S S Shltal
Landschaft im Grenzraum Nordostbelgiens
a = wm + —_—_.
DENT A @ 2
U EB BEE ST) a (A
DE KA
EEE {8 EEE EM IM
VS A
aan“ ES BD X
FA az EP CE
EL TE =
> —— RES ZZ AT Me m
A EZ SCHE ZZ
| LS a AED
VE | Es
] BETEN ne INT Ä
SEA je 77 ya ES BE
A Da HS FE
EN A ZZ
27 Uhl ZA
DU a EEE
LE SF
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr 55 — August 1994
Im Göhltal
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr 55
August 1994
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet.
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. 087/65.75.04.
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer: Fritz Steinbeck, Hasardstraße 13, 4721 Neu-Moresnet.
Postscheckkonto N’ 000-0191053-60.
Generale de Banque: 248-0251251-51
Konto NL: AMRO-BANK: 46.37.00.090 Vaals/L
Konto BRD: Aachener Bank: 88 266 (BLZ 390 601 80)
Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser,
Alle Rechte vorbehalten
Entwurf des Titelblattes: Alfred Jansen, Moresnet-Kapelle.
Druck.: Hubert Aldenhoff, Gemmenich.
3
Inhaltsverzeichnis
Alfred Jansen, Zum Umschlagbild 5
Moresnet-Kapelle
Alfred Bertha, August 1914: Vor 80 Jahren 10
Hergenrath begann das große Völkermorden
Alfred Bertha, Nanny Lambrecht, eine Schrift- 42
Hergenrath stellerin als Kriegsberichterstatterin
Nanny Lambrecht (*), Im eroberten Belgien 44
Gerard Tatas (7), Der 4. August 1914 e Jömmelech 50
Gemmenich
Dr Nikolaus Schmitz, Galmei und Schalenblende aus 51
Aachen dem Altenberger Grubenfeld
Walter Meven, 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr 69
Hergenrath Preußisch- und Neutral-Moresnet
Erich Kockartz, Os Rocheskapellche 95
Hauset
Willy Timmermann, Die Rochuskapelle in Hauset 96
Eupen vor hundert Jahren gründlich
renoviert
M.-Th. Weinert, Die Zeit 99
Aachen-Forst
Erwin Bruch, Die Eynattener Familie 100
Neu-Moresnet Vecqueray
5
Zum Umschlagbild
Schloß Crapoel in Rabotrath ®
von Alfred Jansen
Als in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1992 ein
Erdbeben weite Teile Niederländisch - Limburgs und Nordrhein
- Westfalens erschütterte und vor allem im Raume Roermond, im
Heinsberger Land und im Selfkant schwere Gebäudeschäden
verursachte, war das dumpfe Rollen und Poltern auch im Eupener
Land zu spüren und erinnerte die Menschen daran, daß die
«Rheinschiene» seit jeher erdbebengefährdetes Gebiet ist, auch
wenn die Bewegungen der Erdkruste meist so schwach sind, daß
sie nur von den Seismographen registriert werden; viele kleinere
Beben haben auch nur eine regional sehr beschränkte Ausstrah-
lung und werden nur in unmittelbarer Nähe des Epizentrums
wahrgenommen.
Früheste Nachrichten über Erdbeben im Aachener Raum
liegen aus dem Jahre 813 vor, als am zweiten Weihnachtstag der
Verbindungsgang zwischen der Pfalzkapelle (dem Dom) und
dem kaiserlichen Palast (dem Rathaus) einstürzte.
Auch für die Jahre 1223 (Köln), 1349 (Jülich) und 1640
(Düren) sind Erdbeben in den Chroniken belegt.
Eine «europäische» Erdbebenwelle erlebte man 1755-1756
(mit Nachbeben bis 1760); gleich am ersten Tage dieses
tektonischen Bebens wurde Lissabon zu mehr als 2/3 zerstört und
schätzungsweise 30.000 Menschen fanden dabei den Tod. Im
Aachener Dom sahen die Chorherren, wie der Chronist berichtet,
«dass in der hohemess das Muttergottesbild, so im chor hangt,
sich von einer seit zur anderen bewegt habe».
In unserem Raum begann die Erdbebenwelle aber erst am 2.
Weihnachtstag des Jahres 1755, um 16 Uhr. Sie erreichte ihren
Höhepunkt am 18. Februar 1756, als in Aachen zwei Personen den
Tod fanden und an zahllosen Gebäuden schwerste Schäden zu
verzeichnen waren. Im Hürtgenwald tat sich die Erde auf und es
entstand ein Graben von 400 Schritten in der Länge, 40 Schritten
in der Breite und 40 Fuß Tiefe; über dem Land habe, so heißt es
in der Chronik der Karthäuser zu Jülich, ein Geruch nach Schwe-
fel, Leder und brennenden Lumpen gehangen.
6
Daß auch örtlich begrenzte Beben massive Schäden verursa-
chen können, wird durch das Beispiel von Schloß Crapoel in
Rabotrath belegt.
In den Lehnsprotokollen des Aachener Marienstifts tritt die
Grundherrschaft Crapoel erstmals 1407 auf. Herr von Crapoel,
das 1438 unter der Form «Cradenpoell», d. h. Krötenpfuhl,
genannt wird, war damals Carsilius von Eupen. Er verkaufte
diesen Besitz 1450 an Thierry (Dietrich) von Palant, Herrn von
Wildenburg (Schleiden). Von dessen Sohn Johann geht Crapoel
1512 durch Verkauf an Nikolaus Rave über, dessen Sohn Renier
am 23. November 1545 damit belehnt wird. Reniers Kinder
) verkaufen die Herrschaft ihren Vettern Thierry und Gilles von
Woestenraedt, die den Besitz 1592 an Arnold Schuyl von Wal-
horn, Generaleinnehmer des Herzogtums Limburg, veräußern.
Eine holländische Chronik ® weiß von einem Raubüberfall
auf Crapoel am 15. Januar 1601 zu berichten. Eine Truppe von
etwa 80 Plünderern, teils beritten, teils zu Fuß, verschaffte sich
durch eine Sprengladung Eingang zum Schloß und machte dort
reiche Beute an Gold, Silber und Schmuck. Die Räuber konnten
einer ihnen nachsetzenden Verfolgerkolonne von 4-500 Reitern
entkommen.
Arnold Schuyl starb kinderlos am 21. November 1617.
Crapoel kam erst an die Schwester Magdalena, dann an eine
weitere Schwester, Maria, und schließlich,-1623-, an den Neffen
Arnold Schuyl, der bis dahin in Brüssel ansässig gewesen war und
nun das Schloß von Crapoel bezog.
Der neue Schloßherr war eine einflußreiche und geachtete
Persönlichkeit, die sich auch um Walhorn verdient gemacht hat.
So stiftete er ein Kapital von 300 Lütticher Gulden, dessen Ertrag
zur Besoldung der Schullehrer bestimmt war. Die Lehrer durften
fortan «von den armen Kindern kein Schulgeld fordern, und die
Kinder reicher Eltern geben das, was sie für gut befinden». Im
Gegenzug behielt sich der Herr von Crapoel das Recht der
Lehrerernennung vor ®,
In der Walhorner Pfarrkirche ließ Arnold Schuyl einen
neuen, mit seinem Wappen geschmückten Hochaltar aufrichten.
Dieser steht heute in der Taufkapelle. Das Altargemälde ist leider
nicht mehr vorhanden. Er schenkte der Kirche auch eine
Silbermonstranz.
7
Pfarrer Wilhelm Voets zeigte sich dem Herrn von Crapoel
dadurch erkenntlich, daß er ihm und seiner Familie eine Bank im
Chor der Kirche reservierte sowie dem Hause Crapoel eine
Grabstätte neben derjenigen der verstorbenen Pfarrer überließ.
Nach dem Tode von Arnold Schuyl, der auf Schloß Crapoel
am 8. Oktober 1679 im Alter von 78 Jahren starb, erbten die
Kinderden Besitz. Vom Herrenhaus und den Wirtschaftsgebäuden
der damaligen Zeit haben wir eine im 19. Jh. angefertigte und
«HM» signierte Radierung bezeichnet «Crapoel en 1672» ®.
Eine der Töchter des Arnold Schuyl -er war verheiratet mit
Isabelle von Straet von Alensberg- heiratete 1686 Pierre de
Berghe de Trips, Herrn von Clermont, der 1689 alleiniger Besit-
zer von Crapoel wurde. Sein Bruder Wilhelm-Heinrich erhielt die
Herrschaft 1696. Dieser war es auch, der 1698 das durch ein
Erdbeben i. J. 1692 zerstörte Schloß wiederaufbauen ließ. Daran
erinnert noch heute ein Wappenstein mit der Inschrift: «1692
TERRAE MOTU DIRUTUM REAEDIFICARUNT 1698», d. h.
«sie bauten das 1692 durch ein Erdbeben zerstörte Schloß 1698
wieder auf».
2
2 2 9 2
Ds N ES ae
a nn
u...
HH
N E
DE tn te ei A
Wappenstein von Berghe von Trips mit Gedenkinschrift
(Foto A. Jansen)
8
Wilhelm-Heinrich von Berghe von Trips wurde 1711 in
Aachen ansässig, wo er in den Jahren 1715-1716 ein Schöffenamt
innehatte. Er starb am 1. Februar 1737 und wurde in der Pfarrkirche
von Walhorn beerdigt. Erbin von Crapoel wurde die Tochter des
Verstorbenen, Maria-Margaretha-Francisca von Berghe von Trips,
eine Schwester der Äbtissin von Sinnich, wo sie 1746 ihren
Vetter, den Grafen Adam-Alexander von Schellart von Geysteren,
zum Universalerben einsetzte. Dieser verkaufte Crapoel mit den
daran anklebenden Grundrechten und den dazugehörenden Gü-
tern Carnol, Krützhof, Krompelberg, Jonker Derickshof, Panhaus
(Astenet) und Gisbertsweide (Merols) i. J. 1789 der Wwe Marie-
Agnes Simonis-Franquinet aus Verviers, nach deren Tod der
Besitz unter die Kinder der Tochter Maria-Isabelle geteilt wurde. .
Diese war verheiratet mit Andre&-Joseph de Grand’Ry. So kam
Crapoel an Marie-Elisabeth-Jos£phine de Grand’Ry, die eine
erste Ehe mit Philippe de Lon und eine zweite mit Charles-
Frederic de Pinto eingegangen war.
3 NEN
N
nf 2A
en a N .
Sr x n «> .
Le 4. = ES Zn n
Dieser eigenartige Kopf, heute in einer Futterkrippe,
ist vermutlich ein Überbleibsel der alten Burganlage.
(Foto A. Bertha)
9
I. J. 1816 verkaufte sie ihrem Bruder Jacques-Joseph de
Grand’Ry das Schloß Crapoel, das 1854 auf den Sohn Victor-
Josephund 1858 durch Kauf an die Eupener Fabrikanten Sternickel
und Gülcher überging. Das alte Schloß wurde vermutlich kurz
danach abgetragen. Der verbliebene Bauernhof gehörte 1898
Alfred Sternickel und der Witwe Adolf Mayer geb. Mathilde
Homberg. Die frühere Schloßkapelle wurde zum Wohnhaus
umgebaut. Reste des Wassergrabens, der früher das Anwesen
umgeben hat, verschwanden bei der Anlage der Jauchegrube, so
daß keine Spuren mehr davon erhalten sind.
; In unserem Jahrhundert wechselte Crapoel noch mehrmals
den Besitzer. 1921 erwarb Fam. Josef Klinkenberg-Minartz das
Gut mit seinen 26 ha Grund. Später ist Crapoel im Besitz der
Gräfin d’Altena, die den Schloßhof Anfang der 60er Jahre an die
mit dem Bau der Autobahn Aachen-Lüttich beschäftigte Baufir-
ma SATERCO verkauft. Damals verlor Crapoel 8 ha Land. Nach
dem Bau der Autobahn kaufte Fam. Steinbusch das Gut, das seit
1992 im Besitz der Familie Bernd Klinkenberg ist.
Quellen
1) Aus Poswick, G., Les DeElices du Duche de Limbourg, Verviers, 1951,5.277-
282
2) D’ouden Chronycke en de Historien van Holland etc., door W. Van
Gonthoeven, Dortrecht, 1620, I, S. 295
3) Gielen, V., Die Mutterpfarre und Hochbank Walhom, 3. Aufl., 1987, S. 232
4) Poswick, E., Histoire biographique et gE&nEalogique de la noblesse
limbourgeoise, Liege, 1873, S. 289
10
August 1914: Vor 80 Jahren begann
das große Völkermorden
von Alfred Bertha
Nachdem er Bismarck entlassen hatte, 1890, schlug Kaiser
Wilhelm II. einen neuen Kurs ein: "Weltpolitik als Aufgabe,
Weltmacht als Ziel, Flotte als Instrument", war nun seine Devise.
Daß der forcierte Flottenbau zum Kollisionskurs mit Groß-
britannien führen würde, nahm der Kaiser bewußt in Kauf. Für ihn
handelte es sich um eine Prestigefrage.
Auch im Wettlauf der Kolonialmächte um zusätzliche über-
seeische Gebiete wollte Wilhelm nicht länger abseits stehen. .
Deutschland sollte den ihm nach Rang und Namen gebührenden
Platz an der Sonne einnehmen und im Konzert der anderen
Großmächte seine ihm zustehende Rolle spielen. Der Griff nach
Kolonien schürte das Mißtrauen von Frankreich und England dem
deutschen Reich gegenüber, ein Mißtrauen, das durch eine offen-
sive deutsche Wirtschaftspolitik im vorderen Orient noch weiter
angeheizt wurde.
Weitere außenpolitische Fehler beging der Kaiser, als er
beschloß, den Rückversicherungsvertrag mit Rußland (1887-
1890) nicht zu verlängern und als er die Chance einer Annäherung
mit England zur Zeit der britisch-französischen Rivalität um den
Sudan (1898) nicht nutzte, so daß sich Deutschland schließlich
nach der 1904 zwischen Frankreich und England geschlossenen
Entente Cordiale und der russisch-englischen Konvention von
1907 von allen Seiten eingekreist fühlte.
Hinzu kam die Balkankrise, das Streben der Balkanvölker,
ihre Eigenstaatlichkeit auf Kosten Österreich-Ungarns zu vollen-
den, wodurch der Balkanraum zum "Pulverfaß Europas" wurde,
wo Rußlands offensive pro-serbische Politik angesichts des be-
stehenden Bündnissystems (-Deutschland-Österreich-Italien ei-
nerseits, England, Frankreich und Rußland andererseits-) beim
geringsten Zwischenfall zu einer europaweiten Katastrophe füh-
ren mußte.
Das deutsch-französische Wettrüsten, die in Frankreich er-
hoffte Revanche für Sedan und die Schmach von 1870-71, der in
den Schulen und Verbänden beiderseits des Rheins gepredigte
1
übersteigerte Nationalismus, das blinde Vertrauen in die eigene
Unbesiegbarkeit: die militärische, wirtschaftliche, politische und
"emotionale" Lage der europäischen Nationen war 1914 so
komplex, daß die Historiker heute keine Pauschalverurteilung
und alleinige Schuldzuweisung an den einen oder anderen mehr
vornehmen. Eine objektive Beurteilung der Fakten führt zu dem
Schluß, daß alle den Frieden wollten und daß es dennoch zum
Krieg kam, weil man "hineingeschlittert" ist, weil niemand für
den von allen gewünschten Frieden einen echten Preis zahlen
wollte, weil keine der interessierten Mächte bereit war, auf diese
oder jene Interessen zu verzichten (1).
Das REsum€ hat Lloyd George, der die englische Regierung
von 1916 bis 1922 führte, nach dem Kriege gezogen, als er sagte:
"Je mehr von den Memoiren und Büchern man liest, die über den
Kriegsausbruch geschrieben worden sind, desto deutlicher er-
kennt man, daß keiner von den führenden Männern den Krieg
wirklich gewollt hat. Sie glitten sozusagen hinein oder vielmehr:
sie taumelten und stolperten hinein, aus Torheit!"
Auch wenn diese Beurteilung dem Wunsch Lloyd Georges,
eine Versöhnungspolitik mit Deutschland einzuleiten ‚entsprungen
sein sollte und nicht als eigentliche Kriegsschuldanalyse verstan-
den werden kann, bringt sie die Auffassung vieler Historiker doch
auf eine griffige Formel. }
Eindeutiger fällt die Antwort auf die Frage aus, welche der
beteiligten Nationen 1914 den Frieden ernsthaft gewollt und mit
allen Mitteln verteidigt hat. Hier muß es heißen: "Keine!"
Undnun fällt, wie Egon Friedelles formulierte, "eine schwar-
ze Wolke über Europa" oder, mit den Worten des britischen
Außenministers Lord Edward Grey (-Außenminister von 1905
bis 1916-), der bei Kriegsausbruch prophetisch bemerkte: "In
Europa gehen die Lichter aus!"
Vier Jahre später hatten die westlichen Demokratien den
Krieg zwar gewonnen, aber die Illusion, damit auch den Frieden
gesichert zu haben, sollte sich nur zwei Jahrzehnte später bitter
rächen...
So begann das Verhängnis Anfang August 1914 seinen Lauf
zu nehmen. Die Kriegserklärungen folgten sich in schnellem
Rhythmus, so daß noch vor Ende August 14 Staaten miteinander
im Krieg lagen.
PU Bd Re. Wa |
VE A En E22 SO
E DB hd
E A A far 8
A M Ich glaubte in. A
A MM A ter Tac “
b A AD CA zn dh
| «x des Friedens zu erleben, A
) Aa U
A] A N a
| Le N |
| KA
| 4 } WM
4 ea N
EBEN EEE HH
EN (Czenm
4 N OO
| Vor Gott und der "AN |
ZA Ve 2 out men.
& x scden Krieg St aewolttr
3 EN
4 R Ve 2
EM { SET
| RO
a U
On SE LAT pe
Kaiser Franz-Joseph und Kaiser Wilhelm II.
Beide beteuerten ihren Friedenswillen.
14
ausreichende Sicherheit gegen die Bedrohung Deutschlands ge-
funden werden kann. Es ist ein Gebot der Selbsterhaltung für
Deutschland, dem feindlichen Angriff zuvorzukommen. Mit dem
größten Bedauern würde es daher die deutsche Regierung erfül-
len, wenn Belgien einen Akt der Feindseligkeit gegen sich darin
erblicken würde, daß die Maßnahmen seiner Gegner Deutschland
zwingen, zur Gegenwehr auch seinerseits belgisches Gebiet zu
betreten. Um jede Mißdeutung auszuschließen, erklärt die Kaiser-
liche Regierung das Folgende:
1. Deutschland beabsichtigt keinerlei Feindseligkeiten gegen
Belgien. Ist Belgien gewillt, in dem bevorstehenden Kriege
| Deutschland gegenüber eine wohlwollende Neutralität einzuneh-
men, So verpflichtet sich die deutsche Regierung, beim Friedens-
schluß Besitzstand und Unabhängigkeit des Königreichs im vol-
len Umfang zu garantieren.
2. Deutschland verpflichtet sich unter obiger Voraussetzung, das
Gebiet des Königreichs wieder zu räumen, sobald der Friede
geschlossen ist.
3. Bei einer freundschaftlichen Haltung Belgiens ist Deutsch-
land bereit, im Einvernehmen mit den Königlich-Belgischen
Behörden alle Bedürfnisse seiner Truppen gegen Barzahlung
anzukaufen und jeden Schaden zu ersetzen, der etwa durch
deutsche Truppen verursacht werden könnte.
Sollte Belgien den deutschen Truppen feindlich entgegen-
treten, insbesondere ihrem Vorgehen durch Widerstand der Maas-
befestigungen oder durch Zerstörungen der Eisenbahnen, Stra-
ßen, Tunnel oder sonstiger Kunstbauten Schwierigkeiten berei-
ten, so wird Deutschland zu seinem Bedauern gezwungen sein,
das Königreich als Feind zu betrachten. In diesem Falle würde
Deutschland dem Königreich gegenüber keine Verpflichtungen
übernehmen können, sondern müßte die spätere Regelung des
Verhältnisses beider Staaten zueinander der Entscheidung der
Waffen überlassen. Die Kaiserliche Regierung gibt sich der be-
stimmten Hoffnung hin, daß diese Eventualität nicht eintreten und
daß die Königlich-Belgische Regierung die geeigneten Maßnah-
men zu treffen wissen wird, um zu verhindern, daß Vorkommnis-
se, wie die vorstehend erwähnten, sich ereignen. In diesem Falle
würden die freundschaftlichen Ausgabee, die beide Nachbarstaaten
verbinden, eine weitere und dauernde Festigung erfahren."
ilerlid Öl 2914
BE Beisel, A Q per Z
En Ik confıdenbiel
Hör Kacserlichen Vfgierung Üegen
ZUVabRssife Ackkicklor. 04 Gbber den Keab-
Scchbig Lan Aufinarsch ianfdiicher Katelhäfle
au der Vlaas - Mitche Geucl- Naämnur, Vie lassen
keinen Emeilel ueber die Obeicht Piankreiehs
dreh Abelgesches Abit gegen Geulsehland
Wo kugher
Die Kacsetliche Hfperrang Mann cc ddı
Besen #C3S HOLE ELWEMER daß Belzim, Öff
kesten. Wet Wenns ychl. pm ande $6cn wAhd,
ne Zube EOMEIL Feen EEEsÄEN VA
ul ve größter (Reessteht. af € RG RECHNER,
days daren ed QustEcekendl Scchrs Meet. pegen
die Scdrtfung Declschlards PZN MEN VELZEN
Aarın Es sl ec Rebel AC% Kbnlen hakllieng
fr Deutschland db Kindlichen SD 6
EuwnatBchanumen WE dern MM VICRRUEL N
„uäde cs daner dee deulsekE 1 Bieeung et -
illen, ACI0IL Velen EHEN ht Act
VKndselig heil
Photographie de la premidre page du texte original de |’Ultimatum remis par N de Below.
ministre d’Allemagne, 4 M. Davignon, ministze des Affaires Etrangdres, le 2 aodt 1914,
A 7 heures du soit, A
16
Dieses in deutscher Sprache redigierte, doch mit dem Zusatz
"Tres confidentiel" (= streng vertraulich) versehene Ultimatum -
anders kann man es nicht bezeichnen- überreichte von Below
noch am selben Abend, gegen 19 Uhr, dem belgischen Außenmi-
nister Davignon (s. S. 15).
Trotz der so unverhohlen ausgesprochenen Drohungen lehnte
die belgische Regierung es ab, auf die deutschen Vorschläge
einzugehen und zog den bewaffneten Widerstand einer "wohl-
wollenden Neutralität" vor.
In der Kriegssitzung des Deutschen Reichstags vom 4.
August, dem Tag des Einmarschs der deutschen Truppen in
Belgien, sagte Reichskanzler von Bethmann Hollweg dazu:
"Wir sind jetzt in der Notwehr, und Not kennt kein Gebot!
Unsere Truppen haben Luxemburg besetzt, vielleicht auch belgi-
sches Gebiet betreten müssen. (Hier gab es Bravorufe des Hohen
Hauses). Das widerspricht den Geboten des Völkerrechts. Die
französische Regierung hat zwar in Brüssel erklärt, die Neutralität
Belgiens respektieren zu wollen, solange sie der Gegner respek-
tiere. Wir wußten aber, daß Frankreich zum Einfall bereitstand.
Frankreich konnte warten, wir aber nicht, und ein französischer
Einfall in unsere Flanke am Unterrhein hätte verhängnisvoll
werden können. So waren wir gezwungen, uns über die Proteste
der luxemburgischen und belgischen Regierung hinwegzusetzen.
Das Unrecht, das wir damit tun, werden wir wieder gutzumachen
suchen, sobald unser militärisches Ziel erreicht ist. (Bravo!). Wer,
wie wir, um das Höchste kämpft, darf nur daran denken, wie er
sich durchhaut." (Stürmischer Beifall).
Nachdem die deutschen Truppen in Belgien einmarschiert
waren, erließ deren Oberbefehlshaber, General von Emmich,
durch Plakatanschlag einen Aufruf "an das belgische Volk", in
dem er um Verständnis für das deutsche Vorgehen warb. Hier der
Wortlaut:
Au Peuple Belge!
C'est a mon plus grand regret que les troupes Allemandes se
voient forc&es de franchir la fronti&re de la Belgique. Elles
agissent sous la contrainte d'une n&cessit€ inEvitable, la neutralit&
de la Belgique ayant €t€ viol&e par des officiers francais qui, sous
17
un d&guisement, avaient travers€e le territoire belge en automobile
pour penetrer en Allemagne.
Belges! C'est notre plus grand d&sir qu'il y ait encore moyen
d'&viter un combat entre deux peuples qui Etaient amis jusqu'a
present, jadis meme allies. Souvenez-vous du glorieux jour de
Waterloo oü c'&taient les armes allemandes qui ont contribue &
fonder et Etablir l'’ind&pendance de votre patrie.
Mais il nous faut le chemin libre. Des destructions de ponts,
de tunnels, de voies ferr&es devront Etre regarde&es comme des
actions hostiles. Belges, vous avez A choisir.
Yespere donc que l'arm&e Allemande de la Meuse ne sera pas
contrainte de vous combattre. Un chemin libre pour attaquer celui
qui voulait nous attaquer, c'est tout ce que nous d&sirons.
Je donne des garanties formelles ä la population belge qu'elle
n'aura rien 4 souffrir des horreurs de la guerre; que nous payerons
en or monnay&€ es vivres qu'il faudra prendre du pays; que nos
soldats se montreront les meilleurs amis d'un peuple pour lequel
nous Eprouvons la plus haute estime, la plus grande sympathie.
