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Landschaft im Grenzraum Nordostbelgiens
N 36
Im Göhltal
ZEITSCHRIFT der
VEREINIGUNG
für
Kultur, Heimatkunde und Geschichte
im Göhltal
Nr 36
Februar 1985
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender : Herbert Lennertz, Stadionstr. 3, 4721 Neu-Moresnet.
Sekretariat : Maxstr. 9, 4721 Neu-Moresnet.
Lektor : Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer : Fritz Steinbeck, Hasardstraße 13, 4721 Neu-Moresnet.
Postscheckkonto N" 000-0191053-60
Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten.
Entwurf des Titelblattes : Frau Pauquet-Dorr, Kelmis.
Diese Skizze zeigt den Moresneter Göhlviadukt sowie die Hergenrather
Hammerbrücke in ihrer ursprünglichen Form.
Druck. Jacques Aldenhoff, Gemmenich.
3
Inhaltsverzeichnis
Viktor Gielen, Eupen Lichtenbusch im Hin und Her der 5
Geschichte
Hans Wichert (), Bad- Der Bergbauunternehmer und Ziegelei- 19
Driburg und besitzer Josef Schmetz in Hergenrath
Helmut Christoph,
Oberkirch Ö
Peter Zimmer, Astenet Bergmannslos (6. Fortsetzung) 45
M. Th. Weinert, Eines Menschen Gedenken 61
Aachen-Forst
Alfred Bertha, Hergenrath Kirchendiebstahl in Gemmenich - vor 62
80 Jahren!
Alfred Jansen, Moresnet Eine Wanderung entlang der Göhl 75
Jos. Leclercq, Pepinster Decouverte d’une hache polie a 88
Lontzen
Alfred Bertha, Hergenrath Von der Fabrikantenvilla zum 91
Heimatmuseum
P. Claes, Brüssel Marschieren und Spazieren anno 98
dazumal
H. Willems, Brüssel Lorsque Montzen fut mentionne 4 Rome 102
— 1919 —
Freddy Nijns, Walhorn Jahresbericht 1984 108
5
Lichtenbusch im Hin und Her der
Geschichte
von Viktor Gielen
Wer die früher so stille und verträumte Ortschaft Lichtenbusch
lange nicht mehr besucht hat, wird sich heute nur schwer zurecht-
finden. Wo vor einigen Jahrzehnten die Kühe auf saftigen Wiesen
friedlich grasten, verläuft jetzt die Autobahn Antwerpen-Köln und
erfüllt Tag und Nacht die Gegend mit ihrem Lärm. Ein hochmoder-
nes Autobahnzollamt kontrolliert den internationalen Verkehr. Wie
Pilze schießen die Neubauten aus dem Boden. Vom dörflichen Cha-
rakter der Ortschaft ist kaum etwas übriggeblieben, eher kann man
von einer Vorstadtatmosphäre sprechen.
Steinzeit und Römerzeit
Schon zur Jungsteinzeit, also rund 2000 Jahre v. Chr., haben
hier Menschen gewohnt oder sind doch hier vorbeigekommen, wie
Werkzeuge aus geschliffenem Feuerstein beweisen, die man im Jah-
re 1907 auf dem heutigen Johannisberg gefunden hat. Es war die
Zeit, da die Menschen schon aufhörten, ein Nomadenleben zu füh-
ren und sich dem Ackerbau zuwandten.
Im 1. Jahrhundert v. Chr. eroberten die Römer die linksrheini-
schen Gebiete. Zu der Zeit bestimmte der Wald das Landschafts-
bild. Lichtenbusch war ein kleiner Teil des gewaltigen Urwaldes, der
sich im Süden von Aachen wie eine gewaltige Mauer erhob. Er hat-
te für die Römer etwas Unheimliches an sich. Nach Möglichkeit
vermieden sie es, in diesen Wald, von ihnen silva Arduenna - d.h.
Ardennenwald - genannt, vorzudringen. Ein Beweis dafür ist die
Tatsache, daß man im heutigen Aachener Stadtwald keinen einzi-
gen Fund aus der Römerzeit gemacht hat. Nur da errichteten die
Römer im Walde kleine Siedlungen, wo sich im Boden Eisenerz be-
fand. So berichtete die Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins
im Jahre 1891 von römischen Altertümern, die man zwischen Lich-
tenbusch und der Kinkebahn gefunden hatte. Im Juli 1964 - also
vor nunmehr 20 Jahren - stieß man im Walddistrikt Freyent, also in
der Nähe von Lichtenbusch, auf Mauerreste eines römischen Ge-
bäudes, das Jahrhunderte lang als Steinbruch gedient haben muß.
Unter Leitung des bekannten Archäologen Dr. Mayer, des langjäh-
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rigen Kustos des Raerener Töpfereimuseums, wurden dort Grabun-
gen gemacht. Wie uns Dr. Mayer damals sagte, erlaubten die gefun-
denen Gefäßreste eine Datierung in die erste Hälfte des 3. Jahrhun-
derts. Auch eine Münze aus der Zeit des römischen Kaisers Septi-
mus Severus - er regierte von 193 bis 211 - wurde gefunden, ferner
eine kostbare Göttergemme (Gemme = ein geschnittener Stein für
Schmuckstück). Eine vergrößerte Abbildung der Münze brachten
wir in unserem 1964 erschienenen Buch ”Geschichtliche Plauderei-
en über das Eupener Land”, S. 11. Neben dem Gebäude wurde ein
gemauerter Brunnen aufgedeckt und ausgehoben. Auffallend ist das
häufige Vorkommen von Eisenschlacken. Ein ähnliches Gebäude
muß im heutigen Marienthal gestanden haben. Der Volksmund ge-
braucht statt dieses erst im vorigen Jahrhundert aufgekommenen
Flurnamens die alte Bezeichnung ”A jen Hött”, d.h. an der Hütte.
Auch dort liegen noch Eisenschlacken. Durch Oberflächenfunde in
einer Wiese bei der sogenannten Schnellenburg bei Marienthal wur-
de dort eine römische Villa aus dem 2. - 3. Jahrhundert n. Chr. fest-
gestellt. Wir berichteten darüber in unserem Buch ”Raeren und die
Raerener im Wandel der Zeiten” (1967), S. 8.
Die Rodungsperiode
Als um das Jahr 400 die Germanen nach Westen vordrangen,
haben die Römer diese verstreut im Urwald liegenden Siedlungen
fluchtartig verlassen. Die Gebäude verfielen und wurden später als
Steinbruch benutzt. Inzwischen eroberte der Urwald sein Gebiet zu-
rück, und so wird es geblieben sein, mindestens bis zur Zeit Karls
des Großen um 800. In seinem Lobgedicht auf Kaiser Ludwig (um
815) berichtet Ermoldus Nigellus über die Gründung der Abtei Inda
- dem späteren Kornelimünster. Diese Stätte früherer keltischer und
römischer Kultur war nach ihm nach dem Wegzug der Römer in
Schutt und Asche zerfallen und wieder mit Wald bedeckt.
Um das Jahr 800 wird auch hier, auf dem heutigen Grundge-
biet von Lichtenbusch, nur Wald gewesen sein. Dann aber setzt die
dritte große Rodungsperiode ein, die zwischen 800 und 1200 datiert
werden muß. Das starke Anwachsen der Bevölkerung hat unsere
Vorfahren gezwungen, einen gigantischen Kampf gegen den Ur-
wald zu unternehmen. Unter Führung der Grundherren und Kl1ö-
ster setzt eine Rodungsarbeit ein, vor deren Ausmaß wir nur stau-
nen können. Man fragt sich, wie man mit den primitiven Mitteln
der damaligen Zeit diese gewaltige Arbeit leisten konnte.
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Damals hat unsere Landschaft ungefähr das Bild bekommen,
wie es sich uns heute bietet - wenn inzwischen der Wald auch noch
weiter zurückgedrängt worden ist. Neue Dörfer sind seitdem nicht
mehr entstanden. Aus dieser Periode großer Waldverdrängung
stammen die Ortsnamen auf rat, rod oder rot. Sie bedeuten Rodung
eines Waldstücks. So z.B. Rott, Raeren, Roetgen, Friesenrath, Her-
genrath, Herzogenrath, Rabotrath, Welkenraedt, Kerkrade. Auch
die Siedlung Lichtenbusch dürfte aus dieser Zeit stammen. Aller-
dings trugen die wenigen Gehöfte damals noch nicht diesen Namen.
Diesen Ortsnamen erhielt die Siedlung von dem westlich'von Heb-
scheid liegenden Waldstück mit Namen Lichtenbusch. Dieser klei-
ne, nur 176 Morgen große Wald, wird auf der Ferrariskarte (um R
1770) Herrenbusch genannt nach dem damaligen Besitzer, dem das
sogenannte Amstenrather oder Herrenhaus in Eynatten gehörte.
Der Wald wurde im vorigen Jahrhundert gerodet.
Lichtenbusch : ein Teil der Bank Walhorn
Alles, was außerhalb der Siedlungen lag, gehörte dem König
oder dem Landesherrn, der freigebig darüber verfügte und es ver-
schenkte. Durch eine solche Schenkung entstand das sogenannte
Münsterländchen, das sich bis an die Grenze von Lichtenbusch er-
streckte. Dieses Recht des Königs auf Wald- und Ödlandgebiete
nannte man forestis oder Wildbann. Interessant in diesem Zusam-
menhang ist, daß die alten Raerener - wie wir öfter festgestellt haben
- wenn sie von der heutigen Ortschaft Sief sprachen, das Wort Wild-
bann oder Wilbank gebrauchten.
Auch Lichtenbusch gehörte zu einem Gebiet, das unmittelbar
dem König unterstand, weil es zum größten Teil noch aus Wald und
Ödflächen bestand. Es war der karolingische Königshof Walhorn,
auch Harna genannt, den Kaiser Heinrich IV. im Jahre 1072 dem
Aachener Marienstift schenkte. Das Grundgebiet dieses Königsho-
fes, auf den die Herzöge von Limburg nach und nach immer mehr
Einfluß gewannen, wurde später Bank oder Hochbank Walhorn ge-
nannt. Unter Bank verstand man einen Verwaltungs-oder Gerichts-
bezirk. Zur Bank Walhorn gehörten die Gemeinden Walhorn, Her-
genrath, Hauset, Kettenis, Raeren und Eynatten und damit auch
der Weiler Lichtenbusch.
Noch ein Wort über die Grenze n der Bank Walhorn. Von
Zeit zu Zeit - mindestens alle 5 Jahre - mußten die Behörden der
Bank die Grenzen abreiten und sich davon überzeugen, daß die
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Grenzsteine oder die anderen Grenzmale noch richtig standen. Im
Walhorner Pfarrarchiv befindet sich die Abschrift eines solchen
Grenzrittprotokolls aus dem Jahre 1710. Vom Hirtzplei - zwischen
Köpfchen und Linzenshäuschen - geht es den Landgraben entlang
bis Hebscheid, von dort den Scheidweg entlang an Brandenburg
vorbei bis zu der Stelle, wo der Orsbach in die Iter mündet, d.h. bis
zur heutigen Flur Eisenhütte, von dort weiter den Scheidweg ent-
lang, an der heutigen Kirche von Schmithof vorbei und dann weiter
in Richtung Inde.
Unter dieser Grenze dürfen wir uns keine Grenze im heutigen
Sinne vorstellen. Vor dem 19. Jahrhundert gab es keine National-
staaten, es gab kein Deutschland und kein Belgien im heutigen Sin-
ne. Wohl gab es das Heilige Römische Reich Deutscher. Nation,
aber das war ein übernationales Gebilde. Die über Lichtenbusch
führende Grenze war also keine Grenze zwischen Deutschland und
Belgien, sondern zwischen dem Herzogtum Limburg und dem Mün-
sterländchen. Auf Hebscheid - genau am Schornstein der Burg - tra-
fen sogar drei Länder zusammen : Jülich, Limburg und das Mün-
sterländchen. Um diese Grenze zu überqueren, bedurfte es damals
keines Personalausweises. Wer jedoch auf Lichtenbusch diesseits
des Scheidweges eine Wiese verkaufte oder verpachtete, mußte
nach Walhorn gehen, wo damals die Notare wohnten, und den
Kauf- oder Pachtvertrag rechtskräftig machen lassen. Als Anfang
September 1727 in der Nähe der Münstergracht, nicht weit vom
Hirtzplei, vier Zigeuner ermordet aufgefunden werden, begibt sich
das Walhorner Gericht dorthin, um eine Ortsbesichtigung vorzu-
nehmen. Nach den Aussagen des Zeugen Nikolaus Scheen hat es
zwischen einer größeren und einer kleineren Zigeunergruppe Strei-
tigkeiten gegeben. Schließlich täuschte die größere Gruppe vor, sie
wolle mit der kleineren, die unter Führung eines gewissen Anthoin
stand, Frieden schließen. Auf Lichtenbusch wurde auf die Versöh-
nung getrunken. Anschließend schlug man den Waldweg zum
Hirtzplei ein. Auf diesem Weg hat die größere Gruppe die kleinere
überfallen und ermordet. Das Gericht ordnet an, Gilles Hanssen
möge noch vier weitere Männer von Lichtenbusch besorgen und
mit ihnen die Ermordeten an Ort und Stelle im Wald begraben. Im
Gerichtsgebäude zu Walhorn wird am gleichen Tag, am 4. Septem-
ber 1727, das Ergebnis der Ortsbesichtigung zu Protokoll gebracht.
Eine Abschrift davon befindet sich im Staatsarchiv Lüttich.
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Der Hebscheider Hof
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Bis zur französischen Zeit, d.h. bis 1794, war also das Gebiet
diesseits des Scheidweges - damit auch Lichtenbusch - vom Walhor-
ner Schöffenstuhl abhängig, der hier in allen Fragen der streitbaren
und der freiwilligen Gerichtsbarkeit das Sagen hatte.
Wie groß war Lichtenbusch vor ungefähr 200 Jahren?
Auf der um 1800 - also zur Franzosenzeit - entstandenen soge-
nannten Tranchotkarte, die ziemlich genau ist, erkennt man auf
dem Grundgebiet von Lichtenbusch 18 Gebäude, dazu noch 2 auf
der Flur Todtleger. Lichtenbusch war also damals ein kleiner Ort,
zumal, wenn man berücksichtigt, daß verschiedene dieser Gebäude
wohl Stallungen gewesen sind. Hebscheid ist rings umgeben von
Wassergräben und großen Weihern, von denen nichts mehr übrigge-
blieben ist.
Zu welcher Pfarre gehörte Lichtenbusch? Wo ging man zur Kirche?
Bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts gab es im Walhorner
Land nur eine Pfarre, nämlich die Mutterpfarre Walhorn. Ihre
Grenzen fielen mit den Grenzen der Bank Walhorn zusammen. Sie
umfaßte die heutigen Pfarreien Walhorn, Raeren, Kettenis, Hergen-
rath, Eynatten und Hauset. Auch Lichtenbusch gehörte dazu.
Die Pfarre Walhorn lag in der Diözese Lüttich, deren Grenze
gegen die Erzdiözese Köln im allgemeinen der Wurmbach östlich
von Aachen war, so daß auch Aachen noch zum Bistum Lüttich ge-
hörte, während Burtscheid der Erzdiözese Köln unterstand. Auf
Lichtenbusch bildete der Scheidweg die Grenze. Was jenseits des
Scheidweges lag, also zur Reichsabtei Kornelimünster gehörte, un-
terstand dem Erzbistum Köln, was diesseits lag, dem Bistum Lüt-
tich.
Der Weg nach Walhorn war weit und beschwerlich. Damals
gab es kaum feste Straßen, man war auf armselige Karrenwege an-
gewiesen. Wie man auf der Tranchotkarte erkennen kann, gab es bis
ins 19. Jahrhundert hinein zwischen Lichtenbusch und Eynatten
keine direkte Verbindung. Der Weg führte am Hof Todtleger vor-
bei, dann den Freyentwald entlang bis Berlotte und von da nach Ey-
natten oder Walhorn. Und doch nahmen unsere Vorfahren diese
Strapazen auf sich. Die Neugeborenen der Lichtenbuscher Familien
wurden in Walhorn getauft, hier schloß man den Bund der Ehe, hier
wurden die verstorbenen Lieben beigesetzt. Erst 1620 erhielt Eynat-
ten einen eigenen Kirchhof, und von dieser Zeit an werden auch die
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Verstorbenen von Lichtenbusch auf ihm ihre letzte Ruhestätte ge-
funden haben.
Vielen Einwohnern jedoch erschien der Weg zur Mutterkirche
in Walhorn zu weit, und man errichtete eigene Kapellen, wo man
sonntags zum Gottesdienst gehen konnte. So gab es eine ‘
Schloßkapelle in Eynatten, die den Herren von Eynatten gehörte.
Bereits im Jahre 1489 wird in den Walhorner Gudungsbüchern die
Schloßkapelle des adligen Lehnsgutes Titfeld in Raeren erwähnt.
Die Toten dieser Kapellengemeinden wurden jedoch weiterhin in
Walhorn beigesetzt. Manche alte Wege tragen noch heute den Na-
men ”Leichengasse”, weil man auf ihnen die Toten nach Walhorn -
brachte.
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Das frühere Kloster Brandenburg
Im Jahre 1485 wurde die Kirche des Klosters Brandenburg in
der Nähe von Lichtenbusch eingeweiht. Pfarrer Udemann von Wal-
horn hatte am 15. Mai 1482 seine Einwilligung zur Errichtung des
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Klosters gegeben. Er gestattete auch die Beerdigung der Klosterin-
sassen auf dem eigenen Klosterfriedhof und erlaubte den Patres, die
Sakramente zu spenden und zu predigen, mit Ausnahme von gewis-
sen Feiertagen, an denen man sich in Walhorn einfinden mußte. Die
Lichtenbuscher werden nunmehr im Kloster Brandenburg ihre gei-
stige Heimat gefunden haben, wenn sie für die Beerdigungen auch
weiterhin den Weg nach Walhorn einschlagen mußten.
Wahrscheinlich im Jahre 1676 wurde Eynatten selbständige
Pfarrei. Wir können es daraus ersehen, daß die Tauf-, Heirats- und
Sterberegister mit dem 30. April 1676 beginnen. Jetzt konnten auch
die Lichtenbuscher ihre Toten in Eynatten beisetzen, wenn dies ,
nicht schon seit 1620 geschehen war.
Dem Verkehr mehr erschlossen wurde Lichtenbusch, als 1862
eine feste Straße über Steinkaul nach Eynatten gebaut und 1872 die
Straße von Raeren über Lichtenbusch nach Aachen angelegt wur-
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Die Grenzstraße in Lichtenbusch (1984)
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Lichtenbusch macht Schlagzeilen
Wer hätte gedacht, daß diese Ortschaft, die nach dem Ersten
Weltkrieg ca 550 Seelen zählte, einmal Schlagzeilen machen würde?
Als 1920 durch den Versailler Vertrag der Kreis Eupen Belgien zu-
gesprochen wurde, teilte auch Lichtenbusch dieses Schicksal und
zwar das ganze Lichtenbusch bis an den alten Scheidweg. Die alte
Grenze zwischen Limburg und Kornelimünster wurde jetzt Staats-
grenze. So sollte es jedoch nur ein Jahr lang bleiben. Die Stadt Aa-
chen meldete gegen die Abtretung von Sief und Lichtenbusch
schwere Bedenken an. Ein zähes Ringen setzt zwischen der Stadt
und der Kommission zur Regelung der deutsch-belgischen Grenze
ein. Die vielen Akten im Auswärtigen Amt zu Bonn legen Zeugnis
davon ab, mit welcher Zähigkeit und Ausdauer die Verhandlungen
geführt wurden.
Der damalige Aachener Oberbürgermeister Farwick weist da-
rauf hin, daß in diesem Gebiet die Hauptgewinnungsanlagen der
zentralen Wasserleitung liegen, nämlich die Pumpwerke Branden-
burg und Schmithof. ”Die beiden Wasserwerke”, so schreibt er, ”er-
bringen etwa 65% des zur Versorgung der Stadt Aachen notwendi-
gen Wassers.”
”Da die Absenkung des Grundwasserspiegels dabei eine große
Rolle spielt (sie geht bei Brandenburg bis 65 m Tiefe und bei Schmit-
hof bis 85 m) ist die seitliche Erstreckung des Einzugsgebietes bedeu-
tend. Dieses Einzugsgebiet darf im Interesse der öffentlichen Hygie-
ne dem Einfluß der überwachenden deutschen Behörde nicht entzo-
gen werden, andernfalls eine Sicherstellung der städtischen Wasser-
versorgung in hygienischer Beziehung ausgeschlossen ist ...
Dieser Überwachung muß genau wie bei einer Talsperre das
ganze Einzugsgebiet der beiden Pumpwerke, also das ganze Nieder-
schlagsgebiet für die die Kalksteinzüge speisenden Oberflächenge-
wässer unterliegen.” Der Oberbürgermeister schlägt darum vor, ein
Gebiet, das 1 bis 2 km nach Westen hin von den Pumpwerken Ab-
stand hält, an Deutschland zurückzugeben.
Daß in diesem Zusammenhang auch die über Lichtenbusch
führende Raerener Straße von großer Wichtigkeit war, liegt auf der
Hand. Sie war damals die beste und kürzeste Verbindung nach Aa-
chen, und am Westrand dieser Straße liegen die Rohre der Wasser-
leitung.
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Auch wenn der Schlagbaum nur selten gesenkt wird : Zollamt und Zöllner signalisie-
ren die Grenze,
Diese Argumente überzeugten die Grenzkommission. Im
Herbst 1921 - genau am 1. November - ist das Ziel der langwierigen
Verhandlung erreicht ; das Gebiet von Sief (ca 400 Hektar) wird
von Raeren abgetrennt und Deutschland angegliedert, ferner 173
„Hektar von Lichtenbusch mit 171 Einwohnern. Die Grenze zwi-
schen Deutschland und Belgien wurde nun durch die Straße
Hebscheid-Lichtenbusch-Langfeld, die damalige Raerener Straße al-
so, gebildet.
Am 1. November 1921 begab sich Oberbürgermeister Farwick
mit zwei Beigeordneten in das zurückgegliederte Gebiet und setzte
die Einwohner davon in Kenntnis.
Am 12. November 1921 brachte ein Sonderwagen der Straßenbahn
die Familienvorstände nach Aachen, wo sie im Krönungssaal des
Rathauses von Oberbürgermeister Farwick feierlich als Bürger der
Stadt Aachen begrüßt wurden. Er führte dabei aus :
”Nachdem die zuständige deutsche Staatsbehörde die Verwal-
tung dieser Gebiete einstweilen der Stadtverwaltung angegliedert
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hat, ist es auch mir eine Herzenspflicht, Sie aufs wärmste willkom-
men zu heißen. Ich habe mich unverzüglich in Ihr Gebiet begeben
und Sie an Ort und Stelle begrüßt auf Ihrem eigenen Boden. Nun-
mehr begrüße ich Sie im vornehmsten Saale der Stadt als unsere
neuen Mitbürger. Was an der Verwaltung und mir liegt, wird ge-
schehen, um Ihren berechtigten Wünschen gerecht zu werden. Bis
jetzt verband uns mit Ihnen nur das Ausgabe der guten Nachbarschaft;
jetzt gehören Sie zu uns, jetzt sind Sie Kinder des eigenen Hauses.”
