, dass sich diese alte Verpflichtung zur Anlage von
Häuser- bzw. Familienverzeichnissen noch in den 1924 gelegentlich einer
Diözesansynode verabschiedeten und veröffentlichten Statuten der
Diözese Lüttich wiederfindet, wo es in Kapitel V der für die Pfarrer
geltenden Richtlinien heißt, der Seelsorge sei nicht nur zur Führung von
Tauf-, Heirats- und Sterberegistern gehalten, sondern solle auch nach
Kräften sich bemühen, sorgfältig ein Buch über den „status
animarum“anzulegen und darin außer den Namen der Eltern und der
Kinder all das aufzeichnen, „was für den Pfarrer zu wissen notwendig
ist“. In welchem Maße diese Statuten von 1924 heute noch gelten, entzieht
sich unserer Kenntnis.
In den Nummern 64 und 65 dieser Zeitschrift, Febr. bzw. Aug. 1999,
haben wir den „status animarum“ des Gemmenicher Pfarrers Peter Jakob
Großmeyer aus dem Jahre 1709 veröffentlicht. Weitere Verzeichnisse
dieser Art sind erhalten für Raeren (1693), Lontzen (1704, 1740, 1776)
und Walhorn. Letztere sind von besonderem Interesse, da sie neben dem
eigentlichen Pfarrdorf Walhorn auch Astenet, Merols und Rabotrath
abdecken. Sie beginnen jedoch verhältnismäßig spät, und zwar erst mit
Pfarrer Vanden Daele im Jahre 1740. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen,
dass ältere Verzeichnisse bestanden haben.
Johannes Vanden Daele stammte aus Brüssel, wo er eigenen Angaben
zufolge am 21. Juni 1706 in der St. Nikolaus-Kirche getauft worden war.
Nach dem gewaltsamen Tode seines Vorgängers Heinrich Henuse, der
am 6. August 1737 in einem waghalsigen Unternehmen gegen die
Bockreiter im nahen niederländischen Wittem sein Leben verloren hatte,
2
ernannte die Universität Löwen Johannes Vanden Daele zum Pfarrer von
Walhorn. Die Rechtmäßigkeit dieser Ernennung wurde jedoch vom
Aachener Marienstift gerichtlich angefochten, so dass der neue Pfarrer
sein Amt erst 1739 antreten konnte.
Es kostete den Flamen Vanden Daele einige Mühe, von seinen
Pfarrkindern als Pfarrer akzeptiert zu werden, da seine „brabantische“
(niederländische) Sprache nur schwer zu verstehen war. Auch mit seinen
Amtsbrüdern in Raeren, Eynatten und Hergenrath kam er nicht immer
gut zurecht. Dennoch muss er ein eifriger Seelsorger gewesen sein.
Sein erstes Walhorner Familienbuch legte der Pfarrer, wie gesagt, 1740
an. Es folgten dann weitere in den Jahren 1745, 1764, 1765, 1768, 1769,
1770, 1773, 1779 und 1784. Auch Vanden Daeles Nachfolger, Wilhelm
Joseph Vanderheyden, legte 1788 ein solches Einwohnerverzeichnis
seiner Pfarre an.
Das Verzeichnis von 1740 werden wir durch Abdruck einer größeren
Leserschaft zugänglich machen und jeweils auf spätere Änderungen
aufmerksam machen. Dabei werden wir die teils lateinisch, teils
„brabantisch“ gehaltenen Eintragungen ins Deutsche übersetzen.
Der Rundgang führt den Pfarrer von Walhorn über Astenet und Fossey
nach Merols und von dort nach Rabotrath. Den einzelnen Häusern gibt
der Pfarrer Nummern. Dabei bemüht er sich, die Bezeichnungen der
Häuser so wiederzugeben, wie sie im Volksmund üblich waren. Es handelt
sich jedoch bei der uns überlieferten Hausstandsliste nicht um das Original
aus dem Jahre 1740, sondern um eine 1765 angefertigte und erweiterte
Abschrift, wobei der Pfarrer die Nummern der Originalliste angibt, aber
gleichzeitig daneben eine neue Nummerierung einsetzt. So können alle
zwischen 1740 und 1765 entstandenen Neubauten in diese Liste
Aufnahme finden. Die alte Nummerierung fügen wir in Klammern hinzu.
Auch manche Zusätze, z. B. Sterbedaten, sind sehr viel später eingefügt
worden. Die Daten hinter den Namen geben in der Regel das Taufdatum
an und erlauben es dem Pfarrer, die Zahl der zur Kommunion
zugelassenen Pfarrkinder festzustellen. Letztere versieht er mit einem
Kreuzchen.
Unter Walhorn
Nummer 1: An der Stelle, wo 1751 das neue Pfarrhaus errichtet wurde,
bestand kein Haus; ich wohnte damals (d. h. 1740) mit meiner Magd
Maria Smets in dem Haus, das ich unter Nummer 21 aufgeführt habe.
22
In jenem Hause wohnte über dem Stall der Knecht von Pfarrer Heinrich
Henuse, Johannes Palmars, der seit dem Jahre 1737, als der Pfarrer
ermordet wurde, schwer verletzt, lahm und kraftlos geblieben war.
Nummer 2 (2) „Auf dem Häuschen“ (op gen huysken‘‘)
Der ehrwürdige Herr Heinrich Gillis aus Thimister, Schullehrer,
Priester und Beichtvater.
M. Catharina, unverheiratete Tochter seiner Schwester.
Nummer 4, Auf dem „Danshoff“
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Der „Danshof*‘, ein markanter Bau im Herzen von Walhorn. Hier wohnte der aus
Eupen stammende Schultheiß/Gerichtsdiener Nik. Lamberts.
Schon 1445 wird in einem Feuerstellenverzeichnis in Astenet „den Dantz‘“
genannt. 1517 erscheint in den Lehnsregistern Jan Dans in Astenet, 1544 dessen
Sohn Bastian und 1537 Peter Danss in Hergenrath. Auf diese Familie geht wohl
auch der Name des „Danshofes‘“ zurück.
1764 wird Hendricus Lamberts, ein Sohn aus erster Ehe, als „Gerichtsdiener*“
genannt. Er ist verheiratet mit Anna Maria Fraipont aus Henri-Chapelle. Das
Ehepaar hat 5 Kinder und beschäftigt einen Knecht und eine Magd.
Nicolaus Lamberts, Schultheiß des hiesigen Gerichts. Starb am 25.
Nov. 1764.
Elisabeth Ferro, seine Ehefrau, 5. Mai 1680, gest. am 22. Okt. 1750.
Heinrich, Sohn aus erster Ehe von genanntem Nicolaus, geboren in
Eupen
23
Franciscus Horpesch, Knecht
Barbara Baltus, Magd
Mathias Franck Darius, Knecht, 16 Jahre
Unter Nummer 3
Johannes Peters, Witwer von Catharina Fero
Clara Elisabeth Fero, seine Tochter, 28. Feb. 1710
Im Haus Nummer 5 und 6 (4
Edmund Priem, Schöffe seit 14. Mai 1740, 24. Mai 1693
Johanna Lamberts, seine Ehefrau seit dem 20. Juni 1720, 28. Jan. 1695
Maria Catharina, verh ‚mit Johann Huit, 25.11.1721
Jenne, verh. mit Jakob Coemaet, 29.6.1726, gest. am 2.11.1780 in
Hodimont
Anna Francisca, 27.9.1728, gest. 1746
Maria Elisabeth, 10.3.1732, gest. 1746
Johann Stephan, 17.2.1735, verh. mit Maria Catharina Carondelet aus
Dolhain-Limbourg
1745 vermerkt der Pfarrer ausdrücklich, der Schöffe Edmund Priem sei
Eigentümer des Gutes genannt „op gen Hoff‘ und der Danshof liege diesem
„Hoff“ direkt gegenüber.
Damit ist klar, dass es sich beim „Hoff“ um das heute „Königshof*“ (Louvens)
genannte Anwesen handelt.
Der am 17.2.1735 getaufte Johann Stephan Priem studierte Jura und wurde
Notar. In der Franzosenzeit spielte er auch eine Rolle in der Politik.
24
Catharina Keutgen, Witwe von Stephan Lamberts
Nicolas No&l, Knecht
Helena Mercken, Magd
Unter Nr. 7 und 8 (5)
Otto Smets
Marie Jennis, seine Ehefrau, 19.4.1710
Maria, ihre ältere Tochter, 14.6.1734
Nicolaus, 21.8.1735
Gaspar, 4.12.1738
Gertrud, 12.4.1740
Anna Scheffer, ein Waisenkind ;
Unter Nummer 9 (6)
Magdalena Fraipont, Witwe von Johannes Looslever
Johannes, 19.6.1698
Peter, 25.6.1707, später in Raeren verheiratet
Barbara, 2.11.1713, später verheiratet mit Mathias Pons
Gertrud Waal, Magd
Nummer 10, „den nieuwen Boutique“ (7)
Christian Hendrix aus Baelen, verh. am 22. Juli 1720
Maria Offermans, seine zweite Ehefrau
Maria Clara, 16.10.1723
Heinrich, 19.7.1725
Maria Anna, 11.11.1727
Margarita
1740: Anna Catharina Phlips, Magd
1741: Angela Gerardi Haes
Nummern 11 und 12 (8) bildeten 1 Haus, „in gen Leuff“
Lambert Kool, 20.11.1700
Maria Teller, seine Ehefrau, 14.4.1703
Maria Gudula
Anna Catharina
Maria Straeten, die Mutter der Ehefrau, gest. am 7.5.1740
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Im Register von 1764 wird außer der „nieuwen Boutique‘, auch noch die “oude
Boutique” genannt, die dem Schultheißen Heinrich Lambertz gehörte. In
Letzterer wohnten als Pächter Hendrick Kessel und seine Ehefrau Marie Martine
Lamberts, während die „neue Boutique‘ (Eigentümer Herm. Becker) von dem
Pächterehepaar Jan Dirick Ahn und Maria Catharina Nellissen bewohnt war.
Aus „Boutique‘ wurde im Volksmund „Pottik“.
Auf Pottiks Hof, an der linken Seite des Weges auf das Walhorner Kreuz zu, in
der Ecke des Hofes, hinter dem Haus des Peter Haas, fand am 15. Juni 1809 ein
Glockenguss statt.
Nummer 13 (9
Dionis Lambert Haes, Messner/Küster (aedituus), 16.9.1695
Thekla Schoemecker, seine Ehefrau, 4.4.1692
Johann Stephan
Angela Regina
Johann Dionisius
Lucia Bertens, Magd
Nummer 14 (10)
Johannes Lamberts, 13.5.1692
Ida Emondts-bach, aus Raeren, seine 2. Ehefrau
Johann, sein Sohn (aus der Ehe mit Agnes Rymes), 9.1.1726
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Anna Catharina Släger, Magd
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Der Hof „Knapley“‘, ein Blickfang an der Ketteniser Straße.
Im Register von 1768 werden die Witwe Thekla Schoemecker, deren Söhne
Dionysius und Johann Stephan nebst Ehefrau und 4 kleinen Kindern als
Bewohner des Hofes „Knaebe Pleye“ angegeben.
Unter demselben Dach lag aber auch die Nummer 14 der Liste.
Der heutige Bau „Knapley“ trägt in einer Nische über dem Haupteingang die
Jahreszahl 1767 und darunter die Initialen der Erbauer: DMC und ML, d. h.
Dionysius M. Cool (Sohn des Laurenz Cool) und Maria (Elisabeth) Lennerts.
Errichtet wurde der Neubau gegenüber einer kleinen Kapelle „e regione sacelluli
op knabe pleye*“ schreibt der Pfarrer. Der Westgiebel zeigt die Umrisse eines
Vorgängerbaus. Dionysius Cool war in jenen Jahren einer der beiden
Ortsbürgermeister. Der Name des Hofes geht zurück auf Knap = Anhöhe und
Pley = Platz.
“in den nieuwen bouw”
Die Nummern 15 und 16 (11) bildeten eine Einheit
Peter Daelen aus Baelen
Anna Merck, seine Ehefrau
Marie Haghe, Mutter des Ehemannes, wohnte allein
Nummer 17 (12
Michael Kuck, 8. Feb. 1665
Maria Catharina seine jüngere Tochter, 9.11.1713
Janeta Theodora Schein aus Eynatten
27
In einem anderen Teil (13):
Johannes Kittel
Marie Herbergh, seine Ehefrau
Nummer 18 (14)
Mathys Feye, 1.6.1683
Catharina, die Tochter des Heinrich Pons, seine Ehefrau, 13.6.1683
Wilhelm Joseph, 19.3.1703
Nummer 19 (15)
Johannes Janssen
Gertrud Raedermecker, 27.5.1705
Hubert, 29.6.1729
Maria, 12.10.1732
Gilles, 30.8.1738
Nummer 20 (16
Odilia Kool, Witwe von Hermann Schoemecker, 8.11.1676
Willem, 10.12.1710
Johanna, 15.9.1713
Maria,. 6.2.1716
Nummer 21, “op de oude pastorije» (S. unter Nummer 1)
«op ruelle»
Nummer 22,
an
Arnold Rootheudt, Witwer
Elisabeth, seine und der Catharina Haes Tochter
Angela, 25. Jan. 1732
Maria Jenne, 30.3.1734
Nummer 23 (18) “unter demselben Dach”
Willem Ubaldus Christian, Sohn von Jakob und Catharina Schein
(Scheen), 16. Mai 1677
Catharina Kever, seine Ehefrau
Jenne, 6.10.1713
Jan, 29.7.1716, Kinder
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Als “alte Pastorat” (Hof Koonen, Dorfstr.) kannte man in Walhorn diesen Bau,
der bei der Straßenbegradigung und -verbreiterung i. J. 1976 abgerissen wurde.
Hier wohnten die Walhorner Pfarrer von 1672 bis zum Bau des jetzigen
Pfarrhauses i. J. 1751 (Foto Delhey, AVZ)
Nummer 24 (19)
Peter Loop
Barbara Clocker, seine Ehefrau, 5.4.1691
Hans Willem, ihr Sohn, 22.8.1719
Nummer 28: war unbewohnt
Nummer 29 (20)
Cornelius Haghen, 17.8.1688
Späterer Zusatz: Theodor und Marie Haes
Catharina, seine Schwester, 13.8.1690
Nummer 30 (21)
Christian Hiep
Christine Janssen, seine Ehefrau
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Der einzige Dorfschmied war 1764 Everard Leenaerts, der jedoch auf dem
Groetbach wohnte. Er hatte zwei Söhne, Johann Peter (geb. 1723) und Johann
Dionysius (geb. 1731). Im Theresianischen Kataster von 1771 werden beide als
Schmied genannt. Wahrscheinlich hat der Zweitgenannte sein Handwerk „auf
der Wöll‘“(„op ruelle‘“) ausgeübt. Pastor Wilh. Jos. Van der Heyden schreibt 1788
„op Ruelle of rewöll“. Es handelt sich hier um eine sehr alte Flurbezeichnung, die
schon 1445 mit „Johan opte Ruwel“ genannt wird,
Die alte Schmiede wurde 1972 abgerissen und ließ damals eine interessante
Fachwerkkonstruktion durchblicken.
1764 bewohnt Peter Leenaerts (verh. mit Maria Francis Philips) auf dem
Groetbach die „Schmiede im neuen Haus“,
Nummer (22) —- später eingeschobene Notiz —
War ein baufälliges Haus, wo jetzt der Garten von Johann Wilhelm
Loop ist, und war bewohnt durch Hans Jüsgen, seine Ehefrau Anneliese
Croonenbourg sowie den Sohn und die Tochter, 10-12 Jahre alt.
Nummer 31
Dieses Haus bestand noch nicht, ebenso wenig wie das jetzige
Pfarrhaus
„Grootbach‘“
Nummer 32 (23)
Laurent Nyssen aus Moresnet, kam hierhin i. J. 1738
Maria Judith Warimont
Maria Elisabeth
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Dieser Bau im Groetbacherweg ist heute Eigentum der Walhorner Molkerei. Er
dürfte schon zu Pfarrer Vanden Daeles Zeiten bestanden haben, ist jedoch bisher
keiner der angegebenen Nummern klar zuzuordnen. Klar erkennbar sind im
Giebel die Größenmaße des Vorgängerbaus.
Maria Eva
Hans Peter
Maria Joseph Maria Anna, Maria Catharina
Maria Jenne, hier getauft am 27. Juni 1739
Nummer 33 (24)
Mathijs Aldenhoven, 7.4.1680
Anna Maria Schoemecker, seine Ehefrau, 8.9.1678
Margaretha, 16.6.1713
Johanna, 4.12.1719
Regina, unehel. Kind der Margaretha, 23.3.1737
Nummer 34 (25)
Joseph van der Sanden aus Lontzen
Johanna Schoemecker, seine Ehefrau, 16.9.1682
Johannes, ihr Sohn, 13.1.1720
Eva, ihre Tochter, 24.1.1723
Nummer 35, ein daran anklebendes Häuschen erbaut 1745
31
Nummer 36 (26)
Willem, Sohn des Joseph van der Sanden, 23.1.1710
Maria Schae, seine Ehefrau, 28.12.1696
Anna Catharina Schae, ledig, 11.7.1695
Johanna Hellebrandt
Thekla Brück
Peter Schae, Sohn des hiernach folgenden Nicolaus
Nummer 37
Nicolas Schae
Maria Philips
Johanna Catharina, ihre Tochter
Elisabeth Wolter, bei ihnen wohnend, ledig.
(28) In einem durch Brand zerstörten Haus
Die Witwe des Ägidius Pons, d. h. Margarita Keutgen, 22.10.1679
Matthias, 5.11.1708
Heinrich, 15.3.1711
(29) In dem daran anhängenden Haus
Thekla Schoemecker
Maria Engel
Maria Catharina, unehel. Kind des Cornelius Hagen, 21.4.1731
Nummer 38 (30)
Paulus, Sohn des Mathias Keutgen und der Margr. Schein, März 1681,
verheiratet am 8.2.1717 mit Maria Heisterboom,
Simon, 27.11.1719
Matthias, 13.4.1723
Edmund, 23.1.1725
Nummer 39, bestand noch nicht; wurde etwa 1760 erbaut.
Nummer 40 (31
Everard Leenaerts der Schmied, 21.2.1690, verheiratet am 21.1.1720
mit Elisabeth Kerris
Anna, 12.2.1720
Maria, 29.11.1721
Johann Peter, 25.2.1723
Magdalena, 18.7.1726
Johannes Dionysius, 12.1.1731
Anna Leenaerts, Schwester des Everard
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Unter Nr. 39 erwähnt der Pfarrer in seiner 1764 angelegten Liste das Haus „aen
gen Eyck“ (an der Eiche) und dessen Bewohner Gerard Timmermans, ledig, geb.