C'est de votre sagesse et d’un patriotisme bien compris
qu'il depend d'&viter ä votre pays les horreurs de la guerre.
Le General Commandant en Chef l’Armee de la Meuse
von Emmich,
PN
f DES
DE
DE
a A ea EA 9% General von Emmich, der
FR Ne Zi ; Eroberer von Lüttich,
SA A) y war seit 1909 kommandieren-
N w ML 10. A Sr Se hielt
SAN . Armeekorps. erhiel
IR AV En AS er den SBdS Adel.
MASSE Nach dem 1.W. K. wurde die
PD ZZ ZZ Jakobsstraße in Aachen von
A der Schanz bis zum Preusweg
General _v. Emmid in Emmichstraße umbenannt.
18
(Zu Deutsch)
"Zu meinem größten Bedauern haben sich die deutschen
Truppen genötigt gesehen, die belgische Grenze zu überschrei-
ten. Sie handeln unter dem Zwang einer unabweisbaren Notwen-
digkeit, da die belgische Neutralität durch französische Offiziere
verletzt worden ist, die verkleidet das belgische Gebiet in Auto-
mobilen betreten haben, um nach Deutschland zu gelangen.
Belgier, es ist mein höchster Wunsch, daß es noch möglich
sei, einen Kampf zwischen zwei Völkern zu vermeiden, die bis jetzt
Freunde, früher sogar Bundesgenossen waren. Erinnert Euch des
Tages von Belle-Alliance, wo die deutschen Waffen dazu beitru-
gen, die Unabhängigkeit und das Aufblühen Eures Vaterlandes zu
begründen. .
Aber wir müssen jetzt freien Weg haben. Die Zerstörung von
Brücken, Tunnels, Eisenbahnschienen muß als feindliche Hand-
lung angesehen werden.
Belgier, Ihr habt zu wählen. Die deutsche Armee beabsich-
tigt nicht, gegen Euch zu kämpfen. Freier Weg gegen den Feind,
der uns angreifen wollte! Das ist alles, was wir verlangen. Ich
gebe dem belgischen Volke die amtliche Bürgschaft dafür, daß es
nicht unter den Schrecken des Krieges zu leiden haben wird, daß
wir in barem Geld die Lebensmittel bezahlen werden, die wir dem
Lande entnehmen müssen, daß unsere Soldaten sich als beste
Freunde eines Volkes zeigen werden, für das wir die größte
Hochachtung, die lebhafteste Zuneigung empfinden. Es hängt von
Eurer Klugheit, von Eurem wohlverstandenen Patriotismus ab,
Eurem Lande die Schrecken des Krieges zu ersparen.”
Der österreichische Sozialist und ehemalige Privatsekretär
Friedrich Engels’, Karl Kautsky, der die Umstände der Novem-
ber-Revolution von 1918 untersucht und in dem Zusammenhang
auch in den Archiven der kaiserlichen Ministerien den Ursachen
des 1. Weltkrieges nachgeforscht hat, behauptet, am 29. Juli 1914
habe das deutsche Außenministerium einen vom Generalstabs-
chef der deutschen Truppen, General Helmuth von Moltke, per-
sönlich verfaßten Entwurf einer Note an die belgische Regierung
erhalten. Dieser Entwurf sei auf den 26. Juli 1914 datiert gewesen.
Nach einigen Retouchen des Reichskanzlers sei die Note am
selben Tag von Jagow (Außenminister von Jan. 1913 bis Nov.
20
Das versiegelte Dokument sei, so Kautsky, von Below mit
der Weisung zugegangen, es erst auf besondere telegraphische
Anweisung hin zu öffnen. Diese Anweisung sei am Abend des 2.
August erteilt worden mit der Aufforderung, der belgischen
Regierung die Note um 20 Uhr zu überreichen und eine Beantwor-
tung derselben innerhalb von 12 Stunden zu fordern. Um 14 Uhr
des folgenden Tages müsse die telegraphische Antwort in Berlin
vorliegen.
' ! 1 %
af te | Z VA ALL. | (BAER yremmet
a S EA | fr ı-AuaıoM |
F A Gl EM SGTEE ee EL
| Ze ZA FEAT
Ya l ie .
em. von ZEN | Fe 8 Audgeteriht
He | Celegraphie des N Deutfhen Reiches, | Da Zn
U Alb Po ESEL OT
N “EEE N
= as Kerl AT 6, BL van Zim Zum __ Ur Tin.
MB L. Sehrbwensfing - ASS Kafefları GR) Ws
A Mlesibennfeingihag fx AEG nn
1 Pa / / EN A
te kn EA BD Deal
re A A pr wwentnfenn
- £ Ü 5 Schal ff bank n ER
MOBIL MANCH UNGEBE FEHL
Die Mobilmactumgz 1öt uofohlen.
Erstir Mobilmachungstug ist dar 2c August dieses Jahrose
Preusu. doreanet,den 1. August 1914:
Der Birgarneister, es
Zn
/}
21
Gleichzeitig solle ein Mitglied der deutschen Vertretung in
Brüssel, vorzugsweise der Militärattache, die belgische Antwort
per Auto nach Aachen überbringen und sie dort dem General
Emmich im Hotel Union übergeben.
Von Jagow stellte es dem deutschen Bevollmächtigten in
Brüssel frei, der belgischen Regierung ein Ausweichen nach
Antwerpen zu empfehlen.
Wenn die von Kautsky gemachten Angaben stimmen, dann
hatte die deutsche Heeresleitung den Einmarsch in Belgien schon
8 Tage vorher durch die "sicheren Informationen" über einen
bevorstehenden französischen Vormarsch in Richtung Namür zu
rechtfertigen versucht...
Q amcke A Dt An AL A ER LEITEN
de EA de anridalk x € Ense
BE CS PS
en On A 7% 200 0E BL ET
A elEe rend E7L60EE z£ . HC Aprerter
AS 4 EEE BC
Ya A e Akım ALOSEZENVIOR ASEIE ERIC FONGENRATT EEE
GG JE DE Ade SEA DR
DES DL Zr S
Üfae Apr DEE SE Z
ER ZZ fg
Noch am 3. August bittet König Albert I. den englischen König Georg V.
um diplomatische Vermittlung "zur Wahrung der Neutralität Belgiens".
25
Reiterlied (von Gerhart Hauptmann)
Es kam wohl ein Franzos daher.-
Wer da, wer?-
Deutschland, wir wollen an deine Ehr!
Nimmermehr!!
Schon wecken die Trompeten durchs Land.
Jeder hat ein Schwert zur Hand.
Man kennt es gut, dies gute Schwert,
Von Spichern, Weißenburg und Wörth,
Das deutsche Schwert.
Es kam ein schwarzer Russ' daher.-
Wer da, wer?-
Deutschland, wir wollen an deine Ehr!-
Nimmermehr!!
Ein Kaiser spricht es hoch vom Sitz.
Viel Feind, viel Ehr, wie der alte Fritz.
Sein Nimmermehr ist mehr als Schall,
"s ist Donnerrollen und Blitzesknall:
"s ist Wetterstrahl
Da kam ein Englishman daher.-
Wer da, wer?-
Deutschland, wir wollen an deine Ehr!-
Nimmermehr!!
Nimmermehr ist unser Wort,
Es braust durch alle Gaue fort,
Ein Cherub trägt es vor uns her:
Nimmermehr! Nimmermehr!
Nimmermehr!
Es kamen drei Räuber auf einmal daher.-
Wer da, wer?-
Deutschland, wir wollen an deine Ehr!-
Nimmermehr!!
Und wärt ihr nicht drei, sondern wäret ihr neun,
Meine Ehr und mein Land bleiben ewig mein:
Nimmermehr nimmt sie uns irgendwer,
dafür sorgt Gott, Kaiser und deutsches Heer.-
Nimmermehr!
(Aus dem "Boten aus dem Riesengebirge".)
Selbst der große Gerhart Hauptmann ließ sich vom national-patrioti-
schen Fieber mitreißen.
24
Am 4. August, um 6 Uhr morgens, überbrachte von Below
der belgischen Regierung ein Schreiben aus Berlin des Inhalts,
daß infolge der belgischen Weigerung, auf die "wohlmeinenden
Vorschläge" der kaiserlichen Regierung einzugehen, letztere sich
"zuihrem größten Bedauern" gezwungen sehe, notfalls mit Waffen-
gewalt, die zu ihrem Schutze gegen die französische Bedrohung
notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.
An das deutfhe Voll!
Seit der Reihsgründung If es durch 43 Jahre Mein und A
Meiner Vorfahren heißes Bemühen gewefen, den Wekfrieden
u erhalten und im Frieden unfere Fraftvolle Entwictung zu
Medal Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unferer Arbeit,
Alle offentundige und heimliche $eindfchaft von Oft und
Welt und von jenfeits der See haben wir bisher ertragen
im Sewußtfein unferer Verantwortung und Kraft, nun aber
will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit ver,
fränkten Armen zufehen, wie unfere Feinde Ad zu tüdikhem
Meberfall rüßften, man will nicht dulden, daß wir in entfloffener
Treue zu unferem Bundesgenoffen ftehen, der um fein Ans
Sehen als Sroßmacht Fämpft und mit deffen Erniedrigung
aud) unfere Macht und Ehre verloren if,
So muß denn das Schwert entfHeiden.
Mitten im Frieden überfällt uns der Feind,
Yun auf zu den Waffen!
Yedes Scıhwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterland!
Um Sein oder Nichtfein unferes Reiches handelt es ih,
das unfere Väter Ach neu gründeten, um Sein oder Nichtfein
deutfcher Macht und deutfhen Wefens. Wir werden uns
wehren bis zum lesten Haug) von Mann und Roß. Und
wir werden diefen Kampf beftehen, au) gegen eine Welt
von Feinden. Nody nie ward Deutftyland überwunden, wenn
es einig war.
Vorwärts mit Soft, der mit uns fein wird, wie ex wit
den Vätern war!
Berlin, den 6. Auguft 1914. ä
Wilhelm,
Diese Rede, die öffentlich angeschlagen und auch als Schallplatten-
fassung verkauft wurde, verdeutlicht, wie das Kaiserreich die Situation
interpretierte.
26
Obschon erst mit dem Vormarsch auf Lüttich mit belgischer
Gegenwehr gerechnet wurde, waren die deutschen Truppen auch
im Grenzbereich schon auf der äußersten Hut, sahen überall
Spione und vermeintliche Franktireurs (Heckenschützen) und
zeigten vielerorts Zeichen von Übernervosität. Im Grenz-Echo
vom 30. und 31. Juli sowie 2. und 3. August 1964 hat Heinrich
Toussaint einige Begebenheiten geschildert, die Ausdruck dieser
Nervosität waren, so die standrechtliche Erschießung des Land-
wirten Joseph Miessen, am 8. 8. 1914, in Baelen-Overoth oder die
tragischen Mißverständnisse im Schloß von Soiron, wo am 5. 8.
drei unschuldige Gärtner erschossen wurden, und die Schießerei
in Dolhain, am 8. 8.1914, die drei Zivilisten das Leben kostete.
Auch auf der Aachen-Lütticher Straße kam es zu solchen .
Zwischenfällen, bei denen Zivilisten durch unbedachtes Handeln
Strafmaßnahmen der deutschen Truppen auslösten. So weiß man
zu berichten, daß in der Nähe von Tülje, auf der Wiese gegenüber
dem Friedhof, unterhalb des Hattichweges, flämische Ziegel-
bäcker damit beschäftigt waren, im Feldbrandverfahren Ziegel
für einen örtlichen Unternehmer herzustellen. Was sich am 4.
August dort abspielte, hat Franz Uebags in dieser Zeitschrift (-Nr.
13, Februar 1973, S. 16-) in folgenden Worten geschildert:
"Am Nachmittag des ersten Kriegstages wurden aus dieser
Richtung zwei Schüsse auf die vorbeimarschierenden Infanteristen
abgefeuert. Blitzschnell riegelten die Soldaten das Ziegelfeld ab,
den Täter dieser sinnlosen Tat aufzuspüren. Die Suche dauerte
nicht lange. Ein älterer Ziegelbäcker und dessen Sohn hatten mit
einem Karabiner in die Soldatenkolonne geschossen. Der Junge
ist an seinem Arbeitsplatz sofort erschossen worden, während der
Vater in Richtung Hergenrath zu fliehen versuchte. Gerade als er
das "Mertens-Wäldchen" (Neu-Moresneter Heide) erreichte, traf
auch ihn eine tödliche Kugel."
Die Namen der beiden Flamen sind nirgendwo festgehalten;
es gibt keinerlei Eintragung in den Kelmiser oder Neu-Moresneter
Sterberegistern.
Als die deutschen Truppen am 4. August 1914 auf dem
Gemeindeplatz von Montzen Knallkörper sowie eine Feuerwerks-
vorrichtung vorfanden, schöpften sie sogleich Verdacht und
witterten einen Hinterhalt. Um sich gegen einen etwaigen An-
schlag zu sichern, nahmen sie den Dechanten Cl. Aug. Janclaes
27
(Dechant von 1911 bis 1919) sowie den Bürgermeister Nyssen
und dessen Frau in Geiselhaft und brachten sie unter strenger
Bewachung auf Schloß Broich. Nachdem sich jedoch herausge-
stellt hatte, daß man in Montzen nur den Abschluß der Kirmesfeier-
lichkeiten vorbereitet hatte, wurden die drei Verhafteten wieder
frei gelassen. Man lese jedoch in dem Zusammenhang auch den
Bericht der Nanny Lambrecht im Anschluß an diesen Beitrag.
Der deutsche Vormarsch wurde durch solche Zwischenfälle
natürlich nicht aufgehalten, aber die deutschen Truppen wurden
um so mißtrauischer. Am 7. August fiel Lüttich in deutsche Hand,
wenn auch die Festungen (Forts) im Sperrgürtel erst mehr als eine
Woche später die Waffen streckten.
DU
PAYS DE LIEGE
La grande Allemagne envabil nolre lerrilaıre apres
un ullimatum qui conslilue an outrage. .
La petite Belgique a relev6 Berement le ganl
Larmee va faire son devoir !
La population du’pays de Liege accomplira Ie sien %
Aussi ne cessera-l-elle de donner Vexemple du calme
ei du respect aux lois $
Son ardent patriolisme en repond
Vive fe Roi. combandant en chef de Varmee !
Vive [a Belgiqne !
STE
L:spe 10.4 A991 1014 LEMAN.
Der Verteidiger von Lüttich, General Leman, ruft die Bevölkerung zur
Pflichterfüllung, aber auch zur Ruhe und zur Beachtung der Gesetze auf.
Lüttich, Aütlich, |
E83 ift mie gelungen endlieh meiner geehzien Nundfehaft feit |
langer Zeit etwa& Grofartige& zu bieten,
Rn B |
EEE ;
|
Gefangverein „Einigkeit“ E
Seraing und Umgegend. Ruo Gretry 24.
Jeden Sonntag, von 3—5 Uhr, ® Ye N
+ Direktion: Mufil« und Gefang-Lehrerin Fräulein Therese WELL.
und o 7 pa ES Be 7 Damen 3 Herren. !
Tunft ut gefulter Belang, Sol, [uftiger Chor, Humorifilde Einlagen, |
Da ne on bioerle Subplatennge, jowte tafffde Sl edle Mindener Biermufil, ;
de Paray, Size«Seraing Niodlas SOHLANGEN, |
{6 WE Freier Entröe. Froior Entr60 |,
DEE EFINEHEAE LEERE EB SE} AG
Neu! Su Neu ! |
lafa DIE: W
Auf zum deutschen.Cafe DIECKMANN
Lüttich - Rue St. Gangulphe,17 - Lüttich |
Täglich |
8 { & kom. N { BERN
LONZET “ Gefange 0 TUT !
unter Mitwirkung erfler Kräften, 1 |
MS Beltör‘ des mufilalljen fowie des humorilijgen Teils 1A c
mir gelungen, des frühere Dresdener Opereiten-Mitglich Höh v. !
SBickingen zu engagieren, Der: ift ein Unikum in Mufi, Humor ;
. — — und Bligdl£tungen. — — |
RICH EZWELSCHUSSG AN nam Ghule nk ea Aa Wng und Befonbers gute Getränke. 0 S
{ 4 Det ergebenft ein A x |
| De utsch es LI okal j Aeinrich BI Pe '
| Caf6- Restaurant ANSAY-MEWISSEN
' QUAI SUR MEUSE n° O9
1 Lüttich — nicht der Hauptpost. —— — Lötlich,
| Aus Irois Anneans, .
Samstags, Sonntags und Montags
| as Konzert. RE -
ES ifl jedem Artiften erlaubt aufgutreten.
! Prima Biere, T6löphone 2265: Wicküler-Bräu,
| Fillale der BRASSERIE LIEGEOISE des P’Jaco du Thöhtre 4.
Lüttich vor dem Ersten Weltkrieg: Es herrschte ein reges deutsches
Kulturleben, von dem die abgebildeten Zeitungsannoncen nur einen
kleinen Teil widerspiegeln. So gab es -um noch einige zu nennen- einen
"Deutschen Sängerbund" in Seraing, eine "Deutsche Gesellschaft
Concordia", die sich Gesang- und Theaterverein nannte und für
"anständige gesangliebende Deutsche" offenstand, einen Deutschen
Theaterverein "Germania" und einen "Verband der deutschen Vereine
in Lüttich”, der als Dachverband fungierte und Theaterabende, Musik-
aufführungen und Tanzveranstaltungen organisierte.
29
Das damals im Ullstein- Verlag erscheinende "Kriegs-Echo",
das in Form einer Wochenchronik über den Fortgang der Kriegs-
handlungen berichtete, beschrieb den Kampf um Lüttich als "sehr
schwer, vor allem wegen des ungünstigen, schluchtenreichen
Geländes und der heimtückischen Teilnahme der Zivilbevölke-
rung, Männer und Frauen, die aus dem Hinterhalt selbst auf Arzte
und Verwundete schossen.
Ganze Ortschaften mußten zerstört werden, um den Wider-
stand zu brechen, bis unsere tapferen Truppen durch den Fort-
gürtel in die Stadt dringen konnten."
Manche dieser Forts hatten einen hohen Blutzoll zu zahlen.
So starben in Loncin nicht weniger als 250 Soldaten, die versucht
hatten, diese Festung so lange wie möglich zu halten.
ATTAQUE DE LIEGE SITUATION LE 5 AOUT.191% AU SOIR
\ .
om . [“” HOLLANDE Y
N $ Ü AIX LA
CHAPELLE
Lite [ER RENTE NN
% WE Yan
Vise 275
ie e (em 0B 0909 ED 9 00 09 >
| Lantin „wer tes Donlissh Ve (0 Wi
Loncin 55 A, A ein
Aitoringrie LIEGE A On WE % X
8° 900 gZ7 'Fvegnee € A
1.5. Ba nn 127m
4 SE „SFieron BZ
1, AChauffontaine: EEE Be
%, A” V I
Doleinnnnn EA Wr ERVIERS
7 (Ourthe Veh
4 A Re. 28
j AN SE
< De
I SZ 15
90C - w
DZ )
x, 300.
x, =" MAI
( NZ AL MEY
-
0 Stm_ 10km co
[nm Sa | V
Für den Sturm auf Lüttich und die im Kreis um die Stadt angeordneten
Forts verfügte von Emmich über 6 Infanterie-Brigaden, 3 Kavallerie-
Divisionen, schwere Artillerie mit 128 (166 ?) Geschützen sowie Jäger-,
Radfahrer- und Pionier-Einheiten, insgesamt eine Armee von 59.800
Mann. Der Einmarsch geschah von Aachen, Eupen und Malmedy aus.
30
Das "Kriegs-Echo" wurde nicht müde zu wiederholen, die
deutschen Truppen verhielten sich korrekt. Als Zeuge zitierte es
sogar einen Journalisten der "Derniere Heure", der nach einem
Besuch in Lüttich schrieb: "Die Soldaten bezahlen alles, was sie
in den wenigen Läden kaufen, bar. Sie bezahlen sogar 1 Mark,
wenn 1 Franc gefordert wird... An den Häusern allerlei Bekannt-
machungen: die eine regelt die Preise der Lebensmittel; eine
andere befiehlt der Bürgerwehr, in Uniform in dem und dem
Bureau zu erscheinen und dort die Waffen abzuliefern; eine dritte
fordert alle Bürger zur Waffenabgabe auf und bedroht die, in
deren Besitz man Waffen findet, mit dem Tode durch Erschie-
Bent
Die "Kölnische Zeitung" wußte von wahren Greueltatender
belgischen Zivilbevölkerung zu berichten. Ein Arzt, der mit den
deutschen Truppen in Belgien eingerückt war, schrieb über das
Verhalten der Zivilbevölkerung:
"Hier haben wir von Seiten der Zivilbevölkerung, von Män-
nern, Frauen und halbwüchsigen Burschen an unseren Truppen
alles erlebt, was wir sonst nur in Neger- usw. Kämpfen erlebt
haben. Die belgische Zivilbevölkerung schießt aus jedem Haus,
aus jedem dichten Busch mit völlig blindem Haß auf alles, was
deutsch ist. Wir haben schon in den ersten Tagen eine Menge
Verwundete und Tote durch die Zivilbevölkerung gehabt. Daran
beteiligen sich Frauen ebenso wie Männer. Vorgestern wurde
einem Deutschen nachts im Bette die Kehle durchschnitten, ein
anderes Haus hatte die Rot-Kreuz-Fahne aufgesteckt; man legte
fünf Mann hinein, am anderen Morgen waren alle fünf erstochen.
Gestern Morgen findet man in einem Dorfe vor Verviers einen
einzelnen Soldaten mit auf dem Rücken gebundenen Händen und
ausgestochenen Augen. Von der vorgestern nach Lüttich abge-
gangenen Autokolonne hält ein Wagen in einem Dorf, eine junge
Frau tritt an den Chauffeur heran, hält ihm ganz plötzlich einen
Revolver an den Kopf und schießt ihn über den Haufen. Natürlich
ist die sofortige Erschießung die Folge, aber weder dies noch die
Brandlegung der Häuser schreckt das Volk...
In Gemmenich, eine Stunde zu Fuß von Aachen entfernt, hat
am Mittwochabend die Bevölkerung in großem Maßstab eine
Automobilsanitätskolonne angehalten, aus allen Häusern beschossen;
die Begleitmannschaft (Husaren) war zu schwach, konnte aber drei
31
der Täter fassen, füsilieren und das Haus, aus dem die meisten
Schüsse fielen, einäschern. Das rote Kreuz an Arm und Wagen
schütztuns Ärzte garnicht. Inmehreren Gefechten haben wirerleben
müssen, daß Verwundete, die auf Wagen zum Reservelazarett
fuhren, einfach von der herbeigeeilten Bevölkerung der nächsten
Dörfer abgeschossen und abgeschlachtet wurden.”
Zuden Greueltaten, die sich in Gemmenich abgespielthaben
sollen, bedarf es doch einiger Anmerkungen.
Laut dem Bericht der "Kölnischen Zeitung" fand der Über-
fall auf die Sanitätskolonne "am Mittwochabend" statt. Der erste
Mobilmachungstag in Deutschland war der 2. August, ein Sonn-
tag. Der Tag des deutschen Einmarsches in Belgien, der 4. August
1914, war ein Dienstag.
In Gemmenich hat es im August 1914 nachweislich nur
eineneinzigen Zwischenfall mit deutschen Truppen gegeben, und
zwar am Donnerstag, dem 6. August. Dabei kam ein Zivilopfer
ums Leben, und zwar der 45-jährige J. Beuvens, der am damaligen
Gemeindeplatz, heute Place Colonel Peckham, das Haus links
neben dem heutigen Cafe Hick bewohnte.
A 8 AST on
BA OO
A 11 DM
na EN
Der Gemeindeplatz (Pl. Colonel Peckham) mit der kleinen Dorfpumpe
32
Der in Gemmenich am 25. 3. 1869 geborene Hub. Jos.
Beuvens soll am 6. August 1914 aus seinem Haus auf deutsche
Soldaten geschossen haben. Die Vergeltungsaktion der Deut-
schen folgte dieser unbesonnenen Tat auf dem Fuße: Jos. Beuvens
wurde gegenüber seiner Wohnung, an der kleinen Dorfpumpe auf
dem Gemeindeplatz, standrechtlich erschossen, sein Haus in
Brand gesteckt. Das Nebenhaus, damals Brouwers, fiel dabei
ebenfalls den Flammen zum Opfer.
Jos. Beuvens wurde am 8. 8. 1914 auf dem Gemmenicher
Friedhof beigesetzt.
FR. 0000 N
A SO
2 2
7 7 2
BO 2
DV -
WE
Jos. Beuvens, erschossen in Gemmenich, am 6. August 1914
33
m | 0 m >
A ne Ka A 4 ;
BG AC SEE £
Mn EEE
a n
Gemmenich. Ruine des Hauses Beuvens
Damit wäre der Bericht der "Kölnischen Zeitung" doch stark
relativiert. Unbestritten bleiben Übergriffe der Zivilbevölkerung,
die auch von der neutralen ausländischen Presse bestätigt werden.
So schrieb der niederländische "Geldersche Courant": Die Belgi-
er geben sich wie vertiert und hätten das Doppelte und Dreifache
der Strafen verdient, die sie getroffen haben. Hier einige Beispiel
ihrer Taten:
1. Ein Landgut liegt in Berneau an der Maasseite offen; jenseits
liegen die Bewohner in den Kreidegruben. Als die holländische
Abteilung vom Roten Kreuz herbeikommt, um die verwundeten
belgischen Bürger zu verbinden, schießen diese Bauern auf die
Männer vom Roten Kreuz!
