I | Gö hltal
Landschaft im Grenzraum Nordostbelgiens
A BZ ZZ ZÄHNE KK
a az ZN EN
ASS EN BA
. TAT MET ELTA N A
BO I CD
AL LEE HESS | al IL NN
ED aa
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr 64 — Februar 1999 *
Ele mei Al)
Im Göhltal
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr 64
Februar 1999
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet.
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. 087/65.75.04.
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Postscheckkonto Nr. 000-0191053-60.
Generale de Banque: 248-0068875-35
ASRK: 001-1149241-61
Konto NL: AMRO-BANK: 46.37.00.090 Vaals/L
Konto BRD: Aachener Bank: 821 363 012 (BLZ 390 601 80)
Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten
Entwurf des Titelblattes: Alfred Jansen, Moresnet-Kapelle.
Druck.: Hubert Aldenhoff, Gemmenich.
3
Inhaltsverzeichnis
Alfred Jansen,(+) Zum Umschlagbild 3
Moresnet-Kapelle
Dr. Nikolaus Schmitz, Galmei und Schalenblende aus 8
Aachen dem Altenberger Grubenfeld (T. 5)
M.-Th. Weinert Winters Ende 20
Aachen-Forst 4
Alfred Bertha Ein Einwohnerverzeichnis aus 21
Hergenrath Gemmenich i. J. 1709 (T. 1)
Albert Creutz Zu einem Gedenkstein in Raeren 44
Eupen am Orte Bergscheid
Hans Bahrs Pfingsten im Krankenhaus 49
Hamburg
H. v. Schwartzenberg Die Schießanlage 50
Aachen Hubertushöhe bei Köpfchen/Hauset
Jakob Langohr Si Kelmes a-jen Gööl 53
Bildchen
Albert Stassen Voici 200 ans, 55
Hombourg La conjuration du Bois Rouge
ä Remersdael
Karneval in Montzen 1952-1953 81
Firmin Pauquet Der Abbau der Blei- und Zinkerz- 82
Kelmis Lagerstätten im N-O der Provinz
Lüttich
Alfred Bertha Vor 200 Jahren: Wie die Walhorner 9
Hergenrath ihren Pastor befreiten
Der Vorstand In Memoriam V. Gielen 107
Alfred Bertha Auf dem Büchermarkt 109
Hergenrath
Herbert Lennertz Jahresrückblick 1998 Hl
Neu-Moresnet
E 5 } ' |
BA einnbiextevellenal
E & U blidgsidoam U muX (T).nsensl beiA ]
af Sa allaqsA-1onz910M
S 8 zus sbnsidnsisnoZ bau tomieO ‚stimda2 2usloAiM 1C d
FH (& .T) blötmsdun) 15979dme1A mob aal9sA .
N obnä z1smiW nonieW .dT-M
| Je101-nafloß A
I£ aus aladoienrovrendowniE nid sdns4 bstHA |
Ca EC (1:/F) @OT 1.1.4 doinsmnmsD diemsgısH *
S bp nsT96 ni nisjednsbaO manis uX xus1) risdiA
g iS Ben bieloaaıe8 ahO ms HnSqua
2 ausdnsAnstA minsagnfd ayls8 zngH
A zwdmsH
oe onblas&sida@ si yıednsstewda2 vH ;
_ 2u8H\nsdolqö2 id SlödzutisduH narlosA:
ER 1650 nsi-8 2emis3 i2 aognsdoAsl
& nodoblid
S RE ‚2fiß 005 isioV 522832 NsdlA
SS Vorsitzender‘ Herbert EA T SE resne zwWodmoH k
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Mores AA 68504
ckipr? Alfred Bert 633 470 C
SAN ;
. DE ln 19b usddA 1801 3eupus9E niemid }
A op: OT ; O-M mi nanfe1ea8 zimisX A
“Konto NL: AMRO-BANK: 46.37:00.000 Vaa1. Hoimüf |
"Konto BRD: Aachen 821 363.012 (BLZ 390 S01
; KO SAL 35 SW ASudet 008) a0 sıltıad bstHA
; 7 Die Beiträge verpflichten nur die Meliamted 101269 nsırli dmg H
7 Alle Rechte vorbehalten Hd.
Aa NE galstO V mahomsM nl braste10V 1501 k
4 \Bapwurf des Tielbl: Alfred’ Ji . Moresnet- Kapchlı I ]
eat mab WA. nrine8 beilA
7 Druck: Hubert Aldenhoff, Gemmenich, diemmegısH A
Sa. 8001 oildAbinaeudsl —snonnsInadısk
E Es 3önes10M-u9M 5
Mi: DE De . cf ;
5
Zum Umschlagbild:
Der Hof Bibaus oder das Schloß
Lohirville in Henri-Chapelle *
von (+) Alfred Jansen
Möchte der Reisende von Bilstain nach Clermont, so stößt er unwei-
gerlich an der Kreuzung "Quatre Chemins”" auf die von Andrimont nach
Henri-Chapelle führende Straße. Folgen wir dieser nach rechts etwa 600
m und biegen dann in einen links abzweigenden Weg ein, der uns nach
etwa 500 m (rechts des Weges) zum "Hof Bibaus" bzw. "Schloß von
Lohirville" führt. Der rechts vorbeiführende Weg bildet die Grenze zwi-
schen Henri-Chapelle und Clermont.
Wer sich so auf die Suche begibt und dann endlich vor dem Gebäude
steht, das den Namen "Hof Bibaus" oder "Schloß von Lohirville" trägt,
wird maßlos enttäuscht sein, denn der verwahrloste Komplex, der sich
darbietet, läßt nicht im geringsten vermuten, daß einstmals adelige Fa-
milien in dem Haus ihren Wohnsitz hatten.
Die sich gegenüberliegenden Trakte, die nur durch ihre Ausmaße auf-
fallen, sind durch einen Innenhof getrennt und wurden zur Ostseite hin
von zwei viereckigen, mit spitzem Zeltdach versehenen Türmen flankiert,
die dem Hause etwas Gepräge verliehen haben. Dem Verfall nahe, sind
sie vor einigen Jahren abgerissen worden. Der aus Ziegelsteinen errich-
tete Nordostturm soll in früheren Zeiten als Gefängnis gedient haben.
Der ältere Südostturm aus Bruchsteinen lehnte sich an die Wirtschafts-
gebäude an. Sein schlankes, von einer Wetterfahne bekröntes Zeltdach
war schon 1948, wie Poswick schreibt, "dans un &tat lamentable et toute
de guingois" (in einem bedauernswerten Zustand und ganz schief).
Der frühere Stadtkonservator von Aachen, Hans Königs, beschrieb in
den vierziger Jahren die um einen Innenhof gelagerten Längstrakte von
Bibaus als "ganz schmucklos. Durch die an ihrem rückwärtigen Ende
stehenden quadratischen Türmchen sind die Baukörper recht gut flankiert,
die ruhigen Schieferdächer der Gebäude stehen in wirkungsvollem Ge-
gensatz zu den spitzen Schieferhelmen der Türme ..."
Das alte Schloß, das hier in früherer Zeit gestanden hat, mußte Ende
des 17. oder zu Beginn des 18. Jahrhunderts den jetzt zum Bauernhof
degradierten Baulichkeiten weichen. (Königs schreibt Lohirville/Bibaus
dem Ende des 17. Jahrhunderts zu).
* Aus G. Poswick, Les Delices du Duche de Limbourg, Verviers 1951, S. 87 ff.
6
A Li
5 a a
Se a man
Fe Ze BERN an ET —-
EEK ES A ag PETERS art
TEE
Der Hof Bibaus in den 40er Jahren (Foto H. Königs)
Als erster Besitzer (und mit großer Wahrscheinlichkeit war er auch
der Erbauer des Schlosses) wird Johann-Jakob von Bibaus (sprich Bibo),
Herr von Harzin, geboren und getauft in Limburg am 26.2.1664, ge-
nannt. Er war der Sohn des Wilhelm Bibaus, der am hohen Gericht in
Limburg als Schöffe ein wichtiges Amt bekleidete, und der Clara-Jose-
pha Sartoris.
Diese Familie Bibaus, die dem Schloß ihren Namen gegeben hat,
stammte aus dem flämischen Zweig eines ursprünglich in Mecklenburg
und Dänemark ansässigen Geschlechts; in der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts wurden diese Bibaus in Flandern ansässig, und der vorhin ge-
nannte Johann-Jakob übte ebenfalls, wie schon sein Vater, bedeutende
Funktionen am hohen Gericht in Limburg aus.
Er und seine Frau Anne-Marie-Claire Thisquen verstarben beide in
Lohirville, sie am 13.7.1724, er am 31.8.1729. Sie hinterließen sechs
Söhne und eine Tochter. Diese 1703 geborene Claire-Joseph-Dominique
von Bibaus heiratete 1730 in Henri-Chapelle einen Jakob-Erard von
Foullon, Baron des HI. Reiches und Herr von Altenbroeck und Noorbeek.
Von den sechs Gebrüdern war es der jüngste, der 1701 geborene Franz-
Joseph, der durch Erbaufteilung im Jahre 1733 das Schloß übernahm.
Er heiratete eine um elf Jahre ältere Dame, Anne-Marie de Jonghe,
die im Jahre 1772 ihr gesamtes Vermögen zu Gunsten ihres Gatten über-
7
schreiben läßt. Sie stirbt 1776 in Brüssel ohne direkte Erben. Am 7. Mai
1785 vermachte der Ritter Johann-Franz-Joseph von Bibaus seiner Nichte
sein gesamtes Vermögen. Es war die Tochter seiner Schwester Marie-
Anne-Elisabeth de Foullon de Cambray verheiratete Nikolaus-Jos. Bacon.
Als Gegenleistung verpflichtete sich die Obengenannte dem Schenker
gegenüber, in Bezug auf Nahrung und Unterhalt jede erdenkliche Ver-
bindlichkeit zu übernehmen.
Johann-Franz-Joseph von Bibaus verstarb aber im folgenden Jahr, am
13. Februar 1786.
Nikolaus Bacon überlebte seine Frau und vermachte den Nachlaß sei-
nen drei Nichten, Marie-Johanna, Marie Maximilienne und Marie-Anna-
Elisabeth-Dorithea von Foullon sowie den drei Töchtern einer verstor-
benen Nichte.
Das Erbe umfaßte mehrere Güter, die die Erbberechtigten öffentlich
zum Verkauf anboten.
Der Hof Bibaus, genannt Schloß von Lohirville, fiel einem Johann-
Nikolaus Delhez aus Lüttich zu (1819).
Dem Versuch, in dem Haus ein Pensionat zu errichten, war kein Er-
folg beschieden.
1850 erbte die Tochter des Vorgenannten, Anna-Katharina Jos. Delhez,
verheiratete Lambert-Franz-Jos.Deprez, den Hof.
Beim Tode der Anna-Katherina wurde Herr Deprez Besitzer von
Bibaus. Er veräußerte den Hof im Jahre 1883 an die drei Gebrüder
Etienne, Mathieu und Albert Bastin aus Petit Rechain. 1907 wurde der
zweite der Brüder, Mathieu, alleiniger Besitzer. Sein Sohn fiel 1914 an
der Front, so daß beim Tode des Vaters die Witwe die Nutznießung, die
Nichten Julia und Gabrielle, Töchter des vorhin genannten Albert Bastin,
das Haus erhielten.
Seit mehr als fünfzig Jahren bewirtschaften die Gebrüder Gillet das
Gut mit einer Fläche von 28 Hektar.
8
Galmei und Schalenblende
aus dem Altenberger Grubenfeld
Montangeologie und Bergebautechnik im Überblick
(Teil 5)*
von Dr. Nik. Schmitz
Nicht nur in der Anwendung neuer Sprengstoffe oder neuer Bohr-
technik, sondern auch in der Technik der Wasserhaltung war der Alten-
berg im 19. Jahrhundert wegweisend. Im letzteren Fall betraf dies den
Einsatz Woolf'scher Dampfmaschinen beim Betrieb von Gestängepumpen
auf dem neuen Wasserhaltungsschacht Le Hon. Die Konstruktion dama-
liger Wasserhaltungsanlagen aus übertage aufgestellten Dampfmaschinen
mit angehängtem Pumpengestänge im Schacht war über lange Zeit hin-
weg sehr anfällig gegen Störungen. Hinzu kam der hohe Kohleverbrauch,
sodaß die Konstrukteure, im Falle des Altenbergs Carl KLEY, bemüht
waren, hier Abhilfe zu schaffen.
KLEY (1860, 1865) griff bei seiner Konstruktion auf das Prinzip der
sogenannten "Verbund-" oder "Compound-Maschinen" zurück, die durch
Jonathan HORNBLOWER aus Cornwall/England in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts erfunden und durch Arthur WOOLF ab 1804 kon-
struktiv weiterentwickelt wurden!. Hier wurden zwei Zylinder im Verbund
gleichzeitig miteinander betrieben: in dem einen kleineren Zylinder wirk-
te der hochgespannte Dampf mit Volldruck (3-4 at) auf den Kolben, im
anderen größeren Zylinder wirkte er durch seinen Expansionsdruck auf
den dortigen Kolben ein. Beide Kolben ihrerseits bewirkten gleichzeitig
und direkt den Hub des jeweiligen Pumpengestänges (Abb. 34), dessen
1. Jonathan HORNBLOWER, Sohn eines Maschinenfabrikanten in Cornwall, dem an-
tiken Zinnerz-Revier Europas, ließ sich 1781 ein Patent auf seine Erfindung geben,
die sich jedoch nicht gegen die einzylindrigen Maschinen von WATT durchsetzen
konnte und in Vergessenheit geriet. 1804, nachdem die Watt'schen Patente ausgelau-
fen waren, griff Arthur WOOLF, dessen Familie mit dem Bergbau in Cornwall in
Beziehung stand, das Prinzip Hornblowers in abgewandelter Form (Antrieb eines
Schwungrades über einen Balanzier) auf. Seit dieser Zeit hießen Dampfmaschinen
mit einem kleineren Hochdruckzylinder und einem größeren Expansionszylinder
“Woolf’sche Maschinen‘, Nähere Angaben über die Entwicklung dieser Maschinen
in konstruktiver Hinsicht finden sich bei KLEY 1860/1885, WAGENBRETH,
WACHTLER 1986, LÄRMER, ROOK 1990.
* Teil 1 in Nr. 55, Teil 2 in Nr. 56, Teil 3 in Nr. 59 und Teil 4 in Nr. 63 dieser Zeitschrift
10
Gewicht durch den Ausgleichbalanzier teilweise kompensiert war. Auf
diese Weise war eine effizientere Ausnutzung des Dampfdrucks und so-
mit ein geringerer Kohleverbrauch zu erzielen. Außerdem konnten
Pumpenkomponenten (Gestänge, Gegengewichte) leichter ausgeführt
werden, da der Bewegungsablauf im Auf- und Niedergang von Kolben
und Gestänge gleichmäßiger und ohne die sonst üblichen "furchtbaren
Stöße und Brüche" (KLEY 1860) gestaltet werden konnte. Die
Woolf'schen Verbundmaschinen galten ab 1850 als die besten
Großdampfmaschinen auf dem Markt (LÄRMER, ROOK 1990).
Die Einführung der "direct- und einfach wirkenden" Woolf'schen
Wasserhaltungsmaschinen am Altenberg gestaltete sich sehr schwierig,"
da "keine der berühmten Fabriken für Wasserhaltungsmaschinen in der
Umgegend von Aachen, weder in Belgien noch in Preußen sich auf den
Bau solcher Maschinen einlassen und noch weniger die verlangte übli-
che einjährige Garantie für den guten Gang der Maschine übernehmen
wollte” (KLEY). Hinzu kamen offenbar Vorurteile und Kritik aus den
Reihen der Montan-Experten, sodaß der damalige Oberingenieur am
Altenberg, Max Braun, sehr viel Ausdauer und Überzeugungskraft, auch
hinsichtlich der Zustimmung der VM-Generaldirektion, aufwenden muß-
te, um das Projekt realisieren zu können. Aus Gründen der Betriebs-
sicherheit sollten zwei Maschinen über dem Schacht installiert werden,
eine immer als Reserve für den Fall von Reparaturarbeiten. Den Bau der
ersten Maschine mitsamt allen verlangten Garantien übernahm die Fir-
ma Friedrich Wöhlert aus Berlin, offenbar ein renommiertes Unterneh-
men, denn daraufhin "erbot sich auch Hr. Maschinenfabrikant Marcellis
in Lüttich, die gestellten Bedingungen anzunehmen und eine zweite
Maschine auszuführen". Die Firma Marcellis hatte ja einige Jahre zuvor
schon einmal eine Wasserhaltungsmaschine, und zwar für den
Mosselman-Schacht, geliefert.
Die erste Maschine wurde im August 1861, die zweite im Januar 1862
in Betrieb genommen. Abgesehen von Detailausführungen waren sie
gleich dimensioniert (jeweils 150 PS Maximalleistung) und jede war für
sich in der Lage, alle zulaufenden Grubenwässer (normalerweise 1.5 - 2
m3/Minute) zu heben. Daß diese Vorgehensweise notwendig war, zeigt
die Tatsache, daß nach Einbau der Anlagen durchschnittlich alle 3 Wo-
chen ein Reparaturfall an einer Pumpen- oder Maschinenkomponente
11
auftrat. Die längste störungsfreie Betriebsperiode lag bei 11 Wochen?!
Häufige Reparaturfälle ergaben sich einerseits aus der noch ungenügen-
den Abdichtung der Kolben gegen die Zylinderwandung?. Andererseits
sollten Fangbalken aus Eichenholz mit aufgelegten alten Hanfseilen am
oberen und unteren Maximalausschlag von Balanzier und Kolbenstangen
verhindern, daß bei Störungen der Ventilsteuerung der Zylinder zu gro-
ße Hübe der Kolben, bzw. zu weite Ausschläge des Balanziers Zylinder,
Kolbenstangen oder Schachtgestänge beschädigten oder gar zerstörten.
Sicherheitshalber wurden die Maschinen deshalb so ausgesteuert, daß
niemals mit vollem Kolbenhub gefahren werden konnte. Ganz am An-
fang des Pumpenbetriebs passierte es nämlich einmal, daß eine Maschi-
ne mehrfach beim Anfahren mit voller Kraft gegen die eichenen Fang-
vorrichtungen anschlug. Als Ursache fand sich .... eine alte Hose im
Dampfventil des kleinen Hochdruckzylinders! Nachlässigkeit bei der
Arbeit ist offenbar nicht nur eine Erscheinung der modernen Industrie-
und Wohlstandsgesellschaft des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Beide Wasserhaltungsmaschinen waren sehr massiv ausgelegt *. Die-
ses betraf insbesondere das jeweilige Schachtgestänge mit dem Balanzier
samt Gegengewicht. Beide mußten unter Berücksichtigung des Gewich-
tes der hochzudrückenden Wassersäule, der Reibungsverluste in Maschine
und Pumpe und der Abkühlung des Kesseldampfes in den Leitungen
bzw. Zylindern sorgfältig aufeinander abgestimmt sein, um einen gleich-
mäßigen Ablauf der Bewegungsvorgänge zu gewährleisten. So war das
Schachtgestänge von ca. 82 t Gewicht mit den 50 t Gegengewicht am
Balanzier nicht vollständig ausgeglichen. Die verbleibenden 32 t, das
sogenannte "freie" Gestängegewicht, waren nötig, um beim selbsttäti-
gen Niedergang des Gestänges das zuvor beim Hub angesaugte Wasser
über die Steigleitung nach übertage in die Zisterne zu drücken und au-
2 Unfälle durch Gestängebruch oder durch sonstige mechanischen Störungen waren
üblich, z. T. mit weitreichenden Folgen für die Sicherheit des Bergwerksbetriebs. So
brach 1862 auf einer englischen Steinkohlengrube der Balanzier der Wasserhaltungs-
maschine, stürzte in den Schacht und beschädigte dessen Ausbau so sehr, daß der
Schacht zusammenbrach. Da er der einzige der Grube war, wurde den 204 Bergleu-
ten untertage der Rettungsweg abgeschnitten Sie kamen alle um, da nicht schnell
genug Hilfe geleistet werden konnte (BERSCH 1895)!
3 Da die heutigen gefederten Kolbenringe noch nicht bekannt waren, legte man rund
um die Kolben in eine Nut zur Dichtung z. B. Hanfseile ein. Allerdings waren auch
schon konstruktive Vorläufer moderner Kolbenringe im Einsatz, so z. B. bei der
Saugpumpe im Schacht Le Hon,
4 Die Maschine 1 wog, ohne Schachtgestänge, Pumpen und Gegengewichte am
Balanzier 90,5 t, wie der Liefervertrag vom 25.8.1858 ausweist.
12
ßerdem die Reibungsverluste in den Dampfzylindern und den Pumpen
auszugleichen. Der große Expansionszylinder (Maximalhub 2,98 m,
Kolben-@ 1,7 m) stand jeweils genau vertikal über der Schachtöffnung.
Seine Kolbenstange trug in direkter Verlängerung das jeweilige
Pumpengestänge. Die Zylinder beider Maschinen wurden bewußt etwa
5 m oberhalb der Schachtöffnung eingebaut, damit u.a. der Zugang da-
hin zu Reparaturzwecken an den dortigen Einbauten frei blieb und alle
Maschinenkomponenten samt Lagern oberhalb der Schachtöffnung gut
zugänglich waren.
Über das jeweilige hölzerne Schachtgestänge (bis zu 0,32 x 1,12 m im
Querschnitt) aus "einbäumigen, beinahe astlosen Stämmen von nordi-
schem Kiefernholz" wurden zwei miteinander verbundene Pumpen in’
Gang gesetzt, eine Saugpumpe (2,8 m Hubhöhe entsprechend dem redu-
zierten Kolbenhub des Expansionszylinders) im "Pumpensumpf” des
Schachtes sowie eine auf der Höhe der 65 m-Sohle im Schacht einge-
baute Druckpumpe gleicher Hubhöhe, über welche die zuvor bis dahin
angesaugte Wassersäule durch das Gewicht des niedergehenden
Gestänges in der auf 18 at Druck ausgelegten Steigleitung nach oben bis
in die Zisterne gedrückt wurde (Abb. 35).
Der Drucksatz stand auf einem massiven Unterbau (2.0 m x 0.75 m)
aus „8 Stämmen von bestem Eichenholz", welches seinerseits direkt auf
dem Gestein im Schacht auflag. So war gewährleistet, daß beim Nieder-
gang des „freien Gestängegewichtes" von 32 t die Wassersäule im
Schachtrohr nach oben gedrückt, zugleich aber der dadurch ausgeübte
Druck nach unten durch dieses Widerlager aufgefangen wurde. Dieses
Lager war auch wichtig, um etwaige Druckstöße in den Steigleitungen
oder den Dampfzylindern elastisch aufzufangen. Das Gestänge wurde
über seitliche Halterungen stabil in der Vertikalen geführt, ähnlich der
Führung von Förderkörben in Schächten durch Spurstangen. Das
schmiedeeiserne Saugpumpen-Gestänge, 45 m über dem Schachtsumpf
seitlich am Hauptgestänge befestigt, war seinerzeit "zu billigem Preis"
bei der "königlich württembergischen Saline Friedrichshall” gekauft und
am Altenberg eingebaut worden. Es stammte aus einem Fertigungsbetrieb
in Sterkrade bei Oberhausen/Ruhrgebiet.
Aufgrund der geringen Schachttiefe von nur 90 m und geringer Wasser-
zuflüsse arbeitete die jeweils eingesetzte Maschine nur mit einem Vier-
tel ihrer Maximalleistung (3 - 4 Hübe pro Minute) und "brauchen trotz
dieses für den Kohlenverbrauch sehr ungünstigen Umstandes ... per Stun-
de und Pferdekraft Nutzleistung nur 2,4 Kilogramm Kohlen" (KLEY).
13
CY
A Pl
) ® AS
+ 5 5
Pl 3 3
a ı 7 2
. IL Z ir Mi
; IE N JA
4: = ul:
£ SYLL
CE
SO N
a) b)
Abb 35: Prinzip des Verbundbetriebs von Saug-Hub-Pumpe und 1auchkolben-
Druckpumpe ("Plungerpumpe"') auf Schacht Le Hon
Legende
a) Aufgang des Gestänges (4)
1 Pumpenkolben saugt unten Wasser an und hebt gleichzeitig die
Wassersäule darüber hoch
2 Tauchkolben saugt zugleich das gehobene Wasser an
b) Niedergang des Gestänges (4)
1 Pumpenkolben gleitet ohne Arbeitsleistung im Wasser nach unten
2 Tauchkolben drückt zugleich die Wassersäule in der Steigleitung
(3) nach oben
T Ventile
14
Die neuen Maschinen verbrauchten damit jede für sich gerade mal ein
knappes Viertel der Brennstoff-Menge, welche die erheblich schwächeren
alten Maschinen auf Schacht Louise und Mosselman beanspruchten5.
Zur Befeuerung der Dampfkessel am Altenberg, die für einen Maximal-
druck von 4 at Überdruck ausgelegt waren, diente Steinkohle aus dem
Wurmrevier (Grube "Anna" in Alsdorf), aber auch aus dem Lütticher
Revier (Grube "Baldaz Lalore").
Insgesamt mußten die Grubenwässer (pro Pumpenhub durchschnitt-
lich 0,7 m3) über eine Höhendifferenz von 85,5 m gehoben werden und
flossen sodann in die Kondensator-Zisterne, wo sich das abgekühlte und
wieder kondensierte Speisewasser nach Durchlaufen der Dampf-
maschinen wieder sammelte. Eine hier angeschlossene Spei-
sewasserpumpe führte den Dampfkesseln (aber auch einigen Bädern!)
das Kondensationswasser mit einer Resttemperatur von 37,5° C wieder
zu. Der Überlauf dieser Zisterne wurde in einen Sammelteich geleitet,
den 1861 angelegten "Casino-Weiher", und von dort gemeinsam mit
Wasser aus Tülje- und Göhl-Bach in die Aufbereitung. Vor Anlage des
"Casino-Weihers" mußten die Aufbereitungsmaschinen mit Hilfe einer
Dampfmaschine angetrieben werden. Durch die Anlage des Weihers und
den Zufluß von Grubenwasser dorthin stand nunmehr genug Aufschlag-
wasser zum Antrieb eines Wasserrades in der Aufbereitung zur Verfü-
gung, sodaß die Dampfmaschine dort stillgelegt werden konnte und die
Betriebskosten sich entsprechend reduzierten.
Interessant ist, daß man 1864 eine Änderung an der Woolf-Maschine 1
vornahm. Da für den Betrieb eines Wasserrades, welches in der Über-
tageanlage Werkzeugmaschinen, eine Holzsäge sowie eine "Luftcom-
pressionsmaschine" antrieb, nicht immer ausreichend Aufschlagwasser
zur Verfügung stand, wurde das Grubenwasser nach Verlängerung der
Steigleitung um 9 m höher gehoben und konnte damit dem eigenen
Sammelteich dieses Wasserrades zugeführt werden. Es ist in diesem
Zusammenhang interessant festzustellen, in welchem Maße
althergebrachte Kraftmaschinen wie Wasserräder mit zeitgemäßen
Dampfmaschinen sozusagen im Verbund betrieben wurden.
Interessant sind auch Ablauf und technische Vorgehensweise beim
Abteufen von Schacht Le Hon. 110 m von der Lagerstätte entfernt ange-
5 Mit diesem Verbrauch waren die von KLEY. konstruierten Altenberger Maschinen
durchaus mit den „einzylindrigen Cornwaller Expansionsmaschinen" von über 300
PS Leistung aus dem benachbarten Grubenbetrieb von Bleyberg zu vergleichen, "die
als die besten des Landes angesehen wurden".
