Im Söhltal
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Landschaft im Grenzraum Nordostbelgiens
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr49/50 — August 1991
Im Göhltal
| ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
| FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
Nr 49/50
August 1991
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
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Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet,
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel, 087/65.75.04.
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer: Fritz Steinbeck, Hasardstraße 13, 4721 Neu-Moresnet.
Postscheckkonto N" 000-0191053-60.
Die Beiträge verpflichten nur die verfasser,
Alle Rechte vorbehalten
Druck.: Hubert Aldenhoff, Gemmenich.
3
Inhaltsverzeichnis
Vorwort H. Lennertz
(Präsident der Göhltalvereinigung) 5
Grußwort C. Bauens
(Bürgermeister der Gemeinde Kelmis) 7
Grußwort B. Fagnoul
(Bürgermeister der Gemeinde Raeren) 9
Grußwort L. Godfroid
(Bürgermeister der Gemeinde Lontzen) 11
Einleitung 13
Raeren 15
Eynatten 24
Hauset 30
Lontzen 36
Walhorn 46
Astenet 69
Hergenrath 75
Neu-Moresnet 81
Kelmis 88
Montzen 98
Moresnet 108
Gemmenich 119
Bleyberg 125
Homburg 148
Sippenaeken 156
Henri-Chapelle 163
Remersdael 172
Teuven 180
Quellen und Literatur 186
Bildnachweis 192
5
Vorwort
Seit nunmehr 10 Jahren kann ich als dritter Präsident der Göhl-
talvereinigung die Arbeit meiner beiden Vorgänger, aber besonders die
des verstorbenen Ehrenvorsitzenden Peter Zimmer, fortsetzen.
Anfangs hatte der Geschichtsverein nicht einmal einen eigenen
Raum, um die immer größer werdende Sammlung an Büchern, Doku-
menten und Zeitungen gewissenhaft unterzubringen. Manches ging
sogar leider verloren. Dies hat sich besonders mit der Eröffnung des
Museums geändert hat. Geändert hat sich durch das Göhltalmuseum na-
türlich auch die anfallende Arbeit für die Vorstandsmitglieder der Göhl-
talvereinigung.
Nur zwei der damaligen "Gründungsväter" sind auch heute noch
dabei. Die anderen haben sich freiwillig zurückgezogen oder sind oft
viel zu früh verstorben. Allen gilt unser Dank, weil alle zur Verwirk-
lichung der Grundideen der Vereinigung beigetragen haben oder noch
beitragen. Die wichtigste Herausforderung stellen die inzwischen 800
Mitglieder dar. Sie beweisen uns durch ihre Treue, durch ihre Fragen,
Ratschläge und Kritiken, daß die nicht immer einfache Bearbeitung der
Heimatgeschichte notwendig und in dieser schnell lebenden Zeit von
großer Bedeutung ist. Die große Geschichte kann nur richtig verstanden
werden, wenn auch die Heimatgeschichte korrekt festgehalten und
objektiv verarbeitet wird, Den Blick in die Nachbarregionen und -länder
erreichen wir durch Vorträge, Ausstellungen, Tages- und Mehrtages-
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25 Jahre - eine lange Zeit im Leben einer Person, aber eine so kurze
Zeit in der wechselhaften Geschichte unserer Heimat. Hoffen wir, daß
die jetzigen Stützen die Vereinigung weiterhin tragen, daß aber auch
zusätzlich junge Kräfte sich in die Vereinsarbeit engagieren. Hoffen wir
aber auch, daß die politisch Verantwortlichen diesem Teil der Kultur
weiterhin die gebührende Aufmerksamkeit widmen.
H. LENNERTZ
Präsident der Göhltalvereinigung
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7
Grußwort
Als nach ihrer Gründung, im Jahre 1966, die Vereinigung für
Kultur, Heimatkunde und Geschichte im Göhltal im Januar des Jahres
1967 erstmals an die Öffentlichkeit trat, konnte wohl niemand ahnen,
welch segensreiches Wirken durch diese Vereinigung in den nächsten
25 Jahren ihres Bestehens erbracht werden würde. Gerne bescheinigen
wir der "Göhltalvereinigung", welche aus dem Kultur- und Gesell-
schaftsleben unserer Gemeinde nicht mehr wegzudenken ist, daß sie seit
ihrer Gründung stets dazu beigetragen hat, den Mitbürgern und den
Bewohnern des Göhltales, aber auch den Gästen unserer Gemeinde und
der Gegend, die Geschichte unserer Heimat und besonders das Entstehen
unserer Gemeinde näher zu bringen und bisher ihren Zweck voll und
ganz erfüllt hat.
Es lag daher nahe, der Vereinigung für Kultur, Heimatkunde und
Geschichte im Göhltal im Jahre 1984 das neugeschaffene "Göhltal-
museum" (ehemaliges Gemeindehaus der Altgemeinde Neu-Moresnet)
anzuvertrauen und ihr somit einen ständigen Sitz zu geben.
Im Namen des Gemeinderates und der gesamten Bevölkerung un-
serer Gemeinde sprechen wir daher der Vereinigung für Kultur, Heimat-
kunde und Geschichte im Göhltal zu ihrem 25-jährigen Bestehen unsere
Glückwünsche aus, verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft.
C. BAUENS
Bürgermeister der Gemeinde Kelmis.
9
Grußwort
Die Göhltalvereinigung feiert ihr 25-jähriges Jubiläum und mit
Stolz hält sie Rückblick auf ihre regen Tätigkeiten.
Sie hat ihre Ziele hoch gesteckt, denn nicht nur in der Geschichts-
forschung, sondern auch in der Kulturpflege und in der sozialen Aufgabe
sieht sie ihr wesentliches Wirken.
Grenzbarrieren verlieren ihre Bedeutung, und in einem Europa der
Regionen wird die andere Kultur nicht mehr als folkloristisches Schau-
objekt angesehen. Mit dem Vorhandensein eines kulturellen Selbst-
verständnisses müssen wir bereit sein, die Begegnung mit dem anderen
zu prägen und zu gestalten.
Ihre Vereinigung trägt dadurch auch zur Bewußtseinsbildung einer
Kulturgemeinschaft bei. Ihr Verdienst ist es, das Spezifische des Göhltals
erkenntlich und auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu ma-
chen.
Als Bürgermeister der Großgemeinde Raeren, deren Dörfer Eynat-
ten und Hauset mit zum Göhltal gehören, möchte ich der Vereinigung
auf das herzlichste zum Jubiläum gratulieren und im Namen der ganzen
Gemeinde Dank und Lob für ihre großartige Arbeit aussprechen.
BRUNO FAGNOUL
Bürgermeister Raeren
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11
Grußwort
In meiner Eigenschaft als Bürgermeister der Gemeinde Lontzen
überbringe ich gern der GÖHLTALVEREINIGUNG meine herzlichsten
Glückwünsche zu ihrem 25-jährigen Bestehen.
Anläßlich dieses Jubiläums, am 21.09.1991, haben die Göhl-
historiker eine Reihe besonderer Initiativen programmiert, zu welchen
ich viel Erfolg wünsche. Diese Festbroschüre soll nützliche Informationen
über die 17 Ortschaften des Göhltals erteilen.
Mein Gruß und Dank gilt allen denjenigen, die zum Gelingen die-
ser großartigen Initiative beigetragen und versucht haben, die heutige
Generation mit der Vergangenheit unserer Heimat bekannt zu machen.
Lucien GODFROID
Bürgermeister
13
Einleitung
Die vorliegende Arbeit soll dem schon lange gehegten Wunsche
nach einer aktualisierten Kurzdarstellung der zum Einzugsgebiet unserer
Vereinigung gehörenden Orte nachkommen. Die Geschichte unserer
Region ist als Durchzugsgebiet fremder Kriegsvölker über Jahrhunderte
von wechselseitigen Einflüssen geprägt worden.
Bis in unser Jahrhundert hinein sind Grenzverschiebungen und
wechselnde Herrschaftsverhältnisse Zeugnisse dieser Tatsache und
vielen von uns noch gegenwärtig.
Diese Zeit aufzuarbeiten soll nicht das Ziel dieser Publikation sein,
zumal eine verständliche Zurückhaltung noch geboten erscheint.
Außerdem wird die Behandlung dieses Themenkreises durch eine zum
Teil gezielt vorgenommene Vernichtung der betreffenden Unterlagen
sowie noch bestehende Sperrfristen erschwert. Es geht also in den fol-
genden Beiträgen nicht um eine Auseinandersetzung mit der Geschichte,
sondern um einen Brückenschlag zur Vergangenheit, so wie sie sich in
den architektonischen Schönheiten des Gebietes von Raeren bis Teuven
dem Betrachter darstellt.
Soziologische, demographische und ökonomische Daten werden
nur insofern berücksichtigt, wie sie das heutige Erscheinungsbild der
einzelnen Orte mitprägen bzw. geprägt haben. Geologie und Hydro-
graphie werden nur indem Maße angeschnitten, als dies zur Lokalisierung
der Orte unumgänglich ist. Das reiche Vereinsleben in den Göhltal-
gemeinden zu behandeln, würde diese Arbeit sprengen.
5.
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15
Geschichte
Bereits in der Steinzeit sind Besiedlungsspuren auf Raerener Gebiet
nachzuweisen. So fand man auf der Flur Blar, am Periolbach, in der
Nähe des Marienheimes, Werkzeuge aus der Mittelsteinzeit, etwa 6.000
v. Chr.
Bei Schnellenburg (Mariental) befinden sich Reste einer römischen
Villa. Dr. Mayer datierte die Scherbenfunde ins 2. Jh. n. Chr.
In der Nähe des Krickelbergwaldes konnten ebenfalls schwere
Dachziegel aus römischer Zeit geborgen werden.
Bei Langfeld fanden sich vier römische Schlackenhaufen mit
Scherben von Dachziegeln.
Das heutige Raeren entstand in der letzten mittelalterlichen
Rodungsperiode (800-1200) am Öslinger Weg, der die Nord-Süd-
Verbindung von Aachen nach Trier darstellte. Der Ortsteil Neudorf
wird erstmals 1241 in einer Urkunde des Aachener Marienstiftes
genannt, während die Ersterwähnung von "Raeren" ins Jahr 1400 fällt.
In Neudorf fand man 1967 bei Ausschachtungsarbeiten einen mit
Münzen aus den Jahren 1360-70 gefüllten Krug. Die Herkunft dieser
Münzen (Brabant, Luxemburg, Trier, Maastricht) läßt auf einen regen
Handelsverkehr schließen.
Raeren als Töpferdorf
Das Vorhandensein von Töpfern kann man bis ins 12. Jh. zurück-
verfolgen. Urkundlich belegt ist das Töpferhandwerk i.J. 1450. Die
reichen Tonvorkommen besonderer Qualität und die ausgedehnten
Wäldereien sind für das Aufblühen des Töpferhandwerks in dieser Ge-
gend ausschlaggebend gewesen. Eine weitere Voraussetzung waren die
guten Fernverbindungen, die den Export der Töpferware in ferne
Länder ermöglichten, so daß Raerener Steinzeug in alle Welt, sogar
nach Übersee, ausgeführt wurde,
Um das Jahr 1500 wird die Töpferei in Raeren als Kunstgewerbe
betrieben, "Pottbacker" - familien wie Emens, Mennicken und Baldem
begründen den Ruf der Raerener Kunsttöpferei, Die Blütezeit dieses
Handwerks (1560-1620) wird durch den Dreißigjährigen Krieg beendet.
!
Der endgültige Niedergang kam im 18. Jh. mit der zunehmenden
ausländischen Kunkurrenz.
. Das Raerener Töpferhandwerk war seit der Mitte des 16. Jh. durch
strenge Zunftregeln geordnet. In diesen war die Anzahl der Öfen und der
Brände festgelegt. Die auf 48 Regeln,erweiterte Zunftordnung wurde
1770 durch Kaiserin Maria-Theresia bestätigt.
“Im 19. Jh. verdrängte das grazilere Porzellan nach und nach das
Steinzeug. 1850 brannte in Raeren der letzte Töpferofen. Um 1883
unternommene Versuche einer Wiederbelebung des alten Handwerks
waren nicht vom erhofften Erfolg gekrönt.
Die Raerener wandten sich nun anderen Erwerbszweigen zu:
Kalkbrennereien, Blau- und Kalksteinbrüche (Maria-Theresia-Marmor),
Steinmetzbetriebe, Holz- und Lohhandel sowie die Landwirtschaft
boten nun vielen Raerenern Arbeit und Brot. Vor allem aber das
Bauhandwerk erlebte in Raeren einen bemerkenswerten Aufschwung,
zählte man doch 1886 nicht weniger als 600 Bauhandwerker im Ort, vor
allem Stukkateure und Pliesterer. Auf sie gehen namhafte Baufirmen im
Rheinland und in Westfalen zurück.
Die Anbindung an das Eisenbahnnetz (Vennbahn 1885, Raeren-
Eupen 1887) eröffnete den Raerenern weitere Arbeitsmöglichkeiten,
vor allem in Aachen und Eupen.
Heute bewähren sich die Raerener auch in anderen Berufszweigen.
Neben einigen wenigen Kleinbetrieben finden wir das bedeutende
Aluminiumwerk Hydro (früher ALCAN), das 370-380 Personen einen
Arbeitsplatz bietet.
Kirche und Pfarre
1415 wird eine Kirche in Titfeld erwähnt. Diese wurde 1612 durch
Brand zerstört und 1616-28 wieder aufgebaut.
In den ersten Jahrzehnten des 17. Jh. lockerten sich die Bindungen
zur Mutterkirche Walhorn, so daß Taufen und Beerdigungen in Raeren
stattfanden, wozu der Walhorner Pfarrer Wilhelm Darimont 1633 seine
Einwilligung gab. Das Recht der Pfarrstellenbesetzung lag in Raeren
bei der Bevölkerung.
1719 war das alte Gotteshaus baufällig und auch zu klein geworden.
Der in den Jahren 1720-28 errichtete Neubau wurde nach Plänen des
Aachener Architekten Laurenz Mefferdatis ausgeführt.
1847 erfolgte eine Vergrößerung um zwei Joche nach Westen, was
einen Turmneubau erforderte.
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Raeren, St. Nikolaus-Pfarrkirche, erbaut 1723, erweitert 1847-48,
ein Werk des bekannten Architekten Laurenz Mefferdatis,
18
Die St. Nikolaus-Pfarrkirche ist eine dreischiffige Hallenkirche aus
Bruchsteinen mit eingezogenem Westturm. Das fünfseitig abschließende
Chor ist schmaler. Die außen spitzbogigen Fenster haben Blaustein-
gewände und sind im Innern rundbogig; die Gewände sind hier nischen-
artig zu Boden geführt.
Die Decke hat Kreuzgewölbe mit breiten Rippen.
Bemerkenswerter Hochaltar aus dem Jahre 1697. Im Segmentgiebel
die Wappen de Thier und de Liverlo.
Im Turm befinden sich vier neue Glocken aus dem Jahre 1966; im
Dachreiter das "Klippchen" aus dem Jahre 1919,
Kunstdenkmäler
Raeren ist reich an beachtenswerten Bauwerken. Als erstes
ostbelgisches Baudenkmal wurde die Burg Raeren schon 1950 unter
Denkmalschutz gestellt. In ihren ältesten Teilen geht sie noch auf das
14, Jh. zurück. Denkt man sich die vielen im Laufe der Jahrhunderte
vorgenommenen An- und Umbauten weg, so bleibt im wesentlichen ein
von Wassergräben umgebenes festes Haus, "ein rechteckiger Wohnturm
aus Kalksteinquadern mit einer von NW nach SO orientierten Front"
(O.E. Mayer).
Als Besitzer von Burg Raeren wird 1474 Johann von Alensberg
genannt. 1583 erfuhr das Haus bedeutende Umbauten: Die Wappen der
damaligen Burgbesitzer, der Eheleute Philipp von Lomont und Johanna
von Bock, zieren die Mauerecken des heutigen Hofportals, das nach
1791 errichtet wurde und im Giebel das Wappen de Nys- von der Gracht
trägt. Im 18. Jh. erhielt der Wohntrakt Stichbogenfenster und an der
Nordostecke wurde: ein runder Verstärkungsturm errichtet. Die
neugotischen Fenstertüren in der Westmauer des 2. Stockwerks wurden
zu Beginn unseres Jahrhunderts angebracht. Als Stütze für den Balkon
errichtete man damals ein zinnenbekröntes Ecktürmchen.
Die Raerener Burg ist seit Anfang der sechziger Jahre im Besitz der
Gemeinde, Das darin untergebrachte Töpfermuseum besitzt eine
einmalige Kollektion von Raerener Steinzeug, die durch die "Gesellschaft
zur Förderung des Töpfereiwesens" betreut wird.
In unmittelbarer Nähe der Burg befindet sich Haus Raeren, eine
aus dem 15, Jh. stammende gut erhaltene Wasserburg. Dieser
dreigeschossige Bruchsteinbau erhielt sein heutiges Aussehen in der 2.
Hälfte des 18, Jh., als man Stichbogenfenster anbrachte sowie eine
veränderte Geschoßeinteilung vornahm. Auch das hohe Walmdach ist
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aus der damaligen Zeit. Von 1473 bis 1679 sowie von 1776 bis 1858 war
Haus Raeren im Besitz der Familie von Schwartzenberg.
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Raeren. Das "Haus Raeren” aus dem 15. Jh. erhielt in der 2. Hälfte des 18, Jh.
Stichbogenfenster und ein hohes Walmdach,
Die Knoppenburg im Ortsteil Neudorf zieht die Aufmerksamkeit
des Betrachters durch die barocken Zwiebelhauben der beiden Ecktürme
auf sich.
Ursprünglich hieß das Anwesen "Hof auf der Heide" und gehörte
der Familie Bertolf von Belven. Im frühen 17. Jh. kam die Knoppenburg
durch Schenkung an die Familie Vischer, die einen Neubau errichtete.
Von diesem sind ein Teil der Wirtschaftsgebäude sowie die beiden
Rundtürme erhalten. Die Wetterfahnen auf diesen Türmen tragen das
Wappen des Ignace de Lasaulx, der 1784 mit der Knoppenburg belehnt
wurde, Das jetzige Wohnhaus stammt aus der Mitte des 19, Jh.
Besondere Erwähnung verdienen weiter das Haus Bergscheid,
Hauptstraße 104-108, ein ursprünglich zum Haus Raeren gehörendes
21
Gut. Bergscheid ist eine dreiflügelige Hofanlage, vorwiegend aus dem
18. Jh.
Vom Haus Raeren abgetrennt wurde auch Haus Meurisse, an der
Walheimer Straße Nr. 59. Diese geschlossene Hofanlage gruppiert sich
um einen gepflasterten Innenhof; das Wohnhaus gehört noch dem 16.
Jh. an.
Von Ravenhaus, Altenbau Nr. 12, sind noch die Wirtschaftsgebäude
aus dem 16. Jh. erhalten, während das Herrenhaus im letzten Weltkrieg
durch einen Bombentreffer zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde,
Die Toreinfahrt zu den Wirtschaftsgebäuden zeigt die Wappen
Bertolf und Belderbusch.
Mittelalterliche Adelssitze, alte Steinkreuze, Bildstöcke und eine
klug betriebene Dorfbildpflege tragen dazu bei, daß in Raeren Altes und
Neues harmonisch nebeneinander bestehen.
Ein bedeutender Gebietsverlust: Raeren-Sief
Unter den Randgebieten des ehemaligen Kreises Eupen, die nach
der Grenzregulierung vom 1. November 1921 an Deutschland zurück-
fielen, befand sich auch der Ortsteil Raeren-Sief, der wegen der dort
vorhandenen Wassergewinnungsanlagen der Stadt Aachen Letzterer
angegliedert wurde. Damit verlor Raeren ein Gebiet, das vor allem
wegen des ehemaligen Kreuzherrenklosters Brandenburg im Tal der
Iter besonderes kulturhistorisches Interesse besitzt.
Die Ursprünge der Brandenburg gehen vermutlich in das 14. Jh.
zurück, Ursprünglich dürfte es sich nur um einen ritterlichen Wohnturm
gehandelt haben. 1452 überließ der damalige Besitzer der Burg, Johann
von Eynatten, den Rittersitz dem Gilles von Brandenburg, der Margarethe
von Sombreff heiratete. Das kinderlos verbleibende Ehepaar schenkte
seinen Raerener Besitz i.J. 1477 dem Orden der Kreuzbrüder, die, wie
in der Schenkungsurkunde vorgesehen, "eyne nuwe Kirche vuer eyn
ewich Gotzhuisz zu Brandenburch op seynen Hoeve bynnen dem Ä
Kirspel van Walhorn gelegen" errichten sollten. 1485 war der Kirchenbau
vollendet. Obschon das Kloster mit materiellen Gütern reich ausgestattet
war, fehlte es ihm an Ausstrahlung, was wohl auf die abgeschiedene
Lage und die mangelnden Entfaltungsmöglichkeiten für einen vorwie-
gend in der Seelsorge und im Predigtwesen tätigen Orden zurückzuführen
ist.
Als Kaiser Josef II. am 6.3.1784 die Aufhebung des Klosters
Brandenburg befahl, war dieses nicht nur baulich und wirtschaftlich |
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Raeren. Die Turmhauben gaben dieser Anlage den Namen "Knoppenburg".
Das Bild zeigt die Vorburg.
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Raeren. Haus Meurisse ist eine vierflügelige Hofanlage des 16.-17, Jh. mit
auffallender, durch abwechselnde Lagen von Sand- und Kalkstein horizontal
gegliederter Front.
23
heruntergekommen. Die fünf noch verbleibenden Kreuzherren konnten
das klösterliche Leben nicht mehr aufrecht erhalten.
1789 kam das Kloster mit den dazugehörenden Liegenschaften
zum Verkauf. Die Klostergebäude wurden nun landwirtschaftlich ge-
nutzt: die Kirche wurde zur Scheune, der Turm niedergelegt, die Fenster
vermauert. Der Friedhof fiel wüst, die Wassergräben wurden zuge-
schüttet, die Zugbrücke entfernt, die Freitreppe machte einem Anbau
Platz. "Wenn man heute Brandenburg besucht, kann man sich eines
leisen Gefühls der Wehmut und der Trauer nicht erwehren. Alles ist
vergänglich, die Menschen sowohl wie die Gebäude, die sie mit viel
Mühe und Sorge errichtet haben..." (V. Gielen in "Raeren und die
Raerener im Wandel der Zeiten", S. 70).
Zwei namhafte Raerener
Wilhelm Lovius *1620, wurde am 24.3.1683 Rektor der Kölner
Universität.
Der Schriftsteller Josef Ponten, * 3.6.1883, erlangte einen nicht
unbedeutenden Ruf als Autor vieler Reisebücher und Romane. Auf
Betreiben von Thomas Mann wurde er in die preußische Dichterakademie
gewählt. Ponten starb am 3. April 1940 in München.
24
Feuersteinfunde aus der mittleren Steinzeit in der Sandgrube am
Johberg zeugen auch in Eynatten von vorgeschichtlicher Besiedlung.
Eynatten, auf halber Strecke zwischen Eupen und Aachen, an der 1827-
28 gebauten sog. Aktienstraße gelegen, grenzt im Osten an den deutschen
Teil Lichtenbuschs, im Westen an Walhorn und Hauset, im Norden an
das Stadtgebiet von Aachen und im Süden an Raeren und Kettenis, Die
Grenze gegen Raeren bildet die sog. Kinkebahn, auch Hochstraße
genannt, die vermutlich römischen Ursprungs ist, wie man aus einer
neben dieser Bahn gefundenen römischen Eisenschmelze aus dem 2. Jh.
schließen kann. Diese Fernstraße verband Köln mit Bavai und berührte
inunserem Raum Düren, Kornelimünster, Berlotte, Merols und Limburg.
Die von der Hochstraße unterhalb Merols abzweigende und über
den Johberg und Eynatten führende alte Pilgerstraße nach Aachen geht
vermutlich ebenfalls auf die Römerzeit zurück.
Im Mittelalter, im 12.-13. Jh., arbeitete am jetzigen Friedhof eine
Töpferei. Die berühmten Raerener Töpferfamilien hatten 1500-1700
auch in Eynatten an der Lichtenbuscher Straße Öfen brennen. Auf dem
Gelände der ehemaligen Tongrube Heutz in Lichtenbusch wurde vom
16. Jh. an und bis um 1700 Ton abgebaut. In den Tonschächten wurden
zahlreiche Krüge, Lampen und Werkzeuge gefunden. Die Eynattener
Ware unterschied sich nicht von der Raerener,
Im 18. Jh. wurde auf Berlotte irdene Ware hergestellt.
Die Grenzlage Eynattens führte 1921 zur Abtretung eines Teiles
von Lichtenbusch an Deutschland; die Eröffnung der Autobahn i.J.
1964 und des damit verbundenen größten Autobahnzollkomplexes
Europas brachte den Ort in eine verkehrstechnisch sehr günstige Lage
und bescherte der Gemeinde bedeutende Nebeneinnahmen.
Nach Wegfall der EG-Binnengrenzen (nach 1992) wird an den
belgisch-deutschen Grenzübergängen nur das Eynattener Zollamt be-
stehen bleiben, wo z. Zt. etwa 130 Personen beschäftigt sind.
Eynatten zählte i.J. 1947 nur 1.099 Einwohner. Im letzten Jahr als
selbständige Gemeinde, d.h. 1976, belief sich die Zahl auf 2212, was
eine Steigerung von 197 % bedeutete. Seitdem ist die Bevölkerung
weiterhin gestiegen, auf 2.478 am 1.3.1981 und auf 3.149 am 1. Februar
dieses Jahres. Allein für die letzten 10 Jahre ergibt sich somit eine
Steigerung um 27 %. Die rege Bautätigkeit, vor allem im Ortsteil Lich-
26
der siebziger Jahre erwarb Familie Sutor-Franssen von Cortenbach das
Haus mit dem dazu gehörenden Hof.
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1501 erwarb Servaz von Eynatten das Gut Bestenraedt und ließ dort
ein neues Schloß erbauen. Seine Enkelin, Agnes von Eynatten, heiratete
Jak. von Ruyschenberg, wodurch das Schloß den Namen Reuschenber-
gerhaus erhielt. 1647 kam das Haus in den Besitz der Familie von
Amstenraedt, daher auch der Name Amstenraedter Haus. Nachdem
Arnold Huyn von Amstenraedt 1651 Herr von Eynatten und Hauset
geworden war, nannte man sein Haus auch "Herrenhaus". Im Gegensatz
zum vorhin erwähnten Vlattenhaus, das auch "Großes Haus" genannt
wird, bezeichnet man das Amstenradter Haus auch oft als das "Kleine
Haus",
Die malerisch gelegene Wasserburg erhielt ihr jetziges Aussehen
im wesentlichen gegen Ende des 17. Jh. Sie ist im Besitz der Familie
Sutor-Franssen von Cortenbach.
