Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet.
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Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten
Entwurf des Titelblattes: (+) Alfred Jansen, Moresnet-Kapelle.
Druck.: Hubert Aldenhoff, Gemmenich.
3
Inhaltsverzeichnis
Alfred Jansen,(t) Zum Umschlagbild 5
Moresnet-Kapelle
H. v. Schwartzenberg, Der Moresneter Bittweg 8
Aachen
Alfred Bertha Vor 200 Jahren: 23
Hergenrath Unter französischer Herrschaft
ER. Aus alten Zeitungen: Der Wiederaufbau 29
der Moresneter Brücke
Mar. Aus alten Zeitungen: Im Auto über 35
Gemmenich- Wolfhaag nach Vaals
M.-Th. Weinert Im Venn 38
Aachen-Forst
Alfred Bertha Kirchweihfest in Gemmenich 39
Hergenrath i. J. 1909
Joseph Langohr La maison de Pannesheydt ä Montzen 46
Bildchen ol L’esprit des Augustines demeure
Alan Swale Zum 80. Todestag von 64
Lescure-Jaoul (F) Dr. Wilhelm Molly (1838-1919)
Jakob Langohr De Ruin va Schömper! 72
Bildchen
Alfred Bertha Ein Einwohnerverzeichnis 74
Hergenrath aus Gemmenich i. J. 1709
Walter Meven, Das 25jährige Amtsjubiläum von 94
Hergenrath Bürgermeister Hubert Schmetz
Albert Stassen, Et Jongferke (Anonym) 107
Hombourg
5
Zum Umschlagbild
Haus Meurisse/Moeris in Raeren*
von (t) Alfred Jansen
Im Raerener Ortsteil Honien, an der Straße nach Walheim, (Nr. 59),
kurz vor der deutschen Grenze, erblickt man links der Straße einen
Gebäudekomplex, der durch seine in unserer Gegend seltene Bauweise
auffällt. Die Mauern dieses langgestreckten Hauses sind nach Südost
und Südwest schichtweise aus Sand- und Kalkbruchsteinen hochgezogen,
und die unterschiedlichen Farbtöne des Steinmaterials geben dem Haus
ein besonderes Gepräge. War der Erbauer bemüht gewesen; seinem
Anwesen ein dekoratives Aussehen zu verleihen?
Ein rundbogiges Portal gibt dem von Südosten kommenden Besucher
Zugang zum Innenhof von Haus Moeris (häufig auch in französischer
Schreibweise "Meurisse" geschrieben). Zur Rechten erkennt man das
fünfachsige, zweigeschossige Wohngebäude, dessen ursprüngliche
Kreuzfenster in der oberen Hälfte zugemauert worden sind. Auch die
drei rundbogigen Eingänge sind vermauert worden; der größere, mittlere,
wurde durch Mauerfüllung auf die Dimensionen einer normalen
rechteckigen Tür reduziert.
In der linken Ecke der Nordseite ragt ein runder Treppenturm in den
Hof hinein. Er trägt eine geschieferte Kuppelhaube, die von einer
vierseitigen, spitz zulaufenden Pyramide bekrönt wird. Letztere war, wie
auf alten Ansichten zu sehen, früher ebenfalls schiefergedeckt, hat heute
jedoch eine Zinkblechbedachung, die 1996 erneuert wurde.
Die Wirtschaftsgebäude zeigen rundbogige Eingänge und rechteckige
Fenster. Ein Gewändestein trägt die Jahreszahl 1651.
In seinem ursprünglichen Zustand belassen wurde das buckelige
Kopfsteinpflaster, das den gesamten Innenhof bedeckt.
Wie Haus Bergscheid, unterstand auch Moeris als Lehen dem Haus
Raeren, löste sich aber zu Beginn des 16. Jahrhunderts von demselben
und war 1627 im Besitz der Erben des Junkers Eberhard Rhoe (1). 1651
war Moeris Eigentum der Familie Servier. Damals wurde ein Teil der
Wirtschaftsgebäude errichtet. Zehn Jahre später wird der Maastrichter
Kanoniker Hendrich Servier als Besitzer genannt (2). Derselbe hat, wie
die Geschichte überliefert, wiederholt den Gemeinden Raeren und
* Aus G. Poswick, Les Delices du Duche de Limbourg, Verviers, 1951, S. 385 - 390 Ü
6
Neudorf bedeutende Summen Geldes geliehen, wenn durchziehende
Soldaten und Einquartierungen den Dörfern schwere Belastungen
auferlegten (3).
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Hof Moeris. Ansicht von Südosten
Der Kanoniker Servier vermachte den Besitz seiner Nichte; über die
weibliche Erblinie kam Moeris an die Familien de Liverlo und Louis de
Thier. Francois Arnold de Thier, Kanoniker an der Lütticher St. Lambertus-
Kathedrale und Enkel des letztgenannten, besitzt das Haus im Jahre 1770.
Er stirbt im Jahre 1787 und hinterläßt Moeris seinem Neffen Johann Baptist
Joseph de Harenne. Dieser, Anwalt von Beruf, wird auf Moeris wohnhaft.
Die Franzosen ernennen ihn 1806 zum Bürgermeister von Raeren und
Neudorf und, obschon der Landessprache nicht mächtig, bleibt er nach
dem Übergang unter preußisches Regime im Amt.
Nach seinem Tode im Jahre 1832 übernimmt der Sohn, Armand von
Harenne, das Erbe. Er wird 1843 Bürgermeister von Raeren, 1847
Kreistagsabgeordneter und Bürgermeister von Eupen und 1849 Landrat
des Kreises Eupen.
In der Zwischenzeit war das Haus Moeris 1844 an Viktor Haan aus
Aachen verkauft worden. Schnell folgen sich dann die nächsten Besitzer:
SP
1855 gehört Moeris Mathieu Meessen aus Raeren; von diesem erbt
Leonard Meessen das alte Haus. 1890 ist es Eigentum von Rudolf Tonnar
und geht 1910 auf dessen Sohn Alfred Tonnar über, der bei seinem Tode
im Tahre 1939 Moeris seiner Witwe und seinem in Köln als Rechtsanwalt
fungierenden Sohn Rudolf hinterläßt.
Nach dem Krieg kam Moeris unter Sequesterverwaltung. Seit 1953
ist der alte Herrensitz im Besitz der Familie Reul. Zu dem Anwesen
gehörten damals 8 ha Land. (Heute bewirtschaftet Fam. Reul etwa 45 ha
Eigen- und Pachtland).
Durch Erlaß der Exekutive der Deutschsprachigen Gemeinschaft vom
21.12.1988 wurde Hof Moeris (Fassaden, Dächer und Innenhof) unter
Denkmalschutz gestellt.
Anmerkungen
1) Nach einem Bericht über Haus Raeren aus dem Jahre 1627 im Stiftsarchiv zu Aachen
2) Reiners und Neu (Kunstdenkmäler v. Eupen-Malmedy) erwähnen als Besitzer des
Hofs "Muris" i. J. 1661 einen Kanoniker "Sauer". Dabei dürfte es sich um einen ”
Lesefehler für Servier handeln.
3) Wie Hermann Wirtz (Eupener Land, S. 83 - 84) berichtet, war die Gemeinde Raeren
1650 mit einem Kapital von 3.850 Pattacons (1 Pattacon = 4 Gulden) zugunsten der
auf Gut Moeris wohnenden Erben des Kanonikers d'Ogier belastet.
1652 erscheint als Gläubiger der Gemeinde Neudorf der an St. Servatius in Maastricht
wirkende Kanoniker Hendrich Servier, der den Neudorfern die Summe von 5.600
Gulden geliehen hatte.
Diese Kapitalschuld ging später an die Familie d’Ogier und de Liverlo (auf Gut Moeris)
und an St. Servatius zu Maastricht.
Hundert Jahre später -um 1750- haben Frau de Liverlo de Hauzeur (auf Gut Moeris)
und Frau de Thier eine frühere, von Servier und d'Ogier übernommene
Kapitalforderung an Raeren in Höhe von 10.264 Gulden.
Neudorf steht um 1750 bei Fam. Liverlo - de Hauzeur und Liverlo - de Grandaaz mit
6.800 Gulden "in der Kreide". Diese Schulden "kamen von Servier 1652/53, dann
durch Erbschaft an den Herrn d'Ogier, von diesem, + 1724, an seine Töchter d'Ogier-
de Thier und d'Ogier-de Liverlo, von letzterem de Liverlo an seine Töchter Liverlo-
de Hauzeur und Liverlo-de Grand-Aaz”" (Wirtz, a.a.0.)
Quellen
Poswick, Guy, Les Delices du Duche de Limbourg, S. 385-390
Denkmälerverzeichnis der D. G. , "Raeren”, S. 347 ff.
Gielen, Viktor, Raeren und die Raerener im Wandel der Zeiten, S. 17
Wirtz, Hermann, Eupener Land, S. 83-85
Reiners H. und Neu, H., Die Kunstdenkmäler von Eupen-Malmedy, S. 173
8
Der Moresneter Bittweg
von Heinrich von Schwartzenberg
Jeden Mittwoch, pünktlich um 11 Uhr, startet vom Kloster Preusweg
in Aachen die sog. "Aachener Mittwochs-Prozession" zum Wallfahrts-
ort "Maria-Hilf" oder "Hilfe der Christen" in Moresnet-Kapelle (auch
Moresnet-Eichschen genannt). Sie zieht über den Bittweg an vielen
Wegekreuzen vorbei durch den herrlichen Moresneter Wald. Es lohnt
sich schon, den Weg mit seinen Besonderheiten einmal zu beschreiben.
Zunächst soll aber kurz die Geschichte des Wallfahrtsortes Moresnet-
Kapelle nach Daten geschildert werden (1): %
1747 Der sechsjährige Peter Arnold Franck wird infolge eines hefti-
gen Erdbebens von der Fallsucht befallen. Eine Frau brachte ihm aus
Aachen eine 24 cm hohe Terrakotta-Statue der Gottesmutter mit dem
Jesuskind als Geschenk mit.
1750 Franck befestigte die Statue an einem Eichenbaum im nahen
Wald und bat täglich vor dem Bildnis um Heilung. Er wurde geheilt,
verehrte aber weiterhin mit seiner Familie und den Nachbarn aus
Dankbarkeit die kleine Statue.
1771 Eine Viehseuche bedrohte die von der Viehhaltung abhängige
Bevölkerung in ihrer Existenz. Sie betete vor dem Gnadenbild und wurde
erhört, so daß die Seuche abnahm.
1794 In der Franzosenzeit versteckte Franck das Gnadenbild. Es soll
aber nach der Legende auf nicht geklärte Weise zu seinem alten Standplatz
zurückgekehrt sein.
1797 Eine erneute Viehseuche ließ wiederum viele zur Eiche mit dem
Gnadenbild ziehen.
1801 Tod des Peter Arnold Franck, der zu einer Zunahme der
Bittgänge, besonders bei Seuchen, führte.
1823 Bau einer ersten Kapelle.
9
1829 Erste kirchlich organisierte Wallfahrt aus der Aachener Pfarre
St. Jakob nach Moresnet-Eichschen mit etwa 6000 Teilnehmern.
1831/32 Erweiterung der Kapelle und Zunahme der Wallfahrten infolge
der Choleraseuche. Seitdem regelmäßige Eucharistiefeiern in der Kapelle,
die von Einsiedlern betreut wird.
1863 Ein Blinder namens Esser gründet die Aachener Mittwochs-
Prozession, die bis heute - von kriegsbedingten Unterbrechungen
abgesehen - noch jeden Mittwoch stattfindet.
1873 Erweiterung der Kapelle um ein Oktogon.
1875 Wegen des sog. Kulturkampfes fanden die aus Aachen
verwiesenen Franziskaner Zuflucht in Moresnet-Eichschen. Sie
übernahmen die Betreuung des Gnadenortes.
1879/80 Vergrößerung der Kapelle
1897 Rückkehr der Franziskaner nach Aachen. Sie kommen aber
nach sieben Jahren wieder nach Moresnet zurück. In der Zwischenzeit
betreuten Jesuiten die Kapelle.
1887 Am 7. Dezember sollen etwa 8000 Pilger an der Prozession teil-
genommen haben, um für die Genesung des erkrankten Kronprinzen und
späteren deutschen Kaisers Friedrich III. zu beten.
1898-1903 Bau der herrlichen Kreuzweganlage, deren 100jähriges Ju-
biläum im Jahr 1998 feierlich begangen wurde.
1902 Erwerb der Gnadenkapelle durch die Franziskaner.
1904 Anläßlich des 50. Jubiläums der Verkündigung des Dogmas
von der Unbefleckten Empfängnis wurden in diesem Jahr über 100 000
Pilger gezählt.
1924 Größere Veränderung am 35 m langen und 12 m breiten Bau
der Kapelle. >
1990 Bau einer neuen Marienkapelle.
10
Nachfolgend die Wegbeschreibung, bei der neben den vielen
Wegekreuzen, die fromme Pilger dort errichten ließen, auch auf geschicht-
liche Denkwürdigkeiten hingewiesen wird, die um den Bittweg ranken.
Ausgangspunkt für unseren Weg nach Moresnet-Kapelle, der etwa 7
km lang ist und knapp zwei Stunden dauert, ist das Kloster der
Elisabethinnen (2) (s. Abb. 1) am Anfang des Preusweges in Aachen.
Wir gehen den Preusweg hinauf bis zum Ende, wo wir das erste schöne
Kreuz sehen, dessen Korpus über 100 Jahre alt sein soll (s. Abb. 2).
Nun wenden wir uns nach links, wo wir an einer Schranke vorbei in
Richtung Schutzhütte gehen. Vor der Schutzhütte rechts befinden wir uns
jetzt auf dem Moresneter Bittweg, dem wir ziemlich geradeaus bis
Moresnet-Kapelle folgen. ®
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Abb. 1: Das Elisabethinnen-Kloster am Preusweg, Ausgangspunkt der Aachener
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Abb. 5: An der Grenze steht dieses Kreuz mit der Inschrift "Mein Jesus
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Abb. 6: Adlerstein des Aachener Reiches
14
Nachdem wir den alten Geusenweg (7) überquert haben, kommen wir
an der Kreuzung Königsweg zu einem schönen Kreuz (s. Abb. 7) mit
einem Bonhoeffer-Spruch:
Von guten Mächten
wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost,
was kommen mag.
Gott ist mit uns am
Abend und am Morgen
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Abb. 7: An der Kreuzung Königsweg
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Abb. 10: Der Bittweg überquert die alte Ostgrenze von Neutral-Moresnet.
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Abb. 11: Dieses Kreuz erinnert an die aus Würselen stammende Pilgerin
Therese Göttgens, die am 15.9.1937 an dieser Stelle gestorben ist.
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Abb. 12: Das sog. rote Kreuz
Nach weiteren 500 m kreuzt die alte Westgrenze von Neutral-Moresnet
den Bittweg.
Immer geradeaus geht es auf die Eisenbahnbrücke der Güterstrecke
Aachen/West - Montzen zu, wo ein weiteres Kreuz steht mit der Aufschrift
"Neu errichtet am 9. Juli 1973" (s. Abb. 13).
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Abb. 13: Kreuz vor der Eisenbahnbrücke
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Abb. 17: Die 12. Station der Kreuzweganlage
Gegenüber der Kreuzweganlage ist die alte Klause noch vorhanden
(s. Abb. 18).
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Abb. 18: Die Klause
22
Es sei noch erwähnt, daß die Pilger (etwa 80 bis 100 an der Zahl) auf
dem Hinweg hauptsächlich den freudenreichen, den schmerzhaften und
den glorreichen Rosenkranz beten und dazwischen Lieder singen, die
der Kirchenjahreszeit entsprechen.
Die Prozessionsteilnehmer sagen: "Wir gehen nach Moresnet”, meinen
aber damit den Wailfahrtsort Moresnet-Eichschen oder Moresnet-Kapelle.
Das eigentliche Dorf Moresnet liegt etwa 1,5 km südwestlich vom
Wallfahrtsort. Eine große Eisenbahnbrücke überspannt dort das Göhltal.
Früher gab es noch Neutral-Moresnet (9), das mit Kelmis oder Altenberg
gleichzusetzen ist, und Preußisch-Moresnet, das jetzt Neu-Moresnet
genannt wird.
Anmerkungen
1. Wynands: Geschichte der Wallfahrten im Bistum Aachen, Aachen 1986, S. 378-381
2. Das Mutterhaus und die Kapelle der Elisabethinnen (Aachen, Preusweg 2) wurde am
10. Oktober 1937 eingeweiht.
3. Grachten nennt man in unserer Gegend jene uralten Verkehrswege, die durch ständiges
Ausfahren und Ausspülen sich immer tiefer in den Boden eingegraben haben (z. T.
sogar aus der Bronzezeit).
4. Das Aachener Reich bestand von etwa 1336 bis 1798. Die Grenze des Reiches, die
hier ab 1555 bzw. ab 1714 die spanisch/deutsche bzw. österreichisch/deutsche Grenze
bildete, war mit einem Landgraben und mit Adler-Grenzsteinen versehen (s. Abb. 6).
5. Diese Hügelgräber, von denen es viele im Preuswald gibt, stammen aus der Bronzezeit
(1800 bis 800 v. Chr.).
6. Der Königswald entstand 1615 als Pufferzone zwischen Aachen und der Bank (Ver-
waltungsbezirk) Montzen. Dieses Waldstück sollte 1611 zu Aachen kommen, jedoch
wehrte sich Montzen erfolgreich und erreichte, daß Aachen es nicht bekam. Da aber
auch Montzen es nicht erhielt, kam es unter die herzogliche Domäne.
7. Geusen war die Bezeichnung für die Protestanten, die im spanisch beherrschten
Limburg zeitweise ihre Religion nicht ausüben durften und sonntags über diesen
"Geusenweg" zum Gottesdienst nach Vaals zogen.
8. Die Burgundersteine sind mit den Emblemen der Burgunder versehen, die von den
Habsburgern übernommen wurden.
9. Neutral-Moresnet entstand nach dem Wiener Kongreß von 1815, weil Preußen und
die Niederlande sich nicht über ein Gebiet einigen konnten, in dem ein Galmeibergwerk
lag. (Galmei wurde zur Messingherstellung von beiden dringend benötigt). Das Gebiet
wurde "für vorläufig" neutral erklärt, bis es nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1920
zu Belgien kam.
- Alle Fotos vom Verfasser (außer Abb. 17)
- Abb. 17: Ausschnitt aus einer Postkarte
(Foto: Lechtape, Münster)
23
Vor 200 Jahren:
Unter französischer Herrschaft
von Alfred Bertha
Nachdem die Franzosen in der Schlacht von Fleurus (26.6.1794) die
Österreicher geschlagen und in Verträgen mit den "Niederlanden" und
Preußen die Westgrenzen gesichert hatten, beschlossen sie durch ein
Angliederungsgesetz vom 1. Oktober 1795 den Anschluß an Frankreich
der bis dahin nur als besetzt behandelten Gebiete.
Nach französischem Muster gab eine große Gebietsreform dem Land
eine straffe Gliederung in Departements, Arrondissements, Kantone
und "Mairies" (Bürgermeistereien).
Neun dieser Departements waren im großen Ganzen die Vorläufer der
späteren neun belgischen Provinzen.
Wenn die Franzosen so wenig beliebt waren bei der Bevölkerung, so
lag dies u. a. an einem Bündel mehrerer sehr unpopulärer Maßnahmen,
von denen einige die religiösen Gefühle unserer Vorfahren aufs tiefste
verletzten. Diese Maßnahmen wurden zwar zeitlich geschickt gestaffelt,
mußten aber früher oder später auf zunächst passiven, dann auch aktiven
Widerstand stoßen.
Die hohen Abgaben und die Zwangsanleihen waren schon nicht dazu
angetan, sich beliebt zu machen. Als die fremden Machthaber aber die
Religionsausübung und christliche Zeichen in der Öffentlickhkeit
verboten (29.9.1795), den Geistlichen das Tragen kirchlicher Gewänder
untersagten (6.12.1796), von den Priestern nicht nur einen Treueid auf
die Republik, sondern sogar einen Haßeid auf das Königtum (4. Sept.
1797) verlangten und die Kirchen der unvereidigten Geistlichen zu
schließen begannen, als sie die Eidverweigerer - es waren etwa 8000! -
verhafteten, viele von ihnen deportierten (es sollen aus den neun
"belgischen" Departements 4-500 gewesen sein) und kirchliches ,
Vermögen beschlagnahmten (26.10.1797), stießen sie fast überall auf
passiven oder sogar aktiven Widerstand.
Nur selten konnten sie auf die Unterstützung der einheimischen
Bevölkerung bzw. der Ortsbehörden zählen, wenn es darum ging, ihre
antikirchliche Politik durchzusetzen. Im Lütticher Staatsarchiv liegen
viele Polizeiberichte, die über die Einstellung der örtlichen Behörden
sehr aufschlußreiche Aussagen enthalten.