15
setzt, wurde er zunächst wegen des nicht standfesten Nebengesteins mit
einer vorläufigen achteckigen Holzzimmerung ausgebaut. In 13 m Tiefe
mußte eine Handpumpe zur Wältigung des zufließenden Wassers einge-
setzt werden; bei 22 m war der Wasserzufluß so stark, daß die
Abteufarbeiten zunächst eingestellt werden mußten, um stattdessen von
der Schachtsohle aus eine Bohrung 60 m tief niederzubringen. Gleich-
zeitig wurde auf der 65 m-Sohle von der Lagerstätte aus eine Verbindungs-
strecke zum Schacht vorgetrieben, welche die abfließenden Wässer aus
der genannten Bohrung aufnehmen sollte. Bis in eine Teufe von 22 m
wurde wegen des nicht standfesten Nebengesteins der Schacht mit sei-
nem elliptischen Querschnitt von 5 m zu 4 m "in solide Mauerung ge-
setzt" mit einer Mauerdicke von 0,75 m, weiter tiefer genügten dann 0,5
m. In 65 m Tiefe wurden dann auf Höhe der dortigen Sohle die Druck-
pumpen eingebaut. Jedoch mußte man, um das zugehörige Befestigungs-
lager herrichten zu können, 3 m tiefer abteufen. Die dabei zulaufenden
Wässer wurden dann mittels einer Handpumpe (4 Mann, die im Drei-
schichtbetrieb alle 5 Stunden abgelöst wurden) auf das 65 m Niveau
angehoben, wo sie von der inzwischen (1861) betriebsbereiten Druck-
pumpe® der Woolf-Maschine 1 übernommen wurden. Nachdem die Über-
tageanlagen der beiden neuen Schächte fertiggestellt und auch die Woolf-
Maschine 2 betriebsbereit war (1862), wurde Schacht Le Hon bis auf die
90 m-Sohle weiter geteuft. Dabei erfolgte das Abpumpen der hier zu-
laufenden Wässer mit Hilfe einer übertage aufgestellten "Locomobile",
einer ortsunabhängig einsetzbaren fahrbaren Dampfmaschine. Von ihr
ausgehende Transmissionsseile trieben mittels einer Seilscheibe über dem
Schacht zwei Saugpumpen (Kolben-@ 0,2 m, Kolben-Hub 0,5 m) an,
welche die Wässer von der jeweils erreichten Teufsohle im Schacht auf
das 65 m-Niveau hoben. Mit Abschluß der Teuf- und Ausmauerungs-
arbeiten wurden dann die beiden großen Saugpumpen im Schachtsumpf
der 90 m-Sohle installiert und im November 1862 in Betrieb genommen’.
Die Dimensionen des Schachtquerschnitts gestatteten es, die Gestänge
beider Pumpen auf der langen Achse des elliptischen Querschnitts im 3
6 Diese war als Tauchkolben-Pumpe („„Plungerpumpe”" konstruiert. Beim Aufgang saug-
te sie eine Wassersäule an, die sie - nach Betätigung der entsprechenden Ventile -
beim Niedergang in der Steigleitung nach oben drückte (vgl. Abb. 31 von Teil 4 in
Heft 63/1998 dieser Zeitschrift und Abb. 35).
7 Die Herstellungskosten der gesamten baulichen und betriebstechnischen Anlage in-
klusive der beiden Schächte bis auf 90 m lag bei 688 900 Francs; davon entfielen auf
die Maschine 1 z. B. 72 750 Francs (entprechend 19 400 Talern preußischer Währung).
16
m-Abstand voneinander unterzubringen und auch alle übrigen Einbau-
ten (Lager, Saug- und Druckleitungen, separat angehängte Saugpum-
pengestänge) so zu plazieren, daß zwischen den beiden Pumpen über die
gesamte Schachtteufe hinweg eine Fläche von 1,10 m x 2-3 m frei blieb,
so daß im Bedarfsfall Raum genug war, um bei laufendem Betrieb Pum-
pen- und Gestängekomponenten auswechseln zu können.
Geplant war, bei einem weiteren Abteufen des Schachtes bis auf 120 m
dort keine Saugpumpen mehr, sondern stattdessen 2 Druckpumpen wie
weiter oben einzubauen® . Während des Abteufens sollten die beiden
vorher genannten kleinen Saugpumpen auf der 90 m-Sohle aufgestellt
und durch eine dreizylindrige Wassersäulenmaschine (WSM) mit
Schwungrad angetrieben werden, um aus der jeweils erreichten Teufe
das zulaufende Wasser den großen Pumpen zuzuheben. Das Antriebs-
wasser für diese WSM sollte über die Steigleitung der Hauptpumpen,
also mit einem Gesamtgefälle von knapp 90 m, geliefert werden. Dabei
mußte dieses Betriebswasser nach seiner Nutzung in der WSM über die
große Wasserhaltungsmaschine erneut gehoben werden. Wegen der öko-
nomischen Arbeitsweise der Woolf'schen Maschinen ging man davon
aus, daß dieser Pumpbetrieb mit der WSM kostengünstiger sein würde
als der erneute Einsatz einer Lokomobile mit Seiltransmission hinab auf
Teufen unterhalb der 90 m-Sohle. Die Lokomobile hatte nämlich einen
recht hohen Kohleverbrauch; außerdem waren zu ihrer Bedienung in-
nerhalb 24 Stunden zwei Maschinisten und zum Herbeischaffen (!) des
Speisewassers zwei Jungen notwendig.
Einige Anmerkungen verdient auch das Schachtgebäude, zu dem zwei
Schnittzeichnungen in der Abb. 29 (Heft 63/1998 dieser Zeitschrift) zu
finden sind. Beim Abteufen der beiden Schächte Le Hon und Perier stellte
man sehr schnell fest, daß der Baugrund ungewöhnlich schlecht war.
Unter der auflagernden "Galmeiwascherde" (5 m) früherer Betriebs-
perioden sowie Sand und Schutt mit Feuersteinen (0.5 m) fölgten "Moor-
boden" (1 m), "Kreidesand mit Galmeirollstücken" (4 m)? und schließ-
8 Weil die Erzvorräte im verbliebenen Teil des Altenbergs unterhalb der 90 m-Sohle
jedoch zur Neige gingen und das kleine Lager „Krickelstein" weit entfernt von der
zentralen Schachtanlage gelegen war, mußten andere preisgünstigere Lösungen als
das Weiterteufen von Schacht Le Hon und Perier gefunden werden (siehe Teil 3 in
Heft 59/1996 dieser Zeitschrift).
9 Diese Angabe aus der Bauzeit des Schachtes Le Hon ist geologisch interessant. Man
kann daraus schließen, daß zur Zeit der Oberkreide, als unser Raum erstmals seit
über 200 Mio Jahren wieder vom Meer überflutet wurde, die Altenberger
Galmeilagerstätte als solche frei zu Tage lag und der Erzausbiß von der Brandung
des vordringenden Meeres überflutet und dabei überarbeitet wurde.
17
lich in etwa 10,5 m Tiefe bröckelig zersetzte Devon-Gesteine (Famenne)
des Grundgebirges. Erst in 12 m Tiefe traf man auf tragfähiges festes
Gestein. Entsprechend tief mußten also die Fundamente des Maschinen-
gebäudes und der Schachttürme gegründet werden. Der gesamte Gebäu-
dekomplex stand auf einem Fundament-System von 60 Mauerpfeilern.
Zur Errichtung eines jeden dieser Fundamente wurden mit Holzscha-
lung ausgezimmerte Bauschächte abgesenkt, von deren Sohlen aus die
Pfeiler hochgemauert und oben durch Spitzbögen miteinander verbun-
den wurden. Zusammen mit dem verwendeten Baumaterial (Bruchsteine,
mit Trass, teilweise auch mit Zement vermörtelt!o, entstand so ein trag-
fähiges Fundament für die schweren Aufbauten und Maschinen-Einbau-
ten. In den Fundamentpfeilern hatte man um die Schächte herum ge-
wölbte Durchgänge ausgespart, um den Zugang zu den dortigen
Maschineneinbauten zu gewährleisten. Diese Gänge waren "ringsum mit
weisser Kalkfarbe angestrichen und Nachts durch Gas beleuchtet"!'. Das
Mauerwerk der Tagesanlagen wurde in Ziegeln und gewöhnlichem zeit-
gemäßen (Kalk-) Mörtel ausgeführt. Insgesamt entstand so ein imposan-
tes Industriegebäude, welches bedauerlicherweise nur mehr in Bildern
erhalten ist (Abb. 36).
Zum Abschluß der Ausführungen über den Bergbaubetrieb fehlen noch
einige Anmerkungen zum "Geleucht" des Altenberger Bergmannes.
Grundsätzlich ist zu vermerken, daß in Europa als bergmännisches
Geleucht bis ins 20. Jahrhundert (!) hinein noch Öl-Grubenlampen im
Einsatz waren (POREZAG 1983), die neben "Kienholz" (harzreiche
Nadelholzspäne) aus den Anfangszeiten bergmännischer Tätigkeit über-
liefert sind. Die primitivste Art des Geleuchts, nämlich Kienspäne, scheint
noch mindestens bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts am Altenberg
10 Im "Trass" aus dem Laacher See-Gebiet, einer vulkanischen Asche, die schon die
Römer beim Bauen zur Mörtelherstellung nutzten, stand ein hydraulisches Binde-
mittel zur Verfügung, welches aufgrund seiner besonderen mineralogischen Zusam-
mensetzung ein ähnliches Abbindeverhalten aufweist wie Portland-Zement. Dieser
wurde ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in industriellem Ausmaße hergestellt,
war also zur Bauzeit der beiden Schächte ein moderner, aber sicher nicht billiger
Baustoff,
11 Mit dem Gas dürfte das bei der thermischen Zersetzung von Steinkohle zu Koks
entstehende brennbare "Leuchtgas" gemeint sein, welches im vorigen Jahrhundert
die Grundlage für die städtische Gasversorgung war und offenbar in einer eigenen
kleinen Anlage an Ort und Stelle am Altenberg erzeugt wurde. England spielte in
dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle in Europa, wurden doch bereits 1823 allein 52
Städte dort mit diesem Gas versorgt.
49
verbreitet gewesen zu sein, wie sich aus Donys Inventarliste von 1805
anläßlich der Übernahme des dortigen Betriebs schließen läßt.
Als Brennstoff für die seit der Antike gebräuchlichen Öl-Lampen diente
tierisches Fett ("Unschlitt"), pflanzliches Fett ("Rüböl" = Rapsöl), na-
türliches Rohöl ("Steinöl"/Petroleum) oder später Paraffin aus Rückstän-
den der Erdöl-Destillation. Lampen mit Unschlitt, Rüböl oder Steinöl
lieferten ein schlechtes Licht mit einer Leuchtkraft, die nur etwa 1 Drit-
tel einer Kerzenflamme ausmachte. Begleitet wurde diese Be-
leuchtungsart von der alten bergmännischen Berufskrankheit des
"Nystagmus", des Augenzitterns. Welche Typen von Öl-Lampen, insbe-
sondere auch Öl-Kopflampen ("Öl-Schnellen"), am Altenberg im Ein-
satz waren, ist dem Verfasser noch unbekannt. Einen durchgreifenden
Fortschritt erbrachte erst der Einsatz der Acetylen-Lampe. Das Gas
Acetylen wurde 1836 erstmals durch den irischen Chemiker Edmund
Davy'? (1785-1857) bei einem chemischen Experiment erhalten, 1862
jedoch gezielt durch Lothar Wöhler aus der Reaktion zwischen Ca-Carbid
CaC2 und Wasser dargestellt NEUMÜLLER 1973). Möglichkeiten der
industriellen Produktion des Gases wurden 1893 unabhängig voneinan-
der durch Moissans in Paris und Willson in Spray, N-Carolina/USA ent-
wickelt. Mit diesem Jahr begann dann der Einsatz von Acetylen-Lampen
im Bergbau, wodurch die beleuchtungstechnischen Bedingungen bei der
Untertagearbeit durchgreifend verbessert wurden. Der Altenberg hat von
diesem Fortschritt allerdings nicht profitiert, da der dortige Bergbau be-
kanntlich bereits vorher eingestellt worden war.
12 E. Davy war ein Vetter von Sir Humphry Davy (1778-1829, der die ”Davysche
Sicherheitslampe”, den Vorläufer der heute noch im Steinkohlenbergbau gebräuch-
lichen Wetterlampe, konstruierte (NEUMÜLLER 1973).
20
Winters Ende
Es wirbelt der Wind ein moderndes Blatt,
Das mitten im Schnee gelegen hat,
Und trägt es empor zur alten Statt
Zu seinem Reich am Lindenbaum,
Aber sein Zweig erspürt es kaum.
Und es wird nicht mehr grün und es wächst nicht mehr fest, .
Verlassen ist, was verläßt.
Es kehrt nichts mehr wieder, es wird nichts mehr neu.
Die feinen Vorjahrsblumen sind Spreu.
Und es schadet auch nichts,
Es muß ja so sein:
Was immer vergeht, wird Anfang und rein.
M.-Th. Weinert
Zi
Ein Einwohnerverzeichnis
aus Gemmenich i.J. 1709 ®
von Alfred Bertha
Das Konzil von Trient hatte die Pfarrer nur zur Führung von Tauf-
und Heiratsregistern verpflichtet. Papst Paul V. vermehrte die Kirchen-
bücher dann 1614 mit der Einführung des Rituale Romanum um weitere
drei Bücher: Ein Firmungsbuch, ein Totenbuch und ein Familienbuch.
Letzteres entwickelte sich, wie Heinrich Borsting nachgewiesen hat
(2), aus den Verzeichnissen der Pfarrkinder zum Nachweis des österlichen
Sakramentenempfangs, wie sie vor allem in Frankreich schon im 13.
Jahrhundert vorgeschrieben waren. "Zu ihrer Anlage ging der Pfarrer
von Haus zu Haus, trug die einzelnen Familien ein und schrieb hinter
jeden Namen ein oder zwei C", schreibt Borsting. (Ein "C"” bedeutete
"Confessus est" (hat gebeichtet), zwei "C" (CC) besagten "Confessus est
et Communicavit” (hat gebeichtet und kommuniziert).
Da sich aus dieser Liste der Seelenzustand der Pfarrangehörigen her-
auslesen ließ, hat man sie auch häufig als "liber de statu animarum”, als
Buch vom Stande der Seelen, bezeichnet.
Das oben erwähnte Rituale Romanum von 1614 schrieb zur Führung
des Familienbuches feste Formeln vor. So sollte jede Familie einzeln
aufgeführt werden und von der nächsten durch einen Freiraum getrennt
sein. Von den einzelnen Familienangehörigen und von anderen in der
Familie lebenden Personen (Dienstpersonen z.B.) sollten Namen, Vor-
namen und Alter angegeben werden. Die zur Kommunion zugelassenen
waren mit einem "C" im Rand zu kennzeichnen, die schon Gefirmten
mit Chr.
Auch in unserem Raum haben einzelne Pfarrer Listen ihrer Pfarrkinder
angelegt, so z. B. in Raeren, Gemmenich und Lontzen. Das Gemmenicher
Verzeichnis wurde am 24. Mai 1709 durch den Vize-Pastor Peter Jakob
Großmeyer (3) angelegt. Ob dies primär aus seelsorglichen Beweggrün-
den geschehen ist, läßt sich nicht feststellen. Die Namen sind nicht durch
ein "C" oder "Chr" gekennzeichnet. Statt dessen gibt Pastor Großmeyer
genaue Wohnort- und Berufsangaben, so daß diese Liste von großem
Wert für die Besiedlungsgeschichte, die Familienforschung und die so-
ziologische Bevölkerungsstruktur von Gemmenich im frühen 18. Jh. ist.
22
€ atalogüs 4A,
mn N 8
Ummnuum Incolar im Parcehie PA Gemin ic
Cum annsta WE A eoLUum.
> de Anno L709: Jr mahıß 24 Mair
& Be m
Petzüm Aacoß um Gioffmeger Ve: Pastoteom
— A Frmo Basterali Anporum
FO X Bonandurs FBeckeng Pastor anno. $G,
1 Ego Aehus fasclus GG Date Ä
wricls ck Cotlaa. Zilım ad SP Martinum hors
matio DD in Geminickh ‚Notar Ypteus - 44
Mehtar Catfarina Midep OEBORÖFERRIGN aber
Joanna Colyns KA EEE 2U8H os 208810
ß z;x 7
GET E DE
In x Ca
3 WE ee A ex AT Ä
hie Äızemburgens1s Sacellanıc Ce - Sa Da
\ Anna Brachtn Ancılla Gcen0mpahik Z
Si norobas nov beißen
1 SE Dotus Schmeks Ct 5 los, Orinndues Pa Geminick - 46
„DO Marta Hasermacher uxor eusdom _ =
% Arnı MHarca Schmets Kablak sa Varia = en :
(* (Febnıls IcAmets
Catfasina Schmeb
Die erste Seite aus Pfarrer Großmeyers Bevölkerungsliste
23
1. Im Pfarrhaus
Der hochwürdige Herr Leonard Beckers, Pfarrer, 56 J.;
Ich, Peter Jakob Großmeyer, gewesener Chorvikar der kaiserlichen
Stiftskirche zum hl. Martinus in Worms, Apostolischer Notar, Vize-
Pastor in Gemmenich, 44 J.,
Maria Catharina Müller, Haushälterin, 23 J.;
Johanna Colyns, Magd, 25 J.
2. In der Kaplanei
Der hochwürdige Herr Heinrich Scheuren aus dem luxemburgischen
St. Vith, Kaplan, 38 J.;
Anna Bracht, aus demselben Lande, Magd, 24 J.
De Tre
nn Ban :
3 a i ea
TS FA fir:
u 5 | FE
| zZ
. [5 | A Dun
A . So FT
CR
C HE RELEASE EEE
Das heutige Pfarrhaus von Gemmenich, rue des Ecoles 15, erbaut 1894-95
25
5. Auf dem Born im Backhaus
Willem Blomen aus Aubel, 53 J. und
Anna Müllenders, 50 J., Eheleute; e
Jan Balthus, 12 J. und Paschasius Balthus, 10 J., Brüder, aus Homburg.
Die Blomen sind Wollspinner.
6. An der Kirche
Mees Jeuckens und Maria Geuljans, Eheleute;
Maria Jeuckens,
Wilhelm Jeuckens,
Tonnes (5) Geuljans, arm, Witwer von Hickel (6) Weyenbergh,
Tagelöhner, gest. am 27.5.1709.
Mees (7) Jeuckens ist Arbeiter.
7. Daselbst(en)
Anna Lausbergh, Witwe von Nicolaus Malmendier;
Simon Malmendier,
Anna Malmendier,
Christina Malmendier,
Gerard Malmendier,
Anna Johanna Franck, ihr Enkel, 7 J.
Die Familie sind "Ackerleute mit Pferd".
8. Am Haagdorn
Gilles (8) des Wilden. 59 J. und
Elisabeth Hagelstein, 57 J., Eheleute;
Willem des Wilden, 23 J.,
Heinrich des Wilden, 20 J.
Gilles des Wilden ist ein Ackermann.
9. In den Sand oder auf dem Toodtlaeger
Peter Kreins und Anna, Eheleute;
Jan Matthy More, von Beruf Radermacher;
Elisabeth Hermens, Leinennäherin.
Peter Kreins ist Förster und Wäger (9).
10. In den Sand(t)
Labe (10) Pelser und Trein (11) Franck, Eheleute
Gerdt Pelser,
Laurentius Pelser, ist im Krieg,
Lambert Pelser,
26
< 5
U Y AM Kan a a Sn nn Ka
0 A a
WERE
HE a a ol Ds
NE
Wa 9 AAN
m NM
U
EL A EN
Haagdo(o)rn (rue des Ecoles)
Maria Pelser,
Sophia Pelser,
Derich (12) Doolen, Schafhirt.
Labe Pelser ist Ackermann mit Pferd und Wirt.
11. Auf dem Weiher
Herr Steffen Dobbelstein, Schöffe und Forstmeister von Gemmenich,
Schultheiße von Moresnet und Schreiber von Palants Hof (13), 36 J.
und
Maria van der Heyden, 33, J., Eheleute;
Johannes Dobbelstein, 10 J.,
Heinrich Dobbelstein, 7 J.,
Elisabeth Dobbelstein, 4 J.,
Anna Catharina Dobbelstein, 6 Monate,
Heinrich des Wilden, Pferdeknecht.
12. Auf dem Bach
Arret (14) Honger der Jüngere, 27 J. und
+ Maria des Wilden, 31 J., Eheleute;
Heinrich Honger, 4 J.,
Agnes Honger, 3 Wochen.
Die Familie Honger ist eine Tagelöhnerfamilie.
2
x a * We “
OS Ka an NT
N A | a 5
SE
En Ya SC S
5 A | en OR
CC Ba Ba A ZU
Er a [. da a N ZA
FE f zz WO A HA ZZ f a 5
„ZEN Fe Bun AO NIE
Auf dem Weiher Nr. 15
13. Unter demselben Dach
Heinrich Honger und Anna Maria Franck, Eheleute;
Johann Arnold Honger, 3 Wochen alt.
Tagelöhner.
14. In der Umgebung auf dem Bach
Jan Gielens, Witwer von Barbara Prompers, 47 J.,
Jen (15) van den Elssen, seine Ehefrau, 46 J.,
Jan Gielens, aus der ersten Ehe, 13 J.,
Leonard Gielens, aus der 2. Ehe, 3 J.,
Maria Gielens, aus der 2. Ehe, 7 J.
Jan Gielens ist ein Ackermann mit Pferd.
15. Auf Nouvelaer (Novilaer)
Johannes Gauders genannt Eve Jan, 31 J., und
Alexandrina Nyssen, 43 J., Eheleute; .
Mathias Gauders, behindert (gelähmt), ist gestorben,
Anna Maria Gauders, 5 J.
Johannes Gauders ist "Bessems Crämer" (Besenverkäufer)
28
16. Daselbst
Derich Lausbergh genannt der Joncker, Witwer von Gertrud des Wil-
den, 47 J., und
Gertrud Hirtz, seine Ehefrau, 36 J.;
Gerard Lausbergh aus der ersten Ehe wohnt in Vaelsbroeck, 21 J.,
Els Lausbergh, aus der ersten Ehe, 15. J.,
Maria Lausbergh wohnt auf Schloß Beusdal, 18 J.,
Hubert Lausbergh, aus der ersten Ehe, 12 J.,
Jen Lausbergh, aus der ersten Ehe, 9 J., :
Johannes Lausbergh, aus der ersten Ehe, 7 J.,
Eva Lausbergh, aus der ersten Ehe, 4 J.,
Catharina Lausbergh, aus der ersten Ehe, 1 Jahr alt. N
Derich Lausbergh ist ein Ackermann mit Pferd und Wollspinner.
17. Auf Nouvelaer unter demselben Dach
Arret Honger der Alte, 68 J., und Agnes Kutgen, 64 J., Eheleute;
Margaretha Honger, 19 J.,
Johannes Honger, 23 J.,
Agnes Honger, 17 J.
Arret Honger ist Förster.
2 X I. = =... Bl
ws AB A I SR & $ N 8
ES X En 4 ı
Nouvelaer, Haus Roemer (1742)
29
18. Auf Nouvelaer
Derich Kütgen, 51 J., und
Maria Mohr, 49 J., Eheleute;
Tiel Kütgen, 18 J.,
Maria Kütgen, 6 J.,
Anna Kütgen, 13 J.,
Idgen (16) Kütgen, 10 J.
Derich Kütgen ist "Kelmesknecht", d.h. Arbeiter im Galmeibergwerk.
19. Daselbst
Theis (17) Kütgen, Witwer von Christina Walremont, und
Catharina Grommet, 54 Jahre;
Maria Kütgen, ledig, seine Tochter, 27 J.,
Anna Christina Kütgen, aus erster Ehe, 15 J.
Theis Kütgen ist "Bessems Crämer" (er handelt mit Besen)
WELPE
BC
& WA SE
AM nr AZ ZN Ü
Sn DER „
ad 3 23563 A Da
= HH Se A
Pa EV %
Pleyer Busch, heute rue de Langenstein Nr. 5
20. Auf dem Pleyer Busch
Hein van de Stein, 47 J. (?) und
Trein Speeth, Witwe von Johann Doolen, 51 J., Eheleute;
Maria van de Stein, 19 J.,
Willem van de Stein, 11 J.,
Lentz Doolen, aus der ersten Ehe der Frau, 24 J.,
30
Merten Doolen, ein Bruder, 22 J.,
Derich Doolen, ein Bruder, 14 J.,
Winandt Doolen, 21 J. und Hubert Doolen, 18 J., sind aus dem Haus.
Hein van de Stein ist Steinmetzer.
21. Daselbst unter demselben Dach
Claes Simons, 25 J. und
Maria Jeuckens, 29 J., Eheleute;
Catharina Simons, 9 Monate.
Claes Simons ist Wollspinner.
22. Auf Botzelaer t
Mees Otten, 37 J. und
Maria Läuffer, 37 J. Eheleute;
Gerard Läuffer, Vater der Ehefrau, 71 J.,
Jan Otten, 13 J.,
Gerdt Otten, 11 J.,
Mees Otten, 9 J.,
Gerardt Otten, 7 J.,
Jacob Otten, 6 J.,
Andreas Otten, 2 J.
Mees Otten ist Halbwinner, d. h. Pächter; ursprünglich mußte der
"Halbwinner" die Hälfte des Hofertrags dem Eigentümer als Pacht
zahlen.
23. Auf Botzelaer "in den Hoff”
Creutz (18) Rompen, 37 J. und
Engel Pelser, 40 J., Eheleute;
Claes Rompen,10 J.,
Maria Rompen, 7 J.,
Barbara Rompen -
Gertrud Rompen, 4 J.,
Anna Nothborn, Magd, 20 J.
Auch die Familie Rompen ist eine "Halbwinnerfamilie".
24. Auf Botzelaer
Jan Zincken, 61 J. und
Anna Moes, 61 J., Eheleute;
Anna Zincken, 24 J.,
31
Lucas Nieuwes, Pferdeknecht, -
Jan Kerff, Schafhirte,-
(ohne Namen): Magd,-
Jan Zincken ist ein Ackermann mit Pferd
25. Auf Botzelaer "in den Hoff"
Palm Zincken, 28 J. und
Maria Dobbelstein, 28 J., Eheleute;
Maria Catharina Zincken, 4 J.,
Johannes Zincken, 2 J.,
Anna Christina, 1 Monat,
Johanna Jeuckens, Magd, 28 J.
Auch Palm Zincken ist ein Ackermann mit Pferd.
26. Daselbst unter demselben Dach
Jaspar Kool, 34 J., und
Jen Breuwers, 35 J., Eheleute;
Anna Maria Kool, 5 J.,
Helena Koll, 2 J.
Jaspar Koll ist ein Tagelöhner.
27. An der Heide ("ahn die Heydt")
Hermann Franck, 41 J., und
Maria Kreins, 42 J., Witwe von Johannes Brandt, Eheleute;
Catharina Brandt, aus erster Ehe, 18 J.,
Jan Brandt, aus erster Ehe, 15 J.,
Zander (19) Franck, 10 J.,
Anna Franck, 8 J.,
Maria Franck, 5 J.
Hermann Franck ist ein Ackermann mit Pferd.
