Im Göhltal
ZEITSCHRIFT DER VEREINIGUNG
FÜR
KULTUR, HEIMATKUNDE UND GESCHICHTE
IM GÖHLTAL
N" 44
Februar 1989
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender: Herbert Lennertz, Stadionstraße 3, 4721 Neu-Moresnet.
Sekretariat: Maxstraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. 087/65.75.04
Lektor: Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer: Fritz Steinbeck, Hasardstraße 13, 4721 Neu-Moresnet.
Postscheckkonto N" 000-0191053-60
Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten.
Entwurf des Titelblattes: Alfred Jansen, Moresnet-Kapelle.
Druck. Hubert Aldenhoff, Gemmenich.
3
Inhaltsverzeichnis
A. Jansen, Zum Umschlagbild 3
Moresnet-Kapelle
J. Heuschen, Kelmis Das neutrale Gebiet von Moresnet
(Kelmis) zu Anfang des 20. Jh. 12
A. Bertha, Hergenrath Die Kelmiser ”Patronage”, auch
"Stiftung Schoenauen” genannt 22
E. Barth, Eynatten Eynatten anno dazumal... 25
M. Th. Weinert, Aachen Heiliger mit dem Rost 37
W. Meven, Hergenrath Die Glocken läuten im
Limburger Land 38
Ein erfülltes Leben
Zum Tode von Frau Dr. Leonie Wichert-Schmetz 47
L. Wichert-Schmetz (7) Abendruhe 50
Bad-Driburg
J. Leclercq Fouilles archeologiques a Brennhaag
(La Calamine) 51
A. Bertha, Hergenrath Aus Walhorns Vergangenheit 62
A. Jansen Die ”Clinique” oder das St. Josephs-
Moresnet-Kapelle heim in Moresnet-Chapelle 76
J. Reul, Kelmis Vereinschronik der KKG Ulk
zu Kelmis 1879 89
J. Leclerc A propos de la construction du chemin
de Gemmenich ä Sippenaeken
en 1866-67 97
A. Jansen, Unsere Reise nach Prag 102
Moresnet-Kapelle
A. Bertha, Hergenrath Auf dem Büchermarkt 107
Berichtigung 110
F. Nijns, Walhorn Tätigkeitsbericht 1988 111
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Vorgrender: Herbert Lennertz, Ringirele A 822) Neu-Mi
Sckreiariat: Mäxswraße 9, 4721 Neu-Moresnet, Tel. OBN65.75.04 |
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Da Entwurf des Titelblattes: Alfred Jansen, Moresnet-Kapelle Sl5q6M-19112910M I
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Nach dem Abbruch aller Anbauten bot Alensberg wieder den
Anblick eines spätmittelalterlichen Wohnturms. Bis zur 2. Etage des
fünfstöckigen Baues haben die Mauern eine Dicke von 1,80 m. Im
1. Stock befindet sich ein Raum mit gewölbter Decke. Das Dach
ruht auf einem leicht vorspringenden Mauerkranz.
Als Wohnturm mit Wassergräben geht Alensberg wohl auf die
Mitte des 15. Jh. zurück. Erbauer soll Johann von Alensberg gewe-
sen sein. Die Familie von Alensberg wird erstmals im 14. Jh. ur-
kundlich erwähnt.
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Alensberg 1946.
Die baulichen Schäden sind auf den Bildern nicht zu erkennen.
Foto A. Jansen
Johann von Alensberg und Arnold von Tzevel werden 1467
im Zusammenhang mit dem Galmeiabbau in Kelmis genannt.
Zu Beginn des 16. Jh. gehörte die Herrschaft Alensberg der Jo-
hanna von Tzevel, die durch ihre Heirat mit Johann von Dobbel-
stein, Herr der Eyneburg, Alensberg dem Hause Dobbelstein einver-
leibte. 1517 kam es zu einer Teilung unter die Gebrüder Johann Ar-
nold und Arnold Adam von Dobbelstein. Die Dobbelsteins blieben
Besitzer von Alensberg bis um die Mitte des 17. Jh., als das Gut
durch Heirat an Alexander von Straet kam, dessen Schwester Isa-
belle Arnold Schuyl von Walhorn heiratete und dessen Neffe Mi-
chel Henri von Walhorn-Straet Alensberg erbte.
7
Alexander von Straet, Forstmeister des Herzogtums Limburg,
hatte die Herrschaft Moresnet am 31. Dez. 1648 vom spanischen
König Philipp IV. gekauft. Damals bekam das Haus Alensberg das
bis ins 19. Jh. erhaltene Aussehen. Die Wassergräben um den Turm
wurden angefüllt und das große Herrenhaus an den Turm angebaut.
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Ziehbrunnen im Park von Alensberg
Foto Alfred Jansen
1746 ging der Besitz durch testamentarische Verfügung des
Wilhelm von Straet an Pierre Godefroid Ignace de Lasaulx (1695-
1767) über. Dessen Neffe Peter Olivier Albert de Lasaulx (1728-
1798) heiratete die aus Brilon in Westfalen stammende Marie E.-J.
von Mylius. Aus dieser Ehe stammt ein Sohn: es ist der wohlbe-
kannte erste Bürgermeister von Neutral-Moresnet, Arnold von La-
saulx, der am 23. Jan. 1774 auf Schloß Alensberg geboren wurde,
als ”citoyen” Lasaulx 1802 ”Maire” der ”Mairie de Moresnet” wur-
de, 1816 die Verwaltung von Neutral- und Preußisch-Moresnet
8
übernahm und am 18. Juli 1863 in Moresnet verstarb. Sein gleich-
namiger Enkel und dessen Sohn Friedrich Eduard von Lasaulx (geb.
1870 in Moresnet, + 1901 in Bonn) waren beide Professor für Philo-
sophie an der Universität Bonn.
Bürgermeister Arnold von Lasaulx verkaufte Schloß Alensberg
am 24. Juni 1823 an Karl-James Cockerill, dessen Tochter Caroline
den Aachener Industriellen Karl Suermondt heiratete. Dessen Sohn
Armand ließ Alensberg sowohl innen wie außen stilgerecht erheb-
lich umänder, was von mancher Seite kritisiert wurde. Armand
Suermondt starb 1921 und hinterließ das Schloß seinem Bruder Ar-
thur, der ihn jedoch nur um ein Jahr überlebte.
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Im Stil des ausgehenden 19. Jh. ließ Armand Suermondt diesen Säulenvorbau mit
Terrasse vor die Hauptfront des Schlosses setzen,
Vermutlich wurden auch damals die kleinen Fensteröffnungen der Fassade
ausgebrochen und durch die auf dem Bild zu erkennenden großen Öffnungen ersetzt.
Die Aufnahme stammt aus den dreißiger Jahren.
Durch die Witwe und die Kinder wurde Alensberg zerstückelt
und zum Verkauf angeboten. Das Schloß und die beiden angrenzen-
den Bauernhöfe erstand der Notar Gustav Ernst-Petry. Nach des-
sen Tod blieb der Nachlaß ungeteilt zwischen den beiden Kindern,
dem Notar Gerard Ernst und dessen Schwester Lea Ernst, Ehefrau
von Marcel Pirree.
Zur Teilung des Besitzes Alensberg kam es nach dem Tode der
vorgenannten Gerard Ernst und Lea Pirree-Ernst. Dabei fiel das
Schloß mit den beiden Höfen an die Tochter Edith Pirree, verheira-
10
Fam. Thieron besaß Alensberg, als der stolze Bau durch die Spren-
gung der Eisenbahnbrücke irreparabel zerstört wurde. Nach dem
Tode des Herrn Thieron ging die Schloßruine mit dem Grundbesitz
und den Höfen durch Kauf an Fam. Emontspool aus Eupen über.
Das zum Schloß gehörende Bauernhaus ist seit 1985 im Besitz von
Herrn J. Schyns, der Schlachtviehmästung betreibt.
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Turm Alensberg von Westen gesehen
Foto A. Jansen - Nov. 1988)
Für die ”petite histoire” sei noch erwähnt, daß Alensberg im
Jahre 1725 zum Schauplatz einer spektakulären Hinrichtung wur-
de. Zwei Mitglieder einer in Gemmenich ihr Unwesen treibenden
Ausgabee, darunter der Anführer, ein ehemaliger Offizier mit Namen
Gaspard Louis de Fitz Patrick, waren nach ihrer Verhaftung nach
Alensberg, dem Sitz des Herrn von Straet, Herr von Gemmenich
und Alensberg, gebracht und dort eingekerkert worden.
Anschließend hatte man sie nach Limburg ins dortige Gefängnis ge-
bracht.
11
Der Gemmenicher Meier Dobbelstein stellte den Antrag, die
Verhafteten nach Alensberg zurückzuverlegen, um so den Zeugen
das Erscheinen vor Gericht zu erleichtern. Während der Mitange-
klagte Simon am 18. Januar aus Limburg zurückgebracht und auf
Schloß Alensberg durch die Folter zum Geständnis gezwungen wur-
de, blieb Fitz Patrick vorerst an Händen und Füßen festgekettet im
Limburger Gefängnis und wurde erst am 12. März 1725, zwei Tage
nach seiner Verurteilung zum Tode, unter starker Bewachung (22
Mann!) nach Alensberg gebracht, wo er hinter der Burg im Beisein
einer großen Menschenmenge enthauptet wurde. Der ebenfalls zum
Tode verurteilte Simon wurde am folgenden Tage in Gemmenich,
am ”Witte Weg”, auf der Flur ”Hamiot” gehängt; die Leiche wurde
anschließend verbrannt.
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Es nagt der Zahn der Zeit am Turm von Alensberg ...
X Foto A. Jansen (1988)
Quellen:
G. Poswick, Les Delices du Duche de Limbourg, S. 253 ff.
Dr. Lens, Une histoire de brigands 4 Gemmenich en 1924, Dison 1948.
12
.
Das neutrale Gebiet von Moresnet
°
(Kelmis)
zu Anfang des 20. Jh.
von Jos. Heuschen
Das durch den Wiener Kongreß und den Vertrag von Aachen
1815 bzw. 1816 entstandene Provisorium ”Neutral-Moresnet”, ein
Gebiet von 344 ha westlich von Aachen, war durch seine reichhalti-
gen Galmeivorkommen zum Zankapfel zwischen Preußen und Hol-
land bzw. Belgien geworden und in der Folge mehr als 100 Jahre
streitiges Territorium, wo beide Mächte gemeinsam ihre Hoheit aus-
übten, die Belgier durch den Bezirkskommissar von Verviers und
die Preußen durch den Landrat von Eupen vertreten. Um die Jahr-
hundertwende setzte sich die Einwohnerschaft Neutral-Moresnets
wie folgt zusammen: je 35% Belgier und Deutsche, je 15% Hollän-
der und Neutrale. Als ”Neutrale” galten die Nachfahren der 1816
im Gebiet ansässigen Bürger. Die Einwohnerzahl lag bei etwa 3.000,
von denen die meisten katholisch, nur wenige evangelisch oder an-
dersgläubig waren. Bei den Messen wurde zweimal gesammelt: der
erste Rundgang mit dem Beutel war für die Belange der Kirche, der
zweite für den Vinzenzverein.
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Grußkarte vom Dreiländer-Eck und dem neutralen Gebiet von Moresnet,
abgestempelt in Moresnet, am 11.12.1908
13
Neutral-Moresnet war von Preußisch- und Belgisch-Moresnet
begrenzt. An der deutschen Seite verlief die Grenze wie folgt: Jä-
gerpfuhl, Bruch, Chaussee, Hattig, Käskorb, Heidkopf. Dann durch
den Wald bis zur Gemmenicher Grenze.
Die belgische Grenze verlief von Jägerpfuhl - Hof - Heide -Rott
- Bau Rue Bach (Roter Bach) - Brandenhövel - Vossölder und durch
den Wald bis an die Gemmenicher Grenze.
An beiden Seiten der ”Pavei” standen Zollbeamte, in hiesiger
Mundart ”Haagedrieter” oder ”Heckenscheißer” genannt. Das deut-
sche Zollamt war an der Tülje, das belgische ”Bureau des Douanes”
befand sich auf Boschhausen (Belgisch Moresnet). Das Gebiet weist
eine Länge von 6-7 km. bei einer Breite von 1,5 bis 2 km. auf.
Kern des Dorfes waren die Kapellstraße, Hasard, Kirchstraße,
Vons- und Thimstraße. Sie bildeten das ganze Straßennetz.
Die sonstigen Ortsteile, Weiler und Gehöfte hießen: Jäger-
pfuhl, Hof, Mühle, Hagevür, Schlack, Vogelsang, Krickelstein, Pu-
tes, Rott, Bau, Driesch, Bottschet, Dörnchen, Bott, Vons, Tanne-
boom, Eckestock, Wovskoul, Rue Bach (Roter Bach), Brandenhö-
vel, Vossölder, Ossekop, Comout, Soufflet, Steekoul, Rur, Hijkop,
Kieskörv, Kahn, Hattig, Sandkoul, Kluet, Heygrave. Zu diesen
Ortsteilen führten nur Wege mit Karrenspuren von 10-15 cm. An
beiden Seiten derselben lief ein Wassergraben.
Es war ein schönes Dorf mit grünen Wiesen, Korn- und Kar-
toffelfeldern, mit schönen hohen Bäumen (Eichen - Eschen - Bu-
chen).
Hohe Hecken umsäumten die Wiesen und sorgten im Sommer
mit ihren weißen Blüten für einen herrlichen Anblick. An der süd-
westlichen Ortsgrenze (als Wasserlauf) floß die Göhl (Gueule), nach
Aufnahme des Groetbaches, Hof und Hechter entlang auf Mores-
net zu. Ein weiterer Wasserlauf, ”Rue Bach” (Roter Bach) genannt,
entsprang in der Ruhr, durchfloß Teckenbusch und Wolfskoul und
gelangte auf das Gebiet von Belgisch-Moresnet.
Beim Spaziergang durch’s Dorf konnte man vor und hinter je-
dem Haus ein großes Faß erblicken, grün, rot oder braun gestri-
chen und von schwarzen Eisenbändern umfaßt. Man muß beden-
ken, daß es damals noch keine Wasserleitung gab; die Leute mußten
sich mit einem Brunnen oder mit öffentlichen Wasserpumpen be-
gnügen. Mehrere mußten bis zu einer Viertelstunde gehen, um ein
paar Eimer Trinkwasser zu holen. Die meisten aber brauchten,
selbst zum Trinken, Regenwasser.
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14
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Alte Postkarte von Neutrai-Moresnet (vor 1914). Die Karte steht auf dem Kopf!
Elektrisches Licht gab es auch nicht, mithin auch keine
Straßenbeleuchtung. Die Leute hatten nur kleine Petroleumlampen
an der Wand hängen; die ältere Generation verfügte selbst nur über
ein Öllämpchen. Das Leben war viel einfacher und primitiver als
heute, und dennoch waren Alt und Jung zufrieden. Geheizt wurde
meist mit Holz und Briketts. Die Ausstattung der Wohnung war
einfach. Es gab welche, die noch nicht mal über einen Schrank ver-
fügten: in der Küche hatten sie eine Etagere (Regal) gebastelt, wo sie
Teller und Tassen unterstellten; dies alles wurde durch einen Vor-
hang verdeckt. Die Kessel standen unter der Etagere. Als Kleider-
schrank war ein Brett an der Mauer befestigt, an welches die Kleider
aufgehängt wurden. Auch diese ”Garderoben” waren durch einen
Vorhang verborgen.
17
Hauptsteuerzahler war damals die ”Vieille Montagne”. Die
hier beschäftigten Arbeiter kannten keine Arbeitslosigkeit.
Die Verwaltung des Werkes lag in Händen von Direktor Char-
les Timmerhans. Oberingenieur, bezw. Ingenieure waren die HH.
Germay und Loupart. Obersteiger war H. Grignard und Bürochef
H. Harrus. Die Buchführung lag in Händen der HH. Nossent,
Brandt, Kept und Palm. Als Magazinverwalter war H. Zietzling an-
gestellt.
Die Arbeiter verdienten damals 4-5 Fr. pro Tag (100-120 Fr.
monatlich). Die Löhnung erfolgte in belgischer Währung.
Auf der Kelmiser Seite befand sich das Kohlenmagazin, auf
deutscher Seite, auf der ”Plaine” das Erzmagazin.
Auf sozialem Gebiet hatte das Werk verschiedene Einrichtun-
gen ins Leben gerufen. So entstand in Cointe ein Haus, wo die Pen-
sionierten ihren Lebensabend verbringen konnten.
Beim Tode eines Familienoberhauptes konnten die Kinder,
d.h. die Mädchen unter 16 Jahren, ebenfalls dort untergebracht
werden. Hier wurden sie ausgebildet und erlernten außerdem den
Haushalt; dies alles unentgeltlich.
Die Gesellschaft hatte auch eine Betriebskrankenkasse ins Le-
ben gerufen. Die ersten drei Krankheitstage wurden jedoch nicht
entschädigt.
Die Arbeiter, die in den Ruhestand getreten waren, erhielten
eine kleine Pension. Beim Erwerb eines Eigenheimes stellte die Ge-
sellschaft ihrem Personal das Kapital zur Verfügung, und zwar zu
einem geringen Zinssatz. Den Arbeitern wurden auch Kohlen,
Speck und Wein zum Einkaufspreis angeboten.
Die ”Vieille Montagne” trug die Unterhaltskosten des Pfarr-
amtes, des Klosters ”Notre Dame” in der Kirchstraße, des Schüt-
zenlokals und der Lindenallee, die sich noch im ihrem Besitz
befand.
Die Aufbereitungsanlagen der Gesellschaft befanden sich auf
deutscher Seite. Von hier aus führten Schienen zu der Grube
”Schmalgraf”; eine kleine Maschine zog die Loren zum Stollen auf
Lontzener Gebiet. Hier war Clott Betriebsleiter und Blissenbach
Steiger.
Auf Eschbroich war H. Westhofen Betriebsleiter. Von dort aus
kam das Erz durch denselben Stollen.
Nach ”Mützhagen” fuhr schon eine kleine Lokomotive. Das
Gleis lag längs der Chaussee auf deutscher Seite. Hier hieß der Be-
triebsleiter H. Strobel. Nach Lontzen führte eine Drahtseilbahn.
Der dortige Betriebsleiter war ebenfalls H. Westhofen.
18
Auch zur Grube Fossey führten Gleise. Hierüber wurden die
Transporte durch Pferde ausgeführt (6-8 schwere Brabanter Pferde
waren in den Stallungen auf der Chaussee untergebracht.) Betriebs-
leiter war hier mein Vater, Hubert Heuschen, der sich vom Berg-
mann bis zum Steiger emporgearbeitet hatte.
In der Aufbereitungsanstalt war H. Markstein Betriebsleiter
und H. Dechesne Meister. Hier und auf der ”Plaine” (Erzlager) war
H. Hock6 Chef. Jeden Tag lief ein Zug in den Bahnhof ein. Er brachte
Kohlen und sonstiges Material für die Gesellschaft ”Vieille Montag-
ne” und nahm das Erz für ”Oberhausen” und ”Balen Wezel” mit. Er
beförderte auch Kohlen, Kartoffeln usw. für die Bewohner.
In der näheren Umgebung des Bahnhofes befanden sich sie- .
ben Kneipen, die als Nebenbeschäftigung betrieben wurden.
Außerdem zählte die Ortschaft noch 30-40 weitere Wirtschaften.
Es gab auch viele selbständige Handwerker, wie Schreiner,
Schuster (Duyckers, Dahlen, Steckenbiegler, Mathar, Fryns), Dach-
decker (Vaessen, Niessen und Rocks), Bäcker (Boc, Timmermann,
Creutz, Gouder de Beauregard), einen Schmied (Franssen’s Schmie-
de stand in der Koul), Näherinnen (Emonds), Büglerinnen, usw.
Zu dieser Zeit hatten sich zwei Schnapsbrennereien hier nie-
dergelassen. Sie lagen an den vorgenannten Wasserläufen, die eine
von Harry am ”Rue Bach”, die andere in der Wolfskoul (Likobs).
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Dieses in der Moresneter Str. gelegene u. 1902 erbaute Gebäude diente
der Schnapsbrennerei ”Rue Bach” als Fabrikationsräume,
Ab 1927 Herstellungsräume der ”Altenberger Mineralwasser-
und Limonadenanstalt P. Magermans” bis 10.5.1940.
Aufnahme 1931. Kamin abgerissen Februar 1964.
19
Klein führte eine Schwarzbrennerei. Damals mußten die Arbeiter ei-
ne zwölf Stunden-Schicht machen und waren, je nach Lage des Ar-
beitsplatzes, bis zu vierzehn Stunden von zu Hause fort.
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Flaschenetiketten der Firma P. Magermans
Die meisten waren bei der Gesellschaft ”Vieille Montagne” be-
schäftigt, andere bei der Firma Bruch (Filztuchfabrik), bei Nören-
berg an der Rochuskapelle, bei Braun (Hammer), bei Kirschgens
(Hergenrath), bei Eckmeyer (Hammermühle), in der Steingrube Her-
genrath, bei Paquot (Bleyberg) oder in Aachen (im Camp).
Zu der Zeit mußten die Frauen hart arbeiten; sie waren von
morgens 5 Uhr bis abends 10 Uhr ununterbrochen tätig. Sie führten
den Haushalt, sorgten für Holz und Kohlen, man sah noch viele
Frauen mit der Schubkarre alles zusammenholen. In jeder Familie
gab es Tierhaltung: Hühner, Kaninchen, Schafe, Ziegen und
Schweine; dies alles mußte neben dem Gemüsegarten versorgt wer-
den
Man sah noch Frauen mit einer Ziege oder einem Schaf an der
Leine am Straßenrand spazieren. Dabei trugen sie selbst immer et-
was zum Stricken bei sich.
Damals konnten die Frauen nach der Heirat nicht weiter arbei-
ten. Deshalb strickten sie für andere und sorgten somit für einen
kleinen Nebenverdienst. Maschinen kannte man noch nicht; alles
mußte mit der Hand gemacht werden.
20
Die Geschäfte waren von morgens 5 Uhr bis abends 10 Uhr ge-
öffnet. Der Sonntag war ein wahrer Feiertag. Geschlossen ging die
Familie zur Messe und zur Vesper. Bei schönem Wetter sah man die
Männer beim Kartenspiel oder ”bouchonge”. Bei letztgenanntem
Spiel wurde mit Wurfscheiben auf Korken (frz. bouchon) geworfen.
Die Frauen dagegen saßen auf einer Bank und schauten zu, hatten
aber immer etwas zum Häkeln oder Stricken in der Hand; man sah
keine Frau mit einem Roman in der Hand, wie heute. Gerne mach-
te man auch mit der Familie einen Spaziergang zum Schützenlokal.
Da wurde ”in der Koul” auf Scheiben geschossen und in der Wiese
vor’m Lokal war Bogenschießen Trumpf. An verschiedenen Sonnta-
gen war auch auf’m Kiosk Musikkonzert der Bergwerks-Kapelle,
wozu die Arbeiter der Gesellschaft freien Eintritt hatten. |
Als Ärzte fungierten die HH. Geheimrat Dr. Molly (Jans-
mühle) und Dr. Xhonneux, Montzen. Kleinere Operationen führte
Letzterer im Hause der Patienten durch. -
Eine Hebamme war auch schon hier zu finden, und zwar am
”Tannenbaum”. Sie hatte Fremdenzimmer, wo Mädchen aus
Deutschland und Holland ihrer Niederkunft entgegenblicken konn-
ten. Die Kinder wurden nachher bei Pflegeeltern untergebracht.
Verschiedene sind ihr Leben lang hier geblieben, Leute, die in
Deutschland, Holland oder Belgien mit dem Gesetz in Konflikt ge-
raten waren, wurden hier über die Grenze gesetzt. Zu diesem
Zwecke waren zwei Nachtherbergen eingerichtet, die eine bei
”Stammen”, die andere bei ”Klein” in der Vonsstraße.
Tombola-Karte der Altenberger St-Paulus-Schützengesellschaft gegr. 1897. }
Diese Tombola wurde laut Protokollbuch auf einer Versammlung
vom 7. November 1909 beschlossen und bei Gelegenheit
des Karnevalsmontagsballs 1910 gezogen.
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Als Komiker hatten wir hier Peter Herf und Leonard Kohl ge-
nannt Nades. Bei kleinen Festen sorgte das Paar Simon Hupper-
mann und Fr. Wetzels für Unterhaltung. Der eine spielte Harmoni-
ka, die andere sang dabei unter Begleitung ihrer Gitarre.
Wenn auch karg, so war das Essen, im Vergleich zu heute,
doch viel schmackhafter.
Das Vereinsleben war sehr rege. Nachstehend die verschiede-
nen Vereine, die ich zu dieser Zeit gekannt habe:
2 Turnvereine (Turngemeinde und Turnverein), 3 Schützengesell-
schaften (Barbara-Sebastianus, Paulus- und Hubertusschützen), die
Bergwerkskapelle, das freiwillige Musikkorps, Kirchenchor und St.