1688, Nicolas Timmermans, Eigentümer des Hauses, get. 12.9.1695, dessen
Ehefrau Magdalena Fouber (1.2.1712), und Gerard Nicolas, „einziges Kind“, get.
5.3.1759. Als Mägde lebten an der „Eiche“ Maria Catharina Cüper (18 J.) und
Maria Catharina Fouber.
In der Hausliste von 1788 ist der 1759 geborene Gerard Timmerman als
Eigentümer des Hauses angegeben, das von den Pächtern Wilhelm Mennecken
und Maria Catharina Ganser mit ihren 6 Kindern bewohnt wird.
Nummer 41 (32)
Gerard Timmermans, 6.11.1688
Margaretha, 8.6.1681
Anna, 31.5.1690
Maria, Okt. 1692
Nicolaus, 12.9.1695
-alle Kinder derselben Eltern-
Catharina Nydecken, ledig, Magd
Nummer 42 (33)
Hendrick Schein
Annaclemens Lamberts, seine Ehefrau, 6.7.1664
Anton
Johanna, 6.4.1703, starb in Kettenis 1773
Anna Barbara Driessens, Magd
Nummer 43, war nicht getrennt von der Nummer 42
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Im Register von 1764 folgt der Nummer 39 „an der Eiche“ unter Nummer 40 das
Haus „op gen Brück“ (auf der Brücke). Hier unterquert der Hornbach die Straße.
Im Volksmund hieß das Haus auch „d’r Potik“ (vom Französischen „boutique*‘),
weil dort zu Anfang des 20. Jh. ein kleines Kolonialwarengeschäft betrieben
wurde. „Moppe Ting“ wurde die Geschäftsinhaberin gerufen, hieß aber
eigentlich Catharina Rotheudt.
Der „Potik‘“war von 1920 bis 1955 Bäckerei (Radermacher), danach Pachtwohnung.
Zu Pfarrer Vanden Daeles Zeiten war „op gen Brück“ im Besitz der Eheleute
Peter Smets und Margarethe Mager, die im Mai 1759 geheiratet hatten. Dieses
Ehepaar hatte (bis 1764) zwei Kinder: Michael und Maria Helena.
Das Haus bewohnte Ende des 18. Jahrhunderts und bis zu seinem Tode im Jahre
1836 auch der Schneidermeister Johann Caspar Scheen, der als Dorfchronist in
die Walhorner Geschichte eingegangen ist. „Op gen Brück“ wurde 1980
abgerissen und machte einem Neubau (Nr. 37) Platz.
Nummer 44, auch dieses war nicht von der Nr. 42 getrennt
Nummer 47 (34). im Hackeloch, wo nur noch der Stall des Johannes
Kütgen, des Sohnes des Mathias, übrigbleibt
Johannes Kuck, Oktober 1657
Maria Weertz, seine Ehefrau
Gertrud, 22.11.1691
Margaretha, ihre Tochter, 27.3.1699
Aldaricus Timers, Schneider, aus Aubel
Nummer 45 (35)
Maria Looslever, Witwe von Martin Daelen, 29.3.1683
Ihre 4 Söhne
Johannes, außer Haus
Cornelius, außer Haus
35
Maria Elisabeth, 20.12.1736
Marguerite, gest. 26.7.1773
Bewohnt bei ihnen eine Kammer:
Michael Lauter, Schneider, aus Thorn
Maria Elisabeth Severin, seine Ehefrau
Anna Maria, ihre Tochter;
-sind aus Düsseldorf hierher gekommen-
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Seit dem Jahre 1835 ist das Haus „op gene kelder“ — Dorfstraße 68 - im Besitz
der Familie Schumacher. Es besitzt schöne gewölbte Keller.
Nummer 49 (35
Anton Lamberts, Schöffe, 28.7.1695
Elisabeth Susanna Raedermecker, seine Ehefrau, gest. 24.5.1740
Maria Liberts, ihre Tochter,.....? 14.2.1699
Nummer 50 (39)
Johannes Keutgen, 29.7.1683
Maria Lamberts, seine Ehefrau, 12.3.1702
Mathias Jakob, 23.9.1737, Knecht
Nummer 51 (40)
Gaspar Vielvoye, „plaesterman“ („Pliesterer‘“, Gipser)
Gertrud Laschet, seine Ehefrau, aus Hergenrath
Anna Maria
36
Gaspar, 8.5.1730
Anna Catharina, 15.8.1735
Johann Stephan, 22.5.1739
Nummer 52 (41): war unbewohnt e
Nummer 53 (42)
Nicolaus Foubriaen aus Hergenrath
Catharina Meuth, seine Ehefrau
Magdalena, ihre Tochter, 1.2.1712
Das Folgende hatte keinen Pächter. 4
Nummer 53
Nummer 54 (43)
Anton Priem, Schöffe
Anna Catharina, seine Tochter, 5.7.1690
Christine Lichtebach, Magd
Ein Knecht
Nummer 55 (44)
Johannes Ortmans aus Monschau
Anna Ossemans, seine Ehefrau
Arnold, ihr Sohn, 16.10.1712
Catharina Rischaw, Auswärtige
Nummer 56 (45)
Leonard Philips, ledig, 13.8.1667
Catharina, seine Schwester, ledig
Nummer 57 (fehlt)
„Crümmelshof“
Nummer 58 (46).
Der ehrwürdige Herr Kaplan Gerard Raedermecker
Johanna, seine Schwester
Ein Student, später Kapuziner
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Der Crümmelshof erinnert bis heute an eine der bekanntesten Familien des
limburgischen Landadels.
Reiner von dem Panhaus überließ 1559 dem Johann Crümmel von Raaf ein in
Walhorn gelegenes Lehngut, das den Namen Crümmelshof annahm.
Durch Heirat kam der Crümmelshof an die Familie Heyendal, die ihn 1724 der
Gemeinde verkaufte. Seitdem war der Hof die Wohnung des jeweiligen Kaplans.
Crümmelshof blieb bis 1975 im Besitz der Kirche, die ihn dann an die heutigen
Bewohner, Fam. Pelzer-Hocks, verkaufte.
1764 bewohnte ihn der verwitwete Notar R(enerus). Brandt mit seinen vier
Kindern (Marie Joseph, Marie Gertrud, Marie Catherine und Marie Louise).
Der Hof wurde im 19. Jh. stark umgebaut.
An der Walhorner Heide
Nummer 59 (47
Jan Philips, 14.7.1677
Barbara Kever, seine 2. Ehefrau, aus Hauset
Christina Elisabeth, 19.11.1712, wohnt auswärts
Heinrich, 4.11.1714, ebenfalls
Maria Catharina, 27.5.1717
Maria, 9.10.1721
Thekla
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Nummer 60 (48
Jan Boomgaerts
Clara Looslever, seine Ehefrau
Johanna, 21.2.1719
Nummer 61 (49)
Jan Kever
Catharina Bruwer, seine Ehefrau, 2.11.1694
Maria Clara, 27.11.1729
Johann Joseph, 13.9.1731
Heinrich Franz, 4.10.1735
Johanna Bruwer, Schwester der Ehefrau, 5.8.1699 :
Nummer 62 (50)
Johannes Ahn aus Lontzen
Marie, Tochter des Laurenz Kool, seine Ehefrau
Nummer 63 (51
Peter Peters
Ida Rousch aus Eynatten, seine 2. Ehefrau
Johanna Maria, 23.8.1734
Nicolaus, 23.4.1739
Nummern 64 u. 65
Bildeten ein einziges, dem Peter Philips, 23.10.1656, gehörendes Haus.
Nummer 66
Catharina Yserloo
Wilhelm, Witwer von Eva Stolwerck, 1.8.1686
Barbara, ihr Kind
Anna Catharina, Anna Elisabeth und Maria: Nichten, Kinder des
Johann Wintgens und der Christina Philips, getraut am 14.7.1725
Nummer 67 (53)
Wilhelm Bomgaerts, 9.1.1706
Catharina, Tochter des Nicolaus Foubrian, 20.5.1709
Clara
Maria Catharina,
Maria Joseph
Ida
Cornelius Daelen aus Moresnet, Knecht
39
Nummer 68 : Dort stand noch kein Haus
Nummer 69 (54)
Winand Thoma
Christine, seine Ehefrau, 10.11.1709
Peter, 30.8.1735
Maria Catharina, 3.11.1736
Nummer 70 ( 55
Maria Moresnet, Witwe von Heinr. Looslever, 11.9.1667
Elisabeth und Margaretha, Zwillinge, 14.3.1697
Catharina, 19.1.1699
Wilhelm, 19.1.1701
Ida, 10.10.1704, gest.11.2.1774
Ein Knecht
Nummer 71 (56
Hermann Westhein mit seiner Ehefrau und acht Kindern besuchte die
Filialkirche von Eynatten.
Nummer 72 (57
Adam Michael Gillis, starb im April 1774
Angela Timmermans, seine Ehefrau, 21.4.1706
Nicolaus, der ältere Sohn
Peter, 8.11.1738
Eine Magd, ein Knecht und ein Schafhirt
Nummer 73 (58)
Peter Timmermans, genannt „Dicke Peter‘
Elisabeth Falter, seine Ehefrau, aus Raeren
Maria Elisabeth, 12.11.1715, gestorben in Eynatten 1773
Joseph Peter, 29.1.1719
Jakob Ramans, Schafhirte
Peter Peters, ebenfalls Schafhirt
Catharina Smets, Magd
Nummer 74 (59)
Peter Gillis, Witwer
Theresia Apollonia de Heselle, Schwester der Ehefrau, ledig
Lambert Caro, Knecht
Catharina Pesch, Magd
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Nummer 75 (60)
Petronilla de Heselle, Witwe von Leonard Hennen
Cornelius Hennen
Anna Maria Müller, dessen Ehefrau
Leonard Joseph, deren erstes Kind
N. M., eine Verwandte, als Magd
Nummer 76: Das Haus war nicht vom vorhergehenden getrennt.
Nummer 77 (61)
Nicolaus de Heselle, «op de snep Roye», Eigentümer
Barbara Swaderlap aus Raeren, seine Ehefrau .
(Die von Pfarrer Van der Heyden i. J. 1788 angelegte Hausliste
nennt in der Walhorner Exklave Belven den Hof „Bokkenhaeg of Snep-
roye*‘).
Nummer (62)
Johann de Heselle, Bruder des Nicolaus
Elisabeth de France, Holländerin, die er als seine Ehefrau bezeichnete,
aber bald verzogen sie nach Holland
Nummer 78 (63)
Laurent Raedermecker
Barbara Steinmetzer aus Raeren, seine 2. Ehefrau
Ihre Kinder:
Maria Catharina
Laurenz Theodor
Simon
Simon Keutgen, Knecht
“Auf den Drieschen“ oder den „Hundertmorgen von
Schwartzenbourg“
Nummer 79 (64)
Johannes Cotmoet
Catharina Nyssen, seine Ehefrau
Peter, gest. 29.3.1763, hier getauft am 1.2.1735
Mathias Boerjans, Schafhirt
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Das Gut „am Walhorner Kreuz“ (Gut „Kreuz“‘) gehörte ursprünglich zum Besitz
der Familie Schuyl.
Der Hof wurde erbaut (umgebaut?) i. J. 1641 durch Arnold Schuyl und dessen
Ehefrau Isabelle von Straet (v. Alensberg), deren Wappen sich beiderseits des
Torbogens befinden.
Auf älteren Ansichten ist der Torbogen mit einem eingeschossigen Turm unter
Pyramidendach überbaut.
„Am Walhorner Kreuz“
Nummer 80 (65)
Ludovicus Pirnet aus Henri-Chapelle, zweiter Ehemann der
Maria Catharina Reul
Anna Elisabeth, 24.6.1728
Maria Helena, Tochter des Stephan Philips, 28.4.1730
Johann Stephan Pirnet, 6.1.1737
Ludovica, 7.12.1739
Nicolaus Noel, Knecht
Lambert van der Sanden, Schafhirte
Gertr. Frins, Magd
42
Nummer 81 (66)
Hendrick Pons, hier getauft, 168(.)
Mechtild Rootheudt, seine dritte Ehefrau, aus Hauset
Johann, 11.9.1724
Joseph Heinrich, 9.2.1728
Maria, 23.10.1729
Johanna, 1731
Johann Stephan, 1735
Hermann Ernst, Knecht
Johann Bruwer, Schafhirt
Maria Schoemeckers, Magd
„Matzelheye‘ (Marzelheide)
Nummer 82
Diese Baracke wurde etwa 1751 gebaut. Das Haus des Philipp Pons
stand höher und war 1740 bewohnt wie folgt:
Philipp Pons, hier getauft am 1.5.1678
Marie Paelen, seine Ehefrau, 14.2.1677
Anna Catharina
Maximilian, 11.4.1716
Anna Maria, 6.3.1718
Adam, 21.2.1720
Nummer 83 (68)
Johann Theodor Straeten, 1.3.1702
Maria Kück, seine 2. Ehefrau
Hubert Nicolaus, Sohn der ersten Ehefrau, 2.4.1727
Nummer 84 (69), zum nächsten hin orientiert
Karl Kuck
Barbara Gübels aus Montzen
Maria Catharina, die ältere Tochter, 30.5.1730
Michael, 25.9.1732
Anna Catharina, 5.2.1735
Franz, 28.10.1737
43
N
X SE KÜR
Das Gut Marzelheide weist im Parterre des Wohntraktes noch die typischen
Baumerkmale der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auf.
Unter demselben Dach
Nummer 85 (70
Anna Kerff, Witwe von Johann Keutgen
Johann
Marguerite
Nummer 86 (71), die Baracke von Dionis Mommer, gebürtig aus
Lontzen
Catharina Ralcheas (?), seine 2. Ehefrau
Karl
Anna Maria
Jenne Catharina
Johann Joseph
Nummer 87 (72)
Barbara Kerst, Witwe von Thomas Rymes
Anton
Maria
Thomas
44
„Op Montem“
Hendrick Feye, Eigentümer, 28.12.1708
Angela Weyes, seine 2. Ehefrau, aus Lontzen
Wilhelm, Sohn des Heinr. Feye und der Maria Straet, 26.9.1734
„Der Latenbau“ (Laeten Bouw)
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Als der Walhorner Pfarrer Heinrich Henuse (1711-1737) von den Bockreitern
ermordet wurde, war er gerade dabei, sich auf „Montem“ ein neues Haus zu
bauen. Dieses Detail im Bericht über den Mordfall wurde bisher übersehen, gibt
uns jedoch den Schlüssel zur Geschichte des „Latenbaus‘“ (damals auch „op
Montem“ genannt).
Marie Jenne Smets aus Wonck b. Vise war die Nichte des Pfarrers. Sie heiratete
Anton Wilkens. Das Ehepaar Wilkens-Smets (Schmetz) stellte den begonnenen
Bau fertig, wie aus einem erhaltenen Zahlenstein mit der Inschrift „Hendricus
Hennuse Pastor von Walhoren —- Anton Wilkens - Maria Johanna Schmetz —
A° 1737“ deutlich hervorgeht.
Die Marie Jenne (Maria Johanna) war die Nichte der Maria Smets, die Vanden
Daele 1740 als seine Magd angibt und die ebenfalls aus Sal (Wonck) stammte.
Der Vorgänger von Pfarrer Vanden Daele, Heinrich Henuse, kam aus Wonck,
ebenso dessen Knecht Jan Palmars.
45
Nummer 89 (74)
Anton Wilckens aus Meer ende Sal, Eigentümer
Marie Jenne Smets aus Wonck bei Vise
Heinrich, ihr Sohn
Francis Schirvel
Gertrud Driessens, Magd
Nummer 91 (75), Eigentümer der Gerichtsschreiber (scriba) Heyendal
Jakob Gillis
Anna Catharina Ganser, 7.8.1708
Nicolaus
Matthias Heinrich, 25.3.1741
Auf dem Asteneterweg
Nummer 92 (76
Johannes Keullen, Eigentümer, 6.4.1661
(N. N.), seine 2. Ehefrau
Stephan, 4.1.1707
Cornelis, 17.6.1709
Nummer 93
Dieses Haus des Cornel bestand noch nicht.
Mit dieser Nummer 93 beschließt der Pfarrer die Liste für das Dorf
Walhorn und zieht eine sehr positive Wohnungsbaubilanz, indem er
bemerkt:
„76 Wohnungen im Jahre 1740 und 93 im Jahre 1765 im „Quartier“
(= Dorf) Walhorn. 93 - 76 = 17 mehr in 25 Jahren.“ Die Zahl der zur
Kommunion zugelassenen Walhorner gibt Vanden Daele für 1740 mit
289 an. 22 Kinder gingen zur Erstkommunion.
Die Sozialstruktur der Walhorner Bevölkerung ist bäuerlich geprägt.
Es gibt nur wenige Handwerker, so 2 Schuhmacher, einen Schneider,
einen Schmied, einen Radermacher (Stellmacher) und einen „Pliesterer“
(Gipser). Es fehlen die Schreiner! Auffallend ist auch, dass keine
Gastwirtschaft erwähnt wird, auch kein Fuhrmann.
Größere landwirtschaftliche Betriebe halten sich Knechte und Mägde.
Insgesamt listet der Pfarrer 12 Knechte und 17 Mägde auf. Es gab auch
46
noch eine gewisse Anzahl an Schafherden, deren Besitzer einen (oder
gar zwei) Schafhirten eingestellt hatten. Ob diese aber ganzjährig im
Dienst waren, lässt sich nicht feststellen. Der Pfarrer hat sechs Hirten
gezählt.
Über die Wohnverhältnisse gibt die Haus- und Familienliste nur wenig
Auskünfte, abgesehen davon, dass das eine oder andere Haus als Baracke
oder Brandruine bezeichnet wird.
Neun Männer haben nach dem Tod ihrer Ehefrau ein zweites Mal
geheiratet. Einer gar ein drittes Mal. Hier muss die hohe Zahl der
Sterbefälle nach einer Geburt berücksichtigt werden.
Beliebtester Taufname der Mädchen war in Walhorn Anna, besonders
in der Verbindung mit Catharina und mit Maria. T
Quelle: Staatsarchiv Eupen, A.2.4. Nr. 564
Fotos, wenn nicht anders angegeben, vom Verfasser.
Teil 2 (Astenet — Merols — Rabotrath) folgt in Nr. 73, Aug. 2003, dieser
Zeitschrift.