28. An der Heide
Berb Beye, Witwe von Jacob Nothborn, 53 J.,
Anna Nothborn, 20 J.,
Maria Nothborn, 17 J.,
Catharina Steffens, ledig, arm,-
"Bessemskrämer” gibt der Pfarrer als Beruf an.
32
ee N
well 1733
A RE AL
IH = Bi d X 4 |
a a KALT
Jon A 0 N
De 17 A
a Ba
0 1
”An der Heide”, heute Bienenheide Nr. 45-47
29. An der Heide unter demselben Dach
Gertrud Kreins, Witwe von Reiner Beye, 68 J.,
Frantz Oprecht, ihr Schwiegersohn ("Eydam"), 36 J., und
Maria Beye, 31 J., Eheleute;
Anton Beye und
Barbara Beye, in Aachen verheiratet,
Mees Beye, 21 J., wohnt in Hahnbruch,
Margaretha Beye, 17 J.,
Jan Beye, wohnt in Montzen,
Jenne Maricken Oprecht, 2 J.
Beruf: "Bessemskrämer” und Wollspinner
30. An der Heide unter demselben Dach
Theis Beye, 47 J. und
Anna Palm, 44 J., Eheleute;
Willem Beye, 11 J.,
+ Arret Beye, 8 J.,
Anna Catharina Beye, 2 J.
Beruf: "Bessemskrämer" und Wollspinner
34
Catharina Peill wohnt in Köln, 31 J.,
Maria Peill, 23 J.,
Jan Peill junior, 19 J.
Die Peill sind Leinenweber.
34. Unter demselben Dach
Johannes Hirtz, 30 J., und
Maria Klinckenbergh, 42 J., Eheleute;
Claes Hirtz, 2 J.
Johannes Hirtz ist ein "Werckmann" (Arbeiter).
35. Auf dem "Ossebempdt" (Ochsenbend, Ochsenweide) Ss
Steffen Derichs, 67 J., und
Gerdt Kool, 67 J., Eheleute;
Gerard Lausbergh aus Sippenaeken und
Maria Derichs, 38 J., Eheleute;
Werner Derichs, 38 J., und
Els Schmets, 28 J., Eheleute, wohnhaft auf dem Sier (Op gen Sier),
Maria Derichs, Tochter des Werner Derichs, 3 J.
Steffen Derichs ist ein Ackermann mit Pferd.
36. Im Backhaus daselbst
Claes Hirtz junior, 45 J., und
Maria Lausbergh, Witwe von Andreas Mullenders, 65 J., Eheleute;
Maria Mullenders, aus erster Ehe, 17 J.
Claes Hirtz ist ein Arbeiter.
37. Auf dem Berg
Lennaert Kohemaeth, Witwer von Oellet Bauwens, 68 J., und
Feygen (20) Lentzen, 37 J., Eheleute;
Johanna Kohemaeth, aus erster Ehe, 24 J.,
Maria Kohemaeth, aus erster Ehe, 11 J.,
Jan Kohemaeth, aus erster Ehe, 8 J.,
Henrich Kohemaet, 5 J.,
Odilia Kohemaet, 2 J.
Lennaert Kohemaeth ist ein Ackermann mit Pferd.
38. Unten auf Roerbergh
Willem Hundt, 57 J., und
35
m iz 3 (LA Kun BL
EP
Be A De A in re 7 a A U
BD 2
KM en
Restaurant ”Les 3 Marronniers” (1709: ”Auf dem Berg”)
Trein Tatter, 53 J., Eheleute;
Maria Hundt, 17 J., wohnt auf dem Bertenborn.
Johanna Hundt, 15 J.,
Catharina Hundt, 13 J.,
Johannes Katter, uneheliches Kind, ist dort zu ernähren, 3 J.,
Maria Josten, ledig, arm, 54 J.
Willem Hundt ist ein Ackermann mit Pferd.
39. Zu Roderburg
Jan Heusch, 57 J., und
Maria Charlier, 50 J., Eheleute;
Claes Heusch, 18 J.,
Anna Catharina Heusch, 16 J.,
Anton Heusch, 15 J.
Irmgard Heusch, 13 J.,
Jan --, Pferdeknecht,-
Jan Heusch ist ein Ackermann mit Pferd.
40. Auf der obersten Schrubbel (Schroubel)
Gilles Aldenhoff, 29 J., und
Hickel (21) van de Stein, Witwe von Rincken Moes, 39 J., Eheleute;
Maria Vroegop, Witwe von Heinrich van de Stein, Mutter der Ehe-
38
45. Unter demselben Dach
Maria Kinckenbergh, ledig, 49 J.,
Maria Otten, ihr uneheliches Kind, 13 J.
Maria Kinckenbergh und ihre Tochter sind Wollspinnerinnen.
46. Daselbst
Sibilla Klinckenbergh, ledig, 55 J.,
Frederich Panckart, ihr unehelicher Sohn, 29 J., und
Petronella Wallraff, seine Ehefrau, 39 J.,
Catharina Panckart, 5 J.
Frederich Panckart ist Strohdachdecker.
47. Daselbst
Catharina Klinckenbergh, Witwe von Johannes Müllender, 51 J.,
Catharina Müllender, 13 J.
Diese beiden sind Wollspinnerinnen.
48. Daselbst
Thomas ä Campo (23), 37 J., und
Anna Franck, 43 J., Eheleute;
Anna ä Campo, 13 J.,
Johannes ä Campo, 10 J.,
Franciscus ä Campo und
Nicolaus ä Campo, Zwillinge, 7 J.
"Werkmann/Wollspinner" wird als Beruf angegeben.
49. Daselbst
Willem Kerff, 37 J. und
Anna Beex, 37 J., Eheleute;
Maria Kerff, 14 J.,
Gertrud Kerff, 11 J.,
Jan Kerff, 10 J.,
Anna Kerff, 8 J.,
Willem Kerff junior, 6 J.,
Jen Kerff, 5 J.,
Agnes Kerff, 1 J.,
Jen Gauders, Witwe von Simon Lausbergh, 66 J.,
Maria Gauders, Witwe von Johann Kerff, vereidigte Hebamme, Mut-
ter des Ehemannes, 62 J.
Auch hier vermerkt der Pfarrer:”WWerckman et Wollspinner".
39
50. Op gen Heidtgen (Auf der kleinen Heide)
Peter Aldenhoff, 36 J., und
Engel Colyns, 36 J., Eheleute;
Franciscus Aldenhoff, 5 J.,
Margaretha, Magd aus Jülich, -
Peter Aldenhoff ist ein Ackermann mit Pferd.
MESSE... ae EEE
BE SE an CDOT S gruen
a a |
Aa anal
A EEE
aa ERS TOMAS
3| . | ;
BE N ea: 7 U Aw WANT ad
3 VE | | &
; BE el ; =
EEE he ET SS
PEN ML
Heidgen, heute rue de Grunebempt
51. In der Umgebung
Oellet (24) Reul, Witwe des Franciscus ä Campo, 70 J.,
Magdalena ä Campo, wohnt in Holset, 28 J.,
Catharina ä Campo, ledig, 22 J.,
Wilhelmina ä Campo, wohnt in Hauset(h),
Derich, unehelicher Sohn der vorgenannten Catharina ä Campo,-
Als Beruf ist angegeben "Hosenstrickerse", was wohl
Strümpfestrickerin bedeutet.
52. "Auf die Grath"
Gerard Hilgers, 57 J., und
Maria Staffs, 47 J., Eheleute;
Jan Hilgers, 8 J.,
Maria Hilgers, 7 J.,
40
Peter Hilgers, 3 J.
Die Hilgers sind ”Halbwinner”.
53. "Auf die Grath”
Claes Otten, 33 J., und
Gertrud Schlottmächer, 30 J., Eheleute;
Elisabeth Otten, 1 J.,
Maria Schlottmächer, ledig, Schwester der Ehefrau, 33 J.
Claes Otten ist ein Ackermann mit Pferd.
54. Unter demselbenDach
Lennardt Klinckenbergh, 51 J., und
Margaretha Otten, 43 J., Eheleute; ö
Gilles Klinckenbergh, 12 J.,
Maria Klinckenbergh, 6 J.,
Lennardt Klinckenbergh junior, 1 J.
Lennardt Klinckenbergh ist ein Ackermann.
55. Am Busch (Ahn den Busch)
Anna Reul, Witwe von Servatius Nieuwes, 50 J.,
Lucas Nieuwes, wohnt bei Jan Zincken,-
Jan Nieuwes, 14 J.
Anna Reul ist "Taglohnersche" (Tagelöhnerin).
EEEEEEEEEESEEEEEELTEESEESSE i
U (m | en E nm | | an Er)
TL LE eb
EEE I
N
Bw
RO
BO a
BE
: Terstraeten Nr. 39 (An der Linde / Hof V. Nix)
41
56. "In der Straeten ahn die Lindt" (an der Linde)
Tonnes Haeckens, 37 J., und
Anna Becker, 33 J., Eheleute; X
Maria Haeckens, 3 J.,
Jan Haeckens, 1 J.
Die Haeckens sind "Ackerleuth".
57. In demselben Haus
Michael Haeckens, 66 J., und
Mergen Bürgers, 66 J., Eheleute.
58. Sassen
Jan Lennarts, 63 J., und
Anna Gauders, 63 J., Eheleute;
Maria Lennarts, 31 J.,
Barbara Lennarts, 21 J.
Jan Lennarts ist "villicus".
59. Sassen
Lennardt Vlass, 46 J., und
Catharina Reul, 56 J., Eheleute;
Jan Vlass, 20 J.,
Daniel Vlass, gest. am 1. Juni 1709, 13 J.,
Anneken Vlas, eine Verwandte, Magd, 17 J.
Lennardt Vlass ist ein Ackermann mit Pferd.
60. Sassen
Claes Collyn, Witwer, 66 J. und
Catharina des Wilden, 51 J., Eheleute;
Maria Colyn, aus erster Ehe, 34 J.,
Jacob Colyn, 28 J., und
Maria Straet, 25 J., Eheleute;
Jen Colyn, Tochter des Claes Collyn, 18 J.,
Catharina Colyn, 14 J.,
Claes Colyns junior, 12 J.,
Jan Colyn, 9 J.,
Damian Colyn, 5 J.
Henricus Colyn, Mönch im Dominikanerorden.
Claes Colyn ist ein Ackermann mit Pferd.
42
I Ss < Se DL A 3 Tı WE 7 ) N 5 TI
;/ EA
ZT } A
ff 2 I | 2
ANDI T
‚6 Teen — EL ass A
aa AUT
KR — 7 q ze 3 9 |
HR
WE N A
A De
a
Ter Sassen (Tersaessen) Nr. 81 Wirtschaftsgebäude (Hof Nicolaye)
61. Sassen
Maria Becx, Witwe von Jacob Colyn und Johann Jaspers, 70 J.,
Jacob Colyn, ledig-
Jen Becx, seine Schwester, Witwe von Leonard Promper, 71 J.,
Anna Kreins, Magd, 34 J.
Die Genannten sind Ackerleute.
62. Sassen
Derich Charlier, 40 J., und
Idgen Jaspers, 31 J., Eheleute;
Anna Charlier, 5 J.,
Jan Charlier, 2 J.,
Maricken Charlier, 1 J.,
Anna Ernens, Witwe von Johann Charlier, Mutter (d. Derich), 83 J.,
Jan van de Gaer, Knecht, 19 J.,
Reinardt Lausbergh, Knecht, Sohn des Johann Lausbergh, -
Maria Kool, Magd, 31 J.
Derich Charlier ist "Halffman" = Halbwinner.
43
Anmerkungen:
1) "Catalogus Omnium Incolarum de Geminich cum annotatione professionis et aetatis
eorum de Anno 1709, formatus 24 May per me, Petrum Jacobum Großmeyer Vice-
Pastorem” (Verzeichnis aller Einwohner von Gemmenich mit Angabe ihres Berufs
und ihres Alters, im Jahre 1709, aufgestellt durch mich, Peter Jak. Großmeyer, Vize-
Pastor, am 24. Mai"). Pfarrarchiv Gemmenich.
2) Borsting, H., "Geschichte der Matrikeln von der Frühkirche bis zur Gegenwart",
Vlg. Herder, Freiburg, 1959.
3) Peter Jacob Großmeyer, geb. in Aachen i. J. 1665, Pfarrer von Raeren 1693-1698.
Ihm verdankt Raeren das erste vollständige Einwohnerverzeichnis (S. Gielen, V.,
"Raeren und die Raerener im Wandel der Zeiten", 2. Aufl. Eupen, 1976, S. 76).
Über das Wirken von Vize-Pastor Großmeyer in Gemmenich ist bisher nur wenig
bekannt. Pastor Leonard Beckers wirkte dort von 1686 bis 1713. 1715 geht das
Pfarramt an Pastor Gerhard Müller. (S. Flas, E., "Gemmenich - Quelques si&cles de
vie paroissiale”, Gemmenich, 1975, S. 26).
4) Els = Elisabeth
5) Tonnes = Anton
6) Hickel: Ursprung bisher nicht geklärt
7) Mees(s) = Bartholomäus
8) Gilles = Ägidius
9) Das Amt des Wägers ist uns auch aus anderen Quellen bekannt. In vorfranzösischer
Zeit unterstanden Bäcker und Brauer der Aufsicht eines Wägers oder "Bier- ende
Broodsetters", welche darauf zu achten hatten, wie es 1764 in einem Wägereid aus
Eupen heißt, " dat den Arbeytsman sal hebben Arbeytsloon ende den Kirspelman (=
Kirchspielmann, Einwohner) Pennewaerde (= Pfennigwert, den vollen Gegenwert)
voor syn Geld".
10) Labe = Lambert
11) Trein = Katharina
12) Derich = Diederich, Dietrich
13) Palants Hof: Einer der beiden Lathöfe in Gemmenich; der andere war der St.
Hubertus-Hof.
14) Arret = Arnold
15) Jen = Johanna
16) Idgen = Ida
17) Theis = Mathias
18) Creutz: eingedeutschte Form von Crutius/Crucius
19) Zander = Alexander
20) Fey(gen) = Kurzform zu Sophie
21) Hickel: s. 6)
22) Mergen = Marianne
23) Von 1655 bis 1686 war Nicolas a Campo Pastor in Gemmenich. Er stammte aus
Clermont-sur-Berwinne,
24) Oellet (auch Ollet) = Odilia
(Schluß folgt)
44
Zu einem Gedenkstein in Raeren, Hauptstraße,
am Orte Bergscheid
von Albert Creutz
FE 3 = DI Lö VO 8
N € = E #
; ee
< 3 a
A He
KL a BC
br CR EA
A Bar E Es bee
% u | Pn
1
1 ADEN RE LAU
AAN ARD MECHEB
46
Dieser etwas brüchige Gedenkstein (Höhe 95 cm, Balkenlänge 50 cm,
Dicke 14 cm) stand von jeher in Raeren, Bergscheid, rechts an der
Hauptstraße, etwas höher als der Kindergarten, in der Wiesenhecke der
Familie Karl-Willi Zimmermann-Fagnoul, und zwar gegenüber ihrem
Wohnhause Nr.97. Die Herkunft des Steines wurde bisher nicht in der
heimatkundlichen Literatur erwähnt.
Als der Stein vor einigen Jahren unter dem Kreuzbalken abgebrochen
war, hat Familie Zimmermann das Kopfteil in ihren Hof genommen, wo
ich in der Zwischenzeit Gelegenheit hatte, die verbliebene Inschrift unter
besten Voraussetzungen in Ruhe zu entziffern, bevor das Oberteil wieder
durch den Steinmetzen Michael Gussen auf seinen Sockel aufgeleimt
wurde und an den Wegesrand zurückkam. Z
Der Umsichtigkeit dieser Familie verdanken wir den Erhalt dieses
Gedenkkreuzes. Inzwischen ließen sie das kleine Denkmal zusätzlich
noch mit Pflastersteinen umranden.
Da der Stein stark absplittert, wurde es höchste Zeit, eine Entzifferung
vorzunehmen. Es hätte sehr bald schon zu spät sein können! Nach
Rücksprache mit Herrn Bürgermeister Fagnoul soll noch eine
konservierende Imprägnierung veranlaßt werden.
Nach einigen Recherchen im Pfarregister des 17. und 18. Jahrhunderts
konnte ich die dort verstorbene Person ausfindig machen. Dieser
Wegestein erinnert an :
Leonard Schomächer (=Schumecher), verstorben am 14.08.1764
in Raeren in der Bergscheydergasse in der Nähe der dortigen
Steingrube.
Pastor Tilmann Ganser (gebürtig aus Breinig und Pfarrer in Raeren
von 1728 bis 1778) vermerkte im Totenregister folgendes:
1764 die 14 Augusti post horam quartam pomeridianam in
Bergscheyder=gass, quae ducit in Botz prope fodinam lapidum inventus
est morte improvisa evocatus saeculo Leonardus Schomächer maritus
Annae Barbarae Steinmetzer. R.I.P. ä subitanea et improvisa mala morte
libera nos misericors Domine.
47
Ins Deutsche übersetzt besagt diese Eintragung:
„1764 am 14. Tag im August, nach der 4. Stunde nachmittags, wurde
in der Bergscheyder Gasse, die nach Botz führt, nahe der Steingrube
gefunden der durch einen unvorhergesehenen Tod aus dieser Welt
abberufene Leonard Schomächer, Ehemann der Anna Barbara
Steinmetzer. Er ruhe in Frieden. Vor einem plötzlichen und unvor-
hergesehen bösen Tod bewahre uns, barmherziger Herr.“
Aus dieser letzten Eintragung geht hervor, daß die Leiche erst etwas
später gefunden wurde, da früher das Sakrament der „Letzten Ölung“
nur vor oder kurz nach dem Tode erteilt wurde.
Die letzte Fürbitte ersetzt also die sonst übliche Formel „, omnibus
consuetis Sanctae Ecclesiae sacramentis praemunitus „, die besagt, daß
der Tote mit den Sterbesakramenten der Heiligen Kirche versehen wurde.
Etwas weiter zurück in dieser Wiese, bekannt als „Rothe Weide“,
befand sich früher eine Steingrube, an der vorbei ein Wiesenpfad von
der Kirche nach Botz führte. Der Stein wurde, vielleicht auch erst später,
vorne am Wegesrand aufgestellt, dort, wo er sich heute befindet.
Bergscheyd scheidet Titfeld von Botz, woraus diese Ortsbezeichnung
entstanden sein dürfte. Zwei Meter hinter diesem Stein befindet sich noch
ein abgedeckter Brunnen, der dreizehn Meter tief ist, aber nur mehr wenig
Wasser enthält, da das Grundwasser angeblich durch die Wasseranlagen
nach Walheim abgezogen wird. Vor etlichen Jahren funktionierte dort
noch eine Pumpe.
Durch diese „Rothe Weide“ verläuft eine Felssteinbank aus Blaustein
von Neudorf her über Blar, Berg und Pützhag, wo heute noch eine
Steingrube ist. Vor 100 Jahren gab es noch ein Dutzend Steingruben und
mehrere Kalköfen in Raeren bis hinunter zum Ortsteil Sief. Viele Raerener
fanden hier ihren Lebensunterhalt.
Ein Leonardus Josephus Schumecher wurde 1712 in Raeren-Neudorf
als Sohn des Müllers und Bäckers (pistoris) Meeus (Abkürzung von
Bartholomäus) Schumecher (*1673 + 1759) und dessen Ehefrau Anna
Mennicks-Holley (+1740) geboren. Dieser doppelte Vorname kommt
unter Schumecher im 18.Jahrhundert in Raeren nirgends mehr vor.
Laut Heiratsregister ehelichte ein Leonard Schumecher am 31.07.1746
Anna Barbara Steinmetzer (*23.06.1725), wobei der Pastor die Abkunft
unvermerkt ließ.
48
Wir dürfen aus den weiteren Eintragungen und dem Umfeld jedoch
entnehmen, daß Bartholomäus sein Vater war, schon deshalb, weil der
Erstgeborene, wie dies zu dieser Zeit üblich war, den Vornamen des
Großvaters erhielt.
Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor:
1.- * 19.04.1747 Bartholomäus
2.- * 01.05.1748 Anna Maria
3.- * 12.04.1749 Anna
4.- * 07.11.1752 Lambertus
5.- * 22.12.1755 Anna Maria 2
6.- * 05.03.1759 Anna Barbara
Ein halbes Jahr nach dem Tode ihres Mannes Leonard Schumecher
heiratet Anna Barbara Steinmetzer am 04.02.1765 Leonard Pesch,
geboren zu Raeren am 03.09.1740 als Sohn der Eheleute Edmund Pesch
und Maria Mennicken-Driesch.
Aus dieser 2. Ehe ging am 20.05.1766 ihr 7. Kind, Leonard Pesch,
hervor.
Acht Tage später verstarb Anna Barbara Steinmetzer an den Folgen
dieser letzten Niederkunft : „obiit post partum“.
Am 19.09.1767 heiratete der Witwer Leonard Pesch dann in 2. Ehe
Anna Catharina Timmermann, geboren am 14.02.1747 als Tochter der
Eheleute Nicolaus Timmermann und Anna Emonts-botz.
Aus dieser Ehe gingen dann zwischen 1768 und 1787 noch neun Kinder
hervor, und zwar: Nicolaus Edmund, Johann Leonard, Anna Maria 00
Peter Joseph Wexel - siehe hierzu auch noch einen folgenden Artikel
über die Herkunft des Gebetssteines in der Mühlenstrasse -, Peter, Anna
Catharina, Anna Barbara, Anton Joseph, Leonard Edmund und
Ambrosius.
Die Familie Pesch-Z(T)immermann wohnte zuletzt in Raeren-Heck.
Anna Catharina Zimmermann verstarb 64jährig im Jahre 1811. Leonard
Pesch verstarb fast 88jährig im Jahre 1828.
N.B.: In der einen oder anderen Linie dieser vielen Kinder von
Schumecher/Schumacher - Steinmetzer - Pesch - Zimmermann - wird
sich gewiß manch Raerener Nachkomme wiederfinden.
49
Pfingstmorgen im Krankenhaus
Wie ist vom Licht der Himmel so geweitet,
als müßte er sich auftun, hell und groß,
daß wir hineinschaun in die Herrlichkeit,
von der das Wort geht schon seit alter Zeit.
Der Frühling läßt die mildesten der Winde
an diesem Morgen durch die Lande wehn
Und auf den Fluren zu den Krankenzimmern
öffnen die Türen sich mit leichter Hand,
daß alle Ohren Süßigkeit erfahren
der holden Stimmen frommer Schwestern draußen,
die in Chorälen Pfingsten feiern,
von ihrem Überfluß der Zuversicht
den Zweifelnden ein wenig Hoffnung schenken.
Hans Bahrs
50
Die Schießanlage Hubertushöhe
bei Köpfchen (Hauset)
von Heinrich von Schwartzenberg
Wer im Königlichen Wald Landwehring bei Köpfchen (Nähe
Zyklopensteine) eine Wanderung unternimmt, stößt an der Westgrenze
dieses Waldes auf die Raerengracht. Diese tiefe Gracht, ein uralter
Verkehrsweg nach Raeren, war ein Teil des alten Pilgerweges Aachen- ,
Trier, auch Öslinger Weg genannt.
Am Rande dieser Raerengracht steht ein kurioses Bauwerk, das einem
Kalkofen oder einer alten Wehranlage gleicht und das zunächst Rätsel
aufgibt (Abb. 1).
} Ö VE
\ 9 in BA N
EOS LATS
EA AN a re
ZA a VS a a E
| ES
fe £ SB ES 55
f EEE N
04 EEE
BE. ZA PA}
Pa SA Ze
A A7 £ X 5 BANN
AL PS En }
Ds ? SALAT I EN N
Abb. 1: Kurioses Bauwerk an der Raerengracht
Dieses Rätsel löst sich, wenn man Landkarten von nach dem Ersten
Weltkrieg zur Hand nimmt und sieht, daß das Gebiet zwischen diesem
Bauwerk und der Landstraße Aachen-Eupen Hubertushöhe heißt.
Da der hl. Hubertus als Schutzpatron der Jäger und Schützen gilt, ist
es nicht verwunderlich, daß ein kleines "Schlößchen", das als
Wirtschaftsgebäude einer Schießanlage diente, "Pension Hubertushöhe"
genannt wurde (s. Abb. 2).
53
Si Kelmes a-jen Gööl DD
E wor achtzech Joor, än noch e paar mie,
än e hau de janze Welt jesihe.
Vö6öl Joore hau e dra jedaat,
du saate: „Dat wät ming letzte Vaat.
Ihe ech de Welt now saar .Adie ,
well ech mi Kelmes noch ens sihe.“
„Sönt hej verjange hondert Joor?“,
vrodde häe, wie e dörch Kelmes voor.
Wu vrööjer Pratt loch ob-en Stroote,
vond häe e Städtche, en rechteje Bonvivante!
Der Lindewääch janz nöj, och ots wor blääve,
als höj et de Kull me Lääve neet jejääve.
De Thym- än Kerkstroot nöje Charme jejove,
et wor als würe se nöj jebore.
Hej wu et Hat va Kelmes schloch,
wie en Jruetstadt, wat e alles soch.
Wat Timmerhannes säät da hüj,
dat singe Park now es vör alle Lüj?
Wu de vrö6jer dongs je Ow reskere,
Jönt hüj de Kelmeser Lüj spazere.
Der Kerkeplai, wu Hülstesch Kareselle stonge,
än de Minsche johrelangk no-jen Kermes jonge,
do wor jät vut, wat koss dat sihe?
Et vool höm ä, dat dong jät wie,
e soch de Kerkebööm neet mie.
Wu wor et Briggewerk, vööl Huser janze nöj,
wu Hahnepenkel än de Bodschüll stong e Blöj?
Och e-ne Kreiewääch wor jät vut,
de BöSökehach, än och der Döönestruck.
54
Mä wal rue Bach, die lop noch dörch en Hucke,
wu häe met singe Indianerstamm jetrocke.
Wie vör achtzech Johr, e blääv ens stue,
hej ejen Bennet hau e de Nachtijall jehuut.
De Keskörf koem höm vör wie en eje Stadt.
„Kelmes“, daat-e, „dech hant se schönnjemakt.“
Jansmöhle erop, bis ajen Pavai,
wenn Nades wöss, dat häe en eje Stroot do höj!
E frodde e Jöngske jät, wu vrööjer wor de Kull,
dat Männeke saat: „Hau do de Mull!
Wat mingsde, wenn ech minge Pap dat säät, 1
da stehs dow do än liss waal a-jen Äed.
Pap hat jesaat, kall neet met fremde Lüj,
die dowche allemool neks hüj.“
Sie Haz jong op, dat wor et Woot,
et wor e van die jow au Zoet,
dat wor esö rechteg Kelmeser Platt,
et wor de Sproek va ut-e Hat!
Wenn och verjange bow sie Lääve,
dä Klenge hau em jät tröck jejääve.
Daat stell vör sech: „Lang hat et jeduut,
now han ech de Moddersproek och noch ens jehuut.“
Schwäch stell än vrodde neet mie vö6öl,
et wor noch ömmer Kelmes, si Kelmes a-jen Gööl.
Jakob Langohr
(1) Aus dem neuen Gedichtband „Si Kelmes a-jen Gööl‘*
55
Voici 200 ans,
LA CONJURATION DU BOIS ROUGE,
ä Remersdael, le 20 pluviöse an 7 (8 f&vrier 1799)
par Albert STASSEN (1)
La „Guerre des Paysans“ (ou „Boerenkrijg‘“ en Flandre et Klöppelkrieg‘“
au Luxembourg) qui souleva les regions rurales de 1a Belgique contre le
rEgime rEvolutionnaire francais a partir d’octobre 1798 n’a pas suscite
de grandes retrospectives historiques (2) 1ä ol l’exasperation des popu-
lations rurales provoqua ces r&voltes spontan&es et assure&ment inorgani-
Sees.