Aus dieser vorläufigen Regelung wurde dann, wie Sie wissen,
stillschweigend eine dauernde. Seit diesem Zeitpunkt gibt es zwei
Lichtenbusch : ein deutsches und ein belgisches: ein Aachen- W
Lichtenbusch und ein Eynatten-Lichtenbusch. Mitten durch die
Ortschaft führt die Grenzstraße, die Deutschland von Belgien
trennt.
Auch auf kirchlichem Gebiet war Lichtenbusch nunmehr nach
zwei Bistümern hin orientiert : Eynatten-Lichtenbusch nach Lüt-
tich und Aachen-Lichtenbusch nach Köln und ab 1930 nach Aa-
chen.
Eine eigene Schule und ein eigenes Gotteshaus
Der Weg nach Eynatten war weit, besonders in einer Zeit, da
es noch kaum Autos gab. Auch hatte Lichtenbusch früher schon
sein eigenes Gepräge. So wissen wir, daß man dort schon seit dem
17. Jahrhundert den heiligen Hubertus als Schutzpatron verehrte,
der im 19. Jahrhundert auch als Schutzpatron der Schützen erkoren
wurde.
Verständlich ist es darum, daß die Lichtenbuscher schon im vo-
rigen Jahrhundert danach strebten, eine eigene Schule und ein eige-
nes Gotteshaus zu bekommen. Im Jahre 1886 ging der erste
Wunsch in Erfüllung : eine Schule wurde gebaut. Jedoch nach der
Grenzkorrektur des Jahres 1921 blieb diese Schule auf belgischer
Seite. Die 26 Kinder aus dem wieder deutsch gewordenen Teil Lich-
tenbuschs verließen sie.
Wohin mit diesen Kindern? Das Problem fand erst eine Lösung
durch den Bau der Lichtenbuscher Kirche, an die ein Schulraum an-
gegliedert wurde. Schon 1906 war ein Herz-Jesu-Bauverein zur Er-
richtung einer Kirche gegründet worden. Das gesammelte Geld ging
jedoch durch die Inflation der zwanziger Jahre zum großen Teil ver-
loren. Inzwischen hatte der Eynattener Pfarrer Wessling (1902-
1932) von 1910 ab einen regelmäßigen Gottesdienst in der Schule
eingerichtet.
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Die Lichtenbuscher Schule kam nach der Grenzziehung (1921) auf belgische Seite,
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Das Lichtenbuscher Gotteshaus
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1924 schritt man zum Bau einer Kirche in Deutsch-
Lichtenbusch, als der Landwirt Franz Ortmanns der Stadt Aachen
ein Wiesengrundstück an der Grenzstraße schenkte mit der Aufla-
ge, dort eine Kapelle und Schule zu errichten. Die Baukosten trugen
die Einwohner der beiden Ortsteile, die Stadt Aachen und die Regie-
rung. Am 14. Juni 1925 wurde das neue Gotteshaus vom zuständi-
gen Ortspfarrer Johann Schmitz aus Oberforstbach unter dem Titel
des Göttlichen Herzens Jesu benediziert. Unter Professor Jaegers
(1937-1955) wurde Aachen-Lichtenbusch zu einem selbständigen
Rektorat erhoben und von der Pfarre Oberforstbach losgelöst.
Trotz der Grenze, welche die beiden Lichtenbusch voneinan- |
der trennt, haben die Einwohner nie aufgehört, sich als eine Ge-
meinschaft zu betrachten. So sollte es überall an den Grenzen sein.
Im neuen Europa dürfen Grenzen nicht mehr - wie es bis nach dem
Zweiten Weltkrieg war - Schranken sein, sondern Berührungspunk-
te. Sie mögen als Verwaltungsgrenzen bestehen bleiben, jedoch für
den geistigen, kulturellen, wirtschaftlichen und hoffentlich auch po-
litischen Austausch sollten sie immer durchlässiger werden.
Quellen
Archiv des Auswärtigen Amtes, Bonn
Staatsarchiv Lüttich
Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 1891
Becker Joseph : Eynatten. - Eupen 1973
Kever Leo - Erich Barth : Zwischen Göhl und Weser. - Eupen, 0 J.
Grondal Guillaume : Eynatten. Notices Historiques. - Verviers ‘1962
Fotos : Alfred Jansen, Moresnet.
19
Der Bergbauunternehmer und
Ziegeleibesitzer JOSEF SCHMETZ
in Hergenrath
von Hans Wichert (f) und Helmut Christoph
1. Herkunft und Ausbildung zum Bergingenieur
Josef Nikolaus Schmetz wurde am 24. Oktober 1843 als Sohn
des Eisenbahn-Bauunternehmers Nicolas Schmetz und seiner Ehe-
_ frau Barbara Königs auf dem Gut Vauer in Hergenrath geboren.
Die Vorfahren Schmetz stammten aus Wylre bei Maastricht und
waren nach Stationen in Gülpen, Vaals, Gemmenich und Montzen
mit dem Urgroßvater Alexander Smets, Pächter auf der Eyneburg,
erstmals um das Jahr 1800 in Hergenrath ansässig geworden. Josef
war das älteste von 7 überlebenden Kindern des Ehepaares
Schmetz-Königs. Nach dem Besuch der Volksschule in Hergenrath
bis zum 14. Lebensjahr trat er 1857 in die Kgl. Provinzial-
Gewerbeschule in Aachen ein. Hergenrath hatte damals noch keine
Haltestelle der Eisenbahn, so daß der tägliche Schulweg zu Fuß ge-
macht werden mußte. Manchmal ergab sich die Gelegenheit, auf
dem Pferdefuhrwerk des Fuhrmanns und späteren Spinnereibesit-
zers August Kirschgens mitzufahren, wofür er dem wißbegierigen
Mann über sein neuerworbenes Wissen berichten mußte.
Nach vier Jahren Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathe-
matik, Physik, Chemie, Mineralogie, Mechanik, Maschinenlehre,
Projektionslehre und Baukonstruktionslehre erhielt er am 13. Au-
gust 1861 das Zeugnis der Reife.
Am 1.9. desselben Jahres trat Josef Schmetz die praktische
Bergwerksausbildung bei der Gesellschaft Vieille Montagne, Werk
Moresnet, Grube Altenberg, an und durchlief innerhalb eines Jah-
res alle Stufen der Arbeit in einem Bergwerk vom Haspelzieher und
Schlepper zum Lehrhauer, Vollhauer und Arbeiter in der Aufberei-
tungsanlage. Im November 1862 wurde er in die Grube St. Paul in
Welkenraedt versetzt und arbeitete bis Ende 1863 unter der Be-
zeichnung Bergwerksbeflissener zunächst als Zimmerhauer,
Schachthauer und zuletzt als Aufseher oder Steiger.
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A | Schmetz i.J. 1862,
1 E im Alter von
5 1} 19 Jahren
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Nach Ableistung der Militärzeit als Einjährig-Freiwilliger in
der 11. Kompanie des 2. Rheinischen Infanterieregiments Nr. 25
vom 1. Oktober 1864 bis 1. Okt. 1865 nahm er seine Tätigkeit als
Aufseher jetzt in der Grube Poppelsberg in Rabotrath wieder auf.
Diese Tätigkeit übte er bis Februar 1867 aus, unterbrochen durch
die Teilnahme am Preußischen Feldzug gegen Bayern und Öster-
reich vom 12. Mai - 14. Sept. 1866. Er erlebte die Schlachten von
Münchengrätz und Königsgrätz, ohne Anteil am Sieg der Preußen
zu haben, da er als Pazifist im ganzen Feldzug keinen Schuß abge-
feuert hatte. $
Die stark wechselnde Auslastung der Bergwerke, die von den
abbauwürdigen Aufschlüssen abhing, machten im Februar 1867 sei-
ne Versetzung zu Bohrversuchen auf die Grube Altenberg nötig, wo.
er als Bergmann eingesetzt wurde. Nach Beendigung dieser Versu-
che wurde er mit den besten Zeugnissen entlassen und fand dann
Ende des Jahres in Belgien als Bergwerksingenieur - Aspirant bei der
Societe de Vezin-Brichebo bei Namur in einem Kohlebergwerk eine
Anstellung. Ab 1868 leitete Schmetz die Arbeiten in verschiedenen
Bergwerken dieser Gesellschaft bei Namur als Bergingenieur.
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Ya 2 J. N. Schmetz
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Diese behördlich genehmigte Auswanderung nach Belgien er-
sparte ihm die Teilnahme am Krieg gegen Frankreich 1870/71. Der
Ausbruch des Krieges führte aber zur Beendigung seines Arbeitsver-
hältnisses in Belgien, so daß der junge Ingenieur Anfang 1871 ins
Elternhaus nach Hergenrath heimkehrte. Die im Ausland verbrach-
te Zeit mußte er später als Reservist nachdienen. Die Renaturalisa-
tion als preußischer Untertan wurde auf sein Gesuch im Januar
1872 ausgesprochen.
In dieser Zeit als arbeitsloser Ingenieur reiften nun die Pläne
von Josef Schmetz, sich im heimatlichen Hergenrath als selbständi-
ger Bergwerksunternehmer zu betätigen. In seiner Ausbildung in
Altenberg hatte er die geologischen Verhältnisse in Hergenrath gut
kennengelernt.
Bereits nach dem Ausscheiden bei der Gesellschaft Vieille
Montagne hatte er im Jahre 1867 auf dem Gelände seines Vaters
beim Hof Ossenheide eine Ockergrube angelegt. Die gewonnene
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stark eisenhaltige Erde wurde durch seinen Schwager Hubert Si-
mons aus Hergenrath an die neugegründeten Farbwerke Bayer
nach Leverkusen transportiert.
x Neben den im folgenden beschriebenen Aktivitäten in Hergen-
rath betätigte sich Schmetz in den 70er Jahren als Teilhaber und Be-
triebsleiter der Schwerspathgrube Luise in Milspe bei Hagen für die
Fa. Bilcken und Co. in Düsseldorf. Außerdem beteiligte er sich bei
der Gründung der Societe anonyme du Cobalt a Betzdorf 1876, ei-
ner Bergwerksgesellschaft zur Förderung von Cobalt-, Eisen- und
Nickelerzen, deren Geschäfte er eine Zeitlang führte. Die Bergwer-
ke und Konzessionen dieser Gesellschaft Laura II, Alexander I, Ale-
xander II, Wilhelmsglück und Laura III lagen in den Gemeinden *
Alsdorf, Steineroth, Dauersberg und Betzdorf im Kreis Altenkir-
chen im Siegerland, führten aber zu keinem positiven Betrieb, so
daß Schmetz und die Aktionäre ihr Geld verloren.
2. Bergbaukonzessionen im Eupener Land
Die Rechte zum Bergbau am größten und einträglichsten Erz-
vorkommen der Gegend, dem Zinkerzvorkommen am Altenberg,
waren im Besitz der Societe Vieille Montagne. Nach dem Übergang
des Eupener Gebietes an Preußen oblag die Verwaltung der Berg-
baurechte dem bald errichteten Bergamt Düren. Das Interesse an .
Bergbau und Industrie nahm in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts
auch unter den einheimischen Bewohnern stark zu. Besonders rich-
tete sich das Interesse auf Zink-, Blei- und Eisenerze sowie Steinkoh-
le. So wurde das Gebiet des Kreises Eupen bis zur Jahrhundertmitte
gänzlich in Form von Bergbaukonzessionen vergeben.
Bereits 1833 (*) hatte der Tuchfabrikant Hüffer von Eupen um
die Genehmigung zur Prospektion auf Steinkohle in einer Steingru-
be bei Hauset hinter Mühlenheide nachgesucht. Der damalige Ge-
meinderat von Hergenrath mit de la Saulx als Bürgermeister und
den Gemeinderäten P.L. Laschet, J.P. Kittel, N. Loreng, J.W. Tim-
mermann, L. Kever, L.J. Stüttgens und L.W. Kouw verzichteten
vorsichtigerweise auf die Teilnahme, ”um die Kosten bei einem un-
glücklichen Ausgang zu sparen”.
Johann Odendahl aus Vicht stellte 1839 ein Konzessionsge-
such auf Eisenstein, Galmei- und Bleierz in den Bürgermeistereien
Hergenrath und Lontzen (Staatsarchiv Düsseldorf, Bergamt Düren
ZZ).
(*) Siehe auch ”Im Göhltal” Nr. 11: A. Bertha, Gesuch des Maire Chabert v. 1808
auf Kohlekonzession.
23
Die metallurgische Gesellschaft in Stolberg erhielt am
22.5.1840 das Eisenstein-, Galmei- und Bleierzfeld Constantia auf
dem Gebiet der Gemeinden Eynatten, Raeren, Walhorn, Belven
und Hergenrath. Am 11.5.1841 anschließend das weitere Konzes-
sionsfeld Bergmannshoffnung in Raeren, Walhorn und Kettenis.
Damit war das Gebiet östlich und südlich des Feldes der Vieille
Montagne vergeben. Deren Konzession lautete jedoch nur auf Gal-
mei, Bleierz, Zinkblende und Schwefelkies, und so gelang es der Ge-
sellschaft für Bergbau und Hüttenwesen Concordia zu Eschweiler
am 16.4.1855, für das gleiche Gebiet die Konzession ”Anfang” auf
Eisenerze zu erhalten. Die Gesellschaft Concordia war von den Ei-
gentümern des Eschweiler Bergwerksvereins 1853 gegründet wor-
den, um den Verbrauch von Steinkohle in drei neu zu errichtenden
Hochöfen zur Eisengewinnung zu fördern.
Die Bergbauaktivitäten von Josef Schmetz in Hergenrath beru-
hen auf einem Vertrag mit der Gesellschaft Concordia vom
6.7.1871 zur Ausbeutung des Feldes ”Anfang”.
Noch zwei weitere Konzessionen, die nicht erfolgreich waren, sind
hier erwähnenswert.
Das Grubenfeld Zutrauen auf Zink-, Blei- und Eisenerze, das
Gebiet Kettenis und Eupen umfassend, hatten sich die Eupener
Bürger Jacob Emonds, Kaufmann, P.W. Kirfel, Mechanicus, P. Je-
rusalem, Bauunternehmer, Felix Tonnar, Ingenieur, Friedrich Mey-
er, Tuchfabrikant, J. Carnol, Handelsmann, 1854 genehmigen las-
sen. Als letzte, auch vergebliche Konzession wurde dem Rentner
Friedrich Reinold zu Düsseldorf das Steinkohlenfeld Kohinoor bei
Kettenis, umfassend das Gebiet von Cornelimünster bis Eupen,
1860 verliehen.
3. Eisenerzbergbau in Hergenrath, Hauset und Lontzen
Bis zum Vertrag mit Josef Schmetz 1871 hatte die Gesellschaft
Concordia keinen großen Nutzen aus ihrer Konzession ”Anfang”
gezogen. Nur 1859 hören wir von einer Förderung von 17 Zentnern
Erz zu je 4 Silbergroschen Wert, wobei 15 Mann beschäftigt wur-
den.
Auch über die Schmetz’schen Aktivitäten in den Jahren 1871-
80 sind nur wenige Angaben vorhanden. Sie sollen hier chronolo-
gisch folgen, zusammen mit den reichlicher fließenden Nachrichten
der Jahre 1881 bis zur Beendigung des Eisenerzbergbaus in Hergen-
rath 1904.
Dieses Bild
zeigt J.N. Schmetz
} im Alter von
) 35 Jahren
1871 Beginn der Förderung mit 9 Arbeitern und einer Ausbeute
von 200 to Erz.
1874 In Zeitungsinseraten werden Bergleute für die Grube Anfang
zu 1 Taler Schichtlohn gesucht.
1876/77 Für den Betrieb einer Eisenerzwäsche werden Arbeiter ge-
sucht.
1880 Anlage einer Dampfkesselanlage von 6 PS in der Grube An-
fang.
1881 Das Bergwerk Stierenweide auf dem Gut Hellmüs in Hergen-
rath ist in Betrieb,
Bergwerk Prester, Schacht II und III in Betrieb. Nicht ausge-
führte Pläne für eine Seilbahn von Prester nach Bahnhof
Astenet.
1886 Auf Prester sind mittlerweile 11 Schächte mit Tiefen von 15-
28 Metern angelegt.
25
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Niveauverhältnisse der Schächte VI u. VII zu Prester (1885)
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Haspel zum Heben der Erze auf Grube Prester (1879).
Zwei Zeichnungen aus dem Skizzenbuch d. Jos. Nik. Schmetz
28 Die Niveauverhältnisse dieser Schächte zu den Schächten 26
und 32 der Grube Altenberg auf Fossey werden skizziert.
Ausbeutung eines Lagers von Brauneisenstein am Be-
triebspunkt Lauferweg.
(Südwestlager der Galmey-Grube Fossey)
1890 In diesem Jahr werden noch 3.743 to aus den Förderpunkten
Prester und Fossey gefördert. Hier wurde sodann die Förde-
rung eingestellt und die Grube Hammer mit günstigen Ergeb-
nissen eröffnet.
1891 Der Aufschluß der Grube Hammer zog sich hin, so daß keine
Förderung erfolgte.
1893 Die Grube Hammer wurde erfolgreich betrieben (siehe Tabel-
le), Versuchsschürfungen in der Gemeinde Lontzen.
1894 Bei Versuchsschürfungen in Lontzen und Kettenis waren 10
Mann beschäftigt.
1895 Bau und Inbetriebnahme der Seilbahn von Hammer zum
Bahnhof Hergenrath.
1896 Mit 11.387 Jahrestonnen Erz Höhepunkt der Förderung in
Grube Hammer. Ebenfalls erfolgreiche Ausbeutung der Gru-
be Alte Wau in der Gemeinde Lontzen.
Der Schacht an der Chaussee nach Herbesthal am Genoveva-
Kapellchen erlitt in 15 m Tiefe einen starken Wasserein-
bruch. Es wird untersucht, ob die Quelle der Wasserversor-
gung Eupens nutzbar gemacht werden kann.
1898 Anlage einer neuen Sohle bei 70 m Tiefe in der Grube Ham-
mer.
1900 Einstellung der Erzförderung auf Grube Alte Wau im Sep-
tember.
1901 Im März erfolgte ein Wassereinbruch in Grube Hammer, der
einen Ausfall von 3 Monaten nach sich zog.
1902 Da die Erze bis auf 60 m abgebaut waren, wurde ein neuer
Förder- und Wasserhaltungsschacht bis auf 80 m abgeteuft.
Aufgrund des hohen Mangangehalts der auf Grube Hammer
abgebauten Erze ließ sich der EBV eine neue Konzession
über ein Feld von 217.900 m? als Manganerz-Bergwerk Ham-
mer verleihen.
Schmetz schließt einen Vertrag mit der Actiengesellschaft für
Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in West-
27.
falen behufs Eisenstein- und Ockergewinnung im Felde Fer-
dinand, Gemeinden Forst und Eilendorf. Diese Pläne kamen
nicht zur Durchführung.
1903 Keine Förderung. Der neue Schacht auf Hammer, an dem 18
Mann arbeiten, ist nicht fertig geworden. Durch defekte
Pumpen verursacht, kam es zu einem Wasser- und
Fließsandeinbruch.
1904 Einstellung des Bergbaubetriebes auf Grube Hammer, da
man des Wassers nicht Herr werden konnte. Neue Versuchs-
schächte wurden auf Gut Habenden (Besitzer Armenverwal-
tung Aachen), Gemeinde Hauset, ohne Erfolg angelegt. Die
Nachsenkung der aufgefüllten Schächte wurde von Hubert
Schiffers von Eynatten aufgefüllt. Ge
1905 Versuchsschürfungen im Brennhag, Gde. Hergenrath. Das
dort gefundene Erz enthält 57% Eisen.
Auf Anordnung der Königl. Eisenbahndirektion muß die seit
3 Jahren ungenutzte Seilbahn mit Entladestation abgebro-
chen werden. Die Abbrucharbeiten werden im April 1905
von der Baufirma Köhler und Beuche, Aachen, begonnen.
Das anfallende Holz kauft der Magazinverwalter der Soc.
Vieille Montagne Jean Harrus aus Altenberg, der nebenbei ei-
ne Kohlenhandlung und Ziegelbrennerei betreibt. Mit dem
Abbruchmaterial der Eckstation der Seilbahn soll der Schacht
der Grube Hammer aufgefüllt werden. Die Arbeiten führt
obige Firma zusammen mit dem Pächter des Gutes Fossey
durch. Die Wiese, auf der der Schacht der Grube Hammer
lag, war von der evangelischen Kirchengemeinde Aachen an
Mathias Cormann, Gutspächter auf Kirchbusch bei Astenet
verkauft worden. Er verglich sich mit Schmetz über den
Oberflächenschaden der Wiese. Als Sachverständiger für
Cormann trat Herr Gatzweiler von Hauset auf. Schmetz wur-
de von seinem Schwager, Bauunternehmer Josef Hermens zu
Astenet, vertreten. Als Schiedssachverständiger wurde Herr
Barth bestimmt.
Die endgültige Beseitigung der Halden und die Einebnung zur
heutigen Pferdewiese wurde erst nach dem 2. Weltkrieg durch den
damaligen Besitzer und seine Söhne durchgeführt.
Damit war die etwa 30 Jahre dauernde Bergbautätigkeit auf Ei-
senstein in Hergenrath wieder beendet. Zwar versuchten auf dem
Felde Anfang in den folgenden Jahren noch andere Unternehmer
28
ihr Glück, doch ohne dauerhaften Erfolg. So arbeitete ein Herr Jou-
sten aus Verviers am Betriebspunkt Lauterberg. Johann Stiel, Stein-
bruchbesitzer aus Vicht bei Stolberg und der Bauunternehmer Hu-
bert Mennicken aus Lontzen-Busch bewerben sich um die Schürfer-
laubnis. Schmetz soll als bergmännischer Berater und für die Über-
wachung 5 Mark pro Tonne Erz erhalten.
Sämtliche in Hergenrath gewonnenen Eisenerze gingen nach
Eschweiler-Pumpe zur Verhüttung in den Hochöfen der Gesell-
schaft Concordia.
Die Bedeutung des Hergenrather Erzbergbaus mag'ein Zahlen-
vergleich verdeutlichen. Die Gesamtförderung an Eisenstein in den
Bergbaurevieren Aachen und Düren betrug 1885 14.400 to. 1
Schmetz konnte am Höhepunkt seiner Förderung 1896 diese Men-
ge allein übertreffen. Für die Eschweiler Hochöfen war Hergen-
rath in den 90er Jahren ein bedeutender Erzlieferant.