25
Da die Gemeinde sich weigerte, einen vereidigten Priester einzustellen,
war die Pfarrkirche geschlossen worden. Der Eupener Gendarmeriebrigade
war jedoch zugetragen worden, in mehreren bis aufs äußerste fanatisierten
Gemeinden des Kantons Walhorn fänden seit der Kirchenschließung
Versammlungen in verschiedenen Häusern statt. Daraufhin wurden die
beiden Gendarmen Babillon und Dusang nach Eynatten geschickt, um
diese Gerüchte dort an Ort und Stelle zu überprüfen.
Seit dem 22. Messidor des Jahres 5 der Republik, d. h. dem 10. Juli
1797, war die Eynattener St. Johannis-Kirche geschlossen, weil die
Gemeinde sich geweigert hatte, einen vereidigten Pfarrer einzustellen.
Es war gegen 11 Uhr vormittags, als Babillon und Dusang in Eynatten
eintrafen, wo sie im ehemaligen Pfarrhaus eine größere Menschenmenge
- etwa 100 Personen, Männer und Frauen - versammelt fanden. In einem
Raume zwischen zwei Fenstern und unter einem großen Spiegel sahen
sie einen zum Altar hergerichteten Tisch mit vier brennenden Kerzen.
Der Geistliche, der die Messe gefeiert hatte oder sie gerade feiern wollte,
war nicht mehr anwesend.
Streng darauf bedacht, nach dem Buchstaben des Gesetzes zu handeln,
begaben sich die beiden Ordnungshüter zum "agent", d. h. zum
Ortsbürgermeister, um sich bei diesem über die Vorgänge zu informieren.
Sie fragten den Bürgermeister um Einsicht in das Register, in dem die
Erklärung des durch ihn oder durch die Gemeindeverwaltung zu
Kulthandlungen in besagtem Hause autorisierten "Bürgers" eingetragen
sein mußte. Auch wollten sie wissen, ob die Einwohner besagtes Haus
bei der Gemeindeverwaltung (als Versammlungsort) angegeben hatten
und ob der Bürgermeister der‘ Kantonspolizei eine Abschrift dieser
Erklärung habe zukommen lassen.
Der Bürgermeister stellte sich dumm. Er wisse nicht, ob man all die
vorgeschriebenen Formalitäten erfüllt habe: Die Einwohner seien frei,
ihren Gottesdienst da zu feiern, wo es ihnen beliebe. Er wisse nicht, was
sich an diesen Tagen in der Gemeinde zugetragen habe, da er gerade erst
wieder nach Hause gekommen sei.
Währenddessen kam der Gemeindeeinnehmer, der den Gendarmen
sagte, sein Bruder habe das betreffende Haus gemietet und es den
Bewohnern als Bethaus überlassen, da man ihnen den Zugang zur Kirche
verwehrte.
Babillon und Dusang sagten dem Bürgermeister, sie würden über die
Vorfälle Bericht erstatten, damit darüber nach dem Gesetz entschieden
werde. Dann traten sie den Rückweg nach Eupen an.
26
In Kettenis fielen ihnen auf dem Friedhof einige Personen auf, die
damit beschäftigt waren, die Grabkreuze wiederaufzurichten. Grabkreuze
gehörten zu den sog. religiösen Zeichen und mußten, ebenso wie die
Turmkreuze von Kirchen und Kapellen, laut Gesetz vom 31.9.1797
entfernt werden. Diesbezügliche Anordnungen wurden jedoch nur
zögerlich befolgt. Der Regierungskommissar Kaldenberg stellte fest, daß
einige Bürgermeister alle Kreuze auf den Friedhöfen hatten stehen lassen.
Als die Gendarmen Babillon und Dusang in Kettenis ankamen, waren
zwanzig Kreuze schon wieder aufgerichtet worden. Die Gendarmen
schritten hier ganz energisch ein, hinderten die Leute am Weitermachen
und verjagten sie vom Friedhof ("nous avons empäch& ledit oeuvre et
chasse les habitants"). Anschließend begaben sie sich zum "agent", zu
Bürgermeister Gielen, um ihn über das Vorgefallene zu informieren und
ihn zu fragen, weshalb er eine solche Freiheit gestatte. Darauf antwortete
ihnen der Bürgermeister, dessen Haus direkt gegenüber dem Friedhof
lag und der alles, was sich dort abspielte, sehen mußte, er wisse von
nichts.
Auch hier nahmen die beiden Gendarmen die abgegebenen
Erklärungen zu Protokoll und leiteten alles weiter an den
Regierungskommisar bei der Kantonalverwaltung in Walhorn, J. L.
Kaldenberg. Wie dieser darauf reagiert hat und ob die Bürgermeister
von Eynatten und Kettenis daraufhin von den vorgesetzten Behörden
gemaßregelt worden sind, ist aus den Archivunterlagen nicht ersichtlich.
Als im Jahre 7 der Republik die Kirchen zur Glockenabgabe
aufgefordert wurden, zeigten sich die Bürgermeister von Raeren und
Kettenis recht einfallsreich. Beide wiesen die vorgesetzten Behörden
darauf hin, daß bei ihnen die Glocken als Brandglocken unbedingt zu
erhalten seien.
Bürgermeister Peter Joseph Gielen von Kettenis erklärte, seine
Gemeinde grenze an den Staatswald und besitze mehrere
Gemeindewälder. Bei Bränden und anderen Unglücksfällen habe man
die Einwohner durch das Läuten der Glocken zu Hilfe gerufen. Dies sei
zuletzt noch am vergangenen 26. fructidor der Fall gewesen. Bei der
Größe der Gemeinde und der Streuung der Einwohner sei es üblich
gewesen, die größere Glocke bei einem Brand in den Staatswäldern und
die kleinere bei einem solchen in den Gemeindewäldern und an anderen
Orten der Gemeinde zu läuten. Dadurch sei die Hilfe beschleunigt und
größeres Unheil vermieden worden. Besonders durch die Angliederung
der Gemeinde Merols an die Gemeinde Kettenis sei das Gemeindegebiet
27
beträchtlich vergrößert worden und er, der Bürgermeister, fühle sich
verpflichtet, der Zentralverwaltung des Ourthe-Departements diese
Bemerkungen zur weisen Beratschlagung vorzulegen, ehe er einen Erlaß
ausführe, der irreparablen Schaden nach sich ziehen würde.
Trotz der Einwände des Bürgermeisters gegen eine Herabnahme der
Glocken wurden diese beschlagnahmt und zum Abtransport bereitgestellt.
Allerdings hatten die Franzosen nicht mit der Bevölkerung gerechnet. In
der Nacht schafften die Ketteniser die beiden alten Glocken (1639 bzw.
1690) weg und vergruben sie an geheimem Ort. Nach den Wirren der
Revolutionszeit fanden die Glocken ihren Platz im Turm wieder.
Sehr ähnlich wie Gielen argumentierte auch der Bürgermeister von
Raeren, Leonhard Bartholomäus Mennicken. In einem Schreiben des
Bürgermeisters vom 27. Messidor des Jahres 6 der Republik (15. Juli
1798) an die Lütticher Zentralverwaltung heißt es, in der Kirche von
Raeren und Neudorf seien zwei Glocken vorhanden, die früher die Leute
zum Gottesdienst gerufen hätten. Mennicken erinnert daran, daß Raeren
und Neudorf vor der französischen Gemeindereform zwei getrennte
Gemeinden mit jeweils eigener Verwaltung gewesen waren, heute aber
sei Raeren unzweifelhaft eine der ausgedehntesten Gemeinden des
vormaligen Landes von Limburg und zähle eine Bevölkerung von etwa
2.300 Seelen. S
Die Häuser liegen bis zu 5/4 Meilen auseinander und das Gemein-
degebiet ist von staatlichen und Gemeindeforsten umgeben, die bis zu
den Grenzen von Kornelimünster reichen. Aus dem Grunde habe man
sich der beiden Glocken auch als Alarmglocken im Falle eines Brandes
oder ähnlichen Unglücks bedient. Dabei sei die große Glocke bei einem
Brand in Raeren und die kleine bei einem Feuer in Neudorf geläutet
worden, damit die Einwohner wußten, wohin sie sich zum Löschen
begeben mußten. Hätte man sich nur einer Glocke bedient, so hätten die
Einwohner nicht gewußt, wo das Feuer ausgebrochen war.
Erst vor kurzem, im Frühjahr, sei ein Brand in den Staats- und
Kommunalwäldern unter Neudorf ausgebrochen und man habe die kleine
Glocke läuten müssen, um sowohl die Raerener wie die Neudorfer dahin
zu Hilfe zu rufen. Gemeinsam hätten sie den Brand, der schon für
abertausende Pfund Schaden verursacht hatte, gelöscht und so noch
größeren Schaden verhindert.
Es gebe, so der Bürgermeister, kein sichereres Mittel, um eventuelle
Brände in Raeren und Neudorf einzudämmen. Er nehme also die Freiheit,
die Verwaltung um die Genehmigung zu bitten, die beiden Glocken im
28
Ernstfall als unterschiedliche Alarmglocken für Raeren bzw. Neudorf
läuten zu dürfen. Ein einziges Alarmzeichen genüge nicht. Damit das
Läuten mit der gebotenen Schnelligkeit geschehe, werde er selbst den
Schlüssel zum Glockenturm an sich nehmen.
Der Bürgermeister betont, er sage die volle Wahrheit - "la pure verite"
- und man dürfe in seiner Bitte keinen Vorwand sehen, wie ihn vielleicht
der Pfarrer oder seine beiden Gehilfen sich ausdenken könnten. Auch
gebe es im ganzen Kanton Walhorn keine Kirche, die in allen Punkten
(vereideter Priester etc.) besser in Ordnung sei, als die von Raeren und
Neudorf, und er wage zu hoffen, daß man seiner Bitte stattgebe, um im
Interesse des öffentlichen Wohles nationales und kommunales Eigentum
zu schützen. }
Wie diese wenigen Fälle zeigen, waren sogar die Ortsbürgermeister
nicht bereit, den Franzosen bei der Durchsetzung ihrer Verordnungen
behilflich zu sein. Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat blieb über
mehrere Jahre, und zwar bis zur Machtübernahme Napoleons und dem
1801 mit dem Vatikan ausgehandelten Konkordat, äußerst gespannt. Erst
dieses Konkordat ermöglichte den Kirchen dann wieder eine freiere
Entfaltung, auch wenn es kein Zurück zu den vorrevolutionären
Kirchenstrukturen brachte.
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Anmerkung
1) J. K. Schyns war geb. in Gemmenich i. J. 1757. Er studierte am Priesterseminar in
Lüttich, wo er 1782 zum Priester geweiht wurde. Nach Kaplansjahren in Sippenaeken
kam Schyns 1793 als Pfarrer nach Eynatten, wo er bis 1831 wirkte. Seinen Lebensabend
verbrachte J. K. Schyns in seinem Heimatdorf Gemmenich. Hier starb er am 6. Jan,
1842 an Altersschwäche.
Quelle: Staatsarchiv Lüttich, Fonds Francais, Prefecture, (FFP) 474/16
29
Aus alten Zeitungen
Der Wiederaufbau der Moresneter
Brücke
von F.R. (1)
Um den Vormarsch der Alliierten zu verlangsamen und den Rückzug
der eigenen Truppen zu decken, sprengte die deutsche Wehrmacht am
10. September 1944, kurz vor dem Eintreffen der Amerikaner, die meisten
Eisenbahnbrücken unserer Gegend, darunter auch die das Göhltal
überspannende Brücke von Moresnet, die schon einmal, am 10. Mai 1940,
damals allerdings von belgischen Pionieren, gesprengt worden war.
1946 begann man mit dem Wiederaufbau der Brücke und am 18.
Oktober 1949 wurde die Eisenbahnstrecke Aachen/West - Moresnet -
Montzen nach mehr als fünfjähriger Pause wieder dem Verkehr
übergeben. Der Grenz-Echo Mitarbeiter "F. R." nutzte diese Gelegenheit
zu einem interessanten Rückblick auf die Geschichte des beeindruckenden
Moresneter Viadukts.
Der Bau im ersten Weltkrieg
1915! -Die deutschen Truppen haben Belgien besetzt. Alles deutet
darauf hin, daß die deutsche Regierung die Lage als eine endgültige
betrachtet. Sie gibt Anweisungen zur Ausführung eines bereits
belgischerseits ins Auge gefaßten Planes, nämlich des Baus einer direkten
Eisenbahnlinie Aachen-Vise.
Sofort wird begonnen. Moresnet wird überbrückt werden. 1300 m
Länge und 65 m Höhe wird das Riesenwerk haben. Ein wahres
Arbeiterheer wird eingesetzt.
Kriegsgefangenenlager werden in der Umgebung angelegt, davon
das eine bei Buschhausen, das andere am "Breiten Stein" (Bildchen).
Hunderte Russen arbeiten Tag für Tag (2), Tonnen und Tonnen Sand
werden am Heidkopf ausgebaggert. Der Bahndamm bei Buschhausen
wird aus dem Boden gestampft. In Moresnet wachsen die Betonpfeiler
empor. Die schweren Träger kriechen von Stütze zu Stütze. Rastlos wird
geschafft, wie Maschinen arbeiten die eingesetzten Russen.
1917! Das Riesenwerk ist fertig: Hoch über Moresnet donnern die
langen Wagenschlangen.
34
Nord-West, machten wir uns bereit, den uns im Kriegsfalle obliegenden
Pflichten nachzukommen.
Urplötzlich erschüttert eine schwere Detonation den anbrechenden
Morgen. Fensterscheiben und Kronleuchter klirrten leise. Zwei, drei
andere schwere Schläge folgten. Etwas Kalk fiel von der Decke herunter.
War das die Hammerbrücke oder das Moresneter Werk?
Gut 20 Minuten später waren wir auf der Straße in Richtung Henri-
Chapelle. Ein Blick nach rechts und wir hatten Gewißheit: Da drüben
lag die Riesenbrücke, an beiden Enden zerrissen und zerfetzt.
Tonnenschwere Eisenbalken stachen in die Luft, andere hingen verbogen
bis auf den Boden, Riesenpfeiler mit von unten bis oben aufgerissenen
Leibern und weggeblasenen Köpfen!
Kurz vor Henri-Chapelle stieß ein von Buschhausen kommender
Bekannter zu uns. Er hatte die Sprengung aus nächster Nähe erlebt. Das
Sprengkommando der Grenztruppen hatte seinen Auftrag zeitig ausführen
können. Ein von Aachen her kommender, mit deutschen Sturmtruppen
besetzter Zug hatte eben oberhalb Buschhausen Halt gemacht, die Sol-
daten wollten gerade rechts und links vom Bahndamm vorrücken, da
erfolgte die erste Explosion, die wichtigste Eisenbahnlinie Aachen-Vise
auf längere Zeit unterbrechend.
„und ersteht wieder
Über Belgien, Holland und Frankreich ist die Sturmflut dahingebraust.
Die überaus wichtige Linie Aachen-Vise muß schnellstens wieder in
Betrieb genommen werden. Die Reichsbahn übernimmt es, die Brücke
in Rekordzeit wieder herzustellen.
In vollem Umfange setzt der riesige Apparat ein. Genau wie vor 25
Jahren dröhnen und donnern und kreischen im Göhltale die modernsten
Brückenbaumaschinen. Die Reichsbahn arbeitet fieberhaft, Tag und Nacht
fast geht es weiter in rastloser Hast.
Die am Bau beteiligten Gesellschaften (Dortmunder Union Brückenbau
und MAN- Johannesburg) stellen die Arbeiten in kürzester Zeit fertig
und am Nikolaustage 1940 wird die Brücke übernommen (3) .
1944! Neue Sprengung soll den Rückzug decken
Septembertage 1944! Die deutschen Truppen fluteten in rastlosen
Märschen über die Straßen und Wege ostwärts. Englische und
amerikanische Flieger kreuzen unaufhörlich am Himmel und die
"Lightnings" die sogenannten "Heckenspringer" strichen wie Spürhunde
die Gegend ab.
32
Viele Einwohner von Moresnet und Kelmis hatten es vorgezogen, ihr
Leben in Sicherheit zu bringen. Sie hatten in den Steingruben von Schloß
David Zuflucht gesucht und sich dort so gut wie möglich eingerichtet.
An der Brücke war wieder ein Sprengkommando an der Arbeit, den
Rückzug der Truppen zu decken. Und wieder donnerten die
Explosionsschläge im Tal der Göhl, wieder wurden Stahl und Eisenbeton
zerrissen, zerfetzt und turmhoch in die Luft geschleudert, während im
Dorf Moresnet Fensterscheiben und Dachziegel weggeblasen wurden.
In den Steinbrüchen von Schloß David saßen die Flüchtlinge, auf das
Krachen der Explosionen hoffend, und in manch einem stieg ein
beklemmendes Gefühl hoch.
1949! Wieder ersteht die Riesenbrücke
1945! Der Krieg ist zu Ende. Überall Trümmer und Zerstörungen.
Langsam beginnt hie und da der Wiederaufbau.
1946! Die Aufräumungsarbeit an der Moresneter Brücke beginnt.
Wochenlang werden Betonklötze zerkleinert und geschichtet, verbogene
und verrostete Stahl- und Eisenstangen und Balken verladen. Tonnen
und abermals Tonnen Trümmer werden aus dem Wege geschafft.
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September 1944. Die stählernen Aufbauten der Brücke liegen am Boden.
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In weitem Bogen überspannt die Brücke das Göhltal.
Quelle: Grenz-Echo, 17.10.1949
Anmerkungen
1) Es ist uns nicht gelungen, den Autor des Beitrages "F. R." zu identifizieren. Vielleicht
weiß einer unserer Leser mehr dazu.
2) An der Bahnstrecke Aachen - Tongern waren im Herbst 1916 Arbeitskräfte vieler
Nationen im Einsatz, insgesamt 14.000 Mann, davon 2000 deutsche Soldaten. Die
Belgier stellten mit 8000 Mann das größte Kontingent der Arbeiter, gefolgt von
Italienern, Ungarn, Kroaten und Russen. Nur bei letzteren handelte es sich um
Kriegsgefangene, die den Bauunternehmen zur Verfügung gestellt waren. Ihr Anteil
lag bei etwa 14% aller am Streckenbau Beschäftigten. Auch waren dieselben nur in
der Zeit von Ende April bis Ende September 1916 beim Eisenbahnbau in Moresnet
eingesetzt. Die These, die Moresneter Brücke sei vorwiegend von diesen
Kriegsgefangenen gebaut worden, läßt sich angesichts dieser Zahlen nicht halten. (S.
Dr. J. Nijssen, De spoorlijn Tongeren - Aken in oorlogstijd aangelegt, Opbouwwerk
Voeren, 1985, S. 38).
3) Richtfest der "Dortmunder Union Brückenbau-AG." war am 4. Dezember 1940.
35
Aus alten Zeitungen:
Im Auto über Gemmenich- Wolfhaag
nach Vaals
von Mar. (1)
Manchmal können wir uns kaum noch vorstellen, wie sehr die Grenzen
vor noch gar nicht so langer Zeit unsere Einkaufsmöglichkeiten
beschränkt haben. Wie war es denn vor 50 Jahren am Zollposten Wolfhaag
oberhalb Gemmenich, an der Straße nach Vaals? Ein alter Zeitungsbericht
des Grenz-Echo Korrespondenten "Mar." gibt eine anschauliche
Schilderung.
"Seit einer Viertelstunde befinden wir uns am holländischen Zollamt
Wolfhaag. Die grau-grün uniformierten Beamten Ihrer Majestät haben
mit der ihnen eigenen knappen Höflichkeit unsere Papiere kontrolliert
und nun warten wir auf die Ankunft des von Vaals kommenden
Omnibusses. Eine solche Ankunft soll nämlich nicht uninteressant sein.
Hier herrsche den ganzen Tag Hochbetrieb, so meint ein junger
Zollbeamter auf unsere diesbezügliche Frage. Wieviel Menschen an einem
Tage das Zollamt passieren, wisse er nicht, er habe sich noch nicht die
Mühe gegeben, sie zu zählen.
Ob immer alles glatt ablaufe, fragen wir. Das gerade nicht, meint er.
Es komme schon vor, daß der eine oder andere erwischt werde. Dies sei
jedoch ziemlich selten.
Als wir nach seiner Ansicht über Benelux fragen, lächelt er und geht
an den Schlagbaum, seines Amtes zu walten.
Der Omnibus kommt
Da taucht der Omnibus auf. Langsam Kkriecht er heran, hält am
Schlagbaum. Menschen quellen aus dem Wagen. Zwei, drei, vier zugleich
taumeln auf die Straße. Männer, Frauen, Kinder. Hausfrauen, junge
Mädchen, Arbeiter, Beamte, Schuljungen und -mädchen, selbst belgische
Zollbeamten. Mit Paketen, Hand- und Aktentaschen, mit Bündeln und
Säckchen aller möglichen Farben und Formen.
Immer noch quillt es aus dem Wagen, er scheint gar nicht leer zu
werden. Wenigstens 70 Menschen waren darin.
Gruppenweise geht's in die Kontrollbaracke mit bereitgehaltenen
Pässen und geöffneten Taschen. Was kommt da nicht alles zum Vorschein!
36
Butter, Seife, Zwieback, Schuhe, Vanillepulver, Porree, Weintrauben,
eingemachte Heringe, Blumenkohl, Hopjes u. a. mehr.