Josephsgesangverein, Ulkgesellschaft, die grüne und die rote Fast-
nachtsgesellschaft, der Bergmannsverein, der Taubenverein (früher
verfügte nicht jeder Taubenbesitzer über eine Uhr, um die durch die
Taube geflogene Zeit zu ermessen; deshalb hatte jeder Taubenbesit-
zer seinen Läufer; dieser brachte die Taube in einem Beutel bis zum
Vereinslokal, wo eine Standuhr die gebrauchte Zeit ermessen konn-
te. Das Vereinslokal befand sich bei ”Meessen Fritz” an der Vons).
Um in den Verein ”Panoptikum” als Mitglied aufgenommen zu
werden, mußte der Postulant, ohne die Flasche abzusetzen, ein
Viertel Schnaps, Marke ”Rue Bach”, trinken. Die Kelmiser Kirmes
fand damals wie auch heute noch am Sonntag nach Mariä Geburt
statt, und zwar auf ”Hasard” (Chaussee).
Den deutschen und belgischen Soldaten merkte man keine
Feindseligkeit an; sie verbrachten ihren Urlaub im gemeinsamen
Freundeskreis. Die Deutschen wurden in Monschau gemustert; die
Belgier mußten in Moresnet ihr ”Los ziehen”. Da in Belgien nur eine
gewisse Anzahl Rekruten in Frage kamen, wurden die Dienstpflich-
tigen durch das Los bestimmt, wobei jedoch die Möglichkeit bestand,
einen ”remplacant”, d.h. einen Ersatzmann, zu stellen, was natür-
lich, da dieser bezahlt werden mußte, nur für die Reichen in Frage kam.
An der Spielbank im Hotel ”Bergerhoff”, jetzt ”Select”, sah ich
das erste Auto. Der erste Kelmiser, der ein Fahrrad sein eigen nen-
nen konnte, war H. Gehlen. Das Gefährt hatte vorn ein großes und
hinten ein kleines Rad.
Eine Besonderheit war es in Kelmis, wenn zwei in wilder Ehe
lebten. Für diese Art des Zusammenlebens wurde ”Katzenmusik”
veranstaltet. Eine Clique rief die Burschen auf der Straße zusam-
men; alles, was an alten Instrumenten, Deckeln, Eimern, Töpfen
usw. zusammengerafft werden konnte, wurde benutzt, um mög-
lichst viel ohrenbetäubenden Lärm und Radau zu machen.
22
Dies dauerte bis zum Eintreffen der Gendarmerie oder der Po-
lizei. Vorher hatten die Teilnehmer jedoch schon ihre ”Instrumen-
te” in die Büsche geworfen, so daß die Polizei immer nur friedlieben-
de Spaziergänger antraf.
Ich habe erlebt, wie die erste Uhr in den Kirchturm montiert
wurde und wie sie im vergangenen Jahr beleuchtet wurde.
Auf der ”Schlammwäsche” war ebenfalls eine öffentliche Uhr
angebracht, und zwar im kleinen Turm. Ihre Zifferblätter zeigten
auf den verschiedenen Seiten die deutsche, belgische und holländi-
sche Zeit an. Die deutsche Zeit war der belgischen immer eine Stun-
de, die holländische der belgischen 20 Minuten voraus.
Diese Aufzeichnungen, die ich am liebsten in Kelmiser Mun- ,
dart geschrieben hätte, habe ich als ältester Bewohner von Kelmis
im Alter von 96 Jahren für meine Kinder gemacht, in der Hoffnung,
daß sie weiterhin engstens mit ihrer Heimat verbunden bleiben.
April 1986
23
Die Kelmiser ”’Patronage”’,
auch ”’Stiftung Schoenauen’”” genannt
von Alfred Bertha
In der N". 41 dieser Zeitschrift ist unser Mitarbeiter Peter Claes
ausführlich auf die Entstehung der ”Patronage” in Kelmis eingegan-
gen. Eine Frage blieb dabei offen: Weshalb trägt dieser Bau die Be-
zeichnung ”Stiftung Schoenauen”? Dies wollen wir hier kurz erläu-
tern.
Am 3. April 1909 starb zu Aubel die aus Kelmis stammende
Catherine Schoenauen, Witwe von Jean-Pierre Debie. Die Erben,
Philippe Pirenne und seine Ehefrau Maria Debie, waren bereit, eine
ihnen in Kelmis zugefallene Parzelle an ”Vons Ossenkopf” von
38 ar für den Bau eines Pfarrheimes zur Verfügung zu stellen. Aller-
dings verknüpften si€ mit ihrer Schenkung einige Bedingungen, und
zwar sollte
1) an gut sichtbarer Stelle des Neubaus ein Stein mit der Inschrift
”Stiftung Schoenauen’”” angebracht werden;
2) jährlich und auf alle Zeiten am 30. April, dem Sterbetag der Ca-
therine Schoenauen, oder am nächstliegenden Sonntag ein Hoch-
amt mit Chorgesang und sakramentalem Segen für die Seelenru-
he der Verkäufer unter dem Namen ”Familie Schoenauen” zele-
briert werden;
3) den Stiftern bis zu ihrem Tode eine jährliche Rente von 135 F
zustehen.
Die Stiftung wurde am 18.3.1910 in Aubel vor Notar Joseph
Nols beurkundet. Der Kelmiser Pfarrer Guillaume Kept, seine bei-
den Kapläne Henri Bosch und Joseph Simons sowie die Herren
Adam Schumacher-Klebanck und Nicolas Emonds-Leclercq, beide
aus Kelmis, wurden Eigentümer genannter Bauparzelle, auf der
kurz darauf mit dem Bau der ”Patronage” begonnen wurde, die An-
fang Mai 1911 bezugsfertig war. Kaplan Bosch, die Seele des Unter-
nehmens, war am 15. November 1910 nach kurzer Krankheit ver-
storben.
Am 6. Oktober 1924 wurde die ”Patronage” durch die vorge-
nannten Geistlichen Kept und Simons, inzwischen in Baelen bzw.
La Clouse (Aubel) tätig, sowie den Herren Schumacher und
Emonds, Letzterer mittlerweile in Moresnet ansässig, mit allen
daran anklebenden Verpflichtungen auf die am 10. Dezember 1923
gegründete ”Vereinigung ohne Erwerbszweck (VoE) Pfarrwerke
Kelmis” übertragen.
25
Eynatten anno dazumal...
Ein Streifzug durch das Korrespondenzblatt
des Kreises Eupen
von Erich Barth
Anschließend zu unseren Ausführungen in der vorigen Num-
mer dieser Zeitschrift möchten wir noch einmal die Zeitungen von
einst, das ”Korrespondenzblatt des Kreises Eupen”, nach längst ver-
gangenen Begebenheiten aus unserer Ortschaft durchstöbern. Wie
schon im letzten Beitrag erwähnt, stand das Korrespondenzblatt
nach Inhalt, Umfang und Format in keinem Vergleich zu den heuti-
gen Tageszeitungen. Es war eben eine gänzlich andere Zeit im vori-
gen Jahrhundert, die sogenannte ”gute alte Zeit”. Das damalige
Straßennetz war in schlechtem Zustand. Da, wo heute unsere mo-
dernen Autos oftmals bedeutend schneller als nötig dahinbrausen,
quälten sich damals die Pferdefuhrwerke mühsam durch Schlamm
und Schlaglöcher, Eine bedeutende Verbesserung gab es nach dem
Bau der ”Aktienstraße” von Eupen über Kettenis nach Eynatten in
Richtung Linzenshäuschen und weiter nach Aachen in den Jahren
1826-1828. Diese Aktienstraße wird im Korrespondenzblatt oftmals
”neue Straße” genannt. Der ”alte Weg” nach Aachen dagegen ist
der über den Johberg führende heutige landwirtschaftliche Weg, der
am Ortseingang in die jetzige Hauseter Straße mündet. Damals
nannte man dieses Gebiet und Straßenstück ”Stangs”. Vor der
Brücke, unweit des Vlattenhauses, die aber erst 1848 gebaut wurde,
verlief der alte Weg nach Aachen westlich der Wasserburgen Vlat-
tenhaus und Herrenhaus zur Eynattener Mühle und von dort wei-
ter in Richtung Linzenshäuschen nach Aachen. Etliche Jahre später
wurde dann der Ausbau der alten Karrenwege nach Raeren (1839),
nach Hauset (1848) und nach Lichtenbusch (1862) vorgenommen.
Dieser Wegeausbau kostete allerdings viel Geld und aus diesem
Grunde wurden allein in unserer Ortschaft drei Wegegeldzahlstellen
errichtet; man nannte sie ”Barrieren”. Die Zahlstelle für die Fuhr-
werke oder Viehherden in Richtung Raeren befand sich am ehema-
ligen ”Gasthof zur Post”, von der Gemeindegrenze Raeren nach Ey-
| natten in der ehemaligen Schenkwirtschaft Croe (Rovert), und für
| die Benutzung der ”neuen Straße” (Eupen-Aachen) mußte die Ge-
bühr in einem Gebäudeteil des landwirtschaftlichen Anwesens des
| ”Herrenhauses” (Franssen von Cortenbach) entrichtet werden.
Aber nicht nur mit Pferd und Wagen versuchten unsere Vorfahren
|
26
ihr Ziel zu erreichen, auch die eigenen Füße mußten herhalten. Eine
für uns heutige Menschen kaum glaubhafte Kilometerzahl an
Fußmärschen wurde Tag für Tag zurückgelegt. Beim Betrachten al-
ter Landkarten von Eynatten ist man erstaunt über die Vielzahl der
eingezeichneten Fußwege.
Nach diesen Betrachtungen wollen wir nun aber wieder die
Anzeigen und Bekanntmachungen der damaligen Zeitung ”erzäh-
len” lassen:
Nr 3 - Freitag, den 15. Januar 1836
”Die Gemeinde Eynatten beabsichtigt das dasige alte Gemein-
dehaus nebst Spritzen-Remise und daran stoßendem Garten und ei-
nem Garten mit zweien daran grenzenden Grundparzellen an dem .
Fahrweg nach der Stansch zu veräußern; ferner: 1 Parzelle(n) am
Kerres-Busch, 13 im Gostert, 1 am Buschhaus, 1 im Wasserbend, 3
in der Eynatter-Heide, 5 in der Hepscheider-Heide, 2 im Bruch, 6 in
der alten Straße, 1 an der Windmühle öffentlich zu verkaufen.
Diejenigen, welche gegen diese projektirte Veräußerung ge-
gründete Einsprüche haben möchten, wollen dem Unterzeichneten
solche bis zum 13. Februar hierselbst, oder an eben diesem Tage
Morgens von 9-12 Uhr auf dem Bürgermeisteramte zu Eynatten
schriftlich einhändigen, woselbst auch die Situations-Pläne zur Ein-
sicht offen liegen.
Nach abgelaufener Frist kann auf keine Opposition mehr
Rücksicht genommen werden
Walhorn, den 11. Januar 1836.
Der Bürgermeister, Vanden Daele.”
* x
N" 4 - Freitag, den 22. Januar 1836
”Auf Ansuchen von mehreren Betheiligten wird der in N" 3
dieses Blattes auf den 28. Jan. 1836 angekündigte große Holzver-
kauf, bestehend in 135 Loose schwere Eichen-, Buchen-, Espen-
Bäume etc nicht an diesem Tage sondern am Montag, den 1. Fe-
bruar 1936, Morgens um 10 Uhr, in der Wohnung des Schenk-
wirthes Franz Bosten zu Eynatten, auf Kredit gegen Bürgschaft ab-
gehalten werden.
Von diesen Loosen stehen 52 unter Hauset und 83 unter Ey-
natten; und es ertheilen darüber, wo die Stämme stehen, Auskunft:
die Pächter Nikol. Riemus zu Neuenhoff und Wyngartz zu Hauset.
Der Gerichtsschreiber, Kofferath.”
27
N" 14 - Freitag, den 1. April 1836
”Auf Ansuchen des Heinr. Flaß und in dessen Wohnung zu
Eynatten, auf dem Gute Raaf, sollen Donnerstag, den 14. April d.J.,
Morgens 9 Uhr, vor dem unterzeichneten Notar, auf Kredit öffent-
lich verkauft werden:
12 Kühe, 4 Rinder, 8 Faselschweine, 2 Pferde, worunter ein 4
jähriges, 1 zweijähriges Füllen, 1 schöner Kettenhund, 450 Scheffel
guter Haffer, 200 Pfd. Kleesaamen, sämtliches Pferdegeschirr, 3
Karren, Rittsche, Fruchtmühle, Pflug, Egge, mehrere Bienenstöcke
nebst Gestelle, endlich alles Kellergeräthe, alles Kupfer und Zinn
und alle übrigen Hausmobilien ohne Ausnahme.
Schüller.”
(Anzeigen obiger Art, in denen alles angeboten wurde, findet
man immer wieder, auch in anderen Ortschaften. Es stellt sich des-
halb die Frage: Wurde hier der landwirtschaftliche Betrieb endgültig
aufgegeben oder suchte der Landwirt nur einen neuen Pachthof?
Wenn ja, dann hätte er dort wieder alles Nötige neu anschaffen müs-
sen. - Besitzer des Gutes Raaff war damals übrigens J.A. Coenen,
wohnhaft im Herrenhause (Trouet) an der Eupener Straße. Er war
Besitzer mehrerer Güter in der hiesigen Gegend.)
*
N" 46 - Freitag, den 11. November 1836
Verkauf resp. Verpachtung.
Auf Anstehen des Schenkwirthes Hrn. Pet. Jos. Wertz sollen
in dessen Wohnung zu Eynatten, Montag, den 21. Nov. d.J., Mor-
gens 9 Uhr, vor dem unterzeichneten Notar, unter sehr annehmba-
ren Bedingungen, öffentlich verkauft, bei nicht stattfindendem Ver-
kaufe, öffentlich verpachtet werden die nachverzeichneten, in der
Gemeinde Eynatten gelegenen Realitäten:
1) dessen nächst der Kirche gelegenes Wohnhaus mit Backhaus und
Bierbrauerei, angrenzenden Garten u. Hauswiese, im Ganzen circa
2 Morg.;
| 2) ein Haus nebst Garten und Hauswiese, neben Hrn. Coenen und
Gemeindeweg, am Nellessen-Häuschen, im Ganzen circa 2 Morgen;
| 3) eine Wiese, am Orte Rothaus neben Gemeindewald, von 5 Mor-
gen 124 R. 60 F.;
4) eine Parzelle Ackerland, der Siegel genannt, neben Herrn Coenen
und Lamberts, von 2 Morgen 101 Ruth. 20 Fuß;
5) Wiese, am Busch neben Friedr. Lamberts, von 166 Ruth.
Schüller.”
28
N" 48 - Freitag, den 28. November 1834
”Auf Anstehen des Eingenthümers Herrn J. Aloys Wertz zu
Eynatten, sollen die nachbeschriebenen, in der Gemeinde Eynatten
gelegenen Immobilien vor dem unterzeichneten Notar öffentlich
verkauft werden:
1. Das zu Eynatten an der neuen Landstraße gelegene und zu
jedem Geschäfte geeignete Gut, genannt der Pütz, nebst da-
zu gehörigen Oekonomie-Gebäuden und Gründen, im Gan-
zen an Flächeninhalt 70 Morg., 70 Ruth.
Re Ein darneben gelegenes Wohnhaus, nebst Stallung, Brau-
haus und Garten, an Flächeninhalt 46 Ruth., 60 Fuß.
cm Das Gut, genannt Hornay, nebst dazu gehörigen Stallungen -
und Gründen, an der Straße von Eupen nach Corneli-
Münster gelegen, im Ganzen an Flächeninhalt 60 Morg.
4. Eine im Dorfe Eynaten an der neuen Landstraße gelegene,
zur Baustelle geeignete Wiese, genannt Kerreshöfchen, groß
97 Ruth., 30 Fuß.
Die Ausstellung zum Verkaufe ist bestimmt auf Montag, den
22. Dezember d.J., Vormittags 10 Uhr, in der Wohnung des Schenk-
wirthes Peter Joseph Wertz zu Eynatten.
P.J. Hennen.”
x
N" 30 - Freitag, den 26. Juli 1839
”Montag, den 29. Juli, Morgens um 9 Uhr, sollen auf Ansu-
chen des Herrn J. Andr. Coenen, Rentner zu Eynatten, in der Woh-
nung des Wirthes Herrn Pelzer, an der Barriere daselbst,
10 Loose Korn, stehend am Mausburger Kant, im Eynattener Felde,
5 Loose Weitzen, daselbst,
3 Loose ’Spelz, und
1 Loos Korn, nebst dem daran liegenden Gras, an der Eynattener
Kapelle, dann
einige Töpfe Apfelsyrop und einige Klafter Holz, am Orte Pütz lie-
gend,
öffentlich, meistbietend auf Kredit verkauft werden.
Der Gerichtsschreiber, Kofferath.”
es * * *
N" 45 - Freitag, den 8. November 1839
”Die Verpachtung des Chaussee-Geld-Empfangs und der In-
standhaltung der Aktienstraße von der Belgischen Gränze über Eu-
29
pen auf Aachen für den Zeitraum vom ersten künftigen Januar bis
31. Dezember 1843, nämlich der vier Barrieren:
1. an besagter Gränze;
2. zu Kettenis;
3. zu Eynatten und
4. zu Linzenshäuschen,
wird am künftigen 20. November, Morgens 10 Uhr, im Lokale des
Gastwirthen Hrn. Pelzer zu Eynatten öffentlich und auf Anstehen
der Aktien-Gesellschaft besagter Straße durch den Herrn Notar
Schüller in einem Loose ausgestellt werden.
Das Nähere hierüber ergeben die der Verpachtung zum Grun-
de liegenden Bedingungen, welche von jetzt ab bei Herrn Mathias
Brossel zur Einsicht der Pachtlustigen offen liegen.
Eupen, den 29. October 1839.
Die Verwaltungs-Kommission der Atkienstraße.”
* * *
N" 9 - Freitag, den 28. Februar 1840
”Zu verpachten und mit dem 1. Mai d. Jahres, oder früher zu
beziehen, folgendes zu Eynatten, nahe an der Landstraße von Aa-
chen nach Eupen und Verviers, und eben so nahe an dem neuen
Wege nach Raeren gelegenes, ganz neu erbautes Haus, der Winkel
genannt, enthält 6 Zimmer, Keller und Speicher, anhabend Weiden,
Wiesen und Ackerland, im Ganzen 50 bis 60 Morgen.
Die näheren Bedingungen erfährt man bei dem Eigentümer
J. A. Coenen in Eynatten.”
* ok
N" 30 - Freitag, den 24. Juli 1840
”Ich erlaube mir meinen Freunden und Gönnern ergebenst an-
zuzeigen, daß ich als Sattler, sowohl für Herren-Arbeit wie auch für
Ackersleute, mich hier bei Wittwe Krott in Eynatten N" 24 etablirt
habe, verspreche gute Arbeit, prompte Bedienung, äußerst billige
Preise und bitte um geneigten Zuspruch.
Heinrich Littberg.”
*
N" 32 - Freitag, den 7. August 1840
”Öffentlicher Verkauf.
Auf Anstehen des Nikolas Heinr. Cremer, soll Donnerstag,
30
den 20. August d. J., Nachmittags 3 Uhr, zu Eynatten, in der Woh-
nung des Gastwirthes N. J. Pelzer, vor dem unterzeichneten Notar,
zuerst parzellenweise, sodann im Ganzen, öffentlich verkauft wer-
den:
dessen zu Eynatten belegenes Gut, ”’die Höf”” genannt, bestehend in
einem Wohnhause nebst Landwirthschaftsgebäuden, 1 Garten, 1
Baumwiese, 2 Wiesen und 2 Weiden, enthaltend im Ganzen 13
Mrg. 93 Rth. 90 Fuß.
Schüller.”
ok
) es
. S a AM
ä - - re
A de EB VE u
Su ZA 5 2 DE
" 03FF a In
As A Ak UL
en EL Ps OR ED re
Das Haus Geron, urspr. Lamberts (Lambrichs) ein stattlicher Bau
aus dem Jahre 1734
N" 38 - Freitag, den 18. September 1840
”BALL am Kirmes-Sonntag, den 27., Montag, den 28. und
Dienstag, den 29. September findet Statt bei Franz Bosten, im
großen Hause, (Lambrichs-Gebäude genannt), in Eynatten.”
(Gemeint ist hier Franz Bosten,.der damals im heutigen Hause
Geron, im Volksmund auch ”Alkazar” genannt, an der Lichtenbu-
scher Straße wohnte).
ok
;. Mittwoch, den 30, Oktober 1839,
„Wormittags 10 Uhr pr4zi8, wird in dem Wohn:
- Haufe des Saftwirthes Herrn Nikolas Jofeph
. Peer zu Eynatten, Kreis Eupen, auf Ans
ehen von der Frau Unna Barbara Clara
‚ Perronella Lambridhs, Wittwe des Hın,
SJobjann Arnold Keffel, Rentnerin zu
Brüffel, und deren Kinder und Enkel, vor
dem unterzeidhneten Notar, hierzu kommits
tirt dur Urtheil des Königlidhen Landges
richt® zu Nacden, am 15. Juli jüngft, zum
Öffentliden Verkauf und fhließlidhen Zufchlag
fchritten werden:
ihrer in der Gemeinde Eynat: M, Nth. F.
_ten gelegenen Gebäude und
Srundgüter, haftend im Sans
zen, dem Katafter gemäß . 100 22 60
und einer in der Gemeinde ;
Raeren liegenden Wiefe von 2 59 40
+ Im Sanzen . -102 82 „
„oder 29 Bunder 388 Ruthen Lamb. Maaßı
Diefes fhöne Landgut, zwifhen Aachen und
SCupen, in der Mitte gelegen, befteht aus:
a) einem großen herrfhaftlichen Haufe, meldes,
wie ale anhabende Gebäude, Scheune
und geräumige, Stallungen mit Schiefern
bedeckt find; S
b) einem Sarten mic. Mauern umgeben;
c) einer dahinter liegenden Baumweide mit
den vorzüglihften Dbftbäumen bepflanzt,
welche dicht an die von Cupen uach Uachen
führende neue Straße Aößt, und ;
d) drei anderen nächft beiliegenden wohl uns
terhaltenen Pächters: Wohnungen. *
Ueberhaupt befteht das But aus den beften
Gründen der erften und zweiten Klafe von
der Gemeinde Cynatten, ]
PP. S. Hennen.
Verkaufsanzeige des Hauses Geron, Lichtenbuscher Str.,
im Korr.-Blatt vom 30.10.1839
33
”Preis-Vogelschießen wird Montag und Dienstag Statt finden.
Die Loosung der Nummern beginnen jeden Tag Vormittags 10 Uhr,
im Hause der Wittwe Rothheut zu Eynatten.”
(Die Witwe Rotheuth könnte die Schwiegermutter des Her-
mann Tychon gewesen sein. Nach Überlieferung hat H. Tychon
1832 die Gaststätte an der Gemarkung ”Hövel” übernommen. Er
war verheiratet mit Maria Elisabeth Rotheuth. 1884 verstarb H.
Tychon im Alter von 78 Jahren; seine Ehefrau bereits im Jahre
1866, 70-jährig. In einer alten Urkunde findet man von dem neben-
an liegenden ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen Knops, frü-
her Lamberts, die Bezeichnung ”Gütchen Hövel”.)
*
N" 38 - Freitag, den 18. September 1840
”Bei Gelegenheit der am 27. September zu Eynatten einfallen-
den Kirmes, BALL am Barriere daselbst, bis den 30. September
einschließlich, wozu seine Gönner höflichst einladet.
N, J. Pelzer.”
”Tanzmusik und Preis-Vogelschießen findet während der Kir-
mes zu Eynatten Sonntag, den 27. und Montag, den 28, September,
Statt bei Anton Wetten, an der neuen Landstraße unweit
Eynatten.”
(Hier handelt es sich wieder um die spätere Schenkwirtschaft
Thielen im Eynattener Feld).
KK
N" 48 - Freitag, den 27. November 1840
”Zu verpachten und mit dem 1. Mai künftigen Jahres zu bezie-
hen: das zu Eynatten an der Landstraße von Aachen nach Eupen,
und eben so nahe am neuen Wege nach Raeren gelegene Ökonomie-
Gebäude, genannt Leuferhof; anhabend einen großen Hof mit einer
großen Einfahrt, geräumige Kuh- und Pferdeställe, bisher als
Wirthschafts-Gebäude benutzt. Dasselbe hat an Kuhweiden 21
Morgen 64 Ruthen 80 Fuß. An Graswiesen 29 Morgen 138 Ruthen
90 Fuß. An Ackerland 47 Morgen 145 Ruthen 70 Fuß, alle erster
klasse. Es befinden sich also im Ganzen an diesem Gebäude circa
100 Morgen. Die näheren Bedingungen erfährt man bei dem Eigent-
hümer J. A. Coenen in Eynatten.”
34
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Der ”Leuferhof” (Gut Leuff) gehörte zum ausgedehnten Besitz
des J.A. Coenen.
N" 48 - Freitag, den 26. November 1841.
”Bäume-Verkauf.
Auf Anstehen des Carl Lamberts, zu Homburg, sollen Diens- S
tag, den 30. November d.J., Morgens 10 Uhr, zu Eynatten, in der
Wohnung des Wirthes Ludwig Wertz, vor dem unterzeichneten No-
tar auf Kredit öffentlich verkauft werden:
42 Loose Eichen-, Eschen und Kirschbäume, stehend auf dem unter
Eynatten belegenen Gute ”Stangs” genannt, und ein Loos Bäume
auf ”Flameree” genannt.
