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Landschaft im Grenzraum Nordostbelgiens
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Im Göhltal
ZEITSCHRIFT der
VEREINIGUNG
für
Kultur, Heimatkunde und Geschichte
im Göhltal
Nr 35
August 1984
Veröffentlicht mit der Unterstützung des Kulturamtes der
deutschsprachigen Gemeinschaft
Vorsitzender : Herbert Lennertz, Stadionstr. 3, 4721 Neu-Moresnet.
Sekretariat : Maxstr. 9, 4721 Neu-Moresnet.
Lektor : Alfred Bertha, Bahnhofstraße 33, 4728 Hergenrath.
Kassierer : Fritz Steinbeck, Hasardstraße 13, 4721 Neu-Moresnet.
Postscheckkonto N" 000-0191053-60
Die Beiträge verpflichten nur die Verfasser.
Alle Rechte vorbehalten.
Entwurf des Titelblattes : Frau Pauquet-Dorr, Kelmis.
Diese Skizze zeigt den Moresneter Göhlviadukt sowie die Hergenrather
Hammerbrücke in ihrer ursprünglichen Form.
Druck. Jacques Aldenhoff, Gemmenich.
3
Inhaltsverzeichnis
Alfred Jansen, Moresnet Aus der Chronik des Franziskaner-
klosters im Wallfahrtsort Eichschen-
Moresnet 5
Edgar Bruch, Neu-Moresnet 2 Liebesbriefe anno 1900 25
Alfred Bertha, Hergenrath Vor 170 Jahren :
Notizen aus dem Korrespondenz-
buch der Gemeinde Hergenrath 30
Leonie Wichert-Schmetz Kastanienbaum im Herbst 38
Bad-Driburg
Walter Meven, Hergenrath Bürgermeisterwahl in Raeren
im Jahre 1739 39
J. Leclercq et A. Gob, Datation d’un foyer a Hergenrath-
Cornesse / Liege Brennhaag (La Calamine) 45
Walter Meven, Hergenrath Die Notwasserversorgung der Stadt
Aachen durch die ”Feuerlöschgruppe
Dom” im Frühsommer des Kriegs-
jahres 1944 49
Peter Zimmer, Astenet Bergmannslos (Forts.) 60
Prof. Dr. G. Grimme, Die Eyneburg (Emmaburg) in
Hergenrath 73
Leo Homburg, Fossey Große Güter und kleine Parzellen 86
M. Th. Weinert, Aachen Panflöte 99
Walter Meven, Hergenrath Vor 40 Jahren 100
Ein Stück Vergangenheit 105
Alfred Bertha, Hergenrath Auf dem Büchermarkt 107
5
Aus der Chronik des Franziskaner-
klosters im Wallfahrtsort
”Eichschen”” - Moresnet
von Alfred Jansen
Es ist schon so viel über den Wallfahrtsort Moresnet-
Eichschen geschrieben worden, daß sich weitere Ausführungen
zu diesem eigentlich erübrigen sollten.
Kurz vor seinem Tode schrieb Pastor Darcis im Göhltalheft Nr. 6 ei-
nen Artikel über das Entstehen und Werden des Gnadenortes. Die
darin angekündigte Fortsetzung konnte der Autor dann leider nicht
mehr bringen.
Wenn ich jetzt, nach 14 Jahren, dieses Thema wieder aufgreife,
dann in erster Linie, um das zu Ende zu führen, was Pastor Darcis
nicht vergönnt war; zudem möchte ich den ganzen Hergang in ei-
nem etwas ”weltlicheren” Ton erzählen.
Darum bitte ich um Verständnis, wenn in meinem Aufsatz Entste-
hung und Werdegang wieder in Erinnerung gebracht werden, die
aber unter einem Aspekt geschildert werden, wie er den wenigsten
bekannt sein dürfte.
Besucht man heutzutage den zwischen Kelmis und Gemme-
nich gelegenen Wallfahrtsort ”Eichschen”, so kann man sich
schlecht ein Bild machen, wie dieser Landstrich vor ungefähr zwei-
hundertvierzig Jahren ausgesehen hat. Die breite Straße, die den Ort
durchquert und die, von Gemmenich kommend, über Moresnet-
Kapelle nach Kelmis führt, bestand zu der Zeit noch nicht. Die
Gegend war dünn besiedelt und der Weiler ”Sier”, in unmittelbarer
Nähe des jetzigen Ortes, bestand aus vier Häusern. Drei davon
waren bäuerliche Anwesen.
Verbunden mit dem Dorf Moresnet war der Weiler durch den
”Marfelderweg”; mit großer Wahrscheinlichkeit führte eine Ab-
zweigung zur ”Coul” über den ”Langenstein” nach Gemmenich.
Ansonsten war die Landschaft hier in Wiesen und Wald aufgeteilt.
Die vier genannten ”Feuerstellen” sind bis auf den heutigen Tag er-
halten. Folgen wir dem Chronisten von seinem Ausgangspunkt aus,
6
dem Oktogon der Kapelle, so finden ‚wir in 390 m Entfernung, Rich-
tung Süd-West, den Bauernhof der Familie Franck, der bis auf den
heutigen Tag den Namen ”Sier” behalten hat.
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Der Hof ”Sier””, Geburtshaus des Arnold Franck.
Ebenfalls in südwestlicher Richtung, 380 m von der Kapelle
entfernt, liegt direkt am ”Marfelderweg” der im 18. Jh. durch die
Familie Peter Gielens bewohnte Hof. (Heute Fam. Longton). Nur 100 m
liegen zwischen diesem Hof und ”Sier”. Jenseits des Hofes der Fami-
lie Franck und nur durch eine Gasse zu erreichen, von dem Okto-
gon aus 350 m in süd-west-südlicher Richtung, liegt das Anwesen
der Familie Braun. Erwähnt wird dann zum Schluß die Wohnung
der Familie Peerbom, die 110 m vom Oktogon in west-süd-
westlicher Richtung liegt. Der Bauernhof der Familie Franck war
wohl der bedeutendste im ganzen Weiler, war doch Lambert Franck
Bürgermeister des Ortes Moresnet.
Wie die Chronik uns überliefert, erschütterte ein Erdbeben im
Jahre 1747 die Gegend. Dies löste bei dem jüngsten Sohn des Bür-
germeisters Franck, Arnold, eine Schockwirkung aus: er litt seit-
dem unter der Fallsucht. Der Junge zeichnete sich von frühester Ju-
gend an durch eine ungewöhnliche Frömmigkeit aus und suchte
deshalb im Gebet Heilung von seinem Leiden,
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Der Hof Gielen (heute Longton). Im Türsturz eingemeißelt die Initialen
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Seine Verehrung galt insbesondere der hl. Muttergottes und so
bat er eine Botenfrau, ihm doch von Aachen eine Statue derselben
mitzubringen. Der Wunsch wurde ihm erfüllt; nun verbrachte der
Junge jede freie Minute ı11ıt der Verehrung seiner Muttergottessta-
tue. Um aber noch mehr Ruhe für seine Andachten zu haben, kam
ihm der Gedanke, die Statue in einer Nische im Wald an einen
Baum zu befestigen, um dort in aller Stille seinem Gebete nachge-
hen zu können. Tatsächlich ließen die Anfälle nach und verschwan-
den schließlich ganz.
Die Familie sowie die Bewohner des Weilers nahmen großen
Anteil an dem Ereignis; jetzt erst recht zog es den kleinen Arnold zu
seinem Muttergottesbild hin, um für die ihm erwiesene Gnade zu
danken. Zu seiner Freude bemerkte er, daß auch Nachbarsleute mit
ihren Anliegen zu seinem Muttergottesbild kamen und Gnade er-
hofften. Die Heilung von der Krankheit sprach sich in der ganzen
Gegend herum und die Eiche mit dem Gnadenbild wurde zu einem
Treffpunkt für die Bevölkerung.
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Das im Text erwähnte Anwesen Braun ist Eigentum der Pfarre Moresnet. Von
1949-1963 wohnte hier die Fam. Thielen. Z. Zt. lebt hier Pater Peter Mertes (SVD),
der in der Abgeschiedenheit den bei ihm Rat Suchenden helfen möchte.
In den Jahren 1771 und 1791 brachen in der Gegend verhee-
rende Viehseuchen aus; nun strömte das Volk in hellen Scharen her-
bei und suchte seine Zuflucht im Gebet vor der Muttergottesstatue.
Wie soll man sich nun dieses Vertrauen zu dem Bilde erklären? Man
muß sich einmal zweihundertfünfzig Jahre zurück versetzen. Die
meisten Leute lebten damals von dem, was Stall und Garten herga-
ben. Einkaufsläden, wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht.
Brach nun eine Viehseuche aus und das Vieh verendete im Stall,
dann war Hungersnot im Land. Heute würde man solche Epide-
mien mit den neuesten Errungenschaften der Veterinärmedizin be-
kämpfen, aber damals stand man dem Unglück machtlos gegenüber.
9
So blieb den Menschen nicht anderes als ihr Gottvertrauen
und das Gebet.
Um das Jahr 1800 war es schon so weit, daß die Leute prozes-
sionsweise zu der Eiche mit dem Muttergottesbild pilgerten, Kerzen
wurden mitgebracht und Opfergaben wurden eingesammelt. Die
Veranlassung, eine kleine Kapelle dortselbst zu bauen, gab wieder-
um eine Viehseuche im Jahre 1823.
Diese Kapelle war ein Fachwerkbau von 6 m Länge und
5,20 m Breite. Sie hatte an jeder Längsseite ein Fenster. An die
Rückwand wurde ein einfacher Altar gestellt, dessen oberer Teil die
Form eines Tabernakels bildete und fortan als Schrein für das Gna-
denbild diente.
Die kirchliche Behörde hatte bis dahin die Verehrung des Gna-
denbildes nur stillschweigend gedultet. 1831 änderte sich das : sie
nahm an der Verehrung teil und erkannte dadurch das Gnadenbild
als solches an. So sicherte sie die Zukunft der Gnadenstätte. Im Jah-
re 1829 kam die erste kirchlich organisierte Prozession zum
Gnadenorte, und zwar von der St. Jakobspfarre in Aachen. Am 4.
Sept. 1831 fand die kirchliche Segnung der erweiterten Kapelle
statt. Dieselbe war nun auf 9 m vergrößert worden, hatte zwei Fen-
ster zu jeder Seite und ein Türmchen mit einer Glocke.
Zur selben Zeit erbaute sich der Einsiedler Gordes neben der
Kapelle eine Klause und ließ sich dort nieder. Ihm und seinen Nach-
folgern wurde das Amt des Küsters übertragen. Es ist natürlich, daß
im Laufe der Jahre um die Kapelle herum Häuser gebaut wurden,
zumal im Jahre 1863 die Straße von Buschhausen nach Gemmenich
angelegt wurde, was den Pilgern einen bequemen Zufahrtsweg zum
Gnadenort ermöglichte. Seit dieser Zeit kommt auch aus Aachen
die ”Mittwochsprozession”.
Im Jahre 1873 wurde vor der Kapelle das Oktogon gebaut. Ge-
plant war die Vergrößerung schon lange, stieß aber auf gewisse
Schwierigkeiten. Die Waldparzelle nämlich, auf der die Kapelle ge-
baut war, war ursprünglich Gemeingut der Gemeinden Mores-
net, Montzen, Gemmenich und Neutral-Moresnet. Aufgeteilt unter
die obengenannten Ortschaften, notariell am 26.7.1873 festgelegt,
kam der Grund, worauf die Kapelle stand, an Moresnet. Der dama-
lige Bürgermeister von Moresnet, Herr Schmetz, der sich sehr mit
Rat und Tat für den Wallfahrtsort einsetzte, veranlaßte nun, daß
die gen. Parzelle durch Schenkungsurkunde der Kirchenfabrik zuer-
kannt wurde.
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Die alte Kapelle und das Oktogon.
(Federzeichnung eines unbekannten Künstlers)
Zu erwähnen sei noch, daß der Grundstein für den Bau des Ok-
togons von Frau. Bürgermeister Schmetz gelegt wurde. Dieser acht-
eckige Bau hatte einen inneren Durchmesser von 10 m. Er schloß
mit einem Türmchen ab, worin eine neue Glocke aufgehängt wur-
de. Der Chronist erwähnt noch, daß bei der Einweihung der neuen
Kapelle schätzungsweise 30.000 Pilger allein aus Aachen zum Eich-
schen herbeigeeilt waren.
11
Damit ist in kurzen Zügen das Entstehen und Gedeihen des
Wallfahrtsortes geschildert. Es kam aber mit der nun folgenden Nie-
derlassung des Franziskanerordens und dessen Wirken zu einer neu-
en Ära. Anlaß dazu war der unter Fürst Bismark entstandene soge-
nannte Kulturkampf von 1872 bis 1887.
Bismark kämpfte mit allen Mitteln für die Aufrechterhaltung
der Staatsgewalt gegen die, wie er sich ausdrückte, ”Anmaßungen”
der römisch-katholischen Kirche und die ”Unbotsmäßigkeits-
versuche” ihrer Diener. Er erließ das sogenannte ”Klostergesetz”
vom 31. Mai 1875, wonach alle in Preußen gelegenen Klöster aufge-
hoben wurden. Auch das Franziskanerkloster in Aachen war davon
betroffen.
In weiser Voraussicht (man hatte das Unheil auf sich zukom-
men sehen) waren Kontakte zum Bischof von Lüttich, Mgr. Theo-
dor von Montpellier, aufgenommen worden, um eventuell die Nie-
derlassung des Ordens von Aachen zum Wallfahrtsort Moresnet zu
verlegen, was der Bischof auch erlaubte. 1875 kauften zwei adelige
Damen für die Franziskaner ein kleines Häuschen, das ehemalige
”Spitälchen”, heute das ”Foyer de charite”, für die Summe von
9000 Fr. Der erste Franziskaner, der in Moresnet ankam und das
Haus einrichtete, war Br. Laurentius. Der Chronist berichtet : ”Er
kam als erster über die Aachener Höhen mit einem Brot und einem
halben gekochten Schinken.”
Am 17. Sept. folgten die Paters Othmarus als erster Präses, Pa-
ter Romuald Terhaag aus Süchtelen und Pater Patrizius Pütz sowie
noch einige Brüder.
Eine neue Heimat hatten die Patres gefunden, aber es blieb ih-
nen anfangs jegliche gottesdienstliche Handlung untersagt. Sie hat-
ten sich im neuen Heim ein kleines Oratorium hergerichtet, um dort
die hl. Messe lesen zu können. Da die Ordensleute von ihrer Tätig-
keit in Aachen her bekannt waren, besuchten viele Pilger das kleine
Klösterchen, um sich dort Trost und Hilfe zu holen. Der Andrang
war mitunter so groß, daß man erwog, auf dem freien Gelände hin-
ter dem Klösterchen eine kleine Kirche zu bauen. Gesagt, getan.
Aber so ganz einfach ging das nun doch nicht. Als die Bewoh-
ner von Moresnet und Eichsen sahen, wie die Fundamente für den
neuen Bau ausgeworfen wurden, erhoben sie Einspruch.
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Die Moresneter Gnadenkapelle um 1880
Die Restaurateure und die Besitzer von Devotionaliengeschäf-
ten in unmittelbarer Nähe der Kapelle protestierten und befürchte-
ten eine Abwanderung der Pilger zum Klösterchen.
P. Othmarus, der Präses, wandte sich in dieser Zwiespältigkeit
an den Bürgermeister Schmetz. Dieser riet ihm, zwei Herren von der
Kirchenverwaltung einzuladen, um in aller Ruhe zu einer Lösung
zu kommen. Er selbst, der Bürgermeister, würde auch zugegen sein.
Bei der erfolgten Zusammenkunft ging es dann auch anfäng-
lich ziemlich erregt her. Die Herren vom Vorstand brachten aber
außer den eventuellen materiellen Einbußen keine andere Einwände
vor, worauf vom Präses als Antwort gegeben wurde, daß niemand,
auch nicht die Gemeindevertretung, die Patres daran hindern kön-
ne, sich eine Privatkapelle zu bauen. Wenn, so schlug der Präses
vor, die Herren auf keinen Fall eine Kapelle hinter dem Klösterchen
dulden wollten, so solle man den Ordensleuten doch einfach den
Dienst in der Gnadenkapelle übertragen.
13
Ein wenig in die Enge getrieben, griffen die Herren vom Kir-
chenvorstand zu, und da die Bevölkerung ebenfalls zum größten
Teil einverstanden war, konnte eine diesbezügliche Anfrage beim
Bischof gemacht werden. Das Episkopat in Lüttich stimmte zu, und
am 1. Mai 1876 erfolgte die Übertragung.
Zwischen der Kirchenfabrik und dem Provinzial Gregor Jan-
knecht wurde ein Kontrakt ausgehandelt, der die Rechte und Pflich-
ten der beiden Partner regeln sollte. In der Folge wirkte sich diese
Abmachung sehr zum Nachteil der Patres aus. Als Heimatvertriebe-
ne, die sie nun einmal waren, mußten sie zusehen, wie sie, wohl oder
übel, mit dem für sie nicht vorteilhaften Vertrag zurecht kamen.
Da war z.B. der Paragraph 7, der folgenden Wortlaut hatte :
”Zweidrittel der in den Opferstöcken niedergelegten Almosen, sowie
zweidrittel der großen Votivkerzen sind Eigentum der Kirchenfa-
brik. Das andere Drittel der Opfer und Kerzen wird das Kloster er-
halten. Das Drittel der Opfer wird den Patres am Ende eines jeden
Monats übergeben; das Drittel Kerzen, wenn die Kirchenfabrik es
für gut befindet, sie einschmelzen zu lassen. Die kleinen Kerzen und
Lichter werden von den Patres zum Gottesdienst verwendet.”
Da nun in Geldangelegenheiten die Beschlüsse des Kirchenvor-
standes der Zustimmung der Regierung unterliegen, erkannte diese
die Überweisung eines Drittels der Geldalmosen an das Kloster
nicht an, sondern verlangte, daß eine bestimmte Summe angegeben
werde. Man solle die Almosen der letzten fünf Jahre zusammenzäh-
len und dann von der Durchschnittssumme ein Drittel für den Un-
terhalt der Kapelle anrechnen. Hierbei ergab sich, daß jährlich circa
3000 Fr einkamen, wovon also dem Kloster 1000 Fr zukamen. Die-
se 1000 Fr wurden dann auch von 1876 bis 1881 ausbezahlt. Für
das Jahr 1882 wurden nur noch 600 Fr gegeben. Dann stellte der
Kirchenvorstand die Zahlung ein. Freilich hatte dieser für seine
Haltung scheinbar einen rechtsgültigen Grund. Im Jahre 1882 hatte
der Kirchenrendant die 1000 Fr, die bisher als Auslagen für den
Gottesdienst an der Gnadenkapelle gebucht waren und von der Re-
gierung nicht beanstandet wurden, als Gehalt für die Patres angege-
ben. Darauf strich die liberale Regierung diesen Posten mit dem Be-
merken, sie kenne keine Patres und jene Kapelle sei keine öffentli-
che von der Regierung anerkannte Kirche, sondern eine private An-
stalt; die Einkünfte müßten darum als Einnahmen der Kirchenfa-
brik verzeichnet werden. Bei einigem guten Willen hätte die Sache
14
nach Recht und Gerechtigkeit geregelt werden können. Der Kir-
chenvorstand hätte die 1000 Fr, wie es bis dahin geschehen war,
wieder als Auslagen für den Gottesdienst in der Kapelle verbuchen
müssen. Aber es fehlte der gute Wille. Das größte Unrecht aber be-
stand darin, daß die Opferstöcke die Aufschrift trugen ”Für die Ka-
pelle”, Und doch geschah nichts für diese! Vielmehr wurden diese
Gelder für andere Zwecke verwendet. In Preußen hielt die Unstim-
migkeit unter den Ordensleuten und der Regierung noch immer an.
Es fehlte dort überall an geistlichen Herren in der Seelsorge, und so
war es nicht verwunderlich, daß hier an der Grenzkante die Bevölke-
rung scharenweise zu dem Gnadenort hinströmte.
Die im Jahre 1839 erbaute kleine Kapelle erwies sich trotz an-
gebautem Oktogon als viel zu klein. Bei Gottesdiensten war das ‚,
Kirchlein überfüllt. Pater Othmar sann auf eine Vergrößerung, aber
diesbezügliche Verhandlungen mit dem Kirchenvorstand scheiter-
ten. Da faßte der Kirchenrendant Peter Joseph Ernst einen
Entschluß. Er wollte die Kapelle auf eigene Kosten bauen, ohne die
kirchliche und weltliche Behörde um Erlaubnis zu fragen. Tatsäch-
lich ließ er das Kapellchen bis auf das Oktogon abreißen und am 13.
Juni 1879 legte P. Romualt Terhaag den Grundstein zu einem Neu-
bau.
Dieser hatte ungefähr die Dimensionen, wie wir sie heute ken-
nen. Am 8. Sept. des darauffolgenden Jahres wurde das neue Kirch-
lein feierlich eingeweiht. Das eingenwillige Vorgehen des P. Ernst
hatte natürlich Folgen. Nicht nur, daß er ohne Erlaubnis gebaut
hatte, er hatte die neue Kapelle auf Grund und Boden der Zivilge-
meinde errichtet. Der liberalen Regierung blieb das nicht lange ver-
borgen und sie verlangte vom Bürgermeister Schmetz den Abriß der
Kapelle. Wie die Sache vom Oberhaupt der Gemeinde ausgebügelt
wurde, ist sein Geheimnis geblieben. Die Kapelle blieb erhalten.
Der Umstand, daß die Patres und Brüder mehrmals am Tage
den Weg von der Klausur zu der Kapelle und zurück legen mußten,
wirkte sich störend auf deren Lebensweise aus. Darum erwog der P.
Präses die Möglichkeit zum Ankauf von Bodenfläche, um ein neues
Kloster in unmittelbarer Nähe der Kapelle zu errichten. Der Plan
wurde dadurch begünstigt, daß in Brüssel ein Regierungswechsel
stattgefunden hatte.
Am 4. April 1877 erwarben die Patres ein Grundstück von 36
ar. Diese Fläche diente zunächst als Steinbruch, dann als Gemüse-
garten. Das Grundstück verlief die Straße entlang bis zu dem öffent-
15
lichen Weg, der an der Epistelseite der Kapelle vorbei nach Aachen
führte, das heißt, daß der damalige Weg an der rechten Seite der Ka-
pelle lag; somit konnte das zu erbauende Kloster noch nicht mit der
Kapelle zusammenhängend gestaltet werden.
Es wäre noch zu erwähnen, daß aus obengenanntem Stein-
bruch das ganze Baumaterial für den Bau des Klosters gebrochen
wurde,
Von einem Dr. med. De Bey aus Aachen wurde dem Kloster
testamentarisch eine Wiese von 48 ar vermacht. Ungünstig für die
Benutzung des Klosters gelegen, konnte sie sehr wohl als Tauschob-
jekt in Frage kommen.
Bürgermeister Schmetz, auf dessen Hilfe und Unterstützung
das Kloster immer rechnen konnte, war bereit, auf einen Tausch ein-
zugehen. :
Für die Wiese sollten im Tausch gegeben.werden : 1) der öf-
fentliche Weg an der Kapelle, der sogenannte ”Aachener Prozes-
sionsweg”. Dieser Weg sollte jedoch auf die andere Seite der Kapelle
verlegt werden; 2) das Gelände, auf dem jetzt der vordere Flügel mit
Pforte und Sakristei steht, und 3) jener Grund und Boden, auf dem
P. Ernst zur Zeit unrechtmäßig den Neubau der Kapelle zum
großen Teil errichtet hatte. Das konnte geschehen, weil dieser Teil
der Kapelle offiziell nicht existierte und darum der Grund und Bo-
den noch vergeben werden konnte.
Dieser Tauschhandel wurde durch alle Instanzen geschleust
und damit wurde der Orden, nach belgischem Gesetz, Eigentümer
jenes Teiles der Kapelle, der auf dem neu erworbenen Grund und
Boden stand.
Leider wurde hier eine unverzeihliche Nachlässigkeit began-
gen, denn es kam zu keiner Katastereintragung und das führte in
den darauffolgenden Jahren immer wieder zu unliebsamen Strei-
tigkeiten.
Es hat bis zum Jahre 1902 gedauert, ehe diese Unstimmigkei-
ten durch einen zweiten Tauschhandel notariell aus der Welt
geschafft wurden.
1885 wurde der Grundstein für den Bau gelegt. Die Steine da-
zu lieferte, wie schon gesagt, der Steinbruch nebenan. Die
Schreiner-, Klempner- und Schmiederarbeiten wurden alle von dem
Orden angehörigen Laienbrüdern ausgeführt. Als der Flügel, in dem
sich jetzt das Refektorium befindet, fertiggestellt war, verordnete
der damalige P. Provinzial die Einstellung des Baues !
16
Zu dieser Maßnahme sowie zu der Absicht, Moresnet ganz
aufzugeben und zu verkaufen, mögen ihn wohl die damaligen Ver-
hältnisse, d.h. die vollständige Abhängigkeit der Patres vom Kir-
chenvorstand, die leidige Opferstockangelegenheit, die Streitigkei-
ten um das Eigentumsrecht der Kapelle und die Aussichtslosigkeit
auf eine Verbesserung der Verhältnisse veranlaßt haben. Doch ge-
lang es schließlich dem Br. Kletus, die Fortsetzung des Baues zu be-
wirken.
Dieser war gerade fertiggestellt, da kam aus Deutschland die
Nachricht, durch Gesetz vom 29. April 1889 sei dem Orden die
Rückkehr in die Heimat gestattet. Inzwischen waren aber viele Or-
densleute nach Amerika ausgewandert, so daß die Neubesetzung
der Klöster in der Heimat auf Schwierigkeiten stieß. Das Kloster in .
Moresnet wurde aufgegeben. War es dem Franziskanerorden er-
laubt, nach Deutschland zurückzukehren, so war dies für den Jesui-
tenorden nicht der Fall. Verhandlungen zwischen den beiden Orden
führten zu der Vereinbarung, daß der Jesuitenorden das neuerbaute
Kloster für eine Pachtsumme von 1200 Mark übernehmen sollte.
Sie blieben dortselbst bis Ende 1894, d.h. bis die Franziskaner-
brüder wieder nach Moresnet kamen. Die Opferstockangelegenheit
war noch immer nicht aus der Welt geschafft. So standen in der Ka-
pelle unter anderem zwei Opferstöcke mit der Aufschrift : ”Für die
Kapelle”. Da aber diese Gelder sämtlich in die Kirchenkassen von
Moresnet flossen, machten die Patres mit Erlaubnis des Hochw.
Herrn Bischofs von Lüttich die Pilger durch eine in der Kapelle an-
gebrachte Tafel auf diesen Umstand aufmerksam und baten, die Al-
mosen für das Kloster nicht in die Opferstöcke zu legen, sondern die
Gaben auf dem Altar oder den beiden Kredenztischen zu entrich-
ten. Mit dem Erfolg, daß die Opferstöcke mit der Aufschrift ”Für-
die Kapelle” fast leer blieben, sehr zum Verdruß des Kirchenvor-
standes von Moresnet.
Eines der traurigsten Kapitel in der Geschichte des Klosters ist
der in der Karwoche des Jahres 1894 begangene Einbruch in der
Kapelle. Diebe drangen durch ein Fenster ein und stahlen ein Zibo-
rium sowie zwei Ostensorien und noch einige Kleinigkeiten. Als der
Diebstahl am frühen Morgen entdeckt wurde, setzten die Patres alle
Polizeibehörden im Umkreis in Kenntnis.
Die beiden Diebe hatten sich in Richtung Aachen abgesetzt.