Die Kontrolle geht ohne Stockung vor sich.
Fertig! Nun heißt es, all die Menschen und Pakete wieder im Wagen
unterzubringen. Wie der Schaffner das fertig bringt, bleibt uns ein Rätsel,
aber es gelingt. Knatternd rollt der Wagen an, auf Gemmenich zu.
Im Grenzstädtchen Vaals
Auch wir fahren ab, in entgegengesetzter Richtung, und einige Minuten
später sind wir in Vaals.
Ein nettes sauberes und freundliches Städtchen. Unten auf der
Maastrichterlaan ein paar blitzsaubere Verwaltungsgebäude. Da drüben;
jenseits des Wilhelminaplein, der holländisch-deutsche Schlagbaum. Da
herrscht kein Hochbetrieb wie droben auf der Höhe.
Wir schlendern durch die Straßen, kreuzen fortwährend Landsleute.
Man erkennt sie an ihren Aktentaschen.
Einladende Schaufenster mit noch einladenderen Preisen. Spottbillig
ist hier alles. Mit Rücksicht auf den Währungsunterschied natürlich. In
allen Geschäften herrscht Hochbetrieb.
Wir sind eben durch eine mit Fahnen und Girlanden geschmückte
Straße gekommen. Auf unsere Frage klärt ein Wirt uns auf. Dort wird
die Heimkehr eines jungen Vaalsers aus Holländisch-Indien gefeiert. Vor
einiger Zeit ist noch so ein Übersee-Soldat zurückgekehrt. Die ganze
Straße wurde zu der Feier eingeladen. Eine Geschichte von mindestens
2.000 Gulden, meint der Wirt.
Der Mann ist Benelux nicht abgeneigt, da es auch dem "kleinen Mann"
zugute kommt. Augenblicklich hat er nicht zu klagen. Wir glauben ihm
gerne.
Bei der Rückkehr geht es auf Wolfhaag wieder so korrekt wie vorhin.
Der Beamte, unser Gesprächspartner von eben, bedient den Schlagbaum.
Als wir an ihm vorbeifahren, hat er ein verstehendes Augenzwinkern.
War daran unsere duftende holländische Zigarre Schuld?
_ Ein ProbIem für Benelux?
Die Zahl der Grenzbewohner, die täglich die holländische Grenze
überschreiten, um jenseits ihre Einkäufe zu machen, wird auf 60.000
geschätzt. Vom 29. Oktober an soll, so versicherte uns wenigstens ein
Zollbeamter, belgischerseits eine sofort zu zahlende Taxe von Fr. 10
erhoben werden, einerlei, welche Waren der Betreffende mit sich führt.
37
Wir überlassen es dem Leser, die Rechnung zu machen.
Die belgischen Geschäftsleute des Grenzgebietes sind natürlich höchst
unzufrieden. Viele von ihnen sollen vor dem Ruin stehen. Das mag z. T.
Wahrheit sein, denn es gibt Geschäfte, die kaum noch ein Sechstel ihres
früheren Absatzes haben.
Die holländischen Privatleute sind ebenso wenig mit der Lage der
Dinge einverstanden, weil sie befürchten, daß dieser Massenandrang
Warenmangel nach sich ziehen wird.
Der belgische Verbraucher nutzt die für ihn günstige Lage und man
kann es ihm schließlich nicht verübeln. Der holländische Geschäftsmann
aber ...
Es ist heute so, daß vom Dreiländerblick bis zur Nordsee die Lage
sich derart zugespitzt hat, daß sie zu einem wirklichen Problem geworden
ist. Vielleicht wird dasselbe eines Tages im Rahmen von Benelux gelöst!
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Wolfhaag 1999,
Nur noch wenig erinnert an die ehemalige Bestimmung des Zollhauses.
1) Den mit "Mar." unterzeichnenden Schreiber (er war einer der sog. freien Mitarbeiter
der Zeitung) haben wir nicht identifizieren können. Wer hilft weiter?
Quelle.: Grenz-Echo vom 3.11.1949
38
Im Venn
Land voll wehender Weite
uraltes Land im Moor,
wo in endlosen Breiten
menschlicher Pfad sich verlor...
Wen Deine Nebel bedrängen
irret im Kreis, ohne Weg,
wehende Schwaden verhängen S
schmalen, schwankenden Steg.
Land der rieselnden Quellen,
bräunlich und dunkel bemoost,
ehe in schäumenden Fällen
Bergbach zu Tale tost.
Wem Deine Wasser rauschen,
Heimat im weiten Raum
muß Deinem Zauber lauschen,
Land mit dem Vogelbeerbaum.
M.-Th. Weinert *
* Das in der vorigen Nummer, S. 20, abgedruckte Gedicht ”Winters Ende” stammt
aus der Feder von (+) Leonie Wichert-Schmetz.
39
Kirchweihfest in Gemmenich
i. J. 1909
von Alfred Bertha
Alle Pfarreien unseres Gebietes waren in vorfranzösischer Zeit dem
einen oder anderen Zehntherrn zehntpflichtig. In den meisten Fällen war
es das Kapitel des Aachener Marienstiftes, dem die Zehntabgaben
zustanden.
Die St. Hubertus-Pfarre von Gemmenich kannte gleich zwei
Zehntherren, einerseits das Kapitel der Lütticher Kathedralkirche, das
auf 2/3 der Zehntabgaben Anspruch hatte, davon aber wieder 1/3 für den
Unterhalt des Seelsorgers zurückgeben mußte, und andererseits das
Kapitel des Aachener Marienstiftes, dem 1/3 zukam.
Den Zehntherren oblag der Unterhalt der Zehntglocke sowie von Chor
und Schiff des Gotteshauses, während die Gemeinde den Turm
unterhalten mußte. Daß diese eigenartige Regelung nicht dazu angetan
war, bei notwendigen Unterhaltsarbeiten schnell handeln zu können, ist
einleuchtend.
1762 befand sich die Gemmenicher Kirche in einem bedauernswerten
Zustand. Vielleicht hatte sie unter dem Erdbeben des Jahres 1755 gelitten.
Nur ein Neubau schien in Frage zu kommen. Pfarrer Franck (1762-1769)
wird zur Triebfeder des Bauprojekts, das jedoch in Lüttich und Aachen
keine Unterstützung findet, so daß die Gemmenicher sich an das oberste
Gericht in Brüssel wenden müssen, wo nach vielem Hin und Her endlich
(Okt. 1774) das Urteil zu Gunsten Gemmenichs gefällt wird: Die
Zehntherren, der Graf von Hoensbroeck (Lüttich) und das Kapitel von
Aachen, werden dazu verpflichtet, eine 600 Personen fassende neue
Kirche zu bauen.
Die Pläne dazu zeichnete der für das Aachener Marienstift tätige
Architekt Moretti. Weshalb Aachen allein die Kosten des Neubaus
übernimmt, ist unklar. Ende 1775 war die Kirche im Rohbau fertig.
Morettis Bau war einschiffig mit fünfseitig abschließendem Chor, der
etwas niedriger als das Schiff gehalten war. An die Südseite des Chors
lehnte sich die Sakristei an. .
1906 war diese Kirche wiederum zu klein geworden. Pfarre und
Gemeinde beschlossen, den Bau durch ein Querschiff und eine
Vergrößerung des Chores den Raumbedürfnissen anzupassen. Der
bestehende Chor und die Sakristei wurden niedergelegt, die Erweiterung
40
im neugotischen Stil, nach den Plänen des Herver Architekten Ch.
Philippart, führte zu einem Bruch in dem bis dahin harmonischen
Baukörper. Daß kein Versuch gemacht wurde, die neuen Baupartien
stilistisch dem bestehenden Bau anzupassen, begründeten die
Kirchenfabrikmitglieder damit, daß der Bau den zur Verfügung stehenden
Mitteln entspreche und man die Absicht habe, bei einer weiteren starken
Bevölkerungszunahme und daraus resultierendem Raumbedarf, das
Mittelschiff dem Neubau anzugleichen und zu einem dreischiffigen
Gotteshaus umzugestalten ...
In seiner Ausgabe vom 26.06.1909 berichtete das "Freie Wort" über
die nach dem Erweiterungsbau notwendig gewordene Kirchweihe, die
vom damaligen Bischof von Lüttich, Msgr. Martin-Hubert Rutten!
vorgenommen wurde. Die Zeitung schreibt:
"Wenn ein geliebtes Familienmitglied in weiter Ferne weilt und seine
Verwandten während langer Zeit nicht sehen kann, so ist die Freude um
so größer, sobald sich die Gelegenheit bietet, ein freudiges Wiedersehen
feiern zu können. Es werden dem teueren Angehörigen Festlichkeiten
bereitet, Ehren jeglicher Art erwiesen und die ganze Familie befindet sich
in Freude, Lust und Wonne ob des Besuches ihres geliebten Verwandten.
Ein jeder trägt sein Scherflein dazu bei, um demselben seinen Besuch so
angenehm und freudevoll wie eben möglich zu gestalten. Um wieviel
größer ist nun die Freude, wenn das Oberhaupt der Familie, welches
genötigt ist, fern von seinen Lieben weilen zu müssen, nach langer
Abwesenheit bei ihnen erscheint und eine Zeit lang unter ihnen weilt?
Dieses Glück hatte am vergangenen Sonntag die Gemeinde
Gemmenich. Das Oberhaupt der großen katholischen Familie hatte sein
Erscheinen zugesagt, um seine Lieben zu begrüßen und eine Spanne Zeit
unter ihnen verweilen zu können. So hatte denn die ganze
Einwohnerschaft in größter Einmütigkeit und mit außerordentlichen
Anstrengungen gewetteifert, um ihr geliebtes Familienoberhaupt, ihren
Oberhirten, den hochwürdigsten Bischof Msgr. Rütten ? aus Lüttich, in
gebührender Weise, mit aller Würde, Liebe und Ehrfurcht, zu empfangen.
Der Ort hatte das schönste seiner Festesgewänder angelegt. Herrliche
Triumphbogen waren errichtet worden: Fahnen, Girlanden, Kränze und
Sprüche zierten Straßen und Häuser, was einen ergreifenden, freudevollen
Eindruck hervorrief.
Nach Beendigung des Nachmittags-Gottesdienstes versammelten sich
die Ortsvereine der Gemeinde und die Kirchenbehörden, die
41
Gemeindeschulen, das Pensionat Völkerich, die Geistlichkeit am
Gemeindehause. Kurz nach vier Uhr bildete sich ein imposanter Festzug,
der sich unter fröhlichen Klängen der Musikkapelle zum Pensionat "Maria
Hilf” begab, um daselbst den geliebten Oberhirten zu erwarten. Es währte
nicht lange, bis der bischöfliche Automobilwagen mit dem sehnsuchtsvoll
erwarteten hohen Gaste erschien. Der Schüler Peter Mohnen sowie die
Schülerinnen Maria Schreuer und Leonie Aussems begrüßten den
geliebten Gast mit dem Vortrage passender Gedichte, welche derselbe
mit freudestrahlendem Gesicht anhörte und wofür er den Kleinen
herzlichst dankte. Sodann brachte H. Bürgermeister Nuellens 3 dem
teueren Gaste im Namen der ganzen Gemeinde den Willkomm-Gruß in
beredten Worten entgegen. Hierauf ergriff Herr Pfarrer Ernst + das Wort
und sprach dem Oberhirten den Dank seitens der Pfarrkinder für den
liebevollen Besuch aus. Gerührt nahm der hochwürdige Bischof die ihm
dargebrachten Huldigungen entgegen und sprach seinen innigsten Dank
für die ihm erwiesenen Ehrenbezeugungen aus. Dann setzte sich der
imposante Festzug von neuem in Bewegung und schlug unter den
feierlichen Klängen der Musik durch die herrlich dekorierten Straßen
den Weg zur renovierten Kirche ein, deren Konsekration den Hauptzweck
des Besuches des Bischofs bildete. Daselbst angekommen, bestieg der
Seelenhirt die Kanzel und hielt in leutseligster Weise folgende ergreifende
Ansprache in deutscher Sprache:
"Geliebte Brüder,
Liebe Pfarrkinder von Gemmenich,
Zunächst möchte ich meinen Dank aussprechen, meinen herzlichen
Dank für den glänzenden Empfang, womit Ihr Euren Bischof habt beehren
wollen.
Dieser Empfang hat mich hoch erfreut, weil er ein beredtes Zeugnis
ablegt von Eurer tiefgläubigen Gesinnung und Eurer Ehrfurcht gegen
die kirchliche Obrigkeit.
Als überzeugte Christen erblickt Ihr in Eurem Bischofe den
Stellvertreter des göttlichen Heilandes, den gemeinsamen Seelenhirten,
welcher im Auftrage und im Namen Christi der seiner Obhut anvertrauten
Herde vorsteht und welcher Euch eigene Seelsorger sendet, damit sie
Euch auf die Wege der christlichen Tugenden führen, Euch die hl.
Sakramente spenden;- kurz, Euch dem ewigen Heil und Glück
entgegenführen.
42
Trost und Freude erfüllt mein Herz, wenn ich betrachte, wie in diesem
Teil der Diözese das gläubige Volk treu zu seinem Seelsorger steht, wie
es ihren Lehren und Ermahnungen willig Folge leistet, wie hier das Wort
Gottes mit Andacht und Ehrfurcht aufgenommen, wie von den
Heilsmitteln, welche uns die Kirche darbietet, so ausgiebiger Gebrauch
gemacht wird.
Meine Freude ist um so größer, als ich heute zu Euch komme, um der
neuen Pfarrkirche die kirchliche Weihe zu erteilen.
Dieses schöne, geräumige Gotteshaus ist großenteils Euer Werk; Ihr
habt dafür freudig Opfer gebracht; nun könnt Ihr mit berechtigtem Stolz
sagen: "Wir haben Gott dem Herrn eine würdige Wohnung aufgebaut,
eine Wohnung, die zwar der höchsten Majestät nicht würdig sein kann;
da das ganze Weltall mit all seiner Pracht für Gottes unendliche Schönheit
nicht ausreichen könnte, aber doch - so schön und würdig, daß wir sie in
Anbetracht unserer bescheidenen Mittel nicht besser hätten ausstatten
können.”
Diese schöne Kirche soll also Gott geweiht werden. Sie wird in
Wahrheit Gottes Wohnung werden. Ja, Gott wird darin weilen in ganz
besonderer Weise, kraft Seiner Verheißung: "Diesen Ort habe ich mir
auserwählt", sprach der Herr zu Salomon nach der Einweihung des
Tempels zu Jerusalem; "ich habe ihn zu einer Opferstätte auserwählt;
meine Augen werden achten und meine Ohren werden hören auf das
Gebet eines jeden, der mich an diesem Orte anrufen wird; denn ihn habe
ich auserwählt und geheiligt, auf daß mein Name für immer damit
verknüpft sei und auf daß mein Herz stets darin verbleiben könne."
Diese göttlichen Worte, geliebte Brüder, gelten sicher mit größerem
Rechte und in weit höherem Maße für unsere Gotteshäuser, als für den
Tempel des alten Bundes. Hier, an diesem Orte, werden Eure Kinder
durch die hl. Taufe von der Erbsünde gereinigt und der heiligen Kirche
als lebendige Glieder eingereiht werden; hier werdet Ihr das offenbarte
Wort Gottes hören; hier werdet Ihr stets den im Tabernakel gegenwärtigen
Heiland finden; hier werdet Ihr zur innigsten Vereinigung mit Gott
gelangen - durch die hl. Kommunion, die übernatürliche Lebensquelle,
die göttliche Seelenspeise. In diese Kirche werdet Ihr kommen, um zu
beten, um teilzunehmen am heiligen Meßopfer, welches Euer Seelenhirt
für Euch darbringt, das Opfer des neuen Bundes, das tausendmal heiliger,
reiner und wirksamer ist als alle Opfer des Alten Testamentes.
In dieser Kirche werdet Ihr suchen und finden, die Vergebung der
Sünden, mannigfaltige Gnaden für Zeit und Ewigkeit; hier werdet Ihr in
43
Wahrheit finden Euren Herrn und Gott; Sein alles durchdringendes Auge
wird Eure Wünsche und Bedürfnisse, Eure demütigen und bußfertigen
Gefühle gleichsam in Euren Seelen lesen; Sein Ohr wird sich Eurem
Bitten und Flehen nicht verschließen; Sein von unendlicher Liebe
glühendes Herz wird Euch hier der höchsten Himmelsschätze teilhaftig
machen.”
Ja, ich freue mich, daß ich in Ausübung meines bischöflichen Amtes
dieser Pfarre ein Gotteshaus schenken kann, welches Euer Haus sein
wird; in welches Ihr, wie liebende Kinder ins Vaterhaus, oft und gerne
eilen werdet.
Schließlich fühle ich mich noch besonders glücklich, Euch mit dem
bischöflichen Segen zugleich den päpstlichen Segen spenden zu können
- den Segen, welchen mir der heilige Vater, Papst Pius der Zehnte, in
seinem Namen zu erteilen gestattet hat.
Mit demselben ist ein vollkommener Ablaß verbunden, den Ihr alle
gemeinsam gewinnen könnt, wenn Ihr, nach andächtigem Empfange der
hl. Sakramente, ein Gebet verrichtet nach der Meinung des heiligen Vaters,
und das auch den armen Seelen des Fegfeuers zugewendet werden kann.
So möge denn dieser Segen den Geist des Glaubens in Euch stärken;
möge er die Hoffnung auf Gott und das Vertrauen zu Ihm in Euch mehren;
möge er die göttliche Liebe in Eurem Herzen noch kräftiger entzünden.
Möge dieser Segen sich ergießen und sich ausbreiten über Eure
Familien, über Eure Kinder und Nachkommen, damit die Pfarre
Gemmenich im Glauben der Vorfahren feststehe und in der Zukunft wie
in der Gegenwart ihrem hochwürdigen Seelsorger nur Freude bereite.
Amen."
Die Predigt des sympathievollen Oberhirten hinterließ einen tiefen
Eindruck in den Herzen der das nunmehr sehr geräumige Gotteshaus
füllenden Menge von Andächtigen. Nachdem die kirchlichen Zeremonien
ihr Ende gefunden hatten, verzog sich die Menge in Freude und Rührung
über den Besuch ihres lieben katholischen Familien-Oberhauptes. Darauf
wurde der hochwürdige Bischof zum Pfarrhause geleitet, wo eine kleine
intime Feier stattfand. Außer der Begleitung desselben hatten sich daselbst
Herr Dechant Lamberts aus Montzen, Herr Dechant Lacroix, die Herren
Pfarrer vom deutschen Dekanate, die Herren Kapläne, welche in
Gemmenich gewirkt, die aus Gemmenich stammenden geistlichen Herren,
Herr Bürgermeister Nuellens, der Kirchenvorstand usw. eingefunden. Herr
Pfarrer Ernst brachte einen Toast aus auf den Bischof, indem er dem
Bischof die Versicherung unwandelbarer Treue gegen Gott und die Kirche
45
seitens der Pfarreingesessenen für die Zukunft ausdrückte. Gerührt dankte
der Herr Bischof dem geliebten Pfarrer Ernst, indem er betonte, daß das
Entstehen des prächtigen Gotteshauses wohl meist seinem Verdienste zu
verdanken sei. Ferner hob der begabte Kanzelredner, den der hohe Gast
in sich birgt, mit rührenden Worten die Einheit im Klerus sowie die
Verdienste der Gemeindeverwaltung und der Kirchenverwaltung hervor.
Die Nacht verbrachte der Herr Bischof als: Gast des Herrn Pfarrers
Ernst im Pfarrhause. Am Montag Vormittag nahm derselbe die
Konsekration des neuerbauten Kirchenteiles vor. Dieser Neubau hatte .
sich infolge der stetig zunehmenden Bevölkerung längst als notwendig
erwiesen. Der in gotischem Stile gehaltene Kirchenteil, welcher nach
dem Plane des Herrn Architekten Philippart ausgeführt worden ist, steht
nunmehr in seiner Vollendung da. Gegen elf Uhr waren die Zeremonien
der Konsekration beendet und fand sodann ein feierliches Hochamt statt,
zu welchem sich die Pfarrkinder in großer Menge eingefunden hatten.
Nach Beendigung desselben hatte die Stunde der Abreise des geliebten
Oberhirten geschlagen. Er fuhr von Gemmenich zum Besuch des
Pensionates in Völkerich, welches von Brüdern des Franziskanerordens
geleitet wird. Auch hier wurde dem verehrten Kirchenfürsten der
ehrerbietigste und herzlichste Empfang zuteil. Nach kurzem Aufenthalte
daselbst trat derselbe die Rückreise nach Lüttich an.
Fürwahr, die Gemeinde Gemmenich ist herzlichst zu beglückwünschen
zu der Veranstaltung dieser hehren Feier, welche ihr zur größten Ehre
gereicht. Sie hat von neuem gezeigt, was das Ausgabe der Liebe und Einigkeit
hervorzubringen und zu leisten vermag. Mit gerechtem Stolze darf die
Gemeinde auf diesen Ehren- und Festtag zurückblicken. Er wird ein
unvergeßliches, freudiges Andenken in den Herzen aller
Pfarreingesessenen bilden. Möge Gott der Allmächtige den Segen,
welchen der teuere Oberhirte gelegentlich seines Besuches am vorigen
Sonntag flehentlich erbat, in Hülle und Fülle über die ganze Gemeinde
ausstreuen!