Schüller.”
* * *
N" 43 - Freitag, den 28. Oktober 1842.
”Freiwilliger Haus- und Länderei-Verkauf,
Auf Anstehen des zu Eynatten, bei Eupen, wohnenden Stein-
hauermeisters Johann Lorenz Göbels, sollen Donnerstag, den 3.
November, d.J., Vormittags 10 Uhr, in der Wohnung der Wirthin
Jerusalem, zu Eynatten:
1) das zu Eynatten gelegene, von Göbels selbst bewohnte, zur Anla-
ge einer Brauerei leicht einzurichtende Haus;
35
2) das daselbst gelegene, von dem Herrn Bürgermeister von Haren-
ne bewohnte, mit drei großen Kellern versehene und zum Betrie-
be eines beliebigen Geschäftes sehr geeignete Haus;
3) 4 an der Eupener Landstraße gelegene Bauplätze von verschiede-
ner Größe, und
4) 20 Morgen Ackerland und Wiesen, gelegen in mehreren Parzel-
len zu Eynatten;
vor dem Unterzeichneten öffentlich verkauft werden.
Weiler, Notar.”
* *
N" 46 - Freitag, den 18. November 1842.
”Das zu Eynatten gelegene Gut Kerresbusch genannt, beste-
hend in Wohnhaus nebst Stallung und 24 Morgen Weiden und Wie-
sen, ist zu verkaufen und kann auf Verlangen der ganze Kaufpreis
zu 4 1/2 pro Cent Zinsen darauf haften bleiben. Man melde sich bei
M. J. Mertens, zu Kettenis.”
* xx *
Nr 49 - Freitag, den 9. Dezember 1842.
”Unterzeichneter ertheilt den ganzen Winter hindurch, an
nachbenannten Tagen, Unterricht im Tanzen:
Sonntags nach der Hochmesse bei Bernhard Joseph Creutz, in Rae-
ren, - Nach der Vesper bei Johann Wilhelm Emonds, im Rovert an
der Landstraße, - Abends um 7 Uhr bei Frau Wittwe Büntgens, in
Eynatten, - Montags Abends um 6 Uhr bei Schneidermeister Hellen-
brand in Lontzen und Dienstag Abends um 6 Uhr beim Schenk-
wirthe Hick, an der alten Landstraße, Herbesthal gegenüber, - wozu
ich Freunde und Gönner höflichst einlade.
Hubert Falter, Musikant.”
* x *
N" 14 - Freitag, den 5. April 1844.
Bekanntmachung
Am Dienstag, den 9. April dieses Jahres, Vormittags 10 Uhr,
wird in der Wohnung der Schenkwirthin Ehefrau Jerusalem zu Ey-
natten, das der hiesigen Gemeinde zugehörige, einerseits an der
Aachen-Eupener Chaussee und andererseits an der Hauptdorf-
straße hier zu Eynatten belegene, bis Dato als Vikarie be-
nutzte, wegen seiner vorteilhaften Lage aber zum Betriebe jedes
Geschäftes geeignete Haus, mit anhabenden Stallungen und Gar-
ten, das Ganze einen Flächenraum von 25 Ruthen 90 Fuß enthal-
36
tend, öffentlich zum Verkauf ausgestellt, und können die desfallsi-
gen Bedingungen von heute ab, bei dem Unterzeichneten eingese-
hen werden.
Eynatten, den 21. März 1844.
Der Bürgermeister, v. Harenne.”
* * *
Einige Erläuterungen: Die Schenkwirtschaft des Peter Josef
und später des Ludwig Wertz, gelegen an der Kirche, dient heute
nur noch als Wohnhaus (Chr. Nicoll). - Die Wirtschaft Jerusalem
und die ”Barriere” an der Aktienstraße (Aachener Straße) befanden
sich in den Wirtschaftsgebäuden des Gutes vom ”Herrenhaus” (Fr.
Boffenrath sen.). Das alte Vikariegebäude an der Aachen-Eupener .
Chaussee und gleichzeitig an der ”Hauptdorfstraße” (Lichtenbu-
scher Straße) gelegen, trägt heute die Hausnummer 3 (Haus neben
Metzgerei Quadt). Noch im selben Jahre (1844) wurde eine neue Vi-
karie gebaut (das heutige Pfarrheim am Kirchplatz).
37
Heiliger mit dem Rost
von M.Th. Weinert
Ein kleiner Heiliger aus Holz
- sein Antlitz lächelt leise -
Jahrhunderte wie auf der Reise
trägt er den Rost als Krücke,
den Rost als Werkzeug seiner Qual,
auf dem er lag und brennen mußte
als flammend Mal.
Doch ward’ der Rost ihm eine Brücke,
die trug ihn heim in jenes Licht,
von dem er ahnend immer wußte,
es kam von Gottes Angesicht.
Dies Wissen macht sein Lächeln weise,
die Menschen kommen und vergehn,
die zu ihm aufschaun auf der Reise,
und die versuchen zu verstehn
den kleinen Heiligen aus Holz,
sein freudig lächelndes Gesicht
und seine tiefe Zuversicht.
38
Die Glocken läuten im
Limburger Land
von Walter Meven
In einem Rechnungsbuch der Brüsseler Rechnungskammer (1)
aus dem 15. Jahrhundert findet sich eine Eintragung des Rentmei-
sters die für die Kirchengeschichte unseres Gebietes von nicht uner-
heblicher Bedeutung ist. .
Leider ist die Kirchengeschichte der nördlichen Teile unseres
Raumes sehr schlecht dokumentiert, weil hier die Zeitläufte ganz er-
hebliche Verluste an Archivgut zur Folge hatten. Auch im Bistum
Lüttich gab es als Unterorganisation die sogenannten Erzdiakonate,
denen ein Erzdiakon vorstand. Während die Orte nördlich der Tras-
se der Landstraße Aachen - Lüttich zum Erzdiakonat Hasbanien
mit dem Amtssitz in Maastricht gehörten, waren die südlichen Orte
dem Erzdiakonat Condroz zugeordnet. Hier läßt sich die kirchliche
Rechtskonstruktion - Mutterkirche - Filialkirche - eindeutig belegen,
während dies für die zu Hasbanien gehörenden Kirchen und Kapel-
len nicht immer möglich ist. Der Erzdiakon, der dem Status nach
dem heutigen Weihbischof entsprach, hatte, zum Beispiel, im Auf-
trage des Diözesanbischofs die Visitationen der kirchlichen Einrich-
tungen durchzuführen. Protokolle, soweit sie uns noch vorliegen, er-
lauben uns interessante Einblicke in das kirchliche Leben von da-
mals.
Obschon die meisten unserer heutigen Kirchen und Kapellen
auf frühgeschichtlich besiedelten Plätzen errichtet wurden, sind die
systematischen archäologischen Forschungen auf den Zufall eines
technischen Erfordernisses beschränkt geblieben, wenn es beispiels-
weise Umbaumaßnahmen oder der Einbau einer neuen Heizungsan-
lage möglich machten. Neben Skeletteilen - Kaiser Josef II. hat übri-
gens die Beerdigungen im Kirchenraum untersagt - stößt man hin
und wieder auf Fundamentreste von Vorgängeranlagen, die nur
dem berufenen Fachmann einen Rückschluß auf das tatsächliche
Alter dieser Funde möglich machen und es ihm erlauben, dieselben
nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu verzeichnen. Nicht selten
werden solche Bodendenkmäler in Sorge um den stockenden Bau-
fortschritt der Aufmerksamkeit des Fachmannes und damit auch
der Öffentlichkeit entzogen. Die Fundstücke gelangen dann in die
(9 A.G.R., Rechnungskammer Brabant.
39
Hand von Sammlern, die sie später in Unkenntnis ihres kunsthistori-
schen Wertes gewissenlos veräußern.
Um so mehr freuen wir uns, den Zufallsfund der obenerwähn-
ten Eintragungen im Limburger Rechnungsbuch hier einer näheren
Betrachtung unterziehen zu können. Dem Inhalt entnehmen wir,
daß es aus Anlaß des Todes eines Landesherrn üblich war, mit sämt-
lichen Glocken über 3 Tage zu läuten.
Die Glocke als eines der ältesten Nachrichtenmittel verkündete
seit erdenklichen Zeiten durch ihr Läuten Freud’ und Leid im kirch-
lichen wie im profanen Bereich. Anfang und Ende des Gottesdien-
stes verkündete sie, aber auch andere religiöse Handlungen, zum
Beispiel Begräbnisse, begleitete sie mit ihrem Klang. Bis heute zu
mahnen die Glocken uns, was die Stunde geschlagen hat. Früher
kam ihnen im profanen Bereich durch schnelles, ungewöhnliches
Anschlagen die Aufgabe zu, die Menschen vor einer drohenden Ge-
fahr zu warnen und durch Sturmgeläut bei nahendem Feind die
Umwohner zu den Waffen zu rufen. Eine Zeitlang glaubte man so-
gar, durch Glockengeläut ein drohendes Gewitter abwenden zu
können.
Kleine Glocken waren bereits zu religiösen Zwecken im Alter-
tum bekannt. Zu Nola in Kampanien, am Golf von Neapel, soll Bi-
schof Paulinus bereits im 4. Jahrhundert Kirchenglocken eingeführt
haben. Die ältesten uns bekannten Glocken befinden sich in Köln
und Bad Hersfeld. In einem Kölner Museum lagert eine aus dem
Jahre 613 und führt den wenig schönen Namen ”Saufang”. Die in
Bad Hersfeld benutzte ”Lullus-Glocke” stammt aus dem Jahre
1059.
Die frühesten Glocken in unserer engeren Heimat gehörten
zum Geläute der Aachener St. Peterskirche; Montzen besitzt eine
Glocke aus dem Jahre 1392 und Eynatten eine solche aus dem Jahre
1467. Leider ist ihre gleichaltrige Schwester im Jahre 1953 gebor-
sten. Schade, daß man sich ihres kunst- und kulturhistorischen Wer-
tes nicht bewußt wurde und sie der Nachwelt erhalten hat. Sie wur-
den kurzerhand eingeschmolzen und umgegossen. Leider ist die
eben erwähnte, aus dem Ende des 13. Jh. stammende Glocke der
Pfarrkirche St. Peter im Inferno des letzten Luftkrieges geschmol-
zen. Eine weitere, nicht datierte Glocke hohen Alters, die erst
jüngst aus der Glockenstube ihres Turmes heruntergenommen wur-
de und vor der Kirche Aufstellung gefunden hat, befindet sich in
Moresnet. Ihre Inschrift -O REX GLORIAE VENI CUM PAECE
(O König der Herrlichkeit, komme mit Frieden) - verrät, als einer
40
der ältesten Glockenweihesprüche überhaupt, ihr bedeutendes
Alter. Es ist jedoch gerade bei dieser Glocke ein immer wie-
der gern geübter Trugschluß, aus dieser Inschrift ein lateinisches
Chronogramm mit der Jahreszahl 1272 - bei vermeintlich richtiger
Lesart 1262 - herauszulesen. Die Gepflogenheit, Chronogramme in
. M 1A?”
a
“
2. ns SE
Älteste Moresneter Glocke (13 Jh. ?).
”QO REX GLORIAE, VENI CUM PAECE”.
christliche Sinnsprüche einzubeziehen, ist erst im Zeitalter des Ba-
rock in Gebrauch gekommen, für diese Glocke also keineswegs zu-
treffend. Vielmehr erlaubt ein eben erst angestellter Form- und De-
korvergleich allenfalls die nicht belegbare Aussage, daß sie zur glei-
chen Zeit wie ihre Montzener Schwester, welche den gleichen Sinn-
spruch und die Jahresahl 1392 trägt, entstanden ist und möglicher-
weise vom gleichen Gießer stammt. Darüber hinaus läßt das Schrift-
bild romanische Stilelemente erkennen. Während des letzten Welt-
krieges wurde auch diese Glocke zum Einschmelzen in ein Hambur-
41
PN
2 A BO
| rl : 7 O SS Da
‚8 4
Montzen 1392,
ger Buntmetallager (-”Glockenfriedhof”-) verbracht. Sie blieb erhal-
ten und fand, wenn auch bereits vor dem Kriege beschädigt, ihren
Weg nach Moresnet zurück. Leider ist wiederholt vergeblich der
Antrag gestellt worden, die Glocke in die Liste der denkmalschutz-
würdigen Objekte aufzunehmen. Die eben hier dargelegten neuerli-
chen Erkenntnisse lassen dennoch die Hoffnung offen, daß die Ent-
scheidungsgremien zum Überdenken ihrer bisherigen Haltung kom-
men. Viele Beispiele lehren: Ein Umguß ist kein Original und die
Handschrift des Meisters geht dabei unwiederbringlich verloren.
Die hier angeführten Glocken haben sicherlich anläßlich des
Todes unseres ”Herzoges” in das allgemeine Trauergeläut mit einge-
stimmt.
Man schrieb das Jahr 1467. Die Glocken des Landes verkünde-
ten mit ihrem Geläut wieder einmal Landestrauer.
42
Der Herzog von Burgund, gleichzeitig auch Herzog von Lim-
burg, war in seinem Palast zu Brügge verstorben. Der Rentmeister
des Herzogtums Limburg, sein Name ist uns leider nicht überlie-
fert, erhielt durch den Burggrafen eine Einladung, um in Anwesen-
heit der Schöffen, der Bürgermeister und der ”Mannen von Lehen”
zur Rechnungsprüfung auf die Halle nach Limburg zu kommen.
Man präsentierte ihm bei dieser Gelegenheit einen Brief, der vom
Tode des Landesherrn berichtet und von einem Beamten des ”Ho-
hen Rates” zu Brüssel geschrieben worden war. ...: ”Wye myn gene-
digen Heer, wylen Hertoge von Burgund dem goed gnade van leve
tot dodt komen.”
Er, der Rentmeister, sollte nach dem Zeugnis der amtierenden
und gewesenen Schöffen allen, die dafür zuständig seien, bestellen, .
wie es alte Gewohnheit sei, aus diesem Anlaß in allen Kirchen und
Kapellen des Landes Limburg zu läuten und die Einwohner zu ver-
anlassen, sich zu versammeln, um für die Seele des Verstorbenen zu
beten. Die Kosten für das Läuten, das in allen Kirchen und Kapel-
len an 3 Tageszeiten zu geschehen habe, sollten zu Lasten der Allge-
meinheit gehen.Zu Limburg solle 3 Tage von morgens bis abends
mit allen Glocken und ohne Unterbrechung geläutet werden. Wei-
ter ordnete man an, die üblichen Vigilien und Exequien zu halten.
Die hohe Versammlung verwies sogar auf alte Rechnungen des
vorigen Rentmeisters, Heinrich von Gronsselt, wonach diesem wäh-
rend seiner Amtszeit die gleiche Aufgabe zugefallen sei, und er das
sogar ”um godts wille”, also unentgeltlich, getan habe. Da ”der Rent-
meister aber ”großen Schaden und Lasten” durch den letzten Krieg
(2) erlitten, wolle man ihn entschädigen. Nach Landesrecht könne
man ihn sogar zur Verrichtung dieser Tätigkeit zwingen.
Ausdrücklich erklärte sich der Rentmeister bereit, "alles Erfor-
derliche und das von ihm Verlangte zu tun, nichtsdestoweniger alle
Pflichten und Wohltaten für seinen verstorbenen gnädigen Herrn
erfüllen zu lassen.” Von Kirche zu Kirche ließ er daraufhin, so wie
es seine Vorgänger auch getan hatten, bestellen, zum Andenken an
den hohen Verstorbenen zu läuten und zu beten.
In einer Aufstellung des gleichen Jahres, eben des Todesjahres
des Herzogs Philipp - auch Philipp der Gute genannt - sind die Kir-
chen - und Kapellenorte, die Namen der ”Glöckner” und die hierzu
aufgewandten Kosten angegeben. Vielfach sind wohl junge Leute
mit dieser schweren Arbeit betraut worden, denn der Namensanga-
(OK EBEN Ge WÄROEN EEE EOyEEK aa DEE A
43
be ist in vielen Fällen der Zusatz ”son” (Sohn) angefügt. Bei einigen
Beteiligten, besonders den im kirchlichen Bereich tätigen, sind die
Berufsbezeichnungen angegeben. Zum Beispiel: der Offermann, der
Küster u.s.w.
Die Orte Hauset, Hergenrath und Raeren werden als damals
unbedeutende und nicht selbständige Kapellengemeinden nicht er-
wähnt.
Wir geben die Eintragung des Rentmeisters in leicht geraffter
Form wieder.
Limbourg:
Jan Damhee, Gereon des Offermanns Sohn, Thron Remakles Sohn,
Meister Geron, Collas Maher, Wynand Gereons Sohn, Symon sein
Bruder, Jehennecken Henry Donnet, Gerard Werot, Gereon
Jadmynes son, Thonyß Promperet, Gregor Swars (Schwarz), Denys
der Scomeker (Schumacher),
3 Tage geläutet macht zusammen mit dem Bier, das sie vertrunken
36 Reichsgulden
Desgleichen der Propst und die Mönche von Limburg, die die Exe-
quien für die Seele des verstorbenen gnädigen Herrn gehalten ha-
ben, wie es unsere Gewohnheit ist. Dazu hatten sie in der Kirche 8
Kerzen, die sie bei Thys in Aachen gekauft hatten. 5 Reichsgulden.
Goelke:
Desgleichen zu Goelke (heute Go€) Henry Trost, meester (?) Gron,
Jan Lambine, Jan von Goelke, Jan Maher son, Henry Pouple und
Gule Strod
3 Tage mit allen Glocken zu 3 Tageszeiten geläutet, macht 2 Reichs-
gulden.
Baelen:
Desgleichen zu Baelen Daim der Offermann, Jan sein Bruder,
Peterken Hamal, Jan Maroy, Claes Schyne und Wynken Jans Sohn,
für 3 Tage läuten bezahlt 2 Reichsgulden.
Oepen (Eupen):
Desgleichen zu Eupen Brüsselman(n), Gerken van Oepen, Claiß
Hoetman(n) der Schmied an Roeloffen, mit allen Glocken macht zu-
sammen 2 Reichsgulden.
Ketthenyß (Kettenis):
Desgleichen zu Kettenis Pouwels der Bäcker, Arnot Cremer,
Cornelys des Wirts Sohn, und Lensken
Drei Tage geläutet macht zusammen 2 Reichsgulden.
44
Waelhoeren (Walhorn):
Desgleichen zu Walhorn Johannes der Offermann, Arnot sein
Sohn, Jan des Stouten Sohn, Claysken Wouwers, Jan Bron und
Welter der Brauer.
3 Tage mit allen Glocken macht zusammen 2 Reichsgulden.
Eynetten (Eynatten):
Desgleichen zu Eynatten Peter Werd von Eynetten und Claesken
sein Sohn.
Drei Tage geläutet macht zusammen 1 Reichsgulden.
Lonsen (Lontzen):
Desgleichen zu Lontzen, wo der Offermann mit seinen Helfern wie -
oben geläutet hat für 1 Reichsgulden.
Monsen (Montzen):
Desgleichen zu Montzen; dort läuteten Lenert der Küster und Jakob
der Cremer 3 Tage, macht zusammen 1 Reichsgulden.
Moresnet:
Desgleichen zu Moresnet Jan der Offermann und Heyn Mynclart
3 Tage geläutet, macht zusammen 1 Reichsgulden.
Gemenich (Gemmenich):
Desgleichen zu Gemmenich, wo Jan Huen und Meis 3 Tage geläu-
tet haben, macht zusammen 1 Reichsgulden
Reymersdael (Remersdael):
Desgleichen zu Remersdael, Rynken der Offermann mit seinen Ge-
sellen
3 Tage geläutet, macht zusammen 1 Reichsgulden.
Syppenaken (Sippenaeken):
Desgleichen zu Sippenaeken Claes Plick (?) Sohn mit dem
Offermann
3 Tage geläutet macht zusammen 1 Reichsgulden.
Toeven (Teuven):
Desgleichen zu Teuven Jakob der Schumacher und sein Sohn.
3 Tage geläutet macht zusammen 1 Reichsgulden.
Homborch (Hombourg):
Desgleichen zu Homburg wo Jan van Homborch und sein Sohn, der
Offermann,
3 Tage geläutet haben, macht zusammen 1 Reichsgulden.
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Die Aufstellung der in den einzelnen Orten geleisteten Läutestunden
46
Cappellen (Heinrichskapelle / Henri-Chapelle):
Desgleichen zu Heinrichskapelle Stouten von Hockelbach, Sym-
ken Henry Sohn, Stoeppers mit ihren Gesellen
3 Tage geläutet macht zusammen 2 Reichsgulden.
Bylsteen (Bilstain):
Desgleichen zu Bilstain, wo Claesken von Bylsteen, ... Sanders und
They(s) Sohn
3 Tage geläutet haben, macht zusammen 1 Reichsgulden.
Herve:
Desgleichen zu Herve Jan Lowaer, Johan Ghys, Jan de Thux,
Thoma Lynot, Tossin und Pake .
3 Tage geläutet, macht zusammen 3 Reichsgulden.
Charnu (Charneux): .
Desgleichen zu Charneux Henry Faber, Loreyn sein Bruder, Gallar
und Jan Make
3 Tage geläutet macht zusammen 2 Reichsgulden.
Cleyn Rychem (Petit-Rechain):
Desgleichen zu Klein Rechain Jeryon, Jan Feve(r) (?) Johann Jorys
Sohn und Jasper
3 Tage geläutet macht zusammen 1,5 Reichsgulden.
Soron (Soiron):
Desgleichen zu Soiron Lowaer, le petit meyer und der Küster
3 Tage geläutet macht zusammen 2 Reichsgulden.
47
Ein erfülltes Leben
Zum Tode von Frau Dr. Leonie Wichert-Schmetz
Aus Bad-Driburg (Westf.) erreichte uns am 24. November
1988 die Nachricht vom Tode unserer langjährigen Mitarbeiterin
Dr. Leonie Wichert-Schmetz, die nach kurzer Krankheit, im Alter
von beinahe 90 Jahren, von uns gegangen ist.
Damit erfüllte sich ein Leben, das in Hergenrath am 16. Mai
1899 begann. Geboren wurde Leonie Schmetz als älteste Tochter
des Hergenrather Bergbauingenieurs Jos. Schmetz. Nach dem frü-
hen Tode des Vaters (1908) mußte die Familie das Geburtshaus, die
"Villa Adler” in der Bahnhofstraße, aufgeben. Bei einer Kusine der
Mutter, der wohltätigen Fabrikantenwitwe Adele Kirschgens geb.
Kerres, im Emmaburgerweg, verlebte die Familie die folgenden
Jahre.
Die Volksschule besuchte Leonie Schmetz in Hergenrath,
wechselte dann zur städtischen Mittelschule in der Großkölnstraße
in Aachen, machte 1918 Abitur, studierte in Bonn und doktorierte
1924 in Biologie mit einer Arbeit über ”Stärkeumsatz in Laubblät-
tern”. Durch zusätzliche Examen in Philosophie erhielt sie auch die
Lehrbefähigung für Deutsch.
Es folgten Referandarjahre in Bonn und Köln, dann Assessor-
jahre in ‚Essen, Beurig-Saarburg und Krefeld; von 1928 bis 1937
wirkte sie als Studienrätin in Dortmund, wurde jedoch wegen ihrer
antinationalsozialistischen Haltung fristlos aus dem Beamtenver-
hältnis entlassen. Da die Lehrerlaubnis ihr nicht entzogen worden
war, konnte sie in Bad Driburg, am Clemensheim, eine neue Wir-
kungsstätte finden.
Vor allem nach dem Krieg, als das Clemensheim nach der 1941
durch die Nazis verfügten Schließung als Aufbaugymnasium wieder
eröffnet wurde, hat Frau Dr. Wichert all ihr Wissen und ihre Kraft
dem 2. Bildungsweg für Priesterberufe gewidmet. An ein Rentner-
dasein hat sie auch nach Erreichen der sog. Altersgrenze nie ge-
dacht. Obschon sie offiziell 1977 aus dem Schuldienst ausgeschie-
den war, blieb sie bis 1985 aktiv im Unterricht am Clemensheim.
Daneben betrieb sie Privatstudien, schrieb Gedichte und Le-
benserinnerungen. Unermüdlich tätig sagte sie: ”Selbst wenn ich
100 Jahre alt würde und dabei meine Schaffenskraft behielte, würde
ich nicht halb fertig mit dem, was ich tun wollte.”
48
Wenn Frau Dr. Leonie Wichert-Schmetz auch in Bad-Driburg
”auf dem Knochen”, im schönen Eggegebirge, heimisch geworden
war, so war ihre Verbindung nach Hergenrath doch nie abgerissen.
Nicht nur, daß sie unsere Zeitschrift, den ”Göhlboten”, wie sie sag-
te, als Mitglied der Göhltalvereinigung bezog; sie hat auch
regelmäßig Gedichte darin veröffentlicht.