4. Der technische Bergbaubetrieb
Bei dem abbauwürdigen Eisenerz im Hergenrather Gebiet han-
delt es sich vorwiegend um manganhaltigen Brauneisenstein oder
Limonit (2 FE‚O; - 3 H,O). Die Erzlager liegen meist auf der Schei-
de zwischen den geologischen Formationen Oberdevon und Koh-
lenkalk, wo sie lagerförmig auftreten und z.B. am Betriebspunkt
Lauferweg bei Fossey ausgebeutet wurden. Die ergiebigste und über
fast zwei Jahrzehnte andauernde Erzförderung verdankte Schmetz
jedoch einem 7-8 m mächtigen, gangförmigen Vorkommen zwi-
schen den beiden obigen Formationen. Es wurde vermutet, daß es
sich um die Fortsetzung des großen Bleiberger Ganges handelt. Der
Gang läuft oberhalb der Hammermühle bis zur Bahnlinie und ver-
schwindet dort. Hier wurden bis 1885 11 Schächte bei Prester bis
auf eine Teufe von 28 m niedergebracht. Etwas unterhalb wurden
ab 1890 auf dem gleichen Gang die Schächte des Bergwerks Ham-
mer gebaut. Dabei mußte auf eine Teufe von 80 m niedergegangen
werden. Der gleiche Gebirsgszug des Oberdevon zeigte weiter west-
lich bei Lontzen ebenfalls einen Gang mit Brauneisensteinvorkom-
men, wo Schmetz das Bergwerk beim Hof Alte Wau betrieb.
Man muß sich den technischen Betrieb der kleinen Eisenstein-
S gruben sehr einfach vorstellen. An den Betriebspunkten mit Erzvor-
kommen geringer Ausdehnung lohnte kein großer Aufwand. Aus
Tagebuchnotizen und einer Publikation über das Aachen-Dürener
Bergrevier vom Jahr 1886 kann ein Bild über den Schachtbau, Ver-
Senn
Jos. Schmetz
Ingenieur
Bergwerks- und Bauunternehmer.
Qutachten, Expertisen
Untersuchung von Minoral- und Erziagerstätten
Einrichtung und Ueberwachung von
bergmännischen Betrieben.
S Brie
Thon-, Eisenerz- und Erdfarben- kopf
z der Firma Schmetz, .
Gruben,
CE Hergenrath
7 iS
Fördermenge Erz (to)
Hammer Alte Wau Belegschaft
Jahr Gde.Hergenrath/Hauset| Gde.Lontzen Hammer + Wau
1893 8.134 Versuchsschür- 40
fungen
beiten
1896 11.387 4.713 28 + 24
1898 As7/ 6.016 49
1300 ans 2.019 Ende
31
Bei der Anlage der Schächte wurde viel mit Sprengstoff gear-
beitet, doch konnte darauf bei der Anlage des neuen Schachtes auf
Hammer 1891 fast ganz verzichtet werden, da in dem weichen Ton-
schiefer nur mit Hacke und Keilhaue gearbeitet wurde. Nach 10 m
Teufe wurde eine Sohle angelegt. Vom Schacht aus wurden seitlich
Stollen, die sogenannten Strecken vorgetrieben. Die Maße dieser
Stollen lagen meist bei 1,20 m untere Breite, 1 m obere Breite und ei-
ner Höhe von 1,80 m. Sie wurden auf der Grube Anfang nicht
regelmäßig angelegt, sondern folgten dem Streichen des Erzgangs.
Das anfallende Erz (Berge oder Haufwerk) wurde durch die
Strecken in kleinen hölzernen Wagen, die auf Gleisen liefen und
Hunde genannt wurden, von den Schleppern zum Schacht gefah-
ren. Von den Haspelziehern wurde das Erz dann mit Muskelkraft
mittels einer Haspel zu Tage gehoben. Später wurde auch eine 10co-
mobile Fördermaschine zum Heben des Fördergutes benutzt. Die
Verzimmerung der Schächte und Strecken verschlang viel Holz, das
von den Hergenrather Holzhändlern Joh. Peter Laschet und Joh.
Josef Mennicken bezogen wurde.
Ein besonderes Problem beim Bergbau in Hergenrath war die
Wasserhaltung. Die obenliegende Kohlenkalkschicht war extrem
wasserdurchlässig, so daß sich größere Regenfälle sofort auswirkten.
Auf der Grube Anfang suchte man sich mit geringen Mitteln auszu-
helfen und verwendete eine locomobile Dampfmaschine, die über
Drahtseile die Pumpe auf der untersten Sohle betrieb. Die ungenü-
gende technische Ausrüstung war dem Wasserandrang in größeren
Tiefen nicht mehr gewachsen und war die Ursache für die Beendi-
gung des Bergbaus auf Hammer. e
Die Zahl der beschäftigten Bergleute schwankte zwischen 18
bei der Anlage des neuen Schachtes und 65 beim vollen Betrieb
zweier Gruben. Die Bergleute hatten in der zehnstündigen Arbeits-
zeit große körperliche Leistungen zu vollbringen. Die Arbeitszeit
ging von 7 - 12 Uhr, dann nach einer Stunde Pause von 13 - 18 Uhr.
Dazwischen gab es noch eine je 15-minütige Pause um 9 und 16
Uhr, die am Arbeitsplatz verbracht werden mußte.
So wie auch heute noch der Bergbau die höchsten Unfallzahlen
aller Berufe ausweist, kamen häufig Unfälle auf den Gruben vor.
Die Betroffenen und ihre Familien wurden oft ins Elend ge-
stürzt, das auch durch die freiwilligen Zuwendungen des Unterneh-
mers nicht verhindert werden konnte. Erst die Einführung der
Knappschafts- und Invalidenversicherung schuf hier Abhilfe.
32
Namentlich sind nur wenige Bergleute bekannt. Als 1. und 2.
Steiger wurden um die Jahrhundertwende Joh. Goldbach und sein
Sohn Emil Goldbach beschäftigt.
Im Januar 1892 werden folgende Bergleute genannt :
Heinrich Pütz, Mathias Born, Josef Pütz, Peter Lousberg, Joh. F.
Franssen, Andreas Vromen, Mathias Baltus, Fried. Klinkenberg,
Ant. Defouries, Engelbert Keutgen, Jac. Colette, Johnen, Dehesel-
les, Jak. Herne, Josef de Lamboy, M. Gio, Heinrich Nellens.
Aus Unfallberichten sind noch bekannt :
Hauer Heinrich Franssen, Schlepper Robert Lindner, Hauer Egidi-
us Bodewin, Hauer Joseph Meyer aus Welkenrath.
5. Die Dampfziegelei und Tonwarenfabrik Josef Schmetz und Com-
pagnie in Hergenrath
Bedingt durch die Tonvorkommen, gab es in Hergenrath schon früh
Feldziegelbäckereien, z.B. auf Fossey und Pannenschop. Die erste
maschinelle Ziegelei in Hergenrath wurde im Jahre 1872 von Carl
Dick auf dem Gelände hinter der Bahnlinie beim Hotel Waldburg
errichtet. Josef Schmetz hatte aufgrund seiner Versuchsbohrungen
auf Eisenstein natürlich auch gute Kenntnisse über die vorhande-
nen Tonlagerstätten auf dem Gelände des Johann Reiner Kever zu
Gut Jonasheide. Schmetz reichte deshalb am 5.4.1884 im Namen
des Grundeigentümers Kever ein Gesuch zum Bau einer weiteren
Tonwarenfabrik über das Bürgermeisteramt an die Kgl. preuß. Re-
gierung in Aachen ein.
Nachdem das Gesuch im ”Öffentl. Anzeiger von Aachen” Nr.
28 vom 10. Juli 1884 bekanntgemacht war, wurde die Konzession
am 26.8.1884 von der Abteilung des Innern bei der Regierung in
Aachen erteilt. Die Ausschachtungsarbeiten wurden im September
1884 begonnen. Durch Kaufvertrag vor Notar Friedrich Leopold
Cornely in Aachen am 24.10.1884 gingen das Gelände und die Bau-
genehmigung an den Ingenieur Josef Schmetz über. Er erwarb von
den Eheleuten Johann Reiner Kever, Landwirt, Fabrikmeister und
Tonbäcker, und Maria Hubertine Elisabeth Haas zu Jonasheide, die
in der Gemeinde Hergenrath im Miebend gelegenen Grundstücke
Flur 6, Parzelle 965/199 von 3 ha, 87 Ar, 94 m’. Diese Parzelle stellt
die Zusammenfassung der Nummern 198 bis 202 auf der älteren
Katasterkarte von Hergenrath dar.
33
Dieses aus dem ehemaligen Hergenrather Gemeindehaus (um 1935) gemachte Foto
zeigt die Ziegelei mit den beiden hohen Schloten,
(Foto M. Gronsfeld)
Aus einer Anfrage des Regierungsbaurats Dieckhoff an die Ge-
meinde geht hervor, daß der Bau dann für 9 Mönate nicht weiterge-
führt wurde und Schmetz gab als Grund der Verzögerung an, daß er
seine Disposition einbezogen hätte. Der Kauf dieses Grundstücks
war noch nicht zustande gekommen.
Ab April 1885 ging die Bauaufsicht für Hergenrath an den
Kgl. Kreisbau-Inspektor Friling in Monschau über, der den Baufort-
schritt weiter verfolgte und nach einer Visitation der Baustelle am
26.8.1886 nach Aachen berichtete, daß bis Ende des Jahres der Fa-
brikbau beendet sein werde. Die Abnahme erfolgte am 13.12.1886
und nach Erteilung der Betriebserlaubnis am 27.12.1886 konnte die
Produktion beginnen.
Die zunächst errichtete Anlage bestand aus zwei Kasseler-
Flamm-Ziegelöfen nebst Kamin und einem Kohlen- und Heizraum,
sowie einem Göpel- und Trockenschuppen.
33, TEENS |
aa
a BL U A
. EZ 3
N N 2
2 a /
A 2 2
”Jos. Schmetz Hergenrath bei Aachen” : Stempel auf der Rückseite einer Fliese,
S (Foto A. Bertha)
Schon ein Jahr später plante Schmetz wohl aus Rentabilitäts-
gründen die Erweiterung der Fabrikanlage durch einen modernen,
kombinierten Ring- und Gaskammerofen. Die Genehmigung auf
sein Gesuch vom 31.3.1888 erfolgte am 23.4.1888.
Jetzt endlich gelang es auch, von der Gemeinde den Wegespliss
Flur 6, Parzelle 964/199 von 4 Ar 8qm zu kaufen. Der Vertrag wur-
de für die Gemeinde von dem ersten Bürgermeister Peter Josef Kit-
tel, Gutsbesitzer und Gastwirt, abgeschlossen, wobei festgelegt wur-
de, daß ein vorhandener Wasserlauf in Richtung und Anlage beste-
hen bleiben muß.
35
FABRIQUE DE CARREAUX ET PAVEES.
Briquetterie & vapeur,
JOS. SCHMETZ & Cie
HERGENRATH PRES D’AIX-LA-CHAPELLE.
Dieser Briefkopf zeigt, daß J.N. Schmetz auch Kunden im französischsprachigen
Ausland hatte.
Um 1891/92 werden weitere Gebäude-auf einem Teil des Ge-
ländes, Parzelle 1053/199 genannt, aufgeführt, die 1894 im Ausgabe III
Artikel 116 des Grundbuches als Wohnung mit Comptoir, Lager
und Werkstatt eingetragen werden. Es handelt sich hier wohl um
das noch vorhandene Vordergebäude. Der kleinere Anbau rechts
enthielt ein Laboratorium zur Untersuchung von Erzproben für den
Eisenerzbergbau.
Die Finanzierung des Geländekaufs und ersten Bauabschnitts
konnte Schmetz aus eigenen Mitteln und einem Darlehen von 4.500
Mark des von der Bruch’schen Waisenstifts in Aachen durchführen.
Jedoch überstiegen die Kosten für den Bau des Ringofens seine Fi-
nanzkraft erheblich, so daß er sich nach einem weiteren Geldgeber
umsah. Er fand ihn in dem bekannten Aachener Bauunternehmer
und Stifter des Katharinenstifts in Astenet Gerhard Rehm, der frü-
her mit Josef Schmetz’ Vater (dem Eisenbahn-Bauunternehmer Ni-
colas Schmetz) zusammengearbeitet hatte. Von ihm erhielt er im Ja-
nuar 1889 60.000 Mark als Hypothek auf das Fabrikgelände.
Um sein Geschäft noch weiter ausdehnen zu können, nahm er
den Bruder seines Geldgebers, den Aachener Ziegeleibesitzer Chri-
stian Rehm, durch Gesellschaftsvertrag vom 2. April 1889 als Kom-
manditisten auf. Josef Schmetz brachte die Dampfziegelei und Ton-
warenfabrik in Hergenrath mit Grundstücken und allem Zubehör
in die Firma ein. Der gesamte Komplex wurde zu 75.000 Mark be-
wertet. Nach Abzug der Gerhard’ Rehm’schen Hypothek verblie-
ben als Einlage des Josef Schmetz 15.000 Mark. Christian Rehm
verpflichtete sich, die gleiche Summe einzubringen. Die Gesellschaf-
ter kamen überein, daß sie die Geschäfte gemeinsam führen wollten.
36 .
Schmetz sollte die Leitung der Fabrik übernehmen, während Rehm
die kaufmännischen Angelegenheiten und die Buchführung wahr-
nahm. Für den Gesellschafter Christian Rehm konnte auch sein
Sohn Josef Rehm jederzeit einspringen. Josef Rehm wurde gleich-
zeitig als Prokurist der Firma eingetragen. Die Eintragung der Fir-
ma ins Gesellschaftsregister erfolgte unter dem Namen Josef
Schmetz + Cie. Die Telegramm-Adresse lautete : Schmetz Compag-
nie Hergenrath. In einer gedruckten Mitteilung an die Geschäfts-
freunde kündigt die Firma ihr Produktionsprogramm wie folgt an :
Verblendsteine, Belegplatten, Trottoirsteine, Ringofenziegel, feuer-
feste Steine etc.
252 ss 7
Josef Nik. Schmetz im Alter von 48 Jahren
37
Obwohl diese Kommanditgesellschaft auf zehn Jahre abge-
schlossen worden war, bestand sie nur etwa 2 Jahre. Am 3. März
1892 wurde die notarielle Auflösung der Gesellschaft durchgeführt.
Christian Rehm war schon am 30. September 1891 wieder aus der
Gesellschaft ausgetreten und hatte seinem Teilhaber das Geschäft
mit allen Aktiva und Passiva überlassen. Dieser führte das Geschäft
zunächst allein weiter, das am 1.3.1892 vom königlich preußischen
Amtsgericht in Eupen ins Firmenregister unter der Nr. 213 einge-
tragen wurde.
Christian Rehm hatte seine Einlage in die Firma in Höhe von
15.000 Mark seinem Bruder Gerhard überlassen, dem er eine Sum-
me in gleicher Höhe schuldete.
Neben der Hypothek von 60.000 Mark hatte Gerhard Rehm
damit weiteres Kapital in die Firma Josef Schmetz und Compagnie
investiert. Diese hohe Kapitalbindung führte drei Monate später zur
Gründung der zweiten Kommanditgesellschaft mit Gerhard Rehm
als Teilhaber. Am 29. Juni 1892 schlossen Josef Schmetz, Ingenieur
zu Hergenrath, und Gerhard Rehm, Rentier, zu Aachen wohnhaft,
vor Notar Capellmann zu Aachen den Gesellschaftsvertrag. Dem
notariellen Akt sind ein Inventar und eine Bilanz der Tonwarenfa-
brik beigefügt.
Zum 1.4.1892 hatte die Firma folgende Aktiva aufzuweisen :
1. Immobilien a) Grundbesitz 3 ha 92 Ar 74 m? 10.191,83 Mark
b) Gebäude 41.704,91 Mark
2. Tonberechtigung (nur die baren Auslagen ohne
den Wert des Tons) 1.173,55 Mark
3. Mobilien : Maschinen, Dampf- und Wasserleitung,
Pumpen, etc. 22.578,70 Mark
Gerät und Werkzeuge, Wagen,
Trockengerüste, Schlosser- und
Schreinerwerkzeuge 5.913,40 Mark
Büromobilien, Bücher etc. 956,72 Mark
4. Waren, Betriebsmaterialien, Reservegegenstände,
altes Eisen, Messing, etc. 1.306,72 Mark
Rohprodukte als Erdfarben, neugestochener
Lehm und Ton 6.238,00 Mark
fertige Fabrikate 20.962,10 Mark
38
5. Kassabestand 1.000,66 Mark
6. Wechsel 213,48 Mark
7. Buchforderung 2.068,73 Mark
Summa 114.308,80 Mark
Dagegen standen die folgenden Passiva :
8. Hypothekenschulden a) bei Gerhard Rehm 60.000,00 Mark
b) beim v.d. Bruch’schen
Waisenstift 4.500,00 Mark
9, Buchschulden, verschiedene Debitoren, *
einschließlich der Zinsen für die Hypotheken 1.808,80 Mark ;
Christian Rehm Kapitalforderung4.000,00 Mark
10. Kapitaleinlage Josef Schmetz einschl. M. 5.460
für ca. 420 to Erdfarben 27.000,00 Mark
dto. Gerhard Rehm 17.000,00 Mark
114.308,80 Mark
Es wird weiter angeführt, daß der Wert des Tons im eigenen
Grundstück nicht berücksichtigt wurde, aber nach früheren Boh-
rungen auf 80.000 Tonnen abgeschätzt wurde, zu 3 Mark die Ton-
ne = 240.000 Mark.
Wie aus dieser Aufstellung zu ersehen ist, hatte sich der Wert
der Fabrik in den letzten zwei Jahren gesteigert. Der Anteil von Jo-
sef Schmetz stellt jetzt einen Wert von 27.000 Mark dar, gegenüber
15.000 Mark im Jahr 1889. Allerdings hatte er noch 420 Tonnen
Erdfarben in die Firma eingebracht, die wahrscheinlich aus Grabun-
gen auf väterlichen Grundstücken am Vauer und Ossenheide
stammten.
Bei günstigem Geschäftsgang hätte sich dieser Gesellschafts-
vertrag für Josef Schmetz recht günstig dargestellt. Der Gewinn soll-
te zu 10% zur Abtragung der Hypothekenschuld dienen, weitere
10% sollten als Rückstellung für Reparaturen, Verbesserungen und
Erweiterungen eingesetzt werden. Für seine Bemühungen bei der
Geschäftsführung sollte Josef Schmetz 30% des Gewinns erhalten
und die restlichen 50% wurden im Verhältnis der Kapitaleinlage
verteilt, so daß Schmetz 27/44 und Rehm 17/44 erhielt.
35
Der Artikel 7 des Gesellschaftsvertrages über die Dauer der
Gesellschaft sollte in der Folge für das Unternehmen große Bedeu-
tung erhalten. Im Gegensatz zu dem Vertrag mit Christian Rehm,
in dem festgelegt worden war, daß bei Tod eines Gesellschafters die
Erben nach Ablauf eines Jahres die Gesellschaft beenden konnten,
war in diesem zweiten Vertrag mit Gerhard Rehm dieser Passus ent-
fallen und die Dauer auf 10 Jahre festgesetzt worden. Diese Tatsa-
che sollte schon bald aktuelle Bedeutung erhalten. Denn bereits drei
Monate nach Abschluß des Vertrages starb der Teilhaber Ger-
hard Rehm am 1. Oktober 1892. In seinem Testament hinterließ er
3 Schwestern vom Orden der barmherzigen Schwestern des hl. Au-
gustinus zu Neuß die Hälfte seines Vermögens. Als weiterer Erbe
tritt Josef Ervens aus Aachen auf, ein Verwandter der bereits am
23.4.1887 zu Neuß verstorbenen Gattin Katharina Rehm, geb. Er-
vens. Der Kapitalanteil an der Fa. Schmetz u. Cie. ging zu gleichen
Teilen an diese beiden Erben, die von Oktober 1892 bis 31.3.1902
Kommanditisten waren.
Die Firma Josef Schmetz und Cie. stand nun 10 Jahre unter
der alleinigen Leitung von Josef Schmetz. Aus dieser Zeit liegen kei-
ne Akten vor. Erst mit Ablauf der vertraglich festgelegten Zeit er-
losch die Kommanditgesellschaft am 31.3.1902. Das Geschäft wur-
de nun unter der Bezeichnung Fa. Josef Schmetz von dem Inge-
nieur Josef Schmetz allein weitergeführt, wie aus der Bekanntma-
chung des Königl. Amtsgerichts Eupen unter dem 13. Oktober 1902
hervorgeht.
Zum Zeitpunkt der Auflösung der Gesellschaft war ein Verlust
von 23.500 Mark aufgelaufen, der den Kommanditisten
anteilmäßig bei der Auszahlung ihrer Einlage abgezogen wurde. Das
Hypothekardarlehen wurde zur Hälfte an Josef Ervens zurückge-
zahlt, die Klosterschwestern in Neuß beließen ihren Teil auf weitere
drei Jahre in der neuen Firma. Zur Rückzahlung an Ervens muß
Schmetz eine Hypothek von der Rheinischen Discontgesellschaft
auf seinen privaten Grundbesitz Pannenschop, Winkel und die
1895 neu erbaute Villa in Hergenrath aufnehmen.
Wie der Verlust zeigt, waren die Ergebnisse des Ziegeleibetrie-
bes nicht immer gut. Aus den Jahresberichten der Handelskammer
Eupen sind einige Angaben zur wirtschaftlichen Situation der Her-
genrather Tonindustrie zu entnehmen.
Der Zeitpunkt für die Errichtung der neuen Ziegelei war, im
A ehhinein gesehen, nicht günstig. Die schon vorhandenen Ziegelei-
en in Astenet und Hergenrath waren bereits ab 1882 nicht ausgela-
stet. Die Preise für Tonwaren waren 1884 fallend. Die Fabrik von
Dick produzierte 1882 etwa 1.000 to Ziegel, wovon 80% verkauft
wurden. Ein Großteil der Ware mußte im damals belgischen Aus-
land abgesetzt werden.
Ein wesentlicher Faktor für die Investitionsentscheidung war
wohl die Errichtung einer Haltestelle der linksrheinischen Eisen-
bahn, die am 1. August 1884 in Hergenrath eröffnet wurde, wo-
durch infolge billiger Fracht der Kundenkreis in entfernter liegende
Gegenden erweitert werden konnte. Bis 1894 entwickelte sich der
Absatz von Tonwaren ungünstig, wogegen ab 1895 bis 1901 die Fa- .
briken gut ausgelastet waren. 1903 wurde die Ziegelei in Astenet
wegen Erschöpfung der Tonlager eingestellt; die Hergenrather An-
lagen waren auch schwächer ausgelastet.