Et pourtant, si ce soul&vement n’a pas particulierement marque les
memoires, il s’agissait bien d’un mouvement de fond g&n&ralis& contre
un regime honni.
Les origines de la „Guerre des Paysans“ ne sont pas uniquement reli-
gieuses comme a pu le faire croire une certaine tradition flamande. Elles
ne se retrouvent pas davantage dans la seule conscription. Mais il s’agit
manifestement lä des causes principales qui motiv&rent le soul&vement.
Situation generale de la Belgique sous le regime r&volutionnaire fran-
cais
Aprös la victoire du ge&neral francais Dumouriez le 6 novembre 1792
ä Jemappes, le duche de Limbourg ne fut pas annexe de fait par les Fran-
cais car la partie des anciens Pays-Bas autrichiens situge ä l’est de la
Principaute de Liege (Limbourg et Luxembourg) n’avait pas E&t& con-
quise puisque les Autrichiens continuaient de tenir la forteresse de Luxem-
bourg.
Par contre, apr@s la victoire francaise de Fleurus le 26 juin 1794; tout
le pays fut annex6& et trait& en pays conquis et non plus comme „partie
integrante de 1a Republique“ comme 1’avait affirm€ 1a Convention en
1792. Le pays n’etait plus seulement soumis ä tutelle mais le Comite de
Salut Public 6tait d&cide ä exploiter ä fond sa victoire: (3) „C’est un
pays de conquete qui a bien ses restitutions ä nous faire et duquel il faut
se häter d’extraire toutes les ressources qui pourraient favoriser une
nouvelle invasion de la part de l’ennemi“. Il faut „depouiller la Belgi-
que de subsistances, de chevaux, de cuirs, de draps, de tout ce qui peut
Etre utile & notre consommation, faire circuler les assignats, etablir des
56
contributions, enlever tout l’argent possible. Il faudra meme, pour em-
bellir Paris, y envoyer sans retard les oeuvres d’art qui font de ce pays
„le plus beau de l’univers“. Et, de fait, la consigne est appliquee sur le
terrain avec le zele attendu.
Le 9 aoüt 1794, un impöt de 60 millions est frappe sur les „nobles,
pretres, maisons religieuses, gros proprietaires et capitalistes“. L’uni-
forme republicain et le port de la cocarde tricolore sont obligatoires.
Dans chaque ville, une ou plusieurs 6glises sont transformees en temples
de la raison. Le 14 aoüt 1794, les representants en mission Etablissent les
principes de l’occupation du pays et les habitants livreront leurs armes
sous peine de mort.
Pour aider l’occupant dans sa täche, seuls les rares „Sans culottes“
rentres avec les arm&es Etaient prets a collaborer. En general, ces ex-
pers&cut&s se montrerent pour leurs concitoyens beaucoup plus tyranni-
ques que les Francais (4). Mais, sauf ä Liege et dans le Franchimont, leur
nombre &tait vraiment trop infime pour qu’ils pussent suffire ä la beso-
gne. Il fallut r&quisitionner d’anciens employ&s des Etats ou des Con-
seils de justice. On accepta pele-mele tout ce qui se presentait et 1’0cca-
sion &tait trop belle de prendre part ä la cur&e (4). Des lors, l’exploitation
du pays se transforme en pillage. La rapacite des commis se fait d’autant
plus Ehontee qu’elle est assurge de l’impunite (4).
L’anticlericalisme reparaissait avec le Jacobinisme. A partir du 15
octobre 1794 pourtant, sont instituges des administrations d’arrondis-
sement destinges ä remplacer les anciens Etats. Chaque province a la
sienne, compos&e de six membres. Pour des raisons militaires, le pays
est partage en deux administrations gEnerales que la Meuse separe, l’une
fixee ä Bruxelles et l’autre a Aix (le pays s’&tend en fait jusqu’au Rhin.
Des mesures sont Edict&es contre ceux qui ont abuse de leurs pouvoirs.
Parallelement, le mariage civil est instaure. La torture et le bannissement
disparaissent. D&sormais on fusillera les condamn6s. L’exploitation &co-
nomique diminue, On ferme les yeux sur l’application des reglements
qui imposent la livraison des cloches et interdisent aux processions de
sortir . Le s&questre ne frappe plus que les maisons religieuses dont plus
de la moiti& des membres ont &migre. Nombre d’&migres rentrent ainsi
au pays.
Mais la mis@re est profonde et les municipalite&s doivent cr&er des gre-
niers d’abondance, supprimer la fabrication du genievre et de 1’amidon,
restreindre celle de la bi&re. L’hiver 1794/1795 est pr&coce et le nombre
de vagabonds et d’indigents est &norme. A Verviers, on calcule que sur
37
13.897 habitants, la ville renferme 5.548 indigents. Des brigands infes-
tent les routes, attaquent les maisons isolees. On commence ä colporter
ces histoires de garotteurs, de chauffeurs, de „branders“ qui, pendant si
longtemps, resterent l’entretien des veill&es campagnardes.
Les restrictions apportees ä la libert& du culte, 1’impiete affich6e par
les soldats et les fonctionnaires, l’enle&vement des tableaux, des livres,
des manuscrits, le bouleversement de tous les usages indignent et ef-
frayent ä la fois le clerge, la noblesse, la bourgeoisie et la masse du peu-
ple dont ils continuent a diriger l’opinion.
Apres un de&bat de 2 jours, la Convention decida le 1er octobre 1795 (9
vend&miaire an IV) la r&union officielle de 1a Belgique et du Pays de
Li&ge ä la France avec citoyennete francaise et division du territoire en
departements. C’&tait en realite une absorption qui poussait Jusqu’ä ses
plus extrömes cons&quences le droit de la conquete. A la nationalit& des
vaincus, il substituait la nationalite des vainqueurs. L’ Ancien Regime ne
pratiquait le droit de conqu&te que sur le sol et non sur ses habitants. Les
vieilles constitutions provinciales Etaient toujours reste&es en vigueur me&me
si elles furent souvent malmen&es. Ici , la Republique faisait table rase de
tout ce qui preexistait et instaurait un veritable nouvel ordre des choses.
Sur le plan linguistique, la francisation obligatoire remplacera d&sor-
mais la francisation volontaire. Sur tous les plans la Republique realisait
un r&ve que la Monarchie avait caresse€ durant des si@cles.
La division de&partementale de&cretee le 31 acüt 1795 effaca une multi-
tude de frontieres et le d&partement de 1’Ourthe forme autour de Liege
incorpora le vieux Duche de Limbourg proprement dit , le Comte€ de
Dalhem , une part importante' de 1’ancienne principaute de Liege sauf
ses parties les plus excentriques, le Franchimont, la principaute de Sta-
velot-Malmedy, et le nord de l’ancien Duche de Luxembourg. Les Pays
de Rolduc et de Valkenburg (Fauquemont) unis au duche de Limbourg
depuis le XIVe si&cle au sein des „Pays d’Outre-Meuse“ passaient pour
leur part dans le d&partement de 1a Meuse Inf&rieure avec Maestricht
pour chef-lieu. A l’Echelon inferieur, les cantons remplac&rent les sei-
gneuries, bans, quartiers et autres divisions territoriales de 1’Ancien R&-
gime. Les cantons etaient regroupe&s en arrondissements. Malmedy en
&tait le chef-lieu pour l’est du d&partement de 1’Ourthe (et non Verviers).
En mai 1796, malgre 1l’ins&curite generale, le Directoire refuse d’or-
ganiser dans le pays des gardes nationales ni des patrouilles armees d’ha-
bitants. En revanche, il organise d&s novembre 1795 1a gendarmerie,
presqu’exclusivement compos&e de francais.
58
Les fonctionnaires francais supportent tr&s difficilement les profes-
sions publiques de la foi religieuse en Belgique, malgre les recomman-
dations du Directoire concernant ces „pre&juges des Belges“. En prati-
que, personne n’observe le repos du decadi ni n’emploie le calendrier
republicain. Les fetes nationales n’ont d’autre assistance que militaire
ou scolaire (par ordre). Il s’agit toutefois d’une opposition passive mais
efficace.
Ainsi, contrairement ä ce qui se passait en region liegeoise, dans l’est
du d&partement de 1’Ourthe, des personnes choisies par les autorites fran-
caises pour exercer des fonctions officielles d&missionnaient le lende-
main de leur d&signation. Cette pratique etait courante notamment dans
les regions rurales et ce tant au nord qu’au sud ou ä l’est du pays. Le’
canton d’Aubel desesperait 1’autorite francaise ä ce sujet.
Le 21 mars 1797, les Belges vot&rent pour la premi@re fois et, malgr&
un nombre d’inscrits assez faible, ils porterent leurs suffrages en masse
sur les adversaires declares de la Republique. Les administrateurs des
departements et les municipalit&s se häterent de purger leurs bureaux
des Francais que 1’on y avait install&s l’annee prec&dente.
Le 4 septembre 1797, le coup d’&tat par lequel le Directoire d&joua les
projets royalistes fut un coup de foudre pour la Belgique. Tous les es-
poirs Echafaude&s depuis 6 mois s’&croulaient (5) et l’anticl&ricalisme
recommenca ä sevir.
Le 24 aoüt 1797, les confreries religieuses vouges ä l’enseignement
furent ä leur tour supprim&es et , le 31 aoüt , fut promulgu&e la loi garan-
tissant en principe la libert& des cultes, mais la soumettant ä tant de con-
traintes parmi lesquels le serment de haine ä la royaut& impose aux prötres
d&s le 5 septembre 1797. C’en &tait trop et cette derniere exigence de-
chaina la tempete (5). L’immense majorite des pretres refusa le serment.
Conforme&ment ä la loi, les autorit&s durent ordonner la fermeture de leurs
Eglises. Les fideles s’assemblaient devant les Eglises et des bagarres Ecla-
taient sur tous les points du territoire (5). La cel£bration du culte catholi-
que cessa ou devint clandestine. Le long des fronti&res, les fideles se ren-
daient ä l’&tranger. Dans de nombreux villages, l’&glise restait ouverte
gräce ä la complicit& de l’agent municipal et les paysans se reunissaient
pour se donner l’illusion de la messe en priant ensemble. Des prötres in-
serment&s cel&braient l’office au fond d’un bois ou d’une grange isolee.
Le Directoire fit d&molir bon nombre de chapelles et potales le long des
rues, l’adjudication des biens d’&glises se poursuivait. De nombreuses
Eglises depouillees de leur mobilier tombaient en ruine, servaient d’&table.
59
Le deElabrement des abbayes telles que Val Dieu &tait total.
Depuis octobre 1797, des Emigres belges &tablis en Allemagne, no-
tamment ä Emmerich, sur la rive droite du Rhin, r&pandent de fausses
nouvelles et attisent le m&contentement gEneral, mais ces men&es n’ont
pas grand effet.
Le 3 septembre 1798, devant la menace d’une nouvelle coalition anti-
francaise est votee la loi organisant la conscription, d&clarant soldats tous
les hommes non mari&s de 20 ä 25 ans (5). Le 17 octobre 1798, 1’ Autriche
c&de officiellement la Belgique ä la France par la paix de Campo-Formio,
empöchant de croire encore ä une restauration imperiale (5).
Depuis le debut octobre, la Campine et le nord de la Flandre sont en
fermentation. Les affiches tricolores qui contiennent le texte de la loi
sont arrachees. Le drapeau autrichien refait son apparition, faute d’autre,
malgre la paix fraichement sign&e ä Campo-Formio. L’insurrection de-
bute le 12 octobre 1798 ä Overmeire, pres de Termonde (6). Partout sonne
le tocsin, les troupes de „jongens“ se rassemblent, brülent les registres
de 1’&tat civil car ils renferment les noms des consecrits, abattent les ar-
bres de la libert&. Du Pays de Waes, l’insurrection s’&tendit rapidement ä
toute la r&gion flamande. Elle provoqua dans la partie du Luxembourg
de langue luxembourgeoise un soul&vement parallele mais partout, elle
n’entraine que les masses rurales, ce qui Iui valut le nom de „guerre des
paysans‘“ ou „Boerenkrijg‘“ ou encore „Klöppelkrieg“ en Luxembourg.
Sa violence surprit et effaroucha la bourgeoisie des petites villes. Les
commandants de place proclamerent de suite 1’&tat de siege et la consi-
gne Etait de ne voir dans les insurg&s que des brigands decides ä s’en
prendre aux biens des bourgeois et aux fonctionnaires publics. (6)
Henri Pirenne qui relate ces Evenements ajoute (6): „Des la fin d’oc-
tobre le mouvement etait enraye. Il avait atteint & ce moment la region
de Roulers et de Courtrai en Flandre, d’ou il cherchait ä deEborder sur le
Tournaisis. Du Luxembourg le „Klüppelkrieg‘“ se propageant vers le
nord et vers l’ouest avait menace un instant St Hubert et Stavelot. La
technique des habitants de cette region boisee Etait celle que les Ven-
deens avaient pratiquee. Ils se reunissaient en masse pour resister; sont-
ils rompus et repouss€s, il se sauvent chacun chez eux et la troupe qui les
poursuit les rencontre ä travailler paisiblement dans les champs et dans
les villages ...
Le 4 d&cembre, un des leaders campinois, Emmanuel Rollier, apres
avoir manoeuvre entre Diest, Tirlemont et St Trond, entra dans Hasselt
avec 3.500 paysans. On combattit de 10 h du matin ä 16 h mais leur
60
courage c&da lorsque le canon eut abattu les portes de la ville. Les survi-
vants s’enfuirent. H. Pirenne conclut: „Durant quelques temps, des ban-
des de desesperes errerent encore par les bois, poursuivis par les colon-
nes mobiles. Puis ces derniers remous de l’agitation s’apaiserent: avant
le commencement du printemps, l’ordre regnait de nouveau dans les
campagnes. “
Dans le nord-est du departement de 1’Ourthe, l’insurrection ne se de-
clencha qu’ä la fin de !’hiver et fut sans doute le dernier fait saillant de la
„guerre des paysans“.
Situation dans le canton d’Aubel en 1798. Causes de la conjuration
du 8 f&vrier 1799 I
Si l’arrivee des Francais en 1794 ne fut pas accueillie avec joie dans le
canton d‘Aubel, aprös la derni@re bataille qui les opposa aux Autrichiens
le 20 septembre 1794 sur les hauteurs des Plenesses ä Clermont-Thimister,
elle n’en &tait pas moins previsible ainsi que !’&crit ä son administration
centrale l’agent municipal Schoonbroodt d’ Aubel quelques ann&es plus
tard: (7) „Depuis le mois de novembre 1792, commenca le passage des
troupes par cette province jusqu’au mois de juillet 1794. Le soussigne a
&t€ occupe pour la moitie de son temps au moins aux ouvrages qu’exi-
geait ce passage. Depuis juillet 1794, lorsque l’armee imperiale (autri-
chienne) vint se placer ä la mesure jusqu’au mois de septembre 1794,
cette regence fut pour ainsi dire en devoir premier pour fournir 4 l’ar-
mee ce qu’elle exigeait. Au mois de septembre 1794, l’armee francaise
entra dans le pays et depuis ce temps jusqu’ä present, est-il assez connu
ä cette administration comment les municipalites ont eEte accablees
d’ouvrages....“
Les impöts, r6quisitions et contributions
La r&gion connait ensuite tous les affres de l’annexion francaise, au
möeme titre que les autres regions du pays. Les contributions et impöts,
les r&quisitions militaires n’avaient souvent l’arbitraire. Ainsi cette lettre
de la femme de 1l’officier municipal de Hombourg (7):
„Plainte de la soussignee, Epouse du citoyen Franssen, ci devant offi-
cier ... affirme par la presente qu’ ä l’arrivee des troupes francaises
dans le pays, elle a eu le malheur de perdre non seulement par le pillage
des chasseurs francais ä cheval son meilleur mobilier, tout l’argent exis-
tant en sa maison (..) Les dits chasseurs, pour avoir le dernier sol, avaient
exerce sur son Epoux tous les exces imaginables, en le jetant par terre et
le frappant cruellement au point de lui avoir casse un doigt, sans
61
parler des autres contusions dont son corps fut crible, Iui jurant la mort
100 fois en lui tenant les pistolets sur la pointe de leur sabre sur le coeur
pour le percer. Lesquels traitements inhumains et terribles ont reelle-
ment affect&€ son €poux qui semblait &tre tombe dans une complete alie-
nation d’ esprit qu’ un moment apres on entendait de tous cötes des cris
affreux que tout le monde poussait et on vit les habitants d’un hameau
voisin accourir au village. Ce qui excitait une telle frayeur dans son
Epoux qu'il courrait hors de la maison, dans un Etat pitoyable, sans ha-
bits, sans argent pour se sauver dans les bois. Alors la declarante, crai-
gnant que son dit Epoux n’alla se detruire ou tomber dans des malheurs
extremes engagea ses deux fils ä faire la recherche et suivre leur pere.
Depuis le moment de ce depart, elle n’a plus vu ni l’un ni les autres. Tous
les renseignements qu’elle a eu ä leur Egard, c’est qu’ils ont passe la
nuit dans un bois appele „Pleyerbosch“ (8).
Plus loin la requerante signale que des rumeurs ont signale la presence
du citoyen Franssen ä Aix et qu’il y serait tomb& aux mains de brigands.
Dans sa r&ponse, l’administrateur reconnait implicitement les voies
de fait infligees ä l’officier municipal de Hombourg et parle d’une „mal-
heureuse bagarre“ ainsi que d’un „pillage inhumain“ mais ne suggere
pas moins que le timide Franssen aurait bien pu rejoindre des troupes de
brigands qui enrölaient les gens maintenant sous pretexte que les Fran-
cais allaient lancer la conscription pour lutter contre l’ennemi.
Dans l’ensemble, les contributions Etaient Ecrasantes et les adminis-
trations municipales enregistraient un retard considerable dans leur per-
ception. L’administration centrale admonestait alors le commissaire can-
tonal qui r£percutait ä son tour ses foudres sur les agents municipauXx.
Les autorit&s locales protestaient ä leur tour contre la lourdeur des r&qui-
sitions. Ainsi la municipalit& de Hombourg ä 1’administration du Lim-
bourg (9) le 13 vende&miaire an 4 (4 octobre 1795):
„Par resolution unanime prise en assemblee de nos habitants le 8 dito,
fut arrete , pour conserver le petit nombre de betes ä cornes encore exis-
tant, d’amputer en numeraire les 2/3 des aides et subsides charges de
viande ainsi que nous l’avons denonce immediatement apres la premiere
resolution. En sus, et loyalement, y fut r&solu que pour subvenir au dit 2/
3 la sous repartition devrait Etre facile en nombre et & raison des betes ä
cornes actuellement existantes en cette commune, d’apres une visite et
recensement severe ä en faire et aucunement sur les fonds. Partie de la
resolution dont la municipalite se trouve en quelque maniere embarras-
see et ignorante si les habitants sont en droit de la porter et
62
executer. Or, il y a dans cette commune quelques biens fonds defructues
et engranges par leurs proprietaires sans qu’ils y tiennent des vaches,
lequel d’apres cette resolution devient exempts ä moins qu'ils ne fussent
taxes & raison des vaches qu’ils pourraient y entretenir. C’est pourquoi
Nous vous prions de nous informer de quelle maniere agir.“
Un certain ressentiment linguistique
On l’a vu, le mouvement insurrectionnel gEneralise s’est surtout de-
clenche dans les r&gions allophones nouvellement annex&es ä la REpu-
blique, ä savoir la Flandre d’une part et, d’autre part, la partie germani-
que du Luxembourg (surtout la r&gion de Clervaux). En dehors de la
partie romane du Luxembourg et de la r&gion de Stavelot, toutes deux ”
proches g&ographiquement des contrees insurgees, il n’y eut peu ou pas
de troubles dans les diff&rentes regions de Wallonie
Le mouvement initi€ au Luxembourg s’Etendit rapidement vers
Reuland et St Vith ä l’automne 1798 et les &venements y furent particu-
lierement graves (10).
Le canton de Bütgenbach fut atteint ä son tour ainsi que les localites
d’ Amel et de Waimes.
Dans un rapport, le commissaire cantonal d’Eupen se plaint de l’arri-
v6e au travers de la fagne de rebelles venus du sud. Ceux-ci viendraient
semer leurs id&es parmi la population du canton d’Eupen, laquelle serait,
selon ses dires, restee plutöt calme, pourvu que des agitateurs ne vien-
nent pas l’entrainer. La contagion gagne ensuite le canton de Walhorn ...
De l’autre cöt&, 3 mois avant la conjuration du Bois Rouge, le com-
missaire cantonal de Dalhem dont d&pend Fouron le Comte, signale le 7
brumaire an VII (29 octobre 1798) ä la Prefecture: (10) „Je viens d’ap-
prendre de l’agent municipal de Fouron-le-Comte que la nuit derniere,
il ya eu un rassemblement de 30 ä 40 personnes qui criaient „vive l’Em-
pereur“, „vive les Brabancons“ (12) et , le matin on a vu sur une affiche
en gros caractere que l’on attendait les Brabancons ä bras ouverts. Le
garde champetre, ayant voulu, par ordre de l’agent municipal, arracher
l’affiche, en a &t& empeche“.
Si le mouvement qui se propageait tant ä l’ouest qu’au sud-est Etait
connu des habitants de nos contr&es, rien ne prouve que des agitateurs de
ces zones soulev&es contre l’occupant francais se soient deplac&s jusqu’au
nord-est du d&partement de 1’Ourthe apres l’&chec de l’insurrection dans
leurs r&gions respectives car on n’a pas retrouve de victime ou de prison-
nier qui ne soit pas du canton d’Aubel, de celui de Walhorn ou de
63
celui de Wittem, c.-ä -d. les cantons les plus proches du lieu de la conju-
ration.
La propagation de la r&volte comme une train&e le long de la frontiere
linguistique peut certes trouver une explication dans le mepris souverain
de l’administration francaise pour tous les langages allophones parmi
lesquels figuraient &videmment le francique rheno-mosan de nos con-
trees, tout comme le francique mosellan du Luxembourg ou le bas fran-
cique brabancon.
Au canton d’Aubel, le commissaire cantonal Dudillon (jusque 1798)
ne cache pas son mepris pour le „flamand“ utilis& par la population. II
Ecrit ainsi a son administration (11) son d&sappointement devant „/’opi-
niätrete des agents municipaux ä jargonner le flamand en pleine s&ance
malgre mes invitations de se servir du langage adopte“.
Dans une lettre au citoyen Dechamps de 1l’administration de&partemen-
tale (13), Dudillon analyse les mentalit&s de son canton et y voit un „es-
prit d’insoumission du Limbourgeois „„ (9). Dudillon constate &galement
un royalisme exacerbe et se d&sole, car pas un seul habitant du canton
n’a prete le serment de loyaute ä la Republique. Quant au clericalisme et
ä la confiance sans borne de la population envers 1’Eglise et ses nom-
breux pretres inserment6&s, il l’estime irr&ductible. Il quittera d’ailleurs
le canton un an avant les &v&nements du Bois Rouge (13). Le rejet syst&-
matique par le nouveau regime des dialectes pratiques par les popula-
tions allophones (qui n’en connaissaient pas d’autres) accentua Evidem-
ment la tendance au particularisme des populations concern&es qui crai-
gnaient d’aller servir dans une armee dont elles ne comprendraient pas
le langage.
La conscription de 1798
Ce decret fut l’une des causes majeures de la r&volte. Personne n’aime
servir une arm&e ressentie comme Etrangere tant par ses methodes que
par sa langue. Le sabotage de la conscription fut organise& notamment
par un ancien militaire de 1’arm&e imperiale autrichienne.
Dans une lettre du 28 brumaire an 7 (19 novembre 1798) (10), Joris
signale que les registres de population sont tres mal tenus dans les com-
munes, au point que pas un seul jeune en äge de porter les armes n’est
recense. Malgre cette complicit& des agents municipaux locaux, la liste
des conserits fut Etablie en application du d&cret de septembre 1798 mais
pas un seul conscrit ne se presenta. Deux commissaires spe&ciaux furent
nommes. La gendarmerie proceda ä l’arrestation de quelques
64
refractaires mais les autres s’&clipserent dans la nature. Et principale-
ment dans le de&partement de Meuse inf&rieure voisin. Les deux commis-
saires sp&ciauxX possedaient n&anmoins les noms des refractaires. Dans
sa lettre, Joris conclut qu’ä part la tenue m&diocre des registres de popu-
lation, aucun symptöme d’insubordination n’est ä relever. Dudillon, qui
vient d’&tre nomme ä Herve, &crit dans le m&me temps: (10) „Ce n’est
pas pour vous annoncer la desertion de la plupart des conscrits de la
20e annee dans les cantons qui avoisinent le mien (Herve) et particuli@-
rement de ceux flamands ...“
La politique anticlericale
La politique antireligieuse des autorit&s francaises est tre&s mal ressen-"
tie par une population profondement attach6e ä sa religion et nullement
impregn6&e des idees de l’Encyclopedie.
Comme ailleurs, le Directoire s’occupa d’extirper ici aussi cette reli-
giosit& qui contrecarrait ses desseins.
Le 26 vendemiaire an VI (13) Joris signale ä son administration sup&-
rieure que la gendarmerie a dü intervenir pour enlever les signes ext&-
rieurs du culte et notamment les croix le long des chemins et dans les
cimeti@res. Seuls sont toler&s les signes du culte ä l’inte&rieur des Eglises
encore ouvertes, c. ä d. celles des pretres ayant prete le serment de haine
Aa la royaute. Les pretres inserment&s sont tre&s soupconn&€s. Dans la me&me
lettre, Joris &crit: „Sur la demande que j’ai faite ä la municipalit& de me
fournir une liste des ministres du culte qui se trouvent en ce canton, en
distinguant ceux qui avaient prete serment et ceux qui ne l’avaient pas
fait, plusieurs agents m’ont demande de vouloir attendre jusqu’ä la pro-
chaine seance car ils ne les connaissaient pas tous par leur nom de fa-
mille. J’ai cru m’apercevoir qu’ils voulaient profiter de ce court delai
pour essayer de persuader ceux qui n’avaient pas encore prete le ser-
ment.“
Il serait &tonnant que Joris n’ait pas su que la grande majorit& des
prötres Etaient insermentes, mais c’&tait un trait du personnage qui ne
voyait le mal nulle part. Apres les &ve&nements du Bois Rouge, les rap-
ports de police sont truffe&s de soupcons et d’all&gations des autorit&s
francaises contre les cur&s qu’ils accusent d’avoir fomente la r&volte. Ils
citent surtout les cur&s de Sippenaeken et de Hombourg et tout particu-
lierement ce dernier, condamne ä la deportation. (14)
Dans un courrier ä Dudillon, le commissaire special Parmentier, nomme
suite aux Evenements du Bois Rouge cible tr&s clairement le clerg& comme
instigateur de la r&volte. II &crit: (15) „ J’ai toujours eu l’opinion que
65
cette revolte avait ete fomentee par les pretres, puisque la semaine d’avant
il en etait venu un dans l’&glise de Sippenaeken, venant d’Aix (16). Il est
monte en chaire et avec un gros bäton, il a demande & l’auditoire, avant
d’entrer en matiere, si on le soutiendrait en cas d’attaque et, tout le
monde ayant repondu que oui, il precha alors mais ce qu'il a dit, je n’en
sais rien. Le citoyen Joris qui nous a rapporte cette anecdote ... avait
espere le faire arreter ... Je t’ai dit que j’avais des cures insermentes
d’Hombourg et Sippenaeken des pieces ... des conscrits y sont aussi,
toujours par le conseil des pretres qui leur ont dit que s’ils faisaient
partir leur enfant pour le service de la Republique, ils seraient damnes
sans misericorde.“
Un autre rapport de 1a meme liasse, signale que le cur& de Hombourg
Etait re&pute receleur de barils de poudre, de cartouches du m&me calibre
que celles prises sur les brigands, selon le temoignage d’un officier de
gendarmerie ä Parmentier. Ceci ne correspond guere ä ce qu’on connait
du personnage (14).