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Zu Besuch in Hergenrath, 2.8.1977
Foto A. Bertha
49
Das Dichten war für sie ”ein Konzentrieren irgendeiner Stim-
mung, eines Erlebnisses. So. ganz rationale Gedichte schreibe ich
nicht. Sie müssen immer durch Erleben oder durch eine Stimmung
erzeugt sein. Manchmal träume ich sie auch... Die Themen meiner
Gedichte sind Begegnungen mit Menschen, Beziehungen zum Le-
ben, Zeitereignisse, Tageszeiten, die Familie, doch sind die meisten
der Gedichte religiösen Inhalts.”
Über ”Hergenrath, unsere Heimat” (- wohin genealogische
Forschungen sie alljährlich zurückführten und wo der aufmerksame
Hotelier den Wicherts immer dasselbe Zimmer zuwies, so daß sie
sich wie zu Hause fühlen konnten -) schrieb sie in autobiographi-
schen Aufzeichnungen:
”Wenn auch viel dazugebaut worden ist, und besonders auf
dem Gelände, das früher uns gehörte, ist uns doch noch alles sehr
vertraut. Besonders die Kirche und die alte Schule sehen von außen
noch genau so wie damals aus... Von den Menschen, die mit uns
jung waren, leben nicht mehr viele. Die einzigen, die wir noch besu-
chen können, sind Frau Therese Pohlen und Frau Josefine Wint-
gens... In der Waldburg erwartet uns Robert Laschet, der als Ver-
wandter dritten Grades uns immer noch recht vertraut ist... Trotz
Abwanderung des größten Teils der Sippe (Schmetz) ist und bleibt
Hergenrath unsere Heimat, obwohl uns auch vieles mit der Heimat
unserer Kinder, Westfalen, verbindet.”
Für die Göhltalvereingung ist der Tod von Frau Dr. Leonie
Wichert-Schmetz ein herber Verlust. Sie, die ihre Heimat nie verges-
sen hat, wird auch bei uns in dankbarer Erinnerung weiterleben.
R.L.P.
50
Abendruhe
von Leonie Wichert-Schmetz
Schneller tickte heut’ die Uhr;
Meine Blumen blühten freudig;
Von den Schatten keine Spur,
Die sonst von den Wänden kriechen
Kalt und länger, wenn es dämmert.
Sonnenflimmer auf dem Holze
Sind noch viel zurückgeblieben,
Nicht zu sehen, doch zu fühlen. |
Und das Bild der fremden Ahnen
Lächelt warm aus seinem Rahmen,
Lächelt, lächelt, und wir beide
Sitzen stumm und ohne Namen.
51
Fouilles archeologiques a Brennhaag
(La Calamine)
par J. Leclercq (*)
La sabliere de Brennhaag est situee sur le territoire de l’an-
cienne commune de Hergenrath qui depuis 1977 constitue la partie
orientale de l’entite de La Calamine (Kelmis).
Cette carriere s’ouvre dans le flanc sud de la couverture
sableuse secondaire qui s’etend de Hergenrath ä Hauset, sur la rive
nord de la Gueule (Göhl). Elle est distante d’environ 1750 m. ä N.
55° E. de l’eglise de Hergenrath et de quelque 900 m. ä N. 67° E. du
hameau de Flönnes (fig. 1.4). “
Borde par des päturages dans sa partie ouest, le lieu-dit ”Brenn-
haag” comprend un replat boise dominant une vallee secondaire du
bassin de la Gueule. Ce replat, dont l’altitude varie entre 279 et 281
m., est couvert par une plantation de melezes et un taillis compose
entre autres de bouleaux, de hätres et de chenes d’ol &mergent quel-
ques pins (1).
HISTORIQUE
Apres epuisement de la concession du Busch/Brand, l’exploita-
tion des sables s’est deplacee jusqu’a Brennhaag dans le courant de
4979:
Lä aussi; les travaux d’extraction ont &te precedes par un deboi-
sement et par un decapage du site, avec entassement des couches
superficielles en bordure de la carriere. En date du 26 aoüt 1981,
celle-ci s’ouvrait en arc de cercle dans la partie sud de la colline,
entre N. 208°0. et N. 50°E. (fig. 3). R}
Dans un premier temps, l’exploitation s’est dirigee vers le nord-
Ouest, detruisant progressivement cette partie du site qui devait dis-
paraitre completement en aoüt 1982. Apres epuisement de la cou-
che sableuse de cet endroit, elle s’est poursuivie en direction du sec-
teur est du replat.
Cette extension de la carriere a entraine la destruction des der-
niers vestiges de l’occupation prehistorique qui disparurent fin 1986.
Simultanement le remblayage de l’excavation, entame en 1984 ä
V’aide de materiaux d’origines diverses, s’est poursuivi pour rendre
au site son aspect originel.
(*) Grand Ry Cornesse, 241, B. - 4860 PEPINSTER.
( 1) LECLERCQ J., 1985: 123-125.
52
En date du 20 septembre 1979, la sabliere de Brennhaag a ete
prospectee par des membres du ”B.N.D. Forschungsgruppe” qui y
decouvrirent des silex tailles et noterent la presence d’une zone char-
bonneuse ä la surface du decapage (fig. 3 A1 & B2).
Jusqu’au 26 septembre 1981, date ä laquelle il dut cesser ses
recherches, ce groupe effectua quelques sondages et r&coltes de sur-
face (fig. 3 A1-A2). Il entreprit &galement une fouille de sauvetage
dans la partie nord-est du replat (fig. 3 B1 et fig. 4.1 x).
De leur cöte, J. & P. Lausberg-Miny et L. Pirnay (2) effectue-
rent une prospection systematique de toute la surface decapee puis
des fouilles dans la zone ol des depressions contenaient encore l’en-
tierete du podzol (fig. 3. A3). .
Des le 15 juin 1982, A. Gob et l’auteur preleverent des char-
bons de bois dans la partie nord est du replat (fig. 3. B2 et fig. 4.2)
aux fins d’analyses par la methode du 14C. Realisees a l’Universite
de Louvain-la-Neuve, celles-ci ont donne le resultat: (Lv. 1402)
1.090 + 60 B.P. Apres calibration on obtient un intervalle chrono-
logique de 855 ä 1.040 A.D. (3), soit au moins 240 ans avant la pre-
miere mention officielle connue de Hergenrath et de La Calamine
(4).
Düment autoris@ par l’Administration communale de La Cala-
mine et par l’exploitant du site, M. Falkenberg de Kettenis, l’auteur
a encore effectue quelques recherches ponctuelles et une fouille de
sauvetage dans la partie est du replat (fig. 3 B3 et fig. 4.3.), entre le
16 aoüt 1985 et le 26 juin 1986. La destruction totale des derniers
vestiges de la station prehistorique par l’exploitation devait mettre
un terme definitif a ces travaux.
Le materiel archeologique recueilli par J. & P. Lausberg-Miny
et L. Pirnay a €te depose au ”Mus6e de la Prehistoire en Wallonie” a
Ramioul, tandis que les series provenant de 1a fouille du ”B.N.D.
Forschungsgruppe” et des recherches de l’auteur se trouvent au
”Göhltalmuseum” de La Calamine.
Il convient €galement de souligner que des fouilles sauvages
ont eu lieu entre le 27 septembre 1981 et le 9 mai 1982, dans le pro-
longement et ä proximite du chantier du ”B.N.D. Forschungs-
gruppe” (fig. 4. 1-2). Le materiel r&colte& dans ces conditions se
trouve vraisemblablement ä l’etranger et est perdu pour l’etude
exhaustive de l’occupation prehistorique de Brennhaag.
( 2) LAUSBERG-MINY J. et P., PIRNAY L., 1982: 33-39.
( 3) LECLERCQ J. & COB A., 1984: 45-48.
( 4) PAUQUET F., 1980: 8-9.
53
GEOLOGIE
Structuralement, la zone de Hergenrath appartient au massif
devono-carbonifere de la Vesdre. Le socle pal&ozoique, erode au
cours du Mesozoique, y est tronque par la peneplaine precretacique
qui, par delä la cre&te de Henri-Chapelle, determine une grande partie
de la morphologie actuelle jusqu’aux sommets des Hautes Fagnes.
Cette surface nettement entamee par la Gueule et ses affluents, pre-
sente une pente douce mais nette (1,4 %) vers le nord-ouest et un
relief tres legerement ondule.
Le socle est constitue par des gres et des schistes namuriens
(Houiller) et par des calcaires et des dolomies tournaisiens et vis&ens
(Dinantien) (fig. 2). A Hergenrath, il adopte une allure synclinale
(synclinal de Donnerkaul, limite par les failles cisaillantes de Don-
nerkaul ä l’est et de Schmalgraf ä l’ouest (5)).
Sur la rive droite de la Gueule, le socle est recouvert en discor-
dance par des depöts cretaces comprenant les argiles de Hergenrath
(”Basiston” des auteurs allemands) et les sables des assises d’Aix-la-
Chapelle (Cp 1) et de Vaals (Cp 2).
A Brennhaag affleurent seulement les sables aacheniens conte-
nant de nombreux fragments de bois silicifies (sequoia ?), des bra-
chiopodes (Carneithyris carnea) et des empreintes de vegetaux
inclus dans des gres indures.
PEDOLOGIE
La base des depöts quaternaires de Brennhaag est constituee
par un cailloutis qui fut cryoturbe durant la derniere periode gla-
ciaire (Weichselien), au me&me titre que la partie superieure des
sables aacheniens. Une action eolienne pouvant se situer depuis le
tardiglaciaire jusqu’au debut de l’Holocene a ensuite mis en place,
par dessus le cailloutis, une couche sableuse et faiblement caillou-
teuse d’origine locale qui fut &rodee maintes fois.
Un podzol ferro-humique s’est alors developpe avec l’aide
d’une vegetation generatrice d’humus brut acide et de conditions cli-
matiques qui se sont manifestees des la periode Atlantique (6).
Le decapage de Brennhaag n’a laisse subsister que 2 vestiges du
podzol (fig. 3. A-B) separes par un affleurement de la strate argileuse
(fig. 3. D.) surmontant le profil Senonien, et une zone ol apparait le
cailloutis de base des depöts quaternaires (fig. 3. C).
(5) BOUVY L., 1981: 12-21.
( 6) MATHIEU Cl., 1975: 314-316.
54
Une coupe pratiquee dans la partie nord-est du replat (fig. 4.2
a-b) a permis d’observer la stratigraphie suivante:
A2:de0ä- 11 cm = horizon lessive avec bandes humiques;
Bf/h: - 11 a - 17 cm = horizon d’accumulation fer/humus presen-
tant des hiatus:
C: au delä de - 17 cm = materiau parental. n
Par ailleurs, dans le secteur ouest (fig. 3. A 1 & 3), la presence
de depressions a preserve un lambeau de profil complet qui fut etu-
die par le Pr. Vermeersch (7).
ARCHEOLOGIE
Le materiel archeologique recueilli dans la concentration Bde
Brennhaag (fig. 3 & 4) provient de sauvetages effectues dans des ter-
rains generalement perturbes. Bien qu’ayant päti des circonstances
et comportant des lacunes, la serie mise au jour presente neanmoins
une bonne concordance qualitative avec les autres stations de la
region.
Le materiel archeologique a €te€ principalement recueilli
au-dessus et dans le cailloutis de l’horizon A 2 du podzol. Toutefois,
V’etat des lieux n’a pas permis la localisation d’un niveau d’occupa-
tion prehistorique du site.
Les recherches de surface et les fouilles entreprises par le
”B.N.D. Forschungsgruppe” et l’auteur ont livre un ensemble de
611 artefacts en silex et 3 galets en gres.
Ce materiel comprend: 8 outils communs,
13 armatures,
39 pieces techniques et
551 dechets de taille.
Parmi l’outillage commun, on rel&ve la presence de:
1 grattoir,
2 Eclats retouches,
2 burins,
3 lames et lamelles retouchees. (fig. 5.6-7)
Le groupe des armatures est constitue par:
7 pointes (fig. 5-9),
2 triangles scalenes,
3 segments (fig. 5-12) et
1 pointe ä base retouchee (fig. 5-14).
( 7) VERMEERSCH P., 1982: 41-43.
55
Le nombre r&duit des instruments livres par cette concentra-
tion ne permet pas de tirer des conclusions significatives. Tout au
plus peut-on souligner que les armatures microlithiques sont predo-
minantes et qu’elles se caracterisent par une majorite absolue des
pointes a base non retouchee, une bonne representation des trian-
gles scalenes et des segments de cercle.
TECHNOLOGIE
L’examen des dechets de taille de Brennhaag a fait apparaitre la
pratique d’un debitage de ”style Coincy” assez epais semblable ä
celui rencontre dans le Bassin de l’Ourthe (8), mais aussi dans les sta-
tions du Busch/Brand (fig. 2.3), de Flönnes (fig. 2.1.) et de Walhorn-
Langmüs (9).
On note egalement a Brennhaag une utilisation tres importante
du ”Vetschauer Flint”. Ce silex provient des assises du Maestrich-
tien superieur (Cp 3c) dont les plus proches se trouvent ä Orsbach et
au Vetschauer Berg, soit a environ 15 km ä vol d’oiseau.
Il convient de souligner que l’emploi du ”Vetschauer Flint” a
dejä ete mentionne dans les sites mesolithiques des groupes de Ham-
bach (+ 7000 B.C.) et de Teverener Heide (+ 6000 B.C.) par S.K.
Arora (10).
CONCLUSIONS
Au vu de la serie mise au jour dans la concentration A, celle-ci
pourrait Etre attribuee au groupe d’Inzegotte (semblable ä celui de
Brockenberg) qui se situe dans le Beuronien C, entre 6.400 et 5.500
B.C.
Par contre, la composition de l’outillage de la concentration B
rappelle celle des groupes de Sougne et de Hambach qui appartien-
nent au Beuronien A, date de 7.650 a 7.200 B.C.
Dans cette hypothese, les occupations prehistoriques de Brenn-
haag se rattacheraient a 2 groupes culturels distincts et appartien-
draient a la fin du stade ancien et au stade moyen du Mesolithique.
Elles se situeraient ainsi dans le Preboreal et le Boreal.
( 8) GOB A., 1981: 245-246.
( 9 LECLERCOQ J., 1985: 136.
(10) ARORA S.K., 1978: 54.
56
REMERCIEMENTS
Je me fais un plaisir de remercier ici les diverses personnes qui
d’une maniere ou d’une autre m’ont aide dans mes travaux. Ces
remerciements s’adressent tout particulierement ä MM. Bauens,
bourgmestre de La Calamine, et Falkenberg, exploitant de la
sabliere de Brennhaag, au professeur E. Poty de l’Universite de
Liege, 4 MM. A. Gob, maitre de conferences a l’Universite de Liege,
A. Demoulin, aspirant au F.N.R.S., et J. Laschet.
Cornesse, avril 1988.
Bibliographie:
ARORA, S.K., 1978:
Flint und Quarzit. Das Rheinische Landesmuseum Bonn, 4/78: 52-54.
BOUVY L., 1981:
Contribution & Vetude geomorphologique de la region de
Welkenraedt-La Calamine. Memoire de licence, Universite de Liege,
inedit.
GOB A., 1981: v
Le Mösolithique dans le Bassin de l’Ourthe. Liege, Societe Wallonne
de Palenthologie, Memoire n° 3, 358 pp., 73 pl. h.t.
LAUSBERG-MINY J. & P., et PIRNAY L., 1982:
Le site m6solithique de Brenn-Hag, a Kelmis. Notae Praehistoricae,
1982/2: 33/39.
LECLERCOQ J. et GOB A., 1984:
Datation d’un foyer 4 Hergenrath-Brennhaag (La Calamine). Zeit-
schrift ”Im Göhltal”, 35: 45-48.
LECLERCOQ J., 1985:
La station m6solithique de Brennhaag a Hergenrath (Kelmis). Bulle-
tin des ”Chercheurs de la Wallonie”, XXVI (1982-1985): 121-141.
MATHIEU Cl., 1975:
Observations pedologiques. Bulletin des ”Chercheurs de la Wallo-
nie”, XXI (1974-1976): 314-316.
PAUQUET F., 1980:
Erste urkundliche Erwähnung der Orte Hergenrath und Kelmis am
22. März 1280. Zeitschrift "Im Göhltal”, 27: 4-9.
VERMEERSCH P.M,., 1982:
Le site m6solithique de Brenn Hag, a Kelmis, quelques observations
d’ordre stratigraphique. Notae Praehistoricae, 1982/2: 41-43.
60
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Fig. 5.- Outillage mesolithique de Brennhaag:
1-7: outillage du fonds commun,
8-15: armatures microlithiques,
16: galet utilise;
1-5, 8 & 10: concentration A,
6-7, 9, 11-12 & 14: concentration B,
13 & 15-16: zone C.
61
Zusammenfassung
Geologisch gehört die Gegend um Hergenrath zum Weser-
Massiv. Diese von der Göhl und deren Nebenbächen tief einge-
schnittene Fläche erscheint als eine nach Nordwesten sanft abfal-
lende Ebene (1,4%) mit einer leicht welligen Bodengestaltung.
Der Untergrund besteht aus Sandstein und Namür-Schiefer,
aus Kalkstein und Dinant-Dolomit. Am rechten Ufer der Göhl ist er
bedeckt mit Ablagerungen aus der Kreidezeit, darunter dem Her-
genrather Ton sowie Aachener und Vaalser Sand.
Im Laufe des Jahres 1979 wurde am Ort genannt ”Brennhaag”
eine Sandgrube eröffnet. Mitglieder der ”B.N.D. Forschungsgrup-
pe” entdeckten dort am 29. Sept. 1979 behauene Feuersteine. Diese
Entdeckung führte zu Rettungsausgrabungen in zwei unterschiedli-
chen Konzentrationen und erlaubte die Sicherstellung von Holz-
kohleresten.
Auf Grund der angestellten Untersuchungen im nordöstlichen
Teil der Landschaft konnte eine Serie von 611 Artefakten aus Feu-
erstein, darunter 21 Werkzeuge, gerettet werden.
Aus der Überprüfung dieses Materials wird offenbar, daß wir
es mit einer starken Verwendung von ”Vetschauer Flint” zu tun ha-
ben. Es wird ebenfalls eine Ähnlichkeit mit den Werkzeugen der
mesolithischen Gruppen von Sougne und Hambach festgestellt
(7650-7200 vor Chr.)
Die gefundenen Feuerstein-Artefakte befinden sich heute z.T.
im Museum für Vorgeschichte in Ramioul, z.T. im Göhltalmuseum
in Neu-Moresnet/Kelmis.
62
Aus Walhorns Vergangenheit
- Das Etablissement Sternickel und Gülcher -
von Alfred Bertha
Einige Mühlenanlagen am Hornbach in Astenet lassen sich bis
in die erste Hälfte des 15. Jh. zurückdatieren. Dazu gehört auch die
etwa 350 m nordwestlich der Preismühle gelegene ”Hackemühle”,
früher auch unter den Namen Goriusmühle oder Kupfermühle be-
kannt. Auf älteren Karten des Gebietes, so der österreichischen Ka-
binettskarte (”Ferraris-Karte”) von 1771/78 oder der Tranchot-von
Müffling-Karte von 1807-08, ist diese Mühle eigenartigerweise
nicht eingezeichnet. Die Rechnungslegung des Limburger Rentmei- .
sters Johan Säck für die Jahre 1388-1389 erwähnt eine Fruchtabga-
be von 4 Müdden von der Mühle zwischen Astenet und Walhorn
(”le moulin d’entre Astenet et Walhorn”) (1) und ein Einkunftsregi-
ster aus dem Jahre 1441-42 nennt Johan Toreel als Besitzer einer
Mühle gelegen ”im Kirchspiel von Walhorn zwischen Astenet und
Walhorn” (1a). Der genannte Toreel, der uns auch aus den Lehensre-
gistern als Johan Toreel von Berne bekannt ist, schuldete dem Lan-
desherrn jährlich eine Naturalabgabe von 4 Müdden Roggen. Es
dürfte sich beide Male um dieselbe Mühle handeln. Anna Toreel(s)
von Berne, die Tochter des Johann, heiratete Heinrich Vlatten.
1496 kam die Mühle durch Erbteilung an Wilhelm van de Sande
gen. von Mützhagen, Besitzer von Mützhof und verehelicht mit
Katharina von Eyss gen. v. Beusdael.
In den Lehensregistern der Propsteilichen Mannkammer des
Aachener Marienstiftes wird 1504 eine unter Walhorn gelegene
Mühle genannt, die durch einen späteren Zusatz als ”Pryss Müllen,
Hackemüllen” bezeichnet wird (2). Es dürfte sich bei dieser Gleich-
setzung Hackemühle-Preismühle um einen Irrtum handeln, tritt uns
doch die Hackemühle als eigenständige Mühlenanlage entgegen.
1506 wird sie in den Walhorner Gudungsbüchern genannt (3). Die
dahinführende Gasse, die die Hauptdurchgangsstraße Astenet-
Walhorn mit dem Lontzenerweg verbindet, trägt heute noch den
schon 1852 belegten Namen ”Hackegasse”. 1560 findet sich in den
Gudungsbüchern die Eintragung ”in der Gaße bei der Hackemüh-
le”. Um 1600 verliert sich die Bezeichnung Hackemühle in den Gu-
dungsbüchern, während sich die letzte Eintragung in den Lehensre-
gistern.unter dem 19. Jan. 1576 findet.
Kommen wir zurück zur Bezitzerfolge.
63
Dem natürlichen Sohn des Wilhelm, Gorius van de Sande, ver-
dankt die Mühle den Namen Goriusmühle. Auch der Enkel Wil-
helms hieß Gorius; von diesem kaufte Winand Hens(en) von Aste-
net die Mühle i.J. 1596. Als Kaufpreis übernimmt der Käufer die ge-
nannte Naturalabgabe von 4 Müdden Roggen an den Landesherrn
und stellt als Unterpfand die Preismühle, die er nach den Lehensre-
gistern erst am 20. Juli 1596 ersteht, sowie die dabei gelegene Mel-
kerei gen. die Vettebenden.
Nach G. Grondal (4) wurde die Goriusmühle zu Beginn des
17. Jh. als Kupfermühle betrieben. Als solche kommt sie noch 1628
in den Gudungsbüchern der Bank Walhorn vor (5). Mittlerweile
war sie 1610 durch Erbwechsel zwischen den Kindern der Wwe des
Winand Hens(en) und dem Aachener Bürger Frans Bonner und des-
sen Frau Sara Rickhardts in den Besitz der Letztgenannten überge-
gangen.
Sich auf die schon genannten Lehensregister stützend hat L.v.
Coels von der Brüggen Kupfermühle und Hackemühle als zwei ver-
schiedene Anlagen identifiziert, während G. Grondal, der seine
Quellen leider nicht angibt, Hackemühle und Kupfermühle als iden-
tisch setzt. S
Da es uns hier nicht um die Erörterung und Klärung dieser
Frage geht und die Geschichte der ”Hackemühle” im 17. Jh. sehr
lückenhaft ist, erlauben wir uns einen Sprung bis in die zweite Hälf-
te des 18. Jh.
Im Jahre 1913 kam es vor der 2. Zivilkammer des Königlichen
Landgerichts in Aachen zu einem Prozeß zwischen dem Asteneter
Gutsbesitzer und Ingenieur Emil Lambertz als Kläger einerseits und
dem Mühlenbesitzer und Kaufmann Heinrich Drolinvaux als Be-
klagten andererseits. Genannter Lamberts, Besitzer von Chäteau
Thor und Asteneter Mühle, warf Drolinvaux vor, das Wasser des
Walhorner Baches an seinem eigenen oberhalb der Mühle des Klä-
gers gelegenen Betriebe zu stauen und dadurch dem Pächter der
Asteneter Mühle eine normale Ausübung seines Berufes unmöglich
zu machen.
Drolinvaux dagegen führte an, er besitze das Staurecht seit je-
her; er, bzw. sein Vater, habe es auch seit dem Ankauf des Betriebes
i.J. 1866 ständig genutzt und sei darin nie behelligt worden. Dieses
Recht sei sowohl ersessen wie durch Akt erworben.
Aus der Prozeßakte läßt sich die Geschichte der Mühle bis et-
wa 1750 zurückverfolgen. Damals gehörte der Betrieb - eine Getrei-
demühle - einem Herrn Simonis aus Verviers. Nach dem frühen To-
65
de desselben erbte die Witwe Simonis geb. Frankinet die Anlage, die
durch Vermögensteilung am 10. August 1806 an Maria Josephina
de Lom geb. de Grand Ry überging. Diese war eine Enkelin der Wit-
we Simonis und Tochter von Isabelle de Grand Ry geb. Simonis. Sie
heiratete den Grafen Frederic de Pinto (Theux) und brachte die
Asteneter Mühle mit in die Ehe.
Graf Pinto baute die Getreidemühle zu einer Spinnerei um, er-
richtete wohl.auch einen Neubau, den die Eupener Tuchfabrikan-
ten Sternickel und Gülcher 1818 erwarben und durch den Bau einer
Walkmühle erweiterten (6).