2. Bei Haccourt hängen 14 Bauern, von denen 7 als Hyänen des
Schlachtfeldes ertappt wurden. Die übrigen hatten das Rote Kreuz
beschossen. (Anm.: In Haccourt selber waren 16 Tote zu bekla-
gen, darunter auch der Pfarrer und 5 Frauen. 80 Häuser und die
Pfarrkirche wurden niedergebrannt).
34
3. Der Arzt (Name des Truppenteils) teilte unserem Gewährs-
mann mit, daß am Sonnabend Morgen ein zehnjähriges Mädchen
vom Roten Kreuz gefangen genommen wurde, als es einem
verwundeten wehrlosen Soldaten die Augen ausstach; ferner, daß
vier Bauern aus Berneau ergriffen wurden, weil sie auf dem
Schlachtfeld verwundeten deutschen Soldaten Hände und Füße
abhackten...Nicht ein Kraftwagen des Roten Kreuzes aus
Maastricht, der nicht von der belgischen Landbevölkerung an-
geschossen worden wäre. Die Menschen sind wie wahnsinnig.
Vise ist zwar hart mitgenommen, aber nicht verwüstet. (Anm.: In
Vise kam es am 4. und am 15. August zur standrechtlichen
Erschießung von 23 Personen, während 600 Häuser zerstört
wurden. Das "Kriegs-Echo" brachte ein Bild aus Vis& mit dem
Untertitel: "Straße aus dem zusammengeschossenen Franktireurort
Vise in Belgien").
Das Dorf Argenteau, dessen Bevölkerung sich ruhig ver-
hielt, ist ganz verschont geblieben. Berneau jedoch, dessen Ein-
wohnerschaft so unglaublich roh auftrat, ist infolgedessen ganz
und gar verwüstet."
(Anm.: Am 5. August wurden 10 angebliche Freischärler
erschossen. Von den 112 Häusern des Ortes wurden 80
eingeäschert).
Andere Orte, die infolge von Freischärler-Aktionen harte
Repressalien erlitten, waren Battice, Herve und Soumagne. In
Battice zählte man in den Tagen nach dem 4. August 23 Tote in
der Zivilbevölkerung und 146 eingeäscherte Wohnhäuser und
Bauernhöfe.
In Soumagne spielten sich nach dem 5. August ebenfalls
entsetzliche Szenen ab. 55 Einwohner wurden am 6. August in
einer Wiese standrechtlich erschossen, 23 andere erlitten dasselbe
Schicksal auf dem Gebiet umliegender Gemeinden, wohin man
sie verbracht hatte. Insgesamt belief sich die Zahl der Zivilopfer
in Soumagne auf 118! Rund 100 Häuser wurden durch Brand
zerstört.
In Herve starben zwischen dem 4. und dem 10. August 38
Zivilpersonen; nahezu 300 Wohnhäuser, Bauernhöfe und Fabri-
ken gingen in Flammen auf.
35
Ks
Battice im August 1914
Angesichts der vielen Angriffe auf deutsche Truppen warnte
Deutschland Frankreich, Rußland und Belgien vor der "weiteren
Verwendung oder Zulassung von Franktireurs zur Kriegführung".
Diese Verletzung des Völkerrechts werde die schärfsten Gegen-
maßnahmen zur Folge haben. "Jeder Nichtuniformierte, der nicht
durch deutlich erkennbare Abzeichen als zur Teilnahme am
Kampf berechtigt bezeichnet ist, wird als außerhalb des Völker-
rechts stehend behandelt und, wenn er in irgendeiner Weise an der
Kriegshandlung teilnimmt, als Franktireur sofort standrechtlich
erschossen."
Die Zivilbevölkerung wurde überall zur Abgabe der Waffen
aufgefordert. In Neutral-Moresnet soll gar Pfarrer Kept von der
Kanzel herab seine Pfarrkinder ermahnt haben, diesem Befehl
nachzukommen.
Mit der Sicherung der rückwärtigen Verbindungen gegen
die Franktireurs wurden Landwehrbrigaden betraut.
36
Der Zwischenfall auf Jongenbosch
Am Ortsausgang von Kelmis, in Richtung Lüttich, nur einen
guten Steinwurf von der Straße entfernt, jedoch auf altbelgischem
Gebiet, d. h. zu Moresnet gehörend, liegt der Hof Jongenbosch.
Wie ein Balken mit Jahreszahl zeigt, wurde ein Vorgänger-
bau des jetzigen Anwesens im Jahre 1667 renoviert ("1667
RENOVATA"'). Es war ursprünglich ein Fachwerkbau, der im
Laufe der Zeit umgebaut wurde und Vergrößerungen erfahren
hat, so vor allem 1891 (Maueranker ScH 18-91 H = Schmetz-
Hermens) und 1960-61, als ein anstoßendes Fachwerkhaus abge-
rissen und neue Stallungen errichtet wurden. Ein Holzbalken mit
der Inschrift "Ao 16 IHS 88" blieb erhalten.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war Jongenboschim
Besitz der Familie Hermens. Seit 1870 und nunmehr in vierter
Generation wird der Hof von Familie Schmetz bewirtschaftet.
Johann Wilhelm Schmetz aus Walhorn (geb. 1810), Sohn
des Johann Martin Schmetz und der Maria Barbara Dobbelstein,
hatte in erster Ehe (1831) Maria Elisabeth Yserentant aus
Hergenrath und in zweiter Ehe Anna Maria Mennicken aus
Eynatten geheiratet. Von 1840 bis zu seinem am 28. 7. 1855
erfolgten Tode war er beigeordneter Bürgermeister der
Bürgermeisterei Hergenrath. 3
Das Ehepaar Schmetz-Mennicken hatte fünf Kinder, und zwar
- Alois Josef Hubert, geb. am 6. 3. 1841, der Priester wurde und
am 18. Jan. 1901 als Pfarrer von Dolhain starb;
- Ferdinand Jos. Hubert, geb. am 23.6.1843, der sich am
21.11.1870 mit Clara Maria Hermens vom Gut Jongenbosch in
Moresnet verehelichte und am 15. 2. 1919 verstarb;
- Wilhelm Arnold Hubert, geb. am 25. 8. 1845, verehelicht mit
Anna Gertrud Breuer aus Monschau, Bürgermeister von Preu-
Bisch und Neutral-Moresnet von 1884 bzw. 1885 bis zu seinem
Tode am 15. 3. 1915;
- Maria Magdalena, geb. am 10. 9. 1847, gest. in Moresnet am 9.
8. 1918, verehelicht mit Johann Michel Schmetz, Bürgermeister
von Moresnet von 1859 bis 1899;
- Hubertine.
Auf Gut Jongenbosch wurden dem Ehepaar Ferdinand und
Clara Schmetz-Hermens 10 Kinder geboren, 4 Mädchen und 6
Jungen. Von letzteren hatte der am 18. 3. 1874 geborene Peter
37
Joseph den damaligen Pfarrer von Moresnet, Peter Joseph Schmetz,
zum Paten. Wen wundert es, daß der Junge Priester wurde? Er
starb allerdings schon am 17. 2. 1911 als Vikar an St Remacle in
Verviers.
Die Beisetzungsfeierlichkeiten fanden in seinem Heimat-
dorf am 22. 2. 1911 statt.
Die Tradition der geistlichen Berufe in der Familie Schmetz,
das sei hier kurz eingeschoben, hat sich bis in unsere Tage
fortgesetzt: Joseph Schmetz, geb. 1963, Urenkel des Ferdinand
Schmetz und der Clara Hermens, ist seit 1990 in der Seelsorge in
Nandrin tätig.
Von den 10 Kindern der Eheleute Schmetz-Hermens blieb
nur der 1882 geborene Guillaume Arnold Hubert auf dem elterli-
chen Hof, den er einmal übernehmen sollte. In der Familie war er
"der Bauer". Er lebte sehr zurückgezogen und das Schauspiel der
Tag um Tag auf der Lütticher Straße vorbeiziehenden deutschen
Truppen mag den jungen Bauern mehr als einmal am Tage von der
Arbeit abgehalten haben.
So auch am Morgen des 18. August 1914. Es war gegen 10
Uhr. Hubert Schmetz öffnete das Oberteil der Stalltüre und lehnte
sich hinaus, um dem Vorbeimarsch der Deutschen zuzuschauen.
Von der Straße wurde seine Bewegung wahrgenommen und von
den mit Argusaugen umherspähenden Soldaten als Bedrohung
empfunden. Ein gezielter Schuß traf den unglücklichen Hubert
Schmetz, der auf der Stelle tot war.
Dies ist die Version des Geschehens, wie sie in der Familie
Schmetz weitererzählt wurde. Eine etwas andere Version brachte
Franz Uebags in seinem schon zitierten Aufsatz in Nr. 13 dieser
Zeitschrift, wo es heißt:
"Der Bauer Schmetz, der oberhalb der Göhlbrücke im Bauern-
gut "Jongenbosch" wohnte und seiner Krankheit wegen etwas
zurückgezogen lebte, schaute hinter der Hecke verborgen den
vorüberziehenden Soldaten zu. Sein Lauern sowie sein Auf- und
Abgehen hinter der Hecke wurden von den Soldaten bemerkt.
Diese haben wahrscheinlich geglaubt, daß es sich um einen Spion
handele. Auf Befehl eines Offiziers wurde er festgenommen und
auf Waffen untersucht, doch wurden keine bei ihm gefunden. Sein
sonderbares Verhalten, das auf seine Krankheit zurückzuführen
war, gab den Militärs zu denken. Befehligt wurde eine Durchsu-
38
chung des ganzen Bauerngehöftes. Dabei kamen keinerlei Waf-
fen zum Vorschein, bis man sich schließlich daran gab, die
Heumieten zu durchwühlen. Darin wurde ein alter Flobert gefun-
den, der des Versteckens nicht wert gewesen wäre, dem Besitzer
aber zum Verhängnis wurde. Ohne viel Aufhebens erschossen ihn
die Soldaten vor seinem Elternhaus."
N E.
Gut Jongenbosch an der Lütticher Straße (Moresnet)
Soweit dieser bedauernswerte Zwischenfall, der auch im
nahen Neutral-Moresnet große Betroffenheit auslöste.
Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen ging de facto für
Neutral-Moresnet seine auf dem Grenzvertrag von 1816 beruhen-
de Sonderstellung zu Ende. Der besagte Vertrag, der beiden
vertragschließenden Parteien eine militärische Besetzung des
neutralen Gebietes untersagte, war durch das deutsche Vorgehen
einseitig gebrochen. Die "Patronage"” wurde zur Kaserne und
täglich gab es beiderseits der Lütticher Straße Einquartierungen.
39
Manchen brachte die Anwesenheit der Truppen auch mehr als
einen Nebenverdienst, da alle Lieferungen und Leistungen an die
Armee am Monatsende abgerechnet wurden. Fuhrleute stellten
Vorspannpferde und Wagen, die Vieille-Montagne Heu, Stroh,
Hafer, Koks, Kohlen, Kies, Benzin und Lebensmittel.
* LA
Ouartierbillet.
Su en Generale,
aan OLD SOLLE,
Se Yauptleute und Seutnants,
et FELD MEDET,. Wachtmeijter,
bus IAONTIDHE,
® AM „.Unteroffigiere,
re Az Semeine,
„Dr 390299 rer 06) }
a 1 ans A
ijt Quartier} a Verpflegung, auf / Tage
81 OU
vom Zf. 4. (Fin Act HS
in der AERO FUN Straße
Nro. — zu Leiften,
Die Nation pro BI und Tag beftehHt in
Kan SLOT Bafer,
OR DE
LO. Stang HieeanStnON:
OO Hintaden Uiften Pont 191 Y .
j Der. Bürgermeifer,
WE!
2b. Duos, Caln. Apr. VI Re. 13. 5} ® SE
40
In den örtlichen Metzgereien Ahn, Grosch und Soiron kaufte
die Truppe Speck und Wurst ein, bei Alois van Hauten Heu für die
Pferde und und Stroh für Nachtquartiere sowie Baumaterialien
aller Art.
Bürgermeister Schmetz, der Preußisch- und Neutral-
Moresnet vorstand, notierte in der Gemeindechronik: "Der plötz-
lich hereingebrochene Krieg mit Rußland, Frankreich, England
und Belgien legte der Gemeinde (Preußisch-Moresnet) große
Opfer auf; es wurde sofort mit großen Kosten eine Bürgerwehr
hiereingerichtet, fortwährend hatte die Gemeinde Einquartierung
und zudem eine Wachtstube im Gemeindehause (der Sitzungs-
saal), ein Kompaniebüro im Hanrath'schen Hause und ein Paß-
büro an der Geulbrücke im Rompen'schen Hause einzurichten
und zu unterhalten.
Zudem bewilligte der Gemeinderat jedem Landsturmmann
der hiesigen Wache täglich 20 Pf Zulage, welche in Fortfall
kamen, nachdem die Gemeinde dazu überging, in der sogenann-
ten Patronage eine Kaserne einzurichten, worin ca. 300 Mann
Platz finden.”
Die Grenze zwischen Neutral-Moresnet und dem an-
grenzenden belgischen Gebiet wurde streng bewacht, um zu
verhindern, daß junge wehrpflichtige Belgier hinüberwechselten,
während die wehrpflichtigen Deutschen (die Deutschen stellten
die stärkste Bevölkerungsgruppe Neutral-Moresnets) den kaiser-
lichen Rock anziehen und einrücken mußten. Alle Einwohner
nicht deutscher Staatsangehörigkeit hatten zweimal am Tage in
einem Meldebüro zu erscheinen und sich mit einer Meldekarte
bzw. einem Meldebuch durch Stempel bescheinigen zu lassen,
daß sie vorstellig geworden waren...
Viele der jungen Belgier haben es trotzdem geschafft, das
neutrale Gebiet zu verlassen und über Holland nach England zu
gelangen, wo sie belgischen Einheiten zugeteilt wurden, um nach
kurzer militärischer Ausbildung diesseits des Ärmelkanals einge-
setzt zu werden. Das nach dem Kriege in der Kelmiser Pfarrkirche
errichtete Kriegerdenkmal zeigt, wieviele hoffnungsvolle Leben
in den vier Kriegsjahren ausgelöscht wurden, wobei in Kelmis der
Riß manchmal durch die Familien hindurchging, wo der Bruder
auf der einen, der Schwager auf der anderen Seite kämpfte...
80 Jahre trennen uns inzwischen von diesen Ereignissen und
41
Sarajewo, wo 1914 die tödlichen Schüsse auf das österreichische
Tronfolgerpaar fielen, ist wieder in den Schlagzeilen und der
Nationalismus, den unsere Väter so teuer bezahlt haben, ist immer
noch eine der Wurzeln des Übels...
* x * x &* * *
1) Zur Kriegsschuldfrage:
Zechlin, E., Bethmann Hollweg, Kriegsrisiko und SPD 1914 , in Der
Monat, Jg. 18, H. 208, 1966
Ders., Motive und Taktik der Reichsleitung 1914, in Der Monat, H. 209,
1966, S. 92ff
Fischer, F., Krieg der Illusionen, ADT 902, 1984
Ders., Griff nach der Weltmacht, ADT 913, 1987
Johann, E., (Hrsg.), Innenansicht eines Krieges, Deutsche Dokumente
1914/1918, dtv 1968, S. 47 ff.
Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 18, dtv 4218, S. 40
42
Nanny Lambrecht,
eine Schriftstellerin
als Kriegsberichterstatterin
von Alfred Bertha
Nanny Lambrechts Romane haben nie hohe Auflagen er-
reicht; so ist die Schriftstellerin auch nur einem kleineren Kreise
bekannt geworden.
In Nr. 26 dieser Zeitschrift (1976, S. 61-72) hat Gerd Pasch
Leben und Werk der Nanny Lambrecht skizziert und herausge-
stellt, daß sie als «Dichterin des Hohen Venns» für uns von P
besonderem Interesse ist und in einem ihrer besten Romane, «Die
Suchenden», -1912 erschienen- das Gebiet von Neutral-Moresnet
sozialkritisch dargestellt hat. Die Verhältnisse in Neutral-Moresnet
kannte sie aus nächster Nähe, war sie doch oft für längere Zeit bei
Dr. Molly auf der Jansmühle zu Gast.
Die am 15. April 1868 in Kirchberg im Hunsrück geborene
Nanny Lambrecht erhielt eine Ausbildung als Lehrerin und da-
nach ihre erste Anstellung «an der zweisprachigen Schule in der
wallonischen Kreisstadt Malmedy». In ihren autobiographischen
Aufzeichnungen aus dem Jahre 1917 schreibt sie dazu:
«In dieser Zeit fesselte mich außerordentlich die Historie der
Eifel, besonders die glanzvolle Vergangenheit der Fürstabtei
Malmedy - Stavelot und der Abtei Prüm. Ich schrieb eine Anzahl
Eifelromane, die ich im Familienkreise vorlas und die meiner
Mutter zuviel «Ehebrüche» enthielten, aber meiner Schwester
Margaret höchstes Wohlgefallen erregten.»
Dann trat eine junge Wallonin, Fanny Madeleine Bierens, in
das Leben der Nanny Lambrecht. Zusammen wollten sie in die
Welt hinausziehen. Die Dichterin schreibt:
«Ich schied aus dem Amt aus, um nur meiner Kunst zu leben,
wir machten Reisen nach Holland, Belgien, der Schweiz, Italien,
England usw. und ließen uns zeitweilig in der alten Kaiserstadt
Aachen, der Wallonie und dem Hohen Venn, dem Schaffens-
gebiet meiner Kunst nahe, nieder. Das Leben hat mir viel Leid,
aber auch unendlich viel Liebe und treue Hingebung auf den Weg
gestreut...»
43
Ganz so freiwillig scheint Nanny Lambrecht Malmedy nun
doch nicht verlassen zu haben. In ihrem Roman «Die Suchenden»
(1906) hatte sie wohl zu unverschlüsselt angesehene Malmedyer
Familien bloßgestellt, wodurch ein Verbleiben in der alten Abtei-
stadt unmöglich geworden war.
Der Erste Weltkrieg führte zu einem Bruch im Schaffen der
Schriftstellerin, die nun Kriegsromane veröffentlichte. Sie schreibt
dazu in ihrer Autobiographie:
«Einen erschütternden Umschwung brachte der Ausbruch
des Weltkrieges. Das gewaltige Ereignis warf mich wolkenhoch.
Wir hier an der Westgrenze haben ja die ersten großen Ereignisse
miterlebt. Ich fuhr fast kurz hinter unseren Truppen nach Belgien
ein, sah bei Vis€ die schrecklichen Verheerungen des Schlacht-
feldes, fuhr dann ein zweites und drittes Mal bis nach Antwerpen
hinauf und weiter bis zur französischen Grenze. Das Ergebnis
dieser Fahrten sind Kriegsromane: Die Eiserne Freude, Die Fahne
der Wallonen, Die Letzte Schlacht, Der Gefangene von Belle-
Jeanette sowie die Novellensammlung Die Hölle.»
Nach dem Ersten Weltkrieg schrieb Nanny Lambrecht, die
seit 1919 in Bad Honnef a. Rhein lebte, noch acht Romane. Nach
1927 veröffentlichte sie nichts mehr.
Die Schriftstellerin starb am 1. Juni 1942 in Schöneberg an
der Sieg im Alter von 74 Jahren.
Den nun folgenden Erfahrungsbericht veröffentlichte die in
Berlin erscheinende «Woche» in ihrer Nummer 36 vom 5.
September 1914. Er verdient als Zeitdokument mit kritischem
Blick gelesen zu werden. Ein Kommentar erübrigt sich...
44
Im eroberten Belgien
von Nanny Lambrecht
Ein düsterer Regenabend. Auf dem Hauptbahnhof von
Aachen fluten die Massen. Verwundete kommen. Man harrt
stundenlang in stummer, ehrfürchtiger Neugier. Und in der einge-
klemmten Mauer der Wartenden andere, die sich mit eiligen
Gebärden hindurchzwängen. Ein Köfferchen, ein Päckchen in
der Hand, meistens Frauen, gleichgültige, fast stumpfe Ergebung
in den Gesichtern. Es sind ausgewiesene Deutsche aus Belgien,
Geschäftsleute, die wieder nach Haus und Hof in das nun deutsch
gewordene Gebiet zurückbefördert werden. Die überstandene
Qual und Not noch in den bleichen, mutlosen Gesichtern. Eine
stattliche Dame, die über 30 Jahre ihr Geschäft in Lüttich betrieb,
-ihre Aussprache schon leicht vom französischen Akzent berührt-,
eine Frau aus Antwerpen, die in Lüttich warten will, bis der Weg
zu der verlassenen Habe zurück frei wird. Ich habe sie alle schon
im Garnisonskommando auf ihre Ausweisscheine warten sehen.
Ein alter Mann, der zu seiner Tochter hinter Namur wollte, sie ist
dort in einem Schloß bedienstet, er ist in Angst um sie. Man weist
ihn ab. Kopfschütteln. Und nun dampft der Abendzug nach
«Neudeutschland» ab. Ich werde mit verstaut und bringe St.
Julien, dem Schutzpatron der Reisenden, Dankopfer, denn
Zivilisten ist die Benutzung von Militärzügen strengstens unter-
sagt. Trotz empfehlender Dokumente, trotz des wohlwollenden
Ausweises vom Zivilverwaltungschef in Belgien, Exzellenz von
Sandt, drohte über mir die Hand des Gesetzes. Aber jetzt dampfen
wir in die Regennacht hinein über die Grenze, die nun keine
Grenze mehr ist. Herbesthal, letzte deutsche Station für die
Lokalbahn. Für den Passagierverkehr keine Weiterfahrt. Der
Bahnhof ein Kriegsbiwak. Leichtverwundete treffen ein, ein
ganzer Zug, den Arm, die Hand in der Binde, den Kopf im weißen
Verband, den Mantel leicht über die zerschossene Schulter ge-
worfen.
Frauenhände haben die Kriegerbrust mit Rosen geschmückt.
Sie lächeln fast verlegen, die Rauhen, die Wackern. Die Mann-
schaften des Roten Kreuzes drängen dazwischen. Ein älterer
Sanitätsoffizier bei einem Reservisten, der beide Hände im Ver-
band hat. Ich höre, wie er den vielbeschäftigten Offizier bittet, die
45
Ansichtskarte mit der Erstürmung Lüttichs an seine Familie zu
schicken. Da biete ich ihm meine gesunde Hand und die Füllfeder
an.
«Was soll ich schreiben?» «Schreiben Sie: Ich hoffe bald
wieder hergestellt zu sein, damit ich den Einzug in Paris mitma-
chen kann.» Ach, glaubt mir’s, es war kein Prahlen und Protzen,
es war die markige Germanenzuversicht. Und da schweift der
Blick über die Schilder und Fahrplantafeln der Halle. «Linie
Berlin-Paris!» Hier in die Halle rasten sie in Friedenszeiten ein,
die D- und Luxuszüge mit klirrenden Pleuelstangen. Berlin-Paris.
Ich winke meinem Reservemann zu. Braver Mann, schau hinüber,
das Schicksal hat’s dort kurz und bündig angeschrieben, oder
vielleicht nur die Ironie des Schicksals....Abfahren. Hinter uns die
Lichter der Bahnhofshalle, vor uns die dumpfe Finsternis des
feindlichen Landes. Blitzende Fünkchen in der Flur, vereinzelte
erleuchtete Fenster. Es sind die deutsch-belgischen Grenzdörfer.
Sie sprechen Plattdeutsch. Sie haben sich einmal mit uns brüderlich
gefühlt. Das war, als vor etwa fünf Jahren die deutsch-belgische
Sprachenbewegung einsetzte!). Die deutschredenden Belgier der
Grenze verlangten, daß das Deutsche gleich dem Flämischen
gesetzlich würde. Ich habe in den Versammlungen ihre Begeiste-
rung für dieses Ziel gesehen, ich habe diese ehrliche Verbrüderung
hüben und drüben miterlebt. Und diese Verbrüderung haben nicht
Lanze und Schwert, sondern Lüge und Verleumdung, die vor dem
ersten Schuß einsetzten, vernichtet. Beim Durchzug der deut-
schen Truppen rottete sich das Dorf Montzen feindlich zusam-
men. Mit stehend erhobenen Armen trat der Pfarrer des Orts unter
die Horde und rettete sein Dorf vor dem Untergang. Und wenn ich
die Augen schließe, die Schleier der Nacht sich heben vor dem
Bilde der Zerstörung, weit in den Schlüften der Finsternis, die
feuerspeiende Glut der Bleiwerke über das belgische Grenzdorf
Gemmenich am Horizont loht, sieht man es aufragen mit kahlen
Mauern und rauchenden Dächern. Gemmenich, der Hort des
lichtscheuen Gesindels von Neutral-Moresnet her, das Land der
unhaltbaren Zustände, wie es schon vom preußischen Landtage
aus bezeichnet wurde. Ein Franziskanerpater erbot sich, den
Truppen voranzuziehen, damit die Bewohner sich ruhig verhiel-
ten -und da prallten schon aus dem Hinterhalt die Schüsse...Ein
Trompetensignal, kurz und herrisch, irgendwo in der Nacht. Der
46
Schall prallt an die Fenster des Abteils, die Verschlafenen schrek-
ken auf. Und schon vorüber, und wieder das eintönige Rollen und
Schütteln des Zuges. Aber die Landstraße herauf stampft es und
schnauft und brüllt, eine Viehherde, starkknochige Ardennenkühe,
dazwischen mit jämmerlichem Blähgeschrei die feisten Hammel,
noch das Seil nachschleppend, mit dem sie in den Wiesen, an den
Hecken angepflockt waren. Eine Laterne schwankt voran, die
zitternden Lichtstrahlen streifen über die Landstraße hin, Solda-
ten als Viehtreiber, einer schwenkt ein Kaninchen hoch, lacht,
winkt. Ein hochbeladener Heuwagen rattert hinterher,
Requisitionsdienst.