L’attachement ä L’Ancien Regime
Cet attachement n’&tait pas seulement le fait du clerge mais aussi de la
population toute entiere qui avait &videmment le loisir de comparer les
avantages et inconvenients des deux regimes qui s’etaient succ&des en si
peu d’ann6&es. Si tout n’€tait pas rose au temps des Autrichiens, les tribu-
lations subies depuis l’arrivee des Francais tant au niveau des r&quisi-
tions, de l’anticl&ricalisme et finalement de la conscription avaient fini
par exasperer une population qui s’&tait montree, il est vrai, particuliere-
ment fidele au re&gime autrichien tant lors de la R&volution Brabanconne
que lors de l’arrivee des Francais. Elle se distinguait en cela tr&s nette-
ment des villes de Verviers et de Liege ainsi que du Franchimont dans
son ensemble, ol les idees nouvelles Etaient relativement bien accueillies.
Dudillon, qui connait bien la mentalit& regionale 1’&crivait dans un
courrier du 30 vendemiaire AN 7 (21 octobre 1798) ä propos des deser-
tions:
„Ces deserteurs des cantons flamands (18) vont grossir l’armee en-
nemie. Ils ont ici une haine contre tout ce qui porte le nom de francais!
D’ou vient ce desir de preferer le service imperial ... ,,
Aprö@s avoir €voque les espoirs de restauration autrichienne de la po-
pulation, il ajoute: „Or, dans 3 mois, nous devrons danser ‚l’Allemande‘
et c’est pour raccourcir encore ce terme trop long qu'ils vont se joindre
66
aux ennemis pour precipiter le mouvement. Il n’est pas douteux que ce
bruit (dans) tant de tötes d’un prochain avenement de ces armees si sou-
vent predites n’ait et& repandu expres par la malveillance pour influen-
cer la conduite de ces ex Limbourgeois appeles par la conscription“.
Lescris de „Vive les Brabancons, Vive l’Empereur“ entendus a Fouron-
Le-Comte sont aussi significatifs. Il est exact que la conscription avait
suscit& beaucoup de candidats refractaires mais aussi certains engage-
ments dans les arm&es qui combattaient les Francais. La volonte de res-
tauration de 1’Ancien Regime se retrouvait jusque dans les administra-
tions publiques. Durant 1’an IV d&jä (1795-96), la commission adminis-
trative du canton d’Aubel signale ainsi ä son administration (19): „Pour ,
remplir notre devoir sacre, nous devons vous faire part d’une cabale...
Vous savez combien mal etait organisee l’ancienne administration mu-
nicipale, par des hommes negligents et pas amis de la Republique et qui
ont mis le comble ä leur turpitude en refusant le serment de haine ä la
royaute. Vous savez le chaos que nous avons debrouille en arrivant et
combien peu les gens travaillerent ä susciter l’amour de la Republique
et ä faire executer les lois de ce canton, ceux qui portent grave dans
l’äme Francois II. Cependant, d’apres les renseignements que nous avons
recus, les gens ont la manie d’administrer et n’aiment surtout pas voir
des republicains ä la tete de leur canton. Ils ont imagine le stratageme
suivant: Ils savent bien qu’on n’accepterait pas leur soumission a la loi
du 19 ventöse, ou peut-Etre „craindraient“-ils encore le retour des Im-
periaux? Quoi qu'il en soit, ils cherchent des gens dans le canton et leur
disent: „Pretez le serment, soyez tranquilles et nous administrerons les
affaires. Pour vous et nous, nous n’aurons pas la douleur d’&tre admi-
nistres par des republicains inflexibles dans l’exEcution des lois.‘“ Vous
sentez, citoyen president, qu’il se trouvera des gens qui vont faire leur
Ccour aux ex-agents et pour avoir le titre d’administrateur, vont presenter
les serments et serviront de manteaux. De meme, nous vous avons ins-
£ruit qu’ä Aubel, les deux individus qui sont convenus de preter des ser-
ments sont des royalistes acheves, ex-bourgmestres sous le regime des
tyrans et qui, proteges par la Maison d’Autriche, ont fait bien du mal
dans la commune.
Les autres qui se presenteront dans les autres communes, seront sans
doute des gens gagnes, non instruits, royalistes certainement, car il n’en
existe pas d’autres dans ce canton et ces gens qui n’aimeront pas que
les affaires ne marchent pas parce que cela detruit leur systeme, leur
67
bigoterie et leur sot attachement ä la maison autrichienne, cruelle et
oppressive ...“
La commission administrative Etait composee de Francais, faute de
candidats du canton et constituait un r&gime d’exception devant 1’im-
possibilit& de trouver assez d’Ele&ments fiables au sein de la population.
D’autres stratag&mes virent le jour pour enrayer le fonctionnement ad-
ministratif francais avec pour objectif primordial de garder la haute main
sur la fourniture des listes de consecrits.
Ainsi, des volontaires se proposaient parmi des gens non soupconn&s
de collusion avec 1’ Autriche. A peine nomm6s, ils d&missionnaient pour
des motifs futiles et varigs. De meme, lorsqu’on finit par en designer
d’office, la d&mission ne tardait pas. Ainsi les fournitures de listes trai-
naient. Par ailleurs, jamais un seul des candidats ne voulut pröter le ser-
ment exige par la loi du 10 ventöse.
Dudillon, navre par cette situation, Ecrit ä sa hierarchie: „Je vous laisse
ä penser si l’administration municipale de mon canton qui n’a jamais
prete le serment voulu par la loi du 19 ventöse et, qui plus est, n’est
presque toute composee que de ces demissionnaires de prairial (an VI
(mai, juin 1798), ce qui necessite une commission administrative dans
ce canton. Elle a pu et dü se piquer de scrupule envers 7 nouveaux venus
aussi demissionnaires qui auraient pu Iui objecter le „medice cura te
ipsum“, surtout n’ayant personne pour dire la maniegre dont s’Etaient
pass&es les choses (..) les registres des seances sont les archives du can-
ton; quelle honte! Quel sujet de crainte ne serait-ce pas un jour pour
ceux dont un aieul curieux de de&couvrir les noms sous un serment de
haine ä la royaute, d’amour pour une republique frangaise. Non jamais
on ne verra cela au canton d’Aubel . Qu’on feuillette nos s&ances pour y
chercher l’epoque de notre installation. Habile qui trouvera la moindre
trace de serment ...“
Dudillon sollicita et obtint la charge du canton de Herve et Joris vint ä
Aubel. Ce dernier trouvait les m&mes habitants bons patriotes ‚, me&me ä
la veille de la r&volte et, dans ses rapports sur celle-ci, il considere qu’il
s’agit d’une bande de brigands ext&rieurs au canton.
Avec de telles dispositions A l’Egard de la population, il ne tarda pas
&videmment 3 &tre adopte, au moins par les bourgeois d’ Aubel. Tant et si
bien que lorsque des rumeurs coururent selon lesquelles il serait destitue
parce qu’il ne voyait pas la r£alit& en face, un d£but d’&meute se d&clen-
cha ä Aubel.
68
Actes d’hostilite€ au regime francais
L’arrachage des arbres de la libert& plant&s au coeur de chaque village
par le nouveau r&gime Etait une manifestation caracteristique de l’ani-
mosit& que nourrissait la population contre l’occupant francais.
C’est ä Fouron-St Martin que le premier incident de ce genre fut re-
late (19). “Le 70 thermidor, an IV, (29 juillet 1796), des individus ont ete
insulter et battre dans sa maison un bon citoyen parce que, la veille, il
avait dresse l’arbre de la liberte, puis ils ont &t& arracher cet arbre, l’ont
ignominieusement traine, ensuite coupe en 3 morceaux.
La plus grande rigueur a &t€ observee dans la poursuite de ces delits
ä Fouron St Martin.“
Le citoyen Gillet d’Aubel signale, le 6 pluviöse, an VI (26 janvier‘
1798) qu’aucun arbre de la libert& n’a &t& arrach& r&cemment mais que
certains arbres n’ont pas surv6cu ...(il ne pr&cise pas pourquoi ...)
L’administration des municipalit&s est aussi tres negligee. Dudillon
Ecrit ainsi:
„Plusieurs habitants de Fouron-St Martin ont aussi denonce l’agent
municipal Cremers car il serait „ignorant, inhabile, inexact aux sean-
ces malgre qu’il n’ait pas d’adjoint ... car il ne sait pas un mot de fran-
cais et, ne sachant l’&crire, on dit qu’il laisse administrer sa commune
par M. le cure de Fouron-St Martin. Je crains dans cette affaire l’in-
fluence du zele sacerdotal.“
A Aubel, comme ailleurs, c’&tait aux fetes patriotiques que 1’on mani-
festait l’exuberance du patriotisme en ne mettant pas le pied dehors ces
jours-lä. La commission administrative se satisfait pourtant de peu de
chose ... Ainsi (19) on peut lire: „Le commissionnaire de l’administra-
tion nous a trouve ä son arrivee, solennisant la föte aux agriculteurs (20).
La commission a fait plus qu’on aurait 0se esperer; je veux dire qu’elle
est parvenue ä posseder quelques 3 ä 4 habitants d’Aubel qui sont venus
fraterniser ... chose incroyable!, surtout quand vous saurez que, dans la
nuit meme du 9 au 10 messidor (28 au 29 juin ) des scelerats ont 0se
dechirer et fouler aux pieds tous les actes des autorites constituees ...“
De l’aveu m&me du r&gime, l’enthousiasme populaire est donc tres
r&duit et on est oblige de faire appel ä des musiciens de Liege... Les actes
publi&s et affich&s tiennent difficilement une nuit enti&re. Dudillon pro-
met le 2 messidor an IV (21 juin 1796) 800 couronnes de France ä celui
qui d&noncera un de ces „scElerats“.
La cocarde nationale tricolore obligatoire n’est portee par personne et
la commission se charge de rappeler ce devoir aux citoyens ainsi que
l’interdiction de porter insulte aux couleurs nationales.
69
La recrudescence du „banditisme“ dans le canton jalonne les archives
officielles du r&gime. Neanmoins, sont ranges sous ce vocable tous les
actes d’hostilit& au r&gime, du simple vol aux rebellions politiques.
Les rapines sont fr&quentes, notamment pour pourvoir aux besoins de
nourriture ou de chauffage. Les rapines forestieres constituent un vrai
fl&au pour les gens de l’administration (par ailleurs, les bois sont tres
mal entretenus).
Le 21 nivöse an III (9 janvier 1795), la commune de Hombourg &crit
ä ce qui 6tait encore alors 1’administration d’arrondissement du Lim-
bourg (21):
„Nous vous prevenons qu'il y a environ 2 mois que nous avons regle
les coupes annuelles des bois de communaute du hameau de Remersdael
qui fait partie de cette commune pour etre distribuges aux habitants de
ce hameau. Nous n’avons pas 0se entreprendre l’exploitation sans prea-
lablement avoir obtenu votre permission. C’est pourquoi nous vous prions
instamment de nous l’accorder pour commencer & prevenir les delits
que les pauvres particuliers y commettent journellement ... en triplant
ainsi la part qui leur revient. La rigueur de la saison leur fait mepriser
les plus grands dangers car il ne se contentent pas de ravager le com-
munal mais encore tous les bois qui les avoisinent, tant nationaux que
particuliers. Le seul moyen d’empecher de tels brigandages est de per-
mettre ä chaque particulier de disposer de sa part. Le malheureux trou-
vera une ressource dans ce privilege ... Nous demandons qu’il soit nomme
un garde ...“
Dans sa reponse du 26 nivöse (15 janvier 1795) l’administration or-
donne de laisser le bois de chauffage aux seuls indigents. En outre, elle
demande s’il s’agira des communes (22).
Outre les rapines (surtout de bois), des faits plus graves surgissent et
notamment des meurtres, vols, et autres delits surtout dans des fermes
ou maisons isolees. Dudillon instaure un service de patrouille organise
par la population. Cela impliquait n&cessairement qu’il fallait armer cette
milice, au risque de voir ces armes se retourner contre le pouvoir. Il &crit
ainsi a son administration:
„Mais dans quelles maisons seront d&pos&es les armes? Chez les re-
connus patriotes? Mais leur petit nombre m’obligerait ä faire de ces mai-
sons de petits arsenaux ...‘“ /l signale alors longuement qu’on ne peut
faire confiance dans cette population malveillante. D’autre part, les bri-
gands s’attaquent precisement ä ces maisons. Dudillon insiste donc pour
que la force militaire Iui soit fournie. Or, il manquait manifestement
70
de troupes disponibles. Le premier ventöse an V (19 fevrier 1796),
Dudillon signale qu’une bande de 30 brigands sillonne la region et ajoute:
„C’est une preuve de plus de l’existence reelle d’une coalition de scele-
rats qui a des ramifications dans tous nos cantons et qui s’y transportent
successivement. Ce peut Etre une preuve non moins fondee du peu d’effi-
cacite des patrouilles des habitants.“
Deux ans avant la r&volte du Bois Rouge, une bande vivant dans la
clandestinite est donc d&jä signalee dans la region. L’attaque de la ferme
de Bolland (23) est rest&e ceEl&bre dans la contree.
Le repere habituel de ces „brigands“ &tait depuis 1793 (31) le „Bois
Rouge“ entre Remersdael et Fouron-St Martin. Il y avait certes ä Aubel
quelques militaires, mais ils sont occupes ä d’autres täches et notam-'
ment ä faire respecter par les paysans les multiples prescriptions des lois
nouvelles.
Pour Joris, qui vient de prendre ses fonctions de commissaire du can-
ton en 1798, les brigands signal&s sont etrangers au canton et il est exact
qu’une partie de ceux-ci provient manifestement de la „Meuse Inferieure‘
(Noorbeek, Slenaeken, Wittem) tandis que d’autres sont originaires du
canton de Walhorn, mais la majorit& provient du canton d’Aubel lui-
möeme. L’an VI (ä partir de septembre 1797) est marque de constants
desordres et Nicolaye, maire d’Aubel, s’en plaint ä 1’administration cen-
trale (19): “Tous les jours de nouvelles violences, de nouveaux vols vien-
nent augmenter les alarmes publiques. Tantöt, ce sont de simples vols,
tantöt avec effraction, tantöt ä la maniere des garotteurs. Ce sont surtout
les vaches et les chevaux auxquels les voleurs en veulent de preference.“
Joris Ecrira plus tard, apr&s la r&volte du Bois Rouge, dans son rapport
du 27 pluviöse an VII (16 f&vrier 1799): „Jusqu’au 20 pluviöse an 7, la
plus parfaite tranquillit& n’avait &t& interrompue dans ce canton que par
des vols suivis d’assassinats et qui se multipliaient d’une mani@re d’autant
plus alarmante qu’ils 6taient commis tant dans ce canton que dans les
voisins par des bandes de 80 brigands et meme plus, sans que la vigi-
lance de la force arm&e ni des particuliers n’ait pu les atteindre ...“
La Conjuration
Les tableaux des conscrits de la premiere classe du canton d’Aubel,
(et de ceux de Hannut, Waremme et Landen) n’avaient pas Et& envoy&s
par les agents municipaux, si bien qu’ä Aubel apparurent les commissai-
res spe&ciaux Wadeleux et Danin.
7A
A la fin du mois de nivöse (janvier 1799), ils avaient rempli leur täche
pour les conscrits de premi@re classe et furent avertis qu’outre les 10
hommes de troupe qui avaient d&jä ete mis ä leur disposition, ils pour-
raient disposer des brigades de Herve, Henri-Chapelle et de celle d’ Aubel
pour l’arrestation des conscrits refractaires. En effet, aucun ne s’&tant
rendu malgre les proclamations faites dans les villages, l’autorit& depar-
tementale enjoignait d&sormais de saisir les refractaires de nuit en ne
prevenant les gendarmes du but de la mission qu’ä la derni&re minute.
Le secret ne put &tre garde et 1l’imminence d’une visite nocturne au do-
micile des conscrits se repandit a travers le canton.
Le commissaire special Parmentier, d&p&che dans le canton, se trou-
vait le 20 pluviöse (8 f&vrier 1799) ä midi au chäteau de la Commande-
rie ä Fouron St Pierre en compagnie de Nicolaye, maire d’Aubel. Ce
dernier le mit au courant d’un projet de conjuration dont il detenait quel-
ques details. Parmentier les a consign€s dans son rapport (24): „Depuis
quelques jours, il y a un rassemblement chez un nomme Jacob Smetz,
ancien soldat autrichien, dans une maison isolege de la commune de
Teuven (25).
Parmentier cite aussi le fait que Smetz enrölait surtout des conscrits
refractaires. La re£bellion devait &clater incessamment , le rassemblement
devant avoir lieu sur les hauteurs d’,,Aubesinnick“ (26). Parmentier con-
tinue son rapport comme suit: „Au signal de 4 coups de fusils qui devai-
ent se repeter sur differents points, les brigands devaient se reunir, le
motif de leur revolte Etant la conscription militaire et l’enle&vement des
pretres insermentes.“
L’agent Reul de Teuven et l’adjoint de Hombourg, GrE&goire, devaient
Etre les premi@res victimes de la r£bellion parce qu’ils avaient fourni les
noms et adresse des conscrits et suspects. Aubel devait &tre pour les cons-
crits et r&volt&s le but ä atteindre, afın d’y massacrer les autorit6s et les
prötres asserment&s puis de proc&der au pillage des habitations des bour-
geois.
Nicolaye, qui a fourni ces renseignements a Parmentier craint pour
son bourg dont la population redoute l’arrivee de ces „brigands“ et avait
organise une „garde bourgeoise“,
Fort de ces renseignements, Parmentier pre&cise qu’il fait appel aux
brigades de Henri-Chapelle et Herve pour un prompt secours.
Deux strategies se sont alors oppos&es: Fallait-il organiser la d&fense
d’Aubel ou attaquer les conjur&s sur leur lieu de rassemblement? Le bri-
gadier pref&ra cette derni&re solution pourtant tres hardie, car le nombre
BB
de ses hommes ne serait de toute facon pas comparable ä celui des con-
jures, meme si l’armement &tait meilleur. La brigade de Henri-Chapelle
arriva assez rapidement mais celle de Herve, &videmment plus Eloignee
tarda au point que l’impatience finit par l’emporter et que les 12 hom-
mes de cavalerie et les 8 d’infanterie partirent sans attendre le renfort
hervien qui se presenta vers 22 h 15 avec 5 hussards. Parmentier leur
donna le lieu de rendez-vous et le mot d’ordre de ralliement: „Guerre
aux brigands-tue tout“. Ce furent donc 28 hommes qui devaient affron-
ter les „brigands“‘.
De l’autre cöte, le rapport de Joris, signale que: „A Heyenrath, sous
Slenaeken, canton de Wittem, departement de la Meuse Inferieure, ä la
petite maison occupee par M. Rutten, est entre le 20 ä 11h du soir une
multitude de gens, tous de mauvaise mine, venant de Mechelen et Galoppe
(Gulpen). Ils ont bu en un instant 9 pots de genievre et de lä se sont
portes sur Aubel.“
Joris, qui tient ä faire porter le chapeau de la conjuration aux cantons
voisins du sien signale que dans le canton de Wittem, „70 personnes
‚sont absentes depuis le 20“ (date de la conjuration) . „C’est dans ces
cantons que les brigands tues et prisonniers fre&quentaient ...“
Les conjur&s venant de Wittem, Epen, Slenaeken, Mechelen firent route
vers le Bois Rouge oU ils esperaient rencontrer ceux venant des bans de
Walhorn et Limbourg et des localit&s de Hombourg, Sippenaeken,
Montzen, Moresnet, RE&mersdael et Teuven ainsi que ceux de Fouron St
Martin, Fouron St Pierre et Fouron le Comte.
La troupe francaise, sous les ordres du commandant de la brigade de
Herve, Bouge, tomba sur l’avant-garde des rebelles ä une demi-heure de
marche d’Aubel (vers le hameau de Hagelstein-Magnebois). Quelques
prisonniers furent captur&s et ramen&€s dans la maison du brigadier de
gendarmerie ä Aubel. Les prisonniers possedaient des armes modernes
et des munitions ainsi qu’une bafonnette. Immediatement commenca leur
interrogatoire, mais ils ne voulaient rien dire et, ajoute Parmentier, «{ls
ne parlaient que ‚flamand‘» (18). Il fut ensuite convaincu qu’il ne s’agis-
sait que d’une avant-garde. Il craignait en fait d’&tre pris ä revers par la
route de Hombourg ol il n’y avait aucune defense. Neanmoins, avec les
moyens de locomotion de 1’Epoque cette crainte Etait peu fondee car
venir du Bois Rouge via Merckhof serait un trop long detour. Il appr&-
hendait en fait qu’une partie de la troupe se soit directement rendue des
villages situes plus ä l’est vers Aubel sans passer par le lieu de ralliement
du Bois Rouge.
74
Le r&cit de la bataille rapporte a Parmentier par la troupe continue:
„La brigade de Herve etant arrivee et ayant rejoint le premier deta-
chement ä Vl’endroit ol l’on avait arrete l’avant-garde des brigands, le
commandant Bouge de la brigade de Herve prit le commandement de
notre petite armee et marcha sur le Bois-Rouge et Zenick. Minuit son-
nant ä Teuven, 3 coups de fusils se firent entendre au lieu indique par le
Jjuge de paix. On marcha sur l’endroit d’oiü Etaient venus ces coups de
feu mais, ayant Egalement entendu tirer de differents points, et surtout
du cöte d’Aubel, on s’arreta pour deliberer. Si on ne retrogradait pas on
risquait d’Etre attaque ä Aubel, massacre et prive de nos prisonniers
(27). Le commandant demanda un hussard de bonne volonte pour aller
ä la decouverte avec lui avant de se retirer et, ä peu de distance, il aper-'
cut un rassemblement d’‘environ 50 ä 60 hommes qui marchaient vers Iui
et qui Iui parurent armes de differentes manieres. Ayant crie qui vive, on
Iui repondit: „c’est nous, approchez!“ (28). Ayant reconnu que c’etait
un rassemblement arme, il lächa, ainsi que le hussard, des coups de feu
et se replia sur la troupe ä qui il annonca la decouverte. On marcha
dessus sans que les rebelles ne s’attendent ä trouver une force impor-
tante. Ils n’avaient sans doute pas, dans les tenebres, distingue que ce
fut des militaires et continuaient leur marche sur Aubel. Il se trouverent
face ä face et le commandant Bouge commanda feu. La cavalerie char-
gea, mais malheureusement il y avait des bois des deux cötes (29) et les
revolteEs se disperserent en sorte qu’on ne put faire qu’un seul prison-
nier, mais vu la proximit€ ol on etait lorsqu’on fit feu, il doit y avoir
beaucoup de blesses. Ils m’assurerent en avoir sabre plusieurs mais qu’ils
leur avaient Echappe et deux minutes plus tard, il ne virent ni n’entendi-
rent plus rien. Ils garrotterent leur prisonnier et retrograderent sur Aubel
dans le plus grand silence et ä quelque distance du lieu ou s’&tait passee
cette affaire, ils virent venir quelque chose et firent marcher l’infanterie
pour ainsi dire ä quatre pattes. Il virent que c’etait une voiture; ayant
reconnu que c’Etait un second peloton de brigands armes, ils crierent
„qui vive“; il leur fut repondu „France.“ L’infanterie fit un feu de pelo-
ton qui ne fit qu’un seul coup et on en vit tomber plusieurs ä la clarte du
feu . La cavalerie chargea. 8 ä 9 devaient etre rest&s sur le champs dont
le prisonnier qu'ils ramenaient, car il avait cherche ä s’&vader. On fit un
prisonnier qu’on ramena. Le reste se dispersa dans les bois mais pres-
que tous devaient Etre blesses soit par le feu soit par sabre. La cavalerie
chargea dans le bois sur la place ou s’Etaient rassembles 20 ä 30 hom-
mes armes de serpes, faux, fusils, pistolets.“
75
Enfin les hommes r£&apparurent ä Aubel en criant „victoire“ et „Nous
les avons rencontres et au moins 7 ä 10 brigands sont rest&s sur le champs
de bataille‘. Aucune perte n’est a de&plorer du cöt€ des republicains qui
ont capture, outre l’avant-garde, un prisonnier et des armes ä feu nom-
breuses et neuves.
Le lendemain matin, Parmentier s’est rendu sur place et trouva 3 morts
seulement. Il s’agissait de Jacob Smetz, l’ancien soldat autrichien chez
qui la conjuration avait &t& fomentee, Radermecker, ancien receveur et
garde forestier de Hombourg, et Bauer d’Epen (Meuse Inf&rieure) mais
des traces de sang laissaient clairement apparaitre qu’on avait transporte
des bless6s. Il en trouva un dans une maison voisine. La proprietaire lui
en d&nonca un autre cache dans un grenier. Selon A. Minder (30) et G.
Grondal (31) ces deux prisonniers succomberent ä leurs blessures.
Sur le terrain, les Francais trouverent des fusils, des baionnettes, des
paquets de cartouches, des couteaux ä gaine, des fourches, des chape-
lets, des crucifix et des reliques, ce qui montre ä souhait que bon nombre
de conjures en avaient fait une croisade contre l’impiete. Dans un cour-
rier a Dudillon, Danin est tres satisfait de l’operation en Etant convaincu
d’avoir detruit le noyau de la r&volte et retabli la quietude dans le canton.
Il considere aussi que les rebelles n’avaient aucun encadrement et avan-
caient en masse sans Eclaireurs.
En r&alite, les Francais n’ont rencontre qu’une partie des insurg&s car
les coups de feu ont Evidemment mis les diff&rents autres groupes en
fuite, en profitant de l’obscurite. Ils provenaient en fait non seulement
du canton d’ Aubel et des cantons voisins de Dalhem (Fourons) et Wittem,
mais aussi des cantons de Limbourg et Walhorn. Les Francais estimerent
les conjur&s ä une centaine. A 1’&vidence, leur nombre atteignait plu-
sieurs centaines que les Francais ne virent point, alors qu’ils avaient en-
tendu leur signal de ralliement de toutes parts. Mais jamais le nombre
n’atteint les 2000 conjures avanc6s par Marcellin Lagarde (32).
Les pretres inserment€es furent &videmment d&sign&s comme inspira-
teurs de la r&volte et m&me comme fournisseurs des armes.
Parmentier signale ainsi: „Quant aux cartouches, nous presumons
qu’elles ont te faites par le cure de Hombourg, pretre insermente, nomme
Mambourg (14), que nous esperons prendre au premier jour d’apres les
renseignements qu’on nous a promis. Ces cartouches etaient de la meme
poudre et du meme calibre que celles que les gendarmes ont trouve chez
[ui lorsqu’ils ont fait la visite et sur les brigands qu’ils ont fait prison-
niers“.