Eine dritte Burganlage auf Eynattener Gebiet ist Raaf. Der zur Ruine
gewordene mächtige Wohnturm geht auf das 14. Jh. zurück. Zum ersten
Male genannt wird er im Jahre 1380. Damals ging er von Goddart von
der Capellen an Johann Krümmel von Eynatten über. Im 15. oder 16. Jh.
entstand ein Neubau. Im 18. Jh. wurde Raaf noch um ein Stockwerk
erhöht und erhielt die vier charakteristischen Ecktürmchen. Seit 1832
steht der 12 m hohe wuchtige Wehrturm ohne Bedachung. Er gehört
zum Gut der Familie Jennes,
Das heutige Aussehen der Burgruine gibt nur noch eine vage
Vorstellung vom früheren Zustande dieser Anlage, die durch eine
Zugbrücke mit dem ebenfalls durch einen Wassergraben geschützten
Hof verbunden war. Die Fenstergewände sind ausgebrochen, das Innere
leer. Durch Dekret der Exekutive der Deutschsprachigen Gemeinschaft
vom 6.6.1986 steht Burg Raaf unter Denkmalschutz.
Eynatten ist reich an weiteren sehenswerten Bauwerken. Erwähnen
wir die Güter Neuenhof, Steinkaul/Kalkofen, Stein, Möschenberg, das
Haus Schmetz (Trouet), das Haus Lambertz (Geron), die Brigidakapelle
auf Berlotte etc. |
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Burg Raaf in Eynatten-Berlotte, ein mittelalterlicher Wohnturm,
ist leider nur noch eine imposante Ruine,
29
Kirche und Pfarre
Wie Raeren, Kettenis und Hergenrath gehörte auch Eynatten
ursprünglich zur Mutterpfarre Walhorn, von der sich der Kapellenort
wahrscheinlich 1676 gelöst hat.
Eine aus dem Jahre 1440 stammende Kapelle war gegen Ende des
17. Jh. baufällig. 1707 wurde ein Neubau errichtet, der Turm aber erst
1733-36. Die Kirche war "ein einschiffiger Hausteinbau mit eingebautem
Westturm, östlichem Querschiff und fünfseitigem Chor" (Reiners,
Kunstdenkmäler). 1823 wurde eine neuen Sakristei angefügt. Das
"östliche Querschift" bestand aus zwei 1775 erbauten Seitenkapellen.
Die dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Eynattener Pfarrkirche
hatte den 2. Weltkrieg ohne wesentliche Beschädigungen überstanden,
wurde aber in der Nacht vom 23. April 1950 durch einen Brand heim-
gesucht, der große Teile zerstörte und auch sakrale Geräte und Paramente
schwer beschädigte.
Beim 1953 begonnenen Wiederaufbau blieb der Turm der alten
Kirche erhalten, während zwei weit ausladende Seitenschiffe zu einer
erheblichen Vergrößerung des Kirchenraumes führten. Das früher mit
einer dünnen Pliestertonne gedeckte Langhaus mit hölzernen Kreuz-
rippen bekam eine unverputzte Backsteindecke.
Aus der Frühzeit der Eynattener Kirchengemeinde waren bis 1953
noch zwei 1467 gegossene Glocken erhalten, von denen die eine dem
Kirchenpatron, die andere der Muttergottes geweiht war. Die Johannes-
Glocke sprang 1953 und wurde im darauffolgenden Jahr als Josephs-
Glocke umgegossen. Eine dritte alte Glocke aus der Gießerei des
berühmten Glockengießers Martin Legros (1755) wurde im Ersten
Weltkrieg eingeschmolzen. 1977- zur Erinnerung an die 300-Jahrfeier
der Pfarre bekam die Kirche eine dritte Glocke, die auf den Namen
"Maria, Mutter der Kirche" getauft wurde.
Wie die übrigen Pfarren des Eupener Landes gehörte auch Eynatten
erst zur Diözese Lüttich, in der Preußenzeit jedoch zur Erzdiözese Köln
(1825-1920). Das Recht, den Geistlichen zu ernennen, besaßen die
Herren von Vlattenhaus und Amstenrather Haus im Wechsel.
30
Geschichte
Das landschaftlich besonders reizvoll gelegene Göhldorf Hauset
war bereits im vergangenen Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel der
stadtnahen Aachener Bevölkerung. Der Ort liegt nordwestlich von
Eynatten und etwa 1,5 km westlich der sog. Aktienstraße Eupen- |
Aachen. |
Ein Ritter Wilhelm von Hauset (Holseit) wird schon 1271 erwähnt.
Aus den Lehnsregistern der Propsteilichen Mannkammer des Aachener
Marienstifts können wir zu Hauset einige interessante Einzelheiten
entnehmen. Am 20. Juni 1422 empfängt Karsilis von Eupen ein Gut zu
"Holsit", das die Jungfrau van Layr hinterlassen hat. Unter dem 29.1.1469
finden wir im Zusammenhang mit einer Erbangelegenheit den ersten
Hinweis auf ein Gotteshaus in Hauset. Ebenfalls erwähnt wird in diesem
Erbvertrag "das Haus, das zum Lehen gehört, mit Graben und Wall-
burgen, bis zum Weg nächst dem Hof..."
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Auch in Hauset wurde im 15, Jh, getöpfert,
(Foto G. De Ridder)
31
Leider erlauben die Angaben in den Lehnsregistern und den
Gudungsbüchern in den meisten Fällen keine genaue Lagebestimmung.
Die Rochuskapelle, die in vielen Literaturangaben ins frühe 18. Jh.
datiert wird (Glocke aus dem Jahre 1707), wurde nachweislich 1670
errichtet. Sie steht auf einer Scherbenhalde einer früheren Hauseter
Töpferei. Hier, an der Kapelle, sind wir im "Dorf", dem ältesten Kern
Hausets,
In der Wiese oberhalb der Kapelle befand sich eine sog. Motte, eine
befestigte Anlage mit Wallgräben, deren Spuren heute noch zu erkennen
sind.
1621 kam diese Burg Hauset mit dem darauf stehenden Haus durch
Erbwechsel an die renommierte Familie Meessen. 1727 ging sie durch
Kauf an den Walhorner Drossard Johann Stephan Heyendal. In der
diesbezüglichen Eintragung wird sie als "oude burch” bezeichnet; auch
heißt es, sie sei verfallen und das Gut seit 1668 verlassen. Wir wissen,
daß das Jahr 1668 durch Einfälle marodierender Franzosen aus der
Garnison Diedenhofen gezeichnet ist. 1684 zerstörten Soldaten derselben
Garnison sämtliche 25 Häuser von Hauset.
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Hauset, das Haus vanWeersth, heute Hick, ein Bau des 17, Jh., vor dem Umbau
32 ]
Hauset gehörte bis zur Franzosenzeit zur Bank Walhorn und war |
innerhalb dieser von 1630 an mit Eynatten in der "Herrschaft Eynatten
und Hauset" verbunden. Das Dorf hatte eine eigene Gemeindeverwaltung
(Bürgermeister, Gemeindeeinnehmer). Die 1795 durch die Franzosen
durchgeführte Gemeindereform fügte Hauset und Hergenrath zur "Mai- |
rie de Hergenraed" zusammen. Diese Bürgermeisterei Hergenrath mit
den Sektionen Hergenrath und Hauset wurde nach der Eingliederung
unseres Gebietes in die preußische Rheinprovinz beibehalten. Erst 1848 |
wurde Hauset selbständige Gemeinde, doch nachdem der erste Bür-
germeister 1877 seinen Abschied aus allen öffentlichen Ämtern genom-
men hatte, wurden die Standesämter der beiden Orte wieder zum Stan- |
desamtsbezirk Hergenrath verschmolzen. Nach dem Ersten Weltkrieg
erlangte Hauset wieder die Rechte einer selbständigen Gemeinde zurück,
wurde jedoch 1977 im Zuge der großen belgischen Gemeindereform |
der Gemeinde Raeren zugeteilt.
Das Hauseter Wiesenland zwischen Vennfußplatte und Aachener
Höhenrücken war besonders für die Milchwirtschaft prädestiniert. Im ]
19. Jh. kam es jedoch auch hier zu Ansätzen industrieller Entwicklung
durch Spinnereien an der Göhl und Tongruben bzw. Tonwa- ]
renherstellung. Davon ist heute allerdings kaum mehr als die Erinnerung
geblieben...
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Die sogenannten Zyklopensteine im Wald bei Köpfchen
33
Bis zur Eröffnung der Autobahn (1964) war Hauset-Köpfchen
(neben Bildchen) ein bedeutender Grenzübergang, auch für den
Güterverkehr. 1963 passierten auf "Köpfchen" 52.200 LKW in Richtung
Belgien und 62.000 in Richtung BRD. Hinzu kamen 639.000 PKW und
5.000 Autobusse! Ende 1992 wird das Zollamt Hauset-Köpfchen
aufgehoben werden.
Daß Köpfchen schon immer, lange vor dem Bau der Aktienstraße
Eupen-Aachen, einen regen Fuhrverkehr gekannt hat, davon zeugen
noch die tief eingeschnittenen Grachten der alten Karrenwege in
unmittelbarer Nähe des Zollüberganges. Beeindruckend sind auch die
im nahen Grenzwald liegenden Zyklopensteine, mächtige Sand-
konglomerate in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Fahrweges von
Raeren nach Aachen, wo noch ein altes Steinkreuz an die Ermordung
des Edmund Kever aus Raeren am 7. Mai 1802 erinnert.
Von Köpfchen aus lohnt sich auch eine Wanderung entlang des
Landgrabens, jener 1611 zwischen der Bank Walhorn und der Stadt
Aachen gezogenen Waldgrenze, die heute noch durch jahrhundertealte
Buchen markiert ist. Diese Buchen wurden in füherer Zeit regelmäßig
gekappt und haben dadurch die bizarrsten Formen angenommen.
Kirche und Pfarre
Im großen Pfarrsprengel von Walhorn hatten sich schon früh
Kapellengemeinden gebildet, die sich im 17. Jh. von der Mutterkirche
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} Die Hauseter Pfarrkirche vor dem Turmbau von 1961
34
lösten. Hauset gehörte zur Kapellengemeinde Eynatten, die vermutlich
1676 selbständige Pfarre wurde. Beinahe 200 Jahre später, 1861, wurde
Hauset seinerseits zur selbständigen Pfarre unter dem Patronat des hl.
Rochus erhoben. Bis dahin hatte sich der Ort entsprechend der Ein-
wohnerzahl an den Kultuskosten (Unterhalt des Geistlichen und des
Gotteshauses) beteiligt.
Die dem hl. Rochus geweihte Kirche wurde 1858-59 imneugotischen
Stil nach Plänen des Aachener Architekten Faulenbach erbaut und 1909
um ein Querschiff erweitert; sie erhielt 1961 durch den Bau des Turmes
ihr heutiges Aussehen,
Bevölkerungsentwicklung
Bei der ersten Nachkriegszählung hatte Hauset 828 Einwohner.
Eine in den frühen sechziger Jahren einsetzende intensive Bautätigkeit
ließ die Bevölkerung auf 1007 im Jahre 1975 ansteigen. 1981 lag die
Zahl bei 1300; am 1. Febraur 1991 waren 1.434 Einwohner in Hauset
gemeldet. Etwa ein Drittel der Einwohner sind Ausländer.
Ein Gang zur Hammerbrücke
Als am frühen Morgen des 10. Mai 1940 die an der Hammerbrücke
wachhabenden Soldaten des Grenzschutzes (3. Radfahrer-Regiment)
unter dem Kommando des Pionierleutnants Jos. Pirotte den Befehl zur
Sprengung der Hammerbrücke erhielten, wähnten sie sich in ihrem
Unterstand sicher, denn zwischen diesem und dem ersten mit einer
Sprengkammer versehenen Pfeiler lagen zwei Pfeiler ohne Spreng-
kammern. An diesem herrlichen Frühlingsmorgen dachte keiner von
ihnen an Sterben. Es war gegen 4 Uhr 40, als die Soldaten die Spreng-
ladungen zur Zündung scharf machten. Um 5 Uhr morgens erfolgten
nacheinander drei gewaltige Detonationen. Das imposante Bauwerk der
Hammerbrücke, ein 36 m hoher und 206 m langer doppelbogiger Via-
dukt im Stil eines römischen Aquädukts, stürzte wie ein Kartenhaus
zusammen und begrub den Leutnant und acht weitere Soldaten unter
sich. Nureiner konnte von den aus Hergenrath und Fossey herbeigeeilten
Rettern, darunter dem Sanitäter Martin Maeger, verletzt geborgen
werden. Ein anderer war zum Zeitpunkt der Sprengung nicht im Unter-
stand und verdankte diesem Umstand das Leben.
Anfang November 1940 war die Brücke wieder eingleisig befahrbar.
Im Sommer 1944 wurde auch die zweite Spur fertiggestellt. Doch schon
am 11. September 1944, weniger als 24 Stunden vor der Ankunft der
35 |
Amerikaner, sprengten die deutschen Truppen erneut die Hammerbrücke,
von der sie 1940 gesagt hatten: "Nach dem Krieg bauen wir die alte
wieder auf, wie sie war."
Heute erinnert eine 1952 angebrachte Gedenktafel an die Opfer des
10. Mai 1940.
Auch auf deutscher Seite mußten Soldaten ihr Leben an der Brücke
lassen, wo ein Flakstand am 22. Mai 1944 von alliierten Bombern
angegriffen wurde. Dabei wurde das Munitionslager der Flaksoldaten
getroffen. Sechs Soldaten waren sofort tot, ein siebter ist auf dem Weg
ins Lazarett verstorben. Zudem gab es mehrere Verwundete, die ins
Lazarett nach Bloemendael (bei Vaals) gebracht wurden.
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Das Bild zeigt die sog. Hammerbrücke in ihrem heutigen Zustand.
Zwischen Hauset und Hergenrath überspannt sie das Göhltal
in einer Höhe von 36 m.
Die ursprüngliche Bogenkonstruktion, noch links und rechts zu erkennen,
wurde am 10. Mai 1940 gesprengt.
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36
Lontzen, in der Luftlinie 5 km südlich von Kelmis gelegen, grenzt
im Osten an Walhorn, im Westen an die Straße Lüttich-Aachen (Weißes
Haus-Kelmis), im Norden an das Grundgebiet von Hergenrath und im
Süden an Herbesthal. Lontzen bildet seit dem 1.1.1977 gemeinsam mit
Walhorn und Herbesthal die Gemeinde Lontzen-Herbesthal mit Sitz in
Herbesthal und einer Gesamteinwohnerzahl von 4.471 (Stand vom
31.12.1990).
Geschichte
Um die Jahrhundertwende am Poppelsberg entdeckte römische
Brandgräber aus der Zeit Trajans (2. Jh.) beweisen, daß das Gebiet eine
recht frühe Besiedlung gekannt hat, doch erscheint der erste urkundliche
Beleg für den Ort erst am 21. April 1076 in einer Urkunde Kaiser
Heinrichs IV., der dem Aachener Marientift die Vogteirechte, d.h. die
Gerichtsbarkeit, über Walhorn, Manderfeld und "Loncins" schenkte.
1275 wird Cuno (Coene) Snabbe, Herr zu Lontzen, Sippenoberhaupt
der Scavedriesche, als Drost von Limburg genannt. Im limburgischen
Erbfolgestreit geriet er 1283 in Gefangenschaft und wurde in die
brabantische Festung Genuppe bei Nivelies eingeliefert. Im weiteren
Verlauf des Krieges sahen sich die Ritter von Lontzen gezwungen, ihren
Besitz im Limburgischen dem Herzog von Brabant zum Lehen zu
geben. Mehr als 40 Tage lang wurde die Burg Lontzen 1286 durch
geldrische Truppen belagert, bis der Herzog von Brabant sie entsetzte.
1288, in der entscheidenden Schlacht von Worringen, finden wir
die Scavedriesche wieder auf Seiten des Grafen von Geldern. Coene
Snabbe (Kuno von Lontzen) ergriff die Flucht, "denn um ihn stand es so,
daß er ob seiner Missetaten bei den Brabantern nicht um Gnade zu bitten
wagte", Ritter Kuno verkaufte 1289 seine Burg an den Grafen Gui von
. Flandern und Namür.
Die Ritter von Lontzen sind in der Folge in Luxemburg anzutreffen,
obwohl sie 1293 ihre Burg in Lontzen zurückerworben hatten. 1302
finden wir Heinrich von Lontzen auf Seiten des Grafen von Flandern in
| der Schlacht der Goldenen Sporen.
Über Yolande oder Julienne von Lontzen kam die Burg an Thomas
von Holsit, dessen Tochter Katharina Pontz von Welkenhuysen
37 |
(Welchenhausen) heiratete. Man nimmt an, daß Pontz von Welkenhuysen
einen Neubau errichten ließ, von dem noch geringe Reste erhalten sind,
und zwar zwei Türme und ein Stück Umfassungsmauer. Seitdem wird
das Haus oft Welkenhuysen genannt.
1512 kam Welkenhuysen an Johann von der Neuerburg und 1518
an Frambach und Katharina von Gülpen. Letztere heiratete Friedrich
von Sombreffe, 1564 ging der Besitz an Wilhelm von Goldstein und
nach dessen Tod an seine Tochter Katharina. Durch deren Heirat mit
Graf Johann Schellart von Obbendorf geht Welkenhuysen in den Besitz
dieser Familie über; 1732 verkaufte Johann Wilhelm Schellart seinen
Lontzener Besitz an den Grafen Heinrich von Harscamp. |
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Schloß Lontzen, Blick auf die Wirtschaftsgebäude,
Über dem Torbogen das Allianzwappen von Harscamp - von Rolshausen
mit der Jahreszahl 1738,
38
Durch Kriegshandlungen war das Schloß 1702 so stark beschädigt
worden, daß der neue Besitzer sich entschloß, den gesamten Bau bis auf
geringe Teile der Vorburg abzutragen und einen Neubau zu errichten.
So entstand 1746 das herrschaftliche Landschloß Lontzen, ein zweige-
schossiger, achtachsiger Bau mit 50 Räumen und hohem Mansarddach.
Eine dreibogige Steinbrücke ersetzte die mittelalterliche Zugbrücke
über den Wassergraben.
Über den Grafen Karl Emmanuel von Auxy kam Schloß Großhaus,
wie Welkenhuysen meist genannt wird, 1845 durch Kauf an Andreas
Joseph von Grand Ry, der der Hauptfassade ihr heutiges Aussehen gab.
Die Erben Grand Ry verkauften Lontzen 1882 an Leo Nellessen, der den
Kapellenerker ausbauen ließ. Von 1905 bis 1951 war Lontzen im Besitz
der Familie Ostmann von der Leye. Pierre de Walque besaß das Haus
von 1951 bis 1958. Zehn Jahre lang war Großhaus dann Noviziat der
Brüder vom hl. Gabriel. Diese verkauften das Schloß 1968 an Friedrich
Münch, der umfassende Reparaturarbeiten ausführen ließ. Dabei kam
es am 4. Juni 1970 zu einem Großbrand, der den Bau zu 70 % zerstörte.
1985 erwarb Jos. Schiffer die Ruine; 1987 war das Schloß wieder aufge-
baut. Großhaus hat nun zur Freude aller seinen alten Glanz wieder-
gefunden.
Kleinhaus oder Krickelhausen, ursprünglich Krekelberg, war ein
Lehen des Aachener Marienstifts. Während die Herren von Großhaus
das Amt des Vogtes ausübten, waren die Besitzer von Kleinhaus
während mehr als zwei Jahrhunderten Meier des Lontzener Gerichts.
Den Namen Krekelberg verdankte Kleinhaus einer Familie gleichen
Namens, die uns 1420 mit Aleid von Krekelberg begegnet. Die
Nachfahren nannten sich "von Lontzen". 1560 kam Krickelhausen in
den Besitz des Thierry / Diederich von Lontzen, dessen Nichte es durch
Heirat an die Familie Hüpsch brachte. Johann Theodor Hüpsch ließ das
Haus nach einem Brand wiederaufbauen. Sein Wappen mit der Jahreszahl
1686 befindet sich über dem Haupteingang. Dieser Wiederaufbau war
mit großen baulichen Veränderungen verbunden, wie aus den uns
erhaltenen Zeichnungen von Kleinhaus hervorgeht. Weitere Umbauten
fanden 1740 statt, wie aus einem Türsturz mit Wappen des Joh. Adam
von Hüpsch zu sehen ist. Nach dem Tode des Johann-Adam von
Hüpsch, der wie seine Vorfahren Meier von Lontzen gewesen war, fiel
Kleinhaus an seine Schwestern, von denen Maria-Isabelle den St.
Vither Notar Johann-Wilhelm Kesseler heiratete.
Anne-Marie Kesseler heiratete den Vielsalmer Schöffen Gerard
Honvlez. Als weitere Besitzer von Kleinhaus finden wir im 19. Jh. Jos.
40 |
Antoine Simonis, Andr&-Joseph Francois de Grand Ry (1827) und Jules
de Grand Ry. Letzterer überließ das Haus i.J. 1885 der Aachener
Armenverwaltung, die es 1921 an Alois Stickelmann verkaufte. Seit
1948 ist Krickelhausen im Besitz der Familie Kessel.
Im Innern befindet sich ein Kamin mit dem Wappen des Johann
Adam von Hüpsch umgeben von denen seiner Eltern (Hüpsch-von
Doenraedt) sowie seiner Schwiegereltern (von Imstenraedt von Otte-
graven und Rittersbach).
Ein weiterer Adelssitz auf Lontzener Gebiet ist Mützhagen unweit
vom Weißen Haus gelegen. Nach diesem Gut und Schloß nannte sich
eine adlige Familie, die uns 1314 mit Christian von Mützhagen begegnet.
Anfang des 15. Jh. war Mützhagen im Besitz des Johann Krümmel
von Eynatten und kam durch Heirat an die Familie Bertolf von Belven
und Eys von Beusdael. Wir wissen, daß 1615 ein Neubau errichtet
wurde; von diesem ist nichts mehr erhalten. Vermutlich 1786 ließ der
damalige Besitzer von Mützhagen, der Handelsherr Arnold-Antoine |
Thiriart aus Ensival, westlich des alten Schlosses einen Neubau errichten.
Sein in den Adelsstand erhobener Sohn Florent war der begütertste
Grundbesitzer der Gegend und wurde scherzhaft oft "von Münzhagen"
genannt. Neben Mützhagen besaß er die Burgen Streversdorp (Montzen),
Schimper (Moresnet), Eyneburg (Hergenrath) und Ruyff (Henri-Cha- |
pelle). Nach seinem Tode ging der Besitz an seinen Großneffen, den
Baron Gaston de la Rousseli@re.
In der Nacht vom 19. auf den 20. März 1894 wurde Mützhagen
durch einen Großbrand zerstört und danach nicht wieder aufgebaut.
Vonderehemaligen Gesamtanlage stehen heute nur noch die imposanten
Wirtschaftsgebäude.
Bis 1816 gehörte der Ortsteil Heistern mit Dörn, Mützhagen,
Weißes Haus, Schmidt, Trotzenburg, Wind und Wau zu Henri-Chapelle.
Der Grenzvertrag von 1816 brachte Lontzen noch einen weiteren
Gebietsgewinn, und zwar den Ortsteil Grünstraße mit Erlenbach,
Eschbroich, Eselbach, Groteweid, Hoddel, Kreuz, Kluck, Krakau, Lijk-
weg, Oberstenbusch, Pannes und Stinkert, insgesamt 28 Häuser mit 165
Bewohnern.
Auch Herbesthal, vordem zu Welkenraedt gehörend, kam 1816 zu
Lontzen, mit dem es dann eine Bürgermeisterei mit Sitz in Lontzen
bildete.
Wirtschaftliche Bedeutung hatte in Lontzen die schon im 15. Jh.
betriebene Zink- und Bleierzgewinnung. Die Gesellschaft der Vieille
Montagne, deren Konzessionsfeld sich auch über Lontzener Gebiet
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} Das 1792 erbaute "Weiße Haus" war ursprünglich ein Gutshof mit einer
ländlichen Herberge.
Die Grenzkorrektur von 1816 teilte den Bereich östlich der Neutralstraße
Preußen zu und das "Weiße Haus" wurde preußische Zollstation,
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Zinkerz wurde in Lontzen "am Berg" von 1900 bis 1935 gefördert.
Die ehemaligen Werksanlagen sind heute im Besitz der Fa, Mustad,
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erstreckte, nahm dort mehrere Gruben in Betrieb: am Poppelsberg
(1857), auf Eschbroich (1882-1931), auf Mützhagen (1900-1935) und
am Berg, in der Ortsmitte (1900-1935). Die gewonnenen Erze wurden
mit einer Schmalspurbahn oder per Seilbahn nach Kelmis befördert. Die
Gebäulichkeiten der Grube "am Berg" beherbergen heute das Werk
Mustad, ein hochspezialisiertes Unternehmen der Metallverarbeitung
bzw. Präsizionsmechanik. Dieses Werk beschäftigt 50 Personen.
Bevölkerungsentwicklung
Von 1947 bis 1977 kannte die damalige Gemeinde Lontzen-
Herbesthal nur ein sehr mäßiges Bevölkerungswachstum: von 2.295
stieg die Zahl der Einwohner auf 2.519 (= + 9,6 %).
Beim Zusammenschluß der Gemeinde Lontzen mit Walhorn betrug
die Gesamteinwohnerzahl der neuen Gemeinde 3,889. Sie stieg auf
4.078 (1981), 4.316 (1985) und 4.471 (1990).
Kirche und Pfarre
Die Schenkung der Vogteirechte an das Aachener Marienstift läßt
vermuten, daß von diesem Zeitpunkt an eine geordnete Seelsorge auf
dem Gebiete der "Reichsherrlichkeit" eingeführt wurde. Das Patrozinium
des mittelalterlichen Heiligen "Hubertus", schließt die Annahme des
Vorhandenseins einer frühen Kapellengemeinde ebenfalls nicht aus.
Lontzen war völlig unabhängig von Walhorn und von Anfang an eine
selbständige Pfarrgemeinde, deren Besetzungsrecht vom Marienstift
wahrgenommen wurde, |
Dieses Recht übte der Propst bis zum Jahre 1703 aus. Gegen den
Einspruch des Propstes wurden die drei folgenden Pfarrer durch die
Universität Löwen ernannt.
Die Hubertuskapelle hat bis zum Jahre 1328, dem Zeitpunkt der
Errichtung einer gotischen Kirche mit einem schweren Westturm,
bestanden. Als Pfarrer dieser Zeit ist Henri d'Attendorn in der Literatur
belegt.
In einer Urkunde des Marienstifts aus dem Jahre 1330 finden wir
einen weiteren Pfarrer mit dem Namen "Henricus" als 'Investit' der
Pfarre Lontzen erwähnt. Die zu dieser Zeit gerne geübte Praxis der /
"nicht residierenden Pfarrer", die bis zum Konzil zu Trient andauerte,
1äßt auch hier einige Fragen offen.
Das Kirchengebäude selbst mußte in den Jahren 1644 und 1668
einer gründlichen Renovierung unterzogen werden, die sicherlich wegen
43
ihres hohen Alters und durch Kriegseinwirkungen erforderlich wurde.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts war die Kirche derart ruinös, daß man
die weitere Nutzung untersagte. Die Gemeinde forderte vom damaligen
Pfarrer, da er der Zehntherr sei, eine neue Kirche zu bauen. Nach einer
gerichtlichen Auseinandersetzung vor dem Brabanter Oberhof einigte
man sich dahingehend, daß der Pfarrer auf den Zehnten und auf einige
Güter zu Gunsten der Gemeinde verzichtete, um ihr den Neubau zu
ermöglichen. Die Gemeinde verpflichtet sich ihrerseits, dem Pfarrer
von nun an ein Gehalt zu zahlen. Im Jahre 1768 legte man das Langhaus
nieder und errichtete nach den Plänen des in Aachen lebenden
italienischen Architekten Joseph Moretti ein neues Kirchenschiff, das |
im Jahre 1770 fertiggestellt wurde. Der Turm erhielt erst im Jahre 1910 |
durch den Aachener Regierungsbaumeister Wildt die heutige Gestalt.