S Die Tore Lüttichs tun sich auf, und so fluten und wimmeln
die ganze Nacht hindurch in die Stadt hinein die Vierbeiner zur
Schlachtbank. Es schauert da noch von allen Richtungen her
Gebrüll und Tiergeschrei in die Nacht. Das Vieh ist von den
Flüchtenden in den Ställen zurückgelassen, angekoppelt und dem
Verhungern nahe. -
Die Erde dröhnt. Neue Truppenzüge. Marschieren sie auf
Vise€ zu? Vis€, die Stätte des Verrats und feiger Hinterlist, ist vom
Erdboden verschwunden. Als noch die Kanonen von den letzten
Lütticher Forts herüberdonnerten, sah ich dort das Zeltlager. Zwei
Zivilisten im Offizierszelt tranken vergnügt plaudernd Kaffee,
der Bürgermeister und der Pfarrer, gefangen. Man sagte, daß ihr
letztes Stündlein geschlagen habe. Aber sie plaudern noch. Sie
hoffen. Ein einzelnes Haus, dessen Wände noch ragen, das Dach
verbrannt und die Fensterpfosten ineinander gerammt. Durch die
Spalte schimmert ein Kruzifix an der geborstenen Wand, ein
Palmzweig daran. Und auf der Straße war der Hausrat zerstreut,
in wüstem Durcheinander Pferdeleichen, Bündel von belgischen
Uniformen, Sattelzeug, Feldflaschen, Brieffetzen und Tote, zu
dreien nebeneinander gelegt, friedlich Freund und Feind, sie
hatten nicht gelitten. Und weiterhin eine Barrikade von Proviant-
und Munitionswagen. Wache, Gewehr bei Fuß. Ein Sänger beim
Stiefelputzen:...»dann hat Reserve Ruh»...Und dann stolpert man.
Es klirrt, es blitzt. Waffen über Waffen, Revolver ohne Kolben,
noch nicht brüniert, neueste Konstruktion mit selbsttätiger Hülsen-
rolle. Karren voll hat ein Hauptmann in die Maas werfen lassen.
-Achtung! Beiseite treten! Ein Auto saust mit 70 Kilometer
Geschwindigkeit an. Ein greiser Herr und eine Dame, ohne
47
Kopfbedeckung, das Gesicht verstört. Sie wenden sich an einen
Offizier, sie fragen, sie flehen. Der alte Herr händeringend. Man
zuckt die Achseln, man bedauert aufrichtig...Der Sohn
gefallen... Wer weiß?
Das war, als die Kanonen noch vor Lüttich donnerten und der
Tag im dumpfen, brennenden Rot untersank. Und heute? Der Zug
fährt in den Bahnhof Guillemins ein, der die ausgewiesenen
Deutschen wieder in ihre verlassenen Häuser zurückführt. Welch
glorreiche Genugtuung! Deutsche Fahnen ‚begrüßen uns, mit
deutscher Post wandern unsere Briefe. Lüttich ist deutsch. Unsere
Herzen weiten sich. Aber in der schweigenden Nacht, die uns
umgibt, hören wir noch die Pulse des belgischen Lüttichs pochen.
Oder das Schluchzen der Besiegten?
Durch das dumpfdrohende Düster der Nacht kommt’s daher
im klatschenden Schritt, dunkle Gestalten, in Mäntel gehüllt, drei
Mann der Bürgerwehr, die Laterne in der schlenkernden Hand.
Ihnen folgt -trapp, trapp- deutsche Wache, Gewehr über der
Schulter. Nachtwache, die Bürgergardisten als Geisel voran.
Straßenseits blanke Fenster, es darf kein Licht zur Nacht gelöscht
werden. Und offene Türen. Deutschland wacht.
X
Die belgische Fahne vom Rathaus heruntergeholt und auf
dem Justizpalast die Fahne des Gouverneurs von Lüttich gehißt.
Davon werden die Alten einmal den Jungen erzählen und weinen
über ihrarmes Land. Und wenn sie Todesschrecken und Kanonen-
donner vergessen -dieses nicht. Schwarzweißrot ist das Fremde
über sie gekommen, das immer fremd bleiben wird. Ich kenne
Belgien und insbesondere Lüttich seit zwanzig Jahren, habe lange
Jahre dort gewohnt und mich wallonisch verständigen können,
und so weiß ich’s denn und brauch’s den anders lautenden
Berichten über die bereits geschlossene Kameradschaft der
Lütticher mit den «Feldgrauen» nicht zu glauben. Man wird dem
deutschen Eroberer nie mehr als duldende Höflichkeit entgegen-
bringen. Man ist höflich, sehr höflich, äußerst höflich, macht
Komplimente und Kratzfüße. Und das eben tut der deutsche
Michel nicht, und darum taxieren sie ihn auf gut wallonisch so: er
wär imstande, einem die Füße auf die Platte zu legen. Und wenn
48
das nun Marsch, Marsch im gleichen Schritt und Tritt durch die
Straßen scharrt, und das öffentliche Leben nun mit militärischer
Genauigkeit und eiserner Konsequenz gehandhabt wird, so sind
das für den freien Wallonen eben unverständliche Begriffe. Ver-
zeihung, ich ertappe mich auf einer Unrichtigkeit. Die Freiheits-
sehnsucht des Wallonen ist nicht die edle, heilige Flamme, die
man in einem Dithyrambus besingt, vielleicht nur untergeordnetes
Pflichtgefühl. Und Temperament. Das deutsche und wallonische
Temperament habe ich hier augenblicklich an einem Tisch
+ beisammensitzen. Ein Lütticher Hausherr entrollt die General-
stabskarte und fragt seinen schweigsamen Reservemann -einen
mit Fäusten wie Pranken und Bartstoppeln und stahlhartem Blick-
ob er sich nicht dafür interessiere, wo augenblicklich die Heere €
Europas ständen. O gewiß, Reservemann interessiert sich, Reserve-
mann sieht gelassen auf die Karte, auf der der Zeigefinger des
Wallonen nervös hin und her jagt, in steigender Aufregung die
Heere aufeinanderplatzen läßt, die Schwierigkeiten für die Deut-
schen häuft...dort Antwerpen...stark befestigt...unüberwindlich...-
Reservemann zuckt nicht mit der Wimper, nickt monumental
ruhig: «Das nehmen wir.» Der Wallone redet sich heiß und in
Schweiß über diese und jene Unüberwindlichkeit. Reservemann
nickt: «Das nehmen wir.» Aber nun, letzter Trumpf: England wird
sich die Einfahrt in Vlissingen erzwingen. Reservemann zuckt
nicht mit der Wimper: «Dann schmeißen wir ganz Belgien in die
See.»-Monumental ruhig. Und steht auf und geht Stiefel wichsen.
Musikklänge locken uns ans Fenster. Rauschendes Orchester von
Place St Lambert herüber. Ein paar kokette Midinettes, die mit
wippenden Schritten zum Takt der Musik lustwandeln, sonst
wenig Zuhörer. Die elegante Welt, die am Carr und auf den
Boulevards flirtete, hat Lüttich verlassen und sonnt sich in Italien.
Ein Lärm, der den Boden dröhnen macht, übertönt die Musik.
Frachtautos, auf jedem zwei Soldaten, Gewehr im Arm. Eine
Abteilung mit acht Luxusautos, die Munition und Hafer schlep-
pen, rasen hinterdrein. Das Depot ist jetzt in Lüttich. Frachtautos
befördern von Aachen bis dort, und dann schaffen’s die einzelnen
Autos bis zur Feuerlinie. Am Boulevard d’Avroy, dem vornehm-
sten und elegantesten Viertel, reiht sich der Autopark auf. Die
Feldküche dampft. Zuschauer wagen sich heran, drängen sich zu
Gruppen zusammen. Wache kommt und fordert sie zum Weiter-
49
gehen auf. Man gehorcht, in eilfertiger Dienstfertigkeit, man
grüßt sogar. Respekt vor dem deutschen Pulver. Und wissen nicht,
daß diese Reverenz vor dem Flintenlauf schon der Respekt vor der
deutschen Tapferkeit ist. Halt! Straße gesperrt. Wache mit auf-
gepflanztem Bajonett. Man biegt rechts in die Straße ein. Ein
Soldat, ein Ruf aus deutschem Mund: ä droite! Wir suchen die
Maas, Belgiens Rheinstrom. Durch Straßen und Gäßchen, zwi-
schen Militär und Ordonnanzautos, feiernden Arbeitern und gaf-
fenden Kindern hindurch. Fadendünn schwelt Qualm auf. Ein
Haus am Fischerstaaden in Brand geschossen. Der verrußte
Giebel ragt noch. Man hatte auf nächtliche Streifwache geschos-
sen, und -bum, bum- naht die Vergeltung. Das Bumbum hat
Wunder gewirkt. Und seit man die 400 meuchelmordenden rus-
sischen Studenten aus dem Universitätsgebäude herauspufferte,
Tournez-vous, und ein halbes Dutzend sank vor den Augen der
Lütticher hin. Aber noch traut man ihnen nicht, den Lüttichern.
Man schützt die Brücken durch Geiseln und Gefangene, die man
dorthin stellt. Doch ist der Stolz Lüttichs, die Brücke mit den
Riesenmauern, Pont des Arches, von belgischen Truppen ge-
sprengt. Verbogen und gequirlt wie Draht die Straßenbahngleise,
die Trümmer steil in das schäumende Wasser hinunter. Aber
schon maasaufwärts und -abwärts die von unseren Pionieren über
Kähne geschlagenen Brücken. Mast an Mast zieht die elektrische
Leitung entlang.
Die Dämmerung fällt. Die Lichterreihe blinkt auf und spreizt
die zitternden Reflexe über das leichtwogende Wasser, und über
die holzweißen Bretter rückt’s an mit flottem Marschschritt und
Sang und Hall und Schall. Infanterie, stramme helläugige Kerle.
Als wollten sie das Brettergerüst in Grund und Boden
stampfen...»Es braust ein Ruf wie Donnerhall» schallt’s über
Belgiens Rheinstrom. Die Brücke schwankt, als wehre sich Bel-
giens niederbezwungener Rücken mit letzter, versagender Kraft
gegen deutschen Geist, deutsche Kultur, der nun mit diesen
eisernen Marschschritten Bahn gebrochen wird.
50
Der 4. August 1914 e Jömmelech
Öschte Weltkregsoffensive ut en Froschperspektive
von Gerard Tatas
Et es e hov Johrhondert län,
Du koem der Dütsch no Belge än.
Et wor vielleicht en Wäek ov twei
Vör Jömmljer Kermes op ne Plei.
Die es natürlech du met Balle
En Karesselle utjevalle.
Dat wor net schönn - en jrad deswäje
Hant och de Dütsche Pis'le kräje.
Öm dä Tit also, wie jesat, ;
Du koem de janze dütsche Mat
Söjar noch vör der Mörjenskaffe
Der öckerweg eraf jetraffe.
Met Päed en Wagels en Kanonne,
Meschien noch met en jruete Vahn
Jrad op ne Zol e Jömmelech an.
Et hauw sech äl dä Dag bejove,
Dat ajjne Zol a Celing ove
Ne Jard met Käppi en met Ausgabe
De Wak stong vör et Vaterland.
Wie dä now sog die janze Ströp
E Uniform en blinke Knöp
Va Ocke kome ohne Pas,
Du trok häe sech der Ausgabe ens vas,
So noch der Käppi sech jett schräg
En stot sech medde op ne Wäg.
"Halt!" sag ech. "Halt! C'est la Belgique!"
Sö wol dä Jard, dä jowe Auwe,
De prüssesche Armee ahauwe,
Die äl wol onbedengt marschere
No Belge än - der Kreg verlere.
Die Dütsche blävte dröm net stue,
Mä döks noch hat hön Led jedue,
Dat sey der Kaiser von hönn Land,
Mie wie der Jard jelustert hant.
51
Galmei und Schalenblende
aus dem "Altenberger" Grubenfeld
Montangeologie und Bergbautechnik im Überblick
von Dr. N. Schmitz
1 Einleitung
2 Von der Freien Reichsstadt Aachen bis zur
"Vieille-Montagne" - Montangeschichte kurzgefaßt
3 Verbreitungsgebiet und Erscheinungsweise der
Blei-Zinkerzlagerstätten im Raum Aachen
4 Der Bergbau in den einzelnen Grubenrevieren
4.1 Der "Altenberg" im ehemaligen "Neutral-Moresnet"
4.2 Die Lagerstätten im ehemaligen preußischen Teil der
"Altenberger Konzession"
4.3 Die Lagerstätten im frühen belgischen Teil der
"Altenberger" Konzession
5 Ausblick
kA Ak
1. Einleitung
Die Wiege der europäischen Zinkindustrie, der Aachen-
Lütticher Raum, ist mit dem Namen "Altenberg" auf das Engste
verknüpft. Bereits vor Entdeckung eines industriegeeigneten
Verfahrens zur Direktverhüttung von Zinkerzen zu Beginn des
19. Jh. waren das mittlere Maas-Tal und der Aachener Raum
europäische Zentren der Messingindustrie( MATHAR und VOIGT
1969).
Begriffe wie "Altenberg" oder "Alter Berg" tauchen in
nahezu allen historischen Bergbaugebieten des deutschsprachigen
52
Raums auf. Teilweise existieren diese Namen noch heute als
offizielle Ortsbezeichnungen (z. B. Altenberg im Erzgebirge)
oder als Flurnamen.
Mit dieser Bezeichnung ist immer eine seit alter Zeit her
betriebene Abbaustätte für metallische Rohstoffe gemeint, die
häufig zunächst über einen Stollen am Fuß eines Berges (in der
Talsohle z. B.), später dann aber auch über einen Schacht oberhalb
des Stollenniveaus erschlossen wurde. Andererseits könnte auch
von Anfang an ein übertägiger Abbau in Form eines Steinbruch-
betriebs auf der Bergkuppe oder an den Flanken eines Berges
bestanden haben.
Wie es auch begonnen haben mag, die so entstandenen _
"Berg-Werke" haben häufig eine sehr lange Tradition, die ohne
schriftliche Zeugnisse in der mündlichen Überlieferung besteht.
So dürften auch die historischen Ursprünge des Altenberg bei
Kelmis (La Calamine), der bis auf die letzten Jahrzehnte seiner
Existenz als Bergwerk immer im Tagebau betrieben wurde, im
Dunkel liegen. Aus früheren Zeiten (1. Jh. nach Chr.) sind nur
Informationen über einen römischen Galmei-Bergbau im
Stolberger Raum (bei Gressenich-"Grasciniacum") überliefert
(GUSSONE 1964). Daß zur gleichen Zeit auch Galmei am
Altenberg abgebaut wurde, kann man nur vermuten.
Naturgemäß hängt die Existenz von Vorkommen minerali-
scher Stoffe mit der geologischen Geschichte des jeweiligen
Raumes zusammen. Geologische Vorgänge der Gesteins-
entstehung und der nachfolgenden Gesteinsprägung bzw.-
veränderung verzahnen sich mit lagerstättenbildenden Prozessen,
die zur bauwürdigen!) Anreicherung von metallischen oder ande-
ren mineralischen Rohstoffen führen können.
Die bergmännische Gewinnung mineralischer Rohstoffe
und deren weitere Verarbeitung zum Industrierohstoff stellt einen
teilweise erheblichen und konsequenzenreichen Eingriff in die
Naturlandschaft und auch in den Naturhaushalt dar, ist jedoch
andererseits über Jahrhunderte hinweg die Quelle technischer
Erfindungen gewesen, die später weit überdie bergbautechnischen
Anwendungen hinaus auf anderen Gebieten zum Einsatz und zur
Weiterentwicklung gelangten. Diese Vorreiter-Rolle des
1) Mit dem Begriff "bauwürdig" bezeichnet der Bergmann Lagerstätten, deren
Mineralinhalt mit wirtschaftlichem Gewinn abgebaut werden kann.
53
Montanwesens hinsichtlich innovativer Maschinen- und auch
Chemo-Technik in Bergbau und Hüttenwesen wurde schließlich
im 18. und 19. Jh. ganz wesentlich gestärkt durch die Erfindung
und den Einsatz der Dampfmaschine, durch das neue Dony'sche
Verfahren der Direktverhüttung von Zinkerzen nach "Lütticher
Manier" oder auch durch die neue Hasenclever-Technik der
Sulfiderz-Abröstung im Zusammenhang mit der industriellen
Schwefelsäure-Produktion.
Schließlich hatte der Zinkerz-Bergbau in unserer Region
einen wichtigen Einfluß auf das Kunstschaffen in diesem Raum,
verbunden vor allem mit dem Namen der Messing-Stadt Dinant
an der Maas, wenngleich diese Bezüge nicht so umfassend die
regionale Kunst, Technik und Geschichte steuerten, wie dieses in
den historischen Silberbergbaubezirken des Erzgebirges, des
Harzes oder des Alpenraumes der Fall war.
2. Von der Freien Reichsstadt Aachen bis zur "Vieille-
Montagne" - Montangeschichte kurzgefaßt
Grundlage für die Entstehung der Messing- und Zinkindustrie
im Aachen-Lütticher Gebiet waren die Blei-Zinkerz-Vorkom-
men des weiteren Aachener Raums sowie des mittleren Maas-
Tals. Vor allem der Altenberg bei Kelmis, seit wenigstens 1344
‚ im Abbau, spielte hier eine hervorragende Rolle (ANONYM
1902).
Die ständigen Streitigkeiten zwischen der freien Reichsstadt
Aachen und den Herzögen von Limburg über den Besitz- und
Erzbezugsrechte am "Kailmynberg" endeten 1439 damit, daß
Herzog Philipp der Gute von Burgund, -inzwischen Landesherr
auch im Herzogtum Limburg-, den "Calmayberg mit Gewalt
inbehielt" (PAUQUET 1967/1990). Seit dieser Zeit wurde der
Bergbau am Altenberg ununterbrochen bis zur französischen
Besetzung 1794 seitens der herzoglich-limburgischen Domänen-
Verwaltung geführt. Zumeist wurde die Lagerstätte verpachtet
(so z. B. an Aachener Bürger), ab 1611 vorzugsweise, ab 1648
ausschließlich als Regiebetrieb des Grundherrn unter Aufsicht
eines (ab 1611 königlich-habsburgischen) Kontrolleurs mit Wohn-
sitz am Ort betrieben.
Aufgrund des neuen französischen Bergrechts von 1791 und
mit dem Neuzuschnitt der Altenberger Bergbau-Konzession auf
55
8.500 ha erhielt der Lütticher Chemiker Jean Jacques Daniel
Dony (1759-1819) von Napoleon die Abbaurechte für 50 Jahre
zuerkannt. 1810 wurde er sogar Eigentümer der Bergbau-Kon-
zession (KALTHOFF 1985). Kurz zuvor hatte Dony ein industrie-
geeignetes Zinkverhüttungsverfahren entwickelt, welches im
Laufe der nächsten Jahrzehnte die traditionelle Technik der Mes-
sing-Herstellung ablösen sollte.
A [56-0 A d
5. 3 0)
2 Si I H . Abb. 2:
e aan 5 Jean Jacques Daniel Dony
v | 3 8 (1759-1819) auf einer
;» BE X Briefmarke der belgischen
bb) RE L 2A Post aus den Jahren
SON 1955/1956
Im Laufe der folgenden Jahre gingen die Bergbaurechte in
die Hände der Familie Mosselman, einer aus Brüssel stammen-
den Kaufmanns-Familie, über. Deren Mitglieder gründeten 1837
schließlich die "Soci&t& anonyme des Mines et Fonderies de
Zinc de la Vieille-Montagne".
Vorher - im Zuge der Neuordnung der politischen Land-
schaft im nach-napoleonischen Europa - wurde mit der Gründung
des Königreichs der Niederlande 1815 der wichtigste Teil der
Altenberger Konzession, die Lagerstätte Altenberg selber, als
"Neutral-Moresnet" (1816-1919) unter gemeinsame preußisch-
niederländische Verwaltung gestellt, ein weiterer Teil der Kon-
zession wurde als "Moresnet" niederländisch und ein dritter Teil
als "Preußisch-Moresnet" (heute Neu-Moresnet) preußisch
(Wintgens 1981). 1830 gingen der niederländische Konzessions-
teil sowie sonstige niederländische Rechte an das neugegründete
Königreich Belgien über. 1919 wurde "Neutral-Moresnet" Belgi-
en zugeschlagen, ebenso die ursprünglich preußischen bzw. deut-
56
schen Anteile am Altenberger Konzessionsfeld.
Mit der Übernahme des Bergbaubetriebs am Altenberg in
Kelmis durch Mosselman bzw. die "Vieille-Montagne" begann
hier die neuzeitliche industrielle Blütezeit (KLOCKMANN und
HERBST 1910). Verbesserungen der Bergbau- und Aufbereitungs-
technik, Erweiterung der bestehenden Bergwerksanlagen (insbe-
sondere in Hinblick auf den Untertage-Betrieb) sowie der Neubau
einer Zinkhütte 1835 führten zu signifikanten Produktions-
steigerungen. So lag die Jahresproduktion an Roherz (WINTGENS
1981) im Jahre 1850 bei 29.993 t Galmei und die Produktion von
Barren-Rohzink bei 2.467 t i. J. 1869. 1858 umfaßte der gesamte
Betrieb im Raum Altenberg eine Belegschaft von 1.400 Personen.
Der Altenberg wurde seit jeher im Tagebau betrieben, seit %
der Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch ausschließlich im Unter-
tagebau. Nach Schließung der Lagerstätte (1858 im Übertage-,
1884 im Untertage-Betrieb) - die Zinkhütte wurde 1885 stillgelegt
- ging der Bergbau jedoch in den übrigen Teilen des Konzessions-
gebietes weiter. Man hatte seinerzeit nämlich vorsorglich Prospek-
tionsarbeiten durchgeführt, die zur Entdeckung und zum Auf-
schluß weiterer Lagerstätten führten.
Im belgischen Teil der Konzession im Raum Welkenraedt
ging im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bergbau-
tätigkeit - etwas früher als am Altenberg - zu Ende ("St Paul"
1848-1884, "Dickenbusch" 1867-1880, "Pandour" 1887-1901).
Die im Bereich des preußischen bzw. deutschen (später
belgischen) Konzessionsteils der VM in den Jahren zwischen
1867 und 1927 neu erschlossenen 6 Erzgruben hatten insgesamt
eine erheblich längere Produktionsdauer; es waren die Gruben
"Schmalgraf” (1867-1932), "Fossey" (1878-1923),
"Eschbroich" (1882-1931), "Lontzen" (1900-1935),
"Mützhagen" (1900-1935) und "Roer" (1926-1938). Diese
Gruben mußten jedoch im Laufe der Zeit aufgrund wirtschaftli-
cher Probleme (billige Erzimporte aus Spanien bzw. Übersee)
ihren Betrieb aufgeben (UEBAGS 1970-1973).
Die Untertage-Arbeit ist seit jeher schwer und gefährlich.
Dieses gilt in besonderem Maße für den Zeitraum vor dem Einsatz
von Maschinen und mechanischen Werkzeugen, also für die Zeit
57
vor 1850. Sprengstoff (Schwarzpulver) wurde spätestens seit der
1. Hälfte des 19. Jahrhunderts bei der bergmännischen Schieß-
arbeit im Altenberger Grubenfeld verwendet. Aber erst mit dem
dortigen Einsatz von Dampfmaschinen ab ca. 1850, von druck-
Juftbetriebenen Werkzeugen (Bohrmaschinen) ab 1857 sowie
von elektrischer Energie ab 1910 gab es spürbare Erleichterun-
gen. Trotzdem war die bergmännische Arbeit damals noch weit
von dem entfernt, was heutzutage einen modernen maschinen-
geführten Abbaubetrieb ausmacht.
Allein der Einsatz von Druckluft-Bohrhämmern (im Aus-
tausch gegen Hand-Schlagbohrer !) beim Herstellen von Bohr-
löchern untertage war ein enormer Fortschritt, wenngleich die
Schießarbeit mit dem Ersatz des Schwarzpulvers durch
Nitroglyzerin und später Dynamit womöglich noch gefährlicher,
allerdings auch effektiver wurde. Die Förderung auf dem
untertägigen Streckennetz erfolgte praktisch ausschließlich (bis
zum Ende der Bergbautätigkeit im Revier) mit handgeschobenen,
z. T. auch von Pferden gezogenen Loren ("Hunden"), gelegentlich
sogar noch mit Hilfe von Schubkarren. Übertage wurden für die
Abförderung des Erzes von den Gruben zur Aufbereitung nach
Kelmis Pferdefuhrwerke, teilweise später dann schmalspurige
Lokomotivzüge oder sogar eine Seilbahn eingesetzt.
Das größte Problem auf fast allen Erzgruben waren die z. T.
enormen Wasserzuflüsse, bedingt durch die Tatsache, daß alle
Gruben im klüftigen karbonatischen Nebengestein (Kalke,
Dolomite), einem Grundwasserspeicher par excellence, aufge-
fahren waren.
In den 100 Jahren bergbaulicher Tätigkeit der "Vieille-
Montagne" im Konzessionsgebiet Altenberg wurden zwischen
1837 und 1936 insgesamt 3.069.776 t Galmei und sulfidisches
Blei-Erz gefördert. Dies entspricht etwa 80% der gesamten belgi-
schen Erzproduktion.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges (1944) wurden die Betriebs-
anlagen in Kelmis, vor allem die einige Jahre zuvor erbaute neue
Flotations-Aufbereitung, durch einen alliierten Bombenangriff
zerstört. Nur eine kleine Zinkoxid-Fabrik wurde bis in die Nach-
kriegszeit weiter betrieben. Mit der weitgehend vollständigen
Demontage der noch bestehenden Anlagen und der Veräußerung
von Gebäuden und Grundstücken an Private ging in den fünfziger
59
Jahren der jahrhundertealte und traditionsreiche Erzbergbau in
der Altenberger Konzession zu Ende.