76
Afin de punir la r&volte, l’administration centrale decreta le 22 plu-
viöse (11 feEvrier) l’etat de siege dans le canton d’Aubel, l’envoi d’une
force armee suffisante pour de&sarmer le canton, y assurer la tranquillite
et l’ex&cution des lois sur la conscription, sur le recouvrement des im-
pöts, sur la police exterieure des cultes, et pour proc&der ä l’arrestation
des pretres inserment&s.
Jusqu’ä 1’accomplissement de ces mesures, chaque commune du can-
ton devra fournir 3 otages dans les familles les plus influentes et les plus
riches. Un commissaire civil (Parmentier) est d&signe ä charge du can-
ton pour veiller aux tableaux de la conscription et pour se renseigner sur
la conduite qu’ont tenue les fonetionnaires publics du canton.
Les otages arr@t€s furent: L. Meesen, (Fouron St Martin) , H. Cuvelier”
d’Aubin-Neufchäteau, J. Delhez, agent municipal, N. Monami , ex-per-
cepteur et cultivateur et G.M. Somja, cultivateur de Jul&mont, J.J.
Fabritius, Lejeune et J. Schiervel de Fouron St Pierre, J.J. Jonas et G.R.
Janssens de Fouron St Martin, J.N. de Coulons, homme de loi , M.L.
Demonty, agent municipal , H. Franck, et J. Otten de Clermont, J.W.
Brandt de Teuven, W. Lenoir de Hombourg, J. Th. Stassens cultivateur
et G. Mertens n&gociant a Aubel.
On remarquera que le recrutement d’otages est loin de respecter les
dispositions de l’arre&t& de&partemental exigeant 3 otages par commune.
Assez curieusement aussi les communes du sud du canton (Clermont,
Jule&mont) sont plus sollicit&es que celles du nord dont provenaient pour-
tant la majorit& des conjur6s... Les otages logerent dans 1’6glise St Jean
en Isle ä Liege puis ils purent choisir leur lieu de r&sidence et s’install@-
rent ä l’auberge „Le canal de Louvain“.
Dans le canton, Parmentier &crit le 25 pluviöse a L. Bassenge que les
brigands se sont partage&s en deux bandes dont l’une doit s’&tre retirce au
canton de Wittem et l’autre dans celui de Walhorn. Ce dernier d&pendant
du m&me departement, le general Micas y est envoy€ avec un detache-
ment militaire „pour assurer la tranquillite du canton et öter aux revol-
t&s tout moyen de subsistance et de ralliement“.
En m6me temps, les administrations centrales des d&partements de la
Meuse Infe&rieure et de la Roer sont invites ä rechercher activement dans
les bois les insurg6s qui s’y seraient refugi6es.
Le 26 et le 27 pluviöse, les autorit&s procedent au de&sarmement du
canton mais Danin ecrit ä Dudillon: „Cela n’a produit que peu d’ar-
mes; il en reste encore, je pense, beaucoup de cachees et des meilleu-
TEST
2
Dans ce pays tout le monde chasse et il y a de bien belles armes. Mais
on a eu soin de les cacher.“
Parmentier reconnait aussi la lenteur de la r&colte des armes mais sou-
ligne le calme qui re&gne de&sormais dans le canton.
Il &crit aussi qu’il enverra prochainement les P.V. de descente des
cloches et de la disparition des signes exterieurs du culte. Il demande ol
amener les cloches.
La chasse aux pretres inserment€s continue et les contributions ren-
trent normalement.
Les six prisonniers qui ont te pris les armes ä la main devaient partir
pour Liege ä la Prison St L6onard. L’un d’entre eux, le domestique de
Jacques Otten, un des fermiers de la famille de Man, succomba ä Herve
des suites de ses blessures.
Les 5 autres passerent devant le Conseil de Guerre, place St Jean ä
Liege, le 7 avril 1799. L’un d’eux fut acquitte et les 4 autres condamn&s
ä mort et ex&cutes militairement derriere la porte du rempart St L&onard.
C’&taient Michel de Sippenaeken, Nissen de Hombourg, Reep de Lontzen
et Stassen d’Aubel.
Les otages rentrerent le 22 f&vrier et 1’etat de siege fut leve mais la
troupe du g&neral Micas resta et prit ses quartiers dans les familles des
conscrits absents. Une proclamation publique fit savoir que ceux qui
n’auraient pas rejoint leur drapeau dans un delai determine seraient ins-
crits sur la liste des &migr6s et les biens de leurs parents s&questr&s con-
form&ment ä la loi .
Du bruit jusqu’ä Paris
L’affaire monta jusqu’ä Paris. En effet, quelques jours plus tard, le
ministre de 1’Interieur &crit ä Bassenge: „Citoyen, la revolte que votre
lettre du 22 pluviöse annonce avoir eclate dans la nuit du 20 au 21 dans
le canton d’Aubel doit vous engager ä redoubler de surveillance sur ce
point du departement mais j’ai lieu de m’E&tonner que vous vous SOyEZ
pas empresse de provoquer la destitution des agents et des adjoints ne-
gligents, aussitöt que vous avez vu leur refus d’executer les lois sur la
conscription... Je vous engage ä requerir l’administration municipale
du canton d’Aubel et ä me faire connaitre pourquoi le chef-lieu n’a ni
agent ni adjoint.“
Trois semaines plus tard, le nouveau ministre Duval fe£licite Bassenge
du retablissement de la tranquillit& mais il y eut encore des d&sordres
dans plusieurs cantons en juin et juillet 1799.
78
Une troupe de 32 hommes sillonna le departement et signala le 21
messidor que l’arbre de la libert& avait &t& abattu dans les communes de
Charneux et Walhorn. Ces communes furent mises en &tat de si&ge par le
general Beguinot, commandant en chef des 9 d&partements de la Belgique.
Dans le d&partement de 1’Ourthe, la population se prononcait de plus
en plus contre le r&gime et se r&jouissait des succe&s emport6s par la
seconde coalition contre la France. Le 20 juillet, Bassenge &crit au
Ministre de la Police: „Des 36 cantons de notre departement, 19 formes
des ci-devants pays de Liege et de Stavelot sont en general animes d’un
bon esprit. La libert€, la Republique y ont des amis nombreux et sürs, les
17 autres, formes des communes des ci-devants provinces autrichiennes
de Limbourg, de Luxembourg et de Brabant offrent des sentiments bien‘
contraires. On y regrette ouvertement l’ancien regime, la superstition et
le fanatisme y inspirent une haine tres vive contre les lois et les institutions
republicaines, haine que les revers momentanes de nos braves defenseurs
mettent en Evidence d’une maniere scandaleuse. Les rapports que je recois
de ces differents cantons m’annoncent qu’on y compte avec assurance
sur la prochaine arrivee des Autrichiens. Cette pensee aussi folle que
criminelle y entrave d’une maniere sensible l’execution des lois. Les
patriotes que ces cantons renferment et les fonctionnaires publics sont
intimides par l’audace qu’il inspire ä la multitude.“
Une nouvelle conscription fut d&cretee le 17 avril 1799 et suscita de
Nouveaux mE&contentements. Dans le d&partement de 1’Ourthe, seules
les villes fournirent le contingent exige. La desertion sevissait tant dans
la levee 1798 que 1799.
Le coup d’&tat du 30 prairial an VII (19 juin 1799) modera la direction
du Directoire et Bassenge fut force de c&der la place ä Hauzeur Simonon
qui calma la pers&cution religieuse afin de rallier les esprits A la
Republique.
Le 18 brumaire an VIII (8 novembre 1799), Napoleon renversa le
Directoire et rapporta peu ä peu les mesures de pers&cution religieuse
prises par celui-ci, Eliminant ainsi une des deux causes majeures du
soule&vement des paysans de chez nous.
Conclusion
Tel fut l’&pisode tragique de la „Guerre des Paysans“ dans notre contree,
le premier soul&vement arm6& veritablement populaire qu’on y enregistra.
En effet, jamais auparavant les populations rurales n’avaient pris les armes
de facon aussi spontan&e contre 1’autorite. Cela tenait &videmment ä la
5
nature du nouveau regime qui ne se contentait pas de l’occupation du
territoire mais voulait en sus organiser ä sa mani@re la facon de vivre et
de penser de la population. Le manque d’organisation de la conjuration
et l’inexperience des choses de la guerre qui la caracterisent ainsi que le
rapport de force disproportionne n’en rendent que plus profond le carac-
tere veritablement populaire de la r&volte que les outrances du nouveau
regime en mati@re religieuse, fiscale et de conscription militaire avaient
port& ä son exasperation. Cette page m&connue de !’histoire regionale
meritait manifestement un salut ä l’occasion de ce 200&me anniversaire.
Sources et remarques
(1) Du möeme auteur/Vom selben Autor; Im GÖHLTAL, Ausgabe 14, Seite 49-56 “Die
Verschwörung im „Roten Busch‘ zu Remersdael, i. J. 1799, Eine Episode aus dem
limburgischen Bauernkrieg‘“
(2) En Pays flamand quelques manifestations dont une de grande envergure avec 2.000
figurants a Turnhout ont && organisees pour comm&morer ce bicentenaire du
„Boerenkrijg“ qui a marque particuli&rement certains cantons campinois.
(3) H. Pirenne, „Histoire de Belgique“, T. III, p 314 ( recueil des arr&&s du Comite de
Salut Public.)
(4) Ibidem , pp 315 et suivantes
(5) Ibidem , pp 338 et suivantes
(6) Ibidem , pp 344 et suivantes
(7) A.L.E. Fonds Francais, Prefecture, Liasse 65, Dossier des communes du canton
d’Aubel
(8) Ce „Pleyerbosch“ est situe ä la limite de Hombourg, Sippenaeken et Remersdael.
(9) On notera ici que la suppression des anciennes limites administratives pourtant d&-
cret6e le 31 aoüt n’est pas encore d’application en octobre 1795, puisque le terme
„Limbourg“ a encore cours. „Limbourgeois“ signifie pour les Francais „habitant de
l’ancien duch€ de Limbourg“ pratiquant le dialecte Limbourgeois, une des compo-
santes du Francique Rh&no-Mosan.
(10) Fonds Francais, Prefecture, Liasse 325-326
(11) A.L.E. Fonds Francais, Prefecture, Liasse 257. Pieces concernant le canton d’Aubel
(12) Les „Brabangons“ sont en fait les insurg&s qui s6vissaient dans le Brabant Flamand
(Dyle)
(13) Son successeur Joris qui aura ä gerer les &venements est beaucoup moins prolixe
dans ses rapports et ne relate rien de particulier dans son canton,; Il „ferme les
yeux*,
(14) II s’agit du cur& Joseph Mambourg nomm&€ a Hombourg en 1778 . Son nom figure
sur la liste des pretres du d&partement de 1’Ourthe condamn6&s ä la d&portation par
l’arr&te du 4 novembre 1798 . II Etait particulierement instruit et fut maintenu apr&es
le concordat. Il r&silia ses fonctions en 1837, partagea ses biens aux pauvres et
mourut äg€ de 91 ans, en 1843. (H. Kohl, inedit sur Hombourg).
(15) A.E.L. Fonds Francais, Prefecture, liasse 326 (fin, canton d’ Aubel), Les r&voltes de
V’An VIL
80
(16) Les responsables locaux francais affectaient une propension A rejeter sur les respon-
sables de de£partements voisins la responsabilite des troubles se deroulant
chez eux. Aix &Etait aussi sous regime francais mais, il est vrai, dans un certain Etat
d’instabilit& car cette ville abritait dans l’anonymat urbain un certain nombre d’an-
ciens militaires et partisans de l’ancien regime.
(17) A.E.L. Fonds Francais, Prefecture, liasse 325.
(18) Pour Dudillon et la plupart des Francais, Etaient catalogu&s comme „flamands“ tous
ceux qui ne parlaient pas le francais. II s’agissait en fait de ceux qui ne savaient
s’exprimer que dans le dialecte francique rh&no-mosan local.
(19) A.E.L. Fonds Francais, Prefecture , liasse 257.
(20) Föte officielle instaur&e par le r&gime francais dans les campagnes.
(21) A.E.L. Fond Francais, Prefecture, liasse 65, Pi&ces sur le canton d’Aubel.
(22) Cette question de l’attribution de bois de chauffage aux indigents de toute 1a com-
mune ou aux seuls habitants de REmersdael divisera les localit&s de Hombourg et
ReEmersdael pendant 50 ans encore. Hombourg avait vendu ses bois pour acquitter'
des charges publiques. Cette question fut une des causes de la s¶tion de
Remersdael de Hombourg en 1853.
(23) Recit publie en 1906 par l’&crivain wallon Jules Leruth de Herve,
(24) Fonds Francais, Prefecture, Liasse 326, (fin, Canton d’Aubel).
(25) Cette description ne permet &videmment pas de localiser la maison Smetz mais elle
permet en tous cas de refuter 1’alle&gation de Marcellin Lagarde qui affirme que la
conjuration se tramait ä l’importante ferme de Strouvenbosch, situge sur Fouron St
Martin, de l’autre cöt€ du „Bois Rouge”.
(26) Les hauteurs dits „Aubesinnick“ (Obsinnich) sont constituges d’un vaste plateau de
champs et prairies assez planes, sans bosquets ni habitations, ä la limite de R&mersdael
et Teuven, a moins d’un kilometre du Bois Rouge.
(27) La troupe francaise devait se trouver ä ce moment sur les hauteurs de Remersdael, ä
proximite du Bois Rouge, avec probablement des bandes de conjur&s de diff&rents
cöÖtEs, ce qui permet de penser que la jonction des diff&rentes troupes de conjur6&s
n’a pu s’op&rer.
(28) Cet Episode est difficile A croire, car si la troupe francaise a crie „qui vive“ en fran-
cais, alors que les insurg&s ne connaissaient que le dialecte local, il est &vident qu’ils
n’auront pas r£pondu „c’est nous, approchez‘“, a moins qu’ils n’aient cru ä l’arrivee
d’insurg6s des villages wallons.
(29) A d&faut d’endroit ol se trouveraient deux bois rapproch6s ayant permis la fuite des
insurg&s, on peut penser qu’en r&Ealit€ les Francais et les conjur&s se sont trouv6s sur
le chemin de Hagelstein ä La Planck qui &tait d&jä un chemin principal traversant le
Bois Rouge aprös l’avoir longe. Dans ce cas, la rencontre se trouve en fait A la limite
de REmersdael, Teuven et Fouron St Martin.
(30) Arthur MINDER, „Un &pisode de la Guerre des Paysans“, (Bull S.V.A.H. N° 34)
paru dans le Journal d’Aubel des 6, 13, 20, 27 novembre et 4 d&cembre 1998).
(31) Guillaume GRONDAL „Notices historiques sur R&mersdael”, (1953), p. 62 A 67.
(32) Marcellin LAGARDE , „Histoire du Duche de Limbourg‘ (cit& par G. GRONDAL,
voir (31).
81
A Karnevals = Schlager
AAN 1952 - 1953
KA
a 3) LH AMLDON TO FÜRSTEN DSTESH DIE
JE erutgegäve van der Klub
«LES SANS SOUCIS»
E Montze es hüj Karneval
(Marsch)
COUPLET
Hüj hand vör osse Dag
Hüj knap vör noch va Lag
Montze klavert open stöhl
Denn wä sech net verstellt
Än hüj ens lache wellt
Ess dovör noch lang net döhl
Ens op dat ganze Johr
Dat ess doch jeng Jevohr
Dat ess jederenge klor
Wäede vör och dovör net betalt
Seng vör doch dat et schalt
REFRAIN
E Montze ess hüj Karneval
Dat merkt me överal
Dä Griesgram mot
Doch endlech vut
Dröm kom vör hüj erut
Än wä dat emol metjemakt
Däm hat dat jauw jepakt
Wäet vör och jäk dat ess ejahl (1)
Hüj ess doch Karneval (Bis) (1)
(1) Könt da dä Jäk de Strot eraf
(1) Da grösst em met Alaaf.
82
Der Abbau der Blei- und Zink-Erzlagerstätten
im Nordosten der Provinz Lüttich
(früheres Herzogtum Limburg)
insbesondere seitens der A.G. "'Vieille Montagne'' (*)
von Firmin PAUQUET
1. Geschichtlicher Überblick
Die seit ihrer Gründung am 24. Mai 1837 bis zu ihrer Einverleibung
in die "Union Miniere" am 13. Mai 1992 weltweit bekannte A.G. "des
Mines et Fonderies de Zinc de la Vieille Montagne" (Zinkbergwerke
und -hütten des Altenberges) erhielt ihre Benennung vom und fand ihren
Ursprung beim Galmeigrubenfeld des Altenberges (bei Aachen) im
Nordosten des damals französischen Ourthedepartements.
Dieses 8200 ha große Grubenfeld wird durch Konsularerlaß vom 23.
Germinal des Jahres IX der französischen Republik (13. April 1801)
gegründet und durch kaiserliches Dekret vom 30. Ventöse des Jahres
XMI (21. März 1805) abgegrenzt. Den Zuschlag der Konzession gibt der
Präfekt des Ourthedepartements am 26. Frimaire des Jahres XIV (17.
Dezember 1805) dem Lütticher Chemiker Jean Jacques Daniel DONY,
einem ehemaligem Kanoniker des Lütticher St. Peter-Stiftes.
Ein kaiserliches Dekret vom 24. März 1806 bestätigt diesen Zuschlag.
Gegründet wurde das Grubenfeld, um eine bessere Nutzung des
Nationalen Bergwerkbetriebes des Altenberges im ehemaligen Herzogtum
Limburg zu sichern. Die französische Republik hatte das Bergwerk von
der habsburgischen Domänenverwaltung im Herzogtum Limburg nach
der Annexion der südlichen Niederlande geerbt: Besetzung des
Herzogtums Limburg im September 1794, einseitige Annexion durch
Konventdekret vom 9. Vend&miaire des Jahres IV (1. Oktober 1795),
vorläufiger Vertrag von Leoben (Steiermark) vom 18. April 1797,
Friedensverträge von Campo Formio (Venetien) mit dem Hause
Habsburg, am 17. Oktober 1797, und von Luneville (Lothringen) mit
dem Reich, am 9. Februar 1801.
(*) Dieser Aufsatz erschien in französischer Sprache in verkürzter Form in "Le patrimoine
industriel de Wallonie", S. 384-390, Lüttich, Perron, 1994, 539 S. und im "Bulletin
de 1a Commission Royale des Monuments, Sites et Fouilles", Ausgabe 15, S. 123-138,
Lüttich, 1995, 147 S.
83
Durch eine Verordnung vom 6. Januar 1469 hatte Herzog Karl der
Kühne von Burgund als Herzog von Brabant-Limburg das Monopol der
Förderung aller limburgischen Galmeibergwerke zugunsten des
herzoglichen Schatzamtes eingeführt ("alle die calminbergen binnen
zynde lande van Lymborgh gelegen").
Unter diesen Erzlagerstätten (montaignes oder cuylen: Berge oder
Gruben bzw. Kuhlen) ist der Kelmisberg oder Altenberg, den die Aachener
abzubauen pflegten, ("den alden kelmenberghe, dar die van Aken inne
plagen te greven") bei weitem die reichhaltigste. Aufgrund seines
beanspruchten Bergregals hat der Vater Karls, Herzog Philipp der Gute,
das Bergwerk 1439 beschlagnahmt: "Niemand ist es erlaubt zu graben,
um Erz zu gewinnen, ohne Genehmigung des Landesherrn". Seitdem
wird das Bergwerk zugunsten der herzoglichen Domänenverwaltung ent-
weder verpachtet oder in eigener Regie betrieben. Die Regie wird zuerst
1611 bis 1628 eingeführt, dann von 1649 bis 1700 und endlich von 1730
bis zum Ende des "Ancien Regime" 1794.
Davor ist der Abbau zugunsten der Reichsstadt Aachen mindestens
seit 1344 belegt. In diesem Jahr werden in den Rechnungen der Stadt
Ausgaben gebucht, die wegen Streitigkeiten mit den limburgischen
Beamten bezüglich des Galmeiberges, "apud kalomynam”", entstanden
sind. Da der Ortsname des bei dem Bergwerk sich entwickelnden Weilers,
Kelmis, unter der Schreibform "kelms" in einer Urkunde aus dem Jahre
1280 belegt ist, mag wohl auch die Erzlagerstätte bekannt und
höchstwahrscheinlich im Abbau gewesen sein.
Ob aber der berühmte Passus bei Plinius dem Älteren (23-79) in seiner
"Historia naturalis", Buch XXXIV, Kapitel 2, in welchem er über die
Entdeckung des Galmeis, "cadmiam”", in der Provinz Germania berichtet,
auf den Altenberg zu beziehen ist, wie dies manchmal seit Ende des 18.
Jhs. behauptet wird, bleibt sehr fraglich. Es wurden hier niemals Spuren
aus der Römerzeit festgestellt, wie in der Stolberger Gegend, u. a. am
Breiniger Berg und bei der Römersiedlung "Gratiniacum", Gressenich.
Dagegen kann die Toponymie uns für die Altersbestimmung des
hiesigen Bergbaus behilflich sein. Laut Dr. W. Haubrichs, Professor der
Germanistik an der Universität des Saarlandes, den ich befragte, scheint
folgende Rekonstruktion für den Ortsnamen Kelmis annehmbar: Das
romanische Toponym "*Cal(a)minis", d.h. "bei den Galmeisteinen”, wird
von den Germanen in der Form "*Kelminis" mit dem althochdeutschen
Umlaut des "a" vor folgendem "i" übernommen. Folglich muß der Orts-
name "Kelmis" aus seinem romanischen Vorgänger spätestens im 8. Jh.
84
übernommen worden sein, weil er den in dieses Jahrhundert
anzusetzenden Umlaut aufweist. Dieser philologische Exkurs ermöglicht
es, den Abbau am Altenberg in der karolingischen Zeit anzunehmen.
Damals war Aachen die Hauptresidenz des Frankenkönigs und (ab 800)
römischen Kaisers Karl. Die damals in Aachen gegossenen Gitter des
oberen Oktogons der Pfalzkapelle bestehen immerhin aus zinkhaltiger
(ca . 3,5%) Bronze.
Die ca. 20 anderen abgebauten limburgischen Galmeilagerstätten
befinden sich im sogenannten Eisenhut, d. h. im oxydierten oberen Teil
sulfidischer Gänge und Stöcke aus Zinkblende (ZnS), Bleiglanz (PbS)
und Eisenkies (FeS2). Diese Lagerstätten werden in brabantischer (1288-
1394) und vor allem in burgundischer Zeit (1394-1482) gewonnen, aber *
aufgegeben, sobald der in oberer Teufe vorherrschende Galmei abgebaut
ist. Die Zinkblende konnte damals kaum benutzt werden. Gruben, wo
Bleiglanz vorherrschte, wurden wohl wegen der Bleigewinnung weiter
abgebaut.
Im 18. Jh. sind einige seit langem verlassene Galmeigruben (Rabotrath,
Merols, Grünstraße) wieder in Betrieb genommen worden, die meisten
aber erst von 1845 bis 1939 seitens der A.G. "Vieille Montagne",
besonders nachdem der Aachener Apotheker Friedrich Wilhelm
Hasenclever um 1855 das moderne Röstverfahren der Zinkblenden
entwickelt hatte. Einige der abgebauten Eisenhüte befinden sich außerhalb
des späteren Konzessionsfeldes der "Vieille Montagne”", so die 1485
erwähnte Grube "Mynbach" (Membach), die am 13. August 1824
Zentrum des Membacher Konzessionsfeldes wird. Die 1485 bzw. 1477
erwähnten Gruben Brandenberg und Merols befinden sich im Bereich
der späteren Konzession "Constantia", die durch preußische Verordnung
vom 9. April 1840 erteilt wird.
Die wirtschaftliche Bedeutung des erst 1884 erschöpften Altenberges
führte 1816 zum Streit zwischen Preußen und den Niederlanden-Belgien
bei der Festlegung ihrer gemeinsamen Grenze. Da die beiden Mächte
sich nicht einigen konnten, wurde ein 344 ha großes Dreieck der bis
dahin französischen Bürgermeistereien Gemmenich und Moresnet (mit
Kelmis) als streitig erklärt und provisorisch unter die gemeinsame
Verwaltung beider Mächte gestellt. Dieses Gebiet sollte auch weder von
der einen noch von der anderen Macht militärisch besetzt werden, also
in diesem Sinne als "neutral" gelten. Dieses Provisorium des "streitigen
Gebiets von Moresnet, genannt Neutral-Moresnet” sollte immerhin über
ein Jahrhundert bestehen bleiben: vom Aachener Grenzvertrag vom 26.
85
Juni 1816 bis zum Versailler Friedensvertrag vom 28. Juni 1919. Durch
das belgische Gesetz vom 15. September 1919 wurde es dann als belgische
Gemeinde "La Calamine (Kalmis)" dem Gerichts- und Wahlkanton Aubel
im Bezirk Verviers der Provinz Lüttich einverleibt. Durch Kgl. Erlaß
vom 12. Oktober 1972 wird der Gemeinde ihr ursprünglicher Name "Kel-
mis" neben der französischen Bezeichnung "La Calamine", zurück-
gegeben.
Im Gegensatz zur Zinkblende (ZnS) konnte Bleiglanz (PbS) wohl im
Mittelalter verwendet werden. Der Rentmeister des Herzogtums Limburg
erwähnt die Bleigrube, "fosse ä plomb", Lantzenberg in der heutigen
Gemeinde Welkenraedt schon in der allerersten Abrechnung der
burgundischen Domänenverwaltung 1388-1390. Bei diesem
Erzvorkommen, das sich im Konzessionsfelde der "Vieille Montagne"
befindet, bildet die Gesellschaft 1848 ihre Unteragentur Welkenraedt mit
den Gruben Saint-Paul, Bruyere, Dickenbusch, Pandour und Witter.
Die ebenfalls 1388 erwähnte Bleigrube Dison mag wohl in einem der
späteren benachbarten Konzessionsfelder, "Corbeau-Tapeu" (25. März
1858) oder "Haute-Saur&ge" (2. April 1858), liegen.
Die 1358 in einer der wenigen überlieferten brabantischen
Abrechnungen erwähnte Bleigrube Bladersberg bzw. Braesberg wird im
Ancien Regime mit Unterbrechungen betrieben. Später entsteht hier die
bedeutende Silber führende Bleigrube Bleyberg. Das Bleyberger
Konzessionsfeld wird am 15. Juni 1828 dem James Cockerill und
Konsorten zuerteilt. Im Jahre 1881 wird die Bleyberger Gesellschaft mit
der "Compagnie francaise des Mines et Usines d'Escombrera" vereinigt
und mit derselben 1919 von der "Societe Miniere et Metallurgique de
Pennaroya" übernommen. Durch Kgl. Erlaß vom 20. September 1919
erhält der Weiler Bleyberg auf Antrag der Einwohner die französische
Bezeichnung "Plombi&res".
2. Galmeitriften
Wo Erzlagerstätten zu Tage treten, werden sie durch besonderen
Pflanzenwuchs gekennzeichnet. In seinem der Kgl. Akademie zu Brüssel
vorgetragenen "Essai sur la constitution g&ognostique de la province de
Liege" (Studie zur Geologie der Provinz Lüttich) macht Davreux schon
1833 darauf aufmerksam. Der Aachener Botaniker Mathias Schwickerath
führt 1931 den Begriff "Galmeitrift" für diese Pflanzengesellschaft ein.
86
Als primäre Galmeitriften kann man solche bezeichnen, die sich auf
ehemaligen Lagerstätten und in ihrer unmittelbaren Nähe entwickeln.