Der Landrat bescheinigt am 21. April 1824, ”daß das Hand-
lungshaus Sternickel und Gülcher ein angesehenes und als solide
geltendes Haus ist, das sowohl im Wollhandel als in der Tuchfabri-
kation bedeutende Geschäfte macht und dessen Zuverlässigkeit hier
allgemein bekannt ist”. (7)
Die Firma besaß in Eupen eine zur Tuchfabrik eingerichtete
Mühle im Hilltal, gen. die ”Schliepmühle”, wo sie schon 1833 eine
Dampfmaschine von 14 PS anlegen will. (8)
Kommen wir zurück zum Betrieb Sternickel und Gülcher in
Astenet. Ein Mühlenverzeichnis aus dem Jahre 1820 nennt das Eta-
blissement eine ”Spinn-Scheer-und Rauhmaschine”. Die Anzahl der
Beschäftigten wird mit 38 (Kinder einbegriffen) angegeben. Man ar-
beitete an 22 Scheertischen und 4 Rauhmaschinen. Wöchentlich
wurden 1500 Pfund Wolle verarbeitet und der Betrieb florierte.
1826 beschreiben die Besitzer ihre Fabrik wie folgt:
”a) ein großes Fabrikgebäude von 3 Stockwerken, ein 23 Fuß preuß.
im Durchmesser oberschlägiges Wasserrad, welches
b) bei vollem Wasser 6 Assortiment-Wollspinnereien, 22 Scheerti-
sche und 2 Cylinder-Scheermaschinen in Bewegung setzt;
c) die Tucherrauhmaschinen werden größtenteils im Jahre durch
ein Roß-Mühlenwerk betrieben;
d) auf unserer Mühle ist genau der Wasserzufluß eben stark als wie
auf der etwas über uns liegenden Preiss Mühle dem Herrn Salm
zugehörend.” (8)
In der 1827 bei J.A. Mayer in Aachen erschienenen Topogra-
phischen Beschreibung des Regierungsbezirks wird unter Astenet
u.a. ”Sternickels-Maschine, Fabrik” erwähnt. Es wohnten dort 5
Personen, wovon 4 evangelisch waren.
Schon 1818, als die Herren Sternickel und Gülcher die Anlage
einer Walkmühle in Astenet auf dem Hornbach planten, kam es zu
66
Protesten seitens der Bevölkerung und auch seitens des Besitzers der
Asteneter Getreidemühle, Wilhelm Birven aus Aachen. Die Bevöl-
kerung fürchtete vor allem um die Reinheit des Wassers, das für vie-
le das einzige verfügbare Trinkwasser war.
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Gesamtansicht der Mühle i. J. 1981
Die Fabrikbesitzer hatten es aber verstanden, die Bedenken ge-
gen ihre Anlage zu zerstreuen. Solange keine Wollwäsche im großen
Stil betrieben wurde, machten sich auch kaum Verschmutzungen
des Hornbachs bemerkbar. Schlimmer wurde es jedoch, als Ster-
nickel und Gülcher 1826 die bisher von 3 bis 4 Personen oberhalb
der Fabrik betriebene Wäsche in einen weiter auf Astenet zu liegen-
den Bau verlegten und dort ständig 8 bis 9 Personen mit der Woll-
wäsche beschäftigt waren. Der Brotbäcker und Müller Heinrich
Wertz, Pächter der Asteneter Getreidemühle, sah sich nun
67
außerstande, ”reinliches” Brot zu backen, da ihm kein anderes Was-
ser zur Verfügung stand. Dadurch verlor der Bäcker seine Kunden.
Aber auch die anderen Einwohner des Ortes hatten Grund zur Kla-
ge. Im Wasser des Hornbaches hatten die Bauern bisher ihre Butter
gewaschen und am Bach hatten sie ihr Vieh getränkt. Sollten sie wi-
derstandslos zusehen, wie der Hornbach durch die Abwässer der
Wollwäsche verunreinigt und das Wasser für Menschen und Tiere
ungenießbar wurde?
Welche Maßnahmen infolge der Proteste der Bevölkerung ge-
gen die Fabrikbesitzer bzw. gegen die Verunreinigung des Hornba-
ches ergriffen worden sind, ist uns nicht bekannt. Die Asteneter Fa-
brik entwickelte sich in den nächsten Jahren weiter günstig; 1829 er-
suchten Sternickel und Gülcher um die Konzession zur Betreibung
ihres Etablissements. Die diesbezügliche Bekanntmachung ließ Bür-
germeister Van den Daele im Korrespondenzblatt des Kreises Eu-
pen vom 22. Mai 1829 veröffentlichen. Sie lautete:
”Die Fabrikbesitzer Sternickel und Gülcher zu Eupen suchen
die gesetzlichen Konzession nach:
1) für ihr bei Astenet, in der Gemeinde Walhorn, auf dem Honnba-
che belegenes, in 1816-17 von dem Grafen Pinto errichtetes Fa-
briketablissement;
2) für den oberhalb desselben, zwischen den Wiesen von Salm und
Vv. Grand Ry und dem Eigenthum der Bittsteller, angelegten Sam-
melteich und das hieraus nach der Mühle führende Gerinne;
3) für eine unterhalb des Etablissements, auf demselben Wasser, an-
gebrachte Wollwäsche, und
4) für die projektirte Versetzung der vorhandenen Schleuse, vom
untern Ende des Sammelteiches, weiter abwärts nach der Mühle
zu.”
Der Bürgermeister beraumte die Informationssitzung auf Mon-
tag, den 15. Juni 1829, von morgens neun bis Mittag, im Gemeinde-
haus von Walhorn an. Wer Einsprüche gegen das Projekt der Her-
ren Sternickel und Gülcher vorzubringen habe, solle dieselben, mö-
glichst begründet, in dieser Sitzung vorbringen.
Am 19. Juni 1829 berichtete der Bürgermeister dem Landrat
über die Enquete ”de commodo et incommodo” und fügte dem Pro-
tokoll der Einsprüche seine ”pflichtgemäße Äußerung” zu denselben
bei. Er schreibt:
”Das Konzessionsgesuch der Bittsteller an und für sich ist für
die diesseitige Gemeinde von großem Interesse, so daß sich bei den
meisten Einwohnern der Wunsch ausspricht, das Projekt der Bitt-
68
steller genehmigt zu sehen. Es fördert jenes Fabrik-Etablissement
die diesseitige Industrie ungemein. Die Mehrzahl der hiesigen Ein-
wohner findet dort mittelbar oder unmittelbar ihre einzige
Nahrungs-Quelle. Der Verlust dieses Brod-Erwerbs würde gänzliche
Armut sehr vieler Familien zur unausbleiblichen Folge haben. Auf
diese wichtigen Erwägungspunkte scheinen die respectiven Oppo-
nenten keine Rücksicht genommen zu haben.
Von den geschehenen Einsprüchen sind diejenigen wirklich ge-
gründet, die sich auf die Wasserverunreinigung beziehen. Die In-
teressenten Astenets sowie die von Lontzen haben wirklich kein an-
deres reines Wasser als das, welches ihnen der Honnbach darbietet.
In wieweit die projektirte Konzession für die Büscher Mühle ein in-
commodum herbeiführe, vermag ich nicht zu beurteilen. Jene Müh- |
le liegt von dem Etablissement der Sternickel u. Gülcher so weit,
daß dieses auf jene keinen besonderen Einfluß zu haben scheint.
Über die anderen Einsprüche des Herrn Birven gegen die Kon-
zession der Bittsteller besagen beiliegende Akten das Nähere und ich
bin auch übrigens außer Stande, darüber richtig abzuurteilen.
Mit der Vorstellung des Herrn Salm bin ich einverstanden; ei-
gentliche Einsprüche enthält derselbe nicht und scheint daher von
keiner besonderen Wichtigkeit.
Übrigens überlasse ich alles der Hochgefälligen Entscheidung
der Oberbehörde, und wünsche nur, daß das Interesse der bisher
durch Arbeit und Broderwerb gesicherten armen Klasse dieser Ge-
meinde nicht unberücksichtigt bleibe
Der Com. Bürgermeister
Van den Daele
Aus den vorhandenen Unterlagen geht nicht mehr hervor, wel-
che Auflagen den Fabrikbesitzern zur Fortführung ihres Betriebes
gemacht worden sind. Die Spinnerei Sternickel und Gülcher be-
schäftigte 1830 nicht weniger als 130 Personen an 6 Scheermaschi-
nen, 8 Scheertischen, 5 Rauhmaschinen und 6 Assortiments-
Spinnmaschinen. Wöchentlich wurden im Durchschnitt 1500 Pf
Wolle präpariert und gesponnen.
Die weiteren Unterlagen über das Werk sind dürftig. 1836
wurden in Astenet bei Sternickel und Gülcher 90 Personen beschäf-
tigt, die ca 1000 Zentner Wolle im Werte von 60.000 Talern verar-
beiteten.
Die erbetene Konzession war bis dahin noch nicht erteilt. Der
Betrieb hat auch in den folgenden Jahrzehnten ohne behördliche
Genehmigung, wohl mit stillschweigender Duldung der Obrigkeit,
gearbeitet.
69
1840 suchten Sternickel und Gülcher um die Genehmigung
nach, in ihrem Asteneter Betrieb eine ”Dampfmaschine von 6 Pfer-
de Kraft und Niederdruck-Construction” zu errichten, wogegen
kein Einspruch erhoben wurde. Damit war dieses Unternehmen das
erste des Walhorner Landes, das durch den Einsatz einer Dampf-
maschine vom jeweiligen Wasserstand unabhängig wurde und sich
die neuen Möglichkeiten einer solchen Maschine zunutze machte.
Das Wasserrad blieb aber weiterhin als zusätzliche Kraftquelle im
Gebrauch.
Die Zahl der Arbeiter und Arbeiterinnen ging in der Folgezeit
zurück. 1852 zählte man bei Sternickel und Gülcher noch 33 männ-
liche und 20 weibliche Beschäftigte. Drei Jahre später waren es nur
noch 23 Männer und 20 Frauen, die 1.920 Spindeln bedienten. Die
Zahl der Spindeln nahm bis 1861 bedeutend zu: man zählte deren
2.660, während die Zahl der Beschäftigten bei 20 Männern und 29
Frauen lag. (9)
Am 1. Januar 1866 ging die Spinnerei Sternickel u. Gülcher an
Heinrich Winand Drolinvaux über, der den Betrieb weiterführte
und denselben in Erinnerung an die frühere Nutzung ”Kupfermüh-
le” nannte. Vermutlich war diese Bezeichnung im Volksmund le-
bendig geblieben. Wie aus einem vom 19. September 1904 datierten
und an den Walhorner Bürgermeister Ernst gerichteten Schreiben
des Heinrich Drolinvaux, eines Sohnes des Vorgenannten ersicht-
lich, hat der Spinnereibetrieb von 1866 bis 1904 ”wenn auch leider
durch die Verhältnisse gezwungen, nicht mehr wie früher in sehr
starker Weise, so doch mehr oder minder je nach dem Bedürfnisse
stattgefunden”.
"Spinner gefucht a
ssetnent He _Kupfermühle MAftenet.
Anzeige aus dem Korrespondenzblatt des Kreises Eupen, 12.4.1884
1878 wurde gegen Drolinvaux der Vorwurf erhoben, er habe
jugendliche Arbeiter in seiner Streichgarnspinnerei über die gesetz-
lich zulässige Arbeitszeit hinaus beschäftigt. Der Unternehmer be-
stritt dies. Seinen Aussagen zufolge hatten die jugendlichen Arbei-
ter nur 8 Stunden täglich gearbeitet. In Wirklichkeit waren die be-
treffenden Arbeiter von morgens 1/2 6 bis abends 1/2 9 beschäftigt
70
worden. Dieser 15-Stunden Tag war durch drei Pausen - je eine hal-
be Stunde vormittags und nachmittags sowie eine Stunde zu
Mittag -unterbrochen worden.
Im Jahre 1903 brach das große Wasserrad, das 1857 eingebaut
worden war, zusammen. Es dauerte 3 Monate, ehe dasselbe wieder
in Betrieb genommen werden konnte. Diese Gelegenheit nutzte
Drolinvaux, die Spinnerei zu einer Getreidemühle umzubauen, ein
Umbau, der im September 1904 noch nicht vollständig abgeschlos-
sen war. ä
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Skizze der Mühle Drolinvaux 2
13. Oktober 1904 5
7
Am Hauptgebäude der bisher als Spinnerei benutzten Räum-
lichkeiten befand sich das Hauptgetriebe der Mühlenanlage. Dieser
Raum maß 10,2 X 16,7 m und hatte eine Höhe von 3,25 m. Der
Raum hatte je eine Tür auf den Breitseiten und außerdem noch eine
Tür auf der nach Osten gelegenen Längsseite. Er wurde durch 6
Fenster von 1,85 m X 1,20 m erhellt. An das Hauptgebäude schloß
sich ein Anbau mit 2 Fenstern von 2 m Höhe und 1,10 m Breite an.
Auf der 1. Etage dieses Hauptgebäudes befanden sich der
Mahlgang und eventuell vorrätige gemahlene Frucht, Mehl etc. Die
2. Etage diente als Aufschütteraum für zu mahlende Frucht.
Die 1. und 2. Etage waren mit außen angebrachten eisernen
Nottreppen versehen.
Die Aborte lagen jenseits des Hofraumes, der erste 21 m vom
Hauptgebäude entfernt, der zweite mindestens doppelt so weit, in
der Nähe des Pferdestalles.
Heinrich Drolinvaux hatte nicht die Absicht, den Mühlenbe-
trieb industriell zu gestalten. Er schrieb dem Bürgermeister am 26.
November 1904, er werde persönlich sich mit den in der Mühle vor-
kommenden Arbeiten beständig befassen. Es sei auch in absehbarer
Zeit keine Veranlassung gegeben, andere Personen zu beschäftigen
als den Müllerknecht, der auch mit dem Fuhrwerk sich zu beschäfti-
gen habe.
1910 erhielt Heinrich Drolinvaux die Bauerlaubnis für die Er-
richtung eines Lagerraumes. Im Dezember 1912 lesen wir, Drolin-
vaux habe in diesem Bau einen Molkereibetrieb mit maschinellem
Antrieb eingerichtet und denselben verpachtet. Mühle und Molke-
rei werden beide mit ein und demselben Wasserrad angetrieben. Ei-
ne Beschreibung der Anlage aus dem Jahre 1913 gibt uns eine ziem-
lich genaue Vorstellung des damaligen Aussehens der Mühle. Es
heißt da u.a.:
”Das Etablissement liegt nicht weit vom Bahnhof Astenet ent-
fernt an einem Nebenwege zur Hauptlandstraße. Die Gebäulichkei-
ten sind offenbar schon sehr alt und dienten nach Angabe des Be-
klagten (= Drolinvaux) in früheren Jahren zum Spinnereibetriebe.
Zur Zeit befindet sich in einem eine Mühlenbetriebanlage, in einem
offensichtlich erst in den letzten Jahren errichteten Anbau wird eine
kleine Molkerei betrieben. Mühle und auch Molkerei werden mit
dem Wasser des Walhorner-Baches betrieben. Um Wasserkraft aus-
nutzen zu können, ist anscheinend vor vielen Jahren an der den Fa-
brikgebäulichkeiten gegenüberliegenden Seite des Weges ein hoher
Damm errichtet worden über den hinweg das Wasser durch eine
72
Rohrleitung auf das oberschlägige Mühlenrad geleitet wird. Der
Stauweiher liegt etwas oberhalb der Gebäulichkeiten. Er besteht,
wie die an seinem Ufer stehenden Bäume beweisen, schon lange
Jahre und ist zur Zeit der Besichtigung mit Schilf und Gras völ-
lig bewachsen, sodaß Wasser in demselben kaum zu sehen ist.
Der Weiher liegt mit einer Längsseite neben dem Walhornerbache
und ist von diesem durch einen kleinen Erdwall getrennt. Erst an
der untern zur Mühle hin gelegenen Schmalseite bekommt der Wei-
her Verbindung mit dem Bache. Dieser fließt dann über den oben
erwähnten Erdwall weiter zur Rohrleitung. Hier kann das Wasser
durch eine Schleuse abgesperrt werden.
Etwas oberhalb befindet sich in dem rechten Bachufer eine >
zweite Schleuse. Ist diese geöffnet, fließt das gesamte Wasser die Bö-”
schung hinab dem Bachbette zu. Erst wenn diese Schleuse geschlos-
sen und die Schleuse bei II geöffnet wird, kann das Wasser auf das
Mühlenrad geleitet werden. Anscheinend muß auch das Wasser ei-
ne Zeitlang gestaut werden, bevor es auf das Mühlenrad abfließt.
Etwas oberhalb der Schleuse I ist dann noch ein Überlaufgraben.
Von dem Mühlenrade aus wird das Wasser direkt dem Bachbette
wieder zugeführt.
Über dem Mühlenrade befindet sich noch ein Sammelbecken,
von dem aus in einem weiteren Rohr das Wasser zur Turbine gelei-
tet wird.”
Die Molkerei, die sich auf Butterproduktion spezialisiert und
ihren Absatzmarkt in Aachen hatte, wurde nach dem Ersten Welt-
krieg Opfer der in Deutschland herrschenden Währungslage: der
Verfall der Mark zwang den kleinen Betrieb zur Schließung.
Ob der Mühlenbetrieb bis in jene Jahre aufrecht erhalten wur-
de, ist unklar.
Bis Anfang 1928 blieb die Hackemühle ungeteilt im Besitz der
Familie Drolinvaux. Dann verkaufte Lambert Jakob Drolinvaux ei-
nen Teil an die Gebrüder Jos. und Jak. Wertz. Letzterer erbaute so-
dann ein neues Wohnhaus, an dessen Hinterfront sich der 1988 im
Rohbau fertiggestellte Neubau der Fam. Gerd Aussems anlehnt.
Nach dem Tode von Jakob Drolinvaux (+ 25.8.1929) verkaufte
der Sohn Heinrich Winand (Gemeindeeinnehmer von Walhorn) u.a.
das Herrenhaus der ehemaligen Spinnerei an Jos. Michel Ahn, der
die Gebäulichkeiten landwirtschaftlich nutzte. 1959 ging das Haus
durch Kauf in den Besitz der Familie Camille Kuppens (Baelen)
über. Die ”Spinnfabrik” mit dem dazugehörenden Grund hat eine
Fläche von 4 ha und 47 ar.
73
Mühle WERTZ
Bestbekannte Futter- und Düngemittel
Stroh- und Rauhfutter aller Art
ASTENET
Tel. Herg. 59289
Vor 25 Jahren war die Mühle Wertz eine der bekanntesten Futtermittelhandlungen
des Wahlhorner Landes.
Jakob Wertz betrieb in den Spinnereigebäuden erst eine Getrei-
demühle, später Futtermittelhandlung. Nur die Haferquetsche und
Futtermischanlage blieb in Betrieb. Nach dem Tode des Jak. Wertz
(21.10.1969) und seines Sohnes Walter Wertz (6.3.1973) wurden die
Mühlenanlagen am 29.5.1975 öffentlich verkauft und gingen an die
Familie G. Aussems über, die, wie schon angedeutet, zur Zeit einen
Neubau errichtet.
Nur das stattliche Herrenhaus, ein siebenachsiger Bau mit Mit-
telrisalit und hohem Krüppel-Mansard-Dach (2. Hälfte 18. oder frü-
hes 19. Jh.) sowie die im Grundbuch eingetragene Bezeichnung
”Spinnfabrik”, erinnern heute noch an die einst rege Tätigkeit auf
der Hacke- bzw. Kupfermühle, wo die Mehrzahl der Walhorner und
Asteneter Einwohner vor rund 150 Jahren mittelbar oder unmittel-
bar ihre einzige Einnahmequelle fand...
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Das Herrenhaus der ehemaligen ”Spinnfabrik”
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Gesamtansicht 1988 mit Neubau Aussems
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Anmerkungen
1) Hauptstaatsarchiv Brüssel, Rechnungshof Brabant, N" 3436
la) Ebd N" 45.117
2) L. Coels von der Brügghen, Lehensregister der Propsteilichen Mannkammer des
Aachener Marienstiftes, Bonn 1952, S. 121, N" 24
3) Dr. Michel Kohnemann, Flurnamen des Walhorner Landes, Diisert. Löwen,
1961.
4) G. Grondal, Walhorn, notices historiques, Verviers 1958, S. 90.
5) Kohnemann, op. cit. Ein Stich aus dem Jahre 1747 zeigt eine Kupfermühle
(”moulin de cuivre”) zwischen Walhorn und Astenet. ("Partie septentrionale de
l’Evöche et Seigneurie de Liege et Duche de Limbourg” par Sanson, augmente par
Robert; Vincenne, Archives de la Guerre, A! 3276).
6) Archiv der Göhltalvereinigung, Kelmis
7) Staatsarchiv Lüttich, Kreisakten Eupen, N" 49.
8) S. Anm. 6. Sternickel und Gülcher sind auch die Gründer der heute nicht mehr
bestehenden Eupener Kammgarnwerke (1911-12).
9) Staatsarchiv Lüttich, Kreisakten Eupen, N" 37.
Fotos vom Verfasser,
76
Die ”Clinique” oder das
St. Josephsheim in Moresnet-Kapelle
von Alfred Jansen
Etwa 300 m westlich von der Gnadenkapelle in Moresnet bil-
det das Gelände einen nach drei Seiten abfallenden Hügel, der
durch seine strategische Lage jeder Burg im Mittelalter zur Ehre ge-
reicht hätte.
Das gewaltige Bauwerk, das jetzt auf dieser Erhebung der Ge-
gend im weiten Umkreis seinen Stempel aufdrückt, dient freilich
friedlicheren Zwecken. #
Es ist das von den Barmherzigen Schwestern des Franziskaner-
ordens 1905-1907 erbaute und ursprünglich zum Altersheim be-
stimmte Haus, dessen Ordensfrauen aber im Laufe der Zeit eine
ganze Skala von Samariterdiensten dort ausgeübt und sich uneigen-
nützig im Dienste der Allgemeinheit eingesetzt haben. Man kann
nur hoffen und wünschen, daß die jetzige Bestimmung des Hauses,
d.h. die Pflege alter und kranker Menschen, die endgültige sein
wird.
Der ganze Komplex, so wie er sich jetzt darstellt, ist in den Jah-
ren 1984-1986 innen wie außen bis zum Dach hin renoviert und zur
Westseite hin noch zusätzlich durch einen Neubau vergrößert wor-
den. Dem ursprünglichen Hauptgebäude, das vor achtzig Jahren
fertiggestellt wurde, kann man zwei Seiten zuteilen, und zwar die
dreiachsige Giebelseite nach Osten hin sowie die nach Norden
schauende Front, die acht Achsen aufweist.
Der Bau besteht aus roten Ziegeln, deren Flächen an den beiden
genannten Seiten zwischen den Achsen durch bis unter die Dach-
kante emporgezogene, breite, in gelben Klinkersteinen gehaltene Li-
senen unterbrochen werden.
Dieselben sind oben an der Dachrinne durch einen aus demsel-
ben Material bestehenden, auf Kragsteinen ruhenden Arkadenfries
verbunden. Das Mittelstück der Ostwand endigt als Giebel, hat brei-
tere Fenster und schließt mit einem Walmdach ab.
Die Fensterbänke sind aus grauem Kalkstein, die Gewände
und die segmentartig gehaltenen Stürze weisen den hellen, schönen
Klinkerstein auf,
Der Kontrast zwischen der roten Grundfarbe und den elegant
hochgezogenen Lisenen mitsamt Fensterumrahmungen gibt dem
Bau ein imposantes und harmonisches Aussehen.
78
bau bis auf die Höhe des großen Hauses hochgezogen: Platz für vie-
le Räume. Es fällt ins Auge, daß dieser Trakt eine Etage mehr auf-
weist, unterschiedliche Fenstergrößen hat und bei weitem nicht das
schmucke Aussehen des Hauptbaus besitzt.
In demselben Jahr wurde der Längsfassade im Erdgeschoß ein
Vorbau angegliedert, der Büros und Warteräumen vorbehalten ist.
Dieser Neubau weist an seiner schmalen Ostseite gelbe Klinkerstei-
ne auf, der untere Teil der vorderen Front ist bis in Fernsterhöhe
mit großflächigen gerippten Blausteinplatten verkleidet. Die Fenster
sind nur durch Monolithe aus demselben Stein voneinander ge-
trennt. In der Mitte des Trakts schützt ein vorstehendes Dach den
Haupteingang.
Hier war der Architekt sichtlich bemüht, sein Bauwerk auf den
sich dahinter auftürmenden Komplex abzustimmen. Man kann
über das Resultat geteilter Meinung sein, mußten doch auch die gel-
tenden Baubestimmungen beachtet werden. Jede Epoche prägt sich
nun mal ihre eigenen Ausdrucksformen. Die zwölfachsige Südwest-
seite ebenso wie die Nordwestseite sind mit anthrazitfarbenen
Schieferplatten bekleidet. An und für sich eine etwas düstere Farbe,
die aber durch die vielen Fensteröffnungen merklich aufgehellt
wird. Dem Haupttrakt wurde bei den Instandsetzungsarbeiten, wie
schon eingangs erwähnt, ein Anbau beigefügt, der im Innern eine
Kapelle, Aufenthaltsräume sowie den Aufzug beherbergt. Die Fen-
ster nehmen die ganze Breitseite des Raumes ein, sind nach innen
verlegt und geben so Platz für überdachte Balkons.