In der Folgezeit durchgeführte Prospektionsarbeiten im
Bereich der früheren Konzession und darüber hinaus während der
Jahre 1975, 1979/80 und 1992/93 durch Konsortien international
tätiger Bergbau-Unternehmen (so z. B. auch die "Vieille-
Montagne") wiesen noch erhebliche Erzvorräte im Untergrund
nach. Deren bergbauliche Gewinnung ist jedoch aufgrund der
kurzfristigen und starken Schwankungen der NE-Metallpreise
auf dem Weltmarkt derzeit wirtschaftlich nicht vertretbar. Hinzu
kommt, daß die Trägergesteine der Vererzungen (Kalke und
Dolomite) als Grundwasserspeicher eine maßgebliche Rolle bei
der Versorgung der umliegenden Ballungsgebiete mit Trinkwas-
ser spielen. Eine Wiederaufnahme des Bergbaus könnte hier
erhebliche Folgen haben.
F AO Ba —
Abb. 4: Heutige Situation (1994) im ehemaligen Industriegelände der
Vieille-Montagne. Blick vom südlichen Talhang der Göhl nach Norden
auf Flotationshalden, das ehemalige Verwaltungsgebäude von 1910 sowie
den verfüllten Tagebau (Foto des Verfassers)
61
Die Übersichtskarte zeigt zwei deutlich voneinander ge-
trennte Verbreitungsbereiche:
* eine südwestliche Gruppe umfaßt die belgischen Vorkommen,
die -mit Ausnahme von Bleyberg (Plombi@res) - alle zur Kon-
zession der "Socie&t& anonyme des Mines et Fonderies de la
Vieille-Montagne" gehörten;
* eine nordöstliche Gruppe umfaßt die deutschen Grubenfelder,
die nahezu alle im Besitz der "Stolberger Zink Aktiengesell-
schaft" waren. ;
Die Vererzungen treten gesetzmäßig im Zusammenhang mit
NW-SE streichenden 2? Störungen 3 auf. Bauwürdige
Erzanreicherungen sind fast ausschließlich dort zu finden, wo
diese Störungen die Kalke (bzw. Dolomite) des Paläozoikums,
den "Eifelkalk" des Mittel- und Oberdevons und den "Kohlen-
kalk" des Unterkarbons, kreuzen. Ausnahmen von dieser Regel
betrafen Vorkommen am Hammerberg (Famenne-Sandstein des
O-Devon) in Stolberg sowie die Vorkommen von Bleyberg (Ton-
schiefer und Sandsteine des O-Karbon) in Belgien.
Im belgischen Teil unseres Gebietes unterscheidet man vier
vererzte Störungszonen
* die von Welkenraedt (mit Welcour, Bruy&re, Heggels-
brück, Pandour)
* die von Mützhagen (mit Dickenbusch)
* die von Schmalgraf (mit Lontzen, Poppelsberg,
Rabotrath)
* die von Bleyberg-Altenberg (mit Fossey, Alfred, Belven).
Im deutschen Teil - im Raum Stolberg/Eschweiler - gehören
die Störungen zu den Systemen der großen Verwerfungen am
Eifel-Nordrand, an denen zu Beginn des Tertiär sich die Nieder-
rheinische Bucht gegenüber dem Grundgebirge der Eifel ab-
senkte. Diese noch aktiven Verwerfungen*‘ - nämlich die
"Sandgewand" und die "Münstergewand/Feldbiß"S) - sind seit
altersher im hiesigen Steinkohlenbergbau gefürchtet. Man unter-
scheidet hier zwei ausgeprägte Lagerstättenzüge
2) Nordwest-Südost verlaufenden
3) Als "Störungen" bezeichnet der Geologe Bruchzonen in der Erdkruste.
4) Das Gebiet zwischen Köln und Lüttich ist seit jeher ein Raum mit hoher
Erdbebenhäufigkeit und -Stärke.
5) "Biß" und "Gewand" sind alte lokale bergmännische Bezeichnungen für
Störungen.
63
* den der Münstergewand/Feldbiß (mit Herrenberg, Union, Kirch-
feld-Heidgen, Büsbacherberg-
Brockenberg, Breinigerberg)
+ den der Sandgewand (mit Glücksburg, Albertgrube,
Diepenlinchen, Römerfeld,
Hammerberg)
Die Mehrzahl der Vorkommen ist an den "Kohlenkalk" des
Unterkarbon gebunden. Nur die Lagerstätte von Breinigerberg
bei Stolberg sowie einige Vorkommen der Konzession
Diepenlinchen finden sich im devonischen "Eifelkalk", der in
einem langen Zug zwischen Eupen und Wenau auftritt.
In der nordwestlichen Verlängerung der genannten Bruch-
zonen treten auf schmalen Klüften im Steinkohlengebirge des
deutschen Wurm-Reviers und der niederländischen Mijnstreek
ebenfalls Erzmineralisationen auf. Diese enthalten in nicht bau-
würdigen Mengen Sulfide von Eisen, Blei, Zink und Kupfer
neben einigen anderen mineralogisch interessanten Erzmineralien
(DE WUKERSLOOTH 1949, GUSSONE 1964). Bemerkens-
wert ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, daß im
Göhl-Tal zwischen Bleyberg und Epen® Blei-Zinkerz-Vorkom-
men bei Sippenaeken auf belgischer Seite und Epen auf niederlän-
discher Seite auftreten. Letztere wurden gegen Ende der 40er
Jahre im Rahmen von Prospektionsbohrungen genauer unter-
sucht (DE WUKERSLOOTH 1948).
Form und Ausbildung der Lagerstätten sind sehr unter-
schiedlich (BRAUN 1857, TIMMERHANS 1905,
KLOCKMANN und HERBST 1910). Zum Teil handelt es sich
um Gänge (mit Erz gefüllte Spaltenhohlräume), zum Teil auch um
komplexe Vererzungsformen im mechanisch zerrütteten und/
oder chemisch angelösten Nebengestein, die als sogenannte
Kontaktlagerstätten und als Stockwerke teilweise erhebliche räum-
liche Ausdehnungen aufwiesen.
6) Das Göhl-Tal verläuft hier im übrigen exakt in NW-SE-Richtung und
zeichnet möglicherweise eine der für diesen Raum montangeologisch so
wichtigen Bruchzonen nach.
64
NW SE
NT TUT UNE ET
WA WE
NN NEE
WANNE ZZ, STONE
MEN KEZPEZZDAN
WW SE ZZ DNA
I =
kr O-Kreide cn EZ O-Karbon (Namur)
cd = U-Karbon (Dinant) "Kohlenkalk" dfa O-Devon (Famenne)
* Vererzung Orbai Rt
Abb. 7: "Kontaktlagerstätte" an der Grenze zwischen "Kohlenkalk"
und Karbonschiefer
Die "Kontaktlagerstätten" traten an der Schichtgrenze zwei-
er mechanisch unterschiedlicher Gesteine auf, und zwar bevor-
zugt dort, wo an großen Längsstörungen oberdevonische Sand-
stein und Schiefer auf unterkarbonischen "Kohlenkalk" aufge-
schoben sind. Dort kam es infolge der tektonischen Beanspruchung
zur Bildung von Störungs-Breckzien”, die einer chemischen
Auflösung durch metallhaltige Thermalwässer leicht zugänglich
waren. Dementsprechend weisen die "Kontaktlagerstätten" häu-
fig eine besonders hohe Mächtigkeit und eine reiche Vererzung
auf. So hatte beispielsweise das Nordlager auf Schmalgraf in 20
m Teufe eine Mächtigkeit von 8,5 m , bei einer horizontalen
Erstreckung von vielen Zehnermetern.
Die Stockwerke stellen eine Besonderheit der Gänge dar.
Der einheitliche Gang löst sich nämlich in ein netzartiges System
von kleinen Klüften auf, die das Nebengestein nach allen Seiten
7) Aggregat aus eckig-kantig ausgebildeten Gesteinsbruchstücken
65
durchziehen und nach außen hin sich allmählich verlieren. Diese
Artdermechanischenin-situ-Zerlegung eines kompakten Gesteins-
körpers ist nur in spröden Gesteinen, wie z. B. Kalken und
Dolomiten, möglich. Eine anschauliche Beschreibung dieses
Vererzungs-Typs findet sich bei JUNG (1866/67), der von einer
"groben Bruchsteinmauerung" aus Kalksteinblöcken spricht, die
mit Erz vermörteltsind. Ein besonders gutes Beispiel für diesenTyp
war das "Brennessel-Stockwerk" auf Diepenlinchen bei Stolberg.
Der ebenfals auftretende Typ der Ne ste r steht für kleine,
stockwerksartige Gangerweiterungen, aber auch für oberflächen-
nahe Galmei-Körper oder kleine "Kontaktlager" - insgesamt also
für verhältnismäßig kleine, nicht gangförmige Vererzungen.
Hinsichtlich der mineralogischen Zusammensetzung ist
zwischen zwei Erztypen zu unterscheiden, einem sulfidischen
und einem kieselig-karbonatischen.
Im sulfidischen Erz dominiert die Zinkblende ZnS, die
feinstkörnig in schaliglagiger Ausbildung als "Schalenblende"
auftrat. Diese Schalenblenden sind wegen ihrer farblich attrakti-
ven Ausbildung unter Sammlern begehrt. In der Regel unter-
geordnet trat Bleiglanz auf®. Weitere Erzminerale, z. B. Markasit
FeS2 und Pyrit FeS2, waren ohne jede wirtschaftliche Bedeutung.
Das kieselig-karbonatische Erz bestand aus Galmei®-
Galmei ist eine technische Sammelbezeichnung für ein
feinkörniges Gemenge aus im wesentlichen Zinkspat ZnCO3,
Kieselzinkerz Zn4[Si207/(OH)2]:H20 und Willemit Zn2SiO4.
Je nachdem, welche Mineralkomponente dominiert, spricht man
von karbonatischem oder von kieseligem Galmei. Altenberg und
Fossey waren die beiden wichtigsten Galmei-Reviere, wohin-
gegen die anderen Gruben im belgischen Raum vorzugsweise
sulfidisches Blei-Zinkerz lieferten.
Die einfache metallurgische Verarbeitbarkeit von Galmei
zusammen mit metallischem Kupfer zu Messing war, gemeinsam
8) In der Lagerstätte "Bleyberg" war der PbS-Anteil im Fördererz so hoch, daß
man hier von einer Bleierz-Lagerstätte sprechen muß. Zinkblende trat stark
in den Hintergrund. Bemerkenswert sind die Silbergehalte im Bleiglanz, die
für "Bleyberg" bei durchschnittlich 100 g Ag/t Erz lagen.
9) "Lapis calaminaria", davon abgeleitet "Galmei" bzw. "Kelme" und die
Ortsbezeichnung"Kelmis" bzw. "La Calamine"
66
mit der leichten Gewinnbarkeit der oberflächennahen Erze, die
Grundlage für die seit altersher florierende Metallverarbeitung im
Aachener Raum. Mit der Entdeckung eines wirtschaftlichen Ver-
fahrens zur Erzeugung von metallischem Zink aus seinen Erzen
zu Anfang des 19. Jahrhunderts war die weitere Existenz des
Bergbaus gesichert, als die Galmeivorräte ab der Mitte des 19. Jh.
zu Ende gingen. Damit trat erstmals die Zinkblende, die bis dahin
immer auf Halde geworfen worden war, als Rohstoff in Erschei-
nung!
Abb. 8: Schalenblende
Die Erzbildung erfolgte in zwei Stufen (GUSSONE 1964).
Die sulfidischen Erze sind vermutlich als primäre Bildungen
durch chemische Ausscheidung aus verhältnismäßig
tieftemperierten Thermalwässern entstanden, die im klüftigen
karbonatischen Nebengestein und auf Spalten-Hohlräumen auf-
steigen und zirkulieren konnten. Dabei haben sie insbesondere
das chemisch reaktionsfähige karbonatische Nebengestein an-
gelöst, die vorhandenen Hohlräume dadurch aufgeweitet und
67
diese mit Erzabsätzen von den Rändern her gefüllt. Diese Vorgän-
ge haben sich in größeren Tiefen innerhalb der Erdkruste abge-
spielt. Mit der allmählichen Hebung des Grundgebirges und
seiner Abtragung gelangten die so entstandenen Erzlagerstätten
in den Einwirkungsbereich von Verwitterungsvorgängen.
Hier konnte nun die chemische Wirksamkeit versickernder
Oberflächenwässer einsetzen. Diese enthalten gelöst im wesent-
lichen die atmosphärischen Bestandteile Sauerstoff und Koh-
lensäure (CO2); sie reagieren mit sulfidischen Erzen über eine
komplexe chemische Umsetzung - bei Einbeziehung der chemi-
schen Bestandteile des Nebengesteins - unter Bildung sekundärer,
nämlich Verwitterungsmineralien. Im Falle der vorliegenden
sulfidischen Primärerze und des überwiegend karbonatischen
Nebengesteins entstanden im wesentlichen die Mineralneu-
bildungen Zinkspat, Cerussit PbCO3, Limonit Fe(OH)3, aber
auch Kieselzinkerz, Willemit u. a. Die für die Altenberger Lager-
stätte (aber auch für Fossey) typischen hohen Anteile silikatischer
("kieseliger") Zn-Minerale dürften auf die verwitterungsbedingte
Zersetzung silikatischer Mineralgemengteile oder Quarz in den
begleitenden Nebengesteinen zurückzuführen sein. Auch
sekundäre Sulfat-Bildungen wurden beobachtet; so kann z. B. der
Gips CaSO4.2H20 als eine typische Bildung der oxidativen
Verwitterung von Sulfiden in Gegenwart Ca-reicher (hier
karbonatischer) Gesteine gelten. Die Wirksamkeit der oberflächen-
nahen Verwitterungsvorgänge erreichte (in Abhängigkeit von der
verfügbaren "Wegsamkeit" für die versickernden Wässer) Teufen
von mehr als 100 m. Unterhalb der Galmei-Zone tauchten dann in
der Regel die primären Sulfiderze auf.
Die derart ausgebildeten Lagerstätten waren sehr metall-
reich. So enthielten z. B. die Fördererze der Gruben Schmalgraf,
Eschbruch, Mützhagen und Fossey nach KLOCKMANN und
HERBST (1910) umgerechnet Metallgehalte von Zink zwischen
14% und 20% sowie von Blei zwischen 1% und 4%.
Eine bemerkenswerte Tatsache war das Auftreten von Koh-
Jlensäure-Ausgasungen aus dem Nebengestein. Besonders in der
Lagerstätte Diepenlinchen bei Stolberg wurde die Kohlensäure zu
einem Problem, so daß dort bewetterungstechnische Maßnahmen
getroffen werden mußten. Im Falle der Gruben in der Altenberger
Konzession gabes derartige Exhalationen nur in geringem Maße;
68
sie tauchten nur dort auf, wo der Erzabbau oberhalb des Grund-
wasserspiegels umging und das karbonatische Nebengestein be-
sonders klüftig war. Die Bildung von Kohlensäure dürfte nach
KLOCKMANN und HERBST (1910) mit denBildungsprozessen
des Erzes, also mit der chemischen An- und Auflösung des
karbonatischen Trägergesteins in Zusammenhang gestanden ha-
ben.
Zum Alter der Erzbildung lassen sich aufgrund der
geologischen Befunde keine sehr präzisen Aussagen machen.
Nach GUSSONE (1964) liegt die Erzbildung im engeren Aachener
Raum altersmäßig zwischen "Westfal C" und "Senon", also
zwischen oberem Oberkarbon und Oberkreide, d. h. sie hätte etwa
zwischen 300 und 100 Mio. Jahren stattgefunden. {
(Fortsetzung folgt)
69
100 Jahre Freiwillige Feuerwehr
Preußisch- und Neutral-Moresnet
(Forts. und Schluß)
von Walter Meven
Am 6. Juni 1894 berichtete der Bürgermeister von Preu-
Bisch- und Neutral-Moresnet, Hub. Schmetz, dem Landrat in
Eupen und auch dem Bergwerksdirektor Henri Jamme von der
Vieille-Montagne, daß in der am Vortage, dem 5. Juni, im Schützen-
lokale stattgefundenen Versammlung sich 31 Personen zum Ein-
tritt in die geplante freiwillige Feuerwehr für die Doppelgemeinde
bereit erklärt hatten.
War dies schon die eigentliche Gründungsversammlung,
oder fand diese erst zehn Tage später, am 15. Juni 1894, statt, als
die Wehr in der ersten Generalversammlung offiziell gegründet
wurde und einen ersten Vorstand wählte? Wie dem auch sei, am
16. Juni 1894 meldete der Bürgermeister seiner vorgesetzten
Dienststelle, die Feuerwehr sei «nunmehr konstituiert» und sie
zähle 60 aktive Mitglieder.
Ge FF zZ
en EN DS
| HASTE FL DE ZZ u
= ET | 2
an}
Saug- und Druckspritze
AM 9.
zur dastreh, daws sie keine Sitzplätze besitzt. Das Zubehör it vbynfale larselle
Preis als Sea und Druckspritze + + Mark 508,
Solche Saug- und Druckspritzen gehörten um die Jahrhundertwende zur
Standard-Ausrüstung der meisten Wehren.,
70
In der vorigen Nummer dieser Zeitschrift, S. 67-89, sind wir
auf die Vorgeschichte der Gründung sowie auf die ersten Jahre der
jungen Wehr eingegangen. Einen ersten glanzvollen Höhepunkt
in den Annalen der neuen Feuerwehrtruppe sollte das alljährlich
stattfindende Verbandsfest des mittelrheinischen Feuerwehr-
verbandes im Jahre 1900 darstellen, mit dessen Ausrichtung
Preußisch- und Neutral-Moresnet beauftragt wurden.
1898 hatten die Wehrleute aus Neutral- und Preußisch-
Moresnet zum ersten Male an einem Feuerwehr- Verbandstag der
Rheinprovinz in Düren teilgenommen, und zwar mit 50 Mann und
begleitet von 10 Musikern der Feuerwehrkapelle unter der Lei-
tung von Herrn Pauly.
Im Vorblick auf das anstehende Fest schrieb das '
«Korrespondenzblatt» vom 11. 4. 1900: «Wie es überall in Stadt
und Land üblich ist, Männern, welche sich freiwillig in den Dienst
der Nächstenliebe gestellt haben und darin in rastloser Tätigkeit
schaffen, eine würdige Aufnahme zu bereiten, so wird auch
Preußisch- und Neutral-Moresnet es sich angelegen sein lassen,
die von nah und fern herbeiströmenden Wehrleute gastfreundlich
zu empfangen und zu beherbergen. Der Verband zählt etwa 25
Wehren, welche wohl mit wenigen Ausnahmen sich an dem
Feuerwehrtage beteiligen werden. So wird sich Gelegenheit bie-
ten, zum ersten Male in dem an der äußersten Westgrenze Deutsch-
lands gelegenen idyllischen neutralen Ländchen eine endlose
Reihe von Feuerwehrmännern zu fröhlichem Tun versammelt zu
sehen...»
«Das Freie Wort» konnte in seiner Ausgabe vom 6. 6. 1900
seinen Lesern mitteilen, das Datum des Verbandsfestes sei vom
Ausschuß des mittelrheinischen Feuerwehrverbandes in Anwe-
senheit von Bürgermeister Schmetz definitiv auf den 5. August
festgelegt worden und fuhr dann fort: «Sowohl die Feuerwehr als
auch die hiesigen Einwohner rüsten und befleißigen sich, die
befreundeten Wehren in gastfreundlichster Weise empfangen zu
können, damit das diesjährige Verbandsfest im neutralen Ländchen
Moresnet sich in jeder Weise würdig den früheren Feuerwehr-
tagen anschließen kann.»
Am Vortag der Großveranstaltung wies dasselbe Blatt noch-
mals darauf hin und schrieb u.a. : «Kein Wunder, daß alle
gemeinsam der Einladung gefolgt sind. Speziell die Spitzen und
7
Einwohner der benachbarten belgischen und deutschen Gemein-
den, woselbst Feuerwehren noch nicht bestehen, sollen es sich
nicht nehmen lassen, am nächsten Sonntage sich von der Organi-
sation und Tüchtigkeit der Feuerwehren zu überzeugen. Diesel-
ben stehen in erster Linie des leider so stark überhandnehmenden
Vereinswesens und verbinden mit Aufopferung für das Gut und
Blut des Nachbarn die Eigenschaft tüchtiger Förderer des Patrio-
tismus, Anhänglichkleit an Staat und Kirche, Heranbildung einer
disziplinierten Jugend und eine starke Waffe gegen Sozialismus
und Vaterlandsfeiglinge und -hasser. Wir wünschen der
Altenberger Wehr zu diesem Feste einen sonnigen Himmel und
ein vollständiges Gelingen.»
Anerkennung
Wenige Tage vorher, am 2. August 1900, hatte die Freiwil-
lige Feuerwehr von Preußisch- und Neutral-Moresnet die Be-
scheinigung als «den behördlichen Anforderungen genügend»
und somit die offizielle Anerkennung erhalten. An eine solche
Anerkennung waren gewisse Bedingungen geknüpft und sie
konnte nur erfolgen,
* wenn die Wehr dem Bürgermeister unterstellt war,
* die Wehrleute uniformiert waren,
* die Gemeinde die Kosten aller erforderlichen Leistungen für
die Wehr auf sich nahm.
Ein gelungener Feuerwehrtag
Das Verbandsfest am 5. August 1900 gab der lokalen Presse
reichlich Stoff zum Berichten. Hatte sich noch am Vortage das
Wetter von seiner unfreundlichsten Seite gezeigt und hatte man
befürchtet, die «entfesselten Elemente wollten den braven
Feuerwehrleuten einen vollständigen Strich durch die Rechnung
machen», so ließ die Sonne sonntags doch von Zeit zu Zeit
«etliche goldene Strahlen über die herbstgestimmte Natur schei-
nen».
Lassen wir den Reporter berichten!
«Gegen 10 Uhr erstiegen von verschiedenen Seiten eine
stattliche Anzahl Delegierte der rheinischen Feuerwehren die
X. Verbandsfest|
freiwilliger
Feuerwehren Mittelrheinlands
Be’ VA
TLEPLLT.
am Sonntag, den 5. Auguit 1900
in Altenberg (MentralMoresuct.)
E SEO
, Sonntag morgen8 frilhH Ankündigung de3 FefjteS durd Böllerfchiefen, "
Um 9 12 Uhr, Abholen der Delegirten am Bahnhof Hergenrath,.
Um 11 Uhr, Delegirten-Sitzung auf Schloß Emmaburg. Vorher Bejichtigung
der Neu-Anlagen dafelbft.
Um 1 Ubr, Fefteffen im Altenberger Kafıno.
Um 2 12 Uber; Antreten fämtlidher Wehren auf der Hafarbijttaße vor der
Bürgermeifterei in der Nichtung auf Aachen zu.
Nach Aufftelung der Wehren
Festzug durch den Ort
(4 Uebungsplage an der genannten „Bott“ ; Begräfzung der auswärtigen Wehren
urd) den Bürgermeifter Herrn Schmetz.
Nachher
Ani 6 4 4 #
Fefbibungd, Altenberner Feuerwehr
Zn Nachher Sn
grosses Konzert der Bergwerkskapelle
unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Böhme,
MAbenda3 8 Ubr,
ö A
Fest-Ball im Hötel Bergyerhoff.
Eintritt&bedingungen :
Zur Feftwiefe: 25 Pfennig pro Perfon,
Bum Ball : 1.00 Mark pro Cavalier, 1 Dame frei,
jede weitere Dame 50 Pfg.
Der VBorftand und da3 FeftFomite. |
SEE SEEN
MAufyuf !
Die gechrten Mitbürger werden hiermit gebeten, zur
Feier‘ des am 5. Auguft d. Y8. hier ftattfindenden
9. Verbandsfefte8 der PT eiwilligen Feuerwehren Mittel:
nn ihre Häufer dur Beflaggung ze, [Hmüden
u wollen,
8 Pr.Moreanet, den 23. Juli 1900.
Der Bürgermeifter, Sohmetz,
73
Anhöhen zur herrlichen Ritterburg Emma (!), die im vorigen
Jahre durch Ankauf in den Besitz des Herrn Nellissen aus Aachen
übergegangen ist (Anm.: Th. Nellessen erwarb die Burg 1897)
und nunmehr, im ursprünglichen alten Stil renoviert, ein
unvergängliches historisches Denkmal und ein außergewöhnli-
cher Anziehungspunkt für Altenberg mit seiner herrlichen Umge-
bung bleiben wird. Man glaubte sich beim Anblick der glänzen-
den Uniformen in die Zeiten der früheren Ritter versetzt, welche,
um einem Prunk- oder Vermählungsmahle beizuwohnen, ihre
Schritte den hohen Festen zuwandten.
Am Eingang der Burg wurden die Delegierten vom Kom-
mandanten der freiwilligen Feuerwehr von Preußisch- und Neu-
tral-Moresnet und den beiden Förstern, den Herren Barth und
Hess, empfangen und zu einem Frühschoppen in die
Restaurationsräume des Pächters, Herrn Rox, geführt. Hierauf
wurde auf Anweisung des Herrn Nellessen unter letztgenannten
Herren Förstern ein Rundgang durch die Schloßkapelle, Säle,
Türme und sonstigen Räumlichkeiten der Burg gemacht. Es
würde zu weit führen, wollten wir eine eingehende Beschreibung
des herrlichen Bauwerks hier vornehmen, es sei nur das hervorge-
hoben, daß der herrlich ausgeführte altertümliche Bau mit seinen
Erkern, Sälen, Kaminen, den bis zur Turmhöhe führenden massi-
ven Wendeltreppen in Granit, ein Kunstwerk deutscher Architek-
tur und Schaffens ist. Das ganze Mobiliar ist der historischen
Vergangenheit angepaßt.