Beispiele dieser Art erkennt man im Naturreservat "Ardenne et Gaume"
links von der Kelmiser Lindenallee in Richtung Ortskern auf der
südöstlichen Flanke des ehemaligen Tagebaus des eigentlichen
Altenberges. Eine ähnliche Galmeitrift ist im Eynenburger Wald
anzutreffen, am Rande des aus dem Hornbachtal (Lontzener Bach) zum
Bauernhof Husent hochziehenden Pfades, Sie entspricht wahrscheinlich
der kleinen 1491-1492 erwähnten Grube Auenberg, wo 1848
Schürfarbeiten durchgeführt wurden. Beim Bauernhof Kelmenberg
unterhalb Rabotrath in den Wiesen auf der Anhöhe südlich des
Fontenesbaches befinden sich noch große Flächen einer weiten *
Galmeitrift, die man durch die ehemalige Karrengracht des Bergwerks
erreicht. Kleinere Galmeitriften dieser Art kennzeichnen die ehemaligen
Schachtplätze der Betriebspunkte Schmalgraf, Mützhagen, Lontzen und
Fossey im Altenberger Grubenfeld.
Sekundärgalmeitriften haben sich auf den neben den früheren
Aufbereitungswerkstätten aufgeschütteten Halden gebildet:
- im sehr ausgedehnten Industriegelände am Bleyberg;
- auf den übriggebliebenen Halden des Altenberges zwischen Lütticher
Straße und dem 1861 aufgestauten Casinoweiher;
- auf der am Ausgang des Oskarstollens entstandenen Halde im
Hornbachtal (Lontzener Bach);
- einige Spuren am Rande der ehemaligen Schlammweiher der
Welkenraedter Unteragentur (Grube Saint-Paul);
- in der Nähe des früheren Betriebes der "S.A. des Mines de Plomb et de
Zinc de Membach" im Membacher Weiler Perkits.
Tertiärgalmeitriften entdeckt man endlich am Ufer verschiedener
Bäche, die Anschwemmungen aus früheren Bergwerksgeländen oder
Halden abgelagert haben, so entlang des Wilcourterbächleins in den
Wiesen des Bauernhofes Dröplen unweit der "Ceramique" in
Welkenraedt, besonders aber an den Göhlufern unterhalb Kelmis bis in
Niederländisch-Limburg hinein, u.a. am unter Landschaftsschutz
stehenden Steinbruch "Heimansgroeve” südlich von Epen auf dem rechten
Ufer der Göhl.
3. Spuren der Tagebaue
Der 36 m tiefe Tagebau des sogenannten Nordlagers des Altenberges
(die Kull) ist seit 1950 wieder vollständig mit Müll und Schutt
88
as SE DU 8) PS
- fs 5 A A TE
Ka 2X ) SR EEE NUN
BA EEE
A A Is T IS 5. 7... AR N
FA | A Mi EZ SE x N } I
= Ö 5 nn 5
& SE
BE 5
m X B Be We F
A A
zn ke CB x
5 Fe ns 85
x we &
Sockel des Förderturms auf Fossey (1993)
Fundamente des Maschinengebäudes der Förder- und Was-
serhaltungsschächte sind in Schmalgraf, Schacht 1 und Schacht II, sowie
in Fossey und Lindengraben erhalten.
N BU A EOS
an La WR Be A can
„Jay WARE SE Sc
a BB mr BEA
AS
RR >,
En an I
= „ } ie
Die Kalzinieröfen in Kelmis i. J. 1950.
89
Am Hauptsitz der Agentur (Neutral-)Moresnet in Kelmis ist die Basis
der noch vor 1850 gebauten Schachtöfen zum Rösten oder Kalzinieren
‚des Stückgalmeis von der Landstraße am oberen Rande des "mestef”
genannten Betriebshofes neben der heutigen SADAR-Garage noch gut
sichtbar. Tritt man in den alten Werkhof hinein, so entdeckt man auch
noch die vier mächtigen Betonpfeiler, auf denen der 42 m lange
Wälzdrehofen lagerte, in welchem 1928-1950 die aus dem Tagebau
wieder herausgeförderten armen Galmeischlämme gebrannt wurden. In
der vom Volke "Giftmühle" genannten Anlage wurde aus diesen Ablage-
rungen, die noch ca 11% Zink enthielten und um 1913 in den alten
Tagebau abgeschüttet worden waren, Zinkweiß, d. h. Zinkoxyd, für die
Farbindustrie gewonnen.
5. Hydraulik
Der ca. 5 ha große Casinoweiher wurde 1861 hinter einem 300 m
langen Erdwall am Zusammenfluß von Tüljebach und Göhl aufgestaut.
Die später angehäuften Halden aus der Aufbereitung überragen nun den
Staudamm, dessen Funktion im Gelände gar nicht mehr wahrgenommen
wird. Der höchstens 5 m tiefe Stauweiher diente als Wasserreservoir für
die 1849 gebaute Aufbereitungsanlage oder Wäsche, in welcher zuerst
| A Ba
5 A 5,
* AO
Eu 4
47 E ä 4 7 A
ng a“ L
A Ds }
8 Ps
IR
Kasinoweiher mit Wehr
90
ausschließlich die immer bedeutender werdenden Galmeierden geläutert
und angereichert wurden. Später diente das Wasser auch zur Aufbereitung
und Scheidung der Sulfiderze (Zink, Blei, Eisenkies), für welche die
"alte" Wäsche teilweise im Laufe der Zeit umgebaut worden war, bis
1900 eine für damalige Verhältnisse hochmoderne "neue" Aufbereitung
entlang der Lütticher Straße eingerichtet wurde. Beim Bau der Stauanlage
mußte das Göhlbett verlegt werden. Der seitdem kanalisierte Bach weist
ein bedeutend steileres Längsprofil mit Bachschnellen auf. Dadurch
wurden auch die alten Gemeindegrenzen von Hergenrath gegen
Preußisch-Moresnet verwischt. Sie laufen heute nicht mehr erkennbar
durch das Haldengelände und sind nur noch auf den Katasterkarten einge-
zeichnet, entsprechend den ehemaligen Bachläufen von Tüljebach und ”
Göhl. Vor einiger Zeit hat der Kelmiser Verkehrsverein die nicht mehr
benutzte Wehr zum Entleeren des Stauweihers äußerlich instand gesetzt.
In Bleyberg ist der Tunnel zu bewundern, durch welchen die Göhl seit
1861 einen mächtigen Sandsteinfelsen des Oberkarbons (Namurstufe)
passiert. Dieser Tunnel wurde gebohrt, um einen weiten Mäander des
Baches abzuschneiden und so einen bedeutenden Wasserfall als
Energiequelle zu gewinnen. Das Göhlwasser ist am Eingang des großen
Tunnels aufgestaut und läuft teilweise durch einen kleineren Tunnel zum
noch bestehenden Teil der Werksanlage, wo es eine Wasserturbine speist,
mit welcher heute noch Strom für die Maschendrahtfabrik erzeugt wird.
Das Abschneiden der Göhlschleife wurde notwendig, um das Eindringen
des Göhlwassers in den klüftigen unterkarbonischen Kalkstein
(Dinantstufe) zu vermeiden, in welchem der Erzlagerkörper sich befindet.
Aus demselben Grund mußte das Göhlbett oberhalb des Tunnels 1865
auch noch kanalisiert und betoniert werden. Im Jahre 1906 wurde die
Betonierung auf eine 4 km lange Strecke ausgedehnt. Am Betriebspunkt
Rabotrath (ca. 1847-1852) der "Vieille Montagne" sind die
Schlammteiche der hier angelegten kleinen Galmeiwäsche am Ufer des
Fontenesbaches in den Wiesen gegenüber dem Bauernhof erkennbar.
6. Förderstollen und Röschen
Folgt man dem Hornbach (Lontzener Bach) bachaufwärts bis zur Halde
mit der schönen seit dem 30. 12. 1983 unter Landschaftschutz stehenden
Galmeitrift, entdeckt man das um 1960 zubetonierte ehemalige Mundloch
des sog. Oskarstollens. Dieser 500 m lange Stollen wurde 1862-1867 im
kalkigen Unterkarbon (Dinantstufe) zum Schacht der Grube Schmalgraf
gebohrt und diente sowohl als Rösche zur Entwässerung, wie auch als
9l
Förderstrecke. Er entsprach der zweittiefsten Sohle der Grube (- 42 m).
Sein Name erinnert an Ingenieur Oskar Bilharz (Sigmaringen 1831 -
Berlin 1911), Grubeninspektor bei der "Vieille Montagne" seit 1859 und
Direktor der (Neutral-)Moresneter Agentur von 1874 bis 1884. Bilharz
war auch Mitglied des Gemeinderates von Neutral-Moresnet von 1861
bis 1864 und von 1869 bis 1879; er fungierte als beigeordneter
Bürgermeister von 1871 bis 1879 und als Bürgermeister von 1882 bis
1884. Die aus zementierten Ziegelsteinen gebaute Einrahmung des
Stollenmundloches trug die Buchstaben V und M oberhalb der Pfeiler
(d. h. "Vieille Montagne") und das Bergbaukennzeichen Schlägel und
Eisen am nachgeahmten Schlußstein. Spuren davon sind noch zu
erkennen.
Ze . EU
. SE ER BA
. ZN £ ) 2
Er ad Se
er a FÜ
en cn En es rn AR a A
Das zubetonierte Mundloch des Oskarstollens (1993)
Im gleichen Tal, nachdem man ca. ein Drittel des Weges nach Eintritt
in den Wald gegangen ist, entdeckt man den Eingang zu einem nicht
zugemauerten Versuchsstollen im gleichen kalkigen Unterkarbon
(Dinantstufe). Dieser Stollen führte wahrscheinlich zur kleinen
Erzlagerstätte Auenberg.
92
Auch wenn man der Göhl von der Hergenrather Mühle bachaufwärts
bis zur Hammermühle folgt, kommt rechts vom Weiler Hammer vor der
Straßensteigung zur Fossey ein weiteres Mundloch eines Stollens zum
Vorschein. Es ist der ca. 1 m vor dem Mundloch zugemauerte 633 m
lange Louisenstollen, der als Rösche und Förderstrecke der Grube Fossey-
Prester-Lindengraben diente. Er wurde 1875 gebohrt und entsprach der -
32 m - Sohle der Grube Lindengraben und der - 34 m - Sohle der Grube
Prester. Sein Name erinnert an Louise Horrie de Beaucaire, die Gattin
des Generaldirektors der "Vieille Montagne", Louis Alexandre Saint Paul
de Sincay (1815-1890).
7. Bahndämme der ehemaligen schmalspurigen Förderbahnen el
Zur Aufbereitung in Preußisch-Moresnet (ab 1919 Neu-Moresnet)
führten schmalspurige Förderbahnen von Schmalgraf ab Oskarstollen
den Honn (Hornbach oder Lontzener Bach) entlang, bzw. von Fossey ab
Louisenstollen die Göhl entlang. Von der ersten sind die Spuren als breiter
Pfad sowohl im Eynenberger Wald, wie auch in den Wiesen oberhalb
der Rochuskapelle sehr gut im Gelände erhalten geblieben. Das
"Bähnche" passierte die Göhl mittels einer eisernen Brücke, wovon die
beiden Betonpfeiler beiderseits des Baches noch bestehen. Von der
zweiten sind die Spuren ebenfalls gut zu erkennen am Wege entlang der
Göhl zwischen Hammer und Hergenrather Mühle und dann bachabwärts
unterhalb der ehemaligen Hergenrather Mühle im Eynenburger Wald bis
zu den großen Halden am Casinoweiher.
8. Halden und Schlackenhalden
Mehrere der oben erwähnten Galmeitriften haben die am Mundloch
der Schächte oder Stollen aufgeworfenen Halden bevölkert. Das ist der
Fall bei den Gruben Schmalgraf, Fossey, Lontzen, Mützhagen, Eselbach
und Oskarstollen. Andere haben sich auf den bei den Aufbereitungsstätten
angehäuften Halden Membach-Perkits, Bleyberg und Casinoweiher
gebildet.
Eine große Schlackenhalde aus Schlacken der ehemaligen Bleiöfen
bestand noch vor kurzem in Bleyberg. Sie diente lange zur Gewinnung
von Wegeschotter. Leider wurde sie durch die Bleyberger
Gemeindeverwaltung gänzlich abgetragen und das Gelände mit
Muttererde zur Anlegung eines Parks total umgestaltet. Eine andere
Lösung, die mindestens Spuren der alten Hütte auch in diesem Teil des
Industriegeländes bewahrt hätte, wäre der reichen bergbau- und
93
hüttenmännischen Vergangenheit unseres Göhlgebietes eher angepaßt
gewesen.
SA ANNE
BR
BO
0 * I
® 2 Yo Da a N
A A an BE
A A A
YO ZA
Ben A ES * a =
? DE SO
" SR En {A BEER
Ken
Resthalde der Erzwäsche in Neu-Moresnet (1993)
In Kelmis bleiben wohl noch einige Spuren der großen ab 1928
entstandenen Schlackenhalde der Zinkoxydfabrik unterhalb des neuen
Gemeindeparks "Kull" hinter der SADAR-Garage erhalten. Hier wurde
die Schlackenhalde zum größten Teil ab 1950 vom Welkenraedter
Unternehmen Xhonneux zur Herstellung von Baukunststeinen
abgetragen.
In Bleyberg sind Stützmauerreste erhalten geblieben, die aus
zylindrischen Tiegeln der Öfen gebaut wurden.
9. Wiederverwendete Industriegebäude
In Kelmis haben verschiedene Industriegebäude als Lager
Wiederverwendung gefunden oder sind sogar zu Wohnungen umgebaut
worden. Rechts der Lütticher Straße in Richtung Aachen erkennt man in
einiger Entfernung vom Straßenrand zwei Ziegelsteingebäude, wovon
das eine Lager und das andere Schreinerei war. Am Straßenrand ist der
alte Lokomotivschuppen mit Lager der Schmalspurbahn nach Mützhagen
in eine Wohnung mit verputzten Fassaden umgebaut worden. Auf der
95
Zinkplatten gedeckt. Seit 1962 gehört das Gebäude der Garagistenfa-
milie Corneille Ohn, die es gut unterhält und pflegt. In der Verlängerung
des Direktionsgebäudes steht ein schlichtes Ziegelsteinhaus, in welchem
früher der belgische Bahnhof "Calamine" mit Büro und Wohnung des
Bahnvorstehers untergebracht war. An der Ostseite des Werkhofes vor
den Schachtöfen steht das ehemalige stilistisch mit dem Direkti-
onsgebäude verwandte Labor, nun zur Wohnung umgebaut.
Im Ortsteil Jansmühle (Neu-Moresnet) erhebt sich auf der Engseite
des Platzes ein hoher zweistöckiger großer Ziegelsteinbau, in welchem
sich früher Büros und Labor des Oberingenieurs sowie Beamten-
wohnungen der "Vieille Montagne" befanden. Dieses Anwesen wurde
im Juli 1848 von der Firma Bruckner erworben, die hier eine Textilfabrik
betrieben hatte. Das Hauptgebäude scheint aus dem Anfang des 19. Jh.
zu stammen. Dahinter steht parallel ein umgebautes langgestrecktes
Gebäude aus hellen Bruchsteinen (Sandsteine aus Lagen des Aachener
Sandes) mit den typischen Fenstereinrahmungen des 18. Jh. aus
gehauenem Kalkstein (Einfluß des Aachener Couvenstils). Dies ist wohl
die Kupfermühle der Stolberger Kupfermeister Woppermann, die laut
theresianischem Kataster um 1770 hier Messingplatten (gelben Kupfer)
schlagen ließen. An dieser Stelle, "in 't vossenlock", bestanden um 1627
mehrere Kupfermühlen. Beide Gebäude in Jansmühle wurden 1980 vom
Eupener Immobilienpromotor Küchenberg vollständig saniert und in
moderne Wohnungen unterteilt. Im Hauptgebäude wohnte 1849-1874
Oberingenieur Max Braun (Karlsruhe 1814 - Baden-Baden 1883),
Vertreter der "Vieille Montagne" in Preußen und Direktor der (Neutral-)
Moresneter Agentur von 1859 bis 1874. Max Braun war auch Miglied
des Gemeinderates von Preußisch-Moresnet ab 1859 und erster
Beigeordneter ab 1869. Nach ihm wurde durch Beschluß des
Gemeinderates vom 3. November 1875 der Jansmühlenweg in Maxstraße
umbenannt. Er ist mehrmals Vorsitzender der Aachener Abteilung des
Verbandes Deutscher Ingenieure gewesen und verfaßte die erste
wissenschaftliche Beschreibung des Altenberger Grubenfeldes, die 1857
in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Hannover
erschien. Im Jahre 1852 gründete er in Stolberg mit dem Aachener
Apotheker Hasenclever und dem belgischen Ingenieur Godin die
"Waldmeisterhütte", die 1856 in die A.G. Chemische Fabrik Rhenania
umgewandelt wurde. Max Braun sorgte auch für den Bau der
evangelischen Kirche in Preußisch-Moresnet im Jahre 1855 und die
Gründung einer Beamtenkinderschule im Jahre davor.
96
Beim Betriebspunkt Lontzen (ca 1910-1935) sind fast alle Gebäude
der "Vieille Montagne", die den gleichen Jugendstileinfluß aufweisen
wie das Kelmiser Direktionsgebäude, erhalten geblieben. Abgebaut ist
nur das Gerüst des Förderschachtes. Seit 1948 ist hier ein Unternehmen
der Präzisionsmechanik, der Betrieb "Mustad", untergebracht, in welchem
Gewinde hergestellt werden.
Beim Betriebspunkt Rabotrath (ca 1847-1852) sind die übrig-
gebliebenen Gebäude in den Bauernhof Kelmenberg integriert worden.
® n N DR FE
E) TE N 1:7
HH |]
Die Vieille Montagne-Gebäude in Lontzen
Das Bürogebäude des Betriebspunktes Heggelsbrück (ca 1864-1885)
an der Straße Welkenraedt-Baelen, ein einfaches verputztes
Ziegelsteingebäude mit Zinkplattenbedachung, ist als Einfamilienhaus
eingerichtet.
Von der Unteragentur Welkenraedt (ca 1848-1884) bleibt in der rue
Saint-Paul (nach dem Namen des Direktors Saint-Paul de Sincay) links
der großen Kurve in Richtung Henri-Chapelle zwischen Heide (Bruy@re)
und Wilcourt das große, aus dunklen Ziegelsteinen errichtete Büro- und
Direktorhaus. Es diente lange als Wohnung eines Landwirten und ist
teilweise renoviert worden.
Das kleine einstöckige Gebäude des Betriebspunktes Poppelsberg (ca.
1848-1867) auf einer Anhöhe rechts der Straße Lontzen-Herbesthal ist
97
nur noch eine Ruine. Lange hatte es auch als kleiner Bauernhof gedient.
Im Membacher Grubenfeld (ca. 1824-1858) ist eins der Gebäude der
Hütte erhalten geblieben. Nachdem es lange als Bauernhof gedient hatte,
blieb es lange Jahre leer, bis es vom Sohn des ehemaligen Pächters
Grooteclaes gekauft, saniert und zur Wohnung umgebaut wurde.
Im Bleyberger Konzessionsfeld (ca. 1828-1922) bleiben einige
Fabrikhallen, die seit 1939 von der A.G. "Manufacture des Treillieres et
Toiles Metalliques" (Maschendrahthersteller) benutzt werden.
10. Wohnungen und andere Gebäude. Wohnungen der Direktoren
In Kelmis ist die Direktorvilla mit großem Park um 1950 von der
Gemeindeverwaltung erworben worden, die das Gebäude einem Hotel-
Restaurant-Inhaber vermietet. Der ältere Teil wurde um 1840 gebaut, um
das seit ca. 1611 bestehende "Königliche Haus" zu ersetzen, das kurz
danach in den Tagebau einstürzte. Ein Wappenstein mit den Wappen des
Erzherzoges Albert von Österreich, souveräner Fürst der spanischen
Niederlande von 1598 bis 1621, zierte dieses Königliche Haus und wurde
um 1840 zur Generaldirektion der "Vieille Montagne" in Angleur gebracht,
wo es das Vorzimmer des Generaldirektors zierte. Dieser Wappenstein
trägt aber die Jahreszahl 1662, bei welchem gut erkenntlich ist, daß die
beiden letzten Ziffern neu eingemeißelt wurden, wahrscheinlich bei einem
Wiederaufbau nach der Plünderung durch die Franzosen i. J. 1658. Die
neue Direktorvilla wurde später nach hinten erweitert und vorne mit einem
Wintergarten versehen. Letzterer ist grottenartig mit Erzstücken und
Schlacken ausgeschmückt. Im hinteren Teil des Erdgeschosses kann man
das schöne Eßzimmer mit hoher eichernen Täfelung und großem
nachgeahmtem offenen Kamin bewundern.
In Membach-Perkits ist die ehemalige Direktorwohnung in einiger
Entfernung der Werksanlage auch in gutem Zustand als Wohnung eines
Tierarztes erhalten. Von der Straße Eupen-Dolhain aus ist sie mit ihrer
schönen Zugangsallee und umliegendem Rasen gut sichtbar.
11. Wohnungen der Angestellten und Arbeiter
In Bleyberg-Kalottenhof besteht noch eine schöne Siedlung aus
Angestellten- und Meisterwohnungen.
In Kelmis erkennt man die Angestelltenwohnungen, die "Härehuser",
rechts der Lütticher Straße in Richtung Aachen, "auf Hasard". Sie wurden
nach 1950 von der"Vieille Montagne" an Privatleute verkauft. Diese
Hausreihe entstand nach 1848, nachdem die "Vieille Montagne" am 8.
98
Juni 1847 den Bauernhof "Hasard" von J. Hermens gekauft und das
Gebäude zu Wohnungen umgebaut hatte. Die Häuser haben zum größten
Teil die Bauweise des vorigen Jahrhunderts beibehalten: Mauerwerk aus
Bruchsandsteinen (oberdevonische Famennestufe) mit Einrahmung der
rechteckigen Öffnungen aus gehauenem Kalkstein (unterkarbonische
Dinantstufe) bzw. Ziegelsteinen. Im Ortskern bleiben auch noch einige
Häuser erhalten, die derselben Bauweise angehören und um 1850 von
der Gesellschaft selbst oder von Angestellten derselben auf Grundstücken,
die sie von der "Vieille Montagne” erwarben, gebaut wurden, so z.B. in
der Kapellstraße das ehemalige Pastorat und die anliegenden Häuser.
In Welkenraedt-Heide (Bruy&re) besteht noch rechts der rue Saint-
Paul in Richtung Henri-Chapelle eine sehr schlichte Häuserreihe alter
Arbeiterwohnungen.
Die Wohnung des Steigers der Grube Schmalgraf oberhalb
Schnellenberg ist ebenfalls erhalten: ein einfacher einstöckiger Bau mit
grün angestrichenen Eternitplatten.
12. Andere Gebäude
In Kelmis ist das ehemalige Schützenlokal in der Schützenstraße, das
um 1855 von der "Vieille Montagne”" für ihre 1852 gegründete "Societe
des Carabiniers Sainte Barbe" gebaut wurde, in ein Tanzlokal umgestaltet
worden.
Das am Casinoweiher 1862 erbaute Casino der Altenberger Beamten
mit Kegelbahn wurde an einen Gastwirt verkauft und später zu
Wohnungen umgebaut. Die ehemalige "Ecole Saint Louis", die von der
"Vieille Montagne" 1857 mit Kloster für die "schwarzen" Schwestern"
(Soeurs de Notre-Dame mit Mutterhaus in Namur) gebaut wurde, dient
seit 1952 als Gemeindehaus. In der Zwischenkriegszeit und bis Juli 1940
haben die Schwestern noch als Lehrerinnen in den Oberklassen der
Gemeindeschule unterrichtet, bis sie von der deutschen Behörde nach
dem Anschluß ausgewiesen wurden.
Literatur und Quellen
DEJONGHE L., LADEUZE F. & JANS D. : Atlas des Gisements plombozincif&res du
synclinorium de Verviers (Est de la Belgique). Ministere des Affaires &conomiques.
Service g&ologique de Belgique. M&moire n° 33. Bruxelles, 1993. 483 S., 89 Fig., 82
Tab., 18 Pl.
LADEUZE F,, DEJONGHE L. & PAUQUET F. : La Vieille Montagne, l'exploitation
mini@re et la m6tallurgie du zinc dans l'’ancien duch€ de Limbourg. Bulletin trimestriel
du Credit communal, n° 178, 1991-4. Bruxelles, S.. 15-34.
Privatarchiv. Sammlung aus der Agentur Moresnet.
99
Vor 200 Jahren:
Wie die Walhorner ihren Pastor befreiten
von Alfred Bertha
Von 1794 bis 1825 wirkte in Walhorn als Pfarrer der aus Burtscheid
stammende Franz Josef Klausener, ein Enkel jenes Franz Klausener, den
die Äbtissin von Burtscheid i. J. 1730 aus Stanzental in Tirol hatte
kommen lassen, um dem Aachener Baumeister Joh. Jos. Couven beim
Bau der Abteikirche von St. Johann zur Hand zu gehen.
Der am 14. Januar 1767 in Burtscheid/Aachen geborene Pfarrer
Klausener hatte in Löwen studiert, war 1793! in Antwerpen zum Priester
geweiht worden und kam am 24. Juni 1794 als Pfarrer nach Walhorn, wo
die Pfarrstelle seit dem Tode von Pfarrer Wilhelm van der Heyden am 9.
März 1794 vakant war. Auch in diesem Falle sah sich also das Aachener
Marienstift bei der Besetzung der Walhorner Pfarrstelle durch die
Universität Löwen übergangen.
Zwei Tage nach seinem Amtsantritt, am 26. Juni 1794, errangen die
französischen Truppen unter Jourdan den entscheidenden Sieg von
Fleurus über die Österreicher, deren Rückzug aus "Belgien" damit nicht
mehr aufzuhalten war.
Am 22. September 1794 marschierten die Revolutionstruppen in
Walhorn ein. Ein Jahr später, am 1. Oktober 1795, wurde unser Land
durch Frankreich annektiert.
Als die Franzosen im September 1797 von den Geistlichen einen
Haßeid auf das Königtum und die Anarchie und Treue zur Republik und
deren Verfassung verlangten, kamen die Seelsorger in schwere geistige
Bedrängnis. Der Bischof von Lüttich war geflohen. Generalvikar de
Rougrave vertrat die Meinung - und die Lütticher Geistlichen pflichteten
ihm bei - daß man "mit Rücksicht auf das größere Wohl der Kirche und
der Aufrechterhaltung der katholischen Religion" den verlangten Eid
guten Gewissens leisten dürfe.
Im Eupener Land waren die Ordenspriester eher zur Eidesleistung
bereit als der Weltklerus. In Eupen selber fügten sich 12 Priester dem
Gesetz. In Raeren waren von 4 Geistlichen zwei (Pfarrer Reuter und sein
Kaplan) zur Eidesleistung bereit, zwei andere weigerten sich. Pfarrer
' Angabe V. Gielen. Dr. A. Minke nennt 1792 als Jahr der Priesterweihe.
100
Schyns in Eynatten, Schillings in Hergenrath und Klausener in Walhorn
waren Eidverweigerer und mußten sich der Verhaftung durch ein Leben
im Untergrund entziehen. Pfarrer Klausener war einer der Köpfe des
Widerstandes im Eupener Land, wo fast alle Priester der Landgemeinden
(19 von 21) sich weigerten, den verlangten Haßeid auf das Königtum
abzulegen.
f PB N
„A 5
. in .