Die von der Baukonjunktur abhängige Auslastung der Fabri-
ken schlug sofort auf die Beschäftigung durch, deren Löhne für eine
10-Stundenschicht zum Beispiel von 2,14 Mark im Jahr 1891 auf
1,85 Mark 1893 sanken. Jugendliche bekamen für die gleiche
Schicht, 1,66 bzw. 1,10 Mark.-Die bessere Wirtschaftslage ab 1895
führte dann wieder zum Ansteigen der Löhne, aber auch der Koh-
lenpreise, wohingegen die Preise für Tonwaren weiter verfielen.
Hiergegen gingen die Fabrikanten im Jahre 1900 erfolgreich mit ei-
ner Preisabsprache vor.
Die Bewilligung einer Invalidenrente von 128,50 M an den
Tonwarenarbeiter Joh. Jakob Born aus Neutral-Moresnet, der in
der Fabrik von Josef Schmetz u. Cie gearbeitet hat, weist auf einen
Arbeitsunfall hin. Ein Badeunfall ereignete sich am 31.5.1897, als
der Tonwarenarbeiter Peter Paul Frings in der Tongrube ertrunken
aufgefunden wurde. ”Er hatte sich gleich nach dem Essen zum Ba-
den in das Wasser begeben”. Am 31. Januar 1904 fand in der Ton-
warenfabrik ein kleiner Brand statt, der aber schnell gelöscht wurde.
Die durch die Stillegung des Bergbaubetriebs verursachten
Vermögensverluste zwangen Josef Schmetz 1905, sich nach einem
Käufer für die Ziegelei umzusehen, als die Klosterschwestern in
Neuß die Auszahlung der Hypothek verlangten. Er fand ihn in Dr.
jur. Thieler aus Kassel, der am 1. Okt. 1905 die Fabrik unter Belas-
sung des Firmennamens zum Kaufpreis von 75.000 Mark über-
nahm. Der damalige Betriebsführer Kaspar Schmetz, Bruder des
Verkäufers, leitete den Betrieb zunächst weiter.
41
Wie die Chronik der Bürgermeisterei Hergenrath für 1905 be-
sagt, hat ”der Industrielle Dr. Thieler die Fabrikanlagen bedeutend
vergrößert und wurden sowohl in Hergenrath als Hauset Fabrikzie-
geleien eröffnet”. C
Jos, SCHMETZ SE Ua AES OAuegank 1908.
Dampfziegelei. und Tonwarenfabrik a
Inhaber: Dr. 6. Thieler
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Tonwerk Schmetz, Ga A ö x Z
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Briefadresse: Ai Übkilaeug ats bat geschickt, ALS Mach
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Hergenrath, Kreis Eupen 01, Sägerplaf Accu MA
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Briefkopf aus dem Jahre 1908 mit der gesamten Produktionspalette der Hergenra-
ther Ziegelei.
43
ten beinhaltete. 1902 wird Schmetz als Mitglied des Schulvorstan-
des erwähnt.
Als Kreistagsabgeordneter des Kreises Eupen war er Mitglied
des Steuerausschusses (1899-1903), der Kreisersatzkommission und
des Schöffenwahl-Ausschusses. Infolge seiner Krankheit mußte er
1907 alle Ehrenämter niederlegen.
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Im Jahre 1895 hatte er nach eigenen Entwürfen neben dem
Ziegeleigelände eine Villa im Stil der Zeit erbaut. Zunächst nur für
sich und seine Mutter berechnet, füllte sich die Villa Adler bald mit
Leben, als der nun schon 55-jährige sich 1898 mit Klothilde Jerusa-
lem, Tr. des Eupener Kaufmanns August Jerusalem, verheiratete und
drei Töchter geboren würden. An das Feuerwerk, das anläßlich der
Rückkehr des Ehepaares von der Hochzeitsreise nach Luzern in der
Schweiz von der Belegschaft veranstaltet wurde, erinnerte man sich
in Hergenrath noch 70 Jahre später.
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Aufnahme der Villa Schmetz um 1900. Das 1895 erbaute Haus wurde in preußischer
Zeit Villa Adler genannt. Rechts im Hintergrund die Ziegelei.
44
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Ziegelei u. Tonwarenfabrik ehemals Fa. Jos. Schmetz (1937)
Auch die Person des überall nach den Bodenschätzen suchen-
den Ingenieurs lebte in der Erinnerung der Bevölkerung als der ”isere
Jupp” oder ”isere Schmetz” noch lange fort. Die letzten Lebensjahre
bis zu dem am 23. Oktober 1908 erfolgten Tod waren überschattet
von einer durch Schlaganfälle verursachten halbseitigen Lähmung
und als Folge einem Nachlassen seiner geschäftlichen Aktivität.
Benutzte Quellen
Archiv der Bürgermeisterei Hergenrath, Gemeindechronik.
Archives de l’Etat, Lüttich, Archives du Cercle d’Eupen.
Protokollbuch der Sitzungen des
Hergenrather Gemeinderats Bd. 1, 2
Stadtarchiv Eupen, Zeitungsarchiv. 5
Jahresberichte der Handelskammer des Kreises Eupen 1872-1904
Schulz, W. - Führer des Berg- und Hütteningenieurs durch die Umgegend von Aa-
chen, Aachen, C.H. Georgi 1886.
Firmenarchiv des Eschweiler Bergwerksvereins.
Hauptarchiv Düsseldorf, Schloß Kalkum, Bestand Regierung Aachen
Betr. Bergbau Akten Nr. 7766, 7990-92, 8013
Betr. Ziegelei Akte 4400
Mündliche Auskünfte von Herrn Leo Homburg 1983.
Familienarchiv Dr. Hans Wichert, Bad Driburg, Akten Schmetz.
45
Bergmannslos (6. Forts.)
von Peter Zimmer
Dunkle Rauchschwaden kündigten Unheil an ...
Nur wenige werden sich heute noch daran erinnern, daß am
10. März 1906 in Courrieres, Nordfrankreich, eine verheerende
Schlagwetterexplosion mit nachfolgenden Kohlestaubexplosionen
stattgefunden hat. Dieses große Unheil wurde für die französischen
Bergleute, die dort morgens in der Frühe pflichtbewußt in das Berg-
werk eingefahren waren sowie für deren Angehörige zu dem
größten und schaurigsten Drama in der Geschichte des Bergbaus.
In Sekundenschnelle gerieten Kilometerweit unter Tage
Strecken und Stollen in Flammen. Umherirrende Bergleute wurden
zu Boden geschleudert, verbrannten oder erstickten durch giftige
Gase. Grubenloren, die durch den Druck der Explosionen umherge-
schleudert wurden, erschlugen die Unglücklichen. Andere fanden
auf der Flucht einen grausamen Tod.
Über Tage drangen gewaltige Rauchwolken aus den Luftaus-
ziehschächten. Sie versetzten die Menschen in ihren Wohnungen in
schreckliche Ängste. Mütter, Kinder und Frauen der eingefahrenen
Bergleute und Hunderte Menschen aus nah und fern liefen zum Un-
glücksort. Ordnungshüter, Gendarmen und sogar Soldaten aus den
Garnisonen der Nachbarschaft mußten alarmiert werden, um die in
Panik geratene Menschenmenge vom Grubengelände fernzuhalten.
Französische, belgische und holländische Rettungsmannschaften
rief man in aller Schnelle herbei. Diese versuchten unter Todes-
verachtung, den unter Tage weilenden Bergleuten Hilfe zu leisten.
Als sie aber durch den Schacht hinab in die Grube eingefahren wa-
ren, stellten sie entsetzt fest, daß ihre Ausrüstungen nicht ausreich-
ten, um in die brennenden Grubenbaue vordringen und die einge-
schlossenen Bergleute aus ihrer Notlage befreien zu können. So
schnell, wie-sie eingefahren waren, fuhren sie wieder an das Tages-
licht zurück und berichteten den zuständigen Stellen über ihre
Machtlosigkeit gegen die unheilvollen Kräfte, die mit Höllengewalt
im Untergrund tobten und unbarmherzig zuschlugen.
47
war. Bei dieser Erfindung handelte es sich um ein Sauerstoffat-
mungsgerät, das dieser Direktor für seine Rettungsmannschaft an-
geschafft hatte. Nachdem die zuständigen Stellen dies zur Kenntnis
genommen hatten und zu der Überzeugung gelangt waren, daß es
mit diesem Gerät möglich sein könnte, trotz Feuer und giftiger Gase
in die Grube einzudringen, telegraphierte man sofort von Paris aus
nach Berlin um Hilfe.
Wenn auch damals noch keine freundschaftlichen Beziehun-
gen zwischen beiden Ländern bestanden, so ist dennoch, wie aus da-
maligen Berichten hervorgeht, diesem Hilferuf sofort Folge geleistet
worden. Kaiser Wilhelm II. erließ ohne zu zögern den Befehl, daß
die Mitglieder der Shamrocker Grubenwehr, die zu dieser Zeit in der
Grube beschäftigt waren, sofort auszufahren hätten und daß dieje-
nigen, die zu Hause waren, herbeigeholt würden, um den französi-
schen Bergleuten Hilfe zu leisten. Außerdem sei von ihm angeord-
net worden, so wird berichtet, dem D-Zug Berlin-Paris in Hannover
einen leeren Wagen anzukoppeln. In Herne und Gelsenkirchen hät-
ten dann die Shamrocker Rettungsmannschaft sowie eine starke
Gruppe der Rheinelbe- Zechen- Feuerwehr diesen Wagen bestie-
gen. Damit die Ruhrkumpel so schnell wie möglich an jenem Tag
Courrigres erreichen konnten, soll der Kaiser ebenfalls veranlaßt ha-
ben, den D-Zug in Herbesthal ohne die übliche Zollkontrolle weiter-
fahren zu lassen sowie in den anderen Bahnhöfen die Haltezeit zu
verkürzen.
Laut Pressemeldungen aus der damaligen Zeit sind die deut-
schen Bergleute, die durch ihr Kommen den Beweis erbrachten, daß
für sie Landesgrenzen leere Begriffe waren, am Unglücksort von al-
len Menschen, die dort Tag und Nacht am Straßenrand ausharrten,
mit stillen, stummen, vielsagenden Grüßen empfangen worden. Di-
rektor Meyer habe dann, als er bei der Ankunft mit seiner Rettungs-
mannschaft auf dem Grubengelände die brennenden Auszieh-
schächte erblickte, keinen Augenblick gezögert und sofort angeord-
net, diese Schächte außer Betrieb zu setzen sowie alle Ventilatoren,
welche der Grube die verbrauchte Luft entzogen, zum Stillstand zu
bringen. Diese Maßnahmen führten dazu, daß die Grube keine
Frischluft und gleichzeitig das Feuer keinen Sauerstoff mehr erhielt.
Anschließend sind dann die harten Männer in die brennende Grube
eingefahren. Was sie dabei erblickten, muß grauenhaft gewesen sein :
zerstückelte und völlig verbrannte Menschen, einen gänzlich zer-
trümmerten Streckenausbau dazwischen verendete Grubenpferde.
48
Beim Vordringen in die Grube mußten sie, damit sich das Feu-
er nicht weiter ausbreiten konnte, an verschiedenen Stellen Strecke
und Stollen zumauern. Drei Wochen dauerten die Hilfs- und Ret-
tungsarbeiten. Dann erst waren alle Brandherde gelöscht und die
Grube konnte wieder mit Frischluft versorgt werden. Für ihren mu-
tigen und heldenhaften Einsatz hat damals ganz Frankreich die Berg-
leute aus dem Ruhrgebiet nicht nur bewundert und gelobt, sondern
auch beschenkt und ausgezeichnet. Trotzdem traten die Retter von
Courrieres, wie sie damals genannt wurden, traurig, niedergeschla-
gen und still ihre Heimreise an. .
Während derselben mußten sie immer wieder an das Schreckli-
che und Entsetzliche denken, das sie erlebt und gesehen hatten : an $
die Strecken und Stollen, die auf einer Gesamtlänge von 110 Km
durch den Druck der Explosionen oder durch mephitische Gase ver-
wüstet und völlig zu Bruch gegangen waren; sie hörten das Weinen
der Kinder, die verzweifelten Schreie der Mütter der 1.099 Bergleu-
te, die durch diese Grubenkatastrophe den Tod gefunden hatten,
wovon 272 Leichen nicht indentifiziert werden konnten. Auf dem
Friedhof in Mericourt wurde zum Gedächtnis dieser Todesopfer ein
schlichtes Denkmal errichtet.
20 Tage und Nächte lang im finsteren Schoße der Erde !
Am 30. März geschah dann etwas, woran keiner mehr ge-
glaubt hatte. Dreizehn Bergleute hatten diese furchtbare Katastro-
phe überlebt, die in der Weltpresse mit Schlagzeilen als das größte
Grubenunglück der Geschichte bezeichnet wurde. Cesar Danglot,
einer der Überlebenden, hat 16 Monate später beschrieben, was er
und die anderen Kumpels während dieser Zeit in der Grube, umge-
ben von immerwährender Dunkelheit, erdulden mußten. Seine Er-
zählung wurde im Journal du Groupe d’Henin-Lietard ”Lumieres
sur la Mine” im Jahre 1956, anläßlich des fünfzigsten Jahrestages
der Katastrophe veröffentlicht.
Damals zählten er und noch ein anderer Überlebender, Ansel-
me Pruvost, noch zu den Lebenden. Seine Erzählung beginnt mit ei-
nem Vorwort. In demselben weist er darauf hin, daß er anhand sei-
ner Erinnerungen nur die nackte Wahrheit sowie die Wirklichkeit
des fürchterlichen Geschehens aus dem Jahre 1906 erzähle. Er habe
in seinem Bericht weder etwas erfunden noch hinzugefügt, wie un-
glaublich es vielleicht auch manchem Leser vorkommen möge. Aus
diesem Grunde sei für viele seine Erzählung zu eintönig und traurig.
49
On f 4
Die Reproduktion einer Aufnahme aus dem Jahre 1906. Sie zeigt die 13 Bergleute,
welche die Katastrophe überlebten, mit dem Arzt Dr. Lourties in der Bildmitte.
Dies sei aber die Folge des Geschehnisses. Denn die Grube habe sich
damals in ein Massengrab verwandelt. Mit dem Bild des Todes vor
Augen hätten sie von Minute zu Minute um ihr Leben bangen müs-
sen. Durch Ungewißheit, Hunger und Durst seien sie an den Rand
der Verzweiflung getrieben worden. Ferner betonte er ausdrücklich
im Vorwort, warum er dies alles der Öffentlichkeit, allen guten
Freunden der Arbeiter sowie vielen anderen Menschen mitteile und
dankbar widme. Er tue dies nur aus dem Grunde, weil sie zu erfah-
ren wünschten, auf welche Art und Weise die Geretteten die Kata-
strophe überlebten. Da das Letztere auch heute noch viele Men-
schen interessieren wird, ist es sicherlich angebracht, an dieser Stelle
die Erzählung von Cesar Danglot kurz zusammengefaßt in deut-
scher Sprache zu veröffentlichen. Sie beginnt folgendermaßen :
”Es war am 10. März 1906. Ich und mein Gehilfe Albert Al-
phonse waren vor Ort mit dem Ausbau beschäftigt und hatten eine
Mauer gesetzt. Wir befanden uns im Mittelpunkt eines Reviers, wo
50 8
sich in 280 und 326 m Tiefe die Stellen befinden, um die leeren Gru-
benloren aus dem Förderkorb am Schacht herausziehen oder die be-
ladenen hineinstoßen zu können. Kurz nachdem wir unsere Vorbe-
reitungsarbeiten beendet hatten, kamen auch die 2 Fahrjungen an
und sagten uns wie übich ”Guten Tag”, denn die Höflichkeit ver-
liert auch in der Grube ihre Rechte nie. Ingenieure, Aufseher und
Arbeiter bekunden sich gegenseitig bei der Begegnung unter Tage
durch einen Gruß immer den Respekt.
Wenn man sich in 300 m Tiefe und mehr unter der Erde befin-
det, flößt der Geist der Brüderlichkeit jedem ein, sich dort als Kame-
raden und gegenseitige Beschützer zu betrachten. |
Cesar Danglot, dessen Erzählung über den Leidensweg der Bergleute, die vor dem
Tode flüchteten, im Jahre 1956 veröffentlicht wurde, im Jahre 1907 in der damaligen
Kleidung der französischen Bergleute.
51
Soziale Abstände kennt man dort nicht. Es gibt dort weder
Große noch Kleine. In‘ Wirklichkeit kommt sich jeder klein,
schwach und ohnmächtig vor gegenüber alldem, was dort unerwar-
tet im Staub und in der Dunkelheit geschehen kann.
Doch wenden wir uns jetzt wieder unseren 2 Fahrjungen zu.
Es waren Leon Vandenoffe und Albert Dubois. Ich sagte ihnen :
”Heute müssen wir uns schwer und hart abschinden, denn alles muß
zunächst sauber gemacht werden, um die Eisenblechplatten anlegen
und die Loren schnell und bequem mit reiner Kohle beladen zu kön-
nen. ”Scherzend fügte ich noch hinzu : ”Heute wird es eine Menge
von Loren werden, bereitet euch wenigstens auf zwanzig vor.”
Ebenso tapfer und wohlgelaunt erwiderten sie darauf : ”Wir werden
es schon schaffen Cesar, bring alles in Ordnung und fangt mit gutem
Mut an.” Die Schicht begann also in ausgezeichneter Stimmung.
Leider ahnten wir keineswegs, wie schrecklich das auf uns Zukom-
mende sein würde. Während ich am Fuß des Strebes damit beschäf-
tigt war, das Hangende zu stützen, empfahl ich meinem Gehilfen,
mit dem Abbauen der Kohle zu beginnen. Nachdem er damit be-
gonnen hatte, ergriffen die Fahrjungen ihre Schaufeln, um die Lo-
ren mit der abgebauten Kohle zu beladen. Plötzlich drang aus wei-
ter Ferne ein schlagartiger Knall in unsere Ohren. Wir schauten uns
überrascht an, denn wir hatten das Gefühl, das dieses Geräusch
anormal war und Unheit ankündigte.
Erschrocken rief einer dem anderen zu : ”Was ist los?” Als er-
fahrener Bergmann gab ich als erster die Antwort : ”Höchstwahr-
scheinlich hat eine Gebirgsbewegung dieses Geräusch verursacht.”
Denn tatsächlich kommt es manchmal vor, daß, wenn die Kohle ab-
gebaut ist, das Hangende Gestein in Bewegung gerät, wobei ein Ge-
räusch ähnlich wie der Donnerschall beim Herannahen eines Gewit-
ters zu hören ist. Wer schon viele Jahre als Bergmann in der Grube
gearbeitet hat, schenkt diesem Geräusch aber keine besondere Auf-
merksamkeit. Folglich setzten auch wir unsere Arbeiten fort. Bald
war die Lore mit Kohle beladen und sie rollte über den Schienenweg
ihrer Bestimmung entgegen. Als aber die Fahrjungen kaum 200 m
zurückgelegt hatten, eilten ihnen zwei andere Arbeiter, Elie Lef@b-
vre und Noiret Romain, entgegen und riefen : ”Habt ihr das Ge-
räusch gehört? Unserer Meinung nach kam es aus dem Aufhau, den
man gemacht hat, um zwischen den Kohleadern Adelaide und Au-
gustine eine Verbindung herzustellen.”” Kaum hatten sie diese
Äußerung ausgedrückt, da erschien auch der Pferdeführer Couplet
82
von der 320 m Sohle, der, ohne eine Wort zu sagen, ohnmächtig zu
Boden fiel. Als man ihn wieder aufgerichtet hatte, sagte er stöh-
nend : ”Es sieht schlecht aus auf der 326 m Sohle. Das Pferd konnte
dort durch die nach Fäulnis riechenden Gase nicht mehr weiter.”
Erschreckt kehrten die Fahrjungen vor Ort zurück und riefen :
”Wir müssen sofort fliehen!”
Durch diesen Ausruf trat auch mir die Gefahr klar und deut-
lich vor Augen und ich sagte : ”Laßt uns sofort flüchten und der Ge-
fahr aus dem Wege gehen.” Durch einen Alarmruf rief ich die Ar-
beiter E. Cuvelier und L. Castel herbei, welche 24 m höher von uns
entfernt beschäftigt waren. Daraufhin alarmierten die beiden den
noch höher beschäftigten Pruvost und seinen minderjährigen Gehil-
fen Delplanque. Sie stiegen gemeinsam zu uns herab, wodurch wir
eine Gruppe von 11 Personen bildeten. Nach einer kurzen Beratung
machten wir uns auf den Weg und gelangten zur 326 m Sohle. Hier
machte sich der Geruch von Kohlensäure bemerkbar, sodaß wir
schnell flüchteten und in einer unbenutzten Nebenstrecke Zuflucht
suchten. Dort machte der kleine Delplanque eine entsetzliche Ent-
deckung. Ein Mann lag ausgestreckt und bewegungslos auf dem Bo-
den. Mit einem betäubenden Aufschrei rief Delplanque uns herbei.
Ich schüttelte den am Boden liegenden an Händen und Füßen, Pru-
vost tat das gleiche. Der Unglückliche war nur mit einer Hose be-
kleidet. Um sein Gesicht zu erkennen, drehten wir ihn auf die rechte
Seite und ich erkannte, daß es der Kamerad meines Onkels Lücien
war. Verwirrt erhob ich mich und entdeckte einen weiteren Toten,
der ausgestreckt mit dem Bauch auf dem Boden lag. Als Kleidung
trug er nur die Arbeitsjacke. Nachdem wir ihn umgewendet hatten,
machte ich die Feststellung, daß es sich bei diesem Toten um den Ar-
beitskollegen Dussart handelte, welcher im Kohleflöz Josephine ar-
beitete und hier bei der Flucht ums Leben gekommen war.
Im Reiche des Todes und der Verwüstung
Wir fragten uns : ”Was sollen wir jetzt machen? Aufgeben oder
den Versuch unternehmen, unsere Existenz zu retten?” Diesbezüg-
lich hatte jeder eine andere Meinung. Schließlich war die Meinung,
die unser ältester Kamerad Pruvost äußerte, ausschlaggebend, näm-
lich standhaft zu bleiben und weiter zu kämpfen. Mühsam bahnten
wir uns einen Weg durch einen Stollen, der zur Kohleader Josephi-
ne führte. Dabei machte sich immer mehr unsere Kraftlosigkeit be-
merkbar. Sie führte dazu, daß Cuvelier mich auf einmal wie wahn-
53
sinnig mit verwirrten Augen anstarrte und sagte : ”Das erschlägt ei-
nem den Schädel.” Daraufhin beschloß ich umzukehren. Welche
Enttäuschung! Wir hatten auf die Erhaltung unseres Lebens ge-
hofft, statt dessen drohte uns überall der Tod. Trotz alledem fühlte
ich mich so stark wie nie zuvor, um weiter gegen ihn zu kämpfen.