Anmerkungen: Se
1. Bischof Rutten war geb. in Geistingen (Prov. Limburg, bei Maaseik) am 18.12.1841.
Bischof von Lüttich wurde er 1902. Er starb am 17.7.1927.
2. Die richtige Schreibweise ist Rutten (gesprochen Rütten), ohne Umlaut.
3. Bürgermeister Nuellens führte die Gemeinde vom 19.5.1896 bis zum 21.3.1911.
4. Pfarrer Joseph Ernst stammte aus Lontzen, wo er am 31.1.1853 geboren war. Er wirkte
als Pfarrer in Gemmenich von 1893 bis 1909, anschließend in Baelen von 1909 bis
1920. Pfarrer Ernst starb in Henri-Chapelle am 4.2.1931
46
La maison de Pannesheydt ä Montzen
ol y
L/’esprit des Augustines demeure
Joseph Langohr
L’äme de la "Maison de Pannesheydt" ä Montzen a incontestablement
pour origine la congregation religieuse "Les Augustines du Saint-Coeur
de Marie d’Auxerre"; ä ce titre, il importe de retracer en quelques lignes
l’histoire des "Soeurs de Pannesheydt”".
A Auxerre, a quelque 150 km au SE de Paris, petite ville entre Orleans
et Dijon, le comte Guillaume IV fit &riger la Maison-Dieu de Mont-Artre
en 1160; il faut attendre 1290 pour trouver avec certitude la presence des
soeurs ä 1'hopital.
En effet, ä cette date Radulphe de Dinayo fait don ä 1'Höte1-Dieu de
tous ses biens, notamment de la moitie d'une maison situege dans le bourg
Saint-Loup, ä condition d'&tre 10g€ dans cet Etablissement et de "manger
avec les soeurs comme frere de la dite maison". Ce qui signifie, que
1’Hötel-Dieu est alors desservi, comme d’ailleurs la majorite des höpitaux
ä cette Epoque, par des freres et, en m&me temps, par des soeurs, d&signees
sous le nom de Soeurs Augustines. Il est probable que les Soeurs
soignaient les pauvres bien avant cette date.
Les Augustines r&siderent au Mont-Artre ä l'Höpital de la Magdelaine
jusqu'en 1826; ce dernier fut transfere a Saint Germain, ol les Soeurs
soignerent les malades jusqu'en 1839. Certaines contraintes orienterent
une partie de la communaut& vers un nouveau refuge ä Versailles (cette
maison poss@de actuellement une filiale ä Tirlemont). Les Augustines
restees ä Auxerre devinrent Educatrices.
Il est interessant de signaler ici que les archives de la maison de Meaux,
situge ä 50 km ä l'Est de Paris (maison dont nous reparlerons
ult&rieurement) conservent une lettre de M@re Saint-Basile dat&e du 15
mars 1845 oü la Superieure r&pondait ä la proposition de la maison
d’Auxerre d'ouvrir les portes de la communaute aux Augustines de Meaux
sur le point d'’&tre renvoy&es de l'Hötel-Dieu. L'offre fut declinge, mais
on peut lire: "soyez assur&e, tres chere Mere, que vos bont&s et charit&s
seront des titres durables ä notre parfaite reconnaissance et bien sincere
amitie."
En 1897, des troubles internes ä la communaute Eclaterent, mais la
fermet€e et le bon sens naturel de la Superieure de cette €poque, Mere
48
Arrivee des religieuses ä Pannesheydt
Le 7 mars 1904, tard dans la nuit, par un temps maussade, sous un
ciel sombre et sous une pluie fine, Mere Saint Bernard d&barqua avec sa
communaute dans sa nouvelle maison de Montzen, au hameau de
Pannesheydt. L'inconfort &tait tel'que les religieuses durent partager leur
nouveau couvent, le couvent St. Joseph, avec les anciens proprietaires
qui n'avaient pas encore quitte les lieux. Par comble de malchance, le
de&sordre du d&m&nagement va rendre l'installation encore plus penible;
en effet, arriverent d'abord les objets encombrants et inutiles, alors que
le linge et les ustensiles de cuisine manquaient totalement. Pour faire
face ä leurs besoins, les religieuses defrichent, bechent, plantent;
ensemencent avant d'installer une basse-cour et un Elevage de pourceaux
qui va singulierement augmenter les revenus dans la maison. Quelques
familles belges envoient leurs enfants pour apprendre le francais; d'autres
viennent pour se former ä la couture. Les Ursulines d'Aix-la-Chapelle
profitent de l'lenseignement de la langue francaise prodiguee par les
Augustines.
La vie religieuse se met en place au couvent Saint Joseph. Une premiere
famille arriva d'Auxerre, elle vint demander ä 1l'air pur de Montzen
d'ame&liorer la sant& d'un bebe de huit mois; bientöt le prodige se r&alisa
et le petit Jean recouvrit une excellente sante, gräce aux Augustines de
Montzen. I1 fut appele "le Petit Fondateur de Montzen"; plusieurs hötes
Iui succ&d@rent, arrachant ainsi le couvent ä la pauvret&; pauvret& que le
nomm6e Jean €pousa lui-meme en prenant !'habit de Saint Francois.
En 1905, le Pere Superieur d'’Auxerre ce€lebra la premiere messe et
afın d’ameliorer sa sante€ precaire il obtint la permission des Eveques de
Liege et de Sens de rester comme aumönier ä Pannesheydt. La joie des
Soeurs €tait ä son comble. Des le mois de novembre de cette annee, la
maison accueillait 15 dames pensionnaires; le couvent acquit alors un
terrain voisin afın de s'&tendre. La communaute fut ä nouveau r&unie par
Vl'arrivee des dernieres soeurs d’Auxerre ä l'exception des quelques
religieuses etablies ä Godesberg.
Une douzaine de jeunes filles francaises vinrent parfaire leur €ducation
au couvent des Augustines ä Montzen.
A la m@me €&poque, un fait extraordinaire assura la renomm&e de
Pannesheydt aux quatre coins de Il'’horizon; un P&re J&suite de Verviers
demandant asile au couvent, dont il &tait d’ailleurs confesseur, ce
pensionnaire particulier vint se refaire une sante au bon pays de Montzen.
49
Trös satisfait de son s&jour, il Ecrivit dans un journal belge un article
enthousiaste, en exaltant la magnificence du pays, louant aussi le confort
de la maison de Pannesheydt, et plus encore l'accueil qu'on y recevait.
Alors qu' Auxerre fut vendu pour 50.000 francs au tiers de sa valeur,
les Augustines d’Auxerre furent ä nouveau r&unies au grand complet ä
Montzen, car la petite colonie de religieuses de Godesberg reintegra la
communaut€ sous le giron de l'intr&pide Mere Saint Bernard.
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La maison de Pannesheydt en 1904
Souvenirs Augustiniens de la Maison de Montzen
(large extrait d'un r&cit de Mere Sainte Gertrude
exprime lors de la journ&e "portes ouvertes” en 1985)
Dans une existence quelle qu'elle soit, il y a un mystere de vie et de
mort. Ce secret impenetrable de DIEU est ä l'int&rieur de nous comme
un fleuve immense emportant une barque. Le fleuve a deux proprietes
54
d&vouement inlassable, assurant ainsi une protection, dont Germaine avait
tellement besoin.
Imprevisibles et brutales furent les €preuves, les separations, les luttes,
les meurtrissures, qui marquaient et bouleversaient cette jeune vie a peine
Eclose.
Dans ses carnets de souvenirs, elle parle ä coeur ouvert de tout ce
qu'elle ressent, qu'elle vit, qu'elle surmonte, qu'elle endure, qu'elle
desapprouve. Son courage ne connait pas de bornes. Elle en fit preuve
plus d'une fois quand, pendant la tourmente apr8s 40, elle &tait toujours
pröte, entre 4 et 5 heures du matin, pour conduire les &vades, refugies du
couvent, a un certain train ou vers un autre abri. ;
Voici comment ces tours se jouaient: les Evades se faufilaient dans >
notre jardin-chemin bien determine sur des petits papiers enfouis dans &
des bocaux de confiture, mais combien compromettants! Nous les E
conduisions ä la cave 0ü nos soeurs allemandes et polonaises rivalisaient SB
pour leur venir en aide, tant pour la toilette, l’habillement ou la nourriture.
Quand ils etaient pröts ä partir, Germaine les conduisait parfois dans une ;
prairie ol le train venant d'Aix prenait la direction de Vise. Le conducteur
du train, quoique allemand, connaissait Germaine et, ä son appel: "Il y a
des lapins dans la prairie". . . ralentissait le convoi et le tour &tait joue ...
via liberte!
Le 31 octobre 1941, M&re Ste Germaine, alors Superieure de notre
communaut&, nous fut ravie par une mort subite.
Mäöre St Ignace, devant la remplacer d'office, redoutait la responsabilite
de ces sauvetages clandestins si dangereux. Une lettre &crite par une
personne dans la maison, nous trahissant pour le passage des Evades, fut
intercept&e ä la poste par une employ&e allemande et nous fit Eviter ainsi
le pire. Prevenue du danger, Möre St Ignace n'autorisait plus ces
sauvetages. C'est alors que Germaine, avec l'’accord de ses parents, venait
chercher les fugitifs pour les heberger dans sa propre demeure.
L’apres-guerre et ses bouleversements m'ont conduite ä Brienon dans
1'Yonne, en France.
Durant ces annees d'absence, j’ai perdu le contact avec Germaine pour
la retrouver en 1974, lors de mon retour definitif 4 Montzen. Entretemps,
Mäöre Ste Angöle avait aussi eu son changement pour la France, d'oü elle
n'est pas revenue, tout en gardant un contact Epistolaire avec Germaine.
Lorsque Möre Ste Ang@le a eu connaissance de mon retour, elle me
demanda de reprendre contact avec Germaine. Sa solitude d'’äme, de coeur
et d'esprit Etait insondable. Irr£parablement brisge dans son äme et dans
55
son corps, elle m' appela au t&l&phone, m'&nume&rant peniblement tous
ses regrets. Et quand je lui ai propos€ de lui venir en aide, elle me repondit:
"Je ne puis meme plus vous ouvrir la porte.”" -
Quelgues heures aprös, dans la nuit, elle franchissait 1a porte d'oü
personne ne revient ici-bas.
Aprös la guerre et le retour des enfants ä Neuss, sous la protection des
Americains, l'activit& scolaire reprend: &cole moyenne catholique et
ouverture d'une Ecole mEnag&re.
En 1952, une nouvelle sonnette d'alarme re&sonne, car les rangs des
religieuses enseignantes s'£claircissent, les vocations font defaut, et les
frais d'enseignantes sont insurmontables. La barque est toujours 1ä, les
flots la balottent en tous sens, les t&nebres s'Epaississent, mais comme
sur tout oc&an du monde, les phares restent allumes et projettent la lumi&re.
« Pour nous, elle est percue par une fusion avec les Soeurs AUGUSTINES
Se DE MEAUX, fusion desiree aussi par l'autorite€ dioc6&saine. " UN COEUR
ET UNE AME" fondement sur lequel ST AUGUSTIN a voulu bätir son
ordre, rend tout rapprochement possible, malgre toutes les diff&rences
venant du pass&, des äges, des nationalit&s, des temperaments, des
aspirations.
Donc un sauvetage dont DIEU seul connait le secret, les efforts et les
merveilles qui permirent de voguer ä nouveau ä pleine voile! Toute pente
peut &tre montee, quelques fois en soufflant et en trainant les pieds, mais
on la monte quand on veut vivre et faire l'oeuvre de DIEU. Des personnes
ägees ont pris la place de la jeunesse et c'est avec elles que nous r£alisons
un nouvel essort. La barque de plus en plus us&e risque de chavirer et
nous arrivons ä un nouveau tournant. Si les mains des Augustines
d'Auxerre et de Meaux se sont jointes en 1956, les mains des soeurs et
des laiques se serrent maintenant en formant une association dont la
vivacit& va remettre la barque ä neuve.
Esprit du Couvent de Pannesheydt pendant les ann&es 50...
La lettre anonyme qui suit nous traduira au mieux tout le bien que
nous pouvons dire d'une telle maison!
"... C'etait en juillet 1951- je venais de mettre au monde mon troisieme
enfant, une petite fille, Dominique. Tout de suite, je me suis trouv&e tr&s
fatigu&e... au bord de l'&puisement et j'ai r£alis€ que je payais cher les
dures ann&es de guerre et de grossesses difficiles. A ce moment, une de
mes voisines et amies m'a propose de profiter avec elle de vacances qu'elle
56
m'a decrites exceptionnelles et familiales, au couvent St. Joseph de
Montzen. On y accueillait la famille toute enti&re.
Tai accepte sans grand enthousiasme et c'est ainsi que nous avons
debarque, au complet, dans cette grande et paisible maison. Tout de suite,
d@s le premier instant, Mere Ste Genevie&ve, qui accueillait les arrivants,
a pris dans ses bras ma fille Colette, 2 ans, qui l'a suivie sans problemes.
Mon mari, qui devait nous rejoindre en aoüt, nous a laiss€s tous les
quatre, dans une chambre claire, avec le rassurant voisinage de Möre Ste
Gertrude, infirmi&re de l'&tablissement. Souvent elle m'a aidee, elle s’est
int&ressee au bebe, a soigne mon petit garcon de huit ans qui s'&tait blesse
... a compris a quel point j'avais besoin de r&confort. En meme temps, la
vie s'organisait, amicale et douce. Nous formions un petit groupe de
mamans, heureuses d'&tre de&charg&es de tous les soins du mEnage. Tout
se faisait en commun et dans la joie: les repas autour de la grande table,
les fläneries au jardin sous les arbres, les courses des petits dans la veranda,
leurs jeux prot&g6s par la clöture de l'ancien tennis, les promenades ä
Moresnet, en remorquant ä tour de röle le landeau du bebe et la lessive ä
la buandrie et le repassage autour du po&le de fonte oü les fers chauffaient,
debout contre les parois octogonales. Tout cela dans une ambiance
affectueuse et souriante. Partout des soeurs sympathiques. Soeur Rose
au rEfectoire, se souciant des petits enfants et n'oubliant pas les mamans.
Pour mon compte, je n'oublierai jamais son aide, qui me permettait de
manger, au milieu de mes trois petits. Mon fils de 8 ans, qui est un homme
ä present, se souviendra toujours de Soeur Rose, moi aussi. Et comme
tout brillait de proprete€! Le parquet fleurait la cire, etant poli
inlassablement par les mains de Soeur St Benoit, discrete, silencieuse et
efficace. Et qui travaillait, travaillait tout le jour, ä effacer les traces des
petits pieds et les &claboussures dans les chambres. Et Soeur Ste Odile,
sinc&re et un peu bourrue, mais tellement courageuse. Un fois par semaine
Soeur...? nous ouvrait la salle de bains et c'etait son plaisir de voir
s'&clabousser nos gosses. Chaque soir, j'ai eu le privilege de baigner mon
bebe dans la chaude et brillante cuisine, tout Etant prepare, le grand bassin
ovale, l’eau tie&de et surtout 1a charmante gait€ des religieuses qui
contemplaient la merveille: un tout petit enfant. Et moi, j'avais chaud au
coeur! Que dire de celle qui r&gnait en ces lieux? Soeur St. Jean! Sinon
que je n'ai jamais vu, dans un visage serein, autant d'amour, autant de
lumi&re interieure et de paix, au coeur d'un sourire! Elle devait &tre
Ecrasee, par tant d’heures passees au fourneau..., elle devait souffrir de
ne jamais s'asseoir... et cependant, on ne la derangeait jamais! Maintenant
57
elle et les autres qui ont gagne la maison du Pöre, veillent sur le couvent
ol elles donnaient le meilleur d'elles-memes.
Ces vacances familiales, pour mon compte, ont dure deux ans. Apr&s
cela, les petits enfants ont disparu pour ceder la place aux convalescents
et aux personnes ägees. Plusieurs fois, je suis revenue seule, Epuisee ou
convalescente. Je plongeais, dans la charmante chambre au lit moelleux,
au fauteuil confortable, ot il faisait bon lire et &crire sous la lumi&re
rose de la lampe, dans une atmosphöere feutree et bienfaisante. C'etait
l'hiver, dehors c'&tait le froid et la neige Etincelante... dedans la chaleur
et la tendresse.
Le temps a coul6..., la vieille maison a fait peau neuve, les petites
pensionnaires qui peuplaient les couloirs pendant l'ann&e scolaire, se sont
envol&es, les dortoirs sont devenus chambres claires pour vieillards
heureux. La cuisine de Soeur St. Jean s’'est transformee en laboratoire
immacule et la vieille cuisiniere noire a cede la place ä des plaques
inoxydables, Eblouissantes... Le bel escalier (si fatigant...) s’est Eclipse;
les ascenseurs ont, ä present, pitie des vieilles jambes fragiles. La chapelle,
qui a enveloppe de ses ombres tant de fatigue et de detresse, qui a v6cu la
joie enlumin&e de No6&l et des veill&es pascales oü l'aumönier paternel et
doux, me donnait la communion, alors que j’avais mon be€be dans les
bras... la musique et l'harmonium sur son estrade ol Mere Ste Gertrude
accompagnait les chants de sa voix si belle... La chapelle tout impre&gnee
de souvenirs a c&de la place, s’est replige sur son choeur, a perdu son
myst&re pour laisser entrer ä flots la lumi@re et la beaute du paysage. La
vie, c'est cela... chaque jour devient le passe, peuple de souvenirs faits de
Jjoies et de douleurs et chacun garde ces choses dans son coeur.
Soeur Marie des Anges de Meaux (France) se souvient:
1954: fin de l'&cole et de&jä quelques pensionnaires sont accueillis dans
la grande maison... La maison se remplit, nos soeurs s'en occupent avec
d&vouement. Ils viennent de tous les coins de Belgique, quelques-uns
d’'Allemagne.
1956: lere Fancy-Fair: mise en route par Monsieur l'abbe G. Voncken,
Maitre Xhaflaire et Monsieur Lousberg; ils font le porte a porte pour
vendre des billets de tombola et r&colter des fonds, But: subvenir ä une
dette de charbon et payer la facture d'installation du chauffage. Les
Messieurs sugg&erent de former un comite de gestion; ils proposent de
s’'adjoindre Mr Z. Toussaint comme membre.
58
1958: installation du petit ascenseur et du bureau de la superieure au
ler tage de la grande maison. Depuis 1956, les Fancy-Fair vont se
poursuivre avec l'aide de bien des ben&voles.
1965: Soeur Monique Menil fait des &tudes d’aide-s&niors a Liege,
Soeur M. Christine de meme.
1969: grande Fancy-Fair: jeux-boutiques-tombola, un petit train fait
la navette dans le village jusqu'a Plombieres et Hombourg! Participation
de la grande foule.... Ces fetes nous aident ä faire des travaux; notamment
continuation d'installation de lavabos dans les chambres des soeurs et au
3&me Etage. Transformation des classes (a St Joseph) en chambres de
pensionnaires, transformation du dortoir en chambres.
De 1966 ä 1970: embauches successives de personnel laic, pour aider”
les soeurs, pour le service des pensionnaires; entretien des chambres,
aide en salle ä manger, en cuisine. Trois personnes laiques se succedent
comme veilleuses de nuit aupres des pensionnaires malades.
Evolution administrative de la Maison de Pannesheydt
Le 15 janvier 1923, est constituge l'’A.S.B.L. sous la d£&nomination
ASSOCIATION DES RELIGIEUSES AUGUSTINES DU SAINT
COEUR DE MARIE.
Objet de 1l'association: la poursuite de l'exercice de la perfection
chretienne dans la vie religieuse en commun selon la regle de Saint
Augustin, et l'exercice, la direction, la diffusion, le d&veloppement et le
soutien de /’enseignement libre et primaire et secondaire de jeunes filles,
Aa caractere confessionnel catholique.
Membres: 3 religieuses belges et 2 francaises.
Le 12 novembre 1955, modification de l'objet: L'association a pour
objet la poursuite et l'exercice de la perfection religieuse en commun
selon la regle de Saint Augustin et /’organisation et la direction d'une
maison de repos.
Le 10 janvier 1959, l'assemble&e generale decide de donner ä l'oeuvre
la d&nomination de "Hospice".
Le 30 septembre 1968, modification de la d&nomination:
L’'assembl&e generale remplace 1a d&nomination de l’ASSOCIATION
DES RELIGIEUSES AUGUSTINES DU SAINT COEUR DE MARIE
en celle de ASSOCIATION DES RELIGIEUSES AUGUSTINES.
Le 21 mars 1977, les statuts sont entierement modifi&s.
Denomination: L'association prend pour d&nomination RESIDENCE
59
SAINT JOSEPH PANNESHEYDT, ä PLOMBIERES MONTZEN.