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Die Lontzener St. Hubertus Pfarrkirche, erbaut 1768-1770 nach Plänen
des italienischen, aber in Aachen tätigen Architekten Jos. Moretti, |
vor dem Turmbau von 1910
Bei der Lontzener Kirche handelt es sich um einen dreischiffigen
Bruchsteinbau mit einem Dachreiter aus dem 19. Jahrhundert. Der
schwere zweigeschossige Westturm, der halb in den Laienraum
eingerückt ist, stammt in seinen Grundzügen noch von der einstmals
gotischen Kirche her. Der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre sind
eine Arbeit aus dem Jahre 1776 und wurden von dem Aachener
' Kapitelsschreiner und Baumeister Köhler gefertigt.
[1
45
Erwähnenswert ist auch die katholische Kapelle zu Lontzen-
Busch, die der hl. Anna geweiht ist und in ihren Ursprüngen auf ein
hohes Alter schließen läßt. Sie wird urkundlich bereits 1630 erwähnt.
Der ursprünglich oktogonale Baukörper erfuhr in den Jahren 1898/99
eine beudeutende Erweiterung und erhielt damit das heutige Aussehen.
Im Inneren der Kapelle bietet sich dem Betrachter ein kunsthistorisch
wertvoller Altaraufsatz, ein flämisches Kunstwerk aus dem 15. Jahr-
hundert.
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Die St. Annakapelle im Ortsteil Lontzen-Busch besitzt einen bedeutenden
fNämischen Schnitzaltar aus dem Ende des 15, Jh,
Die alte Pfarre erfuhr im Jahre 1825 eine bedeutende Vergrößerung
ihres Sprengels: die Weiler Heistern, die Grünstraße und die Ortschaft
Herbesthal wurden aus der Pfarre Welkenraedt herausgelöst und der
Pfarre Lontzen zugeschlagen. Der Bevölkerungszuwachs in Herbesthal,
verursacht durch die immer mehr zunehmende Bedeutung als
Grenzbahnhofund Grenzpostamt, führte zu Beginn unseres Jahrhunderts
zur Errichtung eines Gotteshauses zu Herbestahl und zur Schaffung
eines eigenen Rektorats für diesen Ort. Die offizielle Loslösung von
Lontzen erfolgte im Jahre 1903.
46 |
Walhorn, 6 km nördlich von Eupen, an der Straße Kettenis- |
Hergenrath gelegen, grenzt im Süden an Kettenis, im Westen an
Lontzen, im Norden an Hergenrath und im Osten an Raeren. Die
nördliche Grenze gegen Hergenrath wird streckenweise von der Göhl
und dem alten Limburger Weg gebildet. |
Dassoumschriebene Gebiet bezeichnet die Altgemeinde Walhorn un-
ter Ausschluß derEnklave Belven, (- die Höfe Belven, Bexenhof, Bocken- -
hag, Hundertmorgen und Mönchenbusch, eine Fläche von 220 ha -), die
im Zuge der Gemeindereform d.J. 1976 zu Raeren geschlagen wurde.
Diese Altgemeinde hatte eine Fläche von 1578 ha, fast ausschließlich
bestes Weideland.
Die Bevölkerung lag 1947 bei 1139 Personen, 1975 waren es 1265.
In der Zwischenzeit ist die Einwohnerzahl in Walhorn mit den Weilern
Astenet und Rabotrath auf 1.440 Seelen angestiegen.
Das Walhorner Land wird von Südwesten nach Nordosten durch
die 1964 eröffnete Autobahn E 41 (König Balduin-Autobahn) durch-
schnitten, wodurch viel wertvolles Weideland verloren ging.
Walhorn, Königshof und Bank
Walhorn, Mittelpunkt der ehemaligen Hochbank gleichen Namens,
geht auf die Rodung des westlichen Teiles des Reichswaldes (nach 800)
zurück. |
Die Ersterwähnung begegnet uns in der Form "Harna" i.J. 888. Am
13. Junijenen Jahres bestätigte König Arnulf von Kärnten dem Aachener
Marienstift. den Neunten von 43 Königsgütern, u.a. von "Harna", d.h. |
Walhorn. Da es sich um die Bestätigung einer von Kaiser Lothar II.
vorgenommenen Schenkung handelt, kann man behaupten, daß das
Königsgut Walhorn schon um 850 bestanden hat. Vermutlich geht es
sogar auf die Zeit Kaiser Karls d. Großen zurück. Man darf auch an-
nehmen, daß auf dem Gebiet dieses Hofes schon im 9. Jh. eine Eigenkirche
bestand.
Im Jahre 1072 wurde der Königshof Walhorn durch eine Schenkung
Kaiser Heinrichs IV. Eigentum des Aachener Marienstifts. 1076 erhielt
dieses ebenfalls die Vogteirechte über Walhorn.
Als Verwaltungs- und Gerichtsbezirk bestand die Bank Walhorn
bis zum Jahre 1794. Die Franzosen bildeten aus dem Ort Walhorn mit |
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Der "Galgenstein" soll ursprünglich auf der Walhorner Richtstätte,
dem Johberg, gestanden haben.
den Weilern Astenet und Rabotrath die Gemeinde Walhorn. 1795
wurde Walhorn Kantonshauptort und Sitz des Friedensgerichts. Diese
Sonderstellung behielt der Ort bis zur kantonalen Neugliederung i.J.
1802, als die Kantonalverwaltung nach Eupen verlegt wurde. Seitdem
f teilte Walhorn das Schicksal der übrigen Gemeinden des Kantons bzw.
des Kreises Eupen.
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Kirche und Pfarre
Ursprünglich deckte sich das Gebiet der Pfarre mit dem der Bank
Walhorn. Die Pfarre Walhorn gehörte zum Erzdiakonat Condroz und
zum Konzil (Dekanat) St. Remacle/Lüttich.
Aus der ausgedehnten Mutterpfarre, die neben Walhorn noch
Raeren, Kettenis, Hergenrath, Eynatten und Hauset umfaßte, lösten sich
nach und nach die Kapellengemeinden, um selbständige Pfarren zu
werden. Raeren, Eynatten und Hergenrath erhielten 1617 die Erlaubnis,
an ihren Kapellen die Sakramente der Taufe etc. zu spenden. 1633
erlaubt der (nicht residierende) Walhorner Pfarrer Wilhelm Darimont
den Kaplänen von Titfeld (= Raeren), Eynatten und Hergenrath, die
Pfarrfunktionen auszuüben, Kettenis wurde 1648 zur Pfarre erhoben,
während für die anderen Orte ein solches Dokument nicht vorliegt.
Das Besetzungsrecht der Pfarrstelle zu Walhorn lag beim Aachener
Marienstift, dem dieses Recht erst im 18. Jh. durch die Universität
Löwen streitig gemacht wurde. Das Marienstift stellte die sog.
Zehntglocke in der Pfarrkirche,
Diese dem Erzmärtyrer Stephanus geweihte Kirche läßt verschiede-
ne Bauphasen erkennen. Von einem ursprünglichen romanischen Gottes-
haus aus dem 11.-12. Jh. ist der untere Teil des als Wehrturm errichteten
Kirchturmes erhalten, desgl. ein größeres Teilstück eines romanischen
Taufsteines.
1387 wurde die Walhorner Kirche durch geldrische Truppen zerstört,
So kam es gegen Ende des 14. Jh. zu einem Chorneubau im gotischen
Stil. Mitte des 15. Jh. entstand ein gotisches Langhaus. Die Kirche war
bis dahin einschiffig. 1723-24 führte man "eine innere und äußere
Restauration" durch. Die Kirche wurde im Stil der Zeit barockisiert,
zwei Seitenschiffe gebaut, die gotischen Fenster durch Rundbogen
ersetzt... Unter Pfarrer Mennicken wurden 1868-73 umfangreiche
Umbauarbeiten durchgeführt, wodurch die Kirche ihre spätgotische
Form in stilgerechter Weise zurückerlangte. Damals entdeckte man
einen alten Altartisch mit der Jahreszahl 1504.
Der obere Teil des Turmes wurde 1884-85 abgetragen und in der
heutigen Form mit den vier Ziergiebeln neu aufgebaut.
Im Innern der Kirche sind neben dem genannten romanischen
Taufstein ein spätgotisches Sakramentshäuschen (1502), ein
Triumphkreuz aus derselben Zeit, ein Altar mit dem Wappen der
Familie Schuyl (1624), eine Gedenkplatte für eine Meßstiftung des
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Hauset, Rochus-Kapelle
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Kelmis, Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt und Kirchplatz
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Moresnet, Blick auf den Dorfkern mit Pfarrkirche St. Remigius
66
Barons Nikolaus Beckers (1700), neugotische Altäre (1873) und schöne
Chorfenster (1871) von geschichtlichem oder künstlerischem Wert.
Unter dem Fußboden des Laienraumes befinden sich noch alte
Grabplatten, von denen einige im März 1978 bei der Erweiterung des
Chorraumes entdeckt wurden. Eine alte Orgel aus der Aachener
Jesuitenkirche (1809 erworben) wurde 1847 mit neugotischem Prospekt
umgebaut. Die Orgelbrüstung stammt aus d.J. 1792-93.
Im Turm der St. Stephanuskirche befindet sich noch eine wertvolle
Glocke aus dem Jahre 1714.
Die Walhorner Kirche steht seit 1987 unter Denkmalschutz.
Auf dem Friedhof sind einige alte Grabkreuze aus dem 17. und 18.
Jh. erhalten. Ein Kreuz mit Lilienmotiv ist in der Nordwand des
Gotteshauses eingemauert.
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Aus der romanischen Pfarrkirche zu Walhorn hat sich dieses Fragment
eines Taufsteines erhalten.
67
Walhorn, ein Butterland
Walhorn hatte schon 1574 eine Papiermühle, die älteste der ganzen
Gegend. Frühere Industrien, wie Eisenerzförderung (Fossey), Tonwa-
renfabriken (Kirchbusch) oder Textilbetriebe (Hammermühle, Hacke-
mühle) ebenso wie die Galmeigewinnung (Rabotrath) sind heute Ver-
gangenheit. Wirtschaftliche Bedeutung hat jedoch die 1933 gegründete
Walhorner Molkerei, die zur Zeit (Mai 91) 97 Personen beschäftigt und
sich in der Vergangenheit auf die Produktion von Butter und Milchpulver
spezialisiert hatte. 1990 verarbeitete das Unternehmen mehr als 150
Millionen Liter Milch, die z.T. (98 Millionen Liter) von den 590 Genos-
senschaftsmitgliedern geliefert, z. T. bei anderen Molkereien aufgekauft
wurden.
Seit dem 1. Juli 1990 gehört Walhorn zur französischen Gruppe
Besnier und im Juli 91 wurde eine Flaschenmilchabfüllanlage für H-
Milch in Betrieb genommen, was die Einstellung von weiteren 30 Per-
sonen nach sich gezogen hat.
Rabotrath
Urkundlich wird der augenblicklich 12 Familien zählende Weiler
Rabotrath erstmals 1347 mit Conrad von Rabotrath (Rubuitroit) erwähnt.
Er besaß früher ein befestigtes Schloß, Crapoel genannt, von dem wir
eine Ansicht aus dem Jahre 1672 besitzen. Dieses Schloß wurde 1692,
damals im Besitz der Familie Berghe von Trips, durch ein Erdbeben
m zerstört.
| Schon 1564 wird ein alte Kirche ("oed kirch") in Rabotrath erwähnt.
Sie ist jedoch im Laufe der Zeit verfallen und nicht wieder aufgebaut
worden. Auch Schloß Crapoel besaß eine Schloßkapelle und einen
Hausgeistlichen. Erst 1913 erhielt Rabotrath wieder eine kleine
Dorfkapelle; sie ist dem hl. Quirinus, dem Schutzpatron des Viehs, ge-
weiht. .
Der Kern des Weilers Rabotrath mit seinen alten Höfen hat viel
vom Charme vergangener Jahrhunderte bewahrt.
68 /
Eine berühmte Persönlichkeit des Walhorner Landes:
der kaiserliche Leibarzt Nikolaus Wilhelm Beckers
Im 17.-und 18, Jahrhundert absolvierten manche junge Leute
angesehener Walhorner Familien ihre Gymnasialstudien bei den Jesuiten
in Aachen. Zu ihnen gehörte auch der 1630 geborene Nikolaus Wilhelm
Beckers, der nach Abschluß der Gymnasialstudien in spanische
Kriegsdienste trat, an verschiedenen größeren Schlachten teilnahm und
anschließend in Rom, Wien und Padua Medizin studierte.
Als Leibarzt Kaiser. Leopolds I. riet er diesem zur Ehe mit der
Prinzessin Eleonore von der Pfalz.
Aus dieser Ehe gingen die späteren Kaiser Joseph I. und Karl VI.
hervor. Als Dank erhob der Kaiser seinen Leibarzt in den Freiherrenstand
mit dem Zusatz "von und zu Walhorn".
In der Pfarrkirche seines Heimatdorfes stiftete Baron Beckers im
Jahre 1700 ein "auf ewig" jeden Donnerstag zu lesendes "hohes Amt"
sowie ein "ewiges Licht". Diese Stiftung ist durch eine Wappentafel mit
Inschrift an der Nordwand der Pfarrkirche dokumentiert.
Auch in der ehemaligen Augustinerkirche in der Pontstraße zu
Aachen erinnert im linken Seitenschiff ein Denkmal an Baron Beckers.
Dieser starb 1705 in Wien und wurde im linken Seitenschiff des St.
Stephansdomes beigesetzt, wo noch ein Epitaph seinem Gedenken
gewidmet ist.
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69
Das an der Landstraße von Walhorn nach Hergenrath gelegene
Astenet gehört zum Kernland der ehemaligen Hochbank Walhorn.
Der kleine Ort geht vermutlich auf einen einzigen Hof zurück,
dessen Besitzer sich "von Astenet" nannten. Hermann von Astenet ist
der letzte uns bekannte Vertreter dieser Familie, die zu Anfang des 15.
Jh. in der männlichen Linie ausstarb. Sitz der Ritter von Astenet war ein
befestigtes Haus, ein viereckiger Wohnturm, der im 16. Jh. verfiel. Bei
Reinigungsarbeiten des Schloßweihers im Park von Chäteau Thor fand |
man die Fundamente dieser Anlage.
Astenet war ein Lehen des Aachener Marienstiftes, aus dem durch
Teilung Schloß Thor, der Asteneter Hof (Panhaus) und der Mützhof
entstanden.
Schloß Thor mit einem i.J. 1700 durch Johann Heyendal errichteten
Wohntrakt, wurde 1738 durch einen Anbau vergrößert. Der Toreingang
wurde 1732 nach Plänen von Couven erbaut. An die ebenfalls 1732
erbaute Schloßkapelle erinnert heute noch das sog. Kapellenzimmer mit
Stuckdecke, die eine Taube und vier Engelsköpfe zeigt. Ein Antependium
aus dieser Kapelle befindet sich im Museum in Verviers. Durch Heirat
ging Thor 1762 aus dem Besitz der Familie Heyendal an die Familie
Birven über und, wiederum durch Heirat, 1840 an Familie Dr. Friedrich
Lambertz, dessen Nachfahren das Haus 1947 zu einem renommierten
Hotel und Restaurant umbauten, wobei die wertvolle Inneneinrichtung |
des 18. Jh. weitgehend erhalten blieb. Torbau, Innenhof und Hoffassade
sowie der Salon von Schloß Thor stehen unter Denkmalschutz.
Mützhof, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wird 1589
zum ersten Male genannt. Im frühen 17. Jh. war der Hof im Besitz der
Familie Lambert(s) aus Astenet. 1660 wurde ein Neubau errichtet, von
dem noch die Wirtschaftsgebäude und die Westseite des Herrenhauses
erhalten sind. Mützhof ist im Besitz der Familie Langohr-Pesch.
Dicht bei Chäteau Thor und Mützhof liegt die 1724 durch den
Walhorner Drossard Johann Stephan Heyendal neu errichtete St,
Johannis-Kapelle.
Schloß Neuhaus, am Ortsausgang von Astenet in Richtung
Hergenrath, an der Abzweigung der Straße nach Lontzen gelegen, geht
auf das Jahr 1771 zurück. Das Haus erfuhr im 19. Jh. - damals im Besitz
|
71
der Familie Scheibler - mehrere Umbauten, zuletzt 1872-73, wodurch
es sein heutiges Aussehen erlangte.
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"Chäteau Thor" ist heute ein renommiertes Restaurant.
Auf dem "Himmelsplatz" liegt die vielbesuchte Kapelle der hl.
Katharina von Siena; sie wurde 1968 nach Plänen von A. Blank und
E.J. Fettweis erbaut. Die Skulpturen im Innern sind von Frau Hasemeier-
Eulenbruch (Raeren). 1979 wurde der Grundstein zu einem Erwei-
terungsbau gelegt, der als ökumenisches Begegnungszentrum gedacht
ist.
Das Katharinenstift, ein Altersheim, ist eine 1888 durch die
begüterte Aachener Familie Rehm gegründete Institution, die bis 1965
durch die Genossenschaft der Augustinerinnen aus Neuß geführt wurde.
| Das Haus gehört seitdem der Gesellschaft "Ozanam" aus W&gnez, die
| italienische Schwestern vom Orden der "Töchter des hl. Josef von
| Oristano" zur Betreuung der betagten Heimbewohner kommen ließ,
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Astenet, Nierstraße, Eingangstür am "Schmiedhof" mit der Jahreszahl 1685
74
Berühmte Persönlichkeiten
Aus Astenet sind im 17. und 18. Jh. aus den Familien Lamberts und
Heyendal einige bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen.
Winand Lamberts (Lamberti), geboren auf Mützhof am 9, Juli
1617 als Sohn des Walhorner Schöffen Anton Lamberts und der Katha-
rina von Astenet, war Abt von Rolduc (Klosterrath) von 1650-1664 und
spielte in den Verhandlungen zwischen Spanien und den Niederlanden
eine mitbestimmende Rolle.
Weit über die Grenzen des Walhorner Landes hinaus bekannt
wurde auch Nikolaus Heyndal, der als eine der bedeutendsten
Persönlichkeiten seiner Zeit galt. Er war geboren im Jahre 1658 als Sohn
des Bankeinnehmers Heinrich Heyendal, der als "Greffier" der
Geistlichkeit und des Adels des Herzogtums Limburg fungierte.
So wie Nikolaus Wilhelm Beckers aus Walhorn besuchte auch Nik.
Heyndal das Jesuiten-Gymnasium in Aachen. Das anschließend
vorgesehene Theologiestudium in Rom konnte er allerdings nicht
aufnehmen, da er auf dem Wege dorthin in Venedig festgehalten und
zum Kriegsdienst auf Korfu gezwungen wurde, Erst viele Jahre später |
kam Nikolaus Heyendal in die Heimat zurück, wo man ihn totgeglaubt
hatte,
Nun immatrikulierte sich Heyndal zum weiteren Studium an der |
theologischen Fakultät der Universität Löwen.
1685 trat er in die Augustinerabtei zu Rolduc (Klosterrath) ein, wo
er 1687 zum Priester geweiht wurde.
1694 schickten ihn seine Vorgesetzten als Rektor nach Eupen, das
damals noch zur Pfarre Baelen gehörte. Nach der Pfarrerhebung Eupens
(1695) wurde Heyendal zum ersten Pfarrer daselbst ernannt. Zwischen
ihm und den Kapuzinerpatres kam es allerdings zu heftigen
Auseinandersetzungen, die es dem Abt von Rolducangeraten erscheinen
ließen, den streitbaren Pfarrer ins Kloster zurückzurufen. Von 1713 bis
zu seinem Tode i.J. 1733 stand Nikolaus Heyendal der Abtei vor; in der
limburgischen Ständeversammlung vertrat er den geistlichen Stand und
immer zeichnete er sich durch seine gewandte Feder, seine große
Beredsamkeit und seine hervorragenden Rechtskenntnisse aus.
75
Geschichte
Die erste Besiedlung Hergenraths ist in der Mittel- und Jungstein-
zeit nachweisbar, doch geht der jetzige Ort auf die fränkische Ro-
dungsperiode zurück, Die Ersterwähnung ist vermutlich am 19.3.1280,
gemeinsam mit Kelmis, unter der Form Heyenrodt (Verschreibfehler
für Hergenroth ?). 1290 begegnet uns mit dem Deutschordensritter
Gyssen von Hergenrath ein Geschlecht, das sich nach unserem Ort
benennt.
Die Bedeutung des Ortsnamens ist umstritten, doch dürfte die Aus-
legung Hergenrath = Herkenrath = Sumpfrodung am ehesten zutref-
fen.
Als Streusiedlung entwickelte sich der Ort entlang der alten Straße
Bildchen-Limburg. Im 16. Jh. hatte sich an der damaligen Kirche, am
heutigen Friedhof, ein kleinerer Siedlungkern gebildet, doch der
eigentliche Ortskern entstand später an der Kreuzung der schon genannten
Straße mit dem Weg von Kelmis nach Hauset.
Infolge reger Bautätigkeit hat sich das Bild Hergenraths seit Mitte
der sechziger Jahre stark gewandelt. Ganze früher nur spärlich bebaute
Viertel wurden nach Aufgabe von landwirtschaftlichen Betrieben als
Bauland erschlossen und man kann sagen, daß die Besiedlungs-
geschichteHergenraths, das mit seinen schönen Wohnlagen eine große
Anziehungskraft auf die nahe Stadt Aachen ausübt, noch längst nicht
abgeschlossen ist.
Bis zur Franzosenzeit gehörte Hergenrath zur Bank Walhorn im
Herzogtum Limburg. Die französische Verwaltungsreform erhob den
Ort zu einer "Mairie", d.h. Bürgermeisterei, die auch Hauset umfaßte
und die in der Preußenzeit bis 1850 bestehen blieb. In den Jahren 1850-
1877 war Hauset selbständige Gemeinde, kam dann jedoch wieder zum
Standesamtsbezirk Hergenrath und erst nach dem Ersten Weltkrieg
wurden die beiden Orte wieder verwaltungsmäßig getrennt. Nach dem
Ersten Weltkrieg verlor Hergenrath bei Bildchen etwa 50 ha an Aachen.
Die am 25.9.1975 gesetzlich festgelegte Neuordnung der Gemeinden
machte Hergenrath am 1. Jan. 1977 zu einem Ortsteil der Gemeinde
Kelmis.
76
Kirche und Pfarre
Bis zum 17. Jh. gehörte Hergenrath zu Mutterpfarre Walhorn, aus
der es sich um 1620 zu lösen begann. Ein offizielles Dokument einer
Pfarrerhebung Hergenraths ist allerdings nicht vorhanden. Ein noch
erhaltener Taufstein trägt die Jahreszahl 1619. Die Bevölkerung des
Ortes wählte selbst ihren Geistlichen, der vom Bischof von Lüttich in
sein Amt eingesetzt wurde. Das Aachener Marienstift besaß in Hergenrath
das Zehntrecht.
Die 1441 erstmals erwähnte Kapelle in Hergenrath unter dem
Patronat des hl. Martinus wurde mehrere Male umgebaut und nach dem
Bau des jetzigen Gotteshauses abgerissen. Das Gelände wurde in den
Friedhof einbezogen.
Die neue, in den Jahren 1843-46 nach Plänen des Aachener Land-
bauinspektors Joh. Peter Cremer erbaute Pfarrkirche ist ein dreischiffiger
Bau mit rechteckigem Hauptbaukörper, der ein klassizistisches Aussehen
hat. Der Außenbau ist stark horizontal gegliedert (Rundbogenfries). Be-
achtenswert ist die ansteigende Linie in der Baustaffelung Sakristei-
Chor-Schiff-Turm.
Außer zwei Kirchenbänken mit den geschnitzten Wappen der
Familien Beelen-Ansillon resp. Scheibler weist das Innere keine Beson-
derheiten auf.
Baudenkmäler
Hergenrath besitzt einige erwähnens- und sehenswerte Bauten.
Nennen wir zunächst die Eyneburg, im Volksmund Emmaburg genannt
und mit Karl dem Großen in Verbindung gebracht. Sie liegt auf felsiger
Höhe über der Göhl und ist nach dem Verfall von Burg Schimper
(Moresnet) die einzige Höhenburg des Aachen-Eupener Raumes. Sie
war der Sitz eines Rittergeschlechtes, das uns 1260 mit Theoderich von
Eyneberghe, Kanoniker an St. Servatius in Maastricht, begegnet. Das
Geschlecht erlosch gegen Anfang des 15. Jh.
Nach wechselvollem Schicksal kam die Burg 1897 in den Besitz
des Aachener Tuchindustriellen Theodor Nellessen, der sie von Grund
auf renovieren und umbauen ließ. Nach den Plänen des Straßburger
Dombaumeisters Ludwig Arntz entstand damals die neugotische Burg-
kapelle.
Im wesentlichen stammt die heutige Burganlage aus dem 17. Jh.,
doch sind der Palas dem 15., der Unterbau des Belfrieds dem 14. Jh.
78 |
zuzuschreiben. Die Eyneburg ist in Privatbesitz und steht seit 1966 unter
Denkmalschutz.
Die kostabre Inneneinrichtung kam 1958 zur Versteigerung.
Das Gut Bertolf, auch Hergenrather Hof genannt, verdankt seinen |
Namen der Aachener Patrizierfamilie Bertolf, die es von 1460 bis 1562
besaß. Die Familie Beelen, in deren Besitz Bertolf von 1581 bis 1794
war, hat einige bedeutende Männer in kaiserlichen Diensten
hervorgebracht, u.a. den 1775 geborenen Generalmajor Eugen von
Beelen-Bertolf.
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Hergenrath. Der sogenannte Hergenrather Hof
- im Bild der Innenhof mit dem 1840 erbauten Herrenhaus -
war ein Lehen des Aachener Marienstifts und im 15.-16. Jh. Sitz der Familie
Bertolf. Der Hof ging in der Folge an die Familie Beelen,
Der ummauerte Hof stammt z.T. aus dem 18. Jh., z.T. ist er älter.
Das daran angrenzende Herrenhaus, nach seinem letzten Besitzer vor
dem Ersten Weltkrieg auch Kesselkaulhaus genannt, scheint die Stelle
eines früheren, von Wassergräben umgebenen Wohnturmes einzu-
nehmen. Dieser klassizistische Bau wurde 1840 errichtet.
Im Mühlenweg Nr. 1 stellt der Hof Moosbend ein gut erhaltenes
Beispiel der Architektur des 17. Jh. dar. Ein Zahlenstein (in Wieder-
verwendung) trägt die Jahreszahl 1647.