Nur Bergleute werden sich vorstellen können, welche Energie auf-
gebracht werden mußte, um in diesem Irrgarten den andauernden
Folterqualen Widerstand zu leisten. Wir kehrten gemeinsam um
und folgten einer nach dem anderen den Schritten des Vorgängers.
Vor mir versuchte der kleine Delplanque, müde und mutlos, voran-
zukommen. Plötzlich brach er aber zusammen und stöhnte jam-
mernd : ”Danglot, ich kann nicht mehr!”
Vergebens bemühte ich mich, ihn wieder aufzurichten, jedoch
er konnte nicht mehr und blieb zurück. Wir versuchten aber den
Verhältnissen entsprechend weiterzukommen. Eine zeitlang danach
wollte ich mit Cuvelier, der mir als erster gefolgt war, sprechen, er-
hielt aber keine Antwort. Beim Umschauen merkte ich, daß er nicht
mehr da war, auch Albert Alphonse fehlte. Ihr Fehlen beunruhigte
uns sehr, konnte uns aber nicht darin hindern, weitere Anstrengun-
gen zu machen, dieser ungesunden Luft zu entfliehen. Dies war aber
nicht von langer Dauer, denn auch Noiret stürzte total erschöpft zu
Boden weil ihm die erforderliche Luft zum Weitergehen fehlte. Ich
zog sofort meine Jacke aus und schwenkte sie von rechts nach links
über den Unglücklichen, um ihn zu erfrischen. Vandenoffe folgte
meinem Beispiel, so daß wir erreichten, das jeder eine zeitlang da-
nach, so gut es eben ging, wieder vorwärts kam. Eine Weile danach
erloschen unsere Lampen und wir gerieten in einer immerwährende
Dunkelheit. Um weiter voran zu kommen, ergriffen wir mit unseren
Händen die Preßluftleitung, die zum Schacht führte, wo die leeren
Wagen aus dem Förderkorb und die vollen hineingestoßen wurden.
Wiederholt gaben uns diese Rohrleitungen auch Gelegenheit,
Klopfsignale zu geben. Bald mußten wir aber feststellen, daß dies
vergebens war, weil die Leitungen infolge des Zusammenbruchs der
Strecken unterbrochen waren. Dadurch konnten unsere Signale
nicht gehört werden.
Um vorwärts zu kommen, mußten wir uns mit den Händen ei:
nen Weg durch die Trümmerhaufen bahnen und wie Schnecken
über dieselben kriechen. Wieviel Zeit das in Anspruch genommen
hat, ist unmöglich zu sagen. Es war aber nicht nur schwer und grau-
enhaft, sondern auch abscheulich und gräßlich. Unsere Hände be-
54
rührten Leichen und zogen Lampen, Kleidungsstücke sowie vieler-
lei, das durch den Druck der Explosion durch den Stollen geflogen
war, aus dem Trümmerhaufen hervor.
Für uns hieß es nur weiterkommen, siegen oder sterben. Nach
der Überwindung dieser Hindernisse hofften wir Erleichterung zu
finden, aber das Gegenteil war der Fall. Der Verbindungsweg Dupi-
re und ein Aufhau auf der Sohle 326, der nach Sallaumines führte,
gaben uns erneut große Hoffnung, alsbald das Tageslicht erblicken
zu können. Leider fanden wir auf diesem Weg dasselbe wie zuvor.
Wir stellten uns die Frage : ”Wohin jetzt? den Weg weiter gehen oh-
ne Licht, Nahrung und Getränke? Womit sollen wir unseren Durst
und Hunger stillen?” Noiret hatte zwar noch immer seine Trinkfla- |
sche bei sich, die er an verschiedenen Stellen während der Flucht,
wo Wasser vorhanden zu sein schien, auffüllte. Man konnte aber
nicht sagen, ob es Wasser oder sogar Blut war. Deshalb kamen wir
auf den Gedanken, den Inhalt der Flasche zu filtrieren. Dazu be-
nutzten wir den Stoff unserer Jacke und setzten uns wieder in Bewe-
gung, ohne Rast noch Ruhe, ohne zu wissen, welche Stunde ge-
schlagen hatte und welcher Tag angebrochen oder zu Ende gegan-
gen war. Man verstand sich gegenseitig nicht mehr, keiner konnte
dem anderen einen Rat erteilen. Die Schwächen und die Leiden
schmetterten uns nieder. Einfälle, Gedanken und Sinne waren wie
verschwunden; deshalb begriffen wir auch nicht mehr, was wir ta-
ten. Wie kleine Kinder machten wir unsere Hosen naß. Das einzige,
das wir noch einigermaßen verständlich zum Ausdruck bringen
konnten war : ”Wir haben Durst!” Couplet flüsterte ohne Unterlaß
kläglich und jammernd die Worte : ”Mutter, Mutter!”
Einbildung und tragische Szenen
In dieser verzweifelten Lage wandte sich jeder ergriffen von
Furcht und Bangigkeit an seine Familienangehörigen. Auch ich
glaubte im Fieber, welches sonderbare Einfälle mit sich bringt, zu
Hause in meinem Bett zu sein und rief meiner Frau zu : ”Mach
doch die Lampe an!” Aber diejenige, die ich im Traum versunken
vor mir sah, antwortete nicht. Ich flehte sie an : ”Mach mir doch ei-
ne Tasse Kaffee, um meinen Durst zu stillen!” Aber alles um mich
her blieb dunkel und stumm. Ich wurde zornig und begann wütend
um mich zu schlagen. Während dieser zügellosen Gebärden ergriff
ich eine Hand, zog sie an mich und biß jähzornig hinein. Hastig wur-
de sie zurückgezogen, denn es war die Hand meines braven Freun-
des Pruvost. Er versuchte, so gut wie er konnte, mich zu beruhigen;
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es dauerte jedoch noch eine zeitlang, bis mein Wutanfall vorüber
war. Glücklicherweise hatte diese Zwangsruhepause dazu beigetra-
gen, erneut Selbstvertrauen und Zuversicht in uns zu wecken. Einer
nach dem anderen rafften wir uns auf und machten uns auf den
Weg zur 326 m Sohle, wo wir glaubten, eine Rohrleitung zu finden,
um erneut Klopfzeichen geben zu können. Beim Weitergehen dran-
gen dann plötzlich das Wiehern und die Tritte eines Pferdes an un-
ser Ohr. Es war das Pferd von Couplet, welches uns höchstwahr-
scheinlich sprechen gehört hatte und hoffte, bei uns Schutz zu fin-
den. Wir tasteten vorsichtig nach ihm und als wir seinen Körper
und Kopf mit unseren Händen zu streicheln begannen, schien es er-
freut zu sein. Armes Tier, sagten wir uns, du bist genau so einsam
und verlassen wie wir. Dieses Mitgefühl wurde aber schnell wieder
durch den Hunger und Durst, die uns quälten, aus unseren Herzen
vertrieben, so daß wir spontan dachten : Zu Hause in unseren Woh-
nungen haben wir regelmäßig Pferdefleisch gekocht oder gebraten
gegessen, warum sollten wir hier unten in unserer Situation kein ro-
hes essen? Ohne zu zögern beschlossen wir den Tod des Pferdes. Ar-
mes Tier, du hast Freunde gesucht und Henker gefunden. Selbst die-
se Gedanken konnten unseren Entschluß nicht verhindern. Mit ei-
ner Haue versuchten Couplet und ich, das Tier zu töten. Mehrere
Schläge mit der Spitze der Haue trafen aber nicht die richtige Stelle
am Kopfe des Tieres. Rasend und wütend vor Schmerzen schlug es
um sich und versuchte auszureißen.
Wird es uns jetzt töten? Wir ergriffen in der Dunkelheit, was
uns in die Hände fiel, um eine Barrikade zu errichten. Zufällig stan-
den dort einige leere Grubenloren, zwischen denen es zusammen-
brach und bewegungslos liegen blieb. Vorsichtig näherten wir uns in
der Dunkelheit dem Tier, welches kein Lebenszeichen mehr von
sich gab. Noiret war mir sofort behilflich, um mit meinem Messer
Fleischstücke aus Oberschenkel und Hüfte des Pferdes schneiden zu
können. Dieses rohe und rauchende Fleisch wurde für uns zu
Leckerbissen. Nachdem wir uns reichlich an diesem Gastmahl gesät-
tigt hatten, nahmen wir noch einige Stücke als Reserve mit und setz-
ten von den Qualen des Hungers befreit unseren Fluchtweg fort.
Unsere Notrufe wurden beantwortet
Nachdem wir die Bemühungen, einen Ausweg zu finden wäh-
rend einiger Zeit, deren Dauer ich nicht angeben kann, fortgesetzt
hatten, erreichten wir endlich auf der 326 m Sohle die langersehnte
56
Stelle, wo am Schacht die Loren in den Förderkorb hineingestoßen
oder herausgezogen wurden. Dort wurden unsere Notrufe von Sti-
men aus einiger Entfernung beantwortet. Wir eilten in die Rich-
tung, aus der uns die Stimmen entgegen schallten und begegneten
dem Kameraden Neny und seinem Hilfsarbeiter. Die erste Frage, die
wir ihnen stellten war : ”Habt ihr Licht” - ”Oh Nein” war die Ant-
wort, darum haben wir die Kameraden Woittiez, Boursier, Henri
Castel und den kleinen Pruvost verloren. Sie sind eine zeitlang mit
uns marschiert und haben uns dann verlassen, um nach Streichhöl-
zern auf der 280 m Sohle zu suchen. Wir legten eine Ruhepause in
der unheimlichen Finsternis ein, während sich Neny und Martin
mit unserem mitgeführten Pferdefleisch den Hunger stillten. Als wir .
später die Kohleader Adelaide zu erreichen versuchten, mußten wir
abermals dasselbe Schicksal wie vorhin erdulden. Hunger und Durst
begannen uns immer mehr zu foltern. Wir zerkauten Holzstücke,
begannen den Stoff der mitgeführten Bündel zu essen und tranken
unseren eigenen Urin. Hunger und Durst raubten uns jede Bangig-
keit und Furcht vor Vergiftung. Angesichts dieser körperlichen
Marterqualen verloren einige die Kraft durchzuhalten. Ich ermutig-
te sie und rief ihnen zu : ”Wir haben soviel Unnützes getan und dür-
fen jetzt, wo wir noch leben, nicht aufgeben. Laßt uns weiter versu-
chen, diesem finsteren Gefängnis zu entfliehen und diejenigen zu
finden, die noch am Leben sind. Albert ist zurückgeblieben, wer von
uns kann behaupten, daß er tot ist?”
Lefebvre antwortete, er sei sicher, daß er noch lebe und nur
schlafe. ”Gut”, sagte ich, ”laßt uns aufbrechen und zwischen den
Sohlen 280 und 326 suchen.” Lefebvre übernahm die Führung und
fand Albert. Ich näherte mich ihm, er hatte schäumende Lippen
und sah gräßlich auf dem Boden kauernd aus. Vorsichtig trocknete
ich seine Lippen und half ihm das einzige und miserable Getränk,
den Urin zu schlucken. Aber alles war vergebens, er hauchte in un-
serer Gegenwart seinen letzten Atemzug aus. Wie traurig dieser
Vorgang war, ist nicht mit Worten zu schildern. Ich flüsterte über
ihn gebeugt die Worte : ”Heute warst du an der Reihe, lieber Lei-
densgenosse Albert, wer weiß, wer dir als Nächster folgen wird?”
Wir zogen weiter und fanden als nächsten den kleinen Deplanque,
den wir verloren hatten. Auch er lag leblos auf dem Boden und wir
konnten ihm keine Hilfe mehr bringen. Pruvost, der wußte, daß De-
planque immer Streichhölzer in seiner Hosentasche hatte, gab den
Rat, seine Hosentaschen abzutasten, um dieselben zu finden. Wir ta-
ten es mit Erfolg. Weil er aber, höchstwahrscheinlich im Todes-
57
kampf, seine Hose naß gemacht hatte, waren sie feucht und un-
brauchbar geworden. Es blieb uns nichts anderes übrig, als weiter-
hin die unheimliche Finsternis, die Unsicherheit sowie die kraftlos
machenden Hunger und Durst zu ertragen. Während wir hin und
auch wieder zurück durch Strecken und Stollen unterwegs waren,
ohne zu wissen, ob es Tag oder Nacht war, um diesem Todeskerker
zu entfliehen, ernährten wir uns in der verpesteten Luft mit rohem
Pferdefleisch, das nach Fäulnis roch, und tranken unseren eigenen
Urin, sobald wir solchen machen konnten. Stunden der Hoffnungs-
losigkeit raubten uns den Mut durchzuhalten und die Müdigkeit
und Schwäche nahmen überhand. Sogar Pruvost wollte aufgeben
und sagte mir in kläglichem Ton : ”Danglot, ich kann nicht mehr!”
Darauf rief ich ihm zu : ”Pruvost, du warst doch immer tapfer und
kaltblütig, du darfst nicht aufgeben!” Diese Worte richteten ihn wie-
der auf. Mit neuem Mut versuchten wir, uns weiter nach allen Rich-
tungen hin in einer Tiefe zwischen 231 und 326 m fortzubewegen
und durch Klopfzeichen auf uns aufmerksam zu machen. Nachdem
dies immer wieder vergebens gewesen war, versuchten wir es in
Richtung der Nachbargrube Nr. 2 von Billy. Zuvor wollten wir uns
aber noch an einem Stück Pferdefleisch stärken, der Geruch dessel-
ben war nicht mehr zu ertragen. Wir beschlossen, es am Fuße eines
Stempels unter der Erde zu verscharren.
Danach bewegten wir uns, auf Knieen und Bauch kriechend
sowie auf der rechten oder linken Seite liegend, über Trümmerhau-
fen, Leichen und nochmals Leichen fort. Wir glaubten, das Ende al-
ler Qualen wäre nahe gewesen, aber das Gegenteil war der Fall. In-
folgedessen beschlossen wir umzukehren. Als wir wieder an der
Mündung des Blindschachtes angekommen waren, suchten wir zu-
nächst nach einem bequemen Mittel, um durch denselben hinabge-
langen zu können. Couplet sagte uns daraufhin, daß er die lange
Kordel, womit er sein Pferd geführt habe noch bei sich habe. Mit
dieser Kordel seilten wir dann einen nach dem anderen bis am Fuße
des Schachtes ab.
Keiner wird sich vorstellen können, in welcher Verfassung wir
uns befanden, als wir auch diese furchtbaren Anstrengungen verge-
bens gemacht hatten. Glücklicherweise war dort die Luft gut und
während wir eine Ruhepause einlegten, begaben sich drei unserer
Männer auf den Weg, um das verscharrte Pferdefleisch zu holen.
Trotz seines widerlichen Geruches verspeisten wir es und warteten
darauf, Wasser machen und dasselbe trinken zu können. Mit Wor-
ten lassen sich weder die Todesangst, noch das Unwohlsein und die _
58
Höllenqualen, die wir während der folgenden Stunden erdulteten,
ausführlich beschreiben. Hilf- und kraftlos kamen die Worte :
”Herrgott, was haben wir getan, um so im Stich gelassen zu
werden?” Von der Kälte geplagt sahen wir keinen anderen Ausweg,
als uns weiter fortzubewegen. Schließlich führte der Weg, den wir
eingeschlagen hatten, uns zu einem Pferdestall. Vor demselben ent-
deckten wir die Leiche eines Pferdes, die sich im Zustand der Ver-
wesung befand. Trotzdem nahm einer nach dem anderen ein Stück
dieses Fleisches zu sich. Anschließend machten wir uns auf die Su-
che, an dieser Stelle irgend einen nützlichen Gegenstand zu finden.
Welch ein Glück! Ein Eimer wurde gefunden. Einer von uns begab
sich mit demselben an eine Stelle, wo Wasser heruntertröpfelte.
Welch eine Erquickung, endlich wieder einmal einen Schluck Was-
ser trinken zu können! Als das geschehen war, bescherte uns ein
zweiter Fund eine weitere Überraschung. Es war ein Sack, in wel-
chem sich noch Hafer befand. Ich reichte jedem eine Handvoll da-
von, die wir mit Genuß wie ein Pferd knabberten. Ja, liebe Leser, Sie
können es glauben, es war ein Hochgenuß, den nur der empfinden
kann, der einmal ausgehungert in einen Speisesaal geführt wurde,
wo die Tische mit wohlriechenden Speisen gedeckt waren. Wir sät-
tigten uns so gut wie möglich und machten anschließend eine wohl-
tuende Ruhepause.
Eine neue Hoffnung brachte uns wieder in Bewegung
Als wir wieder ein wenig aufgemuntert waren, versuchte ich
noch einmal auf einem Rohr der Preßluftleitung Klopfzeichen zu
geben und gleichzeitig ließen meine Leidensgenossen Hilferufe ertö-
nen. Was wir nicht im geringsten erwartet hatten, wurde Wirklich-
keit. Stimmen antworteten uns. Wie von einem Fieberschauer befal-
len riefen wir alle zur gleichen Zeit aus : ”Soll das das Ende unserer
Trübsal bedeuten?” Wir warteten zitternd vor Aufregung, aber kei-
ner näherte sich uns. Von Zeit zu Zeit wiederholten wir unsere
Schreie nach Hilfe und jedesmal antworteten die gleichen Stimmen.
Dadurch gelangten wir zu der Überzeugung daß die Antwort von
Kameraden kam, die in einem Loch in der Grube, wie wir, im dun-
klen Irrgarten eingeschlossen waren. Wir zögerten nicht lange und
faßten den Entschluß, wieder den Blindschacht von 303 emporzu-
steigen um zur Sohle 280 zu gelangen. Ein Unternehmen, welches
viel Zeit sowie große Anstrengung erforderte.
Die Folge davon war, daß wir wieder einmal total erschöpft ei-
nen Stollen betraten, welcher sich in unergiebigem Erdreich der
59
Grube befand. Wie gelähmt von der Kraftlosigkeit kamen wir 200
m weiter nach vorne zuerst am Fuße von 231 und zuletzt am
Streckenausgang am Schachte an. Dort hörten wir deutlich die
Stimmen der Gesuchten. Überglücklich und voller Spannung nahm
das Gespräch mit ihnen seinen Anfang. Boursier stellte als erster die
Frage ”Wer ist da?” - ”Wir!” war unsere Antwort. - ”Wer, Wir? Sagt
uns eure Namen!” Nachdem dies geschehen war, ertönten zur glei-
chen Zeit in der grausigen Dunkelheit die herzzerreißenden Worte :
PAPA - MEIN JUNGE! Knieend umschlangen sich zwei menschli-
che Körper, unterbrochen durch Schluchzen und Küsse. Es war die
Stimme des Blutes, die an unsere Ohren drang! Vater und Sohn, un-
ser wackerer Kamerad Pruvost und sein kleiner Sohn Anselm um-
armten sich in natürlicher Zuneigung immer wieder in diesem fin-
steren Irrgarten. Ich überlasse es der Phantasie jedes einzelnen Le-
sers, sich ein Bild von dieser Begegnung zu machen. Sie war atembe-
raubend und herzzerbrechend. Ein Vater hatte sein verlorenes
Kind rund 300 m tief in der Erde wiedergefunden. Wir alle waren
tief ergriffen, weinten und dachten an unsere Lieben daheim, die
wir auch gerne in diesem Augenblick in die Arme geschlossen hät-
ten.
Durch die Zusammenkunft mit diesen dreien : Anselm Pru-
vost, Boursier und Woittiez hatte unsere Gruppe die Zahl 13 er-
reicht. Diese Zahl, die allgemein als Unglückszahl angesehen wird,
wurde für uns zu einer Glückszahl. Denn diese Begegnung hatte un-
sere Moral gestärkt. Wir fühlten uns weniger verlassen, verloren
und unschlüssig in unserem Schicksal. Sie hatte uns außerdem auf-
gemuntert und die Hoffnung aufs Überleben neugestärkt in uns auf-
blühen lassen. All das gab uns den Anschein, als habe sich alles zu
unseren Gunsten verändert.
Das weitere Essen von Pferdefleisch sowie das Leeren und Fül-
— Ien unserer Trinkflaschen vollzogen sich im Untergrund in 235 m
Tiefe wie bei einem fürstlichen Festmahl, wo nur die Beleuchtung
fehlte. Unsere Pulsschläge brachten unsere Herzen in festliche Stim-
mung. Vergessen waren Müdigkeit, Drangsal und Sorgen. Wir
durchschwammen einen Teich voll von Illusionen, glaubten jeden
Augenblick, unsere Schwiegereltern, Frauen, Mütter und die Ge-
sichter unserer lieben Kinder wiedersehen zu können. Dieser Glau-
be und diese Hoffnung ließen uns aber auch eine zeitlang still und
sanft ruhen. Wie lange weiß ich nicht, denn um die Zeit feststellen
zu können, fehlte uns der diesbezügliche Gegenstand. Als wir da-
nach wieder den Aufbruch wagten, wurde uns Woittiez, der dieses
60
Revier besonders gut kannte, ein guter Führer, Berater und Helfer.
Unter seiner Leitung stiegen wir einen Schrägstollen hinab, um zur
280 m Sohle zu gelangen. Hierbei mußten wir nicht nur über Trüm-
merhaufen von Erde, Gestein, Stempeln und Kappen, sondern auch
über viele Leichen unserer Arbeitskameraden kriechen und schrei-
ten. Auch die Luft, die immer wärmer wurde, machte uns darauf
aufmerksam, daß das Feuer nicht weit von uns entfernt war. Des-
halb versuchten wir eiligst voranzukommen. Dabei begegneten uns
aber die gleichen Hindernisse wie vorhin.
Schließlich gelangten wir nochmals durch einen‘ anderen
Schrägstollen auf dem Wege nach Julie, der uns zwischen 306 von
Billy, Grube Nr. 2, und 280 sowie zum Ausgang der Strecke am .
Schacht Nr. 3 von Mericourt führte. In Richtung Billy wurden un-
sere Kräfte erneut schwer in Anspruch genommen, denn dort konn-
te man, auf einer Länge von 400 m nur auf dem Bauch kriechend
weiterkommen. Als wir das überstanden hatten, machten wir die
Feststellung, daß wir uns am Kopfe eines Kohlestrebes befanden. Es
blieb uns keine andere Wahl, wie in diesen hinein- und hinabzustei-
gen. Am Fuße desselben angekommen, stießen wir auf eiserne Gru-
benloren. Diese Wahrnehmung hatte für uns eine wichtige Bedeu-
tung, denn in Mericourt waren nur hölzerne Grubenloren in Ge-
brauch. Beim weiteren Hinabsteigen wollte der Zufall, daß wir mit
einer Preßluftrohrleitung in Berührung kamen, die uns zum Weg-
weiser wurde. Nachdem wir derselben etwa 700 m weit gefolgt wa-
ren, gewannen wir den Eindruck, vor einer Tür angelangt zu sein.
(Forts. folgt)
61
Eines Menschen Gedenken
von M. Th. Weinert
Das Blausteinkreuz
am alten Feldweg
trägt die Inschrift :
”Andreas Schweitzer
verstarb allhier
den 10. April 1780”
Traf ihn ein Schlag
an dem Tage?