Objet: L’'association a pour objet la cr&ation et/ou la gestion
d'institutions de soins dans le sens large du terme et plus particulierement
l'h&bergement et les soins aux personnes äg&es ainsi que la poursuite et
V'exercice de la vie religieuse en commun des Soeurs de la communaut&
des Augustines de Meaux ä Plombieres Montzen.
Les membres de l'association: Outre les membres actuels, pourront
faire partie de l'association, les personnes physiques ou morales, belges
ou Etrangeres qui y seront admises par l'assemblee generale.
Administration: L'association est administree par un conseil
d'administration de cinqg membres au moins, nomm6s par l'assemblee
generale des associ€s, pour un terme de 3 ans. Ils sont r&ligibles. Parmi
les membres &€lus, il y aura une majorite de laics.
Liste des membres de l'A,S.B.L.
Administrateurs:
Mme Briüll, Christine, religieuse (adm. del&gu&e et tr&soriere)
Mme Cauwe, Manuella, religieuse, (secretaire)
Mr Lange, Alfred, pharmacien, de Montzen (president)
Mr Gielen, Georges, employ&, de Montzen
Mr Mager, Joseph, secretaire communal, de Montzen (directeur du home
de 1990 ä 1993)
Membres de l'’assembl&e generale:
Outre les membres du conseil d’administration precites, font partie de
V’assembl&e generale:
Mr Batis, Georges, huissier, d' Aubel.
Mme Bremond, Jeanne, religieuse francaise (Montzen)
Mme Cheval, Andree, religieuse francaise, de Montzen
M. Delnoye, Leon, employ&, de Montzen
M. Etienne Andre, expert comptable, de Marcinelle
M. Hanotte, Jean, architecte, de Montzen
M. Langohr Joseph, enseignant, de Gemmenich
M. Leenaerts, Marc, employ&, de Montzen
M. Locht, Lucien, employ&€, de Montzen
M. Mager, Alain, attache politique, de Montzen
Mlle Mathieu, Madeleine, assistante sociale, de Liege
M. Michiels, Jean, conseiller, de Wavre
Mme Peradon, Monique, religieuse francaise, de Meaux/France
Mme Priem, Maria, religieuse belge, de Bruges
60
Mme Quillere, Theröse, religieuse francaise, de Meaux/France
Mme Rademaeker, Maria, religieuse belge, de Meaux/France
M. Schifflers, Christian, employ€, de Montzen
M. Schifflers, Hubert, employ&, de Montzen
M. Toussaint, Z&non, employ€, de Montzen
Mme Thyssen, Marie Lucie, religieuse belge, de Montzen
Mme Van Collie, Robertine, religieuse belge, de Bruges
Mme Van Wazeele, Elza, religieuse belge, de Bruges
Depuis plus de 25 ans les fetes du vin se deroulent ä Pannesheydt
au mois d’octobre!
Sous la houlette de son president, Mr A. Lange, un comite aide par
une arm6ee de ben&voles organise chaque anne les joyeuses festivites
vinicoles.
Alors que la Fancy-fair du 10 et 13 mai 1956 a recueilli les fonds
n&cessaires pour l!installation de l'eau courante dans les chambres et que
celle du 4 et 5 octobre 1969 permit l'installation des portes coupe-feu,
les religieuses durent faire face ä une grosse depense: la reparation de la
toiture (300.000 f).
Si Mr Lange en fut le de&tonateur, Soeur Gertrude en fut sans aucun
doute la "catalyseur"; infirmiere ä l'höpital de Carpentras, elle guida les
pas du viticulteur Archimbeau vers Montzen et la route du vin fut ouverte.
La premi&re f@te du vin fut donc organisee le 26 et 27 octobre 1974.
Maurice Archimbeau, viticulteur a Vacqueyras dans la r£&gion de
Carpentras, y fit goüter le Gigondas et le Vacqueyras.
Au d&part, les bEnefices des fetes permirent de r&aliser ä la maison de
Pannesheydt les grandes transformations, aujourd'hui les sommes
rE&colte&es sont gErees par un comite€ de ben&voles "Les Amis de
Pannesheydt” qui assurent un supplement de confort aux pensionnaires
du home. Ce comite€ se compose actuellement de
Jos. Langohr (Gemmenich), president
Arthur Xhonneux (Montzen), vice-president
Henri Chantraine (Lancaumont/Welkenraedt), secretaire
Raymond Esser (Montzen), tr&sorier
Soeur Manuella (Pannesheydt)
Cremer Hubert (Montzen)
Frisschen Marcel (Montzen)
Hanotte L&onard (Montzen)
Leponce Fernand (Montzen)
Linkens Josephine (Montzen)
61
Mattele Colette (Montzen)
Palm Jacques(Montzen)
Les Grands Travaux de 1980 ä Pannesheydt
Au lendemain des derni&res f@tes du vin, soit le 15 octobre, les corps
de metier sont entre&s au couvent de Pannesheydt non pour prendre leur
retraite, mais bien pour entreprendre de tr&s grands travaux. En effet,
sous la conduite de M. Jean Hannotte, architecte, qui a pour une fois, au
couvent de Pannesheydt, quitte la vente du vin pour diriger les travaux,
les ouvriers ont tout d'abord r&nove toutes les cuisines, carrelant le sol et
les murs pour y installer de nouveaux ustensiles culinaires combien
n&cessaires. Avant ces travaux, les cuisines ne connaissaient pour ainsi
dire aucun des avantages des techniques nouvelles de l'£lectro-menager.
C'est maintenant chose faite.
D'autre part, le bätiment Saint Joseph a completement disparu, si ce
ne sont les quatre murs, pour faire place ä de nouveaux locaux adaptes
aux besoins de la maison. La chapelle, elle aussi, n'est plus, et si une
nouvelle est install&e dans le choeur de l'ancienne et dans les deux pieces
qui y Etaient annex&es, l'emplacement central a te transforme pour faire
place ä de nouvelles chambres pour pensionnaires, chambres tr&s
agreables qui sont dot&es des utilit&s n&cessaires.
Signalons ici que cette chapelle a &t& concue par l'artiste Andre Blank
(Raeren), dont l'&pouse Maria Creutz a te l'6l&ve de l'ancienne Superieure
Gertrude Brüll.
De la sorte, lorsque les travaux seront termin&s, le couvent de
Pannesheydt acueillera cinquante-six lits, pour cinquante-trois chambres,
dans des conditions beaucoup plus adapte&es et plus agre&ables pour les
pensionnaires qui, de la sorte, pourront €galement garder certaines pieces
de leur mobilier personnel. Il ne s’agit donc pas du tout d'un luxe, mais
d'une n&cessite qui Etait ignoree de toutes les personnes qui n'ont pas
pris leur retraite au couvent de Pannesheydt. De plus, si les travaux ne
permettent qu'un gain de dix lits, c'est parce qu'il y a des limitations
officielles ä respecter.
En ce qui concerne le rez-de-chauss&e, outre l'isolation n&cessaire et
la remise ä neuf de certains locaux, il y aura surtout un nivellement des
sols qui Eliminera les nombreuses marches dangereuses et d&sageables
qui empechaient Egalement le respect de certaines normes minimales de
securite.
A l'aube de I'an 2000, la maison de repos de Pannesheydt ä Montzen
presente aujourd'hui un tout nouveau Look.
63
date ä laquelle, sur le conseil de la F&deration des Institutions Hospitalieres
de Wallonie, elle entre en contact avec l'Association Chretienne des
Institutions de soins de sante (ACIS). Cette demande fut rapidement
acceptee, si bien que, au ler avril 1993, l'’ACIS put assurer une heureuse
continuite€ a l'oeuvre des Soeurs Augustines.
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Groupe de soutien de Pannesheydt en 1980
De g. ä dr.: Jos. Mager, Paul Hardy, Albert Stassen, Guill. Voncken, Paul Franck,
Alain Mager, Mr le doyen Victor Schoonbroodt, Alfred Lange, Georges Gramme (+
senateur), Soeur Gertrude, Maurice Archimbeau, Georges Gielen, Soeur Manuella,
Mme Gramme, Jean Hanotte
En conclusion, lorsque l'on d&couvre une telle Evolution et
tranformation ä Pannesheydt, il est permis de se poser avec Monsieur
Philippe Brach, directeur et gestionnaire du home de Pannesheydt, cette
question: "Est-ce que le secteur non-marchand peut encore faire
Vl'&conomie d'une gestion rigoureuse"? et de r&pondre peut-Etre par la
reflexion de Mr l'abbe Paul Tassin (grand patron de l'’ACIS): "Le profit
n'est pas une fin en soi, il reste un objectif prioritaire, car il conditionne
les investissements de demain; par cons&quent, les emplois d'apr&s-
demain; &tre performant sur le plan &conomique, permet aussi de l'etre
sur le plan social.”
Vraiment, ä Pannesheydt le style a change mais l'esprit demeure.
64
Zum 80. Todestag von Dr. Wilhelm Molly
(1838 - 1919)
von Alan Swale (1)
Vorbemerkung
Wird die "gute alte Zeit" in Neutral Moresnet, dem heutigen Kelmis,
heraufbeschworen, so kommt das Gespräch unvermeidlich auch auf den
viele Jahrzehnte bei der Bergwerksgesellschaft der Vieille Montagne tätig
gewesenen Arzt Dr. Wilhelm Molly, dessen Andenken bis heute sehr
lebendig geblieben ist.
Geboren wurde Wilhelm Molly am 25.10.1838 in Blasbach bei Wetzlar
als Sohn des evangelischen Pfarrers Karl Philipp Molly und dessen
Ehefrau Wilhelmine Cellarius. Von 1857 bis 1859 studierte er Medizin
in Marburg, von 1859-61 in Berlin.
1863 kam Dr. Molly als junger Betriebsarzt zur Vieille Montagne, die
ihm die werkseigene "Jansmühle" als Wohnung überließ. Hier wurden in
den Jahren 1865-1884 10 Kinder geboren, von denen das älteste, Elisabeth
Martha Caroline (* 1865) 1889 den aus England stammenden Walter Swale
(1863-1948) heiratete. Dessen 1931 geborener Enkel Alan Swale, heute
in Lescure-Jaoul in Frankreich ansässig, fand in den Mitte der siebziger
Jahre verfaßten Aufzeichnungen seines Onkels Eric Swale (1890-1980)
interessante Einzelheiten zu Leben und Person seines Urgroßvaters, die
er auszugsweise in "Belgapost", Bd. 9, Nr. 2, S. 51 ff. veröffentlichte.
} (A.B.)
Eric Swale, der ein Ingenieurstudium absolvierte, in Aachen, im
Ruhrgebiet und in Süddeutschland arbeitete, war oft im Hause Molly zu
Besuch gewesen. In seinen Erinnerungen schreibt er (wir übersetzen):
"Aber ich kann dieses Kapitel nicht abschließen, ohne auf "Jansmühle”
und die guten Großeltern einzugehen. Viele Wochenenden, die ich mit
ihnen zugebracht habe, haben eine Vielzahl von Erinnerungen wieder
aufleben lassen: An Opa's (so wurde er in der Familie genannt) harmlosen
Jähzorn, vor allem, wenn er ans Telefon mit der Magnet-Handkurbel
gerufen wurde, der unvermeidliche "Toby" (einer der vielen Hunde)
anschlagen wollte und der alte Mann ihn anschrie mit "Halt's Maul, du
Biest", was manchmal bei den Patienten am anderen Ende ein "Pardon,
Herr Doktor" hervorrief. Und die Erinnerung an Oma's (Frau Molly's)
Fähigkeit, mit einem großen Haushalt und einem kleinen Einkommen
fertig zu werden, und an ihren großen Mut.
66
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In den Personalakten der Vieille Montagne (früher in Angleur) fand sich dieses
frühe Foto von Dr. Wilhelm Molly.
schmalere "Alltagstreppe" für das gemeine Volk. Soweit ich mich
erinnere, lagen keine Teppiche auf dem Boden, aber alle Böden waren
schön gestrichen und poliert. Einmal bin ich zu dem alten Paar ins Bett
gekrochen. Beide trugen weiße, baumwollene Nachtmützen, die mit
Schleifen unter dem Kinn befestigt waren. In Reichweite lag der dicke
"Flohlappen", mit dem Oma geschickt die behenden Springer einfing.
Das große Zimmer nebenan war ein Chaos: Massen von Zeitungen,
Rechnungen, Briefen und "Musterblättern", die ihm hoffnungsvoll von
Briefmarkenhändlern, die die Schwäche des alten Mannes kannten,
geschickt wurden.
67
Zum 50jährigen Doktorjubiläum
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Geh. Sanitätsrat Dr. Wilh. MOLLY
in Breuß.-Moresuet, am Dieustag, 25. September 1911,
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Das 50jährige Arztjubiläum des Dr. Molly wurde in Preußisch-und Neutral-
Moresnet gebührend gefeiert. Man wies besonders auf die hohe Wertschätzung
hin, die sich der Arzt durch seine Hilfsbereitschaft, sein wohltätiges Wirken und
sein biederes Wesen allseits erworben habe.
Molly war Träger u.a. des Eisernen Kreuzes, des Roter-Adler Ordens, des
Mecklenburgischen Militärverdienstkreuzes und des belgischen "Croix Civique"'.
Einmal brachte ihn seine Briefmarkenbegeisterung in Schwierigkeiten:
Er und der Bürgermeister ließen einen Satz von Pseudo-Briefmarken in
8 Werten (von 1 bis 50 Pf) herstellen. Eine zeitgenössische Ansichtskarte
69
himmlische Speise, dunkelbraun, unglaublich klebrig, aus durch langes
Kochen eingedickten Äpfeln hergestellt.
Wenn wir mit Opa in der Kutsche fuhren, machten wir gerne Halt vor
dem Hause des Apothekers. Und während über Rezepte diskutiert wurde,
lief der Kutscher schnell mal zum Metzger für ein Stück Fleisch, das er
dann unter dem Kutschbock verstaute und, ohne Zoll zu zahlen, nach
Hause brachte. Der alte Mann wäre entsetzt gewesen, aber seine Frau
war nicht ganz unbeteiligt an dem harmlosen Betrug.
Sonntagmorgens ging ich mit dem alten Mann ins Casino, um ein
Glas Wein zu trinken, leichte Musik zu hören und vielleicht Skat zu
spielen. Der Pastor kam dann und wann vorbei, hauptsächlich, so
vermutete ich, um die Zigarren des Herrn Rats zu rauchen. Er roch nach
Rauch und Schweiß und war kein anregender Besuch.
Unter den vielen Erinnerungen an den alten Großvater ist auch
diejenige an seine Liebe zu Tieren und Kindern sowie seine Abneigung
gegen das Reisen.
Er trug die komischsten alten Kleider und Hüte und legte großen Wert
auf körperliche Sauberkeit. Wenn er von einem Patientenbesuch
zurückkam, besprühte er sich immer die Hände mit Methylalkohol aus
einer großen Flasche, die aus der Rocktasche hervorschaute; das tat er
auch, wenn er seinem Pferd ein Stück Zucker gegeben hatte.
Das Meer hat er nie gesehen und man sagte, er habe seine Praxis seit
der Teilnahme am Feldzug von 1870 nur zweimal verlassen.
Politisch gesehen war er sehr naiv, hielt wenig vom Chauvinismus
seiner Söhne und Schwiegersöhne und begnügte sich damit, von Zeit zu
Zeit die "Schwarzen" (die Katholiken) und die "Sozen" (die Sozialisten)
zu verurteilen. Viel hielt er jedoch vom Leopold-Orden 4. Klasse, der
ihm für gute Arbeit im Dienste seiner vielen belgischen Patienten während
einer schleichenden Typhusepidemie verliehen worden war." (2)
KRERE
Dr. Wilhelm Molly starb im Februar 1919 im Alter von 80 Jahren, fast
genau ein Jahr nach seiner Gattin. Er wurde auf dem evangelischen
Friedhof von Neu-Moresnet beigesetzt. Auf dem Grab wurde ein solides
Denkmal errichtet, das nicht nur die Namen von Dr. Molly und seiner
Frau trug, sondern auch diejenigen von dreien ihrer Töchter, die
unverheiratet gestorben waren. Dieser Stein wurde anscheinend im 2.
Weltkrieg durch Granatsplitter beschädigt, fiel später um und brach in
zwei Stücke. Um 1971 wurde er weggeräumt (3).
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Der Grabstein trug die Inschrift::
Hier ruhen
Dr med. Wilhelm Molly
Geheimer Sanitätsrat und
Ehrenbürger von
Neutral-Moresnet
geb. 25.10.1838, gest. 18.2.1919
Johanna Molly
geb. Bender
geb. 27.3.1842, gest. 4.2.1918
Anna Molly
geb. 20.5.1872, gest. 16.9.1897
Martha Molly
geb. 3.10.1875, gest.17.3.1876
WA
Auf der Rückseite stand:
Unserer lieben Tochter
u.
Schwester, Braut
Anna Molly
geb. 20.5.1872, gest. 16.9.1897
Ruhe Sanft
Anmerkungen
(1) A. Swale ist ein Urenkel von Dr. Molly.
(2) Mußte diese hohe belgische Auszeichnung (es war das "Croix civique” 1. Klasse)
nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg zurückgegeben werden? (Aussage von Wilhelm
Dithmar s.u.)
(3) Am 23. April 1978 ließ die Göhltalvereinigung einen neuen Gedenkstein mit der
Inschrift setzen: "Geheimer Sanitätsrat Dr. Molly/ 1838-1919/ 58 Jahre im treuen
Dienst am Nächsten".
Wir verweisen auch auf die bei dieser Gelegenheit in Nr. 23 unserer Zeitschrift,
(Febr. 1978), S. 99-102 wiedergegebene Laudatio auf Dr. Molly sowie auf die
"Jugenderinnerungen an Altenberg" von Wilhelm Dithmar, einem Enkel von Dr.
Molly, veröffentlicht in der gleichen Nummer unserer Zeitschrift, S. 107-110. Wilhelm
Dithmar war ein Sohn des Aachener Drogisten Ferdinand Dithmar, der die zweite
Tochter des Dr. Molly, Clara, geheiratet hatte.
72
De Ruin va Schömper!
Wenn ver jar neks mie te due,
da moß ver ens no Schömper jue.
Wat wor en die Ruin passiet,
dat hau oß ömmer enteressiet.
Manch aue Minsch saat, wenn vör loope:
"Jött neet no Schömper, do deet et spooke!"
Ver wore e paar mool do et Joor, R
an vrodde oß, wie dat vrööjer wor.
Met janz vööl Angs ver kicke jonge,
e-ne hölte Säbel ömjebonge.
Et woet vertoot: "Jött neet erä,
do sönt Spooke an Jespenster drä."
Wenn Wenk dörch die Ruine hüllde,
als wöet e-ne Küsch jeschlacht an bröllde,
als wüere dusend Paäed an-et rijje,
än Minsche wüere haäl an -et schrejje,
da soch vör Schlachte, Ritter sterve,
Säbel, Lanze blinke än Verderve.
Mär wenn en Üll ens roope dong,
verloot oß allemool der Mot,
Wenn ver da werrem neks te due,
da moß ver werrem no Schömper jue.
Dat Jrusele vörher än dat Kribbele,
braat oß deks janz schönn an-et Bibbele.
Bej 0ß do hosch et,wie ver kleng:
Wä jeet no Schömperhof erä?"
Dä hau vööl Mot.e-ne rechtege Jong,
Wä dat reskiede än dat dong.
Ver haue et ävvel ens probiet,
wore hengerher ääl waal kuriet.
73
Dörch et Klavere wat ver do reskiet,
haue sech jät Steng erut jelüest. S
Die voole du met Krach än Paaf,
va oove ut die Ruin eraaf.
Et huet sech a wie Kette schruvvele,
Jespenster erob än eraaf an-et rubbele.
Wore ver da an en siiker Stell,
haue ver noch lang de Bibbernell.
Ejal, än wenn och onder Troone,
ver haue der Schömperhof betroone,
haue och jeng Angs mihe vör Jespenster.
schloote waal et ovends vaß de Venster.
Jakob Langohr
1997
75
Peter Grommet, Pferdeknecht,-
Gerard Allelein, Schafhirte,-
Agnes Radermächer, Magd, 23 J. £
Adrian Fortemps ist "Halbmann" (Halbwinner) des Herrn Kanonikus
Walhorn.
64. Sassen, "den Mergel"
Peter Jacobs und
Barbara Franck, 35 J., Eheleute;
Anna Elisabeth Jacobs, geb. 27.12.1709,
Laurentius Franck, "Schreinwircker" (Schreiner), ledig, 33 J.,
Heinrich Franck, 29 J. und
Jen Creutzen, 31 J., Eheleute;
Hilwy Franck, 25 J.,
Anna Maria Franck, 23 J.,
Catharina Schreinmecher, "neptis", 10 J.,
Maria Catharina, Tochter von Heinrich Franck, 1 J.,
Heinrich Franck, Sohn von Heinrich Franck, geb. 4.1.1710 (nach-
träglich hinzugefügt).
Die Bewohner des Hofs "den Mergel” sind "Halffleuth" = Halbwinner.
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76
65. Ter Brüggen
Pierret Jaspers, Witwe von Andreas Weyenbergh,-
Maria Weyenbergh, 27 J.,
Gertrud Weyenbergh wohnt auf Bellendt.