Laut Katastereintragung beträgt die bebaute Fläche insgesamt
850 m?. Ohne die vielen Details im Innern des Hauses hervorzuhe-
ben, muß ein Einzelstück doch vermerkt werden. Es ist der im
Erdgeschoß sich über die ganze Länge hinziehende, breite und hohe
Gang, dessen Boden ganz mit Mosaiksteinchen ausgelegt ist. Als In-
tarsie kann man in der Mitte die Inschrift:
”ORDRE DE ST. FRANCOIS ANNO 1907.” lesen.
Dieser ornamentale Flächenschmuck ist eine musivische Ar-
beit, deren farbenfrohe Zusammenstellung dem aufmerksamen Be-
trachter sofort ins Auge fällt.
Leider kommen die Besucher nicht in dieses Haus, um archi-
tektonische Kostbarkeiten zu bewundern, sondern haben in den
meisten Fällen ärztliche Hilfe nötig.
Zur Südwestseite erstreckt sich ein 2099 m?, großer Obst und
Gemüsegarten, ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man
Wert auf Frischgemüse legt, aber auch ein nicht zu unterschätzen-
der wirtschaftlicher Faktor.
79
Zur Nordseite dehnt sich eine Parkanlage aus, die ursprünglich
3249 m? umfaßte. Der Neugestaltung der ganzen Anlagen sind aber
einige hundert Quadratmeter dieser Grünfläche zum Opfer gefallen.
Es galt bei der Umstrukturierung, eine Auffahrt zu schaffen, die den
ganzen Komplex umrundet, und zugleich auf 2/3 des Weges Park-
plätze anzulegen.
Damit nicht genug, galt es außerdem die alte Umfassungsmau-
er zu erneuern. Diese festungsähnliche Mauer, die das.ganze Areal
von Ost bis West mit einer Durchschnittshöhe von sieben bis acht
Metern begrenzte, war aus Bruchsteinen und endete mit einem Auf-
zatz aus Ziegeln. Da das ehemalige Klostergebäude auf einer Erhe-
bung gebaut worden war, mußte das stark abfallende Gelände
durch eine hohe Mauer mit dahinter angefülltem Abraum zu einer
Ebene gestaltet werden.
Auf einer Länge von zirka 50 m grenzte diese Mauer an einen
ehemaligen Karrenweg, der den Zugang zu einem neuen Wohnvier-
tel bildet. Dieses Gemäuer war nicht nur einsturzbedroht, sondern
versperrte schon den Weg mit herausgefallenen Steinbrocken. Man
hat sie durch eine neue, moderne Betonmauer ersetzt; zugleich hat
man auch die Verbreiterung des Weges mit in Betracht gezogen, so
daß oben in der Parkanlage wiederum einige Quadratmeter verloren
gingen.
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Die einsturzgefährdete Mauer, die 1986 durch eine Betonmauer ersetzt wurde
Foto A. Jansen,
80
In der Wegegabelung, deren linke Abzweigung nach einigen
hundert Metern als Sackgasse endet, während die rechte über Mar-
feld in den alten Herzogenweg einmündet, steht ein großes, aus
Kalksteinquadern erbautes Haus.
Dieses Gebäude, noch nicht einmal zehn Meter in östlicher
Richtung von dem oben beschriebenen jetzigen Krankenhaus ent-
fernt, wurde im Jahre 1875 von zwei adeligen Damen aus Aachen
gekauft: eine Folge des durch Bismarck ausgelösten Kulturkampfes,
wonach es den verschiedenen geistlichen Orden ummöglich ge-
macht wurde, weiterhin in Preußen zu verweilen. So schenkten die-
se Wohltäterinnen den aus Aachen vertriebenen Franziskanerpa-
tres hier am Wallfahrtsort Eichschen diesen Besitz.
Dank der raschen Entwicklung und dem immer größeren Zu-
strom an Pilgern hier am Ort war es den Patres nach einigen Jahren
möglich, sich neben der Wallfahrtskapelle ein großes Ordenshaus zu
bauen, in das sie im Jahre 1889 einzogen (1).
Das Haus, das im Nachhinein das ”Spitälche” hieß (2), war
nunmehr leer und konnte einer anderen Bestimmung zugeführt
werden.
Man schrieb das Jahr 1893, als eine kleine Gruppe Schwestern
vom Orden der Franziskanerinnen aus dem Mutterhaus Luxem-
burg das leerstehende Haus in Besitz nahm und so hier ansässig wur-
de.
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A Wr
Sa sa
KA ö
WER den
Links das alte Klösterchen, jetzt ”Foyer de Charite”
(Repr. A. Jansen)
(1) Siehe Göhltal N° 35 - S. 11-15 Eb/EEREN STORES REN RE
(2) Heute ”Foyer de Charite”,
81
Im Bevölkerungsregister der Gemeinde Moresnet stehen diese
Klosterfrauen wie folgt eingetragen:
Scharf Francoise, Luxembourg nee le 30.9.1836, Sup. Oberin,
Neser Katherine, Domingen nee le 14.3.1858,
Even Katherine, Beaufort nee le 29.10.1862,
Neners Elise, Hobscheid nee le 29.6.1871,
Migy Marguerite, nee le 6.12.1878, jeune servante.
Nach einiger Zeit folgten dann noch:
Querelle Anne, Amsterdam n6e le 8.1.1842,
Ennesch Henriette, Verviers nee le 18.8.1872.
Aufgabe der Ordensfrauen war es, alte, bedürftige Menschen
aufzunehmen sowie Krankenbesuche zu machen.
Die Liebesdienste wurden von der Bevölkerung sehr gerne an-
genommen, zumal es in der hiesigen Gegend an solcherart wohltäti-
gen Werken mangelte.
Der Andrang erwies sich bald derart groß, daß das ”Spitälche”
zu Beginn des Jahrhunderts voll ausgelastet war.
Die Schwestern suchten eine neue Lösung. Das Naheliegende
war das einige Meter nordwestlich vom Klösterchen gelegene unbe-
baute Land. Wenn schon ein neues Haus, dann auch entsprechend
groß. So entstand ein schönes, geräumiges Bauwerk, das nach den
Ausmaßen hier in der Gegend nicht seinesgleichen hatte und das
auf den Namen ”St. Josephsheim” getauft wurde. Die Ordensfrauen
hatten richtig gesehen. Das Heim erfreute sich eines
außergewöhnlichen Zuspruchs, bestand doch nun die Möglichkeit
für gewisse soziale Bevölkerungsschichten, in einem komfortablen
Hause den Lebensabend zu verbringen.
Die Nachfrage war so groß, daß in der Klosterchronik 1908
vermerkt steht, das Heim sei voll belegt und könne keine weiteren
Anfragen mehr in Betracht ziehen.
Friedlich und beschaulich flossen die Jahre dahin, bis 1914 der
Erste Weltkrieg ausbrach. Das Haus mit seinen Insassen blieb intakt,
aber mit der stillen Ruhe und Abgeschiedenheit war es vorbei.
Deutsche Soldaten belebten nun das Bild. Von eigentlicher
Einquartierung konnte man nicht sprechen, doch waren beständig
kleine Truppenverbände da, die auf dem Wege zur Front oder zu-
rück in die Etappe das Kloster als Quartier benutzten und ihre Wä-
sche und Uniformen einer Revision unterzogen.
Die Pensionäre des Heims mußten sich wohl oder übel mit die-
sen Tatsachen abfinden; ablehnend wurde nur ihre Haltung, wenn
verschiedentlich Feldgendarmerie auftauchte und das ganze Haus
nach Waffen absuchte.
82
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Haus einer
anderen Bestimmung übergeben.
1919 wurde aus dem Altersheim ein Internat und Externat.
Pädagogisch ausgebildete Ordensschwestern stellten das Lehrperso-
nal.
Natürlich ging die Umstellung nicht von heute auf morgen
vonstatten.‘ Aber die Nachfrage um Aufnahme ins Heim hatte bei
den betagten Personen, aus welchen Gründen auch immer, nachge-
lassen. Einen Leerlauf konnte sich das große Haus nicht leisten, und
so wurde denn der zahlenmäßige Rückgang der Altenheiminsassen
nach und nach durch Lehrklassen wieder aufgefüllt. 1922 wurde die
Schülerzahl so groß, daß die Klosterverwaltung zusätzliche Bade-
räume und Toiletten sowie draußen einen Schulhof anlegen mußte. .
Ständig besuchten 70-80 Schüler wie Schülerinnen diese
Lehranstalt. Die Lehrkräfte vermittelten das Wissen der Primar-
schulen, abschließend konnten die Mädchen noch eine Haushalts-
schule besuchen.
Es wäre alles zum Besten gewesen, wäre nicht der Zweite Welt-
krieg über uns hereingebrochen mit aller Unbill und allem Unge-
mach, die so eine Auseinandersetzung mit sich bringt.
Die Plattdeutsch sprechenden Gemeinden hier an der Grenze
wurden ”auf Widerruf” dem deutschen Reich angegliedert und ipso
facto mit der dort herrschenden doktrinären Weltanschauung kon-
frontiert. Diese war aber nicht mit der christlichen Auffassung der
Franziskanerschwestern vereinbar, mit dem unausweichlichen Re-
sultat, daß die Schulen im Kloster geschlossen und das deutsche
Lehrpersonal in Moresnet-Dorf die Schüler bezw. Schülerinnen
übernahm.
Die leeren Klassenzimmer wurden in Krankenräume umge-
wandelt und die Schwestern wurden mit der Pflege der Insassen be-
traut. Als sich dann allmählich im Kriegsverlauf eine Wende andeu-
tete und immer mehr Städte in Deutschland den Bombenangriffen
ausgesetzt waren, wurden von den Verwaltungsbehörden Opfer die-
ser Fliegerangriffe hier im Hause untergebracht. Im letzten Kriegs-
stadium fanden auch zahlreiche Heimatvertriebene hier im Haus ei-
ne provisorische Unterkunft. Mitunter waren über dreihundert Per-
sonen in dem Klostergebäude einquartiert.
Im September 1944 überrollte die Kriegsfront erneut, aber in
umgekehrter Richtung, unser Gebiet. Die Zwänge, die wir vier Jah-
re lang hatten erdulden müssen, gehörten der Vergangenheit an.
Ein neuer Aufgabenbereich erwartete die Klosterfrauen mit
dem Einzug der amerikanischen Armee. Das Rote Kreuz nahm das
|
83
Haus in Beschlag. Dreihundert Feldbetten wurden in den Räumen
aufgestellt, ein Operationssaal eingerichtet; es wurde Lazarett.
Es braucht wohl nicht unterstrichen zu werden, daß bei den
heftigen Kämpfen um Aachen, im Hürtgenwald und in der Rund-
stedtoffensive die Betten voll belegt waren, zumal auch vom ameri-
kanischen Sanitäterdienst Zivilpersonen, die in der Frontlinie ver-
letzt worden waren, nach hier gebracht wurden.
Aber auch dieser Zeitabschnitt ging vorüber. Eines Tages war
der Krieg zu Ende und als Obdachlosenunterkunft sowie Militärla-
zarett konnte man dem Haus zwei weitere Funktionen zu der schon
vielfältigen Aufgabenskala hinzufügen.
Es drängte sich nun die Frage auf: ”Was wird in Zukunft aus
unserem Josephsheim?” An und für sich eine unberechtigte Frage,
denn die öffentlichen Instanzen von Moresnet und den umliegen-
den Ortschaften hatten sich schon der Sache angenommen und be-
absichtigten, dem Haus eine ähnliche Aufgabe anzuvertrauen, wie
die Amerikaner es vorgemacht hatten. Dazu trug bestimmt der Um-
stand bei, daß die ganze Gegend zwar ärztlich versorgt war, aber
weit und breit keine Möglichkeit bestand, einen dringenden
Krankheits- oder Unglücksfall entsprechend zu behandeln.
Da nun von Seiten der verschiedenen Gemeindeverwaltungen
sowie des Ordens aufgenommene Kontakte und Verhandlungen po-
sitiv verliefen, nahm das Projekt rasch Gestalt an.
Pläne wurden erstellt und mit den Umbauarbeiten begonnen.
Da mußten in erster Linie die Krankenzimmer, sechzig an der Zahl,
auf entsprechende Dimensionen umgebaut werden; es fielen um-
fangreiche Installationsarbeiten an, wie Heizung. Toiletten, Becken
mit warmem und kaltem Wasser für jeden Raum, Abflußkanäle
und besonders die Einrichtungen für die vorgesehene Chirurgie und
Medizinabteilung.
Es war der 11. Juli 1947, als das Krankenhaus feierlich seiner
Bestimmung übergeben wurde. Dem Bürgermeister Hubert
Hackens von Hergenrath, einem ehemaligen Schüler des Klosters,
der sich ganz besonders für das Gelingen des Planes eingesetzt hatte,
fiel es zu, die Festlichkeit zu eröffnen, bei der die Honoratioren der
umliegenden Ortschaften sowie der zukünftige Ärztestab unter der
Leitung des Chefarztes Delpierre, ferner die Firmenvertreter Laval-
le und Hackens, die die hauptsächlichsten Umbauten getätigt hat-
ten, anwesend waren.
In seiner Festrede hob Hub. Hackens auch die Verdienste der
15 Schwestern hervor, die in Zukunft die Insassen des Hauses zu be-
Durch mangelnde Belegung war die En idebteil ne
nicht mehr rentabel; außerdem ließ die interne medizinische Betreu-
ung zu wünschen übrig.
Im Bericht über eine Gemeinderatssitzung in Kelmis (Grenz-
Echo vom 30.3.1971) stand dazu zu lesen:
"Krankenhaus: Die wohl wichtigste Mitteilung befaßte sich
mit dem Krankenhaus in Moresnet. Die finanzielle Lage hat sich
derart verschlechtert, daß die Schwestern darum gebeten haben, die
Interkommunale, die das Altersheim in Moresnet gründete, möge
auch das Hospital übernehmen. Das Krankenhaus war voriges Jahr
nur teilweise belegt. Insgesamt wurden 655 Patienten behandelt, da-
von 172 Kelmiser. Im gleichen Zeitraum wurden dort 152 Kinder
geboren.
Verschiedene Ärzte’schlagen trotzdem eine Auflösung des Ent-
bindungsheimes vor, während andere sich dagegen sträuben. Bür-
germeister Schyns hat Kontakt mit den 12 dort ansässigen Schwe-
stern gehabt und am vorigen Samstag fand eine Versammlung der
Interkommunalen im Raum Moresnet statt, bei der sämtliche Ge-
meindevertreter sich einstimmig für die Erhaltung des Krankenhau-
ses aussprachen. Am 8. Mai wird wiederum eine Versammlung ein-
berufen mit dem Ziel, das Krankenhaus durch die Interkommunale
zu erwerben... Das Problem ist die Aufbringung der nötigen
Gelder...”
Als Folge dieser Schwierigkeiten wurde die Entbindungssta-
tion geschlossen.
Die Verwaltung des Hauses lag in den Händen der Schwester
Oberin in Zusammenarbeit mit verschiedenen Persönlichkeiten so-
wie einem Mitglied des Caritasverbandes. Dieses Gremium machte
Vorschläge zur Leitung und Bewirtschaftung des Krankenhauses
sowie.zur Führung der Verwaltung selbst. Es war befugt, Entschlüs-
se zu fassen, unterstand aber der Direktion als letzter Instanz.
Seit der Gründung des Krankenhauses waren fünfundzwanzig
Jahre ins Land gegangen und es hatte sich hier in der Gegend vieles
geändert. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Hospital eine Not-
wendigkeit; mit großer Freude war es eröffnet worden, aber inzwi-
schen fuhren wir auf asphaltierten Straßen, das Auto war zur Selbst-
verständlichkeit geworden und erlaubte schnelle und bequeme Ver-
bindungen, was sich letzten Endes ungünstig auf unser Kranken-
haus auswirkte. Zusätzlich erließ das zuständige Ministerium immer
strengere Verordnungen in bezug auf Sicherheit, Hygiene und
Komfort, die die Schwestern vor immer aufwendigere finanzielle
Probleme stellten. Eine Lösung bot sich nur, wenn eine Interessen-
86
gemeinschaft sich der Sache annehmen würde.
Eine solche Gruppe bildete sich spontan aus Vertretern der Ge-
meinden, aus denen durch die Zusammenlegung (1977), Kelmis und
Plombieres wurden. An der Spitze stand einerseits der Kelmiser Bür-
germeister W. Schyns und andererseits Gemeindesekretär J. Mager.
Diese Interessengemeinschaft nannte sich ”Association intercom-
munale des ceuvres medico-sociales”, in Abkürzung: A.I.O.M.S.
Dieses Konsortorium kaufte im Jahre 1975 den Schwestern
das Haus ab und führte es unter dem Status ”V”, d.h. für Kranke,
die einer längeren und intensiveren Behandlung bedurften.
Durchschnittlich war Moresnet zu 95 % belegt und beschäftig-
te bis zu 50 Personen. Doch dieses System erwies sich als viel zu auf-
wendig für den Steuerzahler und im Jahre 1985 wurde der Kranken- ‘
hausstatus einer Reform unterzogen. Das zuständige Ministerium
beschloß, das Haus hier in Moresnet der Kategorie ”M.R.S.” (mai-
son de repos et de soins, Langzeit - Pflege- und Ruheheim), zuzuord-
nen. Konkret ausgedrückt besagt das folgendes:
Unter dem System ”V” kostete der Aufenthalt des Patienten
das I.N.A.M.I. (Institut national des accidents, maladies et invali-
dites) pro Tag 2000 F; der Kranke mußte 200 F beisteuern.
Die neue Verordnung kostet dem Kranken 650 F, während die
Sozialversicherung 900 F zur Deckung der Unkosten beiträgt, wo-
bei der Aufenthalt nur durch Einweisung des behandelnden Arztes
möglich ist.
Um jetzt das Haus auf den neuesten Stand der ministeriellen
Verordnungen zu bringen, mußte es vom Keller bis zum Dach einer
grundlegenden Renovierung unterzogen werden.
60 Krankenzimmer wurden mit neuem Mobilar eingerichtet,
dem Gebäude wurde zur Westseite ein Anbau in Höhe des Kom-
plexes beigefügt, der Kapelle, Aufenthaltsräume sowie Aufzüge in
sich birgt. Die Wetterseiten wurden ganz mit Schieferplatten beklei-
det, das Dach vollständig erneuert.
Die Feuerwehr ihrerseits verlangte rund um dem Bau eine brei-
te Straße, um einen eventuellen Brand ohne Hindernisse angehen zu
können.
Für diese Arbeiten konnte man nicht umhin, die anwesenden
Patienten auszuquartieren; das Haus wurde für etliche Monate ge-
schlossen.
Die ganze Umstrukturierung belief sich letzten Endes auf die
Summe von 80 Millionen Franken, die zu 94,5 % von der französi-
schen und der deutschsprachigen Gemeinschaft getragen wurde.
iS Am 28. September 1985 nahm der Präsident des Verwaltungs-
rates, Herr Willy Schyns, in Anwesenheit von Mgr. van Zuylen, Bi-
schof von Lüttich, sowie der Geistlichkeit des Dekanats und der
Vertreter der umliegenden Gemeindeverwaltungen die Einweihung
Vor.
Es zeigte sich sehr bald, daß das komfortable und auf den neue-
sten Stand gebrachte Pflegeheim regen Zuspruch erhielt.
Dem schon erwähnten Präsidenten W. Schyns stehen Herr J.
Kohnen als Vizepräsident, die Schwester Marie-Maurice als Verant-
wortliche des Personals, Herr W. Heuschen, Präsident des Öffentli-
chen Sozialhilfezentrums von. Kelmis, (C.P.A.S./Ö.S.H.Z.) sowie
Herr F. Eppe als Buchhalter zur Seite.
Die im Erdgeschoß untergebrachte Poliklinik, die zirka 5000 -
Patienten im Jahr behandelt, hat sich in viele Bereiche ausgedehnt.
Zu den eingangs schon erwähnten Fachbereichen kamen noch zu-
sätzlich Kinasitherapie, Dermatologie, Neuropsychiatrie, Urologie,
Gefäßchirurgie, Endocrinologie, Gynekologie, Gastro-Enterologie
und Elektrokardiogramme.
Das Personal ist nach der Eröffnung je nach Bedarf wieder ein-
gestellt worden und wird von den noch verbleibenden Ordensschwe-
stern unterstützt. Der Patient kann einer sorgfältigen Betreuung
gewiß sein.
Man sieht, das in jeder Hinsicht auf den neuesten Stand ge-
brachte Haus ist aus der Gegend nicht mehr fortzudenken.
Rückblickend auf die Tätigkeit der Schwestern in den diversen
Funktionen, denen dieselben seit Bestehen des Hauses oblagen, wä-
re es vielleicht angebracht, die Liste der jeweiligen Oberinnen seit
1893 bis auf den heutigen Tag anzuführen, da ja bestimmt jede auf
ihre Art während ihrer Tätigkeit zum Fortbestand der St. Josephs-
Klinik beigetragen hat.
1893, Schw. Innocenta. 1907, Schw. Paulin. 1910, Schw. Josepha.
1919, Schw. Cyrilla. 1925, Schw. Isolda. 1931, Schw. Cyrilla.
1935, Schw. Liguore. 1937, Schw. Vincentea.
1940, Schw. Marie-Claire. 1946, Schw. Antonia.
1951, Schw. Marie-St. Francois. 1954, Schw. Marie-Nicole.
1958, Schw. Elisabeth. 1961, Schw. Marie-Jean.
1969, Schw. Madeleine-Sophie. 1975, Schw. Marie-Maurice.
1986, Schw. Marie-Joseph.
Quellennachweis:
Administration communale de Plombieres / Gemeindeverwaltung Bleyberg
Schwester Marie-Maurice gebührt besonderer Dank.
90
———————
VBermifdhte NachridHten. |
Keimis, Wie alljährlich, fo hielt am vorigen
Sonntag di: GejeNlihaft „Ulf“ ihren diesjährigen
Ausflug. Das Dampjroß brachte die Ufer Sonntag
morgen 6 U9r 20 vom Bahnhof GHeraenrathH nad
Aachen von wo fie um 7 Uhr 46 nah Valfenburg |
weiterfuhren. Dort angekommen frühjtücten fie im |
Hotel VBoßen, und nachdem fie daSjelbe eingen:mmen |
hatten, ging e8 auf Schuftersrappen zur Valkenburger-
Höhle. Dosrt ftand ein Führer mit Laternen bereit
um ihnen die Höhle zu zeigen und zu jerklären und
wurde diefelbe etwa 3)4 Stunde durdHwandert und
vieles mit Staunen betrachtet, jo daß um 11 Ur
aufgebrochen wurde um den Zug nad Maeftriht um *
1)2 12 Uhr zu nehmen. Der Aug lief um Mitiag
in Maeftricht rin und ftatteten die Ulfer dem Hotel
Willem und dem Reftaurant Momu3Z einen Buch
ab, von wo e& zum Hotel Odlier ging, wo das ber
ftellte Diner eingenommen wurde, Nach dem Diner
erhob ji der Präfident der GejeNlhaft „U“, Herr DH.
Vorab farte er, «3 freue ihm daß die Ulter an dem
Ausfluge fo zaul-eich teilgenommen hätten. Alsdann
fühlte er fig verpflichtet, dem Hın. O, für die guten
Speifen und Getränk» jeinen Dank auszujprechen,
was er burdh ein Hoch auf denfelben bekräftigte und
worin alle mit einjtimmt:n. Nachdem Fe von Hrn.
DO. AWbichied genommen Hatten bejuchten fie no 5 etliche
Keftaurant3 und gingen alsdann zum Bahnhof, von
wo fie das Dampfroß wieder über Wachen nach |
Hergenrath zurüdbradte. Segen Mitterracht Iangten |
die Ulfer wieder in ihr Vereinslokal an, wo fie noch
einen chuppen tranfen und dann nach Haufe gingen
mit dem Bewußtfein, einen fhönen AWuzflug erlebt
zu Gaben, S
Ein Vereinsauflug im Jahre 1895 nach Valkenburg und Maastricht,
Das ”Freie Wort” berichtete darüber am 24.8.1895.
Das Schaffen und Wirken der nun auf das Volkstümliche und
Traditionelle ausgerichteten Karnevalsgesellschaft wurde
gezwungenermaßen durch die Auswirkungen der Kriegsereignisse
des Ersten Weltkrieges so stark gebremst und gehemmt, daß die Ge-
sellschaft bis zum Jahre 1937 fast keinerlei Tätigkeit aufzuweisen
hatte. Sie behielt jedoch, allen Wirren zum Trotz, ihren ursprüngli-
chen Namen. Die Vereinsfahne wurde säuberlich aufbewahrt und
der ‚Kassenbestand und die Vereinsstatuten wurden fein und wohl-
behütet weiter verwaltet.
9
7 & D
Karnevalsgesellschaft „Wiiz“ zu Kelmis.
Kirme&:Dienstag, den 17. September cr,
‚von abendS halb S Uhr ab,
Gross. FEST-RBALLTL
im Vereinslokale HOTEL BERGERHOFF.
GEntree: 1 IM. pro Navalier, eine Dame frei, jede weitere Dame 50 Pig.
. Der kleine Rat.
|
Nicht nur an den Karnevalstagen ist die KG ”UIk” aktiv.