Oben auf der Karlshöhe schlugen sie das Beutegut mit einem Stein
zu einem Klumpen zusammen, zogen weiter und kehrten in Aachen
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in einer Wirtschaft ein. Der Einbruch hatte sich aber schon herum-
gesprochen, und auch unser Wirt hatte von demselben erfahren. Als
die beiden nun ahnungslos nach einem Goldschmied fragten, führte
der Wirt den einen geradewegs einem Polizisten in die Arme, der
ihn prompt verhaftete. Der Dieb kam für einige Jahre hinter Gitter.
Sein Kumpan hatte Lunte gerochen, er entkam und ward nie mehr
gesehen.
Als 1894 die Franziskanerbrüder wieder in ihr Kloster zurück-
kehrten, kam als Präses P. Johannes Ruiter. Dieser Mann hatte sich
ein Ziel gesetzt : das Lebenswerk der Patres hier am Ort fortzuset-
zen und noch zu verschönern. Von ihm stammt die Idee, hier am
Ort einen Kreuzweg zu errichten. Um dieses zu verwirklichen,
mußte in erster Linie Boden erworben werden.
Gegenüber der Kapelle, dort, wo sich jetzt der Kalvarienberg
befindet, war Weideland, das zu dem Pachtgut des Arnold Franck-
Hofes gehörte. Die Eigentümerin war eine Frau Leroux aus Lüt-
tich, die Gemahlin des dortigen Gerichtspräsidenten.
Eine Delegation aus dem Kloster machte die Reise nach Lüt-
tich und sprach persönlich bei der Dame vor. Da dieselbe schon eini-
ge Male den Wallfahrtsort besucht hatte, konnten die Patres sie für
den Plan begeistern und sie war gewillt, dem Kloster die Wiesen für
das Projekt zu verkaufen.
So konnten die ersten Schritte unternommen werden. Zuerst
erstand P. Joh. Ruiter einen Hektar für die Summe von 6000 Fr.
Diese Wiese bildet jetzt den oberen Teil des Kreuzweges. Dann folg-
te der Erwerb einer drei Hektar großen Weidefläche für die Summe
von 9000 Fr. Die 8. 9. 10. und 11. Station stehen jetzt dort. Teilwei-
se’ wurde das erworbene Gelände gegen Gemeindegrund getauscht,
um so eine einheitliche Gestaltung des Klostereigentums zu ermögli-
chen. So wurde u.a. auch der Weg zwischen dem Kloster und dem
zu bauenden Kreuzweg dem Kloster überlassen, allerdings mit der
Einschränkung, daß derselbe Pilgern und Anwohnern als Gerecht-
same dienen sollte.
Für alle diese Transaktionen hatte der P. Präses einen starken
Mann im Rücken : den Bürgermeister Schmetz. Dieser Mann hat
sich zeitlebens immer voll und ganz für das Kloster eingesetzt. Im
Januar 1898 konnte mit der Arbeit begonnen werden. Der angefer-
tigte Plan wurde für gut befunden und man schritt zur Tat.
18
Von dem Vorpark aus (dem jetzigen Parkplatz) bis zur Klause
und hinüber, wo jetzt die erste Station steht, mußte das Terrain ein-
geebnet werden. Der Grund war felsig. Man hat dort einige Tausend
m} Steine gebrochen und dieselben als Einfriedung des Kreuzweges
vermauert.
Zu gleicher Zeit begann auch die Erdarbeit auf dem Kreuzweg-
gelände, um aus den flachen Wiesen ein für die Anlagen geeignetes
Terrain herzustellen. 750 m Feldbahnen wurden verlegt, und mit
Pferdegespannen und Schubkarren ging man zu Werke. Die meiste
Arbeit erforderte das Aufwerfen des Hügels der 12. Station, deren
Fundament allein schon 100 m’ Mauerwerk umfaßt. Die Schlacke
für die Wegeanlage kam von den Bergwerken in Kelmis und Bley-
berg. 40 - 50.000 Ringofensteine für die Grottengewölbe kamen aus T
Vaals. Zement, Kalk und dergleichen wurde vom klostereigenen
Fuhrwerk herbeigekarrt.
Außer den Ordensleuten erwähne ich hier die Bauern der Ort-
schaft und Umgebung, die sich jeden Tag (nach festgelegtem Plan)
mit Pferd und Karren zur Verfügung stellten, so daß immer 4-5
Fuhrwerke auf dem Gelände tätig waren. Und das alles für ein
”Vergelts Gott”!
So ist es nur recht und billig, wenn ihre Namen in der Chronik
vermerkt wurden. Es sind folgende Namen : Ahn, Beuken, Büken,
Brouwers, Cremer, Goor, Janssen, Königs, Kounot, Kraus, Rade-
mecker, Resimont, Schmetz Ferd., Schoonbroodt, Schyns Mühle
und Wirtz Gebr.
Aus Gemmenich und den andern umliegenden Ortschaften :
Aldenhoff, Austen, Barth, Charlier, Cormann, Coumot, Franssen
Felix Franzen, Geschw. Franzen, Wwe Habets, Jongen-Schyns,
Kessels, Lennarts, Mohnen, Renardy, Renders, Neyken, Cool
(Lontzen), Keutgen, Lautermann, Pelzer, Rademacher, Schry-
mecker (Kelmis), Renardy aus Bleyberg und noch einige andere aus
Homburg und Montzen.
So nahm denn um die Jahrhundertwende der Kalvarienberg
nach und nach Gestalt an. 1904 war er im großen und ganzen fertig-
gestellt. Was die Stationen angeht, so sind die Lavablöcke, die diesel-
ben an der Vorderseite bekleiden, von der Firma Jak. Meurin in An-
dernach geliefert worden, zu 150 Mark pro Waggon bis Station Mo-
resnet. Die Tropfsteine, die die Deckengewölbe zieren, stammen
von der Firma Dietrich aus Clingen in Thüringen, zu 250 Mark pro
Waggon, ebenfalls bis Station Moresnet. Kalkspat und Bimsstein
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Alte Ansicht des Kalvarienbergs mit noch relativ jungem Baumbestand
wurden auch bei dieser Firma gekauft. Das übrige Ausstattungsma-
terial wurde von der Glashütte in Herzogenrath und von den Berg-
werken der Umgebung geschenkt. Für einen geringen Preis lieferte
die Glashütte in Stollberg ebenfalls Glasabfall. Die Marmorreste ka-
men von einem Aachener Bildhauer. Die Schmiedearbeiten an den
verschiedenen Stationen fertigte der Ordensmann Valenz Zimmer-
mann an. (Siehe Göhltalheft Nr. 9, S. 15 : Das Kunstschmiedewerk
auf dem Kalvarienberg von Moresnet-Kapelle).
Die Stationsbilder, die 1,50 m hoch und 1,20 m breit sind, wur-
den aus feinstem französischen Sandstein in Hochrelief gearbeitet.
Gekostet haben sie das Stück 1.000 Mark. Die 14. Station, die noch
prachtvoller gestaltet ist, weist ein Relief von 2 X 2,20 m auf. Sie
kostete 2000 Mark. Entworfen hat sie ein bekannter Künstler, Pro-
fessor Wilh. Albermann aus Köln, während die große Kreuzigungs-
gruppe ein Werk des Aachener Bildhauers Piedbeeuf ist. Selbstver-
ständlich hätten die gewaltigen Kosten niemals vom Kloster allein
aufgebracht werden können, wären nicht größere Geldspenden ein-
gezahlt worden.
20
So sind fast alle Stationen von wohlhabenden Familien gestif-
tet worden. Zur Bepflanzung der ganzen Anlage waren in Orleans
(Frankreich) 68.000 Ziersträucher und kleine Bäumchen eingekauft
worden, die heute zum größten Teil gewaltige Ausmaße angenom-
men haben und dazu beitragen, daß wir hier am Eichschen einen
exotischen Florabestand, von der Himalajazeder über japanische
Zypressen bis zur giftigen Datura, vorweisen können. (Siehe Göhl-
talheft Nr. 7 : Eine Wanderung durch den Kreuzweg. Br. Aurelius /
J. Wilmeroth)
Aber erst im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Parkanlage zu
ihrer jetzigen Pracht entfalten können und wir können mit Recht
behaupten, daß wir hier eine der schönsten Kreuzweganlagen Euro-
pas haben. ;
Es würde aber in unserem Bericht zu weit führen, wenn wir al-
le Ereignisse und Begebenheiten aufzählten, die sich im Laufe der
Jahrzehnte hier am Wallfahrtsort zugetragen haben. Hier nur einige
Daten :
1908 wurde die Waschküche tiefer gelegt, um das Regenwasser aus
der Zisterne besser dorthin leiten zu können.
1908 und 1912 war Professor Albermann mit seinen Gehilfen hier,
um die Relieftafeln der Kreuzwegstationen einer Reinigung zu unter-
ziehen. Sie wurden allesamt mit brauner Seife gewaschen.
1912 wurde hinter der zwölften Station der Friedhof für die Ordens-
gemeinschaft angelegt.
1915 starb der Gründer des Kreuzweges, P. Präses Joh. Ruiter.
1921 weilte Pater Ambrosius Joh. von der südbrasilianischen Or-
densprovinz auf einer Erholungsreise in Deutschland. Der eigentli-
che Hintergedanke war aber, hier in Europa ein Kolleg zu schaffen,
um den Nachwuchs in Brasilien zu sichern. Das Kloster in Moresnet
wurde dazu ausersehen.
Dieser Beschluß riß aber die alten Meinungsverschiedenheiten
zwischen der Gemeindevertretung und dem Pastor einerseits und
dem Kloster andererseits wieder auf,
Pastor Kept befürchtete eine Vorrangstellung der Schule ge-
genüber der Wallfahrt und Bürgermeister Schyns war grundsetzlich
dagegen. Die kirchliche Erlaubnis dagegen wurde vom Bischof er-
teilt; auch der Montzener Dechant stimmte dem Plane zu. Zu einer
Einigung muß es dann doch gekommen sein, denn am 26. Juni 1922
fand die Eröffnungsfeier des Kollegs im Moresneter Franziskaner-
kloster statt.
24
Als Pädagogen waren folgende Herren vorgesehen :
Pater Präses Ambrosius war Rektor und unterrichtete in Religion,
Portugiesisch, Geschichte, Geographie u. Naturkunde.
Pater Olivier, vorhin Rektor in Maria Hilf, Gemmenich, Latein und
Griechisch.
Pater Ewald Albermann, Deutsch
Pater Bonaventura, Bibliothekar, lehrte Französisch.
1924 trat Pater Urban hier im Kloster sein neues Amt als Präses an.
1924 kam auch Prof. Albermann aus Köln erneut nach Moresnet,
um den Relieftafeln auf dem Kalvarienberg einen speziellen An-
strich zu geben, der eine bessere Haltbarkeit des Sandsteines ge-
währleisten sollte.
1924 wurde das Kolleg, aus welchem Grund auch immer, aufgelöst.
Die Schüler wurden vom Kloster Garnstock (Eupen) übernommen.
1925 war ein Jubeljahr : es war das 175-jährige Bestehen des Wall-
fahrtsortes. Die feierliche Oktav, die aus diesem Anlaß gehalten
wurde, sah hier die gesamten hohen geistlichen Würdenträger aus
dem In- und Ausland versammelt.
1933 wurden wieder 3000 neue Bäumchen und Sträucher auf dem
Kalvarienberg angepflanzt. Herr Bürgermeister Schyns ordnete an,
daß die Wasseruhr im Kloster abgenommen wurde, so daß wir un-
entgeltlich mit Wasser zur Begießung der Neuanpflanzungen ver-
sorgt waren. Die Feuerwehr lieh bereitwilligst die Wasserschläuche.
1933 Professor Albermann unterzieht die 3., 4., 6., 7., 8., 9. und 10.
Station einer Restaurierung.
1938 wurde die Kirchenmauer um einen Meter erhöht, die Seiten-
mauern wurden gerade gezogen, so daß das Oktogon nur noch fünf
Seiten aufweist. Das bedingte auch den Bau eines neuen Daches.
1938 wurde eine neue Turmuhr gekauft. Eine ausrangierte Turm-
uhr aus dem Kölner Franziskanerkloster hatte bis dahin 30 Jahre
lang ihren Dienst versehen. Der Chronist vermerkt dazu : ”Nicht
selten zeigte das eine Zifferblatt holländische, das andere deutsche,
während die Glocken belgische Zeit schlugen.” Hier wird wohl mit
Ironie auf die veraltete und abgenutzte Turmuhr hingewiesen.
1942, am 15. August, um die Mittagszeit, die ganze Klosterkommu-
nität steht unter einem Schock. Nationalsozialistische Einheiten
konfiszieren die vier Kirchenglocken, zwecks Einschmelzung.
1947 verstarb hier im Kloster das Faktotum Alois Laumann, fast
‚ein Original. Er konnte auf eine 45-jährige Tätigkeit hier verweisen.
1950 : Das 200-jährige Bestehen des Gnadenortes wurde derart fest-
lich gefeiert, daß es alles bis dahin Gezeigte in den Schatten stellte.
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Die Lichtpyramide bei der 200-jahrfeier 1950
Die Feierlichkeiten in der Kapelle zogen sich über den ganzen Som-
mer dahin. Am Eingang des Ortes stand eine überlebensgroße Ma-
rienstatue, die leider im Laufe der Zeit den Witterungseinflüssen
nicht standhalten konnte.
An dem kleinen Kapellchen auf dem Wege zur Klinik stand eine 6-7
m hohe Pyramide, die abends im Dunkeln von Innen heraus leuch-
tete : Eine großartige Illuminierung. Die Fenster der Häuser waren
alle mit Blumenkästen geschmückt und die Straßenzüge zierten zu
beiden Seiten zwei Meter hohe, viereckig gehaltene Ständer, die
23
ebenfalls mit einem Blumenkasten endigten. Zudem überspannten
noch zahlreiche Wimpel die Straßen; alles war in Weiß und Blau ge-
halten.
1954: Am Ostermontag wurden feierlich von Generalvikar Mal-
mendier zwei Glocken in der Kapelle geweiht. Die Stifter waren
Herr und Frau Jongen (Bürgermeister) und Herr und Frau Jennes,
Moresnet-Kapelle.
1955: Am 14. März verstarb Pater Bonaventura.
1969: Am 10. April verstarb der emeritierte Pfarrer Darcis.
1969: Der Vorpark wird veräußert, um einen Parkplatz zu schaf-
fen.
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Glockenweihe 1954, Als Paten sehen wir Bürgermeister G. Jongen nebst Gattin,
24
1969 : Aus Krankheitsgründen muß der Bruder Koch sein Amt nie-
derlegen; seitdem ist weibliches Personal in der Küche.
1970 ist ein Teil des Klosterparks verkauft worden. Dortselbst ist in-
zwischen das Altersheim ”Regina” gebaut worden, zu dem am 2.
März 1974 der erste Spatenstich erfolgte.
Als geistlicher Herr im Ruhestand lebt zur Zeit Pastor Ahn im Klo-
ster. Geführt wird das Kloster von Pater Präses Blokker, der aber
dem Montfortaner Orden angehört, unterstützt von Br. Aurelius,
dem die Pflege und Obhut des Kreuzweges obliegt.
Somit können wir unseren Rückblick auf die Geschichte des Wall-
fahrtsortes abschließen. Dieser kurzgefaßte Beitrag beansprucht kei-
nesfalls Anspruch auf Vollständigkeit.
Es soll hier nur unterstrichen werden, daß es der Opferbereit-
schaft und der Einsatzfreudigkeit der Klostergemeinschaft allein zu
verdanken ist, daß, allen Widerwärtigkeiten zum Trotz, der Wall-
fahrtsort zu dem geworden ist, was er heute darstellt.
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Moresnet. Der Gnadenort i.J. 1982
Quellennachweis :
Unterlagen aus der Chronik des Franziskanerklosters, Moresnet.
Fotos und Reproduktionen vom Verfasser,
25
2 Liebesbriefe anno 1900
von Edgar Bruch
Der folgende Bericht möchte, auf ein wenig humoristische
Weise, einen Einblick geben, wie vor 80 Jahren ein vom Pfeile
Amors getroffener Jüngling seiner Angebeteten seine Liebe offen-
barte.
Bevor wir zu den 2 Briefen kommen, sind jedoch einige Anga-
ben zu den Akteuren sowie zu den aüßeren Umständen nötig.
Über den Autor der Briefe, Ferdinand Nesgen, ist uns leider
nicht mehr bekannt als die Angaben, die er selbst in seinen Briefen
macht. Diese Briefe waren gerichtet an Emilie Bruch, eine
Urgroßtante des Autors dieses Artikels. Sie wurde in Schleiden ge-
boren am 31.12.1873 als fünftes von 6 Kindern der Eheleute Rein-
hard Bruch (1839-1909) und Emilie Haas (1834-1917). Durch einen
Pensionatsaufenthalt in Lüttich lernte sie Französisch und gewann
viele Freundinnen, ferner durch die Beziehungen ihres Vaters noch
mehr Bekannte. Ihre reichhaltige Korrespondenz, die noch erhalten
ist, läßt erkennen, daß sie sehr lebensfreudig gewesen sein muß;
auch konnte sie sehr gut zeichnen und malen. Obwohl Emilie Bruch
eine sehr hübsche Frau war, wie man aus dem Foto ersehen kann,
blieb sie zeitlebens ledig. Sie starb am 21.12.1911 in Preußisch Mo-
resnet an einem langjährigen Nierenleiden. Doch nun zu den
äußeren Umständen, denen wir diese 2 Briefe zu verdanken haben.
Im September 1902 verbringt Emilie Bruch mit Verwandten
oder Bekannten einen Urlaub in Blankenberge im Grand Hotel Pau-
wels D’Hondt. In diesem Hotel logierte nun zur gleichen Zeit Ferdi-
nand Nesgen, der sich dann auch in Tante ”Milla” verliebte. Nun
mußte Herr Nesgen jedoch nach einiger Zeit nach Antwerpen wei-
terreisen und von dort aus schrieb er ihr folgenden Brief :
26
Antwerpen 14.9.02
Teures geliebtes Fräulein!
Wenn Ihre süßen, zarten Händchen, die ich so oft bei Dabble
d’Hautes bewundert habe, wenn Sie den Kräwets so oft den Kopf
und den Schwanz so koquätt gegen einander drückten, diese Blätter
entfalten, dann bin ich auf der Reise nach Brüssel. In Pauwels
Dondt waren mer Eurer ze viel, da konnte mein volle Sehnsucht ent-,
flammtes Härz nicht zur Sprache kommen. Aber heute, wo ich zum
ersten mal nach all den Zerstreuungen mich wieder im Luxuszuge
gesammelt haben von Antwerpen an war mir nämlich ein Bein ein- }
geschlafen) sehe ich es einmal wieder so recht ein, daß ich so, ohne
Sie, mein süßes engelhaftes Geschöf, mein reizendes Frühlingsge-
sicht, nicht mehr leben u. atmen kann. Ihr Madonnengesicht erin-
nert mich lebhaft an ein Gemälde im germanischen Museum von
Beethofen zu Nürnberg.
Ach liebes Fräulein, Sie wissen wie glücklich ich sein würde, wenn
ich Sie noch einmal sehen könnte. Da es mir nun nicht vergönnt ist
Euch noch mal im Meer zu sehen, so möchte ich Sie inständigst bit-
ten, mir gefälligst mitzuteilen, wann Sie auf der Rückreise nach
Brüssel kommen. Ich flehe Sie an, erscheinen Sie ohne Anhang auf
der Bildfläche.
Von heute an bleibe ich dann im Wartesaal sitzen, Sie treffen mich
dann dort (ich befinde mich selbstrettend III Classe.)
In der festen, zuversichtlichen Hoffnung, Sie bestimmt und - endlich
allein - dort zu treffen,
legt sich Ihnen, theuerstes Fräulein, zu Ihren zarten strumpflosen
Füßen
Ihr Sie anbetender Bahn (incognito Ferdinand Nesgen).
P.S. Ihre Methode, die Kräwets auszuschälen, konnte ich trotz grö-
ster Mühe nicht heraus kriegen.
Immer der Ihre.
) . |
) |
7
.
|
Zu diesem Brief sind einige Bemerkungen zu machen. Der Aus-
druck ”Dabble d’Hautes” (vermutlich eine Abweichung von ”table
d’hötes”) bezeichnet die Tatsache, daß zur damaligen Zeit alle Ho-
telgäste die Mahlzeiten zur gleichen Zeit und an einem einzigen lan-
gen Tisch zu sich nahmen. Ferdinand Nesgen saß dort sehr wahr-
scheinlich neben oder gegenüber von Emilie Bruch.
Pauwels Dondt ist das heutige Grand Hotel Majestic, Ecke
Seepromenade und Kirchstraße in Blankenberge.
Der Ausdruck ”waren mer Eurer ze viel” bedeutet, daß Emilie
Bruch in Begleitung war.
Die Reaktion von Emilie Bruch auf diesen Brief ist leicht zu er-
raten : sie wird ihn bestimmt nicht ernst genommen haben und hat
sich wahrscheinlich sehr amüsiert, besonders wegen der vielen
Rechtschreibefehler und der schlechten Schrift.
Doch nun kommen wir zum zweiten Brief.
Emilie Bruch ist nicht in Brüssel zum Rendez-vous erschienen und
nach langen Bemühungen hat Ferdinand Nesgen endlich ihre
Adresse ausfindig machen können.
Er schreibt ihr daraufhin folgenden Brief :
28
Call, den 11. Oct. 1902.
Hochverehrtes Fräulein!
Sie können nicht ahnen, in welch hochglückseliger Stim-
mung ich mich heute befinde! Wie ich Ihnen bereits in Blankenb.
mitteilte, ist meine Tante, die alte Frau Nesgen in Call damals ge-
storben. Keiner weiss ja besser wie Sie, wie sehr ich damals ge-
schwankt habe, ob ich zum Begräbnis gehen sollte oder nicht;
schliesslich konnte ich es doch nicht übers Herz bringen, mir Ihre
holde Nähe zu verkürzen. Heute musste ich nun unbedingt wegen
der Ordnung der Hinterlassenschaft nach Call reisen.
(Nesgens waren mir nämlich noch sehr viel schuldig.)
Liebes Fräulein, wenn Sie sich auch das schon denken konnten, dass‘
ich in guten Verhältnissen war, weil ich im Hötel Pauwels
D’Hondt, I. Etage, Seeseite einkehrte, so kann ich Ihnen nun be-
stimmt die Versicherung geben, dass ich jetzt noch eine bessere Par-
tie bin, denn das ganze Haus und das halbe Land ist auf mich gefal-
len. Gerne hätte ich Ihnen schon eher Mitteilung hiervon gemacht,
wenn ich Ihre Adresse gewusst hätte. —
Da ich mich nun nicht gerne so öffentlich darnach erkundigte, da
mein in solchen Dingen sehr fein entwickeltes Zartgefühl mir sagte,
dass dies nicht nach Ihrem Geschmack wäre, so sind bis jetzt meine
Nachforschungen, die ich seit der Rückkehr von Blanckenb. mit
heissen Bemühungen anstellte erfolglos geblieben. Nun kam mir
hier. ein günstiger Zufall zu Hülfe. Ich sah nämlich gestern 2 Damen
hier spazieren gehen. Freudestrahlend stürzte ich auf dieselben zu,
in dem festen Glauben, Sie meine holde Plankenpercher Dabble Do-
tes Nachbarin vor mir zu haben. - Aber wie enttäuscht war ich, als
ich in der einen Dame Ihre Cousine aus H'’thal erkannte, welche Ih-
nen in der Figur sehr gleicht. - Ich habe nun wenigstens Ihre Adres-
se von den Beiden erfahren. --
Auch haben Sie mir mitgeteilt, dass Sie für Medizin schwärmen und
meine ich auch, dass Sie gut in unsere Familie passten, da mein Bru-
der Theaterarzt ist, und bin ich der festen Meinung, dass Sie Ihre
Laien-Kentnisse durch Anleitung meines Bruders bereichern wür-
den. -
In Brüssel habe ich bis in die halbe Nacht hinein im Wartesaal geses-
sen und unablässig die Thüre im Auge behalten, durch welche ich
den süssen Gegenstand all meiner Träume eintreten zu sehen hoffte.
Ich hoffe, dass Sie mich für diese Wartequalen entschädigen, indem
29
Sie mir nach Empfang dieser Zeilen telegraphisch mitteilen, wann
ich mein sehnsüchtig pochend Herz zu Casinostr. 81 bringen darf.
Eine Schachtel Crevettes, die ich bei Ume bestellte, wird mich beglei-
ten.
Ihr Ihnen mit Land Haus und
Geschäft zu Füssen liegender
Bahn Nesgen
P.S. Ich hoffe auch, dass sich dann der dunkle Punkt, weshalb Sie in
Brüssel nicht zum Rendez-vous kamen, aufklären wird. Wenn ich
einen Wunsch bezüglich des ersten Mittagessens in Ihrem Hause
äussern darf, so bitte ich mir als Nachtisch Vanille Eis aus, weil das-
selbe mir nur an Ihrer Seite, infolge des schnellen Schmilzens und
der Wärme, die von Ihnen auströmt, gut bekommt.
D. Ob
Auch hier sind einige Anmerkungen nötig.
Herr Nesgen hebt mit besonderem Stolz hervor, daß er im Grand
Hotel, 1. Etage Seeseite logierte, da dies wahrscheinlich die teuer-
sten Zimmer waren, denn sie hatten nicht etwa einen Balkon, son-
dern eine große Terrasse!
Bei der Cousine aus Hellenthal handelt es sich wahrscheinlich
um Ida Bruch (1875-1937).
Mit Casinostraße 81 ist die Casinostraße in Aachen-Burtscheid
gemeint. Man kann annehmen, daß Herr Nesgen diesen Brief nicht
selbst geschrieben hat, da sich in diesem keine Rechtschreibefehler
befinden und es sich um eine andere Schrift als im ersten Brief han-
delt. Auch auf diesen Brief scheint Emilie Bruch nicht reagiert zu
haben, denn Herr Nesgen hat keine sonstigen Spuren mehr hinter-
lassen. Er wird wohl schweren Herzens seine Bemühungen einge-
stellt haben, sein Glück anderswo suchend ...
Tante ”Milla” jedoch konnte problemlos diesen etwas auf-
dringlichen und tollpatschigen Verehrer abschütteln.
30
; Vor 170 Jahren:
Notizen aus dem Korrespondenzbuch der Gemeinde
Hergenrath
von Alfred Bertha
Die Völkerschlacht von Leipzig (16. 18. u. 19. Okt. 1813), in
der Napoleon den verbündeten Truppen der Preußen, Österreicher
und Russen unterlag, besiegelte das Schicksal des durch den
Rußlandfeldzug schwer angeschlagenen Kaisers. Was nun folgte,
waren nur noch Rückzugsgefechte. Schon im Januar 1814 drangen
die Alliierten in Frankreich ein und am 30. März fiel Paris.
Mit dem Ende der Franzosenzeit begann für unser Gebiet ein V
neues Zeitalter. Wir, die wir vor den Revolutionskriegen zu Öster-
reich gehört hatten, kamen nun zu Preußen und erst der Erste Welt-
krieg brachte wiederum die politischen Grenzen in unserem Raum
in Bewegung.
Die letzten Jahre der französischen Fremdherrschaft waren
hart. Die ununterbrochenen Kriege verlangten letzten Einsatz aller,
im Felde oder in der Heimat. Die Zahl der zur Armee Einberufenen
stieg von Jahr zu Jahr und die Abgaben an Futtermitteln lasteten
schwer auf der Landbevölkerung. So war es verständlich, daß der
Rückzug der Franzosen ein Gefühl der Befreiung auslöste, wenn
auch die Zukunft ungewiß war.