47
Der Turmwärter
Er steigt mit den Kindern im dunklen Turm
über die steinernen Stufen.
Die Kinder drängeln und rufen.
Die Treppe windet sich hoch hinauf,
gleich einer drehenden Leiter-
die Luft wird stickig, mit einem Mal
wollen die Kinder nicht weiter.
Doch er tröstet und schiebt sie zum Mauerspalt,
wo ein Licht blinkt im Augenblick—
er weiß: dieses schmale Licht gibt Halt,
und niemand will jetzt zurück.
Nun schlägt die Treppe sie in den Bann,
jetzt stürmen die Kinder nach oben-
er keucht, weil er selber kaum weiter kann
und horcht auf des Herzens Toben.
Endlich das Licht und der weite Blick
und die jubelnde Freude der Jungen...
Er aber weiß, dass zum letzten Mal
er die drehende Treppe bezwungen.-
Maria Theresia Weinert
48
Eine unvermeidbare Schließung:
Die Hergenrather Kalkwerke
von (+) Josef Bernrath
Vorbemerkung: Der nachfolgende „Bericht über die wirtschaftliche
Lage der Firma Nouvelle Societe Chaufourneries d’Hergenrath - S. A.“
wurde, wie aus textinternen Kriterien hervorgeht, im Frühjahr 1955
verfasst. Aus dem Text geht nicht mit letzter Klarheit hervor, wer der
Adressat dieses Berichtes ist. War es die Aktionärsversammlung?
Die Leistungsfähigkeit unseres Betriebes
Die vorhandenen industriellen Anlagen erlauben die Fertigung
nachstehender Produkte:
- unbehauenen Bruchstein
- Stückkalk mit dem Nebenprodukt Kalkasche
- Stückkalk gebrochen und gemahlen
- Hydratkalk mit dem Nebenprodukt Hydratgriese.
Die Produktion des Werkes beschränkt sich jedoch auf die Herstellung
von Stückkalk für diverse Zwecke; alle anderen Produkte sind von diesem
abgeleitet.
Die Gewinnung von Bruchsteinen für den Straßenbau und dergleichen
erfolgt nur aufgrund von Nachfrage, kann also nicht als regelmäßige
Produktion betrachtet werden. Der Bruchstein selbst stellt nur das
Rohprodukt für das Brennen von Kalk dar.
Wir verfügen über 4 Schachtöfen mit einer Tagesleistung von je 45
Tonnen, d. h. 180 Tonnen arbeitstäglich. In dieser Tonnage sind aber
rund 30 Tonnen Kalkasche in der Körnung 0/10 enthalten. Diese sind
auszusondern, sodass eine reine Stückkalkproduktion von
150 Tonnen täglich + 30 Tonnen Asche
3.600 To monatlich + 720 To Asche
43.200 To jährlich + 8.460 To Asche
erreicht werden könnte.
Die Beschaffenheit des Steinbruchs und die Qualität des Steines ist in
erster Linie dafür grundlegend, dass eine solche Produktion erreicht
werden kann.
49
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Von der Vegetation überwuchert: Die Kalköfen in der Brennhaag
Gaben wir Ihnen vorstehend eine kurze Übersicht über die
Möglichkeiten unserer industriellen Anlage, so wollen wir Ihnen
nachstehend ein Bild davon geben, wie sich der Steinbedarf in einer
solchen Produktion stellen wird.
Ofenproduktion Steinbedarf
täglich 180 To 360 To
monatlich 4.320 To 8.640 To
Jährlich 51.840 To 103.680 To
Wenn wir mit einem Erdanfall von 20% rechnen, so stellt der
Steinbedarf 80% der gesamten Steinbruchleistung dar. Bei dem oben
genannten Steinbedarf würde sich also die Gesamtproduktion des Bruches
in etwa wie folgt darstellen: >
Steine + Erde Gesamt
80% 20% 100%
täglich 360 To 90 To 450 To
monatlich 8640 To 2.160 To 10.800 To
jährlich 103.680 To 25.920 To 129.600 To
50
Um eine Jahresmaximalleistung zu erreichen, ist in erster Linie die
vorstehende Steinbruchleistung zu erreichen.
Diese stellte sich jedoch in den Jahren 1948-1954 folgendermaßen
dar:
Jahr Steine Erde: Total
To % To % To
1948 68.143 85,44 11.818 14,56 79.761
1949 49.452 81,38 Ma 1862 60.769
1950 43.657 79,37 11.344 20,63 55.001
1951 47.136: 83:57 9.270 16,43 56.406
1952 42.298 80,92 9908 52.217
1953 29.991 81030 6.800 18,70 36.791 5
1954 46.122 70,83 18996 2917 65.118
Dem gegenüber steht die notwendige Leistung zur maximalen
Ausnutzung von
103.680 Tonnen Steinen (80%) und 20 Tonnen Erde (20 %).
Die Aufstellung zeigt, dass wir in den vergangenen 8 Jahren die
Maximalleistung nicht erreicht haben. Die wirkliche Leistung (Ist-
Leistung) zur möglichen (Soll-)Leistung stellt sich etwa wie folgt dar,
wodurch man auch den Beschäftigungsgrad feststellen kann:
Soll-Leistung Ist-Leistung Beschäftigungsgrad
Steine Steine in
To To %
1948 103.680 68.143 66
1949 Si 49.452 48
1950 # 43.657 42
1951 ee 47.136 45
952 S 42.298 41
1953 Se 29.991 29
1954 X 46.122 44
Diese Zahlen weisen aus, dass wir in den Referenzjahren eine
Durchschnittsbeschäftigung von nur 45 % erreichten. Die im Steinbruch
erreichte Leistung beeinflusst naturgemäß den Versand. Wir legen
umseitig verschiedene Statistiken bei, die von größtem Interesse sein
dürften.
54
Erschwerend wirken noch folgende Tatsachen:
a) die meisten belgischen Kalkwerke liegen im Maastal und verfügen
teilweise über einen eigenen Wasseranschluss;
b) große Verbraucherindustrien, also unsere Kunden, verfügen in
Anbetracht des gut ausgebauten belgischen Kanalnetzes ebenfalls über
Wasseranschluss.
Bekanntlich kann der Eisenbahn- und LKW-Transporttarif nicht mit
den vorteilhaften Bedingungen des Transportes auf dem Wasserwege
konkurrieren.
Eine weitere Tatsache ist die, dass das Brennen von Kalk erhebliche
Brennstoffmengen erfordert, und zwar etwa 200 Kilo Kohle pro Tonne
Kalk. e
Aus der Karte B ist ersichtlich, dass die Kohlenreviere ebenfalls
teilweise in naher Nachbarschaft unserer Konkurrenz gelegen sind, was
für diese geringere Frachtkosten zur Folge hat. Brennstoffe und deren
Frachtkosten haben jedoch einen sehr spürbaren Einfluss auf die
Gestehungskosten des Kalks. Durch die bessere Lage wird unsere
Konkurrenz in die Lage versetzt, den Gestehungspreis aufgrund der
günstigeren Brennstoff-Frachten zu senken.
Unter Berücksichtigung dieser Faktoren verfügt unsere Konkurrenz
über bedeutende Vorteile, die wir uns aufgrund unserer geographischen
Lage in keiner Weise zu eigen machen können. Es ist eine altbekannte
Tatsache, dass gerade die Ostkantone durch ihre Lage schwer belastet
sind und der Existenzkampf vieler Unternehmen hart ist. Wir sind keine
Einzelgänger, die die oben angeführten Argumente für sich allein in
Anspruch nehmen wollen,
Wir müssen aber doch darauf hinweisen, dass die belgische
Kalkindustrie ihre Produktion derart in die Höhe geschraubt hat, dass
ohnehin schon ein harter Konkurrenzkampf innerhalb des Landes besteht.
Werke mit einer so ungünstigen geographischen Lage wie der unsrigen
sind in diesem Kampf immer die Benachteiligten. In unserem Falle schuf
diese Lage besondere Eigentumsrechte in unserer Firma, wie Sie im
Nachstehenden sehen werden, die es uns ermöglichten, jahrzehntelang
die Produktivität des Werkes zu sichern.
Die Entwicklung der Gesellschaft
Unter Hinweis auf die geographische Lage des Werks ist es
verwunderlich, dass die Firma, d. h. ein Steinbruch- und Kalk-
55
brennereibetrieb, auf ein fast 50jähriges Bestehen zurückblicken kann.
Die Kalkwerke Hergenrath A. G. sind am 23.2.1923 gegründet worden,
vorher existierte aber bereits die Firma „Kalkwerke Hergenrath G.m.b.H.“
und das Unternehmen Vandenesch. Um diese Lage verstehen zu können,
ist ein kurzer Rückblick auf die Geschichte des Unternehmens angebracht.
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Blick in das Innere eines Ofens. Die Öfen haben einen Durchmesser von + 5,50 m.
56
Die Zeit bis 1940
Das Werk verfügte bei seiner Gründung über ausgedehnte Stein-
vorkommen, die zwar der Gemeinde Walhorn gehörten, aber durch einen
langjährigen Pachtvertrag dem Kalkwerk zur Ausbeutung überlassen
wurden.
Ein notarieller Vertrag vom 14.1.1910 beurkundet diese Verpachtung
an den aus Eupen stammenden, jedoch in Stolberg ansässigen
Unternehmer August Vandenesch. Kalksteinabbau und Verarbeitung zu
Brannt- und Düngekalk war schon im 19. Jh. vielfach betrieben worden,
doch mit dem Unternehmen Vandenesch entstand zum ersten Male in
Hergenrath ein Werk größeren Ausmaßes.
Im Einvernehmen mit der Gemeinde Walhorn übertrug der genannte
Vandenesch am 19.12.1912 die Ausbeutungsrechte an die Westdeutschen
Kalkwerke A. G. in Köln.
Obschon uns die betreffenden Urkunden nicht mehr vorliegen, müssen
in der Zeit von 1910-1912 die Westdeutschen Kalkwerke die von Herrn
Vandenesch erstellten Anlagen durch Kauf erworben haben. Wie konnte
es zu einem solchen Verkauf kommen?
Die Erklärung dürfte denkbar einfach sein. Die Firma Westdeutsche
Kalkwerke A. G. war bereits Besitzerin der Steinbrüche und Kalkwerke
in Walheim, Niederforstbach und Stolberg sowie größerer, noch nicht
erschlossener Steinvorkommen im Aachener Bezirk. Infolge der
geographischen Lage des Hergenrather Werkes stieß Vandenesch im
Aachener Raum auf diese mächtige Konkurrenz, zu der sich auch noch
verschiedene Privatunternehmen wie Gussen, Thelen, Mayer und Hoven
gesellten; andererseits sah sich das Hergenrather Werk nach Westen hin
durch die belgischen Kalkwerke blockiert. Angesichts dieser
Zangenstellung und dieser doppelten Konkurrenz blieb dem Privatmann
Vandenesch nur eine einzige Möglichkeit, einen Steinbruch und
Kalkbetrieb in Hergenrath weiterzuführen: Verkaufen. Diese Aktion war
also lediglich eine Folge der geographischen Lage des Hergenrather
Werks.
Die Westdeutschen Kalkwerke traten am 1.4.1920 alle Rechte und
Pflichten aus ihrem mit Walhorn getätigten Vertrag an die Kalkwerke
Hergenrath G. m. b. H. ab, welche ihrerseits am 18. Juni 1920 aufgelöst
wurden. Durch diese Transaktionen entging die Gesellschaft der
Sequestrierung.
Eine Urkunde vom 23.2.1923 belegt die Gründung der „Kalkwerke
Hergenrath A.G.“. Diese neue Gesellschaft kaufte das Werk in der
57
Brennhaag. Die neue Firmengründung und die dadurch geschaffenen
Kapitalverhältnisse entsprachen der neuen, durch den Friedensvertrag
und den Anschluss an Belgien entstandenen politischen Lage. Die G- m.
b. H. und die A. G. waren Firmen belgischen Rechts, auch wenn die Ak-
tienmehrheit weiterhin in den Händen der Westdeutschen Kalkwerke lag.
Diese Kapitalverhältnisse sind dadurch zu erklären, dass kein
belgisches Unternehmen am Kauf des so ungünstig gelegenen
Hergenrather Werkes Interesse zeigte. Das Werk konnte andererseits nur
dann weiterbestehen, sich entwickeln und annehmbare Resultate erzielen,
wenn ihm der deutsche Markt erschlossen blieb. Dies war der Fall durch
die Kapitalbeteiligung der Westdeutschen Kalkwerke.
Als August Vandenesch seine Rechte um 1911 an die Westdeutschen
Kalkwerke abtrat, trennte er sich von einem defizitären Unternehmen,
das für 1911 einen Verlust von 7215 Mark ausweist. Auch 1912 schloss
noch mit einem leichten Defizit von 1772 Mark. Mit der Kredit- und
Bürgschaftshilfe der Westdeutschen Kalkwerke konnte sich das
Hergenrather Werk im Laufe der Jahre beträchtlich vergrößern. In den
Kriegsjahren 14-18 entstanden die ersten Ofenanlagen und bis zum Jahre
1940 standen 3 Öfen mit einer Tagesleistung von insgesamt 135 Tonnen.
Ein vierter Ofen war bereits 1938 geplant, konnte aber erst 1941
verwirklicht werden, da die finanzielle Belastung zu der Zeit für das
Werk zu groß war.
1934 entstand eine Hydratanlage, die erste ihrer Art in Belgien. Die
Finanzierung dieser Objekte wurde durch eigene Firmenmittel
übernommen, so dass in den Vorkriegsjahren an eine Dividenden-
ausschüttung nicht zu denken war. Der Verzicht des Hauptaktionärs auf
Gewinnausschüttungen erlaubte es dem Hergenrather Betrieb, sich dem
jeweiligen Stand der Technik anzupassen.
Es dürfte interessant sein, einen Blick auf die Jahresbilanz des letzten
Vorkriegsjahres (1939) zu werfen:
Kapital: 2.000.000 BF
Anlagevermögen: 2.994.567 BF
Neuanlagen 1939 389.217 BF
Verkaufserlöse (netto) 5.229.844 BF
GEWINN 1939 57.233 BF, d. h. 2,86 % auf das Kapital.
Von diesem Gewinn zweigte man 50.000 F für den Reservefonds ab,
wodurch erst die gesetzlich vorgeschriebene Reserve von 200.000 F
erreicht wurde.
58
Aus den Betriebsaufwendungen ist die Summe von 1.332.052 F für
Löhne und Gehälter besonders hervorzuheben. Legen wir diese Summe
mit 12.000 F um, was einem damals üblichen Monatseinkommen von
etwa 1.000 F entspricht, so erreichen wir eine Beschäftigtenzahl von 111
Personen. Da die Arbeitnehmer durch die umliegenden Ortschaften
gestellt wurden, war dies eine fühlbare Entlastung dieser Gemeinden.
Die regelmäßige Beschäftigung erlaubte unseren Arbeitnehmern ferner,
ein sozial zu rechtfertigendes Leben zu führen. Die Bindung an das Werk
drückt sich auch darin aus, dass wir zu 80% Arbeitnehmer beschäftigt
haben, die uns über Jahrzehnte die Treue bewahrt haben.
Diese erfreuliche Entwicklung war nur dadurch möglich, dass uns der
deutsche und der holländische Markt durch unsere Beziehungen zür
deutschen Interessengruppe offen blieben.
Das Verhältnis Export — Inland stellte sich wie folgt dar:
Export Inland
89,75% 10,25%
Wir wollen aber nicht unerwähnt lassen, dass der Export von Belgien
nach Deutschland noch dadurch gefördert wurde, dass die
Produktionskosten in Belgien weit niedriger lagen als in Deutschland.
Diesem Plus stand allerdings entgegen, dass die deutschen
Devisenbestimmungen dem Ausland enorme Schwierigkeiten in den Weg
legten, wodurch sich die Vor- und Nachteile gegenseitig die Waage hielten.
1940 — 1945
Die Versandentwicklung und der Beschäftigungsgrad entsprachen auch
während dieser Zeit den vorauf gegangenen Jahren. Der einzige Vorteil,
der dem Werk durch den Anschluss des hiesigen Gebietes an Deutschland
geboten wurde, war rein finanzieller Art und ergab sich daraus, dass der
Versand keinen Devisenbestimmungen mehr unterworfen war und die
früher angespannte Finanzlage sich entspannen konnte. Der Krieg
verhinderte aber die Modernisierung des Werks, so dass man behaupten
kann, dass der technische Stand 1945 noch derjenige von 1939 war.
1945 — 1952
Infolge der Besitzverhältnisse fiel das Hergenrather Werk nach dem
Kriege unter die Verwaltung des Sequesteramtes.
Da der gesamte Export nach Deutschland in Wegfall gekommen war,
war der Aufbau eines neuen Kundenkreises die vordringlichste Aufgabe;
60
es ist klar, dass dies nicht von heute auf morgen stattfinden konnte. Doch
zeigen die Versandziffern jener Jahre, dass das Werk zu 50% ausgelastet
war, was sich ebenfalls in der Zahl der Beschäftigten (50) widerspiegelt.
Erleichtert wurde der Neuaufbau des Hergenrather Werkes durch den
Wegfall der deutschen Konkurrenz auf dem holländischen und
luxemburgischen Markt. Der Versand zu den luxemburgischen
Stahlwerken wurde zur Lebensgrundlage für Hergenrath. Diesem
Absatzmarkt ist es vor allem zu verdanken, dass der Geschäftsgang in
den Nachkriegsjahren gesichert blieb. Diese Lieferungen nach
Luxemburg führten unglücklicherweise dazu, dass man darin für die
Zukunft eine Sicherung des Hergenrather Werkes erblickte und die
anderen Märkte, vor allem Holland und Belgien selbst, vernachlässigte;
was sich später rächen sollte.
Durch die zeitlich begrenzte Verwaltung des Sequesteramtes wurde
zwar der Geschäftsgang aufrecht erhalten, das Werk aber nicht den
Erfordernissen der neuen Technik angepasst, was aber an sich verständlich
war. Für die Nachfolger des Sequesteramtes ergab sich jedoch daraus
eine enorme finanzielle Belastung. Erschwerend wirkte noch der
Umstand, dass unsere Konkurrenten die ersten Blütejahre nach dem
Kriege nicht ungenutzt haben verstreichen lassen und so uns gegenüber
einen großen technischen Vorsprung gewinnen konnten.