Nach Besichtigung der Gartenanlagen mit ihren teppich-
ähnlichen Blumenbeeten wurde in der oberen Veranda, von
welcher man einen unersetzlichen Blick auf die Gegend hat, die
Verbandssitzung des 11. mittelrheinischen Feuerwehrtages durch
den Vorsitzenden Herrn Fremerey (Eupen) eröffnet. In seiner
Anrede hebt derselbe hervor, daß die Beteiligung an dem heutigen
Feste nicht so stark sei, da erst kürzlich das große Verbandsfest in
Neuß stattgefunden, außerdem aber am heutigen Tage in den
verschiedensten Orten Kirmes und sonstige Festlichkeiten abge-
halten würden. Derselbe betont weiter das innige Ausgabe, welches
die neutrale und preußische Gemeinde Moresnet umschlingt und
weist darauf hin, daß es ein Leichtes sein muß, die Einigkeit in
einem nationalen Vereine zu erhalten, wenn die internationalen
Wehren uns mit so schönen Beispielen vorausgehen. Seine An-
74
sprache endet in einem Hoch auf die Majestäten Wilhelm II. und
Leopold II., in welches die ganze Versammlung begeistert ein-
stimmt....»
Bürgermeister Schmetz begrüßte die Vertreter der erschie-
nenen Wehren von Herbesthal-Welkenraedt, Langerwehe, Eupen,
Raeren, Comelymünster, Zülpich, Eschweiler und Düren. Ein
Referat des Feuerwehrführers Cornely aus Düren über Asbest und
seine Anwendung im Feuerlöschwesen schloß sich an. Der Red-
ner behandelte jedoch neben diesem feuerwehrtechnischen Aspekt
auch Probleme der Wehrführung und der Anforderungen, die an
Kommandanten und Zugführer zu stellen seien. Vom Kom-
mandanten müsse man gründliche Fachkenntnisse verlangen, er
müsse Menschenumgang haben, sich Achtung zu verschaffen
wissen und «seinen Charakter hochhalten». Der Kommandant
solle die Führer ordentlich unterrichten und für eiserne Disziplin
sorgen. Die Übungen sollten nicht vernachlässigt werden. Der
Dienst solle nicht lau, sondern mit Feuer betrieben werden.
Kritiker sollten zu Übungen und Versammlungen keinen Zutritt
haben; auch solle man sich derjenigen Handwerker entledigen,
die glaubten, in der Wehr sei ein Geschäft zu machen. Ein
Hauptaugenmerk müsse auf das Material gelegt werden, beson-
ders im Winter, damit nicht Mäuse und Ratten sich in den Spritzen
einnisten. 6
Vor Abmarsch dankte Herr Fremerey dem Gastgeber auf der
Emmaburg, der es sich nicht hatte nehmen lassen, «aus den kühlen
Ritterkellern funkelnde Weine zur Kredenzung an die Wehrleute
herbeischaffen zu lassen».
Im großen Saal des Kasinos fand anschließend ein Festessen
statt, an dem 60 Herren, u.a. Sanitätsrat Dr. Molly, Bergwerks-
direktor Charles Timmerhans und Bürgermeister Schmetz teil-
nahmen, während draußen, in den Gartenanlagen, die Bergwerks-
kapelle in bekannter Fertigkeit konzertierte.
Unter klingendem Spiele begaben sich die Delegierten
alsdann zur Hauptstraße, wo die Wehren Aufstellung genommen
hatten. Von dem Treppenhause des Herrn Bürgermeisters aus
nahm der Übungsausschuß die Parade der Wehren ab, die in
strammer Haltung die festlich geschmückten Straßen des Ortes
durchzogen und sich dann zur Festwiese begaben, wo die Schau-
übungen stattfanden, die allgemein als «durchaus gut» bezeichnet
75
wurden. Wo die Festwiese lag, ist leider nur vage angegeben, und
zwar an der «Bott», d.h. an der Stiefelgasse. Währenddessen
konzertierten abwechselnd die Welkenraedter und Eupener
Feuerwehrkapelle in ungezwungener Weise. «Durchaus befrie-
digt zogen die Wehrleute am späten Abend der Heimat zu, im
Herzen eine freudige Erinnerung an das reizend gelegene Alten-
berg bewahrend», so der abschließende Kommentar des Repor-
ters.
In der Gemeindechronik von Preußisch-Moresnet zog Bür-
germeister Schmetz das Resume dieser Großveranstaltung mit
den Worten:
«Es hat in 1900 keine Alarmierung stattgefunden, dagegen
verhältnismäßig viele Übungen in Folge des am 5. August abge-
haltenen Verbandsfestes, welches in tadelloser Weise verlief und
im Orte selbst sowie auch bei den fremden Wehren, welche dieses
Fest mit ihrem Besuch beehrt hatten, volle Anerkennung fand;
auch hat dieses Fest in instruktiver Beziehung der Freiwilligen
Feuerwehr viel genutzt.»
Dieses positive Urteil über das Verbandsfest aus dem Munde
des Bürgermeisters zeigt, daß dieser nach anfänglichem Wider-
stand gegen diese Veranstaltung schließlich doch dafür gewon-
nen werden konnte. Wie wir gesehen haben, besaß die Feuerwehr
noch kein Spritzenhaus. Der Beschluß, ein solches zu bauen, war
schon 1898 gefaßt und -wie es im Jahresbericht heißt- «mit Bravo-
Rufen begrüßt» worden.
Die Generalversamlung vom 4. Februar 1900 faßte den
Beschluß, bis August jenen Jahres das Spritzenhaus zu errichten
und das Verbandsfest in der Doppelgemeinde abzuhalten. Der
Bürgermeister wollte jedoch den Bau des Spritzenhauses auf-
schieben und ohne neues Spritzenhaus das Verbandsfest nicht in
seiner Gemeinde veranstaltet sehen...
Auch wollte Bürgermeister Schmetz nicht «ohne weiteres
öffentliche Gelder zu Festlichkeiten bzw. Vergnügungen» ver-
wenden.
So kam es vorübergehend zu einer hart geführten Auseinan-
dersetzung zwischen Kommandant Johann Harrus und Bürger-
meister Schmetz. Der Kommandant beschwor sogar die Gefahr
einer Auflösung der Wehr herauf, warf dem Bürgermeister man-
gelndes Interesse an derselben vor und zitierte das Beispiel
77
werke. Am zweiten Tag sprachen der Wasserwerk-Betriebs-
direktor C. Savelsberg und Alfred Calmon-Hamburg, Ingenieur
der Asbestwerke, ehe die Aachener Berufsfeuerwehr eine Übung
in der Kaserne II (Exerzieren) zeigte und abschließend die gesam-
te Wehr eine Alarmübung mit den Dampfspritzen und den mecha-
nischen Leitern in Kaserne I absolvierte. Aus dem Kreis Eupen
nahmen an der Übung die Chargierten der Feuerwehren von
Eupen, Herbesthal-Welkenraedt und Altenberg teil.
Die Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg
Die Wehr zählte im Jahre 1901 47 aktive Mitglieder, 1902
waren es 58, 1903 gar 68. In den folgenden Jahren gehen die
Mitgliederzahlen wieder geringfügig zurück, liegen 1910 bei 54
und 1914/15 bei 44 Mann.
Die Ausrüstung im Jahre 1900 umfaßte drei Spritzen, d. h.
zwei Handspritzen und einen sog. Zubringer, der auch als selbst-
tätige Spritze verwendbar war, 1 Gerätewagen, 1 Schlauchwagen
sowie 120 m Schläuche, dazu Brandhaken, Leitern und sonstige
Utensilien, wie z. B. 1 Rauchmaske.
1902 wurde der Bau eines Spritzenhauses wieder ins Auge
gefaßt und wieder wurden die Versicherungsgesellschaften um
; Spenden angegangen. Noch im selben Jahre konnte das Geräte-
haus bezogen werden. Es hatte eine Fläche von annähernd 80 m?
und befand sich unten in der Albertstraße, d. h. in der Nähe der am
Schnellenwind angelegten Zisterne.
Kommandowechsel
Mittlerweile hatte Kommandant Harrus -ein Angestellter
der Vieille-Montagne- Ende 1901 sein Amt niedergelegt und war
der Kelmiser Unternehmer Alois van Hauten zum neuen Kom-
mandanten gewählt worden. Er sollte die Wehr bis 1925 führen.
Bergwerksdirektor Timmerhans äußerte sich namens seiner
Gesellschaft sehr negativ zu dieser Wahl. Van Hauten sei der
Vieille-Montagne gegenüber sehr feindselig eingestellt, so daß
die Gesellschaft «den Eindruck nicht erwecken möchte, die Wahl
van Hautens gutzuheißen, da diese Wahl ihr kein genügendes
Vertrauen einflößen» könne.
78
Der 1859 geborene van Hauten war der Wehr 1895 beigetre-
ten. Bürgermeister Schmetz bezeichnet ihn 1907 als «angesehen,
Mitglied des Gemeinderates».Er besitze «keine besondere fach-
liche Ausbildung».
Ineiner viel später, nämlich 1921, abgegebenen Beurteilung
van Hautens durch den Neu-Moresneter Bürgermeister
Schlingensiepen heißt es zur Person des Kommandanten, dieser
habe einen eigenen Kopf und verschrobene Ansichten und müsse
mit Vorsicht behandelt werden...
Über die Tätigkeit der Wehr in den Jahren bis zum Ersten
Weltkrieg gibt uns die von Bürgermeister Schmetz sehr gewissen-
hafte geführte Gemeindechronik Aufschluß. Der Bürgermeister
notiert alljährlich die Zahl der Löscheinsätze, der Übungen, der
Vorstandsversammlungen usw. Auch die Mannschaftsbestände
werden Jahr um Jahr angegeben. Für das Jahre 1901 sind vier
Brände verzeichnet (bei Schrymecker, Rordorf, Luchte, Kujawa);
1902 mußte die Wehr zu drei kleineren Bränden ausrücken (Nik.
Wintgens, Hubert Heuschen, Martin Schyns). Im folgenden Jahre
wurden nur zwei kleine Brände gemeldet, die im Entstehen
erstickt werden konnten. 1906 verzeichnet der Bürgermeister
wiederum 4 Brände (Julius Nörrenberg, Wwe Rocks, Leonard
Klein, Michael Ahn). Es kommt jedoch in all den Jahren bis zum
Ersten Weltkrieg zu keinen großen Einsätzen der Feuerwehr, die
aber durch regelmäßige Übungen - 5 bis 6 mal im Jahr - ihre
Einsatzfähigkeit immer wieder unter Beweis stellt. Seit 1900
wurden die Brände auf vorgedruckten Zählkarten registriert und
diese über das Landratsamt an das «Königliche statistische Bureau»
eingesandt.
Die Wehr bemühte sich auch, ihre Ausrüstung laufend zu
verbessern. Im Jahre 1908 umfaßte die Inventarliste:
1 Gerätehaus
2 Spritzen und 2 Zubringer
1 Gerätewagen
1 Schlauchwagen
160 m Schlauch mit Normalgewinde
1 Dreiweghahn
2 Strahlrohre
30 Brandeimer
10 m Spiralsaugschlauch
79
1 Wagenbock
2 Petroleumfackeln
3 Schachteln Schlauchdichtungen
2 Stechleitern
2 Hakenleitern
2 Stützen (6 m) und 3 Brandhaken (20 m)
2 Schlauchbrücken
1 Rauchmaske mit Zubehör
2 Paar Handschuhe
Notbremse, Sitzgurte,
2 Nothaken,
1 Eimer
70 Röcke zweiter Garnitur
11 Vorstandsröcke
41 neue Joppen
80 Helme
72 Gurte
5 Beile
6 Stoßhörner
10 Karabiner mit Besatzung
1 Koppel mit Beil
1 Seilhaspel
1 Signalpfeife
1 Trommel und 1 Adler
4 Flöten
1 dicke Trommel mit Schlägern und Becken
20 Pulte
19 Paar Schwalbennester
1 Staffelei
2 Laternen
16 Helmschutzklappen
Satzungen und Dienst-Ordnung
Die ersten Statuten, am 29. 6. 1894 gutgeheißen, sind leider
nicht mehr erhalten. Wir wissen nur, daß sie der Raerener Wehr
1900 als Vorlage dienten. Mehrmals wurden diese Statuten auch
an das Eupener Landratsamt geschickt, finden sich jedoch nicht
mehr in den Unterlagen.
80
Die erste Dienst-Ordnung, vom damaligen Hauptmann Schlupp
verfaßt, ist noch in gedruckter Fassung in den Archiven der
Kelmiser Feuerwehr erhalten.
Der Verfasser behandelt in sechs Abschnitten die Einteilung der
Wehr, die Aufgaben der drei Löschzüge, das Verhalten bei Alarm
und Fragen wie Ehrenbezeugungen, Beschwerden und Ausrüstung
des Feuerwehrmannes.
Manches muß man heute schmunzelnd lesen. So heißt es z. B. in
dem die Steiger betreffenden Abschnitt: «Der Steiger ist mit einer
Hakenleiter in den ersten Stock gestiegen und es folgt das Com-
mando Leiter in den zweiten Stock. Der Steiger nimmt auf der
Fensterbrüstung Reitsitz, hängt die Leiter aus, wendet sie mit dem
rechten Holm dem Hause zu und schiebt sie am Hause hinauf bis”
zur Fensterbrüstung des zweiten Stocks. Hier wendeter die Leiter
mit dem Haken nach innen, und hängt sie ein. Alsdannstelltersich
aufrecht auf die Fensterbrüstung, erfaßt die Leiter an beiden
Holmen, und nachdemer sich durcheinen kräftigen Ruck überzeugt
hat, daß die Leiter sicher hängt, steigt er hinauf.-»
Zu den Aufgaben des dritten Zuges gehörte vor allem die
Aufrechterhaltung der Ordnung, doch wurden diese Männer bei
Bedarf auch zur direkten Brandbekämpfung eingesetzt. Dazu
heißt es in der Dienst-Ordnung: «Bei starkem Flugfeuer werden
Mannschaften des dritten Zuges auf die Böden und Dächer der
bedrohten Häuser, mit Wassereimern ausgerüstet, postiert,
woselbst sie alles genau nachsehen, die Ritzen verstopfen, die
Lucken schließen, und etwa dennoch eindringende Funken
austreten und löschen. Greift das Feuer dennoch um sich, so
lassen sie solches dem Hauptmann schleunigst melden und ziehen
sich bei Zeiten zurück.»
Am 16. Februar 1908 gab sich die Wehr neue Satzungen, die
nach Genehmigung durch den Bürgermeister und den Landrat
(18. 2. bzw. 10. 7. 1908) in Kraft traten.
Dabei handelte es sich um mit Genehmigung des Ober-
präsidenten der Rheinprovinz vom Ausschuß des Feuerwehr-
verbandes der Rheinprovinz entworfene Mustersatzungen, ge-
nannt Grundgesetz, die 1907 in Düren gedruckt wurden. Sie
behandelten
- die gesetzliche Stellung der Wehr (eine Freiwillige Feuerwehr
untersteht als Ganzes dem Bürgermeister und ist dem
82
Provinzialverband angeschlossen)
- die Bedingungen zur Mitgliedschaft (gesund und kräftig sein,
von unbescholtenem Ruf sein, sich schriftlich anmelden)
- den Feuerwehrdienst (ehrenamtlich; Verpflichtungen,
Uniformierung”, Übungen, Versammlungen, Vergehen)
- die Verfassung und Verwaltung der Wehr (die verschiedenen
Abteilungen, der Vorstand)
Aufgrund dieser neuen Satzungen erhielt die Wehr am 11.
August 1909 die Anerkennung seitens des Regierungspräsidenten.
Allerdings waren in nächster Zeit die noch fehlenden Gerätschaften
anzuschaffen. Dazu gehörten:
4 Strahlrohre, 200 m Schlauch, 4 Hakenleitern, 1 Schiebe- oder
Einsteckleiter, 2 Dachleitern und 1 Rettungsgerät. ]
Rohre und Schläuche wollte die Wehr bei der Fa. Wasser-
werks- und Kanalisationsbauten O. Smreker in Mannheim, das
Übrige bei der Fa. Mandelartz in Aachen-Stolberg bestellen.
Gleichzeitig bemühte sich die Wehr um einen Übungsplatz,
der auf dem Heidkopf angelegt werden sollte, sowie um einen
Steigerturm, den man bei ortsansässigen Schreinern in Auftrag
geben wollte und der auf 500 Mark veranschlagt war.
Beitritt zum Kreis-Feuerwehr-Verband
Als Unterverband des «Feuerwehr-Verbandes der Rhein-
provinz» wurde 1913 der «Kreis-Feuerwehrverband Eupen» ge-
gründet. Bei Vorbesprechungen im Saale Tychon in Eynatten, am
2. Juni und 29. Juli 1913, wo alle Wehren des Eupener Landes
außer Walhorn? vertreten waren, wurden die nächsten Schritte
zur Verbandsgründung festgelegt und vor allem eine Gründungs-
versammlung auf den 3. August, einen Sonntag, nachmittags 17
4 Uhr, im Lokale Gatz in Hauset einberufen.
Am 20. August trafen sich die verschiedenen Wehrführer
zum vierten Male, diesmal in Preußisch-Moresnet, wo sie die
vorgelegten Satzungen guthießen.
1) Die Wehr von Preußisch- und Neutral-Moresnet war uniformiert; ab 1906
trugen die Offiziere die neuen preußischen Abzeichen.
2) Die Walhorner Wehr hatte ihre Tätigkeiten (Übungen) stark eingeschränkt, da
seit 5 Jahren kein Brand mehr gelöscht werden mußte.
83
Der neue Verband hatte zum Ziele:
1. Die Förderung des Feuerlösch- und Rettungswesens
2. Die gegenseitige Unterstützung
3. Die Vertretung der gemeinsamen Angelegenheiten und
Wahrung der Interessen aller Kreisfeuerwehren, insbesondere
auch bei den Kreisbehörden
4. Die Unterstützung der Bestrebungen des Provinzial-Feuer-
wehr-Verbandes
5. Die möglichst einheitliche Ausbildung der Führer und Mann-
schaften
6. Die Beschaffung von einheitlichen Geräten, Uniformen und
Ausrüstungsstücken
7. Die Regelung und Einübung der nachbarlichen Feuerlösch-
hilfe
8. Die Beschränkung der Festlichkeiten.
Ehe der Kreis-Feuerwehr-Verband seine Tätigkeit richtig
entfalten konnte, -ein großes Verbandsfest war für den 20. Sep-
tember 1914 in Eynatten geplant- brach der Erste Weltkrieg aus.
Einen Monat vor Kriegsausbruch, am 27. Juni 1914, machte der
Kreisbrandmeister Franssen (Eynatten) samstags abends um 19
Uhr unvermutet eine Inspektion der Feuerlöschgeräte in der
Doppelgemeinde an der Göhl, wo er von Abteilungsleiter Kreitz
empfangen wurde. In seinem Bericht hebt der Brandmeister den
guten Zustand und die gute Ordnung der Geräte hervor, die bei
Brand sofort ausrücken könnten.
Der Brandmeister machte auch eine Wasserstrahlprobe und
konnte feststellen, daß ein besonders hoher Druck vorhanden war;
da genügend Zapfstellen vorhanden seien, könnten die Löschvor-
richtungen als ausreichend bezeichnet werden.
Besonders angetan war der Kreisbrandmeister von der Was-
serleitung in Preußisch- und Neutral-Moresnet. Es zeige sich hier
sorecht, welch großer Segen eine Wasserleitung für eine Gemein-
de sei und das ganze Feuerlöschwesen im Kreis Eupen müsse als
unzureichend bezeichnet werden, so lange man der Wohltaten
einer Wasserleitung entbehren müsse...”
3) Neutral- und Preußisch-Moresnet hatten schon 1910ein gemeinsames Wasser-
werk in Betrieb genommen und waren damit den meisten Gemeinden des
Eupener Landes um Jahrzehnte voraus.
84
Die Zwischenkriegszeit
Die besondere politische Lage führte 1919 zum Aufschub
der Feiern zum 25jährigen Bestehen der freiwilligen Feuerwehr
von Preußisch- und Neutral-Moresnet, zweier Orte, die nun, nach
dem Ersten Weltkrieg, Neu-Moresnet bzw. Kelmis hießen.
Nach der Normalisierung der Lage beschloß man, diese
Feiernnachzuholen und am 7. August 1921 ein großes Feuerwehr-
treffen in Kelmis/Neu-Moresnet abzuhalten. Da die Kontakte zu
den Wehren des Aachen-Dürener Raumes vorübergehend er-
schwert waren, erwartete man als Gäste vor allem Wehrleute des
belgischen Feuerwehrverbandes sowie dessen Zentralkomitee.
Ehe aber der Königl. Verband der Freiwilligen Feuerwehren
Belgiens seine Zusage zum Fest gab, richtete sich der Vorsitzende
dieses Verbandes an den Provinzgouverneur sowie an General
Baltia mit der Bitte umeinige vertrauliche Auskünfte zur Kelmiser
und Neu-Moresneter Wehr. Diese trage nämlich noch immer
deutsche Uniformen und der Verband zweifle an der belgischen
Gesinnung der Feuerwehr aus La Calamine oder besser: an
derjenigen des Kommandanten, des Oberbrandmeisters Alois van
Hauten. Der Kgl. Verband wolle «nicht kompromittiert werden in
einer Ansammlung von Personen, die nicht für den Staat und den
König gesonnen sind», heißt es in dem Schreiben, das auf dem
Schreibtisch des Neu-Moresneter Bürgermeisters Hermann
Schlingensiepen landet. Dieser berichtet daraufhin dem Kreis-
kommissar Xhaflaire in Eupen, nach seinen Feststellungen sei
van Hauten in der Liste der Schmuggler eingetragen; er könne
jedoch nicht sagen, daß er gerade gegen die Regierung arbeite.
Van Hauten sei Gemeinderatsmitglied und Wegeschöffe in Kelmis.
Was die Uniformen angehe, so seien diese noch dem deut-
schen Muster angepaßt, doch seien 39 neue Mannschaftsuniformen
in Aachen bestellt worden, «welche den belgischen Uniformen
ähnlich sein sollen».
Über die Feierlichkeiten zum 25jährigen Bestehen der Wehr
liegen keine Unterlagen mehr vor, wie denn überhaupt die
Zwischenkriegszeit nur sehr spärlich dokumentiert ist.
Kommandant bzw. Oberbrandmeister Alois van Hauten
starb plötzlich am 4. April 1925. Sein Nachfolger, Franz Ahn, bis
dahin Brandmeister, war von Beruf Schreinermeister und führte
die Wehr bis zu seinem Tode i. J. 1937.
an VE
2 WE Cham 2
0 A Ye
2 2
A KO 0
2
A N) CR
De N 4A 0
2 0 Ad A
AM
2 AN
2 5 4 0a
2 A | Ca
2 a 2020
AU N
2 U Re | Ba 20
2 a a
2 AL
» 222027 8 > WE
a 2022 A)
DO ' RS) 202
2ER VE
5 SS 2
7 30H N 4
BL De
Be
AR EN da
SE
2 A 2
A SS ar VL 0a DE
X ) \ 9 Ha |
2 6. ha WR | }
Se 5A ; 6 Haan x
3 5 DO * a 1 35 83 |
A a
EN a N "
N a nn
Zwei Erinnerun; Er
ot0s au: x
gsfi Ss dem Jahre 1921: Hydrantenwagen und
Steigerturm
86
1928 hatten sich die Gemeinden Eynatten, Raeren, Kettenis,
Walhorn, Lontzen-Herbesthal, Hergenrath, Neu-Moresnet, Henri-
Chapelle, Moresnet und Membach positiv zu dem Vorschlag
Eupens geäußert, bei größeren Bränden die Eupener Wehr mit
ihrem modernen Motorspritzenwagen zu Hilfe zu rufen. Für die
Kosten mußte die jeweilige Gemeinde aufkommen.
Eine Anfrage der Provinzregierung zum Stand des Feuer-
löschwesens vom 24. Februar 1930 beantwortete Bürgermeister
Schlingensiepen mit Angaben zum Mannschaftsbestand und den
Gerätschaften. Die Wehr zählte 44 aktive Mitglieder; die Steiger-
abteilung verfügte über einen Gerätewagen mit einer großen
Schiebeleiter, 2 kleinen Hakenleitern sowie Brandhaken und
Brandeimer. }
Die übrige Ausrüstung der Wehr bestand aus einer Saug-
und Druckspritze, einem Zubringer (gleichfalls als Spritze zu
gebrauchen), einem Schlauch- resp. Hydrantenwagen mit dem
nötigen Material zum Anschluß an die Wasserleitung sowie
einem kleinen Schlauchwagen zum Transportieren der Schläu-
che.
1936 waren die Gemeinden Kelmis und Neu-Moresnet
erneut Schauplatz eines großen Feuerwehrtreffens,das als 9. Kreis-
verbandstag des Kreisverbandes Eupen, als 1. Verbandstag des
Feuerwehrverbandes Eupen-Malmedy-St. Vith und als 42.
Stiftungsfest der Wehr von Kelmis und Neu-Moresnet abgehalten
wurde.
Die Jahre bis zum Kriegsausbruch verlaufen ohne besondere
Vorkommnisse, wenn man vom Führungswechsel an der Spitze
der Wehr absieht, der durch den Tod des Oberbrandmeisters Ahn
notwendig wurde.