"Paupercula" (ärmlich) schreibt der Pfarrer in den Rand seiner Liste.
66. Ter Brüggen
Jan Bauwens, ledig, 43 J., Arbeiter.
67. Daselbst
Matthys Mor6&, ledig, Leinenweber, 42 J.
68. Ter Brüggen
Martina Bauwens, Witwe von Leonard Gulpen, 53 J.,
Leonard Gulpen, Küpper, (d.h. Böttcher, Küfer, Faßmacher), 25 J.,
Nellis Gulpen,-
Maria Gulpen,-
Peter Gulpen,-
Anna Maria Gulpen, 15 J.
Die Familie Gulpen ernährt sich vom Wollspinnen.
69. Ter Brüggen
Frederich Panckart, 49 J., und
Trein Müllenders, 49 J., Eheleute;
Maria Panckart, wohnt in Beusdall, 26 J.,
Christian Panckart, Schafhirte bei Lintz Mohr, 13 J.,
Trein Panckart, 8 J.,
Hubert Panckart, 2 J.
Frederich Panckart übt den seltenen Beruf eines Spielmannes aus.
70. Ter Brüggen
Gerard Gauders, 31 J., und
Trein Malmendier, 48 J., Eheleute;
Maria Johanna Gauders, 5 J.,
Jaspar Gauders, 1 J.
Gerard Gauders ist ein Arbeiter.
71. Straeten
Jasper Jaspers, 61 J., und
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Catharina Nicolai, 55 J., Eheleute;
Jan Jaspers, 24 J.,
Gertrud Jaspers, 26 J.,
Jen Jaspers, 22 J.
Jaspers ist Schneider.
72. Straeten
Jaspar Ernens, 51 J., und
Berb Haeckens, 43 J., Eheleute;
Maria Klinckenbergh, Witwe von Derich Ernens, 83 J.
Jaspar Ernens ist "colonus", d. h. Pächter.
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Terstraeten Nr. 135. Heiligenhäuschen mit Haus Willems
73. Straeten am Heiligenhäuschen
Jan Rutten von s'Gravenvueren, 41 J., und
Anna Barbara Wallpott, 41 J., Eheleute;
Anna Barbara Rütten, 11 J.,
Johannes Rütten, 9 J.,
Benedikt Rütten, 7 J.,
Matthias Rütten, 5 J.,
Maria Rütten, einige Tage alt.
Die Rütten sind Wirtsleute.
78
74. Straeten
Jaspar Matthy Mor€ und
Trein ..., Eheleute;
Beruf: "Villicus".
75. Straeten
Gerard Piet, 61 J., und
Ann Klinckenbergh, 61 J., Eheleute;
Claes Nicolai, Schneider, 31 J., und
Catharina Piet, 27 J., Eheleute;
Peter Piet, wohnt beim Grafen von Reymersdael ("apud comitem de
RR), .
Henry Brouiere aus St. Andre, Gehilfe (Geselle) des Schneiders, 21 J.,
Andreas Brandt, Gehilfe des Schneiders, 17 J.,
Magdalena Nicolai, Tochter des Schneiders, 4 Monate alt.
Gerard Piet ist "villicus".
76. Straeten
Lentz Derichs, 34 J., und
Elisabeth van de Gaer, 30 J., Eheleute;
Johannes Derichs, 4 J.,
Otto Derichs, 3 J.,
Catharina Derichs, 16 Monate.
Lentz Derichs ist "colonus" (Pächter)
77. "In den Vreebergh"
Jan Goble, 71 J., und
Catharina Beucken, Witwe von ... Laurent, 65 J., Eheleute;
Gerd Laurent, aus erster Ehe, 30 J.,
Jan Goble, 25 J.,
Catharina Goble, 24 J.,
Johannes Goble, wohnt in Burtscheid am "Wüllen Ambacht", 26 J.,
Heinrich Gobl6&, gest. 1709, 23 J.,
; Michael Gobl&, 19 J.,
Jacob Alsem aus Norbich (= Noorbeek), Wollkrätzer, 25 J.,
Jan Rosekop aus Aubel, Wollkrätzer, 16 J.
Die Goble sind Wollspinner.
DD
78. Straeten
Lentz Mohr, 86 J., und
Berb Klinckenbergh, 85 J., Eheleute;
Claes Mohr, ledig, 49 J.,
Mergen Mohr, 46 J.,
Cäcilia Mohr, 39 J.,
Anna Mohr, 31 J.,
Christian Panckart, Schafhirte, 13 J.
Lentz Mohr ist ein Ackermann mit Pferd.
79. Straten
Willem Heeren, Witwer von Maria Hannotte, 49 J., und
Catharina Gouders, 48 J., Eheleute;
Maria Johanna Heeren, aus erster Ehe, 17 J.,
Willem Schyns aus "Fulckerich" (Völkerich), 13 J.
Beruf: Wollspinner
80. Straeten
Lennardt Mengelbier, Witwer von Maria Gauders, 71 J.,
Hubert Mengelbier, 28 J., und
Christina Hannotte, 31 J., Eheleute;
Leonard Mengelbier, 1/2 J.
Als Berufsbezeichnung gibt Pastor Großmeyer "Lehenherr" an.
81. Straeten
Claes Mohr, ledig,-
Barbara Mohr, ledig,-
Tiel (25) Mohr, ledig,-
Die Mohr sind Pächter (Villicus).
82. Straeten
Peter Nicolai, 51 J., und
Mergen Nieuwes, 51 J., Eheleute;
Jan Nicolai, 25 J.,
Anneken Nicolai, 21 J.,
Peter Nicolai ist Schlächter.
83. "Auf den Berg"
Michael Charlier, 47 J., und
81
Catharina Tasset, 3 J.
Anna Tasset ist Wollspinnerin.
86. "In den Gerardtsbroich”
Derich Heusch, 61 J., und
Lorette Hagelstein, 50 J., Eheleute;
Derich Heusch junior, 18 J.,
Maria Heusch, wohnt in Lüttich bei dem ehrwürdigen Herrn Weih-
bischof, 24 J.,
Willem Heusch, 12 J.,
Florens Heusch, 8 J.
Derich Heusch ist ein Ackermann mit Pferd.
87. Alsenbergh
Merten ä Campo aus Aubel, 25 J., und
Maria Stassen, 25 J., Eheleute;
Anna Catharina ä Campo, 5 J.,
Jannicken ä Campo, 3 J.,
Maria Lohe, Magd, 34 J.,
Elisabeth Rausch aus Völkerich, 13 J.
Die ä Campo sind Wollspinner.
88. Alsenbergh
Jan Becker, Bruder des ehrw. Herrn Pastors, 58 J., und
Sibilla Heusch, 59 J., Eheleute
Antonius Becker, hat seine Studien abgeschlossen, 30 J.
Jan Becker ist ein Ackermann mit Pferd.
89. Unter demselben Dach
Jan Schillincx Alsenbergh aus Montzen, 56 J., und
Anna Becx, 49 J., Eheleute;
Steffen Schillincx, -
Jan Schillincx junior, 8 J.,
Maria Vroegop, Magd,-
Derich Kockart, Knecht aus Montzen, verheiratet, 59 J.
Jan Schillincx ist ein Ackermann mit Pferd.
90. "Ahn die Ställ" (an den Ställen)
Crein Hundt und ......., Eheleute; *
.... Hundt, ledig,-
83
91. Auf dem "Höffgen"
Derich Ernens, 46 J., und
Gertrud Aldenhoff, 33 J., Eheleute;
Derich Ernens, ihr Sohn, 1 J.,
Berb Rausch, Magd, 25 J.,
Johannes Ernens, geb. 10. Juni 1709, O J.
Jan van de Gaer, Knecht/Pferdeknecht.
Derich Ernens ist ein "Halbwinner".
92. Auf dem "Hof"
Peter Mengelbier und
Maria Colyn, Eheleute;
Catharina Mengelbier, gest. 4.7.1708, 32 J.,
Idgen Mengelbier, wohnt in Aachen,
Jacob Mengelbier,
Francis Mengelbier,
Maricken Mengelbier
Die Mengelbier sind Leinenweber und Wollspinner.
93. In der "Altmüllen”
Jan Remy, Einnehmer, 51 J., und
Petronella Leonardt Simon, 47 J., Eheleute;
Balthasar Remy, studiert in Aachen"Rhetorik", 16 J.,
Leonard Remy, 14 J.,
Anna Elisabeth Remy, 12 J.,
Petronella Remy, 8 J.,
Johann Franciscus Remy, 5 J.,
Catharina Lava, Magd, 20 J.,
Johann Honger, Knecht, 23 J.
Jan Remy ist Müller und "Schatzheber", d.h. Steuereinnehmer.
94. "Fulckerich" (Völkerich)
Barbara Hacke, ledig, 23 J., leidet an der Fallsucht (morbo caduco),
ist eine Tagelöhnerin.
95. Unter demselben Dach
Jan Schyns, Witwer von Elisabeth Birvens, 55 J., und
Els Gielens, 44 J., Eheleute;
Elisabeth Schyns, ledig, aus erster Ehe, 21 J.,
84
Peter Schyns, aus erster Ehe, 15 J.,
Catharina Schyns, aus der 2. Ehe, 7 J.,
Anna Schyns, 6 J.,
Jan Schyns, 3 J.,
Willem Schyns, 2 J.
Jan Schyns ist "decimarum conductor" = Zehntpächter.
96. Unter demselben Dach
Tonnes Kerff, 68 J., und
Maria Jäger, Witwe von Wilhelm Rausch, 60 J., Eheleute;
Barbara Rausch, aus erster Ehe, 25 J.,
Gertrud Rausch, wohnt in Burtscheid, 20 J., 5
Anna Rausch, wohnt in "teutsch Rahren" (Deutsch-Raeren), 16 J.,
Elisabeth Rausch, 13 J.
Tonnes Kerff ist Pächter.
97. In der Umgebung "in dem neuen Haus"
Jan Lausbergh, 54 J., und
Trein Gauders, 54 J., Eheleute;
Weinder (26) Lausbergh, 23 J.,
Rincken (27) Lausbergh, 21 J.,
Gertrud Lausbergh, 18 J.,
Maria Lausbergh, 11 J.'
Jan Lausbergh ist ein Halbwinner.
98. Völkerich ("Fulckerich")
Theis Schreinmächer, 45 J., und
Ann Franck, 46 J., Eheleute;
Peter Schreinmächer, 18 J.,
Maria Schreinmächer, 12 J.,
Catharina Schreinmächer, 10 J.,
Gerd Schreinmächer, 8 J.,
Reinhard Schreinmächer, 4 J.,
Willem Schreinmächer, 1 J.,
Die Schreinmächer sind Halbwinner.
99. Völkerich
Herr Jan Schillincx, Witwer von Margaretha Born, 61 J., und
Maria Schyns, 27 J., Eheleute;
85
Claes Schillincx, Student, 26 J.,
Gilles Schillincx, wohnt in Löwen, 24 J.,
Jan Laurenz Schillincx, wohnt in Burg Neerlinteren, 20 J.,
Willem Schillinex, 17 J.,
Matthias Schillincx, 15 J.,
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Völkerich Nr. 45, ”e jen Pauets” (Hof Schillings)
Hans Heinrich Schillincx, 13 J.,
Ludwig Schillincx, 10 J.,
Agnes Schillincx, 8 J.,
Michael Schillincx (aus 2. Ehe), 3 J.,
Peter Jacob Schillincx, geb. 26.11.1708, 0 J.
Berb Kreins, Magd, 21 J.
Jan Schillincx ist Schöffe und Gerichtsschreiber (Greffier) von
Gemmenich, daneben ein Ackermann mit Pferd.
100. Völkerich
Maria Radermächer, Witwe von Johannes Kreins, 59 J.,
Laber Kreins, 30 J., und Elisabeth Schyns "aus der Gasse", 27 J.,
Eheleute;
Jen Kreins, ledig, 37 J.,
Anna Kreins, 31 J.,
Barbara Kreins, 21 J.,
86
Catharina Kreins, 10 J.,
Maria Kreins, wohnt in Chaineux, 25 J.,
Jan Kreins, wohnt Ten Eycken, 19 J.
"Steinmetzer und Wollspinner" gibt Pastor Großmeier als Beruf an.
101. Völkerich
Jan Sommer, 51 J., und
Maria Bawens, 51 J., Eheleute;
Trein Sommer, 27 J.,
Anna Maria Sommer, 26 J.,
Barbara Sommer, 25 J.,
Agnes Sommer, 15 J., }
Johannes Wyler, unehelich.
Jan Sommer ist Hufschmied.
102. Völkerich "in der Gasse"
Anna Born, Witwe von Schyn Schyns, 52 J.
Jan Schyns, 27 J.,
Jaspar Schyns, 22 J.,
Andreas Schyns wohnt "op der Koulen", 19 J.,
Maria Schyns, wohnt in Sippenaeken, 15 J.,
Willem Schyns, 15 J.,
Peter Schyns, 10 J.,
Die Schyns sind Ackerleute mit Pferd.
103. Völkerich, unter demselben Dach
Elisabeth Gauders Witwe von Johann Jacobs, 66 J.,
Peter Jacobs ist verheiratet, 29 J.,
Anna Jacobs, 26 J.,
Idgen Born, Tochter von Maria Jacobs, verh. mit Lentz Born, 9 J.
Die Jacobs sind Ackerleute mit Pferd.
104. Völkerich "im Panhaus" (28)
Jan Mertzenich, Witwer von Johanna Catharina Sommer, 36 J., und
Maria Geuljans, 27 J., Eheleute;
Johanna Mertzenich, aus der 2. Ehe, 4 J.,
Maria Mertzenich, 2 J.,
Johannes Mertzenich, geb. 25. 7.1709, 0J.,
Anna Schmets, Witwe von Michael Geuljans, Mutter der Ehefrau,
58135
87
Willem Geuljans, Bruder der Ehefrau, ledig, 19 J.
Jan Mertzenich ist Bierbrauer.
105. Völkerich
Willem Lausbergh, 46 J., und
Lisbeth Reul, 47 J., Eheleute;
Anna Lausbergh, 16 J.,
Derich Lausbergh, 6 J.
Willem Lausbergh ist Pächter.
106. Völkerich, Umgebung
Heinrich Mertzenich, 71 J., und
Jen des Wilden, 63 J., Eheleute;
Gilles Mertzenich, 33 J.,
Heinrich Mertzenich junior, wohnt in "Cortis", 12 J.,
Heinrich Mertzenich, unehelicher Sohn von Johannes Mertzenich, 13 J.
Als Beruf ist angegeben: "Zimmer- und Ackermann".
107. Im Backhaus darneben
Maria Gommer, ledig, 51 J., Tagelöhnerin.
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Völkerich 1671 ”in de Pannes” (Hof Brandt) mit den Initialen des Erbauers:
G(uillaume) B(randt)
88
108. Völkerich
Herr Heinrich Vroegop, gest. 10. Jan. 1709, 63 J., und
Maria Becx, 53 J., Eheleute;
Trein Vroegop, wohnt in Clermont, 23 J.,
Helwig (29) Vroegop, wohnt in Clermont, 26 J.,
Winand Vroegop,17 J.,
Martin Vroegop, ledig, ist im Krieg, 31 J.,
Maria Vroegop, 14 J.,
Margaretha Vroegop, 11 J.,
Wilhelm Vroegop, 8 J.
Heinrich Vroegop war Schöffe.
109. Völkerich, an der Tränke ("ahn die Dränck")
Johannes Franck, Witwer von der ersten Ehefrau Barbara Malmendier
und von der zweiten Ehefrau Agnes Broeckhans, 38 J.,
Meycken Stevens, Witwe von Creutz Franck, seine Mutter, 74 J.,
Jan Broeckhans, Bruder der 2. Ehefrau, 43 J.,
Hickel Broeckhans, ledig, seine Schwester, taubstumm, 41 J.,
Mathias Franck, Sohn (des Joh. Franck), 3 J.
Johannes Franck ist Wirt.
110. Völkerich "an dem Ende"
Weinder Wirths, ledig, -
Peter Wirths, sein Bruder, ledig,-
Peter Kerff, 36 J., und
Maria Wirths, 36 J., Eheleute;
Jan Kerff, 17 J.,
Andreas Kerff, 7 J.,
Maria Kerff, 6 J.,
Weinder Kerff, 1 J.
Beruf: "Ackermann mit Pferd".
111. Hinter diesem Haus
Jan Wylre, Witwer von Anna Born, 61 J., und
Maria Charlier, 49 J., Eheleute;
Helwig Wylre, aus erster Ehe, 27 J.,
Jannecken Wylre, aus zweiter Ehe, 5 J.
Jan Wylre ist ein Ackermann mit Pferd.
Aw KcCht.
89
112. Auf dem Bertenborn
Matthys Malmendier, 55 J., und
Maria Geuljans, 65 J., Eheleute; S
Maria Hundts, Dienstmädchen, 18 J.
Matthys Malmendier ist "Schatzheber" (Steuereinnehmer).
113. Auf der Göhl ("auff die Geul")
Claes Bauwens, 65 J., und
Els Matthy Jaque, Eheleute;
Matthys Bauwens, 26 J.
Christina Bauwens, 24 J.,
Johanna Bauwens, wohnt in Montzen, 19 J.,
Maria Bauwens, 18 J.,
Elsken Bauwens wohnt in Moresnet, 15 J.
Als Beruf ist angegeben: "Zimmermann, Holzsäger, Wollspinner".
114. Daselbst
Maria Des Wilden, Witwe von Tonnes Bauwens, 51 J.,
Jan Bauwens, wohnt auf Schimper, 23 J.,
Maria Bauwens, 20 J.,
Johanna Bauwens, 16 J.,
Gertrud Bauwens, 10 J.
Beruf: Arbeiterin.
115. Daselbst auf der Göhl
Merten Kütgens, 31 J., und
Anna Koemaet, 27 J., Eheleute;
Jenneken Kütgens, 2 J.,
Leonard Kütgens, geb. 27. Jan. 1709, 0J.
Berb Gast, Dienstmädchen, 18 J.
Die Kütgen sind Wollspinner und Tagelöhner.
116. Unter demselben Dach
Jen Bauwens, Witwe von Heinrich Lava, 54 J.,
Catharina Lava, wohnt hier beim Müller, 21 J.,
Jen Lava, 17 J., ?
Willem Lava, 12 J.
Die Lava sind Wollspinner.
90
117. Unter demselben Dach
Christian Lausbergh und
Anna Hirtz, Eheleute;
Gerard Lausbergh, 20 J.,
Odilia Lausbergh, 19 J.,
Claes Lausbergh, 14 J.,
Jan Lausbergh, 12 J.,
Els Lausbergh, 9 J.,
Maria Lausbergh, 6 J.,
Anna Maria Lausbergh, 4 J.,
Claes Hirtz senior, Witwer, Vater der Ehefrau, 98 J.
Die Lausbergh sind Tagelöhner und Wollspinner. ,
Das Verzeichnis endet mit der Nummer 118, "Auf den Driesch".
Dort wohnen:
Anna Krings, Witwe aus erster Ehe von N. Setterich und aus zweiter
Ehe von Wilhelm Gast,
Barbara Gast, 17 J.,
Elisabeth Gast.
Diese Leute sind "pauperes", arm.
Anmerkungen:
25) T(h)hiel = Kurzform zu Dietrich
26) Weinder = Winand (?)
27) Rincken = Renken = niederdeutsche Kurzform für Reineke, Reinhart
28) Das "Panhaus" ist das Brauhaus, so genannt nach der Braupfanne.
29) Helwig / Hilwy (auch Heilwig), beliebter weiblicher Vorname, aber auch als männ-
licher Vorname anzutreffen.
OO OR RR II II RR RR RR I RR RO RR OR OR
Vize-Pastor Großmeyer zählt bei seiner Erhebung 654 Personen, da-
von leben 35 nicht (mehr) in Gemmenich, drei sind als verstorben ange-
geben. Bei 85 Personen (rund 13%) fehlt die Altersangabe.
Die Altersstruktur der restlichen 87 % der Bevölkerung zeigt einen
niedrigen Altersdurchschnitt, und zwar
-von 0- 10Jahren : 128
- von 10 bis 19 NE)
- von 20 bis 29 : 94
- von 30 bis 39 O0
- von 40 bis 49 : 47
- von 50 bis 59 : 48
il
- von 60 bis 69 AS
- von 70 bis 79 za
- von 80 bis 89 : 4
- über 90 8
Die Bevölkerungspyramide ruht auf einer breiten Basis: 42 % sind
unter 20 Jahren! Die Gruppe der 20-40jährigen umfaßt 119 Personen, d.
h. 20,9%. Die 40-60jährigen sind mit 16,7% vertreten, während die Grup-
pe der 60 bis 70jährigen noch 51 Personen zählt und damit 8,96 % dar-
stellt. Einen starken Einbruch gibt es bei der Altersklasse der mehr als
70jährigen, die nur noch 2,46% darstellen. Die neun Personen dieser
Gruppe setzen sich aus fünf Frauen und vier Männern zusammen. Letz-
tere sind alle 71 Jahre alt, die ältesten Frauen (zwei) sind 74 Jahre. Bei
den Männern findet sich keine einzige Person von 72 bis 85 Jahren! Bei
den Frauen sind die Jahrgänge der 76- bis 82jährigen nicht vertreten.