1953 bis heute
Das Sequesteramt hatte einen Verkauf des Hergenrather Werks zum
1.1.1953 in Aussicht genommen. Die diesbezüglichen Verhandlungen
zwischen der staatlichen Zwangsverwaltung und den in Frage
kommenden Käufern erstreckten sich bis zum 10.2.1954. Dem Kauf
vorauf ging am 7.1.1954 eine Neugründung der Gesellschaft unter dem
Namen „Nouvelle Socie&t€ Chaufourneries d’Hergenrath, S. A.“?,
Der Kauf verpflichtete den Käufer, das Werk mit rückwirkender Kraft
zum 1.1.1953 zu übernehmen, ein wohl einmaliges Kuriosum. Die Bilanz
zum 31.12.1953 hatte bereits mit einem Verlust von rund 400.000 F
abgeschlossen.
? Die Gesellschaft wurde laut Satzungen für eine Dauer von 30 Jahren gegründet. Der
Firmensitz war in Hergenrath, Hauseter Straße Nr. 1.
Die Jahreshauptversammlung fand am 1. Dienstag im Monat April statt. Die erste
Versammlung war auf den ersten Dienstag des Monats April1955 festgesetzt.
61
EN
% Nouvelle Societe 30%
nn Sociäte ananyme
E30 Titre er66 aprös le 6 octobre 1944 X
EEE EEE EEE EEE
Ohne Dividende: Kupon der Kalkwerke-Aktie
Wirtschaftlich wirkte sich dieser Zustand wie folgt aus: Infolge
schlechter Qualität der Lieferungen aus Hergenrath sowie reduzierter
Produktion im luxemburger Stahlwerk Rodingen mussten die Lieferungen
dorthin im Januar 1953 eingestellt werden. Auf die uns für die Zukunft
von dem Stahlwerk gestellten Bedingungen konnten wir nicht eingehen,
da dies enorme Frachtbelastungen nach sich gezogen hätte. Diese
Lieferungen waren aber, wie eben schon gesagt, für uns lebenswichtig.
So war die Existenzfrage gestellt. Jetzt wirkte sich die Vernachlässigung
anderer Märkte aus.
Mit den ehemaligen Besitzern, den Westdeutschen Kalkwerken,
wurden Verhandlungen zwecks Überbrückung der unklaren Lage
aufgenommen mit dem Ergebnis, dass die Westdeutschen Kalkwerke dem
Hergenrather Werk Lieferungen nach Deutschland abtraten, die zwar
preislich in keinem Verhältnis zu den Gestehungskosten lagen, aber
andererseits eine Weiterführung des Betriebes erlaubten. Diese
Lieferungen waren lediglich als Überbrückung gedacht und sollten kein
Dauerzustand werden, zumal dieselben von den eigenen Betrieben der
Westdeutschen Kalkwerke abgezweigt werden mussten.
Während des ganzen Jahres 1953 konnte Hergenrath keinen Kalk nach
Luxemburg liefern. Dort deckte man inzwischen seinen Bedarf bei unserer
Konkurrenz. Die Gründe hierzu lagen in erster Linie in der Qualität. Da
die ersten Nachkriegsjahre einen empfindlichen Mangel an
Stahlwerkskalk mit sich gebracht hatten, wurden auch erhöhte
Frachtkosten und Qualitätsunterschiede in Kauf genommen. Nachdem
sich aber die Lage normalisiert hatte, war damit zu rechnen, dass wir die
früher erzielten Ab-Werk-Preise nicht mehr erreichen und dass eine
erhebliche Verbesserung der Qualität erforderlich sein würde.
63
Unseren Bemühungen ist es in der Folgezeit gelungen, einen
einwandfreien Kalk herzustellen, der den Wünschen und Anforderungen
der Kundschaft entsprach. Preislich mussten wir jedoch der Kundschaft
infolge der Frachtkosten Konzessionen machen, wodurch wir zwar
konkurrenzfähig blieben, die Lieferungen aber für uns an Interesse
verloren, da die erzielten Preise in keiner Weise mit den
Gestehungspreisen Schritt hielten.
1954 kamen wir langsam wieder mit den Stahlwerken von Rodingen
und Differdingen ins Geschäft und lösten dadurch die Lieferungen nach
Deutschland ab. Die erzielten Preise erwiesen sich jedoch als nicht
zufriedenstellend, so dass wir diese Lieferungen nach Luxemburg schon
im Frühjahr 1955 wieder einstellen mussten. Diese Lage ist einzig und
allein darauf zurückzuführen, dass in den Vorjahren die
„Ausweichkundschaft‘“ vernachlässigt worden ist.
Erschwerend kam zusätzlich noch hinzu, dass sich unsere Konkurrenz
mittlerweile technisch so weit fortentwickelt hatte, dass sie überall Fuß
gefasst hatte und infolge ihrer günstigeren Gestehungskosten ihre
Produkte zu sehr niedrigen Preisen auf den Markt brachte.
Den Beweis für unsere Ausführungen treten wir im Nachfolgenden
an:
Bereits in den frühen 50er Jahren normalisierte sich die wirtschaftliche
Lage in Deutschland, das langsam wieder mit seinen Produkten auf dem
Auslandsmarkt erschien. Speziell in unserem Fall blieb dies nicht ohne
Folgen, besonders auf dem holländischen Markt.
Hier müssen wir einflechten, dass Holland über keine Kalkvorkommen
und Kalkwerke verfügt, wodurch das Land mehr und mehr zu einem
Schauplatz der Konkurrenzkämpfe wurde. Vor dem Kriege hat man diese
Entwicklung dadurch beeinflusst, dass man ein deutsch-belgisches
Abkommen schuf, das den Bedarf und die Preisgestaltung unserer
Produkte auf dem holländischen Markt zur Zufriedenheit der beiden
beteiligten Produzenten regelte. Dieses Abkommen schuf auch die
Grundlage dafür, dass der Gesamtbedarf anteilmäßig auf beide Länder
verteilt wurde. Das Abkommen ruhte während der Kriegsjahre und trat
nach dem Kriege nicht mehr in Kraft, weil Deutschland als Lieferant
vorerst ausgefallen war. Somit fiel der gesamte holländische Markt den
belgischen Produzenten zu.
Nachdem sich die Lage in Deutschland normalisiert hatte, verlagerte
sich die holländische Auftragserteilung immer mehr auf den östlichen
Nachbarn, da dieser infolge niedrigerer Gestehungskosten weit günstigere
64
Kalkwerke Hergenrath
AKTIEN - GESELLSCHAFT
Fermaprecher AMT HERGENRATH 29 HERGENRATH, den 9,
‘ % krain Eupen)
UkwERKE HERGENRATH FF -
"Biest a ba Sei al de Mali Westdeutsche
FRANK ‘Kalk= und Portlandzement-Werke
KONTO BRUXELLES 106215 Aktiengeselischatt
Hondeiregister Kir. 7800 Verviers Köln a/Rbein
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Wir sandien führ Ihre werte Rechnung und Gefahr ab Hergenrath, nach Station 3
Genen (17 A EEE —— _Bmpfaaeer De | [Ar
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NOUVELLE SOCIETE
3
D’HERGENRATH, S.A.
N. 8. CHAUFOURNERIES DHERGENRATH SA. HERGENRATH (ELGIQUD
Siitphona!.. Hargenrath 10877 9029
GEM ananller 070
Bomann Verviers 11557
Roglıire do COMME: Venen 20554
Hergenrath,
wre lo Rat
te Zeichen dire Modi vom Wer Ze
Die Briefköpfe spiegeln verschiedene Phasen der Geschichte der Hergenrather
Kalkwerke wider,
65
Angebote machen konnte. So entwickelte sich der scharfe
Konkurrenzkampf aufs neue. Hergenrath, das bis zu diesem Zeitpunkt
mit den Lieferungen nach Luxemburg zufrieden war, verlor auf dem
holländischen Markt immer mehr an Boden.
Gegenüber den ersten Nachkriegsjahren sieht die Entwicklung auf dem
holländischen Markt in den Jahren ab 1950 wie folgt aus:
Gesamtlieferungen davon
an Kalk nach aus Belgien aus Deutschland
Holland (in Tonnnen)
1950 228.447 126.225 (55,3%) 102.222 (44,7%)
19514-242928 126.429 (52%) 116.499 (48%)
1952i1233.266 135.076 (57,9%) 98.150 (42,1%)
Durchschnitt 129.243
An den belgischen Lieferungen war Hergenrath wie folgt beteiligt:
1950 mit 2.295 t, gleich 1,82 %
1951 mit 554 tt, gleich 0,44%
1952 mit 713 t, gleich 0,53 %.
Dies ergibt einen Durchschnitt von 1.187 t oder 0,93 %.
Die von Deutschland nach Holland gelieferten Produkte wurden
automatisch in Belgien frei, wodurch sich auf dem belgischen Markt ein
Überangebot an Kalk ergab und ein scharfer Konkurrenzkampf entstand.
Ein solcher Konkurrenzkampf ist nur auf dem Weg über den Preis zu
gewinnen und in einem solchen Preiskampf konnte Hergenrath nur auf
der Verliererseite stehen: Zu ungünstig waren seine geographische Lage
und die Gestehungskosten.
Allein durch das Entgegenkommen der Westdeutschen Kalkwerke,
die uns eine Quote ihrer Lieferungen nach Holland überließen, konnten
wir auf diesem Markt immer festeren Fuß fassen.
Der Versand dorthin steigerte sich in den folgenden Jahren von 4.923
Tonnen im Jahre 1953 auf 9.220 Tonnen im Jahre 1954.
Vergleichen wir diese Zahlen mit der Durchschnittstonnage, die
während der Jahre 1950-52 von Belgien nach Holland ausgeführt wurde,
so erreichen wir folgende Anteile:
1955 3.8106
1954: 7,13 %
Die ersten Monate des Jahres 1955 gaben berechtigte Aussichten, einen
zehnprozentigen Anteil zu erreichen. Diese Entwicklung hätte zu einem
66
monatlichen Absatz von ca. 1000 Tonnen Stückkalk in Holland geführt.
Diese Menge entspricht nahezu der Produktion von zwei Öfen.
Augenblickliche wirtschaftliche Lage
Abschließend kann die wirtschaftliche Lage des Werkes unter
Bezugnahme auf die vorhergegangenen Ausführungen wie folgt umrissen
werden:
Ein Versand ist infolge der geographischen Lage nur nach Deutschland
und Holland günstig.
Der Versand zum Mutterland Belgien selbst ist insofern erschwert, als
die Produkte mit erheblichen Frachtkosten belastet werden. .
Die Brennstoffe sind mit zu hoher Fracht belastet, wodurch die
Gestehungskosten des Kalks empfindlich beeinflusst werden.
Um einerseits mit seinen Produkten konkurrenzfähig zu bleiben,
andererseits aber ausgeglichene Resultate erzielen zu können, muss
Hergenrath Verkaufspreise und Produktionskosten erheblich senken.
Die kaufmännische Seite des Unternehmens haben wir damit
ausführlich dargestellt. Wir möchten Sie höflichst bitten, um das
Gesamtbild abzurunden, Ihre Aufmerksamkeit nun auch der technischen
Seite zuzuwenden, da beide nicht von einander zu trennen sind.
Technischer Zustand des Werkes
Der allgemein sichtbare technische Fortschritt der letzten Jahre ist
enorm und es würde zu weit führen, die gerade in unserer Branche zu
verzeichnenden Errungenschaften im Einzelnen zu behandeln. Als
erstrangiges technisches Problem in unserem Werk ist jedoch der
Steinbruch zu betrachten, wo der Kalkstein noch im Handbetrieb abgebaut
wird.
Wir haben in den vorhergehenden Ausführungen angedeutet, dass
gerade die Steinförderung großen Einfluss auf den Gestehungspreis des
Kalkes hat. Es ist für uns also von wesentlicher Bedeutung, ob wir einen
Steinbruch besitzen, der die gewünschten Vorteile bietet, oder einen
solchen, der erhebliche Mehrkosten in der Ausbeutung verursacht.
Als Mehrkosten sind in unserer Branche in erster Linie die Erdmassen
zu betrachten, die den Steinpreis mitbestimmen, da wir die Erde ja fördern
müssen, ohne sie jedoch verwerten zu können. Es ist daher in erster Linie
zu betrachten, ob der Prozentsatz der geförderten Erdmasse an der
67
Gesamtproduktion hoch oder tief liegt. Wir haben im Vorstehenden schon
unsere Leistungsfähigkeit erwähnt. Sie finden dort z. B., dass wir in den
verzeichneten Jahren von 14,56 bis zu 29,17 % Erde gefördert haben.
Das Jahr 1955 ist nicht vermerkt. In den Monaten Januar und Februar
1955 erreichte die Erdmasse jedoch 50 % der Gesamtförderung.
Wir wollen hier kurz untersuchen, wodurch diese Steigerung des
Erdanfalls entstanden ist.
Jeder Steinbruch hat als Decklage eine mehr oder weniger mächtige
Schicht Erde. Bei uns erreicht diese Decklage ca. 4-5 m. Jeder Betrieb
ist bestrebt, diese Erdschicht, wenn sie normale Verhältnisse übersteigt,
während des Jahres und insbesondere in Jahren mit gutem Geschäftsgang
abzudecken. Dadurch erreicht man, dass die hohen anfallenden Kosten
sich nicht plötzlich und unvermittelt bemerkbar machen. Ferner werden
auf diese Weise die Ergebnisse gleichbleibend von den Abdeckkosten
beeinflusst.
Durch die beigefügten Skizzen möchten wir Ihnen die Entwicklung
unseres Steinbruchs im Laufe der Jahre zeigen.
Skizze 1 zeigte Ihnen einen Steinbruch, wie man ihn oft findet, und
zwar im Maastal bei unserer Konkurrenz, und so wie sich unser Steinbruch
vor Jahrzehnten darstellte.
Vorteil: Das Wasser, Regen- oder Quellwasser, wird auf natürlichem
Wege mittels Rinnen abgeleitet.
Der Etagenbau hat den Vorteil, dass bei günstiger Witterung (Sommer)
die oberste Etage vorgetrieben wird, da die herabfallende Erde im
trockenen Zustand den Stein nicht verunreinigt und beide sich gut
verarbeiten lassen. In den Regen- oder Wintermonaten wird diese Sohle
teilweise stillgelegt, wogegen die unterste Sohle, die bereits von
Erdmassen befreit ist, vorgetrieben wird.
Die sich bietenden Vorteile liegen auf der Hand.
Skizze 2 zeigt den gleichen Bruch, mit dem Unterschied jedoch, dass
man infolge der begrenzten Abbaumöglichkeiten in die Tiefe gegangen
ist. Dieser Zustand herrschte bei uns bis 1945.
Vorteil: Etagenbau wie bei Skizze 1.
Nachteil: Das Wasser muss mittels Pumpen herausgeholt und das
gesamte geförderte Steinmaterial muss mit Schrägaufzügen
herausgezogen werden.
Beide Faktoren stellen eine zusätzliche finanzielle Belastung des
Betriebes dar.
Skizze 3: Man hat den Etagenbau fallen gelassen und dadurch folgende
Lage geschaffen:
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Die oben lagernde Erde fällt beim Sprengen über die Steine, wodurch
die Steinlader infolge des Mischmaterials sehr in ihrer Arbeit behindert
werden.
Im Winter ist die Arbeit nur mit großen Schwierigkeiten durchführbar,
da das herabstürzende Material Menschen und Maschinen auf das höchste
gefährdet. Ganz zu schweigen davon, dass das Brennen eines
einwandfreien Kalks durch die Verschmutzung des Steines in Frage
gestellt ist.
Unser Steinbruch befindet sich heute in dem Zustand, wie ihn die
Skizze 3 zeigt.
Wie konnte es so weit kommen? Es gibt eine denkbar einfache
Erklärung.
Da die Erdförderung eine erhebliche Belastung des Betriebs darstellt,
hatte man in den Nachkriegsjahren einfach auf die erdfreie Sohle zurück
gegriffen. Diese Sohle war 1952 ausgebeutet, sodass der oben angeführte
Zustand automatisch eintrat. Zwar hatte man durch diese Vorgehensweise
die Bilanzen ausgleichen können, nicht aber berücksichtigt, dass der
zukünftige Besitzer des Steinbruchs dadurch vor einem fast unlösbaren
Problem stehen würde. Die ganzen Folgen dieser verfehlten
Betriebsführung traten bereits im Jahre 1953 zu Tage und beeinflussten
empfindlich das Ergebnis der Jahre 1954 und 1955.
Wir sahen uns gezwungen, Mittel und Wege zu finden, diesem Übel
abzuhelfen mit dem Ziel, die finanzielle Belastung auf ein Mindestmaß
zu beschränken und der äußerst hohen Unfallgefahr entgegen zu treten.
Aus diesem Grunde haben wir in erster Linie die oben lagernde Erde
mittels Bulldozer abräumen bzw. verschieben lassen. Eine totale
Säuberung des Deckgebietes hätte die Summe von 1,5 Millionen F
erfordert, was aber im Augenblick nicht tragbar war. Die vorläufige
Verlagerung kostete allein die Summe von 200.000 F. Es handelte sich
hierbei aber lediglich um eine Notlösung, durch die das Übel nicht
definitiv beseitigt wurde. Die erhöhte Erdförderung, Abräumen und
Lagerung derselben erforderten einen Aufwand von 1,2 Mio, die wir in
der Bilanz von 1954 aufgeführt haben mit dem Ziel, diesen Betrag
während der nächsten Jahre zu amortisieren.
Im Laufe der Jahre 1953-1954 stellte sich nebenbei aber noch folgendes
Problem:
Während der fast 50jährigen Geschichte des Werkes ist soviel Erde
gefördert worden, dass das uns zur Verfügung stehende Haldengelände
so ausgenutzt wurde und einen so großen Umfang angenommen hat,
70
dass allein die Lagerung mit enormen Kosten verbunden ist. Das uns zur
Verfügung stehende Gelände ist heute zu 100 % ausgenutzt, sodass ein
neues Gelände durch Pacht oder Kauf erworben werden müsste.
Ein solches ist jedoch nicht so ohne weiteres zu erwerben, da es eine
für uns günstige wirtschaftliche Lage aufweisen müsste, um die späteren
Transportkosten auf ein Minimum zu reduzieren. Andererseits wird uns
ein solches Gelände durch den Anlieger nur zu Bedingungen überlassen,
die von vornherein die Rentabilität des ganzen Werkes in Frage stellen.