Am 18. Januar 1814 zogen die ersten Kosaken, eine Vorhut
der alliierten Truppen, über die Aachen-Lütticher Straße in Rich-
tung Henri-Chapelle, Herve und Lüttich. Von Einquartierungen
blieben unsere Dörfer diesmal verschont. Die provisorische Verwal-
tung der befreiten Gebiete wurde von Verviers aus wahrgenommen,
wo eine Kommission die bisher vom Unter-Präfekten des: Ourthe-
Departements ausgeübten Funktionen übernahm. Für den militäri-
schen Nachschub an Proviant sorgte ein großes Depot in Herve.
Am 23. Februar 1814 benachrichtigte der Generalmajor von Kni-
per die Gemeinden, daß der bisherige Geheimrat von Sack zum Ge-
neralgouverneur der Departements d. Ourthe, Rur und Unteren
Maas ernannt worden sei; der ehemalige Gerichtsrat am Kaiserli-
chen Gerichtshof zu Lüttich, Herr Koenen, war zum provisorischen
Regierungskommissar für das Ourthe-Departement bestellt worden.
An ihn sollten die örtlichen Verwaltungen sich von nun an wenden,
31
So kam schon sehr schnell und ohne wesentliche Unterbre-
chung eine funktionsfähige Verwaltung zustande. Für die meisten
Einwohner unseres Gebietes vollzog sich der Übergang so reibungs-
los, daß sie den Herrschaftswechsel kaum bemerkten. Dazu mag
wohl auch beigetragen haben, daß die Abgabenpolitik der Franzo-
sen keineswegs gemildert wurde.
Viele Einzelheiten aus dem kommunalen Leben jener Zeit sind
in einem Protokollbuch der Gemeinde Hergenrath festgehalten, das
die Jahre 1813-1821 umfaßt. Wir blättern in dem vergilbten Buch
und notieren :
Am 11.3.1814 erhält der Bürgermeister von Hergenrath einen
Brief seines Eupener Amtskollegen, in dem dieser ihm mitteilt, daß
bei Nichtablieferung der noch ausstehenden Menge an Hafer und
Mehl sowie der noch zu liefernden Kühe die Gemeinde mit 12
Mann Einquartierung bestraft werde.
Am 13.3.1814 wird der Bürgermeister benachrichtigt, daß der
Anteil Hergenraths an einer vom Kgl. Prinzen von Schweden ver-
ordneten Lieferung von 30.000 Paar Schuhen für die russische und
die schwedische Armee sich auf 58 Paar belaufe. Am gleichen Tag
wird der Bürgermeister aufgefordert, für die schnelle Lieferung der
Abgaben an das Herver Depot zu sorgen, da von Herve 10.000 Ra-
tionen Futter nach Lüttich gebracht worden seien.
Einen besonderen Vorfall verzeichnet der. Bürgermeister von
Hergenrath am 31. März 1814. Hier sein Bericht :
”Am 31. März des Jahres 1814, gegen 11 Uhr morgens, sind in der
Gemeinde Hergenrath, Kanton Eupen, 2. Arrondissement (= Re-
gierungsbezirk), Departement Ourthe, 7 russische Soldaten auf der
Bürgermeisterei vorstellig geworden. Sie behaupteten, sie seien Ko-
saken und seien vier Meilen von Paris verwundet worden. Sie frag-
ten um Unterkunft für 240 Verwundete. Der Bürgermeister ver-
langte ihren Marschbefehl zu sehen; der einzige, der ein paar Worte
Deutsch verstand, zeigte ein Papier, das eine Art Durchgangserlaub-
nis war, die der Kommandant der Stadt Namür am 25. März ausge-
stellt hatte, damit sie sich mit 281 Mann nach Lüttich begäben. Wir
erklärten ihnen, daß wir sie ohne Befehl eines Etappenkommandan-
ten nicht unterbringen dürften, daß die Gemeinde zu klein und zu
arm sei, um so viele zu beherbergen und daß ein Großteil der Bevöl-
kerung, etwa 70-80 Personen, an Faulfieber erkrankt sei, (1) was
(1) Faulfieber bezeichnet hier das Nervenfieber, den Typhus.
32
schon allein jede Einquartierung unmöglich mache. Außerdem sei-
en sie vom Wege abgekommen, ihre Route führe über die große
Straße von Herve oder Henri-Chapelle nach Aachen.
Nachdem wir so diesen Männern, die durch einen Sonderboten
aus Welkenraedt, Kanton Limburg, hierher geführt worden waren,
die verlangten Quartierscheine verweigert und uns bis gegen Mittag
mit ihnen gestritten hatten, fingen sie an, Gewalt anzuwenden,
stießen Drohungen über Drohungen aus, und so mußten wir wohl
oder übel der Gewalt nachgeben. Während wir also daran gingen,
die Quartierscheine auszuschreiben, kam die Truppe an; sie nahmen
die Scheine und verteilten sie selber unter die Soldaten. Der Anfüh-
rer und der erste Quartiermeister, der ein paar Brocken Deutsch ver-
stand, wollten, nachdem sie ihren Schein empfangen hatten, nicht ”
ins zugewiesene Quartier gehen, sondern sie traten ins Haus des
Bürgermeisters und wollten dasselbe nicht mehr verlassen. Der Bür-
germeister mußte sie also gegen seinen Willen bei sich behalten, ih-
nen zu essen und zu trinken geben, soviel sie wollten, Wein und
Branntwein, die sie jedem Soldaten, der ins Haus kam, anboten.
Während dieser Szene und dieses Trubels kamen gegen drei Uhr
nachmittags vier schwedische Kanoniere zu Pferd mit einem Füh-
rer, den ihnen der Bürgermeister von Eupen mitgegeben hatte; ohne
eine schriftliche Ermächtigung forderten sie, unverzüglich alle Pfer-
de des Ortes herbeizuführen. Vor 5 Uhr wollten sie daraus die be-
sten genommen haben, um sie nach Eupen zu bringen und dort ei-
ner zweiten Prüfung zu unterziehen. Dann sollten die Pferde nach
Verviers gebracht werden.
Angesichts der Gewaltandrohung gab es kein Zaudern. Wir
mußten die Pferde sammeln. Der schwedische Offizier, der vier
Mann befehligte, prüfte die Pferde, traf die Auswahl und noch vor
sechs Uhr verließ er den Ort mit 11 Pferden und deren Besitzern.
Letztere berichteten, sie seien unterwegs mißhandelt und geschla-
gen worden. Das Pferd des Herrn Johann Stephan Laschet aus Her-
genrath wurde in Eupen zurückgehalten und ist wahrscheinlich
nach Verviers oder Herve gebracht worden, ohne daß man dem Be-
sitzer einen Empfangsschein ausstellen wollte.
Es wurde der Befehl gegeben, alle (Soldaten) sollten sich am 1.
April um 6 Uhr morgens auf der Bürgermeisterei versammeln. Zur
angegebenen Stunde waren die Soldaten und die Fuhrleute, die das
Gepäck der Truppe transportierten, versammelt. Die Gemeinde
33
stellte ebenfalls soviele Wagen wie verlangt. Doch statt uns zu ver-
lassen, drangen viele in die Bürgermeisterei ein, wo wir sie bewirten
mußten mit Essen und Trinken, mit Bier, Branntwein und Wein.
Der Offizier bestand darauf, daß wir ihm Geld gäben, wie denn
auch der Quartiermeister, und sie ließen erst gegen 10 Uhr ihre
Truppen abrücken, nachdem sie sich alle gut hatten bewirten lassen
und insgesamt 19 Franken erhalten hatten.
Diese Schilderung entspricht der Wahrheit. Zu Hergenrath,
den 1. April 1814, um 11 Uhr vormittags.”
Der Krieg forderte weiterhin schwerste materielle Opfer. Am
30. April wird die Gemeinde davon in Kenntnis gesetzt, daß ihr An-
teil an der Zwangsanleihe des Gouvernements des Niederrheins sich
auf 1393,57 Francs belaufe. Acht Tage später fordert der Aachener
Fuhrpark 6 einspännige Karren und 34 Pferde. Um eine schnelle
Lieferung zu erzwingen, werden 11 Mann in der Gemeinde Hergen-
rath-Hauset einquartiert. Die Gemeinde liefert aber nur 2 Zugpfer-
de.
Die Einberufung der jungen Männern zur französischen Ar-
mee war einer der Hauptgründe der Unzufriedenheit mit dem Regi-
me gewesen. Die neuen Herren forderten schon am 15. April 1814
eine Aufstellung der Milizpflichtigen, um eine Bürgerwehr zu bil-
den. Und der Kreisdirektor empfahl am 19. April den Bürgermei-
stern, die Anwerbung von Freiwilligen für die Verbündeten zu un-
terstützen. In der Zwischenzeit waren auch häufig Einquartierun-
gen in unseren Orten und als am 27. Juni 1814 wieder einmal eine
preußische Schwadron angemeldet wurde, trug der beigeordnete
Bürgermeister Nik. Monchamp folgende Notiz ins Protokollbuch
ein:
”Der adjoint bürgermeister von hergenraedt saget und ist in den
nehmlichen fall als diejenigen von raeren, und Eynatten, und wass
noch mehr ist diese gemeinte von hergenraedt hat vom anfang bis
anjetzo beständig einquartirungen ausgestanden, und auch von lan-
gen zeit heu und haber müssen kauffen und man kan gar keine
mehr bekommen, dass auch alhier viel arme leuten seyn und eine
sehr ansteckende Krankheit ist, von welche unser herr bürgermei-
ster gestern abend gestorben ist (1), und noch viele andere, so daß
die Trouppen werden in grosser gefahr seyn.”
(1) Bürgermeister Chabert starb im Alter von 55 Jahren an Typhus.
34
Ob die Ortschaften Hergenrath und Hauset daraufhin von der
vorgesehenen Truppeneinquartierung verschont blieben, ist nicht
vermerkt.
Den Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig sollten die Ge-
meinden auf Geheiß des Regierungskommissars feierlich begehen.
Am 17. Oktober ließ der Bürgermeister abends um 6 Uhr dreimal al-
le Glocken läuten. Mit dem Pfarrer vereinbarte der Bürgermeister,
am 18. Oktober morgens um 10 Uhr ein feierliches Requiem für die
im Felde gefallenen Mitbürger zu zelebrieren ”zum Ruhm und zur
Ehre dieses großen Tages, der die Ketten der Unterjochung und der
Sklaverei, die wir unter der despotischen französischen Herrschaft
getragen haben, gebrochen hat, der unser Schicksal bestimmt hat
und den friedliebenden Bürgern für die Zukunft nur Vorteile und .
Wohltaten bringen wird, so daß die Wunden geheilt werden.”
Nach der Messe solle ein Te Deum gesungen werden ”zum
Dank an das Höchste Wesen, das an jenem glorreichen Tage unsere
Waffen gesegnet hat”. ”Wir haben”, so schreibt der Bürgermeister,
”60 Brote backen lassen, die nach dem Gottesdienst unter die Be-
dürftigsten ausgeteilt werden. Die Feldhüter haben den Befehl er-
halten, am Vortage von Haus zu Haus zu gehen und alle Leute auf-
zufordern, an diesem uns allen so teuren und denkwürdigen Feste
spontan teilzunehmen. Am 18. Oktober läuteten die Glocken mor-
gens um 6 diesen glücklichen Tag ein. Um 1/2 10 Uhr versammelten
sich der Gemeinderat, der Kirchenfabrikrat, die Herren der Armen-
verwaltung, die Feldhüter und der Förster beim Bürgermeister, von
Wo aus sie sich geschlossen zur Kirche begaben. Diese war bereits so
voll, daß der Zug kaum bis zum Chor durchdringen konnte, wo je-
der seinen vorgesehenen Platz einnahm.
Gemeinsam mit zwei anderen Geistlichen zelebrierte der Herr
Pfarrer eine feierliche Messe für die im Felde Gefallenen. Nach der
Messe wurde das Te Deum angestimmt, um dem guten Gott für un-
sere Befreiung zu danken. Alle Einwohner brachten ihren Dank für
dieses glückliche Ende zum Ausdruck und man sah auf ihren Ge-
sichtern Freude und Tränen. Nach dem Gottesdienst wurden die 60
Brote unter die Ärmsten und Bedürftigsten verteilt. Während des
Te Deums läuteten die Glocken und die hier stationierten Wachtpo-
sten schossen Salut. Geschlossen gingen die Behörden zum Bürger-
meister, wo auf eigene Kosten ein Mahl serviert wurde. Es wurden
viele Trinksprüche ausgebracht : auf die hohen Alliierten, unsere
Befreier, auf das Wohl der einzelnen Monarchen, auf die Generale,
35
die sich am meisten hervorgetan haben, auf alle Armeen, die zu un-
serer Befreiung beigetragen haben, auf unseren zukünftigen legiti-
men Herrscher, und noch viele andere, die den ganzen Nachmittag
über sowie beim Abendessen und die Nacht hindurch bis 4 Uhr
morgens ausgebracht wurden. Noch nie hatte man solch eine Freu-
de im Herzen der Einwohner bemerkt; die Wirtsstuben waren alle
überfüllt, der Tag glich einem Sonntag, niemand arbeitete, die Leute
vergnügten sich den ganzen Tag beim Trunk in den Wirtshäusern,
andere beim Kegeln, wieder andere beim Kartenspiel und anderen
an verschiedenen Stellen organisierten Spielen. Wir hatten Streifen
während der Nacht patrouillieren lassen, um die Ordnung aufrecht
zu erhalten, aber alles ist ruhig verlaufen, in Harmonie und wie un-
ter Brüdern, obwohl die Wirtshäuser noch um 4 Uhr morgens voller
Volk waren.
Zu Hergenrath, am 19. Oktober 1814, um die Mittagszeit.”
(gez. N. Monchamp)
Am 23. Oktober 1814 wurde durch Beschluß des Regierungs-
kommissars Gilles Joseph Schrynmecker zum neuen Bürgermeister
von Hergenrath-Hauset ernannt. Der Kreisdirektor delegierte den
Bürgermeister von Lontzen, P.L. Corman, die Amtseinführung in
Hergenrath vorzunehmen. G.J. Schrynmecker legte den vorge-
schriebenen Eid am 17. November 1814 ab. N. Monchamp blieb
beigeordneter Bürgermeister.
Von Januar bis November 1814 kamen 13 junge Männer aus
Hergenrath-Hauset, die in der französischen Armee gedient hatten,
in die Heimat zurück. Es waren
— Kannenbecker Hubert, 32 J., Soldat von 1812-1814 beim 65.
Voltigeur-Regiment. Entlassungsschein vom 10. Jan. 1814
— Joh. Jak. Freins, Soldat von 1808-1814, 5. Husarenregiment,
ohne Entlassungsschein, hatte die Truppe in Straßburg verlas-
sen. Oberschenkelverletzung.
— Vandenherz, Maximilian-Joseph, Soldat von 1809-1814, 32. Li-
nienregiment, in Pesenas am 15. Mai 1814 wegen Verwundung
entlassen.
— Zinken Johann Leo, 24 J., diente von 1813-1814, 8. Voltigeur-
Regiment. Sein Gesundheitszustand wird als schlecht bezeich-
net.
— Cloot-Stevens, Joh. Jos., 21 J., diente 1813-1814, 85. Linienregi-
ment, verließ die Truppe in Koblenz. Gesundheitszustand
schlecht.
36
— Lünemann Joh. Heinr., 20 J., diente 1813-1814, 8. Artilleriere-
giment zu Fuß, wurde in Magdeburg gefangen genommen und
nach Hause entlassen. Gesundheitszustand schlecht.
— Radermaecker Heinr., 20 J., diente 1813-1814, 2. Schützenregi-
ment, desertierte zwischen Chälons und Paris im Febr. 1813.
— Becker Mathias, 23 J., diente von 1811-1814, 5. Linienregiment,
verließ die Truppe am 11. Juli 1814 in Grenoble.
— Kryscher Gilles, 32 J., diente von 1804-1814, 96. Linienregi-
ment, wurde am 8. Oktober von Diedenhofen aus entlassen.
— Rodheut Peter Jos., 24 J., von 1809-1814, 2. Jägerregiment zu
Fuß, wurde am 8. Juni 1814 von Montargis aus in die Heimat
entlassen.
— Kerff, Joh. Ger., 23. J., diente von 1811-1814, 5. Linienregi- ‚,
ment, wurde in Narbonne am 16. Juni 1814 entlassen.
— Laschet, Wilh. Jos., 22 J., diente von 1811-1814, 96. Linienregi-
ment, wurde als Kriegsgefangener von Stettin aus entlassen.
— Nyssen, Lambert, 31. J., diente von 1804-1814, 65. Linienregi-
ment. -
(Es ist nur die Einheit angegeben, der die Dienstpflichtigen zuletzt
angehörten. Fast alle hatten monatelang keinen oder nur einen ge-
ringen Teil des ihnen zustehenden Soldes erhalten.)
Im April 1815 wurde unser Gebiet laut den Beschlüssen des
Wiener Kongresses Preußen angegliedert. Nur eine ganz kurze No-
tiz weist auf die ”neue deutsche administration oder Verwaltung,
unter der Direction des Freiherren von During, als Kreis Direktor
des Bezirks Malmedy” him. Für die Bevölkerung des Hergenrather
und Walhorner-Lontzener Raumes bedeutete die Angliederung an
Preußen eine große wirtschaftliche Umstellung. Die Grenze nach
Belgien erschwerte nunmehr den Absatz von Vieh und landwirt-
schaftlichen Produkten auf den Märkten von Herve, Thimister,
Clermont und Henri-Chapelle. Besonders letztere Ortschaft hatte
mit jährlich zwei großen Vieh- und Krammärkten den hiesigen Wei-
debauern die Gelegenheit geboten, das überschüssige Vieh zu ver-
kaufen und sich auf dem Krammarkt mit allem Notwendigen für
den Haushalt einzudecken. So wurde die Anlegung neuer Vieh- und
Krammärkte im Kreis Eupen vom Hergenrather Bürgermeister
”nicht nur als zwecksmäßig, sondern allen Vernunftschlüssen nach als
unumgänglich” erachtet. Und auf die Frage, wo denn solche Märk-
te abgehalten werden sollten, schlug Schrynmecker Lontzen vor,
das nicht nur über ein geeignetes Stück Gemeindegrund in der Mitte
des Dorfes verfüge (2-3 Ha), sondern auch nach der Grenzberichti-
37
gung (d.h. nach der Abtretung einiger Gebietsteile von Henri-
Chapelle an Lontzen) von allen Seiten von den Steinstraßen nach
Eupen und Aachen umgeben sei; auch seien die Wege dahin noch
am zugänglichsten. Außerdem liege Lontzen im Mittelpunkt des
Kreises, dort, wo die Viehzucht am bedeutendsten sei. Mast- und
Magervieh werde hauptsächlich im Herbst verkauft bzw. einge-
kauft. Beide Viehsorten seien um diese Jahreszeit allda im Überflus-
se zu finden und folglich wäre die Anlegung eines Herbstmarktes in
Lontzen dem ganzen Kreise nützlich. Die Metzger aus Eupen, Aa-
chen, Burtscheid, Cornelimünster, Stolberg etc. könnten ohne
Schwierigkeiten diesen Markt besuchen. Schließlich und letztlich
bemerkt der Bürgermeister, ”daß, was die Absetzung der Krämerey-
waren betrifft, immer in hiesiger Gegend der Gebrauch gewesen,
wenn die Dorfbewohner ihre Mast- und anderes Viehe verkauft,
dieselbe für einen Theil ihres gelösten Geldes, wo nicht für alle, ihre
nothwendige Haus- und Kleidungs Gegenständen, als Hanf, Flachs,
Leinen Tuch, Wollen, Lacken, und Stoff etc. wieder einkaufen, und
mann also hinsichtlich dieses nicht Einen geringen absatz entgegen
siehet.”
38
Kastanienbaum im Herbst
von Leonie Wichert-Schmetz
Mit tausend goldnen Händen
Greifst du froh ins Licht, &
Daß bald das Spiel wird enden,
Das weißt du nicht.
Die goldnen Hände tanzen
Mit leichtem Schwung
Es ist als würden Pflanzen
Jetzt wieder jung.
Nicht lange wirst du bleiben
Wie du noch bist.
Es werden Nebel treiben
In kurzer Frist.
Die Blätter werden fallen
Und du stehst kahl
Die feinsten Nebelwallen
Auf Berg und Tal
Dich ficht’s nicht an; vor allem
Frost bist du gefeit.
Denn deine Blätter fallen
Zur rechten Zeit.
39
Bürgermeisterwahl in Raeren im
Jahre 1739
von Walter Meven
Die ”Quartiere” Raeren und Neudorf standen bis zum Ende
des ”Ancien Regime”, also bis zum Einrücken der Franzosen im
Jahre 1792, zusammen mit sechs anderen Quartieren (— Eynatten,
Hauset, Hergenrath, Kettenis, Merols und Walhorn —) unter der
Botmäßigkeit der ”Hochbank Walhorn”. Die Bank gehörte als eige-
ner Gerichts- und Verwaltungsbezirk mit einem Drossard, einem
Schultheiß und sieben Schöffen, neben den Banken Baelen und
Montzen, zu den ”trois bancs flamands” oder auch ”de dry duytsche
banken” des Herzogtums Limburg. Das älteste uns urkundlich über-
lieferte Schöffenkollegium der ”curia Walhorn”, findet sich in einem
Schenkungsakt des Jahres 1214 an das Kloster Marienthal bei Huy.
(1) Die Schöffen sind mit Vor- und Zunamen angegeben und weisen
mit Teilen ihres Namens auf eine frühe Erwähnung noch heute bei
uns gebräuchlicher Ortsnamen hin. Die Namen der Schöffen sind :
Arnoldus Vinitor, Johannes Muney, Johannes Telfer, Johannes
Tetset, Henricus de ROBUTROT, Herbrandus Hinget und Henri-
cus de KETTENEYS.
Die Ursprünge unserer Gemeinden werden sicherlich noch
weit früher zu vermuten sein : Steinzeitfunde bei Hergenrath im
Ortsteil Flönnes, die römischen Funde bei Eynatten-Berlotte und
auch die Hügelgräber im Moresneter- sowie in dem benachbarten
Aachener Stadtwald sind Zeugen früher Besiedlung unseres Rau-
mes.
In alten Zeiten war zur Gründung einer Gemeinde der
Zusammenschluß von 10 Familien erforderlich. Eben deshalb nann-
te man solche Gemeinden Dekanien (Zehntschaften), deren Vorste-
her Decanus genannt wurde. Zehn solcher Decanien bildeten zu-
sammen eine Centene (Hundertschaft) unter einem Centenarius,
mehrere Centenen einen Gau dessen oberster Richter Gaugraf ge-
nannt wurde. Ein gedeihliches Nebeneinander erforderte, daß man
sich in Form von Verhaltensregeln eine gewisse Ordnung gab, die
sich heute noch in einem Teil der später niedergeschriebenen ”Weis-
türmer” widerspiegelt. Sie wählten aus ihrer Mitte unbescholtene
und für ein Amt geeignete Männer, die die Geschicke des Gemein-
40
wesens zum Nutzen aller lenken sollten. Diese Ämter waren Ehre-
nämter, die nicht abgelehnt werden konnten; nur schwerwiegende
Hinderungsgründe entpflichteten den Kandidaten von seiner Wahl.
Wer keinen besonderen Grund vorweisen konnte, dem drohte sogar
die Verbannung aus der Dorfgemeinschaft und seiner Bannmeile.
Die gewählten Kandidaten wurden öffentlich bekanntgegeben
und viermal vom Schulheißen ausgerufen, damit jeder seinen be-
rechtigten Einspruch gegen die Einsetzung des Gewählten geltend
machen konnte. Bei der Eidesverpflichtung hatte der gewählte Kan-
didat vor die ”Bank” zu treten, niederzuknien, die Hand auf das
Kreuz zu legen und die vorgeschriebene Eidesformel zu sprechen.
Zur Dorfgemeinschaft gehörten alle Einwohner des Dorfes,
welche den gewöhnlichen Gerichten unterworfen waren. In den Ge-
meindeangelegenheiten hatten sie jedoch nicht gleiches Stimmrecht.
Dieses stand nur eingesessenen Bürgern zu. Auch hatten bloße
Mietleute oder sogenannte Einlieger keinen Anteil am Gemeinde-
vermögen und an den Gemeindebesitzungen. Dagegen waren sämt-
liche Einwohner den Gemeindelasten verbunden. Dazu gehörte,
zum Beispiel, das Ausbessern der Wege und Straßen; zur Herstel-
lung der nötigen Sicherheit hatten die wehrfähigen Männer durch
Dorfwachen u.s.w. beizutragen. Man unterschied also sehr streng
zwischen Einwohnern und Bürgern. Man ging sogar so weit, daß
nur die vermögenden Grundeigentümer wählen durften, die minde-
stens ”8 Stuyver in den Schat”, d.h. 8 Stüber an Steuern,-zahlten.
Jede Versammlung der Dorfgemeinschaft mußte durch den Dros-
sard der Bank genehmigt werden, der häufig an derselben teil-
nahm. Er vertrat die Staatsautorität.
Das Wahlprotokoll für die Regleurswahl - wie man die Bürger-
meister damals auch nannte - des Quartiers Raeren aus dem Jahre
1739, welches der damals in Raeren ansässige Notar L.W. Men-
nicken niedergeschrieben hat, ist uns in einem Bestand des Staatsar-
chivs Lüttich überliefert.
Dem hier im Originaltext und in der Übersetzung folgende No-
tariatsakt können wir neben den Namen der Wahlberechtigten auch
einige wichtige Details zum Wahlvorgang selbst entnehmen. So
konnte man sich, zum Beispiel, durch eine vertrauenswürdige Per-
son bei der Wahl vertreten lassen. Ebenso war es möglich, seine
Stimme für nur 1 Jahr einem Kandidaten zu geben. Normalerweise
währte die Wahlperiode 2 Jahre. Die Vorgänger nannte man allge-
41
mein, die ”Abgestandenen Bürgermeister”. Auch wird damals be-
reits eine Schule auf Titfeld als Versammlungslokal erwähnt.
Stimmberechtigt waren: 1. die Geistlichen, vertreten durch
den Abt des Klosters Brandenburg; 2. die adligen Familien; 3. sämt-
liche Einwohner, die mindestens 8 Stüber Grundsteuer zahlten. (2)
Hier das Protokoll der Versammlung und der Bürgermeisterwahl :
Vergaederinghe gehouden doer de geswooren
ende geinteresseerde ingesetenen von Raeren [
involghe behoorlicke publicatie verleden
Sondagh gedaen in de Kercke allhier.
Propositie
Wordt geproponeeert dat hebbende de tegen-
woordighe geswooren von allhier peter Kleut-
gen ende peter haeveniet hunne twee jaerige
fonctie in dyer qualität geayndet soo dat de-
selve voor op huyden daegh gelimeteert hebben
by voorsc billet van publicatie tot kiesinghe
van twee Nieuwe Regleurs voor gelyken termyn
von twee jaeren, daeromme wordt resolutie
gevraeght.
Resolutie
Dyenvolghens procederende tot Keus van Nieuwe
geswooren soo heeft peter Kleutgens syne
stimme gegeven voor twee Regleurs te weeten
op peter Emonts Driesch ende jan Cupper
peter haeveniet peters idem
den Schepen Mennicken geeft syne stemme op
peter cleutgen voor een jaer ende jan cupper
twee jaeren.
bertram Coemoet op peter Emonts driesch ende
hoepert hompers
Den Schepen Sr. p. Lamberts idem
baldem Emonts Driesch op peter Kleutgen ende
hoepert hompers
Peter haeveniet oudt idem
Lambert born idem
Peter Schauff Raeren op peter Kleutgen ende
jan Cupper
Emont Pesch jonck idem
42
Tevelt Croppenbergh in naeme van syn vaeder
idem
Lambert cleyn op peter Driesch ende Hoepert
hompers
Emont pitz op peter Cleutgen ende jan Cupper
Anthon pauque op hoepert hompers ende peter
cleutgen
Lennert Drouven in naeme van syne herschappe
op hoepert hompers ende peter cleutgen
Nellis Laeschet idem
Renardt hompesch idem
Jan Emonts plaetz idem
Willem Roesewyck op peter Cleutgen ende N
jan Cupper
jan Ertz op peter cleutgen ende hoepert
hompers
Laurens Crott idem
Willem pitz idem
Willem Schlenter idem
Dierich Timmerman voor syne moeder idem
Matthys Emonts gast idem
jan Roederbourgh in naeme van syne magd
de weduwe jan Weyrauch idem
peter Emonts gast idem
peter Laeschet idem
Lennert Emonts holley idem
Ement pitz jonck op peter cleutgen ende
jan Cupper
L:W: Mennicken op peter cleutgen ende
hoepert hompers
Aldus gedaen, gekoesen ende geslooten
desen 10. may 1739 naer vuytganck van
de H : Hoochmisse alhier tot -tidtvelt in
de Naeber Schoel ter presentie vant Hre.