Oder ein Mörder
zur Nacht?
Warf ihn sein Pferd ab
und er blieb liegen?
Sprang ihn ein Wolf an?
Stürzte er über den Weidenstumpf
und man fand ihn zu spät?
Erfror er im Schlafe?
Hoffte er noch, oder
blieb keine Zeit mehr,
um zu begreifen?
Wen ließ er zurück,
der ihm lieb war?
Wer setzte das Steinkreuz für ihn?
Einer, der hinschaut,
hat viele Fragen
vor diesem Stein,
der nicht antwortet -
nur einen Namen nennt
und den Tag eines Schicksals,
eines Menschen Gedenken.
62
. . ° °
Kirchendiebstahl in Gemmenich -
vor 80 Jahren !
von Alfred Bertha
Seit Jahren schon stehen die Verantwortlichen der Pfarren und
Gemeinden vor dem schier unlösbaren Problem, wie sie die Kunst-
schätze in Kirchen und Kapellen diebessicher schützen könnten. In
den meisten Gemeinden hat man sich schweren Herzens entschlos-
sen, das Gotteshaus außerhalb der Gottesdienstzeiten
abzuschließen. Doch auch dies bringt nur bedingt Sicherheit, und so V
werden Kunstdiebstähle wohl weiterhin Polizei und Gerichte be-
schäftigen. Manchmal kann es Jahrzehnte dauern, bis ein irgendwo
entwendetes Kunstwerk wieder auftaucht. So geschehen Ende No-
vember 1983 : Aus Innsbruck wurde gemeldet, daß zwei im Jahre
1936 aus der Kirche von Albions b. Klausen in Südtirol entwendete
Holzplastiken im Londoner Auktionshaus Christie’s zum Verkauf
angeboten wurden! Man kann also davon ausgehen, daß die beiden
Heiligenfiguren bald wieder ihren alten Platz in Albions wiederfin-
den werden.
Daß es jedoch auch bei nicht umstrittener Eigentumsfrage zu
Schwierigkeiten bei der Rückführung gestohlener Gegenstände
kommen kann, zeigt ein nunmehr 8 Jahrzehnte zurückliegender
Fall aus Gemmenich, wo sich, einer Pressemeldung vom 2.9.1905
zufolge, in der Nacht vom 29. auf den 30. August 1905 Diebe Zu-
gang in die St. Hubertus-Pfarrkirche verschafft hatten und ”vier
Holzstatuen, die jede 15 Kilo wogen und aus dem 12. Jahrhundert
herrührten”, entwendeten. Diese Antiquitäten hatten, laut der Zei-
tung, einen Kunstwert von mehr als 6.000 Franken, welche Summe
verschiedene Male dem Ortspfarrer geboten worden sei. (1)
In seiner Samstagsausgabe vom 9. September 1905 berichtete
das ”Freie Wort”, die von der Justiz eingeleitete Untersuchung sei
ergebnislos verlaufen, da man angenommen habe, daß die Diebe die
nahe holländische Grenze überschritten hätten. Einer Meldung zu-
folge sei der-Dieb mit seinem Kirchenraub nach Amsterdam geflo-
hen und dort durch die Polizei dingfest gemacht worden. Den Wert
(1) "Das Freie Wort” von Samstag, dem 2.9.1905
63
der gestohlenen Plastiken bezeichnete die Zeitung mit 15.000 Fr
und sie schlußfolgerte, die Gemmenicher Pfarrkirche werde wohl
wieder recht bald in den Besitz des gestohlenen Schatzes kommen.
Dem Besucher der Gemmenicher Pfarrkirche fällt auf den er-
sten Blick nicht auf, daß der schöne geschnitzte Altaraufsatz, der
wie aus einem Guß aussieht, größtenteils rekonstruiert ist und nur
das Mittelteil mit der Kreuzigungsgruppe zum ursprünglichen Reta-
bel gehört. Wie es dazu gekommen ist und an welchen Hindernissen
die Rückführung der gestohlenen Holzplastiken gescheitert ist, wol-
len wir im folgenden nachzuzeichnen versuchen.
Nach dem Diebstahl herrschte ziemliche Aufregung in Gem-
menich und es wurde überlegt, welche Schritte gegen den Kirchen-
räuber zu unternehmen seien. Der Bürgermeister wandte sich an
den Justizminister, worauf dieser erwiderte, die Nationalität der Kir-
+ chendiebe (daraus könnte man folgern, es habe sich um mehrere Die-
be gehandelt) lasse keine strafrechtliche Verfolgung in Belgien zu
und deshalb sei das Dossier von Verviers an die niederländischen Ju-
stizbehörden weitergeleitet worden. Gleichzeitig teilte der Justizmi-
nister mit, er habe den Außenminister gebeten, bei der niederländi-
schen Regierung zu intervenieren, damit die gestohlenen Kunstge-
genstände so bald wie möglich nach Gemmenich zurückgebracht
würden.
Bei der am 10.4.1906 vor dem Maastrichter Bezirksgericht
stattfindenden Gerichtsverhandlung kam es zur Verurteilung des
Kirchendiebes, des aus Kerkrade stammenden Handelsvertreters
Jan Jos. Mines. Das Urteil wurde am 30.5.1906 durch den Hof zu
’s Hertogenbosch bestätigt, jedoch legte Mines sofort Revision dage-
gen ein. Die gestohlenen Gegenstände wurden bei dem Vaalser An-
tiquitätenhändler Rene Ferrand, der sie von Mines erstanden hatte,
beschlagnahmt und beim Gerichtsschreiber von ’s Hertogenbosch
deponiert.
Der Antiquitätenhändler klagte nun auf Herausgabe der von
ihm erstandenen Gegenstände, während die Kirchenfabrik Gemme-
nich ihrerseits, vertreten durch ihren Rendanten Hubert Reinders,
einen Maastrichter Anwalt mit der Vertretung ihrer Interessen be-
auftragte.
Der Maastrichter Anwalt Tripels forderte in seinem Schriftsatz
vom 14. Juni 1906, die beschlagnahmten Kunstgegenstände freizu-
geben, deren Rückgabe anzuordnen und den Beklagten, den Vaalser
Antiquitätenhändler, in die Kosten des Verfahrens zu verurteilen.
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Dieses nach dem Kirchendiebstahl von 1905 angefertigte Foto zeigt das von dem
Dieb zurückgelassene Mittelbild des Gemmenicher Altares.
Ein Vergleich mit dem heutigen Zustand zeigt, daß bei der 1908-09 durchgeführten
Restaurierung auch nicht unwesentliche Änderungen vorgenommen wurden. Man
vergleiche, z.B., die Haltung des linken Schächers. Daß Peeters sich einige Freiheit
genommen hat, zeigt auch die Frauenfigur am linken unteren Bildrand, die zum
Mann umgeformt wurde!
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Das Mittelbild des Gemmenicher Altares mit der Kreuzigungsgruppe, so, wie es sich
heute darstellt. (1984)
Foto A. Jansen
66
Die Gegenpartei wollte vom Gericht die Klage als in allen
Punkten unannehmbar erklärt sehen, die Beschlagnahme aufheben
lassen und die sofortige Freigabe der genannten Gegenstände erwir-
ken. Die Prozeßkosten sowie alle anderen dem Ferrand entstande-
nen und noch. entstehenden Unkosten solle Gemmenich tragen.
In weiteren Eingaben an das Gericht vom 8. Nov. bzw. 6. De-
zember 1906 versuchten beide Parteien, ihre Ansprüche zu unter-
mauern, wobei der Anwalt Ferrands, wohl wissend um die Schwä-
che seiner Argumentation, sich vor allem bemühte zu beweisen, daß
die Ansprüche Gemmenichs wegen Formfehler zurückzuweisen sei-
en. Dabei stützte er sich auf ein kaiserliches Dekret vom 30. Dez. .
+ 1809, demzufolge alle gerichtlichen Schritte zuerst namens der Kir-
chenfabrik und an zweiter Stelle erst namens des Rendanten besag-
ter Kirchenfabrik eingeleitet werden mußten. Zuvor aber hatte ein
von der Provinzialregierung (Permanentdeputation) gutzuheißender
Beschluß des Kirchenfabrikrates zu stehen.
Im vorliegenden Falle gab es weder einen offiziellen Beschluß
der Kirchenverwaltung, noch eine Genehmigung der Provinzialre-
gierung. Eine im Nachhinein eingeholte Bestätigung des Bischofs
von Lüttich wie auch der Permanentdeputation, daß die erforderli-
che Genehmigung zur Prozeßführung, falls angefragt, auch erteilt
worden wäre, konnte nicht berücksichtigt werden.
Am 28. Febr. 1907 befaßte sich das Bezirksgericht Maastricht
erneut mit dem Gemmenicher Kirchendiebstahl. Dabei wurde
unmißverständlich von Seiten der Richter zugegeben, daß die Kir-
chenfabrik Gemmenich Eigentümerin der gestohlenen Gegenstände
“war, wobei es sich im einzelnen um vier Figurengruppen mit den
Darstellungen der Geißelung, der Kreuztragung, der Kreuzabnah-
me und der Auferstehung handelte.
Das Gericht wiederholte noch einmal die schon bekannten
Fakten und kam dann zu folgendem Urteil :
Die Klage Gemmenichs wird abgewiesen, weil der Rendant nicht
befugt ist, dergleichen Prozeß anzustrengen und weil die Kirchenfa-
brik sowohl bei der Beschlagnahme am 30.5.1906 wie bei der Vorla-
ge ihrer Forderungen nicht im Besitz der dazu notwendigen Geneh-
migung war. Die Beschlagnahme selber ist nicht nach der im Gesetz
vorgeschriebenen Prozedur geschehen; zudem war sie verfrüht, da
der Beklagte J.J. Mines bereits am 1. Juni 1906 gegen seine vom Ge-
richt zu ’s Hertogenbosch am 30.5.1906 bestätigte Verurteilung Be-
-rufung eingelegt hatte, So daß die Verurteilung noch nicht endgültig
67
war. (Der Einspruch Mines’ gegen das Urteil wurde am 14. Aug.
1906 zurückgewiesen und das Urteil vom 10.4.1906, bestätigt am
30.5.1906, endgültig rechtskräftig.)
Ohne also über den Inhalt der Klage sich äußern zu müssen,
konnten die Maastrichter Richter dem Antiquitätenhändler Fer-
rand die gekauften Skulpturen zusprechen. Gemmenich blieb zwar
das Recht des Einspruchs innerhalb der Einspruchsfrist bis zum 28.
Mai 1907. In einer Dringlichkeitssitzung des Kirchenfabrikrates be-
schlossen die anwesenden Ratsmitglieder, höheren Orts um die Ge-
nehmigung nachzusuchen, eine neue Klage gegen Ferrand anzu-
strengen. Gleichzeitig machten sie jedoch auf die finanzielle Notlage
der Pfarre aufmerksam, die es unmöglich mache, den Prozeß erfolg-
reich weiterzuführen. Die bisherigen Prozeßkosten beliefen sich, so
die Kirchenfabrik, auf mindestens 400 F: eine finanzielle Hilfe
seitens des Bistums wäre somit Voraussetzung einer weiteren
Prozeßführung gewesen.
Am 27. April 1907 versammelt sich der Kirchenfabrikrat er-
neut, um über die Anschaffung einer neuen Kommunionbank und
die Restaurierung eines alten Altarbildes (beides nach Plänen des
Architekten Philippart, der auch den Kirchenumbau in jenen Jah-
ren geleitet hatte) zu beraten. Ein Lütticher Bildhauer namens Pee-
ters hatte für die Kommunionbank einen Kostenanschlag von 1800
F, für den Altaraufsatz einen solchen von 2.000 F eingereicht. Der
Pfarrer hatte schon 3.000 F an Spenden von verschiedenen Pfarr-
kindern erhalten, doch sah er sich genötigt, beim zuständigen Mini-
sterium um Übernahme eines Teiles der Kosten zu bitten.
Die Lütticher Provinzialregierung teilte am 8.2.1908 dem Be-
zirkskommissar Bleyfusz mit, im Ministerium für Kunst und Wis-
senschaften sei das Dossier ”Altar und Kommunionbank Gemme-
nich” geprüft worden. Dabei seien der Hauptaltar und die Restau-
rierung eines alten Altarbildes als unterstützungswürdige Arbeiten
befunden worden und das Ministerium werde 1/6 der Kosten, d.h.
2.000 Fr, übernehmen.
Am 26.3.1908 erteilte das Justizministerium die Genehmigung
zur Aufstellung der neuen Kommunionbank und zur Restaurierung
des alten Altaraufsatzes. Der Justizminister erklärte sich bereit, im
Rahmen der verfügbaren Kredite eine Kostenbeteiligung in Höhe
von 2.300 F zu übernehmen.
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MNSTERE DE LA JURTRE”
17” DIRECTION GENERALE LEOPOLD II, Ro: DES BeLers,
A Lil A tous prösents et A venir, Salut.
Vu le rapport du Gouverneur de In provinea de Liägo, en
date du JILLLES 107 conceruant
Vu V’Arröte royal du 46 acüt 1824 ;
Sur Ia proposition de Notre Ministre de Ia Justice,
Nous avons arröle et arrötonn ı
Article unique. — Est autorisde Vex6culion, conformöment
aux plans el dessins visös par Notre Ministre de la Justice et annex6s au
present Arröte, des travaux design6s ci-aprös :
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Notre Ministre de la Justice est charg6 de V’ex6cution du
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Le Ministre de la Justice,
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POUR EXPÄDITION CONFORME :
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Die Genehmigung des Justizministeriums zur Restaurierung des alten Altaraufsatzes
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Gesamtansicht des Gemmenicher Schnitzaltares (1984)
Foto A. Jansen
Zwischen dem Lütticher Bildhauer und Schnitzer Alphonse
Peeters und der Kirchenfabrik Gemmenich wurde die Restaurie-
rung des alten Schnitzaltares nach den Plänen des Herver Architek-
ten Philippart und den vorgelegten Photos zum Preise von insge-
samt 3.800 F vereinbart. Der Künstler rechnete 2.000 F für die Re-
staurierung und 1.800 F für die vier neuen Plastiken. Er verpflichte-
te sich, die Arbeit vor dem 15. Mai 1909 fertigzustellen.
Alphonse Peeters war in der Holz-, Stein- und Marmorbearbei-
tung ein bekannter Mann. Er stellte in eigenem Atelier Stilmöbel al-
ler Richtungen her, daneben Statuen und Dekorationsobjekte im
weitesten Sinne. Das in der Rue sur la Fontaine Nr. 57 gelegene
Haus konnte sich rühmen, Lieferant Ihrer Kgl. Hoheit, der Prinzes-
sin Clementine von Belgien, zu sein.
Peeters erledigte sich der ihm gestellten Aufgabe zur vollen Zu-
friedenheit der Auftraggeber. Der Königlichen Denkmalschutzkom-
mission, von deren Urteil die Auszahlung der vom Ministerium für
Kunst und Wissenschaften versprochenen Unterstützung in Höhe
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A. Peeters (Lüttich) verpflichtet sich, den Gemmenicher Altar zu restaurieren.
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von 2.000 F abhing, legte das korrespondierende Mitglied, Abbe
Sylvain Balau, am 17. November 1909 ein ausführliches Gutachten
zu der von Peeters geleisteten Arbeit vor. Der Kunstsachverständi-
ge Abbe hatte bei seinem zwei Tage zuvor stattgefundenen Besuch
der Gemmenicher Pfarrkirche feststellen können, daß der Künstler
sich streng an die genehmigten Pläne gehalten hatte. Wörtlich
schreibt Balau : ”Die vier neuen Figurengruppen des Retabels sind
gut gelungen : der Schnitzer hat ihnen den Charakter der Mittel-
gruppe, die alt ist, gegeben. Die teilweise Polychromierung, die aus
einem schmalen Goldrand an den Kleidersäumen und an einigen an-
deren Details besteht, geben der Arbeit keinen größeren Wert. Die
Zeit wird - zum Glück - diese etwas zu grelle Farbgebung mildern.
Ich bin deshalb der Ansicht, die Subsidien in Höhe von 2.000 F zu
Lasten der Beaux Arts auszuzahlen.”
Der Sachverständige schlug gleichzeitig vor, den Altaraufsatz
direkt auf der Predella ruhen zu lassen, weil so die schönen Skulptu-
ren besser zur Geltung kämen. Zudem erhielte der Altar durch diese
kleine Umänderung die ursprünglich vom Künstler vorgesehenen
Proportionen wieder. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil einer
solchen Maßnahme wäre auch, laut Balau, daß bei Austausch der
”abscheulichen Chorfenster” die Sicht auf schöne Fenster nicht
mehr verdeckt wäre.
Es findet sich eigenartigerweise kein weiterer Hinweis auf den
Diebstahl und eine Wiederaufnahme des Prozesses gegen Ferrand.
In Gemmenich hält sich noch heute das Gerücht, der Diebstahl sei
der bei dem Kirchenumbau in finanzielle Bedrängnis geratenen
Pfarre sehr gelegen gekommen und der für die alten Skulpturen er-
zielte Preis habe über die finanziellen Schwierigkeiten hinweggehol-
fen. Die Rechnungsunterlagen sprechen jedoch gegen diese Annah-
me. Es ist nirgendwo von einer Entschädigung Gemmenichs durch
den Antiquitätenhändler Ferrand zu lesen. Auch ging es bei dem
angestrengten Prozeß nicht um eine Bezahlung der gestohlenen
Skulpturen, sondern um deren Wiedergewinnung.
Wosich die 1905 in Gemmenich gestohlenen Skulpturen heute
befinden, Haben wir leider nicht ermitteln können. Der Antiquitä-
tenhändler Ferrand hat noch während der Prozeßzeit seinen Wohn-
sitz nach Paris verlegt. Die Skulpturen dürften dort einen Käufer ge-
funden haben. Im Louvre, wo sie der ehemalige Pfarrer von Gem-
menich, Hw. E. Nyssen, entdeckt zu haben meinte, bekamen wir
auf eine diesbezügliche Anfrage einen negativen Bescheid. Die
Frage bleibt weiterhin offen.
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Geißelung, Kreuztragung, Grablegung und Auferstehung : die vom dem Lütticher
Bildhauer Peeters für Gemmenich hergestellten Seitenbilder des Hauptaltares.
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Fotos A. Jansen
75
Eine Wanderung entlang der Göhl
von Alfred Jansen
Bis nach dem ersten Weltkrieg durchfloß die Göhl mit ihren
rund 50 km Länge drei Länder und, zählt man das ehemalige
Neutral-Moresnet hinzu, so waren es deren sogar vier. Dazu benö-
tigt der Fluß, in den sich der Bach ergießt, das Dreißigfache!
Überhaupt hat die Göhl Besonderheiten, die solche Wasserläu-
fe im allgemeinen nicht haben. Da wäre z.B. der Umstand zu erwäh-
nen, daß seine Hauptquelle in einem Keller entspringt. Dann durch-
quert der Bach in Plombieres (Bleyberg) einen für ihn extra geschaf-
fenen Tunnel von rund 100 m. Wo in aller Welt finden wir so et-
was?
Geschichte staut sich förmlich an seinem Lauf auf. Eine Viel-
zahl von Burgen und Herrensitzen, die bis auf den heutigen Tag er-
halten sind, zeugen davon.
Jahrhunderte lang hat der Bach sein Wasser hergeben müssen,
um das Zinkerz in Kelmis zu waschen. Zahllose Mühlen standen an
seinen Ufern. An diesem Wasserlauf wurde in Meersen im J. 870
der Vertrag zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen
v. Frankreich besiegelt. Durch diesen Vertrag kamen das Elsaß, ein
Teil von Burgund, Friesland und Lothringen an Deutschland.
Landschaftlich gesehen, haben wir es mit einer sehr reizvollen
Gegend zu tun. Grüne Wiesen, hügeliges Gelände, das von weiten
Talmulden bis zu Engpässen zwischen Kalksteinfelsen abwechs-
lungsreich den Lauf des Baches gestaltet. Und, last not least, hat der
Göhlbach auch noch seinen Namen für unsere Geschichtsvereini-
gung hergegeben!
Aber wo hat der Bach denn überhaupt seinen Namen her? Fir-
min Pauquet behandelt das Thema im Göhltalheft N° 1,5. 10, und
er notiert dabei die verschiedensten Schreibweisen des Flußnamens
vom lateinischen ”Gulia” bis zum deutschen ”Göhl”. Was die Deu-
tung des Namens angeht, so beruft sich der Autor auf Dr. Michel
Kohnemanns Untersuchung über die Flurnamen des Walhorner
Landes. Dieser wiederum folgte den ”Nederlandse Waternamen”
von Schönfeld, worin Göhl-Gueule-Geul - vom mnl ”geule”, d.h.
schmales, tiefes Gewässer, abgeleitet wird.
76
Auf eine sehr phantasievolle Erklärung des Namens durch M.
Meerman (”Im Göhltal” Nr. 3, S. 34) eingehend (- Meerman sah in
Göhl” eine Erinnerung an die Normannschlacht von 26.6.891, wo
die Normannen den Namen des Unterweltflusses Gjöll als Schlacht-
ruf verwendet hätten -) kam F. Pauquet in derselben Nummer unse-
rer Zeitschrift (S. 36-37) auf die Frage zurück und brachte einen
Auszug aus der Chronik des Abtes Regino von Prüm, die die älteste
Nennung des Flußnamens Göhl enthält. Aus dem Text scheint nun
klar hervorzugehen, daß unser Fluß seinen Namen schon vor der
Normannenzeit trug. Feller J. (”Origines de quelques noms de lieux
vervietois” in Bull. Soc. Arch. Hist. Bd. 13, 1913) sieht Göhl, Gülpe
und Gileppe als eng verwandte Flußnamen an. ;
Beginnen wir nun unsere Wanderung dort, wo der Bach aus der
Erde sprudelt. Im eigentlichen Sinne muß man von einem Quellge-
biet sprechen, denn da, wo die Göhl entspringt, sind auf einem rela-
tiv kleinen Geländeabschnitt vier oder fünf Quellchen auszuma-
chen. Natürlich wird die Quelle im Keller des Bauerngutes Wed-
ding, auf der Flur Todtleger in Lichtenbusch, da topographisch am
höchsten gelegen, als Ausgangspunkt des Flußlaufes angesehen.
Überqueren wir nun die Autobahn, so haben wir in der Wiese hinter
der Brücke ebenfalls dicht am Waldesrand eine Quelle. Unser Weg
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Im Keller dieses Hofes auf der Flur Todtleger in Lichtenbusch entspringt die Haupt-
quelle der Göhl.
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führt aber halblinks durch den Wald und wir gelangen an einen
Stauweiher, der ebenfalls eine Quelle darstellt. Ein viertes Rinnsal
ist noch auszumachen, ist aber schlecht zugänglich.