Mit der Steinbruchfrage ist die Modernisierung unseres Betriebes
jedoch noch nicht beendet. Dem Steinbruchbetrieb geben wir jedoch den
Vorrang, da die Gewinnung des Rohmaterials grundlegend ist, um
überhaupt zur Kalkproduktion übergehen zu können. Ist die Gewinnung
des Rohproduktes zu annehmbaren Kosten gesichert, dürfte die Lösung
anderer Probleme in Sicht liegen.
Aufgrund der Gesamtlage des Werkes beschloss der Verwaltungsrat,
die gesamte Produktion am 7. Mai 1955 einzustellen. Anhand unserer
Ausführungen dürfte dieser Schritt für Sie verständlich werden.
Die Zukunft des Hergenrather Werkes liegt noch völlig im Dunkeln,
da die aufgetretenen Schwierigkeiten nicht so ohne Weiteres zu beseitigen
sind. Eine erhebliche Kapitalinvestierung ist insofern nicht möglich, als
das am Werk selber anstehende Steinvorkommen nur noch auf wenige
Jahre veranschlagt wird. Eine radikale Senkung der Selbstkosten setzt
aber eine Kapitalinvestierung voraus, wodurch erst die Senkung garantiert
und die wirtschaftliche Gesundung des Werkes herbei geführt würde.
Ergänzung zum vorhergehenden Bericht?
Kaufsumme - Kaufbedingungen - Auswirkungen auf die finanzielle
und wirtschaftliche Lage
Der Kauf vom Sequesteramt setzt sich aus dem Anlagevermögen (2,7
Mio) und dem Geschäftsfonds (5.127.277,63 F) zusammen, wozu noch
die Stempelgebühren etc.(332.880,95 F) kommen. Insgesamt'kommen
wir auf einen Betrag von 8.160.158,58 F.
Die neue Gesellschaft tätigte den Kauf am 10.2.1954, wurde aber mit
folgender Bedingung belegt:
„Der Käufer akzeptiert den Kauf mit rückwirkender Kraft zum
1.1.1953, sodass das Ergebnis des Geschäftsjahres 1953 zu Gunsten oder
zu Lasten des Käufers geht. Die Schuldsumme wird ab dem 1.1.1953 bis
zum 10.2.1954 mit 5% verzinst.“
+ Diese „Ergänzung“ ist datiert vom 23. Oktober 1957.
A
Die Zinsen für den vorgenannten Zeitraum betrugen 261.436 F. Am
Tage der Akttätigung war somit ein Gesamtbetrag von 8.421.594,50 F
erreicht. Am Tag des Aktschlusses waren auf die Kaufsumme noch
3.700.169,75 F zu zahlen. Man einigte sich, diese Summe mit einer
Verzinsung von 5% über fünf Jahre zu verteilen. Es sind also vertraglich
durch die Gesellschaft während der nächsten fünf Jahre nochmals Zinsen
in Höhe von 534.445 F aufzubringen, wodurch sich die Gesamtsumme
nach Abschluss aller Zahlungen auf 8.956.039,58 F beläuft.
Die Finanzierung des vorgenannten Betrages wurde wie folgt geplant:
1) Durch die übernommenen Barmittel: 3.121.424,83 F
2) Durch die Gesellschafter 2.000.000,00 F
3) Durch die Firma, aus Gewinnen 3.834.614,75 F
Die Finanzierung ist am 31.12.1958 abgeschlossen.
Ab dem 1. Januar 1953 bis zum 31. Dezember 1958, also während 6
Jahren, sind durch die Firma jährlich 639.102,45 F aufzubringen, um
den Verpflichtungen gegenüber dem Sequesteramt nachkommen zu
können.
Wie steht nun der Finanzgewinn (Netto-Gewinn + Abschreibungen)
zur Produktion?
Wie in dem Ihnen unterbreiteten Bericht bereits gesagt, beträgt unsere
Maximalleistung an Kalk 43.200 Tonnen jährlich. Bei dieser Leistung
müsste ein Finanzgewinn von rund 14,80 F pro Tonne Kalk erreicht werden.
Wie Sie aber weiter in dem erwähnten Bericht sehen, betrug unsere
Durchschnittsproduktion in den Jahren von 1948 — 1954 rund 45% der
Maximalleistung, was einer Produktion von 19.440 Tonnen entspricht.
Bei dieser Produktion müsste aber der Finanzgewinn 32,87 F pro Tonne
betragen.
Diese Gewinnspannen stellen die Gewinne dar, die notwendig wären,
um die Forderungen des Sequesteramtes zu begleichen. Eine Verzinsung
des Kapitals selbst ist hierin nicht enthalten und wir denken daran erst in
letzter Linie.
Für die weiteren Ausführungen beziehen wir uns aber nur auf die
wirklich in den Nachkriegsjahren erreichte Produktion, da diese den
Tatsachen entspricht und eine Maximalleistung nur unter besonderen
Umständen erreicht werden könnte.
Wir möchten hinsichtlich des getätigten Kaufs folgende Fragen stellen:
a) Bestehen technisch, geologisch und im Hinblick auf die Absatz-
möglichkeiten des Betriebes die Voraussetzungen, eine Produktion zu
erreichen, die einen Gewinn in der erforderlichen Höhe garantiert?
72
b) Ist der notwendige Finanzgewinn überhaupt zu erreichen, um die
eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen?
Zu a): Die geologischen, technischen und verkaufsmöglichen
Voraussetzungen sind eins und können in unserer Branche nicht von
einander getrennt werden.
Die geologischen Voraussetzungen zum Betreiben eines Steinbruchs
sind unerlässlich, um überhaupt zur Kalkproduktion übergehen zu können.
Ist diese Voraussetzung jedoch erfüllt, so stellt sich die Frage nach der
Beschaffenheit des Vorkommens:; diese ist hinsichtlich der entstehenden
Selbstkosten von erstrangiger Bedeutung. Es würde zu weit führen, all
die Faktoren zu behandeln, die diese Selbstkosten mehr oder weniger
beeinflussen. Besondere Erwähnung verdient aber das Verhältnis von
Stein zu Erde, wobei ein Zuviel an Erde die Kosten auf das empfindlichste
beeinflusst und die gesamte Kostenrechnung ins Wanken bringt.
Die technische Voraussetzung muss und kann in jedem Fall geschaffen
werden, um die Ausbeutung und Weiterverarbeitung zu annehmbaren
Selbstkosten sicherzustellen. Die Lösung einer technischen Frage ist
lediglich eine Frage des eingesetzten Kapitals. Wobei zu bemerken ist,
dass die technischen Probleme eng verknüpft sind mit den geologischen
Gegebenheiten. Die Vorräte an Grundstoffen müssen sich mit den heute
gebotenen technischen Möglichkeiten in Einklang bringen lassen, d. h.,
dass es sich um ein Investierungsproblem handelt.
Was den Verkauf angeht, so ist dieser nicht immer abhängig von den
Produktionsmöglichkeiten. Verkauf und Produktion sind zwei
grundverschiedene Gebiete. Ersteres erfordert Marktstudium, Letzteres
das Studium der Rohstoffversorgung und der technischen Probleme.
In unserer Branche bedeutet das, dass bei zufriedenstellenden
geologischen Voraussetzungen die Technisierung eine fast unbeschränkte
Höhe der Produktion ermöglicht. Es bedarf aber einer Gesamtplanung,
um Technisierung und Absatzmöglichkeiten in Einklang zu bringen.
Da ein Kalk produzierendes Unternehmen geographisch an die
geologischen Gegebenheiten gebunden ist, müssen sich die Faktoren
Grundstoffe, Absatz und Technik ständig ergänzen.
Diese Ergänzung bereitet unserem Unternehmen Schwierigkeiten, die
wir nicht von heute auf morgen überbrücken können und die ihren
Ursprung in den vorhergehenden Wirtschaftsjahren haben.
Grundstoffe: Wie bereits in dem Ihnen vorliegenden Bericht erwähnt,
übersteigt der hohe Prozentsatz der notwendigen Erdförderung und die
dadurch entstehende enorme finanzielle Belastung das Maß des
BB
Erträglichen. Der Ursprung ist darin zu suchen, dass das Sequesteramt
in den Nachkriegsjahren eine Wirtschaftspolitik betrieben hat, die auf
den Augenblick ausgerichtet war und die zukünftige Entwicklung außer
Acht gelassen hat.
Absatz: Wir verweisen besonders auf die im Bericht eingehender
behandelte geographische Lage zum Mutterlande selbst und zu den
Benelux-Ländern.
Technik: Das Werk ist heute noch auf dem technischen Stand, den es
vor 20 Jahren schon besaß.
Die Bejahung der Frage B (Finanzgewinn) setzt die Erfüllung von A
(Geologie, Technik, Absatz) voraus. Aus den aufgeführten Gründen kann
A nicht positiv beantwortet werden. Die Verteuerung der Selbstkosten
durch die geologische Beschaffenheit des Steinvorkommens und die
Vernachlässigung der sich heute ständig weiter entwickelnden
Technisierung und Automatisierung, die eine erhöhte Produktion bei
niedrigsten Selbstkosten anstreben, lassen es, verbunden mit unserer
geographischen Lage, als undenkbar erscheinen, dass das Werk mit einem
Finanzgewinn arbeiten könnte, der rund 32 % des Kapitals ausmachen
müsste, und das während 6 Jahren, um den Verpflichtungen dem
Sequesteramt gegenüber nachkommen zu können.
Wir möchten an dieser Stelle die durch besagtes Sequesteramt erzielten
Ergebnisse anführen.
Die Endbilanz am 31.12.1952 schloss wie folgt ab:
Gewinn- Vortrag: 439.082,17
Verlust 1952: — 86.211,29 352.870,88
Amortisationen 3.080.651
Finanzgewinn 3.433.521,88 F
Dieser Finanzgewinn ist das zusammengefasste Ergebnis der Jahre
1945-1952 = 8 Jahre und entspricht einem Durchschnittsgewinn von
429.190,23 F jährlich, d. h. 21,45 % des Kapitals.
Wie Sie feststellen können, entspricht das durch das Sequesteramt
erzielte Ergebnis auch nicht demjenigen, das wir erzielen müssten, um
unseren Verpflichtungen nachzukommen.
Wir können und wollen nicht als sichere Gegebenheit voraussetzen,
dass die Gewinne der Vergangenheit sich in die Zukunft projizieren lassen.
Wir wollen uns nicht von vornherein darauf stützen, dass die
Vergangenheit bewiesen habe, dass die erzielten Gewinne nicht
ausreichen, die an uns gestellten Forderungen abzuleisten.
74
Die Gesamtentwicklung ist jedoch leider so, dass das
Geschäftsergebnis an die schon 1952 feststellbare rückläufige
Entwicklung angeknüpft hat und aus der Gewinn- in die Verlustzone
gerutscht ist.
Hier die Ergebnisse der nachfolgenden Jahre:
1953: Verlust 392.010,05 F
1954 Verlust 214.202,10 F
bei einer Aktivierung von 1.174.921,90 F für Anlaufkosten,
1955: Verlust 1.105.907,15 F
1956: Verlust 685.905,55 F
In den vorgenannten Ergebnissen sind keine Abschreibungen enthalten.
Der Umschlag von Gewinn zu einem sich stets steigernden Verlust ist
eine Folge der in der Vergangenheit ausgeübten Betriebspolitik.
Wirtschaftlich gesehen ist der Unternehmer daran interessiert, den
Produktionsablauf so zu gestalten, dass er seine Produkte zu annehmbaren
Preisen auf den Markt bringen kann. Hierzu dient ihm in erster Linie die
technische Entwicklung. Ständige Verbesserungen (Investierungen)
erfordern aber finanzielle Aufwendungen. Solche werden dem
Unternehmen in Form der Abschreibungswerte angeboten. Diese Werte,
wie Ihnen auch bekannt ist, dürfen zur Dividendenverteilung nicht
hinzugezogen werden und dienen damit ausschließlich dem
Unternehmen.
Dieses Verfahren ist in den Jahren 1945 - 1952 nicht angewandt
worden. Die gehorteten Abschreibungswerte in Höhe von 3.080.651 F
finden ihren Niederschlag in den verfügbaren Werten per 31.12.1952 in
Höhe von 3.121.424,83 F. Dieser Betrag musste noch vor Vertrags-
abschluss an das Sequesteramt abgeführt werden.
Die Vernachlässigung der Investierungen wirkte sich bereits 1952 in
einem Verlust von 86.211,29 F aus; dieser steigerte sich in den folgenden
Jahren kontinuierlich.
Wir bitten Sie, besonders in diesem Zusammenhang die
Produktionszahlen des Steinbruchs kritisch zu betrachten: Die
Mehrförderung an Erde ist seit dem Jahre 1952 in stetigem Anstieg
begriffen und dies nur aus dem Grunde, dass die Abtragung der deckenden
Erdoberschicht nicht vorgenommen wurde und man nur auf Reserven
zurückgegriffen hat, ohne jedoch neue Reserven zu schaffen.
Eine Abräumung der Oberschicht betrachten wir in unserer Branche
als Investition, da bei einem einmaligen Kostenanfall Vorräte für Jahre
freigelegt werden können.
75
Wie groß der Einfluss der Erdkosten auf die Steingewinnung ist, wollen
wir Ihnen anhand eines Beispieles zeigen:
Wir gehen von einer Produktion von 1.000 Tonnen zu Gesamtkosten
von 70.000 F aus.
Bei einem Erdanteil von 15 % betragen die reinen Steinkosten 82,35 F/t.
Bei einem Erdanteil von 30 % belaufen sich dieselben auf 100 F/t.
Da aus einer Tonne Stein nur etwa 0,5 t Kalk gewonnen werden kann,
verdoppelt sich der Anteil der Steine am Kalkpreis wie folgt:
Bei 15 % Erde: 164,70 F,
bei 30 % Erde: 200, 00 F, mithin ein Mehr von 35,30 F.
Es handelt sich, wie man sieht, um bedeutende Summen, selbst wenn
man nur eine 45 %-ige Ausnutzung der Maximalleistung in Betracht zieht.
Selbst bei dieser Leistung von 19.440 Tonnen Kalk beträgt eine 30%-
ige Erdförderung eine 15%-ige Mehrförderung, das heißt
19.440 X 35,50 F = 686.232 F.
Vergleichen wir diese Zahl mit der jährlich dem Sequesteramt zu
zahlenden Summe, so können wir feststellen, dass hier der Haken liegt.
Wie Sie aber weiter in dem Wirtschaftsbericht sehen, steigerte sich der
Erdanfall ständig und erreichte in den Monaten Januar und Februar 1955
50 % der Gesamtförderung. Unter Außer-Acht-Lassung der
Gestehungspreise müssen wir einflechten, dass wir bei einer hohen
Produktionsbelastung unsere Verkaufspreise denjenigen der Konkurrenz
anpassen müssen. In dieser unvermeidlichen Maßnahme liegt für unsere
Ware ein Mindererlös von mehr oder weniger 40 F die Tonne.
Unser Verwaltungsrat hat die Stilllegung der Produktion zum 7.5.1955
angeordnet und sucht nach einer Lösung des Problems.
Wir sehen eine solche in erster Linie aber darin, dass wir die Produktion
unter den gleichen Bedingungen wieder aufnehmen können, wie sie 1939
oder 1945 bestanden haben. Dass ein solcher Zustand nicht mehr
hergestellt werden kann, ist uns bekannt, und daher verzögert sich auch
die Entscheidung unseres Verwaltungsrates.
Infolge der Resultate blieb es nicht aus, dass wir in Zahlungsverzug
gerieten, insbesondere mit den Beiträgen zur Sozialversicherung/ONSS.
Andererseits müssen wir den Verpflichtungen dem Sequesteramt
gegenüber auch bei der Stilllegung nachkommen. Beide Verpflichtungen
wurden und werden von den Inhabern durch Vorlagen an die Gesellschaft
außerhalb des Kapitals getilgt.
Trotzdem dürfte dieser Zustand nicht mit den Interessen der nationalen
Wirtschaft zu vereinbaren sein, da es sich hierbei nicht nur um eine
finanzielle Angelegenheit handelt, die den Eigentümer selbst angeht.
76
Wie Sie sich selbst überzeugen konnten, führte unser Werk vor dem
Kriege bei voller Produktionsauslastung rund 90 % seiner Produkte zum
Auslande aus, besonders nach Deutschland. Die Deviseninteressen des
Staates dürften also nicht unerheblich sein.
Daneben möchten wir nochmals bemerken, dass rund 100 Arbeiter
und Angestellte ihren Lebensunterhalt in unserem Unternehmen
verdienten. In Zeiten der Hochkonjunktur finden diese Leute eine
Tätigkeit außerhalb der Gemeinde. Da es sich aber um Arbeiter ohne
Spezialkenntnisse handelt, außer denjenigen der Kalkbranche, dürfte es
schwer fallen, für sie in Zeiten eines Konjunkturrückganges Arbeit zu
finden, ganz besonders gilt dies in unserer Umgebung, die ohnehin keine
Industrie aufweist. 8
Neben unserem Unternehmen selbst sind auch noch der Handel und
das Gewerbe, die indirekte Interessen an einer Vollbeschäftigung unseres
Werkes hatten, in Mitleidenschaft gezogen.
Die Bedeutung des Werkes für die belgische Eisenbahngesellschaft
dürfte ebenfalls nicht von der Hand zu weisen sein, da unsere Produkte
durch die Bahn befördert und die von uns benötigten Brennstoffe ebenfalls
per Bahn angeliefert wurden.
Man kann also nicht sagen, dass die nationalen Interessen dadurch
gewahrt wurden und man kann sich auch nicht darauf beschränken zu
behaupten, dass die in Hergenrath ausgefallenen Lieferungen durch
andere inländische Unternehmen übernommen worden seien.
Wir sind darüber informiert, dass die deutsche Konkurrenz bis zu 80%
unserer früheren Lieferungen in Holland übernommen hat. Der Ausfall
von Hergenrath bedeutet also für die nationale Wirtschaft einen
dauerhaften und definitiven Verlust.
Es wäre daher wünschenswert, dass sich Wege und Mittel finden ließen,
die Produktion wieder aufzunehmen.
Hergenrath, den 23. Oktober 1957.
Nachtrag: Die Hoffnung, eines Tages wieder Kalk in Hergenrath
produzieren zu können, bestand bis in die siebziger Jahre des 20.
Jahrhunderts. Leistungsfähige Filteranlagen hätten eine großräumige
Verschmutzung von Luft und Vegetation, wie man sie in Hergenrath
gekannt hatte, unmöglich gemacht. Es hätten jedoch neue
Kalksteinvorkommen erschlossen werden müssen, wodurch sich im
Bereich des Göhltals in der Nähe der Eyneburg gewiss große
Umweltschutzprobleme ergeben hätten.