Winandt van Schwarzenbergh ende joannes
Reuver als getuyghens hiertoe versocht
Wi: Schwartzenberg
teecken van + joannes Reuver
L:W: Mennicken Notarius Regius
op den 12: may 1739 heeft peeter Cleutgen
ende huppert hompers den Eedt gedaen als
43
Cambal kaji ap per Greg Death und
< SL. CE ®
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Zr 5: Le rackan % gelır Aaulzun en hama
A v
D2ß as 5 gehen ande ge lamalın.
af fp39 Nnasy urn Kam EDS
Auszug aus dem Wahlprotokoll
44
geswooren regleurs vant quartier Raeren
Ingevolgens dese keuse in handen
van den Heere Drossard actum ut
supra
Ter ordonnantie
P. Lamberts Scabinus (3)
absente scriba (= in Abwesenheit des Schreibers)
Jura 3 Gld.
(Bei nachstehender Übersetzung beschränken wir uns auf Einlei-
tung und Schlußformel, verzichten aber auf eine neuerliche Wieder-
gabe der Namen d. Wähler.)
Versammlung der Geschworenen und der Stimmberechtigten Ein-
wohner Raerens, gehalten aufgrund einer öffentlichen Bekanntma- Ü
chung am vergangenen Sonntag in der hiesigen Kirche.
Antrag
Hiermit wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß die gegenwär-
tigen Geschworenen, Peter Kleutgens und Peter Haeveniet ihre
zweijährige Amtszeit als Regleur beendet haben. Infolge dessen ha-
ben dieselben durch vorstehende öffentliche Bekanntmachung den
heutigen Tag zur Wahl von zwei neuen Regleurs für den Zeitraum
von zwei Jahren festgesetzt und gebeten, einen Beschluß zu faßen.
Beschluß
Daraufhin wurde zur Wahl von zwei neuen Geschworenen geschrit-
ten. Peter Kleutgens gab seine Stimme dem Peter Emonts Driesch
und dem Jan Cupper. (Folgen die Namen der weiteren Wahlteilneh-
mer).
So geschehen, gewählt und abgeschlossen den 10. Mai 1739 nach
Beendigung des Hochamtes in der Schule zu Titvelt im Beisein der
Zeugen Winandt van Schwartzenbergh und Johannes Reuver, die
dazu ersucht wurden.
Quellen :
1) Willi Berens,
”Die Schenkung des Aachener Bürgers Prikim an das Kloster Marienthal bei Huy im
Jahre 1214” in ZAGV, Bd. 72, S. 165 ff.
2) Hermann Wirtz,
”Eupener Land —
Beiträge zur Geschichte des Eupener Landes ” S. 44 ff
3) Notariatsakt des Notars L.W. Mennicken, Raeren, 1737-1738
Staatsarchiv Lüttich, Notariatsakten.
45
° 9 x
Datation d’un foyer ä
Hergenrath-Brennhaag
.
(La Calamine)
par J. Leclercq (*) et A. Gob (**)
Situee dans la province de Liege, l’agglomeration de La Cala-
mine (Kelmis) est relige 4 Hauset par une route traversant Hergen-
rath. Entre ce village et le lieu-dit ”Freyent”, la dite route est bordee,
au Nord, par un bois denomme ”Busch Brand”. Celui-ci couvre une
dune de sables mezozoiques, d’une hauteur d’au moins 30 m, qui est
orientee Nord-Est/Sud-Ouest et s’etend jusqu’en Allemagne.
Une sabliere, ouverte a l’extremite Sud-Ouest de cette dune, a
entame son flanc Quest sur une longueur d’environ 200 m. C’est au
sommet de cette carriere que la premiere station mesolithique du
Busch-Brand a €te decouverte en 1966 (1).
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Fig. 1: Sabli&re de Hergenrath-Brennhaag, partie Nord-Est ;
1. - fouilles ”N.N.D. Forschungsgruppe”,
2. - zönes a charbons de bois.
(*) J. LECLERCOQ, Grand Ry Cornesse, 4860 PEPINSTER
(**) A. GOB, Assistant a l’Universit& de Liege, 7, Place du Vingt Aoüt, 4000 LIE-
GE.
46
L’exploitation intensive des sables s’est poursuivie vers le Nord-
Est, jusqu’au lieu-dit ”Brennhaag”. Peu apres son decapage par les
bouteurs, cet endroit a &t& prospecte par des membres du ”B.N.D.
Forschungsgruppe” qui ont decouvert des vestiges prehistoriques le
20 septembre 1979 (2). Jusqu’au 26 septembre 1981, date a laquelle
il a dü abandonner ses fouilles (fig. 1.1), ce groupe a effetue le sauve-
tage du materiel archeologique menace de destruction par l’exploita-
tion du site.
Au cours de ses travaux, il a localise 3 concentrations d’arte-
facts, dont une a livre des elements neolithiques, et recueilli un
ensemble d’environ 1.750 silex tailles comprenant au moins 29
outils communs, 23 microlithes, 8 microburins et 37 nucleus. L’ou-
tillage est comparable a celui des autres stations mesolithiques de ,
Hergenrath. Sa composition et sa morphologie font postuler une
datation comprise entre + 6.400 et environ 5.800 B.C.
En outre, les membres du ”B.N.D. Forschungsgruppe” ont
remarque des traces charbonneuses ä la surface du decapage, ä
proximite d’une concentration de silex tailles de la partie Nord-Est
de l’exploitation. Il s’agissait de debris de charbons de bois melanges
aux sables recouvrants l’horizon A 2 du podzol decapite par les bou-
teurs. Ces restes etaient concentres sur une surface totale d’environ
12 m®, dans 2 zönes contigu&s de forme plus ou moins ovale et sepa-
rees par un tas de sables remanies (fig. 2. 2a & 2b).
Suite a l’inter&t potentiel de ces traces, les auteurs ont preleve
des Echantillons de charbons de bois le 15 juin 1982, dans l’espoir de
faire preciser la datation archeologique par une analyse 14 C.
Celle-ci a te realisee par E. Gilot, au Laboratoire de Carbone
14 de Louvain la Neuve, et a donne le resultat suivant : Lv 1402
„1.090 + 60 B.P.; age calcule sur la base de la periode convention-
nelle de Libby (5.570 ans) et exprim€ par rapport a Vannee de r6fe-
rence A.D. 1950). Apres correction au moyen de la table de calibra-
tion de Klein, e.a., on obtient un intervalle chronologique de 855 &
1.040 A.D. (3).
Il apparait que les debris analys6s se situent completement
hors du contexte prehistorique de la concentration B. Neanmoins,
ces charbons de bois attestent une activit& humaine a Brennhaag au
X° siecle, soit au moins 240 ans avant la premiere mention officielle
connue de Hergenrath et de La Calamine (4).
Pepinster-Liege, mars 1984.
48
PS.
Signalons encore qu’une erreur $’est glissee dans le texte de notre ar-
ticle publie dans le n° 32 de cette revue. En effet, a la page 69, par.
1, ligne 6, nous lisons ”de 2 poignards” alors qu'il faudrait lire ”de 2
faucilles”.
ZUSAMMENFASSUNG
Im Laufe des Jahres 1979 wurde die Sandgrube von
Busch/Brand in Richtung Nord-West bis zum Ort genannt Brenn-
haag vergrößert. Die Mitglieder der ”B.N.D. Forschungsgruppe”
entdeckten am 20. September 1979 bearbeitete Feuersteine. .
Im Laufe der Forschungen wurden drei Konzentrationen von
mesolithischen Artefakten lokalisiert und wenigstens 1.750 bearbei-
tete Feuersteine eingesammelt.
Musterstücke von Holzkohle, welche die Herren A. Gob und
J. Leclercq in der Nähe der Ausgrabung B entnommen haben, sind
an der Universität Löwen analysiert worden.
Diese Holzkohlenreste stehen in keinem Zusammenhang mit
den mesolitischen Funden, welche in die Zeit von + 6400 - 5800 v.
Chr. datiert werden können. Die C-14 Analyse hat jedoch gezeigt,
daß schon im 10. Jh. - d.h. mindestens 240 Jahre vor der Ersterwäh-
nung von Hergenrath und Kelmis - Menschen in der ”Brennhaag”
ansässig waren.
(l) LECLERCQ, J., 1978. - ”La station mesolithique du Busch Brand a Hergen-
rath”, Bulletin des Chercheurs de la Wallonie, XXIV (1977-1979), 142 - 166.
(2) LECLERCQ, J., FRANZEN, D. & J., FIGIEL, B. 1981
en ri Entdeckung in Hergenrath-Brennhaag”, Arch6&ologie,
(3) KLEIN, J., LERMAN, J.C.., DAMON, P.E., RALPH, E.K., 1982. - ”Calibra-
tion of radiocarbon dates”, Radiocarbon, 24 (2), 103 - 150.
(4) PAUQUET, F., 1980. - ”Erste urkundliche Erwähnung der Orte Hergenrath
und Kelmis am 22. März 1280”, Zeitschrift ”Im Göhltal”, 27, 4-9.
50
von denen hier die Rede sein wird, nicht nur wenıge Stunden, son-
dern sogar Wochen ausblieb?
Nach den bei hochsommerlichen Temperaturen erfolgten Luft-
angriffen im Frühjahr 1944 waren ganze Stadtgebiete Aachens von
der Wasserversorgung abgeschnitten. Kaum hatte man die Schäden
an den Versorgungsleitungen der verschiedenen technischen Dien-
ste behoben, kam ein erneutes Inferno auf die Stadt nieder. Mußten
die Stadtwerke bis zum 2. Mai 1944 145 Rohrbrüche mit einer
Durchschnittslänge von 28 Metern je Schadensstelle beseitigen, so
sollten die folgenden Luftangriffe alles bis dahin Erlebte in den
Schatten stellen. Im Zuge der bevorstehenden alliierten Invasion
auf das europäische Festland, die am 6. Juni des gleichen Jahres er-
folgte, erreichten die planmäßigen Flächenbombardements ihren ‚,
Höhepunkt. Im Abstand von nur drei Tagen mußte die Stadt Aa-
chen drei fürchterliche Luftangriffe erleben. Etwa 5000 Spreng- und
Minenbomben sowie 6000 Brandbomben und Phosphorkanister
regneten auf die Stadt nieder. Die zu diesem Zeitpunkt von den
Westalliierten eingesetzten Sprengbomben hatten zum größten Teil
ein Gewicht von 20 Zentnern und ihre um einige Sekunden verzö-
gerten Detonationszeiten verursachten verheerende Schäden, wobei
sie tiefe Krater von bis zu 20 Metern Durchmesser rissen.
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Blick von der Chorgalerie des Domes in Richtung Ursulinenstraße nach dem Angriff
vom 11.4.44
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Eine beachtliche Leistung hatten die Reparaturtrupps zu voll-
bringen und trotz des akuten Fachkräftemangels bei fehlendem Ma-
terial ihre schwere Arbeit immer wieder von neuem anzugehen. Der
Leiter der Stadtwerke berichtete dem damaligen Oberbürgermeister,
daß die Pumpwerke außerhalb der Stadt keine Schäden davongetra-
gen hätten, doch wegen des Stromausfalles nicht arbeiten könnten.
Die Reparatur der Stromzufuhr würde sich jedoch verzögern, bis
die dort lagernden Langzeitzünder beseitigt seien. Die Wasserversor-
gung habe am 25. Mai 1944 völlig zusammenzubrechen gedroht, da
alle Behälter wegen des an den Schadensstellen austretenden Was-
sers leer gewesen seien. Erst die Absperrung der Hauptschadensstel-
len und die Abschieberung einer Anzahl von Straßen hätten hier
Abhilfe gebracht. Ein großer Teil der Bevölkerung sei aber hier-
durch gänzlich von der Versorgung abgeschnitten worden. Der am
28. Mai 1944 erfolgte Luftangriff habe weitere schwere Folgen für
die Versorgung der Unterzone mit Wasser gehabt. Die Zufuhr von
Stolberg über die Hauptleitung sei unmöglich geworden.
”Die Leitungen des Behälters Schönforst total zerschlagen”,
heißt es im Originalbericht. Am 31. Mai 1944 konnte die Verbin-
dung von Stolberg wieder aufgenommen werden.
Das Gebiet Jülicher Straße - Adalbertsteinweg, so der Bericht des
Leiters der Stadtwerke, sei bis auf einzelne Straßen wieder versorgt. Nach
Behebung der Schäden an der Ringleitung könnten am nächsten Tag
weitere Gebiete versorgt werden. Die Instadtsetzung der Leitung Trierer
Straße würde etwa 3 Monate in Anspruch nehmen. Bedeutende Mate-
rialmengen müßten dazu herangeschafft werden. Die weitere Versor-
gung erfolge zur Zeit durch Tankwasserwagen und längere Schlauchlei-
tungen, die von der Oberzone zur Unterzone führten.
Hilflos mußten die Feuerwehr und die schwergeprüfte Bevöl-
kerung zusehen, wie sich Kleinbrände, die mit wenigen Eimern
Wasser abzulöschen gewesen wären, zu einem Meer von Flammen
entwickelten und ganze Stadtteile in Schutt und Asche sinken
ließen.
Regensärge und Zisternen, meist auf privatem Grund, waren
durch die schweren Erschütterungen oft gerissen und unbrauchbar
geworden, das darin verbleibende Restwasser für den menschlichen
Gebrauch nicht mehr geeignet. Die vorsorglich in der Stadt angeleg-
ten Löschteiche mit einem Gesamtfassungsvermögen von etwa
8000 m? waren meist schnell durch die Brandwehren, von denen
53
Die von den verantwortlichen Organisationen angeforderten
Tankwasserfahrzeuge erreichten ebenfalls erst nach der Beseitigung
von Hindernissen aller Art den arg getroffenen Stadtkern. Weite
Wege mußten die Menschen mit ihren Wasserbehältnissen zurück-
legen, um zu den Zapfstellen der Wasserwagen zu gelangen. Frauen
kamen weinend zu den Notreservoiren und baten um etwas Wasser,
damit sie ihren Kindern ein Fläschchen bereiten konnten. Andere
irrten mit rauchgereizten Augen fast blind umher und baten, ein
Tuch zur Linderung des Augenschmerzes anzufeuchten. Die in den
Altstadtstraßen brennenden Häuserzeilen konnten nicht ohne einen
besonderen Schutz passiert werden. Hier half oft eine in Wasser ge-
tränkte Decke, die um den Körper gelegt wurde.
Angesichts der katastrophalen Situation, in der sich die Stadt
befand, galt Improvisation, wie so oft, als das Gebot der Stunde. Dr.
Ing. Stephan Buchkremer, der Leiter der Feuerlöschgruppe Dom,
faßte in diesen Tagen den Entschluß, eine Notwasserversorgung
über Schlauchleitungen mit entsprechenden Armaturen durchzu-
führen. Seine Mannschaft, die aus vierzehn Jugendlichen im Alter
von 9 bis 23 Jahren bestand, war sogleich von seiner Idee begeistert
und erklärte sich spontan bereit, neben dem Dienst zum Schutz des
Domes seinen Plan in die Tat umzusetzen. Die diesbezüglichen An-
fragen bei den dafür zuständigen Behörden führten - wenn auch un-
bürokratisch - dazu, daß die technische Leitung der städtischen
Wasserwerke den Plan Buchkremers für völlig undurchführbar er-
klärte und ihn an die Feuerschutzpolizei, die ‚heutige Feuerwehr,
verwies, die sich leider dem Urteil der zuvor genannten Behörde
anschloß. Die Kreisleitung ihrerseits, als die für den Katastrophenein-
satz verantwortliche Parteibehörde, befürwortete, wohl im Erfolgszwang
stehend, den Plan mit den Worten : ”Buchkremer, machen Sie!”
Ergänzend gab der Kreisleiter die Anweisung, alle vorhande-
nen Reserven an Schlauchmaterial nebst den erforderlichen Arma-
turen freizugeben und forderte, sofort mit den Arbeiten zu begin-
nen. Insgesamt wurden etwa 9.300 m Schlauchleitungen verlegt
und an vielen Stellen mit Zapfhähnen versehen, die von den Benut-
zern selbst bedient werden konnten. Der Betrieb und die Wartung,
die mehrere Monate bis zur schrittweisen Instandsetzung des städti-
schen Rohrnetzes andauerte, wurde einzig und allein von dieser Ju-
gendfeuerlöschgruppe aufrechterhalten. Die vom Leiter der Stadt-
wasserwerke in seinem Bericht an den damaligen Oberbürgermeister
55
Die Hauptversorgungsleitung wurde von einem Unterflurhy-
dranten an der Deliusstraße gespeist und über die Jakobstraße,
Klappergasse und Münsterplatz zum Holzgraben in die Innenstadt
geführt. Die Nebenstraßen und die anliegenden Betriebe wurden
über Stichleitungen versorgt, welche von dieser Hauptleitung ab-
zweigten. Trotz der erwähnten Schutzmaßnahmen waren Beschädi-
gungen durch Fahrzeuge, aber auch durch die Benutzer der 90
Zapfstellen selbst, nicht auszuschließen. Gefährliche Druckschwan-
kungen durch die ständig wechselnde Wasserentnahme, namentlich
in den Nachstunden, führten öfters zu Schlauchgewebebrüchen, die
dennoch schnell mit einfachen Mitteln behoben wurden. Kleinere
Leckagen deckte man mit Abschnitten von alten Autoreifen ab, die
mit Bindedraht befestigt wurden. Lufteinschlüsse beim Füllen der
Anlage führten zu Schwingungen und damit zu Druckspitzen, die
die Leitungen gelegentlich zum Bersten brachten. Die Längen-
schrumpfung der Leitungen spielte bei den Schadensfällen ebenfalls
eine nicht unbedeutende Rolle.
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Blick von der Verbindungsbrücke Turm-Oktogon in Richtung Kleinmarschierstraße
5
Mehrere Monate blieb die von den Jugendlichen gebaute und
gewartete Anlage in Betrieb. Nicht wenige Häuser verdanken ihre
Rettung vor dem Feuer dieser Notwasserversorgung. Keine staatli-
che Institution hat bis heute in irgendeiner Form eine Geste des
Dankes für die damals junge Gruppe gefunden, die den Dom nicht
nur für Aachen vor der Zerstörung durch eine Feuerbrunst bewahr-
te. Der UNESCO-Kommission, die den Dom in der Rangliste der zu
schützenden Bauwerke an höchster Stelle einstufte, waren die Um-
stände, die zur Rettung während der Kriegszeit führten, sicherlich
nicht bekannt.
Selbst während der Belagerung der Stadt, im Herbst 1944,
durfte die Gruppe - aufgrund eines von Herrn Dr. Ing. Buchkremer
eigenhändig gefälschten Himmlerbefehls - als einziger Zivilverband
zum Schutze des Domes in Aachen bleiben. Da alle Verwaltungs-
dienststellen, einschließlich der Berufsfeuerwehr, die Stadt verlassen
hatten, übertrugen die Amerikaner den Jugendlichen den Feuer-
schutz in der Stadt. In der offiziellen amerikanischen Kriegsge-
schichte fand diese ”Fire forcing group” lobende Erwähnung. Ein
ausführlicher Bericht des Leiters der Gruppe, Dr. Stephan Buchkre-
mer, beruht heute im Stadtarchiv Aachen. Sein Erfahrungsschatz
kann den Verantwortlichen des zivilen Bevölkerungsschutzes heute
noch dienlich sein. Zu einer wichtigen Erkenntnis gelangte man da-
mals : Nämlich die längeren Leitungen zu verrohren. Hier war an
verzinkte Stahlrohre gedacht, die mit kugelig gelagerten Dichtflä-
chen und einem Schnellverschluß versehen sein sollten. Sie sind re-
lativ unempfindlich gegen mechanische Beschädigungen. Im länge-
ren Einsatz zeigten sich die Schlauchleitungen als doch sehr reparaturan-
fällig und sollten daher nur für kurze Distanzen Verwendung finden.
Rohre der genannten Art sollte man heute vorsorglich einlagern. Sie sind
verhältnismäßig billig, erfordern wenig Wartung und lassen sich leicht
auf kleinem Raum stapeln.
In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf die Geschichte der
”Feuerlöschgruppe Dom” hinweisen, die von Hans HOFFMANN
in ”Aachens Dom im Feuersturm” (Droste-Verlag, Düsseldorf,
1984, 124 S., zahlr. Abb., geb. 48 DM) vorgelegt wurde. Die tau-
send Kriegsnächte der Mädchen und Jungen der Domwache, die,
wie der erste Aachener Nachkriegs-Oberbürgermeister Oppenhoff
| lobend hervorhob, ”in den gefahrvollen Bombennächten, in den
| härtesten Zeiten der Belagerung, im Kugelregen der Kämpfe ... in
freiwilligem Dienst und nur auf sich selbst gestellt Tag und Nacht
|
|
59
unser einzigartig schönes Münster geschützt (haben)”, sind ein
Stück Zeitgeschichte, das bei der älteren Generation Erinnerungen
wecken wird, die Jüngeren aber dazu aufruft, das kulturelle Erbe
mit derselben Liebe und Opferbereitschaft zu schützen, wie dies die
Generation der Mädchen und Jungen von der ”Feuerlöschgruppe
Dom” getan haben.
A.B.
60
Bergmannslos (Forts.)
von Peter Zimmer
Schließung der letzten Steinkohlengruben im Lütticher Becken
Es war am Montag, dem 31. März 1980, als im Herverland das
letzte Bergwerk der Provinz Lüttich, die Grube Argenteau in
Blegny-Trembleur, seine Tore schloß. Dieses Ereignis bedeutete das
Ende eines uralten Industriezweiges, welcher jahrhundertelang den
Wohlstand eines Großteils der gesamten Bevölkerung dieser Pro-
vinz gesichert hatte. Es hatte aber auch gleichzeitig zur Folge, daß
die zu dieser Zeit dort noch tätigen Bergleute aus dem Göhltal ihren
Arbeitsplatz verloren und der Bergmannsberuf nun dort zum Aus-
sterben verurteilt war. Anhand dieser Tatsachen kann man sagen,
daß der 31. März 1980 zu einem denkwürdigen Tag in der Ge-
schichte des Lütticher Steinkohlereviers geworden ist.
Die Schließungsfeierlichkeiten fanden auf dem Bergwerksge-
lände in Blegny-Trembleur im Beisein zahlreicher Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens, des Bergbaus sowie einer großen Anzahl
von Bergleuten und deren Angehörigen statt. Sie begannen kurz
nach 11 Uhr, nachdem eine Gruppe von Bergleuten zum letzten Ma-
le mit dem Förderkorb aus dieser Grube an das Tageslicht gelangt
war.
Beim Verlassen der Grube wurden sie, höchstwahrscheinlich
zum erstenmal in ihrem Leben, von der Menge mit stürmischem
Beifall begrüßt und danach in einem Festzelt mit allen anderen Be-
legschaftsmitgliedern, deren Berufslaufbahn mit der Stillegung der
Zeche zu Ende ging, durch Ansprachen sowie mit folkloristischen
Darbietungen geehrt. Unter den zirka 390 letzten im Lütticher
Steinkohlebergbau beschäftigten Arbeitern, die alle ein Abschieds-
geschenk erhielten, befanden sich auch die 8 nachstehenden Gru-
benarbeiter aus dem Göhltal : Beckers Guillaume, Croe Joachim,
Lausberg Louis, Schrymecker Walter, Sparla Willi und Wertz Henri
(alle aus Kelmis) sowie Consten Henri und Drooghaag Pierrot, beide
wohnhaft in Moresnet, Großgemeinde Bleyberg. Viele Tageszeitun-
gen und sogar der belgische französischsprachige Hör- und Fernseh-
funk haben über die damaligen eindrucksvollen Festlichkeiten be-
richtet. Da aber bei dieser Gelegenheit der Wert der Kohle sowie die
61
Leistungen der Bergleute besonders hervorgehoben wurden, ist es si-
cherlich angebracht, in unserer geschichtlichen Zeitschrift einige
Einzelheiten aus einer Festrede wörtlich in französischer Sprache
und anschließend in Deutsch übersetzt wiederzugeben, damit sie
nicht in Vergessenheit geraten. Der Redner erklärte mit feierlicher
Stimme :
”N’est-il pas etrange que la mine qui s’etend sous nos pieds et
qui fut generalement si rebelle et si capricieuse, n’ait jamais donne
de charbon plus pur et plus beau qu’au cours des derniers jours de
ces exploitations, comme si, par moment, la nature se plaisait au ser-
vice des hommes et souriait meme ä leurs adieux ?
Aujourd’hui, en effet, et pour la derniere fois, les mineurs d’Ar-
genteau sont descendus au fond comme l’ont fait avant eux des mil-
liers et des milliers d’autres depuis l’an seize cent, aux temps des moi-
nes de Val-Dieu.
En depit d’une gestion unanimement consideree comme impec-
cable, en d&pit de ces &normes reserves de combustible, notre entre-
prise cesse desormais d’appartenir a la tres ancienne et tres glorieuse
industrie du pays de Liege.
Mesdames, Messieurs, j’ai l’honneur de vous souhaiter la bien-
venue en ces lieux que nous quittons ä regrets. Ils ont connu V’alter-
nance de succes et de revers, comme toutes les houilleres de la
region. Mais celle-ci, qui est la derniere, temoignera pour elle et pour
les autres de l’energie et de la perseverance de ces innombrables
mineurs de tout grade, qui ont assure pendant si longtemps notre
independance &conomique et Energetique, le progres et la prosperite.
Le pays tout entier dependait de leurs bras, ils ont fait tous leur
devoir, courageux, methodiques, perseverants. Ils ont prodigue leurs
valeurs professionnelles dans l’ombre et l’obscurit&, dans le confort
trompeur de notre epoque leur exemple vient ä son heure. Que leur
memoire soit benie!”
(”Ist es nicht sonderbar, daß die Grube, die sich unter unseren
Füßen ausdehnt und im allgemeinen rebellisch und launenhaft war,
nie reinere und schönere Kohle geliefert hat, als in den letzten Ta-
gen ihrer Ausbeutung, gerade als ob die Natur von Zeit zu Zeit Ge-
fallen daran fände, den Menschen Dienste zu erweisen und: ihnen
sogar lachend Adieu zu sagen!
In der Tat sind heute zum letzten Male die Bergleute der Gru-
be Argenteau hinab gefahren, wie vor ihnen seit dem 16. Jahrhun-
62
dert, zur Zeit der Mönche von Gottestal, tausend und abertausend
andere.
Trotz einwandfreier Betriebsführung und trotz vorhandener
großer Kohlevorkommen gehört unser Unternehmen von heute an
nicht mehr zu der uralten und ruhmreichen Industrie des Lütticher
Landes.
Meine Damen und Herren! Ich habe die Ehre, Sie an diesen
Stätten, die wir mit Bedauern verlassen, Willkommen zu heißen.