79 |
Ein weiterer Bau aus dem 17. Jh. liegt im Völkersberg Nr. 2-4. Das
18. Jh. ist vertreten durch ein Doppelhaus in der Altenberger Str. Nr. 2
sowie durch einen schönen, 1791 errichteten Kalksteinbau in der
unteren Atherstraße Nr. 19-23.
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Hergenrath, Mühlenweg, 1,
Der Hof "Moosbend", eine L-förmige Anlage aus Kalk- und Sandsteinen mit
Fachwerkobergeschoß, geht im wesentlichen auf das 17, Jh. zurück.
Der 1618 geweihte, aber schon 1560 erwähnte Friedhof weist eini-
ge schöne Grabkreuze aus dem 17. und 18, Jh. auf. Sie wurden in die
Umfriedungsmauer eingelassen.
Von den Wegekreuzen verdient vor allem das in der Asteneter
Straße, etwas oberhalb des Mühlenteichs stehende Kreuz Beachtung. Es
ist eines der ältesten Steinkreuze des Eupener Landes und zeigt einen in
Relief ausgemeißelten Lebensbaum. Es dürfte noch dem 16. Jh.
angehören.
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Hergenrath. Eines der ältesten Wegekreuze unseres Gebietes steht an der
Asteneter Straße, in der Nähe der Gastwirtschaft "Zur Linde".
Es stammt aus dem 16. Jh. und trägt im Relief einen Lebensbaum,
Industrie
Inder Vergangenheit hatte Hergenrath einige florierende Industrien:
Tonwarenfabriken, Kalköfen und Spinnereien gaben vielen Menschen
Arbeit und Brot. Heute hat der Ort nur noch einige wenige
mittelständische Betriebe. Der Großteil der arbeitenden Bevölkerung
pendelt nach Eupen, Raeren oder Aachen. Die Zahl der landwirt-
schaftlichen Betriebe ist auf 12 zurückgegangen.
Bevölkerungsentwicklung
Die erste Nachkriegzählung ergab 1947 für Hergenrath eine
Einwohnerzahl von 1197. Am 31.12.1964 zählte man 1243 Personen,
am 31.12.1975 waren es 1565. In den letzten 15 Jahren hat die
Bevölkerung um etwa 30 % zugenommen und erreicht inzwischen
(Stand vom 31.12.1990) die stattliche Zahl von 2.060 Personen.
81
New-Moresnet
Aus der 1816 dreigeteilten "Mairie de Moresnet" entstanden die
Gemeinden Moresnet (Alt-Moresnet, Belg. Moresnet), Neutral-Moresnet
(Kelmis, Altenberg) und Preußisch-Moresnet. Das Preußen zugeteilte
Gebiet hatte eine Fläche von 676 ha. Die Grenze zwischen dem neu-
tralen und dem preußischen Gebiet folgte der Landstraße Lüttich-
Aachen bis zum Grenzstein Nr. 60, von wo aus sie dann in gerader Linie
zum Dreiländereck verlief. Mit der Nachbargemeinde Hergenrath hatte
Preußisch-Moresnet als natürliche Grenze den Tüljebach.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Preußisch-Moresnet durch
Artikel 33 und 34 des Versailler Vertrages Belgien zugesprochen, die
Gemeinde durch eine Verordnung des Kgl. Kommissars in "Neu-
Moresnet" umbenannt. Das deutsch-belgische Grenzabkommen vom 6.
November 1922 gliederte einen Teil Neu-Moresnets, etwa 116 ha. um
den Weiler Bildchen, erneut Aachen an. Grund dieser Rückgliederung
war die deutscherseits bestehende Absicht, einen neuen Grenzbahnhof
zu errichten. Dieses Vorhaben wurde jedoch nie verwirklicht.
Bis zur Preußenzeit gibt es keine Trennung zwischen den Orten
Kelmis und dem heutigen Neu-Moresnet, erstreckte sich doch die
Herrschaft Kelmis über beide Ortsteile. Auf Neu-Moresneter Gebiet lag
sogar der früheste Besiedlungskern von Kelmis. Die Umgebung der
| Rochuskapelle heißt heute noch "im Dorf". Aber auch in der sog.
Preußenzeit gab es keine starre Abgrenzung zwischen Neutral- und
Preußisch-Moresnet. Das neutrale Gebiet hatte seine Gemein-
deverwaltung auf preußischer Seite, die Bürgermeister standen beiden
Gemeindeverwaltungen vor, es gab eine gemeinsame Feuerwehr, ein
auf Neu-Moresneter Gebiet liegendes Wasserwerk belieferte beide
Gemeinden (seit 1912), Sport- und Kulturvereine waren gemischt, die
Grubengesellschaft hatte Betriebsanlagen diesseits und jenseits der
Lütticher Landstraße errichtet... Auch pfarrlich besaß Neu-Moresnet
keine Eigenständigkeit. Es wurde 1825 von Moresnet und vom Dekanat
Aubel getrennt und zur Pfarre Hergenrath, Dekanat Eupen, geschlagen.
Bis 1873 gehörte der Ort zum Armenverband, bis 1906 auch zum
Schulverband Hergenrath. Nur die am Ort ansässig gewordenen
Evangelischen erhielten 1856 eine eigeneKirche, die dem hl. Johannes
dem Täufer geweiht ist. Heute erstreckt sicht das Seelsorgegebiet des
evangelischen Geistlichen von Montzen, Gemmenich und Moresnet +
83
Der Aufgabe der kommunalen Selbständigkeit (1977) ging 1972 in
Neu-Moresnet eine Volksbefragung voraus, die bei 625 verteilten
Stimmzetteln ein überraschendes Ergebnis erbrachte: 227 Personen
stimmten für die Fusion mit Kelmis, auch 227 dagegen! Neun Stimmen
waren ungültig.
Wie das an der anderen Straßenseite liegende Neutral-Moresnet,
wurde auch Neu-Moresnet durch den Bergbau geprägt. 1848 errichtete
die Vieille-Montagne eine moderne Erzwäsche, 1865 legte sie den als
Casino-Weiher bekannten Stausee an, 1867 wurde auf Neu-Moresneter
Gebiet die Grube Schmalgraf, eine der ergiebigsten des Altenberger
Grubenfeldes, in Betrieb genommen. Sie schloß erst 1932. Auf Neu-
Moresneter Seite entstand 1900 eine neue Aufbereitungsanlage, 1910
eine elektrische Zentrale. Nach Stillegung des Bergwerksbetriebs i.J.
1950 wurden die Anlagen abgerissen. Das Betriebsgelände wurde in
den siebziger Jahren für Handel und Kleingewerbe erschlossen, was zur
Ansiedlung einiger Großgeschäfte und mittelständischen Unternehmen
geführt hat.
Von wirtschaftlicher Bedeutung ist die Schleifmühle, eine frühere
Kupfermühle am Tüljebach, die schon 1627 erwähnt wird und 1874
durch den Fabrikanten Reinhard Bruch zu einer Filztuchfabrik umgebaut
wurde. Das Unternehmen Bruch fertigt auch heute noch Filztuche für
die Papierindustrie und beschäftigt 120 Personen.
Eine weitere Kupfermühle am Tüljebach war die Jansmühle, die im
19. Jh. als Walkmühle und Spinnerei betrieben wurde, Die 1849 von der
Gesellschaft der Vieille-Montagne erworbenen Gebäulichkeiten wurden
1979 unter Wahrung des äußeren Erscheinungsbildes zu modernen
Eigentumswohnungen umgestaltet,
Von einer dritten Mühlenanlage auf Neu-Moresneter Gebiet, der
sog. Kelmiser Mühle, am Hornbach unweit der Rochuskapelle gelegen,
stehen noch einige Bauten. Auch diese Mühle war ursprünglich eine
Kupfermühle, die im 19. Jh. zu einer Walkmühle mit Wollwäscherei
umgebaut wurde, Das Unternehmen bestand bis zum Ersten Welkrieg.
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist in Neu-Moresnet
von 13 im Jahre 1975 auf 7 zurückgegangen.
Bevölkerungsentwicklung
1816, bei der Schaffung der Gemeinde Preußisch-Moresnet, zählte
man hier 255 Einwohner, im neutralen Gebiet waren es 256. Doch
während Neutral-Moresnet sich im 19. Jh. rasant entwickelte und schon
84
vor dem Ersten Weltkrieg mehr als 4.000 Einwohner zählte, stiegen die
Zahlen in Preußisch bzw. Neu-Moresnet nur langsam an: 582 i.J. 1914,
566i.J. 1920, 576 i.J. 1930. Die erste Nachkriegszählung i.J. 1947 ergab
640 Einwohner, 1970 übersprang man zum ersten Male die Tausender-
Marke (1005), 1975 waren es 1269. Die intensive Bautätigkeit und der
damit verbunde Zuzug von Bürgern, vor allem aus dem nahen Aachener
Raum, hat die Bevölkerungszahl auf inzwischen 1.830 (Stand v.
31.12.1990) ansteigen lassen.
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| Neu-Moresnet erlebte in den letzten Jahren einen wahren Bauboom und es
entstanden mehrere geschlossene Siedlungen.
Hier ein Ausschnitt der Siedlung "Edelweiß" (Friedensstraße).
Ein Gang durch Neu-Moresnet
| Der Besucher sollte seinen Rundgang im "Dorf", d.h. an der
Rochuskapelle, im Herzen der ehemaligen Kgl. Herrschaft Kelmis,
beginnen. Das im Schatten einer alten (Gerichts- ?) linde gelegene
Kapellchen aus weißgetünchten Bruchsteinen wird 1646 erwähnt und
trägt ein Glöcklein mit der Inschrift "1651 + S. MARIA ORA PRO
NOBIS". Im Juli 1967 entdeckte man unter dem Barockaltar einen 30
cm dicken und 74 X 89 cm messenden Altarstein. Dieser trägt eine
schlichte rechteckige Umrandung mit 4 Weihekreuzchen, in jeder Ecke
eins. Er wurde bei den damaligen Umbauten rechts vom Altar
aufgerichtet. Möglicherweise stammt dieser Stein aus einer älteren
Kapelle.
| |
] Wie wir aus den Aufzeichnungen des Montzener Pfarrers Joh. Bir-
ven wissen, war die Rochuskapelle 1695 - vermutlich infolge von
Kriegswirren- "ganz ruiniert". Der Pfarrer ließ "Türmchen, Tür, Treppen,
Dach und alles" reparieren, so daß die Kapelle wohl damals ihr heutiges
Aussehen erhalten hat. 1754 wurde ein Barockaltar aus der Montzener
Pfarrkirche in die St. Rochuskapelle gebracht.
Am Schnellenbergerweg ist die Architektur des 17. Jh. noch durch
mehrere Bauten dokumentiert, so z. B. durch die Häuser Nr. 18 (1696)
und Nr. 23 (1695).
Hier besteht auch seit 1968 ein Feriendorf mit 144 Appartements
sowie Restaurant und Schwimmbad. Von der Terrasse bietet sich ein
schönes Panorama von Kelmis.
Die Lütticher Straße ansteigend kommt man zu einem stattlichen
Gebäude im sog. maasländischen Stil, das 1684 von Lambert Frank
erbaut wurde. Seit 1770 ist dieses Haus unter dem Namen «Hirtz»
bekannt. In der österreichischen Zeit war es Sitz des Schöffengerichts.
Erdgeschoß und 1. Stockwerk bekamen im 18. Jh. größere Fenster-
Öffnungen im Stil Louis XIV.
An der Göhlbrücke, Lütticher Str. Nr. 287, befindet sich eine
frühere Herberge, 1783 erbaut, 1810 erweitert. Im Couven-Stil erbaut
ist das Haus Ecke Lütticher Straße-Casinostraße, das noch den Namen
des Erbauers, des Schmiedes Anton Penning, trägt. Es stammt aus dem
Jahre 1776 und zeigt in einer Muschelnische über der Tür eine naive
Christusdarstellung.
Erwähnen wir noch abschließend das in der Maxstraße Nr. 11 im
ehemaligen Neu-Moresneter Gemeindehaus untergebrachte Göhltal-
museum, das 1984 eröffnet wurde und die Erinnerung an den Galmei-
bergbau in Kelmis und Neu-Moresnet wachhält.
Besiedlungsgeschichtlich von besonderrem Interesse sind die im
Preuswald vorhandenen bronzezeitlichen Hügelgräber, am besten über
den Moresneter Bittweg zu erreichen.
Von der Lütticher Str. bei Bildchen, am Hause Nr. 566 abgehend,
bietet sich auch eine Wanderung in Richtung Dreiländereck entlang der
mit dem Burgunderkreuz gekennzeichneten "Preuse-Steine" an. (Etwa
2 St.)
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Neu-Moresnet. Die Grenzsteine mit den Zeichen der Burgunder (Briquet oder
Andreaskreuz) markieren im Preuswald die Grenze zwischen den
Gemeindewaldungen und dem ehemaligen königl. Forst "Preuse".
88
Kelmis ist ein alter Bergbauort, der sich am Zusammenfluß von
Göhl und Hornbach (Lontzenerbach) entwickelt und nach und nach den
südlichen Teil des von der Göhlniederung nordwärts ansteigenden
Talhanges eingenommen hat. Der Ort liegt in unmittelbarer Nähe der
deutschen Grenze, 8 km vor Aachen, rechts der Landstraße Nr. 3 Aa-
chen-Lüttich.
Der Ortsname geht auf das früher dort abgebaute Galmei (Zinkerz),
im Dialekt "Keleme", zurück. Ersterwähung von Kelmis unter der
Form "Kelms" ist am 19.3.1280.
Die Gemeinde Kelmis umfaßt seit dem 1.1.1977 die vordem selb-
ständigen Gemeinden Kelmis, Neu-Moresnet und Hergenrath. Hauptort
und Sitz der Gemeindeverwaltung ist Kelmis. Die Gesamtgemeinde hat
eine Fläche von 18 qkm und zählte am 31.12.1990 9.686 Einwohner.
Kelmis und der Zinkbergbau
Feuersteinfunde aus der mittleren und Neusteinzeit sowie Hügel-
gräber aus der Bronzezeit belegen eine schon vorgeschichtliche
Besiedlung dieses Raumes.
Zinkabbau in der Römerzeit ist wahrscheinlich. (Plinius d.Ä., 23-
79, erwähnt "Cadmia"-Funde in der Provinz Germanien). Im Mittelalter
(1344-1439) war der Kelmiser "Kelmynberg" in der Hand der Stadt
Aachen. 1439 bemächtigte sich Herzog Philipp der Gute von Burgund
dieser wertvollen Lagerstätte, die fortan durch die limburgische Domä-
nenverwaltung entweder verpachtet oder in eigener Regie ausgebeutet
wurde, Die Franzosen (1794-1814) betrieben den Bergbau erst als
Staatsunternehmen ("Regie"), überließen aber 1805 dem Lütticher Che-
miker J.J. Dony die Konzession über Kelmis und ein insgesamt 8.500
ha großes Grubenfeld, das sich bis Hauset (Fossey), Rabotrath, Lontzen
und Welkenraedt erstreckte.
Im 19.Jh. erlebte Kelmis einen schnellen industriellen Aufschwung,
vor allem nach der 1837 erfolgten Gründung der Gesellschaft der
"Vieille Montagne", die das wirtschaftliche, kulturelle und soziale
Leben des Ortes bestimmte.
89
Die Kelmiser Grube war 1884 erschöpft. Vom Tagebau des sog.
Nordlagers blieb eine gewaltige Pinge, die "Kull" zurück, die nach der
| endgültigen Schließung der Kelmiser Zinkgewinnungsanlagen i,J. 1950
nachund nach mit Müll und Bauschutt angefüllt wurde. Durch Begrünung
| und Anpflanzungen entstand links der Schützenstraße eine neue Park-
| anlage, die auch als Kirmes- und Aüusstellungsplatz genutzt wird;
Spuren des ehemaligen Bergbaus zeigen sich dem aufmerksamen
Beobachter noch auf Schritt und Tritt: Direktions- und Bürogebäude der
Vieille Montagne, Reste der Abraumhalde, zinkblechgedeckte Bauten...
Die Erzgewinnung in Kelmis stellte für den Staat eine nicht
unerhebliche Einnahmequelle dar und König Philipp IV. von Spanien,
der sich Mitte des 17. Jh. zum Verkauf seiner herrschaftlichen Rechte
in vielen limburgischen Dörfern genötigt sah, behielt sich dieselben
ausdrücklich vor "in het gehucht van Kelmis ende tgene daeraen cleeft,
ter oirsacke vande importantie van onsen Calmynberghe aldaer", Diese
königliche Herrschaft Kelmis, deren Mittelpunkt die Rochuskapelle im
"Dorf" bildete, erstreckte sich über den größten Teil der heutigen Orte
Kelmis und Neu-Moresnet und blieb bis zur Verwaltungsneugliederung
in der Franzosenzeit bestehen. Die Franzosen bildeten aus den Herr-
schaften Kelmis und Moresnet die "municipalit& de Moresnet",
Aus Kelmis wurde Neutral-Moresnet
AmS5. April 1815 ergriff König Friedrich Wilhlem III. von Preußen
Besitz von den linksrheinischen Gebieten, auf die Frankreich durch den
1. Pariser Frieden verzichtet hatte, Im Besitzergreifungspatent heißt es:
"... nehmen wir in Besitz und einverleiben unserer Monarchie von dem
ehemaligen Departemente der Ourthe... Eupen und den kleinen Theil
des Kantons Aubel, welchen die große Landstraße zwischen
Hergenraet und Aachen durchschneidet mit Inbegriff dieser Straße
selbst zwischen den genannten Orten."
Artikel 25 und 66 der Schlußakte des Wiener Kongresses vom
9.6.1815 führten jedoch zu gegensätzlichen Auslegungen seitens der
Niederlande und Preußens, so daß die mit der genauen Grenzziehung
beauftragte Kommission im Aachener Grenzvertrag vom 26. Juni 1816
beschloß, den Mittelteil der ehemaligen französischen Gemeinde
Moresnet, d.h. die Ortschaft Kelmis, vorläufig unter die gemeinsame
Verwaltung Preußens und der Niederlande zu stellen. Dieses 344 ha
große, i.J. 1816 etwa 250 Einwohner und 50 Häuser zählende Gebiet, ist
in die Geschichte unter dem Namen "Neutral-Moresnet" eingegangen.
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Preußischer Adler und belgischer Löwe,
darüber die Bergbausymbole Hammer und Schlegel:
das Kelmiser Wappen hält die Geschichte von mehr als hundert Jahren
"neutraler" Zeit wach.
Derneutrale Status endete de facto mit dem Einmarsch der deutschen
Truppen am 4. August 1914, de jure durch das belgische Eingliederungs-
gesetz vom 15. September 1919, das am 10. Jan. 1920, gleichzeitig mit
dem Versailler Vertrag, in Kraft trat. Mit der Eingliederung wurde Neu-
tral-Moresnet zur Gemeinde Kelmis bzw. La Calamine. |
Der Führer-Erlaß vom 18. Mai 1940 gliederte Kelmis dem deutschen
Reich an. Mit Alt-Moresnet (Belgisch Moresnet), Neu-Moresnet und
Hergenrath bildete der Ort vom 1. November 1940 an das "Amt Mo-
resnet", ab 1. Oktober 1942 die "Gemeinde Altenberg".
Diese Verwaltungsumstrukturierung wurde nach der Befreiung
(12.9.1944) wieder rückgänging gemacht.
Vom Bergbauort zum modernen Geschäftszentrum
Der Niedergang der heimischen Industrie zwang viele Kelmiser,
auswärts Arbeit zu suchen. Die Vervierser Textilindustrie sowie die
Gruben des Lütticher Kohlebeckens gaben nun manchem Kelmiser
91
Arbeit und Brot. Doch in den frühen sechziger Jahren machte sich die
Krise im Steinkohlenbergbau des Lütticher Landes bemerkbar. Nach
und nach schlossen die Gruben: La Minerie 1960, W&rister-Romsee
1967, Werister-Jos€ 1969, Hasard in Micheroux 1974.
Der Rückgang auch der Vervierser Textilindustire führte zu einer
Umorientierung der Arbeiter nach Aachen und Eupen, doch auch im Ort
selber wurden, vor allem im Dienstleistungsbereich, zahlreiche
Arbeitsstellen geschaffen.
Der alte Bergbauort hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu
einem beliebten Einkaufszentrum gewandelt. Mehrere Großkaufhäuser
und viele Einzelhandelsgeschäfte ziehen die Kundschaft an. Banken
und Geldinstitute haben den günstigen Standort Kelmis für Nieder-
lassungen gewählt. An größeren Arbeitgebern ist auf Kelmiser Gebiet
vor allem der Verkehrsbetrieb SADAR zu nennen, der augenblicklich
78 Personen beschäftigt.
Es bestehen nur noch 2 landwirtschaftliche Betriebe.
Die Kelmiser Lokalverantwortlichen haben jedoch immer den
Standpunkt vertreten, das auswärts verdiente Geld solle im Ort ausge-
geben werden; folglich hat die Gemeinde immer eine großzügige Bau-
politik vertreten. Vor allem der Siedlungsbau der Baugenossenschaft
"Nos Cit€s" hat in der Vergangenheit zu einem genügenden Wohnungs-
angebot geführt, baute diese Genossenschaft doch seit ihrem Bestehen
i.J. 1928 bis 1986 allein auf Kelmiser Gebiet nicht weniger als 286 Fa-
milienhäuser und 157 Appartements.
Bevölkerungsentwicklung
1816: 256 Ew.
1914: 4668 Ew.
1947: 4149 Ew.
1961: 4874 Ew.
1963 überstieg man zum ersten Male die 5.000- er Marke (5.050).
1970 zählte man 5.512 Einwohner, am 31. Dezember 1990 lag die Zahl
bei 5. 796. Daraus ersieht man, daß Kelmis nur einen relativ schwachen
Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen hat, während die Gesamtgemeinde
durch eine rege Bautätigkeit in den Orten Neu-Moresnet und Hergenrath
schnell wächst. Die Zahl der in den letzten Jahren bewilligten Bauanträge
für Wohnhäuser dokumentiert diesen Anstieg: von 28 Anträgen (1987-
9
88) stieg sie auf 36 (1988-89) und erreichte im Jahre 1989-90 einen
Höhepunkt mit 54 Bewilligungen.
Bei den Gemeinderatswahlen von 1988 waren in der Gesamt-
gemeinde nur 58,7 % der Bevölkerung wahlberechtigt, was auf den ho-
hen Ausländeranteil zurückzuführen ist.
Kirche und Pfarre
Die kirchliche Zugehörigkeit von Kelmis erhellt aus einem
Feuerstellenverzeichnis, das der Rentmeister von Limburg im Jahre
1469 aufstellte; darin vermerkt er 11 Häuser als der Pfarre Montzen und /
etwa 13 als der Pfarre Moresnet zugehörig.
Die auf Montzener Gebiet gelegene Rochuskapelle wird bereits
1646 erwähnt und ist möglicherweise in der Zeit der großen Pest-
epidemien dem heiligen Rochus geweiht worden. Das tatsächliche
Alter dieser Kapelle kann aber um einiges höher sein. Ein Glöckchen im
Dachreiter trägt die Jahreszahl 1651. Sie unterstand dem Montzener
Pfarrer, der sie zu unterhalten hatte, dafür aber Stiftungserträge und den
Inhalt des Opferstockes für sich in Anspruch nehmen durfte. Es oblag
ihm ferner, dreimal im Jahr dort eine heilige Messe zu lesen, und zwar
am Tage des Namenspatrons sowie sonntags und montags in der Oktav
von Mariä-Geburt.
1824 kam die Rochuskapelle mit dem übrigen Gebiet Preußisch-
Moresnets zur Pfarre Hergenrath und verblieb bei dieser bis zum Jahre
1954,
Nachdem Kelmis im 17. Jahrhundert zur Herrschaft erhoben worden |
war, stellte man beim König den Antrag, zum Unterhalt eines Geistlichen
ein Stück Gemeindeland verkaufen zu dürfen. Am 20. Mai des Jahres
1662 stimmte der König diesem Antrag zu und gestattete dem Kaplan,
am Galmeiberg täglich eine Messe zu lesen.
Ob neben der Rochuskapelle noch eine weitere Kapelle auf dem
Gelände des Bergwerks vorhanden war, entzieht sich unserer Kenntnis.
Für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist jedoch eine Kapelle im
Hause des königlichen Kontrolleurs belegt. Der Bevölkerungszuwachs,
dessen Ursache in der zunehmenden Bedeutung des Galmeibergwerkes
zu suchen ist, veranlaßte die Bergwerksgesellschaft im Jahre 1844, auf
ihrem Gelände, im Hause "an gen Schell", einen Raum zur Feier der
heiligen Messe zur Verfügung zu stellen.
Das eben erwähnte Haus hat bis etwa 1950 unterhalb des heutigen
Gemeindeparks gestanden. Dieses Provisorium ersetzte man bald durch
93
den Bau einer den Erfordernissen angemesseneren Kapelle, die ihren
Standort in der heute nach ihr benannten Kapellstraße hatte. Im Jahre
1858 entsprach der Bischof von Lüttich dem Wunsche des Berg-
werksdirektors, die Kapellengemeinde zur selbständigen Pfarre zu
erheben.
Die Grundsteinlegung zu einer neuen Kirche erfolgte am 18. Mai
1863 in Anwesenheit geistlicher und weltlicher Würdenträger. Der
Neubau stellte für die Gemeinde selbst eine erhebliche finanzielle
Belastung dar und konnte nur durch die hochgeneigte und wohlwollende
Unterstützung der Majestäten Belgiens und Preußens sowie der
Begwerksgesellschaft bewerkstelligt werden. Der Baumeister Burckardt
aus Aachen war mit der Planung beauftragt worden und baute schließlich
eine dem Stilempfinden der damaligen Zeit entsprechende Kirche im
neugotischen Stile. Als dreischiffiger Bau mit einem durch Säulen
geteilten Laienraum verkörpert sie eine großzügige Anlage, die auch
heute noch den seelsorgerischen Anforderungen gerecht wird. Ihre
Innenausstattung, die in der nachkonziliären Zeit gewisse Änderungen
erfahren hat, erhielt 1977 durch den Architekten Leo Hugot ihr jetziges
Aussehen. Im Vorraum der Kirche befindet sich ein Denkmal für die 70
Gefallenen und 9 Vermißten des Ersten Weltkrieges, ein Werk des
Aachener Bildhauers J. Wetten.
Auf dem Vorplatz neben dem Seiteneingang steht die Statue des
1965 in Kindu (Zaire) verstorbenen Kelmiser Missionsbischofs Jean
Fryns, dessen Geburtshaus im "Kloster", heute Hagenfeuer 73, noch
erhalten ist. Der heutige Ortsteil Neu-Moresnet wurde 1947 aus der
Pfarre Hergenrath ausgegliedert und der Pfarre Mariä-Himmelfahrt zu
Kelmis zugeschlagen.
Ein Streifzug durch Kelmis
An architektonisch interessanten Bauten ist Kelmis eher arm. Aus |
dem 18. Jh. seien erwähnt: das Haus Lütticher Str, 170/172, eine
ehemalige Schmiede aus dem Jahre 1765; eine Häusergruppe am
| Schnellenwind, heute Klosterstraße 7-11; die Häuser Heide 42, 50 u. 52
sowie die beiden Bauernhöfe am Bau, Bachstraße 46 und Bauweg 37,
im sogenannten maasländischen Stil 1743 bzw. 1778 errichtet.