Kehren wir um und streben dem Ausgang des Waldes zu. Wir
stellen fest, daß unser Göhlbach schon ein ansehnliches Wasser ge-
worden ist.
Jetzt geht es parallel mit der Autobahn abwärts. Als diese in
den sechziger Jahren angelegt wurde, hat man den Bach in eine Be-
tonrinne geleitet; dort fängt auch schon seine Verschmutzung an.
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Die Göhl zwischen Eynatten und Hauset
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Der Bach in einem Betonbett
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Unser Wasserlauf unterquert die Aachen-Eynattener Str. und
biegt nach links an einem Anwesen vorbei, wo zuvor eine Mühle ge-
standen hat, die von den Jesuiten erbaut wurde, als diese durch Erb-
schaft den Herrensitz ”Vlattenhaus” erhielten. Der Grundstein die-
ser von den Aachener Jesuiten erbauten Mühle ist noch über dem
Türsturz, vom Hof aus gesehen, des Hotels ”Tychon” sichtbar und
weist ein Chronogramm auf. (1)
Weiter schlängelt sich unser Bach an der Vollmühle, einem In-
dustriekomplex, vorbei auf Hauset zu. Dort wird mit dem Göhlwas-
ser ein künstlich angelegter Teich gespeist, der früher als Wasserre-
servoir für die unterhalb gelegene Kupfermühle bestimmt war.
Idyllisch gelegen und mit hohem Baumbewuchs umrahmt ist es
heute ein Fischweiher. Der Bach macht jetzt eine Linkskurve und
umläuft eine bewaldete Bergkuppe. Noch einige hundert Meter und
wir stehen vor der Hammerbrücke, die das Göhltal überspannt.
1843 fuhr der erste Zug über dieselbe. Mit seinen Rundbogen hatte
sich der Viadukt voll in die Landschaft eingegliedert, bis er 1940 zer-
stört wurde. Die jetzige Überführung kann man schlechthin als
Ausbund aller Häßlichkeit bezeichnen.
Direkt hinter derselben stoßen wir auf ”moderne Wohnkul-
tur”, sprich ”Camping”. Nachdem der Bach einen Waldzipfel durch-
quert hat, speist er einen Fischweiher, den ehemaligen Stauweiher
der Hergenrather Mühle, unterläuft die alte Limburger Str., schlän-
gelt sich an dem alten Bauerngut ”Moosbend” aus dem Jahre 1647
auf den Eyneburgerwald zu. Es ist ein besonderes Erlebnis, in diesem
von Wald und Felsen eingeengten Tal zu wandern und in der Stille
dem Gemurmel des Baches zu lauschen. Bis vor einigen Jahrzehn-
ten wurde diese Idylle mehrmals am Tage unterbrochen, wenn von
der Fossey über eine eigens dafür angelegte Feldbahn das Zinkerz
zur Wäsche nach Kelmis transportiert wurde.
Vorbei an der auf einem hohen Felsenpodest gebauten Eyne-
burg windet sich der Bach nach rechts. Spuren der im vorigen Jahr-
hundert hier angelegten Kalksteinbrüche und Kalköfen, die be-
stimmt nicht zur Verschönerung der Landschaft beigetragen haben,
sind heute noch sichtbar. Die Gegend breitet sich vor uns aus, wir
stehen am ”Casinoweiher”. Dieser kleine See war in erster Linie als
Wasserreservoir für das Bergwerk gedacht. Vom Tüljebach sowie
(1) ReCtor aqVensis De so JesVs Me pos VIt (= 1718)
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Am Gut ”Moosbend” (Hergenrath) vorbei fließt die Göhl auf Kelmis zu.
von einer eigener Quelle gespeist fließt der Überschuß der Göhl zu.
Dem Bach hatte man hier eine Staumauer errichtet, so daß das ange-
staute Wasser nach Belieben durch Schleuse und Aquädukt der
Erzwäsche zugeleitet werden konnte.
Weiter geht es an üppiger Galmeiflora vorbei bis zu dem
Punkt, wo der Bach eine scharfe Rechtskurve macht und von linker
Seite den Hornbach aufnimmt. Dieses Dreieck war in unserer Kin-
derzeit eine Badestelle. Die Wasser des Baches kamen indessen un-
geklärt aus der Erzwäsche, waren grau, schmutzig und stanken,
aber waren fast lauwarm. Dagegen führte der Hornbach glasklares
Wasser, aber es war eiskalt. Und wo badeten wir? Natürlich in der
Kloake.
Der Bach unterquert nun die Straße Aachen-Lüttich. Hinter
derselben war linkerhand eine Getreidemühle und an der rechten
Seite verlief der Damm der Eisenbahnlinie Kelmis-Moresnet, dem
wir ein langes Stück folgen werden.
82
Wenn jetzt unser Blick von den schmucken Fachwerkhäus-
chen zu unserer Linken eingefangen wird, so können wir zu unserer
Rechten Baumbestand bewundern, der die moorigen Wiesen ein-
nimmt. Hier wird auch wieder der Bach angezapft; ein Kanal führt
Wasser zur ehemaligen Mühle Schyns, die auch bald erreicht wird.
Vor uns steht nun die imposante Brücke von Moresnet, der größte
Viadukt von Belgien. Das hügelige Gelände zieht sich wieder zu-
sammen und da, wo ehemals die Burg ”Schymper” gestanden hat,
ist der Bach wieder von Felsformationen eingeengt.
Bleyberg oder Plombieres ist der nächste Ort, der durchlaufen
wird. Hier ist schon allerhand mit unserem Bach angestellt worden. }
Die ganze Talsohle war in Schachtanlagen und Hochöfen aufgeteilt.
Verständlich, daß bei dem Erzabbau der Boden immer mehr Wasser
durchsickern ließ. Im Jahre 1861 erhielt die Bergwerksdirektion die
Erlaubnis, den Bach auf einem Stück ihrer Konzession umzuleiten
und durch einen gemauerten Kanal das Eindringen des Wassers in
die Erde zu verhindern.
Heute ist von dem gewaltigen Industriekomplex nichts mehr
zu sehen. An seiner Stelle breitet sich eine große, ausgedehnte Flä-
che aus, die zum Teil aus kahlen, abgetragenen Haldenflächen, und
zum Teil aus Busch und Baumbewuchs besteht. Grasnelke und Gal-
meiveilchen haben sich hier noch behauptet. Zusammen mit dem
noch vorhandenen toten Göhlarm bildet das Ganze für Fauna und
Flora ein ausgezeichnetes Biotop.
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Heute verschwundene Spuren der einstmals regen industriellen Tätigkeit in Bleyberg
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Alte Walkmühle in Bleyberg
Wir kommen nun zu dem eingangs erwähnten Tunnel des
Göhlbaches. Fürwar ein Kuriosum! Unser friedlicher Bach kann
mitunter böse und gefährlich werden. So war nach einer schweren
Unwetterkatastrophe im Jahre 1855 ein Schacht in der Nähe des
Flußlaufes von den Wassermassen erfaßt worden und in der Tiefe
der Erde ertranken sieben Bergleute. Das veranlaßte die Bergwerks-
direktion zu dem Tunnelbau, um in Zukunft solche Unglücke zu
verhüten.
Nachdem jetzt unser Bach die Straße Gemmenich-Bleyberg
unterquert hat, nimmt ihn ein wunderschönes idyllisches Tal auf.
Vorbei an der alten Mühle, die jetzt nur noch Bauernhof ist und die
schon im jahre 1271 in den Chroniken erwähnt wird, führt unser
Pfad uns durch grüne Wiesen und kleine Waldbestände, immer in
Sichtweite der unzähligen Windungen des Göhlbaches. Wir errei-
chen Sippenaeken. Dort befindet sich die einzige wassergetriebene
Getreidemühle, die noch auf belgischem Gebiet in Betrieb ist.
Gerste und Hafer werden dort verarbeitet.
84
Einige Krümmungen weiter stand an der anderen Seite eben-
falls eine Mühle, die als Fachwerkbau immer wieder Maler als Motiv
gedient hat. Ein ausgedehnter Campingplatz verunstaltet wieder un-
sere schöne Landschaft. Vorbei an zwei metallenen Grenzpfählen in
Kegelform (sie wurden 1843 errichtet) verläßt der Bach unser Land.
Jetzt fällt uns vor allen Dingen die große Anzahl von schmucken
und sauberen Fachwerkbauten auf, die das Bild beleben. Epen, Me-
chelen und Wittem sind die nächsten Stationen auf unserer Wande-
rung. Das Kloster in Wittem hat zwei Kardinäle im Laufe seiner Ge-
schichte hervorgebracht. Die Burg gegenüber war im Mittelalter ei-
ne Festung mit sieben Toren. Karl V. hat dort am 21. Okt. 1520 auf
dem Weg zu seiner Krönung in Aachen übernachtet. T
Breit ist das Tal geworden, sehr breit. In der Niederung nimmt
unser Göhlbach die Gulpe auf, die, von Henri-Chapelle kommend,
über Homburg und Teuven ebenfalls eine beachtliche Strecke hinter
sich hat. Fließen die Abwässer der Brauerei in Wylre in den Göhl-
bach? Wohin denn sonst?
Schyn op Geul, Oud Valkenburg, Orte, die zum Verweilen ein-
laden. Die Wasserburg ”Gen Hoes”, sehenswert und sehr romantisch
gelegen, und das Kirchlein birgt einen fast tausendjährigen Tauf-
stein.
Ein besonderes Erlebnis ist die Wanderung von Kasteel ”Scha-
loen” aus die Göhl entlang bis Valkenburg, besonders im Herbst,
wenn die Bäume ihr farbiges Kleid tragen.
Valkenburg, Touristenmittelpunkt mit ausgedehnten Sand-
steinhöhlen und mit einer aus dem Jahre 1041 stammenden Burg.
Seit 1672 ist sie Ruine; es war die einzige Felsenburg Hollands.
Am Stadtrand biegt ein Kanal von der Göhl ab, um die ”Fran-
se Moolen” mit Wasser zu versorgen. In dieser Mühle wurde in der
Franzosenzeit der ”Zehnte” abgeliefert. Heute ist das Gebäude ein
Bergwerksmuseum. Wir haben das anmutige Städtchen verlassen.
Der Bachlauf folgt einem ausgedehnten Hügelrücken aus Sandstein.
Das Innere des Berges hat als Baumateriel dienen müssen; in den
Hohlräumen werden jetzt Pilze gezüchtet.
In Meersen, eingangs erwähnt, ist es vor allem die Basilika, die
die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Das jetzige Bauwerk stammt aus dem Jahre 1370. Es hat im
Laufe seiner Geschichte eine Brandkatastrophe sowie einen Portal-
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Die Wasserburg ”Gen Hoes” (””das Haus”) b. Valkenburg
einsturz über sich ergehen lassen müssen. Von 1649 bis 1830 wurde
die Kirche von zwei Konfessionen benutzt.
Wir nähern uns der Maasebene, die hügelige Landschaft ist in
weite Ferne gerückt. Als letztes Vorkommnis wäre noch zu ver-
zeichnen, daß der Julianakanal den Göhlbach überquert; dann,
nach einer großen Rechtskurve, fließt der Bach, infolge seiner 120
Nebenbäche, die ihm mittlerweile zugeflossen sind, schon zu einem
ansehnlichen Gewässer angeschwollen, in die Maas.
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Mündung der Göhl in die Maas b. Itteren
Wir haben auf unserer Wanderung entlang des Flußlaufes Ge-
schichte und Vergangenheit gestreift, wir haben der Landschaft un-
sere Aufmerksamkeit zugewandt und kommen dann zwangsläufig
zu dem Schluß, daß unsere Heimat, wenn wir sie mit offenen und
wachen Augen durchstreifen, jedem Vergleich standhalten kann.
Aber, wie gesagt : Wandern wir mit offenen Augen!
Nachtrag : Eine Forschungsgruppe der Universität Lüttich hat
1981 die Gewässer der Wallonie auf ihren Verschmutzungs- bzw.
Sauberkeitsgrad hin untersucht. Die Untersuchungsergebnisse zei-
gen auch für die Göhl z.T. erschreckende Werte. Wir werden in der
nächsten Nummer dieser Zeitschrift näher darauf eingehen.
88
Rn 9 .
Decouverte d’une hache polie
ä Lontzen
par J. Leclercq (*)
Dans le courant de mars 1967, M. Gaspard JACOB entreprit
un terrassement dans sa parcelle sise Rabotratherstraße, 9, et cadas-
tree LONTZEN, section D, n° 182 Q 2, au lieu-dit ”Herbesthaler-
baum” (fig. 1). A environ 1 m de profondeur, il renconträ un impor-
tant bloc de gres qu’il dut debiter sur place avant de pouvoir l’enle-
ver. "
Au cours de cette operation, M. Jacob mit au jour une
hachette polie d’excellente facture reposant dans un creux entre la
roche et l’argile sous-jacente. Restee inedite jusqu’en aoüt 1984,
cette decouverte interessante fut communiquee ä l’auteur et identi-
fiee.
De forme trapezoidale et de section rectangulaire, cette hache
presente une symetrie et un poli parfaits (fig. 2).
Son tranchant plat, ä fil convexe alte&re par quelques petits
eclats accidentels, est forme par un biseau double symetrique. Ses
flancs sont egalement convexes et ses bords rectilignes presentent
des axes convergents vers un talon tronque.
Ses plus grandes dimensions atteignent 63 mm de long, 34 mm
de large et 16 mm d’&paisseur, pour un poids de 52 gr. De ce fait, elle
est la plus petite des 4 haches polies connues actuellement dans le
canton d’Eupen (1).
En outre, elle a €t& confectionnee aux depens d’un silex blond,
tachete de beige, dont l’origine n’a pas te determinee. A noter que
ce silex est different de ceux utilises pour la taille des autres instru-
ments lithiques decouverts dans la region.
Depourvue de tout contexte, la hache polie de Lontzen ne peut
Etre datee avec certitude. Ses caracteristiques inclinent a penser
qu’elle pourrait appartenir au Neolithique final ou au Chalcolithi-
que, soit au plus 2.500 ans avant J.C. Neanmoins, il convient de rap-
peler que des instruments semblables ont subsiste jusque dans l’Age
des Metaux.
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Fig. 1: LONTZEN : localisation de la hache polie.
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ZUSAMMENFASSUNG
Beim Ausschachten der Baufundamente in Lontzen,
Rabotratherstraße, 9, entdeckte Herr Gaspard Jacob im März 1967
unter einem schweren Stein ein Beil aus poliertem Feuerstein.
Dieses Werkzeug, 63 mm lang, 34 mm breit und 16 mm dick,
wurde aus einem in der Gegend unbekannten Feuerstein hergestellt.
Hier handelt es sich um das kleinste der vier polierten Beile,
welche bisher im Kanton Eupen gefunden wurden.
Es steht außerdem in keinem Zusammenhang zu deh anderen
Funden und kann daher nicht mit Sicherheit datiert werden, könnte
jedoch nach seinen Stilmerkmalen dem Ende der Neusteinzeit bzw. .
dem Übergang der Steinzeit zur Bronzezeit angehören. Die frühest
mögliche Datierung wäre somit um 2.500 v. Ch.
(*) 241, Grand Ry Cornesse, B - 4860 PEPINSTER
(1) LECLERCQ, J., 1968 - ”Decouvertes archeologiques dans le Canton d’Eupen”,
Revue Vervietoise d’Histoire Naturelle, 1-3, 13-14.
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Fig. 2 : Hache polie decouverte a Lontzen
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Von der Fabrikantenvilla zum
Heimatmuseum
von Alfred Bertha
Nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870-71 begann al-
lenthalben im deutschen Reich ein bisher nie gekannter wirtschaftli-
cher Aufschwung. Auch in unserem Gebiet siedelten sich neue Be-
triebe an. Viele von ihnen mußten nach der Gründerzeit ihre Tore
wieder schließen und sind heute vergessen.
Eines der damals gegründeten Unternehmen war die Filztuch-
fabrik Reinhard Bruch u. Co in Preußisch-Moresnet, die 1874 in
den Hallen einer ehemaligen Nadelschleiffabrik die Arbeit auf-
nahm. Das Unternehmen Bruch florierte und zählte um 1900 schon
eine Belegschaft von rund 80 Personen.
Der Firmengründer, Reinhard Bruch aus Hellenthal, ließ sich
1909 in Neu-Moresnet, an der Maxstraße, eine herrschaftliche Villa
bauen. Der Aachener Architekt Eversheim plante den Bau im Stil
der damaligen Zeit, großräumig und großflächig; Reinhard Bruch
konnte ihn nicht mehr beziehen : er starb am 25. August 1909 im
Alter von 70 Jahren, nachdem er seinen Betrieb 34 Jahre lang ge-
führt hatte.
Die Familie Bruch bezog die neue Villa i.J. 1910 und bewohnte
sie durchgehend bis in die 50° Jahre.
Am 6.4.1962 erwarb die Gemeinde Neu-Moresnet das Haus und
das dazugehörende Parkgelände, was bei der Bevölkerung einigen
Unmut auslöste. Was sollte die Gemeinde mit einem so großen
Gebäude?
Bis zur Auflösung der Gemeinde Neu-Moresnet (1.1.1977)
beherbergte die Villa Bruch die Gemeindeverwaltung. Dann stan-
den die unteren Räume leer, während die Etage weiterhin als Miet-
wohnung benutzt blieb.
Schließlich wurde durch den neuen Gemeinderat der
Großgemeinde Kelmis der Beschluß gefaßt, das ehemalige Gemein-
dehaus von Neu-Moresnet zum Sitz des geplanten Göhltalmuseums
zu machen.
Damit ging ein lang gehegter Wunsch unserer Vereinigung in
Erfüllung. Doch es galt, die Villa baulich so umzugestalten, daß sie
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$ Die Villa Bruch in den 30°" Jahren .
sich zum Museum eignete. Die Kellerräume wurden in die Planung
mit einbezogen, der Haupteingang vom Garten aus durch den Kel-
ler angelegt. Der Eupener Architekt Willy Emonts zeichnete für die
Planung und Bauaufsicht verantwortlich. Der Museumsfachmann
der Provinz Lüttich, Prof. Marchal, stand für die Inneneinrichtung
dem Verwaltungsrat des Museums mit Rat und Tat zur Seite. Die-
ser Verwaltungsrat setzt sich aus Vertretern der Gemeinde und der
Göhltalvereinigung zusammen.
Am 6. Oktober 1984 war es dann soweit. Das Museum konnte
eröffnet werden.
Nach der Begrüßung der recht zahlreich erschienenen Ehren-
gäste durch Bürgermeister Willy Schyns, Verwaltungsratspräsident
Cornel Bauens und den Präsidenten der Göhltalvereinigung, Her-
bert Lennertz, begann ein Rundgang durch das Museum. Eine
große Reliefplatte des gesamten Göhltales von Eynatten bis Hol-
land veranschaulicht die Lage des Gebietes. Durch Tastendruck
leuchtet zu jedem Ort ein Groß-Dia mit einer Sehenswürdigkeit der
betreffenden Ortschaft auf. Dieses Reliefmodell befindet sich in den
93
ebenerdig liegenden ehemaligen Kellerräumen, wo auch ein mit Hei-
matschriften ausgestatteter Empfangsstand eingerichtet wurde. Da-
neben gibt es eine Vitrine mit vorgeschichtlichen Funden aus Her-
genrath.
Das Erdgeschoß ist dann vorwiegend dem Erzbergbau in Kel-
mis und Umgebung gewidmet. In Vitrinen und Schaukästen wird
die Geschichte Neutral-Moresnets und der Vieille-Montagne darge-
stellt. Dabei kann man auch so seltene Exponate wie Neutral-
Moresneter Münzen und Neutral-Moresneter Freimarken bewun-
dern. Die Münzen wurden von Gemeinschaftsminister M. Lejoly
namens der Exekutive der deutschsprachigen Gemeinschaft dem
Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt, während die
Freimarken aus der Sammlung des bekannten Kelmiser Philateli-
sten und Vorstandsmitgliedes der Göhltalvereinigung, Leo Göbbels,
stammen.
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Das Göhltalrelief im Modell
Die besondere Flora des zinkhaltigen bzw. zinkvergifteten Bo-
dens in und um Kelmis wird anhand von herrlichen Farbfotos in
Großaufnahme gezeigt, während die im Göhltal noch heimische
Uferschwalbe, die Wasseramsel und der Eisvogel einige seltenere
Vogelarten unseres Gebietes vertreten.
Der Geologie des Göhltales ist eine eigene Vitrine vorbehalten.
Eine speziell für das Museum hergestellte Bodenreliefkarte läßt er-
kennen, welchen geologischen Aufbau wir im Göhltal vorfinden.
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Fotos aus dem Familienalbum :
Die schöne Garten- und Parkanlage der Villa Bruch in den Zwischenkriegsjahren
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Auch die Folklore kommt nicht zu kurz; in einem Vorraum
weisen regelmäßig zu wechselnde Fotos auf das Ortsgeschehen frü-
„her und heute hin.
_ Die Heimatbibliothek der Göhltalvereinigung hat im Museum
an der Maxstraße ebenfalls eine endgültige Bleibe gefunden. Sie
kann nun systematisch weiter ausgebaut werden. Daß auf der 1.
Etage auch noch ein Raum für unser Sekretariat frei wurde, freut
uns ganz besonders ...
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Eröffnungsfeier des Göhltalmuseums.
V.l.n.r. : Alfred Bertha (Vize-Präsident der Göhltalvereinigung), Gemeinschaftsmi-
nister Bruno Fagnoul, Abgeordneter Alb. Gehlen, Gemeinschaftsminister Jos.
Maraite, Bürgermeister Willy Schyns, RDG Präsident Manfred Betsch, Herbert
Lennertz (Präsident der Göhltalvereinigung), Kulturschöffe Cornel Bauens u.
Gemeinschaftsminister Marcel Lejoly.
Foto Grenz-Echo
Um zu verhindern, daß das Museum mit der Zeit in einen
Dornröschenschlaf versinkt, werden in dem kleinen Ausstellungs-
und Projektionssaal, der in der ehemaligen Küche der Villa Bruch
eingerichtet wurde, Ausstellungen und Dia- oder Filmvorführungen
stattfinden. Eine Gemäldeausstellung des Eupener Künstlers Bruno
Kalbusch und eine Blumencollagenausstellung von Frau Marg.
98
Marschieren und Spazieren
anno dazumal
< von Peter Claes
Vorigen Sommer wollte ich während eines Ferienaufenthalts
in Kelmis Spaziergängen meiner Kindheit nachgehen, um mich an-
genehmen Erinnerungen hinzugeben. Erstaunlicherweise konnte
ich nur mit Mühe die Fußpfade, die ich vor ungefähr sechzig Jahren
beschritten habe, auffinden. Am schwierigsten war es in den Wie-
sen, wo die Spuren einstiger Wege sich verwischt haben. Zum S
Glück bestehen noch - sicherlich wegen der gesetzlichen Bestim-
mungen - die Pförtchen und Drehkreuze zwischen den Weiden, so
daß ich meine trauten Wanderungen nachvollziehen konnte.