Anzeige in ”Das Freie Wort” vom 14.9.1901.
SEES SEEN VEN TTS
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x Kamevals-Gesellschalt „LEE“ zu Kolmis.
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| 2 Am Faschings-Montag, den 10, Febr. 1902,
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( Yindet im nörriihfeitlih gelhmücten Narrenpalaite Sotel Yergerhof
(7 A . unfere a
SA SE 2, Damen-Sigung
jiatt. Gieran anjehließend, punkt 9 Uhr,
Grosser kostümierter E’est-Baill.
Entröe 1. Mark pro Ravalier ; dne Dame hei jede weitere Dame 0,50-M,
3 Mastierte Haben feinen Zutritt. Ba
Der Feine Rat.
Ein Kostüm-Ball, aber ohne Masken!
Anzeige im ”Freien Wort” vom 8.2.1902.
Diesen Umständen ist es zu verdanken, daß die damals noch le-
benden Mitbegründer, die Herren Jules Nossent, Peter Raderma-
cher, Jean Brandt, Joseph Radermacher und Karl Zitzling, im Jahre
1937 dem damaligen Mitglied Martin Huppermann die Vereinskas-
se, die Vereinsfahne und die Insignien der Gesellschaft ”UIk zu Kel-
92
mis von 1879” feierlich überreichen konnten. Gleichzeitig wurde
dem Herrn Huppermann offiziell die Befugnis erteilt, den Gesell-
schaftsnamen ”Ulk zu Kelmis von 1879” weiterführen zu dürfen.
Dies geschah, um die Kontinuität und den Fortbestand der ur-
sprünglichen Gesellschaft und deren Ziele zu gewährleisten.
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Einer der Gründer der ”KG Ulk zu Kelmis”, Jules Nossent (Mitte),
in der Tracht der St. Barbara-Sebastianus Schützen, deren Präsident er war.
(Links Karl Zietzling, ebenfalls ein Mitglied der ersten Stunde, rechts Dechene)
Leider kam diese neu erweckte Aktivität recht bald wieder zum
Erliegen, denn neue schwere Kriegseinwirkungen hemmten das ge-
sellschaftliche Leben aufs neue. Jedoch wurden auch in den Kriegs-
jahren 1940-45 regelmäßig sogenannte Familienfeste abgehalten,
X
|
|
93
zwar mit bescheidenen Mitteln, die dann schrittweise in regelrechte
Karnevalssitzungen übergingen. Während dieser Feste wurden Büt-
tenreden vorgetragen, die ein Ventil waren, um die schweren Zeit-
umstände zu glossieren und die den Geist der Urwüchsigkeit des
Kelmiser Karnevals in dieser schweren Zeit wach hielten.
Nach Kriegsende wurde die Vereinsarbeit durch behördliche
Auflagen sehr erschwert, so daß in der ersten Zeit jegliches Gesell-
schaftsleben zum Erliegen kam. So mußten Personen, die öffentlich
auftreten wollten oder eine Gesellschaft führten, ein amtlich ein-
wandfreies, polizeiliches Führungszeugnis nachweisen können. Die
leitenden Personen der ”KG Ulk zu Kelmis” konnten diesen Nach-
weis sehr schnell erbringen und so kam es, daß bereits am 25. No-
vember 1945, unter der Leitung des Präsidenten Peter Hoven, die
erste Nachkriegssitzung stattfand. Peter Hoven behielt das Amt des
Präsidenten bis zum Jahre 1947 und gab es dann an Joseph Bonni
ab. Dieser blieb im Amt bis 1948, als der uns allen noch gut in Erin-
nerung gebliebene Heinz Errens das Präsidentenamt übernahm.
Im Jahre 1950 erfolgte dann eine entscheidende große Umor-
ganisation und Umstrukturierung der ”KG Ulk zu Kelmis” unter
der Federführung des neuen Präsidenten Martin Huppermann. Ihm
ist es zu verdanken, daß die ”KG Ulk zu Kelmis von 1879” wieder
festen Boden unter die Gesellschaftsfüße bekam, denn zu diesem
Zeitpunkt machten sich vereinsfeindliche Elemente breit mit dem
Ziel, den ursprünglichen Geist und die gesteckten Ziele zu unter-
höhlen und durch unlautere Machenschaften zu unterwandern.
Von 1952 bis 1954 übte Karl Willems das Präsidentenamt aus und
leitete die Gesellschaft im alten Sinne weiter. Seit 1956 und bis zu
seinem Tode war Karl Willems Ehrenpräsident unserer Gesellschaft.
Im Jahre 1956 übernahm Peter Hoven von seinem Freund Martin
Huppermann das Amt des Präsidenten, das er bis zu seinem plötzli-
chen und unerwarteten Tod, unmittelbar vor Beginn der Session
1983/84, mit sehr großem Erfolg führte.
Es ist der Verdienst von Peter Hoven, daß unter seiner Leitung
die ”KG Ulk zu Kemis” zu hohem Ansehen gekommen ist und weit
über die Grenzen unseres kleinen Heimatortes Kelmis bekannt wur-
de.
Höhepunkt der Arbeit von Peter Hoven dürften die großen Ju-
belfeierlichkeiten anläßlich des 9 X 11 jährigen Bestehens der Ge-
sellschaft gewesen sein, die im Jahre 1978 stattfanden und ein gan-
zes Dorf kopfstehen ließen. Ein Karnevalszug der Extraklasse war
der Höhepunkt dieser Feiern und die Resonanz war sensationell.
6
0% Fe N Achtung! Achtung! -
EN N) Samstag, 19. November ’88, 20 Uhr
ZA 5) Sonntag, 20. November ’88, 17.30 Uhr
ALS zu Samstag, 26. November ’88, 20 Uhr
I AN 533) u. Sonntag, 15. Januar 1989, 17.30 Uhr
ZA CN BED u veranstaltet obengenannte Gesellschaft
im NARRENPALAST ASTORIA
a
ihre großen GALA-
unter dem Zepter S.T. Prinz JACKY IV.
Kommt, seht, staunt und lacht
beim ULK wird wieder Spass gemacht.
Besuch renommierter Karnevals-
gesellschaften vom In- und Ausland
Nach den Sitzungen TANZ mit dem Orchester »Sunset«
Eintritt: 200 F. - Kartenvorverkauf am 17. Oktober ab 9 Uhr - Cafe Mathieu Lavalle - Thymstr. 14
ab 14 Uhr im Miederwarengeschäft Radermacher, Thimstraße 10, Kelmis, Tel. 659547.
95
Nach dem Tode unseres Freundes Peter Hoven übernahm
dann im Jahre 1984 Jean Barth die schwere Bürde des Präsiden-
tenamtes und es ist seiner Umsicht, seiner Dynamik und seinem Or-
ganisationstalent zu danken, daß dieser abrupte Präsidentenwechsel
Ohne Schaden für unsere Gesellschaft geblieben ist. Mehr noch: die
äußerst positive Tendenz wurde weiter fortgesetzt. Im Jahre 1986
ließen zwei Auszeichnungen besonderer Art aufhorchen, weil sie ei-
ne Anerkennung der Verdienste unserer Vereinsarbeit bedeuteten:
dem Altmeister des Karnevals, Leonard Kohl, besser bekannt als
”Nades”, wurde die Ehre zuteil, daß eine neue Straße in der Sied-
lung ”Edelweiß” nach ihm benannt wurde. Eine Ehrung, die unse-
rem langjährigen Vereinskollegen, der noch im ”biblischen” Alter
von 93 Jahren auf der Bühne stand und sein Publikum faszinierte,
zu Recht zuteil wurde.
Zum zweiten wurde unserer Gesellschaft durch seine Majestät
den König die Würde einer ”Königlichen” Gesellschaft verliehen.
Eine Auszeichnung, die ehrt und verpflichtet.
Die Karnevalsgesellschaft ”Ulk zu Kelmis von 1879” kann mit
berechtigtem Stolz auf ihre geschichtliche Vergangenheit zurück-
blicken und mit ruhiger Zuversicht in die Zukunft schauen, hat sie
doch in ihren Reihen so bekannte und bewährte Karnevalisten wie
Joseph Schmetz, Armand Broun, Albert Huppermans, Jose Hup-
permans, Jean Reul, Mario Francois, Nicolas Knott, Willy
Francois, Jean Pierre Hoven, Henri Pricken & Die Klosterspatzen.
Des weiteren kann der Verein auf eine große Gruppe aktiver
und dynamischer Karnevalisten zurückgreifen, die es ihm erlauben,
Veranstaltungen ausschließlich mit eigenen Kräften zu bestreiten,
die dennoch jedem Vergleich mühelos standhalten. Dieser Trend ist
in den letzten Jahren so stark ausgeprägt, daß die Gesellschaft mitt-
lerweile ihre Prunksitzungen bis zu viermal wiederholen muß, um
jeden Interessenten einlassen zu können. + $
Als Krönung stellte die ”KG Ulk zu Kelmis” bisher dreimal
den Prinzen Karneval, und zwar
Jean Thaeter als Jean II.
Klaus Breuer als Klaus II.
Robert Göbels als Robert I.
Den Chronisten würde es sehr freuen, wenn er in einigen Jah-
ren weitere positive Berichte von erfolgreicher Vereinsarbeit nach-
tragen könnte.
Kelmis, 20/10/1987
96
Wiedersehen
von Leonie Wichert-Schmetz
Erst nach langen Monden heute
Kam’s, daß ich dich wiedersah,
Wie mein einsam Herz sich freute,
Wußte kaum, wie ihm geschah!
Rosig glühten deine Wangen,
Und es brannte deine Hand,
Und an meinen Blicken hangen
Fühlt ich deine unverwandt. .
Doch das Wiedersehen schmerzte
Mehr, als es dich freute, mich.
Doch ich fühlte deinem Herzen
Nach der Trennung näher mich.
Alle Freundschaft muß verblühen,
Alle Liebe muß vergehen,
Alle Freude muß verglühen,
Nur Erinnerung bleibt bestehen.
1) Aus dem Gedichtband “Ich hab mich ganz an dich verschwendet”, Vlg. Haus
Durbeke, Altenbeken, 1979.
97
°
A propos de la construction
. O
du chemin de Gemmenich
x O2
a Sippenaeken en 1866-67
par Joseph Leclerc
Avant la construction de l’actuel chemin reliant les deux villa-
ges voisins de Gemmenich et de Sippenaeken, il fallait prendre un
chemin de terre conduisant ä travers champs, prairies et bois, sou-
vent impraticable ä cause des profondes ornieres qu’y avaient lais-
sees les chariots et charrettes. Surtout en hiver se posaient de grands
problemes de circulation. Pour ne pas s’enliser dans les ornieres, les
Charretiers et postiers contournaient les obstacles naturels et pas-
saient ä travers champs et prairies endommageant les haies et clötu-
res ainsi que les terrains cultives, ce qui donna naissance ä beaucoup
de protestations de la part des fermiers. Parfois ces disputes devaient
&tre tranch6es par le tribunal.
La construction d’un nouveau chemin empierre entre les deux
villages s’imposait donc. C’est le 29 juillet 1866 que l’administration
communale de Gemmenich s’adressa ä la commission de la ”fonda-
tion Lovens” ä Liege dans le but d’obtenir de celle-ci la cession de
differentes parcelles de terrain necessaires au trace du nouveau che-
min projete.
Le 16 du mois suivant, la commission de ladite fondation
repondit ä cette lettre:
Nous avons pris connaissance dans notre seance de ce jour, de
la demande que vous avez adresseee sous la date du 29 juillet dernier
tentant d’obtenir la cession de diff&rentes parcelles de terrain appar-
tenant ä la fondation Lovens et qui vous sont necessaires pour l'eta-
blissement d’un chemin empierr& de Gemmenich ä Sippenaeken.
Nous ralliant aux conclusions du rapport de notre expert, voici les
conditions auxquelles nous consentirions de vous faire cette cession
‚Sous re&serves toutefois, d’autorisation prealable de la deputation.
L’indemnite pour les terrains et les arbres est fixe comme suit:
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Ce / hop >S
99
Jere parcelle n° 872 - 2 ares ä raison de 4.000 frs. par huitieme, soit:
e 95.20
2me parcelle n° 816 - 2.98 ares ä frs 4.000 # 119.20
3me parcelle n° 819 - 6.36 ares ä frs 4.000 &. 254.40
4me parcelle n° 862 - 1.54 ares ä frs 6.000 92.40
5me parcelle n° 846 - 1.47 ares ä frs 9.000 44.10
6me parcelle n° 982 - 7.99 ares ä frs 9.000 219.90:
ä reporter frs. 825.20
* Y compris 69 centiares pour le 1/2 m. de haies *
report: frs. 825.20
‚pour les trois arbres ä fruits frs. 100.
‚pour les deux plus gros pruniers frs. 70.
‚pour les deux plus petits Ye 95.
‚pour le saule rouge et le prunier YES,
ensemble frs. 1.055.20
La commune devra faire executer ä ses frais tous les travaux
Eventuels d’aqueduc sur les fosses de la route, les raccordements
pour entrees, placements de nouvelles, ou deplacements d’anciennes
barrieres, enfin la plantation des haies pour clötures, le tout d’apres
les conditions suivantes: (inserer ici les art. 1° ä 10° du rapport de
M. Schmetz.) (1).
Je vous prie M.M., de bien vouloir nous faire connaitre si vous
acceptez ces propositions. - Il importe que votre reponse nous par-
vienne pour le 25 de ce mois, afın que nous puissions statuer definiti-
vement dans notre prochaine seance, qui aura lieu le jeudi 29.
Pour la commission: Le vice-president.
Le secretaire F.A.
Le Conseil communal de Gemmenich s’etant declare d’accord
avec les conditions fixees par la fondation Lovens, dont le fermier,
Mr. Deliege, devait &tre indemnise pour les dommages qui pour-
raient lui &tre causes, la construction du chemin put commencer.
Le 14 novembre 1867, les travaux €tant termines, la commis-
sion provinciale des bourses de Liege adressa la lettre suivante a l’ad-
ministration communale de Gemmenich:
100
Messieurs,
Nous avons l’honneur de vous adresser, en vous priant de vou-
loirbien la soumettreä votre conseilpourqu ilendelibere, unelettre par
laquelle le Sr. Deliege, locataire de la ferme de la fondation Lovens,
reclame notamment une indemnite du chef des dommages que Iui a
causes la construction de la route de Gemmenich ä Sippenaeken.
Lorsque nous avons consenti ä ceder ä votre commune, pour la
construction de ladite route, les parcelles de terrain appartenant ä la
fondation Lovens, ce n’a et& qu'avec la reserve expresse que vous
indemniseriez le fermier de tout dommage qui pourrait resulter pour
ui d’un retard dans la plantation des haies. ;
Il vous incombe donc de faire droit de ce chef ä la requete du
Sr. Deliege. Lorsque vous aurez statue sur ce point, veuillez nous
renvoyer sa reclamation, afın que nous puissions nous prononcer
egalement en ce qui concerne sa demande en reduction de fermage.
Pour la commission, Le President,
le secretaire F. Angeno. (signature)
Du temps 0ü les ediles de Gemmenich prirent la decision de
faire construire un chemin solide vers Sippenaeken, la paroisse de
Gemmenich 6&tait dirigee par le cure Francois Nyssen. Ne ä Mont-
zen le 10 octobre 1818, il avait fait ses etudes ä Rolduc et avait ete
ordonne pretre a Liege en 1845. Apres avoir ete professeur au Petit
Seminaire de St. Trond, l’abbe Nyssen devint vicaire a Huy, puis a
Liege/Ste Veronique avant d’obtenir en 1859 la charge de la paroisse
de Mont-Dison et, en 1865, celle de la paroisse de St. Hubert ä Gem-
. menich oü il deceda le 5 juillet 1893. Sa pierre tombale se voit
encore au cimetiere de notre paroisse.
Pourquoi parler du cure Nyssen? Eh bien, c’est lui qui fut le
moteur de la construction du nouveau chemin. En effet, la ferme
Heidgen, sise actuellement pres du ”Parc des Trois Frontieres” etait
la propriete du conseil de la fabrique d’eglise de Gemmenich. C’est
ici, a ’entree actuelle dudit parc, que debutait l’ancien chemin, se
dirigeant vers les bois. Avant d’y penetrer, il y avait 4 main gauche
une ferme (actuellement, il y a, a cet endroit, une maison d’habita-
tion). Un peu plus loin, c’etait le bois. Apres l’avoir traverse, le che-
min aboutissait ä la ferme Linde, ou il rejoignait l’actuel chemin de
Terstraeten, Terbruggen et Sippenaeken.
Le cure Nyssen, en intervenant pour la construction du nou-
veau chemin, ne pensa pas seulement ä l’interet de la ferme Heid-
101
gen, mais egalement ä celui des quelques autres fermes situees un
peu plus loin encore en direction de Sippenaeken, et notamment la
ferme de mes grands-parents du cöte maternel. Venait ensuite une
petite maison avec quelques ares de terrain, avant qu’on n’arrive ä la
ferme Graet, plus ancienne que celle situee en face et ä gauche du
nouveau chemin qui passe entre les deux.
La construction d’un si long troncon de chemin empierre etait,
en ce temps-lä, une entreprise peu comparable avec les travaux rou-
tiers de nos jours. Les transports des materiaux se faisaient par cha-
rettes tirees par des chevaux. Les pierres devaient Etre chargees a la
main ou ä la pelle. Et meme si le silex et le sable ne&cessaires se trou-
vaient non loin de lä, l’entreprise occupait de nombreuses personnes
pendant de longs mois.
Le nouveau chemin, je l’ai pris souvent comme €colier pour me
rendre ä l’ecole de Sippenaeken. C’etait pendant la premiere guerre
mondiale, a l’epoque ol les Allemands avaient installe une clöture
electrique allant de Gemmenich ä Teuven. Cette clöture passait tout
pres de chez nous et traversait plusieurs de nos prairies, si bien que
Grünebempt, situe pourtant a quelques centaines de metres seule-
ment du village de Gemmenich, fut coupe de celui-ci. Ainsi, de 1915
ä 1918, j’ai dü, par tous les temps, me rendre ä l’ecole a Sippenae-
ken. Surtout en hiver, ce n’etait pas tres agreable. II fallait partir tres
töt quand il faisait encore noir pour arriver a Sippenaeken pour la
messe de 7.30 heures. Et l’apres-midi, au retour, la nuit tombait
deja...
102
Unsere Reise nach Prag
- Eindrücke eines Mitreisenden -
von Alfred Jansen
Bei der Gruppe, die sich am Morgen des 13. August am Mu-
seum zur Fahrt nach Prag einfand, sah man bekannte und vertraute
Gesichter, daneben aber auch Mitreisende, die zum erste Male bei
einer Mehrtagesfahrt der Göhltalvereinigung dabeisein wollten. Bei
zügiger Fahrt landeten wir zeitig in Nürnberg, wo wir eine ausge-
dehnte Rastpause einlegten, die ausgiebig genutzt wurde, um die
mittelalterliche Atmosphäre dieser historisch bedeutsamen Stadt in
uns aufzunehmen. ;
In Pleystein bzw. Vohenstrauß i.d. Oberpfalz übernachteten
wir, um dann am nächsten Tag zeitig an der tschechischen Grenze
zu sein.
Nach dem deutschen Grenzübergang Waidhaus und den
unerläßlichen Formalitäten standen wir plötzlich nach einer Links-
kurve am tschechischen Zollamt Rozvadov. Nun hieß es warten.
Die Pässe wurden eingesammelt, Wertsachen mußten deklariert
werden. Wir hatten uns auf mindestens eine Stunde Wartezeit ein-
gestellt, doch schon nach gut 30 Minuten ging der Schlagbaum hoch.
Des Rätsels Lösung: ein paar Dosen Getränke aus der Kühlbox des
Busses hatten den Besitzer gewechselt und uns den Beamten viel
sympathischer gemacht!
Die Straße auf Pilsen zu ist kurvenreich, von Bäumen gesäumt.
In Pilsen sollten wir den uns vom tschechischen Fremdenverkehrs-
amt zugeteilten Reisebegleiter treffen. Es blieb Zeit für einen Stadt-
rundgang, wobei der Eindruck eher negativ war: leere Geschäfte,
heruntergekommene Bauten... Treffpunkt mit unserem Führer war
die berühmte Brauerei.
Bei der Anfahrt zu derselben bemerkte ich den Mann, wie er
am Straßenrand stand und aufmerksam den vorbeirollenden Ver-
kehr beobachtete. In der Hand hielt er eine blaue Plastiktüte. Er
mochte auf die siebzig zugehen. Graues, kräftiges Haar, ein ver-
knautschtes Gesicht, dicke Lippen, kräftige Augenbrauen, unter de-
nen ein paar scharfe graue Augen hervorschauten, Augen, die alles
sahen und registrierten.
Nachdem der Mann unseren Bus bestiegen und sich als Stanis-
laus Kubin vorgestellt hatte und nach den üblichen, in einem recht
‚verballhornten Deutsch vorgebrachten Begrüßungsworten, kam
”Stani” uns schon recht sympathisch vor. Es wurde uns auch schon
103
bewußt, daß er für die nächsten Tage buchstäblich von uns Besitz
ergreifen würde. Die Art und Weise, wie er uns dann im Restaurant
der Brauerei zu unseren Plätzen verhalf, ließ erkennen, daß er die
ihm zugedachte Aufgabe mit Einsatz und Eifer zu erledigen gedach-
te.
Die Fahrt von Pilsen nach Prag nutzte unser Reiseführer, uns
in einem ununterbrochenen Redefluß die Tschechoslowakei und die
durchfahrenen Gebiete vorzustellen. Im Weichbild von Prag bog er
ab, uns die Errungenschaften des Sozialismus in Gestalt von
Fußball- und Leichtathletikstadien zu zeigen. Quer durch die Stadt
ging es dann zu unserer Unterkunft, dem beinahe 20 Etagen hohen
Hotel ”Olympik’ an der Sokolovska. Bei der Ankunft gibt man sei-
nen Reisepaß ab und bekommt dafür eine grüne Hotel-
Ausweiskarte.
Beim Abendsessen fand sich für Stani die Gelegenheit, uns mit
Fahrscheinen der öffentlichen Verkehrsmittel zu versorgen und uns
zu einem ersten Kontakt mit Prag für 20 Uhr einzuladen. Mit der
Straßenbahn ging es zum Zentrum. Eine Fahrt kostet 1 Krone (bei
Schwarzumtausch etwa 1,50 F., nach offiziellem Wechselkurs etwa
5 F.) Stani, so nannten wir unseren Führer, begann den abendlichen
Stadtbummel bei dem i.J. 1906 im Jugendstil errichteten Repräsen-
tationshaus, zeigte uns dann den Pulverturm (1475), ging über den
Graben zum Wenzelsplatz, der Prachtavenue von Prag. Mehr
Straße als Platz, wurde er von Karl IV. im Jahre 1348 als Roßmarkt
und Zentrum der von ihm gegründeten Neustadt auf einer Länge
von 770 und einer Breite von 60 m angelegt. Am oberen Ende des
Platzes befindet sich das Nationalmuseum; zu Füßen der dort hin-
aufführenden Stufen steht die Reiterstatue des hl. Wenzel, flankiert
von den Stadtheiligen Prokop, Adalbert, Ludmilla und Agnes. Rei-
seführer Stani erklärte uns nun noch, wie wir den Weg zurück ins
Hotel fänden und ließ uns allein weitere Eindrücke sammeln. Die ei-
nen zog es zum Hotel, die anderen zu einem Gang zur Karlsbrücke.
Montag, den 15.8.
Aufgeweckt wurden wir durch die ratternden Trambahnen,
die in Abständen von kaum einer Minute am Hotel vorbeifuhren
und einen infernalischen Lärm verursachten.
Nach einem reichlichen Frühstück ging es per Bus zu einer
Stadtrundfahrt. Die Tramwagen standen still auf der Sokolovska.
Schon wieder ein Stromausfall. Ansonsten sind die rot und blaßgelb
gestrichenen Wagen, jeweils zwei pro Zug, die auf breitem Spur-
band dahinrollen, schnell und, wie gesagt, billig.
104
Doch Stani führte uns zuerst durch das Industrieviertel im
Osten der Stadt. 12 % der industrielllen Produktion des Landes ent-
fällt auf die Hauptstadt. Via Zentrum landen wir schließlich im Ju-
denviertel mit Altneusynagoge (der ältesten erhaltenen Synagoge
Mitteleuropas), ehemaligem jüdischem Rathaus und vor allem dem
alten jüdischen Friedhof mit Grabsteinen von 1439 bis 1787. Fast
12.000 Grabsteine legen Zeugnis von der kulturhistorischen Blüte
des Judentums im Prager Ghetto ab.
Unsere Entdeckungsfahrt ging weiter zum Altstädter Rathaus
mit der astronomischen Uhr, dann zum Altstädter Ring und zur
Karlsbrücke mit ihren weltberühmten Skulpturengruppen. Stani
rückte alles in die richtige historische Perspektive und brachte uns -
zum Mittagessen mit Metro und Tram ins Hotel zurück. Vor dem
Essen gab es jeweils einen kleinen Aperitiv, einen Kräuterbitter mit
Namen Becherovka, so genannt nach dem Karlsbader Arzt Becher.