Viele Bauten aus der ersten Hälfte des 19. Jh. sind aus Bruchsteinen
mit Ziegelsteinrahmen für Fenster und Türen, so in der Kapellstraße 18-
22. Die Direktorwohnung der Vieille Montagne, das heutige Park-Caf&,
95
wurde 1840 im Empire-Stil errichtet. Sehenswert ist auch das
Bürogebäude dieser Gesellschaft, Lütticher Str. 87, das 1900 im
Jugendstil erbaut wurde.
Die Gemeindeverwaltung ist in der 1857 errichteten "Ecole Saint
Louis" untergebracht. Das Frontispiz ziert das belgische Wappen mit
dem Wahlspruch "L'Union fait la Force" - Einigkeit macht stark-, Bei
Fest- und Gedenktagen weht die schwarz-weiß-blaue Kelmiser Fahne
neben den Landesfarben.
Der weiträumige Kirchplatz wurde 1983 neu gestaltet. In seiner
Mitte das zu Ehren der gefallenen Krieger i.J. 1949 nach Plänen des
Vervierser Architekten Pirnay durch den Kelmiser Bauunternehmer
Lavalle errichtete Denkmal mit der Freiheitsstatue. Im Sockel die
Inschrift: "Reconnaissance aux Calaminois morts pour la patrie 1914-
18 / 1940-45", Die östliche Seite des Platzes wird vom Pfarrhaus und
von der Büro- und Wohnanlage der Gendarmeriebrigade eingenommen.
Diese Brigade zählt 15 Mann und ist für das Gebiet der Groß-
gemeinde Kelmis zuständig.
Neben den Büros der Gendarmerie steht seit 1988 das neue Post-
gebäude.
Das ehemalige Hotel Bergerhoff, später Select, das die Gemeinde
1976 erwarb, wurde zum Kulturzentrum umgebaut und bietet kulturell
| tätigen Vereinigungen die für ihre Aktivitäten notwendigen Räum-
lichkeiten.
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Das Interesse der Botaniker wird natürlich durch die besondere
Flora des alten Bergbauortes geweckt. Die unter der Bezeichnung
Galmeiflora bekannte Pflanzenfamilie mit ihrem markantesten Vertreter,
dem Galmei- oder Zinkveilchen, hat in Kelmis noch einige wenige
Standorte.
Der Spaziergänger und historisch interessierte Besucher wird auch
gern den alten Grenzen des neutralen Gebietes folgen, dessen Grenz-
steine aus den Jahren 1869-70 das Gebiet noch immer als Kuriosum auf
der Landkarte ausweisen. Ausgangspunkt einer solchen Wanderung
97
entlang der westlichen Grenze ist der Grenzstein Nr. 1, der an der Lütti-
cher Str., neben der Siedlung "Hof", steht. Bis zum Dreiländereck sind
es 5 km, von dort der östlichen Grenze folgend bis zur Lütticher Str., wo
der Stein Nr. 60 (leider zu drei Vierteln verschüttet) steht, mißt man 4
km.
Beachtung verdienen auch die im Preuswald befindlichen älteren
Grenzsteine mit dem goldenen Vlies (1615) bzw. dem Burgungderkreuz
(1723/24), die die 1615 erfolgte Aufteilung des Preuswaldes unter die
herzogliche Domäne und die Pfarren Gemmenich, Moresnet und
Montzen markieren.
101
Im Ancien Regime war Montzen Sitz der Hochbank gleichen Na-
mens, die die Orte der heutigen Gemeinde Plombi&res zuzüglich Remers-
dael, Teuven und Kelmis umfaßte. 1648 wurde die Herrschaft Montzen
durch Philipp IV. von Spanien an Johann van der Heyden gen. Belder-
busch verkauft. Die Familie van der Heyden behielt diese Herrschaft bis ;
zur Franzosenzeit,
| Bemerkenswert für einen Ort dieser Größe ist der großräumig
angelegte Dorfplatz, wo die Wege aus Lontzen, Homburg, Bleyberg
und Moresnet zusammenlaufen. Beherrscht wird der Platz an der einen
Seite von der St. Stephanus-Pfarrkirche, an der anderen von dem
i imposanten, 1876 erbauten Gemeindehaus.
Etwa 1500 m südwestlich des Dorfzentrums liegt eine der schönsten
mittelalterlichen Burgen unserer Gegend: Streversdorp, auch Graf
genannt, die nicht nur wegen ihrer malerischen Lage, sondern auch
durch die Architektur, die Innenausstattung und die Namen der Besitzer
unser Interesse verdient.
Erster uns bekannter Besitzer von Streversdorp ist Egidius de Tri-
versdorp, der am 15. Dezember 1275 mit anderen Rittern des Rhein-
Maas-Gebietes sich verpflichtet, dem Herzog Walram III. zur
Herbeiführung von Ruhe und Sicherheit im Lande behilflich zu sein.
1292 nennt eine Urkunde des Herzogs Johann I. von Brabant und
Limburg Aegidius de Drevelsdorp.
Die imposante Burg ist von Wassergräben umgeben, über die von
Süden eine dreibogige Steinbrücke zum Eingang führt. Im schmiede-
eisernen Brückengeländer war früher die Jahreszahl 1732 zu sehen.
Damals wurde vermutlich die Zugbrücke durch einen festen Zugang
ersetzt.
Der älteste Kern der Burg Streversdorp ist ohne Zweifel der nord-
östliche Flügel, dessen Mauern bis zu 1,50 m Dicke haben und der aus
dem 13. Jh. stammt. Der Westflügel der beinahe quadratischen Anlage
wird von zwei Rundtürmen flankiert, das Ganze dem frühen 16. Jh.
zugehörend. Der schlanke Turm mit Kegelhaube an der Südwestecke
stürzte 1965 zum Teil in sich zusammen. Er wurde erst 1990 wieder-
aufgebaut.
Streversdorp wurde durch kgl. Erlaß vom 12.11.1954 unter Denk-
malschutz gestellt, was den rapiden Verfall der Burg jedoch nicht hat
verhindern können. Besonders bedauernswert ist der fast gänzliche
Verlust der Freskomalereien im sog. bunten Söller, einem 6,20 X 7,80
m großen Jagdzimmer mit Tonnengewölbe, Diese Fresken mit Blumen,
Girlanden, Jagdszenen und Spruchbändern in gotischen Lettern und
102
limburgischer Kanzleisprache aus der Zeit um 1500 stellten ein absolut
zu schützendes Kulturgut dar, sind aber durch ständige Feuchtigkeit
inzwischen unrettbar verloren...
Die bei Guy Poswick (Delices du Duch6 de Limbourg) nur
lückenhafte Liste der Besitzer hat J. Belonje vervollständigen können.
Bedeutsam bleiben die Familien von Horrick (1431-1530) und van der
Heyden gen. Belderbusch (1530-1810). Bekanntester Vertreter dieser
Familie ist der Baron Gaspard Antoine von Belderbusch, der am 10.
Januar 1722 auf Burg Streversdorp geboren wurde, in Löwen Jura
studierte, in die Dienste des Kölner Kurfürsten Clemens-August von
Bayern trat und als kurkölnischer Erstminister die Landespolitik
entscheidend beeinflußte, so daß man sagen kann, daß in Bonn keine
Entscheidung getroffen wurde, die nicht zuvor durch Belderbusch
bestätigt und besiegelt war. Sein wichtigstes Werk war die Gründung
der Bonner Akademie i.J. 1777, die 1784 zur Universität umgewandelt
wurde; von 1794 bis 1818 ruhte die Tätigkeit der Bonner Universität,
die dann neugegründet wurde. Die Erhebung in den Grafenstand durch
Joseph1I. belohnte die Verdienste des Gaspard Antoine von Belderbusch.
Streversdorp wurde seitdem auch häufig Burg Graf genannt.
Ein Neffe des Gaspard-Antoine, Charles-L&opold van der Heyden
gen. Belderbusch, verkaufte Streversdorp i.J. 1810 an Arnold-Antoine
Thiriart, dessen Sohn Florent Thiriart seinen Besitz dem Baron Gaston
de la Rousseliere vererbte. Dieser verkaufte Streversdorp 1908 an
Charles Janne Doth6&e (seit 1948: d'Oth6e), von dessen Nachkommen
sie der jetzige Besitzer erwarb.
Im Burghof lenkt eine kleine Kapelle die Aufmerksamkeit des
Besuchers auf sich. Streversdorp hatte schon Mitte des 15. Jh. eine
Burgkapelle, wohl im Innern des Gebäudes. 1734 ließen die damaligen
Besitzer von Streversdorp, die Eheleute Vincent-Philippe van der Hey-
den gen. Belderbusch und Maria-Clara von Westrem von Göttendorf
“die heutige Kapelle errichten. Ihr Wappen ziert den schön gearbeiteten
Eingang des kleinen Sakralbaues. Der Altarstein trägt die Wappen van
den Horrick, Wachtendonck, Rodenberg und Horst.
Ein weiterer Adelssitz in Montzen ist Schloß Broich, das in seiner
heutigen Form auf das 17. Jh. zurückgeht. Es ist ein dreiflügeliger
Bruchsteinbau mit stark nach Süden vorspringendem West- und
Ostflügel. Nord- und Südfassade haben Mitteleingang und werden
durch ein Frontispiz mit Bullauge abgeschlossen.
Die ursprüngliche Zugbrücke ist durch eine Steinbrücke ersetzt,
der Wassergraben an der Nordseite angefüllt worden,
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104
Vom 16. bis zum Ende des 17. Jh. war Broich im Besitz der van der
Heyden gen. Belderbusch. 1699 kam das Schloß an Jean Josse de
Harcking, sodann über dessen Schwester und deren Tochter an die Fa-
milie von Broich, deren Nachkommen es i.J. 1913 mit sechs umliegenden
Bauernhöfen (insgesamt 106 ha) zum Verkauf brachten. Dabei ging das
Schloß an Baron Hermann Otto de Mentock und dessen Ehefrau geb.
von Lendonck, die ihren Besitz 1935 dem holländischen Industriellen
Jean Canisius verkauften. Heute ist Schloß Broich wieder im Besitz der
Familie von Broich, die den alten Adelssitz stilgerecht hat renovieren
lassen.
Auch Schloß Broich steht durch kgl. Erlaß vom 23.5.1972 unter
Denkmalschutz.
Die reizende kleine Kapelle am Eingang zu Schloß Broich ist ins
ausgehende 17. oder frühe 18. Jh. zu datieren.
Dem Bombenangriff auf den Bahnhof Montzen am 28. April 1944
fiel die Burg Belderbusch zum Opfer. Nur einige alte Ansichtskarten
erinnern noch an diese Burg, die etwas abseits der Straße Montzen-
Homburg, rund 1250 m nord-nordwestlich von Montzen, lag.
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Montzen, Die kleine Burg Belderbusch wurde beim Bombenangriff auf den
Bahnhof von Montzen, am 28, April 1944, total zerstört.
105
Kirche und Pfarre
Die früheste Nachricht über das Vorhandensein einer Kirche in
Montzen entnehmen wir einer Urkunde aus dem Jahre 1225. Hierin
heißt es, daß im Juli des genannten Jahres Herzog Walram III. von
Limburg das widerrechtlich von ihm in Anspruch genommene Patronat
von Montzen in aller Form der rechtmäßigen Besitzerin, dem Aachener
Marienstift, zurückgibt.
Zur Diskussion um den Standort der drei gegen Ende des 12. Jahr-
hunderts auf dem Gebiete des Königshofes Gemmenich bestehenden
Kapellen verweisen wir auf unsere Ausführungen zu Gemmenich und
Moresnet,
Im Jahre 1691 begann der Pfarrer Johannes Birven (Pfarrer von
Montzen von 1691 bis 1725) mit der Niederschrift eines Tagebuches,
das auch von seinen Nachfolgern über 80 Jahre weitergeführt wurde und
für die Pfarrgeschichte von hoher Aussagekraft ist.
Seinen Ausführungen lagen noch Quellen zu Grunde, die uns heute
leider nicht mehr zur Verfügung stehen. Er hat ein Dokument gefunden,
das in "alten deutschen Lettern" von einer Schenkung des Jahres 1328/
1329 an die Pfarre berichtet.
Von einem frühen Pfarrer mit Namen Petrus Servati sagt er, daß
dieser nach 1469 einen Altar zur Verehrung der hl. Anna errichten ließ.
Der bauliche Zustand der Kirche muß in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts sehr schlecht gewesen sein. Man ließ Pläne und
Kostenanschläge anfertigen, die eine Restaurierung der Kirche betrafen.
Ob sie zur Durchführung gelangten, entzieht sich unserer Kenntnis,
Beim Antritt der Pfarrstelle im Jahre 1691 konstatiert Pfarrer Birven den
Zustand seiner Kirche wie folgt: "Sie ist in einem bedauernswerten
Zustand, sie ist die schlechteste der ganzen Gegend. Das Allerheiligste
bewahrte man in einer Fensternische auf, die Kirchenbänke gleichen
Kuhkrippen." Im gleichen Jahre begann man mit der Restaurierung des
Kirchenraumes, und nahm im darauffolgenden Jahr die Instandsetzung
des großen Chores in Angriff.
Im Jahre 1780 entschloß man sich, die alte Kirche niederzulegen
und errichtete bald darauf das heutige Gotteshaus. eo
/ Der Lütticher Baumeister Jean Joulet wurde mit der Ausführung
des Neubaues betraut, den er möglicherweise nach den Plänen des zu
dieser Zeit häufig für das Aachener Kapitel beschäftigten Architekten
Josef Moretti erbaute. Der Laienraum ist ein Saalbau von vier Jochen
mit einer flachen Holztonnendecke, Die Pilaster sind mit ionischen
Kapitellen versehen und ohne Gebälk. Das halb so breite Chor schließt
106
außen und innen halbkreisförmig ab. Es ist ebenfalls mit Pilastern ver-
sehen und schließt nach oben mit einer tonnenartigen Halbkuppel ab.
Die Innenausstattung ist bis auf die neueren Seitenaltäre recht einheitlich.
Den Hauptaltar, eine Arbeit aus den Jahren 1751/1752, fertigten der
Lütticher Hubert Hyard und der Maastrichter Renier del Commune. Die
Seitenaltäre, die Beichtstühle, der Orgelprospekt und der Em-
poreabschluß sind barocke Arbeiten vom Ende des 18. Jahrhunderts. Es
sei hinzugefügt, daß die Inneneinrichtung durch königl. Erlaß vom
30.06.1953 unter Denkmalschutz gestellt wurde.
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Montzen, die alte Pfarrkirche, die 1780-81 durch einen Neubau ersetzt wurde,
Zum Geläute der Kirche gehört heute noch die älteste Glocke
unserer Gegend, Sie wurde im Jahre 1392 gegossen und teilte im letzten
Kriege ihr Schicksal mit vielen anderen, die im Jahre 1942 auf den
107
Hamburger "Glockenfriedhof" überführt wurden. Es ist einem recht
glücklichen Umstand zu verdanken, daß sie ohne Schaden den Weg in
den Glockenturm zurückgefunden hat.
Auf dem Friedhof an der Kirche befinden sich heute noch eine
Anzahl von Grabsteinen aus dem 16., 17., 18. und 19. Jahrhundert, die
teilweise in die Begrenzungsmauern der Begräbnisstätte eingemauert
wurden.
Montzen hat immer dem Bistum Lüttich zugehört und in demselben
im "Ancien Regime" zum Landdekanat Maastricht im Erzdiakonat
Hasbanien, Nach dem Anschluß an Frankreich im Jahre 1794 erfolgte
eine Neueinteilung der kirchlichen Zugehörigkeit.
| Montzen wurde dem Dekanat Aubel im Ourthe-Departement
zugeschlagen. Am 29. Mai 1888 wurden die damals deutschsprachigen
| Pfarren des Bistums Lüttich zusammengeschlossen und zum Dekanat
Montzen erhoben. Baelen, Bleyberg, Kelmis, Gemmenich, Henri-
Chapelle, Hombourg, Membach, Montzen, Moresnet, Sippenaeken und
| Welkenraedt unterstanden von diesem Zeitpunkte an dem neuernannten
Dechanten von Montzen.
108
Moresnet, zwischen Kelmis und Montzen einerseits und Gemmenich
und der Lütticher Straße andererseits gelegen, wird im Dorfzentrum von
der Göhl durchschnitten. Das Göhltal wird hier von einem 58 m hohen
und 1100 m langen Viadukt der 1915-1917 erbauten Eisenbahnstrecke
Aachen/West-Montzen-Vis€ überspannt.
Geschichte
Ersterwähnung des im Tal der Göhl nur wenige Kilometer unterhalb
Kelmis gelegenen Ortes Moresnet findet sich in einer Urkunde Heinrichs
III. vom 13. Februar 1041 unter der Form Morismahil. Später begegnen
uns Formen wie Mormasnil (1172), Mormesnit (1202), Murmesnyt
(1323), Morinesneyt (1327), Moresnyet (1497) und andere. Aus dem |
Vergleich mit Hauset oder Wezet (Vis€) kann man schließen, daß
Moresnet etymologisch als sumpfiges Gelände gedeutet werden kann.
Moresnet war eine der vielen Herrschaften, die der spanische König
Philipp IV. Mitte des 17. Jh. verkaufte. Gleichzeitig mit Gemmenich
ging diese Herrschaft am 31. Dezember 1648 an den "Forstmeister" des
Herzogtums Limburg, Alexander von Straet.
Die Franzosen vereinigten Moresnet am 8. Januar 1796 mit der
Herrschaft Kelmis zur "mairie de Moresnet", die zum Kanton Aubel
und zum Departement der Ourthe gehörte. |
Durch den Aachener Grenzvertrag vom 26. Juni 1816 wurde diese |
Gemeinde dreigeteilt, wobei der westliche Teil den Niederlanden, der
Östliche Teil Preußen und das dazwischen liegende Gebiet der gemein-
samen Verwaltung beider Staaten unterstellt wurde. Unter dem Namen
"Neutral-Moresnet" ist dieser Mittelteil in die Geschichte eingegangen.
Neben dem sehenswerten alten Dorfkern besitzt Moresnet einige
alte Adelssitze und schöne Bauernhöfe, die Erwähnung verdienen. Die
älteste Burg war gewiß die Burg Schimper, hoch über der Göhl auf
einem Felsen gelegen. Von dieser ehemals stolzen Höhenburg ist nicht
viel mehr als der Name geblieben.
Schimper war eine der ältesten Burgen des Göhltales. Sie bestand
schon um die Mitte des 14. Jh.: Guys van Chimpier, Sohn des Heinrich,
wird 1355 und 1369 genannt. 1356 begegnen uns der Ritter Arnold und
der Knappe Giso von Schimper.
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In Moresnet wird das Göhltal
vom längsten Eisenbahnviadukt Belgiens (1107 m) überspannt.
Er gehört zur 1915-17 erbauten Linie Aachen/West-Montzen-Tongern,
111
Um die Mitte des 15. Jh. ist die Herrschaft Schimper im Besitz des
Johann von Palant. Durch Heirat finden wir alsdann die Familien
Withem, Ghoor (ab 1515) und schließlich Spies von Büllesheim.
Letztere Familie besaß Schimper von 1578 bis 1810. 1822 wird Schimper
verkauft. Die Burg mit mehreren Bauernhöfen und einer Mühle umfaßte
ein Areal von 130 ha. Um 1840 war die Burg noch vollständig erhalten.
Dann verfiel sie zunehmend, weil die verschiedenen sich folgenden
| Besitzer (Gaston de Thiriart de Mützhagen, de Harlez, Sauvage) nichts
für den Erhalt des alten Bauwerks taten. 1913 stürzte das Dach ein, 1938
der Turm. 1955 wurde die Ruine abgetragen. Ein von Gestrüpp über-
wucherter Platz und einige wenige Mauerreste zeigen heute noch, wo
sich einst die stolze Burg erhob. Ein kgl. Erlaß vom 28. August 1968 au-
torisierte die Gemeinde Moresnet, das Wappen der Fam. Spies von
Büllesheim zu führen, wozu Freiherr Franz Spies von Büllesheim seine
Einwilligung gegeben hatte,
Von einer weiteren Burg-bzw. Schloßanlage ist gleichfalls nur
noch eine Ruine geblieben. Es handelt sich um Alensberg, am Orts-
ausgang von Moresnet, an der Straßengabelung Montzen-Bleyberg
gelegen.
Das Schloß Alensberg wurde am 10. September 1944 bei der
Sprengung des in unmittelbarer Nähe vorbeiführenden Eisenbahnvia-
dukts so stark in Mitleidenschaft gezogen, daß sich der damalige
Besitzer 1946 entschloß, den Bau bis auf den heute noch stehenden
Turm abzureissen. Dieser Turm erhielt damals statt des beschädigten
Zeltdaches eine flache Dachabdeckung, die aber inzwischen eingestürzt
ist, sodaß der Bau vollständig ungeschützt den Witterungseinflüssen
ausgesetzt ist.
Als Wohnturm mit Wassergräben geht Alensberg vermutlich auf
die Mitte des 15. Jh. zurück, Eine Familie dieses Namens wird jedoch
schon im 14. Jh. genannt. .
Vom frühen 16. bis um die Mitte des 17. Jh. war Alensberg im
Besitz der Familie von Dobbelstein. Alexander von Straet, Herr von
Gemmenich, der Alensberg in der zweiten Hälfte des 17. Jh. besaß, ließ
ein großes Wohnhaus an den mittelalterlichen Wohnturm anbauen und
die Wassergräben zuschütten. Ein im Maastrichter Museum befindliches
Bild zeigt uns das Aussehen von Alensberg i.J. 1680.
Über Michel-Henri von Walhorn Straet, Neffe des Alexander, fiel
Alensberg 1746 an Pierre Godefroid Ignace de Lasaulx. Ein großes
Grabmal der Familie von Lasaulx auf dem alten Friedhof an der Kirche
112
wurde zum Kriegerdenkmal umgebaut. Der Neffe des P.G. Ignace de
Lausaulx, Pierre-Olivier-Albert de Lasaulx, erbte den Besitz i.J. 1767.
Er war der Vater des nachmaligen ersten Bürgermeisters von Neutral-
Moresnet, Arnold von Lasaulx, der am 23. Jan. 1774 auf Schloß
Alensberg geboren war. Arnold von Lasaulx verkaufte das Schloß i.J.
1823 an den Aachener Industriellen Karl-James Cockerill, dessen
Tochter Karl Suermondt heiratete. Bis 1923 blieb Alensberg im Besitz
der Familie Suermondt, wobei gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
größere bauliche Veränderungen vorgenommen wurden. Beim Verkauf
von Alensberg i.J. 1923 wurde der Besitz zerstückelt. Das Schloß er-
stand der Notar Gustav Ernst-Petry, über dessen Nachkommen es an den
Vervierser Richter Robert Thi&ron kam, der 1946 den schwer beschä- |
digten Wohntrakt abbrechen ließ.
Versteckt in der Göhlniederung liegt Schloß Bempt, ein reizendes
Landschloß, das seinen Namen dem Umstand verdankt, daß es in einer
feuchten Wiese (Bempt, Bennelt) erbaut wurde. Es ist ein dreiflügeliger
Bruchsteinbau, bei dem die beiden Seitenflügel nur wenig vorstehen. In
den Winkeln rechteckige Türme mit barocken Hauben. Das Haupt-
gebäude ist fünfachsig, die Fensterstürze im Stil Louis XIII.
Bempt war Ende des 16. oder Anfang des 17. Jh. im Besitz des
Michel Heyndael genannt "van den Bennelt". Die Heyendael sind bis
1664 dort nachweisbar.
1715 ist das Haus im Besitz des Nicolas de Hodiamont; später kam
es durch Erbschaft an die Familie de REsimont, deren Nachfahren es
noch heute besitzen.
Die Eulenburg, nach ihrem Erbauer auch Schloß David genannt,
ist ein historisierender Bau im Stil einer mittelalterlichen Burg, errichtet
in den Jahren 1874-1879.
Kirche und Pfarre
Ineinem Güterverzeichnis des Aachener Marienstifts, dessen Entste-
hungszeit in das Ende des 12. Jahrhunderts gelegt wird, heißt es unter
anderem, in Gemmenich befinde sich eine Kapelle und zwei weitere, die
man zur Bequemlichkeit der Einwohner errichtet habe. Zum aus-
gedehnten Königshof (Fiscus) Gemmenich, der bereits in der Nonen-
schenkung des Jahres 888 erwähnt wird, gehörten wohl zu dieser Zeit
Montzen, Moresnet und natürlich Gemmenich selbst. An welchem
Standort sich die beiden oben erwähnten zusätzlichen Kapellen befunden
114
haben, stützt sich bis heute nur auf Vermutungen. Die Ansichten
darüber, welche dieser Kirchen oder Kapellen die Ur- und Mutterkirche
gewesen ist, sind recht uneinheitlich. Neuere Erkenntnisse sprechen
dafür, daß sie sich in Moresnet befunden hat. Ihre zentrale Lage und das
Patrozinium des heiligen Remigius, eines Reimser Bischofs, der den
Frankenkönig Chlodwig taufte und im Jahre 533 verstarb, könnten mit
ein Besweis für die eben erwähnte Vermutung sein. Der Remigiuskult
verbreitete sich unter dem Einfluß des fränkischen Adels zunächst im 7.
Jahrhundert.
Nachdem Papst Leo IX. die Gebeine des in Reims bestatteten
Heiligen im Jahre 1050 heben ließ, belebte sich der Remigiuskult von
neuem.
Ob nun die Hebung der Gebeine des Heiligen oder die Verehrung
in fränkischer Zeit für die Wahl des Patroziniums ausschlaggebend
waren, hüllt sich mangels urkundlicher Beweise im Dunkel der Ge-
schichte. Es kann aber mit einiger Sicherheit angenommen werden, daß
es sich um Gründungen fränkischer Herrscher auf Reichsgut handelt.
Der Historiker Henri Del Vaux erwähnt in seinem im Jahre 1841
erschienenen "Dictionnaire de la Province de Liege" für Moresnet eine
dem hl. Remigius geweihte Kirche aus dem Jahre 1214.
Leider finden sich für diesen Hinweis keine Quellenangaben. Den
ältesten Hinweis für das Vorhandensein einer selbständigen Pfarre zu
Moresnet liefert eine Urkunde aus dem Jahre 1327.
Hierin überträgt Papst Johannes XXII. am 4. Dezember 1327 dem
Adulphus de Ripa ein Kanonikat an der Kirche zum heiligen Adalbert
zu Aachen, Diözese Lüttich, unter Anwartschaft auf eine Pfründe an
derselben, unbeschadet des Besitzes der Pfarrkirche von Moresnet
(parrochialis ecclesia de Morinesneyt dicte Leodien. dioc). Ein
Verzeichnis der Pfarren der Diözese Lüttich aus dem Jahre 1497 weist
ebenfalls eine Pfarrkirche zu Moresnet aus.
Mit den verschiedenen Schenkungsakten der Könige und Herzöge
waren allgemein auch kirchliche Rechte verbunden. Neben finanziellen
. und materiellen Zuwendungen im hier behandelten Raume erhielten sie
das Besetzungsrecht der Pfarrstellen. Sie übernahmen aber auch gewisse
Pflichten zum Unterhalt der Kirche und der Geistlichen. Zwischen dem
12. und 14. Jahrhundert fand durch den Propst des Marienstifts eine
Zuweisung dieser Rechte und Pflichten an die übrigen Amtsträger statt.