Wie alle Kohlengruben der Gegend, hat auch diese ein wechselvol-
les Auf und Ab erlebt. Aber diese hier, die die letzte ist, legt für sich
selbst und für alle anderen Zeugnis ab von der Tatkraft und Aus-
dauer unzähliger Bergleute aller Grade, die kühn und zuversichtlich
unsere wirtschaftliche Unabhängigkeit, den Fortschritt und den '
Wohlstand während langer Zeiten wirksam gesichert haben. Von
ihren Armen ist das gesamte Land abhängig gewesen. Sie haben alle
mutig, planmäßig und beharrlich ihre Pflicht erfüllt, im Schatten
und in der Finsternis haben sie ihre beruflichen Fähigkeiten gezeigt.
In unserem Zeitalter, wo man die trügerische Bequemlichkeit sucht,
kommt ihr Beispiel im rechten Augenblick. Ihr Andenken sei geseg-
net!”)
Erwähnenswert sind ebenfalls Aussagen von Bergleuten dieser
Grube, die einige Tage vor den Schließungsfeierlichkeiten während
eines Gesprächs mit einem Fernsehreporter gemacht wurden. Sie
sind anläßlich einer Übertragung der Schließungsfeiern ausgestrahlt
worden. Auf die Frage, ob man die Bergleute tatsächlich als minder-
wertige Menschen betrachtet habe, gab ein Grubeningenieur folgen-
de Antwort : ”Oh ja, das mußte man sogar leider sehr häufig wäh-
rend der Urlaubszeit feststellen. Wenn man am Urlaubsort mit
Menschen zusammenkam, die einen anderen Beruf ausübten, und
wenn es gelang, mit ihnen freundschaftliche Beziehungen anzu-
knüpfen, lösten dieselben sich in den meisten Fällen sehr schnell, so-
balc sie erfuhren, daß man in einer Kohlengrube beschäftigt war.
Das ist die nackte Wahrheit. Leider hat man aber auch in unserem
Lande viel zu wenig getan, um das Ansehen unseres Berufstandes
zu verbessern. Im Jahre 1945 wurden in den Kohlengruben erst
Kriegsgefangene und politische Flüchtlinge, danach Italiener und
Gastarbeiter anderer Länder eingesetzt. Das hat das Ansehen der
Bergleute nachteilig beeinflußt. Damals hat man viel zu wenig un-
ternommen, um bei den einheimischen Arbeitern das Interesse an
diesem Beruf zu erwecken. Viel zu spät ist auf den Wert und die
Schönheit desselben hingewiesen worden.”
63
Ein 45-jähriger Bergmann, dem die Frage gestellt wurde, ob er
zufrieden sei, daß jetzt endlich Schluß sei, erwiderte : ”Oh nein,
ich hätte gerne noch einige Jahre gearbeitet.” Völlig entmutigt und
wehmütig erklärte ein anderer : ”Jetzt ist es zu Ende! Niemals hätte
ich das geglaubt, 26 Jahre habe ich als Bergmann gearbeitet und
nun ist alles tot! So vergleiche ich das, man denkt nicht an den Tod
und auf einmal ist er da. Alles ist jetzt zum Absterben verurteilt, un-
ter Tage und überall!”
”Wer die Übertragung miterlebt hat, wird festgestellt haben,
daß nach diesen Worten der Mund des Bergmannes verstummte
und daß der Befrager versuchte, ihn wieder zum Reden zu bewegen,
indem er ihn fragte : ”Woran denken sie jetzt?” Vergebens wartete
er auf eine Antwort und versuchte erneut, den Grund seines
Schweigens zu erfahren. Dies gelang ihm erst nach einer Weile
durch die Frage : ”Denken sie an ihre erste Einfahrt in die Grube?”
Darauf erwiderte der Angesprochene vor sich hin starrend : ”Nein,
nein, nein, mein ganzes Leben war ich aktiv tätig und sieh da : Jetzt
ist alles zu Ende; und das fällt schwer! Man hatte Kameraden und
jetzt keinen mehr. Es ist wie bei der Armee : wenn man seinen Mili-
tärdienst beendet hat, sagt man sich auf Wiedersehen und sieht sich
nie wieder!”
Aus mehreren Gesprächen mit anderen Bergleuten ging her-
vor, daß sie nur schweren Herzens ihren Beruf aufgaben. Außerdem
wiesen sie darauf hin, daß es im Bergbau niemals ernste Probleme
zwischen Flamen, Wallonen und Gastarbeitern gegeben hatte. Sie
gaben zu verstehen, daß sie sich trotz unterschiedlicher Staatsange-
hörigkeit, Sprache und Weltanschauung immer gut verstanden und
stets eng miteinander verbunden gefühlt hatten. Deshalb kann man
auch sehr gut verstehen, daß allen .Bergleuten, die infolge der
Zechenschließungen ihren Beruf für immer aufgeben mußten, der
Verlust ihres Arbeitsplatzes sehr schwer gefallen ist, weil sie sich
dort wie in einem trauten Familienkreis jederzeit hilfreich zur Seite
standen, Hand in Hand arbeiteten und sogar, wenn der eine oder
andere durch Schicksalsschläge in eine Notlage geriet, ihn und die
Seinen gemeinsam unterstützten.
Das war das Schöne an diesem Berufe, daß er allen, die ihn aus-
übten, ein außergewöhnliches Zusammengehörigkeitsgefühl sowie
echten Kameradschafts- und Solidaritätsgeist einprägte. Denn ohne
diese Eigenschaften und eine hervorragende Zusammenarbeit der
unter Tage in drei Schichten Beschäfigten konnte der Bodenschatz
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Betrübt und niedergeschlagen verbrachten die durch die Zechenschließung arbeitslos
Gewordenen den letzten Tag am Arbeitsplatz. ”C’est fini maintenant! Jetzt ist es zu
Ende!”
65
Kohle weder abgebaut noch ans Tageslicht gefördert werden. Sie
trat schon bei jedem Schichtwechsel in Erscheinung. Wenn z.B. Berg-
leute auf dem Wege zur Ausfahrt aus der Grube ihren Arbeitskolle-
gen der nachfolgenden Schicht in Querschlägen oder Förder-
strecken begegneten, unterrichteten sie dieselben in aller Eile über
die Verhältnisse am Arbeitsplatz, gaben kurz Ratschläge und
wünschten ihnen eine gute Schicht. Auch wenn sie das Bergwerk
verließen und sich auf dem Heimweg befanden oder während ihrer
Freizeit mit Berufskameraden zusammenkamen, sprachen sie vor-
wiegend über ihre Arbeit in der Grube. Einer schilderte dem ande-
ren die Härte und geringe Höhe der Kohle, das schlechte Gebirge
und die Schwierigkeiten beim Ausbau. Sie sprachen über die Nässe
und die Hitze vor Ort und viele andere Dinge, die sie Tag für Tag
am Arbeitsplatz erlebten. Sie erteilten sich gegenseitig, anhand ihrer
Erfahrungen, nützliche Ratschläge, um bei der Arbeit alle Gefahren
und Schwierigkeiten besser überwinden zu können. Sie liebten ihren
Beruf derart, daß sie sich auch überall und jederzeit dem Bergwerks-
betrieb, dem sie angehörten, aufs engste verbunden fühlten. Durch
diese Verbundenheit entstand gleichzeitig auch eine beispielhafte So-
lidarität zwischen der Direktion, dem Aufsichtspersonal und den
Belegschaftsmitgliedern der einzelnen Betriebe, wie in einer Familie,
wo jeder sich um das Wohlergehen des anderen bemüht.
Diese Solidarität äußerte sich z.B. darin, daß, falls ein Berg-
mann mehrere Wochen wegen Krankheit, Unfall oder anderen
Heimsuchungen seiner Arbeit fernbleiben mußte, zugunsten dieses
Arbeitskameraden und dessen Familie im Betrieb eine Kollekte ab-
gehalten wurde. Dazu stellten sich an jedem Lohntag während der
Zeit, an der die Lohnauszahlung erfolgte, einige Belegschaftsmitglie-
der bereitwillig zur Verfügung, um die Spenden in Empfang zu neh-
men, zu verbuchen und den betreffenden Bergleuten oder deren An-
gehörigen als Unterstützung auszuzahlen. Zum gleichen Zweck rie-
fen auch die bergmännischen Vereine Unterstützungs- und Sterbe-
kassen ins Leben. Bei der Beerdigung eines tödlich verunglückten
Bergmannes trugen seine Arbeitskollegen den Sarg mit dem Toten
auf den Schultern zu Grabe. Vielerorts, wo noch bergmännische
Vereine bestehen, geben diese auch heute noch ihren verstorbenen
Mitgliedern ein ehrenvolles Geleit zur letzten Ruhestätte.
Wenn man auch nicht alle Bergleute als regelmäßige Kirch-
gänger ansehen kann, so haben sie allgemein doch eine große Ehr-
furcht Gott gegenüber bekundet, den sie vielfach ”Obersten Berg-
66
herrn” nannten. Zahlreiche Bergmannsgebete und Lieder, die sie in
früheren Zeiten vor Beginn ihrer Schicht in sogenannten Betstuben
verrichteten und gemeinsam sangen, beweisen, wie stark sie auf
Gott vertrauten und auf welche Art und Weise sie Schutz und Hilfe
bei ihm erbaten, um gewissenhaft ihre Pflichten erfüllen und stand-
haft die Sorgen und Nöten des Alltags überwinden zu können, Sie
kannten und kennen auch heute noch ihre Schutzheiligen, vor allem
die Heilige Barbara und Sankt Leonhard, die sie als ihre Fürsprecher
bei Gott betrachten und dementsprechend verehren. Die Statuen
dieser Heiligen standen und stehen gut sichtbar in zahlreichen Berg-
werksbetrieben inner- oder außerhalb eines Gebäudes. Keiner kann
mit Gewißheit sagen, wie oft die Bergleute vor und nach der Schicht
unauffällig zu ihnen emporgeblickt und leise ”bittet für uns” geflü-
stert haben. Anläßlich der Festtage dieser Schutzheiligen stehen in
unserem Lande die Räder aller Fördertürme still und unter- wie über-
irdisch ruht die Arbeit. Selbst jene Bergleute, die an anderen Sonn-
und Feiertagen immer bereit waren, Unterhaltungsarbeiten zu ver-
richten, erklärten sich ungern und nur in dringenden Notfällen be-
reit, solche Arbeiten am 6. November oder 4. Dezember auszufüh-
ren. Viele Bergwerksgesellschaften veranstalteten auch an diesen
Tagen für das gesamte Personal religiöse und weltliche Feierlichkei-
ten. Während derselben wurden verdienstvollen Bergleuten Aus-
zeichnungen oder Geschenke überreicht. Dasselbe ist auch jetzt
noch häufig der Fall in Ortschaften, wo noch bergmännische Ver-
eine bestehen. Dort beteiligen sich die Bergleute auch gemeinsam an
den Pfarrprozessionen und tragen auf ihren Schultern die Statuen
ihrer Schutzheiligen oder bilden Gruppen, in welchen der heilige
Leonhard und Sankt Barbara eindrucksvoll dargestellt werden. Die-
ser schöne Brauch wurde in der Pfarre Jose-Battice jahrzehntelang
von den Bergleuten dieser Gegend sowie denen aus dem Göhltal ge-
pflegt. Dieselben Statuen sind auch verschiedene Male während der
Pfarrprozession in Kelmis von den dortigen Bergleuten getragen wor-
den. Der Direktor der ehemaligen Gruben Halles und Xhawirs über-
gab, als letztgenannte Grube geschlossen wurde, dem Schreiber dieses
Beitrages diese Statuen sowie einen Nachbau des Förderturms dieser
Grube, welcher von einem Klempner während seiner Freizeit aus
Übertesten von Zinkblech konstruiert wurde, in der Hoffnung, daß
diese Gegenstände in Kelmis in Ehren gehalten werden, was bisher
geschehen ist.
So haben die Bergleute ihre Religiosität öffentlich, aber auch
vielfach unbemerkt bekundet, so daß man sagen darf, daß sie sicher-
67
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Kelmiser Grubenarbeiter tragen die Statue der heiligen Barbara bei der Pfarrprozes-
sion i.J, 1958,
lich dem Herrgott viel näher gestanden haben, als mancher Mit-
mensch angesichts des rauhen Benehmens sowie der harten Sprache
der Kumpel vermutete. Grund für dieses Benehmen und diese Spra-
che wird wohl die schwere Arbeit gewesen sein, die stets von der
wechselhaften Bodenbeschaffenheit in der Tiefe abhängig war. Fast
täglich sahen sie sich neuen Schwierigkeiten gegenüber, denen sie
die Stirn bieten mußten. Zur Überwindung derselben waren sie oft-
mals gezwungen, selbst Initiativen bezüglich Produktion und Sicher-
heit zu ergreifen, was vielfach nur durch ein kaltblütiges und rau-
hes Handeln möglich war. Trotzdem sind sie aber jederzeit und in
jedem Augenblick am Arbeitsplatz wie auch während ihrer Freizeit
Mensch geblieben und bereit gewesen, ihr eigenes Leben für Ar-
beitskameraden und Mitmenschen gleich welcher Staatsangehörig-
68
keit einzusetzen. Viele Beispiele könnten hier genannt werden, so
das des Lütticher Steigers Hubert Goffin, der, als das Leben seines
12-jährigen Kindes sowie das von 72 Bergleuten durch Wasserein-
bruch in Gefahr war, ausrief : ”Ich will sie alle retten oder nicht mit
ihnen überleben!” Wie er haben sich im Schoß der Erde auch zahl-
reiche andere im Laufe der Jahrhunderte verhalten und unter To-
desängsten edle Taten vollbracht. Deshalb haben auch die meisten
Bergleute, als sie infolge von Krankheit und Invalidität oder
Zechenschließungen, wie in Blegny-Trembleur, ihren Beruf für im-
mer aufgeben mußten, niedergeschlagen und wehmütig gesagt :
”Jetzt ist es zu Ende!” und ”Man hatte Kameraden!” Die alten, im
Ruhestand lebenden Bergleute, vermissen allgemein sehr das Letztere.
Was führte zu Berufskrankheiten bei den Bergleuten?
Neben den bereits kurz geschilderten Gefahren, die in den
Gruben-zu Erkrankungen führten, muß auch die Tatsache erwähnt‘
werden, daß bis zum 17. Jahrh. unter Tage Menschenkraft die allei-
nige Energie war. Nur oberirdisch hatte das Pferd dem Arbeiter bis
zu dieser Zeit beachtliche Hilfe geleistet. Gleichzeitig ließ aber auch
die Versorgung mit ausreichenden und kräftigen Nahrungsmitteln
viel zu wünschen übrig. Auch hinsichtlich der persönlichen Hygiene
fehlten noch sehr viele Einrichtungen. Damals gab es z.B. weder
Umkleide- noch Waschräume, so daß die in Bergwerken beschäftig-
ten Frauen, Männer und Jugendlichen bis um das Jahr 1850 in ihrer
schmutzigen Arbeitskleidung und ungewaschen nach Hause gehen
mußten. Dort angekommen, stand ihnen dann nur ein Eimer oder
eine Waschbütt zur Verfügung, um sich einigermaßen vom
Schmutz zu befreien. Durch diese bejammernswerten Zustände
wurden sie von allerlei Krankheiten heimgesucht. Besonders die Tu-
berkulose trat weitverbreitet in Erscheinung.
Der von der Universität Parma (Italien) kommende Bernar-
do Ramazzini (1633-1714) machte schon zu seiner Zeit durch eine
Abhandlung auf die schlechten Lebensverhältnisse und mangelhaf-
te Ernährung der Handwerker und Arbeiter aufmerksam, die zu Er-
krankungen führten. Er beschrieb sie aber nicht nur, sondern nann-
te auch die Maßregeln, die zur Verhütung derselben erforderlich
waren. Unter anderen : Schutzvorrichtungen, Verminderung der
Kraftanstrengungen, ausreichende Ruhepausen, Verkürzung der
Arbeitszeit, Verhaltensänderung und persönliche Hygiene. Da-
durch kann er als der Vater der Arbeitsmedizin angesehen werden.
69
Betreffs der Entschädigungen für Kranke oder verletzte Arbeiter
kann man, was die Lütticher Gegend betrifft, sagen, daß die Helden-
tat des Hubert Goffin und seines 12-jährigen Sohnes Mathieu im
Jahre 1812 dazu beigetragen hat, daß Napoleon Bonaparte für das
Lütticher Land und das Departement der Ourthe durch ein Kaiserli-
ches Dekret vom 26. Mai 1813 die erste Fürsorgekasse für Bergleute
ins Leben rief. Sie wurde durch Staatliche Zuschüsse sowie Beiträge
der Arbeitgeber und Arbeiter finanziert; seitdem erhielten die Berg-
leute, die in vorhin erwähnten Fällen einen Lohnausfall zu beklagen
hatten, als Ausgleich eine Entschädigung.
Doch der eigentliche medizinische Fortschritt wurde erst um
das Jahr 1870 erzielt. Die wesentliche Plage war zu dieser Zeit vor
allem die Tuberkulose, die stark mit dem damals herrschenden so-
zialen Elend in Verbindung stand. Louis Pasteur und Claude Ber-
nard haben damals am medizinischen Erfolg mitgewirkt. Der im
Jahre 1862 in Huy geborene große Mediziner und Hygieniker Er-
nest Malvoz war es, der auf die Blutarmut unter den Bergleuten auf-
merksam machte und über das Entstehen derselben schrieb. Diese
Krankheit trete durch einen kleinen Wurm auf, welcher in den Ver-
dauungsröhren der Bergleute Blut sauge. Dieser Wurm, der im Erd-
reich lebt kann mit den Nahrungsmitteln oder durch Berührung der
Erde, in der er lebt, in den menschlichen Körper gelangen. -Tatsäch-
lich finden die Eier dieses Wurmes im Kot sowie im feuchten und
warmen Boden der Gruben ein günstiges Klima zur Entwicklung.
Die Larven durchbohren die Haut des Bergmannes sobald dieser
den Boden, in dem solche Larven vorhanden sind, mit den nackten
Füßen oder anders berührt. Auf diese Weise dringen sie unbemerkt
in den Körper und verursachen durch Aufsaugen des Blutes die Blut-
armut. Die Ausbreitung dieser Krankheit konnte aber durch einfa-
che hygienische Maßnahmen verhindert werden. Man regte die Berg-
leute dazu an, für ihre persönlichen menschlichen Bedürfnisse un-
terirdisch nur die eigens hierzu aufgestellten Kübel zu benutzen.
Dieselben wurden dann an einer Stelle, wo keine Ansteckungsge-
fahr vorhanden war, entleert. Durch dieses einfache Mittel gelang
Malvoz die Ausrottung dieser Krankheit. Professor Malvoz und
Doktor Stassen bewiesen ebenfalls, daß durch das mangelhafte berg-
männische Grubengeleucht die Sehkraft der Bergleute stark in Mit-
leidenschaft gezogen wurde, denn infolge des schlechten Lichtes
mußten die Männer am Arbeitsplatz große Anstrengungen machen,
um die dort stets eintretenden Veränderungen genau und rechtzei-
tig feststellen zu können. Dadurch machten sich bei ihnen nervöse
70
Überanstrengungen bemerkbar, die ein unregelmäßiges Zucken und
Beben ihrer Augenmuskeln hervorriefen. Hierdurch wurde die Seh-
kraft nach und nach immer schlechter und zum Schluß sogar unge-
nügend. Durch die Verbesserungen, die im Verlaufe der Jahre an
den Bergmannslampen sowie an der gesamten Beleuchtung in den
Gruben vorgenommen wurden, verschwand auch dieses Leiden un-
ter den Bergleuten.
Auch die Ursachen der Lungenkrankheiten wurden von Er-
nest Malvoz und seinem Nachfolger Jean Van Beneden (1898-1978)
erkannt und wirksam bekämpft. Auch das Gesetz vom 1. Januar
1912, das eine 9-stündige Arbeitszeit vorschrieb, war ein wichtiger
Schritt zur Erhaltung der Gesundheit aller, die in diesem Industrie-
zweig ihr tägliches Brot verdienten. Ebenso war die von Malvoz,
und der Provinz Lüttich im Jahre 1924 gegründete Klinik für Be-
rufskrankheiten eine große Hilfe für die Erkrankten. Trotzdem
machten sich immer wieder neue Krankheiten bemerkbar. Infolge
der Hitze und Feuchtigkeit in den Gruben wurden die Bergleute
von Geschwüren, Furuünkeln, heimgesucht. Dieser Krankheit konnte
aber wirksam durch Antibiotika, wie Penizillin, Einhalt geboten
werden.
Eine weitere Krankheit, die aber nicht so gefährlich wie die Si-
likose ist, verursachten die Preßlhuftbohrer und Preßluftabbau-
hämmer. Durch das starke Vibrieren dieser Geräte entstand bei den
Bergleuten sowie bei anderen Arbeitern, die diese Geräte benutzen,
Knochenverschleiß. Durch die Maschinen, Kohlenhobel u.s.w., die
heute zum Abbau der Kohle benutzt werden, sowie durch Haltevor-
richtungen für die Bohrhämmer ist diese Krankheitsgefahr in den
Gruben beachtlich vermindert worden. Eine der letzten Krankhei-
ten, die heute noch unter den Bergleuten eintritt, ist die Schwerhö-
rigkeit. Sie entsteht durch den anhaltenden starken Lärm, der von
verschiedenen Maschinen und Einrichtungen in den Bergwerken
verursacht wird. Erfreulich ist aber, daß diesbezüglich seitens der In-
genieure, die für diesen Sachbereich zuständig sind, große Anstren-
gungen gemacht werden, um den Lärm am Arbeitsplatz einzu-
schränken. Weniger erfreulich war jedoch, daß die von Berufs-
krankheiten Heimgesuchten in unserem Lande lange Zeit warten
mußten, ehe sie eine Entschädigung erhielten, denn erst durch ein
im Dezember 1963 veröffentlichtes Gesetz wurde die Silikose, die
Staublungenerkrankung, als Berufskrankheit anerkannt. Das glei-
che geschah für Knochenverschleiß und Schwerhörigkeit erst im
Jahre 1972.
JE
Andererseits muß, was Belgien betrifft, auch gesagt werden, daß
das in den fünfziger Jahren durch die Initiativen der Professoren
Bidlot und Brull gegründete Hygienische Institut der Gruben von
Hasselt erfolgreich einen systematischen Kampf gegen den Staub in
den Bergwerken geführt hat. Nach zwanzigjähriger intensiver For-
schungsarbeit kann dieses Institut sagen, daß heute die Gefahren,
die zu Staublungenerkrankungen führen, sozusagen aus dem Wege
geräumt sind. Dies geht aus der Tatsache hervor, daß bei den Berg-
leuten, die im Jahre 1970 in den Kempischen Steinkohlebergwerken
ihre bergmännische Laufbahn begonnen haben, kein neuer Fall von
Staublungenerkrankung aufgetreten und beim Fonds für Berufs-
krankheiten eingetragen wurde.
Neben den Berufskrankheiten könnten auch zahlreiche Arbeits-
unfälle genannt werden, die zur Invalidität oder zu einer Behinde-
rung der im Bergbau Beschäftigten führten. Das erste Gesetz, wel-
ches für solche Fälle Schadenersatzleistungen vorschrieb, erschien
im Jahre 1903. Ein anderes Gesetz vom 1. Januar 1910 schrieb vor,
daß Rettungsstationen ins Leben gerufen werden mußten, wo Ret-
tungsgeräte zur Verfügung standen. In diesen Stationen wurden
regelmäßig in gewissen Zeitabständen Übungen mit Bergleuten ab-
gehalten, die diese Geräte im Notfall benutzen mußten, um Men-
schenleben zu retten. Auch ist bemerkenswert, daß durch die Grün-
dung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, im Jahre
1953, eine gemeinsame Zusammenarbeit zwischen Instituten ver-
schiedener Länder entstand, um Forschungsarbeiten bezüglich der
Gesundheit, Sicherheit und Hilfeleistungen im Bergbau durzufüh-
ren, woran sich unter anderen auch das Institut Malvoz beteiligte
und bedeutende Forschungen in die Wege leitete. Zahlreiche Perso-
nen bemühten sich während der verflossenen Jahrzehnte besonders
darum, das Tagewerk der Bergleute weniger gefährlich und gesund-
heitsschädlich sowie bedeutend leichter zu machen. Hierfür muß ih-
nen Lob und Dank gezollt werden. Heute, wo in zahlreichen Berg-
baurevieren verschiedener Länder durch Zechenschließungen der
Bergmannsberuf zum Aussterben verurteilt ist, müßte man aber
auch die Erinnerung an die Arbeiter dieses Berufsstandes aufrecht er-
halten, denn sie haben zum Wohle der gesamten menschlichen Ge-
sellschaft geschafft. Ja es waren "NUR KÖHLER” und über ihren
Beruf ist leider allzu oft und zu Unrecht ein falsches Zeugnis abge-
legt worden!
MR
Stumme Zeugen erinnern an furchtbare Ereignisse
In mehreren Bergbaurevieren verschiedener Länder weisen
Denkmäler und Massengräber auf den Grubentod hin, den zahlrei-
che Erwachsene und Jugendliche bei der Arbeit erlitten.
Diese Gedenkstätten konnten durch finanzielle Mittel ver-
schiedener Bergwerksgeselischaften, amtlicher Stellen, bergmänni-
scher Organisationen und Vereine sowie durch große und kleine
Geldspenden aus allen Bevölkerungsschichten errichtet werden.
Dies beweist, daß eine Vielzahl von Mitmenschen den Wert
der bergmännichen Arbeit anerkannten und würdigten. Gleichzei-
tig sind die Gedenkstätten aber auch der Beweis dafür, daß bis vor
knapp 2 Jahrzehnten in keinem anderen Industriezweig soviele >
Todesopfer zu beklagen waren wie im Bergbau.
Trotz dieser traurigen Tatsache blieb aber der Berg-
bau in vielen Ländern die Stütze des gesamten Wirtschaftsleben. Er
bot und bietet auch heute noch Tausenden von Menschen einen Ar-
beitsplatz. Vielfach übertrug sich dieser Beruf vom Vater auf den
Sohn. Bezüglich der schweren Schicksalsschläge verdient aber be-
sonders hervorgehoben zu werden, daß die technische Entwick-
lung und die Anwendung der neuen Technologien in den Unterta-
gebetrieben dazu beigetragen haben, die großen Katastrophen wie
in vergangenen Zeiten zu verhindern. Das ist aber nur durch die lo-
benswerte Zusammenarbeit vieler Forscher und Erfinder sowie der
Verantwortlichen für den Bergbau, über Landesgrenzen hinaus,
Wirklichkeit geworden. Sicherlich werden aber manche, die heute
noch großes Interesse für die Geschichte des Bergbaus bekunden,
damit einverstanden sein, wenn wir hier anhand von Presseberich-
ten aus früheren Zeiten über die größten Bergwerkskatastrophen
Einzelheiten veröffentlichen.
Forts. folgt.
73
Die Eyneburg (Emmaburg) in
Hergenrath
von Prof. Dr. G. Grimme
Am Dienstag, dem 29. Mai d.J., stattete das Königspaar der
”deutschsprachigen Gemeinschaft” einen ersten offiziellen Besuch
ab. Nach einer Feierstunde im RDG und einem Kurzbesuch beim
’Grenz-Echo’ begab sich das Herrscherpaar mit seinem Gefolge
nach Hergenrath, wo in der Eyneburg ein kaltes Buffet angerichtet
war.
Im Innenhof der Burg wurden die hohen Gäste von den Jagd-
hornbläsern des Hertogenwaldes und dem Doppelquartett des Kgl.
Männerquartetts Eupen empfangen; nach deren Darbietungen be-
gaben sie sich dann in die Burg zum Mittagessen mit den (40) gelade-
nen Gästen.
Für uns soll dieser Besuch Anlaß sein, einen von Prof. Dr. G.