Lambert Kreitz, seines Zeichens Dachdecker- und Klempner-
meister, trat der Wehr 1919 bei. Er mußte versuchen, trotz
widrigster Umstände, die Wehr in den Kriegsjahren einsatzfähig
zu halten. Ein großer Trumpf in der Brandbekämpfung war das
1942 in Dienst gestellte Löschfahrzeug der Marke Mercedes, das
mit seiner Motorspritze den kriegsbedingten Ausfall mehrer
Wehrmänner wettmachte. Gelegentlich eines Besuches des Land-
rates Seulen in Kelmis, am 27. August 1942, wurde demselben das
kürzlich «zugeteilte» Löschfahrzeug von Brandmeister Kreitz
vorgeführt. Das Fahrzeug blieb noch bis 1981 im Einsatz und ist
820 >
Gemeindeverwaltung La Calamine = Heu-Moresnet. a
SET 20
The 319709
age
Grosse Feuerwehrtagung am 22, und 23, August 1936
verbunden mit der Feier des 42jährigen Stiflungsfestes der Freiw. Feuerwehr La Calamine — Neu-
Moresnct, des 9, Kreisverbandstages des Kreisverbhandes Eupen
und des 1. Verbandstages des Feuerwehrverbandes Eupen - Malnedy - St. Vith.
Prog va ın.
Samstag, den 22. August, abends 8 Uhr, Kreisverbandstagung (es Kreisieuerwehrverbandes
Eupen im Hotel ASTORIA, (Bings) Neu-Moresnet, anschliessend Familienabend ler Freiwilligen Feuerwehr
La Calamine — Neu-Moresnet,
Sonntag, den 23. August, 12,30 Uhr, im Hotel REINARTZ, Nen-Moresnet, Ausschuss- und
Vorstandssitzung des Feuerwehr-Verbandes Eupen - Malmedy - St. Vith,
Ab | Uhr, Empfang der auswärtigen Wehren.
Um 1,30 Uhr, Ehrung der Gefallenen und Kranzniederlegung an den (edenktafeln der Gemeinden La
Calamine und Neu-Moresnet.
Um 2 Uhr, Aufstellung des Festzuges auf der Lülticherstrasse.
Ulm 2,30 Uhr, Abmarsch des Festzuges dnrch den Ort zum Uebungsplatz und Abnahme vor dem Ge-
rätehaus, — Bei Ankunft auf dem Uebungsplatz :
a.: der Freiw. Feuerwehr La Calamine — Neu-Moresnet ; 7
h.: der Städt. freiw, Feuerwehr, Enpen ;
anschliessend. Aların- und Angriffsübung der Freiw, Fenerwehr La Calamine — Neu-Moresnet, unterstützt durch
die Freiw. Feuerwehren Eupen, Hergenrath und Raeren mit ihren Motorspritzen,
Um 4,30 Uhr, Generalversammlung des Feuerwehrverbandes Eupen - Malmedy - St. Vith
im Beisein von Vertretern des Zentral-Ausschusses des Kgl. heigischen Feucrwehrverbandes von Brüssel.
Nach Schluss der Versammlung: Gemütliches Zusammensein in allen Lokalen von 1a Calamine
und Neu-Moresnet,
Zu vorstehenden Veranstaltungen werden alle Kameraden sowie ihre Angehörigen herzlichst eingeladen
und rufen wir ihnen heute schon ein «MHerzliches Willkommen» in La Calamine - Neu-Moresnet zu, —
Die Gemeindeverwaltung von La Calamine : Die Gemeindeverwaltung von Neu-Moresnet :
Der Sekreiär, Der Bürgermeister, Der Sckretar, Der Hürgermeister,
Franck. Moyano. Schlingensiepen. Taster.
Freiw. Feuerwehr La Calamine - Neu-Moresnet : Feuerwehrverband Eupen - Malmedy - St. Vith:
Ahn, Oberlrandmeister, Pommee, Verhandsleiter,
Kreisfenerwehrverband Eupen : Der Organisationsausschuss :
Schmalonbeck, Kreisbrandmeister Drr Vorsitzende Schmalenbeck, Branddirektar,
Die Herren des Ehrenausschusses,
88
N
Kommandant (Brandmeister) Franz Ahn
heute mit seiner original-grünen Lackierung der damaligen sog.
Feuerschutzpolizei ein Stück mit Seltenheitswert. (Wie das Fahrten-
buch ausweist, diente dieser Wagen im ersten Nachkriegsjahr als
Versorgungsfahrzeug der Gemeinde und als Krankentransporter,
aber vor allem als Gefängniswagen, der viele Male zwischen
Kelmis und Verviers fahren mußte...Es gab nur einen einzigen
Brandeinsatz bei einem Waldbrand, am 22. 3. 1945).
Der Neubeginn nach dem Krieg
Schon am 28. September 1944 wurde die Gemeinde Kelmis
vom beigeordneten Feuerwehrinspektor August Pommee an die
Kgl. Verordnung vom 15. 3. 1935 erinnert, die es den Gemeinden
zur Pflicht mache, «für den ausreichenden Feuerschutz Maßnah-
89
men zu treffen». Nach seinen Erkundigungen, so Pomm6e, verfü-
ge man in‘Kelmis noch über ausreichend Geräte, «um die beste-
hende Wehr soweit zu organisieren, daß dieselbe jederzeit schlag-
fertig ist».
Als die Feuerwehrmänner im November 1944 im Saale
Barth (neben Eden) zusammenkamen, um eine Bestandsaufnah-
me zu machen und die Wehr neu zu formieren, mußten sie jedoch
feststellen, daß man von der angestrebten «Schlagfertigkeit» weit
entfernt war. Zwar hatte man den 1942 in Dienst genommenen
Löschwagen behalten, doch das übrige Material beschränkte sich
auf 3 Hängeleitern von 4 m, 2 Einschiebeleitern von je 8 m und auf
undichte Schläuche, «die bei Gebrauch wie Springbrunnen wirk-
ten» (Chronik).
A
SR Rn nn
22 b Un we 2
2 a Be a 7 ==. E— 4
U z 50a 2
| | VE
5 30a
28 Kan
_ Wr ;
A r &
Mil nn
- Sa
2 & |
WW. m DB
ba UM
MN
Der alte Mercedes aus dem Jahre 1942
90
Auch die personellen Probleme, denen sich Kommandant
Lambert Kreitz gegenübersah, waren nicht zu unterschätzen. Der
Krieg hatte seine Opfer gefordert und auch die unmittelbare
Nachkriegszeit führte noch zu Abgängen...Der Kommandant
selber reichte am 24. Sept. 1945 seine Demission ein. Nach
26jähriger Mitgliedschaft und 15jähriger Brandmeisterzeit wolle
er «sein Amt als Führer einer jüngeren Kraft in Händen geben».
N 2 2 N 2 2
PO 2 a
2 a a
2 2
A | 2
U 2
. { V
2 5 2 8 2 2 2
N nn
N
Kommandant Lambert Kreitz
Diese jüngere Kraft war Jean Lecocq, der der Wehr 1931
beigetreten war. Unter seiner Führung wurde das Löschwesen neu
organisiert. Am 28. Jan. 1946 konnte er die Mannschaftsstärke
mit. 24 Mann angeben, und zwar:
91
Offiziere:
Jean Lecocg, Moresneter Str. 69, Kommandant
Unteroffiziere und Korporäle:
Barth, P., Patronagestr. 5
Collette, E., Kirchstr. 24
Fryns, W., Moresneter Str. 27
Fryns, J. ,‚ Kahnstr. 4
Keris L., Lütticher Str. 46
Lambiet, J., Schützenstr. 20
Songlet , J., Krickelstein 5
Songlet, P. , Krickelstein 5
Wehrmänner
Aussems, L., Lütticher Str. 63
Barth, M., Lütticher Str. 46
Bonni J., Thimstr. 17
Emonts, L., Kirchstr. 21
Gehlen, H., Kirchstr. 21
Hilligsmann, H., Schützenstr. 10
Hilligsmann, Henri, Neustr. 40
Lenders, Ch., Moresneter Str. 98
Malmendier, G., Hagenfeuer 31
Moyano, M., Kapellstr. 27
Rocks, M., Hagenfeuer 3
Rocks, A., Hagenfeuer 3
Schmitz, I., Kahnstr. 10
Tychon, A., Kahnstr. 6
Vebags, J., Neustr. 18
Dank der Hilfe der Gemeinde konnte der technische Aus-
rüstungsstand der Feuerwehr wieder verbessert werden. So er-
stand man neue Helme, Lederjacken, Stiefel, neues Schlauch-
material und Handfeuerlöscher. Die blauen deutschen
Galauniformen durften nicht mehr getragen werden. Dasselbe
galt für die blauen Stoffmützen der Kriegsjahre. Die kakifarbenen
Dienstuniformen blieben vorläufig zugelassen, nur mußten alle
fremden Kenn- und Abzeichen entfernt werden. Im Budget für
1947 sind 60.000 F für neue Uniformen vorgesehen...
92
In den nächsten Jahren vervollständigte und modernisierte
man die Ausrüstung. So erhielt die Wehr im Sommer 1958 ihr
erstes Löschfahrzeug mit einer 90 PS starken Hoch- und Nieder-
druckpumpe sowie integriertem Wassertank von 2000 Litern
einschließlich einer Schaumlöschanlage sowie Sitzgelegenheit
für 12 Wehrleute. Das Fahrzeug wurde für die Nacht in einer
Privatgarage (Ohn) untergestellt, bis die Gemeinde auf Kaldenbach
die Garage der Bäckerei Pauly erstand, wo die Wehr vorüberge-
hend eine passendere Bleibe fand.
Regelmäßige Übungen, -im Sommer monatlich, und zwar
Sonntag morgens um 5 Uhr, auf dem Schulhof- , verbesserten den
Ausbildungsstand der Wehrleute.
1976 erstand die Wehr in Namür ein Feuerlöschfahrzeug
nach internationaler Norm.
Im Jahre 1973 hatte Kommandant J. Lecocq sein Amt
niedergelegt und dasselbe dem Kommandanten Jean Uebags
übergeben, der die Wehr bis 1977 führte. Sein Nachfolger wurde
Jacques Brandt, der die Führung bis 1981 innehatte. Seitdem steht
die Wehr unter der Leitung des Kommandanten Jean Brose.
Die Gemeindefusion vom 1. Januar 1977 führte zur An-
gliederung der Hergenrather an die Kelmiser Wehr, so daß letzte-
re sich aus zwei separaten Löschzügen zusammensetzt, die aber
einer einzigen Gesamtleitung unterstehen und zunächst in ihrem
jeweiligen Ortsteil zuständig sind.
Zur Vervollständigung des Arsenals erwarb man 1980 ein
Löschfahrzeug der Gemeinde Walheim sowie ein solches der
Stadt Latzen b. Hannover zum Anerkennungspreis von 1 DM.
Schon 1974, bei einem Großbrand des Möbelhauses Adler in
der Thimstraße, hatte sich die Notwendigkeit erwiesen, einen
Leiterwagen anzuschaffen. Das Fahrzeug, ein Magirus, hat eine
ausfahrbare Leiter mit einer Maximallänge von 30 m.
Eine willkommene Ergänzung erfuhr die Ausstattung schließ-
lich noch 1989 durch ein Renault-Löschfahrzeug und 1991 durch
einen Tankwagen derselben Firma mit 8.000 Liter Fassungsver-
mögen.
Seit dem 4. Dezember 1993 verfügen die Freiwilligen Feu-
erwehren von Kelmis und Hergenrath über eine neue, den heuti-
gen Anforderungen genügende Feuerwache, die im Beisein von
Minister G. Mathot ihrer Bestimmung übergeben wurde.
93
Wo bleibt Neu-Moresnet?
Wir erinnern uns, daß die Wehr 1894 als «Freiwillige Feu-
erwehr für Preußisch- und Neutral-Moresnet» gegründet wurde.
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieb sie von beiden Gemeinden
abhängig.
Eine ministerielle Verfügung zwang dann die Gemeinde
Neu-Moresnet dazu, entweder eine eigene Wehr zu unterhalten
oder sich einer Nachbarwehr anzuschließen. Aus finanziellen
Gründen kam eine eigene Wehr nicht in Betracht. So schloß sich
Neu-Moresnet der Wehr von Montzen an, vermutlich, weil diese
ihre Dienste billiger anbot als Kelmis. Kelmis seinerseits war
zeitweilig für Moresnet und Gemmenich zuständig.
Im März 1968 ging den Gemeinden ein Schreiben des
Provinzgouverneurs zu, in dem auf die neuen Bestimmungen des
Kgl. Erlasses vom 8. Nov. 1967 (Staatsbl. vom 17. Nov.) und die
dadurch eingeleitete Umstrukturierung des Feuerlöschwesens
hingewiesen wurde. Im Rahmen der Provinz Lüttich führte diese
Reform zur Bildung von 3 Typen von Feuerlöschzentren, und
zwar
* X (Lüttich, Berufsfeuerwehr),
*: Y (Huy, gemischtes Brandkorps und Verviers, Berufswehr)
* Z (Bezirkszentren)
Im Bezirk Verviers wurden fünf Bezirkszentren gebildet,
drei im deutschsprachigen, zwei im französischsprachigen Raum,
d. h. Eupen, St. Vith und Büllingen bzw. Montzen und Malmedy,
deren Zuständigkeit durch die Sprachgrenzen bestimmt war.
Jede Gemeinde mußte, wollte sie ihre eigene Wehr beibehal-
ten, innerhalb der nächsten 5 Jahre den Mannschaftsbestand und
die Ausrüstung den Anforderungen entsprechend aufstocken.
War sie dazu nicht in der Lage, so mußte sie sich dem zuständigen
Regionalzentrum anschließen. Für Neu-Moresnet war dieses
Zentrum vom 31. 3. 1968 an Eupen, eine für die Bevölkerung
angesichts des langen Anfahrtsweges ziemlich unbefriedigende
Regelung. So ergriff eine Gruppe privater Bürger 1970 die Initia-
tive und beschloß, im Notfall die Kelmiser Wehr zu Hilfe zu
rufen.
Daraufhin führte Neu-Moresnets Bürgermeister entspre-
chende Gespräche mit der Kelmiser Seite und der Gemeinderat
94
faßte in seiner letzten Sitzung des Jahres 1970 einen diesbezügli-
chen Beschluß. Seitdem konnte Kelmis wieder bei Bedarf auf der
anderen Straßenseite eingreifen...
Feuerwehr heute
Es ist ein weiter Weg von der Beduwe-Handspritze bis zum
modernen Löschfahrzeug. Doch auch das Berufsbild des
Feuerwehrmannes hat sich gewandelt. War er früher praktischnur
bei der Brandbekämpfung zur Stelle, so zählt man heute nicht
weniger als 23 «Missionen», bei denen sein Einsatz gefordert ist.
Dazu zählen natürlich weiterhin die «klassischen» Fälle vom
Kamin- bis zum Großbrand, aber auch Überschwemmungen, E
Wespennester und ähnliches. In den letzten Jahren hat sich vor
allem der Einsatz bei Verkehrsunfällen gehäuft, wo die Feuer-
wehr mit Spezialgeräten die eingeklemmten Opfer befreien muß-
te. Auch tragische Arbeitsunfälle (Verschüttungen) sind in den
Einsatzberichten festgehalten, die heute etwa 300 Einsätze im
Jahr zu verzeichnen haben.
Die Bedienung der Gerätschaften und der Umgang mit
mancherlei früher unbekannten Stoffen erfordert ständige Fort-
bildung und die Aufnahme eines Kandidaten kann auch erst nach
Absolvierung eines 90-stündigen Feuerwehr-Grundkursus erfol-
gen. Die 50 Mann starke Wehrtruppe von Kelmis und Hergenrath
ist jedoch bestens geschult, um auch heute, 100 Jahre nach der
Gründung, der Allgemeinheit im Sinne der Gründer zu dienen.
95
Os Rocheskapellche
von Erich Kockartz
Jeht me d'r Bonnebärch erop,
bEß dat de Kurv dann köhnt,
sitt men e kl€ Kapellche stu-e,
va mächt'je Böhm ömrengt.
Zwälf LEnde jäve Schähm rondöämm
demm, dä er€ well ju-e.
Va bännes &s et st€ll än köhl,
de Zitt schingt st€ll ze stu-e.
Sankt Rochus wät dore veriehrt,
d'r Schutzpatron va heij,
de Modder Joddes ävver €s
de Hoopsfijur dobeij.
En Kä-etz di brennt, d&ck Daach änn Naht,
als Bitte off als Dank.
Lang €s di REij, die Ejekiehrt,
ooch wenn me se n€ht kannt.
Eemohl im Johr hü-et me va witts
et Jlöckche singe Klang,
wenn de Fronleichnamsbronk köhnt aa,
met B@ehne änn Jesang.
Da sitt me Oht änn Jonk do stu-e,
de Iehr Jott ze erwiese.
Manch enge sitt me nöj dobeij,
dEht andere vermisse.
Su-e st£ht et now att hondert Johr,
de Döhr st£ht ömmer op
vör jedderenge dä jätt Zitt
änn da w&rr wie-er trook.
Manch enge hat öm Hölp jebännt
beEij Leet, bEij Sörech off Nu-et,
wohr dankbar wenn da onverhofft
sie Roffe wo-et erhu-et.
E Schmuckstöck €s et jedenfalls,
et Es e kl&e Juweel,
denn heij entstong vör langer Zitt
os Hosend a jen Jöhl. (Jan. 1994)
97
alt. Aus den Lehnsprotokollen des Aachener Marienstiftes wissen
wir jedoch, daß bereits im Jahre 1469 eine "Kirche" in Hauset
stand, und Rechnungsunterlagen aus dem Jahre 1672 weisen
einen Kapellenneubau aus, der wohl 1670-71 erfolgt ist, vermutlich
weil das Gotteshaus durch Kriegseinwirkungen zerstört worden
war. Es bleibt jedoch eine offene Frage, ob die jetzige Kapelle sich
genau an der Stelle der 1469 erwähnten "Kirche" befindet.
Eine Eintragung im Raerener Taufbuch unter dem 6. März
1707 belegt die Weihe einer kleinen Glocke für die Kapelle in
"Hoset in der Pfarre Eynatten".
Hier, in diesem Ortsteil rund um die Kapelle, in der Nähe der
ehemaligen Wasserburg der "Ritter von Holset" und einer
Straßengabelung von Hauset nach Eynatten und Astenet, scheint
der eigentliche Kem der Siedlung Hauset gewesen zu sein, wird
doch in alten Schriftstücken dieser Ortsteil "ejen Dörp" (im Dorf)
genannt.
Der Verfall des kleinen Gotteshauses vor der Jahrhundert-
wende war der strenggläubigen Landwirtsfamilie van Weersth
ein Dorn im Auge. Franz van Weersth schrieb damals an die
verantwortlichen Behörden und verfaßte auch eigens ein Gedicht,
in dem der Verfall der Kapelle bedauert wird. Seine Bemühungen
waren von Erfolg gekrönt, denn 1899 wurden größere
Reparaturarbeiten, so die Erneuerung der Westseite, durchgeführt.
Der Bruchsteinbau hat einen dreiseitigen Altarraum mit
Ochsenaugen an den Schrägseiten und einen offenen Dachreiter.
Die Familie van Weersth stiftete anläßlich der Umbauarbeiten
ein Bild "Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe",
das am 19. August 1899 angebracht wurde. In der Kapelle selbst
befand sich eine schlichte hölzerne Rochusfigur aus dem 18. Jh.;
sie wurde jedoch in der Nacht zum 10. September 1974 gestohlen
und danach durch eine Statue aus der Hauseter Pfarrkirche ersetzt.
1905 wurden rund um die Kapelle in Anlehnung an Friedrich-
Wilhelm Webers "Dreizehnlinden" dreizehn Linden angepflanzt,
von denen eine allerdings vor einigen Jahren gefällt werden
mußte, weil ihr Wurzelwerk bei starkem Wind und Sturm die
Fundamente des kleinen Gotteshauses hob.
Jahrzehntelang zog die Fronleichnamsprozession zur
Rochuskapelle, in der jeweils am Kirmesmontag eine hl. Messe
gelesen wurde.
98
Vor einigen Jahren wurde erstmals seit Menschengedenken
auch ein Taufe dort vorgenommen.
Seit fast hundert Jahren haben Angehörige der Familie van
Weersth die Betreuung des kleinen Gebetshauses übernommen,
immer wieder frische Blumen aufgestellt, über Sauberkeit sowie
Öffnung und Schließung der Kapelle gewacht, in der fast zu jeder
Tageszeit stille Beter anzutreffen sind und oftmals ein Kerzlein
anzünden.
Die durch die Exekutive der Deutschsprachigen
Gemeinschaft eingeleitete Prozedur zur Aufnahme der Kapelle in
die Liste der geschützten Denkmäler wurde nach Rückübertragung
des Denkmalschutzes an die Wallonische Region von dieser
weitergeführt und durch Dekret vom 27. August 1993
abgeschlossen, eine allseits begrüßte Maßnahme für dieses
Gotteshaus.
Laut Pfarrarchiv entdeckte Franz van Weersth im Januar
1907 in der Wiese neben der Kapelle "ein altes Töpfergeschirr-
Lager, auch Spuren eines Krugenofens", so Pfarrer Schoelgens,
der ergänzte: "Verschiedene Exemplare machte er der Pastorat
zum Geschenk." Und auf die Nähe der alten Wasserburg
hinweisend schrieb der Pfarrer: "In der weiter gelegenen Wiese
desselben Besitzers (Schnellenwind) wurden gleichzeitig
Fundamentreste (wegen Steingewinnung für Stallbau), herrührend
von der alten Burg Hauset, abgetragen, wie das auch früher schon
häufiger geschehen ist. Die Unebenheit der dortigen Wiese und
eine runde Erderhöhung mit umgebender Vertiefung (Graben)
sind die letzten Zeugen der ehemaligen "Herrlichkeit Hauset".
Soweit das Zitat aus der Pfarrgeschichte.
Von dem geschichtsträchtigen Ort der alten Burg und des
nahe der Kapelle gelegenen Töpferofens sind 1994 leider keine
Spuren mehr vorhanden.
99
Die Zeit
von M.-Th. Weinert
Sieh nur: Die Tür ist verhangen,
hör doch: es rührt sich kein Laut,
soviel ist lange vergangen,
was Dir seit jeher vertraut,
lebt nur in Deinem Herzen,
manchen Tag spürst Du es kaum,
frühere Freuden und Schmerzen
geistern durch Deinen Traum.
Wie ihren Rahmen enthoben
steigen Dir Bilder empor,
greifbar werden Gestalten
nah Deinem Auge und Ohr.
Du hältst sie nicht, sie entschwinden,
Du spürst Dich einsamer wandern,
aber Du weißt: auch aus Dir
machte die Zeit einen andern.
101
Zur gleichen Zeit wurde auch ein jüngerer Bruder des
Pfarrers, der am 9. 10. 1760 in Clermont-sur Berwinne getaufte
Jean Lambert Vecqueray, mit seiner aus Homburg stammenden
Ehefrau Anna-Barbara Cloot und drei Kindern in Eynatten ansäs-
sig, wo noch ein viertes Kind geboren wurde (A1). Diese vier
Kinder waren:
a) Jean-Francois Vecqueray, geb. 30. 1. 1787 in Clermont-sur
Berwinne, gest. in Eynatten am 15. 6. 1861. Er war verheiratet
mit Barbara Baltus. Über eventuelle Nachkommen dieser
Eheleute ist nichts bekannt; wahrscheinlich sind sie kinderlos
geblieben.
b) Maria-Agn&s Vecqueray, geb. in Clermont-sur-Berwinne am
26. 5. 1789. Über sie ist weiter nichts bekannt, was vermuten
Jäßt, daß sie jung gestorben ist.
c) Jean-Laurent Vecqueray, geb.in Clermont-sur-Berwinne am
19. 10. 1791, gest. in Eynatten am 27. 9. 1793
d) Andreas-Joseph Vecqueray, getauft am 9. 9. 1793 in Eynatten.
Seine Nachkommenschaft ist Gegenstand dieses Beitrags.
Nur drei Wochen nach der Geburt dieses Kindes und nur
zwei Tage nach dem Tod seines Sohnes Jean-Laurent starb Jean-
Lambert Vecqueray.
N Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes heiratete Anna-
Barbara Cloot in zweiter Ehe am 10. 10. 1796 Johann Winand
Lamberts aus Eynatten.
Der genannte Andreas-Joseph Vecqueray heiratete am 26.
11. 1824 in Eynatten Maria-Theresia Lambertine Lamberts, ge-
boren in Eynatten, am 17. 5. 1801, als Tochter von Friedrich
Lamberts und Maria-Anna Dahlen. Die Eheleute Vecqueray-
Dahlen hatten 10 Kinder, von denen keines im Kindesalter starb,
was für die damalige Zeit eher eine Seltenheit ist. Während 34
Jahren war Andreas-Joseph Vecqueray Mitglied des Kirchenrates
und Rendant der Kirche. Während 32 Jahren war er auch ununter-
brochen Ortsvorsteher von Eynatten. Die Eheleute Vecqueray-
Lamberts starben, sie am 17. 1. 1870, er am 8. 8. 1874 (Siehe
Totenzettel).
Die folgenden Zeilen sollen eine kurze Übersicht über die
Kinder dieses Ehepaares und dessen zahlreiche Nachkommen-
schaft geben. Als wichtigste Quelle zu diesen Angaben diente uns
ein von Herrn Jos. Goebels aufgestellter Stammbaum (Q5). Jos.