Man ist versucht, diesen seltsamen Zustand auf eine verheerende Kin-
derkrankheit der Jahrgänge 1630-1640 zurückzuführen, doch finden sich
für eine solche Krankheit keine konkreten Hinweise in den entsprechen-
den Sterberegistern. Auffallend sind die vielen Zweitehen von Männern
(oft mit beträchtlichen Altersunterschieden), die vermutlich ihre erste
Ehefrau im Kindbett verloren hatten.
Aus dem Dokument läßt sich auch die Berufs- und Sozialstruktur der
Bevölkerung ersehen, wobei gewisse Dorfbezirke durch eine Anhäufung
ganz bestimmter Berufssparten (Besenverkäufer, Wollspinner) gekenn-
zeichnet sind.
Das Dorf war überwiegend bäuerlich geprägt. Nicht weniger als 25
mal schreibt der Pfarrer als Berufsangabe "Ackermann (bzw. Ackerleute)
mit Pferd". Weitere vier Familien betreiben Landwirtschaft, aber ohne
Pferd. In fünfzehn Familien findet man eine Magd, in elf Betrieben ei-
nen Knecht bzw. Pferdeknecht.
Neben den Bauern, die ihr eigenes Land bewirtschafteten, gab es eine
verhältnismäßig große Zahl von Halbwinnern, Pächtern und Guts-
verwaltern. Nimmt man die "Ackerleute", "Halbwinner", "Coloni"
(Pächter) und "Villici” (Verwalter) zusammen, $o kommt man auf die
stattliche Anzahl von 43 Bauernfamilien, d. h. 36 % aller Haushalte leb-
ten von der Landwirtschaft. Einige Familien besitzen auch größere Schaf-
herden, für die sie einen Hirt eingestellt haben. Aus den Angaben des
sog. Theresianischen Katasters (1770/1774) geht hervor, daß die
"Vergrünlandung" Gemmenichs im 18. Jh. noch lange nicht abgeschlos-
sen war. Von den 1324 Bundern des Gemeindeterritoriums waren immer
SM
noch 319 Bunder, d. h. 24%, Ackerland, während 48% des Gebietes von
Wiesen und Weiden eingenommen wurden.
Der Textilsektor gibt ebenfalls einer größeren Anzahl von Familien
ein Auskommen, manchmal als Zuerwerb. So finden wir 19 Familien, in
denen Wolle gesponnen wird und 3 Leinenweber.
Daneben gibt es eine gewisse Anzahl von Tagelöhnern/Tagelöhne-
rinnen, die manchmal noch einen Nebenerwerb im Wollspinnen suchen.
Die Besenverkäufer fanden das Material für ihre Reisigbesen (Bir-
ken) in den heimischen Mischwäldern. Absatz boten vor allem die Bäk-
ker und die nahe Stadt Aachen.
Das übrige Handwerk ist in Gemmenich im frühen 18. Jh. in einer
breitgefächerten Palette vertreten: GC
2 Schneider, 1 Schuhmacher, 2 Steinmetze, 1 Radermacher
(Stellmacher, Wagner), 1 Strohdachdecker, 3 Schreiner bzw. Zimmer-
leute, 1 Schlächter, 1 Müller, 1 Küfer und 1 Hufschmied lassen das Bild
eines sehr lebendigen Dorfes entstehen. Dieses Bild wird vervollstän-
digt durch 4 Wirte, von denen einer auch selber braut, 2 Förster, 1 Spiel-
mann und einen Briefträger. Da das Brotbacken noch zu Hause geschieht,
findet sich kein Bäcker.
Es überrascht, keinen Schullehrer in der Liste zu finden. Vermutlich
war der Küster oder der Kaplan gleichzeitig Lehrer. Zwei Einnehmer
(Schatzheber) sorgen dafür, daß die Steuern und Abgaben gezahlt wer-
den. Seit 1648 besitzt Gemmenich ein eigenes Schöffengericht. Die Li-
ste nennt die Schöffen Steffen Dobbelstein, Francis Aldenhoff, Jan
Schillincx und Heinrich Vroegop (+ 1709). Auch wird eine vereidigte
Hebamme ("obstetrix iurata”) erwähnt. Die Zehntherren treiben den Zehnt
nicht selber ein, sondern verpachten ihn. So erklärt sich die Bezeich-
nung "Zehntpächter" (conductor decimarum).
Von Ter Brüggen an der Göhl bei Sippenaeken bis Rurberger Heide,
von Botzelaer bis Völkerich: Gemmenich ist im frühen 18. Jh. noch ein
Streudorf, das sich erst durch die Bebauung der rue St Hubert und der
Bleyberger Straße zu einem Straßendorf entwickelt hat. In den Außen-
bezirken ist jedoch bis heute viel vom Charme der Vergangenheit erhal-
ten geblieben. Das Einwohnerverzeichnis erlaubt uns, die einzelnen
Besiedlungsschwerpunkte zu identifizieren. Folgen wir Pastor Großmeyer
auf seiner Runde durch das Dorf!
Unser Gang beginnt am Pfarrhaus und in der unmittelbaren Umge-
bung der Kirche. Sodann kommen wir zum "Born". Das Haus trägt heu-
te noch diesen Namen. Nachdem der Bereich "an der Kirche" registriert
93
ist, begibt sich der Pastor in Richtung Nouvelaer, wo fünf Familien
wohnen. Folgt man der Vaalser Straße bis zur ersten Abzweigung rech-
ter Hand, so kommt man nach Botzelaer, wo ebenfalls ein kleiner
Besiedlungskern mit fünf Familien entstanden ist.
Flurbezeichnungen wie "an der Heide" , "in dem Heidhof” oder "op
gen Heidtgen" weisen darauf hin, daß die so genannten Bezirke ursprüng-
lich von Heideflächen eingenommen wurden.
Weiter auf Moresnet zu finden wir den Roerberg (die Roerberger
Heide) mit den Familien Hundt und Heusch.
Die Schrubbel liegt auf dem Weg von Gemmenich nach Völkerich.
Der Pastor unterscheidet zwischen der "obersten" und der "untersten"
Schrubbel.
Nun wendet sich Pastor Großmeyer dem westlichen Bezirk
Gemmenichs zu, d. h., er geht in Richtung Sippenaeken. Über
Grünebempd (Grünbemden) kommt er nach Terstraeten (in der Straeten
an die Lindt) und geht von dort aus nach Tersassen. Er macht keinen
Unterschied zwischen Ober- und Niedersassen, sondern nennt den ge-
samten Bezirk kurz "Sassen". - Auch der unweit von Tersassen gelegene
"Mergelhof" wird als "Sassen, den Mergel" verzeichnet.
Auf die Verbindungsstraße Gemmenich-Sippenaeken zurückkom-
mend, registriert der Pastor die Weiler Ter Brüggen und Straeten. Hier
steht ein Heiligenhäuschen.
Im "Gerardtsbroich'' fanden sich im frühen 18. Jh. nur drei Famili-
en und in Als(ch)enberg ebenfalls drei.
Der Gang nach Völkerich zeigt uns, daß zur Zeit von Pastor Großmeyer
dieser Ortsteil mit 17 Familien noch der am dichtesten besiedelte war.
Die ursprüngliche Bedeutung von Völkerich als dem Sitz des Schöffen-
gerichts von "Sinnich und Völkerich" ist daraus noch zu erkennen.
Am Ortsausgang in Richtung Bleyberg, "auf der Göhl'"', wohnen fünf
Familien.
94
1909: Das 25jährige Amtsjubiläum von
Bürgermeister Hubert Schmetz
von Walter Meven
Am 26. September 1909 konnte Hubert Schmetz, Bürgermeister von
Neutral- und Preußisch-Moresnet, sein 25jähriges Dienstjubiläum feiern.
Das Fest verlief, wie in der Gemeindechronik von Preußisch-Moresnet
vermerkt steht, „in der großartigsten Weise‘. Dieselbe Chronik bringt
die vollständige Abschrift des Festberichtes eines „hiesigen Blattes“, der”
soviel Lokalkolorit enthält, daß er es wohl verdient, unseren Lesern
zugänglich gemacht zu werden. Der Reporter schreibt:
„Die Schwesterngemeinden Preußisch und Neutral-Moresnet feierten
Sonntag den 26. September, ein seltenes Fest, nämlich das 25jährige
Amtsjubiläum ihres gemeinsamen Oberhauptes, des Herrn
Bürgermeisters Hubert Schmetz. Die Teilnahme war eine allgemeine,
der Verlauf der Feier ein großartiger; sie war zweifach: eine Vor- und
eine Nachmittagsfeier.
a) Die Vormittagsfeier
Gegen 10 Uhr nahmen die Schulkinder unter Leitung ihrer Lehrer
Aufstellung vor dem Hause des Jubilars. Alsbald reihte sich letzterer in
Begleitung der Gemeinderäte der beiden Orte und der Armenkommission
dem Zug ein und wurde unter den Klängen der Musik zur Kirche geführt,
woselbst ein feierliches Danksagungsamt zelebriert wurde. Nach
demselben bewegte sich der Zug in derselben Ordnung wieder zur
Wohnung des Herrn Bürgermeisters, woselbst der offizielle
Beglückwunschsakt stattfand.
Herr Lehrer Horgnies von Neutral-Moresnet beglückwünschte den
Herrn Jubilar im Namen der Lehrpersonen und der Schulkinder, worauf
diese ein zweistimmiges, von Herrn Lehrer Horgnies eigens zu dem Tage
abgefaßtes Lied tadellos vortrugen.
Beim Absingen der vierten Strophe:"Nimm dies Geschenk, wir bitten
Dich, als Zeichen uns’rer Lieb" etc. überreichte ein weißgekleidetes
Mädchen ein wirklich wohlgelungenes, künstlerisch angefertigtes Bild
des Herrn Jubilars, zu dessen Anschaffung die Schulkinder die
notwendigen Beiträge besorgt hatten.
95
Nunmehr folgten die Deklamationen seitens der Schüler und
Schülerinnen: Jakob Peusgen und Laoureux von Neutral-Moresnet und
Sebastian von Preußisch-Moresnet. z
Der kleine Peusgen trug nachstehendes Gedicht vor:
„Hochverehrter Herr Jubilar!
Die Zeit verrauscht, die Zeit verrinnt,
Mit dürren Blättern spielt der Wind,
Doch nie vergißt die Dankbarkeit
Ein Herz, das sich uns hat geweiht.
Denn heute kehrt vor Deinem Blick
Ein hoher, wichtiger Tag zurück,
Der heut vor 25 Jahr
Der Anfang Deines Wirkens war.
In dieser langen, langen Zeit
Hast der Gemeinde Dich geweiht
Und unermüdet voller Kraft
Für Deiner Untergeb’nen Wohl geschafft.
O laß dafür Dir heißen Dank
Entquollen aus des Herzens Drang,
Am heut’gen Tage bringen dar
Von Deiner Gemeinde Schüler Schar;
Gott möge Deinen frohen Mut
Stets nehmen treu in seine Hut
Und Kraft und Lust Dir ferner leih’n
Daß du Dich weiter Deinem Amt kannst weih’n.
Es wird Dir dann, was silbern heut’
Im gold’nen Kranz von uns geweiht,
Du wirst mit uns dann wieder jung
In seliger Erinnerung.
Nimm diese Blumen frisch gewunden,
Zur Verherrlichung dieser Feierstunden.“
Laoureux trägt weiter im Namen der Schulen vor:
„Hochverehrter Herr Jubilar!
Es schmücken heut’ sich uns’re Straßen’
Zu einem ehrenvollen Fest,
Das nach viel arbeitsreichen Jahren H
96
Der heutige Tag entstehen läßt.
Heut’ sind es 25 Jahre
Wo Sie nach eig’ner freier Wahl
Für Ihre eigenen Schaffungskreise
Die Hand gereicht zum ersten Mal,
Wo Sie hinaus ins rechte Leben
Getreten als selbständiger Mann,
Mit dem Bewußtsein Ihrer Kräfte
Gebrochen kühn sich Ihre Bahn.
Und galt es auch ein hartes Ringen,
der Arbeit mühevollen Schweiß,
Nach Jahren oft lohnt das Gelingen .
mit süßer Frucht den ernsten Fleiß.
Heut’ kann Ihr Auge rückwärts schauen
Auf eine lange Bahn voll Lust,
Die Freuden am gelungenen Werke
Mit Stolz erheben Ihre Brust.
So nehmen Sie aus meinem Munde
An Ihrem heut’gen Ehrentag
Was für Sie heut’ aus tiefem Grunde
Verkündet uns’rer Herzen Schlag.
O, mögen Sie, was Sie begonnen,
Was Sie geführet bis hierher,
Stets fröhlich blühn und wachsen seh’n
Zu Ihrer Freude, Ihrer Ehr’!
Und möge stets des Himmels Segen
Auf Ihrem Tagewerke ruh’n,
Daß in der Zukunft weitem Felde
Die gold’nen Pforten auf sich tun.“ ;
Sichtlich gerührt, mit Tränen in den Augen, dankte dann Herr
Bürgermeister Schmetz mit folgenden Worten:
"Liebe Kinder!
An dem heutigen Ehrentage, welchen die beiden Gemeinden mir
unverdienter Weise bereiteten, ist es die liebe Jugend, welche zu allererst
mit ihren schönen Wünschen und Gratulationen bei mir erscheint. Meine
lieben Schwestern, Lehrer und Schulkinder, ich danke Euch verbindlichst
für die herrlichen Vorträge, für die Glückwünsche und die unerwarteten
schönen Geschenke, die Ihr mir dargebracht, dann aber auch für die große
97
Ehre und Aufmerksamkeit, die Ihr mir dadurch beweist, daß Ihr mich
zur Kirche begleitet, zu Gott, der meine Jugend erfreut; ja, meine lieben
Kinder, Ihr habt Recht: Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der
schönste Lebenslauf; der Gottesleugner kennt hiervon nichts, auch das
heutige Fest wollen wir mit Gott anfangen, dann wird es auch mit Gott
enden und uns allen zum Segen gereichen.
Da es an Zeit gebricht, muß ich schließen; nur möchte ich Euch alle
noch bitten, mit mir einzustimmen in ein Hoch auf die Jugend der beiden
Gemeinden Preußisch- und Neutral-Moresnet, sie möge wachsen, blühen
und gedeihen. Hoch, Hoch, Hoch!“
‚an
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a AS OO a
4 BF BE
EN HE ‚A
Bürgermeister Hubert Schmetz
Die übrigen Gratulationen fanden statt im Hause des Herrn Jubilars.
Zunächst spendete Herr Bürgermeister Esser von Herbesthal im Namen
sämtlicher Bürgermeister des Kreises seinem Kollegen einen prachtvollen
Tafelaufsatz. Alsdann überreichte Herr Geh. Sanitätsrat Dr. Molly im
Namen der beiden Gemeinden ein prachtvolles Geschenk, begleitet von
einer passenden Ansprache. Nunmehr trat Herr Al. Van Hauten, Präsident
der freiwilligen Feuerwehr, vor und widmete dem Herrn Jubilar, welcher
Gründer und Ehrenpräsident des genanntenn Vereins ist, als bleibendes
98
Andenken eine wohlgelungene Gruppen-photographie. Auch die
Hubertus-Schützengesellschaft gedachte an diesem Tage ihres
Ehrenpräsidenten Herrn Hubert Schmetz. Herr Lenders, Vorsitzender der
erwähnten Gesellschaft, übergab unter wahrhaft ergreifenden Worten ein
würdevolles Geschenk.
Hiermit hatte die Vorfeier ihr Ende erreicht und es begaben sich die
Teilnehmer an dem Festessen zum Hotel Bergerhoff, woselbst gegen
1 1/2 Uhr
b) die Nachmittagsfeier
begann. Bald ist der geräumige, aufs schönste geschmückte Saal von,
Freunden und Kollegen des Gefeierten besetzt. Nachdem ein jeder den
ihm angewiesenen Platz eingenommen hat, setzt die von Herrn Brück
geleitete Privatkapelle ein und würzt das vortreffliche Mahl durch
getragene, erstklassige, wirklich musterhaft vorgetragene Musikstücke.
Alsbald ergreift Herr Geh. Sanitätsrat Dr. Molly das Wort. Er trinkt auf
die Gesundheit der beiden befreundeten Nationen: Deutschland und
Belgien, welche gemeinschaftlich das Gebiet von Neutral-Moresnet
verwalten. Die Musik stimmt das deutsche und belgische Nationallied an.
„Geehrte Herren!
Die Feier, welche uns heute zusammengeführt hat, gilt dem 25jährigen
Amtsjubelfeste unseres Herrn Bürgermeisters Schmetz. Er ist der erste,
welcher als gemeinsames Oberhaupt der beiden Schwestergemeinden
Preußisch- und Neutral-Moresnet auf eine so lange Amtstätigkeit
zurückschauen kann. Keinem seiner Vorgänger ist dieses vergönnt gewesen
in der langen Zeit des Bestehens beider Gemeinden * Wenn nun Herr
Schmetz heute den Abschluß eines in seinem Leben und in seinem Amte
so wichtigen Zeitabschnittes feiert, so haben die beiden Gemeinden es als
eine frohe Pflicht erachtet, ihrem Oberhaupt zu diesem seinem Ehrentage
auch ihre freudige Teilnahme zu bezeugen und ihn festlich mit ihrem Herrn
Bürgermeister zu begehen. Es freut mich, eine so großartige Beteiligung
bei dem Festmahle zu sehen. Ich begrüße die Versammlung und danke
Ihnen für Ihr so zahlreiches Erscheinen. Besonderen Dank spreche ich
den auswärtigen Teilnehmern aus, die durch ihren Besuch so viel zur
Verschönerung des Festes beigetragen haben, in erster Reihe dem
Bürgermeister von Belgisch-Moresnet, Herrn Marquis de REsimont.
* Hier irrt der Redner. Arnold von Lasaulx war Bürgermeister von Preußisch-Moresnet
von 1816 bis 1850; die Gemeinde Neutral-Moresnet führte er von 1816 bis 1859.
99
Es ist bei allen öffentlichen Festlichkeiten in unserem Lande eine
althergebrachte, in dem monarchischen Bewußtsein des Volkes tief
eingewurzelte, schöne Sitte, zuerst der hohen Persönlichkeiten zu
gedenken, in deren bewährte Hände die Leitung der Geschicke unserer
Staaten gelegt ist, und zu denen wir mit Liebe und Verehrung aufblicken
zu können, das Glück haben. Lassen Sie uns dieser schönen Sitte auch
heute Folge geben.
Anders, und ganz verschieden von anderen Staatsgebilden, liegen die
Verhältnisse hier in diesem schönen Stückchen Erde, welches uns heute
gastlich aufgenommen hat, in Neutral-Moresnet. Nicht eines Stammes
ist seine Bevölkerung. Seine Bewohner setzen sich zusammen aus
Bürgern verschiedener Länder, verschiedener Nationalität und Sprache,
die aber einträchtig und friedlich zusammenwohnen, vereint durch das
Ausgabe der gemeinsamen Zugehörigkeit zum neutralen Vaterländchen.
Nicht ein Fürst, nicht ein Staatsoberhaupt ist es, welcher die Zügel der
Regierung lenkt; die Herrschergewalt liegt in den Händen der Könige
zweier zusammengrenzenden, teilweise stammverwandten und
befreundeten Länder, Preußens und Belgiens, und unter beider Schutz
können wir heute das silberne Amtsjubelfest ihres gemeinsamen Vertreters
in der Verwaltung feiern, unseres Bürgermeisters. Lassen Sie in dankbarer
Ehrerbietung den beiden Herrschern über den kleinen Staat unseren Gruß
zum Ausdruck bringen, indem Sie mit uns das Glas erheben und mit mir
einstimmen in den Ruf: „Ihre Majestäten Kaiser und König Wilhelm II.
von Preußen und Leopold II. von Belgien, sie.leben hoch, hoch, hoch!“
Nach dem Vortrag der deutschen und der belgischen Nationalhymne
feierte der beigeordnete Bürgermeister, Apotheker Micheels, den Jubilar
mit folgenden Worten:
„Geehrte Festgenossen!
Heute haben wir uns hier in diesen festlichen Räumen vereinigt, um
den Tag feierlich zu begehen, an dem vor nunmehr 25 Jahren unser
verehrter Herr Bürgermeister Schmetz an die Spitze unseres
Gemeindewesens trat. Wenn nun auch bereits heute Morgen Herr
Geheimrat Dr. Molly bei der Gratulationscour der Dolmetsch der Gefühle
der Gemeindemitglieder gewesen ist und in würdiger und trefflicher Weise
des Jubilars gedacht hat, so möchte ich es mir nicht versagen, bei dieser
Gelegenheit und von dieser Stelle wiederholt unsere Wünsche für den
Jubilar zum Ausdruck zu bringen.