Grimme in ”Aachener Leben, Kultur- und Verkehrszeitung” vom
14. November 1937 veröffentlichten Aufsatz über die ”Eyneburg”
einem breiteren Publikum wieder zugänglich zu machen.
SO a
On EC Lgefafen, Tütlergut Bimalnıra bei a Sam.
Be Inte BEE le Manni m fi A li (iwnehhag)
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WEN A a A WÄR Bla
Die Eyneburg um die Jahrhundertwende
74
Von Anfang an hieß sie Eyneburg, die stolze Ritterburg bei Al-
tenberg und Hergenrath, bis zu Beginn des 19. Jh. das Volk den Na-
men, bei dem es sich nichts vorstellen konnte, in Emmaburg umän-
derte und die Burg zum Schauplatz der bekannten Sage von Egin-
hard und Emma machte. Neuerdings scheint sich aber der ursprüng-
liche Name Eyneburg wieder durchzusetzen. Nachdem das Eupener
Land nach dem unglücklichen Ausgang des Weltkrieges zu Belgien
geschlagen und die Burg nun jenseits der Reichsgrenze liegt, ist sie
bei der jüngeren Generation des Aachener Grenzlandes nicht mehr
so volkstümlich wie Anno dazumal vor 1914, als die Aachener in
Scharen nach Altenberg-Calamine-Neutral-Moresnet (der Ort führ-
te bekanntlich drei Namen) mit der Straßenbahn fuhren oder zu
Fuß über die Höhen des Aachener Waldes pilgerten, um im dorti- .
gen Kasino bei Kaffee und Reisfladen die Zeit behaglich zu verplau-
dern, ein Tänzchen zu riskieren oder eine Kahnpartie auf dem
großen Weiher zu unternehmen. Vom Kasino aus genoß man ein
hochromantisches Landschaftsbild, wie da jenseits des Sees, weithin
sichtbar auf einem Hügel gelegen, der mächtige Bergfried und der
stattliche Palas der Eyneburg über die Baumkronen hinwegragten
und sich in der sanft bewegten Wasserfläche widerspiegelten. Auch
heute noch zeigt sich dies Bild unverändert in alter Schönheit, nur
sind die Menschen, die es genießen, weniger geworden. In der Tat,
von allen Burgen des Aachener Grenzlandes ist wohl keine durch
herrliche Lage und landschaftliche Vorzüge so ausgezeichnet wie
die Eyneburg.
Wie nahe beieinander liegen doch oft Poesie und Prosa! Wenn
wir nach schöner Fahrt mit der Kleinbahn durch den Aachener
Wald und schneller Erledigung der Paßkontrolle an der Grenzsta-
tion Bildchen die Grenze passiert und wenige Minuten später an der
Endstation der Bahn unseren Wagen verlassen haben, packt uns
beim Betreten des Ortes Altenberg die nüchterne Prosa. Wir wan-
dern die Hauptstraße entlang und verspüren noch keinen Hauch
von Romantik. Eintönig ist das Straßenbild, einfache Wohn- und
Geschäftshäuser erheben sich zu beiden Seiten, und der Anblick des
am Ausgang des Ortes liegenden Zinkbergwerks verdrießt uns. Et-
was verärgert biegen wir in die links von der belebten Hauptstraße
abzweigende Fahrstraße nach Hergenrath ein. Mit einem Schlage
verändert sich die Landschaft, still wird es um uns her, kaum ein
Mensch begegnet uns. Leise schlagen die Wellen des Sees an das
schilfbewachsene Ufer, an dem der Weg entlang führt. Wir verneh-
men das Glucksern und Plätschern eines Flüßchens, das zu unserer
5}
Rechten unter den überhängenden Bäumen des Waldes über Steine
und Geröll pfeilschnell dahineilt : die Geul (1). Und da taucht vor
uns in der Waldlichtung auf der Höhe die Burg auf, ein Bild zum
Malen, als sei es einem Märchenbuch entnommen. Gleicht es nicht
ganz der Szenerie im ersten Akte des Tannhäusers wie die Bäume
des Waldes nach links und rechts ausweichen und in ihrer Mitte die
stolze Ritterburg erscheinen lassen? Und zur Seite der Bach, der an
dem Steilhang des Burgberges entlang durch des Forstes Dunkel
sich seinen Weg bahnt! Und sehen wir nicht da drüben auf schroffer
Felsenwand den Hirtenknaben, der die Schalmei bläst und den Chor
der frommen Pilger begrüßt? - Dunkler wird es um uns her. Die
Burg entschwindet unserm Auge. Auf moosbewachsener steinerner.
Bogenbrücke überschreiten wir die Geul, die sich zu unserer Linken
im Waldesdüster verliert. Jenseits der Brücke begrüßt uns an einem
kleinen Torbau die verheißungsvolle Inschrift : In castro vetere gau-
deant praesentes (”Am alten Schloß soll sich die Gegenwart erfreu-
en”.) Wir fassen den Spruch als freundliche Einladung auf und sind
gewiß, daß man uns den Eintritt nicht verwehren wird. - Der Wald
liegt hinter uns, steil schlängelt sich die offene Straße durch Wiesen-
gelände den Berg hinan; greifbar nahe liegt die Burg in ihrer ganzen
Ausdehnung vor uns.
Bei einem hübschen Heiligenhäuschen, auf dessen Spitze ein
Kruzifixus emporragt, zweigt der Weg von der Landstraße ab und
führt direkt durch die rundbogige, wappengeschmückte Durchfahrt
der Torburg in den Burghof. Ein aus derben Bruchsteinen aufge-
schichtetes freistehendes Tor tut sich hier vor uns auf : üppig wu-
chernde Weinranken umkränzen des Bogens Rund; zwei wappen-
haltende Löwen hocken auf dem gradlinigen Torsturz. Die eiserne
Gittertür steht weit offen : Wir sind willkommen. ”Salus intranti-
bus!” ruft man uns gleichsam zu. Nun stehen wir mitten im steinge-
pflasterten Schloßhof. Musizierende, nackte Putten auf steinernen
Sockeln geben zu unserer Begrüßung ein Ständchen. Ein Brünnlein
speit seinen Wasserstrahl in einen steinernen achteckigen Trog, an
dem ein Bronzerelief mit einer Darstellung aus der Sage von Egin-
hard und Emma angebracht ist. Nun gleiten unsere Augen auf die
Gebäude, die den weiten Platz umstehen, und wir sind gebannt und
zugleich verwirrt von so viel Schönheit, auf die wir nicht gefaßt wa-
ren. Allmählich jedoch kommen wir zur Ruhe; wir suchen Ordnung
zu bringen in die mannigfaltigen Bauteile, die bald vorspringen, bald
(1) Heute übliche Schreibweise : Göhl,
76
zurücktreten, bald in Türmen, Türmchen und Giebeln steil aufra-
gen, bald in breiten Mauerflächen behäbig sich lagern. Da ragt vor
uns der mächtige, runde Bergfried auf, das Wahrzeichen der Burg;
ein achteckiger Treppenturm, in seinem Obergeschoß mit Schiefer
beschlagen, ist an ihn angelehnt. Ein kleiner Verbindungsbau fügt
an den Bergfried den stattlichen, zweiflügeligen Palas, der seiner-
seits wieder durch ein mit Fachwerkerker versehenes Häuschen die-
sen mit der weit in den Hof vorspringenden Burgkapelle verbindet.
Die Kapelle schließt nach der Hofseite mit einer steilen Giebelwand
ab, deren Mitte von einem großen, frühgotischen Fenster mit einer
Madonnenfigur eingenommen wird; am andern Ende des Dachfirsts
sitzt ein zierliches Glockentürmchen. An das Kirchlein schließt sich
nach vorn der bereits erwähnte, freistehende Bogen des inneren ‚,
Hofeingangs an.
Bergfried, Palas, Kapelle und Tor bilden nur den kleineren Teil
des riesigen, unregelmäßigen Burgkomplexes, während der weitaus
größere von den Bauten der Vorburg eingenommen wird, die in ih-
rer Ausdehnung wohl als die umfangreichste aller Burgen des
Aachener Grenzlandes anzusprechen ist. In fünf, teils stumpfwin-
klig, teils rechtswinklig aneinanderstoßenden Flügeln faßt sie die
südliche, westliche und einen Teil der nördlichen Seite des
Schloßhofes ein. Das nach Westen hin an den Bergfried sich anleh-
nende, zweigeschossige stattliche Gebäude der Vorburg möchte
man als eine Art von Dependance des Herrenhauses ansehen. Daß
es wie die Mauerflächen des Palas und der Kapelle über und über
mit Kletterranken (Ampelopsis) übersponnen ist, bedeutet zwar eine
Äußerlichkeit, doch wird gerade dadurch für das empfindsame Au-
ge eine Einheitlichkeit der farbigen Haltung des Gesamtbildes er-
zielt. Ist schon im Sommer die farbige Wirkung des saftgrünen Blät-
terteppichs, der sich über die Mauern, Giebeln und Türme ausbrei-
tet, eine recht wohltuende, so steigert sich der Effekt aufs höchste,
wenn im Herbst dieser natürliche Teppich in flammendem Rot auf-
leuchtet. Von den übrigen Gebäuden der Vorburg tritt die westliche
Torburg durch ihren großen, turmartigen, mit einem Walmdach ab-
gedeckten Dachaufsatz besonders in Erscheinung. In ihrer soliden
Mauerung eines ausgezeichneten Steinmaterials, mit der großen,
rundbogigen Tordurchfahrt, den feinen Kreuz- und Quersprossen-
fenstern und dem wuchtigen, vierkantigen Mittelturm wirkt sie für
sich allein wie eine höchst repräsentable Burg. Die weiteren Gebäude
der Vorburg, die landwirtschaftlichen Zwecken dienen, sind weni-
ger bemerkenswert.
78
Kommt da der Mann der Wissenschaft, der gelehrte Archäolo-
ge, in den Schloßhof, späht argwöhnisch umher, wittert überall Ver-
dacht und fragt immer wieder : Was ist hier alt, und was ist neu?
Was ist stilgerecht, und was ist stilwidrig? Aus welchem Jahrhun-
dert stammt dieses Stück, und aus welchem jenes? Und der Mann
sieht sich bemüßigt, unsere Vorstellung von der Eyneburg als einer
unverfälschten, alten Ritterburg zwar nicht ganz zu vernichten,
aber doch stark zu korrigieren. Aber wir wollen ihm deshalb nicht
gram sein; schließlich ist es doch interessant und lehrreich, die Bau-
anlage von der kritischen Seite aus zu beleuchten, das Alte, Echte
von neuzeitlichen Zutaten abzusondern und im Geiste den ur-
sprünglichen Zustand zu rekonstruieren. Hören wir also, was der
Altertumsforscher darüber zu sagen hat. Ss
Um einen sicheren Anhaltspunkt für die Beurteilung des Alters
der einzelnen Bauteile der Eyneburg zu haben, sei den folgenden
Untersuchungen vorausgeschickt, daß, als Herr Theodor Nellessen
sie 1897 käuflich erwarb, sie stark in Verfall geraten war. Ähnlich
wie bei dem Schloß Rahe in der Soers, erschien sie zum Betriebe ei-
ner Kaffeewirtschaft noch gerade gut genug. Der neue Besitzer sorg-
te für eine gründliche Instandsetzung und bedeutende Erweiterung,
die der Straßburger Dombaumeister Ludwig Arntz vornahm. Wann
nun der erste Grundstein zur Erbauung der Eyneburg gelegt wor-
den ist, vermag auch der gewiegteste Forscher nicht zu sagen. Aber
alt, uralt ist das Geschlecht derer von Eyneburg, uralten Ursprunges
ist auch ihre Stammesburg. In einer Urkunde vom Jahre 1260 wird
bereits ein Herr Theoderich von Eyneberghe erwähnt; in den Jah-
ren 1285, 1333 und 1339 taucht der Name eines Herrn Hermann
von Eyneberg auf. Ein Herr Daniel von Eyneberg kämpft auf Seiten
des Herzogs von Brabant, ein Wilhelm von Eyneburg unter dem
Burggrafen von Limburg 1374 in der Schlacht von Baesweiler. Ein
Johann von Eyneberg geht im Jahre 1394 die Mannschaft mit der
Stadt Aachen ein. Als letzter Herr oder ”Laete”, d.h. Lehnsträger
der Eyneburg wird 1408 Arnold von Eyneburg genannt.
Von dieser Zeit an ist der an sagenumwobener Stelle errichtete
Rittersitz von Hand zu Hand gewandert, bald auf dem Wege der
Erbschaft, bald durch Ankauf seitens eines Bürgerlichen, der in ihm
eine günstige Kapitalanlage erblickte. So verkaufte 1786 Karl Au-
gust Freiherr von Donrath, genannt Dobbelstein, dem Aachener
Bürger Joseph Turbet das altadelige Gut und die Herrschaft Eyne-
burg mit allen dazu gehörigen Gütern und Gerechtsamen samt der
79
anstoßenden Herrschaft Moresnet. 1831 wurde die Eyneburg unter
die Zahl der landtagsfähigen Rittergüter aufgenommen. (Jetziger
Besitzer ist Herr Dr. jur. Hans Nellessen)
Bis in das Ende des 14. Jh. dürfen wir wohl die Erbauung des
mächtigen, aus Bruchsteinen errichteten, runden Bergfrieds der Ey-
neburg zurückdatieren. Aber das vorkragende, in Fachwerk errich-
tete, obere Geschoß mit seinen vielen Doppelfenstern, an sich recht
malerisch wirkend, erkennt der Sachverständige sofort als neuere
Zutat, als fremdes Motiv, das im Aachener Grenzland sonst nicht
vorkommt, vielmehr in der Moselgegend heimisch ist (besonders
ausgeprägt an der Burg Bürresheim bei Mayen). Ein steiler, beschie-
ferter Kegelhelm, wie ihn der Turm jetzt trägt, war schon vor dem
Umbau vorhanden, was durch Zeichnungen aus der Mitte des 19.
Jh. belegt ist.
Bislang haben wir in aller Unbefangenheit und ohne kritischen
Maßstab die ganze Bauanlage als schönes Bild auf uns wirken lassen
und den Eindruck gewonnen, daß hier eine überzeugend echte, mit-
telalterliche Burg vor uns stehe, ein malerisch zusammengeschach-
teltes Konglomerat der verschiedensten Bauteile, ohne Gesetzmä-
Bigkeit, ohne vorbedachte Planung aneinandergefügt, ganz der Eige-
nart des mittelalterlichen Burgenbaus entsprechend, sorgsam ge-
hegt und gepflegt in späteren Jahrhunderten, in einem selten glücklichen
Erhaltungszustand. Aber der Schein trügt. Gewiß mag der naive,
von keinerlei kunsthistorischen Kenntnissen beschwerte Betrachter
hier ein einheitliches, prächtig erhaltenes Stück Mittelalter erken-
nen und seine helle Freude haben an dem malerischen Bilde. Aber,
aber!
Von der ursprünglichen Form des Palas ist nach der Hofseite
zu infolge der neueren architecktonischen Zutaten und Anbauten
wenig mehr zu erkennen. Viel klarer wird das Bild, wenn wir ihn
von der Rückseite (Gartenseite) aus betrachten. Da legt sich zwi-
schen Turm und Palas noch eine alte, mit rechteckigen Fenstern
versehene Mauer, auf die bei der Restaurierung ein modernes, über-
dachtes Fachwerkgeschoß gesetzt ist. Der Palas selbst ist nach dieser
Seite hin ganz schmucklos, in drei Geschosse aufgeteilt, von
größeren und kleineren Kreuzsprossenfenstern durchbrochen. Bei
seiner Einfachheit erkennen wir noch die.alten Formen, an die der
Restaurator nicht gerührt hat, und gewahren noch die Spuren des
Burgbrandes von 1640, der von dem Herrenhaus nur die
Außenmauern des Erdgeschosses verschonte, und sehen, wie es bei
dem darauf erfolgten Neubau um ein bedeutendes Stück in die Hö-
80
he gezogen ist. Ebenso schlicht und einfach ist auch die nach der
Geul hin gerichtete Ostseite des Palas (vier Achsen mit Kreuz- und
Quersprossenfenstern). Auch hier verrät das unregelmäßig abgesetz-
te Mauerwerk die nach dem Brande erfolgte Aufstockung. Das auf
hölzernen Konsolen ruhende riesige Walmdach, das auf dem Bau la-
stet, ist zwar bei der Restaurierung erneuert, doch hat es, wie aus al-
ten Abbildungen hervorgeht, die Form des 17. Jahrhunderts beibe-
halten.
Nach der Hofseite zu schließt sich an den südlichen Anbau des
Palas (man beachte die hier noch gut erhaltenen Kreuzsprossenfen-
ster) die stark vorspringende Schloßkapelle, die in ihren
schematisch-abstrakten, gotischen Bauformen sich schon auf den er-
sten Blick als Werk der Neuzeit verrät. Die alte Kunst muß man sich
schon in ihrem Innern suchen, das eine Fülle sakraler Kunstwerke
birgt. (Holzgeschnitzter Altar mit St. Anna-Selbdritt um 1500, stei-
nernes Wandepitaph mit Kreuzigungsgruppe und Familie des Stif-
ters um 1600, Sandsteinrelief mit der Marter der Zehntausend aus
der zweiten Hälfte des 15. Jh., Holzrelief mit dem Verrat des Judas
um 1500). Der unmittelbar an die Kapelle anstoßende, bereits er-
wähnte, freistehende Torbogen samt dem angefügten, polygonen
Laternentürmchen erweist sich ohne weiteres als neuere Zutat.
So bliebe noch übrig, die Vorburg auf ihre Entstehung zu un-
tersuchen. Ihre Gebäudeteile sind bei der neuzeitlichen Restaurie-
rung noch am wenigsten angetastet worden; die an verschiedenen
Stellen angebrachten Jahreszahlen machen ihre Datierung einfach.
(Nordfügel von 1648, Westflügel von 1640, der langgestreckte Süd-
flügel mit seiner ganz geschlossenen, nur von einigen
Schießschachten durchbrochenen Außenmauer aus dem 15.-16, Jh.,
die Innenseite desselben Flügels von 1700.) Dagegen verraten sich
die beiden Flügel der Südostecke und die mit einem
Fachwerkgeschoß überhöhte Torburg dem Kenner sofort als mo-
derne Arbeit.
Nun mag uns noch ein kleiner Spaziergang durch den Burggar-
ten Erholung von den Anstrengungen unserer kritischen Untersu-
chungen und Betrachtungen geben. Wohlgemerkt, ein Garten, kein
Park! Teils als Ziergarten, teils als Nutzgarten angelegt, breitet er
sich in beträchtlichen Außmaßen über das flache Hochplateau hin-
ter der Burg. Malerische Bilder überall, wohin wir sehen. Bergfried
und Palas ragen stolz über die Bäume hinweg. Auf den rechteckigen
81
Rasenteppichen eines kleinen, geometrischen Gartens stehen drolli-
ge, nackte Putten aus der Rokokozeit neben ihren steinernen Va-
sen. Durch die runden Bögen eines Laubenganges fällt der Blick auf
einen verwitterten altromanischen Taufstein primitivster Formge-
bung in seltsamer aber glücklicher Verwendung als monumentale
Blumenvase. Bunte Blumen in allen Sorten und Farben begleiten
die Wegesränder. Hier und da ein Kiosk, ein Lusthaus, ein
Außenwerk, zwar der Neuzeit entsprossen, doch dem mittelalterli-
chen Charakter der Burg angepaßt. In der äußersten Ecke an der
Mauer eine runde Bastion, von deren Höhe man einen entzücken-
den Rundblick in das weite Wiesengelände mit seinen Städtchen
und Dörfern bis in die weite Ferne zum neuen Moresneter Eisen-
bahnviadukt genießt. Terrassenwege ziehen sich etagenweise an dem
zur Geul abfallenden Steilhang entlang und verlieren sich zwischen den
hohen Bäumen des Waldes; wappentragende, steinerne Löwen
hocken auf den Mauereinfassungen der Wege. Und das alles beglei-
tet von der unendlichen Melodie des in der Tiefe rauschenden
Flüßchens. Das ganze eine kleine Welt des Friedens und der Schön-
heit!
So du, geneigter Leser, die wundersame Historia, so sich auf
der Eyneburg abgespielt und zugetragen, noch nicht kennest, die
liebliche Mär von Eginhard und Emma, so sei dir hiermit vermeldet,
kundgetan und geoffenbaret :
”Eginhard, der Geheimschreiber Karls des Großen, wurde am kai-
serlichen Hofe ob seiner löblichen Dienste von allen geliebt; am
heißesten aber liebte ihn des Kaisers Tochter, die Emma hieß und
mit dem Könige der Griechen verlobt war. Diese Liebe erwiderte
Eginhard auf innigste, und da er sich einem Boten nicht anvertrau-
en konnte, schlich er in einer Nacht heimlich zu dem Gemache des
Mädchens. Auf die Angabe, daß er eine Botschaft vom König zu be-
stellen habe, wurde er eingelassen, und bald wechselten sie in trauli-
chen Reden das Geständnis ihrer Liebe. In dieser Nacht jedoch hat-
te es frisch geschneit, und da Eginhard darum nach seiner in einem
anderen Flügel des kaiserlichen Schlosses gelegenen Wohnung nicht
zurückkehren konnte, ohne durch seine Fußspuren eine Ent-
deckung des Liebesverhältnisses herbeizuführen, trug Emma ihren
Geliebten auf dem Rücken über den Hof. Karl hatte dieses von sei-
nem Fenster aus beobachtet und seine Räte veranlaßt, ohne den
86
Große Güter und kleine Parzellen
von Leo Homburg
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist auch bei uns
rückläufig. Die nach Aufgabe eines Kleinbetriebes frei werdenden
Flächen werden von größeren Anwesen aufgesogen, manchmal
auch durch Bebauung der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen.
Die meisten der heute im Eupener Land anzutreffenden Güter
erlauben es ihren Besitzern bzw. Pächtern, ohne Zuerwerb auszu-
kommen. Rationelle Viehhaltung und intensive Düngung haben,
auch hier zu guten Hektarerträgen geführt.
Dennoch haben wir, verglichen mit manchen anderen europäi-
schen Ländern, eher kleine Betriebe. Bei Durchsicht alter Korres-
pondenzblätter des Kreises Eupen kann man aber feststellen, daß
vor rund 150 Jahren noch eine stattliche Anzahl von Großgütern
im Walhorner Land zu finden waren. Nennen wir als erste die soge-
nannten Rittergüter, deren Besitzer in den Landtag gewählt werden
konnten und die man deshalb auch ”landtagsfähige Rittergüter”
nannte. 1831 bestanden vier dieser Güter im Landkreis Eupen, und
Zwar :
1. Crapoel (Rabotrath). Besitzer Jakob Joseph von Grand’Ry zu
Eupen;
2. Eyneburg (Hergenrath). Besitzer Gerhard Theodor Peter Joseph
Nagelmackers zu Lüttich;
3. Lontzen (insgemein Großhaus genannt); Besitzer Graf Carl Eu-
gen Ferdinand d’Auxy und von Waton, Kammerherr zu Brüssel;
4. Haus Stockem (Eupen); Besitzer Witwe von Grand’Ry, geb. Mo-
stert, zu Eupen.
Alle diese Güter hatten wenigstens 320 Morgen Grund. Aus
dem ”Korrespondenzblatt” der Jahre 1831-1848 haben wir nachste-
hend einige interessante Verkaufsanzeigen größerer Güter des Wal-
horner Landes herausgegriffen.
Neben Privatgütern wechselte aber in jenen Jahren auch man-
che Gemeindeparzelle durch öffentlichen Verkauf den Besitzer.
Meist handelte es sich um Heide, Ödland oder Hutungen, die wenig
Ertrag abwarfen. Einige Fotokopien aus dem ”Korrespondenzblatt”
mögen dies illustrieren.
87
Am 1.12.1831 wird im Sterbehause der Frau Witwe Fober zu
Belven das ehemalige Stocklehen ”’Bexenhof” mit allen dazugehö-
renden Ackerländereien und Gründen, haltend im Ganzen 137
Morgen, 42 Ruten und 60 Fuß Preuss. Maß durch Notar P.J. Hen-
nen zum Verkauf gebracht.
OO Ola all OO al OR OR
Am 10.10.1832 verkaufen die Witwe und die Kinder des Ap-
pellationsgerichtsrates von Lasaulx das zu Raeren gelegene Kastell
Knoppenburg und die zwei dazugehörenden Meierhöfe, mit allen
Wiesen, Äckern, Weihern und Gehölzen, haltend im ganzen 225
Morgen und 20 Fuß preuss. Maß.
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Die Knoppenburg in Raeren
(Foto A. Jansen)
(Il al ak alla al ak
Am 17.10.1833 verkauft Joh. Franz Philips zu Rabotrath fol-
gende ihm daselbst gehörende Güter :
— ein Wohnhaus nebst Ökonomiegebäuden, Garten, Wiesen und
zwei Fischteichen, im ganzen 69 Morgen, 27 Ruten und 40 Fuß;
88
— ein aus Stallung und Scheune bestehendes Gebäude nebst dem
Galmeiberg mit einem Wasserfall von 20 Fuß am Fuße desselben
und den dazugehörenden Wiesen, enthaltend zusammen 41 Mor-
gen, 133 Ruten und 20 Fuß;
— ein neues, "massiv in Stein gebautes Haus mit fünf zur Lohgerbe-
rei eingerichteten Kellern, in welchen drei Wassersprünge, nebst ei-
ner Lohgerberei mit den gehörigen Kuppen und nie mangelndem,
durch bleierne Röhren geführten gutem Wasser, nebst Garten und
Wiesen”, enthaltend im ganzen 10 Morgen, 70 Ruten und 80 Fuß;
— ein Wohnhaus nebst Ökonomiegebäude und Hofraum, Garten,
Ackerland und Wiesen, haltend im ganzen 76 Morgen, 94 Ruten
und 80 Fuß.
(Diese Anzeige ist vor allem deshalb interessant, weil sie lange vor
Inbetriebnahme der Grube Rabotrath durch die Vieille Montagne
den ”Galmeiberg” in Rabotrath erwähnt. Der Lontzener Bürgermei-
ster Cormann berichtet im Jahre 1827, auf dem Galmeiberg in Ra-
botrath sei, nach Aussage alter Leute ungefähr ”anfangs des 17. Sae-
culums”, also vor über 100 Jahren, mit dem Abbau von Galmei und
Blei begonnen worden. Ein Galmei-Magazin, das von der österrei-
chischen Regierung erbaut worden sei, stehe noch und der Gerber
Philips trete als Eigentümer auf, Mit ”anfangs des 17. Saeculums”
meint der Bürgermeister offensichtlich das 18. Jh.)
alla Ol al al al ala al al
— Am 15. Sept. 1834 verkaufen die Erben des J.J. Philipp das Gut
Merols in der Gemeinde Kettenis gelegen (heute Philippenhaus), be-
stehend aus ”einem schönen, nach dem modernen Geschmacke ge-
bauten Kasteel oder Herrenhause, mit Fischteichen umgeben, anha-
bend im Erdgeschosse ein geräumiges Vorhaus oder Vestibül, einen
großen Saal und drei geräumige Nebenzimmer, eine Küche mit
Pumpe, ein anstoßendes Zimmerchen, und worunter vier schöne
durcheinander gehende Keller sich befinden; im ersten Stocke einen
großen Gang und 7 große Zimmer, worüber der Speicher, der sich
über das ganze Haus erstreckt, nebst einem 150 Ruthen 30 Fuß
großen Garten, einer Remise, ferner Pferde- und Kuhstallungen”;
zu der dem Herrenhause gegenüber liegenden Halbwinnerei, die
ebenfalls zum Verkauf ausgesetzt wurde, gehörten 125 Morgen,
148 Ruten und 20 Fuß Wiesen, Ackerländereien und Teiche, wäh-
rend mit dem Herrenhaus 61 Morgen, 173 Ruten und 90 Fuß ”der
besten Wiesen” zum Verkauf kamen.