Nichtsdestoweniger hat mich dieses Zeichen der Zeit wehmütig ge-
stimmt.
In meinen jungen Jahren waren Spazieren und Wandern an
Sonn- und Feiertagen die Hauptbeschäftigung während der spärli-
chen Freizeit. Die ganze Familie brach auf und besuchte Wald und
Flur. In Kelmis fanden regelmäßig Platzkonzerte am Casino-Weiher
und am Schützenlokal statt. Die über die Grenzen bekannte und ge-
schätzte Bergwerkskapelle lockte hiermit die Einwohner in’s Freie.
Besonders am Weiher und in der Umgebung der Emmaburg wim-
melte es von Menschen, die hier Labung und Unterhaltung suchten.
Vor dem ersten Weltkriege befand sich sogar eine Gaststätte in der
Eyneburg, die besonders von Aachenern besucht wurde, die mit der
”Elektrischen”, wie es damals hieß, zum ”Luftkurort Altenberg” ka-
men. Heutzutage nennt man dieses Beförderungsmittel
”Straßenbahn”.
Omnibusse (Autobusse) waren damals unbekannt im Göhltal.
Ich erinnere mich noch gut des Schulausflugs, den wir Anfang der
zwanziger Jahre mit dem Herrn Lehrer Hennico gemacht haben,
und zwar zu Fuß von Kelmis über Walhorn und Eupen zur Gilep-
petalsperre!! Die Rückfahrt vollzog sich mit der Eisenbahn von Dol-
hain bis Moresnet. Daß wir an diesem Abend todmüde waren, wird
wohl keiner bezweifeln, dennoch wurden zu der Zeit solche
Fußtouren gar nicht als Sonderleistung betrachtet! Man bedenke,
daß meine Mutter, um ihrer Schulpflicht zu genügen, täglich vier-
mal die Strecke Rochuskapelle-Hergenrath zu Fuß zurücklegte!
99
BO 2
2 a 5
AAN SALEWA a
ER N A ER A
”Luftkurort Altenberg”. Hier befand sich die Endstation der ”Elektrischen”
Aachen-Kelmis
Ihr Großvater, der am Schmalgraf wohnte, hat sich seine Ehe-
partnerin in Grand-Hallaux (Provinz Luxemburg) geholt und dessen
Schwiegervater hat sich seine Lebensgefährtin in der Diözese Trier
ausgesucht. Heutzutage ist so etwas unbegreiflich, waren Fahrrad,
Auto und Eisenbahn damals ja noch unbekannte Begriffe. Nur die
Pferdekutsche bestand, jedoch nur für die Begüterten. Wohl ist uns
bekannt, daß der erste Pfarrer von Eupen, Nikolaus Heyendal,
(1695-1697), oft zu Pferd nach Brüssel ritt. Im Jugendalter ist er
nach Rom aufgebrochen, um dort seine Studien zu absolvieren.
Doch anstatt die ewige Stadt zu erreichen, ist er als Gefangener auf
der griechischen Insel Korfu gelandet!! Die Reisen müssen ihn aber
nicht übermäßig angestrengt haben, da er im Alter von 75 Jahren in
Rolduc (Kerkrade) gestorben ist.
Doch kommen wir wieder nach Kelmis zurück. Ungefähr um
1923-24 wurde hier die erste Autobuslinie eingerichtet. Diese Ver-
bindung brachte die Reisenden von Kelmis nach Verviers. Der Om-
nibus war aber nur ein einfacher Lastkraftwagen ohne Licht noch
101
Von Mandolinen begleitet, zogen wir singend die Straßen und
die Göhl entlang, durchstreiften Wald und Flur. Die Lieder, die wir
sangen, stärkten unseren Glauben und die Zuversicht in die Zu-
kunft, erfüllten uns mit Begeisterung. Wahrlich, nach einem solchen
Tag in Gottes Natur waren wir gewappnet, des Alltags Unlust und
Mühe zu begegnen und zu ertragen. Außerdem war es eine ausge-
zeichnete Art, die Liebe zur Natur und zur Heimat zu pflegen sowie
die Gesundheit und die Lebenskraft zu fördern und zu stärken.
102
. R
Lorsque Montzen fut mentionne
ä Rome
par H. Willems
Pendant qu'’un fil Electrique ä haute tension longe la‘frontiere
belgo-hollandaise, un journal belge bilingue intitule Le Cri de Belgi-
que est publie a Buenos-Aires (Argentine) pour sensibiliser tous les
Belges ä l’etranger et l’opinion internationale. (1)
Des 1917, les allies et le president americain Wilson souscrivent
sans condition au retour de l’Alsace-Lorraine ä la France et au ratta-
chement d’Eupen et de Malmedy ä la Belgique en cas de victoire sur
les pays centraux.
Le gouvernement belge au Havre restera fidele ä cet engage-
ment, des 1917. A 1a demande de !’Italie, le Vatican sera exclu des
pourparlers de paix.
Le 11 novembre 1918, l’armistice sonne. Les troupes francaises
avancent pour occuper une partie de la Rhenanie et Eupen, les trou-
pes anglaises occuperont Malmedy et toute I’Eifel. Ö
L’apres-guerre se prepare pour la Belgique.
Les 23 et 24 mai 1919, une commission parlementaire belge
parcourt les regions attribuees ä la Belgique (2). Cette commission
Etait composee de Jules Destree, parti socialiste; Emile Buisset, parti
liberal et le marquis Pierre Imperiali, parti catholique. Les trois par-
lementaires visiterent Stavelot, Malmedy, Ormont, Saint-Vith,
Elsenborn et Eupen.
Pendant ce temps, le ministre des affaires 6trangeres Paul
Hymans (3) etait en contact suivi avec Paris et Londres. Il preparait
les differents transferts.
Le 26 mai 1919, les troupes belges occupaient Eupen, ainsi que
Moresnet et Herbesthal.
A Ja suite de l’interpellation du 19 juillet 1919, Destree et le
comte de Limburg-Stirum demandent le depart des troupes anglaises
103
de Maimedy et de Saint-Vith et l’institution d’un haut commissaire
du Roi pour les territoires attribues a la Belgique ... et Destree de
conclure : ”A celui qui y sera nomm6, je souhaite beaucoup de
chance.”
Les Belges occuperont Malmedy le 24 aoüt 1919, apres l’inci-
dent du drapeau tricolore du mess de la commission militaire belge.
Le 15 septembre, le parlement belge approuvait a l’unanimite
la loi des pouvoirs du haut commissaire du Roi (4). Cette loi devait
entrer en vigueur des que les allemands, dont la conference de Spa
s’eternisait, auraient signe le Traite de Versailles.
Entretemps, le ministre Paul Hymans continuait de preparer le
transfert administratif et &cclesiastique des territoires occupes par les
troupes belges. Son souhait, ainsi que celui du gouvernement, etait
que le transfert se realise dans le calme, alors que de l’autre cöte de la
frontiere les spartakistes semaient le desordre et la terreur.
Le 17 mai 1919, il donnait ordre a l’ambassadeur belge 4 Rome
d’entamer la demarche preliminaire du transfert Ecclesiastique (5).
Le 10 juillet, ’ambassadeur repondait que le Saint-Siege acceptait le
principe de ce transfert. Le 17 juillet le cardinal Gasparri se dit d’ac-
cord sur la proposition belge.
Le 16 aoüt, par suite de la consultation des fonctionnaires prus-
siens, le cardinal Gasparri desire nommer un administrateur reli-
gieux provisoire.
Le 18 aoüt 1919, l’ambassadeur a un entretien avec un mem-
bre de la secretairie d’Etat, Mgr Ceretti. Le ministre insiste que la
Belgique propose un administrateur religieux belge.
L’&v&que de Liege, Mgr Hubert Rutten, contacte par le minis-
tre Hymans, propose le 31 aoüt 1919 trois candidats episcopables,
notamment :
”VAbbe PAUCHENNE, prötre depuis 1896, directeur du college
€piscopal de Seraing (6);
l’Abbe GYR, originaire de Malm6dy, pretre depuis 1886, actuelle-
ment doyen de Ferrigres (7);
V’Abbe FERBECK, prötre depuis 1887, vient d’&tre nomm& doyen
de Montzen (8). Il pourrait &tre nomm6& administrateur religieux
tout en restant doyen de Montzen.” Pour la partie wallonne l’&ve-
que propose l’abbe Gotale, doyen de Stavelot.
Sur cet entrefait le cure Robert de Waimes s’entretenait avec le
104
doyen Beckman de Malmedy au sujet de l’abbe Bastin, libere de
capitivite de Düsseldorf. Le 28 mars 1919 (9), on en fait part au
vicaire general de Cologne, Mgr Vogt, (10) dont on connait les senti-
ments anti-belges (11).
Le 20 mai 1919 ’archev&que de Cologne, le cardinal von Hart-
mann, connu pour son fameux livre blanc de 1915 justifiant les mas-
sacres de Dinant et d’ailleurs, adresse ä la commission d’armistice
une requete pour ne pas perdre les territoires de son archidiocese.
Von Hammerstein confirme avoir recu le document le 24 mai 1919.
Le 29 mai 1919, le Landrat von Korff de Malmedy remercie l’arche-
v&que de sa demarche. Le directeur du Iycee d’Eupen, l’abbe Dr. A.
Pottgiesser ayant assist& a une reunion avec des autorites alleman- .
des, en fait rapport au vicaire general. Il affirme ne pas vouloir ren-
trer en Allemagne et qu’il a interesse Mlle Brandenberg et le Dr
Creutzberg pour defendre les droits allemands.
Le 26 mai, l’Allemagne prussienne avait fait savoir qu'elle
n’etait pas prete ä signer le traite avant que le cas de la Haute Silesie
ne soit traite et regle.
Le gouvernement belge et l’opinion donnerent une reponse
Energique ä la Prusse. Le 18 juin 1919, 18 trains militaires speciaux
partant de Moresnet, Fouron-Saint-Martin, Welkenraedt, Bourg-
Leopold, Bilsen, Bressoux, Liege, Hasselt et Tongres, comprenant
111 officiers, 4641 hommes de troupes, 1.113 chevaux, 273 voitures
et 16 camions se dirigeaient vers la frontiere et la zone d’occupation.
Dans la nuit du 19 au 20 juin six autres trains speciaux quitterent
Liege, Warsage, Saint-Trond, Hasselt, Maaseyck et Neufville avec
42 officiers, 1850 hommes de troupes, 428 chevaux et 104 voitures
(12). Le 23 juin 1919 ä 17 heures, la Prusse accepte de signer le traite
de paix sans conditions (13).
Le 22 novembre 1919, Rome mettait en Evidence que la souve-
rainete politique devait preceder une decision (14). Le 15 d&cembre
suivant, Hymans insistait pour que le chanoine Huart, cure doyen de
Luxembourg, soit designe comme &v&que de Luxembourg. Il etait
dispose a accepter le nonce apostolique, Mgr Nicotra, comme admi-
nistrateur pontifical mais suggerait qu’il fasse delegation immediate-
ment au prötre belge de Malmedy.
En septembre 1919, le lieutenant general Herman Baltia (15)
6tait ‚appele au ministere des affaires &trangeres ”oü Monsieur
Hymans me remit un projet de loi creant un Haut Commissaire
105
royal dans les territoires attribues a la Belgique. Ce projet de loi ne
devait entrer en vigueur qu’au moment 0oü les allemands auraient
signe le Traite de Versailles”. (16)
Le 11 janvier 1920, le haut commissaire du Roi, le lieutenant
general Baltia, dependant directement du premier ministre, entrait
en fonction.
A cette date rien n’etait arrange au point de vue 6cclesiastique
et les difficultes de tout genre allaient surgir. Si les d&marches de
Bruxelles se faisaient par la voie diplomatique sans intermediaire
Ecclesiastique, la diplomatie prussienne possedait 4 Rome le recteur
du college germanique pour organiser reunions et demarches de tout
genre. De plus, toutes les demarches de Bruxelles parvenaient ä
Cologne par le truchement de la nonciature de Munich.
La nomination de ’abbe Ahn comme inspecteur diocesain
pour les &coles primaires surprendra Cologne. Il en sera de m&me
lorsque le ministre Destree nommera les abbes Bastin et Dubois
comme professeurs ä l’athenee de Malmedy.
Lorsque le cure Joseph Cafitz, cure de Rocherath, ne a Colo-
gne le 3 janvier 1877, arbora un drapeau tricolore au presbytere et
aida des fonctionnaires belges, Berlin intervint ä Cologne, le 25 mai
1920, pour neutraliser cet abbe qui avait os demander qu’on inter-
dise les journeaux allemands en Belgique, vu leur campagne hai-
neuse. Et l’on pourrait continuer ä relever des ingerances sous le
couvert de la juridiction et de la legislation canonique.
Il faudra une intervention Energique du ministre des affaires
etrangeres Jaspar pour faire cesser cette situation penible pour tout
le monde. Le nonce &tant laisse par Rome dans l’ignorance, le Roi
Albert, puis le cardinal Mercier se rendront ä Rome pour regler en
quelques semaines cette situation. Le journaliste et depute socialiste
Birard n’avait-il pas publie dans le Soir un article devoilant les
sympathies du Vatican pour la politique des pays centraux?
Le 30 juillet 1921, Rome nommait l’&v&que de Liege, Mgr Rut-
ten, 6veque d’Eupen-Malmedy. Si le general Baltia avait propose le
Chancelier de l’Universite de Fribourg, l’abbe Weyrich, originaire
d’Itzig au Grand Duche de Luxembourg pour faire cesser la periode
d’attente, si l’&veque de Liege proposa des €piscopables, Rome
decida pour le plus grand bien de la population.
106
Si Gemmenich donna son cure Laurent comme premier &v&que
de Luxembourg (17) Montzen se serait certainement rejoui d’un tel
honneur. Le doyen Guillaume Ferbeck, ignorant tout des demar-
ches, laissa le souvenir d’un vrai saint.
(1) Le cri de Belgique, organe hebdomadaire des inter&ts belges dans l’Amerique du
Sud, fonde par le Dr. O0. FRAPPART en avril 1915. Par suite de l’invasion, les
villages au-delä du canton d’Aubel, ont tous €t€ incendies : Battice, Herve, Miche-
roux, Julemont, Berneau, Vis&, etc.
(2) H. WILLEMS, Ein paar Seiten ostbelgische Geschichte dans Zwischen Venn und
Schneifel, N° 9, septembre 1984, pp 143 - 145.
(3) Paul Hymans, ne a Ixelles le 23 mars 1865, decede ä Nice le 8 mars 1941, profes-
seur, puis recteur de l’Universite Libre de Bruxelles, membre du parti liberal, il
deviendra ministre des affaires etrangeres du 1 janvier 1918 au 28 aoüt 1920, puis
du 11 mars 1924 au 13 mai 1925; il sera ministre de la justice du 20 mai 1926 au %
22 decembre 1927,
Les papiers du ministre Paul Hymans sont conserves aux Archives du Royaume a
Bruxelles et peuvent Etre consultes avec autorisation.
(4) A.G.R. : Acq 4 section, n° 538 : Memoires du general Herman Baltia.
L’original des Memoires est conserve aux Archives de Düsseldorf. En effet, en
octobre - novembre 1940, les allemands rechercherent les documents et les archi-
ves qui pourraient leur rendre service. Ils firent main basse sur de nombreux docu-
ments dans les archives de Bruxelles, et dans les differentes administrations.
(5) Archives du ministere des affaires 6trangeres, n° 11.246 : Eupen-Malmedy, ques-
tions religieuses - Transfert religieux a l’&veche de Liege 17 mai 1919 - 3 novembre
1921.
(6) L’abbe Leon PAUCHENNE, n6€ a Henri-Chapelle le 19 septembre 1873, profes-
seur & Saint-Roch, ordonne pretre a Liege le 30 mai 1896, professeur de 7° latine
au college de Vise de 1895 a 1908. En 1908, il fonde le College Saint Lambert de
Seraing et en est directeur de 1908 a 1925. Il est nomme professeur de religion ä
l’Ecole Normale de Liege et ä l’Ecole Abbatiale des Benedictines Notre Dame de
la Paix. Il devint chanoine honoraire le 10 juin 1931, &merite a Liege en 1952. Il
meurt ä Liege le 30 janvier 1962.
Documentation extraite du fichier du cure &merite Louis Schmetz a Welkenraedt.
(7) Jean Guillaume GYR, naquit 4 Malmedy le 22 fevrier 1863; il fut doyen de Fer-
rigre de 1904 ä 1936; il mourut a Tihange le 1 de&cembre 1938.
E, KONINCKX, Le Clerge du dioc&se de Litge, 1974
Son oncle Jean Guillaume GYR, traducteur de nombreux livres, mourut cure a
Jemeppe le 5 decembre 1891 a 71 ans. Selon les archives de l’archeve&che de Colo-
gne, le nom du doyen GYR souleva un £change €pistolaire entre Munich et Colo-
gne nullement honorable pour les correspondants.
KÖLN, Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Gereonstraße 2 CR25-14-23.
Le Nonce Pacelli et le vicaire general de Cologne Mgr Vogt trouveront dans ce
candidat une raison pour le soumettre & la diplomatie vengeresse de Berlin.
(8) Guillaume FERBECK, ne le 20 octobre 1864 a Brandt (Cologne), pretre a Liege
en 1887, vicaire 4 Andrimont Saint-Roch de 1887-1891; vicaire de Saint Remacle
ä Verviers de 1891 & 1897; de 1897 a 1919 recteur des soeurs allemandes de
Seroule a Heusy (Verviers), de 1919 a 1943 doyen de Montzen, decede le 23 mai
1943. En 1923, il publie un catechisme, ouvrage explicatif du cat&chisme de Liege
en 3 volumes, ouvrage remarquable. Transmis par le cure emerite Louis Schmetz,
107
(9) Köln Ibidem CR 25 - 14 - 23
Professeur au college de Stavelot en aoüt 1914, il fut arrete par les allemands et
deporte a Düsseldorf; il en profita pour €tudier les archives de l’abbaye de
Malmedy-Stavelot. Il reviendra a Stavelot pour devenir dans la suite professeur ä
V’athenee de Malmedy et recteur de l’internat.
(10) Vogt Joseph (1865-1937) vicaire general de 1918-1931 &v&que d’Aix-la-Chapelle
de 1931-1937.
(11) Walter KAEFER, L’attitude du clerge catholique au cours des ann6es 1919-
1925 dans les cantons d’Eupen - Malmedy - Saint-Vith dans Folklore Stavelot -
Malm&dy - Saint-Vith, t 46 (1982) pp 69-80.
(12) vers ’Avenir du 27 mai 1919
(13) Ibidem samedi - dimanche, 28-29 juin 1919. Cette decision generale reconforta
les anciens combattants de !’Yser et l’ensemble de 1a population belge.
(14) n° 11.246
(15) H. WILLEMS, General Baron Baltia dans Zwischen Venn und Schneifel, 6 juin
1983, p. 95
La Fourragere, n° 3 (2° serie), decembre 1928, General Baltia dans ”Pallieter”
27 juil. 1924, n° 30, t 3, pp 2-4
Le Soir du 12 aoüt 1931, General baron Baltia, La Bataille de Haelen et le moral
de nos troupes 12 aoüt 1914; Intermediaire des genealogistes, n° 228 (1983) p
461.
(16) Memoires p 1
(17) Fr DARCIS, cur& de Moresnet, Johannes Th6odor Laurent, 1804-1884, Ein
Pfarrer von Gemmenich wurde Bischof dans ”Im Göhltal” n° 4, pp 30-37.
108
°
Jahresbericht 1984
von Freddy Nijns
Den Auftakt der Veranstaltungen im 17. Jahr des Bestehens unserer Vereini-
gung bildete die Generalversammlung am 22. Januar 1984 im Kulturzentrum ”Se-
lect” in Kelmis, wo nach den üblichen Berichten (Tätigkeitsbericht, Kassenbericht)
Frau Marg. Wahl mit einem Dia-Vortrag über Reiseskizzen aus Rußland die Anwe-
senden begeisterte.
Am 24. Februar referierte Kunsterzieher Ulrich Noppeney über die Kunst des Mit-
telalters. Mit ca. 120 Lichtbildern verdeutlichte er sein Thema : Von der Romanik
zur Gotik und er verstand es meisterhaft, die Zuhörer zu fesseln. D
Am 23, März wurde all denen, die das neue Klinikum der RWTH noch nicht kann-
ten, Gelegenheit zur Besichtigung geboten. Vorstandsmitglied Walter Meven hatte
die nötige organisatorische Vorarbeit geleistet. Unter der fachkundigen Leitung von
Frau Zimmermann konnte eine erste Gruppe durch den neuen Komplex geschleust
werden. Da aber die Nachfrage nach einer weiteren Besichtigung bestand, wurde für
den 13. Juli ein zweiter Termin im Klinikum festgelegt. Es wurde viel - positiv und
negativ - kommentiert ...
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Besichtigung des Aachener Klinikums, Freitag, den 23.3.1984
Frau Zimmermann (Mitte) gibt Erläuterungen i.d. Schaltzentrale
Foto A. Jansen
110
Am 17. Juni führte Frau Fischer-Holz eine rund 50 Personen starke Gruppe in einer
Ganztagsexkursion nach Thorn und Susteren in den Niederlanden. Auf der Hinfahrt
wurden die Kirchen von Waalwiller, Meersen und Houthem besichtigt.
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Vor der Stiftskirche von Thorn (19.6.1984)
Foto A. Jansen
Im ersten Halbjahr durfte auch die traditionelle Vennwanderung nicht fehlen. Sie
fand statt am 24. Juni und stand unter der bewährten Führung von Ernst Gilles
(Raeren).
Ein unbestrittener Höhepunkt im Veranstaltungskalender war die große Sommerstu-
dienreise nach Nordholland. Die von A-Z gelungene Veranstaltung hatten die 42
Teilnehmer den Organisatoren (vor allem Jos, Kessel), dem Reiseleiter U. Noppeney,
dem herrlichen Wetter, dem Busfahrer und den gastlichen Hölländern zu verdanken.
Das Programm sah neben Amsterdam auch das Ijsselmeer, den Kriegshafen Den
Helder und die malerischen Fischerorte Broek, Monnikendam und Volendam vor. %
Des weiteren führte die Fahrt die Teilnehmer nach Delft und Rotterdam. Aus-
nahmslos alle waren begeistert von dieser Reise und viele freuen sich schon jetzt auf
die in diesem Jahre anstehende Fahrt nach Paris vom 14. - 18. August. Nach einer
urlaubsbedingten Pause im August stand am 2. September eine weitere Exkursion
unter der Leitung von Frau Fischer-Holz auf dem Programm. Die Quellen und Bä-
der von Spa, ihre Entwicklung und kulturgeschichtliche Bedeutung wußte die Reise-
leiterin anschaulich zu beschreiben.