102
Goebels war von 1895 bis 1922 beigeordneter Bürgermeister und
Gemeindevorsteher von Eynatten. Er heiratete Nettchen
Vecqueray, eine Enkelin des Andreas-Joseph Vecqueray und der
Maria-Theresia Lambertine Lamberts.
N k N AU NEE
5-5 Sefus! Maria!; Sofeph! Sohannes Saptift!
5" "Eine Ehrentrone ft das Alter, die nur auf dem Wege der. =
|. / Geremtigkeit gefunden wird. Sprüchw. 16, 31.
Ed DES MED A
7 Zum frommen Andenken
BAU ER art den Z0AC ER
Cal anna hlachtbaren, SEEN er el
ÜA3 2, Q Y | Jaravy
. Andreas Jos, Vecqueray,
|." weldier Sonntag den“ 9. Auguit 1874, Mad mittags 1 Ur, zu?
;». Eynatten, modhlvorbereitet, in Folge einer Lungenlähmung, fanft
|, im Herren entiglafen it: < Se = ZA
äs Der Hingejhiedene wurde geboren zu Eynatten den 3. Sept: -
1. 1793 ıy(d verehelichte fid dem 29 Nov. 1824 mit Maria FHerefka ”
5. Lambertina, Lamberts, welde ihır nad) 453jähriger glügliher :
|“ 5. und zufriedener Ehe im Yabre 1870 den 17, Yanuar in die Ewigkeit,
- borangegangen. In Gortesfurdt und, mahrbhaft Grijftlich=frommten
Geifte erzogen it er von Jugend“ auf” gewandelt die Wege der
Gerechtigkeit, gewiijjenhafter PRiterfüllung und. unverdrojfjener
DBerufstreue und deshalb Hat er als Ehreufrenue gefunden das hobe.;;
* umd Zufviedene Alter, womit der Himmel hienieden ihn begnadigt. +
* Mie derjeibve "al? treuer und emfiger Hausbalter feinem großen
“7. Adergeihäfte mit Uınficht immerdar vorgeftanden, fo war. exals ®
guter und gemwijfenhafter Vater mit gleidem Cijer und Kebevoller
7 Sorgfalt für da3 leiblide und giftige MWobl feiner 10 Kinder
„** bemüht, welde mit Redt den Tod eines fo wmohlmeinenden Vater?
und durg Wort und Ihaß jo jdön_vorleuchtenden Führer8 tier
„7. betrauern. Sein Yiederfinır und, umjidHtigeS und geredtes Walten
ermarben dem Beritorbenen hohe Adhtung und das Vertrauen Aller,
weile ihın näher traten, und fo war eS natürlidi, daß et bald ir
biefiger Gemeinde zu verjdiedenen Aemtern berufen wurde. Seit
34 Jahren, gehörte er als Mitglied dent. tirhenrathe an ımd ver=
waltete MNGiler und Umficht das: Anıtdes Nendanten der Kirche; _
7 ebenfo tzdE Ba früßzeitig in Verf Rath der Civilgemeinde und
;, belTeidete Knumkerbroden mährend 32 Jahren {uw Aller Zufriedenheit
„a8 nit-Unmictize, Aınt des Ortävorjteher8,, A CH
AS im Solge Hohen, Alter8 feine Kräfte abzunehmen begannen.
| - und Gäufiges jhmeres Brufileiden ih einjtellte, 308 er Rh’ nach”
- } weijer SBertheilung jeines BejigeS an feine Kinder von der BYejor=»
”” gung feine$ großen AdergeihäfteS zurüd, uyı von nun an einzig
und allein dem Hößhften und widtigken GSeidhäite der Heiligung
“feines Herzens obzuliegen, Fortwährendes Gebet, Neißiger Bejudh
Bw CM BL Osebenl A
103
Diese hatten, wie bereits gesagt, 10 Kinder, und zwar:
1) Maria Agnes V., geb. 7. 9. 1825, heiratete am 23. 4. 1852
Nicolas Joseph Königs, geb. 31. 1.1823. Sie hatten 7 Kinder;
eine ihrer Urenkelinnen heiratete den bekannten Raerener
Maler Andre Blank (1914-1987). Ein Teil ihrer Nachkom-
men wohnen in Texas.
2) Anna Barbara V., geb.12. 1. 1827, gest. 24. 3. 1893, heiratete
am 24. 9. 1853 Johann Adam Krahe6, geb. 19. 6. 1825, gest.
26. 8. 1892. Sie hatten 5 Kinder und verzogen nach Deutsch-
land. Über die Nachkommen ließ sich nichts ermitteln.
3) Karl V., geb. 29. 9. 1828, gest. 24. 2. 1901, heiratete am 28.
1. 1852 in Eynatten die aus Richterich stammende Therese
Bosten, geb. 6. 7. 1833, gest. 6. 11. 1895. Sie war eine Tochter
von Franz Bosten und Elisabeth Grümmer. Karl Vecqueray
war Ökonom und Gastwirt auf der Leuff in Eynatten. Die
Eheleute Vecqueray-Bosten hatten 16 Kinder, von denen 5
im Kindesalter starben. Von ihren 79 Enkelkindern starben
14 im Kindesalter und 4 fielen im Ersten Weltkrieg. Unter
ihren weiteren Nachkommen sind 81 Urenkel und 114 Ur-
Urenkel bekannt...In einem weiteren Absatz dieses Beitrags
gehen wir noch auf die Nachkommen ein.
5) Angela V., geb. 11.3. 1831, gest. 11. 4. 1910, heiratete am 11.
6. 1858 Johann Peter Gatzweiler aus Kornelimünster, geb.
am 6. 8. 1832, gest. 23. 11. 1909, Sohn von Johann Peter
Gatzweiler und Maria Josepha Lamberts. Letztere war eine
Tochter von Lambert Lamberts und Anna Elisabeth Hahn.
Lambert Lamberts aber war ein Bruder des Friedrich Lamberts,
des Vaters der Maria-Theresia Lambertine, die Andreas-
Joseph Vecqueray heiratete...Johann Peter Gatzweiler und
Angela Vecqueray zogen nach Hauset; sie hatten 6 Kinder.
Von einem dieser Kinder stammt auch der Autor dieses
Beitrags ab...
5) Andreas V., geb. 24. 11. 1832, gest. 13. 8. 1903, heiratete am
28.11. 1862 Anna Scheen, geb. 26. 4. 1837, gest. 19. 5. 1869.
Sie hatten 5 Kinder. Ein Teil der Nachkommen wohnt heute
im Raum Lüttich, wo ebenfalls Nachkommen weit entfernter
Zweige der Familie Vecqueray anzutreffen sind.
6) Therese V., geb. 2. 11. 1834, gest. 23. 3. 1913, heiratete am
17. 2. 1865 Johann Peter Scheen, geb. 13. 2. 1834, gest. 18.
104
4. 1908. Johann Peter Scheen war Ökonom auf dem
Vlattenhaus in Eynatten. Dieses Ehepaar hatte 9 Kinder, von
denen die Tochter Angela mit Johann Arnold von Agris
verheiratet war.
7) Katharina V., geb. 3.2.1838, gest. 24. 12. 1896, heiratete am
16. 4. 1860 Leonard Hubert Goebels, geb. 15. 7. 1826, gest.
26. 4. 1882. Sie hatten 7 Kinder; von den Urenkeln sei
besonders der verstorbene Pfarrer von Eynatten, Leonard
Dederichs (1924-1991) erwähnt.
8) Josephine V., geb 1.6.1840, gest. 19. 9. 1916, heiratete am
30.10. 1866 Leonard Tychon, geb. 1. 1. 1835, gest. 4. 3. 1896.
Leonard Tychon war Gastwirt auf dem "Hövel" in Eynatten, _
der jetzt von einem seiner Urenkel weitergeführt wird. Die
Familie Tychon-Vecqueray hatte 8 Kinder, von denen die
Tochter Maria 1876-1958) mit Baron Andre Franssen von
Cortenbach (1862-1946) verheiratet war.
9) Johann Friedrich V., geb. 31. 8. 1842, gest. ?.,heiratete am 25.
11. 1867 Anna Maria Kessel, geb. 29. 6. 1841. Im Gegensatz
zu seinen Geschwistern, die alle große Familien hatten, hatte
Johann Friedrich Vecqueray nur einen Sohn, dessen Nach-
kommen in Aachen wohnen.
10) Luise V., geb. 20. 6. 1845, gest. ? , heiratete am 18. 2. 1870
Peter Simon Radermacher, geb. 3. 3. 1845, gest. ? Diese
Eheleute hatten 8 Kinder, über deren eventuelle Nachkom-
men uns jedoch nichts bekannt ist, was darauf schließen läßt,
daß die Familie Eynatten verlassen hat. Auf dem "Drieschhof"
S in Eynatten befindet sich eine Inschrift "R-V 1884", die sich
auf die Eheleute Radermacher-Vecqueray beziehen soll (Q3).
Soweit die Kinder des Andreas Joseph Vecqueray und der
Maria-Theresia Lambertine Lamberts. Der älteste Sohn, Karl
Vecqueray, war, wie oben berichtet, verheiratet mit Therese
Bosten. Aus dieser Ehe gingen 16 Kinder hervor, und zwar:
3.1. Andreas V., geb. 22. 3. 1853, gest. 22. 5. 1933; er heiratete
am 15. 2. 1878 Elisabeth Knops, geb. 18. 7. 1854, gest. 9. 3.
1949. Sie war eine Tochter von Lambert Knops und Catharina
Lorreng. Andreas Vecqueray war als Hotelier in Aachen,
Valkenburg, Verviers,...tätig. Das Ehepaar Vecqueray-Knops
hatte 14 Kinder, von denen der Sohn Carl als Jesuitenpater
nach Japan ging. Ihre zahlreichen Nachkommen findet man
106
3.2. Franziska V., geb. 7. 7. 1854, gest. 24. 11. 1855
3.3. Therese V., geb. 30. 11. 1855, gest. 25. 11. 1939, heiratete
am 18. 9. 1879 Nikolaus Zimmermann, geb. 4. 5. 1848, gest.
30. 8. 1908. Obwohl sie 11 Kinder hatten, ist ihre heutige
Nachkommenschaft nicht sehr zahlreich.
3.4. Karl Wilhelm Vecqueray, geb. 29. 11. 1856, gest. 7. 2. 1857
3.5. Barbara V., geb. 12. 12. 1857, gest. 26. 9. 1906, heiratete am
11. 5. 1886 Simon Schumacher, geb. 1. 8. 1852, gest. 12. 1.
1922. Sie hatten 10 Kinder. Unter ihren 18 Urenkeln sei der
Eynattener Schöffe Max Schumacher erwähnt. Ein Teil der
Nachkommen lebt heute in Kanada.
3.6. Karl V., geb. 29. 11. 1859, gest. 19. 7. 1914, heiratete am 30. ,
4. 1889 Josephine Schumacher, geb. 27. 7. 1858, gest. 13. 2.
1933. Aus der Ehe gingen 9 Kinder hervor. Josephine
Schumacher war eine Tochter von Anton Schumacher und
Regina Anna Radermacher (Q4).
3.7. Angela V., geb. 22. 5. 1861, gest. 29. 5. 1861
3.8. Pauline V., geb. 25. 5. 1862, gest. 15. 6. 1938, heiratete am
5. 5. 1889 Anton Wilms, geb. 12. 12. 1866, gest. 1. 6. 1905.
Der Großteil der Nachkommen lebt heute im Ruhrgebiet.
3.9. Nettchen V., geb. 6. 2. 1864, gest. 22. 5. 1938, heiratete am
10. 11. 1908 Joseph Goebels, geb. 19. 10. 1859, gest. 26. 12.
1928. Die Ehe blieb kinderlos. Der von Jos. Goebels
aufgestellt Stammbaum diente uns als Grundlage unserer
Nachforschungen.
3.10.Franz V., geb. 16.2. 1865, gest. ? War verheiratet (2. 9. 1893)
mit Trinchen Schiffer, geb. 2. 12. 1869, gest ? Sie hatten 1
Kind, das jedoch jung verstarb.
3.11.Anna Luise V., geb. 26. 10. 1867, gest. 29. 4. 1868
3.12.Luise V., geb. 3.1. 1869, gest. 29. 11. 1909, heiratete am 23.
2. 1891 Franz Heinen, geb. 17. 3. 1867, gest. 1944. Diese
Eheleute hatten 7 Kinder. Die Tochter Therese Heinen
(1894-1959) heiratete Joseph Lausberg (1893-1975) und
hatte wiederum 6 Kinder, 21 Enkel...
3.13.Joseph V., geb. 5. 4. 1870, gest. 25. 4. 1939, heiratete am 15.
6. 1895 Therese Pauquet, geb. 16. 11. 1867, gest. 12. 6. 1953.
Auch sie hatten eine zahlreiche Nachkommenschaft: 11
Kinder, 16 Enkel, 23 Urenkel...
3.14.Elisabeth V., geb. 12. 1. 1872, gest. 9. 11. 1939, heiratete am
19. 6. 1899 Hubert Schiffer, geb. 22. 4. 1867, gest. 3. 2. 1919.
107
Sie hatten 8 Kinder.
3.15.Hubertine V., geb. 15. 6. 1873, gest. 25. 10. 1873
3.16. Maria V., geb. 22. 9. 1876, gest. 24. 10. 1958, heiratete am
16. 5. 1903 Conrad Thyssen, geb. 10. 7. 1870, gest. 22. 10.
1942. Die Ehe blieb kinderlos.
Eine noch detailliertere Aufzählung der Nachkommen des
Andreas Joseph Vecqueray und der Maria-Theresia Lambertine
Lamberts sowie im besonderen derjenigen des Karl Vecqueray
und der Therese Bosten würde den Rahmen dieses Beitrages
sprengen.
Wir wollen aber hiernach etwas weiter zurückgehen und auf
die Vorfahren des Karl Vecqueray eingehen. Der Großteil der
Angaben stammt aus den Kirchenbüchern der verschiedenen
Ortschaften (Q6). Die Numerierung entspricht der in
genealogischen Aufstellungen üblichen Vorgehensweise. So ge-
ben die Nummern 2 und 3 die Eltern, 4 und 5 die Großeltern, 8 und
9 die Urgroßeltern des Karl Vecqueray wider, während die
Nummern 6 und 7 die Großeltern mütterlicherseits angeben, eine
Linie, die mit den Nummern 12 und 13, 24 und 25 weiter zurück
verfolgt wird. Die männliche Linie ihrerseits geht zurück über die
Nummern 16-17, 32-33, 64-65..., d.h. , daß bei jeder Generation
die Zahl der Ahnen sich verdoppelt.
So gibt der uns bekannte Stammbaum folgendes Bild:
1) Karl Vecqueray, geb. 27. 9. 1828 in Eynatten
gest. 24. 2. 1901 daselbst
2) Andreas-Joseph Vequeray, geb. 8. 9. 1793 in Eynatten
gest. 9. 8. 1874 daselbst
Er heiratete am 29. 11. 1824 in Eynatten
3) Maria-Theresia Lambertine Lamberts, geb. in Eynatten am
17. 5. 1801 - gest. das. am 17. 1. 1870
4) Jean Lambert Vecqueray, getauft 9. 10. 1760 in Clermont-s-
Berwinne-gest. 29. 9. 1793 in Eynatten. Heiratete am 19. 2.
1786 in Clermont-s-Berwinne
5) Anna Barbara Kloth, get. am 23. 8. 1755 in Homburg - gest.?
6) Friedrich Lamberts, get. 15. 5. 1753 in Eynatten - gest. 19.
2. 1837. Heiratete am 21. 4. 1789 in Eynatten
7) Anna Maria Daelen, get. 7. 7. 1762 in Welkenraedt - gest. 21.
6. 1845
8) Jean Francois Vecqueray, get. in Clermont-s-Berwinne am
108
14. 5. 1709 - gest. 1778-1780
Heiratete
9) Maria Agn&s Lemmens , geb. 1722 - gest. 4. 12. 1800
10) Laurenz Britus (Brixius?) Cloth, get. 14. 7. 1712 in Homburg
- gest. 14. 9. 1799 das. Er heiratet am 28. 11. 1743 in
Homburg
11) Barbara Loven, get. 18. 4. 1723 in Henri- Chapelle (A1) -
gest. 25. 12. 1805 in Eynatten
12) Mathias Lamberts, get. 3. 11. 1714 in Eynatten, Schöffe der
Bank Walhorn - gest. 21. 5. 1786 in Eynatten
Er heiratete am 21. 4.1749 in Eynatten
13) Maria Küttgen, get. 2. 2. 1722 in Eynatten - gest. das. 21. 4.
1786 X
14) Nikolaus Daelen, get. 8. 9. 1720 in Baelen - gest. ?
Heiratete am 10. 8. 1748 in Welkenraedt
15) Johanna Kohl, get. 16. 10. 1724 in Baelen, gest.?
16) Pierre Vecqueray, get. 3. 7. 1681 in Clermont-sur-Berwinne
. - gest. nach 1746
Er heiratet am 7. 11. 1704 in Clermont-s-Berwinne
17) Judith Dresse, get. 29. 6. 1686 in Herve - gest. nach 1746
N HL
Die Mühle von Ondorpt (Clermont); im Türsturz des südlichen Anbaus
die Initialen P V (=Pierre Vecqueray) und die Jahreszahl 1718.
(Patrimoine Monumental de la Belgique, Wallonie, 12/4, Liege, S.
1601-1602)
109
18) Johann Lemmens
19) Anna van Prommeren
20) Antony Cloth, get. 19. 1. 1677 in Homburg - gest. das. 28. 8.
1747. Heiratete am 27. 11. 1700 in Homburg
21) Elisabeth Radermächer
22) Jean Louven. Heiratete am 8. 9. 1711 in Henri-Chapelle
23) Maria Daelen, get. 21. 2. 1686 in Henri-Chapelle
24) Friedrich Lamberts, gest. 24. 1. 1759 in Eynatten. Heiratete
am 17. 11. 1697 in Eynatten A
25) Angela Küttgen, gest. 26. 3. 1754
26) Johannes Küttgen, gest. 3. 9. 1726
27) Margarethe Raermeker, gest. 1. 11. 1747
28) Mathias Daelen, get. 21. 9. 1691 in Baelen. Heiratete am 20.
8. 1718 in Baelen
29) Margaretha N., gest. 3. 3. 1736 in Welkenraedt
30) Gilles Cool, get. 18. 6. 1689 in Baelen. Heiratete am 25. 9.
1723 in Baelen
31) Maria Konigs, get. 11. 1. 1697 in Baelen
32) Denis Vecray, get. 9. 10. 1641 in Clermont-sur Berwinne -
gest. 27. 10 1705. Heiratete vor 1669
33) Oudelette Simon, gest. 6. 4. 1730 in Clermont-s-Berwinne
34) Polis Dresse, gest. 1706 oder 1707. Heiratete am 27. 11.
1674 in Herve
35) Beatrix Jeanson, gest. nach 1715
40) Wilhelm Cloot, get. 14. 9. 1643 in Homburg - gest. 28. 9.
1712 in Homburg. Heiratete am 13. 9. 1667 in Homburg
41) Maria Weyenbergh, get. 20. 3. 1640 in Homburg - gest. 2. 10.
1715 das.
46) Egidius Daelen
47) Margaretha N.
48) Mathias Lamberts, gest. 16. 4. 1701 in Eynatten (A3)
49) Christine Peltzer, gest. 26. 6. 1690 in Eynatten
50) Hubert Küttgen
51) Helwig N.
56) Walrami Dahlen, gest. 20. 1. 1721 in Baelen
57) Maria Pastors
60) Johann Cool €
61) Johanna Nyssen
62) Wilhelm Konigs
110
63) Elisabeth Schwerman
64) Jeanle Vecquereau, gest. 2. 4. 1672 in Clermont-sur Berwinne
65) Oudelette N., gest. 6. 7. 1669 das.
66) Bastin Simon
68) Polis Dres, gest. 1. 10. 1682 in Chaineux
69) Judith le Lothon, gest. nach 1707
70) Arnold Jeanson
80) Jodocus Cloot
81) Maria N.
82) Engelbert Weyenbergh, gest. 12. 9. 1659 in Homburg
83) Jeanne N., gest. 16. 1. 1674 in Homburg
128) Jean Levecquereau, gest. 7. 1. 1614 in Clermont-sur-Berwinne
156) Dres Lambert Dres, gest. 2. 5. 1634 in Houlteau (A4) |
157) Catharine Hanlet, gest. nach 1662
158) Barthe&l&my le Lothon
312) Lambert Dres, gest. 23. 7. 1617 in Chaineux
313) Martinon Cormeau, gest. 30. 7. 1617 in Herve
314) Polis Hanlet
624) Drös le Boulanger, gest. 1579
625) Jehenne N., gest. 1595 oder 1596
626) Mathieu Piron Cormeau
627) Martinon N.
1248) Bertholet Warnier, gest. zwischen 1544 und 1561
1249) N. le Potty
1252) Pirot Thomas Cormeau
1253) Catharine N.
2496) Warnier le vieux, gest. zwischen 1531 und 1535, Schöffe in
Petit-Rechain
2498) Jacob le Potty
2504) Thomas Quermea(u)
2505) Isabeau N.
4992) Bertholet de Rechain, gest. vor 1514
5008) Battar de Grand-Rechain
9984) Piron de Roisleux, gest. nach 1478, Schöffe in Herve u.
Melen
9985) N. de Bokeamolin
19970) Thysken de Bokeamolin
19971) Catharine de Crauhez/Crawhez
2
Anmerkungen
Al) Laut Stammbaum von Jos. Goebels (Q5) wurde Anna Barbara Cloth am
23., 8. 1755 in Homburg als Tochter des Laurenz Britus (Brixius?) Cloth
und der Barbara Loven getauft. Nach Maurice Lang (Q1) wurde sie
hingegen am 23. 3. 1758 als Tochter der Eheleute Jean Cloth und Barbe
Nelissen getauft. Wir übernehmen hier die erste Version, da bei der Taufe
des ersten Sohnes der Eheleute Jean-Lambert Vecqueray und Anna Barba-
ra Cloot, am 30. 1. 1787, in Clermont-sur-Berwinne, als Patin die Jeanne
Barbe Lovens aus Homburg, d. h. die Großmutter, angegeben wird.
A2) Bei der Familie Dresse ist die Quellenlage besonders günstig. Diese
Familie ist ausführlich durch A. Dresse (Q7) erforscht worden. Die Bände
IX (Q8) und XII (Q9) der Archives Vervietoises geben ebenfalls einige
interessante Hinweise. Die Angaben zu den Vorfahren von Judith Dresse
entstammen alle diesen Quellen.
A3) Diese Angaben sind nicht komplett gesichert. I
A4) Dres Lambert Dres wurde vor seiner Mühle in Houlteau ermordet. Ein
altes Steinkreuz in Houlteau, an der Straße nach Dison, erinnert noch an
den Mord. In den Gerichtsbüchern von Herve findet sich eine Eintragung
unter dem 2. Mai 1634, daß die Schöffen des Hochgerichts von Herve und
Chamrneux sich an den Ort des Geschehens begeben und den toten Körper
des Dres Lambert Dres untersucht haben. Sie stellten bei dem Toten ein
Wunde über dem linken Ohr "wie von einer Feuerwaffe" fest, was den Tod
verursacht habe.
Irrtümlicherweise trägt das Kreuz aber die Inschrift: "Polis Dres Lambert
meunier de Houlteau qui a est€ occy le premier jour de mai 1634 priez Dieu
pour son ame", d. h. Polis Dres Lambert, Müller in Houlteau, wurde
ermordet am 1. Mai 1634, bittet Gott für seine Seele.”
Wir wissen jedoch, daß der Müller in Houlteau i. J. 1634 nicht Polis,
sondern Dres Lambert hieß. Der Vorname Polis kommt in unserer Famile
zum ersten Male mit dem Sohn des Dres Lambert Dres vor, der die Mühle
1652 übernimmt.
Quellen- und Literaturangaben
Q1) Maurice Lang, La famille Vecqueray ou Le Vecqueray au Duche€ de
Limbourg, Folklore Stavelot-Malm&dy, Ausgabe 16, 1952
Q2) Clermont-sur-Berwinne 1230-1980, Centre culturel de Clermont-Elsaute-
Froidthier
Q3) Joseph Becker, Eynatten, Herausg. von Erich Barth und Leo Kever, 1973
Q4) RolfSchumacher, 100 Jahre Bäckerei Schumacher, Stammbaum Familien-
treffen am 24. 7. 1988 in Raeren
Q5) Jos. Goebels, Stammbaum der Familie Vecqueray, unveröffentl. Manu-
skript
Q6) Archives de l'Etat, Lüttich
Q7) Albert Dresse, Elements de g£nEalogie des familles Dresse-Dreze-Dres, 7
Bde
Q8) Archives Vervietoises, Ausgabe IX, 1966, Armorial Vervietois
Q9) Archives Vervietoises, Ausgabe XII, 1972, Le manusecrit Nizet.
®
a
I
| PE
Sf n
| ' AS EEE
| CE
. m EEE |
| | WEEZE
| | DB U
BETTEN
' Es NEE
Se ep Sr
' A
ES
{ A VS
ES
zw BE }
ee ZN
N ' a RA |
il | , SE En 1
U I AA Zn |
i - Je LES EI s
| ES SA
| N = f CN Den Sr E
EEE SEN En
zz I - ARE SE en
N a SE CL.
8 a Da NG DER
% + SAP BC SE AED A DE N
WG vw Zr MS DEE AU |
N N En ES ERFENSSEES
N Ss 8 N a De LS EN SR An A DS
nA “ HER ARE ES Can sh Ss CE za A 5
Ne 5 = U GE VS EX EC x > ES
EAN AA ES VRR
5 . Ss NSS En ELSÖR,
AAN