77
Das „Kaffee-Lehnchen‘‘ im Pech
von Willy Timmermann
Europa heut — dass ich nicht lache —
war früher erst in der Mache,
Damals herrschte mit ruhiger Hand
Monsieur Hellmann, der Receveur (1),
am Zollamt am Dorfesrand.
Am Aachener Busch, bej Zömmermanns Kolla än Schmetze Schäng,
Da hörte Hauset auf. Hier Grenze! Schluss, päng!
Da kam eines Tages das schüchterne Lehnchen
Und es passierte am Zoll das folgende Szenchen:
Das rundliche Lehnchen entstieg stolz der Tram,
hat Kaffee gepackt, das Höschen ganz stramm.
Der Hellmann, der strenge Monsieur Receveur,
fragt Lehnchen: „Nix Schmuggel, va henge, va ove, va vöör?“
«Nee, Monsieur Hellmann», rief Lehnchens Söhnchen,
prompt fiel zur Erde...Böhnchen um Böhnchen.
D’r Jummi jeknappt, dat Lehnchen janz blass,
d’r Hellmann perplex, der Klenge hau Spass
en reef janz bejeistert: „Nee, Mamm, du Aas,
du köttelst ja wi d’r Osterhaas!“
D’r Hellmann nur lachte, dreht sich beiseiten,
Kinder, das waren noch aufregende Zeiten!
1) Monsieur Hellmann war vor 1940 „receveur“, d. h. Einnehmer, am Zollamt Hauset-
Köpfchen.
78
Die KKG Ulk im Wandel der Zeit
von Iwan Jungbluth
Vom Zahn der Zeit gezeichnet besteht bis zum heutigen Tag die erste
Fahne der Karnevalsgesellschaft Ulk, die im Jahre 2000 auf ihre 11 x 11-
jährige Vereinsgründung zurückblicken konnte. In der Blütezeit des
Bergbaus, der die Gemeinde Kelmis prägte, entstand im damaligen
Neutral Moresnet, auch Altenberg genannt, die Karnevalsgesellschaft
Ulk. Am 23. März 1879 - die erste Vereinsfahne dokumentiert die
Gründung - hoben drei leitende Herren der Vieille Montagne, nämlich
Johann Harrus, Jules Nossent und Louis Dederen, den Verein aus der
Taufe,
® , „Imiser-Marnevy ;
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Die erste Vereinsfahne, heute im Göhltalmuseum
79
War es aus der Überlegung heraus, dass die Entspannung der Arbeit
dienlich sein würde oder war es der Versuch, eine Bresche des Frohsinns
in den eher tristen Alltag zu schlagen? Hierzu hat uns die Geschichte
wenig überliefert. Jedoch behauptet man, die Kappensitzungen des „Ulk“
seien Glanzleistungen gewesen. Die drei Buchhalter der Vieille Montagne,
Harrus, Zietzling und Brandt, sollen in der Bütt nicht so leicht zu
übertrumpfen gewesen sein. So entwickelte sich eine rege Aktivität und
der Bazillus Karneval, der fortan die Göhlmetropole beherrschte, wurde
die Basis dessen, was heute dem Karneval seinen hohen Stellenwert im
kulturellen Leben beschert. Bereits im Gründungsjahr nahm der Verein
aktiv am kulturellen Leben teil. Aus dem Korrespondenzblatt des Kreises
Eupen vom 13.09.1879 können wir entnehmen, dass die KG Ulk
anlässlich der Kirmes in Kelmis bereits zu einem großen Preisvogelschuss
mit nachfolgendem Fackelzug einlud.
Der neu gegründete Verein, dessen Mitglieder in der großen Mehrheit aus
einer wohlbetuchten, intellektuell anspruchsvollen Gesellschaftsschicht
stammten, was durch ein anspruchsvoll gestaltetes Liederheft aus dem Jahre
1887 dokumentiert wird, orientierte sich sehr stark zum Mainzer Karneval
hin. Doch schon bald zeigte es sich, dass der Karneval nicht ausschließlich
das Privileg der oberen Bevölkerungsschicht bleiben durfte. Um alle
Bevölkerungsschichten anzusprechen, richtete man sich mehr am
volkstümlichen Kölner, d. h. dem rheinischen Karneval aus, der bis zum
heutigen Tag den Kelmiser Karneval prägt.
Dass nicht nur der Karneval das Vereinsbild bestimmen sollte, zeigt ein
Vereinsausflug, worüber das ‘Freie Wort‘ am 24. August 1895 berichtete.
Dieser führte die KG Ulk bei einem vergnüglichen Tagesausflug von
Hergenrath aus per Dampfross — gemeint ist die Eisenbahn - nach Aachen
und weiter nach Valkenburg, auch damals schon hatte man einen Sinn für
die Euregio. Unter Führung und mit Laternen ausgestattet, besichtigte die
Gruppe die Valkenburger Höhlen, fuhr anschließend weiter nach Maastricht
und kehrte gegen Mitternacht nach Kelmis zurück.
Wie einer Anzeige vom 14.09.1901 aus dem Freien Wort zu entnehmen
ist, war der Ulk auch zur Kirmes aktiv. Im Hotel Bergerhoff, dem heutigen
„Select“, lud die KG Ulk am Kirmesdienstag, dem 17. September 1901,
zum großen Festball ein. Am darauf folgenden Karneval, am
Faschingsmontag, dem 10. Februar 1902, veranstaltete der Ulk im närrisch
geschmückten Hotel Bergerhoff einen großen kostümierten Festball.
Am 3. Februar 1901 feierte die Gesellschaft bereits ihr 2 x 11-jähriges.
Ein aufwändig gestaltetes Liederheft dokumentiert dieses Ereignis. Zum
80
25-jährigen zeichnete sich eine Flaute ab, da es zu Reibereien zwischen den
Arbeitern und den Besserbemittelten gekommen sein soll.
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An das 2 x 11-jährige Bestehen der Gesellschaft erinnert dieses alte Gruppenfoto.
Aus einer Dokumentation geht weiter hervor, dass im Jahre 1907 die
Karnevalsgesellschaft Ulk anlässlich der Altenberger Kirmes (Neutral
Moresnet) zu einer närrischen Friedenskonferenz, einem großen Umzug und
einem humoristischen Redewettstreit eingeladen hat.
Durch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges wurde die traditionelle
und volkstümliche Karnevalsgesellschaft in ihrer Aktivität stark
eingeschränkt. Bis zum Jahre 1937 führte die Gesellschaft ein Schattendasein.
Die Vereinsfahne, die Vereinsstatuten und der Kassenbestand wurden wohl
behütet weiter verwaltet, bis sich bessere Zeiten abzeichneten. Es ist den
damals noch lebenden Mitbegründern Jules Nossent, Peter und Joseph
Radermacher, Jean Brandt und Karl Zitzling zu verdanken, dass im Jahre
1937 dem damaligen Mitglied Martin Huppermann die Vereinskasse, die
Vereinsfahne und die Insignien der Gesellschaft „UIk zu Kelmis‘“ von 1879
feierlich überreicht werden konnten. Gleichzeitig wurde dem Herrn
Huppermann offiziell die Befugnis erteilt, den Gesellschaftsnamen „UIk zu
Kelmis ‚von 1879“ weiterführen zu dürfen und dadurch die Zukunft des
82
Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach Kriegsende wurde durch behördliche Auflagen die Vereinsarbeit
sehr erschwert, so dass in der ersten Zeit jegliches Vereinsleben zum Erliegen
kam. Alle Personen, die öffentlich auftreten oder eine Gesellschaft führen
wollten, mussten ein amtlich einwandfreies Führungszeugnis vorlegen
können. Diesen Nachweis konnten die leitenden Personen des ‘Ulk““ schnell
erbringen und so stand einem Neustart nichts mehr im Wege. Unter der
Leitung des Präsidenten Peter Hoven fand bereits am 25. November 1945
die erste Nachkriegssitzung statt. Heute altgediente Karnevalisten, wie der
Zeremonienmeister Mathieu Lavalle (Nau), unterstützt von seinen Pagen
im Kindesalter, Jean Barth, dem heutigen Ehrenpräsidenten, und Hubert
Vanaschen, erlebten nach langer Zeit der Abstinenz wieder karnevalistisches
Treiben. Das Narrenvolk zeigte sich in der ungezwungen lockeren Art als
begeisterungsfähig und zum spontanen Mitmachen bereit: ein fruchtbarer
Boden für den Bazillus Karneval, der bis heute noch sehr stark das kulturelle
Leben unserer Gemeinde mitbestimmt.
Als Vereinslokal diente das Cafe Josef Bonni in der Thimstraße (dieses
Cafe besteht nicht mehr. Es befand sich an der Stelle des Hauses Nr. 18).
Bis 1947 hatte Peter Hoven das Präsidentenamt inne; er übergab es dann
Joseph Bonni, der es bis 1948 führte, bevor Heinz Errens bis 1950 die Leitung
der Gesellschaft übernahm.
1950, unter der Federführung des neuen Präsidenten Martin Huppermann,
erfolgte eine entscheidende Umorganisation und Umstrukturierung und es
gelang dem neuen Präsidenten, dem Verein die nötige Standfestigkeit zu
verschaffen. Karl Willems führte dieses Amt dann von 1952 bis 1954 weiter;
von 1956 bis zu seinem Tode war er Ehrenpräsident. Dann, im Jahre 1956,
übernahm Peter Hoven von seinem Freund Martin Huppermann erneut die
Leitung der KG Ulk. Bis zu seinem unerwarteten Tod unmittelbar vor Beginn
der Session 1983 / 84 übte Peter Hoven dieses Amt mit Erfolg aus und
verhalf in seiner Amtszeit der KG Ulk zu Kelmis zu hohem Ansehen weit
über die Grenzen seines Heimatdorfes hinaus. Peter Hoven ist es zu
verdanken, dass im Jahre 1978, zum 9 x 11-jährigen Bestehen der
Gesellschaft, das ganze Dorf Kopf stand, gekrönt von einem Karnevalszug
der Extraklasse.
Garde- und Showtanz
Schon 1951 hoben die Rot-Weißen, wie die Ulk-Mitglieder im Volksmund
genannt werden, die ersten Garde- und Showtänze unter der Leitung von
84
Lambert Barth aus der Taufe. Mit ihren Phosphor-Tänzen „Der lange Jan
aus Amsterdam“ oder „Sonne und Mond“, um nur diese beiden zu nennen,
eroberte die in violettes Licht getauchte Gruppe große Erfolge, die sie bei
Sitzungsausfahrten u. a. zur Prinzengarde Blau-Weiß nach Düsseldorf ins
Apollo-Theater und zu einem Gastauftritt ins Casino von Spa führten.
Mit 24 Tänzerinnen für den Garde- und Showtanz verstanden es die
Damen, die im Laufe des Abends zwei verschiedene Showtänze aufführten,
das Publikum zu begeistern. In ihren feschen Kostümen, als Ungarinnen,
Griechinnen, Russinnen oder Ägypterinnen stellten sie zu den passenden
Melodien das jeweilige Land vor. Themengebunden wurden die Kostüme
der Sitzung angepasst. In diesen Kostümen konnte man die Damen auch
beim Rosenmontagszug bewundern. Getanzt wurde übrigens ohne
Beinbekleidung; vom synthetischen Beinschutz unserer Tage war damals
noch keine Rede.
Der Ulk war die erste Gesellschaft im ostbelgischen Karneval, die mit
einem Tanzpaar auftrat. Marie-Louise Thaeter und ihr erster Tanzoffizier
Hans Müllender setzten diesen Meilenstein. 1952 übernahm Mathieu Lavalle
den männlichen Part und das Tanzpaar feierte große Erfolge im In- und
Ausland.
Gerne gesehen war auch die zu Beginn der 50er Jahre gegründete
Prinzengarde, die bis in die 70er Jahre aktiv blieb. Die Männer dieses Korps,
mit ihren Säbeln und Bärenmützen, repräsentierten ihren Verein bei seinen
Auftritten und Ausfahrten zu Gastvereinen. Bei der Goldhochzeit des
Ehepaares Kohl-Pütz am 16. September 1972 (Leonard Kohl genannt Nades
(1889-1983) war das älteste Mitglied der Gesellschaft) standen sie mit
gezogenem Säbel Spalier, als das Goldpaar aus der Kirche kam.
Vereinslokale
1950 wechselte der Verein zum Cafe Andre Radermacher, Ecke Moresneter
und Patronagestraße. Von 1952 bis 1966 hatte der Ulk sein Vereinslokal im
Cafe Martin Bart (heute Fritüre „Bei Ralf‘) auf der Lütticher Straße. Dieser
durch die Eltern des späteren Ehrenpräsidenten Jean Barth geführten
Gaststätte war ein kleiner Saal angegliedert, der sich bestens zum Einstudieren
der Auftritte bei den anschließenden Prunksitzungen im Schützenlokal, später
im „Astoria“, eignete. Leider wurde der Saal Astoria 1992 geschlossen und
fiel der Spitzhacke zum Opfer, worauf die Sitzungen in den Saal der Patronage
verlegt wurden.
85
Eigene Kräfte
Von den Anfängen bis zum heutigen Tag hat die KG Ulk ihre Sitzungen
stets mit Kräften aus den eigenen Reihen gestaltet. Ihrem Vereinslied
„Ülleküke die sönd jot, hand ömmer jowe Moot“ sind sie bis heute treu
geblieben. In ihrem gastlich hergerichteten Sitzungssaal versteht es der Ulk,
volkstümlichen Karneval mit hohem Niveau zu bieten. Die Legende Nades,
ein Spitzenbüttenredner, der mit 93 Jahren die Narren noch fesselte, die vier
Hämme, Bocks en Böckske, die Grielächer, Dick und Doof, das Sextett, die
Klosterspatzen, Komponist und Schlagersänger „Gelles‘“ und viele andere
sorgten für Schlagzeilen. Spitzenkräfte wie Domm en Dööl oder Büttenredner
Pascal Kreusen, die adrette Garde- und Showtanztruppe unter der Leitung
von Michele Goebbels sowie die von Astrid Henning geführte
Kindertanzgruppe ließen bzw. lassen den Sitzungskarneval beim Ulk zu einem
unvergesslichen Erlebnis werden. Besonders bekannt und beliebt ist beim
Ulk die musikalische Schlussnummer, an der alle Mitwirkenden teilnehmen.
Wagenbau
Nicht alle Ulk-Mitglieder stehen im Rampenlicht. Viele arbeiten im
Verborgenen und tragen doch erheblich zum Erfolg der Gesellschaft bei.
Besondere Erwähnung verdient hier die Wagenbaugruppe. Schon in der
ersten Nachkriegszeit war der Karnevalswagen des Ulk mit den alten
Holzpferden des Karussells Hülster aufgefallen. Heute steht die
Wagenbaugruppe unter der Leitung von Hubert Lousberg. Vom einst
improvisierten Wagen mit Pferd und Karren, als man am Karne-
valswochenende nach getaner Arbeit auf das Gefährt eines Fuhrunternehmers
zurückgreifen musste, ist man heute weit entfernt. Der Ulk zeigt beim
Wagenbau Professionalität.
Mit ihrem ersten überdimensionalen Prunkwagen „Cleopatra‘* begann
1983 im Wagenbau der Gesellschaft eine neue Epoche, die sich bis zum
heutigen Tage fortgesetzt hat. Vär lache os e Vüske, die Frösche, Joker ist
Trumpf, Schläfer Parade, 60 Jahre Mickey Mouse, um nur einige zu nennen,
waren Glanzstücke des Wagenbaus, an die man sich gerne erinnert. Auch
zum 11 x 11-jährigen Jubiläum präsentierte die Gesellschaft sich ihrem
treuen Narrenvolk in den Traditionskostümen auf einem selbst gefertigten
Prunkwagen.
87
Nicht nur im Karneval
Auch außerhalb der Sitzungsperiode ruht das karnevalistische Leben nicht
ganz. Der persönliche Kontakt zwischen den Mitgliedern wird gefördert
durch Familienfeste, ein Erbsensuppenessen nach der letzten Sitzung, ein
Ordensfest im Oktober, bei dem der neue Sessionsorden vorgestellt wird,
gemeinsame Ausflüge mit den Kindern, eine klubinterne Nikolaussitzung,
bei der die Kinder ihre Talente entfalten können etc. Besonders stolz ist der
Verein auf seine Jugendförderung. Eine stolze 22-köpfige Kindertanzgruppe
kann der Ulk aufweisen, dazu ein Kindertanzmariechen. Aus diesem
Nachwuchs rekrutieren sich dann später die Tänzer und Tänzerinnen der
großen Tanzgruppe, die sich in Gardetanzgruppe und Showtanzgruppe
gliedert, sowie die heranwachsenden Jugendlichen, die dem Verein über viele
Jahre treu bleiben.
Die weiteren Präsidenten
Nach dem Tod von Peter Hoven (1983) nahm Jean Barth die Geschicke
des Vereins in seine Hände. Während seiner 16-jährigen Amtszeit verstand
es Jean Barth, die äußerst positive Tendenz mit viel Geschick fortzuführen
und den Verein zu dem zu machen, was er heute ist, ein Eckpfeiler des
kulturellen Lebens seiner Heimatgemeinde Kelmis. Zu den Höhepunkten
seiner Amtszeit zählt, dass eine neue Straße in der Siedlung „Edelweiß“
nach dem Altmeister des Kelmiser Karnevals und Mitglied des „UIk“,
Leonard Kohl, (besser bekannt als „Nades“‘, verstorben 1983) benannt wurde.
Ein Gedenkstein an diese Persönlichkeit „Leonard Kohl“ wurde am 25. Mai
1986 im Anschluss an einen Festumzug auf Initiative der Gesellschaft „Ulk‘“
in Anwesenheit der Familie des Verstorbenen sowie zahlreicher Persönlich-
keiten und Vertreter der örtlichen Karnevalsvereine feierlich enthüllt.
Zum Zweiten, wurde dem Ulk durch Seine Majestät den König die Würde
einer „königlichen“ Gesellschaft verliehen; dies ist eine Auszeichnung, die
ehrt, aber auch verpflichtet.
Zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde das große Jubelfest im Herbst
1990 zum 111-jährigen Bestehen der Gesellschaft Ulk, das Tausende
Karnevalisten nach Kelmis zog.