AM 2
a PS
* x“ A
Pfarrer F. J. Klausener (als Pfarrer von Eupen, 1825-1828)
Die Eidverweigerer sahen sich mit "Berufsverbot" belegt. Bei
Zuwiderhandlung drohten ihnen Verhaftung und Deportation. Auch die
Gemeinden mußten dafür, daß sie keinen vereidigten Priester anstellen
wollten, büßen: Die Kirchen wurden geschlossen und, ebenso wie die
Pfarrhäuser, anderer Nutzung zugeführt.
101
In Walhorn wurde das Pfarrhaus zum Gemeindehaus. Pfarrer Klausener
fand Unterkunft im sog. alten Pastorat, einem Bau, der von 1672 bis
1751 als Pfarrhaus gedient hatte und der damals von der Landwirtsfamilie
Wwe Johann Christian Lamberts bewohnt war. (Das Haus wurde 1976
abgerissen). Als die Franzosen am 4. November 1798 alle
ungeschworenen Priester zur Deportation bestimmten, mußte sich
Klausener versteckt halten. Der Walhorner Dorfchronist Caspar Scheen
hat ausführlich beschrieben, wie der Pastor bei einem abendlichen
Versehgang am 16. März 1799 sich ein Bein brach und wie daraufhin
das alte Pastorat, wohin man den Geistlichen gebracht hatte, von
französischen Soldaten bewacht wurde. Caspar Scheen beschreibt auch
sehr bildhaft, wie die Walhorner am 26. April 1799 die Wache abgelenkt
haben und wie es ihnen so gelingen konnte, den verletzten Pastor bis auf
Gut Himmelsplatz zu bringen, wo er einen Tag blieb, ehe er nach
Burtscheid in sein Elternhaus gebracht wurde.
In der Original-Schreibweise Capsar Scheens, wiedergegeben in "Das
Freie Wort" vom 9.11.1889 von einem nicht näher bezeichneten Schreiber,
der die Geschichte in "einem alten Familienbuch in Baelen" gefunden
hat, liest sich die Entführungsgeschichte wie folgt:
"Seit dem Jahr 1797 haben sich viele seltsame begebenheiten in dieser
und den umliegenden Gemeinden zugetragen; denn in diesem jahre war
allen Priestern in den vereinigten departementen Frankreichs der
sogenannte Bürgerliche Eid auferlegt, nämlich (der Eid) getreu (=Treue)
an die Republique und des hasses an das königthum und die Monarchie.
Die größte Zahl der Priester weigerten sich, diesen Eid zu leisten, und
unter dieser Zahl war auch unser Herr Pastor F. J. Klausener, gebürtig
von Burtscheid und Pastor hier zu Walhorn. Durch die Weigerung des
Eides wurde ihnen erstens verbohten, alle geistlichen Dienste auszuüben;
hernach wurde ihnen der auffendhalt in den vereinigten departementen
nicht gestattet, und diejenigen, die inwendig (= innerhalb) einer gewissen
zeit noch (ge)funden wurden, wurden in die entferntesten Inseln von
Frankreich geführt. Hieraus folgte denn, daß unser Herr Pastor Klausener
sich nicht anders als in geheim in unserer pfarr dorffte (= durfte) aufhalten.
Am 16. Tag märz 1799 war unser Herr Pastor im geheim bei dem Herrn
Johannes Christian Lamberts, wohnende auf der alten Past(o)rat; am
selbigen Abend gieng er gegenüber, genannt auf der Wöll, um den kranken
Joannes Christian Beicht zu hören. Hier trug sich ein merkliches zu, denn
indem er kaum 20 bis 30 Schritt zu gehen hatte, so hatte er doch das
unglück, im übergehen des Führweges (= Fahrweges) einen fall zu thun,
102
wobei er einen Beinbruch litte. Was Rath! was mittel! Dieser Zufall konnte
schwerlich vor dem Magistrat verborgen bleiben, dann (= denn) der
Commissaire executif war in Walhorn bei Herrn J(ohann) S(tephan) Priem
wohnhaft, und wegen einem anderen zufall waren auch noch ungefähr
25 Soldaten in der Gemeinde logiert. Es wurde bald bekannt gemacht an
den Commissaire, daß der Herr Pastor ein Bein gebrochen hatte und
wäre bei Herrn Lamberts eingetragen worden. Gleich wurde eine Wacht
bestellt, um diesen mann zu bewahren, damit er nicht sollte entführt
werden; denn ohnedem waren die Franzosen den Priestern zu dieser Zeit
sehr feind.
Nach etlichen Tagen kam der befehl an die Soldaten, welche die Wacht
bei dem Herrn Pastor hielten, daß sie ihren arrestant nach Lüttig bringen *
sollten, von wo er dann weiters bis in die entferntesten Inseln von
Frankreich sollte geführt werden.
Also wurden alle anstalten gemacht, den frommen Mann am morgigen
Tag weg zu führen; aber der gütige Gott ließ nicht zu, daß sein frommer
Diener in die hände seiner feinde sollte überliefert weden, sondern ließ
ihn durch die hülf der pfarrkinder entführen. Denn man hatte schon
etlichmal Rath gepflegt, wie man ihn sollte entführen, allein man konnte
kein gutes mittel aussinnen. Noch selbigen tag war man auf den gedanken
kommen, ihn mit gewalt zu entführen, ehe man aber zur sach schreitete,
machte man dieses dem herrn Pastor bekannt. Dieser aber wollte dieses
keineswegs zu lassen; denn er sagte, es wäre besser, daß er allein im elend
wäre, als daß soviele seiner pfarrkinder sollten unglücklich sein. Also mußte
man auf neue und bessere mittel denken, auf wie und was weise man ihn
sollte können entführen. Zuletzt wurde beschlossen, daß man ihn der wacht
mit list heimlich entführen sollte, wie denn auch geschah.
Alle fenster an diesem Hause waren mit guten, eisernen tralien oder
gittern versehen, ausgenommen daß an der Kammer, wo der Herr Pastor
lag, höltzerne waren, welche ausgesegt wurden, um zu zeigen, als wäre
er an diesem fenster ausgetragen worden. Um dieses Spiel aber
auszuführen, wurde von etlichen Herren, welche bei der Wacht waren,
etwas mehr lermen (= Lärm) als gewöhnlich gemacht, spät gespielt und
viel getrunken, so daß die Wacht schläffrig wurde, und also wurde der
gefangene ohne wissen und willen der Wacht noch vor Mitternacht
entführt, fast (fest) an der Thür vorbei, wo die Wacht war. In derselbigen
Nacht wurde er noch bis auf den Himmelsplatz beim Herrn Dobbelstein
getragen, wo er auch den folgenden Tag verblieb und nachher wurde er
in noch größere Sicherheit gestellt. Des morgens, ehe es tag war, erfuhren
103
die Wächter, daß ihr arrestant ihnen entführt war, welcher ihnen doch
sehr scharf anbefohlen war. Die Soldaten liefen wie wilde menschen
durchs Dorf und riefen ganz kläglich: der Herr Pastor ist uns gestohlen!
was hülf, was Rath! wir müssen das leben für ihn geben.
Alsobald wurden mit befehl der obrigkeit alle Häuser in und um
Walhorn visitiert, um ihn zu finden; aber alles vergebens; sie bekamen
ihn nicht und haben ihn auch nachher nicht bekommen.
Also wurde der fromme Herr Pastor mit der hilfe Gottes durch die
Hände der Pfarrkinder seinen Feinden entrissen."
SS Are SS
SE FETTE
EL AS SR
EEE EEE
De nr Eng in SEES
EEE Ih AED
AA | A X DE ZZ NZZ
2a LSA MESZ
A
EEE % r fl {I 2 (Eee Aa (ZO
ae al A) N ET
an N
FE fa daß ale RR
a —_ I BE NT gi 7
za. IE EHE SR VAR DE 5
Ze ES
De A
FNgas AED WERD a N a ..
Das inzwischen abgerissene "alte Pastorat'' (Zeichnung F. Nijns)
Bevor Klausener in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem Haus
geschafft wurde, schrieb er (in franzöischer Sprache) einen für den
französischen Zivilkommissar bestimmten Brief, den man am nächsten
Tag auf der Kommode seines Zimmers fand. Darin sucht er sein Verhalten
zu rechtfertigen. Er denke stets an seine geliebte Schwester, die immerfort
weine, weil sie ihn von Soldaten umgeben sehe* und er höre die Klagen
seiner Mutter, die ihn schon im Gefängnis und für immer verloren sehe.
Er selbst habe immer das Gefängnis vor Augen, das ihn sicher in dem
Augenblick erwarte, wo sein Bein soweit hergestellt sei, daß er
transportfähig sei. Weiter schreibt der Pfarrer wörtlich:
* Daraus darf man wohl schließen, daß Pfarrer Klausener seine Schwester zur Führung
des Haushaltes bei sich hatte.
104
"Zudem bin ich überzeugt, daß diese Inhaftierung unweigerlich meinen
Tod herbeiführen wird in Anbetracht der Schwäche, der
Niedergeschlagenheit und der Traurigkeit, die mich bedrücken. Dies alles
erklärt, warum mir plötzlich der Gedanke gekommen ist, mich unter
Lebensgefahr durch die Flucht in Sicherheit zu bringen, indem ich einen
der Fensterstäbe an meinem Schlafzimmer entfernen lasse, damit ich
nicht an den Grenadieren vorbei muß, die mich bewachen. Die
Hausbewohner wissen nichts davon; ich warte, bis sie eingeschlafen sind,
ehe ich den obengenannten Versuch wage.
Nie werde ich die Güte und Menschlichkeit vergessen, die Sie an den
Tag gelegt haben, indem Sie Ihrem Chef in Lüttich unter dem richtigen
Gesichtspunkt erklärten, wie sehr meine Gesundheit angegriffen ist. Von *
ganzem Herzen hoffe ich, später einmal Gelegenheit zu haben, mich Ihnen
gegenüber dankbar zu erweisen. Ich weiß, wenn es in Ihrer Macht gelegen
hätte, mir die Freiheit wiederzugeben, Sie wären edelmütig genug
gewesen, es zu tun. Auf jeden Fall gedenken Sie meiner. Übermitteln Sie
auch den Gendarmen den Ausdruck meiner Dankbarkeit. Sie haben mich
immer mit größter Menschlichkeit behandelt. Wenn ich einen falschen
Schritt tue, indem ich mein Vorhaben ausführe, dann denken Sie daran,
daß man einem Manne etwas vergeben muß, der völlig entmutigt und
unsäglich ratlos ist. Einerseits fühle ich mich unschuldig und mein Herz
wünscht nur das Gute zu tun. Andererseits trifft mich soviel Leid, daß
auch das mutigste Herz verzagen kann. Gott befohlen! Ich schätze Sie
sehr, obschon ich nur einmal die Freude hatte, Sie zu sehen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener F. J. Klausener
7 Flor&al , 12 Uhr abends.
Kommissar Kaldenbach erstattete dem Kommissar bei der
Zentralverwaltung gleich am nächsten Tage Bericht über den Vorfall.
Schon um 5 Uhr morgens hatte man ihn geweckt, um ihn von der Flucht
des Gefangenen zu informieren. Daraufhin hatte er die Gendarmerie in
Eupen und Aachen benachrichtigt; sie sollten die Verfolgung des
flüchtigen Pastors aufnehmen. Im Hause Lamberts fand er die
durchgesägten Gitterstäbe, die man aus Eisen vermutet hatte, und einen
herausgenommenen Fensterrahmen. Ein Schreiner hatte abends zwischen
zehn und elf Uhr etwa ein Dutzend verdächtiger Personen mit einem mit
zwei Pferden bespannten Karren in der Nähe gesehen. In einer Hecke
fand sich ein Loch von neun bis zehn Fuß Breite ( ca. 3 m) und es wurden
105
viele Fußspuren entdeckt. Der Kommissar schloß aus diesen Zeichen,
daß man den Pastor dort vorbei transportiert habe. Angesichts des
schlechten Gesundheitszustandes von Pfarrer Klausener waren die an
der Suche beteiligten Gendarmen davon überzeugt, daß der Geflohene
nicht weit sein könne.
Steine amer ;
A fen eu |
% ; Hier lag
OA LArOBe der Herr
: Kücde Baftor
() ®ang :
Hier war die Wacht verfammelt an
drinfen und Karten - 8
Auf der Rückseite des Blattes in dem "alten Familienbuch" war eine Skizze
des Grundrisses des alten Pastorats. Eine punktierte Linie gibt den Fluchtweg
des Pfarrers an.
Es überrascht zu sehen, daß Pfarrer Klausener in Burtscheid unbehelligt
geblieben ist. Am 9. November 1799 übernimmt Napoleon die Macht in
Frankreich und die Wogen der Revolution glätten sich langsam. Nach
dem Konkordat kam Pfarrer Klausener nach Walhorn zurück, wo er bis
zu seiner Ernennung zum Oberpfarrer von Eupen (1825) wirkte. Zwei
Jahre später ernannten ihn seine Vorgesetzten auch zum Landdechanten
des Dekanates Eupen. Er starb am 27. April 1828 im Alter von 61 Jahren.
Abschließend nutzt der Schreiber die Gelegenheit, den belgischen
Liberalen einen Seitenhieb zu versetzen. "So würde es wieder werden",
schreibt er, wenn es nach dem Herzenswunsch der Liberalen ginge. Die
französischen Republikaner waren Liberale vom reinsten Wasser; und
unsere Liberalen betrachten sich als ihre Geisteskinder, wie wir noch
106
vor kurzem bei Gelegenheit des hundertjährigen Jubiläums der lütticher
Revolution gesehen haben.
Wie die Alten sungen,
So zwitschern die Jungen."
Quellen
Gielen, V., Die Mutterpfarre und Hochbank Walhorn, 3. Aufl. 1987, S. 117 ff.
Minke, A., Dr., "Das Eupener Land im Spiegel der Dokumente - Pfarrer Klausener, eine
Priestergestalt zur Zeit der Französischen Revolution", in "Grenz Echo" 9.9.1972
"Zur Gechichte von Walhorn" in "Das Freie Wort", Samstag, 9, 11. 1889 (Archiv der
Göhltalvereinigung) fl
107
In Memoriam
Am 29. November 1998 starb im Raerener Marienheim im Alter von
88 Jahren unser Mitarbeiter
Pfarrer i. R. Viktor Gielen.
Schon früh war das Interesse des verstorbenen Pastors für die
Heimatgeschichte geweckt worden und schon im "Kinderfreund", den
er von 1947-1967 herausgab und der bis zu 4.000 Abonnenten erreicht
hat, finden sich kleine heimatgeschichtliche Beiträge. Doch erst die
Ernennung zum Pfarrer von Walhorn im Jahre 1957 gab V. Gielen die
Möglichkeit, Heimatkunde intensiver und wissenschaftlich zu betreiben.
In dem bis dahin wenig beachteten Pfarrarchiv seiner neuen Pfarre fand
er reichhaltiges Quellenmaterial und 1963 legte er in "Die Mutterpfarre
und Hochbank Walhorn" die ersten Ergebnisse seiner Studien vor. Das
Buch wurde zu einem großen Erfolg und Viktor Gielen, durch das positive
Leserecho angespornt, wurde zum "schreibenden Pastor", der im Laufe
der Jahre an die 20 Bücher veröffentlichte.
Dabei weitete sich sein Horizont, und sein Interesse verlagerte sich
zunehmend auf das gesamte Gebiet zwischen Rhein und Maas. Das
"maasländische Dreieck", wie er es nannte, seit Karl dem Großen eines
der Zentren abendländischer Kultur, die Städte Aachen, Lüttich und
Maastricht, waren Themen, die Viktor Gielen faszinierten. Er mühte sich,
die Vielfalt der Beziehungen zwischen den Grenzregionen darzustellen,
„WO Grenzen nie starre Barrieren, sondern eher Berührungspunkte
waren“, und er wünschte sich für unsere Zeit, Europa möge wieder eine
"Idee", eine "Seele", finden. "Wir gehören alle zusammen; wir sind das
Volk zwischen Rhein und Maas”, sagte Vikor Gielen. Die gemeinsäme
Vergangenheit wachzuhalten, war eines seiner Hauptanliegen. "Wir stehen
auf den Schultern unserer Vorfahren", war einer der Grundgedanken des
Verstorbenen, und in all seinen Veröffentlichungen hat er versucht, den
Faden der Geschichte weiterzuspinnen.
Als Viktor Gielen seine heimatkundlichen Forschungen aufnahm,
begab er sich auf ein Terrain, das durch die beiden Vorkriegsjahrzehnte,
den dann folgenden Zweiten Weltkrieg und die leidvolle
Nachkriegsgeschichte vergiftet war. Konnte man in Eupen-Malmedy das
Wort "Heimat" noch in den Mund nehmen, ohne Gefahr zu laufen, mit
einem braunen Stempel gebrandmarkt zu werden?
108
Es ist das Verdienst von Männern wie Bernard Willems und Viktor
Gielen, Heimatgeschichte wieder als seriöses Forschungsgebiet ohne jede
Ideologielastigkeit rehabilitiert zu haben. Für die Geschichtsvereine war
er ein Initialzünder und reger Mitarbeiter; unsere Zeitschrift hat er seit
der ersten Nummer vor nunmehr 32 Jahren immer wieder durch
lesenswerte Beiträge bereichert. Wir werden seiner immer gerne
gedenken.
Der Vorstand
109
Auf dem Büchermarkt
von Alfred Bertha
Unter dem Titel "Si Kelmes a-jen Gööl, Kelmeser Ameröllrechere en
oß Moddersproek" legt unser Mitarbeiter Jakob Langohr seine zweite
Sammlung plattdeutscher Gedichte vor, die er als "erdacht und erlebt”
als "neuen Gruß an die Heimat und an unsere Muttersprache" bezeichnet.
Das 78 Seiten starke Büchlein enthält 38 humorvoll-besinnliche
Gedichte und ist durch Zeichnungen von Isy Schmadalla und K. Kollwitz
aufgelockert.
"Si Kelmes a-jen Gööl" ist erhältlich im Zeitschriftenhandel "Au
Fourre-Tout", Albertstr.16, in Kelmis zum Preis von 130 F. Der Erlös
geht integral an die ostbelgische Kinderkrebshilfe.
Auch wenn plattdeutsches Theater und ähnliche Veranstaltungen beim
Publikum auf breite Resonanz stoßen, so sieht es im Alltag doch weniger
erfreulich aus: Plattdeutsch wird im Eupener Land immer weniger
gesprochen,
Lobenswerte Versuche, das Überleben des Dialekts zu sichern,
(Theater, Buchveröffentlichungen, Rundfunkbeiträge, Schulwettbe-
werbe) finden allseits Unterstützung, können aber leider den Rückgang
des Dialekts nicht aufhalten.
In Raeren hat Paul Mennicken in "Hongdet en ee op Rörender Platt"
(1989) und in "Duschend en ee op Rörender Platt" (1993) gezeigt, wie
vielfältig die Ausdrucksmöglichkeiten seines heimischen Dialektes sind,
und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt desselben geleistet.
Dr. Michel Kohnemann/Raeren, durch viele Publikationen zur
Raerener Töpferkunst bestens bekannt, konnte mit der aktiven Mithilfe
von Paul Mennicken (Raeren), Jean Reul (Kelmis), Willy Timmerman
(Hauset), Hans Wertz (Eupen) und Karl Allgaier (Aachen) in mühevoller
Kleinarbeit eine Sammlung von mehr als 1500 (plattdeutschen)
Scheltnamen aus Eupen, Raeren, Hauset, Kelmis und Aachen
zusammentragen und mit ihrer Bedeutung auflisten. Entstanden ist ein
wahres Sprachdenkmal ganz besonderer Art, an dem sich die Leser gewiß
erfreuen werden.
Erhältlich ist das Buch in den Buchhandlungen, beim Autor und im
Töpfereimuseum Raeren. Preis: 450 F.
110
Den Lesern der "Kirchenzeitung für das Bistum Aachen" ist Dr. August
Brecher als regelmäßiger Mitarbeiter derselben kein Unbekannter. Zudem
legte der Einhard Verlag in den letzten Jahren mehr als ein halbes Dutzend
umfangreicherer Publikationen zur Aachener Bistumsgeschichte oder zu
herausragenden Persönlichkeiten (Bischof van der Velde, Bischof
Pohlschneider) aus der Feder von Dr. August Brecher vor.
Kürzlich erschien vom selben Autor "Musik im Aachener Dom in
12 Jahrhunderten", eine eingehende Untersuchung über die Pflege der
Musik im Aachener Münsterstift von den Zeiten Karls d. Großen bis
heute. Detailliert und mit großer Sachkenntnis behandelt Dr. Brecher die
musikalischen Ausprägungen vom Mittelalter über die Polyphonie des
16. Jahrhunderts, die Kirchenmusik im Zeitalter des Barocks bis zur *
Franzosenzeit. Im 19. und 20. Jahrhundert werden mehr die Leistungen
der einzelnen Musikdirektoren, Stifts- und Domkapellmeister
herausgestellt. Immer aber wird das musikalische Geschehen am
Aachener Dom ins Umfeld der Politik gestellt, so daß die Monographie
über die Aachener Domchormusik über weite Strecken auch ein
zeitgeschichtlich höchst lesenswertes Werk darstellt.
111
Jahresrückblick 1998
Herbert Lennertz
Das verflossene Jahr begann wie üblich mit der Generalversammlung,
zu der der Vorsitzende am 18.01.1998 im Kulturzentrum "Select" eine
stattliche Anzahl von Mitgliedern begrüßen durfte..
An die satzungsgemäßen Tagesordnungspunkte wie Jahres- und
Kassenbericht schloß der Vorsitzende einen Aufruf an die Mitglieder an,
den durch einige Sterbefälle (F. Nijns, F. Steinbeck, A. Jansen)
geschwächten Vorstand durch punktuelle Mitarbeit zu entlasten. Es
wurden neu in den Vorstand gewählt die Herren J. Kessel und H. Klein.
Den zweiten Teil der Jahreshauptversammlung füllte ein Dia-Vortrag
von A. Bertha über die im Jahre 1997 stattgefundene Mehrtagesfahrt der
Vereinigung in die Provence an.
Am 9. Februar stand ein Besuch der Sternwarte Aachen am
Hangeweiher auf dem Programm. Auch bei bedecktem Himmel konnte
die Gruppe aus dem Göhltal dank der guten didaktischen Einrichtungen
der Sternwarte einen tiefen Einblick ins All bekommen. Ein lohnender
Besuch "für alle, die sich nicht nur mit dem Sonnenauf- und -niedergang
zufrieden geben, sondern die Dinge hinterfragen"!
Der am 5. März im Göhltalmuseum gezeigte Video-Film "Eine
Kokerei" sprach vor allem Vertreter des Berg- und Hüttenwesens an.
Regen Zuspruch fand am 22. April die von H. Willi Palm organisierte
Halbtagsfahrt zur Abtei Val Dieu b. Aubel. Neben der Besichtigung der
Abteigebäude stand für die Teilnehmer als zweiter Schwerpunkt der
Ausfahrt die Herstellung des neuen Klosterbieres von Val Dieu auf dem
Programm.
Die Ganztagesfahrt nach Löwen, am 17. Mai, hatte ein recht positives
Echo gefunden. Die alte Universitätsstadt an der Dyle feierte 1998 den
450. Jahrestag der Erbauung des Rathauses und die alten Bauwerke
erstrahlten in ihrem schönsten Glanz.
Eine Tageswanderung entlang der Hill leitete Fr. Astrid Schmitz am 7.
Juni.
Die Mehrtagesfahrt unter der Leitung des Vorsitzenden führte die
Teilnehmer vom 14. bis 20. Juli 1998 über München und Salzburg nach
Wien. Bei der Rückfahrt wurden Regensburg und Würzburg angefahren
und unter fachkundiger Führung besichtigt.
112
Das Besucherbergwerk Wohlfahrt, eine alte Bleiglanzmine b. Rescheid,
war das Ziel einer Tagesausfahrt am 5. September unter der fachkundigen
Leitung von Herrn Dr. Nik. Schmitz. Besichtigungen der malerischen
Ortschaft Rescheid mit der imposanten Burgruine sowie der nahege-
legenen Wildenburg rundeten das Programm ab.
Cockerill mit weltweit 150 Filialen und 26.000 Beschäftigten, davon
1.350 in Chertal b. Lüttich, ist einer der größeren Stahlkocher Europas
und durch die Übernahmne durch die französische Gruppe USINOR
häufig in den Schlagzeilen gewesen.
In den drei Produktionsstätten von Carlam (Charleroi), Ecostahl
(Eisenhüttenstadt) und Chertal wurden 1997 rd. 7 Mio T Stahl hergestellt.
Es war ein faszinierendes Schauspiel, das die Besuchergruppe unter”
der Ltg. von Herbert Lennertz am 3. Oktober in den Produktionsanlagen
von Chertal erlebte. In zigarrenförmigen Spezialwaggons wird die
kochende Metallmasse aus Seraing nach Chertal gebracht und dort zu
Stahl verarbeitet. Bis zu 500 Rollen Stahlblech können täglich die
Walzstraße verlassen.
Im Anschluß an die Werksbesichtigung konnten die Teilnehmer unter
der Leitung eines Stadtführers die versteckten Schönheiten Lüttichs
entdecken.
Die Kulturbezuschussung in der Euregio Maas-Rhein war das Thema
einer Informationsversammlung im "Select", zu der der Vorsitzende am
22. Oktober Referenten aus Aachen, Kerkrade, Lüttich und den Voeren
eingeladen hatte. Ein Thema, das alle die interessieren muß, deren
kulturelle Aktivitäten grenzüberschreitenden Charakter haben.
Im Laufe des Jahres 1998 wurden die Arbeiten an der Hochgeschwin-
digkeitsstrecke für den "Thalys" zügig weitergeführt. Herr Helmut Steins
aus Übach-Palenberg hat den Fortgang der Bauarbeiten zwischen Aachen
und Welkenraedt mit der Kamera verfolgt und im Video-Film festgehalten.
Am 13. November zeigte er seinen Film im Vortragsraum des
Göhltalmuseums einem zahlreich erschienenen Publikum.
Informativ und spannend war der Dia-Vortrag von W. Grunert am 4.
Dezember im Saal "Select" über die Blumen und Pflanzen des Göhltals.
Die Referenten verstanden es, die Wechselwirkungen zwischen
Bodenbeschaffenheit, Pflanzen- und Tierwelt (z. B: Schmetterlinge,
Käfer) herauszustellen und die Anwendungen der verschiedenen Pflanzen
in der Heilkunde auf anschauliche Weise zu verdeutlichen.
Auch 1998 erschienen wieder zwei Nummern (62 und 63) unserer
Vereinszeitschrift.
i Sn a
a . pP 7 D
Wa N [
} ' TA
. ı = r
a a
. ı WE
SL!
I DS
a &“ a de
x I x
er HN
> u
|
I FA
BA
BA EE
an
' 3 A n
| ı
Ma
I "x
= 1
X | a, Ce
Sn
ir x
A
a 1
«I
en 7 ee x
. | TE a a
5 Dal 4
I Ja
i SA Ta
' ' x
f I {3 a Se p
DO 5 „PA r" S
1 I £
| DE EA
. u 12
N ' "a
i a ha
ı "a CE
5 TS
I En
' „7 7 Mes =
I N SA
AN
| A a
E | Da
i * a ar %
N ä a = TC m
(a I
| Chen
N # a
| |
A *
D ® Dr
BEN A nn
fr WS
8 A . 3
| x
RA
al
Kr
‚MB
7
$
”
D
A *
{ A
nn
B
5x
h
}
Ka B
5
"A
5 1
Pal. 6% 2