Den Nachmittag ließ unser Führer uns zur freien Verfügung, nach-
dem er uns auf die guten Einkaufsmöglichkeiten in den Tuzexläden
aufmerksam gemacht hatte. Hier gibt es gegen Devisen all das, was
der tschechische Normalbürger nicht erstehen kann.
Am Abend stand ein Bier- und Folklore-Abend auf dem Pro-
gramm. Im Hotel International, wie eine Miniatur der Moskauer
Universität aussehend, waren Plätze für die belgische Gruppe reser-
viert. An weiteren Tischen saßen Italiener, Spanier, Japaner, Rus-
sen, DDR-Touristen... Mit Schunkeln und Tanzen wurden interna-
tionale Kontakte geknüpft, die leider ohne festen Bestand bleiben
werden. Der Abend wurden zu einem Volltreffer und wird bei allen
Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben.
Dienstag, den 16.8.
Auf der Fahrt zum Hradschin, der Prager Burg, wiederholte
Stani seine schon mindestens zweimal gegebenen Erklärungen:
”Meine Damen und Herren! Sehen Sie zur linken Seite Ministeri-
um von... und weiter Ministerium von... ” (Das Gebäude der Kom-
munistischen Partei der CSSR entlockt ihm den Kommentar: ”Un-
sere heimliche Regierung”). Und dann ging es weiter: ”Haben wir
auf rechten Seite lang-ges Schiff, was ist jetzt Hotel. Meine Herr-
schaften, sehen Sie zur Rechten Krankenhaus, wo ist gemacht wor-
den erste Operation mit Narkose...”
Die Anfahrt zum Hradschin führt uns durch Villenviertel und
Parkanlagen: ein Stadtviertel der Botschaften und Konsulate. Im
Vorhof des Hradschin verlassen wir den Bus und stehen einem Ge-
bäudekomplex von gewaltigen Ausmaßen gegenüber. Trotz der
105
noch frühen Morgenstunde bevölkeren schon zahlreiche Reisegrup-
pen die Plätze und Höfe.
Den Hradschin mit dem St. Veits-Dom, den drei Burghöfen,
dem: alten Königspalais mit seinen beachtenswerten Sälen und
Kunstwerken etc. kann man nach einem einzigen Durchgang nicht
beschreiben. Es sind der Eindrücke zu viele. Zu Recht nennt der
Reiseführer die Burg ”den materialisierten Ausdruck einer mehr als
tausendjährigen Entwicklung des böhmischen Staates”. Hier fand
der ”Fenstersturz von Prag” i.J. 1618 statt und löste den
.Dreißiggjährigen Krieg aus. Heute ist die Burg Sitz des Präsidenten
der Republik.
Zum Mittagessen führte uns Stani in einen ehemaligen Klo-
sterkeller; anschließend hatten wir den Nachmittag zur freien Ver-
fügung. Der Abend im Variete mit Schlangenmädchen, Feuer-
schluckern, und anderen Variete-Nummern war ein glücklicher
Abschluß unseres Prag-Aufenthaltes.
Ziehen wir kurz Bilanz unseres Besuches in der ”goldenen
Stadt”. Negativ aufgefallen sind uns die zahllosen Gebäude, deren
Fassaden durch Gerüste verstellt waren. Der verrostete Zustand
dieser Baugerüste ließ darauf schließen, daß die Restaurierungsar-
beiten sich über Jahre hinziehen. Durch diese vielen Bauplätze ist
die Staubentwicklung groß: dieser Staub setzt sich im Laufe der Jah-
re überall ab.
Aufgefallen sind uns auch die ärmlichen Geschäftsauslagen,
die noch durch den desolaten Zustand der Häuserfronten unterstri-
chen wurden. Positive Eindrücke hinterlassen die vielen Prachtkir-
chen, Denkmäler und Museen. Leider sind nicht alle Kirchen Prags
geöffnet. Auch die vielen, vor allem im Stadtkern schon kunstvoll
restaurierten Häuserfassaden aus der österreichischen Zeit sind 1o-
bend zu erwähnen. Alles in allem überwiegen die positiven Erinne-
rungen bei weitem. Prag ist, wie zu Mozarts Zeiten, eine Reise wert!
Mittwoch, 17.8.
Ein letztes Frühstück im Hotel Olympik, Kofferpacken, Ab-
fahrt Richtung Karlsbad. Stani begleitet uns, geht auf unsere Fra-
gen nach dem sozialistischen Alltag in der Tschechoslowakei ein,
wie man es anstellt, zu einem Eigenheim zu kommen, wie Kirche
und Staat neben (gegen-) einander bestehen, wie die Altersversiche-
rung aussieht usw. Er ist erstaunlich offen, versucht nicht, das
System zu beschönigen. Sein Alter erlaubt es ihm, Vergleiche zu zie-
hen. Wir waren seine letzte Reisegrupppe und als er uns in Eger
(Cheb) verließ, saß dem alten Mann der Knoten im Hals. Abrupt
106
ging er auf den Bahnhof zu, um per Zug nach Prag zurückzufahren.
Lebe wohl, sympathischer alter Kommunist!
Doch voher waren wir in Karlsbad zum Mittagessen. Wir ha-
ben die alte Stadt von ihrer fotogensten Seite angefahren. Ganz ein-
gekesselt von mehr oder weniger steilen bewaldeten Hängen, von
der Tepla (”die Warme”) durchquert, bietet Karlsbad (Karlovy Vary)
mit seinen Bädern, Hotels und Prachtbauten ein Bild aus vergange-
nen Zeiten. Die zahlreichen Luxuskarrossen mit ausländischem
Nummernschild zeigen, daß das berühmte Bad bis auf den heutigen
Tag nichts von seinem einstigen Ruhm eingebüßt hat.
An der Grenze geht die Abfertigung dank einer kleinen Auf-
merksamkeit den Beamten gegenüber recht zügig. Um halb acht ,
Uhr ist unsere Tagesziel, Bamberg, erreicht. Von hier aus geht am
nächsten Tag die Heimreise über das hessische Alsfeld, das mit sei-
nen vielen herrlichen Fachwerkbauten einen unvergeßlichen Ein-
druck hinterläßt.
Es war eine schöne, aber anstrengende Reise. Wir haben viel
gesehen und vor allen. Dingen einen vagen Einblick bekommen. in
das, was man hier ”Ostblockstaat” nennt. Und wir sind für einige
Tage konfrontiert worden mit einer Staats- und Gesellschaftsord-
nung, die, so glaube ich, von nur wenigen unserer Reisegruppe ak-
zeptiert wurde.
107
Auf dem Büchermarkt
von Alfred Bertha
Unter den Neuzugängen unserer Vereinsbibliothek befinden
sich auch zwei Reiseführer durch Ostbelgien.
”Reisebuch Ostbelgien”” nennt die Volkshochschule der Ost-
kantone ihre 136 Seiten starke, in handlichem Taschenbuchformat
erschienene Veröffentlichung, an der neben ständigen Mitarbeitern
der VHS die Schüler des Ausbildungsganges ”Touristiker” mitge-
schrieben haben.
Die Schüler der Volkshochschule haben leider ihre Hausaufga-
ben nicht mit der gebotenen Sorgfalt verrichtet, so daß ungezählte
Falschinformationen verbreitet werden. Als ”Reisebuch” wird diese
Gruppenarbeit somit unbrauchbar.
Das zweite der uns vorliegenden Reisebücher nennt sich
schlicht
”Reiseführer Ostkantone-Belgien’””. Es stammt aus der Feder
von Jean-Marc Gay und Jean-Marie Huygens und wurde geschrie-
ben auf Anregung und unter der Leitung von Manfred Dahmen
(Verkehrsamt der Ostkantone) und Danielle Neijs (Verlag Didier
Hatier) für die Verlage Hatier und Grenz-Echo, von denen Ersterer
die französischsprachige und Letzterer die deutschsprachige Ausga-
be besorgten. Die deutsche Übersetzung ist von Grenz-Echo Mitar-
beiter Guido Thome. Illustriert wurde das Werk von dem Architek-
ten Patrik David, dessen Federzeichnungen Architektur und Land-
schaft mit fast fotografischer Genauigkeit wiedergeben.
Das 190 Seiten umfassende Buch - Preis 395 F -erinnert durch For-
mat und Aufmachung an die bekannten grünen Michelin Reiseführer
und ist farblich und inhaltlich dreigeteilt: blau steht für Geschichte und
Folklore, rot für 15 vorgeschlagene Entdeckungsfahrten durch Ost-
belgien und gelb für ein ausführliches Verzeichnis der Ortschaften,
Flurnamen und Sehenswürdigkeiten. Druck und Präsentation sind
vorbildlich, doch wie steht es mit dem Inhalt? Wir machten ein
paar Stichproben und stießen dabei u.a. auf eine Reihe von Irrtü-
mern, Ungereimtheiten und Übersetzungsfehlern, die bei einer Neu-
auflage, die man dem Buch nur wünschen kann, so nicht stehen
bleiben dürften.
Zur Geschichte: Die Autoren schreiben (S.21), die gefundenen
Werkzeuge aus der Jungsteinzeit seien ”keine sicheren Beweise für
menschliches Leben in dieser Region”. Diese Behauptung ist ange-
sichts der Funde von Hergenrath absolut falsch!
108
Die Kelten werden von Gay und Huygens als ”ein Mosaik pri-
mitiver Völker” bezeichnet. Wer die kunstvollen Töpferwaren,
Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstände der Kelten betrachtet,
darf dieses in viele Stämme zerfallene Volk keineswegs als ”primi-
tiv” bezeichnen!
Auch wenn die von Aachen nach Lüttich führende Landstraße
für die Touristen ”Route Karls des Großen” getauft wurde, so ist
doch anzumerken, daß der Kaiser, wenn er sich von Aachen nach
Herstal begab, den Weg über Gulpen (NL) und Vise nahm, und
nicht, wie S. 42 zu lesen, "unter den Straßenbäumen am Rande der
Chaussee de Liege” dahinzog.
Diese Chaussee, die unter Maria-Theresia ausgebaut wurde,
berührt Kelmis. Was erfährt der Tourist aus dem ”Reiseführer”
über diesen Ort? Auf S. 50 heißt es: ”Kelmis wurde neutral (1816),
zuerst von beiden Mächten (Anm.: gemeint sind die Niederlande
und Preußen) gemeinsam verwaltet, anschließend von Belgien und
dann von Preußen, bis das genannte Gebiet mit dem Versailler Ver-
trag wieder Belgien angegliedert wurde. ("Abgesehen davon, daß es
eine ”Wiederangliederung” nicht geben konnte, weil Belgien als
Staat 1815 noch nicht bestand, müßte es heißen:” ...zuerst von den
Niederlanden und Preußen, dann -ab 1830- von Belgien und
Preußen gemeinsam verwaltet...”)
Doch kommen wir zu unserer Zeit.
”Nach der Rückkehr zu Belgien 1945 erhielt dieses Gebiet ein
besonderes Sprachenstatut”, schreiben die Autoren (S. 23), während
das besondere Sprachenstatut doch erst durch die Sprachgesetzge-
bung von 1962-1963 ausgearbeitet wurde.
Einen ”Rat der deutschsprachigen Kulturgemeinschaft”, der
1979 eingesetzt worden sein soll, hat es nie gegeben, wohl aber ei-
nen "Rat der deutschen Kulturgemeinschaft”, der 1973 seine Arbeit
aufnahm. (S.23)
Zu den Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten:
S. 50: Das Göhltalmuseum befindet sich ”in einem Haus aus dem
18. Jh.” (Erbaut wurde die Villa 1909!)
”_..gelangen wir bei einem Streifzug durch den Preußenwald...”
(satt Preuswald = Grenzwald).
S. 96: Weismes: ”Die St. Saturnus-Kirche wurde 1926 umge-
baut...” (Der altitalische Gott Saturnus, Gott der Saaten und der
Fruchtbarkeit, wurde mit Saturninus verwechselt!)
S. 103: Amel: ”Auf dem Friedhof linker Hand der Kirche ein
Kreuz aus dem Jahre 1722 und das mehr als 3 m hohe
Marktkreuz!!” (Aus dem Jahre 1722 ist kein weiteres Kreuz als das
sog. Marktkreuz vorhanden).
109
S. 46: Kettenis: Groß-Weims liegt für den aus Kettenis in Rich-
tung Walhorn Reisenden nicht rechter, sondern linker Hand.
S. 142: Talsperre Bütgenbach: ”Elf Gewölbe halten die Mauer
des Wasserreservoirs, die am Fuße 80 cm und an der Spitze 40 cm
dick ist. ”(Wie diese Mauer bei den Dimensionen 11’ Millionen:cbm
Wasser halten kann, wird sich der Tourist fragen. Wenn schon auf
die Besonderheit der Bütgenbacher Staumauer-Konstruktion hinge-
wiesen wird, dann müßte dies eingehender verdeutlicht werden).
Wieviele Fehler auf das Konto des Übersetzers gehen, könnten
wir nur anhand eines Vergleichs feststellen. Einige davon fallen ins
Auge, so z.B. der Plural ”Villas” für römische Gutshöfe.
Was soll sich der Leser unter der ”Aufhebung der Karte von
Ferraris” vorstellen, wenn er nicht den französischen Begriff ”leve”
= Kartenaufnahme kennt? Warum wird ”theresien” mit ”there-
sisch” statt ”theresianisch” (S. 22) übersetzt und wie konnten die
Austrasier der Schlacht bei Amel (S. 103) zu ”Austrasiensern” wer-
den? Die Wirtschafts- und Nebengebäude von Schloß Thor in Aste-
net (im Französischen ”les communs” genannt) werden mit ”Ge-
meinschaftsräumen” bezeichnet, (S. 47) und immer wieder liest man
”gothisch” für ”gotisch”.
Die an sich ganz akzeptable Übersetzung verliert natürlich
durch solche Schönheitsfehler an Wert.
Trotz allem muß man sagen, daß der ”Reiseführer Ostkantone”
mehr Plus- als Minuspunkte verdient. Das Konzept stimmt; eine
Überarbeitung könnte daraus auch durch Ergänzungen und Hin-
weise auf absolut Sehenswertes, wie z. B. den Schnitzaltar von
Lontzen-Busch oder die 1982 entdeckten Fresken der Kapelle Wie-
senbach, ein Standardwerk entstehen lassen.
110
Berichtigung
Zum Beitrag über die Kelmiser Gendarmeriebrigade (”Im
Göhltal”, N" 43, 5. 91 ff) macht uns unser Mitglied P. Claes, Brüssel,
auf einen Irrtum aufmerksam. Er schreibt: ”Das auf Seite 92 abge-
bildete Gebäude, in welchem die im Oktober 1923 gebildete Brigade
Kelmis ihre erste Unterkunft fand, war nicht das Haus Kofferschlä-
ger, sondern gehörte Herrn Jünger, der am 31.7.1924 starb. Im Juli
1925 erwarben die Eheleute L. Claes-Königs das Anwesen, das bis
heute noch im Besitz dieser Familie ist. Ungefähr 40 Jahre lang
führte sie dort eine Kolonialwarenhandlung.
Auf der ersten Photographie (S. 92) sind folgende Personen zu .
erkennen: Pierre und‘ Charles (7) Schrobiltgen, Söhne des ersten
Kommandanten, Alfons Zinzen und zwei seiner jüngeren Brüder,
(der Vater, Uhrmacher von Beruf, hat die betreffende Aufnahme
gemacht), Josef Emonts (j), Maria Kreitz und Gerta Ramjoie. (Die
restlichen Kinder konnten nicht identifiziert werden.)
* * *
In unserem Hinweis auf die Neuauflage von V. Gielen, ”Die
Mutterpfarre und Hochbank Walhorn” (”Im Göhltal” Nr. 43,
S. 108) haben sich einige Setzfehler eingeschlichen, so daß u.a. der
Preis des Buches mit XX F angegeben wurde. Es mußte heißen: ”Er-
hältlich ... zum Preise von 700 F.”
11
0... ° °
Tätigkeitsbericht 1988
von Freddy Nijns
Wir begannen unsere Aktivitäten am 17. Januar mit der Jahreshauptversamm-
lung. Nach dem üblichen Tagesordnungsablauf hielt Frau Margarete Wahl einen in-
teressanten Dia-Vortrag über "Jordanien, Wüstenstaat am Rande der biblischen Ge-
schichte”, der dem Verständnis für die am 7. Februar stattfindende Studienfahrt
nach Köln diente. Am 29. Januar wurde die Ausstellung ”Neuartige Techniken und
Materialien im Bereich des Kunsthandwerks ”oder” Transparente Scheiben unter-
schiedlicher Größen und Stilrichtungen” eröffnet. Es referierte Bernhard Hündorf,
Aachen. Die Ausstellung war an 3 Wochenenden zu besichtigen. Am 7. Februar
fuhr dann Frau Wahl mit einer Gruppe nach Köln zur Ausstellung ”Pracht und
Geheimnis-Kleidung und Schmuck - 9000 Jahre Kunst und Kultur aus Palästina und
Jordanien”, verbunden mit einer Stadtrundfahrt.
Die Februarausgabe unserer Zeitschrift ”Im Göhtal” mit sehr vielen Beiträgen
- die meisten von unsern Vorstandsmitgliedern - erschien Anfang März. Es wäre an-
gebracht, wenn auch andere Mitglieder zur Feder griffen und unserer Redaktion Bei-
träge zukommen ließen. Am 12. März wurde unter Führung von Direktor Hans
Frings, Hauset, die Öffentliche Bibliothek der Stadt Aachen besichtigt. Die Autoren-
lesung am 17. März hatte nicht den erhofften Zuspruch, obwohl Autor Freddy Der-
wahl und Lektor F. Nijns das Nötige getan hatten, um durch Ernstes und Lustiges
eine neue Art von Veranstaltung in das Programm der Göhltalvereinigung einzufüh-
ren. Soll es bei dem einen Experiment bleiben?...
Die Studienfahrt nach Linnich und Barmen am 16. April führte die Mitglieder
in die beiden Kirchen zur Besichtigung der Altäre der Antwerpener Schule.
Herr Kramp führte die Gruppe auch zur Glasmalerei Oidtmann; danach über-
nahm Herr Neumann die Führung zur Zitadelle von Jülich aus dem 16. Jh. und
zum napoleonischen Brückenkopf an der Rur. Die Fortsetzung der Reihe ”Auf den Ü
Spuren der Römer” mit H.J. Gatz, Hauset, erfolgte am 15. Mai mit einer Fahrt in
den Raum Arel/Arlon (Heimatmuseum und Stadtbesichtigung). Vom 16. April bis
zum 29. Mai wurden 49 Zeichnungen und Aquarelle der deutschen Romantik im
Göhltalmuseum ausgestellt. Die didaktische Präsentation mit Reproduktionen, gelie-
hen vom Goethe-Institut Brüssel, führte in Bild u. Text durch die Geschichte dieser
Kunstrichtung.
Rund um den Reinartzhof ging es bei einer Venn-Wanderung am 12. Juni mit
Frau Schmitz, Kelmis, und Ernst Gilles, Raeren, über den alten Pilgerweg nach
Schwertzfeld, Roetgen, Korneligrenzstein, Raeren. Dann zeigte Alfred Jansen, Mo-
resnet, den Mitfahrenden am 26. Juni, daß die historische Stadt Maaseik im Nord-
osten der Provinz Limburg auch ihre Sehenswürdigkeiten hat, besonders das archeo-
logische Museum, die älteste Apotheke Belgiens, das Bäckereimuseum, die 56 Kirch-
turmhähne und ein Modell ”Alt Maaseik” 1672, eine Ton- und Bildschau in Multivi-
sion über die Entstehungsgeschichte der Stadt. Eine kleine Schiffahrt in der Maasnie-
derung schloß die Studienfahrt ab.
Die Hauptattraktion des Jahres nahte schnell heran: die mehrtätige, vollausge-
buchte Studienreise zur "Goldenen Stadt” Prag vom 13. bis 18. August unter Lei-
tung unseres Präsidenten, Herrn H. Lennertz. Es würde zu weit führen, wenn wir
auf alle Details eingingen.
Die Fahrt und der Aufentahlt in Prag wurden zu einem nachhaltigen Erlebnis.
Mit den Herren Steinbeck u. Goebbels, Kelmis, wurde am 31. August eine Aus-
fahrt zum Gerolsteiner- und Dauner-Land, quer durch die Vulkaneifel, mit Besichti-
gung des Sprudelwerks, einer Glockengießerei, der Wasserorgel der Eifel und der
Burgen von Manderscheid unternommen.
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In der nähreren Heimat war die alteingesessene ”Filztuchfabrik Bruch und Co”
Ziel der Werksbesichtigung am 14. September mit Willy Palm, Tülje. Schon tags da-
nach, am 15. September, hielt Oberrechtsrat Kottmann, Aachen, einen Diavortrag
mit dem Thema ”Die Grenzsteine im Aachener Wald, ihre Geschichte im Wandel
der Zeiten”. Dies diente als Vorbereitung auf die Grenzsteinwanderung durch den
Aachener Wald, die am 11. Dezember stattfand. Der bekannte Eupener Maler Adolf
Christmann stellte vom 23. September bis 2. Oktober im Rahmen des Veranstal-
tungsprogramm anläßlich des 25-jährigen Bestehens des Verkehrsvereins Kelmis
zahlreiche Werke, bes. Gemälde und Radierungen, aus; kennzeichnend und bewun-
dernswert sind bes. Werke in Spachteltechnik, die man allerdings aus größerem Ab-
stand betrachten sollte. Frau Margarete Wahl hielt am 6. und 13. Oktober Lichtbil-
dervorträge über ”das geheimnisvolle Indien, Land zwischen Wandel und Tradi-
tion”; sie gab ihre Eindrücke von einer 5000 km Reise durch einen Teil des Subkonti-
nents wieder. Unter dem Thema "Bekannte Unternehmen aus unserer Region” setz-
te die Vereinigung am 12. Oktober ihre Serie der Werksbesichtigungen fort. Diesmal
war das Ziel die Eupener Brauerei mit Herrn Heydasch, Raeren.
Die Herbstfahrt vom 21. Oktober führte mit Frau Wahl die Teilnehmer ins flan- +
drische Brabant: es war eine Rundfahrt nach Tienen (Zuckerfabrik), nach Zout-
leeuw, einer kleinen Stadt, die eine der letzten erhaltenen Kirchen des frühen Mittel-
alters mit wertvollen Kunstschätzen und ein schönes Museum besitzt; als Abschluß
fuhr man noch nach Diest zum Beginenhof. "Visionen und Landschaften” nannten
Thea Doepgen, Hergenrath, und Willy Emontz, Eupen, ihre faszinierende Aquarell-
malerei, ausgestellt im Museum vom 28. Oktober bis 13. November. Am 30. Oktober
wanderte Ernst Gilles, Raeren, mit 50 Wanderfreunden 15 km rund um das ”Brack-
venn” ab Mützenich, über Alt-Hattlich, Entenpfuhl und zurück zum Grenzweg.
Diplom-Geologe Paul Kirch, Stolberg, referierte am 17. November über die Be-
schaffenheit der Gesteinsschichten in unserer Gegend, speziell im Altenberger Raum
mit Blei- und Zinkvererzung in den Kalkzügen. Sein Vortrag fing an mit der erdge-
schichtlichen Entwicklung der Nordeifel über einen Zeitraum von 600 Millionen
Jahren. Vom 26. November bis 18. Dezember stellten als letzte des Jahres Hans Jan-
sen, Aachen, und Alfred Jansen, Moresnet, Aquarelle mit Motiven aus der engeren
Heimat von Raeren bis Montzen, vom Hohen Venn u. von Mühlen und 100 Fotos
aus dem Göhltal im Museum aus, meistens Archiv- und Dokumentationsfotogra-
fien. Am 8. Dezember war der letzte Dia-Vortrag, der Israel gewidmet war. Alfred
Bertha, Hergenrath, gab seine bei einer Reise ins Heilige Land gewonnene Ein-
drücke wieder. Es bleibt noch zu erwähnen, daß im Sommer auch wieder ein inter-
nationales Treffen der Geschichtsvereine stattfand, diesmal in St. Vith-Büllingen.
Unsere Vereinigung war durch wenige Teilnehmer vertreten, da die Bekanntgabe et-
was spät kam und nicht alle davon wußten. Das zweite Heft des Jahres erschien im
Monat November und fand wieder großen Anklang bei allen Lesern, sorgte auch für
etwas Aufregung in Walhorn! Alle Veröffentlichungen und Veranstaltungen fanden
statt mit der Unterstützung des Kulturamtes der Provinz Lüttich und der Verwal-
tung der Deutschprachigen Gemeinschaft.
Es fanden ein halb Dutzend Verwaltungsrats- oder Vorstandssitzungen statt;
die Mitgliederzahl liegt Konstant bei etwa 800.
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Mitglieder erhalten kostenlos unsere Zeitschrift »Im Göhtal«
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VEREINIGUNG
= Sekretariat:
Kultur, Heimatkunde & Geschichte B-4721 KELMIS/NEU-MORESNET
Im Göhltal (gu Maxstraße 9 &
A Telefon: (087) Stine) ES.7:5. 04
Bankkonto S.G.B.: 248-0251251-51
Postscheckkonto Bruxelles: 000-0191053-60 din Marz. 41989. Ed
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