An der Schwelle des 21. Jahrhunderts hat der Verein trotz Höhen und
Tiefen, denen das Vereinsleben seit dem Bestehen ausgesetzt war,
Standfestigkeit bewiesen. 1999 übergab Jean Barth das verantwortungsvolle
Präsidentenamt an seinen Sohn Thierry, mit dessen Geschick dem Verein
noch viele erfolgreiche Jahre beschert werden sollen. Als Ehrenpräsident
89
Im Jubeljahr, zum 11 x 11-jährigen, war es Willy Thyssen, der als Willy
V. mit Kinderprinz Lionel I. in die Annalen der Vereinsgeschichte eingegangen
ist.
Außerdem kamen 2 weitere Kinderprinzen aus den Reihen der
Gesellschaft::
1978 Mario I. ( Francois ) heute bekannter Büttenredner unter dem Namen
des „Kohleboer“*‘;
1982 Thierry I. (Barth), der jetzige Ulk-Präsident.
Gekrönt wurden die Festlichkeiten zum 11 x 11-jährigen mit einem Ausflug
des Jubelvereins nach Brüssel und einem offiziellen Empfang durch die
Brüsseler Stadtväter im Rathaus der Hauptstadt. Im Anschluss daran zog
der Jubelverein im Festzug, angeführt durch den Cercle Musical Kelmis,
zum „Manneken-Pis “, wo Brüssels bekanntestes Wahrzeichen in das Kostüm
des Jubelvereins gekleidet wurde.
Vom 22. September bis 01. Oktober 2000 wurde dieses Jubiläum im
Festzelt am Galmeiplatz an der Schützenstraße ausgiebig gefeiert und nahm
seinen krönenden Abschluss mit einem großen karnevalistischen Festumzug.
90
Der Clown
Manege frei, der Vorhang sich bauscht,
tränende Maske, der Clown tritt auf.
Huschend, gedämpft und leise sein Schritt,
wenn er die Manege, sein Reich, betritt.
Aus löchrigem Schuh schauen die Zehen hervor
Und wirbeln den Staub der Manege empor.
Die Hose zu groß, gehemmt stets sein Schritt,
sich wiegend und flatternd bei jedem Tritt.
Die Farben der Maske bunt-fröhlich vereint, 9
auch wenn die Seele traurig und weint.
Gewollt auch die Tücke, die alles zerbricht,
was er zu tun und zu machen verspricht.
Der Marsch aus „Aida“ jäh unterbrochen,
seine Trompete klingt hohl und zerbrochen.
Kinderlachen, beglückend und froh,
ist seine Gage und auch sein Lohn.
Trotz aller Mühe nur quäkende Töne
aus der Trompete, der goldenen, schönen.
Gewolltes Stolpern ist sein Sinn,
es lachen die andern, fällt er dahin.
Und speit die Perücke eine Wasserfontäne,
überschäumendes Lachen der Kinder ertönet.
Der Bajazzo drischt und schämt sich nicht
ihn aus der Manege mit frohem Gesicht.
So manches nun weinende Kinderherz
möchte helfen dem Clown in seinem Schmerz.
So manche Späße hat er getrieben,
sitzt da, die Schminke nun abgerieben.
Er, der einst der Stolz der Manege gewesen,
im glitzernden Dress, Vollendung sein Streben.
Träumend und sinnend denkt er daran,
wie am Trapez er in die Lüfte sich schwang.
Das faltige Antlitz eine Träne zerdrückt,
vergangen die Zeit, es verlöscht das Licht.
Jakob Langohr
91
DAS WUNDER DER
KREUZRELIQUIE VON ELLEN
von Heinrich von Schwartzenberg
Um 1475 erlebte Katharina von Schwartzenberg, eine Nonne zu Ellen
bei Düren, in ihrem Kloster das Wunder der Kreuzreliquie (1). Da die
Urheber der zugehörigen Legende aus unserer Region stammen, sollen
die interessanten Geschichten, die darum ranken, nicht vorenthalten
werden.
Nach Oidtmann war diese Nonne eine Tochter der Eheleute Heinrich
von Schwartzenberg und Meine Crümmel von Eynatten, die 1483 das
Haus Raeren zu Lehen erhielten (2). Meine Recherchen ergaben, dass
die Nonne Katharina nicht die Tochter, sondern die Schwester des
vorgenannten Heinrich von Schwartzenberg war (3). Sie hatte nämlich
auch mit ihren Geschwistern das Haus Raeren geerbt, übertrug aber am
26. Juli 1483 ihr Kindsteil an dem Gut zu Raeren in Höhe von 28
rheinischen Gulden Jahresrente (zu je sechs Aachener Mark), ablösbar
mit 550 Gulden ihrem Bruder, dem obengenannten Heinrich von
Schwartzenberg (4). Wie dem auch sei, jedenfalls waren die Nonne
Katharina und einer ihrer Brüder, leider ist nicht gesagt welcher, stark in
die Legende des Wunders mit der Kreuzreliquie eingebunden.
Was war nach der Legende, die eigentlich aus vier Phänomenen besteht,
um und nach 1475 geschehen? (5)
1. Ein Edelmann aus unserer Region hatte die Absicht, nach Jerusalem
zum Heiligen Grab zu pilgern. Zuvor besuchte er seine Schwester
(Katharina von Schwartzenberg), die im Prämonstratenser-Kloster zu
Ellen bei Düren als Nonne lebte. Er bat sie, für ihn zu beten, damit ihm
Schutz und Glück auf seiner Reise gewährt werde. Dafür wolle er sich
auch erkenntlich zeigen.
Bei seinem Jerusalem-Aufenthalt erwarb er ein Stück vom Heiligen
Kreuz, was er seiner Schwester und dem Kloster verehren wollte. Auf
der Rückreise geriet sein Schiff in schwere Seenot und drohte zu sinken.
Erst als das Kästchen mit der Kreuzreliquie über Bord geraten war,
beruhigte sich das Meer und alle wurden auf wunderbare Weise gerettet.
Nur schade, dass das Geschenk für die Schwester verloren war. Von dem
Kästchen hatte der Edelmann nur noch den Schlüssel. Als er wieder heil
nach Hause gekommen war, besuchte er seine Schwester im Kloster und
92
berichtete von seinem Missgeschick.
Die Schwester erkundigte sich, wann dies geschehen sei und erzählte
nun ihrerseits, dass zu dieser Zeit plötzlich ein Kästchen in ihrer Zelle
gestanden habe. Sie zeigte es ihrem Bruder, der sogleich mit seinem
noch vorhandenen Schlüssel das Kästchen öffnete, in dem zum Erstaunen
und zur Freude aller Beteiligten die Kreuzreliquie unversehrt zu sehen
war.
2. Als der Herzog von Jülich, zu dessen Bereich Ellen gehörte, von
der Geschichte erfuhr, wollte er auch ein Stück von der relativ großen
Kreuzpartikel haben. Bei der versuchten Teilung floss Blut aus dem Holz,
und man ließ von dem Vorhaben ab.
3. Da der Herzog Wilhelm von Jülich schon nichts von der Reliquie
erhalten konnte, wollte er wenigstens eine Monstranz aus klarem Silber-
und Goldglanz stiften, um die Kreuzpartikel würdig aufzubewahren. Man
suchte nun für die Aufbewahrung in der Monstranz ein passendes Glas
von gutem Glanz, fand aber weit und breit nicht dergleichen.
Eines Tages schellte an der Klosterpforte ein junger Gesell und sagte,
dass er ein Glas hätte, wofür er allerdings ein kleines Almosen haben
wollte. Die Schwestern begutachteten das Kristallglas und stellten fest,
dass es genau für die Reliquie und für die Monstranz passe. Als sie den
jungen Mann an der Klosterpforte entlohnen wollten, war niemand mehr
zu sehen.
4. In dem vorgenannten spiegelnden Kristallglas sollen viele Gläubige
bei Sonneneinstrahlung das Bild vom dornengekrönten Jesus vor Pilatus
gesehen haben.
Über mehrere ähnliche Erscheinungen berichtet der Steinfelder
Kanoniker Heinrich Freissem 1716 glaubwürdig aus eigenem Erleben
(6).
Wie ist die Überlieferung der Legende auf uns zugekommen? (7)
In den Jahren 1491 bzw. 1502 traten die aus Düren stammenden
Geschwister Eysels in das Ellener Kloster ein. Sie werden die Geschich-
te vom Empfang der Reliquie (etwa 1475) von der beteiligten Nonne
Katharina von Schwartzenberg gehört haben. Die Nonne Helene Eysels
gab ihren Bericht an die Ordensfrauen Katharina Standert (1623 gestorben
und 65 Jahre im Kloster) und Ursula von Hirtzhorn (bereits 1536 im
Kloster) weiter. Von den beiden Letztgenannten erfuhr der Steinfelder
Abt Pilckmann die Geschichten, der daraus 1630 ein Gedicht fertigte,
das am Schluss dieses Aufsatzes in heutiger Schreibweise aufgeführt ist
(8).
94
Es folgten noch weitere Schriften über die Kreuzlegende, z.B. 1636
bei Gelenius, der die vier Phänomene erwähnt (9). Jakob Viersen, der
von 1598 bis 1621 Prior in Ellen war, sammelte die Geschichten, die
aber erst 1739 unter dem Titel «Historischer Bericht der wundertätigen
Partikel des heiligen Kreuzes in Ellen» herausgegeben wurden (10). Von
dieser Schrift ist leider nur noch das Titelblatt vorhanden (s. Abb. 1).
Durch die Reliquie ist Ellen Wallfahrtsort geworden. Bereits am 21.
April 1488 wurde durch die Bischöfliche Behörde in Köln eine Verfügung
ausgestellt, worin die Echtheit der Reliquie anerkannt und ihren Verehrern
und den Besuchern des Klosters ein Ablass verliehen wird (12).
Es sei noch erwähnt, dass die 12 cm lange und 4 1/2 cm starke
Holzpartikel heute noch in der Ellener Pfarrkirche St. Thomas von Cah-
terbury vorhanden ist und dass noch jedes Jahr im Mai zum Kreuzfest
eine Prozession mit der Reliquie stattfindet (s. Abb. 2).
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Abb. 2: Prozession mit der Kreuzreliquie durch Ellen (1980)
Über den Verbleib der vom Herzog von Jülich geschenkten
Prachtmonstranz ist nichts bekannt. Von einer neuwertigen Monstranz
wird 1864 berichtet. Friedrich Schneidgen aus Köln schuf 1967 eine
moderne Fassung für die Kreuzpartikel, die seit 1986 im großen
Lebensbaumrelief einen würdigen Platz hinter dem Altar der Pfarrkirche
gefunden hat (13).
95
Aus Anlass der 500-jährigen Verehrung der Kreuzreliquie weihte der
Aachener Weihbischof Reger im Jahre 1988 in Ellen eine von den Be-
wohnern erbaute neue Kreuzkapelle ein, die eine früher vorhandene
ersetzt.
Bei einem Pontifikalamt in der Ellener Pfarrkirche sagte der Weih-
bischof, dass mit der Verehrung der Kreuzreliquie Gläubige über die
Jahrhunderte Trost und Halt gefunden hätten (14).
Schlussbetrachtung
Tradition und Sinn für die Verehrung von Reliquien, die immer auf
eine Heilstat oder einen Heiligen hinweisen, sind also im Volk noch
lebendig geblieben, mag auch der moderne Mensch über die «Naivität»
unserer Vorfahren bezüglich der Echtheit der Legenden lächeln. Die Frage
der Echtheit ist hier nicht so wichtig, denn der Wert einer Reliquie hängt
davon ab, in welchen Händen sie ist und wer sie verehrt (15).
Der dem Christentum nahestehende Philosoph Ziegler (71958) sagt
dazu:
«Einerlei woher eine Reliquie auch immer stammen mag, sie wird
«echt» genau in dem Maße, als sie die geistigen Wellen der ihr
dargebrachten Gebete und Andachten einschluckt und auch so auf
irgendeine Weise wieder ausstrahlt.» (16) Nachfolgend das Gedicht von
1630 des Steinfelder Abtes Pilckmann, das von großer Schlichtheit und
für die damalige Zeit verhältnismäßig rein in der Sprache ist, so dass es
von H. Schiffers nur unwesentlich in heutiger Schreibweise geändert
wurde (8):
VOM HEILIG KREUZ EINE SCHÖNE HISTORIE
Bete, o Leser, zu Christi Glorie.
Eine Jungfrau war im Kloster Ellen,
Die fleißg wartet ihrer Zellen.
Die hat einen weltlich edeln Bruder,
Geboren von edlem Vater und Mutter.
Der wollt reisen zum heiligen Grab,
Zu der Schwester sich erst begab.
Begehret, sie wolle in ihrer Andacht
Seiner gedenken Tag und Nacht,
Damit er Glück hätte auf der Reisen.
Er wollte sich auch dankbar beweisen.
Nahe Jerusalem der Bruder ziehet,
96
Die Schwester in der Andacht stehet,
Und als sie einmal in Andacht
Geschlafen und wieder erwacht,
Sieht sie ein Kistchen bei sich stehen,
Besah es wohl, verwundert sich,
Läßt es zu, war nicht vorwitzig.
Sie dacht, ob es verloren wär;
Sie fragt die Jungfern all umher,
Es wußte niemand davon zu sagen,
Man hörte niemand desweg klagen.
Die Jungfer läßt das Kistchen zu
Auf der Zelle stehen in Ruh, 1
Und war so ein köstlicher Schatz
Verborgen auf derselben Platz.
Nach etlicher Monaten Zeit
Der Bruder von der Reise weit
Kommt von Jerusalem zu Land,
Zum Kloster Ellen er sich wandt,
Zu seiner lieben Schwester gehet,
Welche für ihn betend stehet.
Er danket der mit höchstem Fleiß,
Erzählt ihr auch seine ganze Reis,
Und dass der ein herrlich Kleinod
Verloren hätt in Wassers Not,
Welches er hat mitbringen wollen
Zur Danksagung den Jungfern zu Ellen.
Die Schwester sprach: «Ach, Bruder mein
Was mag das für ein Kleinod sein?»
Der Bruder sagt: «Nicht sonder Klagen
Und Schmerzen kann ich euch das sagen;
Denn als ich in das gelobte Land
Kommen, hab ich Fleiß angewandt,
Dass ich vom heiligen Kreuz ein Stück
Bekäme, das ich mitbrächte zurück.
Ich wollte dasselbe euch verehren,
Die Andacht dadurch zu vermehren.
Ich hab erlangt, was ich begehrt,
Es war mir herzlich lieb und wert.
Ach Gott, als ich kommen auf das Meer,
Das ward, ach, ungestüm so sehr,
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Dass auch die Schiffbrüchigen riefen all:
Wir müssen hier vergehen zumal.
Ist jemand, der Heiligtum bekommen
Und mit sich bis hierhin genommen,
Der werfe es in das Wasser bald,
Damit jeder sein Leben behalt;
Denn oft von Schiffsleuten ist probiert,
Dass sie durch Heiligtum sind salviert.
Ach, liebe Schwester, da ist blieben
Der Schatz, welchen ich euch wollt geben.
Ich hab gekauft ein Kistlein klein
Das heilige Holz legt ich darein.
Es liegt zusammen in dem Meer,
Den Schlüssel hab ich noch bisher.
Hier fängt die Schwester umzusehen,
Die Jungfern auch, die bei ihr stehen.
Die Schwester sagt: «Was soll ich sagen,
Hier wird sich Wunderding zutragen.
Sagt mir doch, lieber Bruder mein,
Wenn ihr noch sehen möcht das Kistlein,
Sollt euch sein sicher wohl bekannt,
Es möchte wohl nahe sein bei der Hand.»
Der Bruder sprach: «Was sollte es sein,
Ich kenne sehr wohl das Kistlein,
Es liegt aber im tiefen Meer,
Wie soll es kommen hierher?»
Die Schwester gehet hin auf ihre Zell,
Kommt wieder, bringt das Kistlein schnell.
Alsbald der Bruder das gesehen,
Konnt er nicht länger bleiben stehen,
Fällt auf seine Knie, Zähren gießet,
Der Schlüssel das Kistchen aufschließet.
Da war das Stück vom heiligen Holz,
Des freut sich der Ritter stolz
Und sprach: «Ach, liebe Schwester mein,
Dies ist das Holz und Kistlein.
Aber wie ist es hierhin kommen?
In Unruhe bin, bis dies vernommen.
Die Schwester sprach: «In solchen Stunden
Und solchem Tag, hab ich das funden
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Auf meiner Zellen bei mir stehn,
Davon ich hatte einen Wunderwahn.”
Der Bruder sprach: «Auf solche Zeit
Bin ich des Kleinods worden quitt,
Auf solchen Tag, Stund ungefähr
Ist es geworfen in das Meer.
Nun lobet mit mir Gott den Herrn,
Dass dieser Schatz ist kommen so fern,
Und haltet das in hoher Acht,
Das mir die Engel zugebracht.»
Alsbald geschehen viel Wunderzeichen,
Die kein Verstand konnte erreichen. .
Es laufen zu aus aller Welt
Die Leut, jeder Gnad erhält.
Der Landfürst in dem Jülicher Land
Kommt selbst, auch Wilhelmus genannt,
Und als er die Wunder gesehen,
Die da waren gewiß geschehen,
Er vom Holz ein wenig begehrte,
Und weil er war des Landes Herr,
Bewilligte man ihm nach seinem Begehr.
Ein Priester soll etwas abschneiden,
Das Holz aber wollte das nicht leiden;
Denn als das Messer in das Holz schneidet
Alsbald aus dem Holz klar Blut fließet,
Und das noch auf heutigem Tag
Zu sehen, dass man erschrecken mag
Und gibt das am Holz ein Ansehen,
Als sehe man vor Pilatus stehen
Christum in einem Purpurkleid,
Wie dann das ecce homo steht.
Durch das Wunder bewegt ist sehr
Wilhelmus, der Landfürst und Herr.
Und hat gegeben eine Monstranz
Vom klaren Silber und Goldglanz,
Darin das Holz gesetzet würd
Mit Ehrerbietung, wie sich gebührt.
Zu diesem Holz in die Monstranz
Sucht man ein Glas von gutem Glanz.
Man schicket in die Städte herum,
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Denn das Holz war ungleich und krumm,
Keins war zu finden, das wäre Maß,
Wiewohl versucht ward manches Glas.
Es kommt danach ein junger Gesell,
Der ziehet an der Scheibenschell
und sprach, er hätte ein Gläslein,
Begehret dafür ein Almöslein.
Es wird gebracht der würdigen Frauen.
Sobald als sie das tut anschauen,
Gedacht sie der Monstranz an Stunden,
Hat sich das Glas gar Maß erfunden.
Stracks bracht man die Almos dafür
dem fremden Gesellen an der Tür.