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Das Herrenhaus von Gut Merols (”Philippenhaus”)
(Foto A. Jansen)
Ein weiterer Gutsverkauf in Kettenis fand am 26.11.1834 auf
Anstehen der Erben des Wilhelm Heinrich Franz The Losen statt.
Verkauft wurde das Gut Liberme, und zwar das Herrenhaus mit
rund 50 Morgen Land, das Pachtgut (Halwinnerei) mit etwas mehr
als 121 Morgen sowie drei kleinere Wiesen. Ingesamt umfaßte Li-
berme 189 Morgen, 129 Ruten, und 60 Fuß.
Ca all al all al al al ak
In Raeren stand am 10. September 1838 auf Anstehen des Eigentü-
mers, Herrn Flam, das Gut ”Haus Raeren’”” zum Verkauf, und
zwar das Burghaus, von Fischweihern umgeben, nebst den dazu ge-
hörenden landwirtschaftlichen Gebäuden, nämlich Pferde- und
Kuhstall, Backhaus mit zwei Backöfen, Gärten, Baumgärten und
Wiesen sowie die Pächterwohnung nebst Kuh-, Pferde- und Schaf-
stall, Scheune, 2 Gärten und Wiesen mit einem Flächeninhalt von
insgesamt 100 Morgen, 152 Ruten und 10 Fuß.
Call al all ala ai
92
errichten; die Familie von Grand Ry ließ dann Änderungen und
Verschönerungen sowohl am Schloß wie an den herrlichen Park-
und Gartenanlagen vornehmen.
Der Stich von Th. Albert wurde nach einer Original-Aufnahme von
H. Deiters ausgeführt. Er erschien im Verlag von Alexander
Duncker, Königl. Hofbuchhändler in Berlin. (1878-1880).
Das zwischen Astenet und Walhorn gelegene Gut Preismühle,
bestehend in 2 Wohnhäusern, Wirtschaftsgebäuden, mehreren Wie-
sen, Gärten, einer Viehweide und Ackerparzelle, im ganzen 55 Mor-
gen, 3 Ruten und 70 Fuß, und eine dazu gehörende Mahlmühle, ge-
nannt Preismühle, mit 2 Gängen für Getreide und 1 Gang für Farb-
holz und Raspelmaschine, beabsichtigte der Eigentümer, Herr Salm
aus Aachen, aus freier Hand zu.verkaufen oder zu verpachten. Die
im Korrespondenzblatt vom 2. Nov. 1838 erschienene diesbezügli- |
che Anzeige weist darauf hin, daß das zum Betrieb der Mühle im-
mer ausreichend vorhandene Wasser ein Gefälle von ca. 15 Fuß ha-
be.
Das Gut wurde am 1. Mai 1839 frei und der Kaufpreis konnte ge-
gen hypothekarische Sicherheit ganz oder auch teilweise auf dem
Gute haften bleiben.
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Die Preismühle in Astenet
(Foto A. Jansen)
93
Gemeindegüterverkauf in Walhorn, Eynatten und Raeren
Die Gemeinde Raeren beabfichtig den Berkanuf der hier nachftehend bezeichneten Gemeinde sOrunds
Parzellen und zwar: z
Ta A
5155 Benennung der Gewanne und deren Begrenzung. | SE Größe
E15 : MM, F
8; 1a Klüpertsbend, einerfeits Sohann Wilhelur Effer, , Schann Mathias Lloubert,
| MWittib, andererfeit® der Weferbady —' — - — Sejträuch,| 3| 55.60
8| 1b Klüpertsbend, wie oben begrenzt, — — — _— — Hütung. | — 34|—
8| 2 Klüpertsbend, einerfeitg Peter Lreiß, andererfeits der Mühlenweg, — idem,. |— 90,90
8) :3 ‘Knops und Klüpertshof, neben Peter Kreiß und dem Mühlenweg, — idem. .|—| 3430
8114| u u „ PLAN Ma ” nd ädenz, |—| 38,80
8| 5 MH einerfeitg Mic, Kloubert, andererf. der Mühlenweg,| idem. |—|120 40
Bil ug 4 + gr Bird Meinarb, ander]. der Müblenweg,| idem. | 4|121|20
8 7 an zo einf. Straße v. Machen u. Montjoyc, and. Erb. Wb. Reinarb,| dem. 1| 3,30
8l 8 WE Ba 7 einf. der Weg v. Roetgen ır. Raeren, aud. Erb. Wb. Reinarb,| idem. | — 178130
8| 9 ‚Kreußenhof, einf. Dr AL-Eickel8, and. Weg yon Roetgen n. Raeren u. „, PS Dede. |—| 1160
8110 | PS „ Sefchwifter Kreis, andrf. der Wirg von Roetgen upch Raeren,| Hütung. |—| 21/10
8/11 'nops und Klüpertshof, eiuerfeits Johann Recker, audrerfeits die Kuhkrift, Dede. |—| 91—
8142 2. m AK „ Leonhard Krott, u ” x idem. |—| 28,50
8113 He MR A A Nicol Kloubert, A. CE idem. I-— 1610
6 % inf. Johann upperts, andrf. die Trift u. Gemeinde,| Hütung. —| 50—
8]15 !Der Weferberg, einerfeits Soh. Math. Offermaun, andererfeits die Kahtrift,] dem. |— 125/60
816 | Arfeitk 2h, ZA Battan ut 4 | Sehöl, | 2] 75/20
81171, Sn WE Soh. Math. Lreib, andrerf. der Gemeindewald, idem. 2|103 10
8{18 | A Sc Soh. Math. Offermanı, 2 IM iden. | 2 119|—
8119 | f 2 die Kuhtrift, audererfeits der Gemeindewald, idem. | 2| 930
8120 | 2 10 SEN AN a der mm et" vi rev 31 DEM 1. 9130
821 |”. ‚en SEEN — — 0 — _— idem. | 2] 9130
8122 | ” VA WE 7 SWIE Ze idem. | 1] 97/—
8123 |, ” DC A idem. | 11 971—
8]24 ‚dene Gemeinde, einerjeits Erben Peter IJofeph‘ Parotte, andererfeit$ die]
. | Landftrafe von Racren nach Roetgen und Iohamı Arnold Reinart, Dede. |—] 22110
38/25 "Auf-dem Venn,einf, Erb, D. I. Parotte, andrf. Landfrafe v. Raereu u. Roetgen,| idem. 1—] 6520
8126 Neue Gemeinde, einf. 3. Ar. Reinarb, Area dit SO Li idem. {—] 12.50
81271 0 u SV. Kloubert, A A MA idem. ]—| 4510
8128 uf dem Been, einerfeits Heinrich Wiefen, andererfeits wie ad 27, — „idem. |— 1109 60
8/29 Neue Gemeinde, ® De A En NE idem. |— 4110
8/30 . „.. einf, 6. Soh. Math. Kioubert, u u — idem. || 56 30
8131 | Der Weferberg, einer]. Koh. Peter Kloubert, . Or idem. |—{ 29—
8132 | ” u 3 Dub. Kreiß, audrf. Straße von Raeren nad) Roetgen,| Heide. | 2| 70 50
833 |” bh u Straße von Raeren nach Roetgen, ander]. Benn, idem, : 40,20
8/34 |Berfcheid, einerf. Straße von Raeren nady Roetgen, anderf. der Gemeindewald,| SGehölz. | 2| 77/50
8135 # ginerfeit® wie ad.34, andererfeits Gemeinde s Heide, Fake Hütung. | 11120|—
En idem, | 1|120|—
8137 | ” er 0 SB EEE NO Sa A ATS ES idem. | 1]120|—
8138 ” Ed A Se En idem. | 11120—
8139 ” 2 DE N a a AAN a - idem. | 1|120|—
‚8/10 BB A RUSS a ATS idem. .| 1{L20|—
841 ” MER A vo = A ET idem. | 111201—
ET DA I SA DEE idem. | 2{ 57,80
8133 EEE A a Nr ka a al ck Sk EC idem. | 1117480
MH 2 m mL GSehößz. | 11160|—
8145 ” A SE A _ idem. | 1156,30
94
S 58 nm
a8] Benennung der Sewanne und deren Begrenzung. ME =
ala® S ” ID
8.46 |Berfheid, wie ad 35, — 8 —_ U Gehölz. | 1M
8/42 EAST id ak idem. | 111
8/48 ” “einerfeit® die Straße von Raeren nach Roetgen, anderer]. Venn,| idem,. | 1/1
8/49 6 „wie ad 48, andererfeitg Mathias Menniden, — Hütung. |—
8/50 na We AAN A MWittik oh. Nicol. Mennickern,| idem. |—|1
8151 # „ A „ Qohaun Heinrich Duyftev, idem. | 111
8[52 AM ba. a PM Sohann MennicfeneHdanıs, idem, 114
853 | Da idem. | 2
8/54 rn PS VAT E Vambert und Vicolas Crott, dem. | 3]1
8/55 nr SS WE „Gemeinde: Heide, — wem. | 21
856 | a en idem. ‚| 3/1
8/57 r X 2 Hr er vr n A _— dem. | 4|1
8/58 8 „; BWittib Nicolas Hellebrand, andererf. Gemeinde-Hewe,| wem, . [— [1
8/59 A A Sohanın Bonhof, audererfeit®s Gemeinde: Heide, idem. |—
8/60 mn Ir Sohayır Math. Menuicken, andererxf. Semeinde:Heide,| dem, | —
8/61 xx ® Sehans Heirrich Duyfter, Ze “ idem. | —
8/62 ” I Mb. Ioh. Heinr. Mennickews, ze 4 # dem. |—
8/63 ” Sohayn Math. Mennickew, je ” 3 idem. |—
8/64 „ jr Sohann Michael Küpper , U er Fi dem. |—
8/65 Da u Fohann Heinrich Duyiter, u Ta v„ dem. |—
8/66 # „= Iohanr Hubert Havenith, vr. Vs „ wem. |—
9,67 u Straße v.Raeren n. Roetgen, and. M. Eg. Schwracher,| dem. [—
8/68 u ® wie ad 67, audererfeitg Ab. Soh. Nicol. Mennien,| ivem. |—
8/69 ” ® wie a& 67, andererfeit®s Mdam Pit, — — dem.
8170 ” B wie ad 67, andererfeit& Koharn Peter Schumacher, | dem, _— |
8171 + ” wie ad 67, auderenfeits Johanız Wilhelur Krott, dem. |— |
8/72 ” ” wie ad 67, andererfeits Math. Egidius Schumacher,| Dede. [— |
8/73: * b wie ad 67, andererfeit& Johann Leonard‘ Pit, dem. k—.
8/74 # ” wie ad, 67, andererfeitg Vetter Simon Pis, — idem. |—
8/75 ” wie ad 67, andererfeits Yambert Krott, — dem, |—
8/76 ” u wie ad 67, andererfeits Witt Leonard Cmonte, wa |—
8/77 3 # wie ad‘ 67, andererfeitz Bittik Peter Krott, (Blaesy wenn. |—|1
8/78 A “ wie ad 67, andererfeits Leonard Kirfchfint, — wem. |—|
8|79 |Der oberfte Bend, eiuerfeit& wie ad 67, andererfeits Kinder Heinrich Krott,| dem. |—
8/792|2lm oberften Bend, einer]. oh. MM. Menuicfen, andrf. SGenrteinde-Eigenthum,/ dem, |—
3|82 |Der Kiltemannshof, einerf. Sacob Kever, audrf. Strafe vun Bot nad) Mott,| dem. |—|
3/83 | ” zo Yeonard Fifcher, Bob, andererfeits wie ad 82, dem. |—
3/85 |ongkaag, einerf. Fo Adam Creuß, audrf. Weg von Nott nad) dem Forft,| dem. |—
3186 - „ zo Wittid Johan Mennickon-Lenz , audererfeits wie xzd 85, dem. |—
3/87 |Sinfter, einer]. Wb. Yac. Emonts, andrf. die Chawffer v. Raeren nad) Roetgen, | dem. |—
8/88 |Berfheid, einf. W. Schumacher, 5, Leienderfer, and. der Weg v;-Plag un. Chauffelt,| Sehök. | 2
8/89 |Berfheid, einer]. Wb. Leonard Rothhendt md der Weg vun Plaß nad) Chauffelt,, dem. | 211
4/90 |Lattden, einer], Hub. Crott (Gilkes), andıf. der Weg von Bob nad Wilbauk,, Dede. |—
4/91 |Der Bungert, einer]. Wb. Sog. Wilh. Lafchet, andrf. der Weg ır. Wilh. Coemuth,| dem. [—
4/92 |Der Kreußdriefd), einerf. Nic, Krott, andrf. der Weg von Plas nad) der Boß, _idem. |-—
4/93 |9luf’m Bend, einer]. Wb. Nic, Havenith, andf. der Weg nad Chauffelt u. Feldweg,' Hütung. | —
4[94 |Lattchen, einerf..Wb. Wilh. Hompefch, andrt. der Weg von Play nach Wilbank,| idem. | —
495 | „ einerfeits Wittib Johann Krott, audererfeits wie xd 94, — idem. |—
4.96 zz eirterfeit® Mathias Schmig, andererfeits wie «d 94, —_ idem. |—
497 | „ eimerfeit$ Johann Anton Lafchet, andererfeits wie ad 94, — idem, |—
95
iS S] 7 A
265 Benennung der Gewanne und deren Begrenzung... (a | Oröße.
552 da “ IM, N. F
61 98 Joe Heine IWridchen, ‚einerfeitg Hubert Hausmanıt, andererjeits wie ad 94,] Dede. |—] 880
Bl 00 z , einerfeits Wilhelm Hausmann, andererfeits fie ad 94,| dem. Z 30/20
600 {| She U ginerf. Peter Yofeph Beiffel, andererfeits wie ad 94/| '“idem. |— 20170
6101|” 8 einerf. Wilhelm Havenith, Lehrer, anderf. wie ad 94;| "idem. |—| 31150
6|102 |MAufm Pfeiffer, einer]. Nic. Erott, andrf. der Weg von Moeris uneh Schmithof;| idem, |—| 6/40
77/103 |In der Steinkanl, einerfeits Hubert Lafchet, andererfeit® wie -ad 102, {| Hütung.|—| 22190
77/104 |In der Steinkauk, 'einerfeit® Johann Anton Lafchet, anderer], wie ad 109,| idem. |—| 25/—
7|105 19m Pfeiffer, einerfeit® Wilhelm RKadermacher, Heinrich Radermader und 7
de Thier, andererfeits die Strafe über Sief nach Schmithof, -— ‘| idem. |—| 69/40
7106 [In der Sifenkaul, enter]. Soh. Sof. Chielen, andrf. die Gemeinde Walheim,| Dede, | 1149,40
71107 |Dben aufm Knappert, einer]. P. P. Nadermacher, mdrf. Gemeinde-Eigenthum,| dem. |— | 28170
7|108 |Sauerbend, einerfeit®s Nicolas Krott, andererfeits der Sterbach, — Wiefe. ]—| 2/40
77/109 ” ur ” #. Di #r u —_ 1 dem. 1—| 61—
Al111 |Macrenderbherg, einf, J. Drug, and. die Gemde, Racren u, die Racrenderberggaffe,| Dede. 1—| 14/90
21113 |Die STeinroths , einerfeit® Jofeph Gilles, antererfeirs die längs dem Do-|
en aainenwald führende Vichtrift, — _— > _— _— Hütung. 1 —| 91/10
2114 |Die Steinroths, einerfeits Gerhard Hecren, andererfeits wie ad 113, ide. ]— [146/80
RS ” einerfeit® Adam Nofewiet, andererfeit® wie .ad 113, idem. 1—| 66190
21116 | „ “” einerfrirs Johann Peter Küpper, andererfeit& wie nd 113,| dem, ]—|112/30
2!116a| # Ainerfeit$ Sohann Yacob Vefdy, andererfeit® wie ad 113, -| idem. ]—| 60|—
2|117 |Die Lehmkanl, einerfeits Jvh. Peter Falter, andererf. die Korte Bufchgaffe,| Dede, ]—| 17/70
1118 [Die Leichengaffe , einerfeits Johann Mennicken Adams und Fohanı Hubert +
3 SKrott, andererfeits‘ Scham Mennicken Adams, — — — “| idem, ]—| 78170
51119 |Die MWifchhaag, einf. %.£: Schumacher, andıf. der Weg v Driefh nach Berlotte,| idem. ]—| 25/—
5/121 |Beim Gradhof, einer]. Hr. Hüffer, Joh. Mic. Cremtz, andrf. die Grachterftraße,| idem. ]—| 10/20
5/122 |Nadendriefch, ‚einerfeits Erben Joh. Sim. RNadermacher, andrf. wie ad 121,| idem, ]—| 7160
3|123 |Notheweide, einf. M.Gikes Schumacher, andrf. Straße von Raeren nach Roetgen,| idem. ]— | 2/40
31124 |Zittfelb, etrerfeit® Sohanı Leonhard Kever, andererfeits mie ad 1273, 4 idem, = 4/60
31125 |Neudorf, einerfeit& die Rendorferfraße, ‚audererfeits Yohayn Hubert igper | Weg. |—' 930
% Bemerkung. Von den Parzellen Nro, 113, 114, 115 und 116, foll eine Fahrt von 20 Fuß Breite (ängs demi Kö
nigkichen Forftdiftrikte Iterberg, für das aus den Königl. Forften Famrıenze FuhHrwerk unverkauft bleiben.
amd bin ich Seitens des Königliden Herrn Landrathes mit Yohaltung der hierzu ‚gefeblich erforderlichen
Informatio de commodo wvel incommodo beauftragt. 8
Zu dem Ende habe ich Termin auf Mittwoch, den 24. Suli 1844, Bormittags von
9 bis 12 Uhr, auf dem Semeindehaufe zu Naeren anberaumt und lade Diejenigen, weldie im öfe
fentlichen oder. Privat, Intereffe gegen den Verkauf der einen oder der anderen Parzellen einen geil
deten Einfpruch 3 machen haben möchten, ein, mir folchen afsdann fchrifrlich vorzubrüngen, wobei id
Hemerke:; daß nach diejer. Frik Feine Einreden mehr angenommen werden Fönnen. .
"7 Bon der desfallfigen Abjchäbungs: Berhaudlung und den bezüglihen Plänen wird der Herr Bürgers
meijter von Harenue, zu Raeren, anf Verlangen einen Jeden Einficht zu verftatten, geneigt fein.
Kettenis, den 4. Iuli 1844. Der Burgermeifter, : Effer,
BZufolge Verfügung König. Hodlöbl, Negierung Sffentlidh verdungen‘ werden. — Der Termin der
au Nachen, fol zum Baue der Sraatsitrafe von Liziration it auf Dienftag, den 16. Inlic. az
Cupen nach Montjoye, und zwar der Strefe von Morgens 10 Uhr, in dem Bauer’fehen Gaftbofe
Herzegenwald über Mügenich bis zum Anfdhluß an zu Montjoye auberamnıt. — Die der Ligitation zuai
die Xachen » Trierer Staatöftraße oberbalb Monts Grunde Kiegendan Beringungen und Taren, werden.
joye in der 1. oder obere Linie durch Müßgenich in dem Termine bekannt gemacht, Fönnen auch vors
Hl, Abrheilung von Nro. 302 bis Nro, 495 + 3° her im Blireau des Unterzeichneten eingefeben wers
auf 1933 Nuthen Länge in 2 Coofe und im Betrage den. Montjoye, den 4. Iuli 1844.
von zufammen 20,132 Ak 9 Gr 9 IK Der Weges Banmeifter, Ilfe.
98
——————————>———— EEE EEE ba =“ =m“m“m“ ===
Brodpreis am 23. November, wie im Blatte No, 48. Loos No, I f MM. R
A EN
R LE ie 18, dafelbft, ueben dem Fuhrwege, 1 114
Der Einwohner Herr Thomas Willems hat die , / ge,
Erlaubnif nachgefucht, in den Hintergebaude des EM eben ES TOU AA 7 20
von ihm bewohnten, in der Kiofterfiraße gelegenen, 1 a Sa Meter be So A enß 34
mit Rro. 20 bezeichneten Haufes, eite Victerfabrif 2 „aufder Walhornerheide, n. Jufeph@encret, 53
anlegen zu dürfen. — Von Königl, Landräthlicher 2% bafelbft, ‚neben Sacob, Delbezz, 16
DBebörde beauftragt, die Informatio de commodo ARE En FB
et ineommodo abzuhalten, [ade ich Diejenigen MANTREDDO DEN, d.
welche gegen das Projekt "gegründere Einforude 25 an -DanDerGl 302 J0OBeca neben in
zu machen haben möchten, hierdurch ein, mir fole 8 SA Iofeph Augfemö, 4 127
he am 22, f, Ms. fehriftlich einzureichen. 5 , Dale Di0 4123
Eupen, den 26, November 1841, 7, bafelbft, nd 3 70
Der Bürgermeifter, Dr. Mey. 28, aufın AAN Anren EA 67
NE np 20), QM DEr CaNgeNtfe, neben Hrn. TheLofen, 20
. Gemeindegüter- Berfauf. zo 30, zu Aftenet, neben Peter Fof, Öroteclaes, 20
Um Donnerftag, den 16. Dezember d. S5,, Mors 31, aufm Knabenpley, neben Jacob Keutgen, 410
gens 9 Uhr, wird der unterzeichnete Bürgermeifter, Der Situationeplan, das Abfehäbungs-Drotı
auf dem Gemeindehaufe zu Walhorn, die nachvers und die Verkaufs: Bedingungen, Fönnen von h
zeichneten SGemeindegrundftücke öffentlidy zum Vers an bei mir eingefeben werden, und der Feldbh
Faufe ausftellen: a Heudt wird über die Lage der Parzellen nd
06 No. M. RN. F. Uusfunft ertheilen.
1,auf'ın Himmelsplag, neb. Hrn. Dobbelftein, 16 90 Walhorn, den 46. November 1841.
72, am neuen Haufe, neben DC 8 40 Der Bürgermeifter, vd, Harennı
3, am Wege zum neuen Haufe, neben EEE SE
N Jacob Kofferfhleger 12 30 Auf nf OA MACDEH Mf: 6
4, Safelbft, neben Wırtik Nie. Heing, 26 70 uf Anftehen arl Sambert&, zu Hombı
5, zu Aftenet a Bache, nn, Hr. Dr. Camberg, 42 30 AU An ZAeMAE 7
6, dafelbft, neben Johann Jo]. Dumbruch, 12 20 ABA Bi er (4 ARE A DEN
7, auf Marzelheide, neben Hubert Keutgen, 17 30 (A N BA % Se 18 A Sffent
8; dafelbft, neben Herrn Mathias Pons, 52 70 SE BE en Notar auf Kredit. Öfe
9, auf Montem, „ # We ww 4510 if
10, dafelbft, ff a n 581.50 42 A Eier EEE AA RAN
41, zu Rabotrath, neben Erben Honeur, 10 40 Mn Ca em: ME vr. 0 das
12, aufm SJohberg, neben Iacob Keutgen, 159 30 ARE Miaunt A Schüler.
13, dafelbft, neben die Gemeinde, 128 50 BD A
44, an der Walhornerheide, n. 3. S. Uuffem6 50 40 Deffentliher Berkaufs
45, auf der Walhornerheide, n. P. I. HYirg, 4 60 90 uf Anftehen der Kinder von Ad. FriB, f6
48, dafeldft, neben dem Kirchbufh, 4 472 — Mittwod, den 1, Dezember d.Ip
99
Panflöte !
von M. Th. Weinert
Schluchzend allein, in den Tiefen des Waldes,
tasten sich Töne ins schweigende Dunkel,
irren verloren durch schwankendes Grün.
Weich klagt der Wind in dem Weidenholze,
Herz des Waldes, gefangen im Lied?
Töne spielen das Fallen der Tropfen
von Steinen zu Steinen ...
perlend im Licht.
Lauter klingt rieselndes Wassergewebe,
rauschend stürzt es tiefer und tiefer,
unten, in felsiger Höhle,
schwillt dunkel ein haltender Ton.
Aber nicht lange, da ruft schon der Vogel,
hell aus weitgeöffnetem Schnabel
lockt er und jubelt,
schwingend auf zitterndem Zweig
rundet sich zärtliche Melodie,
wiederkehrend im Kreis ...
bricht plötzlich ab -
Kobold des Waldes schnellt aus dem Dunkel,
pfeifend geistert er hierhin und dort,
irrlichtert heimlich mit federnden Sprüngen
klopfender Töne, die sich verlieren
ins Ungewisse.
Wieder ruft zauberisch der Vogel im Licht,
lockt er den Tag, oder Traum?
Unten aber, in grüner Tiefe,
fiept das verlassene Reh
leise und immer leiser ...
Pan, Deine Flöte spiegelt
einsames Herz aller Dinge.
100
Vor 40 Jahren
von Walter Meven
Die Sommertage des Kriegsjahres 1944 standen ganz im Zei-
chen der alliierten Invasion, die auf Drängen der Russen am 6. Juni
des gleichen Jahres auf dem europäischen Festland begonnen hatte.
Es handelte sich um die größte militärische Operation gegen eine be-
festigte Küste in der gesamten Kriegsgeschichte. Das geglückte Un-
ternehmen war ein deutlicher Hinweis dafür, daß die deutschen
Streitkräfte mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln nicht
einmal mehr in der Lage waren festzustellen, daß sich an der engli-
schen Südküste 6000 schwimmende Einheiten auf diese Landung.
vorbereiteten. Die Verzettelung der deutschen Divisionen, die im
Osten, im Süd-Osten, in Italien und nun auch noch im Westen in
schweren Abwehrkämpfen standen, wurde offenbar. Etappenein-
heiten, die bereits 4 Jahre in Frankreich ein verhältnismäßig ruhiges
Besatzungsleben fristeten, hatten zum Teil nur eine geringe Kampf-
erfahrung. Bewährte Divisionen konnte man unmöglich von
den anderen Kriegschauplätzen abziehen, weil auch dort kein geeig-
neter Ersatz vorhanden war. Eilig zusammengestellte Alarmeinhei-
ten rekrutierten sich aus Ausbildungs- und Ersatztruppenteilen so-
wie Genesenden der Kriegslazarette. Urlauberkompanien stellte
man aus Soldaten zusammen, welche sich auf dem Wege von oder
zur Heimat befanden. Die nahe Katastrophe bahnte sich an, da man
von solch wenig zusammengeschweißten Einheiten nur einen gerin-
gen Kampfwert zu erwarten hatte. Die Zuführung dieser Einheiten
und überhaupt des gesamten Nachschubes gestaltete sich wegen
der zerstörten Verkehrswege äußerst schwierig.
Zu den vorbereitenden Maßnahmen zur Errichtung dieser von
den Russen geforderten zweiten Front gehörte die im ersten Halb-
jahr 1944 erfolgte planmäßige Bombardierung aller strategisch
wichtigen Eisenbahnanlagen.
Der schwere Luftangriff auf Aachen, vom 11. April des glei-
chen Jahres, wurde mit dem besonderen Schwerpunkt auf die Ver-
nichtung der Bahnanlagen des Aachener Hauptbahnhofes ange-
setzt. Das Bahngelände glich einem Trümmerfeld : Umgestürzte Lo-
komotiven, zerstörte Waggons, steil aufragende Schienenstränge
und vernichtete Dienstgebäude boten ein infernalisches Bild. Der
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Zugverkehr von und nach dem Westen wurde über die intakten Ne-
benstrecken der Umgebung Aachens abgewickelt, was verständli-
cherweise zu enormen Verzögerungen des Fahrbetriebes führte. In
diesen Wochen wurde auch der Verschiebebahnhof Montzen
schwer heimgesucht, wobei viele Menschenopfer zu beklagen wa-
ren. Genau wie in Aachen, war auch hier die Zivilbevölkerung stark
in Mitleidenschaft gezogen worden.