Moresnet wurde dem Dekan, Gemmenich dem Scholaster, Montzen
dem Kapitel und Vaals dem Propst selbst zugewiesen. Ein Visi-
115
tationsprotokoll vom 6. August 1624 sagt, Moresnet sei ein "Vicaria
perpetua", d.h. ein Pfarrvikariat.
Moresnet hat bis zum heutigen Tage dem Bistum Lüttich zugehört
und innerhalb desselben dem Landdekanat Maastricht im Erzdiakonat
Hasbanien. Das Aachener Stiftskapitel hat bis zur französischen Revo-
lution die Schutzherrschaft über die Moresneter Kirche wahrgenommen
und dem Lütticher Bischof die Ernennung des jeweiligen Pfarrers
vorgeschlagen.
Im Jahre 1858 wurde Kelmis gegen den Willen des Pfarrers von
| Moresnet aus dessen Zuständigkeitsbereich herausgelöst. Die Moresneter
| Pfarre verkleinerte sich damit um einen erheblichen Teil ihres
| ursprünglichen Sprengels.
Kelmis umfaßte damals in etwa den südlichsten Teil der jetzigen
| Orte Kelmis und Neu-Moresnet. Es erstreckte sich beiderseits der Land-
straße Aachen-Lüttich und vom Hornbach, der Göhl und dem Tüljebach
im Süden bis Bambusch und Roerbach im Norden. Ein sogenannter
Leichenweg zwischen Krackauen und Bambusch in Richtung Moresnet
belegt auch die Zugehörigkeit des Gebietes zum ursprünglichen
Pfarrsprengel.
Steinkreuze aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert sowie eine mit
einem Kelche geschmückte Grabplatte, die einst ein Priestergrab vor
dem Hauptaltar deckte, fanden nach der im Jahre 1949 erfolgten Ver-
legung des Friedhofs eine gebührende Aufstellung an der Nordwand
des Kirchenschiffes, Auch im Innern der Kirche finden sich noch
Grabplatten mit völlig unleserlichen Inschriften, die vielleicht einmal
den Gräbern der örtlichen Adelsfamilien von Schimper, Bempt und
Alensberg gehörten.
Ein Geläute ist für das Jahr 1467, das Todesjahr des Herzogs von
Brabant-Limburg, nachzuweisen. Die heute vor der Kirche aufgestellte
Glocke könnte ihrem Alter nach aus dieser Zeit stammen.
Bau- und kunstgeschichtlich ist die heutige Kirche wegen ihrer
stilistisch über Jahrhunderte durchgeführten Veränderungen nur schwer
einzuordnen. Sie ist eine dreischiffige Anlage, deren Mittelteil Ansätze
romanischen Ursprungs zeigt. Die Seitenschiffe wurden später angefügt.
Einen Neubau errichtete man im Jahre 1645. Es ist anzunehmen, daß die
Kirche durch die Kriegsereignisse des 17. Jahrhunderts stark in
Mitleidenschaft gezogen war und der 1645 begonnene Bau erst nach
1653 fertiggestellt wurde. In der Mitte des 19, Jahrhunderts sah sich die
Gemeinde veranlaßt, den ruinösen Kirchturm niederzulegen. Dabei
116
rückte man den Standort des neuen Turmes um einige Meter nach
Westen und fügte in den so gewonnenen Raum ein weiteres Joch hinzu.
Im Jahre 1909 erfuhr der Bau eine weitere Veränderung. Nach den
Plänen des Architekten Philippart aus Herve erhöhte man die Seitenwände
des Mittelraumes unter Beibehaltung der nach 1673 angefügten
Seitenschiffe und des Chores, versah sie mit runden Obergadenfestern
und schloß sie mit einem Tonnengewölbe ab. (Die Präsenz eines Steines
mit der Anrufung "Sancte Remigi OPN" und der Jahreszahl 1673 1äßt
zumindest die Annahme zu, daß das nördliche Seitenschiff nach dieser
Jahresangabe fertiggestellt wurde.)
Die Innenausstattung bietet sich dem Betrachter als dem 18.
Jahrhundert zugehörend dar. Haupt- und Seitenaltäre, die Beichtstühle,
die Verkleidung der Empore und die Orgel selbst sind nach den letzten
Umbauten in Wiederverwendung beibehalten worden.
II} |
Moresnet-Kapelle
Der weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannte Marien-
wallfahrtsort Moresnet-Kapelle entwickelte sich aus dem Weiler Sier,
wo die Familie Lambert Frank im 18. Jh. ein bäuerliches Anwesen
besaß. Ein Sohn dieser Familie, Arnold, litt unter epileptischen Anfällen;
der Knabe, der eine kleine, ihm geschenkte Marienstatue besonders |
verehrte, wurde auf wundersame Weise von seinem Leiden geheilt. Das
kleine Marienbild, das der junge Arnold Frank an einer Eiche befestigt
hatte, wurde bald von immer mehr Verehrern aufgesucht, vor allem in
den Jahren 1771 und 1797, als verheerende Viehseuchen das Moresneter $ |
Land heimsuchten,
1823 entstand eine erste kleine Kapelle. 1829 kam die erste
Prozession aus Aachen/St. Jakob nach Moresnet. Zwei Jahre später
wurde die Kapelle vergrößert. Ab 1863 kam die sog. Aachener
Mittwochsprozession regelmäßig zum Moresneter Gnadenort. Ein
zweiter Ausbau der Kapelle wurde 1875 notwendig. Man errichtete das
heute noch vorhandene Oktogon; vier Jahre später wurde der erste |
Kapellenbau niedergerissen und durch einen Neubau ersetzt,
Die Moresneter Kapelle ist ein einschiffiger Bruchsteinbau von 35 m
Länge und 12 m Breite, Das Gnadenbild, eine etwa 24 cm hohe Terra- |
kotta-Statue der Muttergottes mit dem Jesuskind, steht auf dem linken
Seitenaltar, wird aber einen neuen Ehrenplatz in der im Bau befindlichen
Seitenkapelle erhalten. Seit 1876 wird der Gnadenort durch Franziskaner-
Patres betreut. |
Besondere Beachtung verdient auch die Kreuzweganlage, mit
deren Bau kurz vor der Jahrhundertwende begonnen wurde. Die einzelnen
| Stationen, die schmiedeeisernen Gitter, die üppige Bepflanzung der
| ganzen Anlage erregen immer wieder die Bewunderung der vielen
| Tausend Pilger, die Moresnet alljährlich besuchen.
Bevölkerungsentwicklung |
Am 31. Dezember 1990 zählte die Pfarre Moresnet 1.703 Seelen,
davon entfielen etwa 600 auf das Dorf, 900 auf Moresnet-Kapelle und
200 auf das Neubaugebiet "Val de Vie". Vor allem der Ortsteil Moresnet- |
Kapelle hat seit den sechziger Jahren nach Rodung ortsnahen
Gemeindewaldes neues Bauland gewonnen und dadurch einen kräftigen
Aufschwung genommen. Die erste Nachkriegszählung hatte für Moresnet |
eine Einwohnerzahl von 1.300 ergeben. Vor der 1977 erfolgten
Gemeindereform hatte Moresnet 1.431 Einwohner.
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Im Wallfahrtsort Moresnet-Kapelle ist diese schlichte Terrakotta-Statue
der Madonna mit Kind seit 1749 Zentrum der Marienverehrung.
119
Das Straßendorf Gemmenich, im Tal der Soue, stößt im Norden bis
an die niederländische Grenze bei Vaals vor, grenzt im Osten an |
Kelmiser Gemeindegebiet, im Süden an Moresnet und Montzen, im
Westen an Homburg und Sippenaeken. Der Ortskern liegt im
Schnittpunkt der Straßen Sippenaeken-Moresnet und Bleyberg-Vaals.
Gemmenich hat eine Fläche von 1157 ha und liegt (an der Kirche)
auf 215 m über dem Meeresspiegel.
Geschichte
Die Ersterwähnung findet sich in einer Urkunde Arnulfs von
| Kärnten, der am 13. Juni 888 dem Aachener Marienstift die von Lothar |
II. vorgenommene Schenkung des Neunten von 43 Köningshöfen
(Villen) bestätigt. Unter diesen Villen befindet sich auch Gemmenich
unter der Schreibform Giminis. Die Urkunde ist in einer Abschrift aus
dem Ende des 12. Jh. erhalten. Die Ortsnamenforschung glaubt als
ursprüngliche römisch-keltische Form "Geminiacum" annehmen zu |
dürfen. Es entwickelte sich eine niederdeutsch-flämische Form
"Geminich" sowie eine hochdeutsche "Gemmenich" mit einer ab-
kürzenden Wendung "Gimnich".
Die Schreibweise des Namens Gemmenich hat im Laufe der |
Jahrhunderte erheblich geschwankt.
Der Königshof Gemmenich erstreckte sich über ein viel größeres
Gebiet als das der heutigen Ortschaft gleichen Namens, umfaßte er doch
den gesamten Bereich von Gemmenich, Montzen, Moresnet, Kelmis
und Neu-Moresnet. |
Im Jahre 1042 kam der Königshof an das Aachener Marienstift, das
damit auch das Ernennungsrecht der Geistlichen in Gemmenich erhielt.
Als Zehntherr mußte das Marienstift gewisse Lasten auf sich nehmen,
so für den baulichen Unterhalt der Kirche sorgen, die Zehntglocke
stellen sowie für die Haltung von Stier, Bock und Eber für die |
Dorfgemeinschaft aufkommen.
Auch das Aachener Adalbertstift besaß seit 1041 Einkünfte in
Gemmenich.
Gemmenich gehörte im Herzogtum Limburg ursprünglich zur |
Bank Völkerich. Hier befand sich der Sitz der Schöffenbank, die zu den
|
120
sieben alten Gerichtsbanken des Herzogtums gehörte. Seit dem 14. Jh.
spätestens bildete die Bank Völkerich mit der angrenzenden Bank
Sinnich einen gemeinsamen Gerichtsbezirk. Im 15. Jh. ging dieses
Gebiet in die 1447 errichtete Bank Montzen auf.
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Gemmenich, Dieses spätgotische Kreuz auf der Flur "Schrubbel"
wurde leider 1990 entwendet.
Am 27. Oktober 1648 erwarb der aus einer alteingesessenen
Familie stammende Alexander Straet, Grundherr von Alensberg (Mores-
net), die Herrschaft Gemmenich vom spanischen König. Damit ging
auch die Hochgerichtsbarkeit auf den neuen Herrn über und Gemmenich
erhielt ein eigenes Schöffengericht; als Richtplätze sind uns das "Gemme-
nicher Loch", die Flur "Hamiot" und Alensberg (Moresnet) bekannt.
Der letzte Inhaber der Herrschaft war Piere Ignace de Lasaulx, der
sie 1767 von seinem Onkel Pierre Godefroid Ignace de Lasaulx übernahm.
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121
Die Franzosen verwandelten Gemmenich in eine "mairie", die zur
Unterpräfektur Malmedy im Departement Ourthe gehörte.
Kirche und Pfarre |
Kirchlich hat Gemmenich immer zur Diözese Lüttich und, in der
vorfranzösischen Zeit, zum Konzil bzw. Dekanat Maastricht gehört. In
einem Güterverzeichnis des Aachener Marienstifts aus dem Ende des
12. Jh. wird eine Kapelle in "Geminiaco" erwähnt. Diese Kapelle besaß
den Zehnten des gesamten Hofes (der sich wohl mit dem Pfarrsprengel |
deckte) sowie den Zehnten und den Neunten vom sog. Herren- oder |
Salland. Neben diesem Gotteshaus bestanden jedoch auf dem Gebiet
des Hofes Geminiacum zwei weitere Kapellen, die "zur Bequemlichkeit |
der Bewohner" errichtet worden waren. Bei den drei Gotteshäusern |
dürfte es sich um Moresnet, Montzen und Gemmenich handeln und
vieles spricht dafür, daß die Mutterkirche in St. Remigius in Moresnet
| zu sehen ist.
/ Die dem hl. Hubertus geweihte Kirche von Gemmenich st spätestens
} 1380 als Pfarrkirche nachweisbar,
| Zu Beginn des 17. Jh. war das Chor der Gemmenicher Kirche, wie |
Pfarrer Henricus Aubel dem Marienstift darlegt, in einem ruinösen
Zustand.
Aus den Kapitelsprotokollen des Aachener Stifts aus dem Jahre
1626 ersehen wir, daß das Chor der Gemmenicher Kirche kurz zuvor
komplett abgebrochen und neu aufgebaut werden mußte,
1656 heißt es in einem Visitationsprotokoll, das Chor sei "neu und |
schön”.
Der Bevölkerungszuwachs im 18. Jh. ließ den Wunsch reifen, ein
neues und größeres Gotteshaus zu bauen.
Nach einer Ortsbesichtigung in Gemmenich sagte der Aachener
Architekt Jos. Moretti über die alte Kirche, Mauern und Turm seien
baufällig und sie sehe aus der Nähe nicht wie eine Kirche aus. Moretti
entwarf die Pläne für einen Neubau im Stil der Zeit. Der einschiffige
Bau, der 1775 errichtet wurde, hat Tonnengewölbe mit vier Jochen. Der
vorgebaute Westturm trägt einen stumpfen Helm. Die Kirche wurde
1906 nach Plänen des Herver Architekten Philippart um ein Querschiff
im neugotischen Stil erweitert, das Chor bei dieser Gelegenheit im
selben Stil neu errichtet.
Die Kirche besitzt einen sehenswerten Schnitzaltar aus dem Ende
des 15. Jh. Auf dem Friedhof alte Grabkreuze aus dem 17. und 18, Jh.
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Gemmenich, St, Hubertus-Pfarrkirche, Sie wurde erbaut im Jahre 1774 nach
Plänen des Architekten Joseph Moretti. £
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Die Kirche wurde im Jahre 1906 durch den Bau eines Querschiffes
im neugotischen Stil erweitert.
123
Sehenswürdigkeiten
Neben den Naturschönheiten bietet die halbrund von Wald
umgebene Ortschaft vor allem in den Weilern Völkerich und Terstraeten
sowie in den Randlagen noch manches guterhaltene Bauwerk aus dem
ausgehenden 16., vor allem aber dem 17. und 18. Jh.
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Gemmenich, Wirtschaftsgebäude des Hofes Tersassen
| Bevölkerungsentwicklung
1445 zählte man in Gemmenich schon 70 Feuerstätten. 1709 wird
die Zahl der Einwohner mit 644 angegeben. Sie stieg kontinuierlich an:
1170 (1840), 1950 (1890), 2.537 i.J. 1938.
| Der Krieg brachte einen leichten Rückgang auf 2.442 i.J. 1947. In
| den folgenden Jahrzehnten kam es zu keinen merklichen Schwankungen:
von 2.485 i.J. 1961 stieg die Zahl nur unwesentlich auf 2.559 i.J. 1976.
Am 31.12.1989 lag die Einwohnerzahl bei 2.577 Personen.
Gemmenich bietet nur wenig Arbeitsmöglichkeiten, so daß der
Großteil der arbeitenden Bevölkerung auswärts Arbeit suchen muß.
125
Bis ins 14. Jh. können wir die bergbauliche Tätigkeit in Bleyberg
zurückverfolgen. Eine Grube am "Bradersberg" (Braesberg) wird
erstmals 1365 erwähnt.
1437 erhielten drei Aachener Bürger vom Herzog von Burgund das
Recht, die Grube "Blaesberch" für eine Dauer von 15 Jahren zu betrei-
ben und Blei, Zink und Kupfer zu fördern.
Eine ununterbrochene Erzförderung ist in Bleyberg für die nächsten
Jahrhunderte nicht nachzuweisen. Nicht nur die Wasserhaltung erwies
sich als sehr schwierig, auch die politischen und militärischen Umstände
führten mehr als einmal zur vorübergehenden Schließung der Grube,
die mal konzessionsweise von Pächtern, mal von der herzoglichen Do-
mänenverwaltung betrieben wurde.
Einen bedeutenden Aufschwung nahm der Erzabbau jedoch erst
nach der 1841 erfolgten Gründung der Kommanditgesellschaft "Soci6te
du Bleyberg en Belgique", die 1846 in eine AG unter der Bezeichnung
"Compagnie des Mines et Fonderies du Bleyberg" umgewandelt wurde.
Damals beschäftigte die Gesellschaft schon 190 Personen. 1852 wurde
eine neue Aktiengesellschaft gegründet, die "Socie&t& Anonyme de
Bleyberg-&s-Montzen", die 1882 mit der "Compagnie francaise des
mines et usines d’Escombrera" verschmolzen wurde. Diese betrieb den
Erzabbau und die Verhüttung bis zum Jahre 1912. Im Jahre 1896
beschäftigte der Bleyberg nicht weniger als 364 Personen. Das Etablis-
sement, dem 1879 die Genehmigung erteilt worden war, 72 Zinkröstöfen
und 96 Reduktionsöfen zu bauen, lieferte neben Zink in Platten Blei-
und Silberbarren. Zur Verhüttung kam ursprünglich nur das an Ort und
Stelle geförderte Material (Blei, Zink), doch ab 1878 wurden auch Erze
aus dem Ausland zur Verhüttung nach Bleyberg gebracht. Möglich
wurde dies durch den 1869 erfolgten Bau der den Bleyberg berührenden 1
Eisenbahnstrecke Welkenraedt-dt. Grenze. Grubendirektor Paquot hatte
durch kgl. Erlaß die Konzession zum Betrieb dieser Strecke erhalten
| unter der Bedingung, daß er dieselbe auf eigene Kosten baue und die |
| Strecke über Moresnet, Bleyberg und Gemmenich führe. Die Menge
der aus dem Ausland (Spanien, Australien und dem Mittelmeerraum)
importierten Erze lag bei jährlich 18-20.000 Tonnen. |
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1912 kam es zueiner Verschmelzung der französischen Gesellschaft
Escombrera mit der "Soci&t& miniere et metallurgique de Pennaroya",
die die Arbeiten in Bleyberg i.J. 1922 einstellte. Die Gebäude sowie das
Werksgelände wurden 1939 unter Ausschluß des Konzessionsrechtes
an die Drahtfabrik "Manufacture de Treillis et de Toiles Mötalliques"
verkauft.
Schon 1934 waren zwei Fabrikschlote aus den Jahren 1840 bzw.
1860 mit resp. 39 und 43 m Höhe gesprengt worden.
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Bleyberg. Alte Schmelztiegel, die als Stützmauer auf dem brachliegenden
Industriegelände dienen, erinnern an die Blütezeit
des Erzbergbaus in Bleyberg.
An die einst rege industrielle Tätigkeit am Bleiberg erinnern heute
noch alte Fotos, brachliegendes ehemaliges Fabrikgelände, Arbeiter-
wohnhäuser usw. Vor allem aber der Ortsname hält die Erinnerung an
die Vergangenheit wach. Durch kgl. Erlaß vom 20. Sept. 1919 wurde
der bis dahin "Bleyberg" genannte Ort zu "Plombi&res". Ein kgl. Erlaß
vom 17.9.1975 überträgt diesen Namen nun auch auf die Gesamt-
gemeinde mit Sitz in Montzen.
128
Pfarre und Kirche
Der ehemalige Weiler Bleyberg verdankt im wesentlichen seine
verhältnismäßig rasche Entwicklung dem ortsansässigen Bergbau, der
den Bevölkerungszuwachs im 19. Jahrhundert maßgeblich beeinflußte.
Sein Gebiet erstreckte sich auf Teile der ehemals selbständigen Gemein-
den Montzen, Gemmenich und Homburg. Die einstige Pfarrzugehörigkeit
unterlag damit zwangsläufig einer Dreiteilung. Diesem Umstande
verdankte Bleyberg die spätere Pfarrerhebung. Eirle Kapellengründung
geht auf eine im Jahre 1862 ergriffenen Initiative des Bergwerksdirektors
zurück, die er im Interesse seiner Bergleute, welche sich geweigert
hatten, die Sonntagsschicht anzutreten, wenn sie nicht vorher ihrer
Christlichen "Sonntagspflicht" nachgekommen seien, unternommen
hatte. Der Bischof von Lüttich ernannte daraufhin einen Seelsorger und
stattete ihn mit den für diesen Ort als notwendig erachteten seel-
sorgerischen Rechten aus. Demzufolge durfte er nur den Angehörigen
der Bergwerksgesellschaft die Osterkommunion spenden, ihre Kinder
taufen, sie auf die Erstkommunion vorbereiten und die Sterbesakramente
verabreichen. Ausdrücklich war es ihm verboten, die Erstkommunion-
feier in seiner Kapelle zu halten, das Sakrament der Ehe zu spenden,
Exequien für einen Verstorbenen zu zelebrieren sowie dessen Beerdigung
vorzunehmen. Dies sollte den bisher zuständigen Pfarrern vorbehalten
bleiben.
Neben der Kapelle, die im Erdgeschoß eines usprünglich zur
Erzwäsche errichteten Gebäudes eingerichtet wurde, befanden sich im
Obergeschoß andere, sozialen Zwecken dienende Räume. Sie beher-
bergten ein Spital für verwundete und kranke Arbeitnehmer der Berg-
werksgesellschaft. Durch den Anbau eines Chores und einer Sakristei
sowie durch einen Dachreiter zur Aufnahme einer Glocke erhielt das
Gebäude ein sakrales Aussehen. Nach einer neuerlichen Petition des
Jahres 1864 an den Bischof von Lüttich, die den Wunsch nach einer
Pfarrerhebung zum Inhalt hatte, forderte dieser zunächst eine Stel-
lungnahme der bislang zuständigen Pfarrer von Montzen, Gemmenich
und Homburg. Gemmenich und Homburg gaben ihre Zustimmung,
während der Pfarrer von Montzen aus verschiedenen Gründen ablehnte.
Man war hier der Meinung, die Kapelle sei nur zur Beschwichtigung der
Arbeiter eingerichtet worden, die sich, wie bereits erwähnt, weigerten,
ihre Schicht anzutreten, ohne einem sonntäglichen Gottesdienst
beigewohnt zu haben. |
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Der amerikanische Ehrenfriedhof von Henri-Chapelle
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Der wehrhafte Turm der St. Georg-Pfarrkirche von Henri-Chapelle
gehört dem 12.-13. Jh. an.
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Schloß Beusdael in Sippenaeken ist eine der Perlen des Göhltales.
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Remersdael, Obsinnich.
Der alte Adelssitz der Fam. von Eynatten bzw. von Fürstenberg
ist heute Ferienheim und Exerzitienhaus.
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Teuven.
Das Schlößchen Draeck war Sitz der adeligen Familie gleichen Namens.
146
entschloß man sich dort, ein neues, dem Bevölkerungszuwachs
angemessenenes Gotteshaus zu errichten und ließ die alte Kirche, die
ihren Standort bei der heutigen Kreuzigungsgruppe hatte, niederlegen.
Die Bleyberger Bergwerksgesellschaft erwarb aus dieser Kirche die aus
dem 18. Jahrhundert stammende Orgel, einen Seitenaltar und außerdem
fünf Statuen.
In einer Niederschrift an den belgischen Staat vom 6.3.1922
erklärte Direktor Paul Paquot, daß der bis jetzt genutzte Kapellenraum
der Kirchenfabrik zu Bleyberg auf eine Dauer von 99 Jahren so lange
für den symbolischen Franken vermietet bleibe, wie er als Kapelle
genutzt werde.
Die staatliche Anerkennung der Bleyberger Pfarre, die übrigens
der Himmelfahrt Mariens geweiht ist, erfolgte am 9. Dezember 1926,
unter den im Jahre 1866 festgesetzten Grenzen.
Zukunftsweisend für die Pfarre war auch die im Jahre 1929 vom
Kirchenfabrikrat gefällte Entscheidung, dem Vervierser Architekten
Emile Burguet den Auftrag zur Planung eines neuen Gotteshauses zu
übertragen. Der Montzener Gemeinderat stellte in einem Beschluß vom
13. Januar 1931 einen Betrag von 50.000 Franken für ein Bauvorhaben
an der alten Stelle zur Verfügung. Die Summe erhöhe sich jedoch auf
200.000 Franken, wenn die neue Kirche am sogenannten Kalottenhof
oder an einem anderen zentralen Orten der Gemeinde errichtet werde.
Im Jahre 1934 kaufte die Gesellschaft "Pennaroya" das dazu
notwendige Grundstück mit einer Fläche von 1450 m? und überließ es
schenkungsweise der Pfarrgemeinde. Die Grundsteinlegung erfolgte
am 14. Oktober 1934 durch den Montzener Dechanten Ferbeck. Gut ein
Jahre später nahm der Bischof von Lüttich die feierliche Konsekration
des nun fertiggestellten Gotteshauses vor. Der uns heute überlieferte
Rundbau hat einen Durchmesser von 22 Metern und eine Gesamthöhe
bis zum Kreuz der auf dem Dache befindlichen Laterne von 33 Metern.
Im Innern zeigt die Bleyberger Pfarrkirche sich als eine freitragende
Konstruktion, die von allen Seiten einen freien Blick zum Altar bietet.
An die große Rotunde schmiegen sich außen Chor und Kapellen
an. Die auf acht Säulen in den Ecken des Oktogons ruhende, in Stahl
ausgeführte Dachkonstrucktion, deckt einen 440 m? großen Laienraum.
147
Bevölkerung
Die Zugehörigkeit zu drei verschiedenen Gemeinden - Montzen,
Gemmenich und Homburg - hat es den Bleybergern immer schwer
gemacht, sich mit ihrem Dorf zu identifizieren. Z. Zt. liegt die
Bevölkerungszahl bei etwa 1.400. Eine starke, durch die Nähe Aachens
bedingte Fluktuation, macht exakte Zahlenangaben fast unmöglich.
148
Auf der Wasserscheide Gülpe- und Göhltal südlich Sippenaeken
und nordwestlich Montzen gelegen, weist sich Homburg als eine in der
fränkischen Landnahmezeit entstandene Höhensiedlung aus. Das seltene
Patrozinium des hl. Brixius, eines Bischofs von Tours (+ 444), läßt, nach
W. Kaemmerer, die Annahme zu, daß der Ort bereits in der Merowin-
gerzeit bestanden hat. Sein Bild ziert das Siegel der Homburger Schöffen
aus dem Jahre 1683.
Urkundlich belegt ist Homburg im Jahre 1060 unter der Form
"Humbore",
Mit einer Fläche von etwa 1670 ha und einer Einwohnerzahl von
1.387 ist Homburg relativ dünn besiedelt: 83 Einwohner pro qkm. Es ist
einer der wenigen Orte, die in den vergangenen Jahrzehnten eine rück-
läufige Bevölkerungsentwicklung zu verzeichnen hatten. Im Jahre
1955 zählte man noch 1545 Einwohner, 1970 waren es 1.340. Der
Tiefststand mit einer Zahl von 1277 Einwohnern war 1981 erreicht.
Seitdem ist eine leichte Zunahme zu verzeichnen, so daß die Zahl sich
am 31.12.1990 auf 1387 belief.