Als man die Almos bracht zur Hand,
Keinen Gesellen man da fand.
Und wer wollte nun zweifeln dran,
Dass Gott geschickt diesen Mann.
Im Jahr, als man schrieb ungefähr
Tausend fünfhundert vierzig vier,
Als Kaiser Karl bekrieget hat
Das Jülicher Land und Düren, die Stadt,
Haben die Jungfern zu Ellen zwar
Sich auch gefürchtet vor Gefahr,
Wollen das heilige Holz auf Cöllen
Aus der großen Gefahr bestellen,
Legten’s auf einen Karren mit mehr Dingen,
Meinten das leicht fortzubringen.
Man konnte es nicht bringen von dannen,
Obwohl sechs Pferd sind vorgespannen.
Als man gesehen das Wunderwerk.
Dass nicht könnten die Pferde so stark,
Kommt das Konvent der Jungfern all
Singen mit Andacht und mit Schall:
Tuam crucem adoramus, Tuam passionem recolimus.
Da ging der Karren des Heiltums auch,
Zwei Pferd dazu waren genug.
Von diesem all sind Briefe gewesen,
Wie man dieselben hat können lesen.
Zur Zeit, als Kaiser Karl gelebt
100
Und in dem Jülichen Krieg geschwebt,
Da sind die Briefe auch mit gefahren,
Wie dann geschieht in solchen Gefahren.
Zweimal das Kloster ist verbrannt,
Da ist verloren auch allerhand.
Anmerkungen
1. Candels, Heinrich: Ellen, Mönchengladbach 1979, S. 155 ff,
Horstkötter, Ludger: Das Kloster zu Ellen, 1190-1802, Ellen 1990, 5. 114 ff.
2. Oidtmann, Ernst von: Genealogische Sammlung in der Universität Köln, Mappe
1120
3. Im Göhltal 54/1994, S. 57
4. Coels, von: Die Lehensregister der Propsteilichen Mannkammer des Aachener
Marienstiftes, Bonn 1952, S. 609
5. Horstkötter, a.a.O., S. 118 Candels, a.a.O., S. 214
6. ebenda, S. 158 ff.
7. ebenda, S. 156
8. Schiffers, H., Dürener Heimatblätter 1927, S. 50-52
9. Horstkötter, a.a.O., S. 118
10. Candels, a.a.O., S. 156
11. ebenda, S. 157/158 (Abb. und Text)
12. ebenda, S. 159 und 229
13. Horstkötter, a.a.0., S. 118
14. Kirchenzeitung Aachen Nr. 26 vom 26.06.1988
15. Candels, a.a.O., S. 159
16. Ziegler, Leopold: Überlieferungen, München 1948, S. 150
Abb. 2 vom Verfasser
In Memoriam 1
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Unser Mitarbeiter Heinrich von Schwartzenberg, der unsere |
Zeitschrift in den letzten Jahren durch zahlreiche Beiträge berei- |
chert hat, verstarb plötzlich und unerwartet am 2. Januar 2003 in
Aachen im Alter von 74 Jahren. |
Wir wollen ihm ein ehrendes Andenken bewahren. |
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Poschvröjd — Poschleed *
von Erich Kockartz
Wenn et vröjer Vröjohr woht heem o Bonnebärch,
Koo-emt do ömmer Nachwuchs a, zwei deck op eng Wäch,
denn dr Papp sii Hobby wohre Schof, e Stöck off zehn,
änn öm Posche sooch me dann all se op-en W6j.
Hei, wi spronge di eröm, Au änn ooch de Jong.
Ooch wär Mensche wohre vrue, dat dr Länz bejonn.
Vöhr oss Kenger kohmt da ooch bauw dr Oosterhaas.
Enge hau-em at jesi-e ejen Pi-epelejatz.
Ejen W6j, deep &jen Haar, wo-et e Nest jemaaht.
Wenn dr Osterhaas da kickt, wät jätt dr&j jelaat.
Messdeener, di jenge rond, fäste an-et klabattere,
Änn me hu-et se ad va wits, dörch-en Stroße schaatere.
Ejen Kerch wohr alles stell, jenge Orjelton,
Ooch de Jlocke wohre vutt, sujar b&ss € Room.
De Tant Lena hau de Mamm noch e Kleed jeniehnt,
änn di wadde mär op een, op vöhl Sonneschien.
Staats jemaat woht ooch dr Vadder, wi-ene Advokaat,
denn e kräch noh Johre w&rrem ene Anzoch met Krawatt.
Miessens van op Schallberech hauwe damals ene Möpp.
Dä loof ömmer vr&ej erömm, hong nieh ajen Kött.
Bengche hau dat Exemplar wie-ene Daggel kromp,
vööre sooch me jätt ass Spetz, he&nge Schäferhond.
Övverahl troof me dämm aa, sujar €jene Bööjsch,
en esu wohr et sonnekloor, dat hä „Waldi“ heesch.
Endlech wohr de Karwäch ömm änn Poschsondech do,
dat me n€ht mi-e schloffe ku-ent, dat wohr ja jeng Vrooch.
Wi-et ajen Döör woht kloor no en I-ewechkeet (Ewigkeit),
hau de Mamm e Körvje oss €jen Heng jedöht.
* Gesendet in der BRF-Sendung „Iter und Göhl“ Nr. 1, 1991
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„Su-e, now jävt öch an-et Sökke, off-där ooch jätt vengt”,
saat se änn erennert s£ch, wi se sälv wohr Kenk.
Deuvelsweld, esu wi de Schööfjer, loofe wär eruus,
woole lenks, änn woole räts, änn ooch noch jraduus.
Plötzlech, noh zwei Mäö&ter at, krächte wär ene Schräck,
denn dr Miessens Waldi loof jrad noch öm-ene Äck.
Henger oss stong stiief de Mamm, jov op Ens ene Schrei,
dänn dr Waldi flöchde do met et letzde Ei!
Jee Stöck wohr ze venge mii-e, ooch et Nest wohr lääch,
met lääch Körver stong’ wär do, jedder£nge krech.
Mä de Mamm hau vöhrjesörcht, hau e paar op Sij. N
„Nächs Johr“, saat se, „kridder da dovöhr ömso mi-e.“
Wenn et now wer Posche wätt, denk ech dra zeröck,
wi dr Waldi damols s&ch mahde uus-ene Stöb.
Fofzech Johr sönd-et bauw här, wat damols passi-ede,
dat wär wäje Mi-essens Hond bau neet Poosche vi-ede!
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Jahresrückblick 2002
von Herbert Lennertz
Traditionsgemäß fand die Jahreshauptversammlung am dritten
Sonntag im Januar statt und auch diesmal konnte der Vorsitzende eine
große Anzahl von Mitgliedern willkommen heißen.
Er konnte auch erfreut feststellen, dass die verschiedenen Veranstal-
tungen im Laufe des verflossenen Jahres gut besucht waren. Der Kassen-
stand wurde als zufriedenstellend bezeichnet.
Die große Sommerfahrt im Jahre 2001 nach Andorra, Barcelona...ließ
abschließend Alfred Bertha in einer Dia-Schau Revue passieren.
Ein Dia- Vortrag von Josef Kessel führte am 28.2.2002 nach Mexiko.
Das mittelamerikanische Land mit seinen rd. 100 Mio Einwohnern auf
einer Fläche von 2 Mio Km? (65 mal Belgien) zieht von Jahr zu Jahr
mehr Ferienreisende an und verfügt inzwischen über eine gute touristische
Infrastruktur.
Im 1. Teil seiner Bildreportage führte uns Josef Kessel von der 30
Mio-Hauptstadt Mexiko-City, die von den spanischen Eroberern im 16.
Jahrhundert auf den Ruinen der Azteken-Hauptstadt Tenochtitlän
gegründet wurde, zu den beeindruckenden Pyramiden und Tempelanlagen
von Teotihuacän über den Wallfahrtsort Guadelupe in die Halbinsel
Yukatan, wo der Urwald inzwischen eine beeindruckende Vielzahl von
archäologischen Bodendenkmälern frei gegeben hat. Allein in der
Tolteken- und Maya-Ruinenstadt Chichen Itza mussten 5 km? Urwald
gerodet werden, um die großartigsten Bauwerke freizulegen.
Uxmal mit seinem Frauenkloster, Kabah mit dem Palast der Masken,
Labna, Chicanna und Becän waren weitere Höhepunkte der Maya-Kultur.
Neben den architektonischen Sehenswürdigkeiten bietet Mexiko
jedoch auch dem botanisch interessierten Besucher Überraschungen zu
Hauf. Die überschwängliche Urwaldvegetation mit ihren unzähligen
Orchideenarten und anderen exotischen Pflanzen ist ein Kapitel für sich....
Ramioul (bei Fl&malle) war am 20. Mai das Ziel einer Halbtagsfahrt
unter der Leitung von Caroline Leterme. Hier entstand in den letzten
Jahren eine vor- und frühgeschichtliche Anlage („pre£histosite‘‘), wo der
Besucher in die Steinzeit zurückversetzt und in die Techniken des
Überlebens der Neandertaler- und Cromagnon-Menschen eingeführt wird.
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Das Ganze ist didaktisch hervorragend aufgearbeitet und der Rundgang
findet einen krönenden Abschluss in einer Dia-Schau über die einmalig
schöne Kalksteinhöhle von Ramioul.
Als Einführung auf die am 22.6.2002 geplante Wanderung zu der
römischen Wasserleitung in der Eifel brachte Herr H. Tschaepe am 16.
Mai in einem sehr fundierten Dia-Vortrag den geschichtlichen Kontext
dieses erstaunlichen Bauwerkes in Erinnerung und zeigte, wie die
römischen Wasserbauingenieure mit rudimentären Mitteln die Probleme
des Niveauausgleichs oder der Orientierung gelöst haben.
Am 26. Mai führten H. Lennertz und A. Bertha eine (große) Gruppe
„Göhltaler‘“ nach Brügge, dem sog. Venedig des Nordens, das 2002
Kulturhauptstadt Europas war und aus dem Anlass ein „Lifting“ erfahren
hat. Eine sachkundige Führung durch anerkannte Fremdenführer zeigte
uns die verschiedenen Facetten der westflämischen Hauptstadt, an deren
Besuch sich ein Abstecher nach Damme, dem Heimatort Till
Eulenspiegels, anschloss.
Am 22. Juni startete Herbert Lennertz mit 44 Personen zu einer
Mehrtagesfahrt nach Venedig. Auf der Hinfahrt besichtigte die Gruppe
Genf und Padua, auf der Rückfahrt Verona und Bozen. n
Das Hauptziel der Fahrt, Venedig, besichtigten wir von Abbano Terme f
aus. Das sehr reichhaltige Programm der Stadtführer konnte jeder auf
eigene Faust erweitern...
Von Abbano Terme aus unternahm die Gruppe auch eine Tagesfahrt
nach Ravenna, wo die atemberaubenden Mosaiken der verschiedenen
antiken Bauten bleibende Eindrücke hinterließen.
Verona ist nicht nur die Stadt Romeos und Julias. Schon die Römer
bauten hier eine Arena, die 30.000 Sitzplätze bot. Seit 1913 hat die Stadt
ihre Festspiele und in Verona feierte Maria Callas 1948 ihre ersten
Erfolge...
Das südtiroler Bozen mit seinen vielen Arkadengängen hat italienisches
Flair. Ein abendlicher Rundgang durch die Stadt war eine gelungene
Abrundung des Besichtigungsprogramms dieser Italienreise.
Die schon am 16. Mai vorgestellte Wanderung zur römischen
Wasserleitung in der Eifel bei Nettersheim fand am 22. Juni unter der
Leitung der Herren Tschaepe und Kessel statt.
105
Am 21. September 2002 führte Caroline Leterme zum Fort von
Battice,
Belgien war dank der ihm 1830 auferlegten Neutralität nicht in den
deutsch-französischen Konflikt von 1870-71 hineingezogen worden,
befürchtete jedoch, in einem voraussehbaren zukünftigen Waffengang
zwischen Deutschland und Frankreich Aufmarsch- und Durchzugsgebiet
der feindlichen Heere zu werden.
Diese Befürchtungen gaben den Anstoß zur Anlage von
Festungswerken, sog. Forts, um Lüttich und Namür, die als Sperre gegen
einen Einmarsch deutscher oder französischer Truppen dienen sollten.
Der belgische Kriegsminister (die Bezeichnung „Verteidigungs-
minister‘ kam erst später auf) beauftragte 1886 den General Brialmont,
ein entsprechendes Konzept vorzulegen. Schon im folgenden Jahre
wurden erste Kredite für die Anlage der geplanten Festungswerke
bewilligt. Nach Brialmonts Plänen entstanden dann in den Jahren 1887
bis 1891 12 Festungen rund um Lüttich und 9 rund um Namür.
Diese Forts konnten nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges dem
schweren Artilleriebeschuss der deutschen 420 mm-Kanonen nur wenig
Widerstand bieten. Am 16. August 1914 fielen die beiden letzten Forts,
Flemalle und Hollogne.
Nach Kriegsende wurden neue Überlegungen und Planungen zum
Schutz vor einer neuerlichen feindlichen Invasion angestellt und in den
frühen 30er Jahren begann das belgische Heer mit der Anlage einer neuen
Festungslinie vor Lüttich, dem traditionellen Einfallstor aus dem Osten.
Vor- und Alarmposten folgte eine erste Verteidigungslinie im Halbkreis
von Vise bis Comblain mit 178 Bunkern und drei neuen Forts.
Eine zweite Verteidigungslinie auf dem rechten Maasufer bestand aus
62 Bunkern und 6 der alten Forts, deren Bewaffnung erneuert worden
war. Diese Linie war auch mit Panzersperren ausgerüstet.
Zwischen dieser zweiten Verteidigungslinie und der Maas baute man
zusätzlich 41 Bunker.
Von Pontisse bis Engis schützte eine weitere Verteidigungslinie aus
38 Bunkern und 2 Forts die Maas.
Im Mai 1940 konnten sich die Lütticher hinter 3 neuen und 8 alten
Festungswerken sowie 384 Bunkern sicher fühlen. Dazu kam auch noch
die von der Nord-Armee (Antwerpen) abhängige Festung Eben-Emael.
Lüttich bildete die östliche Spitze des von Antwerpen bis Namür
verlaufenden Sperr-Riegels an Maas und Albertkanal. Zwei Divisionen,
drei Radfahrer-Regimenter, ein Kavallerie-Regiment und die Festungs-
besatzungen sicherten das Land vor einem Angriff aus dem Osten.
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ausgeschaltet. Die Truppen der Verteidigungslinie müssen schon am 11.
Mai mit dem Rückzug beginnen. Lüttich fällt am selben Tag kampflos in
die Hände der deutschen Truppen. Dennoch bleiben die Festungswerke
vor Lüttich noch einige Zeit in belgischer Hand. Boncelles fällt am 16.
Mai, Tancre&mont (b. Pepinster) hält bis zum 29. Mai, einen Tag nach der
Kapitulation, durch.
Der am weitesten nach Osten vorgeschobene Posten war das Fort
Battice, das mit Tancr&mont im Süden sowie Aubin-Neufchäteau (b. Vise)
und Eben-Emael im Norden das Lütticher Vorland beherrschte. Battice
war, wie die drei anderen vorgenannten Forts, in den 30er Jahren gebaut
worden, und zwar von 1934 bis 1937. Die Festung war eine der am
stärksten bewaffneten und zählte eine Besatzung von 750 Mann, von
denen viele aus der Gegend stammten.
Zwölf Tage konnte Battice im Mai 1940 dem schweren deutschen
Granatenfeuer und den Luftangriffen widerstehen, bis eine von einem
Stuka (Sturzkampfflugzeug) abgeworfene Bombe nach einem Abpraller
in einen Geschützstand eindrang, dort explodierte und 26 Mann tötete.
Unter der Führung von Caroline Leterme besichtigten wir, wie gesagt,
am 21. September 2002 die Festung Battice, die eine Fläche von 45 ha
einnimmt und in 30 m Tiefe ein weit verzweigtes Gangsystem von 3,5
km Länge besitzt. 2000 Mann hatten 3 Jahre lang quasi Tag und Nacht
an diesem riesigen Verteidigungswerk aus Eisenbeton gebaut.
Wenn auch von der Inneneinrichtung der Festung, den
Mannschaftsräumen etc. das meiste in den 60er Jahren als Alteisen
verschrottet worden ist, so bleibt das Fort von Battice doch eine
beeindruckende Anlage. Eine mit zwei 75 mm-Kanonen bestückte Kuppel
dreht sich noch immer; ein Generator könnte sofort wieder Strom liefern
und ein schussbereites MG mit Reservelauf und Wasserkühlung wartet
auf den Einsatz!
Die Deutschen bauten im Fort Battice alles ab, was kriegswichtig war:
Zink, Messing, Kupfer... und erprobten hier (wie auch in Aubin-
Neufchateau) in den Kriegsjahren u. a. die „Röchling-Betongranate“‘,
eine raketenähnliche Granate, die aus großer Höhe das Zielobjekt traf
und auch die dicksten Betonwände durchschlug.
Zu einer „Wanderung rund um Eynatten‘““ unter der Führung von
Hans Klein luden wir am 13. Oktober ein. Die Route führte bis in die
Außenbezirke Eynattens bei Lichtenbusch und über Berlott durch das
weite Wiesenland zurück zum Zentrum.
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Der Dia-Vortrag „Das Hohe Venn“ von Herrn und Frau Herten am
11. November 2002 zeigte dieses Hochplateau im Wandel der
Jahreszeiten, wobei alle Aspekte (Fauna, Flora...) ausgiebig
Berücksichtigung fanden. Die angewendete Überblendtechnik machte
diesen Vortrag zu einem großen Kunstvergnügen.
Das Jahresprogramm beschloss am 11. Dezember der zweite Teil des
Dia-Vortrags von Josef Kessel über Mexiko. Diesmal lag der
Schwerpunkt der Besichtigungen im Süden, im Gebiet von Chiapas: San
Cristobäl, Oaxaca, Monte Albän (mit den Zatopekenruinen) und Mitlä,
waren Höhepunkte dieses zweiten Teiles.
ER In Memoriam
= Ar 9 | Aus Gemmenich geht uns die Nachricht zu,
U | dass unser langjähriges Vorstandsmitglied
X: Prof. Jules Aldenhoff
De X ; || am 9. Januar 2003 verstorben ist.
Prof. Jules Aldenhoff war ein engagierter und kompetenter
Mitarbeiter, dessen Name in unserer Vereinigung in dankbarer
Erinnerung bleiben wird.
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