100
25 Jahre! Welch lange Spanne Zeit leitet Herr Bürgermeister Schmetz
die Geschäfte unseres Städtchens, ich möchte sagen, unseres Landes,
des Neutralen Gebietes, des Landes, über dessen endgültiges Geschick
nun nahezu 100 Jahre das Schwert des Damokles schwebt, in dem wir
uns alle wohl fühlen, in dem sich gut und friedlich leben läßt, wie mir
meine Mitbürger gerne bestätigen werden. Daß unser Herr Bürgermeister
während der Reihe von Jahren seiner Amtstätigkeit wesentlich dazu
beigetragen hat, die Verhältnisse so gut als möglich zu gestalten, brauche
ich wohl nicht weiter auszuführen. Nur möchte ich hier im Namen aller
Insassen beider Gemeinden dem Herrn Bürgermeister unseren Dank für
seine Arbeit und Mühen aussprechen. Nicht unerwähnt wollte ich lassen,
daß Herr Bürgermeister Schmetz mit dem Tage, an welchem es sich zum '
25. Male jährt, daß er hier die Amtsgeschäfte übernahm, gleichzeitig auf
eine 25jährige glückliche Eie zurückblicken kann. Mögen ihm und seiner
Frau Gemahlin noch lange, lange Jahre in ungetrübtem Glück beschieden
sein! Alle Wünsche für den Jubilar wollen wir zusammenfassen, indem
wir ausrufen: Herr Bürgermeister Schmetz und seine werte Frau
Gemahlin, sie leben hoch, hoch, hoch!"
Tief ergriffen erhebt sich Herr Bürgermeister und gibt folgende
Antwort:
"Liebe Mitbürger und Freunde!
Nachdem Herr beigeordneter Bürgermeister Geheimer Sanitätsrat Dr.
Molly in gebührender traditioneller Weise der beiden Allerhöchsten
Souveränen gedacht, hat Herr beigeordneter Bürgermeister Micheels
meiner Wenigkeit in einer Weise gedacht, daß ich es kaum wage, hierauf
zu erwidern.
Es sind mir Loblieder gesungen worden, die mir durchaus nicht
zustehen; wenn ich in dieser langen Reihe von Jahren irgendwelche
Erfolge zu verzeichnen habe, dann ist dieses zum größten Teil meinen
Vorgesetzten, den Beigeordneten und den Gemeinderäten zuzuschreiben.
Nur eines möchte ich für mich in Anspruch nehmen, das ist der gute
Wille, den ich während meiner 25jährigen Amtstätigkeit stets gehabt habe.
Eine große Freude und Genugtuung ist es für mich, heute an dieser
Festtafel eine so große Anzahl von Freunden um mich zu sehen; ich
spreche Euch allen hierfür meinen innigsten Dank aus. Es gibt mir dieses
frischen Mut, eine neues Viertel Säkulum anzubrechen im Vertrauen auf
die feste Einigkeit und das innige Zusammengehen der
Schwestergemeinden Preußisch- und Neutral-Moresnet. Daher ich es mir
101
erlaube, Euch alle zu bitten, mit mir einzustimmen in den Ruf: Die
Einigkeit und Eintracht der beiden Gemeinden gegeneinander sowie auch
jeder Gemeinde im Innern, sie lebe hoch, hoch, hoch!“
Hierauf liest Herr Apotheker Kahlau eine Menge Gratulationen und
Telegramme ab, die dem Herrn Jubilar von Seiten seiner Freunde und
Kollegen zugegangen sind. Herr Geh. Sanitätsrat Dr. Molly gibt ebenfalls
Kenntnis von einer Depesche von Herm General-Direktor St. Paul de
Sincay aus Ch&nee, Leiter sämtlicher Werke der Gesellschaft Vieille
Montagne. Nunmehr erhebt sich Herr N. Arnoldy vom Ministerium in
Bruxelles und Schulinspektor der Schulen von Neutral-Moresnet. Seine
Rede ist eine wahrhaft gediegene und lautet in deutscher Übersetzung:
„Hochverehrter Herr Bürgermeister!
Berufene Stimmen haben soeben Ihre glänzende Amtsperiode während
eines Vierteljahrhunderts besprochen. Ich schließe mich den Ovationen
an, die dem Herrn Jubilar dargebracht wurden. Ich bewundere den
segensreichen Einfluß, den Herr Bürgermeister Schmetz auf seinem
Verwaltungsgebiete ausgeübt hat und immer noch ausübt. In meiner
Eigenschaft als Inspektor der Schulen von Neutral-Moresnet habe ich
besonders feststellen können, wie der gefeierte auch in Angelegenheiten
der Schule mit tätigem Geist und unermüdlichem Eifer rege war. Ich
schätze mich glücklich, ihm in dieser Hinsicht meinen besonderen Dank
auszusprechen. Ein dunkler Punkt existiert ja am Horizont unserer lieben
Vieille Montagne: Es ist dies die Schulfrage, die trotz des besten Willens
des Bürgermeisters immer noch der Lösung harrt. Ich bin sicher, ich
spreche im Geiste des intelligenten Teiles der Gemeinde, daß diese
Schulfrage so bald als möglich, gleich wie in welcher Weise, gelöst wird.
Übrigens haben seit langem die zivilisierten Staaten erkannt, daß der
Unterricht die Basis allen Fortschrittes ist. Sehen Sie sich Deutschland,
sehen Sie sich Belgien an! Diese beiden Länder setzen die ganze Welt in
Staunen durch ihre schöne Schulorganisation und durch den großartigen
Erfolg, der größtenteils hierdurch entsteht. Und so ist es gewöhnlich
überall. Wollen wir denn den Anstrengungen gleichgültig bleiben, die
um uns von denjenigen geleistet werden, welche den Fortschritt des
Unterrichts zu Herzen haben? Können wir denn unseren Kindern, diesen
Kindern, die die Nation von morgen und die Hoffnung der Zukunft sind,
können wir unseren Kindern die Herzens- und Geistesnahrung, diese
gesunde und starke Nahrung, die die Völker groß und stark macht,
102
vorenthalten? Nein, nichts mehr darf die Reorganisation unserer Schulen
verzögern, nichts mehr!
Und sollten unsere Kinder eines Tages über die Grenze gehen, sei es
nach rechts, sei es nach links, so müssen sie stolzen Hauptes einhergehen
können und die würdigen Brüder derjenigen werden, für die sie optieren.
Vereinigen wir denn alle unsere Kräfte mit denen unseres hochverehrten
Bürgermeisters. Arbeiten wir zusammen mit großer Einmütigkeit zur
schnellen Reorganisation unserer Schulen. Und wenn wir später dann
das S0jährige Jubiläum unseres ausgezeichneten Bürgermeisters feiern,
so werden wir, dessen bin ich sicher, ein neues Reis in seinen Ehrenkranz
flechten: das Reis der gelösten Schulfrage . . .“
Stadtrat und Oberleutnant a. D. Herr Liedgens aus Aachen, ein
geborener Altenberger, feiert seinen Jugendfreund u.a. mit folgenden
Worten:
"Werte Herren!
Selbst wenn der Ort, wo unsere Wiege stand, eng begrenzt, selbst wenn
die Gegend, in welcher wir unsere Jugend verleben und verträumen
durften, noch so sehr aller Schönheitsreize entbehrt hat, immer im späteren
Leben fühlen wir uns mit unwiderstehlichem Drange dorthin
zurückgezogen mit dem Wunsch, sie wiederzusehen. Wie viel mehr muß
dies der Fall sein für denjenigen, der hier in Altenberg jung sein durfte,
dessen Jugendzeit in die Zeit des Aufblühens der hiesigen Werke fiel.
Altenberg, das bis in die Neuzeit viel umstrittene, war ein Feenland für
die damalige Jugend... Sie werden es daher begreiflich finden, daß ich
heute, an dem Ehrentage meines Jugendfreundes, unseres Jubilars, nicht
fehlen darf und daß auch ich mich unter der großen Schar der Gratulanten
befinde und ihm meine Glückwünsche darbringe.
Meine Herren! Mit großer Freude habe ich wahrgenommen, daß der
ganze Ort sein Festkleid angelegt, daß kein Haus, kein Fenster des
farbenfrohen Fahnenschmucks entbehrte. Bei dieser Huldigung der
Herzen der Altenberger Einwohnerschaft mußte auch die Natur ihren
schuldigen Tribut darbringen, da habe ich doch dem strömenden Regen
Einhalt geboten und die Sonne am Himmel wieder angezündet, damit
einer meiner Vorredner, Herr Kahlau, Ihnen dieselbe frühlingsstrahlend
hier vorzeigen konnte, damit das Fest auch des Sonnenglanzes nicht
entbehrt...
Der Redner zog dann die Frau des Jubilars in seine Huldigung ein. Sie
habe des Lebens und des Amtes Last standhaft mit ihrem Ehemann
103
getragen und die Gemeinde sei auch ihr zu wärmstem Dank verpflichtet.
Die Ansprache des Jugendfreundes endete mit dem Hochruf: "Unsere
Frau Bürgermeisterin möge blühen immerdar, unsere Frau
Bürgermeisterin lebe hoch, hoch, hoch!"
Es ist 4 1/2 Uhr, das Wetter hat sich aufgeklärt. Mittlerweile haben
sich sämtliche Vereine der beiden Schwestergemeinden in der Wiese des
Herrn Fritz Meessen versammelt und haben sich in geschlossenem Zuge
zum Hause des Herrn Jubilars begeben. Zahlreich ist die Menge, welche
erschienen war, um den wahrhaft imposanten Zug in Augenschein zu
nehmen. Hier, vor dem Hause des Gefeierten, ergriff Herr Apotheker
Kahlau nochmals das Wort und führte u. a. folgendes aus:
"Verehrter Jubilar! Werte Festgenossen!
Nichts geht schneller als die Zeit. So wird wohl mancher ältere
Altenberger Bürger denken, wenn er sich heute noch einmal des Tages
erinnert, an dem unser verehrter Herr Bürgermeister sein schweres,
verantwortungsvolles Amt übernahm. Wie ein Traum scheint die Zeit
dahingeflogen und doch sind es schon 25 Jahre, nahezu ein halbes
Menschenalter. Wie sehr unser Jubilar es verstanden hat, sich die
Sympathien der Bürgerschaft zu erwerben, das bekundet der festliche
Schmuck, den unser Ort angelegt, das beweist vor allem das so zahlreiche
Erscheinen unserer hiesigen Vereine, die es sich nicht nehmen ließen,
durch ihre Teilnahme am Festzuge den heutigen Ehrentag unseres Herrn
Bürgermeisters zu verherrlichen. Möge der Himmel unserem Herrn
Bürgermeister Glück und Gesundheit bescheren, möge es ihm vergönnt
sein, noch manches Jahr seines Amtes als Bürgermeister zu walten, zum
Wohle unserer Gemeinde!!‘“
Diese Worte veranlaßten den Jubilar zu folgender Erwiderung:
"Meine lieben Mitbürger und Freunde!
Eine imposante, großartige Kundgebung habt Ihr mir heute bereitet,
ein Fest, wie es herrlicher wohl selten hier gefeiert worden ist. Ich danke
Euch allen für die mir erwiesenen unverdienten Ehrenbezeugungen, ich
danke den Leitern des Festes, den Gemeinderäten, der Armenkommission,
ich danke sämtlichen Vereinen und Musik-Chören, besonders dem
Direktor Herrn Brück, ich danke allen Teilnehmern, indem ich hiermit
verspreche, die Verwaltung, soweit es in meinen Kräften steht, in der
bisherigen Weise fortzuführen, den Armen und Notleidenden ein
Wohltäter, den Witwen und Waisen eine Stütze, den Ratlosen ein Helfer,
Euch allen ein Freund zu sein, aber auch andererseits werde ich nicht
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verfehlen, wenn es notwendig sein sollte, dem Gesetze Achtung und
Respekt zu verschaffen, ohne Rücksicht auf die Person und ohne
Rücksicht auf die inneren und äußeren Einflüsse und Angriffe, denn was
kümmert es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt? Meine lieben
Mitbürger, während der langen Reihe von 25 Jahren habe ich manche
Freude und manche Genugtuung unter Euch erlebt, aber es ist mir auch
manches Bittere widerfahren, besonders wenn man es mit einem
Anonymus zu tun hatte, der wie ein Meuchler aus seinem Hinterhalte
seinem Opfer auflauert und von seinem Versteck aus sein giftiges Geschoß
auf dasselbe richtet; solche Menschen sind zweimal zu verachten, weil
sie zu feige sind, den Kampf offen und ehrlich aufzunehmen, dann aber
auch, weil sie sich der Lüge als Material bedienen. Doch verzeiht mir
diese Entgleisung, sie war nicht beabsichtigt, die Großartigkeit der
heutigen Kundgebung leistet mir in vollem Maße Genugtuung, heute
kann'man mit vollem Rechte sagen: Vox populi, vox Dei. Ja, meine lieben
Mitbürger und Freunde, das ist des Volkes Stimme, die heute zu mir
spricht, in einer Großartigkleit und Herzlichkeit, die ich niemals erwartet
hätte, wofür ich Euch allen nochmals meinen verbindlichsten Dank
ausspreche, indem ich das gegebene Versprechen erneuere.
Gerne möchte ich jetzt eine Runde bestellen und mit Euch anstoßen;
es ist dies aber unmöglich wegen des fehlenden Stoffes und des
vorherrschenden Andranges; ich habe aber Anordnung getroffen, daß
jedem Vereine Gelegenheit geboten werden wird, ein Glas auf meine
Gesundheit zu leeren. Nunmehr bitte ich Euch alle mit mir einzustimmen
in ein Hoch auf die Gemeinden Preußisch- und Neutral-Moresnet, sie
leben hoch, hoch, hoch!‘
Den Schluß des festlichen Tages bildete eine gemütliche
Zusammenkunft im Saale des Restaurateurs Herrn Lambert Franssen.
Dorthin bewegte sich der großartige Zug, indem er seinen Weg durch
die Hauptstraßen des Ortes nahm. Sämtliche Häuser waren beflaggt und
geziert. In dem festlich geschmückten Saale angekommen, herrschte bald
eine freudige Stimmung, welche immer mehr zunahm, als Herr
Bürgermeister Schmetz in seiner gewohnten Liebenswürdigkeit alle
Anwesenden und Vereine einlud, ein Glas mit ihm zu trinken. Sagen wir
zum Schlusse, daß der 26. September des Jahres 1919 eine schöne Seite
in der Geschichte der beiden Schwestergemeinden Preußich- und Neutral-
Moresnet aufweist, wünschen wir endlich dem Herrn Jubilar noch recht
viele, viele Jahre, frei von Kummer und Sorgen, auf daß wir ihm einst
die goldene Krone überreichen können.“
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Soweit die Berichterstattung in der Zeitung.
Wir wollen diesen Aufsatz nicht abschließen, ohne an die besonderen
Verdienste des Jubilars um das Gemeinwohl der Bevölkerung zu erinnern.
Schrift und Stil seines Briefverkehrs zeugen davon, daß er über eine
gute Allgemeinbildung verfügte.
Den neuen Errungenschaften der Technik zeigte er sich sehr
aufgeschlossen. Denken wir dabei speziell an die besonderen Verdienste,
die er sich um die Infrastruktur der von ihm betreuten Orte erworben
hat.
Wenn auch die Bergwerksgesellschaft der Vieille Montagne ihre
Betriebsfeuerwehr bereitwilligst für die allgemeine Feuerbekämpfung
in Kelmis und den Nachbarorten großzügigerweise zur Verfügung stellte,
so setzte der Bürgermeister sich doch energisch für die Einrichtung einer
örtlichen, von der Vieille Montagne unabhängigen Wehr ein, die 1894
ins Leben gerufen wurde.
Auch um das Schulwesen in Preußisch-Moresnet hat Schmetz sich
verdient gemacht. Es existierte zu dieser Zeit zwar eine evangelische
Werksschule, die jedoch von den katholischen Kindern Schulgeld
verlangte. Diese und andere Gründe mögen die katholische Elternschaft
veranlaßt haben, 1905 mit der Bitte an den Bürgermeister und die
Gemeinderäte von Hergenrath und Preußisch-Moresnet heranzutreten,
die Gemeinde Preußisch-Moresnet aus dem Hergenrather Schulverband
herauszulösen und eine eigene Volksschule in Preußisch-Moresnet zu
errichten, ein Vorhaben, das auch die Unterstützung der staatlichen
Behörden fand. Die bestehende Beamtenschule wurde daraufhin der
Gemeinde zur allgemeinen Nutzung ohne Rücksicht auf das
Glaubensbekenntnis überlassen.
Die Anbindung der Orte Neutral- und Preußisch-Moresnet an das
Aachener Straßenbahnnetz war dem Bürgermeister ein besonderes
Anliegen, fanden doch damals schon viele Berufstätige aus der
Doppelgemeinde Arbeit und Brot im nahen Aachen. Nach zähen und
sich über Jahre hinziehenden Verhandlungen, die die Finanzierung und
die Rentabilität zum Inhalt hatten, konnte im Jahre 1907 die "Kleinbahn"
Aachen-Kelmis/Altenberg in Betrieb genommen werden.
Als der Bürgermeister seinen Plan unterbreitete, eine zentrale
Wasserversorgung mit einem eigenen Pumpenhaus zu installieren, stieß
er zunächst auf wenig positive Resonanz. Aber seinen zähen und
beharrlichen Verhandlungen gelang es schließlich doch, eine genügend
große Anzahl von Mitbürgern zu einem Anschluß an das geplante
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Wasserleitungsnetz zu gewinnen, so daß Neutral- und Preußisch-Moresnet
sich rühmen können, als erste Gemeinden des gesamten Eupener
Hinterlandes schon seit 1910 über eine eigene Wasserversorgung zu
verfügen.
In seine Zeit fällt auch die durch das „Kreisbauamt für Abgabe
elektrischer Kraft“ in Brand durchgeführte Stromversorgung von
Preußisch-Moresnet.
Die Einrichtung einer Poststelle mit Telefon- und Telegrafenanschluß
sollte in diesem Zusammenhang ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.
In den Literaturangaben zur Geschichte von Neutral-Moresnet wird
die von Bürgermeister Schmetz herausgegebene Sammlung der
Verordnungen für das neutrale Gebiet immer wieder als wichtige Quelle”
erwähnt.
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Et Jongferke
(Anonym)
Ech ben e jongferke van över voft&ch joor,
Wat vreuger noch finger wi e röske woor,
Ech hauw hoore, gekrolt en rave schwat,
Wi ter huy nog wencich hat,
De finste bekskere, owe wi cristael;
Wor ne&t te dik en net te schmael,
Eum gaanse hauw ech e fi fatsouen,
En kant och met alle luy eum gouwe,
Ech droog eumer de modernste kleyer
En gong es wi op eier.
Ech koos de fingste lieter zenge
En daanse, b&yeter koos me net venge,
Ech denk nog dekser an alle di jonge
Di draater no m&ch an eth loure schtonge.
Ze hant ze&ch dekser eum mech gehowe,
Want, allemol, woole ze mech trowe,
En went ze koampte, ver mech te vrije,
Alles h&ye ze gedouwe ver mech te krije.
Et koam ens ene grouwete handelsmaan,
Me dat wor ene r£&chtege moulejaan,
Dat koos mech ens gar net gevalle,
Da koos me zelver ge woat mie kalle.
Dorop koam ene lierer out gen schtadt,
Wi eth € Teuve nog gar genge hat,
Me de opgekrazde kilefits
Hauw Cch el gauw erout gekitzt.
Ech daat, went £ch nog get waad,
Krij £ch ene dokter of ene affekaat,
Me wat Cch et lefste hey gehat,
Dat woor ene renten&€r out gen schtadt.
Op emol, ens op ene finge daag,
Foy, dou kr&g &ch el bo e beschlaag,
Keumt mech dou net ene schlechterklötsch,
I grouwete gala eregerötscht.
Dem goof &ch al schnaks te verschtouwe,
Dat te zinge preskop zow make gouwe.
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An alle ecke schtonge och dike boure
En wore va wiit no mech ant loure.
Zouwe vergenge alle dag en jore,
Bes dat £ch an’t letste dr&sseg woor.
Op emol keumt m&ch, w&@ ming der?
N6®, wor mech dat ene finge schnijder.
Ech denk, n&, nog jeumesch, kenger,
Leuts keumt och noch ene kareb@nger,
Ech daat, dou mos dech net pressere.
Eth kome och noch van di renten&re,
Of, ne professer, of, ne noter,
Of andesch decks, ne finge her. 4
Ezouwe han &ch gelourd en gewaad, lef luy,
Ech lour en waad och noch bes huy,
Nou kome al leuts ming zesteger aan,
En schton en han noch eumer genge maan.
Dreum, lefste medchere, zeut bedaat,
Ech zag euch, n&mt euch good en aat,
Want, dat es e 1&&d, dat es net te beschrieve,
Went me töge zinge zen mot jongfer blieve.
Jo, E£ch mot eth nou tou g&ve,
Ech ben et zelver schoot, dat &ch ben jongfer bl&ve,
Jo, jo, ver welle nou ens derva schwige,
Ech zal nou el genge mie krije,
Och, me zet jo, « Klaag eth 1&dd,
Da wet eth noch ens eze bred.»
(Anoniem gedecht, bekaant tösche Gülep en Göhl,
gezammelt va 0. en M.L.Vanderheyden.)
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