Das Gebiet Homburgs bleibt nach wie vor von der auf Milch-
wirtschaft spezialisierten Viehhaltung geprägt, wenn auch die Zahl der
landwirtschaftlichen Betriebe, die im Jahre 1980 eine durchschnittliche
Größe von 15 ha besaßen, im Rückgang begriffen ist. Einer Untersuchung |
des Verkehrsvereins Homburg (1981) zufolge dürfte die Zahl der selb-
ständigen Landwirte auf dem Gebiet der früheren Gemeinde Homburg,
die einen Teil der Pfarre Bleyberg umschloß, von damals 100 auf etwa
33 im Jahre 2000 zurückgehen, die durchschnittliche Betriebsgröße
aber auf etwa 45 ha ansteigen. Inzwischen stellt man fest, daß das
Betriebssterben schneller als vor 10 Jahren prognostiziert voranschreitet.
Außer in der Landwirtschaft gibt es nur wenige Arbeits-
möglichkeiten im Ort. Die 1934 gegründete Molkerei "Beurrerie du
Pays de Herve-Aubel, B-H-A), die in früheren Jahren bis zu 60 Personen
beschäftigte, ist augenblicklich im Zuge der Umstrukturierung der zur
Union Laiti&re Normande gehörenden milchverarbeitenden Betriebe in
Auflösung begriffen.
Zwei Mühlen sind noch in Homburg in Betrieb: die eine, früher
Bruwier, heute Detry, liefert Mastmehl an landwirtschaftliche Betriebe,
die andere, die Mühle Meyers, beliefert die Bäckereien mit Backmehl.
149
Pfarre und Kirche
Die St. Brixius-Kirche gehörte als Eigenkirche ursprünglich dem
St. Petersstift zu Lüttich, das im Mittelalter den Geistlichen in Homburg
als "vicarius perpetuus" (Ewigvikar, Pfarrektor) mit allen Rechten eines
Pfarrers bestellte.
Nach dem Verkauf der Grundherrschaft "Peterhof" lag das Recht
der Pfarrstellenbesetzung beim jeweiligen Besitzer dieses Hofes.
Eine Kirche wird in Homburg erstmals 1337 genannt; sie war
vermutlich eine Filiale von St. Peter in Teuven. Am&d&e de Ryckel
schreibt, die dem hl. Brixius geweihte Kirche sei aus dem 13. Jh.
gewesen, was auch die Meinung eines namhaften Architekten war. Eine
Erneuerung des Kirchengebäudes fand im 15. Jh. statt.
1521 sollten laut Vertrag des Lütticher Stifts mit den Maurern des
Orts das Chor und die Pfarrscheune erneuert werden.
Ein weiterer Umbau wurde 1717 nach Plänen des Aachener
Architekten Laurenz Mefferdatis durchgeführt, da das Schiff einzustürzen
drohte. Chor und Turm der alten Kirche blieben damals erhalten, auch
die Säulen des Mittelschiffs, 1838-39 schließlich erhielt die Kirche ihr
heutiges Aussehen. Chor und Turm, beide baufällig, wurden abgerissen
und neu aufgebaut, der Laienraum um ein Joch nach Osten erweitert,
Die Kirche ist "ein schlichter Backsteinbau mit einfacher Hau-
steineinfassung der Fenster und Türen. Im Innern dreischiffige Hallen-
kirche mit Säulen und Kreuzgewölbe, wie sie Mefferdatis oft ausgeführt
hat. (Würselen, Eupen u.s.w.). Im Gegensatz zum Laienraum hat der
jüngere Chor ein flaches Tonnengewölbe und kreisrunden Chorabschluß,
der durch zwei Pilaster aufgeteilt ist, die im Gewölbe in unverstandener
Anlehnung an Mefferdatis oben spitz auslaufen. Die fremdartigen
Säulenbasen und das heutige Hauptgesimse im Laienraum (außen)
"müssen von einer jüngeren Wiederherstellung stammen."
(Dombaumeister Prof, Dr. J. Buchkremer)
Von der Innereinrichtung verdienen Beachtung
- der Hochaltar mit schönem Altarbild, die Anbetung der hl. drei
Könige darstellend, eine Arbeit aus dem Jahre 1761 mit sechssäuligem
Aufbau; das reich geschwungene Hauptgesimse überdeckt den Altartisch
baldachinartig. Der schöne Tabernakel wird von Engeln und dem
Pelikan bekrönt.
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Homburg, St. Brixius. Die dreischiffige Hallenkirche aus Backsteinen mit
Hausteineinfassungen der Fenster und Türen wurde 1717 nach Plänen des
Laurenz Mefferdatis erbaut,
Im Jahre 1838/39 wurden Chor und Turm neu errichtet.
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151
- die Statuen der Kirchenpatrone Brixius und Sebastianus, zwei
Barockfiguren; |
- ein einfacher kelchartiger Taufstein aus dem Jahre 1641;
- ein Barock-Kronleuchter aus Messing.
Im Turm befinden sich drei Glocken, von denen die älteste aus dem |
Jahre 1728 stammt und die Inschrift trägt: "BRICTIUS HEISCH ICH.
LEVACHE VON LUTTICH GOSSE MICH. SEINE EXCELLENTZ
VON FURSTENBERGH ALHIER GAFF MICH. ZUR EHREN
GOTTES LAUTE ICH. A. 1728". Die zweite Glocke wurde 1748, die
dritte 1824 gegossen. |
Der Friedhof
Der Friedhof von Homburg zeigt einen überraschenden Reichtum
an Grabkreuzen aus dem 16. bis 18. Jh. Die zahlreichen Grabplatten, die |
früher die Begräbnisstätten innerhalb der Kirche abdeckten, wurden
leider i.J. 1874 bei der Neuverlegung des Fußbodens entfernt. Eine
solche aus dem Jahre 1550 überbrückt den Straßengraben vor dem
Hause Stevens, rue d'Aubel 59.
Die Herrschaft Homburg und Remersdael
Homburg, das auch das 1852 zur selbständigen Gemeinde erhobene
Remerdael umfaßte, gehörte im Herzogtum Limburg zur Hochbank
Montzen. 1560 zählte man in den beiden Orten Homburg und Remersdael
118 Häuser, 61 in Homburg, 57 in Remersdael, Injenem Jahre verpfändete
der von Geldnot geplagte spanische König Philipp III. die Herrschaft
Homburg und Remersdael an Henri de Ghoer, Herrn von Andrimont.
Dieser errichtete in Homburg ein Gericht, das die bis dahin von Mont-
zen wahrgenommene Gerichtsbarkeit ausübte. |
1615 löste die Krone die verpfändete Herrschaft wieder ein und die
beiden Ortschaften kamen erneut unter die Hoheit des Montzener
Bankgerichts. Doch schon am 16. Oktober 1648 verkaufte Philipp IV.
von Spanien die Herrschaft Homburg und Remersdael an Winand von
Eynatten zu Obsinnich und Johann-Heinrich von Eynatten zu |
Remersdael, Damit erhielt die Herrschaft erneut einen eigenen, von
Montzen unabhängigen Gerichtshof, der neben der niederen und mittleren
auch die hohe oder Blutgerichtsbarkeit besaß, d.h., daß das Homburger
Gericht auch in Kriminalfällen zuständig war, während Montzen solche
Fälle dem Hof in Limburg übergeben mußte,
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Homburg, zwei Beispiele aus der Vielzahl der aus dem 16.-18, Jh. erhaltenen
Grabsteine auf dem bei der Kirche gelegenen Friedhof.
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Homburg, Burg Veltjaeren, ein Kleinod unter
den zahlreichen Burgen unserer Gegend,
154
Sitz des Gerichtes war im 18. Jh. das im Dorfzentrum, R. du Village
Nr. 24-25, gelegene und heute unter Denkmalschutz stehende Haus. Ein
Zahlenstein am Nebengebäude trägt die Jahreszahl 1697.
Der letzte Herr von Homburg in der vorfranzösischen Zeit war
Theodor von Fürstenberg. Eine den männlichen Nachkommen der
Familie von Fürstenberg vorbehaltene Kirchenbank trägt auf der Tür
das Wappen dieser Adelsfamilie.
Vonden fünf auf Homburger Gebiet bestehenden Grundherrschaften
war die schon 1124 nachweisbare Grundherrschaft "Peterhof", die dem
Benediktinerkloster zu Lüttich gehörte, die bedeutendste,
Zwei alte Adelssitze: Veltjaeren und Berlieren
Das in einer Senke südlich der Straße Aubel-Homburg gelegene
und aus dem 15.-16. Jh. stammende feste Haus Veltjaeren hat sein
ursprüngliches Aussehen fast unverändert bis in unsere Tage bewahrt.
Ein Vorgängerbau dieses wehrhaften Rittersitzes wurde 1286 im
limburgischen Erbfolgekrieg durch Herzog Johann I. von Brabant
zerstört. Die Ritter Anselm und Winand von Wilhonriw = Veltjaeren
werden schon 1273 genannt.
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Homburg. Das Dorfzentrum weist noch eine Reihe architektonisch
interessanter Bauten aus dem 17.-18. Jh. auf, darunter diesen schönen Bau
(Ende 17. Jh.), der als Versammlungsstätte des ehemaligen Homburger
Gerichtshofes diente,
155
Der ummauerte Bau, von Wassergräben umgeben und über eine |
zweibogige Brücke zugänglich, besteht aus einem zweigeschossigen,
dreiachsigen Hauptgebäude, das mit zwei daran anstoßenden Seiten-
flügeln ein U bildet. ;
Inder langen Besitzerfolge von Veltjaeren finden sich so klangvolle |
Namen wie Ghoor, Millendonck (16.-17. Jh.), Croonenberg (17. Jh.),
Sybertz (18. Jh.); Reul und Bourcier de Montureux (19. Jh.). Seit 1976
ist Veltjaeren (auc Vieljaren genannt) im Besitz der Fam. Wolter-Ru-
land,
Ein anderer alter Adelssitz liegt Remersdaeler Straße 29. Es ist |
Berlieren,
Das Haus liegt versteckt in einer feuchten Niederung, unweit der
Quelle des Berlierenbaches.
Bei Berlieren handelt es sich um das unter dem Namen "Sint
Peterhof" bekannte und dem Lütticher St. Petersstift gehörende Gut. |
Das Lütticher Stift verkaufte den Hof 1582. Vom Anfang des 17. bis zu
Beginn des 19. Jh. war Berlieren im Besitz der Familie de Trazegnies,
die das Haus an Familie von Fürstenberg verkaufte. Diese besaß schon
das Haus Obsinnich zu Remersdael und behielt Berlieren bis 1935. |
Heutige Besitzer von Berlieren ist Fam. Locht.
Das Haus Berlieren war ehemals von Wassergräben umgeben und
über eine Zugbrücke zu erreichen. Es dürfte sich ursprünglich um einen
Wohnturm gehandelt haben. Reste des mittelaterlichen Baues sind noch
an der Nordwestecke zu erkennen. |
Der heutige Bau stammt vorwiegend aus dem 17. Jh. (Maueranker
1688), erfuhr jedoch am Ende des 19. Jh. nicht unwesentliche bauliche
Veränderungen.
Ebenfalls auf Homburger Gebiet, auf der Flur Vogelsang, liegt der |
22,8 ha große amerikanische Heldenfriedhof, auf dem heute noch
nahezu 8.000 Gefallene des 2. Weltkriegs ruhen. Von der gegen-
überliegenden Aussichtsplattform bietet sich ein einmaliges Panorama
des Herver Landes.
|
|
156
Das an der belgisch-niederländischen Grenze, 5 km westlich von
Gemmenich, gelegene Sippenaeken gehört seit 1977 zur Gemeinde
Plombi@res. Der Ort deckt eine Fläche von 490 ha.
Die Deutung des Ortsnamens ist umstritten.
Ein 1243 angelegtes Güterverzeichnis des 1144 gegründeten und
auch in Sippenaeken begüterten Klosters von Sinnich (Teuven) kennt
den Ort noch nicht.
Den ersten urkundlichen Nachweis desselben finden wir in einer
abschriftlich erhaltenen Urkunde des Vogtes, des Meiers und der
Schöffen von Sippenaeken aus dem Jahre 1330. Eine Original-Urkunde
aus dem Jahre 1333 hat als älteste Schreibweise Syppenaken.
Im Schöffensiegel von 1699 erscheint das Bild des Lütticher
Patrons St. Lambertus, der auch Pfarrpatron von Sippenaeken ist.
Die Herrschaft über Teuven sowie Sippenaeken und Beusdael
wurde 1557 vom spanischen König verpfändet und nach Wiedereinlösung
1644 verkauft. Dabei kam es zu einer Teilung: Die Herrschaft
Sippenaeken-Beusdael wurde von der Herrschaft Teuven losgetrennt.
Das Schöffengericht von Beusdael besaß die Hochgerichtsbarkeit.
Durch die französische Verwaltungsreform vom 1. Oktober 1795
kam Sippenaeken zum Kanton Aubel. Im Jahre 1842 wurde der Ort aus
der Gemeinde Teuven herausgenommen und zur selbständigen Gemeinde
erhoben.
Beusdael
Am Ortsausgang Richtung Teuven liegt in einer Talsenke das
Schloß Beusdael. Es war ursprünglich der Sitz einer Familie gleichen
Namens. Ein Zinsregister aus dem Jahre 1418 erwähnt, wohl als erste
geschichtliche Quelle, den Namen Beusdael. Nach einer nicht
überprüfbaren Angabe (Fahne, Köln. Geschlechter, 1, 98) soll schon
1367 ein Hermann von dem Beuysdael vorkommen. Nach Macco
(Aachener Wappen, 1, 126) brachte die letzte ihres Stammes, Elisabeth
von Beusdael, die Herrschaft Beusdael durch Heirat an Johann von Eys
(1370). Hermann von Eys wird 1444 mit dem Zusatz "genannt van
Buesdale" gekennzeichnet.
158 ;
Gegen Ende des 16. Jh. geht Beusdael durch Heirat der Erbin Eva
von Eys-Beusdael mit Johann Colyn an letztgenannte Familie, bis
wiederum die Letzte ihres Stammes, Maria-Adriane- Wilhelmine von
Colyn, durch Testament vom 26. Jan. 1757 Schloß und Herrschaft an
den Aachener Stiftsherrn und Scholaster, den späteren Fürstbischof von
Lüttich, Graf C&sar Constantin Francois von Hoensbroeck, veimachte.
Dieser übertrug das Schloß im Jahre 1785 seinem Neffen, dem Grafen
Charles Francois de M&an-Beaurieux, dessen Enkelin den Grafen
Florent-Ferdinand d'Oultremont heiratete. Über die Familien Huyser,
Voss und Vanderheyden-Vaesen kam Beusdael i.J. 1951 an die GoE
"Colonies scolaires catholiques li6geoises".
Schloß Beusdael ist ein imposanter, von Wassergräben umgebener
Bau, der im wesentlichen aus drei baulich verschiedenen Teilen besteht,
und zwar dem bis zur Dachkante 28 m hohen Bergfried aus dem 13. Jh.,
dem Wohntrakt mit Westturm aus dem 16. Jh. und der Kapelle aus dem
Ende des 19. Jh. Das Dach stammt, wie die wappengeschmückten
Wetterfahnen auf dem Bergfried und dem Westturm ausweisen, aus der
Mitte des 17. Jh.
Eine der hl. Elisabeth geweihte Burgkapelle dürfte schon um 1200
bestanden haben. Ein Neubau aus dem Jahre 1838 wurde bei großen
Umbauarbeiten 1882 niedergelegt. Der damalige Schloßherr, Graf
Florent d'Oultremont, ließ die Kapelle in den Innenhof verlegen, wo sie
sich an den westlichen Flügel anlehnt.
Kirche und Pfarre
Erste Nennung einer Kirche in Sippenaeken ist i.J. 1333. Aus Visi-
tationsprotokollen geht hervor, daß diese Kirche schon vor 1600 das
Taufrecht besessen hat. Vermutlich war Sippenaeken ursprünglich eine
Filialkirche der schon im 12. Jh. genannten Mutterkiche von Teuven,
Das Recht der Pfarrstellenbesetzung lag in Sippenaeken beim jeweiligen
Grundherrn.
Die Pfarre Sippenaeken wurde 1911 um Terbruggen, 1916 um
Riddersaessen und Mergelhof, 1964 um Beusdael erweitert.
Die nach Plänen des Provinzialarchitekten Jansolet in den Jahren
1840-41 erbaute Kirche ist ein Backsteinbau auf Bruchsteinsockel. Die
Tür- und Fenstergewände sind aus hellem Kalkstein. Der einschiffige
Bau hat Tonnengewölbe und vier Joche. Der Turm wurde 1852 errichtet.
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Sippenaeken,
Pfarrkirche St, Lambertus, erbaut 1840-41
160
Ein Denkmal hält die Erinnerung wach
Während des Ersten Weltkrieges, als Belgien von den deutschen
Truppen besetzt, die Niederlande jedoch neutral waren, versuchten
manche geflohene Kriegsgefangene, über die Grenze bei Gemmenich-
Sippenaeken auf niederländisches Gebiet zu kommen. Auch junge
Belgier versuchten, auf demselben Wege die belgische Armee zu errei-
chen. Daeine rigorose Bewachung der belgisch-niederländischen Grenze
indemunübersichtlichen Gelände nicht möglich war, verfiel die deutsche
Armeeführung auf den Gedanken, die Grenze dürch einen elektrisch
geladenen Zaun zu sichern. Diese 28,7 km lange, unter 2000 Volt
Spannung stehende Drahtsperre, die vom Dreiländereck ausging und
bis zur Maas reichte, wurde in einigem Abstand von der Grenze
gezogen, so daß in Gemmenich und Sippenaeken zwischen Staatsgrenze
und Drahtsperre eine Grenzzone entstand, in der die Bewohner wie
eingeschlossen lebten.
Das Hindernis war anfangs noch verhältnismäßig leicht zu über-
winden: man konnte eine Leiter an einen Baum anlehnen, im Stabhoch-
sprung den Zaun überspringen oder denselben durch die Göhl im
Tauchen unterqueren. Nachdem die Deutschen jedoch alle Grenz-
bäume gefällt, die Göhl durch Stacheldrahtrollen unpassierbach gemacht
und den Zaun beträchtlich erhöht hatten, wurde der Versuch, "nach Hol-
land" zu gelangen, immer mehr jungen Menschen zum Verhängnis. Die
genaue Zahl der Opfer ist jedoch unbekannt.
Nach dem Krieg ließ der damalige Besitzer von Schloß Beusdael,
Graf Joseph d'Oultremont, auf der Höhe zwischen Beusdael und Teuven
einen Gedenkstein für die Opfer des elektrischen Grenzzaunes errichten.
Dieses Denkmal, ein Stein mit einem Relief, das einen im Drahtzaun
hängenden jungen Menschen zeigte und die Inschrift trug: "A 1a m&moi-
re des victimes belges et alliges 1914-18; Comte J. d'Oultremont", wur-
de 1940 zerschlagen. 1962 wurde auf Initiative der Frontkämpfer-
verbände und der Gemeindeverwaltungen an derselben Stelle ein neues
Denkmal errichtet.
Bevölkerungsentwicklung
Da Sippenaeken außer in der Landwirtschaft keine Arbeitsplätze
bietet, sind die Bevölkerungszahlen rückläufig, wie folgende Angaben
ausweisen:
1852: 420 Ein. 1910: 335 Ein. 1964: 232 Ein.
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Der seit 1977 zur Gemeinde Welkenraedt gehörende Ort liegt auf
der Wasserscheide von Göhl und Berwinne; er grenzt im Norden an
Homburg und Montzen, im Osten an Lontzen und Welkenraedt, im
Süden an Baelen, Bilstain und Andrimont, im Westen an Clermont-sur-
Berwinne.
— Der Hockel- und der Ruyffbach ordnen Henri-Chapelle dem
Einzugsgebiet der Weser zu, durch Grünstraßerbach und Weiherbach
ist der Ort mit dem Göhltal verbunden. Das langgestreckte Dorf, das
sich von Montzen bis Andrimont ausdehnt und die romanisch-germa-
nische Sprachgrenze senkrecht durchschneidet, hat im wesentlichen
noch die Ortsgrenzen des 12. Jh., da schon i.J. 1172 Hockelbach, Ruyff
und Weiher ("Hukelebach, Riva, Vivarius") als zu Henri-Chapelle
gehörend genannt werden. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang
jedoch eine 1816 vorgenommene Grenzbegradigung, durch die im
Bereich von Mützhagen ein Gebiet von etwa 73 ha zur preußischen
Gemeinde Lontzen geschlagen wurde.
Henri-Chapelle hat eine Fläche von 1490 ha, fast ausschließlich
Weideland.
Der Kircheneingang liegt auf einer Höhe von 338 m, während auf
Belceil, am höhsten Punkt des Ortes, 454 m erreicht werden.
Geschichte
Schon zur Römerzeit wurde das Gebiet von Henri-Chapelle dem
Verkehrerschlossen. Von Maastricht kommend führte eine Römerstraße
über Gronsveld, s-Graevenvoeren, St-Martens Voeren, Henri-Chapelle, _
pelle, Dolhain-Limburg, Go€, Hestreux und Baraque Michel und mündete
in die große Römerstraße Köln-Trier. Diese Fernstraße berührte Henri-
Chapelle auf der Höhe von Belceil. Heute noch heißt die Verbindung
Henri-Chapelle - Hagelstein «Heerstraße». Trotz dieser günstigen Lage
ist der Ort erst 1172 geschichtlich belegt. Es scheint sich um eine
Gründung der mittelalterlichen Rodungsperiode zu handeln. Die Frage,
welchem Heinrich der Ort seinen Namen verdankt, wird nie mit absoluter
Sicherheit beantwortet werden können. Die Wahrscheinlichkeit spricht
dafür, daß Herzog Heinrich I. von Limburg, der von 1082-1119 regierte,
eine Kapelle errichtete, die dem Ort den Namen gab. Herzog Walram
Il.schenkte zwischen 1130 und 1139 der Abtei Stavelot den Novalzehnt,
I
164
d.h. den Zehnt von neugerodetem Land, in Henri-Chapelle. Diese
Schenkung wurde durch Herzog Heinrich III. i.J. 1172 bestätigt, welche
Urkunde die Ersterwähnung des Ortes bietet,
Herzog Walram IV. verlieh Henri-Chapelle i.J. 1263 die Rechte
einer Freiherrschaft, wie sie auch Limburg und Herve genossen: der Ort
durfte eine eigene Gemeindekasse und ein Gemeindehaus halten, ein
Siegel führen und einen Belfried mit Glocke sowie ein Zeughaus besit-
zen. Der Herzog, "angesichts der langen Dienste unserer treuen Mannen
unseres Dorfes Henrics Capelle" gestand den Bürgern Henri-Chapelles
weitere individuelle Privilegien zu, so die Freiheit von allen Steuern und
Abgaben, außer einem jährlich "von Scheunen und Häusern" am St. Ste-
phanus-Tag zu zahlenden Zins von einer Müdde Hafer, zwölf Aachener
Pfennigen und zwei Kapaunen. Die Bürger von Henri-Chapelle brauchten
auch keinen Wachtdienst auf der Festung Limburg zu leisten.
Um allen zu künden, daß Henri-Chapelle eine Freiherrschaft war,
die nur dem Herzog unterstand, befand sich auf dem großen Platz vor
der Halle, d.h. dem Gemeindehaus, ein großes Kreuz. Dieses Kreuz, das
Symbol der Freiheit, wurde in der französischen Revolution niedergelegt.
Henri-Chapelle teilte das wechselvolle Schicksal der anderen zum
Herzogtum Limburg gehörenden Göhltalgemeinden. In einem Bericht
aus dem 16. Jh., bei dem essich um eine Kopie eines älteren Dokumentes
zu handeln scheint, heißt es, vier Heerstraßen führten durch Henri-
Chapelle, die erste nach Eupen und Luxemburg, die zweite nach Herve
und Lüttich, die dritte nach Hägelstein und Ste Croix, die vierte nach
Kelmis und Aachen. Diese exponierte Lage brachte den Durchzug
vieler Truppen mit sich: Spanier, Holländer, Franzosen und Österreicher
brachten die Bewohner mehr als einmal an den Rand des Ruins.
Die Herrschaft Henri-Chapelle, die die niedere, mittlere und hohe
Gerichtsbarkeit besaß, wurde, wie manche andere auch, i.J. 1644 vom
spanischen König Philipp IV. verkauft und vom Besitzer von Ruyff,
Nicolas de Croonenberg, für 12.000 Gulden erworben.
Etwa um 1704 wurde der Versammlungsort der limburgischen
Stände (Geistlichkeit, Adel und 3. Stand) von Limburg nach Henri-
Chapelle ins Hotel de la Couronne verlegt. Heute noch erinnert ein Saal
(der Ständesaal /salle des Etats) in besagtem Hotel an die Versammlungen
der Stände in der vorfranzösischen Zeit. Hier wurde am 24. Juni 1790
die limburgische Souveränität ausgerufen und Kaiser Joseph II. für
abgesetzt erklärt.
166
Kirche und Pfarre
Die Legende erzählt, Herzog Heinrich von Limburg habe sich eines
Tages auf der Jagd verirrt. In seiner Not habe er dem Schutzpatron
Limburgs, dem hl. Georg, gelobt, ihm an der Stelle, wo er den Weg
wiederfände, eine Kapelle zu errichten. Nachdem er den Hügel, an
dessen Fuß er sich befand, erstiegen hatte, sah er unten im Wesertal die
Türme seiner Burg. Er hielt sein Versprechen und errichtete dem hl.
Georg eine Kapelle, die bald «Heinrichs-Kapelle» genannt wurde,
Heute noch ist St. Georg der erste Pfarrpatron von Henri-Chapelle.
Die St. Georg-Pfarre gehörte ursprünglich zur Mutterpfarre Baelen,
von der sie zwischen 1500 und 1545 abgetrennt wurde. Das Recht der
Pfarrstellenbesetzung lag beim Abt von Rolduc, der meist einen
Kanoniker dieser Abtei zum Pfarrer von Henri-Chapelle ernannte.
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So dürfte die erste Kirche in Henri-Chapelle ausgesehen haben.
(Zeichnung J. Buchkremer)
Die Pfarrkirche ist "eine dreischiffige niedrige Hallenkirche, der
ältere Turm zwischen den Seitenschiffen eingebaut, mit schmalem
Querschiff und Chor mit drei Seiten eines Sechsecks abschließend,
außen Bruchstein mit Blausteineinfassung der Ecken und
Fenstergewände, mit barocker Turmhaube und barockem Dachreiter,
innenLaienraum mit runden Barocksäulen und Kreuzgewölben zwischen
breiten Gurtbögen mit Stuckverzierungen, im Querschiff und Chor
gotisierende Kreuzgewölbe auf Konsolen." (Prof. Dr. J. Buchkremer)
167
Die heutige Kirche läßt klar drei Bauphasen erkennen: Der wuchtige
Bruchsteinturm mit dem nach Westen geneigten Helm hat Grundmauern
von 1,45 m Dicke. Die Südseite weist oben Spuren von zwei kleinen
rundbogigen Fenstern auf. Es ist der einzige romanische Kirchturm
unseres Raumes. Er hat vermutlich auch als Wehrturm gedient.