Drei weitere Angriffe erfolgten zwischen dem 25. und 28. Mai
1944 auf die Bahnhöfe Aachen-Rothe-Erde und Aachen-West. Die-
se Angriffe sollten für die deutschen Städte und damit auch für Aa-
chen vorläufig die letzten konzentrierten Angriffe gewesen sein, da
die strategischen Bomberkommandos von diesem Zeitpunkt an im
unmittelbaren Frontbereich eingesetzt wurden. Ihre Aufgaben
übernahmen im rückwärtigen Gebiet zu einem Teil die Jagdbomber,
damals auch ”Jabos” genannt. Begünstigt durch die von ihren Bo-
dentruppen den Deutschen entrissenen Flugbasen, beherrschten sie
den Luftraum bis weit in das Reichsgebiet hinein.
Man machte bei Tage Jagd auf alles, was sich auf den Straßen
bewegte : Einzelne Radfahrer, Fußgänger und selbst die Bauern auf
den Feldern waren das Ziel ihrer entfachten Jagdleidenschaft ge-
worden. Den Nachschubverkehr unterbanden sie vom Morgengrau-
en bis zur hereinbrechenden Dämmerung, so daß der dringend be-
nötigte Nachschub nur noch während der Dunkelheit befördert
werden konnte. Die Folge war eine heillose Verstopfung der Ver-
kehrswege. Alles, was nicht bei Tagesanbruch, sorgfältig getarnt,
den Blicken der Jagdbomber entzogen war, wurde ein Opfer der
Bomber und der Bordwaffen.
Für die Angriffe auf fahrende Eisenbahnzüge hatte man eine
besondere Taktik entwickelt, bei der zunächst die Lokomotive so
lange mit Bordwaffen beschossen wurde, bis der entweichende
Dampf den Zug zum Stehen brachte. Die Waggons boten dann als
ruhendes Ziel eine leichte Beute, obwohl die auf einem Güterwagen
mitgeführte Begleitflak heftig feuerte. Den Piloten war eine Art
Kontrollfunktion über das Hinterland zugedacht worden, die auch
zum Nachteil der Zivilbevölkerung auf nichtmilitärische Ziele aus-
gedehnt wurde.
So wurden in diesen Tagen auch einzelne Ortschaften unserer
engeren Heimat von den Aktionen aus der Luft betroffen. Oft ge-
nug hatte man die Luftalarme ganz einfach ignoriert, weil man der
Ansicht war, in einer überwiegend von der Landwirtschaft gepräg-
102
ten Gegend verhältnismäßig ”sicher” zu sein. Um so überraschter
war man, als in diesen Sommertagen die Orte Eynatten, Hergen-
rath, Raeren und Walhorn von einem solchen Luftangriff heimge-
sucht wurden.
Eine uns heute vorliegende Liste, die im Original im Haupt-
staatsarchiv Düsseldorf beruht, gibt auszugsweise einen Überblick
über die Art und den Umfang dieser Angriffe :
Eynatten :
9, August 1944, Alarm von 9 - 12.35 Uhr, Angriff 11.50 Uhr, 300
Brandbomben gefallen, Flurschaden 6 Ha, 20% Sprengbrandbom-
ben, alles auf freies Gelände gefallen.
Hergenrath ;: .
24. Juli 1944, 0.54 - 0.55 Uhr, 1 Sprengbombe gefallen, 1 Haus be-
schädigt.
Montzen :
10. August 1944, Alarm von 12.10 - 12.40 Uhr,
Bordwaffenbeschuß auf Montzen.
Moresnet :
24. Juli 1944, Alarm von 23.21 - 1.39 Uhr,
Auf dem Gemeindegebiet von Altenberg 1 Sprengbombe,
6 Häuser leicht beschädigt.
Raeren :
9. August 1944, Alarm von 9.00 - 11.45 Uhr,
Angriff gegen 10 Uhr, 345 Brandbomben, 45 Blindgänger,
4 Leitwerke von Phosphorkanister.
a.) Scheune Knoppenburg getroffen,
b.) freies Gelände 335 Brandbomben, 45 Blindgänger,
4 Leitwerke w.o.
1 Heuschober teilweise verbrannt. Auf dem Heuboden lagerten 20
Fuhren Heu. Die Raerener Feuerwehr griff sofort ein, daher gerin-
ger Schaden.
Walhorn :
9. August 1944, Alarm von 9.00 - 12.35 Uhr,
Angriff 11.50 Uhr, 300 Brandbomben, davon 20% Sprengbrand-
bomben, circa 200 auf Wohngebiete, circa 100 auf freies Gelände,
Personenschäden keine, Flurschäden 100 Ha, 1 Großbrand, 11 Per-
sonen umquartiert, 12 Fuhren Heu verbrannt. (1)
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Heutige Ansicht des Gutes Montem (Walhorn).
Das Wohnhaus wurde nach dem Krieg neu errichtet.
Foto A. Jansen
Die vorstehende Liste stammt aus den Beständen des Befehls-
habers der Ordnungspolizei und des Höheren SS und Polizeiführers
West, Obergruppenführer Karl Gutenberger.
Der örtliche Luftschutzleiter, meist ein Polizeibeamter, oft
aber auch der Bürgermeister, führten ein sogenanntes Luftschutz-
Tagebuch, in das sie alle Luftalarme mit Datum und Uhrzeit einzu-
tragen hatten. Nach einem Angriff mußten sie ebenfalls über die
Art und den Umfang des Bombardements und die dadurch entstan-
denen Schäden berichten. Die von ihnen angegebenen Zahlen konn-
ten dabei nur Schätzwerte sein.
Mit Blindgängern bezeichnete man abgeworfene Kampfmittel,
die aus technischen Gründen versagten und nicht detonierten. Eine
besonders tückische Version stellten die Langzeitzünder dar, die
nach einer vorher eingestellten Zeit, oft erst nach Tagen oder sogar
nach einer Woche, krepierten.
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Die Einschlagstelle, die man unglücklicherweise nicht immer
entdeckte, mußte wegen der damit verbundenen Gefahr im weiten
Umkreis abgesperrt werden. Mancher unentdeckt gebliebene Zeit-
zünder detonierte überraschend und kostete vielen Menschen das
Leben.
Eine Abschrift aus dem Luftschutztagebuch mußte in einer
Ausfertigung an den Höheren SS und Polizeiführer West mit dem
Sitz in Kaiserswerth bei Düsseldorf gerichtet werden, eine weitere
erhielt der B.d.O. - Befehlshaber der Ordnungspolizei - im Wehrbe-
reich VI, mit dem Sitz in Münster. Diese Dienststellen regelten den
überregionalen Einsatz der Hilfs- und Rettungseinheiten nach ei-
nem Luftangriff. Bei Annäherung der amerikanischen Kampftrup-
pen in den Septembertagen des Jahres 1944 wurden Eynatten und
Walhorn noch einmal von Jagdbombern angegriffen, weil sich dort
deutsches Militär mit ihren Fahrzeugen aufhielt.
Das Vlattenhaus in Eynatten erhielt dabei einen schweren
Bombentreffer, der eigentlich den auf dem Hof des benachbarten
Gutes abgestellten Panzern gegolten hatte.
Nach den Rückzugsgefechten der deutschen Truppen, die mit
Artilleriefeuer einhergingen und leider auch einigen Zivilisten das
Leben kosteten, schlug für die Bewohner unserer Heimat die langer-
sehnte Befreiungsstunde, die nur noch einmal durch die beginnende
Ardennenoffensive getrübt wurde.
(1) Bei dem Brand handelt es sich um das Gut Montem; ein angeschossenes Flugzeug
soll sich seiner Bombenlast entledigt haben. In dem Falle hätte es sich um keinen di-
rekten Angriff gehandelt. Die 11-köpfige Familie wurde nach Astenet (Molkereige-
bäude) evakuiert.
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Ein Stück Vergangenheit
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Unser Foto zeigt einen deutschen Grenzwachtposten am sog. ”elektrischen Draht”.
Im Hintergrund - links - Schloß Beusdael,
Reprod. A. Jansen
Vor 70 Jahren wurde entlang der belgisch-niederländischen
Grenze eine unter Starkstrom stehende Drahtsperre errichtet. Char-
les Cravatte (f) beschrieb die Lage wie folgt : (1)
”Nach dem Beginn des Krieges 1914-18 wurde unser Land militä-
risch besetzt. Die Dörfchen entlang der niederländischen Grenze
wurden mit Garnisonen belegt, deren Aufgabe es war, die Grenze
zu überwachen und den Verkehr mit Holland, das neutral geblieben
war, zu unterbinden, ganz besonders aber das Entweichen der jun-
gen Leute zu verhindern. Die hierzu bestimmten Soldaten, meist
nicht mehr ganz junge Landsturmleute, waren dieser Aufgabe je-
doch nicht gewachsen. Da kam die deutsche Verwaltung auf die”
Idee, der ganzen Grenze entlang eine starke stromgeladene Draht-
sperre zu errichten und Belgien so zu isolieren.
106
Dieser Drahtzaun kam von den ”Drei Steinen” oberhalb Gem-
menich herunter. Aus internationalen Gründen durfte derselbe je-
doch nicht haarscharf der Grenze folgen, sondern mußte in einem
gewissen Abstand von derselben errichtet werden, so daß Dörfer
wie Sippenaeken, Teuven und ’s Gravenvoeren in eine Art Grenzzone
eingepfercht wurden, die zwischen dem Draht und der Grenze selbst
lag. Die Bewohner dieser Zone hatten. damit nur mehr sehr wenig
Bewegungsfreiheit.
Allerdings kannten sie in den Wiesen und Wäldern genügend
Schliche und Wege, um zwischen den Grenzposten hindurch mit
Holland zu verkehren und sich dort mit dem Lebensnotwendigen zu
versorgen, das in der Zone nicht mehr aufzutreiben war. Das eigene
Landesinnere wurde jedoch durch den gefährlichen und außerdem
bewachten "elektrischen Draht” absolut abgesperrt.
Seinen eigentlichen Zweck, d.h. ein Entweichen der jungen
Leute zu verhindern, die über Holland die belgische Armee errei-
chen wollten, konnte besagter Draht denn doch nicht ganz erfül-
len. Die jungen Leute fanden immer wieder Mittel und Wege, das
gefährliche Hindernis zu überwinden. Einmal wurden nahe am
Draht stehende hohe Bäume als Stütze für Leitern benutzt, ein an-
dermal wurde der Draht im Stabhochsprung bewältigt. Schwimm-
taucher benutzen die Göhl als Durchgangskanal, kurz, immer wie-
der kamen junge Leute ”nach Holland durch”. Das wurde dann
aber viel schwieriger, als sämtliche Bäume gefällt, der Zaun be-
trächtlich erhöht, die Göhl mittels Stacheldrahtrollen ”verstopft”
wurde. Dennoch wurde der Übergang immer wieder gewagt, doch
mußte jetzt mancher junge Mann sein Leben lassen. Diese Opfer
wurden dann meist auf den Friedhöfen der betreffenden Ortschaf-
ten beigesetzt und ihre Grabstätten von der Bevölkerung gepflegt.
Nach dem Krieg beschloß der Graf von Beusdael, Joseph
E d’Oultremont, diesen jungen Patrioten im Beusdaeler Wald ein Er-
innerungsmal errichten zu lassen.”
(Dieses Denkmal wurde von der deutschen Besatzung 1940-44 weg-
geräumt. 1962 wurde jedoch an derselben Stelle durch die Front-
kämpferverbände, die Gemeindeverwaltungen und die Bevölkerung
ein neues Denkmal errichtet.)
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Auf dem Büchermarkt
von Alfred Bertha
Immer wieder hat es der ”schreibende Pastor” Viktor Gielen in
seinen zahlreichen Veröffentlichungen verstanden, die heimatkund-
liche Forschung in den allgemeinen geschichtlichen Rahmen einzu-
fügen und die Verbindung zwischen der Geschichte der Könige und
Mächtigen einerseits und derjenigen des Volkes und des kleinen
Mannes andererseits herzustellen.
Auch in seinem neuesten Buch
”Aachen und Eupen unter dem Eisernen Kanzler”, 222 S., Leinen
mit Schutzumschlag, Grenz-Echo Verlag, Eupen, 1984, 644 Fr
geht es Viktor Gielen wieder darum, zu zeigen, daß wir auf den
Schultern unserer Vorfahren stehen und unsere eigene Geschichte
nicht verstehen können, wenn wir die Fäden zur Vergangenheit
abreißen lassen. Das Gefühl für die Tradition zu stärken muß eines
der vordringlichsten Ziele des Heimatschriftstellers bleiben. Die
Bismark-Ära, die Jahre von 1862-1890, haben die deutsche und die
europäische Landkarte nachhaltig verändert. Statt der in Aachen er-
sehnten ”großdeutschen Lösung” unter der Führung Österreichs,
wo ”Preußen in Deutschland aufgegangen wäre”, kam es - vor allem
auf Bismarks Betreiben - zur Schaffung eines deutschen National-
staates unter. Preußens Führung.
Viktor Gielen zeichnet anhand von Archivunterlagen und Zei-
tungsberichten, welche Stimmung in Aachen und Eupen nach 1848
herrschte und wie die anfängliche Zurückhaltung der Rheinländer
gegenüber den ungeliebten Preußen in eine staatsbejahende Hal-
tung überging, nicht zuletzt infolge der auf den Kriegsschauplätzen
von 1866 und 1870-71 durch die deutschen Truppen errungenen
Siege.
Ein ausführliches Kapitel widmet der Autor dem sog. Kultur-
kampf und dessen Auswirkungen in Aachen und Eupen. Der ”Ei-
serne Kanzler”, der alle Tendenzen, die er als gegen den Staat ge-
richtet ansah, heftig bekämpfte, legte sich mit seinen innenpoliti-
schen Gegnern, der Zentrumspartei, und anschließend mit der ka-
tholischen Kirche an. Schikanöse Gesetze riefen in katholischen
Kreisen heftigen Widerspruch hervor. Auch in Aachen und Eupen
war die Stimmung regierungsfeindlich und sowohl die
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Fronleichnams- wie die Moresneter Bittprozession entfalteten sich
zu machtvollen Glaubenskundgebungen. In Moresnet zählte man
am 22. Juni 1873 nicht weniger als 30.000 Pilger. Auch die Heilig-
tumsfahrt des Jahres 1881 wurde ”zu einer eindrucksvollen Protest-
kundgebung gegen die religiöse Unterdrückung”. Bismarks Einlen-
ken zeigt seinen Sinn für Realpolitik. Dennoch hat der Kulturkampf
bei unseren Vorfahren das Vertrauen in den Staat erschüttert und
das Gefühl aufkommen lassen, unter den Preußen zweitklassige
Menschen zu sein.
Neben kulturhistorisch interessanten Fragen, wie der Erschei-
nung von Neugotik und Neuromanik in Aachen und Eupen, finden
wir in Gielens Buch Hinweise auf all das, was das Alltagsleben der
Bürger in Aachen und Eupen bestimmte. Dazu ein ausgedehntes
Kapitel über die soziale Frage, die in den siebziger Jahren des vori-
gen Jahrhunderts mehr als brennend war. Adolf Kolpings Gesellen-
verein, der Eupener Weberstreik von 1872, das tragische Ende des
Aachener Paulusvereins : das sind nur einige der in diesem Zusam-
menhang erläuterten Fakten.
| Eine ausführliche Schilderung des Großbrandes, der 1883 das
Aachener Rathaus zerstörte, - dabei kam auch die Eupener Feuer-
wehr zum Einsatz -, und die Geschichte des Julius Reuter, der 1850
in Aachen mit Brieftauben den Grundstein zur heute weltumspan-
nenden Reuter - Agentur legte, runden V. Gielens Buch ab. Das
Werk ist reich bebildert und verdient auch wegen seiner gediege-
| nen Aufmachung volle Anerkennung.
| ”Aachen und Eupen unter dem Eisernen Kanzler” : ein Stan-
| dardwerk, das in keiner Heimatbibliothek fehlen darf.
CE all al alla al al al al al al al al al al
Der in Münzsammlerkreisen bestbekannte Ketteniser Numismati-
ker Peter Ramjoie, der schon 1973 mit einer Arbeit über die Ab-
stempelung der deutschen Geldscheine in Belgien einen wertvollen
Beitrag zur Heimatgeschichte geleistet hat, legte aus Anlaß der Ver-
abschiedung des Ausführungsgesetzes zu Art. 59 ter der Verfassung
eine Broschüre über die ”Münzen, Scheine, Medaillen und Zeichen
| des 19. und 20. Jh. im deutschsprachigen Ostbelgien”” vor.
| Damit besitzen wir zum ersten Male einen Überblick über die Viel-
zahl der Drucke und Prägungen unseres Gebietes : von den Erinne-
| rungsmedaillen bis zum Notgeld des 1. Weltkrieges, von Brauerei-
| pfandmarken aus Eupen und Sackpfandmarken aus Raeren über
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Wertmarken der Hergenrather Kalkwerke bis zu Phantasieprägun-
gen aus Neutral-Moresnet hat Peter Ramjoie nach Gemeinden ge-
ordnet alles gesammelt, was irgendwie unter die Oberbegriffe Me-
daillen, Wertmarken und Geldscheine fallen kann und aus dem Ge-
biet Eupen-Malmedy-St. Vith oder den grenznahen altbelgischen
Gemeinden stammt. Die Schrift wendet sich nicht nur an Numisma-
tiker, sondern an alle Freunde der Heimatgeschichte. Sie ist erhält-
lich in allen ostbelgischen Geldinstituten und beim Autor (Liberme
11, 4701 Kettenis).
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Schon im Dezember 1914 gab die Gemeinde Montzen Notgeld aus. Diese ”Bons de
Caisse” (Kassengutscheine) zu 1 Fr waren, wie der Aufdruck besagt, ”sofort nach
Normalisierung der Lage einlösbar.” Die Rückseite trägt den Gemeindestempel, eine
laufende Nummer sowie den Hinweis, daß ein ”Bon de Caisse”, um gültig zu sein,
folgende Vermerke tragen müsse : 1. Die Unterschriften der Schöffen; 2. den Ge-
meindestempel; 3. eine laufende Nummer. (Unsere Abbildung stammt nicht aus der
hieroben erwähnten Schrift von P. Ramjoie.)
110
Der Verlag Tischler - Press, München, bittet uns auf eine neue
Zeitschrift hinzuweisen und fügt folgenden erläuternden Text bei :
„Impressum“,
Zeitschrift für auslandsdeutsche Literatur
Zum ersten Mal in der über 800jährigen Geschichte des Auslands-
deutschtums und in der fast 400jährigen deutschen Pressege- +
schichte (Zeitungsgeschichte) wird der Verlag Tischler Press in
München eine Zeilschrift für auslandsdeutsche Literalur herausge-
ben. "Impressum" stellt sich die Aufgabe, die literarische Produk-
tion der in aller Well lebenden ca. 14 Millionen Auslandsdeutschen
zu sammeln, zu sichten, kritisch zu bearbeiten und das Beste
daraus einer breilen Leserschaft in elwa 40 Staaten der Welt zu
präsentieren.
"Impressum" will alle Schaffenden geistig einander näherbringen,
ihnen das Gefühl der Zusammengehörigkeit vermitteln. Es will de-
nen, die keine Publikalionsmöglichkeiten besitzen, die Gelegenheit
zur Selbstdarstellung bieten und die Möglichkeit geben, sich auch
den binnendeutschen, Österreichischen und Schweizer Verlagen
vorzustellen, die die auslandsdeutsche Literatur bis jetzt oft stief-
mütterlich behandeln. Es will helfen, eine Kultur zu bewahren und
zu aklivieren, die zum gesamtdeulschen Kulturerbe gehört.
"Impressum' will damit zur Bereicherung der gegenwärligen
deutschsprachigen Literalur beitragen. - Andererseits möchte es
für die im Ausland lebenden Deutschen, Österreicher und Schwei-
zer die Produktion von binnendeutschen Verlagen in Form von
Rezensionen oder Verlags-Anzeigen nahebringen. - Alle Interessen-
ten - Autoren, Leser, Inserenten und Verlage - erhalten nähere
Auskunft bei: Auslandsdeutscher Verlag Tischler Press, Schmae-
delstraße 32, D-8000 München 60.
Wertes Mitglied !
Nach langen und umfangreichen Vorarbeiten wird am kommenden 6. Oktober das
Göhltalmuseum eröffnet werden können.
Damit geht ein lange gehegter Wunsch unserer Vereinigung in Erfüllung und
nicht nur Kelmis, sondern das gesamte Göhltalgebiet wird eine kulturelle
Bereicherung erfahren. Wir hoffen, dass das neue Museum (Maxstrasse, 9
in Neu-Moresnet/Kelmis) auch bei unseren Mitgliedern auf reges Interesse
stossen wird.
Ab Sonntag, den 07.10.1984 ist das Museum geöffnet, und zwar samstags von
14 - 18 Uhr, sonntags von 15 - 18 Uhr und (vorläufig) mittwochs von
14 - 17 Uhr.
Als erste Veranstaltung unserer Vereinigung im Konferenz-und Ausstellungs-
raum des Museums findet am Samstag, den 13.Oktober, und Sonntag, den
14. Oktober 1984 eine Ausstellung von Gemälden des Eupener Künstlers
Bruno Kalbusch statt. Die Öffnungszeiten sind am Samstag von 16 - 20 Uhr
und am Sonntag von 14 - 20 Uhr.
Herzliche Einladung !
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Schützen in Ostbelgien
Ostbelgien, die Stadt Eupen und mit ihr die 27 OSV-Mitgliedsvereine
werden am 28. und 29. September 1985, so Gott will, die Schützen
Europas zu Gast haben. Diese vielen tausend Gäste werden dann
Bekanntschaft mit unserer Heimat, dem Schützen- und Ferienland
Ostbelgien, machen können.
Dieses Ereignis wird die erste regionale Großveranstaltung sein, die in
einer, seit dem 30. Januar 1984, weitgehend eigenständigen belgischen
Kulturgemeinschaft deutscher Sprache veranstaltet wird.
Neben dem Bürgermeister der gastgebenden Stadt und dem Präsi-
denten unserer Kulturgemeinschaft, werden drei, ausschließlich für
unser Gebiet zuständige Minister die Schützenschwestern und
Schützenbrüder willkommen heißen.
Wir ostbelgischen Schützen dürfen stolz darauf sein, wieder einmal, .
wie schon so oft in der Geschichte, zu den Pionieren zählen zu
können. Uns bietet sich erneut die Gelegenheit, jene Lügen zu strafen,
die in uns Schützen nur nostalgische Träumer zu erkennen glauben.
Gerade weil wir Schützen dem Fortschritt stets in gebührender Weise
kritisch aber positiv begegnen, das Leben wie auch unser Hobby mit
überlegener Gelassenheit in Angriff nehmen, können wir uns eine
gehörige Portion Nostalgie leisten ohne Schaden zu nehmen.
Auch die politischen Mandatsträger und Repräsentanten unserer
Kulturgemeinschaft wissen um die Bedeutung dieses Festes für uns
alle.
Neben der uns prägenden katholischen Kirche, gehört das Schützen-
wesen zum ältesten und langlebigsten Kulturträger dieses Konti-
nentes. Durch die Jahrhunderte wurde das Gedankengut, das uns
Schützen, gleich aus welcher Region Europas wir stammen, prägte,
den Jungen von den Alten überliefert. Daß dabei Detailinformationen
verloren gingen, war unvermeidbar; das Wesentliche aber wurde stets
unverfälscht weitergereicht.
Mit diesem Buch wird erstmals der Versuch unternommen, das
vorhandene Wissen der OSV-Mitgliedsvereine zu sammeln, zu
ordnen, zu ergänzen, zu vergleichen und zu analysieren. Die hierbei
gewonnenen neuen Erkenntnisse sind als Hinweis auf noch viele
bisher verborgen gebliebene Schätze geschichtlichen Inhaltes zu
werten.
Den Fremden wird dieses Buch eine Hilfe sein, das geschichtlich so
bedeutende Ferienland Ostbelgien und seine Schützen besser kennen
zu lernen.
Wir wünschen Ihnen viele erbauliche und informative Stunden beim
Lesen.
Der Autor
| TA
® ®
Bitte um baldige
Vorbestellung!
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Das noch diesen Sommer erscheinende Buch wird nicht nur Ihr
Interesse finden, es eignet sich auch hervorragend als Geschenk für
alle geschichtlich interessierten Nicht- oder Noch-Nichtschützen.
Es eignet sich weiter als sinnvolles Gastgeschenk für unsere Schützen,
die auswärts oder gar im Ausland, nicht mit leeren Händen da stehen
wollen.
Dieses Buch wird nach Erscheinen nicht im freien Handel erhältlich
sein. Es wird nur in der Geschäftsstelle des Grenz-Echo oder beim
Autor direkt zu beziehen sein.
Der Verkaufspreis wird 880,- F betragen.
Einen öffentlichen Vorverkauf mit Subskriptionspreis wird es nicht
geben.
°
Besonderer Preisnachlaß
eo °
nur für Vereine
Da die Verwirklichung dieses Buches ohne die Mitarbeit und Hilfe der
Vereine unmöglich gewesen wäre, wird nur den Vereinen bei einer
Sammel-Vorbestellung ein besonderer Rabatt eingeräumt.
Sammel-Vorbestellung nur beim Autor:
Albert Janclaes, B- 4711 Walhorn, Ketteniser Straße 16.
Die Bezahlung erfolgt erst nach Auslieferung der Bücher!
Es soll den Vereinsvorständen überlassen bleiben, ob sie den durch die
Sammel-Vorbestellung erzielten Vorzugspreis an ihre Mitglieder
weitergeben oder diese Gewinnspanne ihrer Vereinskasse zukommen
lassen möchten.
Einzelverkaufspreis: 880,- F
Einzelpreis bei mindestens 10 Vorbestellungen: 836,- F
Einzelpreis bei mindestens 20 Vorbestellungen: 792,- F
Einzelpreis bei mindestens 30 Vorbestellungen: 704,- F
Diese Preise beinhalten die gesetzliche Mehrwertsteuer und die
Ausführung mit einem repräsentativen Ganzleinenumschlag!
Der Autor und der Verlag
SENDER RT PAERTEAN NOS FREMESREF SAFT NASSEN
Zum Geleit
1. Teil: Einführung in die Materie
Ich werde Mitglied der Schützen
Die Gründung des OSV
Der Gedanke zu diesem Buch wird geboren
2. Teil: Wissenswertes von A bis Z
Die große bedeutende Gemeinschaft der Schützen
Die dominierende Rolle der Schützenvereine .
Was erzählt uns das Lexikon?
3. Teil: Die Geburtsstunde unserer Schützen
Einleitung
Wir nähern uns dem Kern der Frage
Das Walhorner Gebiet wird
Eigentum des Aachener Marienstiftes
Der »zwingende« Anlaß
Der Königsvogel, ein Papagei?!
Die Karnevalisten, unsere geschichtlichen Vettern
Das späte Mittelalter
Unsere bisher ältesten schriftlichen Belege
4. Teil: Die Verbreitung des Schützenwesens
Zweites Vorwort
Der Siegeszug des Schützenwesens
Abschlußbetrachtungen zu den Gründungsdaten
Die letzten Eintragungen der eigenen Chronik
Dr. Molly, ein großer Mensch, Mitglied und König 1881
Die letzten 40 Jahre
Schlußwort
Das ganze Buch ist leicht lesbar in vielen, in sich abgeschlossenen,
Einzelaufsätzen unterteilt, was ein späteres Wiederfinden von
Einzelaussagen und Informationen sehr erleichtert. Zahlreiche Abbil-
dungen machen die Lektüre zu einem zusätzlichen Vergnügen.
Auf rund 400 Seiten lernen nicht nur die Mitglieder ihre Schützen
noch besser kennen, auch Außenstehenden werden die Schützen
einmal von einer ganz anderen Seite vorgestellt.