Chor und Querschiff sind durch einen Zahlenstein über dem Fester
des Querschiffs auf 1630 datiert; sie gehören noch der Gotik an. Das
Haupt- und die beiden Seitenschiffe wurden im 18. Jh. errichtet. Der
nördliche Eingang trägt die Inschrift "haeC DoMVs oratlonIs
VoCabitVr", ein Chronogramm, das die Jahreszahl 1718 ergibt. "Anno
1718" liest man auch über dem südlichen Eingang. Den Formen nach zu
urteilen wurde der Umbau von 1718 durch den Aachener Architekten
Laurenz Mefferdatis ausgeführt. "Eine einstweilen unlösbare
Unstimmigkeit" sah Prof, Buchkremer in den Säulenbasen, die nicht zu
den Kapitellen passen.
Im Innern der Kirche ist vor allem die "Trabes" zu beachten, ein
5,40 m langer Apostelbalken mit schön geschnitzten Reliefbildern,
sodann der Predigtstuhl und die Orgelbühne im REgence-Stil.
Die Kirche steht durch kgl. Erlass vom 12.11.1954 unter Denk-
malschutz.
Ein Gang durch Henri-Chapelle
Auf halbem Wege zwischen Henri-Chapelle und Welkenraedt lie-
gen die beiden Schlösser Ruyff und Baelen, wovon das Erstere mit
seinen Wassergräben und massigen Mauern auch heute noch einen sehr
wehrhaften Eindruck macht. Arnold von Ruyffist dererste uns bekannte
Besitzer dieses Adelssitzes (1172). Seit 1898 ist Ruyff im Besitz der
Missionspriester vom hl. Vinzenz von Paul.
Schloß Baelen, in unmittelbarer Nähe von Ruyff gelegen, ist durch
Teilung aus dem Besitz der Herren von Ruyff hervorgegangen. Es war
der Sitz der bekannten Adelsfamilie Bertolf von Belven, in deren Besitz
seit 1666 auch die Hochbank Baelen war..Die Grenze zwischen Henri-
Chapelle und Baelen verlief zwischen den beiden Hauptkaminen des
Schlosses. Dieses kam 1737 in den Besitz des Vervierser Bankiers
Jacques Antoine de Pirons, der es von Grund auf umbauen ließ und zu
einem der schönsten Schlösser des Baelener Landes machte. Seit 1875
| beherbergt das Schloß eine von den Aachener Alexianern gegründete
psychiatrische Anstalt.
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An der Landstraße nach Lüttich, dort, wo der Weg nach Vise
abzweigt, steht ein aus Blaustein i.J. 1738 errichtetes Heiligenhäuschen.
Es zeigt in der Nische in flachem Relief den gekreuzigten Heiland, zu
beiden Seiten, ebenfalls in Relief, den hl. Antonius von Padua und den
hl. Johannes von Nepomuk. Darunter das Wappen des Schöffen Stephan
Born. Auf dem Oberbau des Denkmals das später angebrachte Wappen
der alteingesessenen Familie de Ti&ge.
Inder Gemarkung "Weiher" befand sich ein dem hl. Josef geweihtes
schlichtes Heiligenhäuschen aus dem 18. Jh. in Bruchstein mit Nischen-
gewänden aus Blausteinquadern und Satteldach; es wurde bei der Anla-
ge des Golfplatzes abgerissen.
Am westlichen Ortsende, links der Lütticher Straße, steht das sog.
Lumerichs Kreuz (Lombarts Crutz). Es wurde errichtet durch den
Freiherrn F.J.G. von Negri, Herrn von Henri-Chapelle, als eine schwere
Viehseuche die Bauern in große Bedrängnis gebracht hatte. Ein
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Diese um 1700 aus Sand- und Kalkstein bei Schloß Ruyff errichtete Kapelle ist
eine der beiden Rochuskapellen auf dem Gebiet von Henri-Chapelle,
171
Chronogramm ("LaVDetVr IVglter sanCtIssIMa atq Ve IneffabILIs In
personIs trInItas VeraqVe In natVra VnlItas") gibt als Jahr der Erbauung
1753. Das 3,50 m hohe Denkmal zeigt in der Nische über dem schweren
Blausteinsockel die. in Flachrelief gehaltenen Symbole der hl.
Dreifaltigkeit.
Zwei Rochuskapellen liegen auf dem Gebiet von Henri-Chapelle:
die eine, bei Ruyff, wird schon zu Beginn des 16. Jh. genannt und hat
eine schlichte Barockausstattung aus dem 17. Jh. Die andere, zwischen
Henri-Chapelle und Hockelbach, am Ort Crayous bei "Klein Kapell" an
einer Straßenkreuzung gelegen, trägt über der Tür die Jahreszahl 1754
und erinnert an die Viehseuche jener Jahre.
172
Drei km westlich von Homburg liegt Remersdael, ein von der
Landwirtschaft geprägter Ort mit 420 Einwohnern. Die Bevöl-
kerungszahlen von 1890 (535 Ew.), 1938 (432) und 1947 (452) zeigen,
daß Remersdael in den letzten hundert Jahren eine rückläufige Ent-
wicklung erlebt und rund ein Fünftel seiner Bevölkerung verloren hat.
Geschichte
Eine dem 12. Jh. zugehörende, jedoch zeitlich nicht genau
einzuordnende Aufstellung der Einkünfte des Aachener Marienstiftes
nennt den Ort Regenberti vallis, d.h. Tal des Reinbert (Reginbert) und
liefert uns die älteste, wenn auch latinisierte Form des Namens
Remersdael. Dort sei eine "mansus dominicalis", ein Fronhof, und sechs
"curtilia", Latenhöfe, die 22 Denare und 18 Hühner zu zahlen hätten.
Eine französische Form des Namens findet sich 1224 mit
"Renbievaz". 1252 wird "Reynberzdale" erwähnt und 1253 begegnet
uns in einer Urkunde Herzog Walrams IV. mit Simon von Remersdael
der erste Ritter, der sich nach dem Ort benennt. Er gehörte zu dem
mächtigen Geschlecht der Scavedriesche, die im Limburgischen
Erbfolgekrieg auf Seiten Kölns gegen den Herzog von Brabant standen.
In der Reimchronik des Jan van Heelu steht zu lesen, der Herzog
habe sich nach der Befreiung von Lontzen nach "Rimersdale" ins Land
von Limburg begeben. "Dort standen Burgen, die oft dem Lande von
Dal-hem schaden wollten, die ließ mit Feuer der Herzog allesamt
zerstören: In Sinnich und zu Rimersdale..." Die Burg des Simon von
Remersdael wurde also 1285/86 zerstört. Im männlichen Stamm starb
die Familie von Remersdael gegen Ende des 14. Jh. aus. Nachdem die
Burg durch Heirat an die Familie von Eynatten gekommen war und
diese auf ihrem angestammten Sitz, der Burg Obsinnich, blieben, verfiel
der Sitz der Herren von Remersdael, Nur die Hofanlage "et Hus" (das
Haus) erinnert noch an die Stelle, wo einst die Burg gestanden hat.
Vermutlich wurde die Ruine zu Beginn des vorigen Jahrhunderts
abgetragen. Ein Zahlenstein im Innenhof von "et Hus" trägt die Jahreszahl
1652.
Eine sehr schöne Schloßanlage ist Obsinnich (= Obersinnich), heute
häufig auch "Castel Notre-Dame" genannt, dessen Ursprünge ins 13. Jh.
zurückgehen und das ebenfalls durch den Herzog von Brabant zerstört
wurde.
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Heute erhebt sich an der gleichen Stelle ein Bau, von dem G. Pos-
wyck in seinen "Delices du Duche€ de Limbourg" sagt, es sei eines der
wenigen Schlösser im Herzogtum Limburg, von denen man sagen
könne, sie hätten wirklich ein herrschaftliches Aussehen. Der erste uns
bekannte Besitzer von Obsinnich ist der Ritter Th. van Upsinnike, 1333.
In der ersten Hälfte des 15. Jh. kommt Obsinnich an Theobald von
Eynatten und dessen Ehefrau Catharina von Mulken. Das limburgische
Adelsgeschlecht derer von Eynatten hat im Herzogtum und darüber
hinaus eine nicht unbedeutende Rolle gespielt. So war Johann von
Eynatten Einnehmer des Herzogs von Brabant und Statthalter von
Limburg. Als Berater Kaiser Karls V. spielte er auch in der internationalen
Diplomatie jener Zeit eine Rolle. Johann von Eynatten war verheiratet
mit Johanna von Holzyt, die 1542 starb. Der Grabstein der Eheleute von
Eynatten-von Holzyt befindet sich noch in der Pfarrkirche von
Remersdael.
Der letzte von Eynatten auf Obsinnich, Johann-Theobald, starb
unverheiratet i.J. 1706, worauf das Schloß an einen anderen Zweig
derselben Familie kam, nämlich an die von Eynatten von Remersdael.
1721 wurde Obsinnich verkauft. Besitzer wurde Maria-Anna von
Hochsteden, durch deren Heirat mit dem Baron Christian Franz Thierry
von Fürstenberg, Kammerherr des Kaisers von Österreich, Obsinnich
an diese Familie kam, deren Nachkommen den alten Adelssitz bis 1953
behielten. Ein schön gearbeiteter Wappenstein Fürstenberg-Hochsteden
mit der Jahreszahl 1730 über dem Toreingang zum Schloßgut erinnert
noch heute an die damaligen Bewohner von Obsinnich.
Der neue Besitzer von Obsinnich, Kaplan L&£onard-Etienne Hilaire
aus Seraing, machte aus dem alten Schloß ein Ferienheim und Exer-
zitienhaus und gab demselben den Namen "Castel Notre-Dame".
Trotz zahlreicher Um- und Anbauten hat Obsinnich ein aus-
gewogenes Erscheinungsbild behalten. Winand von Eynatten, verheiratet
mit Maria von Obberndorf, ließ im 17. Jh. zwei nach Süden vorspringende
Flügel an das Hauptgebäude anbauen. Baron Clemens-Egon von
Fürstenberg und seine Ehefrau, Baronin von Lilien, sind die einzigen
Vertreter dieser Familie, die ständig auf Obsinnich gewohnt haben. Sie
ließen 1880 umfangreiche bauliche Änderungen vornehmen: das Haus
wurde nach Westen hin vergrößert, der einsturzgefährdete Turm neu
errichtet. Das Schloß und die umliegenden dazugehörenden Güter be-
deckten ein Areal von etwa 600 ha.
Baron Clemens-Egon war Bürgermeister von Remersdael von
1888 bis zu seinem Tode i.J. 1926. Sein Sohn und Erbe, Baron Adolphe-
176
Dieses Gotteshaus wurde im 18. Jh. unter Beibehaltung eines der
hl. Katharina geweihten Altares um ein Seitenschiff zur Linken erweitert.
Der desolate Zustand des Kirchturmes erforderte 1722 eine gründliche
Wiederherstellung.
Den Boden im Innern der Kirche deckten, wie von alters her üblich,
Grabplatten namhafter Bürger des Ortes, u.a. die der Herren von Re-
mersdael.
Nach den Plänen des Architekten Lambert Blandot aus Huy verlegte
man im 19. Jh. das Gotteshaus an eine andere, etwa 100 m entfernte
Stelle. Der Grundstein dazu wurde i.J. 1876 feierlich gelegt. Baron
Clemens von Fürstenberg hatte schenkungsweise das dazu erforderliche
Grundstück der Pfarrgemeinde überlassen. Nach Fertigstellung des
Baues (1879) überführte man die Grabplatten adliger Familien aus der
alten in die neue Kirche, wo sie heute noch zu sehen sind. Eine solche
aus dem Jahre 1565 ist der Familie Eynatten-Holzyt zugehörig. Sie
befindet sich in einem Nebenraum links des Chores, dem sog. Herren-
zimmer, das einen separaten Eingang besitzt und der Familie von Für-
stenberg vorbehalten war. Neben den Wappen der Eheleute Johann von
Eynatten (gest. 1562) und Johanna von Holzyt (gest. 1542) trägt der
Stein diejenigen der mütterlichen Linien Gulpen und Broeck bzw.
Aldenbroeck. Die Inschrift lautet:
HYR LIGGEN BEGRAVEN DIE EDELEN ERENTFESTEN
JOHAN VAN EYNATTEN TZO OPZYNNICH STATHELDER
DES HARTZICHDOMS LYMBORCH GEWEST IS STERF DEN 7
OCTOBRII ANNO 1562
VNND SYN HVISFROWE JOHANNA VAN HOLZYT
GENANT OEST STERF DEN 16 IANVARII ANNO 1542
Eine weitere Grabplatte deckt den Boden der Gruft der Familie von
Fürstenberg. Sie gehörte ursprünglich zur Grabstätte der Eheleute Joh.
Heinr. von Eynatten und Sibilla von Golstein, deren Wappen neben
denen der mütterlichen Linien, Huyn v. Amstenraedt bzw. Torck, den
Stein zieren. Hier lautet die Inschrift:
ANNO - 1663 - DEN - 3 - IVNY - IST GESTORBEN - DER - WOL
EDELER - GEBOERENER - HANS - HENRICH - VON -
EYNATTEN - HEERE - ZV - REYMERSDAL - VND -
HOMBORG - VND - DE - WOL - EDELE - GEBOERENE -
SIBILLA - VON - GOLSTEIN - GEWESENE - EHESVWR - IS -
GESTORBEN - ANNO - 1673 - DEN - IO RIS - DEREN -
SELE - GOTT - WIL - GENADIG - SYN
174
Die Remersdaeler St. Heribert- Kirche bietet sich dem Betrachter
als ein aus Ziegeln errichteter Bau dar, der mit einem 40 m hohen West- ]
turm versehen ist. Die Fassade schmücken u.a. die Statuen des hl. Heri-
bertund der hl. Genovefa, der beiden Kirchenpatrone. Das Kircheninnere
ist eine hellgetönte dreischiffige Anlage, deren Seitenschiffe außen aus
vier Kapellen bestehen. Die Säulen haben Kohlblattkapitelle, die Decke |
Kreuzgewölbe.
Besonders erwähnenswert ist neben den reichverzierten, im Chor
aufgestellten Kirchenstühlen der Familie von Fürstenberg, ein Fenster,
das die Geburt des Herrn darstellt und an seiner Basis das Wappen der
Familien von Fürstenberg und Romberg aufweist. |
Die neugotische Inneneinrichtung stammt aus den Jahren nach
dem Kirchenbau.
Die Konsekration des neuen Gotteshauses erfolgte am 29. April
1882 durch den Bischof von Lüttich, Mgr. Doutreloux. Der Friedhof |
blieb bis heute am "Herbertsborn". Er trägt noch ein Grabkreuz aus dem
16. sowie eine größere Anzahl von Kreuzen aus dem 18. Jh.
Die Verlegung der Kirche führte in Remersdael zur Verlagerung
des Dorfkerns.
Die Pfarrkirche zu Remersdael wurde, wie eingangs erwähnt, |
spätestens im 14. Jh. als von Teuven abhängige Kapelle betrachtet. 1712
bekam Remersdael auf Vorschlag des Pfarrers von Teuven und mit dem
Einverständnis des für die Pfarrstellenbesetzung in Teuven zuständigen
Herrn Barons Joseph Anselm von Draeck einen ständigen Deservitor,
d.h., daß Remersdael von nun an Rektorat mit allen Pfarrechten war.
1822 wurde der Ort zur selbständigen Pfarre erhoben.
Nach der Gründung des Bistums Hasselt (1967) wurde Remersdael
mit den anderen Voerorten im Dekanat Voeren aus der Diözese Lüttich
ausgegliedert und Hasselt zugeteilt. |
Remersdael und Homburg, erst vereint, dann getrennt
Am 29. Mai 1560 verpfändete der spanische König Philipp III. die
Hochherrschaft von Homburg und Remersdael; diese Herrschaft blieb
bis zur Franzosenzeit bestehen (s. unter Homburg). Die Franzosen grif- |
fen auf die bestehenden Verwaltungsstrukturen zurück und ließen die
beiden Orte in der "municipalit&€ de Hombourg" vereint. Auch der 1815
erfolgte Staatenwechsel — das Gebiet wurde nun niederländisch —
sowie die 1830 folgende Unabhängigkeit Belgiens änderten nichts an
der kommunalen Zuordnung Remersdaels, ;
178
1850 zählte man hier 107 Häuser und 580 Einwohner, während
Homburg die doppelte Einwohnerzahl aufwies. Im Gemeinderat kam es
häufig zu unliebsamen Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern
der beiden Gemeindesektionen, so daß sich in Remersdael, das schon
1822 seine pfarrliche Selbständigkeit durch Loslösung von Teuven
erreicht hatte, der immer stärkere Wunsch regte, eine eigene Gemeinde
zu bilden. 1852 wurde diesem Wunsche von Regierungsseite statt-
gegeben. Das Gebiet der neuen Gemeinde hatte eine Fläche von 824 ha
und war rein landwirtschaftlich geprägt. Die am 1. Januar 1977 in Kraft
getretene Gemeindereform schloß Remersdael mit Teuven, St-Pieters-
Voeren, St-Martens-Voeren, 's-Graevenvoeren und Moelingen zur Ge-
meinde Voeren (Fourons) zusammen. Diese Voer-Gemeinden waren
1963 aus der Provinz Lüttich ausgeliedert und zur Provinz Limburg
geschlagen worden.
Eine kleine Episode aus der Franzosenzeit:
die Verschwörung im Roten Busch
Westlich von Remersdael liegt auf einem Höhenzug ein etwa 70 ha
großer Gemeindewald mit dem Namen "Roter Busch". Hier wurden
1922 bei archäologischen Ausgrabungen Spuren einer jungsteinzeitli-
chen Feuersteinwerkstättte gefunden.
Der "Rote Busch" ist jedoch vor allem wegen einer Episode aus
dem Bauernkrieg i.J. 1799 bekannt, als er Schauplatz einer gescheiterten
Erhebung gegen die französische Besatzungsmacht wurde. Die Revolte
war fast zur gleichen Zeit in Flandern (Tienen, Landen, St Truiden,
Tongern) ausgebrochen. In Remersdael sollte der Rote Busch Sam-
melplatz der Aufständischen werden; der Plan wurde verraten, so daß
die Franzosen eine 28 Mann starke, gut bewaffnete Gendarmeriebrigade
von Henri-Chapelle aus dorthin beorderten. Es war der 20. Februar
1799,
Aus dem gesamten Raum kamen die jungen Wehrdienstverweigerer
nach Remersdael. Sie kamen über Teuven aus Gulpen, Wittem, Epen,
Mechelen und Slenaken; über Veurs (St Martens Voeren) aus Voeren,
Noorbeek, Meehr, St. Martens und St Pieters Voeren; über Obsinnich
aus Homburg, Montzen, Sippenaeken, Henri-Chapelle, Lontzen und
Walhorn. Auch Teuven und Remersdael waren bei den Aufständischen
vertreten.
179
Die französischen Gendarmen konnten die anmarschierenden
Gruppen getrennt schlagen. Am nächsten Tage lagen jedoch nur noch
drei Tote im Roten Busch: Jacob Smets aus Teuven, der Förster
Radermacker aus Homburg und ein Bauer aus Epen. Ihre Waffen hatten
die geschlagenen Limburger weggeworfen: österreichische Gewehre,
doch vor allem Sensen und Mistgabeln lagen neben Rosenkränzen und
Kreuzen auf dem Schlachtfeld.
Fünf Gefangene wurden ins Lütticher Gefängnis St L&onard
gebracht; vier von ihnen wurden hingerichtet: Michel aus Sippenaeken,
Nyssen aus Homburg, Reep aus Lontzen und Stassen aus Aubel.
In Remersdael ist die Erinnerung an den gescheiterten Aufstand im
Roten Busch bis heute lebendig geblieben.
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Das Gemeindegebiet von Teuven wurde 1842 durch die Abtrennung
von Sippenaeken und 1852 durch die Erhebung von Remersdael zur
selbständigen Gemeinde erheblich verkleinert, so daß Teuven noch eine
Fläche von 726 ha hat. /
Kirche und Pfarre
Teuven ist vermutlich die Mutterpfarre von Sippenaeken, Homburg
und Remersdael gewesen. In den Visitationsprotokollen von 1613,
1624 u.a. wird die Teuvener St. Peterskirche nämlich als "ecclesia paro-
Chialis matrix", d.h. Mutterpfarrkirche, bezeichnet. Das Besetzungsrecht
lag ursprünglich beim Herzog von Brabant, später beim Herrn von
Beusdael und schließlich beim Herrn de Draeck,
Über den ersten Kirchenbau in Teuven wissen wir recht wenig. Es
war ein dreischiffiger Bau, 30 m lang und 12 m breit, von dem es 1712
heißt, er sei "passend und getüncht". Diese Kirche wurde 1870 durch
einen Brand zerstört und 1871 durch einen Neubau im neugotischen Stil
an der gleichen Stelle ersetzt.
Dernach den Plänen des Architekten Pl&nus errichtete Backsteinbau
hat einen viergeschossigen Westturm, ein fünfjochiges, basilikales
Schiff und ein Chor mit dreiseitigem Schluß. Die Decke hat ein
hölzernes Kreuzrippengewölbe.
Die Inneneinrichtung — Bänke, Predigtstuhl, Orgel, Taufstein —
stammt aus den Jahren nach der Erbauung der Kirche. Chorfenster mit
dem Wappen der Familie Coenegracht stammen aus dem ehemaligen
Stift Sinnich. Die Fresken im Chor — 1902 entstanden — zeigen den hl.
Antonius bzw. illustrieren Bibelweissagungen. Im Mittelschiff Medail-
lons mit Prophetenbildnissen. An der Decke schöne Rosenmotive.
Zwei Statuen verdienen Erwähnung: rechts vom Chor das Bildnis
des hl. Abtes Antonius, der am Sonntag vor oder nach dem 11. Januar
vom Landvolk besondere Verehrung erfährt. Links vom Chor befindet
sich die Statue der hl. Maura, die in der Vergangenheit bei Blutfluß
angerufen wurde, Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang, daß die
hl. Maura von Frauen aus Montzen und Umgebung angerufen wurde, in
Teuven selber aber keine besondere Verehrung genoß.
Das Pfarrgebiet von Teuven wurde 1822 durch die Pfarrerhebung
von Remersdael und 1965 durch die Abtretung von Beusdael an die
Pfarre Sippenaeken erheblich verkleinert. Mit Remersdael und De
Planck hat Teuven z. Zt. einen gemeinsamen Seelsorger.
183
Das adlige Stift Sinnich
Zwischen Teuven und Sippenaeken, am Ufer der Gülpe, liegt das
/ ehemalige Augustinerinnenstift Sinnich, eine Gründung der
| Prämonstratenserabtei von Rolduc (Klosterrath bei Herzogenrath).
Sinnich wird erstmals 1141 erwähnt und besaß damals zwei Kapellen, .
die eine in Ober-Sinnich (Obsinnich bei Remersdael), die andere in
Nieder-Sinnich (Teuven).
Hier begann die Abtei Rolduc 1243 mit dem Bau eines adligen
Damenstifts, Die erste Klosterkirche wurde 1297 konsekriert; sie stand
bis zum Jahre 1870. Von den Stiftsgebäuden steht heute noch ein \
prächtiger, 1754 unter der damaligen Äbtissin C. van den Berghe de
Trips entstandener schloßartiger Bau, dessen Frontispiz das Wappen
der genannten Abtissin trägt. Das gleiche Wappen befindet sich im
Giebel der Freitreppe, die zum Haupteingang führt. Das Kloster wurde
1798 als Nationalgut verkauft, diente im 19. Jahrthundert als
Wollspinnerei und ist heute im Besitz der Familie Dassen. '
Von der alten.Kirche ist noch der Turm erhalten. Die Wirt-
schaftsgebäude stammen aus dem 18. Jahrhundert.
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Teuven, Sinnich,
Wappen der Äbtissin Anne-Caroline von Berghe von Trips
185
Schloß de Draeck
Nördlich von Teuven, im Tal der Gülpe, liegt ein unter dem Namen
de Draeck bekanntes Herrenhaus, das aus einem L-förmigen Baukörper
aus dem 16. Jh. und einem Längsbau aus dem 18. Jh. besteht. Diese
beiden Teile werden in der Westecke durch einen zweigeschossigen,
stark vorspringenden Turm verbunden und unterscheiden sich
grundlegend. Während der ältere Teil durch die Merkmale der sog.
maasländischen Renaissance gekennzeichnet ist, besitzt der jüngere,
fünfachsige Flügel hohe Fenster im Stil des ausgehenden 18. oder
frühen 19. Jh.
Seinen Namen verdankt das Haus der Familie gleichen Namens,
die von 1612 bis zur Franzosenzeit die Herrschaft Teuven besaß,
Die an der Außenseite des Turms angebrachte Grabplatte der
Familie de Draeck befand sich wohl ursprünglich in der alten, 1870
durch Brand zerstörten Pfarrkirche von Teuven.
Wirtschaftsgebäude und Herrenhaus sind durch einen Graben
getrennt, über den eine Brücke führt.
Schloß de Draeck, das heute im Besitz der Familie Duysens ist,
wird seit 1986 als Hotel-Restaurant genutzt.
Bevölkerungsentwicklung
1846 zählte Teuven 540 Einwohner, 1910 578. Die erste Nach-
kriegszählung im Jahre 1947 ergab 643 Personen; 1976, im letzten Jahre
Teuvens als selbständiger Gemeinde, belief sich die Bevölkerungszahl
auf 508 Personen,
Teuven war immer ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Seit
dem 18. Jahrhundert wird fast ausschließlich Weidewirtschaft betrieben.
Der Mangel an Arbeitsstellen am Ort führt zu einem intensiven
Pendelverkehr nach Aubel, Lüttich oder ins niederländische Grenzgebiet.
|
186 /
A. Allgemein
Boileau, Armand: Toponymie dialectale germano-romane du Nord-est de la
province de Li@ge, Paris, "Les Belles Lettres", 1971.
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Levieux, Jean: 120 Jahre Pfarre Hauset, Hauset 1981.
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|
188
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Mummenhoff, Wilhelm und Poll, Bernhard: Nikolaus Wilhelm Beckers,
Freiherr von Walhorn, in "Rheinische Lebensbilder", Ausgabe 5, Seite 7-21,
Gesellsch, f. Rhein, Geschichtskunde, Bonn 1973,
192
Alle Fotos und Reproduktionen sind von Alfred Jansen, Moresnet-
Kapelle, mit Ausnahme der folgenden:
S. 124 (Hub. Beckers, Eilendorf)
S. 17, 55, 61, 71, 73, 79, 82 (A. Bertha, Hergenrath)
S. 166 (+ Jos. Buchkremer)
S. 150 (+ Jak. Demonthy)
S. 30 (Gisela De Ridder, Kelmis)
S. 33 (Herm. Jos. Gatz, Hauset)
S. 96, 126 (Archiv der Göhltalvereinigung)
S. 25 (Archiv Grenz-Echo, Eupen)
S. 41, 43, 122, 168 (alte Postkarten)
S. 104 (+ G. Poswick, Les Delices du Duche de Limbourg)
S. 49 (Töpfereimuseum Raeren)
Fr EEE ZZ DOSE DD = ZZ, DD DZ EEE DIE GET EEE ZZ S__„LEFE SOSE
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